The Project Gutenberg EBook of Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, by 
August Lübben and Christoph Walther

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Title: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch

Author: August Lübben
        Christoph Walther

Release Date: April 26, 2020 [EBook #61948]

Language: German

Character set encoding: UTF-8

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK MITTELNIEDERDEUTSCHES HANDWORTERBUCH ***




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MITTELNIEDERDEUTSCHES
HANDWÖRTERBUCH

VON

AUGUST LÜBBEN.

NACH DEM TODE DES VERFASSERS VOLLENDET VON

CHRISTOPH WALTHER.

NORDEN und LEIPZIG.

DIEDR. SOLTAU'S VERLAG.

1888.

WÖRTERBÜCHER.

HERAUSGEGEBEN
VOM
VEREIN FÜR NIEDERDEUTSCHE SPRACHFORSCHUNG.

BAND II.

NORDEN und LEIPZIG.

DIEDR. SOLTAU'S VERLAG.

1888.

Druck von Diedr. Soltau in Norden.

Vorwort zur ersten Hälfte (A – nagellôs).

Als das grosse Mittelniederdeutsche Wörterbuch von Schiller und Lübben bereits bald nach seiner Vollendung (1881) vergriffen war, wurde aus den Kreisen des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung der Wunsch laut, vorerst statt einer neuen Ausgabe ein Handwörterbuch ohne Belegstellen zu veröffentlichen, um möglichst rasch dem Mangel abzuhelfen und um auch solchen, denen das sechsbändige Wörterbuch zu teuer sein möchte, das Studium des Mittelniederdeutschen zu erleichtern. Mit derselben Energie, welche Lübben nach Schiller's Tode (4. Aug. 1873) den grössten Teil des Hauptwerkes (vom Artikel gân ab) in verhältnismässig kurzer Zeit vollenden liess, begann und verfolgte er die neue Aufgabe. Es war ihm aber nicht beschieden, den vollständigen Druck seiner Arbeit beschaffen zu können: als das Werk bis zum dreizehnten Bogen gedruckt vorlag, starb er am 15. März 1884. Der zeitige Verleger hat dann auf Wunsch des Vereinsvorstandes die weitere Herausgabe des Werkes mir anvertraut. Im Nachlasse Lübben's fand sich dasselbe, bis zum Schlusse des Buchstabens U ausgearbeitet, vor. Ich habe versucht, die Ausgabe nach den Grundsätzen, wie ich sie aus den ersten zwölf Bögen zu entnehmen vermochte, fortzuführen. Als wichtigste Abweichung vom Hauptwerk stellte sich die Bezeichnung des langen e, einerlei welches Ursprungs, und zwar sowohl in offenen wie geschlossenen Silben, durch ê heraus. Aus dieser Wahl des Zeichens ergab sich mir die Notwendigkeit, tonlanges e in geschlossener Silbe durch ein anderes Merkmal zu unterscheiden: ich habe, nach Nerger's Vorgang in seiner auf diesem Gebiete epochemachenden Grammatik des meklenburgischen Dialektes, ē gewählt. Dieselbe Art der Bezeichnung habe ich einige Male verwandt, um o, ô und ō aus einander zu halten.

Das Handwörterbuch ist im ganzen freilich ein Auszug aus dem grossen Wörterbuche; wer beide vergleicht, wird aber bald erkennen, dass die neue Arbeit vielfältig vermehrt und berichtigt ist. Lübben hat nämlich mit unausgesetztem Fleisse und, wie manche Artikel kundtun, bis zuletzt die Sprachquellen excerpiert und sein Handexemplar des Mittelniederdeutschen Wörterbuches so mit zahlreichen Nachträgen und Verbesserungen versehen. Diese Arbeit ist dem neuen Werke zu gute gekommen. Ich glaubte nicht gegen die dem Meister schuldige Pietät zu verstossen, wenn ich in Bezug auf meine lexikalischen Sammlungen ein gleiches Verfahren und auch dann beobachtete, wann sich dabei für ein bereits aufgenommenes Wort eine Berichtigung, wenigstens nach meiner Ueberzeugung, ergab, da ein etwaiger Irrtum durch Vergleichung eines solchen Artikels mit dem entsprechenden im grossen Wörterbuche auch als mein alleiniges Eigentum erkannt werden muss; und andererseits glaubte ich, im Interesse der mittelniederdeutschen Philologie und im Sinne des verstorbenen Freundes zu handeln, wenn ich nach meinen Kräften mich bestrebte, den gewaltigen lexikalischen Bau, den er aufgeführt hat, zu bauen und zu bessern, wo es mir Not schien. Allerdings hat sich auf diese Weise der Abschluss des ersten Halbbandes weit länger hingezogen, als ursprünglich beabsichtigt war. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, den zweiten im Laufe dieses Jahres rascher fertigzustellen.

HAMBURG, Februar 1885.

Vorwort zur zweiten Hälfte (nagelmâch – Z).

Die Herausgabe des Mittelniederdeutschen Handwörterbuches hat mehr Zeit erfordert, als ich anfänglich erwartet hatte. Die Nachprüfung der Artikel desselben führte zu erneuter Einsicht der Quellen. Es ergab sich bald, dass aus einigen bereits, aber nicht erschöpfend ausgezogenen, aus anderen Schiller und Lübben teilweise oder gänzlich unzugänglichen, zumal den jüngst veröffentlichten Sprachdenkmälern sich noch manches neue Wort und für die schon verzeichneten oft Gewisseres über Form, Flexion und Bedeutung gewinnen liess. Da der Druck des Buches seinen stetigen Fortgang nehmen musste, so war weder eine vollständige, noch eine gleichmässige Durchsicht und Excerpierung möglich. Gar vieles fand sich erst, wenn es zu spät und der betreffende Artikel bereits durch den Druck abgeschlossen war. Je mehr die Herausgabe vorrückte, desto mehr wuchs die Zahl der Excerpte an. Gute Dienste leisteten, besonders auch durch Zeitersparung, die mit Glossar versehenen Ausgaben. Ausserdem bin ich Herrn Dr. F. Jostes zu Dank verpflichtet für die Hülfe, welche er durch Mitteilung seiner neueren Publicationen und eines von ihm angelegten Glossars zu mehreren noch unedierten Schriften der erbaulichen Litteratur freiwillig leistete. Mittelalterliche Glossen habe ich in etwas grösserer Anzahl aufgenommen, als der Verfasser des Wörterbuchs ursprünglich beabsichtigt hatte. Manchen Nachtrag boten noch Diefenbach's Glossaria latino-germanica; ein ziemlich umfangreiches, durch Interpretation und seltene Ausdrücke ausgezeichnetes deutsch-lateinisches Vocabular des fünfzehnten Jahrhunderts, welches im Besitze der Hamburger Stadtbibliothek ist, habe ich von M an vollständig verwertet.

Die auf diese Weise möglich und nötig gewordenen Zusätze und Veränderungen haben auf Plan und Einrichtung des Wörterbuchs keinen Einfluss geübt; höchstens den, dass ich, um den Band die zu einer bequemen Handhabung unumgängliche Grenze des Umfanges nicht überschreiten zu lassen, auf Raumersparnis bedacht sein musste. Hierzu ward ich auch durch eine anderweitige Vermehrung der Artikel genötigt. Um die Brauchbarkeit des Buches zu steigern, habe ich nämlich häufiger, als der Verfasser, Nebenformen eines Wortes als eigene Artikel, mit Verweisung auf die Hauptform, angesetzt. So suchte ich mir denn Platz zu schaffen dadurch, dass ich Zusammensetzungen desselben Bestimmungswortes entweder zu einem Artikel (diesem ersten Compositionsgliede) oder (mit Berücksichtigung der Grundwörter) zu wenigen Artikeln vereinigte, wo nur der bequemen Auffindbarkeit der Wörter kein Eintrag zu geschehen schien, und dass ich manche bloss im speciellen Niederländischen gangbare, dem eigentlichen Niederdeutschen aber fremde Ausdrücke, welchen Lübben Aufnahme gegönnt hatte, ausschied.

Abweichend vom Grossen Wörterbuche, hat der Verfasser Zusammensetzung eines Wortes durch einen Bindestrich zwischen den Bestandteilen angedeutet, dies jedoch nicht auf die suffixartigen Compositionsglieder dôm, heit, schap, bar, haftich, lîk, sam etc. ausgedehnt und es gleichfalls unterlassen, wenn die Teile durch Contraction oder Assimilation enger verwachsen sind. Bei den Präfixen ist er nicht einheitlich verfahren. Während er die unbetonten (be, ent, er, ge) mit Bindestrich versieht, hat er bei anderen, wie es scheint, diesen nur setzen wollen, wenn sie den Ton haben und in Verbalcompositionen vom Grundworte trennbar sind. Ich habe diese Weise durchzuführen versucht, bin aber nicht selten über die Richtigkeit meiner Entscheidung unsicher geblieben, teils weil dies Gebiet der Grammatik überhaupt noch sehr der Untersuchung bedarf, teils weil sich nicht immer beweisende Textstellen auffinden liessen. Auch wird ein Unterschied nach der Zeit zu machen sein: in der älteren ist die Bindung lockerer, der jüngeren dient losere und festere Verbindung zur Entwickelung verschiedener Bedeutungen. Bei einigen Verbalzusammensetzungen, z. B. mit over und under, galt wohl, wie zum Teil noch heutzutage, Trenn- und Untrennbarkeit ohne Begriffsunterscheidung neben einander.

Die Ordnung der Artikel ist alphabetisch, jedoch mit der Einschränkung, dass die Wörter, welche mit F anlauten, unter V, die mit C und Tz (hd. Z) unter S gebracht sind. Bei in- und auslautendem f ist der Verfasser nicht consequent verfahren, weshalb ich mich berechtigt erachtet habe, hier zur Bequemlichkeit des Publicums für die zweite Hälfte des Werkes die alphabetische Trennung von f und v durchzuführen. Doppelconsonanz im Auslaut hat der Verfasser, der bessern Orthographie des Mittelalters folgend, nicht angewendet, allein bei k, wegen der Schreibung ck, häufig davon eine Ausnahme gemacht, so dass man die Wörter bald unter –ck, bald unter –k zu suchen hat. Ich habe nach Analogie der übrigen Consonanten die Vereinfachung zu k festgehalten und danach die in Betracht kommenden Wörter alphabetisch eingeordnet. Für die Schreibung der auf Medien oder Spiranten ausgehenden Wörter sind, wie schon im Grossen Wörterbuche, die aus der mittelniederdeutschen Grammatik bekannten Auslautsregeln beobachtet worden. Für sc oder sk ist, ausser wo diese Consonantenverbindung in- oder auslautend durch Contraction entstanden war, stets sch gesetzt worden. Richtiger wäre vielleicht gewesen, wenigstens auch mit anlautendem scr eine Ausnahme zu machen. Die Scheidung von g und gh ist gleichfalls nicht versucht worden. Im Inlaut sie zu machen, wäre zur Unterscheidung verschieden lautender Wörter eigentlich notwendig gewesen. Von den Vocalen sind die beiden ô (got. au und o) und die beiden ê, resp. ei (as. ê und io) nicht getrennt, sondern orthographisch gleich behandelt worden.

Bei der Ansetzung der Artikel ist durchweg die allgemein-niederdeutsche Sprachform, wie die Sprache der Hansen oder Osterlinge sie vom dreizehnten bis sechszehnten Jahrhunderte bot, bevorzugt worden. Stand die Wahl zwischen mehreren Formen frei, so ward die am längsten herrschende und am weitesten verbreitete und möglichst eine aus der mittleren Zeit vorangestellt. Dialektische Formen hat der Verfasser meist beigefügt, sind von mir jedoch oft wegen Raumersparung im Hauptartikel ausgelassen worden, wenn ihnen aus dem oben angegebenen Grunde ein eigener Platz in der alphabetischen Reihenfolge zuteil ward. Solche mundartliche Abweichungen, deren Kenntnis aus der mndd. Lautlehre vorausgesetzt werden konnte, wie z. B. wenn û statt ô (mhd. uo), î statt ê (mhd. ie) und a statt o in offener Silbe steht, sind nicht immer verzeichnet worden. Seltenere Nebenformen sind hinter die gewöhnlicheren Formen und in Klammer gesetzt. Steht aber die erste Form eines Artikels in Klammer, so ist diese als gemein-niederdeutsch anzusetzen, nur nicht zu belegen.

In der Bezeichnung der Vokallänge ist Lübben im grossen Wörterbuche dem Vorschlage von Jacob Grimm, Grammatik I3, 252, gefolgt, sich derselben nur in geschlossenen Silben und vor Consonantverbindung in offenen Silben zu bedienen. Im Handwörterbuche ist er für e von dieser Regel abgewichen und hat jedes lange e, auch in offener Silbe, mit Circumflex oder Dach versehen. Darin hat er recht gethan. Es ist zu bedauern, dass er nicht weiter gegangen und dasselbe Verfahren ebenfalls bei den übrigen Vocalen oder mindestens bei a und o angewandt hat. Denn die kurzen und langen Vocale sind im Niederdeutschen, wie noch im modernen, so schon im mittelalterlichen nicht bloss quantitativ, sondern auch qualitativ verschieden. Ich habe ein paar Male auch in offener Silbe die langen Vocale a und o mit Circumflex versehen, um zwei gleichgeschriebene Wörter zu unterscheiden. Und ebenso habe ich bisweilen die Tonlängung in geschlossener Silbe durch ā, ē, ō angedeutet. Zuweilen bin ich unsicher gewesen, ob ich e, ē oder ê ansetzen sollte, und nicht immer mag ich das Richtige getroffen haben. Die Endung el in Fremdwörtern, wie padderel, tassel, fardel etc., habe ich nach des Verfassers Vorgang (s. z. B. kordêl) êl geschrieben, doch ist mir nachträglich wahrscheinlicher geworden, dass man ēl zu schreiben und zu sprechen hat. Ebenso habe ich nach seinem Beispiele die fremdländischen Endungen ie (z. B. olie, passie, familie, vitalie) und îe (z. B. ogelie, paperie, faselerie) nicht geschieden.

Der Verfasser war, wie er mehrfach kundgegeben hat, davon überzeugt, dass die mittelniederdeutsche Sprache keinen Umlaut gekannt habe, mit Ausnahme des von a und â, wo die Schreibung e freilich keinen Zweifel zulässt. Demgemäss ist er sowohl im Grossen, wie im Hand-Wörterbuch verfahren. Schiller war, wie wir durch K. Schröder's Mitteilung in der Germania 19, 120 wissen, entgegengesetzter Ansicht. Obwohl ich gleich Schiller und Schröder der Meinung bin, dass bereits im Mittelniederdeutschen der Umlaut auch andere Vocale ausser a ergriffen hat, so durfte ich doch einmal bei Herausgabe von Lübben's Arbeit diese Meinung nicht zur Geltung kommen lassen, und andererseits liegt die Frage noch gar nicht so spruchreif, dass man für jeden einzelnen Fall sicher den Umlaut zu behaupten oder zu leugnen vermöchte. Ist doch seit nicht gar langer Zeit überall erst die Untersuchung über den Umlaut und andere Fragen der mndd. Lautlehre möglich geworden. Früher hinderte der Mangel an Ausgaben der Sprachquellen, besonders an genauen, gewissenhaften. Es ist das Verdienst von Juristen und Historikern, wie Homeyer, Wehrmann u. a., zuerst die Notwendigkeit getreuer Wiedergabe der handschriftlichen Vorlagen erkannt zu haben. Ihnen sind jüngere Editoren, wie z. B. Hänselmann, Koppmann und überhaupt die Waitz'ische historische Schule gefolgt, so dass in ihren Publicationen jetzt schon ein umfangreiches Material für das Studium der Sprache vorliegt. Auf der Thätigkeit der Philologen ruhte dagegen lange wie ein die Entwickelung hemmender Meltau eine aus unzulänglicher Kenntnis des Mittelniederdeutschen abgezogene Normalorthographie und eine Geringschätzung der Weise, in welcher das Mittelalter selbst meinte am füglichsten die Laute des Niederdeutschen darstellen zu können. Das scheint anders werden zu wollen: es mehren sich die lauteren Textausgaben von guten Handschriften und alten Drucken auch aus der schönwissenschaftlichen Litteratur. Meines Bedünkens kann auf diesem Wege fürs erste nicht leicht zu viel geschehen, selbst wenn der ästhetische Wert oder der geistige Gehalt der Dichtungen nur gering sein sollte. Die Folge würde sein, dass die Erforschung der Lautlehre und Grammatik neuen Aufschwung nehmen kann. Man wird sich betreffs jener die Frage vorlegen müssen, ob wir mit Recht ferner die Consonantzeichen f, gh, y, sc, ssch, z, tz und die Vokalbezeichnungen ø und u̸ (NB. nicht a̸, denn dafür hatte man ein e), ij oder y, die Haken oben oder unter den Vocalen, die Stapelung von Vocalen über einander oder ihre Gesellung auf der Linie neben einander einfach ignorieren dürfen, als wären sie bedeutungslose Variationen oder Schnörkeleien müssiger Kalligraphen, und ob wir nicht vielmehr darin den Ausdruck von Lautschattierungen zu erblicken haben. Mit Hülfe der besseren Handschriften wird man die Bedeutung und die Regel dieser mittelalterlichen Orthographie wohl entdecken können. Dann wird es an der Zeit sein, an die Stelle der hergebrachten, zwar bequemen, aber die Sprache mangelhaft und teilweise unrichtig darstellenden Normalschreibung eine neue zu setzen, welche möglichst der mittelalterlichen Schreibweise anzunähern wäre, so dass man z. B. etwa auf den Circumflex, ausser in grammatischen Untersuchungen, Verzicht leisten dürfte.

Dass die Texte, wie bisher nach der alten, so nach einer solchen lautgemässeren Orthographie ohne Rücksicht auf zeitliche und örtliche und individuelle Dialekteigentümlichkeit dann zurecht gestutzt und uniformiert würden, ist nicht zu wünschen und auch wohl nicht zu erwarten. Hingegen ein Wörterbuch kann ohne solche geregelte Orthographie nicht fertig werden; ohne die jetzt geltende wären auch das Mittelniederdeutsche Wörterbuch und das Mittelniederdeutsche Handwörterbuch wahrscheinlich nicht zu Stande gekommen. Daher war mir auch vorgeschrieben, das letztere Werk in der vom Verfasser eingeschlagenen Bahn zu Ende zu führen. Trotz aller angewandten Mühe mag jedoch die Arbeit hie und da Consequenz und Gleichmässigkeit vermissen lassen, was ich für Lübben mit seiner längeren Krankheit, welche in seinen Tod endete, für mich mit der Schwierigkeit zu entschuldigen bitte, welche mit solcher Aufgabe, das Werk eines Andern herauszugeben und zu vollenden, verknüpft ist.

HAMBURG, August 1888.

C. H. F. Walther.

A

a, als Buchstabe fem.

a, interj. ach!

â (aha, ahe), f. Wasser, Gewässer, Strom, Bach, feuchte Niederung.

-â, emphatisch bei Ausrufungen an Partikeln etc. angehängt.

abbadisse, -dische, abdisse, Äbtissin.

abbedie, abdie, Abtei.

abbesate (= ambasiate). Abgesandter.

abbeteke, Apotheke; abbeteker, Apotheker.

abbet, Abt.

abebôk, Abecedarium.

abel, geschickt, passend, tauglich.

abêle (aweele), Pappel (= alber, populus alba;) auch glossiert als abies; als Pflanze: hippia major s. rubra.

abelheit, Geschicklichkeit, Tauglichkeit.

abelike, adv. auf geschickte Weise.

abisse, f. Abgrund, ἄβυσσος.

aborge = ane borge?

abraham, (Mantel)sack; (Geld-beutel; Sackgasse).

abûs, n. Sache die Befremden, Aufsehen erregt.

abuwich u. anbuwich, baufällig.

abuwinge, ungebautes Land.

ach, interj. ach der schande! ach der wedage!

acht, achte, acht; de achte dach, die Octave eines Festes; de achte dage, die ganze Woche nach einem Feste.

acht, achte, f. Acht, Verfestung des Königs; achtbrêf, Schreiben, das die Acht öffentlich verkündigt.

acht, achte, f. 1. Acht, Aufmerksamkeit, Sorgfalt. 2. Art u. Weise, ratio. 3. Ansehen, Achtung. 4. Rang, Stand, Stellung im Leben. 5. die in gleicher Stellung stehenden, Genossenschaft. mine acht, Leute meines Ranges u. Standes. 6. Beratung, bes. der Genossenschaft, der Urteilsfinder, Freunde; acht bidden, um Beratung (mit Freunden, Rechtsbeiständen) bitten; an ene achte gân, sich mit seinen Freunden etc. beraten; concret. die Achtsleute. 7. Beschluss der Genossenschaft, Urteil, Weistum. 8. Gerichtsversammlung, placitum. 9. der Bezirk des Gerichtes, der Genossenschaft. 10. Bedenkzeit, Rechtsfrist, spatium deliberandi; überh. Frist.

acht(-, ach-, ac)bar, ansehnlich, herrlich, bes. als Titelbezeichnung grosser Herren. – acbar maken, autenticare, eine Urkunde als authentisch bezeichnen.

achtbarheit, Ansehen; ceremonielle Weise.

achtbarlik, ansehnlich, achtungswert; -liken, adv. honorabiliter.

achtede, der achte. de achtede (oder achte-) dach, die Octave eines Festes.

achtegede, achtzehnte.

achtehalve, sieben und ein halb.

achtelink, eine kleine Münze, 5½ Pf. (= kortelink).

achten, sw. v. 1. rechnen, zählen, die Zahl überschlagen, schätzen, taxieren. 2. berücksichtigen. 3. aufmerksam auf etwas sein, achten, besorgen. 4. beraten. 5. erachten, glauben.

achtendêl, Achtel einer Tonne.

achtentich, achtzig.

achter, m. Abschätzer, Taxierer.

achter (achtere) u. echter, m. der in der Acht befindliche, proscriptus.

achter, präp. mit Dat. u. Acc. 1. hinter; -längs, durch-hin, achter (den) straten, per vias; achter lande, per terram; de achter lande lopet, erraticus; adv. achter landes. 2. zeitlich: nach.

achter, adv. 1. hinten; van achter to, von hinten her; achter af, hinterwärts, zurück. 2. zeitlich: später, nachher. 3. modal: to achter, a retro; to a. bringen, zurück (nicht vorwärts) bringen (bildlich); to a. gân, zurückgehen (weniger Einnahme, Gewinn etc. haben); mit Gen. verlustig gehen; to a. komen, Abnahme erleiden, verlieren; to a. sîn, im Rückstande sein, frz. être en arrière; mit Gen. oder mit an: Forderungen an jemand haben.

achter, adj. hinter; Comp. achter u. echter; Superl. achterste u. echterste.

achterbakes, adv. hinter-rücks.

achterbliven, unterbleiben; a. laten sein lassen.

achter-bort, f. Nachgeburt.

achterdeken, subdecanus.

achterdêl, Hinterteil; bildlich (Ggs. zu vordêl): Nachteil, Schaden.

achterdenken, Hintergedanke.

achterebbe, die letzte Zeit der Ebbe.

achtergerede, Schwanzriemen der Pferde (postela).

achterhalves, hinterrücks (von der Hinterseite her).

achterhode, f. Nachhut.

achterhol, n. After.

achterholt, m. u. n. Hinterhalt.

achterhoren, verleumdet werden.

achterklap, üble Nachrede, Verleumdung.

achterklappen, afterreden, verleumden.

achterklapperie u. achterklappinge, Verleumdung.

achterklapper, Verleumder.

achterkolsen, verleumden.

achterkolser, Verleumder.

achterkopen, verleumden.

achterkoper, Verleumder.

achterkosen, afterreden, verleumden.

achterkoser, Verleumder.

achterkoserie u. achterkosinge, Afterrede, Verleumdung.

achter-laten, hinter-, zurücklassen; versäumen, unterlassen, übergehen.

achterlatenisse u. achterlatinge, Versäumung, Sünde.

achterlogene, Verleumdung.

achtern u. echtern, sw. v. hintansetzen, entfernen; refl. zurückbleiben.

achterna, adv. hintennach, hinterher.

achterpart, Hinterteil.

achterport, Hinterpforte, After.

achterrât, späterer Rat.

achter-rêp, Hinterseil, Schwanzriemen (postela).

achter-sele, Hintersiele, Hinterriemen, postela; die schwerste Stelle im (vierspännigen) Zuge. in de a. komen, bildl.: zurückkommen, in seiner Nahrung Abnahme leiden.

achterspil, Ehebruch.

achtersprake, -spreke, Afterrede, Verleumdung.

achterspreken, afterreden, verleumden.

achterspreker, Verleumder.

achterstân, zurückstehen, rückständig sein.

achterstedich, rückständig.

achterstellich, zurückbleibend; rückständig.

achterstendich, rückständig.

achter-terden, umgesetzt für: achtertreden, zurücktreten.

achtertow, Hintertau (Ggs. vor-tow).

achter-ût, hinten-aus.

achtervlôt, die letzte Zeit der Flut.

achtervoget, Untervogt.

achtervolgen, nachfolgen, nachkommen; verfolgen, bes. im jurist. Sinne, eine Sache, Klage etc.; bei versessener Rente den Eigenthümer eines Hauses zum Verkauf treiben.

achterwaren, bewahren, beschirmen.

achterwascher, Hinterkläffer, Verleumder.

achterwech, Rückzug, Rückweg.

achterwegen bliven, unterbleiben; a. laten, unterlassen.

achterwert, -wart, -wort, hinterwärts, zurück.

achterwort, üble Nachrede.

achtesman, Plur. -lude, der zur Beratung gezogen wird, Teilnehmer einer Acht, Schöffe etc.

..achtich und -echtich, Adjectivendung, entw. von acht (Art oder Weise) oder = (h)aftich.

achtinge, f. (Rechnung) 1. Achtung, Aufmerksamkeit. 2. Wertschätzung. 3. Stand.

achtinge, Ächtung.

achtlos = echtlos.

achtwort, s. echtwort.

acker, m. auch n. beackertes Land.

ackeren, sw. v. ackern, ackertlant, Ackerland.

ackeren, n. Eichel; Eichelmast. s. auch eckeren.

ackerenval, Eichelnfall; Eichelmast.

ackerkrût, agrimonia.

ackerman, Plur. -lude, Ackersmann, Bauer; auch Benennung der Bachstelze, bes. in der Deminutivform: ackermänneken.

ackermome, Ackermuhme, d. i. die Frau, die in einer grösseren Wirthschaft auf das Vieh und die Mägde achtet. s. mome.

ackerpage, Ackerpferd.

ackerrecht, Ackerzins.

ackertrad, polygonum aviculare?

ackervent, s. vent.

ackerwerk, n. concr. alle Ländereien, die mit dem Pfluge bearbeitet werden.

ackét (aket), Nachstellung, Hinterlist, insidiae.

adebar (und edebar, edebere), m. Storch.

adebars-brôt, Geranium Robertianum; Iris Pseudacorus.

adebars-kasber (Storchkirsche), Ribes nigrum.

adebars-snavel, Storchschnabel; Geranium Robertianum.

adebars-nibbe, Delphinium consolida u. Geranium cicular.

adek(e), Attich, ebulus.

adel, ags. adul, Stollen (im Bergbau).

adel (âl), m. Geschwulst, Geschwür, bes. Fingergeschwür, panaritium.

adel (addel, eddel, iddel), ags. adele, zusammengeflossene garstige Feuchtigkeit, Jauche, Mistjauche.

adel, m. und n. Abstammung, bes. freie, edle Abstammung; coll. die Adlichen.

adel-arn, edler Aar, Adler.

adelbrêf, Urkunde, welche den freien Stand eines Menschen bezeugt.

adelbroder, echter Bruder.

adeldôm, adellicher, freier Stand.

adelik, adellich, herrlich, vortrefflich.

adelkint, ein Kind von freier Geburt.

adel-, (addel)pôl, Mistpfuhl, Mistpfütze.

adelsone, ehelicher Sohn, Ggs. kevessone.

adem, m. Athem.

ademen, athmen.

ademtocht, Athemzug.

ader, adder (edder), Natter, jede (giftige) Schlange.

ader(e), f. 1. Sehne, Flechse des thierischen Leibes, nervus; Peitsche aus Sehnen gemacht; Rippe in den Pflanzen. 2. Blutröhre, Ader. 3. Plur. das Innere, Eingeweide, Mutterleib. Vgl. inaderen.

ader(e), mhd. eter, Staken, Knüppel, woraus man die Zäune macht. s. eder.

aderen, sw. v. mit Sehnen (Adern) versehen, den Sattel aderen, beziehen und bepolstern; aus Sehnen machen, aderde repe, funes nervicei.

aderich, 1. schlangicht, viperinus. 2. sehnicht, nervosus.

aderkouwen, ârkouwen, wiederkäuen.

ader, (adder) -slange, (tautol. Zstzg.) Natter.

aderstrûk, Strauch oder Knüppel zu Zäunen.

ader-tûn, Zaun aus Adern, Gehegezaun. s. edertûn.

aderen-, aderlater, der zur Ader lässt.

aderensleger, der zur Ader lässt, Schröpfer, minutor.

adermonie, Agrimonia, Eupatoria.

aderwech, Schlangenweg, Schleichweg.

aderwort (Natterwurz), serpentina.

adich, Attich.

admâl = etmâl.

a-drotich, überdrüssig.

â-ducht (adoit), f. Wasserzucht, Abzucht des Wassers, aquaeductus, canalis s. auch agetucht.

advenant, na advenant, nach Verhältnis, frz. à l'advenant.

advente, f. Advent, die Adventszeit.

af, präp. ab, von, von-herunter.

af, ave, adv. ab, herunter, von – weg. af (ave) sîn oder wesen, abwesend sein; abgesetzt sein; abgethan, beendigt sein; los, ledig sein; af hebben, herunter, weg, abgeschafft haben; af unde an, hin und her (räumlich); dann und wann (zeitlich); af of an, ja oder nein (modal); af unde to, hin und zurück; ab und zu; ja oder nein. – Häufig = daraf (wie mede = darmede). Viele Verben werden mit af und dem Dativ verbunden, die nicht so sehr als Composita anzusehen sind, als vielmehr nur bezeichnen sollen, dass eine Thätigkeit zum Nachteil und Schaden oder Leidwesen der durch den Dativ angegebenen Person geschah.

af-asen, abfressen, bildl. rupfen, um sein Gut bringen (?).

af-baden, verlieren, einbüssen? niederlegen (ein Amt)?

af-bate, Abnutz, Nebennutz, unrechtmässiger Vorteil.

af-bede, Abbitte.

af-beholden, -halden, abgewinnen im Wege Rechtens.

af-beiden, abwarten.

af-beraden, ausberaten, abfinden, (Kinder) aussteuern.

af-bernen, abbrennen.

af-bersten, abbrechen.

af-bidden, ab-, erbitten.

af-binden, abbinden, ablegen.

af-biten, wegbeissen.

af-bloten, ab-blössen, (Holz) weghauen.

af-bodelen, -bolen, jem. wegen seiner Ansprüche abfinden (s. bodel, bôl).

af-boren, abheben, wegnehmen.

af-borgen, gegen Bürgschaft abnehmen.

af-borst, Abbruch.

af-bot, Abgebot, Abbestellung.

af-bouwen, beim Bebauen eines Landes einen andern benachteiligen.

af-breke, Abbruch.

af-breken, 1. intr. Abbruch erleiden, abnehmen, kleiner werden (auch unpers. mit Dativ). 2. trans. Abbruch thun, wegreissen, benehmen, abziehen (in der Bezahlung). Refl. sich zurückziehen, nicht länger leisten wollen.

af-breker, Wegnehmer, Räuber, der (den Armen etc.) Abbruch thut.

af-brekicheit, Abbruch, Abgang, (defectuositas).

af-brekinge, Benehmung, Beraubung.

af-brennen, ab-brennen (der Inf. lautet in guten mnd. Quellen stets af-bernen).

af-bringen, 1. wegnehmen. 2. verbringen, verschwenden.

af-bringer, Verbringer, Verschwender.

af-brôk, Abbruch, Schaden, Nachteil; Mangel (der Zahlung von Zinsen etc.)

afbrokich und afbroklich, zum Nachteil gereichend, schädlich.

af-busemen, aus dem buseme (s. d. W.) nehmen; aus der Zugehörigkeit zur Familie, und, auf Leibeigene bezogen, aus der Hörigkeit entfernen, herausnehmen.

af-buten, ab-tauschen.

af-buwede, Abbau, Bebauung einer Bergwerksgrube.

af-dank, Abdank, Niederlegung einer Stelle, (afdanken 1. jem. seines Amtes entlassen. 2. sein Amt niederlegen).

af-degedingen, -dedingen, 1. durch gerichtliche Entscheidung oder Vertrag (Verhandlung) von einem gewinnen oder erzwingen. 2. durch Unterhandlung abwehren, durch Abfindung zufrieden stellen. 3. refl. durch Vergleich von Feinden sich losmachen, kapitulieren.

af-dêl, Abteil, Anteil am Erbe.

af-dêlen, 1. im Wege Rechtens aberkennen. 2. abteilen, als Abfindung zuteilen. 3. verurteilen.

af-delinge, Abteilung; Entscheidung (= schedinge).

af-delligen, -delgen, vertilgen.

af-dênen, durch einen andern Dienst wieder vergelten.

af-dingen, am Preise, an der Schuld etc. etwas abziehen; refl. sich durch einen Vertrag (Unterhandlung) frei, los machen, = afdegedingen.

af-dôn, entfernen, wegschaffen, aufheben; schlachten, töten: refl. mit Gen. oder van. ablassen wovon; sik afdôn van den live, Selbstmord begehen.

af-dorschen, abdreschen, abprügeln.

af-dracht, 1. Entschädigung, Genugthuung. 2. Schaden, Nachteil. 3. besondere, auszeichnende Tracht.

af-dragen, -dregen, 1. ab-, wegtragen; entfernen; abwenden. 2. Abtrag machen, Entschädigung leisten, büssen wofür. 3. Abbruch thun.

af-drechtich, Abtrag thuend, nocivus.

af-dreger, der etwas wegträgt, Ggs. todreger.

af-drenken, ertränken.

af-drepen, ein Abkommen treffen, sich vergleichen.

af-dringen, abdringen, erzwingen; (vom rechten Wege) abbringen.

af-driven, abtreiben; wegtreiben, wegnehmen; auch im Wege Rechtens entziehen.

af-drogen, 1. abtrocknen. 2. austrocknen, das Wasser ablassen.

af-drouwen, 1. durch Drohung nehmen. 2. durch Drohung zum Abzuge bringen.

af-druppe, der unterste Teil des Daches, grunda.

af-dwagen, abwaschen.

af-dwingen, abzwingen, zur Zahlung nötigen.

afermund = overmund, Grosssprecherei, vorlauter Mund (afer, affer häufig = over).

aferwinnen, abgewinnen, benehmen.

af-eten, abessen, abfressen.

affersten = abfristen, (gebührende) Frist gewähren?

affe, Affe. Diese hochd. Form begegnet zuweilen auch mnd.

affen, äffen, höhnen, verspotten, gecken.

affenie = affenheit, fatuitas.

af-entlasten, verstärktes entlasten.

af-engen, abzwingen.

af-eren, abpflügen, durch Pflügen Land benehmen.

af-ermanen, abmahnen, abfordern, exigere.

af-eschen, abfordern, Auslieferung, Übergabe etc. verlangen.

af-evenen, eben, gerade machen, schlichten.

affetucht = avetucht, s. aducht u. ageducht.

af-frien, wegfreien, weg-heiraten.

af-gân, weggehen; aus dem Leben scheiden, sterben; abnehmen (vom Monde etc.); verloren gehen; abgehen, nicht zu Stande kommen; loskommen, sich der Anklage entledigen. – Mit Gen. (u. Acc.) verlassen, aufgeben, verzichten, sich entäussern. – Trans. gehend erreichen (auch bildlich: bekommen).

af-gank, Abgang, das Abgängig-werden.

af-gedinge, Loskaufung eines Unfreien, Freigebung.

af-gelden, abkaufen, bezahlen; refl. sich loskaufen.

af-gnagen, abnagen.

af-godesch, abgöttisch, Abgötter anbetend.

af-godie und af-goderie, Abgötterei.

af-got, Plur. af-gode, Abgott; fem, af-godinne.

af-graven, weg-graben.

af-gripen, weggreifen, gefangen nehmen.

af-grunt, -grunde (Genus wechselnd), Abgrund.

af-grundich, tief (wie ein Abgrund).

af-guden, jem. wegen seiner Ansprüche abfinden.

af-gunst, -gunsticheit, Ab-, Misgunst.

af-hagen, durch Setzung eines lebendigen Zaunes Land wegnehmen.

af-halven, abseits, s. halve.

af-handelen, durch Verhandlung bestimmmen, festsetzen.

af-handelinge, (endliche) Festsetzung, Abschluss der Unterhandlung.

af-hansen, mit harten Worten jem. schelten.

af-harden, -herden, abmahnen, Ggs. an-, toherden.

af-hardich (Ggs. vul-hardich), nicht ausdauernd, überdrüssig.

af-heimisch, aus der Heimat abwesend.

af-heimischeit, Abwesenheit aus der Heimat.

af-heldich, geneigt, abschüssig, proclivis.

af-heldicheit, Abhängigkeit, Abschüssigkeit, proclivitas.

af-henden, abhanden; van affhenden bringen, verloren gehen lassen, beiseite schaffen.

af-hendich, nicht vorhanden, nicht anwesend, verloren. a. maken, wegnehmen (Privilegien, Bullen etc.). a. werden, verloren gehen. Refl. sik a. maken, sich entfernen.

af-hoden, abweiden.

af-holden, im gerichtl. Sinn: abwehren, eine Beschuldigung von sich weisen.

af-holt, besonders aus der allgemeinen Holzmark ausgeschiedenes Gehölz; Abgang vom Holz, Fallholz.

af-horen, erhorchen.

afhoste (afhuste, afhorst, afhoster), Kleinzehnte, decima minuta; wahrscheinlich ein Blutzehnte (vom Jungvieh), syn. mit aftegede.

af-houw, Abhieb.

af-houwen, abhauen; bes. den Kopf abhauen, hinrichten durch Köpfen; bildl.: einstellen, aufhören mit etwas.

af-houwer, ein Schmiedewerkzeug?

af-huden, abhäuten.

af-huren, abheuern, abmieten.

af-jagen, abjagen (Raub, gestohlenes Gut etc.).

af-jeger, der geraubtes oder gestohlenes Gut dem Räuber oder Diebe abjagt.

af-kennen, sein Amt niederlegen, = af-kesen.

af-keren, weg-, abwenden, verhüten.

af-kerich, abwendig, nicht geneigt, feindselig.

af-keringe (afkerent, afkêr), 1. Abwendung, Abfall. 2. Widerwille, Aversion.

af-kesen, (den Dienst) aufsagen, das Amt niederlegen, abdanken; von Bauern: freiwillig abziehen von einem Hofe.

af-kesinge, Amtsniederlegung.

af-kiven, abstreiten.

af-klaffen, durch Schwatzen wegnehmen.

af-kleien (-kleigen), abkratzen.

af-klimmen, ab-, heruntersteigen.

af-komen, intr. abkommen, abgehen (von einem Amte), loskommen (mit Gen.); trans. einholen; ersetzen.

af-kopen, abkaufen; von jemand ein Recht, eine Berechtigung kaufen; Rente einlösen (durch Wiederbezahlung des geliehenen Capitals).

af-korten, abkürzen, kürzen.

af-kortinge, Kürzung, Schmälerung.

af-kottiseren, mit einer Quote abfinden.

af-krigen, abstreiten.

af-kriten, (mit Kreide) bezeichnen, abteilen.

af-kubbinge, Anbau (einer Scheune etc.), vgl. ûtkubbinge.

af-kummern, durch Beschlagnahme entziehen.

af-kundigen, öffentlich bekannt machen (bes. durch Verlesung von der Kanzel).

af-kundiginge, -kundinge, öffentliche Bekanntmachung (von der Kanzel); spec. Aufgebot der Brautleute.

af-lân = aflaten.

af-landich, (vom Winde:) vom Lande her wehend.

af-langen, mit ausgestreckten Armen erreichen; überh. erlangen, erreichen, bekommen; mit dem Geiste erreichen = begreifen.

af-lât, n. Ablass.

af-laten, herunterlassen; das Wasser (eines Teiches) ablassen; heruntersetzen, von einem Hofe, Gute etc.; ablassen (zu thun); abstehen, verzichten.

af-latinge, Verzichtleistung.

af-leden, abglieden, abtrennen; dem doden de hant af-leden, die abgelöste Hand eines Erschlagenen vor Gericht bringen statt des ganzen Körpers.

af-ledigen, ledig machen, ablösen.

af-leger (-lager), Absteigequartier, Einkehr; Recht der Einkehr und freien Zehrung.

af-leggen, 1. niederlegen; bes. Waffen, Gepäck etc., um es Wegelagerern zu überlassen oder auch um einzukehren, daher: Herberge nehmen; afleggen laten, aufnehmen, bewirten. 2. bei Seite legen, abstellen, abschaffen, abschlagen, von sich schieben; entlassen, abfertigen. 3. von Schiffen: auf oder in See gehen, abfahren. 4. bezahlen (die Schuld ablegen), befriedigen (durch Bezahlung der Schuld), vergüten. – Refl. sich einer Ansprache rechtlich entledigen.

af-legginge, Bezahlung, Erstattung.

af-legich, (-leggich), weigerlich, hinderlich.

af-lenen, ableihen.

af-letich, ablassend wovon.

af-leven, erleben.

af-lever, der etwas erlebt.

af-livich, a. werden, mit Tode abgehen, sterben.

af-lopen, intr. 1. weglaufen. 2. trans. laufend einholen.

af-losen, ablösen; von einer Schuld abbezahlen.

af-losinge, Ablösung, Aufhebung.

af-loven, abgeloben, geloben etwas abzustellen.

af-luren, abwarten.

af-maken, abmachen, endigen, eine Sache ins reine bringen; in der Kochkunst: schliesslich zubereiten, die letzte Hand anlegen.

af-malen, 1. mit einem Mal bezeichnen; den Schweinen ein Mal aufbrennen. 2. abmalen, schildern.

af-manen, abmahnen (Geld etc.), einfordern.

af-meten, ab-, ermessen.

af-minnen, weglieben, d. h. durch Liebe wegnehmen, verführen, vgl. af-frien.

af-morden, durch Mord benehmen.

af-name, Beiname, appellatio ignominiosa.

af-negen, abbiegen, vom rechten Wege sich abwenden, declinare.

af-nemen, abnehmen; von einer Verpflichtung, Beschuldigung, Ansprache befreien (bes. durch einen Eid); schliessen, urteilen.

af-neminge, Benehmung; das Sühnegeld für einen Erschlagenen an dessen Verwandte.

af-nemer, der ab-, wegnimmt; der jem. von einer Beschuldigung befreit.

af-nouwen, abdrängen, abzwingen.

af-ogen, bemerken, erblicken.

af-ort, abgelegener Ort.

af-panden, ab-pfänden, von jemand ein Pfand nehmen.

af-persen, ab-, herauspressen.

af-radelse, Rätsel.

af-raden, abraten; = af-verraden, durch Verrat hingeben, prodere.

af-rede, Abrede, Leugnung; in a. sîn, leugnen.

af-rêken, abreichen (mit Ausstreckung des Armes berühren), erreichen (eig. u. bildl.); herunterreichen.

af-rekenen, -reken, abrechnen, kürzen, defalcare.

