Title: Der brennende Dornbusch; Mörder: Hoffnung der Frauen
Author: Oskar Kokoschka
Release date: July 9, 2014 [eBook #46231]
Most recently updated: October 24, 2024
Language: German
Credits: Produced by Jens Sadowski
SCHAUSPIEL
(1911)
SCHAUSPIEL
(1907)
KURT WOLFF VERLAG
LEIPZIG
Bücherei
Der jüngste Tag
Bd. 41
Bühnenvertrieb von Kurt Wolff Verlag, Leipzig
Copyright Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1917
Zimmer der Frau, große geteilte Fenstertür, durch welche Mondstrahlen einfallen, so, daß man auf das Dach hinaussehen kann.
Frau
(in weißem Bettlaken, zum Schlafen gekleidet, so langes Haar, daß es am Boden in Ringeln nachschleift. Sie kriecht geisterhaft aus den Bettüchern hervor und richtet sich gegen die Lichtstrahlen auf, elektrische Helligkeit des Mondes.)
Frau
Ich träumte, ein Karren wär heiß gefahren — schleudert mich zum Himmel auf. Es drückt nichts mehr nieder mein Gesicht im Schlummer. Um zu schlafen, mich zuviel dürstet; zu — trinken!
(Sie geht zum Glockenzug — vergißt wieder!)
Wo kommen die neuen Strahlen her? Die zogen mich, — wecken aus allen Kräften. — Meinen Füßen widerstand ich nicht mehr. Ich friere, sieht mich wer?
(lauter)
(zur Tür hinaus)
Mein Rock und mein Hemd ist nicht hier, geben Sie es mir herein!
Sie schlafen immer noch und ich wache.
(Sitzt frierend im Stuhl mit offnen Haaren.)
Hängt die fruchtlose Wärme des unklaren Gestirns überall über mir! Mann im Mond, — dreh dich um, schau nicht her. —
Deine Ausstrahlung flößt Kräfte ein solchen, die im Stiegenhaus mir nachsteigen und aufs Zimmer kommen.
Herr Adernrot gab mir ein Backenschlag.
Herr Finstergesicht wünschte mir einen guten Tag.
Ein Blümchen pflückte mir Herr Lendenkraft,
was liegt mir an der gesamten Schlafgenossenschaft.
(man hört unten das Lachen der betrunkenen Liebhaber. Sie wäscht sich die Hände im Lavoir auf dem Eisentisch und geht zum Fenster, winkt.)
Komm auf mein Bett, Schatten, sollst mir liebes Wesen sein, — pfui, — eine Katze schwarz wie Pfeffer, warf sie der Wind mir zum Fenster herein.
(Sie öffnet die Glastüre und geht aufs Dach.)
Kommt er noch, kommt er? —
Immer wieder die Bangigkeit in aller Natur, vom Dach zum Himmel hinauf. Alles wartet auf ein Aufatmen. Meine Augen hängen an der Sichel, die meine Schonzeit kürzt.
Am Tage bin ich ein Zweifelswesen von Menschenähnlichkeit. Heut nacht bläst mir ein Mann den Atem ein und glaubt an die Gestalt.
(Oben Mondlicht wandernd)
Wunderbare fremde Männerart,
die Sterne in Kreisen sah
und Schatten und Licht zu Freundschaften flicht.
Wundertätige Männerart,
die aus Gespenstern sich Gebärerinnen schuf.
Nicht lange ist meine Stunde und schon nah! Wie kurze Zeit darf jedes Ding nur blühen. Schon will des Mondes Licht erlöschen.
Unendlicher Genuß! Bald nimmer wünsche ich mir etwas. Keine Wolke ist mehr.
Dem fiebernden Wind setz ich mich aus, bin herrlich eingesäumt von Haarstrahlen, am Rückenrand, ordentlich wie Wasserkämme laufen sie über meine Beine hinab und verschwinden in der Erde.
(Sie sieht jemanden unten schleichen, erschreckt und erfreut, sie winkt ihm; eine Tür schlägt plötzlich auf, der Mann gleitet lautlos herein. Brennende Kerze in der Hand.)
Frau
(bevor sie ihn sieht, singt)
Ein alter Mann hielt Winter lang einen Vogel.
Als es Frühling war,
litt es nicht länger den Vogel,
Daß er vergaß zu singen gar.
Der Alte spannt ein grün Tuch über Vogelbauers Eisenstäbe;
Noch sang nicht wieder froh der Vogel vor dem Alten.
Frau
(zum Mann)
Mein Singen hieß dich herzuhören?
Sahst du mein Gitter offen?
Du machst dem Kuckuck nach und fliegst ins
fremde Nest.
Um nachtschlafende Zeit siehst du mich!
Wie schlichst du durch Mauer und Tür?
Mann
Ich rate, wie wußt ichs?
Du bist immer einsam gewesen.
