The Project Gutenberg eBook of Tag und Nacht This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Tag und Nacht Der Stunden schneller Wechsellauf vom Morgengrauen bis Mitternacht Editor: Ernst Weber Illustrator: Otto Bauriedl Release date: January 29, 2024 [eBook #72801] Language: German Original publication: München: Georg D. W. Callwey, 1924 Credits: The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TAG UND NACHT *** Anmerkungen zur Transkription Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original gesperrter Text ist _so ausgezeichnet_. Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches. Der deutsche Spielmann _Eine Auswahl aus dem Schatze deutscher Dichtung_ für Jugend und Volk Herausgegeben von Dr. Ernst Weber ✥ Tag und Nacht Der Stunden schneller Wechsellauf vom Morgengraun bis Mitternacht Bildschmuck von Otto Bauriedl Zweite, veränderte Auflage ✥ _München 1924_ Georg D. W. Callwey + Verlag des deutschen Spielmanns Druck von Kastner & Callwey, München Geleitspruch des deutschen Spielmanns Tag und Nacht – im Wechsel schweben Sie durch unser Erdenleben; Ihnen folgt der Stunden Schar. Morgenlicht und Dämmerdunkel, Sonnenglanz und Sterngefunkel Tragen sie als Kranz im Haar. Leicht und frisch und frei von Sorgen Tritt der schöne Knabe Morgen Aus dem goldbesonnten Tor. Tausend Hände werden rege, Menschenlaut die stillsten Wege; Froh erschallt der Vöglein Chor. Mittag naht – und ernster schreiten Seine Stunden ihm zur Seiten; Immer müder wird ihr Schritt, Bis aus kühlem Waldesschatten Auf die taubenetzten Matten Leichtbeschuht der Abend tritt. Seiner Hand entsinkt die Leier, Und ein sternbesäter Schleier Spannt sich wie ein Baldachin Über weite Himmelsräume, Und ins Reich der schönen Träume Lockt die stille Königin. Tag und Nacht hält uns umwunden: Alle unsre Lebensstunden, Dunkel bringen sie und Licht, Bis beim letzten Abendglühen Eine Hand den Flor darf ziehen Über unser bleich Gesicht. Der deutsche Spielmann Vor dem Morgen Es zieht ein fahler Schein Am Himmel auf; hellroter Schimmer Glänzt schon die Wolken an von Osten her. Die Sterne sinken unter, wie im Meer Todmüde Schwimmer. Vom Bett aufsteht der Wind. Schlaftrunken noch, im halben Traume, Greift in die Luft ein Zweig, kühl angeweht, Und schwankt und zittert, und ein Schauer geht Von Baum zu Baume. Ein Vogel ruft im Holz, Ein andrer noch; aus allen Nestern Wird froh der Tag begrüßt, der sich erneut. Begehrend drängt das Leben sich zum Heut, Fern liegt das Gestern. Johannes Trojan Morgengrauen Noch ist im sternenvollen Raum Der frischen Nacht kein Hauch zu spüren. Zuweilen nur im halben Traum Wie schauernd sich die Wipfel rühren. Noch liegt es rings auf Feld und Au Wie namenloser Trauer Schweigen; Die Gräser stehn gebeugt im Tau, Die Vögel schlummern in den Zweigen. Da trägt ein Hauch vom Himmelszelt Den ersten Lerchenjubel nieder; Ein Schimmer überhaucht die Welt, Und rein ersteigt der Tag uns wieder. Wilhelm Weigand Das Christusbild Im Walde oben auf dem Berge, im Gerank von wilden blühenden Rosen, hängt Christus am Kreuze an der weißgetünchten alten Kapelle. Sein Mund ist im Schmerz halb geöffnet, rote, schwere Blutstropfen quellen unter dem Dornenkranze hervor und rieseln aus der Seitenwunde über den grauen Schurz, der seine Blößen deckt. So hat er dort gehangen, Jahrhunderte hindurch, Mitleid und Schrecken allen Betern. Aus dem Dorf unten im Tal klingen die Glocken der Frühmette herauf ... Ein Vogel beginnt mit leisem Gesange ... und nun geht die Sonne groß hinter dem Walde auf ... Sie sendet ihre hellen Strahlen durch Birkengrün und Tannendunkel ... feines Klingen läuft vor ihnen her. Und weiter fliegen die Strahlen bis an die alte Kapelle ... Die weiße Wand entlang ... und treffen das Heilandsbild mit ihrem vollen warmen Glanze ... Ein heimliches Flüstern wacht auf in den Bäumen, die wilden Rosen neigen sich im Morgenwind, und über das traurige schmerzerfüllte Antlitz des Gekreuzigten geht ein mildes, sonniges Lächeln ... Albert Sergel Neues Leben Der Himmel glänzt wie Seide, Ein junger Tag erwacht; Was ich gelitten habe, Es starb in dieser Nacht. Das war ein stilles Sterben – Die Bäume rauschten kaum – Das war ein süßes Sterben, Ein Sterben wie im Traum. Nun soll durch meine Nächte Ein tiefer Friede gehn, Und meine junge Sehnsucht So in der Sonne stehn. Oskar Wiener In der Frühe Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür, An meinem Kammerfenster. Es wühlet mein verstörter Sinn Noch zwischen Zweifeln her und hin Und schaffet Nachtgespenster. – Ängste, quäle Dich nicht länger, meine Seele! Freu dich! Schon sind da und dorten Morgenglocken wach geworden. Eduard Mörike Morgendämmerung Die Nacht liegt ausgebreitet, Erquickt die Erde ruht, Der Mond, der zitternde, gleitet Hinab in düsterer Glut. Noch stehn am Himmelsraume Gestirne sonder Zahl. Am fernen dämmernden Saume Zuckt schon ein purpurner Strahl. Die Vögel werden munter, Der Hahn ist längst erwacht, Leis ziehen die Schatten hinunter, Hinunter die tauende Nacht. Martin Greif Vogelmette Dringt das erste Dämmerlicht Grüßend mir ans Bette, Hör ich vor dem Fenster dicht Eine Vogelmette. Hell vom Platz vor meinem Haus, Wo die Sträucher ranken, Klingt sie in die Stadt hinaus Wie ein kindlich Danken. Leise da und dort erwacht Erst ein Vogelseelchen, Und halb schlummernd noch und sacht Stimmen sich die Kehlchen. »Guten Morgen!« hör ich’s dann, »Fehlen denn auch keine?« »Munter, Kinder, fangt nur an: Noch sind wir alleine!« Und nun setzt es silbern ein, Keusch in jedem Klange, Vogelfröhlich, glockenrein, Frisch zum Morgensange! Innig wie ein Kinderlied, Wie ein Märchen traulich, Daß es durch die Lüfte zieht Wundersam erbaulich. Wie es schwillt und wogt und rollt Und zum Schöpfer schwebt, Bis das erste Sonnengold Um die Dächer webt! Ferdinand Avenarius Die Wolke Noch ist es still. Noch schlummert rings die Erde. Nur frühe Vöglein zwitschern, halb im Traum. Hoch droben segelt eine lichte Wolke Im Morgendämmern durch den Himmelsraum. Und schwebend, wie auf weitgespannten Schwingen, Gleicht einem Engel sie, der heimwärts zieht; Vielleicht hat an verlaßnem Sterbelager, Ein stiller Hüter, er zur Nacht gekniet, Vielleicht auf eine Stirn in Fiebergluten Mit lindem Trost die kühle Hand gelegt, Vielleicht ein leidgeprüftes Herz beruhigt, Das hoffend nun dem Licht entgegenschlägt ... ... Da ich noch sinnend in die Ferne träume, Zerfließt die Wolke still im Sonnenschein. Der Himmel öffnet seine blauen Tore: Er läßt den heimgekehrten Seraph ein. Alice von Gaudy Der Morgen Der erste Strahl von Osten her Fliegt kräftig, wie ein lichter Speer, Die Finsternis zu töten. Es steigt von ungesehnem Chor Der Lerchen Sang zum Herrn empor In jubelnden Gebeten. Die Blume wacht aus Träumen auf Und schaut zum Himmel still hinauf, Ihr Auge weint und lächelt, Und rascher jeder Pulsschlag strebt, Und alles jauchzt, und alles lebt, Vom frischen Hauch umfächelt. Und alldurchdringend blitzt der Strahl, Er gleitet in das stille Tal, Was er berührt, das scheinet; Er trifft ein niederes Hüttendach, Wo grad ein treues Herze brach, Das lang umsonst geweinet. Friedrich von Sallet In Hangen und Bangen Zerstoben sind die Wolkenmassen, Die Morgensonn ins Fenster scheint: Nun kann ich wieder mal nicht fassen, Daß ich die Nacht hindurch geweint. Dahin ist alles, was mich drückte, Das Aug ist klar, der Sinn ist frei, Und was nur je mein Herz entzückte, Tanzt wieder, lachend, mir vorbei. Es grüßt, es nickt; ich steh betroffen, Geblendet schier von all dem Licht: Das alte, liebe, böse Hoffen – Die Seele läßt es einmal nicht. Theodor Fontane [Illustration] Für und für Im ersten matten Dämmer thront Der blasse, klare Morgenmond. Der Himmel zeigt ein kühles Blau, Der Wind knipst Perlen ab vom Tau. Der Friede zittert: ungestüm Reckt sich der Tag, das Ungetüm, Und schüttelt sich und brüllt und beißt, Und zeigt uns so, was leben heißt. Die Sonne hat den Lauf vollbracht, Und Abendröte, Mitternacht. Im ersten matten Dämmer thront Der blasse, klare Morgenmond. Und langsam frißt und frißt die Zeit Und frißt sich durch die Ewigkeit. Detlev v. Liliencron Stille Tränen Du bist vom Schlaf erstanden Und wandelst durch die Au, Da liegt ob allen Landen Der Himmel wunderblau. So lang du ohne Sorgen Geschlummert schmerzenlos, Der Himmel bis zum Morgen Viel Tränen niedergoß. In stillen Nächten weinet Oft mancher aus den Schmerz, Und morgens dann ihr meinet, Stets fröhlich sei sein Herz! Justinus Kerner In der Frühe Goldstrahlen schießen übers Dach, Die Hähne krähn den Morgen wach; Nun einer hier, nun einer dort, So kräht es nun von Ort zu Ort; Und in der Ferne stirbt der Klang – Ich höre nichts, ich horche lang. Ihr wackern Hähne, krähet doch! Sie schlafen immer, immer noch. Theodor Storm [Illustration] Morgenwind Wenn noch kaum die Hähne krähen, Macht sich auf der Morgenwind, Feget aus mit starkem Wehen Stadt und Flur und Wald geschwind. Allen Bäumen in der Runde Schüttelt er die Locken aus, Weckt die Blümlein in dem Grunde, Lockt die Lerch ins Tal hinaus. Nebel, die an Bergen hangen, Jagt er ohne Gnade fort; Kommt Frau Sonne dann gegangen, Find’t sie sauber jeden Ort. Will sie bei dem treuen Winde Sich bedanken in Person, Ist er, daß ihn keiner finde, Über alle Berge schon. Paul Heyse Gruß der Sonne Aus den braunen Schollen springt die Saat empor, Grüne Knospen rollen tausendfach hervor. Und es ruft die Sonne: »Fort den blassen Schein! Wieder will ich Wonne, Glut und Leben sein! Wieder wohlig zittern auf dem blauen Meer Oder zu Gewittern führen das Wolkenheer! In den Frühlingsregen sieben Farben streun Und auf Weg und Stegen meinen goldnen Schein! Ruhn am Felsenhange, wo der Adler minnt, Auf der Menschenwange, wo die Träne rinnt! Dringen in der Herzen kalte Finsternis, Blenden alle Schmerzen aus dem tiefsten Riß! Bringt – ich bin die Sonne – an das Kerkertor, Was ihr habt gesponnen winterlang, hervor. Alle finstern Hütten sollen Mann und Maus Auf die Aue schütten, an mein Licht heraus! Mit all euren Schätzen lagert euch herum, Wendet eure Fetzen vor mir um und um! Daß durch jeden Schaden leuchten ich und dann Mit dem goldnen Faden ihn verweben kann!