af-richten, 1. durch einen Richterspruch erledigen und entscheiden. 2. durch einen Richterspruch aberkennen, Ggs. torichten. 3. entrichten (eine Schuld). 4. hinrichten. 5. abfertigen; abweisen, ausschelten. – Refl. sich versöhnen.

af-richtinge, Entscheidung; Schlichtung.

af-riden, reitend erreichen.

af-rigen, herfliessen, derivare.

af-risinge, Einkünfte, Gefälle (af-risen, herunter-, abfallen).

af-riten, abreissen.

af-ronnen, niederrennen, rennend vom Pferde stechen; refl. sich den Kopf abrennen.

af-ronnich (-runnich, -rinnich), weggekommen, entlaufen; a. werden, entrinnen.

af-ropen, verkündigen, proclamare.

af-roven, weg-rauben.

af-rucken, wegrücken, wegreissen.

af-rumen, den Platz, Ort verlassen, räumen, abziehen.

af-runstig, (wegläufig, weglaufend), a. werden, entrinnen, sich vor Gericht nicht stellen (contumax) ungehorsam sein; a. maken, veräussern, in andere Hände bringen.

af-rute, abrotanum.

af-sate, a. unde upsate, das Ab- und Aufsetzen der Meier.

af-schaffen, fortschaffen, entlassen.

af-schatten, als Steuer oder Schatzung abnehmen, abpressen.

af-schedeliken, abgeschieden (von der Welt).

af-scheden, 1. trennen, absondern (Part. afgescheden auch: absonderlich, seltsam). 2. aburteilen; absprechen, aberkennen. 3. verabschieden.

af-schedinge, Trennung.

af-schelken, zwei Holzteile in einander passen; durch Anstückung verlängern (?).

af-schêt, 1. Abscheidung, Abfindung. 2. Abschied, (schliessliche) Verabredung. 3. Vergleich. 4. Bescheid.

af-scheten, abschiessen; intr. herabschiessen, herabstürzen, -fallen.

af-scheven = af-schuven, ab-, wegschieben.

af-schillen, -schellen, abschälen, decorticare.

af-scholen, abspülen, durch das Anschlagen des Wassers wegspülen.

af-schoren, abreissen.

af-schrapen, abschaben, abradere (af-schrapels, was abgeschabt ist).

af-schriven, durch ein Schreiben aufkündigen.

af-schulen, im Versteck abwarten.

af-schumen, abschäumen, defecare.

af-schuw, Abscheu.

af-schuwelich, abscheulich.

af-schuwen, abschrecken.

af-schuven, ab-, wegschieben.

af-seggen, 1. entscheiden, ein Urteil etc. aussprechen; und persönlich: verurteilen. 2. absagen, verzichten; den Frieden aufkündigen, renuntiare. afgesechter vient, der sich öffentlich als jemandes Feind erklärt hat; de veide a., die Fehde absagen, erklären, dass sie abgethan ist.

af-sên, visieren (ein Geschütz zum Abfeuern nach dem Ziel).

af-settelse, Nische zum Aufbewahren (vgl. afside).

af-setten, 1. ab-, heruntersetzen, auch vom Preise; die Kaufmannsgüter ins Schiff bringen (mittelst eines Krahnes), (gewaltsam) vom Wagen abladen. 2. ablegen, entfernen; absetzen, aus dem Amte entfernen. 3. aussondern, ausstatten (Kinder).

af-sichten, absondern (durch Sieben), aus dem Wege räumen (?).

af-sichtich, ersichtlich, aus der Ferne sichtbar.

afside (gr. ἀψίς, mlat. absida), Seitenschiff (der Kirche); halbrunder Anbau an den Chören; dann (mit volkstümlicher Etymologie von side, Seite) jeder Seitenraum, auch kleiner Anbau an der Seite des Haupt-Gebäudes.

af-sin = af-sinnicheit, Wahnsinn.

af-sinnich, von Sinnen, unsinnig.

af-sinnicheit, Wahnsinn.

af-sitten, 1. sich heruntersetzen. 2. trans. absitzen, sitzend etwas thun.

af-slach, 1. Werkzeug eines Schmiedes, Schmiedsstock, pistillus. 2. Abnahme, Verminderung; abschlägige Zahlun; Heruntersinken im Preise. 3. abschlägige Antwort.

af-slân, 1. abschlagen, erschlagen; schlachten; zurückschlagen, zurücktreiben, niederschlagen; abladen, abwerfen; abziehen, abrechnen, defalcare; in Abschlag bezahlen; (in Beschlag nehmen?) 2. intr. einen Weg zur Seite einschlagen; heruntergehen, sinken im Wert; misraten; rückgängig werden.

af-sliken, abschleichen, durch Überrumpelung nehmen.

af-sliten, 1. abschleissen, abnutzen. 2. niederreissen.

af-sloten, durch einen slôt (Graben) abgrenzen.

af-sluten, 1. abschliessen. 2. das Schloss wieder abnehmen.

af-smachten, aushungern, durch Hunger zur Ergebung zwingen.

af-snede, Abschnitt (als Teil oder Ende).

af-sniden, abschneiden; ein afgesneden (d. i. kurzes) Kleid. – afgesneden, von der christlichen Gemeinschaft getrennt, Ungläubiger, Sectirer, Ketzer; so heissen z. B. die Russen de ungelovigen, afgesneden Russen.

af-snoien (-sneien), als Schnatbaum bezeichnen. Dazu d. Subst. afgesnoginge.

af-sogen, (Kind) entwöhnen.

af-son(e), Versöhnung, Genugthuung, Abfindung.

af-sonen, versöhnen, abfinden.

af-spannen, abspannen, wegnehmen.

af-spannen, weglocken, abspänstig machen.

af-spenen, -sponen, (Kind) entwöhnen, von der Mutterbrust (spene) entfernen.

af-spennich maken, abspänstig machen.

af-splêt, abgerissenes Stück, Abspliss.

af-spliten, abspleissen, abtrennen.

af-spreken, 1. (das Urteil) abgeben, verkünden. 2. lossprechen, freilassen. 3. die Berechtigung in Abrede stellen, bestreiten.

af-sproke, m. Urteil, Erkenntnis.

af-spruten, absprossen, abstammen.

af-staken, s. staken.

af-stân, 1. sich herunter stellen, absteigen. 2. abstehen von etwas, abtreten, mit Gen. 3. von etwas oder von jemand sich lossagen, abfallen, mit Gen., seltener mit Dat. (der Person). 4. sein Amt niederlegen.

af-stant dôn, Verzicht leisten.

af-staven (?) = af-stuven? abhauen.

af-steken, (im Turnier oder Kampfe) vom Pferde stechen; (vom Wagen) herunterwerfen, abladen? – Refl. sich wegschleichen.

af-stelen, refl. sich wegschleichen.

af-stellen, 1. wegstellen, entfernen. 2. verweigern.

af-sterven, weg-sterben; ab-, aussterben.

af-sticht, Verzicht.

af-stichten, verzichten, cedieren.

af-stichtinge, Verzicht, Verzichtleistung. a. dôn, verzichten, aufgeben, verlassen.

af-stigen, 1. vom Pferde steigen. 2. trans. durch Ersteigung abgewinnen (Stadt, Festung etc.).

af-storrich, verdreht (in Sinn und in Sitten), distortus, störrisch. Vgl. asturich.

af-storricheit, störrisches, abstossendes Wesen, distortio.

af-storten, ab-, herunterstürzen.

af-stortinge, Abstürzung; im Deichwesen: Kamm-, Kappstürzung.

af-stôt, schlechte Wolle, die auf dem Streichbaume abgestossen ist; Wollabfall.

af-stoten, abstossen.

af-stoter, Gesell der Lederarbeiter, welcher das Haar von den Fellen abstösst.

af-strick, s. astrick.

af-stri(c)ken, benehmen, entziehen; (Pferden) den Zaum etc. abnehmen, abschirren. – de hant a., die (Eides)-hand benehmen, d. h. jemand durch einen besseren Beweis am Eide hindern.

af-stroifen, abstreifen.

af-sturen, ablenken.

af-stuven, stuf (d. i. stumpf) machen, abhauen.

af-sunderen, 1. absondern, ausscheiden; afgesundert, von der christlichen Gemeinschaft getrennt = afgesneden, de affgesunderten (oder ungelovigen Russen.) 2. abfinden.

af-sweren, durch Beschwörung von sich abwenden, expiare; durch einen Eid (resp. Meineid) abgewinnen; den Eid leisten bei Niederlegung des Amtes. Der neue Rat swert to, der alte af.

af-swik dôn, mit Gen. von etwas lassen, etwas nicht thun wollen, in Stich lassen.

af-swoninge, Sühne, Aussöhnung, s. swone.

af-tappen, abzapfen, abschöpfen.

af-tegede, der Schmalzehnte; decima minuta. = afhoste.

af-tekenen, bezeichnen, festsetzen.

af-tên, abziehen; wegziehen, abreissen; schmälern (mit Dat. d. S.), detrahere. – Intrans. u. refl. abziehen, weggehen.

af-ticht, Verzicht.

af-tichten, verzichten.

af-tichtinge, Verzichtleistung.

af-toch, Abzug; Entfernung.

af-toppen, die Spitze (top) eines Baumes abhauen.

af-toven, abwarten.

af-trecken, abziehen; intr. weggehen.

af-trede, Zurücktreten, Abfall.

af-treden, ab-, zurücktreten; abfallen (mit Dat. d. P.).

af-treder, Abtrünniger.

aftrunnich = afrunnich, -ronnich.

af-tugen, durch Zeugenbeweis nehmen.

af-tunen, abzäunen, durch Setzung eines Zaunes Land benehmen.

af-tuschen, betrügerisch abnehmen.

af-vallen, herunterfallen; ausfallen, einen Ausfall machen; Ggs. bi-vallen, keinen Beifall geben, Unrecht geben.

af-varen, abziehen, weggehen; trans. varend erreichen.

af-vellich werden, abfallen; abgängig werden, verloren gehen.

af-verdigen, absenden.

af-veren, (entfernen), absenden.

af-verraden, verräterisch wegnehmen oder entziehen.

af-villen, die Haut, das Fell abziehen.

af-vinden, durch Urteil und Recht aberkennen.

af-vlêten, (ein Gewässer ableiten;) herfliessen, derivare.

af-vlegen, weg-, fortfliegen.

af-vlên, fort-, wegfliehen.

af-vlomen, die Vlomen, Schuppen des Fisches wegnehmen, exsquamare.

af-vore, Aus-, Wegfuhr; Ggs. tovore.

af-vragen, von jemand etwas erfragen.

af-vrêschen, erforschen, erfragen.

af-vundicheit, das Abgefundensein, Berichtigung, Abstellung.

af-wachten, abwarten, erwarten.

af-warden, abwarten.

af-waschen, abwaschen; ab-, wegspülen.

af-wassen, abnehmen, decrescere.

af-wech, unrechter Weg, das vom Wege abliegende, invia; Schlupfwinkel.

af-wedden, büssen, Strafe geben wofür.

af-wegen, herunter bewegen, abheben.

af-wegen, erwägen, bedenken.

af-weien, wegwehen.

af-wenden, abwenden; refl. abtreten.

af-wendich, abwendig; a. maken.

af-werken, 1. abhegen, durch ein Gehege etc. trennen. 2. abmachen, abthun.

af-werpen, 1. ab-, herunterwerfen. 2. absetzen, des Amtes etc. entsetzen.

af-wesent und afwesinge, Abwesenheit.

af-weser, der Abwesende.

af-wessel (= awasel), Cadaver.

af-wesselen, durch Tausch von jemand empfangen.

af-weven, abweben, fertig weben.

af-wien, ab-weihen, der priesterlichen Weihe berauben.

af-wiken, abweichen; ab-, bei Seite treten.

af-willigen, etwas von jemand mit dessen Bewilligung bekommen.

af-winnen, abgewinnen, bes. in gerichtlichem Streite.

af-wischern, entgleiten, schnell herunterkommen.

af-wise, Abweise, irrige Weise, Thorheit. s. awise.

af-wisen, 1. abweisen, zurücktreiben; die Geschwornen zur Beratung abtreten lassen. 2. (durch richterliches Erkenntnis) aus dem Besitz vertreiben. 3. jemandes Klage abweisen. 4. ein Urteil aussprechen.

af-wisich, thöricht. s. awise.

af-wokern, durch Wucher nehmen.

af-wreken, abreissen (= afbreken?)

a-gank, Wassergang, -lauf.

age-ducht, Wasserzucht, Abzugsgraben. s. a-ducht.

agen, age, Ährenspitze, festuca.

aget-, agetstên, Bernstein (auch glossiert als adamas). Oft mit Achat (Agat) und Magnet verwechselt.

aget-var, agatfarbig.

agnus dei, geweihtes Anhängsel von Wachs mit dem Bilde eines Lammes; jedes Anhängebildchen.

a-grunt, Wassergrund, Flussbett.

ahelle, die Pflanze morsus galline (Hühnerdarm).

ai- s. ei.

ake-ducht = ageducht, aducht.

akeleie, -leige, Aquilegia vulgaris; akeleigesât, semen aquilegie vel psilium.

akelter, rubus.

aken (haken), sw. v. gierig nach etwas trachten.

akenbroder, Pilger nach Achen.

Akenvart, Wallfahrt zur h. Jungfrau nach Achen (in jedem zehnten Jahre eine Hauptwallfahrt).

aker, Acher, von Achen.

aker, akeren, ein kupferner Koch- oder Waschkessel, caldarium, chaudron.

akes (axe), Axt. s. exe.

akesch, von Achen.

aklenter, rampnus; ageleia, aglei.

akôr, Zurüstung zu einem Feste, apparatus (?).

al (alle), adj. im Sing. jeder, alle man, alle minsche, jedermann; ganz. al (alle) de werlt, al(le) den dach, al(le) Frankrike. Plur. alle; – subst. al (alle, allent) dat, alles was. – Adverbialisch: unde al, gänzlich; mit Präp. in-, mit alle (allen)-, to alle-, int alle-, van alle gänzlich, durchaus, omnino; over al, überall; durchaus, gänzlich.

al, alle, adv. ganz, gänzlich, vor Adj. (al naket, al blôt etc.) u. Adv. u. Präp. z. B. al degelike, al sere, al umme, al ût, al dore (durch und durch) etc. vor Partic. al lesende, immerfort lesend, al schriende (clamando), al bevende (tremendo) u. a. vor Conj. al êr (bevor), al wante (bis). – Als Zeitadv. schon (jam) u. immer.

al (alle, allent), Conj. – Concessivsätze bildend: obgleich. Der Satz mit al kann vorangehen oder nachfolgen. – Verstärkt wird al durch ôk und wol. Häufig in der Formel: al is (isset) dat, al isset ôk dat, al si it (engl. al be it), al ne si nicht.

âl, contrah. aus adel, Schmutz.

âl (êl), m. Aal.

âl, f. Ahle oder Pfriemen der Lederarbeiter, subula.

alandesblei, vielleicht Alandblecke, ein Süsswasserfisch.

alant, 1. Name einer Fischart: Alander (capito, cyprinus jeses.) 2. Name einer würzhaften Pflanze, enula (inula helenium, campana). Darauf abgezogener Wein: alandeswîn; und Bier: alandesbêr, alantbêr.

albaster, Alabaster.

albedelle (-dalle, dille, dulle), d. i. al mit alle, ein verstärktes mit alle, ganz und gar, insgesamt, funditus.

alber, alberbôm, Pappel (Erle).

al-bere, Johannisbeere, bes. die schwarze (kakelbere).

ald- s. old-.

al-dages, al-dagelikes, all-täglich; auch als Adj. aldages-klêt.

al-deger, alledeger, gänzlich, völlig. s. deger, degger.

alder = aller. Verstärkung von Adj. (bes. des Superlativs) u. Adv.

alderman = olderman.

al-dink, adv. gänzlich, durchaus.

al-dor(e), durch und durch, gänzlich.

al-dorgen = al-dore, durch und durch, durchaus.

al-dus, adv. (verstärktes dus), also.

al-dus-dân, adj. (also-gethan), sothaner, solcher u. aldusdanich.

al-dusk (-dussik), adj. solch.

al-duslange, adv. bisher, bis jetzt.

al-duslik, adj. solch.

Ale, Demin. des Namens Adel (Al)heit.

Aleke (Alke), Demin. des Namens Adel-, Alheit; Name der schnatternden Gans und der schwatzenden Dohle. âlken-worde, flosculi aniles. – Aleke (Alleke) ist auch, wenn auch sehr selten, männlicher Eigenname.

alenborst s. armborst.

âlenen, âlnen, sw. v. alaunen. ge-alent ledder, alaungares Leder.

ale-vore, All-fuhre, eine Fuhre, die den ganzen Hausrat enthält, alienatio universitatis.

Alf (Alf-ken), Demin. des Namens Adolf.

alf, (böser) Geist, Elf.

alf-dore, der von den Elben (Elfen) sinnverwirrt geworden ist.

alf-hof, Teil einer Kupfer- oder Bleihütte, wo Dinge liegen, die nicht zum Redegut der Hütte gerechnet werden.

alf-pîl, eine Augenkrankheit (Elf-pfeil?).

alf-puste, eine Augenkrankheit.

alf-schot, eine Augenkrankheit (Elf-schuss?)

alganz, alleganz, verstärktes ganz (wie bei vele, alle vele, sehr viele). Adv. al ganzlike.

algader, allegader, all-zusammen.

al-gereide, -gereit, all-bereit, jamjam. s. alrede.

âlhorn, 1. Ahorn, platanus (Hagebuche). 2. Flieder, Hollunder, sambucus. s. auch elhorn.

âl-hort, -hurt, Flechtwerk zum Fangen der Aale.

al (alle) jarlikes, adv. all-jährlich.

alink (allink, aling, allig), adj. und adv. ganz, Plur. alle.

alinkliken, adv. völliglich.

âl-kiste, Aal-kiste, -falle.

âl-, (alen)korf, Aalkorb, -reuse, aus Weiden geflochten.

âl-krût, Satureja.

al-langes, ganz entlang.

allarm (ital. alle arme, zu den Waffen!) Allarm, Waffenruf; später bloss Lerm, Geschrei und Getöse.

allate, Oblate (= abbelate).

al-ledich (leidich) unde al-lôs, vollkommen ledig und los.

alleluja, a. leggen, das Halleluja (= jeden fröhlichen Gesang, dat alleluja, gloria in excelsis etc.) einstellen. Das geschah am Sonnabend vor Septuagesimae und am Sonnabend vor Advent.

aller- (alder) dinge, alderdink, durchaus, gänzlich; spätere Form: allerdinges (-gest).

aller-lîk, jeder, jeglich.

aller-malk, jedermänniglich.

alles, adv. Gen. ganz, gänzlich. alles bouen, ganz oben an, Ggs. alles nedene. alles (als) unde alles, durchaus.

allesdinges, durchaus, ganz.

all-(al)ên, all, ganz eins, dasselbe, gleich.

all-ene (eine, -enen), adj. einzig, allein. Adv. Conj. obgleich; mit folg. dat. a. dat, 1. obgleich. 2. nur dass; mit vorherg. wat, wat a., obgleich.

allen-enden, überall (an allen Enden).

all-ênes, -êns, ganz gleich.

all-enegen, adv. alleinig, ausschliesslich.

all-ensken, allmählich, pedetentim.

all-entel, adj. und all-entelen, adv. alleinzeln, allmählich, nach und nach.

all-entelken = all-entelen, adv. nach und nach, allmählich.

allen-t-halven, adv. nach allen Seiten, überall, vollständig, s. halve (Seite); mit Präp. in-, van-, to-, uppe-allenthalven.

all-entliken, adv. 1. allmählich, nach und nach. 2. ganz zu Ende, vollständig (dann aber zu trennen allent-liken, als Adv. form zu al = alletliken).

allentsamen, allensam, adv. zusammen.

allerlei, -leige, jeder Art; auch adj. jeglich.

aller-mallik, -malk (= allermanlik), jedermänniglich, jeder.

aller-slachte s. slachte.

aller-wegene, überall. s. wech.

allerweges = allewege, immer, allzeit.

alles-we, jeder.

allet-liken, adv. vollständig, gänzlich.

alle-wege, alwege, adv. immer, jedesmal, allzeit.

al-lik(e), adj. und adv. 1. ganz gleich. 2. durchaus, sehr. 3. gleich, trotzdem, dennoch; meist mit wol verbunden; allikewol, gleichwol.

al-lôk, Name einer Lauchart (Hohllauch?)

allûn, Alaun.

al-luttik, adv. (klein bei klein), allmählich.

al-man, alle-man, jeder; allemanne vastnacht, -vasting ist der Sonntag Invocavit.

al-mank, dazwischen (von der Zeit, interea temporis).

al-mechtich, 1. allmächtig (gew. nachgestellt). 2. bevollmächtigt.

almese, -misse, alle-misse, 1. Almosen. 2. kirchliche Stiftung. 3. Scheibe Brot (erst als Teller, Serviette, gebraucht und dann den Armen gegeben); daher almissenkorf, -vat, Korb oder Gefäss, worin diese Brotschnitte aufbewahrt wurden; u. almissenfreter als Schelte.

al-mêstich, -meistich, meistens, grösstenteils.

almissende = almese, -misse.

almutisch (zu almutium, kôrhôt,) Diakonen-mütze etc.

alne, 1. Aland, inula helenium. 2. Erle (s. elne).

all-nigens, -niges, adv. ganz neu, so eben.

alowê (alewede, alwede), Aloe.

âl-quabbe, s. quabbe.

âl-quast, Stange unten mit einem Büschel (quast) grüner Reiser, ins Wasser gestellt, um Aale zu fangen.

alre, stinkendes Geschwür, anthrax.

alre, aller, Erle.

alrede, f. Spielraum, Spielplatz. (alreta, walgstat. waligstat, area publica.)

alrede, -reide (verlängert algerede und verkürzt alrê,) all-bereits, schon.

alredinge = allerdinge, s.

alre-kunne (= allere kunne), jeder Art.

âl-rêp, Aal-reif, Werkzeug zum Fangen der Aale (Aalreuse).

âl-roppe (-ruppe), âl-grop, -grupp, Quappe.

alrune, die Pflanze mandragora (habens similitudinem hominis, die Wurzel nemlich), (auch glossiert mit algaricum; bubaquilon).

alruneken, kleines Bild des Elfen Alraun, aus der Wurzel der mandragora oder der Zaunrübe (bryonia) geschnitten.

als (els), adv. anders, sonst.

alsnick u. ansnick, Oelsenig, Thysselinum (Selinum palustre L.) alsnach, baldemonum; ansnik, baldemonia.

alsen(e), Wermuth, Absinth.

also, alse, als, 1. adv. also, so; also blint, so blind wie er war; oft nur gemütlich verstärkend; so, auf diese Art; mit Dat. deme also dôn, thun, wie gesagt ist; deme is also, es ist so, wie gesagt. – Corresp. mit einem relat. also oder dat; häufig hinweisend und erklärend, specificierend: nemlich; einteilend, als nu – als nu, bald – bald. 2. Conj. rel. wie – so, (al)so – also; sowol – alse; gelike alse; alse of (als wenn); wan alse, nach einem Comparativ; causal: also dat, weil; concessiv: obgleich; zeitlich: als, wann, wenn.

alsodân, -gedân, so beschaffen, talis.

alsodanich = alsodân.

al-somêr, fast, beinahe (s. somêr); auch alsomêr alse.

al-stede, ganz fest.

al-stedes, immer.

alstrak, s. astrak.

al-sulk (-solk, -silk), solcher.

al-sus, also; umme alsus, ganz vergeblich, umsonst, s. sus.

alsusdân, -danich, so beschaffen.

alswê = alleswê, wer immer, jedermann, quicunque.

alswôr, -wâr, -wo, wo auch immer, überall.

alswort, Schalottenzwiebel, Allium ascalonicum.

altar, alter (oltar, olter), n. und m. Altar.

altar-dôk, Altartuch, palla.

altardwele, dasselbe.

altar-liste, Altarborte?

altar-wapen, Altardecke, dextrale. (ein vorhang an eim altare).

altar-wicker, Altarzauberer, ariolus.

altar-here, Unterpriester, der einen Altar zu besorgen hat, altarista.

altar-horich, dem Altar zugehörig, zukommend.

alteges (= altoges), alles Zuges, in jedem Zuge d. i. stets, durchaus, durch u. durch, gänzlich.

altenen (al to enen), immerzu, immerfort.

altens = altenen.

altes = alteges, altoges.

alto, meist nicht das Übermass, sondern ein grosses Mass anzeigend = sehr.

altohant, -handes, sogleich, sofort.

altomale, allzusammen, gänzlich.

altôs (alletôs, altons, altes), adv. gekürzt aus al-toges, jedes Zuges, in jedem Zuge, stets, durchaus; altes als (= altes alles), in einem fort, durch und durch.

altvil, wahrscheinlich: Schwach-, Blödsinniger, fatuus (nicht: Zwitter). Etymologie unsicher.

alunen, sw. v. mit Alaun gerben; bildl.: prügeln.

âl-vanger, Aalfänger, überh. Fischer.

âlvank, Aalfang.

alve (lat. alba), Messgewand, ein langes, weisses, linnenes, zuweilen seidenes Hemd mit langen, engen Ermeln. mlat. poderis.

âl-vlêt, Aalspiess (= âl-elger, fuscina).

al-wâr, -wârs, ganz wahr; al wârs meinen, ganz sicher glauben.

al-weldich, allgewaltig.

al-weldicheit, Allmacht.

âl-, (ale)wer, Aalwehr; Pfahl- oder Flechtwerk im Flusse zum Aalfang.

al-willens und alwillinges, adv. absichtlich.

am, ame, Hülle, Hülse, Spreu.

amacht, Ohnmacht, Schwäche.

amachtich, 1. ohnmächtig, gew. amechtich. 2. wahrscheinlich auch = namachtich, Namen habend, angesehen, z. B. slecht, Geschlecht.

ambacht, -becht, -bocht, -bicht; ammecht, -micht, -met, -mit; am-bet, ambt, amt, n. 1. in gewerblichem Sinn: Handwerk (zünftiges); das Recht zur Ausübung eines zünftigen Handwerkes; die Handwerkszunft; jede andere Zunft, Geschäftsbetrieb jeder Art. 2. in dienstlichem Sinn: oberste Gewalt an der Stelle eines Landesherrn, Statthalterschaft; oberste Verwaltung der Gerichtsbarkeit, des Heerwesens etc.; Amt, als Verwaltungsbezirk; der pflichtmässige Beruf aller zur Verwaltung gehörenden Personen; jede zur Verwaltung anvertraute Stelle, überh. jeder anvertraute Dienst; als priesterliche Dienstverrichtung Amt, Hochamt, Messe, überh. Sacrament.

ambacht, ammecht, ampt, auch concr. Handwerker; Amtsperson (Drost, Amtmann, Vogt etc.)

ambacht-, ammetachtich, zunftmässig, zünftig.

ambachten, dienen; sîn recht a., vom Kläger: das thun, was das Recht verlangt, sein Recht verfolgen.

(ambachts)-, amptsbêr, Zunftgelag.

(ambachts)-, amptbrêf, Urkunde über eine Bestallung zum Amtmann.

(ambachts)-, ampts-, amptbroder, Mitglied einer Handwerkszunft, Zunftgenosse.

(ambachts)-, amptsdochter, Tochter eines Amtsgenossen.

(ambachts)-, ammetesel, Esel für den königlichen Dienst.

(ambacht)-, ammecht-, ammetgût, Amtgut, d. h. eine zu dem ammet gehörige Hufe.

(ambachts)-, amptesgewise, wie es bei einem dienstlich anvertrauten Amt üblich ist. (Ebenso amtmanswise).

(ambacht)-, ammicht-, ammethof, Amt- oder Haupthof, auch sadelhof und meigerhof genannt, curtis principalis.

(ambacht)-, ammethorich, zu dem ammet gehörig.

ambachthûs, Amthaus; Werkstätte, officina.

(ambacht)-, amptknecht, 1. Amtsdiener. 2. Handwerksgeselle.

(ambacht)-, amptkoste, Zunftgelag, Gilden-, Innungsschmaus.

ambacht-lên, ein zum Dienst des Amtmanns gehöriges und ihm lehnweise übertragenes Gut.

ambacht-, ammecht-, amptman, 1. im gewerblichen Sinn: Handwerker. 2. in dienstlichem Sinn: oberster Gewalthaber an der Stelle des Landesherren; oberster Befehlshaber einer Heeresabteilung, oberster Gewalthaber innerhalb eines bestimmten Bezirks.

(ambacht)-, amptmeier, Bauer auf dem Meierhofe oder Haupthofe des Amtes.

(ambacht)-, amptschulte, Amtsschulze, Schulze eines Salhofes.

(ambacht)-, amptvrowe, 1. Frau eines Zunftgenossen. 2. Frau eines Amtsschulzen. 3. Nonne, die im Kloster eine der höheren Stellen einnimmt.

(ambacht)-, ammetwinninge, Erwerbung des Rechter zur Ausübung eines zünftigen Handwerks.

ambasiate, ambesait, Bote, Gesandter, ambasiator.

ambeleren, sw. v. aus lat. ammaylare, mit Schmelzglas malen, frz. émailler.

amber, ammer, m. u. n. Eimer (Gefäss mit einem Henkel), Ggs. tover, Zuber, Gefäss mit zwei Henkeln.

amberch, sanft ansteigende Anhöhe, clivus.

ambolt, s. anebelte.

ambon (ἄμβων), Predigtstuhl, Kanzel.

amborst, -brost, -bost = armborst.

amborst (contrah. aus ademborst?), Engbrüstigkeit.

amborstich, engbrüstig, asthmaticus.

amborsticheit, Engbrüstigkeit.

ambort, Das Beispruchs- oder Retractrecht des nächsten Grenznachbaren, Vorkaufsrecht des Nachbaren auf das angrenzende, ambordende, Grundstück.

ame, m. = name, Beute, Raub.

am(e), (Gen. wechselnd) Ahm, Ohm, Tonnenmass für Wein, seltener für Bier.

ame, f. Ahme oder Eiche, pinta, metreta. 1. das bei der Obrigkeit aufbewahrte Richtmass, nach welchem die Messgefässe geprüft und geeicht werden. 2. das Zeichen, welches der Eichmeister den als richtig befundenen Gefässen aufprägt oder einbrennt.

amechten, sw. v. Ohnmacht zeigen, sich den Schein derselben gehen.

amechtich, kraft-, machtlos.

amechticheit, Ohn-, Unmacht.

amede, n. = ame, Ahm, Ohm.

amedom, -dum, -dunk, -lung, amidum, Kraftmehl, Stärkemehl (aus griech. ἄμυλον).

amegelt, Ohm-, Ahmgeld, Abgabe, die der Weinzapfer von jedem Ohm an den Rat zahlt.

amehûs, Ohmhaus, in welchem die Tonnen etc. der Böttcher geprüft werden, ob sie das richtige Mass haben.

amelung, s. amedom.

amelte, Engerling (s. auch emel).

amen, Bauchseite des Schweines.

amen, sw. v. 1. ahmen, eichen, den Gehalt eines Messgefässes prüfen und durch ein aufgedrücktes Zeichen beglaubigen. 2. füllen (weil die Prüfung durch Füllen geschieht,) vullen, replere, complere.

amente (= aemte?), Ameise.

amepenninge (= amegelt), Ohm-pfenninge, Weinaccise.

amer, ameren, glühende Asche (s. auch emere).

amer, der Ahmer, Eichmeister.

amestech, Spreuboden, -kammer, -kiste.

amete = amede, ame, Ahm, Ohm.

amete (aemte), Ameise.

amie, Geliebte; Concubine.

amîs, Geliebter; Buhler.

amitte, f. Gewand; bes. das Kopf- und Schulterkleid des Priesters beim Messelesen, bestehend aus einem weissen, leinenen, länglich viereckigen Tuch, oft kostbar mit Perlen, Geschmeide und Stickerei verziert (aus lat. amictus).

ammet, amt und Compos. s. ambacht.

ammer, Eimer = amber.

ammer (aus ambra), Bernstein.

ammersât, Ackermass (soviel man mit dem Inhalt eines Eimers besäen kann, vgl. schepelsât).

ammiral, Admiral, überh. Anführer.

ampeln, sw. v. Hände und Füsse eifrig bewegen, wie Kinder thun, wenn sie etwas haben wollen; daher: eifrig nach etwas trachten.

an, ane, präp. an. Sehr häufig, wo wir jetzt in gebrauchen (oder eine andere Präp.), während in manchmal steht, wo wir jetzt an sagen. – It is an deme, es ist wahr.

an, ane, anne, adv. af unde an hin und zurück, hin und her; an unde af, zuweilen; an unde over wesen, bes. von Zeugen, die bei einer Handlung, Beglaubigung etc. anwesend gewesen sind. – Zeitlich: in einem fort, hindurch; an andere Partikeln angehängt: binnen ane, erst an, nergen an, vort an, vorbat an u. a.

an-arden, an-arten, angeboren werden.

an-bassen, anbellen (von Hunden).

an-bêden, entbieten; anbefehlen; anbieten.

an-beden, anbeten (zuweilen auch mit Dativ).

an-beder, Anbeter.

an-begin (u. anegin), m. und n. Anfang.

an-beginnen, anfangen.

an-beginner, Anheber, Urheber.

an-bestaden, anberaumen, festsetzen.

an-bestedinge, Errichtung, Institution.

an-besten, mit Bast (Bastfasern) annähen; überh. (lose) annähen.

an-bet, Imbiss.

an-biten, anbeissen; einen Imbiss nehmen, frühstücken.

an-bleken, anbellen (die Zähne zeigen), von Hunden.

an-bot, Anbietung zum Verkauf; = anebolt, Ambos.

an-boten, anzünden.

an-boter, Anzünder, Einheizer, calefactor.

an-breder, der den Dreschern die Garben zum Dreschen ausbreitet?

an-breken, anbrechen, öffnen.

an-bringen, 1. heranbringen, herbeiführen, zufügen. 2. anzeigen, melden, bes. bei der Obrigkeit, deferre. 3. beweisen.

an-bringer, Angeber, delator; Verleumder, Ohrenbläser.

an-bringinge, Angeberei, Verleumdung.

an-brink (= amberch), Aufsteig des Berges, clivus.

an-dach, die Octave, der achte Tag nach einem Kirchenfeste.

an-dachtich, -dechtich, eingedenk, aufmerksam; a. maken, woran erinnern. Im religiösen Sinn: pius, devotus. Titel geistlicher Personen.

an-dacht, 1. das Denken woran, Aufmerksamkeit, in-, attentio. 2. Absicht, Vorsatz. 3. Erinnerung. 4. Titel geistlicher Personen.

an-dacht, adj. andenkend, eingedenk.

an-dachticheit, -dechticheit = andacht.

an-dachtliken u. -dachtichliken, adv. mit Andacht, intente, attente.

andagen = andegen, andedingen.

ande, Kränkung.

an-dechtigen, adv. mit Andacht.

an-degedinge, -dedinge, Ansprache, gerichtliche Anfechtung, Klage.

an-degedingen, -dedingen, 1. gerichtlich angreifen, Anspruch, Beschwerde erheben. 2. durch Verhandlung zur Teilnahme etc. bewegen. Ggs. umme-dedingen.

andêl, n. 1. Anteil. 2. Anzahl.

anden, sw. v. 1. andeuten, äussern, zu erkennen geben, innuo, annuo. 2. strafen, tadeln.

an-denkelken, adv. = andechtliken.

an-denken, 1. Andacht üben. 2. an etwas denken, betrachten. Gern im Part. andenkende sîn und werden.

ander, der zweite; der andere von beiden, alter; de andere hant, die linke; von mehreren, ein anderer alius. Mit dem Begriff der Verschiedenheit, scheinbar überflüssig; hat den Sinn eines »ausserdem, sonst, auch«. – Mit Präp. = einander, z. B. van ander, under ander, mank ander.

anderdages, adv. jüngst, neulich, franz. l'autre jour.

anderde, der andere.

andêrden, andêren = antwerden, 1. antworten. 2. überantworten, überliefern.

anderhalf, anderthalb (1½).

anderhalve, -half, die andere Seite; in a., jenseits.

anderik, Enterich.

anders, anderst, adv. auf andere Weise, sonst, übrigens.

anderswê, sonst wer.

andert = anders, sonst.

ander-tere (tire), anderer Art.

anderwech, -wegene, anderswo, alibi viarum; in anderwech; ein anderwegen, sonst (örtlich und modal). – s. wegene.

anderweges, abermal, wieder.

anderweide, wiederum, zum zweiten male, iterum.

anderwerve, abermals, zum zweitenmal.

anderwerven, sw. v. abermals thun, iterare.

an-dingen, 1. = anspreken, in Anspruch nehmen. 2. die Bedingung stellen.

an-dôn, anthun, d. i. 1. jem. etwas zufügen, bes. Böses, bezaubern, behexen. 2. anziehen (Kleider).

andorn, das Kraut Andorn, prassium (Marrubium vulgare. L.) Auch ander u. andron.

an-dracht, Antrag, Bewerbung.

an-dragen, -dregen, 1. förderlich sein, helfen. Ggs. afdragen. 2. melden, vorbringen, beleumunden, meist in bösem Sinn: anschwärzen, anklagen. 3. anraten, vorschlagen. 4. achten. 5. ansegeln, die Schiffe wohin lenken. s. dragen. – Als Ausdruck der Weber s. indregen.

an-drapen, -drepen, intr. zustossen, begegnen; betreffen, angehen, bes. im Partic. – trans. angreifen, verletzen.

an-dringen = indringen, eindringen auf.

ân(e), präp. ohne, ausser, ausgenommen, mit Acc., später auch mit Dat., – mit Gen. in adverbialen Formeln, z. B. ane wetens, ane neringes.