Ich war nicht bei dir. Deine Stimme rief in der Nacht die Fremden und du meintest mich. Und du hast wahrhaftig Hunger und Geiz auf Liebeswerke und so kam ich herauf zu dir.
Du — dreh dich zu mir! . . .
Warum bist du nicht gut mit mir?
Klar habe ich dich geträumt und weinend erst im Morgengrauen gesehen —
Habe ich unrecht getan, daß ich dir winkte wie vielen?
Jetzt stehst du im seligen Glanz der Gegenwart.
Mein Wunsch mochte dich in der Dunkelheit herziehen.
Ich hungere vor Liebe.
Wenn ich nur mich erst dir hingegeben,
soll durch deine reine Kraft allein ich leben.
. . . Meine Arme ziehen deine — meine Beine machen dich gehen.
(Mann tritt näher, sie erschrickt.)
Frau
Du machst mir ordentlich Herzklopfen. Meine Stimme will sein deines Mundes Süße, meine Scham verdunkelt dein Erröten, —
Schläfert dich auf einmal?
Hilf — meine Ohnmacht fließt in deine Kraft herein. O weh!
(Der Mann nimmt ein Tuch und umhüllt sie ganz, daß nur ihr Kopf sichtbar ist.)
Mann
(leise)
Mach zu deine Augen,
Mach zu deine Wunden,
Ich hab dich gefunden.
(Mann geht zögernd zum Ausgang, es wird finster, sie nimmt ihren Leuchter vom Tisch um ihm zu folgen, die offne Tür verlöscht ihr Licht.)
Du — laß mich nicht aus, nicht allein — o Herr.
(leise)
Wie ich von dir die Augen wende,
kommen langsam manche Zustände.
Mann
(wird wieder in der Türöffnung sichtbar.)
Am Himmel leuchtet der Morgenstern,
die Nacht her, streift ich aus weiter Fern!
Rief mich dein Glaube zu dir!
Darf nicht fürchten schwächer zu sein
Wo ich nun war dahier.
Frau
(reicht die Hand zögernd nach)
Greif mich mit deinem Finger an,
Damit ich noch dir glauben kann.
Da wollt’ ich fragen dich,
bleibst du bei mir?
Gehst du mir heraus
und läßt die Braut in der Versuchung sein!
Meine Brust ist krank,
wie eine Blume in der Lichtlosigkeit.
Gib mir deine Hand noch einmal, Liebloser.
Du — laß mich noch einmal bei dir sitzen und die Augen schließen und verschlafen alles Geschehene.
O Herr — ich fürchte mich, so schwach bin ich, so sehr hänge ich an dir.
(Der Mann kniet vor der Frau und leuchtet ihr ins Gesicht, sie zündet ihre Kerze an seiner an und schaut ihn an.)
Frau
Mein Liebster, ich hab vergessen, ich weiß nicht wo ich war, sag du zu mir.
Du zündest jetzt dein eignes Licht
gleichsam an meiner Liebe an,
Dein Leib gibt ihm die Nahrung dann.
Des Suchens — wer du wärest — müde,
Gabst du dich mir.
So bist Du geworden.
Und ziehe Ich mich jetzt leise, wie ein Schleier, von dir,
So bleibst Du?
Auf zur Geburt erwach’ deine Seele, auf zur Geburt.
Und wenn die Trennung dir bange Schwermut macht,
erscheint mein Bild gespiegelt in der Nacht.
Und deiner Eigenliebe Schein
wird wieder von dem zarten Nachtbild angeleuchtet sein.
(Mann schlägt das Tuch ganz über ihren Kopf zusammen — sie will ihn sehen, er drückt ihre Augen sanft zu, so, daß sie zu die Knie sinkt, er flieht auf den Korridor.)
(Frau, betäubt, wacht auf, folgt ihm in den Raum, wo die betrunkenen Liebhaber schlafen. Männer erwachen, Frau sieht durch das Gitterfenster auf den Flüchtenden hinaus.)
Frau
(halb schlafend — halb singend)
Wacht auf, Schläfer!
Ein weißer Vogel fliegt im Zimmer, hat meine Augen ausgehackt —
Wacht auf, Schläfer!
Ein roter Fisch schwamm durch, hat mein Blut vollgetrunken —
Schlagt ein das Tor, Schläfer! Ein Wehrwolf rannte aus, hat mein Herz abgefressen —
(Die Burschen werfen de Hüte weg — einer ist halb nackt, den das Mädchen freundlich ansieht, und mit ihm dem Haufen nachrennt. Sie nehmen Stöcke und laufen dem Flüchtigen nach — neben einem hohen Steindamm eine Treppe hinauf aus Eisensparren, stürzen — Aufenthalt — Flüchtling schöpft Atem — wendet sich als Silhouette in der Höhe gegen die Verfolger um, wird matt — sie umringen ihn — unter der Bahnbrücke — ein Zug rollt vorbei — Signalglocke. Der Flüchtling nimmt die Gelegenheit wahr, um sich ins Wasser von der Höhe fallen zu lassen. Man schießt ihm nach, ohne ihn zu erreichen.)