« Gottfried Keller Morgenlied [Illustration] Mit edlen Purpurröten Und hellem Amselschlag, Mit Rosen und mit Flöten Stolziert der junge Tag. Der Wanderschritt des Lebens Ist noch ein leichter Tanz, Ich gehe wie im Reigen Mit einem frischen Kranz. Ihr taubenetzten Kränze Der neuen Morgenkraft, Geworfen aus den Lüften Und spielend aufgerafft – Wohl manchen ließ ich welken Noch vor der Mittagsglut; Zerrissen hab ich manchen Aus reinem Übermut! Mit edeln Purpurröten Und hellem Amselschlag, Mit Rosen und mit Flöten Stolziert der junge Tag – Hinweg, du dunkle Klage, Aus all dem Licht und Glanz! Den Schmerz verlorner Tage Bedeckt ein frischer Kranz. C. F. Meyer Pförtners Morgenlied Verschwunden ist die finstre Nacht, Die Lerche schlägt, der Tag erwacht, Die Sonne kommt mit Prangen Am Himmel aufgegangen. Sie scheint in Königs Prunkgemach, Sie scheinet durch des Bettlers Dach, Und was in Nacht verborgen war, Das macht sie kund und offenbar. Lob sei dem Herrn und Dank gebracht, Der über diesem Haus gewacht, Mit seinen heilgen Scharen Uns gnädig wollt bewahren! Wohl mancher schloß die Augen schwer Und öffnet sie dem Licht nicht mehr; Drum freue sich, wer neu belebt Den frischen Blick zur Sonn erhebt! Friedrich Schiller Guter Rat Des Morgens denk an deinen Gott, Des Mittags iß vergnügt dein Brot, Des Abends denk an deinen Tod, Des Nachts verschlafe deine Not! Volksmund Mittagsstille Am Waldsaum lieg ich im Stillen, Rings tiefe Mittagsruh, Nur Lerchen hör ich und Grillen Und summende Käfer dazu. Die Falter flattern im Kreise, Kein Blatt rührt sich am Baum, Die Gräser beugen sich leise, Halb wach ich, halb lieg ich im Traum. Martin Greif [Illustration] Um die dritte Stunde Die dritte Stunde nachmittags, Das ist die _müde_ Stunde, Es geht das Zittern ihres Schlags Wie Lähmung in die Runde. Da liegt sie stumm, die heiße Welt, Verschmachtet und begraben; Der Glutengott alleine hält Die Fackel noch erhaben. Wie Wüstenodem tödlich drückt Sein schwüles Reich die Matten, Und von des Turmes Kuppel bückt Sich welk der müde Schatten. Verlechzend ist auf dürrem Moos Das Flurgeräusch entschlafen, Die Welle schlürft gedankenlos Ums träge Schiff im Hafen. Wie ein erschlagner Riese schweigt Die glühe Felsenflanke; Im Menschenhaupt hat sich geneigt Zum Schlummer der Gedanke. Kein Laut ergeht, kein Hauch, kein Lied Gibt noch von Leben Kunde, Als ob der Erdengeist verschied Um diese dürre Stunde. J. G. Fischer Nach trübem Tage Der Tag war trüb; nun will das Licht Im Scheiden noch den Gram besiegen; Es übt die alte Liebespflicht, Und Stadt und Hain im Schimmer liegen. Die Bäume standen schwer vergrollt, Als gäb es nirgends einen Retter – Nun brach hervor das Sonnengold Und leuchtet lächelnd durch die Blätter. Hanns von Gumppenberg Abendlied Ich stand auf Berges Halde, als heim die Sonne ging, Und sah, wie überm Walde des Abends Goldnetz hing. Des Himmels Wolken tauten der Erde Frieden zu, Bei Abendglockenlauten ging die Natur zur Ruh. Ich sprach: »O Herz, empfinde der Schöpfung Stille nun, Und schick mit jedem Kinde der Flur dich auch, zu ruhn.« Die Blumen alle schließen die Augen allgemach, Und alle Wellen fließen besänftiget im Bach. Nun hat der müde Sylphe sich unters Blatt gesetzt, Und die Libell am Schilfe entschlummert taubenetzt. Es ward dem goldnen Käfer zur Wieg ein Rosenblatt; Die Herde mit dem Schäfer sucht ihre Lagerstatt. Die Lerche sucht aus Lüften ihr feuchtes Nest im Klee, Und in des Waldes Schlüften ihr Lager Hirsch und Reh. Wer sein ein Hüttchen nennet, ruht nun darin sich aus; Und wen die Fremde trennet, den trägt ein Traum nach Haus. Mich fasset ein Verlangen, daß ich zu dieser Frist Hinauf nicht kann gelangen, wo meine Heimat ist. Friedrich Rückert Der letzte Glanz Vom Berge kamen wir daher Nach Sonnenuntergang; Tief unten stieg ein Nebelmeer Empor den Fluß entlang. Wie dunkel drüben Wald und Rain, Schwarz dort die Felsenkluft! – Doch lag noch roter Sonnenschein Hoch oben in der Luft. So scheidet alles – auch das Glück, Wenn’s dir entwichen ganz, Es läßt doch in der Luft zurück Noch einen letzten Glanz. Adolf Bartels Der Sandmann [Illustration] Der Abendwind säuselt im Strauche der Schlehn. Die Herbstzeitlosen im Felde stehn. Die Mondsichel blitzt aus ätherischem Blau, In den Wiesengräsern glitzert der Tau. Auf der Landstraße zieht eine eigne Gestalt – Hat Flugsand zu Menschenleib sich geballt? Was will denn der Wandrer abends noch spät, Daß er Körner ausstreut, wie ein Mann, der sät? Sein Haupthaar ist Sand, und sein Vollbart ist Sand, Und in sandigen Falten fließt sein Gewand. Von Sand ist sein Mantel, von Sand ist sein Hut, Nur die Augen schillern in grünlicher Glut; Drin lodert bald grünlich, bald bläulich der Brand, Und es knistert sein Wandeln wie rieselnder Sand. Vom wachsgelben Körper im Mondsichelschein Die Sandkörner glühn wie Geschmeid und Gestein. Von fern aus milchweißem Nebelflor Tauchen Mauern und Türm einer Stadt empor. Und er schlüpft, eine Welle sickert so fein, In die mondhellen Gassen durchs Tor hinein. Durch die Fenster die Menschen er sitzen sieht, Beim Abendbrot und beim Abendlied. Die Mutter erzählt im Kinderkreis Ein grusliches Märchen, flüsternd leis. Da tönt von den Türmen Spätglockengeläut, Und der Sandmann ins Zimmer die Körner streut. Er schleudert in Garben aus blinkender Hand, Wie ein Regen von Sternen, den goldenen Sand. Und den Kleinen, pausbäckig und märchenfrisch, Sinken traumschwer die Wimpern über den Tisch. Das sticht so dornig, das prickelt so spitz, Sie reiben die Augen, da leuchtet’s wie Blitz. Die Mutter den Ruf aber schallen läßt: »Der Sandmann ist da! Flugs, Kind, ins Nest!« Heinrich Vierordt Maiabend Amsel singt ihr letztes Lied Und versteckt ihr Köpfchen, Vom vergangnen Regen müd Sickert’s noch in Tröpfchen. Zarte Frühlingswehmut webt Träumerisches Schweigen, Und ein süßes Sehnen schwebt In den dunkeln Zweigen. Ferdinand Avenarius [Illustration] Die Sonne liegt im Sterben Die Sonne liegt im Sterben, da kommen allzumal In langen, weißen Kleidern die Wolken in den Saal. Als alle sich versammelt an ihres Bettes Rand, Vermacht sie jeder Wolke ein feuerrotes Band. Und mit den roten Bändern, wie prahlen sie so sehr! Und wenn die Sterne kommen, so hat es keine mehr. Hermann von Gilm Mailied Ich sah dem Glanz der Sonne nach, Sie brückte ganz mit Gold den Bach. Und als ihr Bild ich sah nicht mehr, Da glänzt’ es mild vom Rücken her. Um wandt ich mich, der Mond ging auf. Die Sonn entwich; nun komm im Lauf! Der Sonne Gold zerschmolz im Bach; Nun streu ihm hold dein Silber nach! So zwischen Gold und Silberglanz, O flösse hold mein Leben ganz! Friedrich Rückert Sonnenuntergang Wo bist du? Trunken dämmert die Seele mir Von aller deiner Wonne; denn eben ist’s, Daß ich gelauscht, wie, goldner Töne Voll, der entzückende Sonnenjüngling Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt’; Es tönten rings die Wälder und Hügel nach, Doch fern ist er zu frommen Völkern, Die ihn noch ehren, hinweggegangen. Chr. Friedr. Hölderlin Die Großmutter Großmutter, wie wir noch Kinder waren, War selbst schon ein Kind mit schneeweißen Haaren, Nun hatte sie gar keine Freude mehr, Und bloß ihre Lampe liebte sie sehr. Mit der hat sie immerfort was gesprochen. Und war kaum die Dämmrung angebrochen, Saß sie beim Tisch im Lampenlicht Und wackelte mit dem Runzelgesicht. Und wollten wir Schlimmen sie abends erschrecken, Mußten bloß die Köpfe zur Türe reinstecken. Dann weinte sie: »Macht doch die Türe zu, Laßt doch die arme Lampe in Ruh!« – Und hob die kleinen, verschrumpelten Hände Und hielt sie vors Lämplein wie eine Blende Und weinte: »Aber, aber! Ihr Schlimmen! Nein, nein! Macht doch zu! Ihr laßt ja das Dunkel herein!« Aber einmal, da sind wir’s nicht gewesen, Und die Lampe war doch erloschen gewesen, Und die Tür stand auf und der Tag war schon licht, Und Großmutter saß und rührte sich nicht ... Hugo Salus Mondaufgang Seltsam in den Büschen Schatten und fahles Licht – Sie stehen rings um mich herum mit fragendem Gesicht, Sehn alle ernst zum Monde hin – der steigt aus der Erd empor, Steigt wie eines toten Königs Geist aus seiner Gruft hervor Blickt groß und traurig um sich her – da wandelt’s bleich übers Feld, Wird alles eine andere, wird wieder seine Welt. Ferdinand Avenarius Feierabend In einen brennenden Abendhimmel aus Staub und Dunkel steigt der Dom. Seine Glocken läuten. Die kleinen Linden stehen schwarz, vor ihren Türen sitzen die alten Leute. Feierabend! Die Gassen schweigen. Die Glut erlischt, am Himmel leise ziehn die ewigen Sterne auf. Arno Holz Abendlied [Illustration] Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar; Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar. Wie ist die Welt so stille Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold! Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt. Seht ihr den Mond dort stehen? – Er ist nur halb zu sehen Und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn. Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel; Wir spinnen Luftgespinste Und suchen viele Künste Und kommen weiter von dem Ziel. Gott, laß uns _dein_ Heil schauen, Auf nichts Vergänglichs trauen, Nicht Eitelkeit uns freun! Laß uns einfältig werden Und vor dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich sein! Mathias Claudius Der Abendfriede Es saßen zwei alte Leute, Mann und Frau, auf der Steinbank vor ihrem Häuschen; zwei steinalte Leute. Sie waren schon so lange miteinander verheiratet, daß sie sogar die goldene Hochzeit gefeiert hatten, und das will schon etwas sagen. Recht würdige alte Menschen geben immer ein rührendes Bild ab! Sie gleichen ein wenig jenen hohen, einsamen, schneeweißen Alpengipfeln, die man auch nie ohne tiefe Rührung sehen kann: so spärlich und einsam stehen sie unter den zahlreichen Häuptern jüngerer Geschlechter, so still und ernst und groß muten sie an, so weit vermag ihr Blick in die Ferne zu schweifen; und wie jene entbehren sie den Schmuck blühender, schwellender Lebenskraft: weiß liegt es auf ihrem Scheitel, und runzlig ist ihre Haut wie der zerrissene und zerklüftete Fels der Firnen. Besonders rührend aber ist ein altes Ehepaar, welches durch ein ganzes Leben mit Leid und Lust wie zu einem einzigen Menschen zusammengeschmiedet worden ist, so daß Mann und Frau gar nicht mehr fühlen, wie sie sich lieb haben. Sie saßen beide ganz still; denn die Stunde war nahe, wo der Abendfriede durch die Luft zieht, und da wird es in jedem Herzen still, am meisten aber bei alten Leuten. Sie dachten an dies und das, an die Vergangenheit und an die Zukunft. Die laue Sommerabendluft strich um das Häuschen so weich wie Kinderatem. Über die Wiesen und Äcker mit dem grünen Sammet und dem gilbenden Ährensegen zog sich der Widerschein der Abendröte; die Grillen zirpten, die letzten Lerchen wirbelten im Trichterfluge zu ihren Nestern nieder, und ferne begannen die Geisterrufe des Wachtelkönigs. Im Dorfe scholl munterer Kinderlärm und über allem Irdischen in hoher Luft Glockenläuten, das Läuten der Feierabendglocken. Immer stiller ward es; die Glocken verklangen, das Abendrot verglühte, und jetzt tauchte blitzend an dem dämmernden Himmel der erste Stern auf. Da kam er, der Abendfriede. Von dem Stern flog er her, schnell wie das Licht fliegt, ganz etwas Unsichtbares. Wenn einmal einen Augenblick gar nichts weiter zu hören war, selbst nicht das leise Wehen des Windes, dann spürte man im Ohr ein Flügelrauschen, aber ganz schwach; das kam von ihm. Er war eine Art Engel und der blinkende Stern droben seine Wohnung. Er blieb heute lange bei den zwei alten Leuten; er schwebte um sie, und so oft er über sie hinstrich, schüttelte er ein wenig die Flügel, da rieselte es auf sie nieder, wunderbare Tropfen der Erquickung, daß ihnen das Herz freudiger schlug als sonst. »Es ist doch schön auf Gottes Welt, Gertrud,« sagte der alte Mann; »es will mir gar nicht recht zu Kopf, daß wir nun bald fort müssen. Ich glaube, ich könnte dreimal so alt werden, wie ich bin, und ich würde mir nicht wünschen, meines Leibes ledig zu werden.« »Red nicht so, Heinrich,« antwortete das alte Mütterchen und hüstelte ein wenig; »das ist doch dein Ernst nicht. Wir haben beide allerlei Gebresten, die uns quälen, wenn auch gerade nicht auf diese Stunde. Ich weiß wohl, was ich mir alle Nächte wünsch, wenn der Husten kommt, daß man nicht schlafen kann und denkt: Hüter, ist die Nacht schier hin? Oder wenn mir die Hand zu zittern anfängt, daß die Arbeit hinausfällt auf den Estrich. Ein älter Mensch ist so mürbe und zerrieben, daß er froh sein muß, wenn er auseinandergeht und die müde Seele Frieden findet.« [Illustration] »Nein,« sprach der Greis wieder, »ich fühl’s nimmer, daß mir so zumute wäre. Der Tod ist alleweg ein bitteres Kraut, da wollen wir uns nichts einreden. Vielleicht wenn ich meine Kräfte nicht mehr hätte, daß mir das Auge trübe oder das Ohr taub wäre oder mir kein Essen mehr schmecken möchte: daß ich dann lieber stürbe als jetzt. Aber so weiß ich schon, ich werd ein schweres Sterben haben, wenn ich denke, daß ich nachher Gottes Sonne nicht mehr sehe und das liebe Gewächs, mit dem ich mich mein Lebtag abgegeben habe, und alles das nicht mehr höre, was mich immer gefreut hat, die Vögel, die Kinder im Dorf, die Orgel und die Glocken.« So redeten sie eine Weile hin und her, und über ihnen auf der Laube saß unsichtbar der Abendfriede und lächelte so lieb, wie Engel lächeln. Er hörte jedem Wort zu, das sie sprachen, und endlich wurde er nachdenklich. Er dachte sich etwas aus, etwas recht, recht Schönes. Und endlich hatte er das Richtige. Aber er konnte es nicht ausführen, wie er wollte. Ohne den lieben Gott, der erst ja dazu sagte, ging das nicht. Die beiden alten Leute begaben sich in das Häuschen, und er flog weiter und schüttelte seine Schwingen recht oft; denn er war jetzt ganz besonders froh. Reichlicher als sonst lag die Welt voll von dem Wundertau der Erquickung, als er zum Himmel aufstieg. Er schwebte diesesmal bei seinem Stern vorüber, zu Gott hin. Und als er dort gesagt, was er sich ausgedacht hatte, da lächelte ihm der himmlische Vater zu und nickte. Und nun war der Abendfriede erst recht glücklich. Einmal des Abends blieb er bei dem Häuschen und wartete, bis die beiden alten Leute schliefen. Da huschte er in die Schlafstube hinein und erlöste die Seele des alten Mütterchens von ihrem Leibe, ganz in der Stille. Wie ward die so froh und jung! Sie sah den Abendfrieden an und sagte: »Dich kenne ich, du mußt des Abends manchesmal um uns gewesen sein.« »Ja,« nickte der ihr zu. »Ich bin der Abendfriede. Ich will dich mit zu meinem Stern hinaufnehmen. Er hat das allersanfteste Licht, und sanft und friedlich wie sein Licht ist alles auf ihm.« »Ach,« sagte die Seele des alten Mütterchens, »willst du mich allein erlösen und ihn dort nicht?« Und sie zeigte nach dem Bett, in dem der alte Mann schlief, welcher keine Lust hatte, von der Erde zu scheiden. »Noch nicht,« nickte der Abendfriede zu dem Bett hinüber. »Aber bald!« Und er lächelte wie in Gedanken. Das sah die Seele der alten Frau, und es überkam sie so friedlich und freudig; und die beiden schwebten himmelauf, zu dem Stern hin. Acht Tage lang ließ sich der Abendfriede nicht bei dem Häuschen spüren; nur im weiten Bogen flog er um dasselbe herum. Dann kam er wieder zu der Steinbank. Aber der alte Mann war nicht auf der Steinbank. Er guckte in das Fenster, und da sah er ihn drinnen auf der Ofenbank sitzen und schlüpfte zu ihm in das Stübchen. Der arme alte Mann war ganz allein. So wehmütig sah es aus, wie er ganz versunken dasaß, die braunen, schwieligen Hände zwischen den Knien zusammengelegt. Er weinte nicht; aber seine Augen waren rot, und er hatte das weiße Haupt gesenkt und rührte sich nicht. Die Kuckucksuhr an der Wand tickte so eilig, als ob sie etwas versäumt hätte, und das Herz des Greises tickte auch, aber so müde, so langsam! Neben ihm lagen das Gesangbuch und die Brille; und in dem aufgeschlagenen Gesangbuch war ein Lied zu sehen, das fing an: »Jerusalem, du hochgebaute Stadt, Wollt Gott, ich wär in dir: Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat Und ist nicht mehr bei mir. Weit über Berg und Tale Und über blaches Feld Schwingt es sich über alle Und eilt aus dieser Welt.« Der Abendfriede las das und hatte wieder ein Engelslächeln auf den Lippen. Nun fing der alte Mann an, vor sich hin zu sprechen. »Sonst saßen wir um diese Zeit auf der Bank draußen. Aber nunmehr bringe ich es nicht über das Herz, hinauszugehen. Es ist mir alles vergällt. Das Licht tut meinen Augen weh, von dem Vogelgepiep und Kinderschreien schmerzen mir die Ohren, und wenn ich die Glocken so läuten höre, quält es mich da drinnen, wo das Herz sitzt. Die Glocken haben auch geläutet, als wir mein altes Mütterchen Gertrud begraben haben. Was soll ich auch noch auf der Welt? Das möchte ich wissen. Ich ginge je eher je lieber hinaus. Aber da läßt mich’s nicht, als ob die Welt ohne mich nicht bestehen könnte. Jeder kann froh sein, der erlöst ist. Ach, lieber Tod, komme bald! Ich glaube, daß er wirklich kommt; denn ich weiß nicht, wovon mir jetzt so wohl wird.« Er konnte es nicht merken, daß der Abendfriede über ihm flog und seine Flügel schüttelte. Der Wundertau rieselte über ihn, das war es, was ihm so wohl tat. Der Tod kam nicht; aber erlöst wurde er doch in der Nacht, so sanft wie das alte Mütterchen, und es war wieder der Abendfriede, der ihn erlöste. Der Tod mit der Sense schneidet bloß in ein Leben, das anders nicht zerreißen will. »Ach, das ist schön,« sagte die Seele des alten Mannes zu dem Engel. »Nun führe mich zu meinem lieben alten Mütterchen!« Und der Abendfrieden nickte. »Weißt du noch,« sprach er unterwegs, »wie du die Erde so schön fandest und gar nicht begreifen mochtest, daß man sie gern verlassen könnte?« Die Seele dachte nach. »Das muß wohl gewesen sein, ehe Gertrud starb.« »Freilich,« meinte der Abendfriede; »ich habe sie dir eben genommen, damit du anderen Sinnes würdest; denn ich wußte, alsdann würdest du dich bekehren. Und soll ich dir sagen, warum ich das wünschte?« »Nun?« »Die da widerwillig sterben, mäht der Tod, und sie kommen an einen anderen Ort als die, welche den ewigen Frieden ersehnten. Ich aber wollte euch beide gern zusammen und bei mir haben: das war’s.« Wie das Antlitz des Abendfriedens leuchtete! Hast du schon eines Menschen Gesicht glänzen gesehen, der eben eine gute Tat getan? So ungefähr, aber viel verklärter. Victor Blüthgen Abendsegen I. [Illustration] Das ist des Abends Segen Und seine stille Tat, Daß Sturm und Kampf sich legen, Wenn seine feuchten Schwingen Hinschatten übern Pfad. Das hat er vor dem Tage, Daß er des Herzens Drang, Daß Sorgen er und Plage Besänftigt still mit mildem, Mit süßem Schlafgesang, – Daß er mit dichtem Schleier Des Landmanns Pflug umhüllt, Mit stiller Dankesfeier Die Hütten und die Herzen Allüberall erfüllt ... Hans Benzmann II. Die Abendglocken ferne Läuten den Tag zur Ruh, Die Augen tun auf die Sterne, Die Blumen die Augen zu. Die Vöglein in den Bäumen, Sie schweigen alle still: Ein jedes heimlich träumen Vom goldnen Morgen will. Die Schiffe ruhn im Hafen, Keine Welle regt sich mehr, So geh auch du nun schlafen Und bange nicht so sehr. Und laß den Vater sorgen, Der über den Sternen wacht: Er segnet mit Freuden den Morgen, Er segnet mit Frieden die Nacht. Friedrich Güll Heimgang Der Mond steigt überm Hügel her, Mein Weg erglänzt in seinem Licht, Der Wind hebt kaum die Flügel mehr, Legt sich ins Korn und rührt sich nicht. Vom Tal herauf rauscht leis ein Gruß, Ist es durch Wiesen hin der Bach? Was zögerst du und sinnst, mein Fuß Geh nur der lieben Stimme nach. Da drängt sich Hütt an Hütte traut Ums Kirchlein hin. Ein Glöcklein geht, Und friedeselig übertaut Spricht still mein Herz sein Nachtgebet. Gustav Falke [Illustration] Abendwolke So stille ruht im Hafen Das tiefe Wasser dort. Die Ruder sind entschlafen, Die Schifflein sind im Port. Nur oben in dem Äther Der lauen Maiennacht, Dort segelt noch ein später, Friedfert’ger Ferge sacht. Die Barke still und dunkel Fährt hin in Dämmerschein Und leisem Sterngefunkel Am Himmel und hinein. C. F. Meyer Ruhetal Wann im letzten Abendstrahl Goldne Wolkenberge steigen Und wie Alpen sich erzeigen, Frag ich oft mit Tränen: »Liegt wohl zwischen jenen Mein ersehntes Ruhetal?