ân(e), 1. adv. ohne, frei, ledig von etwas, mit Gen. ausgenommen; – nicht allene – ane ôk, sondern auch; ane dat, nur dass; (mit vollem Satze ane it si, dat, es sei denn, dass), ane of, ausser wenn; ane wan, ausser wann. 2. conj. ausgenommen, nur, doch.

ane- wechselt in Zusammensetzungen auch mit an-.

ane, in einigen, namentlich partic. Zusammensetzungen = un, z. B. kindere, boren unde aneboren, geboren und ungeboren; acker, gebuwet unde anebuwet; anevangen unde anebunden u. a.

ane, m. Ahne, Vorfahr (nicht bloss vom Adel, sondern von jedem Stande).

ane-belte, -bolt, ambolt, n. und m. Ambos.

anebot (anbot), Ambos.

anegin, s. anbegin.

anematen, sw. v. refl. sich einer Sache annehmen (ohne dass der Begriff eines unberechtigten Unterfangens damit verbunden sein muss).

anelank, adv. unlängst; bald nachher.

anere, Vetter? überh. Verwandter?

an-ernalen, sich näheren.

an-erve, nächster Erbe.

an-erven, durch Erbgang an- oder zufallen.

ane-weten, Part. mit weggefallener Endung -de, unwissend.

ane-wort, Unwort, böses Wort; (vgl. ane-wedder, Un-, böses Wetter).

an-gân, 1. anfangen zu gehen, überh. beginnen, anfangen. 2. trans. hineingehen, bildlich: etwas eingehen (z. B. Bündnis, Vertrag etc.). – freundlich oder feindlich sich an jemand machen; angehen, betreffen (in diesem Sinne auch mit Dativ).

an-gank (ane-genk), 1. das Ansteigende des Berges. 2. Eingang (introitus); bildlich: Eintritt. 3. Beginn, Anfang. 4. Angriff (aggressus).

an-gapen, angaffen.

an-gebort, Verwandtschaft.

an-gedecht, eingedenk.

an-geistinge, -gêstinge, Inspiration.

angel, 1. Stachel (der Biene; die Korngranne; Dornspitze, Zungenspitze der Schlangen etc.), Fischangel. 2. Thürangel (cardo).

an-gelden, betreffen, angehen, concernere.

an-gelegen, a. wesen, am Herzen liegen, zur Sorge sein.

an-gelegginge, An-, Auslage, Kosten, Aufwand?

an-gelîk, ähnlich; passend.

angeln, sw. v. Angelfischerei treiben; bildlich: worauf lauern, wornach trachten.

an-gelt, Schuld, die man zu zahlen hat, als Unterpfand, arrha.

an-gemelte, Gemälde.

angens deige = agnus dei.

anger, m. Grasland, mediamnis.

anger-wort, die Pflanze Steinbrech, saxifraga.

an-gesete, Besitztum (s. ansete, gesate u. gesete).

an-gesette, Satzung.

an-gesicht, 1. das Sehen, Sicht, intuitus. 2. Antlitz.

an-gêst, Grenze zwischen Geest und Marsch.

angest, anxt, m. 1. Angst, die ich habe, Furcht, Besorgnis. 2. Angst, die mir gemacht wird, Schrecken, Gefahr, Gefährlichkeit, Einschüchterung.

angest-aftich, -achtich, 1. enge, beengt. 2. besorgt, ängstlich.

angesten, anxten, sw. v. 1. ängstigen, anxiare. 2. in Angst sein.

angestich, ängstlich, bange, anxius.

angesticheit, Ängstigung, Bedrängnis.

angestlik, 1. ängstlich, besorgt. 2. Angst hervorrufend, schrecklich, fürchterlich.

angest-man, Henker; Gerichtsdiener, Frohnknecht.

angest-stede, Richtstätte.

angest-voldich, ängstlich, furchtsam, bange.

angest-voldicheit, Bangigkeit.

angest-vordicheit (anxtwerdicheit,) Bangigkeit.

angest-vruchtich, Gefahr befürchtend, furchtsam.

an-geten, an-, begiessen.

an-geter, An-, Begiesser.

an-getinge, An-, Begiessung.

an-geven, 1. aufgeben. 2. angeben, anraten. 3. verleumden.

an-gevinge, (böse) Gabe (des Himmels), Ansteckungsstoff?

an-gissinge, An-ratung? (s. gissen).

an-grepe, Angriff.

an-grinen, jemand die Zähne weisen.

an-gripen, 1. angreifen. 2. in Besitz nehmen. 3. greifen, ergreifen, bildlich: sich an etwas machen.

an-gripinge, (Besitz)-Ergreifung.

an-hach, Spott, höhnische Freude.

an-hahen, anhängen.

an-hang, angehängte Bedingung, Clausel.

an-hangen, anhangen, anhängen; Hang, Neigung haben.

an-haf, Anheben, Anfang, Beginnen, Vorsatz.

an-hechten, an-heften, an-fügen.

an-helden, in helden, Fesseln halten, in Ketten legen.

an-herden, -harden, anspornen, anreizen, antreiben, ermuntern, hortari, incitare.

an-herder, Antreiber, Anreizer.

an-herdinge, Anreizung.

an-heven, anheben, beginnen, anfangen; Inf. anhevent, subst.

an-hever, Anheber, Anstifter, Gründer.

an-hitten, anheizen, heiss machen.

an-holden, 1. an-, festhalten. 2. bitten, ansuchen. 3. intrans. bleiben an einem Orte, verharren bei, festhalten an einer Sache.

an-horen, zugehören, attinere.

an-horich, angehörig.

an-horn = alhorn, platanus.

an-houw, Anhieb. (an-houwen, anhauen).

anhuchels, Hohn, Spott.

anich, los, frei von etwas, mit Gen.

aning, anich (= aling), ganz, vollständig.

an-kallen, anreden, sprechen mit jem.

an-kapen, angaffen, anstarren.

anke (ank-smere), Butter.

anken, sw. v. seufzen, stöhnen, gemere.

an-kame (friesisch), das Eindringen der Waffe bei einer Verwundung, ingressus.

an-kennen, anerkennen.

anker, m. und n. Anker; jede ankerartige Verklammerung.

anker-balke, Balke, in welchen die Anker eingeschlagen werden.

an-kêren, 1. hin-, zuwenden; zukehren, zukommen lassen, zufügen. 2. an-, verwenden. 3. refl. Rücksicht nehmen, beachten.

ankerholt, Ankerhalt, Festliegen des Ankers.

an-kiven, angreifen.

an-klagere, -klegere, 1. der Ankläger. 2. der Beklagte, reus.

an-kledinge, Ankleidung; Investitur.

an-kleve, das Angeklebtsein, Verbindung.

an-kliven, anheften; antasten, angreifen, ergreifen; übertr. beginnen, anfangen.

an-knofen (= knopen), anknüpfen.

an-knuppen, anknüpfen.

an-komen, 1. trans. antreffen, auf etwas stossen, ertappen. 2. intr. zustossen, auf oder an jemand kommen (mit Dativ), wohin kommen. 3. zukommen, gehören, betreffen.

an-kreijeren, anschreien.

an-kreten, angreifen, bekämpfen.

an-kumpst u. ankunft, Ankunft, bildlich: Herkunft, Ursprung; Gelegenheit, Art u. Weise, wie man an eine oder zu einer Sache kommt; bes. in rechtlichem Sinne = titulus.

an-lage, 1. Hinterhalt, Nachstellung, verdeckter Angriff, insidiae. 2. Anliegen, heftiges Bitten.

an-lagen, 1. nachstellen, insidiari, mit Dat. u. Acc. 2. bittend angehen, dringend bitten.

an-lager, Widersacher, hinterlistiger Feind, insidiator.

an-lagich, hinterlistig, insidiosus.

an-laginge, Nachstellung, Hinterlist, insidiae.

an-landen, -lenden, sich am Ufer anlanden, von der Alluvion.

an-langen, 1. antasten, angreifen. 2. (gerichtlich) belangen, klagbar werden gegen jemand. 3. verlangen, bitten; auf-, vorfordern. 4. betreffen (mit Dat.). 5. Unpers. es gelangt an mich, kommt mir zu Ohren.

an-langinge, 1. Angriff; Klage. 2. Ansuchung, Bitte.

an-lât, m. Compromiss.

an-laten, refl. mit Gen. sich auf etwas einlassen, unternehmen.

an-lêgen, an-, belügen.

an-leggen, 1. anlegen. 2. auflegen, anthun. 3. planen, festsetzen. 4. anlegen, anwenden (Geld etc.). 5. angreifen. 6. von Pferden etc.: in den Stall führen. – Zuweilen verwechselt mit anliggen.

an-legger, Anstifter, Urheber.

an-legginge, Stiftung; Anlage (Aufwand an Kosten für Bauten etc.); Geldanlage.

an-liggen, anliegen, bedrängen (mit Dat.), dringend mit Bitten angehen.

an-ligger, Ankläger, actor, accusator.

an-lopen, 1. intr. anlaufen, 2. trans. jem. anlaufen, angreifen.

an-merken, 1. aufmerksam sein, aufmerksam anhören. 2. bemerken.

an-moden, zumuten, Forderung an jem. stellen. Bes. mit Partic. anmoden(de) wesen.

an-naken, sich näheren.

an-name, -neme (angename), genehm, angenehm, lieb.

an-namen, sw. v. 1. annehmen. 2. unternehmen.

an-namichliken, dankbar, gratanter.

an-negest, zuletzt, novissime.

anneke-, ankevader, -moder, Gross-vater, -mutter.

an-nemen (oft = einfachem nemen,) ergreifen; bes. (venklik) a., verhaften. Refl. über sich nehmen, unternehmen, zu Herzen nehmen.

an-nemer, Unternehmer, Urheber.

an-nemingsbrêf, Verhaftsbefehl.

an-oldern, von den Eltern erblich zufallen (z. B. Land etc.).

an-part, n. Anteil; na a., nach Verhältnis, Quote.

an-raken, anrühren, antreffen; erreichen; anstiften.

an-rêden, anrichten, bereiten.

an-regen, s. an-rogen.

anreisen, anreizen.

an-reisinge, Anreizung.

an-reken, anrechnen.

an-richten, 1. verfertigen, machen, einrichten, zurichten, disponere; Speisen anrichten, die fertig gekochten Speisen auf Schüsseln etc. ordnen und aufsetzen. 2. berichten, die Richtung geben, unterweisen, belehren, dirigere.

an-richter, 1. (hölzerner) Löffel. 2. Anstifter, nam. einer bösen That, Übelthäter.

an-richtich, thätig, geschäftig, agilis.

an-richtinge, 1. Unterweisung, Belehrung. 2. Execution, Vollziehung.

an-riden, anreiten, d. h. reitend angreifen.

an-ropen, anrufen; schelten.

an-rogen, -regen, anrühren, in Bewegung setzen; bildlich: antreiben, auch im Wege Rechtens wozu veranlassen, belangen.

an-roginge, Anregung, Betreiben.

an-roren, anrühren; bildlich: angehen, betreffen (meist mit Dativ).

an-ruchte, böser Ruf.

an-ruchtich, berüchtigt, nicht in gutem Rufe stehend.

an-rumen, einräumen, gestatten.

an-sage, Anspruch, Einspruch.

an-saken, Klage führen.

an-sate, Einsetzung, fundatio.

an-saten, ansetzen.

an-schar, seichtes Wasser am Ufer.

an-schêten, daran stossen, grenzen.

an-schîn, n. 1. Angesicht, Antlitz. 2. Gegenwart, in a., angesichts, gegenüber.

an-schot, n. Anschuss, was an Land das Wasser absetzt; anschiessendes Landstück, die an das Gemeindegut etc. anschiessenden oder angrenzenden Zubehörungen; daher: Grenze, Rain, Uferrand, Leinpfad. – Bildlich: Anstoss, Anflug.

an-schrage, Seitenstütze, Strebepfahl.

an-schrî, Anschrei.

an-schunde = anschundinge.

an-schunden, anreizen (zum Bösen).

an-schundinge, Anreizung (zum Bösen).

an-sedel (anesetel), m. Ansiedelung, habitatio, domicilium.

an-seggen, 1. ansagen, melden. 2. von Obrigkeitswegen ansagen, befehlen. 3. beschuldigen. 4. = in-seggen, einreden, Einrede, Einspruch thun.

an-sên, 1. ansehen, bes. freundlich, gnädig ansehen. 2. in Betracht ziehen, sich kümmern um etwas. Part. angesên, adv. in Hin-, Rücksicht auf, angesichts.

an-sener, der etwas ansieht, Rücksicht nimmt.

an-sete, n. der eigentümliche Besitz eines unbeweglichen Erbes, bes. worauf man sitzt. – s. auch angesete.

an-setten, 1. ansetzen. 2. anordnen, einrichten. 3. einsetzen.

an-setter, Anstifter.

an-settinge, Einrichtung, Anordnung, constitutio.

an-sichte, n. (u. f.) Angesicht, Antlitz.

an-sichtich, ansichtig, a. werden (mit Acc.) gewahr werden, conspicere.

an-sichtiger, der etwas ansichtig wird.

an-sinnen, ansinnen, zumuten; gew. im Partic. ansinnen(de).

an-slach, 1. Angriff, Einfall. 2. Plan. 3. Anlage eines Wehres.

an-slân, 1. anschlagen; einschlagen (z. B. Pfähle durch den Fluss zur Anlegung eines Wehres). 2. bildl. beginnen, anfangen. Intrans. an die Küste schlagen, getrieben werden; gedeihen, wirken, Wirkung äussern.

an-smekinge, (Ein)schmeichelei.

ans-lôk u. as-lôk, eine Varietät von allium ascalonicum, Aschlauch, Johannislauch.

an-sniden, anschneiden; einschneiden (z. B. Wappen.)

an-soken, ersuchen, angehen, bitten.

an-spannen, anschnallen.

an-spechtich = in-spechtich. a. werden, gewahr werden.

an-spien, anspeien; bildl. hohnsprechen.

an-spisen, anfangen zu speisen.

an-sprake, 1. Ansprache. Zureden. 2. rechtlicher Anspruch. 3. Beschuldigung.

an-sprakech, was (rechtlich) angesprochen wird; a. maken, etwas beanspruchen.

an-spraken, schw. v. Anspruch auf etwas oder gegen jemand erheben.

an-sprakinge, An-, Einspruch.

an-sprekelik, leutselig, affabilis.

an-spreken, 1. anheben zu sprechen. 2. anreden; besuchen, convenire. 3. beschuldigen, Anspruch gegen jemand erheben, klagen, impetere zum Kampfe ansprechen, herausfordern.

an-spreker, der Anspruch erhebt, Kläger.

an-sprekinge, Ein-, Zureden.

an-sprengen (-springen, -sprongen), anspringen gegen jemand; bildlich: angreifen (bes. mit Worten).

an-sprunk, Ansprung, Anfang.

an-staden = anstedigen.

an-stân, I. intrans. anstehen, fest an etwas sein; anfangen, beginnen, von einem bestimten Termine an laufen (von Zinsen); bevorstehen, zukünftig sein; geziemen, passend sein. II. trans. antreten an jem. oder etwas.

an-stant, (Waffen)stillstand.

an-staren, mit festem Blicke betrachten.

an-stedigen, festsetzen, einrichten, constituere.

an-stedinge, Einrichtung, Anordnung.

an-steken, 1. anstechen (mit Sporen; anspornen). 2. anbrechen, öffnen. Öfters verwechselt mit ansticken.

an-stendich, a. wesen, zustehen, zugehören.

an-stellen, anordnen, stiften; refl. sich betragen, sich zeigen; sich stellen, gebärden.

an-sterven, durch Erbgang oder Todesfall auf jemand kommen.

an-sterflik, was angeerbt (angestorven) ist.

an-stichten, anstiften.

an-sticken, anzünden.

an-stoker, Anzünder; bildlich: Anschürer, Anstifter.

an-storten, anstürzen, hereinbrechen.

an-stôt, Anstoss, heftiger Anfall, impetus.

an-stoten, 1. anstossen. 2. anheben (vom Gesange etc.)

an-striken, anstreichen.

ânt (anet), Plur. ânte, ânde u. ende, Ente.

an-tal, m. (selten f.) 1. Anzahl. 2. Anteil, Quote, Rate, portio. na a., im Verhältnis, gleichmässig, pro portione.

an-tale, f. Anrede.

an-talen, sw. v. anreden; ansprechen, gerichtlich verklagen, beanspruchen.

an-talich = antal.

an-tast, Angriff.

an-tasten, 1. angreifen (mit der Hand, mit Waffen). 2. ergreifen, übernehmen. Im rechtlichen Sinne: die Hand an oder auf etwas legen, um es in Besitz zu nehmen, wie angripen.

ânt-drake, Enterich.

ânt-ei, Entenei.

an-teken (= -tekenen), anzeichnen, angeben.

an-têl = antal.

an-tên, 1. anziehen (ein Kleid), induere. 2. beibringen, anführen. Refl. 1. sich anziehen, auf sich nehmen, sich annehmen. 2. beanspruchen, als Eigentum in Anspruch nehmen. 3. sich berufen auf.

an-tengen, anfangen.

antêr – antêr (= antwêr), entweder – oder (vgl. antêren = antwerden, -worden).

ant-hete (= ent-hete), Versprechen, Gelübde.

an-tien, (an-zeihen), Schuld gehen, beschuldigen, bezichtigen; beilegen. (an-tien, -tigen, prodere, indicare, demonstrare).

antiffe(n), die Antiphone.

ant-lât, Unterlass, ân u.

antlât, n. Antlitz, Angesicht; Maske.

antlâtliken, von Angesicht zu Angesicht.

an-toch, Anspruch; sunder a., ohne deshalb (gerichtlich) belangt zu werden = frei, ungehindert.

an-togen, anzeigen, melden.

an-toginge, Anzeige.

an-tonen, anzeigen; citieren.

ânt-pôl, Entenpfuhl, -teich.

an-trecken, anziehen; bildlich: auf jem. etwas bringen, ihm Schuld geben.

an-trede, Antritt, Schwelle.

an-treden, 1. intr. antreten, beginnen. 2. trans. (feindlich) antreten, angreifen; im rechtlichen Sinn: ansprechen, – betreffen, angehen (mit Dat. u. Acc.)

an-tucken, -tocken, rasch und heftig anziehen. Bildlich: 1. heranziehen, an sich ziehen, anlocken. 2. an sich, auf sich reissen, sich einer Sache eifrig annehmen.

ânt-vlot, Entengrün, Teichlinse.

ânt-vogel, Ente, bes. der Enterich.

antwêr = entwêr, entweder.

antwêr = antwerde, antworde.

antwerdes, adv. in Gegenwart.

antworde, -wort, -werde, -wert, -warde, n. 1. Gegenwart; to antwerde sîn, gegenwärtig sein. antworde oder in antworde, in Gegenwart, coram. 2. Antwort; im jurist. Sinne: die Gegenrede, Einrede des Beklagten (zuweilen auch fem.).

ant-worden, -werden, -warden, sw. v. 1. gegenwärtig machen, presentare; sik a. sich persönlich stellen. – aus-, überliefern. 2. antworten, auf eine Frage, eine Klage; verantwortlich sein, einstellen; entsprechen, gleich sein.

ant-worder, -werder, der Beklagte.

ant-wordesman, der Beklagte.

an-val, ane-val, an-geval, -gevel, 1. Zufall, accidens, casus; bes. böser Zufall, Unfall, überh. was einem zustösst, begegnet, meist im schlimmen Sinne. 2. Angriff (im Kriege). 3. im rechtl. polit. Sinne: Gebührnis, Gefälle, Einkünfte, Einkommen; was einem als Erbschaft zufällt, devolucio; hereditatis portio, Erbgut; Erbe oder Loos in der Waldgemeinde; die Exspectanz, Anwartschaft auf ein Erbe, bes. die Nutzung des Lehns durch den Lehnsherrn während der Minderjährigkeit des Belehnten, usus feudi, vacatio.

an-vallen, 1. intr. (mit Dat.) zu Teil werden, zufallen, vom Erbgute, devolvi. 2. trans. feindlich (gerichtlich) angreifen; freundlich, bittend angehen. 3. = in-vallen, einfallen, Einfall haben.

an-vallich, -vellich, 1. was anfällt und überrascht, plötzlich. 2. durch Erbschaft anfallend.

an-vallichliken, plötzlich.

an-vangen, 1. angreifen, anfassen, verhaften; in Besitz nehmen; bes. eine (entwendete) Sache durch Anpackung derselben als die seine ansprechen. 2. Anspruch, Klage erheben (jem. gerichtlich anfassen).

an-vank, 1. das Anpacken, der Angriff. 2. die Besitzergreifung, die Ansichnahme einer (entwendeten) Sache als der seinigen, vindicatio.

an-vanzen, angreifen.

an-varen, losfahren gegen jem., Gewalt gebrauchen, irruere.

an-varinge, Gewalt, Gewaltthätigkeit.

an-vechten, angreifen.

an-vechter, Angreifer.

an-vechtigen = anvechten.

an-vechtinge, Angriff, bes. des Teufels.

an-veiden, -veden, anfehden, angreifen.

an-venknis, Angriff.

an-verden und an-verdigen, 1. angreifen, anfallen, impetere, invadere. 2. festnehmen, hindern, arrestieren.

an-verdinge und -verdiginge, Angriff, Überfall.

an-vloiten, anflöten, verhöhnen.

an-vlôt = invlôt, Einströmung; bildlich: Einfluss.

an-vorderen, etwas von jem. fordern.

an-vratemen, anatmen, anhauchen.

an-vuren, anzünden, anfeuern, antreiben.

an-vurich maken, anzünden, anfeuern.

an-vurigen, adv. feurig.

an-wachtinge, Anwartschaft.

anwal, freier Platz, der zu einem Gehöfte hört?

anwalt, Advocat, procurator.

anwanch = anvank.

an-warde, anewarde, f. 1. Anwartschaft, Exspectanz auf ein Erbe. 2. Wartung, Pflege?

an-warder, Anwärter.

an-wardinge, Anwartschaft, respectus hereditarius.

an-waringe, Warnung.

an-wedden, in Pfandschaft nehmen. vgl. in-wedden.

an-weddinge, Pfandschaft.

an-weden, anbinden.

an-wegen, besonders betreffen? (von Wichtigkeit sein für?)

an-weldigen, kraft des Gesetzes in den Besitz eines Gutes setzen, einweisen – refl. sich gewaltsam in Besitz setzen, vgl. in-weldigen.

an-, anewende, Pflugwendung, das Ackerstück, auf dem man beim Pflügen wendet.

an-wenden, zukehren, zufügen.

an-, anewerden, 1. Lust zu etwas haben, sein Auge auf etwas werfen, begehren, concupiscere. 2. sich gewöhnen an etwas, assuescere.

an-, anewert, Lust, Begierde.

an-werken, anwirken, anthun, zufügen.

an-werkinge, Anwendung (Anthun).

an-werpen, anwerfen; eilig anziehen.

an-werpinge = in-w., Einwurf, Einwendung.

an-werven, ein werf, Geschäft bei jem. ausrichten, ein Anliegen vorbringen.

an-winden, an-, aufwinden; refl. mit Gen. sich eines Dinges unterwinden, es an sich nehmen.

an-winnen, in Dienst nehmen.

an-wisen, 1. mit Fingern auf jem. zeigen. 2. unterweisen, belehren, Rechtsbelehrung geben. 3. einweisen in den Besitz, zuerkennen. (Ggs. af-wisen).

an-wiser, Lehrer; Ratgeber.

an-, aneworp, 1. Metallbeschlag an Fenstern, Thüren etc. 2. eine Augenkrankheit.

an-wuchen, anschreien.

an-zwacken, antasten, anfallen.

ape, m. und f. Affe; Narr.

apeldern, Ahorn, Alhorn, Acer campestre.

apen, sw. v. äffen, zum Besten haben, verspotten.

apen, offen. S. open.

apen-ärseken, Mespilus germanica.

apen-blat, welche Pflanze?

apen-geter, eine Art Kannengiesser; in der Rangordnung der Giesser stehen sie zuletzt; sie machen die kleineren Sachen und die Flickarbeit.

apen-spil, Affenspiel, Geckerei.

aperie, Äfferei, Thorheit.

apolle, appolle, -pulle, eine grosse Kanne, beim Gottesdienst und auch sonst gebräuchlich, aus lat. ampulla.

apost, Apostat.

apostelpert, scherzhaft = Fuss.

appel, m. Apfel. nicht en a. = gar nichts.

appel-blome, rubiola (ein blom in deme korne).

appel-bôm, Apfelbaum.

appel-drank (odromellum = idromel), Äpfelwein.

appel-grat, malum granatum vel potus granatus.

appel-grawe, apfelgrau, spadix, color equi.

appel-hoke, Apfelhöker.

appel-môs, Apfelmus.

appel-schelle, Apfelschale.

appel-schute, Apfelschiff.

âr (are, arn), f. Ähre.

arbeiden, sw. v. 1. intr. Not, Mühe, Beschwerde haben, sich plagen, sich bemühen um etwas. 2. trans. bearbeiten (Garten, Acker), ên pert, zum Arbeiten verwenden, strapazieren; den wech, reisen (travailler); plagen, betreiben.

arbeidelik, mühsam, Mühsal verursachend, laboriosus.

arbeiderne, zum Arbeiten geneigt, arbeitsam. s. -erne.

arbeidesman, Arbeiter.

arbeit (Genus wechselnd; selten f.) Mühe, Not, Beschwerde; bes. die Anstrengung Gebärender, Kindesnöte.

âr-bêr, (Ähren- oder Erntebier?) eine Art Weizenbier.

arch, arich, schlecht, böse, schlimm (nicht bloss im moral. Sinn); bes. mit dem Begriff des schädlichen, nachteiligen. – Superl. argeste, ergeste, als subst. Schaden, Nachteil.

archeit (aricheit), Argheit.

archelie s. arkelei.

arch-gelovich, arges glaubend, argwöhnisch.

arch-gunner, Misgönner, Feind.

archinge = arginge, Böses, Ärgernis.

arch-wân, Argwohn, Verdacht.

arch-wânen, argwöhnen, vermuten.

arch-wânich, argwöhnisch; pass. verdächtig, suspectus. a. holden, in Verdacht haben.

arch-willigen, gegen jem. arges sinnen.

arch-willinge, böser Wille.

arden, sw. v. arten, geraten, gedeihen.

ardich, Art habend, vortrefflich.

ardicheit, Vortrefflichkeit.

ardigen, sw. v. bebauen.

ardinge, Bestellung des Ackers.

are = nare, Narbe.

aren, pflügen, s. eren.

arent, Adler, s. arn.

argelik, schlecht.

argen, sw. v. beschädigen, Schaden zufügen.

argeren, ergeren, sw. v. 1. schlechter machen, verschlechtern, beschädigen. 2. refl. schlechter werden; im sittl. Sinne: sich ärgern, Anstoss woran nehmen.

argeringe, ergeringe, 1. Verschlechterung, Beschädigung. 2. Ärgernis, Anstoss.

argerlik, Anstoss erregend.

argueren (arweren), disputieren, Einwendungen machen.

arink- (aringe-) pennink?

ark, Bogen Papier.

arke, f. 1. bei den Mühlen die Einfassung von Holz, kastenähnliches Gerinne des Wassers. 2. überh. Kasten, Sarg.

arkel, 1. Ring, arculus. 2. Bogen Papier.

arkelei, Artillerie; Schiessmaterial.

arkener (arkenel), erkener, erker (erkel), m. (Bogenbau) Erker, Brustwehr, propugnaculum, menianum; bes. an der Burg- oder Stadtmauer.

arm, m. Arm.

arm, arm, mittellos; von geringem Stande (s. armman), elend, unglücklich.

arm-boge, Armring, -band.

arm-, amborst, -bost, n. Armbrust, Bogen zum Pfeilschiessen.

armborsterer, -bosterer, Armbrustmacher.

armborst-winde, eine Winde, um die Armbrust zu spannen.

arme-holt, Armholz, aus dem die Arme des Mühlrades geschnitten werden.

arme-lit, Plur. -leden, Armschienen.

armink, arm, unglücklich, elend.

arm-jope, Bekleidung des Armes, als Stück der Rüstung, dextrale.

arm-kluve, Armklobe, Armfessel.

armlike, ärmlich.

arm-man, Mann von geringem Stande; bes. Bezeichnung des (bäuerlichen) Unterthanen, Ggs. here.

armoden, sw. v. arm werden.

armôt, -mode (Genus wechselnd), Armut; und concr. die armen Leute.

arm-schene, Armschiene (als Bekleidung, Rüstung).

arm-tuch, Armbekleidung (Armzeug).

arm-wapent, (eiserne) Bekleidung des Armes, dextrale.

arn, Ecke, Spitze, äusserster Punkt (holl. erne).

arn, arne, arnt, arent, m. Adler; in Zusammens. (z. B. dûf-arne u. a.) das Männchen.

arne, erne (arn, aren), f. Ernte. St. Peter in der arne = 1. Aug.

arnemeiger, Erntemäher.

arnen, sw. v. ernten.

arnsch, von Arnheim.

arone, Arum maculatum.

arrasch, -ras, arresch, -res (arsch, ardesch), eine Art dünnes, wollenes Gewebe, nach dem Fabrikationsorte Arracium (Arras) benannt; arracium, pannus atrebaticus; jetzt: Rasch.

arresteren, sw. v. anhalten, mit Beschlag belegen.

arresteringe, Beschlagnahme.

ars (ers), m. der Hintere, podex.

ars-bille, Hinterbacke.

ars-pilcher, Knötlein im Hintern (ars-pillelen).

ars-wîp.

ars-wisch.

arste, Arzt.

arstedie (arsedie), Arzenei.

arstedien (arsedien), sw. v. die Heilkunst üben, curieren, medicari.

arstedier, so heisst der vierte Finger (dar de arsten de wunden mede betastet).

arsten = arstedien.

arstenien = arstedien.

arsten-lôn, Arztlohn.

art (zu aren, eren), f. 1. das Pflügen, die Ackerbestellung. 2. das geackerte Land, Land überh. 3. Abstammung, Herkunft, concr. Abkömmling, Kind.

artelei (attelrie), Artillerie.

art-, (ar)haftich, angebaut, fruchtbar.

artich, s. ortich.

art-land, Ackerland.

arve, arven, s. erve, erven.

arwêren (= lat. arguere), streiten, disputieren.

arwete, Erbse. s. erwete.

âs, n. 1. Aas, Fleisch eines gestorbenen Wesens, Leiche. 2. Speise der Tiere = ât.

asch(e), m. = nasch, Behältnis, Schüssel, Dose u. dgl.

asche, f. Asche.

asche-balge, Aschbehälter.

asche-dach, Aschermittwoch.

aschel-, (askel)woensdach, Aschermittwoch.

aschenbernen, zu Asche brennen.

ascher, ein Küchengerät? (Aschfass? Aschenschaufel?)

ascher, ascherich, in oder auf Asche gebacken (Brot), cinericium.

ascher-, (asker)varwen, aschfarbig.

aschonier, Wein aus der Gascogne.

ase, asen, Ort, wo man das Fleisch zum Dörren aufhebt, suspensiva, siccarium.

asege (asega, asige, asge), Recht-sprecher, Richter.

asege- (aziges-, asing-, asege-, asega-, asge-, aes-)bôk, Richtbuch, Gesetzbuch.

asen, sw. v. atzen, speisen. (Jetzt zu âs 1 = im Schmutze herumwühlen.)

ask, asch = nask, nasch, Behältnis, um etwas aufzubewahren, bes. kleine Dose, Schachtel.

âs-kule, Aasgrube.

asle, assel, f. Achsel.

asnen (hasnen), m. Lohn, Miete, Heuer. s. menasle.

asoe, Wein aus Auxois in Burgund?

asse, f. Achse.

assute? s. ossute.

astinne = arstinne, Ärztin.

astrak (alstrak, asterik, astrik, esterik, esterink, afstrik), n. Estrich, Fussboden, pavimentum; bes. aus Fliesen oder Ziegeln; die Fliesen, Steinplatten selbst.

astraken, sw. v. den Fussboden mit Fliesen etc. belegen.

asturich, (nicht zu steuern oder zu wehren), unlenksam, gewaltsam; von Sachen: gewaltsam genommen.

asturigen (asturliken), auf gewaltsame Weise.

aswik (= afswik), a. dôn, von etwas lassen, in Stich lassen, nicht thun wollen, heimlich weggehen.

ât, n. Speise; bes. Futter für die Schweine, Malztreber etc., silique.

ât-korn, Korn (Getreide) zum Essen; Ggs. sât-korn.

ât-kuven, Kübel, um das ât aufzunehmen.

âtmen, âtem, m. Athem; seltenere Form für adem.

attelas, Atlas.

at(te)lask, von Atlas, atlassen.

attependium, d. i. antependium, eine Tafel (aus Holz oder Metall, oder auf einen Rahmen gespannte Stickerei), die zum Schmucke des Altars vor die Front desselben gestellt wird.

aurine, Erythraea centaurium, Tausendgüldenkraut.

aust (oust, ouweste, owst), m. der Augustmonat; Ernte.

aven, Ofen, s. oven.

avenant, abgek. aus advenant Verhältnis.

avent, m. 1. Abend. 2. der Tag vor einem (kirchlichen) Feste.

avent-brûtlacht, Abendhochzeit.

avent-danz, Tanz am Abend.

avent-eten, Abendessen.

avent-gave, -geve, Gabe, die der Bräutigam der Braut am Hochzeitsabend gibt, sonst: morgengave, dotalia.

aventlank, -linge, avelinge, (heute) zu Abend, vespere.

aver, s. over.

aver (avers, averst), abermals, wiederum.

averecht? (in der Weberei).

awete, von Agat?

awise und afwise, falsche, irrige Weise, Thorheit, Narrheit, absonantia, insolentia, mania.

awisen, sw. v. Thorheit treiben, insolescere.

awisich, gegen die (richtige) Tonweise; dyssonus, absonus; thöricht, närrisch, unsinnig, maniacus, vesanus, absurdus.

awisicheit = awise.

awitte, Verstandeslosigkeit, Dummheit.

B

babbeler, m. der rasch und unverständlich spricht, Plapperer.

bach, f. Bach (selten; gew. beke).

bach, m. lautes Prahlen, Rühmen, Hoffart.

bach, m. Rücken (= bak).

bachminte, die Pflanze oculus consulis.

bachstake (richtiger: back-stag,) Plur. die einzelnen, schweren Taue, welche von der Spitze des Mastes (hinter dem Want) heruntergehen.

bachten (bachter) = be-achten (be-achter), hinten; als Subst. der Hintere.

backbord, an b., links vom Schiffe; überh. links.

back-harst, s. pottharst.

backels, n. soviel als man zu einer Zeit backt, in den Ofen schiebt.

backel-touwe, Bäckergerät.

backen, st. (u. sw.) v. backen (Brot; Ziegelsteine).

backenêl, beckenêl, eiserne Kopfbedeckung (als Rüstzeug), Helm; als Küchengerät: (kleiner) eiserner Topf?

backen-krût, gebackenes Gewürz; Gewürzkuchen, Confect; electuarium.

back-hûs, Backhaus.

back-meister, der die Leitung des Backwesens hat, der Oberste der Bäcker; Haushalter in einem Hospital.

back-werk, das Bäckergewerk, Bäckerinnung; Gebackenes.

bade-becken, Bade-, Waschbecken.

bade-budde, Badebütte, -wanne.

bade-budel, Badebeutel.

bade-gode, Taufpathin.

bade-hôt, Badehut (-hose?)

bade-kappe, Bademantel.

bade-kuve, Badewanne.

bade-lôn, Geld zum Bade (als Trinkgeld).

bade-moder, Hebeamme.

bade-mome, -momesche, -mone, Hebeamme.

bade-quast, die aus (Birken-) Reisern gebundene Rute, der Laubbüschel, mit welchem der Badende die Scham bedeckte und sich peitschte.

bade-rôf, die Decke, dachartiges Gestell, über einer Badewanne; tectura dolei.

bade-stên, erwärmter Stein in den Badestuben zum Heissmachen der Badelaken? oder zum Reiben? (badestein edder ryffstein, pumex).

bade-, badstove (bastove), Badestube, s. stove.

bade-, badstover (bastover), Bader, s. stover.

bage, s. boge.

bagen, sw. v. bach treiben, rühmen, pralen, hoffärtig sein.

bager, Ring? (mit einem Edelstein?)

bageren, sw. v. pralen.

baggert (baghard, -ghert, big-hard), Laienbruder, dem weiblichen begine entsprechend.

baie, ein Kleiderstoff, Boje (grobes, dichtes Wollenzeug, meist von roter Farbe).

bak (bach), m. Rücken; (Hinterbacke, Hintere).

bak, n. (hölzernes) Gefäss, Trog, Mulde.

bake, f. Speckseite, perna; auch = Schinken, podex.

bake, f. Stange, oben mit Stroh etc. versehen, um gegebenen Falles rasch in Brand gesteckt werden zu können, Fackel, Feuerzeichen; Leuchtfeuer (für Schiffe); jedes aufgerichtete Zeichen (um die Richtung des Weges zu bezeichnen).

baken, sw. v. mit Baken bezeichnen.

bákeren, sw. v. gelinde erwärmen; bildlich: warm halten, gut pflegen.

(bak-), backisern, Backeisen, d. h. Eisen (eisernes Gerät) zum Backen von Kuchen.

bak-lôp, Tritt, Sprung auf den Rücken.

bak-sone, Sühne, Vergleich ohne Zuziehung des Gerichtes.

bak-stert, Bachstelze (= wak-stert).

bak-vank, Rückgriff, Zurückfassen.

bak-wascher, der jemand hinter seinem Rücken verleumdet.

bak-wordesch, hinterrücks gesprochen.

bak-wort, Wort, das man hinter jemandes Rücken spricht.

bal-, schlecht; nur in Compositionen.

bal (bale), m. 1. Ball, 2. Ballen, die schwielige Rundungen Fuss u. Hand. 3. Ballen (Ware etc.), Bündel. (In dieser Bedeutung gew. bale).

balch, ballich, m. Balg (Umhüllung der Seele, Körper); Blase-balg.

balch-penninge, Geld, das man in den Berghütten zur Unterhaltung der Blasebälge gibt.

balde, s. bolde.

baldeke, s. boldeke.

balderen, sw. v. einen lauten, harten Schall verursachen.

bale, balen = bole, bolen.

bale-munden, jem. für einen bale-munt d. h. für einen schlechten Vormund, und damit aller Vormundschaft für verlustig erklären.

balge, ballige (balleie), f. 1. Kufe, Wanne kleinerer Art, bes. für Milch. 2. Vertiefung im Watt, die auch bei Ebbe voll Wasser bleibt und als Fahrwasser dient. 3. überh. Rinnsal, Wasserleitung.

balget, noch in der Scheide befindlich (vom Schwert).

baliun, balliun, frz. billon, geringhaltige Silbermünze; überh. Silber oder Gold, welches nicht den gesetzlichen Feingehalt hat.

balke, m. 1. Balken. 2. Korn-, Heuboden, der oberste Boden, die Decke des Zimmers. 3. Wagebalken.

balken-sluker, der Balken verschluckt, der Ofen.

bal-last, m. und f. unnütze, schlechte Last (um dem Schiffe den nötigen Tiefgang zu geben).

ballasten, sw. v. mit Ballast beladen; dann überh. beladen.

ballaster, Ballastschieber, der den Ballast in die Schiffe (oder aus den Schiffen) bringt.

ballik?

ballieringe, Tänzerin (baleeren, tanzen, ballare).

ballink, s. banlink.

ballingêr(e), eine Art (Kriegs)schiff, balanerius, flandr. balengiere.

bal- (bel)mundich, der schlechten oder keinen Schutz hat; b. ist ein Hausgenosse, der seines Hofrechtes verlustig geworden ist.

balnier = ballingere?

bal-ruse, Ball-Reuse; eine gewisse Art Fischreuse.

balsemen, sw. v. einbalsamieren.

balsk, m. (schlechtes Treiben?)

bal-sturich, der schwer zu lenken ist, unlenksam, unbändig, aufsässig.

balt, baltlike, s. bolt.

bammeln, s. bimmeln.

ban, m. Gebot unter Strafandrohung, bes. 1. die dem geistlichen oder weltlichen Richter und Bannherrn zustehende Gewalt. 2. die von diesem (bes. dem geistl. Richter) verhängte Strafe. 3. Bann, als Anlegung eines Arrestes oder gerichtlichen Beschlages.

bane, f. Bahn, freier Raum (zum Gehen etc.).

bane, f. Busse für einen begangenen Mord, bes. der Teil, der der Schwertseite zufällt.

bane-bote, Mordbusse.

bange, adj. u. adv. bange; als subst. Angst, Beengung.

bangeraden, sw. v. in Angst setzen, angere, angustare.

bangicheit, Bangigkeit, Angst.

bank (banke, benke), f. Bank, bes. die Gerichtsbank. (Das alte Gericht wurde durch vier Bänke gebildet.) – dorch (in) de bank, ohne Unterschied, allesammt, ohne Ausnahme.

bank-bove, Bankbube, der gern auf der Wein-, Bierbank sitzt.

bank-hart, ausser der Ehe erzeugt, Bankert.

bank-laken, Tuch zur Bedeckung der Bank, tapetum scamnila.

bank-pol, Bankpfühl, -küssen.

bank-rese, der immer auf der Bank liegt, fauler Schlingel.

bank-werk, Bankpfühl, stroma.

banlink, m. assim. ballink, Verbannter.

ban-mile, Meile, innerhalb deren es nur dem Berechtigten Geschäfte zu betreiben erlaubt ist (Bereich des Marktschutzes etc.)

bannen, st. v. (Partic. auch schw.) 1. in den Bann thun, excommunicieren. 2. durch Fluchformeln herbeirufen (z. B. den Teufel); fluchen überh. 3. bannen, von Seiten des Gerichtes mit Arrest oder Beschlag belegen; verfesten; die Verletzung eines Gesetzes etc. mit Strafe belegen.

banner(e), bannir, (Geschl. wechselnd), Banner, Fahne.

bannere, m. Banner-, Fahnenträger.

banner-here, der ein eignes Banner erheben kann, oder mit fremdem Banner belehnt ist, baro.

banner-vorer, Bannerführer, -träger.

banner-lôp, Aufzug mit Fahnen.

bannich, der im Banne befindlich ist.

banros (flandr.), Bannerherr.

bant, m. Band; Strick des Henkers; Tonnenband, Reif; als Kopfbedeckung: morisch b., türkischer Bund, Turban; bildlich: Bund, Bündnis.

bant-holt, Holz zu Reifen.

bant-houwer, der (Tonnen)reifen haut, verfertigt.

bant-staken, Bandstecken (zu Dochten) d. h.?

bant-stên, Stein zur Einfassung.

ban-vorst, Bannforst, in welchem nur dem Berechtigten zu jagen erlaubt ist.

ban-wîn, Wein, der im Einzelverkaufe zu verschenken nur Berechtigten gestattet ist.

bar, nackt, bloss.

barasien = borrasien.

barât, n. Pracht, Herrlichkeit (aus lat. ap-paratus?)

bar-bênde, nackt-beinig, barfuss.

barberer u. balberer, Barbier.

barch (barg) und berch, m. Scheune ohne Wände, Schutzdach auf Pfosten ruhend.

barch-gelt, Berge-geld, -lohn.

barde, f. breites Beil.

barden-helf (-helft), Stiel einer Barde.

bardesân, Partisane.

bardese, s. barse.

bardûn, Tenor (im Gesang); als musikalisches Instrument (Pardaune, Bourdon).

bare (bâr), m. Bär.

bare, baren, s. bore, boren.

bare, f. Woge, Welle.

bare (fries.), Klage vor Gericht.

bare, f. das Giesshaus, die Bleischmelze für die Salzpfannen (in der Saline); der Aufseher (überh. der oberste Beamte) heisst: bar(e)mester, magister salinarius.

barehaft, schwanger.

baren (fries.), sw. v. offenbaren; klagen, verklagen.

barende, fruchttragend.

baren-hût, Bärenhaut.

baren-krût, Bärenklau, Heracleum sphondylium.

baren-leider, Bärenführer.

bareschop, Geburt.

bare-sprake, Anklage, (s. bare).

barewen, sw. v. offenbaren, zeigen.

barie = bare, bore, Bohrer.

barille = berille, brille.

barillensêer, der durch ein Wahrsagerglas (barill, brill) sieht = kristallenkiker.

baringe, s. boringe.

barkhôn (-hân), Birkhuhn.

bar-licht, Licht auf der Totenbahre oder zur Bestattung gebraucht.

barm, berm, m. Hefe, namentl. des Bieres.

barm, m., berme, f. (in »Deichberme«), Fuss (Sohle) des Deiches, (aufgehäufte Erde).

barme, Name eines Fisches, cyprinus barbus.

barme, f. Erbarmung.

barmelik, Erbarmen erregend, kläglich.

barmgrunt, Kopfgrind der Kinder.

barmheit, Barmherzigkeit.

barmhertich, barmherzig; barmherticheit, Barmherzigkeit.

barmich, bermich = barmelik; barmichliken, adv.

barmich, Barm, Hefe enthaltend.

barneholt, s. berneholt.

barnen, s. bernen.

barnstên, s. bernstên.

barschinkelt, mit nackten Beinen.

barse (basse), bardese, f. 1. Barke, kleines Last- oder Kriegsschiff (lang und schnell, dromo). – 2. ein kleines Geschütz, wie man sie auf den Barsen führte.

bârsen, sw. v. gebären.

barsie, eine Art Helmzier?

bartiringe, Tauschvertrag? heimliches Kaufgeschäft? (ital. baratto).

bartken (= baretken), Barettchen.

bartzig = borczis, bursin.

barwen, sw. v. (= barewen), bâr werden, sich zeigen.

bar-vôt (barvet, barft), barfüssig, überh. nackt.

bar-votes, adv. barfuss.

basch (bask), contr. aus barsch, stark, kräftig (vom Geschmack).

baseler, s. beseler.

baselman, frz. baise-main, Kusshand, zierliche Verbeugung.

baseln, sw. v. (freq. zu basen), unsinnig, kopflos handeln.

base-, basi-, basment, n. Säulenfuss, Piedestal.

basen, sw. v. unsinnig reden und handeln.

baske-botter, viell. frische Butter (bask = vask, varsk).

basse, s. barse (bardese).

bast, m. 1. Pflanzenbast (zum Binden und Schnüren). 2. übertr. die Haut des Menschen.

basten (adj. zu bast), bästen.

basten, sw. v. mit Bast binden.

basterich, stockicht, holzicht (bastartig).

bastert, Tau, Seil aus Bast.

bastert (bostert), m. 1. unächtes Kind; wilder Zweig. 2. ein süsser, spanischer Wein, vinum bastardum s. spurium. 3. eine Art Tuch.

bastove, -stover = bade-stove, -stover.

basune, bassune, f. Posaune.

basuner, Posaunenbläser.

bat, n. Bad, oft in übelm Sinne, böses Bad (Unglück).

bat, n. Gebot (= bot).

bat, bet (adv. zu gôt), besser, mehr, weiter; bet sîn, angesehener sein; b. mogen, plus valere.

bate, f. Vorteil, Gewinn, Zins.

batelik, batlik, nützlich, förderlich.

baten, sw. v. nützlich, förderlich sein, helfen.

batensnavel, die Pflanze italica (italia, katzenwolffzagel).

bat-spreker, einer der besser sprechen kann, Rechtsbeistand.

batzeler (baseler) = baccalarius, bachelier, ein junger Ritterbürtiger.

bauet (bouwe), bouwede, f. Ernte.

baven, s. boven.

be-, vielfach bo- (auch bu-); auch abgeschwächt aus bi-.