Gleichzeitig mit den letzten Worten der Frau stimmt eine Heilsarmeemannschaft nach geistlicher Melodie folgenden Hymnus an:
Wer himmlischer Liebe Schlüssel hat,
Dem nie erstirbt die Stund.
Wie süß wirds ihm erst sein.
Ird’sche Liebe ist nur ein’ Pein,
Ein Rosendorn am Pfad
Zum Gartentor von Golgatha.
Seele, bleib noch nicht da . . . .
(Man sieht noch, wie sich das Mädchen mit dem Burschen von früher wegschleicht.)
Mondnacht. Zimmer wie früher, Frau, offene Haare, kriecht zum Fenster, das groß und voller Schatten ist, die sich ändern und den Boden mit Figuren überziehen.
Frau
(lockend, heiser lächelnd)
O — komme zu mir in der Nacht.
Daß du mir sollst zürnen — bitte ich dich,
weil bei mir ein Fremder mit im Bette liegt.
Wär’s besser nicht zu sein, als schlecht zu sein?
Wenn Schlechtsein schon den Anschein, Wirklichsein, erregt?
So lieb ich dich, wie du mich haßt.
So bin ich doch, wie du mich hast.
(müde, krank)
Nein, ich schlafe still allein,
Bettgewand ist mein Frauenhaar,
aufgespannt bin ich noch auf deine Hände.
Und legte mein Ohr ans Tor,
Und ein Vogel zog
— und höre dich?
Und legte meine Augen ans Fenster
— Und der Mond log —
Und umarme dich?
(unruhig)
Und der Morgen log nicht,
da ich mich sah allein und war eine Jungfrau wieder.
Weine Tränen in mein Haar.
(Pause. Hebt die Arme wieder beschwörend)
Ein Mädchen sagte dir einst ins Ohr —
Hab mich dir in Ehren gegeben —
Muß nicht von dir mir Ehre wiederkommen?
(träumend, sinnend)
Was ich verloren, mich finde ich wieder in dir?
Was ist finstrer als die Nacht, da ich nur neue Sehnsucht gebar!
Was ist weißer als die Nacht, da ich jetzt will Wunder tragen?
Und was ist Erlösen und was Genesen,
Warum sind den Frauen süß die Rechten
und sind die Frauen süchtig nach dem Fremden.
Der Rechte erkannte —
der Fremde versuchte,
wehe meinem Leib!
(Schreit wieder auf, angstvoll fragend. Man sieht beide Zimmer.)
Mann
(im anderen Zimmer, mit fremdem Ton singend ohne Bewegung, weißliches Licht, offene Tür, die jetzt Licht einwirft, Lichtstrahlen kreuzen und suchen sich aus den zwei Zimmern in der Mitte der Höhe.)
Es schlief das Wassertiefe
Es stand der Berg schattenleer
Und es war keine Zeit
Und da hörte kein Tier
Und da wärmte kein Feuer
Und verbrannte kein Flammen
Als keine Liebe war.
Und wieder . . . .
(Lichtstrahlen heben sich und spielen und treffen sich wieder zur Ruhe.)
Wasser rauschte Wasser nach,
Und Berg verfinstert Berg
Zeit zog —
Und das Tier schlug den Menschen und fraß ihn und spie ihn.
Und Flammen schlagen rote Wunden,
Wo Liebe ward süß Mann und Frau.
(Der Mann ruht auf dem Lager, starr und wendet kein Auge von der Frau. Lichter verschwinden langsam im Zimmer der Frau, sie atmet kaum hörbar und wird schwach. Das Folgende spricht sie furchtbar traurig, voll und warm.)
Frau
(wankt zur Tür)
Von Liebe aß mein Elternpaar; davon ward ich ein Mensch
Du Mensch! Der mich erkannte.
Hülfe . . . Fallen . . . .
(Sie fällt nieder)
Mann
Mach dich Hoffnung aufstehn! Bald gehst du aus dem Hause.
Wie du dich abhetzt, so schmilzt die trübe Lampe hin,
die solcher Not das Wehtun, dem Flackern Leben borgt.
Die Braut wird in der Kammer den Riegel aufgehn sehn.
Schon bleicht die Lebensfarbe!
Flügelschlagen das du selber bist, bläst an den Docht.
Das Feuer fragt, wo soll ich mich denn hinthun!
Und legt sich in die Asche.
Schon seltsam und untraurig . . .
Frau
. . . Schließt über mir Tagesschein.
Szene im Wald, Frau im Hemd, krankes Gesicht, instinktmäßig eine bestimmte Richtung suchend, weißer Boden, Baumstämme schwarz, Himmel schwarz, kein Licht außer der Reflexion des weißen Bodens. Männer und Weiber.
Frau
(jammernd wie eine Gebärende.)
Weh mir —
er lebt mit meiner Kraft.
Irgendwo.
Weh ist mir —
ich bin schwach.