« Ludwig Uhland Der Abendfriede Von Disteldolden tropft der Tau, Die Wiese schwimmt in Nebelgrau, Und zitternd über die Blumenflur Wellt schrill der Schlag der Klosteruhr ... Schwül weht des Abends feuchter Hauch, Schwer überm Moore liegts wie Hauch So fahl und grau, – und her und hin Glimmt’s wie ein Lämplein goldig drin ... Und über Moor und Wiesenrain Zieht stumm ein Mann im Heiligenschein: Ein Klostermännlein, grau und krumm, Ein Heiliger geht im Felde herum ... Sein Lämplein schwingt er dann und wann, Summt übers Korn den Friedensbann – Dünn klingt und schrill die Klosteruhr ... Ein Leuchtwurm zieht die goldne Spur ... Hans Benzmann Abend Wir stehn und schaun und sprechen kein Wort – Der Abend zerflattert auf dunklen Wiesen. Strenge Schatten kommen vom Torf, Steigen als stumme Riesen Über die Schollen behutsam fort Ins Dorf. – Wilhelm von Scholz Meeresabend Sie hat den ganzen Tag getobt Als wie in Zorn und Pein, Nun bettet sich, nun glättet sich Die See und schlummert ein. Und drüber zittert der Abendwind, Ein mildes, heiliges Wehn, Das ist der Atem Gottes, Der schwebet ob den Seen. Es küßt der Herr aufs Lockenhaupt Die schlummernde See gelind Und spricht mit säuselndem Segen: »Schlaf ruhig, liebes Kind!« Moritz von Strachwitz [Illustration] Ein Tageslauf Sitz ich sinnend, Haupt in Hand gestützt; Schöner Tag, hab ich dich recht genützt? Einen Kuß auf meines Weibes Mund, Liebesgruß in früher Morgenstund. Sorg ums Brot in treuer Tätigkeit, Offnes Wort in scharfem Männerstreit. Einen guten Becher froh geleert, Kräftig einem argen Wunsch gewehrt. Leuchtend kommt aus ewigem Sternenraum Noch zuletzt ein seliger Dichtertraum. Sinnend sitz ich, Haupt in Hand gestützt: Schöner Tag, ich hab dich ausgenützt. Gustav Falke Am Abend Sinkt der Tag in Abendgluten, Schwimmt das Tal in Nebelfluten. Heimlich aus der Himmelsferne Blinken schon die goldnen Sterne. Flieg zu Nest und schwimm zum Hafen! Gute Nacht! Die Welt will schlafen! Heinrich Seidel Abendlandschaft Der Hirt bläst seine Weise, Von fern ein Schuß noch fällt, Die Wälder rauschen leise Und Ströme tief im Feld. Nur hinter jenem Hügel Noch spielt der Abendschein – O hätt ich, hätt ich Flügel, Zu fliegen da hinein! Joseph von Eichendorff Abendstille [Illustration] Abendstille, weich und warm, Kaum ein Hauch zu spüren, Stehn die Mädchen Arm in Arm Plaudernd vor den Türen. Fliegt das Mäulchen noch so spät Sonder Rast und Maßen, Horchen, wie der Wagen geht Durch die stillen Straßen. Kläfft der Spitz den Rädern zu, Die gemach entschwinden, Süße, sanfte Sommerruh Sinkt ins Laub der Linden. Nur ein ferner Burschensang Tönt noch hin und wieder, Alles lauscht dem Heimatklang Der gewohnten Lieder. Lauscht und sieht im Strahlenkleid Erste Sterne glänzen, Und die Seele wandert weit Ohne Ziel und Grenzen. Carl Busse Abendlieder I. Die Sonne, die breite behäbige Frau, Schon rüstet sie sich zur Nacht. Die Goldsträhnen läßt durch den Himmel sie wehn, Hat’s Purpurkleid aufgemacht. Doch unten im Abend ein grauliches Tier, Ein Drache rührt sich und ruckt. Den zackigen Rücken drängt er empor – Frau Sonne, o weh, ist verschluckt. Der Lurch, was grummelt und grollt er denn? Er krümmt sich, er bäumt sich, er klafft: Frau Sonne durchstach ihn von innen her, Strahlt wieder in glühender Kraft. Hans Böhm II. Der Wächter tutet in sein Horn, Und stille sind die Straßen; Vor unserm Fenster nur der Born Kann nicht vom Plaudern lassen. Wir wollen schlafen gehn. Die Lichter löschen langsam aus, Schwarz hängt die Nacht hernieder; Der Schlummer geht von Haus zu Haus Und schließt die Augenlider. Wir wollen schlafen gehn. Die Uhr schlägt zehn, die Welt schlief ein. Die Winde gehen müde. Vom Himmel glänzt der Sterne Schein. Kehr auch in unsre Herzen ein, Du stiller Sternenfriede! Wir wollen schlafen gehn. Albert Sergel [Illustration] III. Augen, meine lieben Fensterlein, Gebt mir schon so lange holden Schein, Lasset freundlich Bild um Bild herein: Einmal werdet ihr verdunkelt sein! Fallen einst die müden Lider zu, Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh; Tastend streift sie ab die Wanderschuh, Legt sich auch in ihre finstre Truh. Noch zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn, Bis sie schwanken und dann auch vergehn, Wie von eines Falters Fügelwehn. Doch noch wandl’ ich auf dem Abendfeld, Nur dem sinkenden Gestirn gesellt; Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, Von dem goldnen Überfluß der Welt! Gottfried Keller Abendlied Die Nacht ist niedergegangen, Die schwarzen Schleier hangen Nun über Busch und Haus. Leis rauscht es in den Buchen. Die letzten Winde suchen Die vollsten Wipfel sich zum Neste aus. Noch einmal leis ein Wehen, Dann bleibt der Atem stehen Der müden, müden Welt. Nur noch ein zages Beben Fühl durch die Nacht ich schweben, Auf die der Friede seine Hände hält. Otto Julius Bierbaum Ein geistlich Abendlied Es ist so still geworden, Verrauscht des Abends Wehn, Nun hört man allerorten Der Engel Füße gehn. Rings in die Tale senket Sich Finsternis mit Macht – Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht. Es ruht die Welt im Schweigen, Ihr Tosen ist vorbei, Stumm ihrer Freude Reigen Und stumm ihr Schmerzensschrei. Hat Rosen sie geschenket, Hat Dornen sie gebracht – Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Und hast du heut gefehlet, O schaue nicht zurück; Empfinde dich beseelet Von freier Gnade Glück. Auch des Verirrten denket Der Hirt auf hoher Wacht – Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Nun stehn im Himmelskreise Die Stern’ in Majestät; In gleichem festem Gleise Der goldne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket Er deinen Weg zur Nacht – Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Gottfried Kinkel Wanderers Nachtlied Der du von dem Himmel bist, Alles Leid und Schmerzen stillest, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest, Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, Komm, ach komm in meine Brust! Wolfgang von Goethe Manche Nacht Wenn die Felder sich verdunkeln, Fühl ich, wird mein Auge heller; Schon versucht ein Stern zu funkeln, Und die Grillen klingen schneller. Jeder Laut wird bilderreicher, Das Gewohnte sonderbarer, Hinterm Wald der Himmel bleicher, Jeder Wipfel hebt sich klarer. Und du merkst es nicht im Schreiten, Wie das Licht verhundertfältigt Sich entringt den Dunkelheiten, Plötzlich stehst du überwältigt. Richard Dehmel Die tröstende Nacht O Nacht – du treue Trösterin! Wenn ich auf meinem Lager zage, So schwebst du vor das Fenster hin Und hörst geduldig meine Klage. Und wenn ins Kissen ich mit Stöhnen Mein tränend Angesicht verhülle, Hör ich auf einmal eine Fülle Von Wohllaut mir zu Herzen tönen: »Getrost, getrost! Ich bin ja hier! Will dich nach jedem Tage heilen Und werde kommen einst zu dir, Um immerdar bei dir zu weilen. Dann ruhst du, selig vom Vergessen Durchschauert, fern von Tagesrauschen Und magst dem sanften Liede lauschen, Das Winde harfen in Zypressen.« Bruno Wille Nachtgefühl O stille Nacht, o Nacht der Stille, Zur Ruh gebracht der ganze Wille – Zum Schlaf bereit das Herz voll Sorgen; O schöne Zeit bis an den Morgen! Martin Greif Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall! Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall, Laß deine Stimm’ mit Freudenschall Aufs Lieblichste erklingen! Komm, komm und lob den Schöpfer dein, Weil andre Vöglein schlafen fein Und nicht mehr mögen singen! Laß dein Stimmlein Laut erschallen, Denn vor allen Kannst du loben Gott im Himmel hoch dort oben. H. J. von Grimmelshausen Trost der Nacht Weiche Hände hat die Nacht, Und sie reicht sie mir ins Bette; Fürchtend, daß ich Tränen hätte, Streicht sie meine Augen sacht. Dann verläßt sie das Gemach; Rauschen hör ich, sanft und seiden: Und den Dornenzweig der Leiden Zieht sie mit der Schleppe nach. Ludwig Jacobowski [Illustration] Nähterin Nacht Nun naht die Nacht! Eine alte, ergraute Nähterin, Zieht sie die seidnen Zwirnfäden der Dämmerung Über die Dächer des Dorfes, Räufelt sie hin und her Und wickelt sie flink Um Büsch und Bäume, Buchen und Pappeln, Daß sie starrn wie umsponnene Spulen ... Von der schwarzen Marmorkonsole Der östlichen Berge Hebt sie die weiße Milchglasglocke Des Mondes empor Und legt einen Flimmernden Funken hinein: Rötlich leuchtet zuerst Der kohlende Docht, Gelblich flackernd und unbestimmt, Dann schimmert weiß und bläulich Das matte, milde Lampenlicht Der Nähterin Nacht ... Und sie steckt Ins schwarze Sammetkissen des Himmels Die silbernen Sternennadeln ... Nähend sitzt sie dann An der leise summenden Nähmaschine der Welt Und zieht aus ihrem Gefüge, Langsam breitend über die Lande Von Osten nach Westen, Die mit Goldzwirn gestickten, Mit Silberseide besäumten Purpurgewänder des Morgens ... Hans Benzmann [Illustration] Lichter Wo ist der Tag? Rauschend versunken. Nacht hat mit schwarzem Hammerschlag Das Licht zersprengt zu stillen Funken, Die lautlos glühn in Straßen, Prachtgemächern, In Kammern und hoch über allen Dächern. Wilhelm von Scholz Der Nachtwächter Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat neun geschlagen! Die Lämmer sind schon längst im Stall, Im Nest die Vöglein allzumal; Drum lasset euer Spielzeug stehn, ’s ist hohe Zeit, zu Bett zu gehn, Und lobet Gott den Herrn! Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat zehn geschlagen! Die Lämmer schliefen ruhig ein, Sie können ohne Sorge sein; Im Hofe wacht der treue Hund, Der macht um ihren Stall die Rund’, Läßt keinen Wolf hinein. Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen; Die Glock’ hat elf geschlagen! Gar lieblich ist der Vöglein Ruh; Ihr Mütterlein, es deckt sie zu Mit beiden Flügeln früh und spät, Wenn kalt die Nacht ums Nestchen weht. Das liebe Mütterlein! Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat zwölf geschlagen! Auch eure Eltern ruhen beid’ Im Bette schon seit langer Zeit; Doch schlafen sie nicht alsogleich; Sie sorgen treulich noch für euch. Ihr schlaft und hört es nicht. Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat eins geschlagen! So viele Kinder auf der Welt, So viele Stern’ am Himmelszelt, So viele Engel im Himmelsraum, Die bringen euch manch schönen Traum Von oben mit herab. Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat zwei geschlagen! Und mit dem blanken Sternenheer Kam auch der liebe Mond daher Und steckte sein Laternchen an; Doch schlich sich wo ein Dieb heran, Den jagt er schnell davon. Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat drei geschlagen! Und bleibt der Mond einmal zu Haus Und sagt: »Nun schlaf ich auch mal aus.« Da bin ich hier, der euch bewacht; Laut blas ich durch die stille Nacht Und lobe Gott den Herrn. Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat vier geschlagen! Was hilft doch aller Menschen Macht, Wenn Gott der Herr sie nicht bewacht? Vor Krankheit und viel andrer Pein Bewahrt nur einzig er allein; Drum lobet Gott den Herrn! Hört, ihr Kinder, und laßt euch sagen: Die Glock’ hat fünf geschlagen! Horcht auf, es krähet schon der Hahn Und ruft: »Erwacht, der Tag bricht an!« Die Lerch’ ist längst zum Nest heraus; Der Wächter aber geht nach Haus, Und alles lobt den Herrn. Robert Reinick Die beiden Wächter Zween Wächter, die schon manche Nacht Die liebe Stadt getreu bewacht, Verfolgten sich aus aller Macht Auf allen Bier- und Branntweinbänken Und ruhten nicht, mit pöbelhaften Ränken Einander bis aufs Blut zu kränken; Denn keiner brannte von dem Span, Woran der andre sich den Tabak angezündet, Aus Haß den seinen jemals an. Kurz, jeden Schimpf, den nur die Rach’ erfindet, Den Feinde noch den Feinden angetan, Den taten sie einander an, Und jeder wollte bloß den andern überleben, Um noch im Sarg ihm einen Stoß zu geben. Man riet und wußte lange nicht, Warum sie solche Feinde waren; Doch endlich kam die Sache vor Gericht, Da mußte sichs denn offenbaren, Warum sie seit so vielen Jahren So heidnisch unversöhnlich waren. Was war der Grund? Der Brotneid? War er’s nicht? Nein. Dieser sang: »Verwahrt das Feuer und das Licht!« Allein so sang der andre nicht; Er sang: »Bewahrt das Feuer und das Licht!« Aus dieser so verschiednen Art, An die sich beid’ im Singen zänkisch banden, Aus dem _ver_wahrt und dem _be_wahrt War Spott, Verachtung, Haß und Rach’ und Wut entstanden. »Die Wächter,« hör ich viele schrein, »Verfolgten sich um Kleinigkeiten? Das mußten große Narren sein.« Ihr Herren! Stellt die Reden ein, Ihr könntet sonst unglücklich sein; Wißt ihr denn nichts von so viel großen Leuten, Die in gelehrten Streitigkeiten Um Silben, die gleichviel bedeuten, Sich mit der größten Wut entzweiten? Fürchtegott Gellert Sturmnacht Im Hinterhaus im Fliesensaal Über Urgroßmutters Tisch’ und Bänke, Über die alten Schatullen und Schränke Wandelt der zitternde Mondenstrahl. Vom Wald kommt der Wind Und fährt an die Scheiben; Und geschwind, geschwind Schwatzt er ein Wort, Und dann wieder fort Zum Wald über Föhren und Eiben. Da wird auch das alte verzauberte Holz Da drinnen lebendig; Wie sonst im Walde will es stolz Die Kronen schütteln unbändig, Mit den Ästen greifen hinaus in die Nacht, Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd, Mit den Blättern in Übermut rauschen, Beim Tanz im Flug Durch Wolkenzug Mit dem Mondlicht silberne Blicke tauschen. Da müht sich der Lehnstuhl, die Arme zu recken, Den Rokokofuß will das Kanapee strecken, In der Kommode die Schubfächer drängen Und wollen die rostigen Schlösser sprengen; Der Eichschrank unter dem kleinen Troß Steht da, ein finsterer Koloß. Traumhaft regt er die Klauen an, Ihm zuckt’s in der verlornen Krone; Doch bricht er nicht den schweren Bann. Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne, Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht, Bläst durch die Ritzen, grunzt und lacht, Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster, Klitschend gegen die rasselnden Fenster. Die glupen dumm neugierig hinein – Da drinn steht voll der Mondenschein. Aber droben im Haus Im behaglichen Zimmer Beim Sturmgebraus Saßen und schwatzten die Alten noch immer, Nicht hörend, wie drunten die Saaltür sprang, Wie ein Klang war erwacht Aus der einsamen Nacht, Der schollernd drang Über Trepp’ und Gang, Daß dran in der Kammer die Kinder mit Schrecken Auffuhren und schlüpften unter die Decken. Theodor Storm Was bei den Sternen war Selbst der Naturforscher gibt es diesmal zu, was der Poet behauptet, daß nämlich im Waldlande die Sterne heller leuchten als sonstwo. Das macht die reine feuchte Luft, sagt der eine; der andere hingegen meint, der kindliche Glaube der Einschichtbewohner sei Ursache, daß der Sternenhimmel so hell und hold niederfunkle auf den weiten, stillen Wald. Hat doch mein Vater zu mir gesagt, als wir noch beisammen auf dem Holzbänklein unter der Tanne gesessen: »Du bist mein liebes Kind. Und jetzt schau zum Himmel hinauf, die Augen Gottes blicken auf uns herab.« Ei freilich, ich konnte mir’s wohl denken, einer, der auf des Menschen Haupt die Haare zählt, muß hunderttausend Augen haben. Nun war es aber schön zu sehen, wie mir der liebe Gott mit seinen Augen zublinzelte, als wollte er mir was zu verstehen geben; – ja, und ich konnte es doch um alles nicht erraten, was er meinte. – Ich nahm mir wohl vor, recht brav und folgsam zu sein, besonders bei Nacht, wenn Gott da oben seine hunderttausend Augen auftut und die guten Kinder zählt und die bösen sucht und recht scharf anschaut, auf daß er sie kennt am Jüngsten Tage ... Ein andermal saß ich auf demselben Holzbänkchen unter der Tanne, an Seite meiner Mutter. Es war bereits späte Abendstunde, und die Mutter sagte zu mir: »Du bist ein kleiner Mensch, und die kleinen Leute müssen jetzt schon ins Bett gehen, schau, es ist ja die finstere Nacht, und die Engel zünden schon die Lichter an, oben in unseres Herrgotts Haus.« Mit solchen Worten ein Kind zur Ruhe bringen? Das war übel geplant. »In unseres Herrgotts Haus die Lichter?« fragte ich, sofort durchaus für den Gegenstand eingenommen. »Freilich,« entgegnete die Mutter, »jetzt gehen alle Heiligen von der Kirche heim, und im Hause ist eine große Tafel, und da setzen sie sich zusammen und essen und trinken was, und die Englein fliegen geschwind herum und zünden alle Lichter an und den großen Kronleuchter auch, der mitten hängt, und nachher laufen sie zu den Pfeifen und Geigen und machen Musik.« »Musik?« entgegnete ich, in die Anschauung des Bildes versunken. »Und der Wollzupfer-Michel, ist der auch dabei?« Der Wollzupfer-Michel war ein alter, blinder Mann gewesen, der bei uns Waldbauern das Gnadenbrot genossen und dafür zuweilen Schafwolle gezupft und gekraut hatte. Wenige Wochen vor diesem Abendgespräche war er gestorben. »Ja du,« versetzte die Mutter auf meine Frage, »der Wollzupfer-Michel, der sitzt ganz vorn bei unserem lieben Herrgott selber, und er ist hoch in Ehren gehalten von allen Heiligen, weil er auf der Welt so arm gewesen ist und so verachtet und im Elend hat leben müssen, und weil er doch alles so geduldig ertragen hat.« »Wer gibt ihm denn beim Essen auf den Teller hinaus?« war meine weitere Frage. »Nu wer denn?« meinte die Mutter, »das wird schon sein heiliger Schutzengel tun.« Sogleich aber setzte sie bei: »Du Närrisch, der Michel braucht jetzt gar keine Behelfer mehr, im Himmel ist er ja nimmer blind; im Himmel sieht er seinen Vater und seine Mutter, die er auf der Welt niemalen hat gesehen. Und er sieht den lieben Herrgott selber und unsere liebe Frauen und alle, und zu uns sieht er auch herab. Ja freilich, mit dem Michel hat’s gar eine glückselige Wendung genommen, und hell singen und tanzen wird er bei der himmlischen Musik, weil der heilige David Harfen spielen tut.« »Tanzen?« wiederholte ich und suchte mit meinen Augen das Firmament ab. »Und jetzt, Bübel, geh schlafen!« mahnte die Mutter. Wohl machte ich die Einwendung, daß sie im Himmel erst die Lichter angezündet hätten und also gewißlich auch noch nicht schlafen gingen; aber die Mutter versetzte mit entschiedenem Tone, im Himmel könnten sie machen, was sie wollten, und wenn ich fein brav wäre und einmal in den Himmel käme, so könnte ich auch machen, was ich wollte. Ging zu Bette und hörte in selbiger Nacht die lieben Englein singen. – Wieder ein andermal saß ich mit der Ahne auf der hölzernen Bank unter den Tannen. »Guck, mein Bübel,« sagte sie, gegen das funkelnde Firmament weisend, »dort über das Hausdach hin, das ist dein Stern.« Ein helles, flimmerndes Sternchen stand oft und auch heute wieder über dem Giebel des Hauses; aber daß selbes mein Eigentum wäre, hörte ich nun von der Ahne das erstemal. »Freilich,« belehrte sie weiter, »jeder Mensch hat am Himmel seinen Stern, das ist sein Glücksstern oder sein Unglücksstern. Und wenn ein Mensch stirbt, so fällt sein Stern vom Himmel.« Todeserschrocken war ich, als gerade in diesem Augenblicke vor unseren Augen eine Sternschnuppe sank. »Wer ist jetzt gestorben?« fragte ich, während ich sogleich schaute, ob mein Sternchen wohl noch über dem Dachgiebel stehe. »Kind,« sagte die alte Ahne, »die Welt ist weit, und hätten wir nur Ohren dazu, wir täten Tag und Nacht nichts hören als Totenglockenklingen.« Focht mich dieweilen nicht an. »Ahndl,« fragte ich; denn Kinder, die in ihrem Haupte so viel Raum für Vorstellungen und Eindrücke haben, sind unermüdlich im Fragen. »Ahndl, wo hast denn du deinen Stern?« »Mein Kind,« antwortete sie, »der ist schon völlig im Auslöschen, den sieht man nimmer.« »Und ist das ein Glücksstern gewesen?« Da schloß sie mich an ihre Brust und hauchte: »Wird wohl so sein, du herzlieber Enkel, wird wohl so sein!« Ein alter Schuhmacher kam zuweilen in unser Haus, der redete wie ein Heide. Wir Menschen, meinte der alte Schuhmacher, kämen nach dem Tode weder in den Himmel, noch in die Hölle, sondern auf einen Stern, wo wir so wie auf dieser Welt wiedergeboren würden und je nach Umständen weiterlebten. [Illustration] Das Närrischste aber sagte schon der Schulmeistersohn aus Grabenbach, der als Student einmal zu uns kam. Der schwätzte von Bären und Hunden und Wasserschlangen, die da oben am Himmel herumliefen, und ein Widder und ein Walfisch sei auch dabei; und gar eine Jungfrau wollte er durch seine Augengläser gesehen haben. Dieser Schulmeistersohn war schuld daran, daß mich mein Vater nicht studieren lassen wollte. »Wenn sie solche Narrheiten lernen in der Stadt,« sagte mein Vater, »daß sie auf unseres Herrgotts goldnem Firmament lauter wilde Tiere sehen, nachher hab ich genug. Mein Bub, der bleibt daheim.