-bê, verkürzt aus -beke in Ortsnamen.

be-achten, refl. sich (mit andern) beraten, s. acht.

be-ambachten, -am(p)ten, ein Amt über etwas haben, verwalten.

beane, aus lat. beanus, Grobian, Tölpel (scholasticus trivialis, barbarus, banausus etc.)

be-anen, zu Herzen nehmen; eine Ahnung, Vermutung über etwas haben.

be-anxten, in die Enge, Not, Angst bringen.

be-arbeiden, thätig wofür sein, etwas betreiben. Refl. sich womit beschäftigen.

be-astraken, pflastern, bedecken mit astrak.

be-ballasten, (mit Ballast) beladen.

be-barmen, bejammern, Mitleid empfinden.

be-bêden, mit einer Abgabe (bede) belasten, eine bede fordern von jem.

be-bilden, mit einem Bilde versehen.

be-billigen, billigen, gutheissen.

be-binden, verbinden; refl. sich verbinden, ein Bündnis machen. – bebundene tît, Zeit, wo kein Gericht gehalten wird, Gerichtsferien.

be-bindinge, Verbindung.

be-blanken, s. be-planken.

be-bloden, mit Blut bedecken, blutig machen.

be-bode (-bot), Ladung durch einen Boten.

be-boden, durch Boten zusammenrufen, vorladen, entbieten.

be-bode (bot) schappen, benachrichtigen.

be-bolwerken, mit einem Bollwerk versehen.

be-bonen, mit einem bone (Bühne) versehen.

be-borgen, durch Bürgen Sicherheit stellen wofür.

be-bosemen, 1. die Verwandschaft bestimmen; nachweisen, dass man zu einer Familie gehört. 2. als Eigenmann in Anspruch nehmen, Beweis der Leibeigenschaft gegen jem. erbringen.

be-brêden, überbreiten, bedecken.

be-breken, ab-brechen, verkürzen.

be-bremen, verbrämen.

be-brêven, 1. verbriefen. 2. brieflich vorladen.

be-buwen, 1. durch einen Bau jemandes Eigentum etc. benachteiligen. 2. mit Heeresmacht einschliessen, belagern.

beck, m. Schnabel, Maul.

beckbere, Bickbeere, Heidelbeere.

beckede, n. soviel der Bäcker auf einmal backt.

becken, n. Becken; Schüssel.

becken-sleger, Beckenschläger, faber pelvium.

becken-werchte, -werte, -werke = becken-sleger.

beckmuller, Müller, der zugleich Bäcker ist??

be-cruzigen, das Kreuz auf ein Haus stecken, als Kündigung und Anzeige des Hausarrestes.

be-dacht, eingedenk.

be-dacht, f. Bedenken, Bedenkzeit.

bedachte, Prät. zu be-derven.

be-dachtingen = bedagedingen, s. bedegedingen.

be-dachtnisse, s. bedechtnisse.

be-dagen, sw. v. 1. intr. tagen, zu Tage kommen, erscheinen; fällig werden; zu seinen Tagen kommen, alt werden. 2. trans. einen Tag festsetzen; zu einem Tage fordern, vorladen; befristen, gegen Bürgschaft frei geben. – Part. bedaget, von Zinsen und Renten etc., deren Fälligkeitstermin bereits erschienen ist.

be-daginge, Fälligkeitstermin.

be-danken, 1. danken wofür. 2. zu Dank verpflichten.

be-dassen?

bedde, n. Bett, bes. Braut-, Ehebett; dat b. is broken, eins der Eheleute ist gestorben; dat b. breken wird auch von der zur zweiten Ehe schreitenden Witwe (oder Witwer) gesagt.

bedde-bringe, die Setzung (des Brautpaares) in das Bett.

bedde-kleder, Bettzeug, -gewand.

bedde-mome, spöttisch: Concubine.

bedde-munt, eine von Leibeignen, die sich verheirateten, oder fleischlich vergiengen, dem Herrn zu zahlende Abgabe.

bedden, sw. v. betten, das Bett machen.

bedde-note, -genote, Bettgenossin, Ehefrau.

bedde-rede, -redich, bettlägerig.

bedde-rese, -resich, -resk, bettlägerig.

bedde-schrage, Bettgestell.

bedde-sêk, bett-siech, d. i. bettlägerig.

bedde-selm, die vordere Seitenwand, das vordere Brett der festen in der Wand angebrachten Bettstelle.

bedde-stede, Bettstelle.

bedde-vrouwe, Bettgenossin.

bedde-war, Bettzeug.

bede, f. 1. Bitte, Gebet. 2. Abgabe (erst erbeten, dann üblich, zuletzt pflichtmässig geleistet). 3. ein Bitt-, Almosenbrett?

bede (beide), n. Gebiet, districtus, jurisdictio.

bede-bôk, Gebet-Buch.

bede-brêf, Bitt-brief, Empfehlungsschreiben.

bedechte = bedochte, bedorfte, s. bedorven.

bedechtich, eingedenk.

be-dechtliken, im Gedächtnis, memoriter.

bedecht-, bedachtnisse, Gedächtnis, Andenken.

bedeck (m. u. n.) und bedeckels, Decke, Umhüllung.

be-decken, mit einer Decke, Umhüllung versehen; verdecken. Bildlich: beschützen.

be-deckinge, Verhüllung; bildlich: Verstellung.

be-dedingen, -dadingen, s. be-degedingen.

be-degedinge, Verhandlung, placitatio; gerichtliche Anklage.

be-degedingen, -dagedingen, -dachtingen, 1. verabreden, unterhandeln, placitare, durch Unterhandlung festsetzen. 2. durch Vertrag mit einschliessen. 3. auf einen Tag vorladen vor Gericht, anklagen, gerichtlich belangen.

bédeger, bediger (bidiger), m. Gebieter, bes. vom Vorgesetzten eines Ordenshauses, -gebietes (Gebietiger).

bédeken, n. Gebetlein.

bede-korn, Kornabgabe.

bedel-bret, Bettel-bret (zum Empfange von Almosen etc. in Kirchen aufgestellt.)

bedel-dach, Bettag. Im Plur. bes. die Bet-, Bittwoche, Kreuzwoche, s. cruce-weke.

be-dêlen, teilhaftig machen, begaben.

bédelen, sw. v. betteln.

bedeler, m. 1. Beter. 2. Bitter, Bettler.

bedel-gelt, Bettel-, Almosengeld.

bedelik, erbittlich, exorabilis.

bedeliken, adv. flehentlich, suppliciter.

bedel-klocke, Betglocke.

bedelle = albedelle, s. o.

bedel-, bedemisse, Betmesse (um die göttliche Hülfe anzuflehen).

bede-los, frei von bede, Abgabe.

bedelt, n. (das Erbettelte), das mit dem Klingelbeutel gesammelte Geld; der Klingelbeutel.

be-delven, graben (z. B. einen Brunnen etc.).

bêden, st. v. 1. bieten, an-, darbieten. 2. gebieten; auch mit Präp. an, over (bedet over uns, bes. am Schlusse der Briefe). 3. entbieten, laden. 4. refl. sich erbieten zu etwas.

beden, sw. v. beten; häufig refl.

beden, sw. v. bähen, vgl. begen.

bedenk, n. Bedenken, Erwägung.

be-denken, 1. bedenken, erwägen, 2. in Herz und Sinn haben. 3. sich entsinnen. 4. erdenken, aussinnen. 5. in Verdacht haben. 6. jem. mit etwas bedenken d. h. beschenken.

be-denkinge, Erwägung, meditatio.

be-denklich, mit Bedacht.

be-dênsthaftich, dienstfertig.

be-dênstlik, dienstbar, familiaris.

bede-paternoster, Rosenkranz.

bêder, m. Gebieter, Herr.

beder, m. Beter.

bêder, bieder (erst spätniederd.)

bederve (bethereve), bedderve, bedarve, berve, birve, nützlich, tüchtig, gut, rechtschaffen, gew. von Personen, selten von Sachen.

bederf, -dorf, n. Bedarf, Nutzung.

bedervelik, tüchtig, gut, probus.

be-derven, -darven, -dorven, 1. bedürfen, nötig haben. 2. benutzen, gebrauchen – Prät. auch bedachte, bedochte u. bedechte.

be-derven, berauben, plündern.

be-dervicheit, -derfheit, Tüchtigkeit, Rechtschaffenheit, probitas.

bede-salich, -selich, einer, dessen Bitte erhört wird.

bede-schat, Abgabe, Zahlung einer bede.

bede-stock, Bettelstab.

bede-tafel, Almosenbret = bedelbret.

bede-vart, Bittgang, Wallfahrt.

bedi (mhd. bêdiu, bediu), deshalb, weil.

bedich, bittend?

bedichte, dicht, häufig, heftig, crebro. vgl. gedichte.

be-dichten, 1. erdichten, erfinden, erdenken. 2. in einem Gedichte verspotten. 3. abfassen, darstellen.

be-dichtenisse, Erdichtung, Erfindung.

be-die, Gedeihen.

be-dien, -digen, gedeihen, gelingen, (gut) ausschlagen; zu etwas gedeihen, werden; trans. zum Gedeihen, Gelingen bringen.

bédinge, das Beten.

be-dingen, 1. verhandeln, durch Verhandlung festsetzen und bestimmen, placitare. 2. protestieren, appellieren.

be-dinkpalen, sich verwahren, sichern beim Rechtsprechen vor etwaigen Nachteilen.

bedinkstadelen, vor Gericht laden oder stellen.

bedochte, Prät. zu be-derven.

be-dôn, bedecken; (euphem.) verunreinigen, bes. refl.

be-doren, bethören, betrügen.

be-doveken, mit Fass-Dauben versehen.

be-doven, schw. v. betäuben.

be-doven, s. beduven.

be-dragen, 1. anklagen (beschmutzen), velschlik b., calumniare. 2. mit einer Beschuldigung überführen. 3. ertragen?

be-drangsaligen, bedrängen.

be-drank, m. Bedrängung.

be-drêch, m. Betrug.

be-drêchlicheit, Betrüglichkeit.

be-drêchnisse, Betrug.

be-drêchster, Betrüger(in).

be-drêgen, betrügen.

be-drêginge, Betrug.

be-drengen, -drangen, in Drang und Not bringen.

be-drenglik, dringlich, urgens.

be-dreplik, bedeutend, belangreich, gross.

be-drinken, mit einem Trinkgelage besiegeln.

be-driten, bescheissen; bildl. betrügen.

be-drîf, n. Thätigkeit, Betreiben, Geschäft.

be-drive, thätig.

be-driven, betreiben, ausrichten; bewirtschaften (Acker etc.)

be-driven, adj. (= bedrivende), thätig.

be-driverne, der etwas eifrig betreibt, rührig.

be-dropen, betropfen.

be-drovelik, Betrübnis erregend.

be-droven, betrüben.

be-drovenisse, Betrübtheit, Schmerz.

be-drovich, betrübt.

be-druck u. be-druckheit, Bedrücktheit, Not, Angst.

be-drucken, bedrücken.

be-druckenisse, Bedrücktheit, Not.

be-drunten, aufgeschwollen, turgidus.

be-drusemen, ersticken.

be-dude, Deutung.

be-duden, bedeuten, deuten, auslegen.

be-dudenisse, Deutung, Auslegung.

be-duder, Ausleger.

be-duderen?

be-dudinge, Auslegung.

be-duken, eintauchen.

be-dulden, gedulden; aufschieben.

be-dunkeren, dunkel machen; intrans. dunkel werden.

be-duren, refl. beteuern.

bedurwerken, sticken, acu pingere.

be-dusen, betäuben.

be-dusinge, Betäubung.

(be-duven), überschüttet, bedeckt werden; bes. im Part. bedoven, -daven, (bes.) von Wasser bedeckt.

be-duvenisse, Überschüttung, Erstickung.

be-dwank, Zwang.

be-dwelen, sich verirren.

be-dwelinge, Verirrung; Irrtum, Ketzerei.

be-dwernachten = over de dwere nacht holden, s. dwernacht.

be-dwingen, zwingen, unterwerfen.

be-dwungeliken, gezwungener Weise.

be-ebben, von der Ebbe überrascht werden, bei der Ebbe zurückbleiben.

be-eden, -eiden, beeiden, eidlich geloben; einen Eid worauf leisten.

be-egenen, als Eigentum überweisen, vereignen.

be-enxtigen = beanxten.

be-erden, beerdigen.

be-ervedelen (-erfdelen), das Erbteil einziehen, vom Nachlass eines Hörigen.

be-erven, einen Erben bestellen, zu Erben einsetzen; vererben; beervet, dem Erbgüter zugefallen sind, der etwas als Erbteil erhalten hat.

be-ervenen = beerven.

be-ewigen, verewigen, auf immer fest machen.

be-famer, Schmäher, Lästerer.

be-gaddern, sammeln.

be-gaden (zu gade, consors), verheiraten.

be-gaden, 1. bearbeiten, in Stand setzen, ins Werk richten, besorgen, disponere. 2. bes. den Acker zur Saat zurecht machen, bestellen.

be-gadinge, Bestellung des Ackers.

be-gân, 1. trans. begehen, auf-, über-, an etwas hin und her gehen; gehend erreichen, betreffen, überfallen; ins Werk setzen, anfangen, thun; feiern (Feste, bes. Exequien u. Anniversarien). – begân sîn, bestürzt, verlegen, betroffen sein. 2. refl. (mit Gen. oder von, mit) sich womit beschäftigen, sich wovon nähren, leben wovon; das Leben führen.

be-gange, im Gange seiend, s. begenge.

be-gapen, mit offenem Munde begierig und lüstern ansehen, nach etwas trachten.

be-gasten, Gäste bei jemand einlegen, einquartieren.

be-gavelik, pass. begabt, gelehrig, docilis.

be-gaven, beschenken.

be-gecken, zum Narren, zum Besten haben.

be-geckinge, Verhöhnung.

be-gedelik, passend; s. gadelik.

be-gegenen, -jegenen, -gegen, sw. v. begegnen; widerfahren.

begen sw. v. bähen, feuchtwarme Umschläge machen, befeuchten.

be-gên (= be-jehen), gestehen.

be-genge, gangbar, im Gange seiend; üblich, gewöhnlich.

be-gênisse = begegenisse? was einem begegnet, Schicksal, Unglücksfall?

be-ger und be-gerte, f. Begierde, Lust, Verlangen.

be-gerich, begierig.

be-geringe, dringender Wunsch.

be-genknisse, Leichenbegängnis; Seelmesse.

be-gerlicheit, Begehr, Bitte; (Gemüts)neigung.

be-gerlik, was begehrt, gewünscht wird, lieblich. 2. begehrend, dringend.

be-gerliken, dringend. b. bidden.

be-gestigen = begasten.

be-geten, 1. begiessen. 2. beschmieren. 3. eingiessen.

be-geven, 1. trans. verlassen, aufgeben (auch mit Gen.); abs. ins Kloster geben; erlassen, von sich geben. 2. intrans. hinschwinden, schwach werden. 3. refl. sich wohin begeben; bes. die Welt verlassen und in ein Kloster gehen; daher begevene lude, Mönche und Nonnen; verzichten, verlassen (mit Gen.); sich ergeben; schwach werden, hinschwinden; sich begeben, sich zutragen.

be-gevinge, das Verlassen der Welt, der Eintritt in ein Kloster etc.

be-gichten, bekennen, zugestehen.

be-gichter, Beichtiger, Beichtvater.

be-gier = be-gere, gere, Saum, Rand, Besatz?

be-giften u. be-giftigen, beschenken, dotieren.

be-giftiger, Beschenker, Stifter, donator.

be-giftinge, Beschenkung.

be-giftnisse = begiftinge.

be-gin, -ginne, n. Anfang.

begine, Begine, Laienschwester.

begine, verschnittenes Mutterschwein.

beginen-konink, Schweinschneidermeister, der über das beginen (verschneiden) gesetzt ist.

begingin, Dem. zu begine, Beginchen.

be-ginnen, st. v. 1. beginnen, anfangen, unternehmen, mit Gen. u. Acc., mit Infin. (mit oder ohne to). 2. refl. anfangen.

be-ginner, Urheber, Stifter.

be-ginnisse = begenge-, begenknisse.

be-ginsel, n. Anfang.

be-gissen, Vermutung, Verdacht auf jem. haben; begisset werden, in Verdacht stehen, verleumdet werden.

be-glinden, mit einem glint (Geländer, Plankenwerk etc.) versehen.

be-gnaden, 1. intr. gnädig sein. 2. trans. begnadigen, beschenken.

be-gnadinge, Begnadung, Beschenkung.

be-gnagen (-knagen), benagen.

be-gnedigen, gnädig gewähren.

be-gnugich, zufrieden.

be-goden (= be-guden), eine Gabe (Gnade etc.) geben.

be-gokelen, Gaukelei treiben, s. be-kochelen.

be-gorden, -gordelen, begürten.

be-gouwen, überschnellen, überlisten.

be-graven, 1. mit Gräben durchziehen; mit Gräben umziehen, umgeben (bes. zum Zweck der Belagerung einer Stadt); Gräben, Wälle, Schanzen aufwerfen. 2. begraben, unter die Erde bringen; bildlich: abmachen, beendigen.

be-gravenisse, Begräbnis.

be-gravinge, Begräbnis.

be-grîp, -grêp, 1. das Ergreifen. 2. Umfang, Gebiet, Bezirk; bildlich: Vertrag. 3. Absicht, Gedanke; Hinterhalt, Betrug. 4. Tadel (correptio); sunder b., ohne getadelt zu werden, rechtmässig, irreprehensibilis.

be-gripech, räuberisch, rapax.

be-gripelik, 1. im Stande zu ergreifen. 2. wer oder was zu begrîpen, tadeln, ist, tadelnswert.

be-gripen, 1. ergreifen, fassen, besetzen; ertappen; betreffen. Vielfach bildlich, z. B. dat stant b., Stand halten; de were b., sich zur Wehr setzen, ene klage b., anhängig machen u. a. 2. umfassen, einschliessen, continere, concludere. 3. in Gedanken ergreifen, ersinnen, fassen, begreifen. 4. (in Worte) fassen, bestimmen, concipere. 5. den Umfang festsetzen, gründen. 6. festhalten, behaupten; mit sineme ede b., eidlich versichern. 7. tadeln, corripere. – Refl. sik b. mit, handgemein werden, congredi; sik b. an, sich vergreifen, sich halten an jem. Mit Gen. versprechen, sich anheischig machen.

be-griper, Tadler, reprehensor.

be-gripinge, das Ergreifen, Beschluss; Feststellung; Anordnung, Bestimmung; Gründung.

be-grîpsam, begreifend, fähig zu erfassen.

be-groten, 1. begrüssen. 2. die Grösse von etwas festsetzen, taxieren, schätzen.

be-grotinge, Begrüssung.

be-guden, 1. mit Gütern versehen; be-gudet begütert. 2. abfinden.

be-guderen = beguden.

be-gudigen = beguden.

be-gudinge, Beschenkung.

be-gulden, mit einer Gülte versehen.

be-gunnen, vergönnen, bewilligen.

be-hach, n. Behagen, Gefallen, Belieben.

be-hachten = be-haften. behacht wesen, die Haftpflicht haben, verantwortlich sein.

be-haften, in Haft nehmen.

be-haftunge, Verhaftung.

be-hagel, anmutig, gefällig.

be-hagen, mit einer Hecke (einem Hagen) umgeben.

be-hagen, gefallen; refl. woran Gefallen finden, sich freuen.

be-hagen (= be-hagende), gefallend, behaglich.

be-hâl, n. 1. Versteck. 2. Hinterhalt, List; Beeinträchtigung.

be-halden, s. beholden.

be-halen, 1. einholen, überholen. 2. übervorteilen, betrügen, beeinträchtigen.

be-halinge, Übervorteilung, Betrügerei.

be-halnisse (= behaldenisse?) Haft.

be-haltaftich werden, etwas bekommen.

be-halven (zu halve, Seite), sw. v. von allen Seiten umgeben, umringen.

be-halven, -halver, (zur Seite oder bei Seite gesetzt) ausgenommen, ausser; noch verstärkt durch ûtgesecht.

be-hande, bei der Hand, gegenwärtig, nahe; geschickt, fein.

be-handelen, einhändigen.

be-handen, 1. in die Hände bekommen, habhaft werden. 2. in die Hände liefern. 3. jem. belehnen.

be-hangen, hängen bleiben.

be-hanthaven, schützen, verteidigen.

be-hanthaveninge, Schutz.

be-hantreken, in die Hände geben, presentare.

be-hantstrecken, durch Handschlag geloben.

be-hantvesten, in Verhaft halten.

be-harden, s. be-herden.

be-haten, Hass hegen, hassen.

be-hebben, erreichen, bekommen, sich zu eigen machen.

be-hechten u. be-heften, einschliessen, fest machen.

be-hechtunge, -heftunge, Einschliessung.

be-heftich, heftig, gewaltig.

be-hegelicheit, Behaglichkeit, Lust, Wolgefallen.

be-hegelik, 1. günstig, geneigt, favorosus. 2. behaglich, angenehm, lieb; adv. be-hegeliken, mit Behagen, gern.

be-hegen (= behagen), mit einer Hecke versehen, einhegen.

be-heilsamen, das Heil jemandes suchen und befördern; refl. sein eignes Interesse im Auge haben.

be-heimen, Heimat geben, ins Haus aufnehmen.

be-helder, Inhaber, Besitzer.

be-helich = be-hegelich; be-helicheit = behegelicheit.

be-help, -hulp, m. 1. Hülfe. 2. Vorwand, (Rechts)ausrede.

be-helpen, 1. helfen. 2. mit Gen. zu etwas verhelfen, mit der Präp. van, befreien von, abhelfen. 3. refl. sich Schutz, Hülfe verschaffen, sich verteidigen, schützen; sik des schaden b., Ersatz des Schadens suchen; seinen Lebensunterhalt suchen, seiner Nahrung nachgehen; sich womit befassen; im rechtl. Sinn: sich eines Behelfs bedienen, Exception machen. – be-helpen, -holpen, -hulpen sîn = helpen.

be-helperede = helpe-, hulperede.

be-helpich, behülflich.

be-helpinge = behelp.

be-helplik, behülflich.

be-helsen, umhalsen, umarmen.

be-heltenisse, 1. Erhaltung, Wohl, salus. 2. Vorbehalt, reservatio; auch adv. mit Vorbehalt.

be-hemelen, heimisch, vertraut, freundlich machen.

be-hemel(i)cheit, Liebmachung, Gefallen.

be-hemmen, hindern, festhalten, impedire, retinere.

be-hende, 1. von Sachen: fein, geschickt, subtilis. 2. von Personen: listig, schlau, gewandt. – adv. mit Geschick.

be-hendicheit, Klugheit, Gewandtheit, List.

be-hendich(-ec)liken, mit Geschick.

be-herbergen, in eine Herberge bringen; bequartieren, mit Einquartierung belegen.

be-herden, -harden, 1. ergreifen, festnehmen. 2. behaupten, sichern. 3. bestärken, stützen. Intr. ausdauern, verharren.

be-herdinge, Ausdauer, Beständigkeit.

be-herdisch, mit einem Erbzins belastet, emphyteuticus.

be-heren, 1. als Herr regieren, beherschen. 2. als Herr beschützen.

be-hessen, behetzen, (Jagd ausüben).

be-hêt, -heit, Geheiss.

be-heten, heissen, verheissen, in Aussicht stellen, drohen.

be-hilliken, -hilken, 1. verheiraten. 2. sich verheiraten. 3. erheiraten.

be-hinderen, 1. verhinderen. 2. hemmen, festhalten.

be-hode, Hut, Achtsamkeit.

be-hodelik, -hotlik, behutsam.

be-hoden, -huden, 1. mit Vieh beweiden. 2. beschützen, bewahren, 3. be-, verdecken.

be-hodenisse, -hotnisse, Beschützung.

be-hoder, Behüter; behodersche u. behodester, Beschützerin.

be-holde = beholt, Rettung, Seligkeit.

be-holdelik, -holtlik, vorbehältlich.

be-holden, -halden, 1. festhalten, in Besitz behalten; abs. (die Pferde festhalten) still halten, 2. behaupten, behalten; aufbewahren, gefangen halten. 3. erhalten, bekommen; überwinden, erobern. 4. erhalten, beschützen; sik b., sich erhalten, sich nähren. – Im jurist. Sinn: als Verpflichtung behalten, verpflichtet sein; vorbehalten, reservieren (Part. abs. beholden mit Gen. [des], dat, mit Vorbehalt, ausgenommen); durch Beweis (Eid oder Zeugen) behaupten, beweisen.

be-holder, Bewahrer, Beschützer, Heiland.

be-holdinge, Erhaltung, Bewahrung.

be-holt, -halt, n. 1. Aufenthalt. 2. Besitz, detentio; Gewahrsam, Gefängnis, 3. Behälter, Verschluss; Bereich, Bezirk. 4. Sicherheit, Schutz, Rettung = salus.

be-holten, beholzen; refl. seine Holznutzung woraus ziehen.

be-holtenisse, 1. Versteck, latibulum. 2. Vorbehalt.

be-honen, verhöhnen.

be-hônslagen = behonen.

be-hôr, Gebühr; Gehörigkeit.

be-hôrde, Gebühr; (u. Gehör, Gehorsam?)

be-horen, 1. hören (anhören). 2. verhören, causam cognoscere. 3. zugehören, zukommen, gebühren. 4. refl. sich ziemen, sich gehören.

be-horen, -huren, (zur Hure machen), vitiare feminam.

be-hôrhaftich, hörig.

be-horich, 1. zugehörig. 2. gehorsam, folgsam.

be-horinge, Hörigkeit.

be-hôrlik, 1. zugehörig, 2. gehörig, geziemend.

be-hôrliken, rite recteque.

be-hôrsam, Gehorsam.

be-hôrsam, gehorsam.

behurt, s. bohurt.

be-houwen, behauen; techn. Ausdruck in der Weberei: vor dem Färben mit einem Eisen ein Merkzeichen in das Tuch schlagen, es zeichnen, Refl. sich durch Verhaue schützen.

be-hôf, n. und f. Behuf, Bedürfnis, Notdurft.

be-hôflicheit = behôfte.

be-hôfte, f. Bedürfnis.

be-hôfte, notwendig.

be-hôftich, bedürftig.

be-hoveden, bewahrheiten, bekräftigen.

be-hoven, bedürfen, nötig haben, gew. mit Gen.

be-hoverne, bedürftig, indigens.

be-hovich, bedürftig.

be-hovicheit, Dürftigkeit, egestas.

be-huchelen, belachen, verspotten.

be-huden, s. behoden.

be-hudester, s. behodester.

be-hulden, die Huldigung (Huldigungseid) leisten; Part. be-huldet, der den Huldigungseid geleistet hat.

be-hulen, bejammern.

be-hulp, s. behelp.

be-hulpe u. be-hulpen, behülflich.

be-hulpelik, hülfreich, behülflich.

be-hulpich = behulpelik.

be-hulvern, laut bejammern.

be-huren, s. behoren.

be-husen, 1. trans. beherbergen. 2. intr. wohnen, sich niederlassen; zu Hause sein, sich in Haushaft halten.

be-husinge, Behausung, Wohnung.

be-jach, n. Erwerb.

be-jagen, 1. jagend verfolgen, 2. erjagen, erwerben. de nôt b., das was nötig ist (Lebensbedürfnisse) besorgen.

bejaringe, jahrelanger Besitz.

be-jârscharen, sw. v. eine Jahresfrist lang benützen.

be-jaworden, sw. v. sein Jawort zu etwas geben, genehmigen.

be-jegenen = begegenen.

be-jenen, begähnen, den Mund gegen etwas aufsperren.

bei-beren, Bick-, Heidelbeeren.

beide (bêde), beide; adv. mit nachfolgendem unde, sowol – als auch; beide erstreckt sich auch auf drei, ja vier Glieder.

beidelik (= weidelik?), spectabilis, edel, vornehm.

beiden, warten; mit Gen. oder mit na und mit.

beiderwant (beidelwant), Tuch von Lein und Wolle.

beidicheit, Warten, Verzug.

beidinge, (bange) Erwartung.

beie, bie, s. bene.

beien, beigen, sw. v. bähen.

beier, Eber, s. bêr.

beiern (beigern), sw. v. die eine Seite der Glocke mit dem Klöppel anschlagen (meist in frequentativer Bewegung), bacillare.

beigel-, beielwant = beiderwant.

be-insegelen, besiegelen.

be-isen, be-eisen, vom Eise reinigen.

beiten (bêten), sw. v. mit Falken jagen.

be-kallen, 1. besprechen, verabreden. 2. bereden, überreden.

be-kallinge, Besprechung, Verabredung.

be-kans (= bi kanse, engl. by chance), vielleicht, ungefähr.

bekant, 1. act. kennend, wissend. b. wesen (stân), mit Gen. eingestehen, bekennen. 2. pass, bekannt. – Im jurist. Sinn: sich (durch eine feste Abgabe, Recognition) als pflichtig, abhängig bekennend.

be-kantenisse, -kentenisse, 1. Erkentnis. 2. Kentnis. 3. Bekentnis, Beichte. 4. Zusage, Jawort (eines Mädchens). 5. Recognition (feste Abgabe) als Zeichen der Abhängigkeit; dann überh. Gabe freundlicher Abhängigkeit und Dankbarkeit, Erkentlichkeit. 6. Zeugnis.

be-kanntnisbrêf, Urkunde, in der man sich zu einer Schuld etc. bekennt.

be-kantheit, Er-, Bekentnis.

be-kappet, mit einem Klostergewande (kappe) versehen.

be-kargen, 1. kargend zusammenbringen. 2. beknausern.

be-karmen, bejammern.

be-karminge, Bejammerung.

beke, f. und m. Bach.

be-keden, beketten, mit Ketten versehen.

bekeler, fructus oliue vel laurium vel omnium siluestrium arborum. Ndl. baeckelaer aus bacca lauri.

be-kennen, 1. erkennen, durch Sinn oder Geist wahrnehmen. 2. kennen lernen, erfahren. 3. kennen. 4. erkennen (in biblischem Sinn), concumbere. 5. bekennen, eingestehen. 6. anerkennen (einen Herren, die Rechte, den Besitz, eine Schuld etc.)

be-kenner, Erkenner, Kenner etc.

be-kennester = bekennich.

be-kennich, 1. geständig. 2. zum Zugeständnis, zur Anerkennung bereit oder verpflichtet.

be-kenninge, 1. Erkentnis, Kentnis. 2. Bekentnis. 3. = bekantenisse.

be-kentlik, 1. eingeständig. 2. erkennbar; bekannt.

be-kentliken, bekanterweise; öffentlich.

be-kentnisse, s. bekantnisse.

beker, m. Becher; als bestimtes Mass für flüssige und trockene Dinge.

be-keren, 1. anlegen, (Geld) anwenden. 2. bekehren, im theol. Sinn; refl. im medic. Sinn: genesen, besser werden.

békerer, Bechermacher.

beker-gôt, Begiessung mit dem Inhalt des Bechers.

beker-maker, Bechermacher.

beke-stouwe, Bachstauung.

be-kiken, 1. intr. hineinsehen. 2. trans. begucken, beschauen.

be-kilen, mit Keilen befestigen.

be-kinden, 1. bekindet sîn, Kinder haben. 2. sik b. mit, Kinder zeugen.

be-kiven, 1. bestreiten, bekämpfen. 2. wofür streiten, erkämpfen. 2. (bekeifen), ausschelten, increpare.

be-klach, Klage.

be-klagen, 1. beklagen. 2. anklagen. 3. Klage über etwas erheben vor jem. – Auch refl. in diesem Sinn.

be-klappen, -klaffen, anschuldigen, verklagen; anschwärzen.

be-klapper, Ankläger, Verleumder.

be-kleden, 1. bekleiden. 2. im gerichtl. Sinn: die Bank, den Gerichtsstuhl bekleiden, als Richter fungieren; überh. eine Stelle, ein Amt bekleiden. Bildl.: bemänteln.

be-kleimen, beschmieren, bestreichen.

be-klemmen, umspannen; einschliessen.

be-klicken, mit Schmutz besprützen; bildl.: verleumden.

be-klickeren = beklicken.

be-klivelik, ansteckend.

be-kliven, kleben; ankleben, anhaften; von Bäumen: Wurzel schlagen; vom Feuer: haften bleiben; von Krankheiten: ansteckend sein.

be-kloken, überlisten, betrügen.

be-kluven, beklauben.

be-knicken, durch geknickte, gefällte Bäume einschliessen.

be-knien, das Knie, d. h. den Grad der Verwandtschaft rechnen und angeben.

be-knipen, kneifen, peinigen.

be-kochelen, begaukeln.

be-kolden, kalt werden.

be-kolen, kühl machen, kühlen.

be-komen, 1. intr. bequem sein, passen, (wol oder übel) anschlagen, gereichen; gefallen; werden (wie engl. become); begegnen. 2. trans. bekommen (in die Gewalt), erreichen, mit Acc. u. Gen. Refl. zu einer Sache (Person) kommen; sich erholen (schadlos halten).

be-komte, das Bequem-sein, Gefallen.

be-kopen, 1. einkaufen. 2. bezahlen, büssen. 3. im Kauf betrügen, übervorteilen.

be-koren (= be-koderen?) 1. versuchen, in Versuchung führen (beschwatzen). 2. untersuchen, prüfen. 3. ansuchen, bitten (bereden).

be-koringe, 1. Versuchung. 2. Ansuchung, Bitte.

be-kosten, die Kosten tragen; bes. für den Unterhalt; refl. sich in Kosten setzen, Aufwand machen.

be-kostigen = bekosten.

be-kostinge, das Tragen der Kosten, (Geld)aufwand.

be-koveren, erholen, gewinnen, bekommen = erkoveren.

be-kreften, -krechten, -krachten, 1. mit Gewalt nehmen, unterwerfen. 2. (mit Gewalt) schützen.

be-kreftigen, -krechtigen = bekreften.

be-krenken, krank d. h. schwach machen, schwächen.

be-krigen, bekommen.

be-krimpen = behouwen? (im Wollengeschäft).

be-kroden, -kruden, hindern (durch Ansprache, Klage etc.)

be-kronen, Klage führen, conqueri.

be-krummen, umfassen, umarmen.

be-krupen, bekriechen, zu jem. kriechen; schwängern.

be-kuderen (-koderen), beschwatzen, durch Schwatzen bethören.

be-kumberen, -kummeren, 1. besetzen (einen Ort), occupare. 2. pfänden, mit Arrest, Beschlag belegen, anhalten, festnehmen. 3. bekumbert sîn, in Sorge, in Not sein; womit beschäftigt sein. 4. refl. Gemeinschaft, Verkehr haben mit, auch im sexuellen Sinn.

be-kumberinge, 1. Besetzung; Belästigung. 2. Beschäftigung.

be-kumbernisse = bekummeringe.

be-kumpen, refl. Compagnie machen mit jem.

be-kurren (be-kuren), bemurren, (heimlich) tadeln.

be-lach, s. be-lech u. belegenheit.

be-lachen, auslachen, verlachen.

be-laden, 1. belasten. 2. einladen.

be-landen, anlanden.

be-landnisse, Abgabe für die Bergung von Strandgut.

be-langen, 1. die Hand wornach ausstrecken, an sich bringen; verlangen; in jurist. Sinn: vor Gericht belangen. 2. refl. sich treffen, ereignen.

belangen = be-langende, anlangend, betreffend.

be-langen, adv. bei weitem; präp. längs, entlang.

be-lank, Belang, Bedeutung.

be-last, Belästigung; zur Last-legung, Beschimpfung.

be-lasten, beauftragen.

be-lastern, lästern, schmähen.

be-lastich, lästig.

be-lât, n. Stelle, Raum, wo man etwas (be)lässt.

be-laten, 1. belassen; ver-, zurücklassen. 2. hinterlassen, testamentarisch vermachen.

be-latingbôk, Vermächtnisbuch.

be-latinge, Vermächtnis.

belde (belt), bilde (bilt), n. 1. Bild (Marienbild am Almosenbret, Art Klingelbeutel). 2. Vorbild, Muster.

belderen = balderen.

be-lach, belech, n. Belagerung; = belegelicheit.

be-lecherlik, belachenswert.

be-lechlik = be-legelik.

be-lêden (-leiden), 1. Leid tragen, betrauern, beklagen. 2. leid machen, verleiden? s. auch beleiden.

be-legelicheit, Belegenheit; Plur. Zubehörungen, Pertinenzien.

be-legelik, -lechlik, gelegen; passend.

be-legenheit, Beschaffenheit.

be-legenicheit = belegelicheit.

be-legen, gelegen; passend, bequem.

be-lêgen, belügen, verleumden.

be-legeringe u. beleger, Belagerung.

be-legern, refl. sich lagern.

be-legertûch, Belagerungszeug.

be-leggen (-legen), 1. belegen, besetzen. 2. beschlafen. 3. herumlegen. 4. umzingeln, belagern. 5. niederlegen, deponieren (Geld), auf Zinsen legen. 6. ersetzen, entschädigen, bezahlen. 7. überlegen. 8. darlegen, beweisen; ein ordêl b., ein Urteil bestätigen. 9. = bileggen, zur Seite setzen, entsetzen; abthun. Refl. sich niederlegen; bi sinem ede, eidlich erhärten.

be-legginge, 1. Belagerung. 2. Belegung, das Tuch, womit die Tische in den Ratszimmern belegt wurden.

be-leiden (-lêden), 1. begleiten. 2. sicheres Geleit geben. 3. verleiten, verführen. 4. leiten, einrichten, regeln.

be-leiden, beweisen, überführen (vgl. belien).

be-leiden (zu leiden, blitzen?) mit Blitzen treffen?

be-leider, Begleiter, Führer.

be-leidigen, 1. betrauern, beklagen. 2. Leid zufügen.

be-leidunge, 1. Führung; bildlich: Methode. 2. Vor-, Verführung?

be-leitsagen, führen, geleiten.

be-lemen, lähmen, lahm machen.

be-lemmeren, hindern, hemmen, occupare, impedire, molestare.

be-lemmeringe, Hindernis, Hemmung.

be-lemmertheide, Hemmung, Hindernis; Beschäftigung, occupatio.

be-lenden, 1. aufhören, enden. 2. = belanden. Refl. sich am Ufer anlanden, von der Alluvion.

be-leren, belehren.

be-lerer, Lehrer.

be-lesen, 1. auslesen; bes. ein techn. Ausdruck der Münzer: die schwereren Münzen auslesen. 2. einen Altar: die Messe an einem bestimten Altar lesen.

be-leser, des Altars: der die Verpflichtung hat, die Messe an einem bestimten Altar zu lesen.

be-lesunge, das Messelesen an einem Altare.

be-let, 1. Hindernis, sunder b., ungesäumt; Beschäftigung, occupatio. 2. Ende. 3. die äusserste Verteidigungslinie.

be-letsel, n. Hindernis.

be-letten, hindern, aufhalten; mit Arrest belegen.

be-lettinge, Hindernis.

be-lêfdicheit, Höflichkeit (das Sich-lieb-machen).

be-leven, 1. intr. leben bleiben. 2. trans. erleben.

be-lêven, 1. lieb haben. 2. belieben, gutheissen, genehmigen. 3. intr. lieb sein, gefallen. 4. refl. sich lieb machen.

be-lêver, Liebhaber.

be-lêvinge, das Liebhaben, Gefallen.

belgen, sw. v. von dem Balge, der Schale etc. reinigen.

be-lichtinge, ein Name für das Fest der Reinigung Mariä (Lichtmesse).

be-lien, bekennen, aussagen (vgl. beleiden); mit Acc. u. Gen. Refl. sik b. bi sinem ede, eidlich erhärten (= sik beleggen).

be-lien, belehnen; s. be-ligen.

be-lîfdingen, sw. v. jem. ein Leibgedinge geben.

be-lîftuchten, sw. v. jem. Leibzucht, Leibgedinge geben.

be-ligen, -lien, belehnen; verleihen, zu Lehn geben.

be-liggen, 1. intr. liegen; liegen bleiben. 2. trans. belagern (= beleggen).

be-ligger, Ballier (Name eines obrigkeitlichen Amtes).

be-ligginge, Belagerung (= belegginge).

be-liginge, Verleihung, Belehnung.

be-likenen, -liken, mit Fug u. Recht zukommen; begleichen.

be-limpe, Glimpf habend, angenehm, gefallend.

be-linigen, 1. mit Linien beziehen. 2. die Verwandtschaftslinie nachweisen.

be-listigen, überlisten.

belken = bolken.

belkere, eine Art grobes Leinenzeug.

belle, Schelle.

bellen, sw. v. (die Schelle rühren), laut verkündigen.

be-locken, verlocken.

be-lofte, Versprechen.

be-loften, versprechen.

be-loftenisse, -lofnisse, Versprechen.

be-loien (-logen), Tücher, die bei der Wardierung gut befunden, mit einem bleiernen Stempel (loie) versehen.

be-lonen, lohnen; Lohn, Sold geben.

be-loninge, Löhnung.

be-lônlik, Lohn einbringend.

be-lôp, 1. Lauf. 2. Umfang. 3. Belauf, Höhe.

be-lopen, 1. belaufen, über etwas laufen; überströmen. 2. überraschen, ertappen, betreffen. 3. früher als ein anderer einnehmen und besetzen.

be-lôf, Versprechen; Glaube.

be-loven, 1. geloben, versprechen. 2. verloben. 3. glauben. 4. vertrauen, anvertrauen, creditieren.

belter, Lederarbeiter (= baltearius?)

be-luchten, beleuchten, eig. u. bildl.

be-luden, 1. verlauten, b. laten, laut werden lassen. 2. tr. über jem. etwas laut werden lassen, ihn verleumden.

be-luken, zuziehen, schliessen.

be-lumen, beleumunden.

be-lumet, Leumund, (üble) Nachrede.

be-lustelik, lieblich, anmutig.

be-lusten, 1. belustigen, ergötzen. 2. refl. seine Freude an etwas haben. Part. belustet, voll Lust u. Anmut.

be-lustinge, Behagen, Lust.

be-lusteren, behorchen, belauschen.

be-luten, beläuten; = beluden.

be-lutteren, declarieren; refl. sik b. mit, sich auseinandersetzen mit.

be-maget, verwandt.

be-maken, beschmutzen; vgl. be-dôn.

be-malven, einen Heereszug machen gegen jem.

be-manen, einfordern, einmahnen, reclamieren.

be-maninge, Einforderung.

be-mannen, 1. übermannen, überwältigen. 2. mit Mannschaft besetzen. 3. die manschap, den Lehnseid verlangen.

be-mantelen, bemänteln, verdecken.

be-mechtigen, ermächtigen.

be-meieren (-meigeren), 1. mit Meiern besetzen; in meierstad ûtdôn. 2. als Meier besitzen.

be-meldinge, Meldung, Aussage.

bemesch, böhmisch, b. esel, graues Tuch aus Böhmen; ein böhmischer Groschen.

be-migen, bepissen.

bemoden = be-moien.

be-moien, -moigen, -mogen, jem. Mühe, Arbeit schaffen, quälen.

be-morgengaven, -morgaven, mit einer Morgengabe ausstatten.

be-morwen, mürbe machen.

be-muderen, zu muder, modder, Moder werden.

be-muren, 1. mit einer Mauer versehen, umgeben. 2. einmauern.

bên, bein, n. 1. Knochen. 2. das ganze Geheglied, to bene binden, ans Bein binden d. i. für unbedeutend halten; to bene komen, auf die Beine, emporkommen.

be-nachten, über Nacht bleiben, b. laten, eine Nacht über etwas hingehen lassen.

be-naken, 1. nahe bringen, einhändigen. 2. refl. sich nähern, mit Gen. sich bemächtigen.

be-nalen, 1. nahe bringen, mitteilen; einhändigen. 2. intr. nahe kommen, sich nähern. 3. refl. sich nähern; mit Gen.: sich bemächtigen, bekommen; to harnsche sik b., sich wappnen mit H.

be-namen, s. binamen.

bendel, n. Binde, schmales Band, Litze, Schnur, fascia.

bendelt, mit bendel versehen, belitzt, fasciatus.

bendich, was sich am Bande führen lässt, zahm.

bendik? bendiken Gläser, d. h.?

bene, beine, f. Biene.

be-nêden, wagen, sich erkühnen.

be-nedden, -neden, -nedes, adv. u. präp. unten, unter, unterhalb; eig. u. bildl.

be-negen, -neien, benähen, einnähen.

beneken, n. Bienchen und Beinchen.

be-nemelik, (mit Namen genannt), bestimt.

be-nemeliken, namentlich; besonders.

be-nemen, 1. mit Acc. d. P. berauben, plündern. 2. mit Dat. d. P. u. Acc. d. S. wegnehmen, entziehen, hindern. 3. mit Dat. d. P. u. Gen. d. S. (oder van) entlasten, befreien. 4. refl. sich wegnehmen, sich entfernen.

be-neminge, Wegnahme; Entlastung.

benen, beinern, von Knochen.

be-nenen, -neinen, sw. v. ableugnen.

bene-net? ..netz?

be-nentlich, mit Namen genannt; nominatim.

be-nesten, (ein Nest machen), sich einnisten.

be-nêten, geniessen.

be-neven, -neffens, adv. u. präp. neben.

bên-harns, Beinharnisch.

bên-hûs, Beinhaus, carnarium.

be-niden, beneiden, misgönnen.

benît, ein mit Schnüren etc. besetzter Hut, frz. bonnet.

benk = bank.