Als er bei mir war und ich hielt den Saum, fiebernd —
wich ich zurück vor ihm.
Du verführst mich, wohin?
(zornig, schreiend, langsam höher.)
Und da ward er durchglüht und durchleuchtet auf einmal
und mein warmes Blut sprang in mir,
mich fror und meine Zähne klapperten.
(Windet sich entsetzt.)
Fort von hier, fort von hier —
Unseliges Lager . . .
Unraststätte!
Opferstall.
(hält sie für eine kranke Lügnerin.)
Wir suchen die Spur,
Wir gehen im Kreis.
Mondeshelle Flammen wehen leis.
Mit Laternen durch den Dunst
durchhellen wir den Forst.
Scheuer Geier würgt im Horst.
Frau
(verzückt.)
Allüberall eine Menschenstimme — Du —
Irgendwo hör’ ich deinen Anruf —
Ein zweiter alter Mann
Wir suchen den Mann,
Der eine Frau verließ.
Ein jagendes Tier schrie.
(sie schlagen an die Bäume, um ihn aufzuscheuchen.)
Frau
Schau, er faucht mich an aus den Dörnern!
Er wacht auf zum Geschrei!
Seht doch!
— Wie Wasserdonner immer tosender —
Umher Umarmung!!
Das Gesicht des Menschen —
Du im Traum dein süßer Geruch . . .
Dein feuerfarbener Kopf im Sonnenmantel erstickt?
Ein dritter Mann
(leise.)
Ein Blitz zitterte, und äscherte ein die zahme Herde.
Flutender, du umhorchst mich . . .
Weh!
Er brach ein.
In mir weidet er.
Erstes Weib
Hört, was sie spricht;
Die Morgenwärme steigt herauf,
Der Sonnenstern dringt lichtklar durch den Dampf.
Irre wird sie in der Natur —
Frau
Fort, fort mit leisem Tritt,
Daß keiner seine Nähe scheucht.
Wie geschieht mir Gutes von dir!
Ich sende dir, ich sende dir meinen Brautwunsch entgegen!
(schreiend.)
Bricht mein Auge —
Bin ich gestorben?
Da ich sein Wunder verspür,
Friedhof wird sein mein Hochzeitsbett und Weinkrampf Hochzeitsschrei.
(Sie stürzt in der Mitte der Bühne und bleibt wie ein Bündel liegen, regungslos.)
Zweites Weib
Der Engel leitet sie,
durchweintes Haar bedeckt ihr Auge
und sie sieht ihn?
Ihr Geist ist verstört.
Ein Engel leite sie.
(Rastlos)
Drittes Weib
Nach welcher Seite wenden?
Drei Wege offen,
Gehe jedes einen.
(Drei aus dem Chor, jeder geht getrennt von dem andern einen Weg; denen tun sich drei Bilder auf. Beschreibend, langsam lauter, jeder nur so lange beleuchtet, als er spricht.)
Erster Alter
Ich sehe einen Mann sich härmen am Boden.
Sein Barthaar besudelt im Staub.
Sein Herz klopft laut.
Er dürstet, weil du gereicht hast
den Schwamm mit Essig getränkt.
Zweiter Alter
Ich sehe ihn undeutlich!
Er nahm mit dir den Leib aus einem Kelch — und du hast gelästert.
Ich sehe wieder —
Rufen Irrende?
Ein sehnendes Herz.
Ist er es?
Dritter Mann
Ich seh einen metallenen Mann an ein brünstiges Tier gesperrt.
Habt ihr wohl gesehen, also, daß das Tier aß von seinem Herzen.
Er regt sich.
Seine gespannte Kette zerklirrt.
Seine glitzernde Hand siegt im zweifelnden Kampf.
Sein metallener Ruf erweckt das Weib, das aus dem Balg des Tieres tritt.
Frau, die mit dem Fuß die Schlange tritt,
dein Herz schwellt sich in Mutterfreud.
(strahlendes Licht. Unruhiges Getöse, Männer und Frauen greifen nach offenen Händen, rufen, schluchzen, man sieht momentan viele offne Hände.)
(Männer zu Frauen, unruhig, laut und leise.)
Ich sehe dich anders als sonst,
Du bist mir nicht mehr fremd!
Ich vergaß dich und sehe dich wieder liebend.
Dein Körper ist vielsagend geworden.
Was ist geschehn, daß ich Jahre neben dir lebte!
Und so oft du dein Herz geöffnet — ich war nicht würdig, daß ich einkehrte in dir.
Wie wird mir . . .
Im Aufmerken wird lautlose Kunde mir und sonderbares Verstehen.
Bange Lippen.
Verlorene Worte kommen.
Fremde Welt, Freude, Seligkeit.
(Es wird langsam dunkel.)
Chor
(psalmodierend in den Hintergrund gehend.)
Ich glaube an die Auferstehung in mir
Ich glaube an die Auferstehung in mir —
Ich glaube an die Auferstehung in mir —.