« * * * * * Eine junge Magd hatten wir im Hause; die war gescheit, die hat einmal was gesagt, was mir heute das Herz noch warm macht. Sie hatte es sicherlich von ihrem alten Ziehvater, der so ein Waldgrübler gewesen war. Der Mann hat etwas Wundersames in seinem Kopfe gehabt; er wäre gern Priester geworden; aber blutarm, wie er war, sind ihm alle Wege dazu verlegt gewesen. Da wurde er Kohlenbrenner. Ich habe den Alten oft heimlich belauscht, wenn er auf seinem Kohlenmeiler stand und Messe las oder wenn er den Vögeln des Waldes vorbetete, wie voreinst der heilige Franziskus in der Wüste. Von diesem Manne mag unsere junge Magd das seltsame Wort gehört haben. »Der Sternenhimmel da oben,« sagte sie einmal, »das ist ein großmächtiger Liebesbrief mit goldenen und silbernen Buchstaben. Fürs erste hat ihn der liebe Herrgott den Menschen geschrieben, daß sie doch nicht ganz auf ihn vergessen sollten. Fürs zweite schreiben ihn die Menschen für einander. Das ist so: wenn zwei Leut, die sich rechtschaffen liebhaben, weit auseinander müssen, so merken sie sich vorher einen hellen Stern, den sie beide von aller Fremde aus sehen können und auf dem ihre Augen zusammenkommen. – Dasselbig funkelnde Ding dort,« setzte die Magd leise und ein wenig zögernd bei, indem sie auf ein glühend Sternlein deutete, das hoch über dem Waldlande lag, »dasselbe Ding, das schaut zu dieser jetzigen Stund auch der Hans an, der weit drin in Welschland ist bei den Soldaten. Ich weiß wohl, er wird nicht darauf vergessen, es glänzt wie der kein Stern so hell am ganzen Firmament.« * * * * * Eines Tages mußte ich am Waldrande spät abends noch die Rinder weiden, die tagsüber im Joche gegangen waren. Sonst war in solchen Stunden lieb Ahne bei mir, aber die war nun schon seit länger unwohl und mußte zu Hause bleiben. Jedoch hatte sie mir versprochen, oftmals vor das Haus herauszutreten und den Hühnerpfiff zu tun, damit mir in der einschichtigen stillen Nacht nicht zu grauen beginne. Ich stand zagend neben meinen zwei Rindern, die auf der taunassen Wiese eifrig grasten, aber ich hörte heute keinen jener lustigen Pfiffe, welche meine Ahne mittelst zweier Finger, die sie in den Mund legte, so vortrefflich zu machen verstand, gewöhnlich zu dem Zwecke, um die Hühner damit zusammenzulocken. Das Haus lag still und traurig oben auf dem Berge. Von der tiefen Schlucht herauf hörte ich das Rieseln des Wässerleins, das ich sonst hier noch nie vernommen hatte. Hingegen schwiegen heute die Grillen ganz und gar. Ein Uhu krähte im Walde und erschreckte mich dermaßen, daß ich die Hörner des Rindes erhaschte und dieselben gar nicht mehr loslassen wollte. Der Sternenhimmel hatte heute einen so heiligen Ernst; mir war, als hörte ich durch die große Stille das Saitenspiel des heiligen Sängers David klingen. – Siehe, da löste sich plötzlich ein Stern und fiel in einem scharfen Silberfaden, der gerade über unser Haus niederging, vom Himmel herab. – – Mir zuckte es heiß durchs Herz, mir blieb der Atem stehen. »Jetzt ist die Ahne gestorben!« sagte ich endlich laut, »das ist ihr Stern gewesen.« Ich hub an zu schluchzen. Da hörte ich vom Hause her bereits des Vaters Stimme, ich sollte eilends heimzutreiben. Bald jagte ich in den Hof ein. Das Haus war in allen Fenstern beleuchtet; ein Geräusch und Gepolter war, und Leute eilten hin und her nach allen Ecken und Winkeln. »Geschwind, Peterle, geh her!« rief es mir von der Tür aus zu, und das war die Stimme der Ahne. Ich lief in das Haus – was hab ich gehört? Klein Kindesgeschrei. »Ein Brüderlein hast kriegt,« rief die Ahne, »das hat ein Engel vom Himmel gebracht!« So war es. Mutter lag schon im Bette, und sie hielt das winzige Büblein an der Brust. Ein Engel vom Himmel! Ja, ich habe ihn fliegen gesehen. »Ahndl,« sagte ich, »es ist nicht wahr, daß Sterne fallen, lauter Engel sind es, die mit kleinen Kindlein niederfliegen vom Himmel!« Ich verharre bei diesem Glauben noch heute, da ich vor einer Wiege stehe, in die mir selbst ein liebes himmlisches Wunder gegeben ist. Peter Rosegger Um Mitternacht Gelassen stieg die Nacht ans Land, Lehnt träumend an der Berge Wand, Ihr Auge sieht die goldne Wage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn; Und kecker rauschen die Quellen hervor; Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr Vom Tage, Vom heute gewesenen Tage. Das uralt alte Schlummerlied, Sie achtet’s nicht, sie ist es müd; Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch, Der flücht’gen Stunden gleichgeschwungnes Joch. Doch immer behalten die Quellen das Wort, Es singen die Wasser im Schlafe noch fort Vom Tage, Vom heute gewesenen Tage. Eduard Mörike Sternentrost Es gäb noch mehr der Zähren In dieser trüben Welt, Wenn nicht die Sterne wären Dort an dem Himmelszelt; Wenn sie nicht niederschauten In jeder klaren Nacht Und uns dabei vertrauten, Daß Einer droben wacht. Martin Greif Der Sternseher Die Jahre gehn vorüber, Auch ich geh bald zur Ruh, Da schau ich immer lieber Dem Lauf der Sterne zu. Ich kann mich oft noch freuen Recht wie ein großes Kind, Wenn abends die Getreuen Auf ihren Wegen sind. Mich dünkt, sie stehn so stille, Sie schaun und ruhn zumeist, Da doch ein ew’ger Wille Sie zur Vollendung reißt. So staun ich wohl in Fernen Und sinn und blick empor. Da spricht mir aus den Sternen Mein Herz ein Gleichnis vor: Du füllst den Tag mit Hasten, Und bleibt doch leeres Spiel. Hier glaubst du still zu rasten Und näherst dich dem Ziel. Carl Busse In Harmesnächten Die Rechte streckt’ ich schmerzlich oft In Harmesnächten Und fühlt’ gedrückt sie unverhofft Von einer Rechten – Was Gott ist, wird in Ewigkeit Kein Mensch ergründen; Doch will er treu sich allezeit Mit uns verbünden. C. F. Meyer Ansage Ein Käuzlein rief vergangne Nacht Vom Berg ins Dorf hinein: »Komm mit!« Lang horcht ich hin, als ich erwacht, Und immer rief es noch: »Komm mit!« Wie dann vom Turm die Zwölfe schlug, Ins Läuten kam die Glock’: »Komm mit!« Als käm’s zum letzten Atemzug Von einem bald, so rief’s: »Komm mit!« Martin Greif Mondspuk Der Vollmond leuchtet hoch am bläulichen Himmel; sein Glanz hat das letzte, weiße Wölkchen verzehrt; sogar die Sterne sind in seiner Lichtflut ertrunken, und nur die großen Himmelsbilder glänzen noch neben ihm. Von unten herauf funkelt die Wintererde festlich im Schnee; Berge recken dort ihre Silberköpfe empor, und mitten in den Bergen drin, am Fuß eines Hügels, liegt das Dorf lautlos im Mondschein. Leer und hell sind alle Gassen des Dorfs. Riesig ragt die Kirche aus den niedrigen Häuschen hervor, ein mächtiges, steinernes Ungetüm; wie ein hoher Zaubererhut glitzert der spitze Kirchturm darüber. Zwei Lukenaugen schauen finster aufgerissen unter dem Hut. Auf einmal fängts an, im Innern des steinernen Tiers zu rumoren; es rasselt, es stöhnt, es zieht schwerfällig Atem: ’s will Mitternacht schlagen. Aber seltsam: es stöhnt und rasselt, es wird wieder still, und kein Glockenschlag hat geschallt. Statt dessen in den dunklen Lukenaugen droben glüht’s auf, und eine schnarrende Stimme schreit hinaus ins Land: »Eins, zwei, drei ... zwölf!« Da tut’s einen Rumpler unten im Dorf. Das ist im Haus vom Wegmacher-Jackl gewesen. Der selber ist aus dem Bett hart auf die Füße gefahren und wandelt quer durch die Stube. Aber ganz abwesend schaut er drein. Er geht ans Fenster; ’s ist dicht mit Efeu zugewachsen; und sitzt nieder. Der Mond scheint durch den Efeu, malt helle Flecke aufs wetterbraune Runzelgesicht und blickt grad hinein in die Augen ... Ganz stad ist’s draußen, und grausam hell, und alle Haustüren stehn weit offen. »Was ist denn des?« denkt der Jackl: »is doch nachtschlafende Zeit!« Aber die Haustüren stehen offen, und jetzt sieht er’s: eine ganz leise, leuchtende Schafherde wimmelt die Gasse hinab; schneeweiß, wollig, flockig wimmelt’s, wuselt’s durcheinander. Ein mondheller Wolfshund rennt an ihr hin, umkreist sie; Funken tanzen aus seinem Borstenfell, flüssiges Silber trieft ihm aus dem Maul. Und hinter der Herde drein wankt der Hirt, in blauem Mantel, ein alter Mann. Tief sitzt ihm der große Glanzhut im Gesicht, daß nur der welke Mund und das bleiche Kinn hervorschauen; an langem Stecken wankt er hin und bewegt die Lippen. Er singt. »In Gottes Namen Die Mondschaf treib ich. Amen!« klingt’s kaum hörbar in die Stube, während er vorbeischwankt. Und Hirt und Hund und Herde sind verschwunden. Lange Eiszapfen funkeln an den Dachrinnen. Der Schnee strahlt von tausend feurigen Sternlein. Mit schlafschwerem Blick schaut der Jackl hinaus in die weiße Pracht, die so stumm ist und so kalt. »Wie einsam, daß is, ha, wie einsam!« Auf einmal träppelt’s daher durch die Mondnacht – ein Hündlein träppelt über den glitzernden Schnee. Ganz allein. Graufarben ist’s, ein Krummbein, ein Dackeltier ist’s. Kerzengerade hat’s seinen Schwanz aufgestellt und wedelt leis mit der Spitze, und seine langen Ohrwatscheln zittern, wie es dahinläuft. – »Ah, Narr! Is denn das nit der Woidl! Ja bist denn nit tot? Was bist denn so grau, Woidl?« Aber Jackl’s Stimme hat gar keine Kraft. Der Waldl hört ihn nicht, schon ist er weg – und die Gasse hinab kommt eine junge Dirn gezogen, wie im Schlaf, mit geschlossnen Augen. Sie hat ein volles Gesicht; doch ist es so weiß wie das Licht, das draufscheint. Einen Augenblick bleibt sie stehen und wendet den Kopf mit den geschlossenen Augen in der Luft, als suchte sie etwas. Dann geht sie grad aufs Haus vom Maurer Franz zu. Die Eckenlisl ist’s, die so schnell hat sterben müssen, ein Jahr ist’s her! Sie tritt ans Fenster. Mit den Fingerspitzen der rechten Hand schlägt sie leicht ans Glas, daß es klingt. Dann setzt sie sich aufs Bänklein darunter, legt die Hände in den Schoß und lächelt still vor sich hin. Aber da rauscht es auf in der Ferne; rauscht wie ein Menschenflüstern, zieht näher; die Lisl verblaßt, zergeht; jetzt schwillt’s ins Dorf und schau! durch die Gasse stäubt’s heran, eine blasse Schar, Männer und Weiber. Eben grad sichtbar blinken sie im Mondlicht durcheinander. Bekannte, Unbekannte wechseln, wogen hin, verdrängen einander, und alle steigen sie dort hinten bei der Kirche ins Mondlicht hinein und verschwinden einer um den andern. Der Jackl will sie anrufen, den, jenen, zurückhalten will er sie – zu rasch treibt alles dahin. Wie er sich aber noch anstrengt, sie zu erkennen, da knarrt’s ihm zu Häupten, knarrt und rasselt, als täte sich die Decke auseinander, als schütte der Kalk herab, und die schnarrende Stimme schreit durch die offene Decke: »Eins!