benk-houwer, der die Erde in rohen Klumpen auf die Bank schlägt? (beim Ziegel-, Steinbrennen).

bennich, im Banne befindlich.

be-nôch, -noge, n. Genüge.

be-noden, 1. nötig sein, und nötig haben, bedürfen. 2. nötigen, zwingen.

be-nodicheide, Bedrängnis.

be-nodigen, nötigen, bedrängen.

be-nodiger, Bedränger.

be-nodinge, Nötigung, Zwang.

be-nogen, 1. genügen (der Schuld), bezahlen. 2. refl. sich begnügen.

be-nogent, Genüge.

be-noginge, Genüge.

be-nomachtich, Namen (guten Ruf) habend.

be-nome (= binamen), fürwahr. (?)

be-nomelik, benannt.

be-nomeliken, 1. namentlich. 2. nemlich.

be-nomen, 1. mit Namen nennen. 2. namentlich, d. i. bestimt u. genau angeben. 3. bestimmen, festsetzen.

benomet, namhaft, berühmt.

be- (bi)norden, nördlich; ebenso beosten, besuden, bewesten etc.

be-nouwen, -nauwen, einengen, einschränken, in Not bringen, ängstigen.

be-nouwinge, Beengung; Angst.

bên-rump, Bienenkorb.

bên-setich, am Bein, d. i. Knochen festsitzend.

bên-span, Beinspange.

bên- (bene-, benen-, bener)stok, Bienenkorb, Beute, alveare.

bên-suge, Pflanze. apiaticum; stachys sylvatica.

bent, bente = wente, bis.

bênte, n. die Gebeine.

bent-hake, Bandhake (Werkzeug der Böttcher, um die Reife aufs Fass zu zwängen).

bent-holt, Bandholz, wie es die bentsnidere gebrauchen.

bent-kanne, eine mit Bändern belegte Kanne.

bent-snider, Bandschneider; sie verfertigten das Gebinde zu den Tonnen.

be-nutteln, (zu notula) in Schrift fassen, beurkunden.

bên-wapen, Beinharnisch.

bênwelle, eine Pflanze, anagallis. symphytum off.

be-okenamen, Beinamen, Schimpfnamen geben.

be-olden, alt werden.

be-orden, 1. im Münzwesen: die Stücke justieren. 2. in der Kirchensprache: regulieren (nach einer Regel ordnen).

be-ordelen, über jem. ein Urtel sprechen.

be-orlêven, erlauben, gestatten.

be-orsaken, verursachen.

be-pachten, mit Pacht beschweren.

be-palen, mit Pfählen versehen; refl. sich verbarrikadieren, verschanzen.

be-pinen, durch Arbeit erwerben.

be-planken (-blanken), mit Planken umgeben, vallare.

be-planten, bepflanzen.

be-plichtigen, zur Pflicht machen.

be-plucken, pflücken, rupfen.

be-poten, -paten, mit Pflänzlingen besetzen oder bepflanzen.

be-potunge, Bepflanzung.

be-quellern, refl. sich mit queller bedecken.

be-queme, -quame, 1. passend, geschickt, tauglich. 2. leutselig, gefällig, fügsam, folgsam. – conveniens.

be-queken, lebendig machen.

be-quemelik, passend, schicklich, gefügig.

be-quemen, refl. sich passen, sich schicken.

be-quemicheit, -heit, 1. passende Gelegenheit. 2. Bequemlichkeit, Behagen. 3. Freundlichkeit.

be-quinen, arten, gedeihen, Wurzel schlagen, complexionari, naturari, prosperari.

bêr (beir), n. Bier.

bêr (beier), m. Eber, Zuchteber.

be-raden, 1. begaben, versehen, versorgen. 2. ausstatten, verheiraten (Töchter). 3. refl. sich beraten, überlegen. – Part. beraden = beradenes modes (Ggs. unabsichtlich).

be-raden = bereden, bereden, Anklage erheben (fries.)

be-radinge, Ausstattung.

be-raken, verscharren, bedecken.

be-raken, dergestalt einrichten (treffen), dass der Zweck damit erreicht werde. (Vgl. raken).

be-râm, m. Festsetzung, Übereinkunft.

be-ramen, festsetzen, bestimmen (anberaumen), mit Gen. u. Acc.

be-raminge, Festsetzung, Bestimmung.

be-rasten, ruhen; b. laten, im Besitz nicht stören.

be-rât, n. 1. Überlegung, Beratschlagung. 2. Beratungsfrist, Bedenkzeit. 3. Ausberat, Ausstattung, Verheiratung.

bêr-bank, Bierbank (Wirtshaus).

bêr-bant, Bierband (die Belegung der Tonnen oben und unten mit Reifen, so dass die Mitte frei bleibt, während beim herinkbant an vier Stellen drei Reifen um die Tonne gelegt werden.)

berbolle, Knospe, Pflanzenauge.

berbore, Bahre zum Tragen der Biertonnen?

berch, m. Berg; over b.,, über die Alpen.

berch-achtich, bergicht.

berch-ânt, Anas tadorna.

berch-gank, b. Marie, das Fest der visitatio M. (Luc. 1, 39).

berch-geselle, Bergknappe.

berch-grôn, Berggrün, Kupfergrün, chrysocolla.

berch-snake, (Bergschlange), Ringelnatter.

berch-vrede, Ber(g)fried, d. i. hölzerne Verschanzung, Turm, Bollwerk, befestigtes Haus etc.

bere, f. Aussehen, Benehmen, Gebaren (Geberde).

bere, ein Mass (= bore?)

bere, f. Beere; Birne.

be-rechten, 1. mit Rechten versehen. 2. das Recht üben gegen oder für jem. bestrafen oder beschützen. 3. ein recht (Eid) leisten, eidlich versichern.

be-rechtigen, mit Recht in Anspruch nehmen.

be-recessen, einen Rezess machen, beschliessen.

be-rede, -reide, bereit, fertig; berede spise, gare Kost; berede ritters, velites.

berede, n. Bereitschaft; Nähe?

beredeke, -reideke, n. Barettchen.

be-redelike, -reitlike, bereit; baar (vom Gelde).

be-rêden, 1. bereiten, fertig machen; laken b., Tücher rauhen und scheren. 2. bezahlen, entrichten. 3. = beraden, ausstatten, verheiraten.

be-reden, 1. bereden, darthun, beweisen. 2. versprechen, geloben. Refl. sich verloben.

be-redenen = berêden, fertig machen.

berêdich, bereit.

be-rêdicheit, Bereitschaft.

be-rêdile (?) = beredeliken, bereit, pünktlich.

be-rêdinge, 1. Bereitung, Zubereitung, Zurüstung. 2. Bezahlung; Zahlungstermin.

be-regen (?), anrühren; zustossen.

beren, baren, st. u. sw. v. hervorbringen, gebären.

beren, schw. v. 1. sich zeigen; sich benehmen, gebaren. 2. sich stellen, so thun, als ob.

berenbunge, die Pflanze berula. (beren-tunge?)

be-rennen, berennen, überfallen.

be-renten, mit jährl. Einkünften versorgen, dotieren.

beren-schilt, Schild (Keule?) eines (wilden) Ebers.

beren-vorke, Birnengabel.

bererinne, Gebärerin.

be-rêroven, (einen Toten) berauben.

be-resten, rasten; b. laten, ruhen lassen.

berêf (-rîf), n. Nutzen (= gerîf).

be-reveln u. bereven, mit Reifen versehen.

be-reven, (als adj.) mit Reifen, Bändern etc. belegt.

bere-wort, die Pflanze baldemonia.

bêr-gast, der Bierkunde (der gewöhnlich von einem sein Bier bezieht).

bêr-gelt, 1. Accise vom Bier. 2. Trinkgeld.

bergen, bargen, st. u. sw. v. 1. bergen, in Sicherheit bringen. 2. nähren, bes. refl. sich wovon nähren, seinen Lebensunterhalt gewinnen, leben (mit Gen. oder e. Präp.)

bergete, n. Gebirge.

berge-, bergenvarer, Schiffer, der nach Bergen zu fahren pflegt.

berginge, Bergung; Lebensunterhalt.

berhân, Fasan (berk-hân).

bêrich, dem Bier ergeben.

berich? Bezeichnung eines Stück Landes oder einer Hölzung.

be-richten, 1. mit Acc.: auf den richtigen Weg (in Richte) bringen; belehren, unterweisen; schlichten, beilegen (e. Streit); büssen (= beteren) (von Verbrechen); mit den Sterbe-Sacramenten versehen; ordnen, einrichten, bestellen; ausstatten. 2. mit Gen. d. S. und Dat. oder Acc. d. P. kund thun, unterrichten. 3. refl. sich zurecht machen, rüsten; die Sterbe-Sacramente empfangen; sich helfen; sich vertragen, vergleichen; sich genau erinnern.

be-richter, 1. Zurechtweiser, Richter. 2. Lehrer. 3. Ausgleicher.

be-richteslude, Schlichter eines Streites, Zeugen dabei.

be-richtich, 1. geschäftig, rüstig, fertig (industrius). 2. gerüstet, fertig (expeditus).

be-richtinge, 1. Verrichtung. 2. Vergleich, Auseinandersetzung. 3. Versehung mit den Sterbesacramenten. 4. Angabe, Auskunft, Bericht.

be-richtnisse, Register, Rechenbuch.

be-riden, 1. bereiten, obequitare, mit Reiterei umgeben. 2. bereisen, besuchen (zu Pferde).

be-rigen, mit einem Rick, Geländer versehen. (= bericken).

be-riken, reich machen, bereichern.

berille, Brille (um 1411).

be-rimen, Spottreime auf jem. machen.

be-rinen, berühren.

beringe, baringe, das Gebären.

beringe, Lust, Gefallen; appetitus. (Auch = Hebung, Aufkunft?)

be-ringen, umringen.

berîs, Steigerung? (in b. kamen, teurer werden).

be-risen, aufstehen, sich erheben; bildl. sich belaufen, hoch sein.

be-rispelik, tadelnswert.

be-rispen, -rispeln, tadeln, strafen.

be-risper, Tadler.

be-rispinge, Tadel.

be-riten, zerreissen.

bêr-klocke, Bierglocke (Zeichen, dass der Bierschank im Wirtshause aufhören sollte).

bêr-kôp, Biertrunk zur Bestätigung eines Kaufes oder Vertrages.

bêr-kopeslude, Leute, Zeugen, die bei einem bêrkope zugegen sind.

bêr-lach, Biergelage.

berlaken, Bierlaken? d. h.?

berloge, frzs. berloque.

berm, s. barm.

bêr-man, Biermann, Krüger, Wirt.

bermich, s. barmich.

bern-achtich, zum Brennen geeignet. b. holt, Brennholz.

berne, Bernstein?

bernehelm, epiglotum.

berne- (barne)holt, Brennholz.

berne-isern, Brenneisen.

berne-kamer, wahrsch. die Kammer, in welcher Gold u. Silber geschmolzen (Schmelzhütte), oder auch in Gemässe Eich-Zeichen eingebrannt wurden.

berne-krût, N. für verschiedene Pflanzen, flamula, apium aquaticum.

bernen (barnen, burnen), sw. v. intr. u. tr. brennen; als Münzausdruck: schmelzen, schmelzend läutern. Mit Acc. d. P. auch: durch Brand schädigen.

bernendich, berndich, brennend.

bernentlike, brennend, heftig.

berne-prên, Brennpfrieme, -eisen, igniferrum.

berner, Brandstifter.

berne-torf, Rasen zum Brennen, Brenntorf.

berne-water, gebranntes Wasser.

berne-wîn, Branntewein.

berne-worm, Brennwurm (= bersel?)

bernich, brennend; Adv. bernigen.

bernichliken, brennend.

berninge, 1. Brand. 2. Material zum Brennen.

bern-schat (birn-schat), Brandschatzung.

bern- (barn)stên, 1. Bernstein. 2. gebrannter Stein, Backstein.

bern-stêndreier, Bernsteindreher d. i. Paternoster-Rosenkranzmacher.

berntheide, Inbrunst.

be-rochten, -rochtigen, s. beruchten.

be-roden, behacken.

be-roen (= berojen, beroden), mit Rudern regieren.

be-roken, besorgen.

be-roken, beräuchern.

be-rôm, Ruhm, Pralerei, Arroganz.

be-romen, refl. sich berühmen, pralen; präsumieren.

be-rominge = berôm, arrogantia.

be-ropen, 1. rufen, nennen. 2. ausrufen. 3. berufen, ersuchen. 4. schelten, mit Worten strafen. 5. in (übeln) Ruf bringen. – Part. berufen, bekannt und verrufen. – Refl. sich berufen, appellieren, mit Gen. u. Präp.

be-ropinge, Berufung, Appellation.

be-rore, rührig, alacer.

be-roren, 1. rühren. 2. berühren, betasten. 3. bildl.: rühren, bewegen; berühren im Reden, erwähnen.

be-rorich = berore.

be-rôrlik, 1. berühr-, betastbar. 2. bildl.: rührend, bewegend.

be-rôrte, Berührung, Bewegung; Erregung.

be-roven, rauben, berauben.

be-rovinge, Beraubung.

bêr-pennink, Abgabe von Bier.

bêr-schop, (Bierschaft) = bêrkopeslude?

bersel, eine Art Wurm.

bersen (birsen), sw. v. pirschen.

bersensame, cardaminium.

bêr-spunder, Bierspunder, Bierschröter.

berste, f. Gebrechen.

bersten (barsten, borsten), st. v. bersten, brechen.

bêr-stôke? Bierbrauerei?

bêr-supent, Biersuppe.

bêr-swel, Ebershals, Kehlbraten vom Eber (epulum piperatum aprinum, frzs. poivrade).

bêr-tapper, Bierzapfer.

bertlink, Kloster-Laienbruder (homo barbatus im Ggs. zum geschorenen Mönch).

be-ruchten, -rochten, in (bösen) Ruf bringen, verleumden.

be-ruchtich, berühmt; berüchtigt.

be-ruchtigen, 1. das Gerüchte, Hülfsgeschrei erheben. 2. in (guten oder bösen) Ruf bringen.

be-ruchtinge, (böser) Ruf.

be-rume, Raum habend, breit (= rume).

be-rumen, Raum finden.

be-rusten, beruhen, ruhen.

be-rustern, rostig werden.

be-ruwe (-rouwe, -rou), Betrübnis; Reue.

be-ruwelicheit, Reue.

be-ruwelik, 1. Ruhe (ruwe) gebend. 2. Reue (rouwe) gebend.

be-ruwen (-rouwen), betrüben, reuen, mit Dat. u. Acc. – Refl. sich betrüben; Reue, Schmerz fühlen.

be-ruwenisse, Betrübnis, Reue.

be-ruwich, betrübt; reuig.

be-ruwinge = beruwenisse.

berve? essbare Frucht?

berve = bederve (comis, benignus, benevolus).

berveliken (berfliken) = bederveliken.

berverlink, eine Art Brot.

bervicheit = bedervicheit.

berwech (-wege)? (vesica, uterus?)

berwer, ein rauher, zottiger Wollenstoff.

bêr-wisch, Strohwisch (als Bierzeichen ausgesteckt).

berwort, die Pflanze agrimonia.

ber-wulf, Wehrwolf.

be-sachtinge, Besänftigung.

be-sacken, einsacken, in Säcke bringen.

be-sadigen, zur Ruhe bringen.

be-sagen = beseggen.

be-saken, 1. leugnen, in Abrede stellen. 2. (besachen) vor Gericht ziehen, verklagen.

be-salen, s. be-solen.

be-samen, bei-, zusammen.

be-samenkumpst, Zusammenkunft.

be-sam(m)elen, versammeln.

be-samnen, versammeln.

be-sampt u. be-sunder, samt und sonders.

be-sate, f. 1. Besitz. 2. das Besetzen (mit Meiern). 3. Arrest, Beschlagnahme.

be-saten, 1. zur Ruhe, zum Frieden bringen. 2. mit Beschlag, Arrest belegen.

be-satigen, mit Arrest belegen, pfänden.

be-schacken, besteuern (l. beschatten?)

be-schaden, beschädigen; in Geldstrafe nehmen.

be-schaffen, durchsetzen, sinen willen b.

be-schalken, betrügen.

be-schanden, schänden.

be-schansen, mit Schanzen versehen.

be-scharbar, zu beweiden, zu betreiben (mit Vieh).

be-scharen, (von der Milch:) geronnen, sauer geworden?

be-schatten, von jem. Schatzung, Steuer, Contribution fordern.

be-schatter, der eine Schatzung eintreibt, exactor.

be-schattinge, Schatzung, Besteuerung.

be-schêdecheit = beschedenheit.

be-schedeliken, 1. auf festgesetzte Weise, unter der Bedingung. 2. bestimmt, genau, deutlich. 3. hauptsächlich, namentlich, nemlich. 4. gebürlich.

be-schêden, -scheiden, 1. bestimmen, festsetzen (im Testamente etc. vermachen), entscheiden. 2. ausscheiden, trennen, (gew. buten beschêden). 3. refl. sich vereinigen, gegenseitige Bestimmungen treffen.

be-schêden, adj. part. 1. festgesetzt, bestimmt. 2. verständig, klug, weise, mässig, compositus; bes. ehrendes Beiwort für Ratmänner, Richter etc. 3. b. dôn, beim Zutrinken nachtrinken.

be-schêdenheit, 1. Einsicht, Weisheit, dispositio, ratio. 2. Bedingung, Bestimmung. 3. ehrende Bezeichnung für Ratmänner etc.

be-schêdich, bescheiden, mässig.

be-schedigen, beschädigen; de strate b., Strassenraub treiben.

be-schedinge, Beschädigung (Strassenraub).

be-schêdinge, (unterscheidende Bestimmung), Beschaffenheit, Bewandtnis.

be-scheftich, 1. geschäftig, rasch, expeditus, agilis. 2. pass. was viel Mühe macht, kostbar.

be-schefticheit, Geschäftigkeit, expeditio.

be-schelden, 1. schelten. 2. beschelten, tadeln. 3. ein Urteil b., d. h. es für unrichtig erklären und Appellation einlegen.

be-scheldinge, das Schelten; Appellation.

be-schelicheit = beschedelicheit, das Bescheidwissen, Klugheit.

be-schellen, abschälen.

be-schemen, be-, überschatten.

be-schemeren, schattig, dunkel, Abend werden.

be-schempen, Schimpf, Spott treiben.

be-schên, 1. geschehen. 2. refl. sich ereignen.

be-schendinge, Schande, confusio.

be-schenen, -schenigen, darthun, beweisen?

be-schenen = beschedenen, bestimmt.

be-schenken, betrunken machen.

be-scheper, Befrachter.

be-scheren, 1. be-, abscheren; bildl. betrügen, um das Seinige bringen. 2. eine Wiese vom Vieh beweiden lassen.

be-scheren, zuteilen (vom Schicksal, praedestinare).

be-scherm, Schutz.

be-schermen, beschirmen, beschützen.

be-schermenisse, Beschirmung, Schutz.

be-scherminge, Beschirmung.

be-schêt, m. und n. 1. Unterscheidung, Festsetzung, Bestimmung, conditio. 2. rechtliche Entscheidung oder Festsetzung; überh. Fug und Recht. 3. Klugheit, Überlegung. 4. Bescheid, Auskunft.

be-schêten, 1. durch Schiessen (eine Waffe) erproben. 2. betäfeln, mit Brettern, Dielen etc. bekleiden, coassare. 3. bestreuen.

be-schetewunge, Schatten, Finsternis.

be-schichten, ausrichten.

be-schicken, 1. zu jem. schicken, kommen lassen. 2. in Ordnung bringen. 3. techn. Ausdruck im Münzwesen: Metall zumischen, legieren.

be-schickinge, Beordnung, dispositio.

be-schilmen, schelm (mucor) ansetzen, schimmelig werden.

be-schimmelen, Schimmel ansetzen.

be-schîn, Bescheinigung.

be-schinden, (enthäuten), 1. martern. 2. betrügen, um das Seinige bringen.

be-schinen, bescheinen, durch Augenschein bezeugen.

be-schinnen, berauben, ausplündern.

be-schippen, gestalten, Beschaffenheit geben (verunstalten).

be-schirmisse = beschermenisse.

be-schiten, bescheissen; bildl. betrügen.

be-schiter, Betrüger.

be-schonen, 1. verschonen. 2. entschuldigen. 3. beschützen, bedecken.

be-schoninge, Beschönigung, Verdeckung.

be-schornhere? (= beschermhere?)

be-schorpen, mit Schorf, Kruste überziehen.

be-schot, n. Getäfel, contabulatum; Planken-, Bretterwand.

be-schouwelicheit, Beschaulichkeit.

be-schouwen, beschauen.

be-schouwinge, Beschauung, Beschaulichkeit.

be-schoren, beschaben?

be-schranken, mit Schranken versehen.

be-schreginge, Jammer, Wehklage.

be-schrien, 1. schreien, jammern. 2. beschreien, bejammern. 3. im jurist. Sinn: das Gerücht, Gerüfte, Geschrei erheben gegen jem.

be-schriven, 1. schreiben, aufschreiben. 2. verzeichnen. 3. melden, berichten; durch Schrift verhöhnen (literarisch angreifen). 4. durch Ausschreiben einberufen. en bescreven man, ein Höriger, der von seinem Herrn auch schriftlich zu verteidigen ist?

be-schruwen, Part. zu beschrien.

be-schudden, -schutten, 1. aufschüttend bedecken. 2. in Verwahrung, Gewahrsam nehmen, einsperren; mit Beschlag belegen. 3. beschützen, beschirmen.

be-schuddinge, Schutz.

be-schuldich, schuldig.

be-schulinge, Versteck.

be-schunden, anraten zu thun; bereden, anreizen.

be-schûr, Schutz.

be-schuren, 1. bedecken, beschützen. 2. refl. sich bedecken, sich verstecken.

be-schuringe, Beschützung, Bedeckung, Beschattung. 2. Entschuldigung, Vorwand.

be-schut, 1. Schutz. 2. Vorwand.

be-schutten, s. beschudden.

be-schutteshere, Schutz-, Schirmherr.

bese, f. Binse, juncus.

be-sêden, be-sieden (von Salzpfannen).

be-segelen, mit Segeln versehen.

be-segelen, be-, versiegeln; durch Brief u. Siegel zusichern.

be-sêgen, besiegen.

be-seggen, 1. aussprechen, verkündigen, behaupten, 2. bereden; sik b. laten, sich bereden, überzeugen lassen. 3. anklagen, verklagen; verleumden.

be-segginge, Aussage, Entscheidung.

be-seichen, be-pissen.

be-seie, Besäung, Bestellung (des Ackers etc.)

be-seien, besäen; aussäen.

beseke, n. Biene.

beseke, n. kleine Beere.

be-selen = besolen?

beseler, baseler, eine Art langer, spitzer Messer; kurzes Schwert, pugio.

be-selschoppen, refl. sich vergesellschaften.

besem, bessem, 1. Zuchtrute. 2. Kehrbesen.

besemen, bessemen, sw. v. fegen.

besemer, bisemer, eine Art Schnellwage, Handwage (einfachster Construction) ohne Schalen auf Märkten gebraucht.

be-sên, 1. sehen. 2. besehen. 3. einsehen. 4. refl. sich umsehen.

be-sendeboden, einen Sendboten wohin schicken.

be-senden, zu jem. einen Boten senden, durch Boten kommen lassen, aufbieten; den dach, de sake b., Boten zu einer Versamlung etc. schicken; den wech b., Leute aufbieten zur Besetzung. – Refl. sich gegenseitig beschicken.

be-sender, Beschicker, der zu etwas aufbietet.

be-sendinge, Beschickung.

be-senken, durch Versenkung sperren.

be-sênlik, sichtbar.

be-serigen, verletzen, schädigen.

be-set, n. 1. Besatzung. 2. das Bestimmte, Ausgesetzte.

be-seten, 1. pass. besessen (vom Teufel). 2. act. der einen Sitz hat, ansässig ist; bes. der mit Eigentum angesessen ist.

be-setten, 1. besetzen, mit Einwohnern, Mannschaft belegen. 2. mit Beschlag, Arrest belegen. 3. ordnen, festsetzen, bestimmen; dat testament b., testamentieren. 4. ein Urteil b., d. h. gerichtlich beglaubigen. 5. durch ein Unterpfand Sicherheit geben, sich verbürgen. 6. refl. sich setzen, sich wo häuslich niederlassen.

be-settinge, 1. Besetzung (mit Meiern), occupatio. 2. Beschlagnahme, Arrest.

besibbe = besibbet.

be-sibbet, verwandt.

bésich, beschäftigt, thätig.

bésicheit, Beschäftigung, Thätigkeit.

be-sicht, Gesicht.

be-sichten, 1. besieben, vermittelst eines Siebes bestreuen. 2. besichtigen.

be-sichtigen, sehen, erblicken.

be-seven (seffen), bemerken, wahrnehmen, fühlen, begreifen; begreiflich machen, kund thun.

be-severen, begeifern.

be-siden, zur Seite weg.

be-singen, 1. eine Kirche, Altar etc. d. h. die (gestiftete) Messe lesen (den Gottesdienst halten) in einer Kirche, an einem Altar etc. 2. einen Bischof, d. h. unter feierlichem Gesange einsetzen.

besin(ne), Überlegung.

be-sinnen, 1. überlegen, bedenken, ausfindig machen. 2. im Sinne haben, beabsichtigen. 3. refl. sich einer Sache erinnern, daran denken.

be-sinninge, Überlegung.

be-sippen, refl. seine Verwandtschaft angeben.

be-sit, m. Besitz.

be-sitlik, mit vollem Besitzrecht.

be-sitten, 1. besitzen, den rat b., Ratsherr sein; haben als Eigentum; nôt b., erleiden. – Davor sitzen, belagern, obsidere. 2. intr. sitzen bleiben, zögern, säumen; im Besitz bleiben.

be-sitter, 1. Besitzer. 2. Bewohner.

be-sittinge, Besitz.

be-slabbern, besudeln, bes. durch unreinliches Essen.

be-slach, n. 1. (Metall) Beschlag. 2. (Vieh)beschlag, Anzahl von Vieh, soviel auf den Weiden grasen kann. 3. = bislach u. to-slach.

be-slân, 1. schlagen, schlagend bearbeiten oder gebrauchen. 2. beschlagen, besetzen (mit Geschmeide, eine Weide mit Vieh betreiben, ein Feld mit Zelten etc.) 3. einhegen, einzäunen, umschliessen, umfangen (bes. vom Netz). 4. treffen, ertappen, ergreifen. 5. mit Beschlag, Arrest belegen. 6. mit e. Gerüchte beschlagen, in bösen Ruf bringen. 7. refl. sich verbinden, sich einlassen mit jem.

be-slapen, 1. beschlafen, Beilager halten. 2. zum Schlafen benutzen. 3. zum Überdenken eine Nacht verziehen.

be-slechtet, einem Geschlecht d. i. einer vornehmen Familie angehörig.

be-slechtiget = beslechtet.

be-sliken, beschleichen, überfallen.

be-slimen, verschleimen.

be-slingen, beschlengen, rings umgeben.

be-slitten, refl. sich befassen mit, sich bemühen?

beslôk, s. bestlôk.

be-sloten, mit einem Schlosse (sera) versehen.

be-sloten, mit einem slote, Graben, umziehen.

be-slotet, der ein Schloss (castrum, Burg) besitzt, burgsässig.

be-slut, n. Beschluss, Ende.

be-sluten, 1. schliessen. 2. ein-, ver-, umschliessen. 3. ausschliessen. 4. beschliessen. 5. refl. sich einschliessen.

be-slutinge, Beschluss, Vereinbarung.

be-slûtlik, (be)schliesslich.

be-smachten, aushungern.

be-smaden, schmählich behandeln.

be-smaken = besmecken.

be-smecken, schmecken, kosten; bildl. kennen lernen.

be-smeden, 1. mit Eisen beschlagen. 2. mit Eisen festmachen. 3. in Eisen legen, in Haft bringen. 4. durch Eisen zermalmen.

be-smêken, beschmeicheln, liebkosen.

be-smeliken, schmähe machen, schmähen, verspotten.

be-smeliker, Schmäher, Spötter, Verhöhner.

be-smiden, mit Geschmeide versehen.

be-smit, (Anwurf), Makel, Fleck.

be-smitten, bewerfen, beflecken, besudeln.

be-smittigen = be-smitten.

be-smittinge, Befleckung.

be-smoken, beräuchern.

be-smokinge, Räucherung.

be-smuderen, beschmutzen.

be-snadinge, Begrenzung (durch Zeichen); Grenze, Umfang.

be-snêden, die Grenze bezeichnen.

be-sneissen, beschneiteln (die Bäume).

be-sneidigen, betrügen, übervorteilen.

be-snellen, 1. einholen, erreichen. 2. bildl. überholen, überlisten, betrügen.

be-sniden, beschneiden.

be-snienge (?), Klagegesang.

be-snotteren, mit Rotz besudeln.

be-snuffelen, beschnüffeln, beriechen.

be-soken, 1. besuchen, visitare; aufsuchen. 2. untersuchen. 3. versuchen, prüfen; angreifen. 4. ersuchen; nachsuchen. – refl. versuchen.

be-soken = be-seken, leugnen.

be-sokinge, 1. Versuchung. 2. Heimsuchung; im medic. Sinn: Krankheit.

be-solen, -salen, besudeln, beschmutzen.

be-solten, 1. einsalzen. 2. = besolden.

be-sonen, -sunen, versöhnen, aussöhnen; Frieden schaffen.

be-sonliken (?) (= besonderliken?) besonders.

be-sorchte, Besorgnis.

be-soren, betrügen.

be-sorge, Besorgung, Sorge, cura.

be-sorgen, 1. Sorge tragen für etwas. 2. versorgen. 3. Sorge, Angst haben, fürchten; refl. fürchten. – Part. be-sorget, der mit etwas beauftragt ist, Sorge trägt.

be-sorginge, Be-, Versorgung.

be-spannen, in Fesseln legen, = in de helden slân.

be-sparen, aufsparen, ersparen.

be-spêkelen, bespeicheln.

be-spelen, 1. zum Besten haben, verspotten. 2. beschlafen.

be-spelinge, Verspottung.

be-spên, erspähen.

be-spenen (?), mit solte b., mit Salz bestreuen, einsalzen?

be-sper, -spar, Sperrung, Hindernis, Eingriff.

be-speren, hindern.

be-speringe = besper.

be-spetekogen, zu einem spetekôch machen, d. h. zu einem solchen, aus dem im Notfall gespittet (Rasen mit dem Spaten gestochen) werden darf?

be-spien, bespeien.

be-spisen, mit Proviant versehen.

be-spliten, bespleissen; bildl. berauben.

be-sprake, Besprechung, Rücksprache.

be-sprake, 1. freundlich, affabilis. 2. in bösem Leumund stehend, verdächtig.

be-sprêden, -spreiden, bespreiten, überdecken.

be-spreken, 1. verabreden, voraus bestellen. 2. versprechen. 3. gegen jem. sprechen, ihn in bösen Leumund bringen, verdächtigen, anklagen. 4. Ein- und Anspruch erheben. 5. besprechen, incantare. Refl. sich besprechen.

be-sprenken, beträufeln, begiessen.

bêst, n. bestia, bes. vom Rindvieh (namentlich eine junge Kuh, die noch nicht gekalbt hat).

bêst, die erste Milch der Kuh nach dem Kalben, colostrum.

be-staden, -stadigen, s. besteden, bestedigen.

be-staken, mit Pallisaden (staken) besetzen, vallare; durch staken schützen.

be-stallen, Blockhäuser errichten, einschliessen, belagern.

be-stallinge, Einschliessung, Belagerung.

be-stalnisse = bestallinge.

be-stân, I. intr. 1. stehen bleiben. 2. Sieger bleiben. 3. mit Dat. zugehören. II. trans. 1. angreifen, bekämpfen. 2. ergreifen, unternehmen, auf sich nehmen, übernehmen, die Kosten bestreiten; anfangen, beginnen. 3. ein-, zugestehen, bekennen; (eine That) vertreten; beweisen. 4. angehen, betreffen, attinere. 5. ein Gericht bestehen, Beisitzer eines Gerichtes sein. – Part. bestanden, bestân, 1. betreten, erschrocken. 2. vor Gericht gezogen (angegriffen); bestân sîn nâ, auf etwas aus sein.

be-standen, bestant (d. i. Waffenruhe) machen.

be-standinge, Ruhestand.

be-stant, n. 1. das Stehenbleiben. 2. Ruhestand, Waffenstillstand.

be-stantbrêf, Waffenstillstands-urkunde.

be-stant (-stent)nisse, Bestand, Fortbestand.

be-stapelen, mit (Grenz)pfählen versehen.

be-stapen (?), besteigen?

best(e), adj. u. adv. beste; dat beste ôr, d. i. das rechte Ohr. Subst. das Beste; sîn beste darmede dôn, mit e. Sache nach Belieben verfahren.

be-steden, -staden, (eine Stätte geben), 1. einen Wohnsitz, Aufenthalt anweisen; austhun. 2. bestatten, begraben. 3. gegen Zins austhun. 4. überweisen. 5. bekräftigen, bestätigen, festmachen. Refl. (vom Gesinde) sich unterbringen, sich vermieten; sich festmachen (von ehelicher Verbindung).

be-stedicheit, Bestätigung, Befestigung.

be-stedinge, Bestätigung; Einsetzung.

be-stedigen, -stadigen (= besteden), 1. bestatten. 2. einsetzen, einweisen (in ein Amt). 3. festsetzen, verhaften; bestimmen. 4. versehen, ausstatten. 5. = besetten, bekummeren. Refl. einen festen Wohnsitz nehmen.

bêsteken, (Tierchen?) als Schmuckgegenstand (Ermel-, Manschettenknöpfe).

be-steken, 1. bestecken. 2. (bestechen), betrügen.

be-stelbrêf, Bestallungsbrief; schriftlicher Verhaltungsbefehl; spec. Kaperbrief.

be-stellen, 1. besetzen; umstellen. 2. anordnen, einrichten, befehlen, disponere. 3. ausrichten. to recht b., vor Gericht stellen.

be-stellie = bestellinge 2, Bestallung, Sold.

be-stellinge, 1. Beschlagnahme. 2. Bestallung, auctoramentum, salarium; (Aufforderung zum Kriegsdienste), Werbung. 3. Anordnung (Testament); Anstiften; Verhaltungsbefehl.

bestelse, n. (Bein)geschwür?

be-steltenis, Disposition, Befehl.

be-stemmen, bestimmen, festsetzen.

be-stempen, anstiften.

be-stendich, 1. von Bestand, dauerhaft. 2. geständig. 3. zugestehend, bezeugend.

be-stendicheit, Festigkeit, Bestand.

be-stênen, besteinen, Grenze mit Steinen merken.

be-stentlich, von Bestande bleibend; gültig.

be-stent (-stant)licheit, Befestigung; Bestand.

be-sterven, 1. absterben; regungslos werden. 2. sterben, versterben (vom Erbe und Erblasser). 3. durch Todesfall als Erbgut an jem. kommen.

be-sticken, 1. trans. festsetzen, bestimmen; behindern, festhalten. 2. intr. stecken bleiben.

be-stiften, mit einer Dotation versehen.

be-stigen, besteigen (ein Haus, ein Dach, um es zu decken oder auszubessern).

be-stillen, still machen, sedare.

bestinge, Benähung, Endsaum.

bêstlik, tierisch.

bestlôk, Allium Schoenoprasum.

be-stockelen, betreiben (stimulare, instigare).

be-stomelen, verstümmeln.

be-stoppen, verstopfen, versperren; unterstopfen, verbergen.

be-stoppinge, Verstopfung.

be-storten, stürzend bedecken; in Massen eingiessen (per-, infundere).

be-stoten, 1. stossen, anstossen. 2. zustossen (von Unfällen, Zwistigkeiten etc.) 3. vollstossen, füllen; solt b., in Säcke füllen.

be-stouwen, (durch Stauung Wasser steigen machen) unter Wasser setzen.

be-stoven (Part. zu bestuven), bestäubt.

be-strâflik, strafwürdig.

be-strêfen, bestreifen; mit Geschossen bestreichen.

be-stricken, bestricken, compedire.

be-striden, st. v. beschreiten, (schreitend d. h. mit ausgespannten Beinen) besteigen.

be-striden, sw. (u. st.) v. bekämpfen.

be-striken, bestreichen; streichend (streifend) erreichen.

be-strouwen, bestreuen, conspergere; eig. u. bildl.

be-strouwinge, Bestreuung.

be-struken, mit Strauchwerk versehen.

be-stulpen, mit einer stulpe (Deckel) zudecken.

be-stuppen (= -stoppen), verstopfen; den schaden b., ausbessern.

be-stûr (bestier), n. Leitung, Lenkung, Regiment.

be-sturen, 1. steuern, hemmen, Einhalt thun, hindern. 2. einrichten, anordnen, besorgen, hinschaffen, regere, dirigere.

be-sturinge, Hemmung, Hindernis, Bedrückung.

be-subben, -subbelen, beflecken, verunreinigen.

be-suchten, beseufzen.

be-suket, mit einer Seuche behaftet.

besunder u. besunderen, 1. besonders (vor allen andern, d. i. eifrig). 2. besonders; sondern. 3. ausgenommen.

be-sundergen, -gest, besonders.

be-sunderich, adj. besonder.

be-sunderinge u. be-sunderlinge = besundergen.

be-sundigen, 1. Sünde thun. 2. mit Sünde beflecken. 3. refl. sich versündigen.

be-sunen = be-sonen, versöhnen.

be-suren, besauern, 1. Bitteres, Saueres erleiden für etwas, ausstehen, acerba pati. 2. sauer erwerben.

be-swâs, -swês, nahe; bildl. verwandt, propinquus.

be-swêgen, -sweigen (= be-swogen), ohnmächtig werden.

be-sweken, schwächen, beeinträchtigen.

be-swer, 1. Kummer; Bedauern. 2. Belästigung.

be-sweren, -swaren, beschweren, belasten.

be-sweren, st. v. 1. schwören; den rât b., den Rats-Eid leisten. 2. beschwören, incantare. 3. refl. sich durch einen Schwur vereinigen, conjurare.

be-sweringe, -swaringe, Bedrängnis; Belastung mit Abgaben.

be-sweringe, 1. Verschwörung, conjuratio. 2. Beschwörung, incantatio.

be-swerken, be-sworken werden, mit Wolken bedeckt, verhüllt werden; bildl. finster, traurig, bestürzt werden.

be-swernisse, Last, Bedrängnis.

be-sweten, im Schweisse erarbeiten, gewinnen.

be-swettet, -swattet, benachbart.

be-swigen, 1. verschweigen. 2. etwas schweigend anhören, ohne Erwiderung, Rüge etc. geschehen lassen.

be-swiken, 1. trans. hintergehen, betrügen, berücken. 2. intr. nachlassen, aufhören, mangeln, fatiscere, deficere.

be-swimen u. be-swimelen, ohnmächtig werden.

be-swiminge, Schwindel.

be-swogen, -swagen, ohnmächtig werden.

be-swoginge, Ohnmacht.

be-swornschap, Verschwörung, conjuratio.

be-swoven, be-swovinge = be-swogen.

bet, n. Gebet.

bet, bette, bitte, bis.

bet, besser = bat.

be-tagebruggen (= togebr.), mit einer Zugbrücke versehen.

be-talen, bezahlen.

be-talinge, Bezahlung.

be-tame, geziemend; als Subst Geziemendheit, Passlichkeit.

be-tanen, anfressen.

be-tasten, angreifen.

bete, bet, m. Bissen; nicht ên b. = gar nichts.

bete (bet), bitte, bit, n. Gebiss (am Zaume).

bête, f. Beize.

be-tegeden, mit Zehnten belegen.

bete-, betelkalk, ungelöschter Kalk.

be-tekenen, -teken, bezeichnen, bedeuten.

be-tekenisse, Bezeichnung; Bedeutung.

be-tekinge = betekenisse.

betekol, Fenchel?

bete-kuve, Kufe zum Beizen (Macerieren) des Leders.

bêtel, beitel, Meissel, celtes; Stecheisen.

be-têlen, einen Acker ertragsfähig machen, bebauen, bestellen.

be-telgen, die Zweige abhauen, abramescere.

be-tellen, 1. aus-, zusprechen. 2. ansprechen, beanspruchen, verlangen.

be-temelik, geziemend, gebührend.

be-temen, -tamen, 1. ziemen, geziemen. 2. refl. sich ziemen. 3. b. laten, jem. thun lassen, was er für geziemend hält, was ihm ansteht, gefällt; jem. gewähren lassen. inter-, o-, di-mittere, missum facere.

bêten, beiten, sw. v. beizen (mit Falken jagen).

bêten, sw. v. beizen, macerieren (Leder etc.).

be-tên, 1. beziehen, bedecken. 2. umstellen, einschliessen. 3. umgarnen, betrügen. – Im jurist. Sinn: beziehen, eine Erbschaft beziehen, erben (altfr. bitia).

be-tengen, anfangen, beginnen.

beter, besser; ein beter, Besseres.

beteren, sw. v. 1. bessern, verbessern; (nicht) beteren konnen, (nicht) anders machen, ändern können. 2. büssen; Wandel schaffen, Genugthuung, Ersatz leisten, emendare; den doden b., Mordbusse leisten. – Pass. mit Gen. der Ursache; besser werden durch etwas.

beteringe, 1. Besserung (moral. u. phys.) 2. Erhaltung des guten Zustandes, Ausbesserung. 3. Genugthuung, Ersatz, Busse, emendatio.

be-termen u. betermelen, bestimmen, ordinare, disponere.

bet-her-to (bis-hier-zu), bis jetzt.

betich, bissig.

be-ticht, Anklage, Anschuldigung.

be-tichtich, bezichtigt, angeklagt.

be-tichtigen, bezichtigen, anklagen.

be-tiden, refl. sich wornach richten? ins Auge fassen.

be-tiden (= bi-tiden), zuweilen.

be-tien (-tigen), bezeihen, Schuld geben, anklagen, refl. über sich aussagen, bekennen.

be-timmeren, mit (hölzernen) Festungswerken umgeben; betimmert sîn, behauset sein, mit einem Hause (unbeweglichem Gute) versehen sein.

be-tinsen, Zinsen, Abgaben auflegen.

betisch, bissig.

bet-lich (bitlich), bittlich; bittweise.

bet-lik = batelik, helfend, förderlich, nützlich.

be-tôch, Beweis (demonstracio).

be-togen, darthun, beweisen, demonstrare.

be-toveren, bezaubern.

be-trachten, in Betracht ziehen, erwägen.

be-trachtich wesen, in Betracht ziehen.

be-trachtinge, Betrachtung, Erwägung.

be-treden, 1. betreten, antreffen. 2. zertreten.

be-truwen, 1. trauen, vertrauen. 2. sich verloben, heiraten.

be-truwen, -went, Vertrauen.

be-truwenisse = betruwen.

be-truwinge = betruwen.

be-tuchnisse, Bezeugung, Zeugnis.

be-tuchtigen = belîftuchtigen.

be-tucken, tückisch betrügen, berücken.

be-tugen, eine Thatsache zu einer bezeugten machen, Zeugen für sie stellen.

be-tuginge, Bezeugung.

be-tunen, bezäunen, mit einem Zaun, einer Hecke versehen.

be-tunnen, in Tonnen bringen; mit Tonnen belegen.

be-tûschen, im Tausche übervorteilen; betrügen.

be-unkostigen, refl. sich in Unkosten setzen.

be-unrechtferdigen = vorunrechten.

be-val, n. s. bevelch; bevalen, s. bevelen.

be-valeringe (?), Auftrag, Befehl.