(Es wird ganz dunkel. Man hört noch das Getöse der Stimmen während des folgenden Bildes. Später schwächer und undeutlicher werdend. Raum leer. Langsam fällt von oben Licht auf die Mitte der Bühne, man sieht jetzt an der Stelle, wo die Frau lag, ein Mädchen. Es liegt verzückt am Boden und spricht leise für sich, voll unterdrücktem Jubel. Dünne Stimme — die wie eine Vogelstimme anschwillt.)
Jungfrau
Aus dem Tal zieht die Lerche in das Himmelsheim. Ich möchte meinen Geliebten ungesehen mit den Armen umgeben, wie ein Strauch die neue Rose.
Ich bin so froh, seit er mich heimsuchte.
Warum sind nicht alle Menschen gut?
Mann und Frau gegenüber auf zwei Felskanzeln, im Dunkel des Grundes undeutlich der Chor. Mann abwehrend, Frau groß. Wogende palmenartige Gräser und Farnbüschel. Solange er spricht, weißes Licht, das mit rotem intermittiert, sobald sie antwortet.
Frau
Ein Bann geht von diesem Weißen aus.
Mein Leib ist ein brennender Feuerstrauch,
Du mein Mann. Nährender Wind!
Meine Brust zwei Feuerzungen,
Du, widerwillige Stimme!
Meine Hände heiße Flügel,
meine Beine brennende Kohlen —
weiß und rot — weiß und rot brenne ich;
Im Feuerkleide langer Qual, in Scham recht Erglühte, brenne und verbrenne nicht.
Tritt ein zu mir, auslösche und erlöse mich.
Mann
Kreißende, hoffnungslose Wöchnerin!
Die vor Schwachheit nicht Austragen wagt!
Habe dazu keine beßre Zeit vor —
um dich nachher, gemach hinschauernd,
zur Ruhe zu legen!
Laß uns das Weh später beschwichtigen,
wann eins von uns müde ins
Linnen gerollt.
Angefacht ist schon was werden
möchte ein Licht,
anders als rauchend Feuer, drin das Auge übergeht.
Feuer brennt zu Asche,
Licht zuletzt ganz freundlich aussieht!
Frau
(erschreckt)
Totsgestalt! Hast mir Fleisch, Blut vorgelogen!
Rasend kamst du in mir aufgezogen!
Sonne bleicht den Mond —
Eisiger Reif
Greift in mein Fleisch.
Greift in mein Fleisch.
Um mich der Mann, der mit mir rang,
Der niederstößt jeden Gedanken,
Niederschlug
Weichst mir nicht
Aus Adern und Bein —
(höhnisch)
Reißender der mich ausgesogen!
Weh tust du Erlöser, Auflöser jetzt.
Kann dich nicht grüßen lieber Mann,
Der nicht annahm mich Opfer
In der stummen Angstpause!
O nimm mich aus der Marterwelt.
Mann
Wahrhaft bist du ein Mensch? Langhaarige!
Frau
Warum bist du nicht gut —
Mann, der mich mit Wünschen niederrannte.
Ich weiß du willst sein
Mein Freier und Befreier,
Mir Unreinen, Ungekannten —
Und bist mein böser Feind
Und Kerkermeister!
(Sie zuckt zusammen — weinend.)
Mann
Meine verströmte Liebeskraft, überall von dir aufgesaugt, nur in Spitzen — leise verdunkelnd, leise verklärend, — rührt sie da dich, Fremdes, widerspenstiges Dugespenst?
Das Weib ist unschuldig.
Aber der Mann — in seinen Dornen einsamt der Friedlosigkeit Frost.
Zeitweise in dir still wie nachträumend.
Ausgeweint, umgewendet,
scheidend blickst du mir ins Gesicht . . .
Mütterlicher Raum öffne dich!
Himmelsheimat, ziehe den irren Sohn.
Müde bin ich.
Weib geh frei aus meiner Hand.
Frau
(wirft den Stein, der seine Brust trifft)
Ich kenne dich nicht mehr an.
Mann
Barmherzigkeit!
Du tust mir weh,
durch die ich abgelöset bin.
Ach sieh hier mein Leben im Opferblut entschweben.
Die Erde nimmt die Kraft kaum an,
Die aus mir drang, die aus mir rann.
Du läßt mich nun zugrunde gehen,
An dir, die so ich losgemacht.
Im Todeskummer, wer ist da mein Trost?
Schwester trockne meine Stirn!
(fällt auf ihn nieder und drängt die anderen zurück. Mit großer Liebe.)
Laßt mich.
Mein Mann soll unberühret sein!
Ich leide mit dir!
Geh noch nicht, Eilender von mir.
Sieh her, da komm ich schon zu dir.
Mann
Glaube mir, Frau, und deine Hand tut mit Versegnung verwachsende Wunde mir zu — Warum sind wir nicht gut!