« Der Jackl steht auf – sein Bewußtsein ist ausgelöscht, die Augen haben sich geschlossen – und marschiert zurück in sein Bett. Reingefegt ist die Gasse von allem Spuk, nirgends regt es sich mehr. Die Haustüren sind zu. In den Lukenaugen des Kirchturms ist das heimliche Glühen ausgegangen. Der Mond scheint aufs weiße Zifferblatt, und unten biegt der bärtige Nachtwächter ums Eck beim Krämer und singt in die Gasse hinein: »Hört, ihr Herren, und laßt euch sagen: Die Glocke hat eins geschlagen. B’hüt euch Gott und Maria!« Leopold Weber [Illustration] Alter Spruch So dunkel ist doch keine Nacht, Daß Gottes Aug nicht drüber wacht. Volksmund Stimme im Dunkeln Es klagt im Dunkeln irgendwo. Ich möchte wissen, was es ist. Der Wind klagt wohl die Nacht an. Der Wind klagt aber nicht so nah. Der Wind klagt immer in der Nacht. In meinen Ohren klagt mein Blut, Mein Blut wohl. Mein Blut klagt aber nicht so fremd. Mein Blut ist ruhig wie die Nacht. Ich glaub, ein Herz klagt irgendwo. Richard Dehmel Alp Ich stellte den Stuhl nicht an die Wand Und wandte die Schuh am Bett nur halb Und nahm den Daumen nicht in die Hand, Da kam des Nachts der böse Alp. Er bohrte durch ein Wandloch sacht; Ich dacht und nahm es genau in acht: »Sollst dich auf mir nicht wiegen, Wart, wart, ich will dich kriegen!« Und als er zur Wand hereingeschlüpft Und auf den Zehen leise ging, Da war ich zum Loch an der Wand gehüpft Und stopft es zu, da schrie das Ding Mit feiner Stimm’: »O Pein, o Pein, Nun muß ich hier gefangen sein! O weh, wie werden weinen Zu Hause meine Kleinen!« »O Menschlein,« wimmert er bitterlich, »Hab sieben Kinderchen zu Haus, Die müssen verhungern fürchterlich, O Menschenkind, laß mich hinaus!« Da sprach ich: »Komm nicht wieder herein.« Da sprach er: »Nein, gewiß nicht, nein.« Kaum, daß ich mich aufmachte ... Husch, war er hinaus und lachte. – Und wie er so lachte, ging ich nach, Und als ich vor die Haustür kam, War er schon unten an dem Bach; Ich sah, wie er ein Ruder nahm, Und lief hinab und hielt den Kahn: Da winselt er von neuem dort Und sah zuletzt mich drohend an. Ich ließ den Kahn – da glitt er fort! – Mich überkam ein Grauen Vor seinen Augenbrauen! August Kopisch Närrische Träume Heute Nacht träumte mir, ich hielt Den Mond in der Hand, Wie eine große, gelbe Kegelkugel, Und schob ihn ins Land, Als gält es alle neune. Er warf einen Wald um, eine alte Scheune, Zwei Kirchen mitsamt den Küstern, o weh, Und rollte in die See. Heute Nacht träumte mir, ich warf Den Mond ins Meer. Die Fische all erschraken, und die Wellen Spritzten umher Und löschten alle Sterne. Und eine Stimme, ganz aus der Ferne, Schalt: »Wer pustet mir mein Licht aus? Jetzt ist’s dunkel im Haus.« Heute Nacht träumte mir, es war Rabenfinster rings. Da kam was leise auf mich zugegangen, Wie auf Zehen ging’s. Da wollt ich mich verstecken, Stolperte über den Wald, über die Scheune vor Schrecken. Über die Kirchen, mitsamt den Küstern, o weh, Und fiel in die See. Heute Nacht träumte mir, ich sei Der Mond im Meer. Die Fische alle glotzten und standen Im Kreis umher. So lag ich seit Jahren, Sah über mir hoch die Schiffe fahren, Und dacht, wenn jetzt wer über Bord sich biegt, Und sieht, wer hier liegt, Zwischen Schollen und Flundern, Wie wird der sich wundern! Gustav Falke [Illustration] Der Traum Es war ein niedlich Zeiselein, Das träumte nachts im Mondenschein: Es säh am Himmel Stern bei Stern, Davon wär jeder ein Hirsekern, Und als es geflogen himmelauf, Da pickte das Zeislein die Sterne auf. Piep – Wie war das im Traume so lieb! Und als die Sonne beschien den Baum, Erwachte das Zeislein von seinem Traum. Es wetzte das Schnäbelchen her und hin Und sprach verwundert in seinem Sinn: »Nun hab ich gepickt die ganze Nacht, Und bin doch so hungrig aufgewacht! Ping – Das ist mir ein närrisches Ding!« Victor Blüthgen Ein Traum Heut Nacht hatt ich ’nen tollen Traum, Der hat mich zum Kamel gemacht, Im Maule fühlt ich scharfen Zaum Und auf dem Buckel schwere Fracht. Und Wüste hier und Wüste dort, Rückwärts und vorwärts, links und rechts, Und durch die Glut ging’s langsam fort, Im Sand tief watend mit Geächz. Zum Knuspern fand sich da kein Strauch, Kein Wind zur Kühlung fern und nah, Zum Saufen war gefüllt kein Schlauch, Kein Platz zum Niederstrecken da. Da plötzlich – fern am Himmelssaum Sieh! Palmen nicken, Quellenglanz! Dorthin! – Da schwindet’s wie ein Traum, Es war ein leerer Dünstetanz. Und immerfort sich aufgerafft, Und immer fort mit Ach und Uff! Der Treiber braucht die letzte Kraft, Mich anzufeuern durch ’nen Knuff. Geäfft, gebrochen im Genick, Schon war ich dem Verschmachten nah, Als ich ganz nah der Quelle Blick Durch grüne Schatten prachten sah. Da hat das Glück mich so erschreckt, Daß ich mit eins zusammenfuhr, Da hat der Schreck mich aufgeweckt, Und ach! ein Traum war alles nur. O hätt’ ich ewig fortgeträumt! Dann läg’ ich an der Quelle jetzt, Weich hingestreckt und abgezäumt, Vom frischen Schattentrunk geletzt. So aber zieh ich fort und fort, Auch wachend, als Kamel einher. Dicht vor mir winkt der kühle Ort, Doch ich erreich ihn nimmermehr. Friedrich von Sallet Traumland Wo gibt’s diese Welt wie im Traume? So seltsame Luft, so milchig-kalt, Solch Haus von Holze so silbrig-alt, Solch seltsame Blätter am Baume – Und Menschen gehen und kommen Mit fremden Gesichtern, doch seltsam bekannt, Die reden – ich weiß nicht, warum ich verstand, Was ich von ihnen vernommen ... Drauf hab ich das Städtlein verlassen: Da schwamm ein seltsam bleierner Fluß, Der wälzte tiefab mit schweigendem Schuß Die ungeheuren Massen ... Ich stieg auf den Berg, den vertrauten: Da sah ich ein Land, das ich nie gesehn, Erdfremde beleuchtet, so selig-schön! – Meine Augen vor Wonne tauten ... Nun, wo ich am Tag so gehe, Verfolgt mich die Sehnsucht überall Nach dem seltsamen Fluß mit dem Wasserfall Und dem Lande hinter der Höhe. Victor Blüthgen Der kleine Häwelmann Es war einmal ein kleiner Junge, der hieß Häwelmann. Des Nachts schlief er in einem Rollbett und auch des Nachmittags, wenn er müde war. Wenn er aber nicht müde war, so mußte seine Mutter ihn darin in der Stube hin und her fahren, und davon konnte er nie genug bekommen. Nun lag der kleine Häwelmann eines Nachts in seinem Rollbett und konnte nicht einschlafen. Die Mutter aber schlief schon lange neben ihm in ihrem großen Himmelbett. »Mutter!« rief der kleine Häwelmann, »ich will fahren!« Und die Mutter langte im Schlaf mit dem Arm aus dem Bett und rollte die kleine Bettstelle hin und her, immer hin und her. Und wenn ihr der Arm müde werden wollte, so rief der kleine Häwelmann: »Mehr, mehr!« Und dann ging das Rollen wieder von vorne an. Endlich aber schlief die Mutter fest ein, und so viel Häwelmann auch schreien mochte, sie hörte es nicht. Da dauerte es nicht lange, so sah der Mond in die Fensterscheiben, der gute alte Mond. Und was er da sah, war so possierlich, daß er sich erst mit seinem Pelzärmel über das Gesicht fuhr, um sich die Augen auszuwischen. So etwas hatte der alte Mond all sein Lebtag nicht gesehen. Da lag der kleine Häwelmann mit offenen Augen in seinem Rollbett und hielt das eine Beinchen hoch in die Höhe. Sein kleines Hemd hatte er ausgezogen und hing es wie ein Segel an seiner kleinen Zehe auf. Dann nahm er ein Hemdzipfelchen in jede Hand und fing mit beiden Backen an zu blasen. Und allmählich leise, leise fing es an zu rollen, über den Fußboden, dann die Wand hinauf, dann kopfüber die Decke entlang und dann die andere Wand wieder hinunter. »Mehr, mehr!« schrie Häwelmann, als er wieder auf dem Boden war, und dann blies er wieder seine Backen auf, und dann ging es wieder kopfüber und kopfunter. Als er dreimal die Reise gemacht hatte, guckte der Mond ihm plötzlich ins Gesicht. »Junge,« sagte er, »hast du noch nicht genug?« »Nein,« schrie Häwelmann, »mehr, mehr! Mach die Tür auf! Ich will durch die Stadt fahren. Alle Menschen sollen mich fahren sehen.« »Das kann ich nicht,« sagte der gute Mond. Aber er ließ einen langen Strahl durch das Schlüsselloch fallen, und darauf fuhr der kleine Häwelmann zum Hause hinaus. Auf der Straße war es ganz still und einsam. Es rasselte recht, als der kleine Häwelmann in seinem Rollbette über das Straßenpflaster fuhr, und der gute Mond ging immer neben ihm und leuchtete. So fuhren sie straßenaus, straßenein. Aber die Menschen waren nirgends zu sehen. Als sie bei der Kirche vorbeikamen, da krähte auf einmal der goldene Hahn auf dem Glockenturme. Sie hielten still. »Was machst du da?« rief der kleine Häwelmann hinauf. »Ich krähe zum erstenmal,« rief der goldene Hahn herunter. »Wo sind die Menschen?« rief der kleine Häwelmann hinauf. »Die schlafen,« rief der goldene Hahn herunter. »Wenn ich zum drittenmal krähe, dann wacht der erste Mensch auf.« »Das dauert mir zu lange,« sagte Häwelmann; »ich will in den Wald fahren. Alle Tiere sollen mich fahren sehen.« »Junge,« sagte der gute alte Mond, »hast du noch nicht genug?« »Nein,« schrie Häwelmann, »mehr, mehr! Leuchte, alter Mond, leuchte!« Und dann blies er die Backen auf, und der gute alte Mond leuchtete, und so fuhren sie zur Stadt hinaus und übers Feld und in den dunkeln Wald hinein. Der gute Mond hatte alle Mühe, zwischen den vielen Bäumen durchzukommen. Mitunter war er ein ganzes Stück zurück. Aber er holte den kleinen Häwelmann doch immer wieder ein. Im Walde war es still und einsam. Die Tiere waren nicht zu sehen, weder die Hirsche, noch die Hasen, auch nicht die kleinen Mäuse. So fuhren sie immer weiter, durch Tannen und Buchenwälder, bergauf und bergab. Der gute Mond ging nebenher und leuchtete in alle Büsche. Aber die Tiere waren nicht zu sehen. Nur eine kleine Katze saß oben in einem Eichbaum und funkelte mit den Augen. Da hielten sie still. »Das ist der kleine Hinze,« sagte Häwelmann, »ich kenne ihn wohl. Er will die Sterne nachmachen.« Und als sie weiterfuhren, sprang die kleine Katze mit, von Baum zu Baum. »Was machst du da?« rief der kleine Häwelmann hinauf. »Ich lasse meine Augen funkeln,« rief die kleine Katze herunter. »Wo sind denn die anderen Tiere?« rief der kleine Häwelmann hinauf. »Die schlafen,« rief die kleine Katze herunter und sprang wieder einen Baum weiter. »Horch nur, wie sie schnarchen! Wenn ich mein letztes Auge zumache, so wacht der erste Hase auf.« »Das dauert mir zu lange,« sagte Häwelmann, »ich will in den Himmel fahren. Alle Sterne sollen mich fahren sehen.« »Junge,« sagte der gute alte Mond, »hast du noch nicht genug?« »Nein,« schrie Häwelmann, »mehr, mehr! Leuchte, alter Mond, leuchte!