be-valinge, Auftrag, Mandat.

be-vallen, 1. intr. niederfallen; im Kampfe fallen; befallen werden, corripi; entfallen, entbehren, ohne etwas sein; gefallen, placere. 2. trans. befallen, überfallen; fallend bedecken; ausfüllen; gesetzlich zwingen. Refl. ausfallen, beschaffen sein.

be-vâmen, umschliessen, begreifen.

be-vangen, fassen, umfassen, umgeben; ergreifen; anfangen. Part. vom Teufel ergriffen, besessen.

be-vanginge, 1. Umfangung, Umarmung, Conception. 2. das schuldig befunden werden, Verstrickung.

be-vank, das Ergreifen, Anfassen.

be-varen, st. v. 1. durch Bewegung wohin gelangen, erreichen, treffen. 2. einziehen in ein Haus und so von demselben Besitz ergreifen.

bevaren, adj. Part. 1. (der viel herumgekommen ist) erfahren. 2. betroffen, bestürzt.

be-vâren, sw. v. 1. besorgen, befürchten; (refl. mit Gen. oder Präp.) 2. jem. untersuchen, ob er straffällig oder ordnungswidrig gehandelt hat, bes. von Münzern.

be-vâringe, Nachstellung.

be-vaten, festsetzen, bestimmen; einschränken.

beve (beffe), Chorhut u. Chorrock der Prälaten.

be-vechten, angreifen, bekämpfen.

be-vedigen, befehden.

be-velch, -vellich; be-vel, -val, n. Auftrag, Befehl.

be-velchs-lude, die Beauftragten.

be-velen, -valen, -volen, empfehlen, übergeben, anvertrauen, committere; abs. (dem Henker, dem Tode) übergeben; Auftrag geben, gebieten.

be-velhebber, der Bevollmächtigte, Beauftragte, der Vorgesetzte, Befehlende.

bévelik, wovor man zu beben hat, tremendus.

be-vélinge, 1. Übertragung, Belehnung. 2. Befehl. 3. Empfehlung.

be-vellen, zu Fall bringen, stürzen.

be-vellich, gefällig, angenehm, passend.

be-vellicheit, Gefallen, Belieben.

be-velnisse, -volnisse, Befehl, Auftrag.

beven, sw. v. beben, zittern.

bevenelle, Pimpinella saxifraga.

bevenmaker, der Beffen macht, almuciator.

bever, m. Biber.

be-verden = be-vreden, Frieden u. Schutz verschaffen, schützen.

be-verdigen, fertig (zur Fahrt) machen.

bevergeil, Bibergeil, castoreum; auch Pflanze: Ranunculus Ficaria, Feigwarzenkraut?

bevergern?

beverlink, eine Art Brot (auch berverlink genannt).

beverwamme, Bauch des Biberfells.

beverzagel, Biberschwanz (galt als Fischspeise).

be-vesten, -vestenen, befestigen; eig. u. bildl.

be-vester, Befestiger.

be-vestinge, Befestigung.

bevich, zitternd, tremulus.

be-vinden, 1. auffinden. 2. finden, wahrnehmen.

bévinge, Beben.

be-vinsicheit, Heuchelei, Scheinheiligkeit.

be-vischen, befischen, expiscare.

be-vitalien, verproviantieren.

be-vleten, be-, umfliessen, circumfluere.

be-vlien, in Ordnung, schichtweise etc. legen, belegen; ordnen.

be-vlitigen, durch Mühe und Fleiss erreichen.

be-vloien, 1. trans. überströmen. 2. intr. überströmt werden.

be-vogen, refl. sich wohin verfügen, sich begeben.

be-volen, fühlen, merken.

be-volen, Fühlen, Gefühl.

be-volen = be-velen.

be-volgen, refl. sich ereignen, erfolgen.

be-vorderen, auffordern.

be-vorderinge, Aufforderung.

be-voren, 1. Präp. vor. 2. adv. zuvor.

be-vorworden, vorworde machen, bedingen, paciscieren, durch vorher gepflogene Verhandlung sichern.

be-vragen, befragen; refl. sich Rats (bes. in Rechtssachen) erholen.

be-vreden, 1. befriedigen, einhegen. 2. beschützen, (jem. Frieden schaffen). 3. = vredewerken.

be-vremden, fremd, seltsam, wunderbar dünken.

be-vrêschen, ausforschen, erfragen.

be-vrêsen, zu-, einfrieren.

be-vrien, -vrigen, 1. befreien, mit Freiheiten, Privilegien etc. begeben, dotieren. – 2. refl. sich verheiraten.

be-vroden, vrôt, d. i. klug machen, belehren; mit sächl. Obj. belehren über.

be-vromen = bevromden, bevremden.

be-vronen, den Frohnen zu jem. schicken, um ihn vor Gericht zu fordern oder zu verhaften oder um seine Sachen mit Beschlag zu belegen; polizeilich verfahren.

be-vrouwen, erfreuen; mit Acc. d. S. sich über etwas freuen.

be-vruchten, benutzen, die Frucht von etwas geniessen.

be-vruchten, in Furcht sein vor etwas; gew. refl. mit Gen. Acc. u. Inf. – abs. in Furcht geraten.

be-vruchtigen = bevruchten (in beiden Bedeutungen).

be-vrunden, refl. 1. sich Freunde erwerben. 2. sich verheiraten.

be-vrundet, 1. einer der viel Freunde, Verwandte hat. 2. verwandt.

be-vruntschoppen, befreunden.

be-vulborden, zustimmen, genehmigen.

be-vulen, schmutzig machen.

be-wach, be-wagen, s. bewech, bewegen.

be-wallen, umwallen.

be-wanderen, betreten.

bewane, wahrscheinlich = bi wane.

be-wane, s. be-wone.

be-wanen, in Verdacht haben, beargwohnen; unpers. verdächtig sein.

be-wanken, ên lant, in einem Lande hin und her reisen.

be-want, angehörig, zu einer Partei etc. gehörig; verwandt.

bewant, f. Bewandtnis, Zustand.

be-wantnisse, Verwandtschaft.

be-wardinge, Erhärtung, Bekräftigung der Wahrheit mit einem Eide.

be-waren = ge-waren, Gewähr leisten.

be-wâren, als wahr darthun; eidlich bekräftigen.

be-waren, 1. Acht haben auf etwas, hüten, beschützen. 2. befestigen; verwahren, seine oder eines andern Ehre. 3. verhüten. 4. das Abendmahl reichen.

be-warer, Beschützer.

be-waringe, 1. Sicherung, Gewährleistung; concr. Document. 2. Verwahrung, Gewahrsam. 3. Ehrenverwahrung. 4. Versehung mit dem Abendmahl.

be-warnisse, Bewahrung.

be-warster, Behüterin.

be-waschen, Geschwätz treiben über etwas.

be-watern, bewässern.

be-wech, -wach, m. und n. 1. Bewegung. 2. Erwägung, Beratung. 3. Antrieb.

be-wechnisse, 1. Bewegung. 2. Antrieb.

be-wedemen, bewidmen, beschenken, dotieren, bes. Kirchen, Klöster etc.

be-wedeminge, Bewidmung, Dotierung.

be-wederen, widrig, hässlich machen.

be-wegelik, 1. beweglich. 2. ergreifend.

be-wegen, -wagen, 1. bewegen. 2. erwägen, überdenken; refl. sich bedenken, bei sich überlegen.

be-wegen (u. beweget?), adj. Part, gewogen, freundlich.

be-weginge, 1. Bewegung; Aufregung, Aufruhr. 2. Erwägung.

be-weien, -weijen, bewehen, anwehen.

be-wêken, 1. erweichen; zu etwas bewegen. 2. weich, sanft, zärtlich behandeln.

be-wêkinge, Erweichung.

be-welven, mit einem Gewölbe versehen.

be-wenden, 1. anwenden, verwenden, fügen, einrichten. 2. Part. bewendet, bewant sîn, gefügt, eingerichtet, beschaffen sein; mit Adv. wol, ovele, vele etc. abs. der Mühe wert.

be-wender, der etwas an-, aufwendet.

be-wênen, weinen; beweinen.

be-wênlik, 1. weinend, bethränt. 2. zu Thränen rührend.

be-werden laten, gewähren lassen, nicht stören. (= beweren?)

be-werden (= beweren, bewerren), hindern.

be-werdiget, geachtet, verdienstvoll.

be-were, -wer, f. 1. Hinderung. 2. Verwirrung, Unruhe.

be-were, m. (= ge-were), Gewährsmann.

be-weren, in die were (detentio) jemandes lassen, in die were geben.

be-weren, beweisen, darthun, wahrmachen, probare.

be-weren (= werren), wehren, hindern.

be-weren, leisten, gewähren, praestare?

be-werer, Hinderer.

be-weringe, 1. Hinderung. 2. Bewährung, Beweis. 3. Belassung.

be-werken, 1. einhegen, umgeben. 2. einschliessen, bedecken, besetzen.

be-werkinge, Einfriedigung.

be-wermen, refl. sich wärmen, erwärmen.

be-wernisse, Hinderung (= bewer, be-weringe).

be-werp, n. Entwurf, Skizze.

be-werpen (-warpen), bewerfen.

be-werren (-weren), 1. bestricken, verwickeln, intricare. 2. verwehren, hindern, im Besitzrecht stören, impedire. 3. beschäftigen. 4. refl. sich verstricken, verwickeln; sich zu thun machen mit etwas, sich befassen mit.

be-werven, 1. ins Werk setzen, unternehmen. 2. refl. sich durch Werbung mit Truppen versorgen.

be-wervinge, Unternehmung.

be-wêset, verwaist.

be-wêten, 1. für etwas sorgen, ins Auge fassen. 2. wissen um etwas. 3. refl. sich in Kenntnis, Einvernehmen setzen, sich vereinbaren mit jem.

be-wêtlik, nachweisbar, erweislich.

be-wêtunge, Bekanntschaft mit etwas, das Wissen um etwas.

be-wien, -wigen, weihen.

be-wigen, 1. bekämpfen. 2. zum Kampfe rüsten.

be-wîkhusen, mit wîk-husen (propugnaculis) versehen, befestigen.

be-wile(n), 1. zuweilen. 2. vor Zeiten.

be-wilkoren, 1. geloben. 2. refl. sich verpflichten.

be-willen, 1. belieben; einwilligen (auch refl.) 2. jem. etwas zugestehen.

be-willer, Consensgeber.

be-willigen, 1. einwilligen. 2. willig machen, bewegen.

be-willinge, Bewilligung.

be-wimpelen, verschleiern, verhüllen.

be-wimpelinge, Verhüllung, Bedeckung.

be-winden, 1. umwinden, verstricken, umfassen; in die Hand nehmen, übernehmen, besorgen. 2. refl. sich mit etwas befassen; sich wohin kehren oder wenden. 3. = bewenden, fügen, einrichten.

be-wînkopen, durch einen Weinkauf bestätigen.

be-wint, n. Regiment, Regierung; concr. Herschaft, Provinz.

be-wîs, n. (und m.?) Beweis, Zeugnis.

be-wisen, 1. zeigen. 2. aufweisen, aufzeigen. 3. anweisen (von Zahlungen), designare, ostendere. 4. einweisen, das Gut dem Beliehenen anweisen. 5. unterweisen. 6. beweisen (durch Zeugen etc.) 7. refl. sich zeigen, erscheinen.

be-wiser, (Vor)zeiger.

be-wisinge, 1. Beweis. 2. Einweisung (in den Besitz).

be-wîslik, erweislich; sichtbar.

be-wissenen, Sicherheit geben, Caution stellen.

be-wisten, -wistigen, auf Tagelohn Vorschuss geben.

be-witten (= bewêten). Wissen.

be-wogen, gewogen.

be-woldigen, bewältigen; Gewalt anthun.

bewollen, befleckt, verunreinigt.

be-woltern, wälzen.

be-wone, bewane (be-wonen), gewohnt.

be-wonen, sich gewöhnen, assuescere.

be-wonen = be-wanen, in Verdacht haben.

be-won(e)t, üblich, gewöhnlich.

be-wonlik, gewöhnlich.

be-wor, n. (?) Verwirrung.

be-worden, mit Worten aussprechen.

be-worden, zu einer Wurth machen (s. wôrt).

be-woren, Part. zu bewer(r)en, der in Krieg, Fehden etc. verwickelt, verstrickt ist.

be-worenheit, 1. Verwirrung. 2. Widerspenstigkeit, Lust Verwirrung anzurichten, contentio.

be-worliken, b. dôn, Verwirrung anrichten, contentiose agere.

be-wornicheit = be-worenheit.

be-written, den Segen über jem. sprechen, (ursp. schreiben, ritzen?)

be-wrogen, anklagen.

be-wust, Wissen.

be-zingelen, -zingen, mit einer Zingel umgeben; umzingeln.

be-zwacken, Abbruch thun, einem zusetzen.

bi, 1. präp. bei, an; in, während; gegen, ungefähr; von, aus, durch, vermittelst; bei Strafe, Verlust 2. adv. bei; bi also, (dat), unter der Bedingung, in der Weise, in sofern; bei Seite, weg, in bi-dôn etc.; vor Subst. zeigt es häufig das Unregelmässige, Unordentliche etc. an.

bi- auch = be- (und umgekehrt).

bibbe, eine Art Lamprete (Neunaugenkönig).

bi-belegen, nahe bei gelegen; anliegend.

bi-beseten, in der Nähe ansässig.

bi-bestân, beistehen, helfen.

bi-bestant, Beistand, Hülfe.

bi-bestendich, beiständig, hülfreich.

bi-bestendicheit, Bestand; (Beistand).

bi-breken, ab-, niederbrechen.

bi-bringen, 1. wegschaffen, bei Seite bringen. 2. zu Stande bringen, bewirken; zufügen. 3. beweisen. 4. melden, angeben.

bi-bringer, Angeber, Ohrenbläser.

bi-broke, Neben-, Strafgelder.

bichtbrêf, literae absolutoriae, Ablassbrief.

bichte, f. Beichte.

bichten, sw. v. 1. beichten, bekennen. 2. peinlich verhören. 3. (= buchten), pralen.

bichter, Beichtvater.

bichterie, Amt eines Beichtigers.

bichtes-wise, nach Art der Beichte.

bichthorer = bichter.

bichtiger, 1. Bekenner der Wahrheit, confessor. 2. Beichtvater.

bicht-pennink, Beichtpfenning.

bicht-vader, Beichtvater.

bick-ârs, -êrs, intertrigo, bubo (Wolf).

bick-bere, Vaccinium myrtillus.

bicke, Spitzhacke, Zweispitz.

bickel, Knöchel (von Schafbeinen); Würfel, Fangstein (im Kinderspiel).

bickel-stên, 1. mit einer Spitzhacke von Steinen abgeschlagene Stücke. 2. Würfel, Fangstein (der Kinder).

bicken, sw. v. mit einer Spitze klopfen, picken; von bebrüteten Eiern, in denen die Küchlein die Schale durchbrechen wollen.

bickhûs, Haus, in welchem die bicken für Todtengräber oder Bauleute aufbewahrt werden.

biddelkoste, Bewirtung, welche den Hochzeitsbittern gegeben wird.

bidden, st. v. 1. bitten; – (die Sache durch Gen., umbe, to, Infinitiv oder Satz mit dat; die Person sehr häufig durch Dativ, und up). 2. von jem. eine bede (Steuer) verlangen. 3. einladen.

bidder, Bitter, Fürbitter.

bidderinne, Bitterin, Fürbitterin.

biddersche, Bitterin, bes. die Hochzeits- oder Leichenbitterin.

biddesterinne = bidderinne.

biddestersche = bidderinne.

biddinge, Bitte.

bidell = bidellium, ein Edelstein.

bidiger = bedeger.

bi-dôn, bei Seite schaffen, fortschaffen, beilegen.

bi-dwele, (Nebentuch), Serviette.

bie (beie), f. Biene; bie-kâr, Bienenkorb; bie-moder, Königin.

bi-ein-komen, zusammen kommen.

bier-gelde = bargildus.

bi-gân, daran gehen; übernehmen.

bi-gank, Beigang (in der Weberei); das Überschüssige?

bigat, ein Schiffsgerät (?).

bi-gebringen, darthun, beweisen.

bi-gelachte, Beilage; Depositum.

bi-gelove, bi-love, falscher Glaube; Aberglaube.

bi-gelovich, abergläubisch.

bi-geweken, (jüngst) verwichen, vergangen.

bi-gordel, (lederne) Tasche am Gürtel.

bi-gôt(e), (Beiguss), Sauce?

bi-graft, Begräbnis.

bi-hank, Anhang.

bi-huden, verstecken.

bi-kant, bi-kantes, ungefähr (by chance).

bi-komen, 1. intr. beikommen, accedere. 2. sich ereignen, geschehen. 3. zu Ohren kommen. 4. trans. betreffen, anlangen (mit Dat.)

bi-kôp, unerlaubter Kauf.

bi-kopen, -kôpslagen, s. bekopen.

bi-koste, unerlaubter Schmaus.

bi-kumpst, Zusammenkunft.

bîl, n. (bile), f. Beil.

bi-lach, Winkel-, unerlaubtes Gelage.

bi-lacht, Beilager, Hochzeit.

bi-lade, kleiner Kasten (Nebenkasten) in einer grösseren Lade, bes. zum Aufbewahren von Kostbarkeiten.

bi-lage, Depositum.

bi-lank, -langes, entlang, längs.

bilde, s. belde.

bildelicheit (-elcheit), Billigkeit.

bildelik, billig; adv. bildeliken.

bilden, sw. v. billig sein, gebühren.

bild-(h)aftich, musterhaft.

bildich, bildichlik = bildelik.

bi-legge, Serviette.

bi-leggen, 1. beilegen, beseitigen; abthun; (Zeugen) zurückweisen. 2. zum Beiliegen geben, verehelichen. 3. belegen, beweisen. Auch = biliggen, helfen.

bilen-messet (bile-mes), Beilmesser, Schneidemesser der Schuster.

bi-lichte, n. Dämmerung.

bi-liggen, beiliegen; anhangen, beistehen, helfen.

bi-ligger, Anhänger, Helfer.

bi-ligginge, 1. Anhängerschaft. 2. Beilager.

bilken, sw. v. nach Billigkeit schätzen.

bilkinge, billige Schätzung.

bilk, bilken = billich (bildelich); billiken (bildeliken).

bilken, n. Weichbild?

bille, Schriftstück, syngraphum (Rechnung, Wechsel etc).

bille, f. Hinterbacke, clunis.

billen-sât, der Same von Hyoscyamus niger.

billen-wortele, Wurzel von Hyosc. niger.

billich, bilk, billig, passend, gerecht; adv. billichliken u. billiken, bilken.

billix d. i. billiges, adv. zu billich.

bi-lofte, Neben-, Winkelverlöbnis.

bi-love = bi-gelove.

bi-lovisch, falschgläubig, bifidus.

bilre, Zahnfleisch, gingiva.

bîl-schillink, Beilschilling (Abgabe der Knochenhauer).

bilse, Hyoscyamus albus u. niger; bilsensât (u. billersât), Same dieser Pflanze.

bi-minte, Menta.

bimmeln, (mit kleinen Glocken) läuten.

bi-morgensprake, ausserordentliche Morgensprache.

bin = binnen.

bi-na, beinahe, fast.

bi-namen, recht eigentlich, genau so wie es gesagt ist, mit Namen.

bi-naber, (tautol.) Nachbar.

bindeken, n. eine kleine Binde (als Frauenschmuck).

bindel-hanschen, Handschuhe, die man in der Ernte beim Binden des Kornes anzog.

bindel-maget, (Korn)-Binderin.

binden, st. v. 1. binden; sik to hope b., sich verbinden, vereinigen. 2. verbinden (Wunden).

bindestersche, (Korn)binderin; = bindelmaget.

bindich, bündig.

bindinge, Band, fascia.

bi-nemen, beseitigen.

binnen, bin, 1. adv. binnen, innerhalb. Superl. binneste, binnenste, das Innerste. 2. präp. räumlich u. zeitlich: in, innerhalb; mit Dat. u. Acc., in adv. Verbindungen auch mit Gen. z. B. binnen landes, binnen vredes etc., binnen unlange, seit kurzer Zeit. – modal: binnen sîn eines dinges, eines Dinges inne sein, wissen. to binnen maken, belehren; elliptisch: (nicht) binnen wellen, (nicht) einleuchten wollen.

binnen-landesch, inländisch, einheimisch.

binnen-lude, die innerhalb der Stadt Wohnenden.

binnen-schap, innerer, geheimer Schrank in einer Kiste.

binnen-wendich, präp. innerhalb; adj. inwendig.

binnen-wendicheit, das Innere.

binnerpacht, Pacht an Geld, Hühnern u. kleineren Naturalien.

binnes, binnens = binnen.

bint, n. Gebinde (Garn); Fach.

bint-exe, Bind- (Stoss)axt.

bintsel, n. 1. Bindsel, Seil, um Taue zusammenzubinden. 2. Halfter, Strick, capistrum.

bi-plicht, Hülfe, Beistand.

bi-plichten, im Spiel mit setzen (auf Gewinn oder Verlust); jemandes Anhänger sein.

bi-plichter, Beipflichter, assecla, assentator.

bi-plichtinge, Beipflichtung, Hülfe, Mitwirkung.

bi-rede, 1. Beispiel. 2. Nebenrede, Clausel.

bireit = Barett (als Kopfbedeckung der Geistlichen).

bi-richt, Nebengericht.

bi-rider, Beireiter.

birken- (barke-)meier, Trinkgefäss aus rohem Birkenholz.

birve = berve.

bisant, byzantinische Goldmünze.

bischedôm, Bischofs-Bistum.

bischop, Bischof; bischop-dôm, Bistum.

bischuw, Beschau, Beratung?

bisemer, s. besemer.

bi-setten, 1. als Pfand einsetzen, dran wagen. 2. bei Seite setzen; einkerkern; beilegen (eine Sache), abthun.

bi-sides, beiseits.

bi-sidhalven, an der Seite.

bi-sitter, Beisitzer.

bi-slach, Nebenbau, Verschlag; eine feste, steinerne Bank vor dem Hause.

bi-slapen, Beilager halten.

bi-slaper, -sleper, Beischläfer; Kämmerer, Kämmerling, cubicularius.

bi-slapinge, Beilager.

bi-slâpster, Beischläferin.

bi-slepersche, Beischläferin.

bislôk, Binsenlauch, serpillum; schoenoprasium.

bi-solt, Beihülfe?

bi-sorge, 1. Seelsorge, das Amt eines Seelsorgers. 2. geistlicher Sprengel.

bi-sorger, Curator; Beistand.

bi-spel, Beispiel, Gleichnis.

bi-sprake, -sproke, 1. Einrede, Einsage, Einspruch, Widerspruch. 2. Besprechung, Rücksprache.

bi-spraken, -spreken, Einrede, Einspruch erheben; widersprechen.

bi-sprakich, b. maken = bispraken.

bi-spreke = bi-sprakich.

bi-sproke, 1. Gerede. 2. Sprichwort.

bi-sprunk, Ehebruch.

bissen, sw. v. 1. wie toll hin- und herlaufen, bes. vom Rindvieh, wenn es vom Bisselwurm (oestrus bovis) umschwärmt und gestochen wird, oder in der Brunstzeit ist. 2. in Aufruhr bringen, conturbare.

bist, Lockung? Erregung?

bi-stân, beistehen; zugestehen.

bi-standich, -stendich, beiständig, Hülfe leistend.

bi-standicheit, Beistand.

bi-stat, Neben-, Nachbarstadt.

bistel (-stal), 1. Vorbau von Stein oder Holz (vor der Thüre), Erker, menianum. 2. Gerät zum Fischen; eine Art Netz?

bi-stender, Anhänger, Helfer.

bi-stentlich, beiständig, Hülfe leistend.

bi-stentnisse, Beistand.

bîster, 1. umherirrend, vom rechten Wege abweichend, ins Wilde gehend; b. werden oder sîn, mit Gen. verlustig werden oder sein. 2. übertr. verwildert, verwirrt, verkommen, unzüchtig; elend, schlecht.

bîsterbose, sehr, überaus, (grimmig) böse.

bîsteren, sw. v. umherirren, irre gehen, errare.

bîstergenge, umherschweifend, arbeitslos, dienstlos.

bîsterigen, adv. verworren, verkehrt, widersprechend.

bîsterlîk = bîster; bisterliken, adv.

bîsterlopen (= bîsterlopende), arbeitslos, dienstlos umherirrend, Vagabund.

bîsternisse, Irregehen; Irrtum.

bîstervare, Irregefahrener.

bîstervri, biesterfrei, d. h. frei, unter keiner Hode stehend; dessen Vermögen im Todesfall vom Fiscus eingezogen wird.

bistete, Hülfe?

bi-strecken, helfen, unterstützen.

bi-sweke, Beeinträchtigung, Nachteil.

bit (bitte) = bete, Gebiss.

bit, präp. bis.

bit, n. ein Loch ins Eis geschlagen.

bi-tale, Beschuldigung.

bite, (Raupe oder) Blutegel.

bi-teken, 1. Zeichen, Abzeichen, Märk. 2. Beispiel (zur Erklärung dienend), Symbol.

biten, st. v. beissen; schneiden (von Waffen).

bite-schâp, Spottname auf einen Bischof.

bitinge, das Beissen.

bi-tît, die nicht gesetzliche, aussergewöhnliche Zeit; Unzeit.

bitter, bitter.

bitteren, sw. v. bitter machen, verbittern.

bitterheit u. bittericheit, Bitterkeit.

bitterich, bitterlich.

bitterliken, bitterlich; heftig, sehr.

bitzen (ist hochd. Form; tz = ss), Bissen, Bisschen.

bi-val, 1. Anhang, Hülfe; b. dôn, helfen, assistere. 2. Beifall, Zustimmung.

bi-vallen, auf jemandes Seite treten, ihm beistehen; jem. Recht geben.

bi-vank, n. ein mit irgend einer Befriedigung umgebenes Stück Land, septum, conseptum; ein ausgesondertes, eximiertes Stück Land.

bi-vellich, 1. = be-vellich, passend, genehm. 2. beifallend, Hülfe leistend.

bi-vligen, 1. bei-ordnen, bestellen. 2. jem. Schaden zufügen, ihm etwas anthun.

biffen, sw. v. das Haar bauschig machen.

bivot, bibot, Artemisia.

bi-vrede, Beifriede, d, h. vorläufiger (nicht vollständiger, rechter) Friede, Waffenstillstand.

bi-wân, Zweifel.

bi-wanen, beiwohnen, zusammensein?

bi-weges, adv. zur Seite.

biwende = bivank, hd. Beunte, Bünte.

bi-wendich, dem Gerichtsherrn verfallen.

bi-werf, Nebengeschäft.

bi-weselik, umgänglich, freundlich.

bi-wesen, 1. dabei sein. 2. vorbei sein.

bi-wesent u. biwesinge, Beisein, Gegenwart; Umgang, Gesellschaft.

bi-wisen, zur Seite weisen.

bi-wîf, Nebenweib, Concubine.

bi-worp, Ring am Griff eines Messers, Dolches etc.

bi-wort, Sprichwort, Gleichnis.

bi-wort = bênsuge.

bi-wuth? alts. bewod, Ernte; bildl. vom Strandgut?

bla (blaw, blauwe), 1. blau. 2. dunkel, finster. 3. falsch, unächt, schlecht. Subst. blauer Fleck als Folge eines heftigen Schlages.

black, n. (schwarze) Dinte.

black-horn, Dintenfass (aus Horn).

black-krût, Dintenpulver.

blackmalen, eingelegte Arbeit (opus plumarium), Nielloverzierungen machen.

black-pulver, Dintenpulver.

black-schiter, Schimpfname auf Leute, die mit der Feder arbeiten.

black-visch, Dintenfisch, sepia.

bladder, bledder (bledere), f. Hautblase, Blatter, Pustel.

bladderich, voller Hautblasen, Blattern.

blade-lôs, Sedum acre; herba vermis.

bladen, sw. v. die Blätter abstreifen.

blaffen, sw. v. bellen; lästern.

blaffert, 1. kleine Münze ohne Bild u. Zeichen. 2. Plapperei?

blaffert-brôt, -nagel, Brot, Nagel im Werte eines blaffert.

blaken, sw. v. (qualmend) brennen, glühen.

blank, glänzend weiss.

blank, eine Münze. 1 Gulden (geldrisch) = 14 Blanken. 1 Bl. = 12 Deut (1 rhein. Bl. = 6 Deut).

blanke, f. Planke, Bohle.

blanken, sw. v. mit Planken versehen.

blanken, sw. v. = blenken, blinken, glänzen.

blanketten, -kitten, sw. v. blank, glänzend machen, schminken, fucare.

blare, f. Blesse; Name einer Kuh mit einer Blesse.

blarren, sw. v. blöcken wie ein Schaf. 2. (laut) weinen.

blas, n. brennende Kerze, Fackel, fax.

blase, f. (Dem. blaseken), Blase; als Beutel benutzt für Geld, Gewürz etc.

blase-ketel, .. kessel? kleiner Kessel vom Inhalt einer (Schweins)blase?

blasen, st. v. intr. blasen, laut atmen schnauben; trans. blasen.

blasenhengst, Pferd mit weisser Stirn.

blasinge, Blähung.

blat, n. 1. Blatt. 2. Halszäpfchen, uvula. 3. Zunge. 4. Webergerät (Blatt der Weberlade) u. sonstiges blattförmiges Gerät.

blat-bîl, Blatt- (breites) Beil.

blauelse, blaue Flecken vom Schlagen.

blau-hant u. blau-vinger, Bezeichnung eines Meineidigen.

blau-vôt, Blaufuss, eine Falkenart (im M. A. auch gegessen).

blawe, s. bla. Als Subst. blaue Farbe; der blaue Fleck, den ein Schlag zurücklässt, livor (Ggs. blôt).

blawunde, vulnus intercutaneum.

bleck, n. Blech; blecken, blechern.

blecken, sw. v. blicken machen, entblössen, bis aufs Hemd ausziehen.

bledeken, Blättchen (Boden einer Karre).

bledícheit, Blödigkeit, Furchtsamkeit.

blei(g), bleger, bleier, der Fisch Blei. silago, alburnus.

blei-kulderinge, das Laichen der Bleie.

blei-lek, -leket = bleikulderinge.

blek, blik (blech), n. 1. eine Fläche Landes, Raum, Platz, Stelle, Fleck, spatium. 2. Flecken, kleiner (und auch grosser) Ort.

blêk, bleich; weiss, farblos.

blêke, f. Bleiche.

blêkelachtich, blässlich.

bleken, sw. v. bellen (vom Hunde); blöcken (von Schafen u. Ziegen).

blêken, sw. v. bleichen.

blêkheit, Bleichheit.

blêkvar, bleichfarbig.

blenden, blinden, sw. v. blind machen; verdecken.

blenken, sw. v. blinken, glänzen.

blenkenheit, Glanz.

blenkeren, sw. v. glänzen.

blerre, lautes Weinen, Wehklage, ploratus.

blerren (blarren), sw. v. plärren (vom Schafe); laut weinen.

blesse, erbittert?

blesse, bles, f. der weisse Nasen- oder Stirnfleck.

blesset, mit einer bles versehen (Pferd).

bleten, sw. v. plärren wie die Schafe, balare.

bli, blig, n. Blei.

bliant, ein mit Gold durchwebter Seidenstoff.

bliflik (blivelik), bleibend.

blick, m. 1. Glanz, Schein, Blitz. 2. blickender Schein, facinus manifestum.

blick, n. Blech; blickvlasche, Flasche von Blech; blicken, blechern.

blick = blek.

blicken, sw. v. Glanz von sich ausstralen, sichtbar werden, sich zeigen; blickende erven, wirklich vorhandene Erben; b. schîn, Augenschein.

blicken, adj. = blickende, manifestus, evidens.

blickinge, das Scheinen, Erglänzen.

blickspel, spectaculum?

blide, f. Maschine, um (Stein-) Kugeln zu werfen.

blide, fröhlich, heiter.

blidelik (en), fröhlich.

bliden-hûs, -schrank, Ort, wo die bliden aufbewahrt wurden (Zeughaus, Arsenal).

bliden-nagel, Nagel (Bolze) zur blide.

bliden-stên, Stein, der aus e. blide geworfen wird.

blide- (bli-, blît-) schop, Fröhlichkeit, Heiterkeit; fröhliches Fest, Gastmahl, Hochzeit.

blidicheit, Fröhlichkeit, Heiterkeit.

blidichliken, fröhlich, heiter.

bliech-achtich, blass, bleich, subpallidus.

blien, bligen, bleiern.

bli(g)asche, Bleiasche (molybditis).

bli(g)nagel, Bleinagel.

bli(g)wit, Bleiweiss, cerussa.

blindelinge, adv. blindlings.

blindes, auf blinde Weise.

blindefalle, das Tau, womit das unter dem Bugspriet befindliche Segel (die Blinde) gehisst wird.

blint, blind; von Thüren u. Fenstern: zum Schein angebracht; blinde pile, Ggs. zu Feuerpfeilen.

blintlik, blinder Weise.

blintnisse, Blindheit.

blîf, n. das Bleiben, Verzug, mora. sonder b., unverzüglich.

bli-vâr, bleifarbig.

bli-vater, der Glas in Blei fasst, Glaser.

bliven, st. v. 1. bleiben; verunglücken, sterben (gern mit dem Zusatze dôt); bes. zur See verunglücken (von Schiffen und Menschen). 2. b. bî, auf jemandes Seite treten; sich jemandes Urteil unterwerfen, sich dessen Spruche fügen.

blivinge, das Bleiben, Dauern.

blixeme, -ene, m. Blitz.

blixemen, sw. v. blitzen.

blixem-slach, Blitzstral.

block, m. und n. 1. Block, truncus. 2. Block oder Klotz, in welchen man die Füsse der Gefangenen schloss, nervus, cippus. 3. blockähnliche schwere Kiste zur Aufbewahrung von Geld, Documenten etc. 4. blockähnlich Gehäuftes. 5. Schiffsrolle. 6. Ackerstück (mit Graben oder Zaun umgeben, oder ein Queracker.) 7. Goldschmidtsarbeit?

blocken, sw. v. die Füsse in den Block schliessen.

block-hûs, Blockhaus, propugnaculum.

block-slot, grosses Vorlegeschloss.

block-stock (tautol.) = block 3.

blode, schwach; furchtsam, verzagt.

blodehertich, schwachherzig.

blodelse (blodsel), Blutrunst (durch Schlag entstanden), blutige Verletzung.

bloden, sw. v. bluten.

blodich, blutig; bl. tegede, Viehzehnte; bl. dufte, Viehdiebstahl.

blodichlik, blutig.

blodigen, auf blutige Weise.

bloen (blogen, bloien, bloigen, blugen), sw. v. blühen.

blogende, f. Blüte.

bloginge, Blüte.

bloisendreger, Fackelträger (der blose, blase trägt).

bloite, (die goldene Ader), Hämorrhoiden?

blome, Blume, eine Art Gewürz (Muskatblumen?); (bes. im Plur.) menses, menstruum.

blomen, sw. v. blühen.

blomen-gêl, blumengelb; Bezeichnung eines Kleiderstoffes.

blomet, Blumenweide (blühende Heide).

blômware, die Berechtigung, blômholt d. h. hartes Holz zu hauen (Ggs. dustware); das blômholt selbst.

blont, s. blunt.

blosem, blossem, f. (?) Blüte.

blosen, bloschen, sw. v. erröten, erglühen.

blôt, blût n. Blut; Blutverwandtschaft; lebendes Wesen.

blôt, bloss (nichts als, nur), nackt; arm, mittellos; al blôt, ganz offenbar.

blôt, f. Blüte, floritura.

bloten, adv. bloss, nur.

bloten, sw. v. 1. blössen, entblössen; offenbaren. 2. (bloss, wüst machen) niederlegen (ein Gehöft etc.).

blôt-gank, Blutgang; spec. rote Ruhr.

blôt-gêter, Blutvergiesser.

blôt-getinge, Blutvergiessen.

blôt-gir, blutgierig.

blôt-hant, mittellos, dürftig (vgl. gût van bloter hant gewinnen, aus Mittellosigkeit zu Vermögen gelangen).

blôt-hunt, Blut-, Schweisshund.

blotinge, Entblössung; Offenbarung.

blôtliken, 1. = blodeliken, blöde, schüchtern. 2. genau, sorgfältig (eig. ohne Hülle).

blôt-risene, blutfliessende Wunde.

blôt-ronn (-renn, -rinne, -rint, -runt, -renninge, -ronninge, -runninge), f. Blutrunst.

blôt-runnich, blutrünstig.

blôt-runst, f. Blutrunst.

blôt-stên, Blutstein, lapis Haematites; bolus armenicus.

blôt-stortent u. -stortinge, Blutvergiessen.

blôt-storter, Blutvergiesser.

blôt-vallich, blutig.

blôt-var, blutfarbig.

blôt-wort, Capsella (bursa pastoris).

blôt-wunden, sw. v. (blutig) verwunden.

blumblome, welche Pflanze?

blunt, blont, blond, bläulich-gelb, lividus.

blûs = blas, Fackel, Leuchte; bluse, Feuerturm, Feuerwarte, Pharus.

blusamicheit (= blosamicheit), Blühen, Gedeihen.

blusemen, sw. v. feuern, heiss machen.

blusen, sw. v. Wartfeuer machen; bildl. feuerrot aussehen.

bluser, Feuerwärter.

blusetorm, Feuerturm.

blût-, bludelos, blutlos.

bluwel, bluel, Bleuel, Werkzeug zum Schlagen.

bluwen, sw. v. schlagen.

bo = be, namentlich in Compp.

bôch, bûch, m. 1. Ring. 2. Bug, Keule, Schulter. 3. Bug des Schiffes, Vorderteil. 4. Biegung; Wendung. 5. Bezeichnung eines Ackerstückes.

bôchholt, Krummholz?

bôchlik, biegsam.

bôchribbe, Bugrippe, die vorderste R.

bôchsak = bokessak, bokesbudel?

bôchsam, biegsam.

bôchsprêt, Bugspriet.

bodde, s. bodene.

boddele, f. aufwallende Wasserblase, bulla.

boddelen, buddelen, sw. v. Blasen aufwerfen.

bode, bade, m. Bote; Gerichtsbote; Dienstbote.

bode, f. Vorladung.

bode, f. 1. kleines, von Handwerkern u. s. g. kleinen Leuten bewohntes Haus. 2. Baracke, Zelt; Verkaufs- und Arbeitsbude.

bode = bodene, Fass.

bódeker, bodiker, Böttcher.

bo-dêl (Bau-teil?) oder bodel (= budel?), das gesammte Vermögen.

bodel, boddel, m. Büttel, Gerichtsdiener, namentl. Scharfrichter, Henker.

bodelen, sw. v. bütteln, d. h. jem. dem Büttel übergeben?

bodelgût, unbewegl. Vermögen, Landgut.

bodelie, Büttelei, Wohnung des Büttels, auch als Gefängnis dienend.

bodeman, Bewohner einer bode.

bodeme, 1. (von Wachs, Fett etc.) Klumpen, Scheibe, Boden, (Bottich); 2. = bodene.

bodeme, boddeme, bodden, m. 1. Boden, bes. eines Schiffes; das ganze Schiff, insofern der b. die Last fasst. 2. Gewässer, das von Schiffen befahren wird (»bodden, ein niedriges Binnenwasser«. Dähnert.). 3. als f. ein flaches Schiff?

bodemen, sw. v. mit einem Boden versehen, Boden einsetzen.

bodemen, sw. v. auf Schiff und Ladung (Bodmerei) leihen.

bodem-stede, Stätte, Stelle des Bodens, wo ein Gebäude steht.

bodem-tol, Zoll von allem, was in Gefässen eingeführt wird.

boden-bank, Bank, auf der die bodene, Bütten, stehen.

boden-brôt, 1. Botenbrod, Lohn für eine überbrachte Botschaft. 2. die Botschaft selbst.

bodene, boden, bode, bodde, budde, butte (u. bodeme etc.) 1. offenes Fass, Bottich, Wanne etc., dolium. 2. die hölzerne Einfassung des Mühlsteins, Mühllauf.

bodener, Bewohner einer bode; Büdner.

boden-mekere, Bottichmacher, Böttcher.

boden-rôf, Deckel über e. bodene.

boden-stulpen (einer Person einen Bottich [oder Kufe] aufstülpen und so widerstandsunfähig machen [?]), berauben, ausrauben, ausplündern.

boden-stulper, (nächtlicher) Räuber, Plünderer.

boden-tafel, Gesinde-tisch.

boderen, sw. v. waschen?

bode-schop, f. Botschaft; m. Botschafter.

bode-schoppen, sw. v. verkündigen, melden; bodeschopper, Botschafter.

bodik-holt, Böttcherholz, Fassdauben.

bodinge, 1. Botschaft. 2. Vorladung. 3. Aufgebot (zum Kriege).

boge, biegsam.

boge, m. 1. Bogen. 2. (Fenster-) Rahmen. 3. Flurname (nach der Gestalt benannt, = bôch?).

boge, f. Biege (curvatura,) Gelenk.

bogel, boggel, m. Bügel, Ring; dorch den b. slân = das bogelspel üben, einen Ball durch einen Ring oder Bügel treiben.

bogel-iser, Bügeleisen.

bogel-rugged, mit gebogenem Rücken.

bogen, sw. v. beugen, biegen.

bogen (= bagen), sw. v. pralen, rühmen.

bogen-sage, Kreissäge.

bogen-schere, Kreisschere.

bogen-schote, Bogenschuss; als Längenbezeichnung.

boge-rêp, das Tau, welches die Boje am Anker befestigt.

bogesam, biegsam; gefällig, freundlich.

boge-tange, Biege-zange.

boghaftich, biegsam.

boginge, Beugung.

bohurt, burt, m. Ritterspiel, Buhurt.

boie, f. 1. Fessel. 2. Treibbake.

bojer, bojert, m. kleines Fahrzeug mit einem Maste.

boisolt, Baisalz, Meersalz (aus Baye, Hafenort südlich von Nantes).

boiwede (= buwede), Ernte.

bôk, n. Frucht der Buche, Bucheckern.

bôk (bûk), n. Buch.

boke, f. Buche.

bôk-ecker, Eichel der Buche.

bok-el-budel = bokesbudel.

bokele, f. die aus e. Erzbeschlage bestehende halbrunde Erhöhung in der Mitte des Schildes.

bokeler, m. Schild mit e. bokele, grosser Schild.

boke-mole, Stampfmühle.

boken, büchen.

boken, sw. v. 1. klopfen, schlagen; vlas b., durch Klopfen weich machen. 2. pochen, pralen.

boken, sw. v. vergeben von Todeswegen (eig. buchen).

boken-schot, das beste Buchenholz ohne Knorren.

boker, Schläger, Klopfhammer, metellus.

bokeral, Art des feinsten weissen Leinens, bissus jacinctus.

bokerei?

bokes-budel, Beutel für ein Buch, namentlich Gesangbuch; später: das übertriebene Festhalten an alter Sitte, Bocksbeutel.

bôkmast, Buchmast.

bôkstaf, m. Buchstabe.

bokstaven, sw. v. buchstabieren.

bokunge, Verbuchung; Vergabung von Todeswegen (inscriptio).

bôk-vorer, Buchhändler.

bôk-wête, Buchweizen.

bôl, n. Stück Landes; Landgut (praedium).

bol, unterhöhlt, hohl, spongiosus, cavernosus.

bolaftich, porös, nicht fest.

bolborch = bolbreng.

bôlbreng, (altfr.) Ausstattung, was die Frau mit ins bol(d) bringt.