Sterbezimmer. Mann, wund auf dem Bett. Frau über ihn gebeugt. Stellung der Pietagruppe. — Mutter und Knabe gehen durch. Knabe halbwüchsig.
Knabe
Sag, was sieht die Frau mit starrem Blick? Und leise dir ins Ohr; Mutter sag, voller Sünden sind, die so leiden?
(aufgeregt)
Mutter, bist du ein Weib?
Was du bist, verwirrt mich!
Ich leide mit der schönen Frau, ich möchte zu ihr.
Mutter
O weher Mutter-Tod und ahnend Kindlein-Wundern.
Bewahre! Geh nicht hin und schau nicht hin,
Wo die zahlen Blut und nicht einig werden.
Knabe
Gib Frieden denen, die da zu Hause sind!
Ein Grabhügel voll von Trauerleuten.
Ich steh am Tor.
Gott legt den Kopf in seine Hand und weint.
Mutter
Ich kann es anders sehen!
Ein Dornstrauch brannte auf einmal.
Die Dürre schleicht dem Wurm gleich weg.
Gott läßt zu sich das Licht empor.
(abgehend.)
Chor
(an der Wand stehend, Trauerkleidung.)
Ihr im Herzen ist sein Bild mit glühender Kohle aufgerissen.
Scheint sie ihm?
Lebt er noch?
Ich gab ihm einen Apfel in die Hand und die Frucht ist schon ganz braun geworden.
Er hat die Augen vor dem Unsichtbaren geschlossen.
Ich weiß, Sterbende sind Gute, sie nehmen Sterbens Not.
(Der Lichtkranz hat sich mittlerweile über der Hauptgruppe gebildet. Die Sonne geht unter.)
(Gloriole — Frau und Mann sprechen im Schlaf, hoch, ganz fremd, so, daß jeder Ton an die Nerven stört.)
Mann
Lebe ich denn — Du und Ich,
Frau
Verlorenes,
Vergessenes bespült mich,
verrinnt.
Weißgebrannt.
Mann
Grauenhaft war die Zeit.
Wunschlaufen — Opfertier!
(leise sterbend.)
Und hinfallen in Vergessen!
Lautlos löst sich ein Gesicht.
(Mann tot. Summen hört momentan auf. Lichtkranz ist gebildet, alle heben die Hände, geben Zeichen.)
Chor
(reiht sich in zwei Gruppen, halb singend.)
Und so starb ein Mensch, der sich begriffen hat.
Männer des Chores
Du bist mein stilles Hinschaun
Weiber des Chores
(abwechselnd mit den Männern zum Bett.)
Du bist mein Erschauern,
Du bist mein Licht,
Du lauter durchleuchtet
Und ich kehre ein verborgen
Und du wirst mir offenbar.
Ich aber verlor mich
— und ich erinnerte mich . . .
Chor
(der Männer.)
Vergessen Rufen ohne Ton.
Vergessen gnadloses Einmalsein.
Vergessen irdische Seligkeit.
Weiber
Vergessen rinnendes Blut ohne Genesen
Vergessen bebender Zähne hungernde Lust.
Chor
(Frage.)
Warum bist du nicht gut?
Warum bist du nicht gut?
(Antwort.)
Weil sein sie sollten,
Im Schein verharren sie wollten.
Gesamter Chor
Erzwungen, erscheint ein Gesicht,
eine Welt dem Bewußtsein.
Und wieder löst vom Bilde,
wo es haftet, sich das Erschaffne.
Als Wasser, Luft und Erde formt sich der Raum.
Feuer brennt ihn ewig und verbrannte ihn.
Personen:
Der Mann
Die Frau
Krieger
Mädchen
Die Handlung spielt im Altertum. Nachthimmel. Turm mit großer gitterner Eisentür. Fackellicht. Boden zum Turm ansteigend.
Der Mann
(Weißes Gesicht, blaugepanzert, Stirntuch, das eine Wunde bedeckt, mit der Schar der Krieger, wilde Köpfe, graue und rote Kopftücher, weiße, schwarze und braune Kleider, Zeichen auf den Kleidern, nackte Beine, hohe Fackelstangen, Schellen, Getöse. Die kriechen herauf mit vorgestreckten Stangen und Lichtern, versuchen müde und unwillig den fortstürmenden Abenteurer zurückzuhalten, reißen sein Pferd nieder. Er geht vor. Sie lösen den Kreis um ihn, während sie mit langsamer Steigerung aufschreien.)
Krieger
Wir waren das flammende Rad um ihn.
Wir waren das flammende Rad um dich, Bestürmer verschlossener Festungen!
(Gehen zögernd wieder als Kette nach; er, mit dem Fackelträger vor sich, geht voran.)
Krieger
Führ’ uns, Blasser!
(Während sie sein Pferd niederreißen wollen, steigen Mädchen mit der Führerin die rechts liegende Stiege herab, die aus der Burgmauer führt.)
Frau
(rote Kleider, offene gelbe Haare, groß)
(laut.)