« Und so fuhren sie zum Walde hinaus und dann über die Heide bis ans Ende der Welt und dann gerade in den Himmel hinein. Hier war es lustig. Alle Sterne waren wach und hatten die Augen offen und funkelten, daß der ganze Himmel blitzte. »Platz da!« schrie Häwelmann und fuhr in den hellen Haufen hinein, daß die Sterne links und rechts vor Angst vom Himmel fielen. »Junge,« sagte der gute alte Mond, »hast du noch nicht genug?« »Nein,« schrie der kleine Häwelmann, »mehr, mehr!« Und – hast du nicht gesehen! fuhr er dem alten guten Mond quer über die Nase, daß er ganz dunkelbraun im Gesicht wurde. »Pfui!« sagte der Mond und nieste dreimal, »das ist nicht hübsch von dir,« und damit pustete er seine Laterne aus, und alle Sterne machten die Augen zu. Da wurde es im ganzen Himmel auf einmal so dunkel, daß man es ordentlich mit Händen greifen konnte. »Leuchte, alter Mond, leuchte!« schrie der kleine Häwelmann. Aber der Mond war nirgends zu sehen und auch die Sterne nicht. Sie waren schon alle zu Bett gegangen. Da fürchtete der kleine Häwelmann sich sehr, weil er so allein im Himmel war. Er nahm seine Hemdzipfelchen in die Hände und blies die Backen auf. Aber er wußte weder aus noch ein. Er fuhr hin und her, kreuz und quer, und niemand sah ihn fahren, weder die Menschen, noch die Tiere, noch die Sterne. Da guckte endlich unten, ganz unten am Himmelsrande, ein rotes, rundes Gesicht zu ihm herauf, und der kleine Häwelmann meinte, der Mond sei wieder aufgegangen. »Leuchte, alter Mond, leuchte!« rief er, und dann blies er wieder die Backen auf und fuhr quer durch den ganzen Himmel und gerade darauf los. Es war aber die Sonne, die eben aus dem Meere herauskam. »Junge,« rief sie und sah ihm mit ihren glühenden Augen ins Gesicht, »was machst du hier in meinem Himmel?« Und eins, zwei, drei! nahm sie den kleinen Häwelmann und warf ihn mitten in das große Wasser. Da konnte er schwimmen lernen. Und dann? Ja, und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können. Theodor Storm Kätzchen Die Nacht ist still, der Mond geht auf, Wer klettert da zum Dach hinauf? Drei Sänger: Miez und Hinz und Mohr, Beginnen ihren Katzenchor. Die Leut erwachen ringsumher, Bald schleicht der Herr vom Haus daher, Musikdirektor will er sein, Schlägt mit der Peitsch den Takt darein! Robert Reinick [Illustration] Stille der Nacht Willkommen, klare Sommernacht, Die auf betauten Fluren liegt! Gegrüßt mir, goldne Sternenpracht, Die spielend sich im Weltraum wiegt! Das Urgebirge um mich her Ist schweigend, wie mein Nachtgebet; Weit hinter ihm hör ich das Meer Im Geist und wie die Brandung geht. Ich höre einen Flötenton, Den mir die Luft vom Westen bringt, Indes herauf im Osten schon Des Tages leise Ahnung dringt. Ich sinne, wo in weiter Welt Jetzt sterben mag ein Menschenkind – Und ob vielleicht den Einzug hält Das vielersehnte Heldenkind. Doch wie im dunklen Erdental Ein unergründlich Schweigen ruht, Ich fühle mich so leicht zumal Und wie die Welt so still und gut. Der letzte leise Schmerz und Spott Verschwindet aus des Herzens Grund; Es ist, als tät der alte Gott Mir endlich seinen Namen kund. Gottfried Keller Ammenuhr Der Mond, der scheint, Das Kindlein weint, Die Glock’ schlägt zwölf, Daß Gott doch allen Kranken helf! Gott alles weiß, Das Mäuslein beißt, Die Glock’ schlägt ein, Der Traum spielt auf ein Kissen dein. Das Nönnchen läut’t Zur Mettenzeit, Die Glock’ schlägt zwei, Sie gehn ins Chor in einer Reih. Der Wind, der weht, Der Hahn, der kräht, Die Glock’ schlägt drei, Der Fuhrmann hebt sich von der Streu. Der Gaul, der scharrt, Die Stalltür knarrt, Die Glock’ schlägt vier, Der Kutscher siebt den Haber schier. Die Schwalbe lacht, Die Sonn erwacht, Die Glock’ schlägt fünf, Der Wandrer macht sich auf die Strümpf. Das Huhn gagakt, Die Ente quakt, Die Glock’ schlägt sechs, Steh auf, steh auf, du faule Hex! Zum Bäcker lauf, Ein Wecklein kauf, Die Glock’ schlägt sieben, Die Milch tu an das Feuer schieben. Tut Butter nein, Und Zucker fein, Die Glock’ schlägt acht, Geschwind dem Kind die Supp’ gebracht! Volksmund [Illustration] Die Nacht Die Nacht ist mir so nah bekannt, Wir können unsre Gedanken lesen, Wir haben dasselbe Vaterland, Wir sind vor Zeiten Geschwister gewesen. Und abermal um eine Zeit, Da wird sie mich so ganz umfangen! Sie nickt, sie streichelt meine Wangen Und fragt: »Bist du bereit?« Hermann Hesse Reiter bei Nacht Im Wirtshaus, unruhvoll erwacht, Hinlugt ich aus dem dunklen Haus: Der Hof war weiße Vollmondpracht, Und lautlos führte in die Nacht Ein Mann sein Roß hinaus. Er führte es am losen Zaum, Sie gingen beide Schritt für Schritt, Und neben beiden wie im Traum Ging durch des Hofes Silberraum Ihr schwarzer Schatten mit. Ich weiß nicht, wer der Reiter war ... Er trat mit seinem Roß zum Tor: Das lag umwipfelt wunderbar – Ich weiß nicht, wer der Reiter war, Der still mein Herz beschwor. Und vor ihm still das Tor erklang, Und ein unendlich tiefes Blau, Das Tor erfüllend, aufwärts drang, Und Stern auf Stern vor ihm entsprang, Als tropfte Silbertau. Da raffte sich auf seinen Rapp Mit weitem Mantelschwung der Mann, Es klang der Hufe Klipp und Klapp – Und alle Sorge warf ich ab, Die mir der Tag ersann ... Ich weiß nicht, wer der Reiter war, Und wie so schwarz sein Schatten glitt; Doch eine Stille kühl und klar Rann mir noch lang um Stirn und Haar Aus seinem Ruheritt. A. K. T. Tielo Tag und Nacht Wenn abends vom glutroten Himmel Der Sonne Roß heruntersteigt, Der Sohn des Lichts, der tageshelle Schimmel, Und seinen Hals, den schöngebognen, neigt, Dann aus den Nebeln mit bereifter Mähne Steigt _auf_ das Pferd der Nacht, Und gähnend weist es seine weißen Zähne Den Umgekommenen der Schlacht. Es schlängelt sich gleich blauem Stahle Durch breite Ström’ und Eisgefild’ Und fließt dahin im Mondenstrahle, Wie Blut von eines Helden Schild. Der Sturmwind hängt an seinen Hufen, Die Schiffe jagt’s im wilden Meer, Es saust vorüber, wo die Wächter rufen, An Turm und Lager um ein schlafend Heer. Indessen grast auf einer bunten Wiese Das Sonnenroß, geführt am Zaum Von einem Zwergen, und es sitzt ein Riese Im Sattel, ein Gigant, der schwere Traum. Es ruhet aus im Waldesdunkel An blühender Violen Saum, Wo kaum durchblinkt der Sterne müd Gefunkel Der Esche schwarzen Zauberbaum. Auf einmal ist’s, als fühl’ es wieder Den alten Mut, die Erde bot Ihm neue Kraft, es schüttelt Mähn’ und Glieder Und stampft, daß Feuer aus der Erde loht. Und schnaubend stürzt es sich ins Flutgewühle, Der Riese fällt, der Zwerg ist tot; Es wiehert und erweckt die Morgenkühle – Am Himmel glüht das Morgenrot. Hermann Lingg Ewiger Wechsel Ewig unsre Sehnsucht dringt Aus dem Dunkel in das Helle, Ewig von der lichten Schwelle Sie zurück ins Dunkle springt. Hörte einst ihr Hasten auf, Daß sie endlich Ruhe fände – Sei’s im Tag-, im Nachtgelände – Endete des Lebens Lauf. Ernst Weber Inhalt Seite Geleitspruch des deutschen Spielmanns 3 Vor dem Morgen (Trojan) 4 Morgengrauen (Weigand) 4 Das Christusbild (Sergel) 5 Neues Leben (Wiener) 5 In der Frühe (Mörike) 6 Morgendämmerung (Greif) 6 Vogelmette (Avenarius) 6 Die Wolke (Gaudy) 7 Der Morgen (Sallet) 8 In Hangen und Bangen (Fontane) 8 Für und für (Liliencron) 11 Stille Tränen (Kerner) 11 In der Frühe (Storm) 12 Morgenwind (Heyse) 12 Gruß der Sonne (Keller) 13 Morgenlied (Meyer) 14 Pförtners Morgenlied (Schiller) 15 Guter Rat (Volksmund) 15 Mittagsstille (Greif) 16 Um die dritte Stunde (Fischer) 16 Nach trübem Tage (Gumppenberg) 17 Abendlied (Rückert) 17 Der letzte Glanz (Bartels) 18 Der Sandmann (Vierordt) 19 Maiabend (Avenarius) 21 Die Sonne liegt im Sterben (Gilm) 21 Mailied (Rückert) 22 Sonnenuntergang (Hölderlin) 22 Die Großmutter (Salus) 22 Mondaufgang (Avenarius) 23 Feierabend (Holz) 23 Abendlied (Claudius) 24 Der Abendfriede (Blüthgen) 25 Abendsegen I (Benzmann) 32 Abendsegen II (Güll) 33 Heimgang (Falke) 33 Abendwolke (Meyer) 34 Ruhetal (Uhland) 35 Der Abendfriede (Benzmann) 35 Abend (Scholz) 35 Meeresabend (Strachwitz) 36 Ein Tageslauf (Falke) 36 Am Abend (Seidel) 37 Abendlandschaft (Eichendorff) 37 Abendstille (Busse) 38 Abendlieder I (Böhm) 39 Abendlieder II (Sergel) 39 Abendlieder III (Keller) 40 Abendlied (Bierbaum) 41 Ein geistlich Abendlied (Kinkel) 41 Wanderers Nachtlied (Goethe) 42 Manche Nacht (Dehmel) 43 Die tröstende Nacht (Wille) 43 Nachtgefühl (Greif) 43 Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall! (Grimmelshausen) 44 Trost der Nacht (Jacobowski) 44 Nähterin Nacht (Benzmann) 44 Lichter (Scholz) 48 Der Nachtwächter (Reinick) 48 Die beiden Wächter (Gellert) 50 Sturmnacht (Storm) 51 Was bei den Sternen war (Rosegger) 52 Um Mitternacht (Mörike) 59 Sternentrost (Greif) 59 Der Sternseher (Busse) 59 In Harmesnächten (Meyer) 60 Ansage (Greif) 60 Mondspuk (Weber) 61 Alter Spruch (Volksmund) 63 Stimme im Dunkeln (Dehmel) 64 Alp (Kopisch) 64 Närrische Träume (Falke) 65 Der Traum (Blüthgen) 66 Ein Traum (Sallet) 67 Traumland (Blüthgen) 68 Der kleine Häwelmann (Storm) 69 Kätzchen (Reinick) 71 Stille der Nacht (Keller) 73 Ammenuhr (Volksmund) 73 Die Nacht (Hesse) 75 Reiter bei Nacht (Tielo) 75 Tag und Nacht (Lingg) 76 Ewiger Wechsel (Weber) 77 [Illustration] Weitere Anmerkungen zur Transkription Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Zur besseren Navigation wurde der Titel des ersten Gedichts im Text ergänzt. Korrekturen: S. 6: wir → mir Grüßend {mir} ans Bette, *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TAG UND NACHT *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for an eBook, except by following the terms of the trademark license, including paying royalties for use of the Project Gutenberg trademark. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the trademark license is very easy. 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Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you ‘AS-IS’, WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state’s laws. The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation’s website and official page at www.gutenberg.org/contact Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine-readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate. While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. 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