bolde, balde, rasch, sogleich.

boldeke (baldeke), -dek, -dik, -dok, -dich, n. Seide aus Baldac, d. i. Bagdad; Kleider oder Decke daraus; bes. das Leichentuch, Sargtuch.

bole, bale, f. bauchiges Gefäss (Bowle).

bole, bolle, bale, f. Bohle.

bole, m. Buhle, trauliche Bezeichnung von Verwandten (namentlich Brüdern) oder sonst durch Beruf nahestehenden oder befreundeten Personen (vgl. gildebole, kalandsbole = Gildebruder etc.). f. Buhlerin.

bolen (balen), sw. v. mit Bohlen, Dielen belegen.

bolen, sw. v. Buhlschaft treiben.

bolen, sw. v. ausstatten (vgl. bôlschat).

boleken, (leibliche) Geschwister; boleken-kindere, Geschwisterkinder.

bolen-brêf, Liebesbrief.

bolen-lêt, Liebeslied, unzüchtiges Lied.

boler, Buhler.

bolgen, bulgen, (Part. zu belgen) zürnend, b. môt, Zorn.

bolieren (bolêren), sw. v. Buhlerei treiben.

bolinen, Bugleinen, die Taue, womit die dem Winde zugewandte Seite nach vorn (nach dem Buge) geholt werden.

bolken, sw. v. bölken, vom Schreien des Rindviehes, mugire.

bollart, eine Art schlechten Pelzwerkes? oder Art Felle?

bolle, alles was von runder, knopf- oder kugelähnlicher Gestalt ist.

bollik = boldek.

bollinge (= bolinge), Bohlung, Fachwerk.

boll-îs, Wind-eis, Hohl-eis.

bolsan, m. Stange mit einer Fahne; die Fahne selbst.

bôlschap, Buhlschaft; concr. Buhlerin.

bôlschat, Hausschatz, d.i. der Frau ins Haus mitgegebener Schatz, Aussteuer.

bolt, balt, rasch, kühn, trotzig.

bolte, bolten, m. 1. Bolz, Pfeil. 2. runder Stab. 3. Fessel, Fusseisen. 4. Rolle (unverschnittener) Leinewand.

bolteken, ein kleines Mass für Flüssigkeiten (Bier).

bolten-dreier, Bolzendrechsler.

boltvê, urspr. das Vieh, das der Braut als Aussteuer mitgegeben wurde; überh. Aussteuer, Mitgift.

bolwerk, n. urspr. Bohlenwerk, hölzerne Wehr; später jede Befestigung (auch von Erde).

bolwerken, sw. v. mit einem Bollwerk versehen.

bôm, m. 1. Baum, Stange. 2. Schlagbaum. 3. Lichtbaum (Gestell, um Lichter darauf zu setzen). 4. Hebebaum. 5. Sattelbaum etc. 6. lübsche b., Bezeichnung für das Niedergericht in allen Städten, in welchen das Lübische Recht galt.

bomer, Baumwärter, der den Schlagbaum zu öffnen oder zu schliessen hat.

bôm-garde, Baumgarten.

bôm-gôs, Baumgans, Anas bernicla.

bôm-hekel, Specht, merops.

bôm-hower, der Bäume, namentl. Sattelbäume macht.

bôm-kanne, Baumkanne, hölzerne Kanne.

bôm-leter, eine Pflanze, welche?

bôm-pert, Stangen-, Deichselpferd.

bôm-schip, Trog oder Schiff, aus einem Baumstamme gemacht, monoxylon; kleines Fischerfahrzeug.

bomsin (bomside), ein gewebtes Zeug (Aufzug von Baumwolle oder Garn, Einschlag von Wolle).

bômte, n. Anzahl von Bäumen, Gehölz.

bone, f. Bohne; wertlose, geringe Sache.

bone, m. und f. 1. Bühne, jede bretterne Erhöhung. 2. die Decke eines Zimmers, Boden, Stockwerk.

bone = bodene, Boden.

bone, (fries.) Mörder, (alts. bano).

bonehase, Bönhase, d. i. der ohne das Meisterrecht erlangt zu haben, heimlich sein Handwerk betreibt.

bonehasen, sw. v. ein bonehase sein.

bonen, sw. v. bühnen, mit Brettern belegen?

bonen, sw. v. für den Mörder erklären.

bonen, sw. v. mit einer steifen Bürste oder gewächstem Lappen reinigen u. blank machen.

bonen-pümpel, Bohnen-Stampfer.

bon(h)aftich, Bühne, Zimmerdecke, Stockwerk habend; subst. Bühne, Stockwerk etc., tabulatum.

bonik, bonk, m. der unterste Schiffsraum, Kielraum; das den Raum erfüllende, Ladung. den b. breken, die Ladung, Ware, anbrechen, öffnen.

boninge, die 22 letzten Tage der s. g. Fluten bei der Salzbereitung.

boninge, (Bühnung), Decke eines Stockwerkes.

bonnet, bonnit, m. (n.) Hut, Kopfbedeckung; in der Nautik: ein Beisegel an einem grösseren, eine Verlängerung des Segels an der Unterseite durch einen Streifen Segeltuch, Leesegel, frzs. bonnette.

bonuteken, dem. Bonnetchen, Hütchen, Kopfputz.

bor, hoch, erhaben.

bor, m. Bohrer.

boras, Borax.

borat, ital. buratto, dünnes, wollenes Zeug, Etamin.

borch, n. Verbürgung u. das zu Borg gegebene Gut, mutuum. jem. to borge beden, auffordern, für ihn Bürgschaft zu leisten; to borge dôn, gegen Bürgschaft frei geben: von Sachen: auf Borg ausgeben; to borge eschen oder geren, gegen Bürgschaft fordern oder begehren.

borch, borchswîn, verschnittener Eber.

borch, f. Burg.

borchardesblomen, Burckhardtskraut, polium montanum (Atriplex hortensis).

borch-dink, Burggericht.

borch-dore, Burgthür.

borchele (borgel), dem. ein verschnittenes männliches Ferkel.

borch-genote, Burggenosse, Mitglied der Burgbesatzung.

borch-gesete, n. 1. Burgsitz, vgl. borchsate. 2. m. Burgsasse, Burgmann.

borch-gesinde, Mitglied der Burgbesatzung.

borch-here, Burgherr, Vorsteher des Burgamtes.

borch-hode, 1. Bewahrung, Behütung der Burg; syn. borchvrede; Vertrag, Verschreibung darüber. 2. Ausgaben zur Bezahlung der Bewachung. 3. concr. der Raum, innerhalb dessen der Schutz gilt.

borch-knôp, ... knopf?

borch-leger, ritterliches Gefängnis.

borch-lên, Burglehn, feudum castrense.

borchlik, das Civilrecht betreffend.

borchlik, burgartig.

borch-man, Burgmann, der im Dienste eines Burgherrn ist, Inhaber eines Burglehns. Plur. die Besatzung einer Burg.

borchmans-gût = borchlên.

borch-mate, Burgmass (-scheffel = 16 Metzen).

borch-recht, Burg-gericht, -recht.

borch-sate, -sete, n. und f. 1. Burgsitz, Quartier in der Burg. 2. m. Burgsasse, Burgmann.

borch-schepel, Burgscheffel (= 16 Metzen).

borch-sokunge, Burggebiet? (castellatura).

borch-stove, Burgwirtshaus.

borch-tal, s. borgetal.

borch-veste, 1. Burgfeste, Schloss. 2. Burgdienst, servitium ad arcem muniendam.

borch-vrede, 1. Ruhe u. Frieden innerhalb des Burg- (Stadt-) Bezirkes; Vertrag darüber; concr. Inbegriff aller Oertlichkeiten, in denen der Burgfrieden Gültigkeit hatte. 2. m. u. n.
= berchvrede.

borch-wart (-warde), f. 1. Burgwarte, -feste, castrum. 2. Burgbezirk.

borch-were, 1. Verteidigung einer Burg. 2. das zur Verteidigung gehörende Inventar.

borchweren, sw. v. befestigen.

borch-werk, Befestigung, Schutz der Burg, munitio castri, structura; Dienst zum Schutz der Burg.

borde, f. (eig. districtus judicii temporalis; dann überh.:) Bezirk, Landschaft (Börde).

borde, m. Saum, Leiste, Einfassung, Besatz, circumferentia; Brustband, Gürtel.

borde, Scherz, Spiel, Posse.

borden, sw. v. Bord an Bord legen (von Schiffen).

borden, sw. v. den bort einer Glocke treffen (vom Klöppel.)

borden, sw. v. scherzen, höhnen, spotten.

bordene (borden, borde), f. Bürde, Last.

border, Scherzer, Possenreisser.

borderen, sw. v. buhurdieren, Ritterspiel treiben.

borderich, der Scherz, Possen treibt.

borderwerker, -sche, Bortenmacher, -in.

bordesan, n.? Partisane.

bordeslude, Leute, die zu einer Börde gehören.

bordevoget, Vogt der borde, des Districts.

bordich, gebürtig.

bordich, scherzhaft, höhnisch.

bordink, -dinge, ein kleines Fahrzeug, Kahn etc., carabus; bordingsvorer, carabita.

bore (bare), f. Bahre, gerula.

bore, f. Hebung, Einnahme; m. Hebungsbezirk, Gebiet.

boreit, n. Barett.

borelos, ohne Wind und Wellen.

boren, sw. v. 1. gebühren, zukommen, refl. sich gebühren, oportet; 2. sich ereignen (meist refl.).

boren (baren), sw. v. 1. heben. 2. richten, ein Gebäude etc., 3. erheben, einnehmen (Steuern, Renten).

boren, geboren.

borental, gebührliches Verhältnis.

borge, m. Bürge.

borgehant, cautio judiciaria; in b. bringen, jem. nötigen Bürgen zu stellen (für das Erscheinen im gerichtlichen Termin).

borgekôp, Kauf auf Borg, Credit.

borgele, portulaca; auch glossiert durch adracius, adragis.

borgelik, bürgerlich, civilis.

borgen, sw. v. Bürge sein, sich verbürgen (etwas einstweilen frei gelassenes wieder vor Gericht etc. zu stellen), mit Acc. fristen, aufschieben; b. up, seine Hoffnung auf jem. setzen; refl. Bürgen stellen.

borgere, 1. = borchman. 2. Bürger einer Stadt. 3. = borge, Bürge.

borgerie, Bürgerschaft.

borger-(borge)meister, Bürgermeister, Schulze, magister civium.

borgerrecht, die allgemeinen, städtischen Statuten; die Bürgerpflichten.

borgerschap, Bürgerrecht.

borgersche, Bürgerin.

borgerslach, Bürgerart, Qualität derjenigen, die zu Bürgerrecht dürfen angenommen werden.

borgerwerk, die öffentlichen Arbeiten, namentlich Erd- und Bauarbeiten, welche die Bürger unentgeltlich zu leisten hatten, opera civilia.

borgerwerken, sw. v. borgerwerk thun.

borge-(borch)tal, Bürgschaft.

borge-(borch)tuch(t), f. und n. Bürgschaft, Bürgenbestellung; Strafe, die der Bürge dem Richter bei Ausbleiben des Verbürgten entrichtet.

borich, Einkünfte erhebend.

boringe, f. Hebung; Einnahme; Hebungsbezirk.

borke, f. Rinde, Kruste.

borlik, gebührlich.

bormester = borgermester.

bormint, eine Mund-(?)krankheit des Pferdes.

borne, m. 1. Brunnen; spec. = soltborne. 2. frisches Wasser.

borne-gût, Salzgut.

borne-here, Brunnenherr, Aufseher über die Brunnen.

borne-kerse, -kasse, Brunnenkresse, Nasturtium off.

borne-mester, (Salz-)Brunnenmeister.

borne-mole, Wassermühle, -werk.

bornen, sw. v. zum Brunnen, frischem Wasser, führen, tränken (Vieh), adaquare.

borne-sprink, -sprank, m. Brunnquell.

borne-tins, (jährliche) Brunnenabgabe.

borne-tovere, Brunnen-, Wasserzuber.

born-holt = bernh., Brennholz.

bornich, zum Brunnen gehörend, fontaneus.

borninge, Wasserholen, Tränken.

bornisse, Gebührnis; richtiges Verhältnis.

born-kope, Wasserkufe.

born-kuven, Wasserkufe.

born-stên, 1. Brunnenstein; grosser Fels, Fundamentstein. 2. = bernstên, electrum, succinum.

born-sule, Brunnensäule, -pfahl.

bor-(ba-, be-)rassen, Borago off.

borries? = borsis?

borse = riste, bote? rispa? Bündel?

borsen? rade (Räder) b.?

borsis (borezis) = mhd. bortsîde, halbseid. Zeug.

borst, f. 1. Brust, Busen. 2. Brustharnisch.

borst, Gebrechen, Bruch, Mangel; mi wirt b., mit Gen., ich vermag etwas nicht auszuführen; die Strafe pro defectu.

borst-borge, Schadebürge.

borst-dôk, Brusttuch.

borste (u. borstel), f. Borste; Bürste.

borstel = borch-stelle.

borsten, s. bersten.

borstich, gebrechend, Mangel habend.

borst-lappe, Brusttuch.

borst-slach, Brustschlag.

borst-suke, Brustkrankheit.

borst-were, Brustwehr.

bort, f. Geburt; das Gebären; Herkunft; concr. Leibesfrucht, das Geborene.

bort, m. u. f. Rand eines Gefässes, Bettes, Schiffes, einer Glocke; Tafel, Tisch.

bôrt, Scherz.

bort-brêf, Geburtsbrief, Bescheinigung ächter freier Geburt.

bort-holt?

bôrtlik, scherzhaft, jocosus.

bortschip, 1. Schiff = bordinge. 2. Schiff, das zur Reiheschiffahrt gehört.

bortschof, Handvoll (Bund) Stroh vom Rande eines Strohdaches.

bortucht = borgetucht.

borwort, Bruchwurz, Agrimonia Eupatoria.

bosack? (= bôksack, bokesbudel? oder = vôtsack?)

boschenspel = bôsselspel.

bose, bôs, 1. bös, grimmig. 2. schlecht.

bosem(e), s. busem(e).

boserich, schadhaft.

bôshake, Bootshaken.

bosich, böse, zornig.

bôslik, böslich, malignus; adv. bôsliken.

bôsman = bôtsman, Matrose.

bôsruchtigen, adv. verleumderischer Weise.

bôss (ahd. banse), f. (?) Viehstall.

bôsse, die harte Hülse gewisser Fruchtarten, siliqua.

bôsse (botze, boitze), Art grobes Schuhwerk (Filzschuh, sotular).

bosse (botze), f. Posse, ludicrum.

bossenmaker, Possenreisser.

bosserie, Possenspiel, jocus, ludus.

bôssel, Kegel.

bôssel-bân, Kegelbahn.

bôsselen, sw. v. Kegel spielen, kegeln.

bôsse(l)-klôt, Kegelkugel.

bôssel-leck, Kegelspiel.

bôssel-spel, Kegelspiel.

bôssen, sw. v. Kegelschieben.

bôss-holt, Kegel.

bôss-kule, Kreisel, trochus.

bôt, n. u. m. Boot, cymba.

bôt (= boit, bowet), f. Ernte; bôtmaget, Erntemagd.

bot, n. Gebot, Befehl; gerichtl. Vorladung; gebotene Zusammenkunft.

bot-brêf, Gebotbrief, schriftlicher Befehl.

bot-dink, (gebotenes Ding) feierlicher, allgemeiner Gerichtstag, placitum, judicium supremum.

bote, bute, f. 1. Abhülfe, Besserung, Heilung. 2. Busse (im kirchl. Sinne); Busse, Genugthuung durch Geld- oder andere Strafen (im gerichtl. Sinne).

bot(e), f. eine Art grosser Fässer (zu Wein, Korinthen etc.).

bote, m. ein Bündel Flachses.

botel, Instrument zum Schlagen, percussorium, metellus.

boteln, sw. v. castrieren.

boten, buten, sw. v. 1. ausbessern, flicken. 2. heilen, bes. durch Segensformeln; (castrieren). 3. wegschaffen, vertreiben. 4. stillen, befriedigen. 5. büssen (im kirchl. u. rechtl. Sinn).

boten, buten, sw. v. Feuer machen, anzünden.

boten-toll, Zoll von Fässern (boten).

boter (böter), (Elb)schiffer, die aufwärts fahren.

boter, 1. Besserer, Flicker. 2. Büsser.

boterie, Heilung (durch Segensformeln).

bot-ersen, einem den Hintern gegen die Erde etc. stossen.

bote-vûr, Feueranzünder, bildl. Anschürer.

boterwort, heilendes Wort, Trostwort.

botins = voderwand under de cledere.

botlink, m. ein verschnittenes Tier, bes. Hammel, Wallach; Eunuch.

bot-mester, der die Leute zu Gericht zu entbieten hat, Ratsdiener.

bot-plichtich, dem Gebote zu folgen verpflichtet, gehorsam.

bôtsam, butsam, bussfertig.

bôtsamen, sw. v. verbüssen, gut machen.

botter, f. Butter.

botter-busse, Butterbüchse (swarve).

botter-lude, Händler mit Butter, Fettwaren etc., Fettkrämer.

botter-melk, Buttermilch.

botter-span, Butterlöffel (zum Abstechen der Butter).

botter-staf, Gerät, das man dreht, um zu buttern.

botter-stock = botterstaf.

botter-stotere, Butterstösser, (Markt-)Aufseher über den Verkauf von Butter.

botter-tunne, Buttertonne.

botter-vat, Butterfass.

botter-vogel, Schmetterling.

bottinglosinge, Lösung von dem Botding (Abgabe für einen Gerichtsspruch an den Landesherrn?).

bottingschult = bottingspennink?

bottingstên, Stein, an u. auf welchem das Botding gehalten wurde.

bottink = botdink.

botvast, gebotenes Fasten.

bôtverdich, bussfertig.

bôtverdigen, sw. v. büssen lassen, bestrafen.

botze, s. bosse.

boug, m. (?) Ast, Zweig.

bouwede (bowede, bouwe, bôt), f. Ernte, Erntezeit.

bove, Bube, nequam.

boven, sw. v. sich wie ein Bube benehmen.

boven (aus be-oven), baven, oben, über; gegen, wider; boven dat, trotzdem, obwol.

bovengân, 1. walten über. 2. den Vorrang haben, übertreffen.

bovenkomen, überführen (komen boven jem.).

bovenkonink, Bubenkönig, d. i. Aufseher über Vagabunden etc.

bovenschole, collegium iniquitatis.

bovenste, oberste.

bovenwers, oberhalb.

boverie, Büberei.

bovete (?) = bovinne, Bübin, nichtswürdiges Frauenzimmer.

bovetliken, bübisch.

bovich, bübisch, nichtswürdig.

bovinne, Bübin, truphatrix, scortum.

bôfliken = bovichliken.

bow, f. u. n. Ernte; bôwmant, Erntemonat.

boxe, buxe, f. Hose (urspr. aus Bocksleder gemacht?).

bra = brade.

(bra, Augbraue.)

brabbelen, sw. v. schwatzen, plappern.

brace (brase, bratze, brasse, brâtzeme u. brece etc.), f. Brosche, Spange, bracea, fibula.

bracht, brecht, m. Pracht, Herrlichkeit.

brack, Asche mittlerer Güte; bracks-brack, cinis vilissimus.

brack, Bruch = brak(e), broke.

brack, salzig (vom Wasser).

brackannige, essbare Pflanze oder Wurzel?

bracke, m. Leit-, Spürhund.

brackvogel, Brachvogel, turdus.

brade, bra, gew. f. (eig. das zum Braten geeignete Dickfleisch, Schenkel, Wade etc.), Braten.

bradelse, n. Gebratenes.

bradem, m. Dunst, Qualm, Brodem.

braden, st. v. braten.

braden-kerer, der den Braten am Spiesse dreht, ein Küchenamt.

brade-spit, Bratspiess.

bragen (ndl. brouwen), sw. v. ein Schiff kalfatern.

brager, Kalfaterer.

brak, m. Gekrach.

brak, n. seltener m. 1. Bruch, Riss. 2. Gebrechen, Mangel. 3. Bruch eines Gesetzes, Vergehen.

brakbank, der zum Kalfatern eines Schiffes bestimmte Platz am Ufer.

brake, f. u. m. Zweig, Ast; Baumstumpf. busk u. brake vom wild aufwachsenden Gesträuch.

brake, f. 1. Instrument zum Flachsbrechen. 2. neu gepflügtes Land, novale.

brake, f. 1. Bruch, bes. Deichbruch. 2. Gebrechen, Mangel; Sonnenfinsternis, defectus; Mangel bei Erfüllung von Verbindlichkeiten.

brake, adj. gebrechend, mangelnd.

braken, sw. v. 1. Flachs brechen. 2. brach pflügen.

braken, sw. v. intr. Geräusch machen, krachen.

braklôk, emicedo u. esula major.

braksam = broksam.

brâm, brâmber, -busch, -dorn, Brombeerstrauch, rubus; Brahm, Ginster, genista; (wird auch mit vepres glossiert).

brân, (Plur.) die Augbrauen.

brannewîn, Brantwein.

brant, m. Brand; brennende Hautentzündung.

brant-mure, Brandmauer.

brant-rede, -rode, f. Brandbock; ein eiserner Bock zum Auflegen der Holzscheite auf dem Herd. andela, tedale.

brandstorer, Brandstifter.

bras, m. Lerm, Gepränge; Prasserei.

brâsch, brêsch, m. Krach, Gebrüll, Lerm, lermendes Gepränge (= bras).

brâschen, brêschen, schw. v. 1. krachen. 2. brüllen, lermen. 3. pralen.

bras-pennink, grosse flandrische Silbermünze.

brassem, bressem, m. Brachsen, cyprinus brama, brasinus.

brassen, sw. v. lermen; prassen.

brasser, Prasser, Schwelger.

brassêren = brassen.

brassêrer, Prasser.

brât = barât, Lerm; Unwesen; u. = brade.

brât-ber, Bratbirne.

bratmen, Dunst, Brodem.

brât-schape, Bratpfanne.

brât-spit, Bratspiess.

bravêren, sw. v. einher stolzieren.

brawinge = brakbank.

brece, s. brace.

brecht, s. bracht.

brechten, sw. v. lermen.

breckeln, Hündchen (= breckelîn).

brede, breide, f. 1. Breite. 2. Ebene. 3. Ackerstück, das eine grössere Fläche einnimmt bei einem ansehnlichen Verhältnis seiner Breite zur Länge.

brêden, breiden, sw. v. ausbreiten; verbreiten.

breden, brettern.

brêf, m. alles geschriebene; Urkunde, Attest.

brêf-lovede, schriftliche Versicherung.

brêf-toger = brêfwiser.

brêf-vat, Behälter für Briefe.

brêf-wiser, Vorzeiger des Briefes, der Urkunde.

bregen, bragen, n. Gehirn.

bregen-kop, Hirnschale.

bregen-panne, Hirnpfanne, -schale.

bregen-slame, Hirnverletzung.

bregen-vat, Hirnfass, -schale.

brehen, sw. v. leuchten; glänzen.

breidel, m. Zaum, Zügel.

breiden, sw. v. stricken (mit Stricknadeln).

breke, m. (?) 1. Bruch, Verschuldung. 2. Schnupfen, Katarrh, reuma, pituita.

breke-isern, Brechstange.

brekelich, gebrechlich.

brekelicheit, 1. Gebrechlichkeit. 2. Abbruch.

breken, st. v. 1. intr. brechen; gebrechen, mangeln; umschlagen, verderben (vom Wein etc.). 2. tr. brechen; brechend machen; ab-, niederbrechen; machen, dass etwas aufhört; unterwerfen; eine Verpflichtung nicht erfüllen; verbrechen, verwirken, in Brüche verfallen; im Wege Rechtens entziehen; brüchen, in (Geld)strafe nehmen. 3. refl. durch Brechen sich loszumachen suchen; hervorbrechen; sich überwinden.

brekervelder, Messer, in Brekerfelde (unweit Hagen) verfertigt.

brekhaftich, mangelhaft; brekhafticheit, Gebrechlichkeit.

brekich, straffällig.

breksel, n. Gebrechen; Krankheit.

breme (brame, brumme), m. Dornstrauch; Ginster. rubus, vepres u. scoparium.

bremelisse = bremelse, Verbrämung.

bremelse, n. Verbrämung, bes. Pelzbesatz.

bremen, sw. v. verbrämen; den Rand, Saum besetzen.

bremern, von Bremen, bremisch.

brennekrût, Hahnenfuss; apiatellum.

brennen, sw. v. (selten, gew. bernen).

brêsch, s. brâsch.

brêschinge, Geschrei, Gekreisch.

brese, s. brece; bresem, s. brassem.

bresilien, Brasilholz, Rothholz, Lignum Fernambuci.

brest, Gekrach, Lerm.

brêt, breit.

bret, n. Brett; Zahlbrett, Almosenbrett, Spielbrett, Sitzbrett, erhöhter Sitz; als Massbestimmung (für Leinewand etc.)?

brêt-fôt, Kröte, bufo.

brêtschlages, in breiter Fläche.

bret-spil, Bretspiel; Hazardspiel.

bret-stôl, Stuhl, dessen Sitz ein Bret ist.

bret-tûn, Zaun aus Brettern.

brêtvlages (-vlakes), in breiter Fläche.

brêt-worm, Kröte.

bretze, s. brace.

brî, brîg, m. Brei.

bricke, 1. Scheibe, um etwas darauf zu setzen oder um damit zu spielen. Stein im Bretspiel, cirtis: Name eines Spieles auf dem Eise. 2. Name eines Fisches, cirtis.

bricken-slach, Spiel mit Bricken.

brimmen (brammen, brummen), sw. v. brüllen, laut schreien, rugire.

brimminge, das Brüllen.

bringen, brengen, sw. v. bringen: (Glas Wein, Bier etc.) zutrinken; it bringen van, sein Leben retten.

bringer, brenger, (Über)bringer.

brink, m. urspr. Rand; Rand eines Ackers, Ackerrain; Grasanger; der angeschwemmte Rand eines Baches oder Flusses; Rand eines Gehöftes, wo die Häuser der Brinksitzer zu stehen pflegen; Rand eines Hügels, der Hügel selbst, höher liegender Rasenplatz.

brink-blôm, bellis perennis.

brink-gras, Brinkgras (ein der Hirse ähnliches Gras); Brinkplaggen bestehen aus Brinkgras.

britem (= bratem, vratem), aufsteigender Dunst.

brockel, n. abgebrochenes Stück, fragmentum.

brode, f. geile, unkeusche Person.

broden, sw. v. brüten, cubare.

broden, sw. v. mit Brod versehen, speisen, ernähren, erhalten; brodede gesinde, in jemandes Diensten stehendes Gesinde.

broden-son, Hurensohn (als Schelte).

broder Bruder, sp. Klosterbruder; Plur. brodere, die Testikeln, Hoden.

brodermester, Brudermeister, ein Klosteramt.

brodern, sw. v. refl. sich verbrüdern; Erbverbrüderung schliessen.

broderschap, Bruderschaft. 1. in religiösen Dingen, fraternitas. 2. Zunft, Genossenschaft.

brodich, im Brode (= Dienste) eines andern stehend.

(broge) broie, f. Brühe.

brogen, broien, brugen, sw. v. brühen; kochen.

brôk, brûk, n. Bruch, eine tiefliegende von Wasser durchbrochene, mit Gehölz bestandene Fläche.

brôk, f. Beinkleid, Bekleidung der Oberschenkel.

brôk, adj. (brüchig,) bruch-, straffällig.

broke, brôk (u. breke, brek), m. selten f. 1. Bruch, fractura. 2. Gebrechen, Mangel, Abgang; bes. Mangel bei Leistungen von Zahlungen. 3. Bruch eines Gesetzes, einer Vereinbarung etc., Verbrechen. 4. Brüche (Geldstrafe an die Obrigkeit).

brokede (brokete), brukede, n. = brôk, Bruch, palus.

brokel, gebrechlich.

brokelicheit, Gebrechlichkeit; Gebrechen.

broken, sw. v. in Brüche nehmen.

brokere, der Straffällige.

brôk-gordel, Hosengürtel, lumbale.

brôk-grasinge, die Grasnutzung eines brokes.

brôkhaftich, 1. gebrechend, ermangelnd. 2. straffällig.

brôkhaftich, sumpfig.

brôk-hasen, Hose und Strumpf zusammen, langes Beinkleid.

brôklik = brôkhaftich.

brôklink u. brolink, Brüling, halbjähriges oder jähriges Schwein.

brôk-man, der in e. brôke lebt, paluster.

brôk-reme, Hosenriemen, -gürtel.

brôksam, 1. gebrechlich. 2. straffällig. – Subst. Abbruch.

brôksamich = brôksam.

brôksamicheit, 1. Mangel. 2. Schadhaftigkeit. 3. Sündhaftigkeit.

brôk-snider, Bruch(-Stein)schneider.

brôk-tende, Neubruch-zehnte.

brôkvellich, straffällig.

brolink = brôklink.

brôl-meker (-mecher), Sumpf-, Moorarbeiter, faber paluster.

bromese u. bromete, f. Bremse.

bronnie, bronnige, f. Brünne, Panzerhemd; Kittel.

brosbeen, Wachholderbeeren?

brôsch, zerbrechlich, mürbe.

(brôsch-) brôsheit, Zer-, Gebrechlichkeit, Mürbigkeit.

broseme, Brosame.

brot, n. Brut.

brôt, n. Brod; Dienst (mit Unterhalt durch den Herrn); concr. die im Dienst Stehenden.

brôt-bedeler, Bettler.

brôt-bidder, Bettler; brôtbiddinge, Bettelei.

brôt-degen, (Brodmann) freigebig? oder Inhaber des Brodspenderamtes?

brôt-drage, Brodtrage, -brett.

brôt-etende, der (eines andern) Brod isst; Gesinde, Dienstmann.

brôt-eter, Brodesser; mîn b., mein Gesinde.

brôt-korf, Brodkorb.

brôtlink, der im Brode eines andern steht.

brôt-schap, Brodschrank.

brôt-scherne, -scharne, Brod-bank, -tisch (als Verkaufsstelle).

brôt-schrange, Gestell (Laden) für das Brod.

brôt-spiser, der für die Tafel (das Brod) zu sorgen hat, ein Klosteramt.

brôt-stumper = brôtbidder, Bettler.

brôt-zucker, Zucker in Broden.

bruche, Gedärme.

brudegam, Bräutigam; auch: Gemahl.

brude (= bruwede), Gebräu?

brudeknecht, Brautführer.

bruden, sw. v. (brauten), heiraten.

bruden (brüden), (urspr. coire, futuere, stuprare; in abgeschwächter u. ganz verblasster Bedeutung) vexieren, necken. Vgl. Hildebrand in Gr. W. B. 106 s. v. gehei.

bruderie, Spass, Scherz.

brugge, f. Brücke (u. Strasse).

brugge-block, (festes) Brückenholz.

brugge-hamer, Hammer der Steinbrücker (Strassenpflasterer).

brugge-holt, Holz (Bohlen) zu e. Brücke.

brugge-man, Steinsetzer, Pflasterer.

bruggen, sw. v. 1. eine Brücke machen. 2. mit Steinen (oder Bohlen) eine Strasse pflastern.

brugger = bruggeman, Pflasterer.

brugge-stên, Pflasterstein, Feldstein.

brugge-werk, Brücken(Strassen-)werk, -arbeit.

brukelicheit, Nutzungsrecht.

brukelik, unbeschränkt nutzbar; adv. brukel(i)ken. (Auch = gebräuchlich, wie es Brauch u. Sitte ist?)

bruken, sw. v. nötig haben, gebrauchen; mit Gen., Acc. u. van. Refl. sich bedienen; sich beschäftigen womit.

bruker, Mäkler (engl. broker), b. der deve, Diebshehler.

brûk(h)aftich, 1. der den Gebrauch, die Nutzung eines Dinges hat. 2. = brôkhaftich.

brûkhafticheit, Nutzung.

brûkheit, Recht zu gebrauchen, Nutzungsrecht.

brûk-hoiken, eine Art Frauenmantel.

brukinge, Gebrauch, Nutzniessung.

brûl, m. (Brühl), feuchte Niederung, Buschwerk in einer sumpfigen Gegend, Wildgehege.

brum, m. 1. Brummen, Sumsen, den b. slân, die Unterlippe mit dem Finger öffnen u. schliessen. 2. Kehle.

brûm, Bräutigam (contr. aus brudegam).

brummel-bere, Brombeere.

brummen, sw. v. murren, knurren.

brummer, Knurrer, Schreier.

brûn, 1. glänzend, funkelnd. 2. braun.

brunelleken, Bräunchen, Brünettchen.

brunêren, sw. v. glänzend machen, putzen, polire.

brûnkerse, ostrucium; senecium.

brunlafticheit, dunkele Röte.

bruns, Brunst? (oder = brûs, Gebraus?)

brunwîn, Brantwein.

brunwinkel, Pervinca, Vinca minor L.

brûnwort, (Braunwurz) brumella (brunella).

brusen, sw. v. brausen.

brusinge, Brausen; Lerm.

brût, f. Braut; auch: Gemahlin.

brût-bank, Brautbank (= Brauttisch, brûttafel, Aussteuer?)

brût-bat, Brautbad.

brût-bedde, Brautbett.

brût-dach, Hochzeitstag.

brût-hân, Brauthahn (der dem neuvermählten Paare von Freunden gebracht wird).

brût-hûs, (?) Hochzeit.

brût-klêd, Brautkleid.

brût-koste, Hochzeitsmahl.

brûtlachte (-lechte, -lichte), Hochzeit; brûtlachsbiddere, Hochzeitsbitter; b.-lude, Zeugen bei einer Verheiratung.

brût-licht, Brautlicht (Licht für den Hochzeitstag).

brûtloft (brue-, brûloft), -luft, f. und m. Brautlauf; Hochzeit, Ehe; Ehevertrag.

brûtluften, sw. v. freien, heiraten.

brût-maker, -meker, Bräutigam, sponsor.

brût-man, Plur. -lude, der zum Abschluss einer Verlobung zugezogene Zeuge.

brûtschap, Brautschaft, Verlobung.

brût-schat, Brautschatz, Mitgift.

brût-stôl, Brautstuhl, bildl. Brautstand; spöttisch = schuppestôl?

brût-tafel, Tisch, auf welchen die Brautgeschenke gelegt werden.

brût-werk, Arbeit für die Braut (zur Hochzeit).

brût-werschop, Hochzeitsmahl.

bruw, n. Brau, soviel man auf einmal braut.

bruw-bode, Braubottich.

bruwede (brouwt) = bruw.

bruw-, bruwelhûs, Brauhaus.

bruwels(e), n. soviel man auf einmal braut.

bruwen (bruen, browen), st. und sw. v. brauen; bildl. anstiften, einrühren.

bruwe-towe, Braugerät.

bruwer (bruer), Brauer.

bruwerk, das Braugewerk.

bruw-ruder, Braukrücke, um das Malz zu rühren.

bu- = be; auch = bûr-.

bubbele, f. Wasserblase.

bubbeln, sw. v. Blasen aufweisen, aufwallen.

bucht, f. (?) ein eingefriedigter Raum, Pferch, septum.

buchten, biegen? (= bugen?)

buchter, Prahler (buchten, prahlen? zu bach?)

buck, m. Bock; bucken-, Bocks-.

bucken, sw. v. sich bücken.

buckes-blôt, Bocksblut; -hâr, -Haar; -hût, -Haut.

bucket, bocksartig? (oder = buket?)

buckhilligen, bockheiligen (eine abergläubische Handlung).

buckink, m. geräucherter Hering.

bud, s. but.

budde, butte = bodene.

buddech, dick geschwollen? (buddik, dickes Gewölk.)

budden-bat, Wannenbad; -rôf, s. boden-rôf.

budel, m. Beutel, Geldbeutel. to budele dregen, Einnahme in den Beutel bringen.

budelage?

budelen, sw. v. (das Mehl) beuteln.

budêlen, sw. v. den Sterbefall von jem. nehmen; den beweglichen Nachlass mit dem Herrn teilen.

budeler, Beutler, Beutelmacher, Täschner.

budel-gordel, Gürtel als Beutel dienend.

budel-here, Seckelmeister, aerarii curator.

bu-dêlinge, die Leistung des Sterbefalls (s. budêlen).

búdelken, Beutelchen.

budel-maker, Beutelmacher, Täschner.

budel-snidere, Beutelschneider, Taschendieb.

budel-werk, Fabrikat des Beutlers.

buff, m. Puff, Schlag; (buffen, stossen, schlagen; buffich, stössig).

buffel, m. Büffel (Ochs); grober Mensch; buffelenkop, Büffel- (Ochsen) kopf, (mekl. Wappen).

bugen, st. u. sw. v. sich biegen.

buggernie, Sodomiterei.

buheil? Unheil?

bu-hof, Bauhof, Hof eines Vollbauers.

buk, buge, Gebück, Zaun aus ineinander geflochtenen Zweigen = knick.

bûk, m. Bauch; Rumpf.

bûkbant, Reif um den Bauch (die Mitte) einer Tonne.

bûkbet(e), Bauchbiss, -weh, Kolik.

bûk-douwinge, Verdauung.

bukel-budel = bokesbudel.

buken, sw. v. Wäsche in Buchenlauge (buke) legen.

buket, der einen Bauch hat, dickbäuchig.

buket-bant, Ggs. smal-bant (e. Tonne Butter buket-bant = 1 schippunt [280 oder 300 Pfd.], smal-bant = 16 Liespunt [224 Pfd.]).

bu-knecht, Bau-, Ackerknecht.

bûk-ovel, Bauchübel, Ruhr.

bukram, aus Ziegenhaaren gewebtes, bald mehr bald minder kostbares Zeug.

bûk-roringe, Ruhr.

bûk-stuck, Bauchstück.

bûk-schut, Bauchriemen des Pferdes?

bûk-sucht, Wassersucht.

bûkvestich, an einem Orte fest wohnhaft.

bûk-vlôt, Bauchfluss, Diarrhoe.

bûl (mhd. bühel), m. Hügel.

bulder, buller, n. Gepolter, Getöse.

bulderen, sw. v. poltern, lermen.

bulderie, bulderinge = bulder.

bulderne u. bulderaftich, polternd.

bule, f. Beule.

bu-leven, bulevinge nehmen.

bu-levinge (bu-lebe, -leve), der Anteil, der dem Grundherrn an der Hinterlassenschaft seines Hörigen zusteht.

bulge, f. 1. die schwellende, unruhige Welle. 2. Balg, Schlauch, uter.

bulgenstortinge, Wellensturz.

bulgern, sw. v. Wellen schlagen.

bulich, voll Beulen.

bulieren = bolieren, buhlen.

bulk (bulik, bulleck), Bolch, ein grosser Fisch (Kabliau).

bulle, m. Stier, Zuchtstier.

bulleken (buliken) = budelken.

bulsân (bolsân), Flagge, Stock oder Stange mit einer Flagge (die rothe s. g. Blut-, Schlachtfahne?), ndl. balsan.

bulster, bolster, Fruchthülse, Schale.

bulte, m. 1. Haufe, Hügel. 2. (Stroh)bündel, -sack, Matraze.

bu-man, Plur. bu-lude, Bewohner, Bürger.

bu-mede, (Baumiete, Wohnungszins), das Heiratsgeld, das Unfreie für die Einwilligung zur Ehe ihrem Herrn zahlen mussten.

bu-mester, Baumeister; spec. der consul structuarius, der über die Kirchen die Verwaltung führt.

bunde (bunne, bonde), m. freier Bauer.

bundeken (bundiken), Bündlein, Garbe.

bundeswise, (bündel-) haufenweise?

bune, f. Zaun oder Schlengenwerk am Ufer.

bunge, f. Pauke, Trommel, timpanum.

bungen, sw. v. die Trommel oder Pauke schlagen.

bungen-sleger, Trommel-, Paukenschläger.

bungen-stuck (-stock?), Trommelstöcke, eine Art Kuchen.

bunger, Pauken-, Trommelschläger.

bunge-water, Trommel-wassersucht.

bunk, m. Knochen, namentlich die hervorragenden Hüft- und Beinknochen grosser Tiere.

bunvast, von einer Wunde, die bis auf den Knochen geht.

bunsik, Iltis (bonsink, putorius).

bunt u. buntwerk, n. Pelzwerk.

bunt, n. Bund; Bündel.

buntachtich, bündig.

buntlik = buntachtich.

bunt-maker, Kürschner.

buntnisse, Bündnis.

buntrêt, d. i. rêt (Reit, Rohr) in bunden, Bündeln.

bunt-voder, Pelzfutter; bunt-voderer = buntmaker.

bunt-werk = bunt.

bûr, n. Bauer, Gehäuse.

bûr, m. Wohner, Bewohner; Bauer, Bürger (= civis); Nachbar.

bu-rade, Ackergerät (oder Hausgerät?)

bûr-ammet, Bauernamt, das Amt des Schulzen im Dorfe.

bûr-bere, Gemeinde-Eber.

bûr-bôk, Bürgerbuch.

burdêl, Bordell.

burden = borden.

burdêren = bordêren, sein Spiel treiben, jocari.

bûr-dink, Bürger-, Bauergericht.

bûr-dôk, grobes wollenes Tuch.

burdon, Maul-tier.

bure, f. Bauerschaft.

bure, f. Bühre, Zieche; buren-meker, Bührenmacher.

bûr-eninge, Bürger-, Bauern-Vereinigung (zur Beschaffung von Arbeiten, die der ganzen Gemeinde obliegen).

buresch = borragie (borrago).

bûr-esch, Bauer- (gemeiner) Esch.

bûr(e)sch, bäurisch.

bûr-gelt, Bürgergeld, Geld, womit das Bürgerrecht erkauft wird.

bûr-gerichte, -richte, Bauer-, Bürgergericht (für die täglich vorkommenden Bagatellsachen).

burger-sprake = bûrsprake; burge(burger)-toch = borgetoch.

bûr-have, Bauernhabe, Vieh, bes. Rindvieh, Schafe etc.

bûr-heit, Eigenschaft eines (Voll) Bauers.

bûr-hoge, Bürgergelage, -fest.

bûr-inne, Bäuerin.

bûr-kerl, Bauerkerl.

bûr-klocke, Glocke, welche die Bürger ins Gericht etc. ruft.

bûr-knecht, Gemeinde-Diener.

bûr-kore, Bauer-, Bürgerwillkür, -Statut.

bûr-krosse, Bauergroschen, goslarer Gr. mit dem Bilde der hh. Simon und Judas.

bûr-kule, allgemeines Grab.

bûr-kundich, allgemein bekannt.

bûr-lach = bûrschop.

bûr-lach, Bürgergelage, -fest.

bûr-latinge, Bauerschafts-belassung.

bûr-lên, Bauerlehen.

bûr-lik, bäuerlich.

bûr-mâl, Bürgerrecht; das für Erteilung desselben zu zahlende Geld.

bûr-man, ein (grösserer) Bauer.

bûr-mate, Bauernmass; grosses, gehäuftes Mass.

bûr-mede = bumede.

bûr-mest, Bauermesser, grosses Messer.

bûr-mester = borgermester u. bu-mester (magister structurae).

burnegel (= burne-gel, brenngelb, oder = brune-gel?) coccus.

bûr-pandinge, Bauerschafts-pfändung.

bûrrat, grobes, wollenes Tuch.

bûr-recht, die allgem. Statuten; Bürgerpflicht (Abgaben, Wachtdienst etc.).

bûr-sam, bürgerfreundlich.

burs-ammecht, Börsen-, Schatzamt.

bûr-schap, 1. Bürgerrecht. 2. Gemeinde, Bauerschaft. 3. Amt eines Bauermeisters. 4. Bürgerpflicht.

bûr-schult, das bei der Niederlassung von dem Einkömling zu erlegende Einfahrtsgeld.

burse, f. Börse, Beutel.

burse, f. gemeinschaftliches Kosthaus (bes. der Studenten); kl. Wohnhaus.

bursins = borsis.

bûr-sprake, Bürgersprache, (civi-, burgiloquium), Samlung von (Polizei)gesetzen, die jährlich von der Laube des Rathauses verkündigt wurden.

bûr-strede, Bauern-, grosser Schritt.

bûr-tuch, Bauerschaftszeugnis.

bûr-tuch = borgetoch.

bûr-werk = borgerwerk.

bus-bôm, Buchsbaum.

busch, busk, m. Busch, Gebüsch.

buschete, n. Gebüsch, Gehölz.

busch(h)achtich holt, rubetum.

buse (butze), f. kleines Schiff zum Heringsfang.

busem (bosem, busme, bosme, bossen), m. 1. Busen, das Brustgewand, als Tasche gebraucht. 2. Verwandtschaft, Sippe, Sippschaft. 3. Zugehörigkeit (als Leibeigener) zu einer Familie; die Leibeigenen, Schutzbefohlenen.

buseme-brêf, Urkunde, welche die Nachweisung des busemes, der An-, Zugehörigkeit enthält.

busen, sw. v. schlemmen (= bussen?).

busmete = busem.

busse, f. 1. Büchse, walzenförmiges Gefäss; Geldbüchse; Arzneibüchse. 2. Schiessrohr, Kanone. 3. (in Zsstz.) -Kammer, -Schauer.

bussen, sw. v. bauschen, schwellen, turgere.

bussen-hol, Schiessscharte.

bussen-hûs, Zeughaus.

bussen-kamer, selbständiges Stück, das geladen ans Rohr befestigt wurde.

bussen-klôt, Büchsenkugel.

bussen-krût, Schiesspulver.

bussen-lôt, Büchsenblei, -kugel.

bussen-meister, Büchsenmeister, der das Geschütz bediente.

bussen-pulver, Büchsenpulver; electuarium (gebacken krût).

bussen-schetent, Büchsenschiessen.

bussen-schote, Büchsenschuss (als Mass der Entfernung).

bussen-schutte(r), Büchsenschütz (Büchsenmeister).

bussen-stêl, Ladestock.

bussen-stên, Büchsen- (Geschütz)steine.

bussune (gew. bassune), f. Posaune.