Mit meinem Atem erflackert die blonde Scheibe der Sonne.
Mein Auge sammelt der Männer Frohlocken.
Ihre stammelnde Lust kriecht wie eine Bestie um mich.
Mädchen
(lösen sich von ihr los, sehen jetzt erst den Fremden.)
Erstes Mädchen
(neugierig)
Unsre Frau!
Sein Atem hängt ihr an.
Erster Krieger
(darauf zu den andern.)
Unser Herr kommt wie der Tag, der im Osten aufgeht.
Zweites Mädchen
(einfältig.)
Wann wird mit Wonne sie umfangen!
Frau
(sieht den Mann fest an.)
Wer ist der Fremde, der mich ansah?
Erstes Mädchen
(zeigt ihn, schreit.)
Der Schmerzensmutter verscheuchter Knabe,
mit Schlangen um die Stirn, entsprang.
Kennt ihr ihn wieder?
Zweites Mädchen
(lächelnd.)
Untiefe schwankt.
Ob sie den lieben Gast vertreibt?
(erstaunt, sein Zug hält an.)
Was sprach der Schatten?
(Das Gesicht hebend, zur Frau.)
Sahst du mich an, sah ich dich?
Frau
(fürchtend und verlangend )
Wer ist der bleiche Mann?
Haltet ihn zurück!
Erstes Mädchen
(gell schreiend, läuft zurück.)
Laßt ihr ihn ein? Der wittert, daß wir unbeschützt?
Die Festung offen steht!
Erster Krieger
Ihm ist, was Luft und Wasser teilt,
Haut und Feder, Schuppen trägt;
haarig und nackt Gespenst
gleich unterthan.
Zweites Mädchen
Mit einer Falte weint und lacht die Goldgelockte da.
Jäger fang uns schon . . .
(Gelächter.)
Erster Krieger
(zum Mann.)
Umarm sie!
Das Wiehern hetzt die Stute irr.
Gib dem Tier die Schenkel!
(listig)
Unsre Frau ist eingesponnen, hat noch nicht Gestalt erreicht.
Zweites Mädchen
(großtuend)
Unsre Frau steigt auf und sinkt,
Doch kommt nie auf die Erde.
Drittes Mädchen
Unsre Frau ist nackt und glatt,
Auch schließt sie nie die Augen.
Dritter Krieger
(zum dritten Mädchen, höhnisch.)
An Haken fängt sich Fischlein.
Fischin hakt sich Fischer!
Zweiter Krieger
(zum zweiten Mädchen; er hat verstanden.)
Locken fliegen! Ihr Gesicht befreit . . .
Die Spinne ist aus dem Netz gestiegen.
Der Mann
(hat der Frau den Schleier gelüftet; zornig.)
Wer ist sie?
Erster Krieger
(aufreizend.)
Sie scheint dir bange, fang sie!
Verfängt doch nur die Angst.
Bang du, was du dir erfangst!
(ängstlich.)
Frau, laß uns fliehen!
Verlöscht die Lichter des Führers!
Zweites Mädchen
(eigensinnig.)
Herrin, hier laß mich den Tag erwarten . . .
Heiß mich nicht schlafen gehen,
Die Unruh in den Gliedern!
Drittes Mädchen
(flehend.)
Er soll nicht unser Gast sein, unsre Luft atmen!
Laßt ihn nicht übernachten.
Er schreckt uns den Schlaf!
Erstes Mädchen
Der hat kein Glück!
Erster Krieger
Die hat keine Scham!
Frau
Warum bannst du mich, Mann, mit deinem Blick?
Fressendes Licht, verwirrst meine Flamme!
Verzehrendes Leben kommt über mich.
O nimm mir entsetzliche Hoffnung —
(fährt wütend auf)
Ihr Männer! Brennt ihr mein Zeichen mit heißem Eisen ins rote Fleisch!
(Krieger führen den Befehl aus. Zuerst der Haufen mit den Lichtern mit ihr raufend, dann der Alte mit dem Eisen, reißt ihr das Kleid auf und brandmarkt sie.)
Frau
(in furchtbaren Schmerzen schreiend.)
Schlagt die zurück, die böse Seuche.
(Sie springt mit einem Messer auf den Mann los und schlägt ihm eine Wunde in die Seite. Der Mann fällt.)
Krieger
Flieht den Besessenen, erschlagt den Teufel!
Wehe uns Unschuldigen, verscharrt den Eroberer.
Der Mann
(Wundkrampf, singend mit blutender, sichtbarer Wunde.)
Sinnlose Begehr von Grauen zu Grauen,
Unstillbares Kreisen im Leeren.
Gebären ohne Geburt, Sonnensturz, wankender Raum.
Ende derer, die mich priesen.
O, euer unbarmherzig Wort.
Krieger
(zum Mann.)
Wir kennen ihn nicht.
Verschon uns!
Kommt, ihr Griechenmädchen, laßt uns Hochzeit halten auf seinem Notbett.
Alle Mädchen
Er erschreckt uns,
Euch liebten wir, als ihr kamt.
(Die Mädchen legen sich zu den Kriegern kosend rechts auf den Boden.)
(Drei Krieger machen aus Stricken und Ästen eine Bahre, und stellen sie mit dem schwach sich Bewegenden, in den Turm hinein. Weiber werfen das Gittertor zu und ziehen sich wieder zu den Männern zurück.)
Der Alte
(steht auf und sperrt ab. Alles dunkel, wenig Licht im Käfig.)
Frau
(allein, jammernd, trotzig.)
Er kann nicht leben, nicht sterben,
Er ist ganz weiß.
(Sie schleicht im Kreis um den Käfig. Greift gezwungen nach dem Gitter. Droht mit der Faust.)
Frau
(trotzig.)
Macht das Tor auf, ich muß zu ihm!
(Rüttelt verzweifelt)
Krieger und Weiber
(die sich ergötzen, im Schatten, verwirrt.)
Wir haben den Schlüssel verloren — — wir finden ihn — —
Hast du ihn? — — sahst du ihn — — wir sind nicht schuldig.
Wir kennen euch nicht — — Was wissen wir von euch!
Der Streit ist unverständlich und dauert eine Ewigkeit.
(Gehen wieder zurück. Hahnenschrei, es lichtet im Hintergrund.)
Frau
(langt mit dem Arm durchs Gitter, böswillig keuchend.)
Blasser! Schrickst du? Furcht kennst du?
Schläfst du bloß? Wachst du? Hörst du mich?
Der Mann
(drinnen, schwer atmend, hebt mühsam den Kopf, bewegt später eine Hand, dann beide Hände, hebt sich langsam, singend, entrückend)
Wind der zieht, Zeit um Zeit.
Einsamkeit, Ruhe und Hunger verwirren mich.
Vorbeikreisende Welten, keine Luft, abendlang wird es.
Frau
(mit beginnender Furcht.)
So viel Leben fließt aus der Fuge,
So viel Kraft aus dem Tor,
Bleich wie eine Leiche ist er.
(Schleicht wieder auf die Stiege hinauf, zitternd am Körper, wieder laut lachend.)
Der Mann
(ist langsam aufgestanden, lehnt am Gitter.)
(schwächer werdend, grimmig.)
Ein wildes Tier zähm ich im Käfig hier,
Bellt dein Gesang vor Hunger?
Der Mann
(öffnet den Mund zum sprechen.)
. . . . . . . . .
(Hahnenschrei.)
Frau
(zitternd.)
Du, stirbst nicht?
Der Mann
(kraftvoll.)
Sterne und Mond! Frau!
Hell leuchten im Träumen
oder Wachen sah ich ein singendes Wesen . . .
Atmend entwirrt sich mir Dunkles.
Mutter . . . Du verlorst mich hier.
Frau
(liegt ganz auf ihm; getrennt durch das Gitter, schließt langsam das Tor auf)
Frau
(leise.)
Vergiß mich nicht . . .
Mann
(wischt sich über die Augen.)
Rostgedanken klebt sich auf die Stirn . . .
(zart.)
Es ist dein Weib!
Mann
(sanft.)
Eine Spanne scheues Licht! —
Frau
(bittend.)
Mann!! Schlaf mir . . .
Mann
(lauter.)
Ruhe, Ruhe Truggedanke, laß mich . . .
Frau
(öffnet den Mund zum sprechen.)
Mann
(einsam.)
Ich fürchte mich —
Frau
(immer heftiger, aufschreiend.)
Ich will dich nicht leben lassen. Du!
Du schwächst mich —
Ich töte dich — du fesselst mich!
Dich fing ich ein — und du hälst mich!
Laß los von mir — umklammerst mich — wie mit eisernen Ketten — erdrosselt — los — Hilfe!
Ich verlor den Schlüssel — der dich festhielt.
(Läßt das Gitter, fällt auf der Stiege zusammen.)
Der Mann
(steht ganz, reißt das Tor auf, berührt die sich starr Aufbäumende, die ganz weiß ist, mit den Fingern der ausgestreckten Hand. Sie spürt ihr Ende, spannt die Glieder, löst sie in einem langsam abfallenden Schrei. Die Frau fällt um, entreißt im Fallen dem aufstehenden Alten die Fackel, die ausgeht und alles in einen Funkenregen hüllt.)
Der Mann
(steht auf der obersten Stufe, Krieger und Mädchen, die vor ihm fliehen wollen, laufen ihm schreiend in den Weg.)
Krieger und Mädchen
Der Teufel!
Bändigt ihn, rettet euch!
Rette wer kann — verloren!
Der Mann
(geht ihnen gerade entgegen. Wie Mücken erschlägt er sie. Die Flamme greift auf den Turm über und reißt ihn von unten nach oben auf. Durch die Feuergasse enteilt der Mann. Ganz ferne Hahnenschrei.)
Ende