(but, stumpf, plump, grob.)

but, n. Butt, Scholle, rhombus piscis. den b. gellen, gallig machen; durch Verletzung der Galle beim Ausnehmen bitter machen; bildl. etwas ungeniessbar, bitter machen.

but = buten, aussen, draussen; Comp. buter, Sup. buterste, exterior, extremus.

but-drager, eine kleinere (Luyksche) Münze = 1 Stüver (u. = Schilling, 12 butdragers = 1 M).

bute = einlucke.

bute, f. (Honig)beute, Bienenkorb.

bute (buite), f. 1. Tausch, Wechsel, Verteilung. 2. (was zur Teilung kommt), Beute.

bute-mester, Beutemeister, der die Beute zu verteilen hat.

buten, sw. v. 1. tauschen, cambire, 2. verteilen. 3. wegnehmen, erbeuten.

buten, ausserhalb; aussen, ausser; wider.

butendêlen, sw. v. Beute teilen.

butenheimesch, auswärts zu Hause, fremd.

butenklacht, Klage bei einem auswärtigen Gerichte.

butenman, Plur. -lude, Fremder, Auswärtiger.

butenschop (-schaft), Tausch.

butenwendich, -wendigen, nach aussen gekehrt, auswendig.

buter, m. Beutemacher.

buterie, Tausch.

buter-man, Unbeteiligter, Neutraler.

butinge, 1. Tausch. 2. Verteilung. 3. Beute.

butken, eine kleine Münze (12 = 1 schilling).

but-net, Netz zum Fangen der Butte.

butte, f. Bütte, hölzernes Gefäss (meist auf dem Rücken getragen).

butte, n. Eingeweide (der Fische), exentera; das Innere (Knochen?).

butten, sw. v. das Eingeweide herausnehmen, exenterare.

butze = buse.

bützen, sw. v. küssen.

bu-voget, Bauervogt, Bürgermeister, (vgl. bu-mester).

buw-achtich, -aftich, 1. baufähig, arabilis, ertragsfähig. 2. baulich, eine volle Bau ausmachend.

buwe, bouwe, n. 1. Bau, Bauwerk. 2. = buwgût, buwhof.

buwe, f. 1. Ackerbestellung. 2. eine Anzahl von Stücken Landes, die zu einer völligen Bauernstelle gehören.

buwecht = buwe.

buwelich, buwlik, 1. baufähig = buw-achtich. 2. im baulichen Stande befindlich. 3. das Bauen nötig habend, baufällig.

buwen, sw. v. 1. bauen; Schanzen etc. bauen behufs Belagerung. 2. den Acker bestellen. 3. bewohnen, sich dauernd wo befinden, z. B. dat mer b., befahren; de straten, durchwandern, de helle, sich in der Hölle aufhalten etc., versari in loco, frequentare.

buwer = bûr, Bauer.

bu-werk, bebautes, bestelltes Land; Ackerhof.

buwete, n. 1. Gebäude. 2. das Bauen, Bebauen (des Ackers etc.).

buwete, f. 1. Bau (eines Gebäudes), Ackerbestellung. 2. Erntezeit (s. bowede).

buwe-vellich, baufällig.

buw-gût, (Hausgut), Mobiliarvermögen.

buw-hof, Baugut, Landstelle.

buwheit, Ackerbestellung.

buw-holt, Bauholz.

buwich, cultur-, ertragsfähig.

buwinge (buweginge), Bau, sow. das Bauen als das Gebaute.

buw-los, im Bau nicht unterhalten u. gebessert.

buw-man, Bau-, Ackersmann.

buw-mome, eine zur Wirtschaft bestellte Ausgeberin.

buw-pert, Arbeitspferd.

buw-rât, Baumaterial.

buw-schicht, Teilung des Erbgutes.

buw-schichten, erbteilen.

buw-takel, instrumenta rustica.

C s. K u. S.

D

dabeln, dabelstên, s. dobbelen.

dach, m. 1. Tag; Tageslicht. eines dages, an Einem Tage; eines Tages (von vergangener u. künftiger Zeit); des anderen dages, jüngst, neulich; dach bi dage, tagtäglich; van dage, heute; van dagen, van Tag zu Tag (in dies). 2. Leben, Lebenstage. 3. bestimmter Tag, Termin, Tagfahrt; Frist, Aufschub; to dage, auf Credit.

dach-brûtlacht, am Tage gefeierte Hochzeit.

dach-dêf, Tagedieb.

dach-dêven, sw. v. tagedieben.

dachdink, -dingen, s. degedinge, -dingen.

dach-dageduve, Diebstahl bei Tage.

dach-hûr, Tagelohn.

dach-lonen, sw. v. um Tagelohn dienen, Taglöhner sein.

dach-lônre, Taglöhner.

dachmat, -met, s. deimet.

dach-mette, (Früh)mette.

dach-reise, Tagereise.

dach-stede, Gerichts-, Versamlungsstätte.

dacht, n. (?) Gedanke.

dacht (decht, dicht), n. u. m. Docht.

dacht-aftich, im Gedächtnis behaltend.

dachtich, dachtnisse = dechtich, dechtnisse.

dach-, dagevart, 1. Tagereise. 2. Versamlung an einem bestimmten Tage.

dach unde nacht, Parietaria off.

dach-vrist, Befristung auf einen Tag.

dach-werk, Tagewerk, ein Ackermass.

dach-werke, -werker, Tagelöhner.

dach (dake), m. u. n. 1. Dach. 2. Schilfrohr (das zum Dachdecken gebraucht wird), Dachstroh.

dack-gâr, dachfertig.

dack-lant, niedriges Land (? Land, wo Schilfrohr wächst?)

dack-stên, Dachziegel.

dack-tegel, Dachziegel.

dadel, (fries.) Mord, Totschlag.

dadel-bôm, Dattelbaum; d.-stên, Dattelkern.

dadele, f. Dattel.

daden, Nebenf. zu dôn.

dader, Thäter.

daderkule, alga, spuma maris.

dadich, adv. wirklich, in der That.

dage-leistunge, Verhandlung, placitum.

dage-licht, tageshell.

dagelik (dege-, dech-, de-, dei-lik), täglich; von Sünden: lässlich, verzeihlich, peccatum veniale. Adv. dageliken u. dagelikes (dies auch adj.).

dage-lôs, ohne bei einer Verhandlung ein Resultat erreicht zu haben.

dagen, sw. v. 1. Tag werden, diescere. 2. tr. zu einem Tage (e. Verhandlung) vorladen; verhandeln, sich vergleichen, pacisci; vertagen, fristen.

dage-rât (-rêt, -rôt), n. u. f. Morgenrot.

dage-riden, Versamlungen bereisen, besuchen.

dageringe, f. Morgendämmerung.

dage-schîn, Tageslicht.

dage-settinge, Tagsatzung.

dages-tidich, der Jahreszeit entsprechend.

daget, f. Tagesanbruch.

dage-tît, bestimte Zeit, Termin.

dage-wede, Tagereise, dieta.

dage-werchte, Tagarbeiter, Unfreier; Taglöhner.

dage-wise, Tagweise; Gesangweise, Lied.

dagge, m. kurzer Degen, Dolch.

dâk (dake), m. Nebel.

dâk-aftich, nebelicht.

daken, sw. v. nebelicht sein.

daker, s. deker.

dakich, nebelicht.

dâl, m. u. n. Thal.

dâl (dale), adv. nieder, her-, hinunter.

dâl-acker, Acker, der sich abwärts neigend liegt?

dalen, sw. v. niederfallen; sinken.

dalen, sw. v. = dolen, dwalen.

dale-slân, niederschlagen.

dale-tên, niederziehen.

dale-wert (delewerts), ab-, niederwärts.

dalgen = dalink, heute.

dalink, dallink, adv. u. adj. heute.

dalli, dallien = dalink.

dâl-slach, niederfallender Kragen (eines Mantels etc.)

dam, m. Damm; Strassenpflaster.

damask, Damast; damasken, damasten.

damdôk, Name eines (meist schmalen) englischen Tuches.

dam-here, der die Aufsicht über die Wege und Strassen hat.

dammen, sw. v. einen Damm machen; aufhäufen (tosamene d.).

damp, m. Dampf.

damp(e), m. Engbrüstigkeit, Asthma.

dampen (dempen, dumpen), sw. v. tr. u. intr. ersticken; zuwerfen, ausfüllen; unterdrücken.

damp-horn, ein Löschnapf (von Horn); (bildlich: Habichtsnase).

dampich, dempich, engbrüstig, asthmatisch.

damspil, ein Spiel der hanseatischen Contoiristen zu Bergen (Hans. Gesch. Bl. 1877, S. 143, vgl. S. 102).

dan, den (denne), adv. 1. dann. 2. als (nach Compar.) 3. aber, nach e. Negation: sondern ... it en were dan (und auch ohne Negation it were dan), it en was dan (oder mit andern Verben) es wäre denn, dass, wenn nicht, nisi (eine Ausnahme machend). 4. oder (im zweiten Glied einer Doppelfrage).

dan, m. Tann, Wald.

dande-man = sande-, santman.

dandôk = damdôk.

dane, f. Dohne, Vogelstrick.

dane, Niederung (an den Flüssen).

danen, s. donen.

dank, Seetang.

dank, danke, m. 1. Gedanke. 2. Vorsatz, Absicht, Wille. 3. Dank.

dankberheit (-barheit), Dank.

dankelbrêf, Entlassungsbrief.

danken, sw. v. danken; den Abschied geben oder nehmen.

dankbarlicheit, Dank.

dankbarlik, -liken, dankbar.

danklik, denklik, zu Danke, angenehm, lieb; dankbar; adv. dankliken.

dank-mudicheit, Danksagung.

danknamich, dankbar.

danknamicheit (-namheit), Dank.

danknamelik, angenehm, willkommen, gratus.

danknamen, sw. v. danken.

danknamichlik(en), dankbar.

danknamigen, dankbar, gratanter.

dankneme, -nemeliken = dankname, -namich.

dankplegunge, Dankbarkeit.

danksamich, dankbar; -cheit, Dankbarkeit.

danne, f. Tanne.

dannen-swam, agaricus.

danz, dans, m. Tanz.

danze-lêt, Tanzlied.

danzel-hûs, Tanz- u. Spielhaus, theatrum; auch als Versamlungsort des Rathes dienend.

danzel-kede, Kette, die man beim Tanz trägt.

danzel-kogele, Tanzkappe, eine Art (feiner) Haube.

danzel-rock, (feiner) Rock, den man beim Tanze trägt.

danzen, sw. v. tanzen.

dapper, 1. schwer, gewichtig, gewaltig. 2. furchtlos, ausdauernd.

dapperheit, Grösse, Schwere, Bedeutung.

dâr, passend, thunlich.

dar, darn, 3. P. Pr. von doren (dürfen).

dar(e), 1. räumlich: da, dort; wo. 2. zeitlich: da, als. 3. modal.: sofern, wenn.

dar-an(e), daran, darin.

dar-af, -ave, davon.

dar-benedden, darunter (niedriger).

dar-bi, dabei; da bei herum, ungefähr.

dar-bovene, darüber, ausserdem; trotzdem.

dar-buten, da draussen.

darde, dritte (s. dorde).

dar-dôn, darthun, beweisen.

dare (darre) u. darne, f. Darre zum Trocknen des Getreides.

dar-enbinnen, verstärktes enbinnen.

dar-enboven = darboven.

dar-enbuten = darbuten.

daren-hûs, Gebäude zum Darren.

dar-entegen, dagegen.

dar-gevôch, Darreichung.

dar-inne, dar-in.

darm, m. Darm.

dar-mede, damit.

dar-na, dar-nach.

dar-negest, -neist, dar-nächst.

darn-laken, Laken, die bei der Darre gebraucht werden.

dar-over, dar-über, dabei.

dar-sulves, daselbst.

dartel, darten, s. dertel, derten.

dar-umme, 1. deshalb. 2. weil.

dar-umtrent, dar-umher; ungefähr.

dar-ût, daraus; deshalb.

dar-van, davon.

darven, sw. v. bedürfen, entbehren.

dar-vore, dafür: d. sîn, begünstigen, fördern; hindern, im Wege sein.

darwert, -werdes (derwert), dorthin.

darsche, f. Tartsche.

das (dasse), m. Dachs.

daschliken, trotzig?

dât (dade), f. That. Als m. oder n. in der Formel: rades unde dades.

dat, conj. dass. 1. Der Satzverknüpfung wegen namentlich zu Relativen hinzugefügt, oft scheinbar überflüssig; oft auch fehlend. 2. gesetzt dass, obgleich. 3. so dass.

date, n. Datum.

dâtlik, thätlich.

datum, n. Datum; bildl. Zuversicht, Hoffnung.

dau, s. dow.

daver (dabber), m. Baum-, bes. Birkenrinde, -bast.

daveren, sw. v. ein zitterndes Geräusch machen (die Füsse auf derselben Stelle rasch auf und nieder bewegen).

de, m. und f. dat, n. 1. der Artikel: der, die, das. 2. demonstr. Pron. der, dieser.

de (= ahd. Instr. diu), vor Comparativen: desto, um so; so vele de mêr, um so viel mehr; jo de mêr, immer mehr u. ä.

de, dat, Pron. relat. der, welcher (häufig noch markiert durch ein folgendes se = so, z. B. de se); auch absol. als Relativzeichen; fehlt häufig (wie im Engl.).

de, verkürzt aus da (dar); Verstärkung des Relativs: der da.

...de, dient zur Bildung von Abstracten, = heit.

dê, dee (dech), n. Oberschenkel.

dêch, m. Teig.

dêch, teigig, nicht gut ausgebacken (= dêgich).

dêch-laken, Teigtuch.

dechlik (= degelik), s. dagelik.

decht = dacht.

dechtaftich, eingedenk.

dechte = dechtnisse.

dechte, Prät. zu dorven.

dechtich, dachtich = dechtaftich.

dechtinge, Ohrfeige, Backenschlag? (= hochd. Dachtel?)

dechtinge = dechtnisse.

dechtliken, adv. eingedenk, fest im Gedächtnis.

decht-, dachtnisse, Gedächtnis, Andenken, Erinnerung; jährlich wiederkehrende Feier, Memorie, anniversarium.

dêch-troch, Teigtrog.

dechtum, dechtem, m. der Zehnte.

deckel-weden, Weidengerten zum Decken des Hauses.

decken, sw. v. decken, bedecken.

deckenisse, Bedeckung; Schutz.

decker, m. Deckel (= deckel).

decksel, deckels, n. Decke, Deckel, Dach; bildl. Deckmantel.

dedelik, thätlich, wirklich?

deder, Thäter.

dedich, thätig.

dedigunge = degedinge.

dedinge = degedinge.

dêf (dief, deif), m. Dieb.

dêf-henger, Diebshenker, Scharfrichter, Folterknecht.

dêfliken = dûfliken.

dêf-rovere = dûfrovere.

dêfte = duvede; dêfliken = dûfliken.

deftich, tüchtig, trefflich; vornehm, stolz.

dege, ein Mass (wie gross?)

dege, m. Gedeihen; sinen degen hebben, gedeihen, glücklich sein; to degen, gänzlich, gehörig, tüchtig, recte, debite.

dege, adj. tüchtig, gut, debitus.

degedinge (dedinge, dagedinge, dachdink), gew. n. und im Plur. die auf einen bestimmten Tag angesetzte (gerichtliche) Verhandlung, Gerichtstag, Termin, Frist; Verhandlung, Besprechung überh.; Vertrag.

degedingen (dedingen, dage-, dachdingen), sw. v. Gericht, Gerichtstage halten; zu einem Gerichtstage vorladen; Frist geben; verhandeln, vertragen, placitare.

degedinges-dach, Tag zur Verhandlung.

degedinges-man, der Verhandlungen führt, leitet, Sprecher, Worthalter, placitator; zu einer Verhandlung zugezogener Zeuge.

degel, m. Tiegel.

degelicheit, Tüchtigkeit.

degelik, kräftig, tüchtig, gebührend; adv. degeliken.

degelikes = dagelikes, dachlikes.

degen = dagen.

degen, m. Mann, Held.

degenaftich, männlich, kräftig, validus.

deger (diger, doger), degger, degeren, adv. völlig, gänzlich.

degerliken, gänzlich, völlig.

(deheme) dehme, Zehnte, decima.

deichlik = degelik, täglich.

deiget, Birkentheer, oleum Rusci.

deimet, dêmt, n. Tagemaht (dachmat, -met), d. i. als Landmass, soviel einer in einem Tage mähen kann.

deinlink (dien-, dên-link), Diener.

deise, f. Darre.

deisen, sw. v. heimlich weggehen, sich wegschleichen.

deit, deitwech, s. dêt.

deken, Dekan, Dechant.

dekenie, Dekanei.

dekeninne, Dechantin.

deker (daker), Decher, eine Zahl von zehn, decas.

dêl (deil), n. u. m. Teil, Anteil, ein dêl, ein gut Teil, sehr viel; teilweise, zum Teil (bes. in der Form ein dêls; ein dêls – ein dêls, teils – teils, einige – andere.)

dêl-achtich = haftich.

dêl-brêf, Urkunde über (Erb)teilung.

dêle, f. = dêlinge, Teilung, Abfindung eines Kindes mit seinem Teile; (Antrag auf ein Urteil?) Klage.

dele, f. 1. Diele, Flur (gew. mit Lehm gepflastert), pavimentum.
2. Stockwerk.

dêle, f. Diele, dickes Brett, Planke.

dêle-gras, Gras, soviel auf jemandes Teil kommt (Quote).

dêlen, deilen, sw. v. 1. teilen, erbteilen; einteilen, messen. 2. ver-, austeilen. 3. scheiden. sik d. van, sich lossagen; van sik delen, abfinden mit (Erb)teilung. 4. einen Rechtsspruch erteilen, entscheiden; erklären für.

dêler, Teiler; der von dem Gutsherrn bestellt ist das demselben zufallende dêlkorn zu sammeln (resp. zu teilen) u. in Empfang zu nehmen.

dele-, deltucht, soviel ein Bauer an Schweinen nach seines Hofes Umständen halten kann.

dele-wert, s. dalewert.

delgen (deligen, diligen), sw. v. vernichten; ungültig machen.

dêl-gever, Verteiler.

delginge, Tilgung.

dêlhaft, -haftich, teilhaftig.

dêlhaftigen, teilweise.

dêlinge, Teilung.

dêl-korn, das Getreide, das dem Eigenthümer des Landes von den Pächtern für die Benutzung gegeben wird.

dêlmester = dêler, ein (Kloster- u. Hospital) Bedienter bei den Hebungen u. Auszahlungen.

dêlsam, fähig teilhaft zu werden.

dêlsman = ordelsman, Urteiler, Richter; Teilhaber, Geselle, der keinen Zeitlohn, sondern Anteil am Gewinne etc. erhält.

delf, m. Graben.

delven, st. v. graben.

delvern, s. dolvern.

delvgrove, (tautol.) Grube, Graben.

dêl-vorer, der Anteil am Geschäfte, Gewerbe etc. hat.

dêmôt u. dêmodicheit, Demut (gew. ôtmôt).

demmer = domer.

dempen, dempich = dampen, dampich.

dempinge = damp.

dempnie = damp.

dêmt, s. deimet.

dênen, sw. v. 1. intr. dienen; d. mit, in jemandes Dienste stehen. 2. tr. als Pflicht geben, leisten, als Feudalabgabe entrichten. dat amt d., den (pflichtmässigen) Amts-Gildeschmaus geben.

dêner, Diener; f. dênersche.

denke-brêf, Document, Urkunde.

denkede = dechtnisse.

denke-gelt, das Geld für das Vorlesen, Gedenken der Verstorbenen von der Kanzel.

denk-e(l)-bôk, Memorabilienbuch, Gedenkbuch.

denken, sw. v. denken an, auf etwas; gedenken, sich erinnern. Unpers. erinnerlich sein.

denkeninge, Gedenken.

denke-rulle, Document.

denkinge = dechtnisse.

denklich = danklich.

denne (danne), m. u. f. (schalenförmige) Vertiefung, Höhlung, bes. von der Lagerstätte.

dennen, denden, adv. dannen.

dennenoch, dennoch, gleichwol, trotzdem.

denning, eine kleine Münze, 9 d. = 1 M.

dênst, n. u. m. 1. Dienst, Gottesdienst. 2. freiwillige Leistung, Gefälligkeit. 3. Leistung zu welcher man verplichtet ist, Abgabe; bes. der Schmaus beim Antritt eines Amtes. 4. concr. m. Dienstbote.

dênst-aftich, diensthaftig, zu Dienst verpflichtet.

dênstlik, dienstbereit, -willig. Adv. dênstliken.

dênstman, Dienstmann des Fürsten etc., Vasall.

dênstmanne-gût, Dienstmannslehn.

dênst-wîf, Hörige.

dêp, n. Fahrwasser, Fluss, Kanal.

dêp, depe, adj. u. adv. tief.

dêpede, dêpte, f. Tiefe; vgl. dupede.

dêplich = dûplich.

dêpen, sw. v. die Tiefe untersuchen, mit dem Senkblei die Tiefe messen.

dêpsinnich, tiefsinnig.

der, dient auch zur Einleitung von Bedingungs(Wunsch)sätzen: wenn jemand.

der, dir.. = er in Compositis, z. B. derbarmen, derbedinge, derkennen, derrunge, derneren, derscheden, dervaren, derwerven u. a.

derdenkrût?

derde (darde, dorde), drudde, dridde, dritte.

dêr(e), dêrt, deirt, n. Tier.

dere, f. Schaden, Nachteil.

deren, sw. v. schaden.

deren, dergen, sw. v. dörren, darren.

dêres-vel, Reh(oder Hirsch-)fell.

derfbrôt, ungesäuertes Brot.

derflink, Schwindsüchtiger.

derf-sucht, Darre, Schwindsucht.

dêrlik, tierisch.

dêrlik, schädlich.

derlik, Mitleid erregend, jämmerlich.

dermete, n. Gedärm.

derne, Jungfrau, Mädchen.

derren, s. dor(r)en, wagen.

dersche, f. Stätte, wo man drischt.

derschen (dorschen, dosken), st. und sw. dreschen.

derscher, dorscher, Drescher.

dersche-stede, Tenne.

derschinge, das Dreschen, tritura.

dertên-, druttên-dach, der dreizehnte Tag nach Weihnachten.

dêrte, n. Getier.

dertel, derten, dartel, darten, verzärtelt, mutwillig, albern.

derteliken, adv. verzärtelt.

dertige, dortige, arm, elend.

dêrtlik, tierisch, viehisch, adv. dêrtliken.

derve, ungesäuert.

derve, derbe, gerade, einfach (= bederve?).

derven, sw. v. darben, entbehren; einschrumpfen, vergehen, verderben.

derwert = darwert.

des, der Gen. (wie desses, wes, nichtes), auch als Nom. gebraucht.

des, adv. 1. deshalb. 2. dient zum Übergange auf eine neue Gedankenreihe; so, nun. 3. = deste, wenn nur, nur dass; wenn.

desele (dessel, deissel), f. Dechsel, Queraxt.

desem, Hefe, fermentum, zima, zyma.

desem (dessem, desen, dessen), m. Bisam, muscus aromaticus.

desemknôp, Bisamknopf.

desemkrût, Adoxa Moschatellina (?).

desse (dese, disse, dusse, dosse), neutr. dit, dut, desses, dusses, desset, dusset, pron. dieser.

desses = des, deshalb.

deste, duste (desto, dusto, dester), 1. desto, um so, vor Compar. 2. so, dass, vorausgesetzt dass, wenn nur (auch verkürzt in des).

dêt (deit, diet), f. und n. Volk; Leute. bi slapender dêt, wenn die Leute schlafen, zur Nachtzeit (später umgedeutet und verunstaltet bi slapender tît).

dêt-wech, Volksweg, Heerstrasse, via publica.

deve-kamer, Gefängnis (für Diebe und andere Verbrecher).

deve-keller, Gefängnis (für Diebe etc.).

deve-stock, Stock, in den man die Diebe setzt, cippus.

dêvisch, diebisch, Diebs-.

dexterkêse, Käse von der Insel Texter (bei Amsterdam).

diaken, Diakon; diakenschup, Würde, u. Amt eines Diakonen.

dialtensalve, Salbe aus Althäen-Wurzel.

dicht(e), adj. u. adv. dicht; stark, tüchtig; heftig, sehr.

dicht(e), n. 1. die schriftliche Fassung eines poetischen wie prosaischen Stoffes (Protokolle, Urkunden etc.). 2. das Sinnen u. Trachten.

dichten, sw. v. 1. schriftlich abfassen. 2. erdichten, ersinnen; anstiften.

dichten, sw. v. dicht machen, füllen.

dichter(e), Schreiber; Verfasser.

dichtliken, erdichtet, fälschlich.

dich(t)nisse = dechtnisse.

dick, 1. dick. 2. dicht. 3. häufig.

dickdam (-dan), Dictamnus albus (Diptamus; condrosia, dicanum).

dicke (dicken, dickes, decke, ducke), adv. 1. oft, häufig. 2. = dichte, nahe, d. bî, nahe bei, in der Nähe.

dicke, f. Dickicht (des Waldes).

dickecheit, Dicke.

dickede, dickte, f. Dicke.

dickelaftich, dickflüssig.

dicken, sw. v. refl. sich häufen, sich vermehren.

dickent, adv. = dicke, häufig.

dick-kop, Dickkopf.

dick-, duckmâl, oftmals.

dickwîl, -wiles, oft, häufig.

diderik, Dieterich, Nachschlüssel.

dider(i)ken, sw. v. mit einem Dietrich aufschliessen.

die (dihe, dige) = dege, Gedeihen.

dien (digen, dijen, dihen), st. v. gedeihen; geraten.

diete = dachvart.

digge (digke) = dagge? oder = punge (Geldbeutel?).

dîk, gew. m. Teich und Deich.

dîk-dam, Damm eines Teiches.

dîk-êdink, Deichgeschworner.

diken, sw. v. 1. deichen, einen Damm aufführen; ihn ausbessern. enen graven d., e. Graben ausfüllen. 2. in den Teich, ins Wasser legen (vom Flachse).

diken, sw. v. büssen, wieder gut machen.

diker, Deicher; Deicharbeiter; ein Eigentümer, der einen Teil des Deiches in Stand zu halten hat.

dîk-erde, Erde, die man zum Deichen gebraucht.

dikes-man, einer der zu deichen hat.

dikes-vak, Deichfach, Abteilung, Stück eines Deiches.

dîk-greve, der Vorstand des Deichwesens.

dîk-mester, Teichmeister (Pächter eines Fischteiches).

dîk-richter, Deichrichter.

dikrump, Rohrdommel.

dîk-schower, Deichbesichtiger.

dîk-schowinge, Deichbesichtigung.

dîk-spittunge, die Ausgrabung der Erde zur Aufführung eines Deiches.

dîk-stapel, Deichaufschüttung, Damm des Deiches.

dîk-stede, 1. Deichstelle. 2. Teichstelle.

dîk-swaren, Deichgeschworner.

dîk-vlote, vlotinge, Teich-Abfluss.

dilde, niedrig von Geburt u. Gesinnung (oder = tiltap, dildap, stultus?).

dille, f. Tülle, Röhre, um etwas hineinzustecken.

dimen, m. ein Haufen Heu oder Garben auf dem Felde.

dinge-dach, der zu e. dinge oder e. dingnisse bestimte Tag.

dingede, n. bedungene Summe für Schonung.

dingel-kole, Kohle (verdungene, von den Köhlern als Abgabe zu liefernde Kohle?).

dingelse, dingesle = dingede (exactio).

dingen, sw. v. 1. gerichtlich verhandeln, sowol vom Richter. Gericht halten, als von den Parteien, pactare, depactari, pacisci; auch: appellieren. 2. überh. verhandeln, unterhandeln, bes. über Lösegeld (dingede) u. über den Abschluss eines Kauf- oder Miethgeschäftes. Refl. als Unterhändler (Fürsprecher) auf- oder abtreten.

dingenisse, dinknisse, f. = dingede, bedungene Summe (Lösung) zum Schutz gegen Plünderung etc.; Brandschatzung, depactatio, exactio.

dinger, Richter (der »dinget«).

dinges(dinsche-)dach, Dienstag. de gode d., der Dienstag in der Charwoche.

dingesplichtich, verpflichtet zum Gericht zu erscheinen (um Urteil zu finden), Bürgerpflicht zu leisten.

dinges-winde, (dän. vidne), Gerichtszeugnis, Beglaubigung eines gerichtlichen Aktes.

dinge-tal, dinktal = 1. dingede. 2. festgesetzte Zeit des Gerichtes.

dinginge = dingede, pactatio, exactio.

dink, dinge, n. 1. Ding, Sache, Geschäft etc., res; euphem. für penis, im Plur. mit e. Adj. zur Umschreibung des Adr. na redeliken dingen = redelike; na jodeschen dingen, auf jüdische Weise; mit nenen dingen, auf keinerlei Weise, u. s. w. 2. Gericht, Gerichtstag, -stätte, -pflicht. 3. eine Territorialbezeichnung, z. B. dat wilde dink.

dink-bank, Gerichtsbank, sedes judicii.

dink-boke, Buche, unter der Gericht gehalten wird.

dink-bome, Gerichtsschranken.

dink-greve, Gerichtsvorsitzender.

dink-horinge = dinkman, Gerichtsbeisitzer, -zeuge.

dink-hûs, Gerichtshaus.

dink-man, Plur. -lude, Beisitzer des Gerichts.

dinkmelich, gerichtspflichtig.

dinknisse-korn, Getreide, das als dingenisse (Lösegeld) gegeben wird.

dinkpalen, sw. v. refl. sich vor Gericht stellen (als Kläger etc.).

dink-plicht, die Pflicht als Schöffe beim Gericht zu erscheinen.

dink-plichte, m. Urteilsfinder, Gerichtsbeisitzer.

dinkplichtich, verpflichtet vor Gericht zu erscheinen.

dink-seller, der (Sachen) verkauft, Verkäufer.

dink-slete, Störung des abzuhaltenden Gerichtes durch unzeitiges Weggehen der Dingpflichtigen.

dinkstadelen, sw. v. sich vor Gericht stellen (als Kläger).

dink-stede, Gerichtsstätte.

dink-spil, Gerichtssprengel.

dink-stock, Gerichtspfahl (vier Pfähle, Bäume, quadratisch aufgestellt bilden das Forum).

dink-stôl, Gerichtssitz, -stätte.

dink-tît, Gerichtszeit.

dink-vluchtich, sich dem Gericht aus Ungehorsam entziehend.

dink-wart, Richter.

dinsen, sw. v. ziehen, schleppen.

diost, Tjost (Ritterspiel, Speerstechen).

diosteren (diusteren, dusteren), sw. v. e. Tjost halten, turnieren.

dir, der = er.

dirdendei, frzs. tiretaine, Zeug, halb leinen, halb wollen.

discant, die Oberstimme im Gesang; ein im Discant gesetztes Musikstück.

discanteren, sw. v. Discant singen.

disch (disk), m. Tisch.

discher (disker), Tischler (gew. sniddeker).

disch-laken, Tischtuch.

disel (dissel, disse, distel), f. Deichsel.

disene, dise, f. u. m. Spinnrocken; das um dasselbe cylinderförmig gewundene Bündel Flachs oder Heede.

disinge, fortdauernd nebliges, nasskaltes Wetter? (dîsig wêr?)

dissel, 1. (jetzt: Düssel) Deichsel, Queraxt. 2. = disel.

distel, m. 1. Distel. 2. = dissel.

distel-pennink, Deichselzoll (Abgabe für ein Fuhrwerk zur Erhaltung der Steinwege und Dämme).

ditherensone (d. i. diet-, dêthergensone,) Sohn einer Allerweltshure.

do (don), Conj. da, als.

dobbe, f. Niederung, Vertiefung; Sumpf (gew. Plur.).

dobbe, Lippe? (labrum Kil.)

dobbelatze, f. Würfelspiel.

dob(b)elen (dabelen, dopelen, doffelen), sw. v. 1. mit Würfeln spielen. 2. mit Würfeln losen.

dob(b)eler (dopeler), Würfelspieler.

dob(b)elie, f. Würfelspiel.

dobbelletger, kleine Schüssel, rotundale, scutella.

dob(b)el-gelt, im Würfelspiel verlornes Geld, Spielschuld.

dob(b)el-schole, Gesellschaft, in welcher das Würfelspiel betrieben wird.

dob(b)el-spel, Würfelspiel.

dob(b)elspelen, sw. v. würfeln.

dob(b)el-stên, Würfel.

dobber, m. ein auf dem Wasser schwimmendes Zeichen, das anzeigt, wo der Anker liegt; der Kork (Rohr) in der Mitte der Angelschnur, der die Schnur trägt u. den Biss des Fisches anzeigt.

dobbin, gewässerter Taft, frzs. le tabis.

doch, doch (versichernd); sunder doch, aber ja; bei dringenden Bitten.

dochte, = dorfte, s. dorven.

dochter, Tochter.

docke, f. 1. Puppe, Figur. 2. der aufrechtstehende Stab in den Treppengeländern. 3. Strohbündel (in Puppenform) zum Dachdecken.

docke, n. Schiffsdock.

docken-spel, Puppenspiel.

docken-speler, Puppenspieler, Gaukler.

dockman, in Riga der Sprecher der grossgildischen Bürgerschaft (die bei der Docke, d. h. dem Marienbilde ihren Standort hatte).

dode, Toter; tot.

dodehât, tötlicher Hass.

dodeken, dem. zu dôt. dodekens sterven, sich abtöten, sich überwinden.

dodel, n. ? Dotter.

doden, sw. v. 1. töten, schlachten. quick-sulver d., durch Einreiben in Fett schmierbar machen. 3. modificieren.

doden-bôk, Totenbuch, Verzeichnis der Gestorbenen.

doden-bare, Totenbahre.

doden-bêr, Schmaus beim Begräbnis.

doden-bidder, Leichenbitter; fem. -biddersche.

doden-brêf, Totenregister.

doden-graft, Begräbnis.

doden-kiste, Sarg.

doden-kôp, ewiger Kauf, bei dem kein Wiederkauf oder Rückkauf gestattet ist.

doden-laken, Leichentuch.

doden-recht, Leichenmahl.

doden-stock, Sarg.

doden-volge, die Geleitung eines Toten; Leichenbegängnis.

doder (dodder, dudder), n. ? Dotter.

doderkule, alga, spuma maris; cuscuta.

dodinge, Tötung, Ertötung.

doffelen = dobbelen, würfeln.

dofte, dufte, n. Taufsprengel; überh. Sprengel, Bezirk.

doge, m. Tauglichkeit; Brauchbarkeit.

dogehaftich, tauglich.

dogeheit, Tüchtigkeit, Tauglichkeit.

dogelik, tauglich.

dogen, Prät. dochte, kräftig sein, taugen, nützen.

dôgen, sw. v. leiden, erdulden, pati. sustinere.

dogendich, tauglich, tüchtig.

dogenicht, Taugenichts.

dogenisse, schlechte Felle; verfälschte Ware.

dogentaftich, tugendhaft.

dogentlicheit, Tauglichkeit; Unbescholtenheit.

dogentrik, tugendreich.

doge(n)tlik, tugendlich; edler, feiner Sitte gemäss, als Titel: honestus, nobilis. Adv. dogentliken.

dogentsam, -samich, -samlik, tugendhaft.

doget, dogent, f. 1. Tugend, Tüchtigkeit. 2. Freundlichkeit, Gastlichkeit, Güte, Dienst.

doget, adj. tauglich, gut.

doginge, das Erleiden, Erdulden.

doien (deien), sw. v. auftauen (vom Eise).

doinge, dowinge, Tauwetter.

doinisse = dogenisse.

dôk, m. Tuch, bes. um den Kopf; ein bestimtes Mass für Tuch.

doke-bret, Bret zum Steifmachen der Tücher (Plättbret).

doken, sw. v. ein Tuch umlegen (namentlich vom Kopftuch).

dôkmaget, Dienstmädchen?

dôk-maker, Tuchmacher, -fabrikant.

dôk-vorer, Tuchhändler.

dol, toll, vermessen; subst. Tollheit, Übermut.

dole, dolle, Graben.

dolen, sw. v. (mit e. dole umgeben zum Zeichen der Grenze), begrenzen.

dolen, sw. v. dulden.

dolen, sw. v. = dwelen. irren.

dôl-hof, Labyrinth.

dolk, m. Verwundung.

dolle ( dale), f. Dohle.

dolle, dulle, f. 1. Ruderpflock, Rudernagel. 2. Rundeisen, Stabeisen?

dolouwe, Fensteröffnung?

dolpeln, sw. v. = dobbelen, würfeln.

dolpelspel, Würfelspiel.

dolvern, delvern, sw. v. plappern, schwatzen, belfern.

dôlwech, Irrweg.

dôm, m. rechtl. Entscheidung, Erkentnis, Rechtsweisung; Gesetz, statutum.

dôm-brêf, schriftliches Urteil.

dôm-deken, Domdechant.

dôm-dêler, Richter.

domen, sw. v. dämmen, schwelgen, schlemmen.

domen, sw. v. Dunst aushauchen, dampfen.

domen, sw. v. urteilen; durch Richterspruch erkennen; verurteilen.

domer, 1. Richter. 2. Verurteilter?

domer, demmer, Dämmer, Schwelger.

domeri(g)e, Dom, Domstift.

domes-dach, der Tag des (jüngsten) Gerichts.

dôm-gelt, Lohn für den Urteilsspruch.

dôm-prove, Dompräbende.

dôm-vroine, Stiftsdame.

don (dun, done) = do.

don, ausgestreckt, straff.

dôn(e), m. und f. Melodie, Weise; Art u. Weise.

dôn, unr. v. 1. thun; dôt wol unde, seid so gut und etc. 2. (mit Inf.) zur Umschreibung des einfachen V. oder zur Vertretung eines voraufgehenden V. 3. lassen; befehlen. 4. schaffen, fördern, helfen. 5. reichen, geben, leihen. 6. refl. sich (wohin) begeben. – Part. gedân, beschaffen; aussehend.

donen, sw. v. aufgeschwollen sein, strotzen.

doner, donner (donder, dunner), m. Donner.

doner-bart, sempervivum tectorum; Barba Jovis.

doner-bone, sedum telephium; crassula.

doner-dach, Donnerstag. gude, grone, witte d., Donnerstag in der Charwoche; grone d. ist auch der D. nach Ostern.

doner-kîl, Belemnites.

doner-lôk, Donnerlauch, u. crassula.

donern, dondern, sw. v. donnern.

doner-nettel, Donnernessel, urtica dioica.

doner-slach, vom Donner begleiteter Blitzschlag.

doner-swark, Donnergewölk.

doner-weder, Donnerwetter.

dônheit, Betrieb, Veranstaltung.

dônlik, thunlich, möglich.

don-nagel, grosser (eiserner) Nagel.

donneken (denneken), donken, sw. v. mit Kalk bekleiden, tünchen.

donneker, (Kalker) Tüncher.

donnekinge, Tünchung; Abputz.

donse = dornse.

dônt, Inf. 1. das Thun. to dônde hebben, (mit Gen.) nötig haben, brauchen, bedürfen; to dônde sîn, nötig sein, dar an is to d., daran liegt viel. 2. concr. Sache.

dop, doppe, m. hohle Rundung; 1. Schale (bes. von Eiern), Kapsel, Kelch, Topf. 2. Kreisel. 3. Knopf (als Bücherbeschlag, Spange etc.).

dope, f. 1. Taufe. 2. Taufstein, -becken.

dopel-dôk, Tauftuch.

dopel-dopekerse, Taufkerze.

dopel-name, Taufname.

dopel-dopepade, Taufpathe, sowol der compater des Täuflings, als der Täufling des compater.

dopel-dopestên, Taufstein.

dopen, sw. v. taufen.

doper, m. 1. Täufer. 2. Taufbecken.

dopersch, täuferisch.

dope-segen, catechismus.

doppeken, n. 1. Becher in Ei- oder Nussform. 2. Beschlagknöpfe.

doppen, sw. v. 1. den dop entfernen, aushülsen. 2. zu e. dop gestalten. 3. mit dem Kreisel spielen, trochare.

doppet, rautenförmig, karriert, mit eingewebtem Döppkenmuster (vom Tischtuch) (?).

dôpsel, n. Taufe.

dop-vul, (Eier)schale voll.

dor, thöricht, unvernünftig.

dor, n. Thor, porta.

doraftich, -achtich, thöricht.

dôr, (contr. aus doder) Eidotter.

dor (= dorch), Präp. durch; adv. durch und durch.

dor-bode, Thorbude.

durch (dor, dur, dar), 1. Präp. durch; hindurch, während; wegen, um – willen. Adv. durch, hindurch, durch und durch.

dorch-achten, verfolgen.

dorch-backen, durchgebacken; übertr. durch u. durch schlecht.

dorch-bernen, durch- u. durchbrennen, verbrennen.

dorch-boren, durchbohren.

dorch-dregen, durchtragen; Part. beständig (vom Winde).

dorch-drennen, zertrennen.

dorch-driven, durchtreiben, ins Werk setzen.

dorch-gân, durchgehen.

dorch-gândes, durchgehends, ununterbrochen.

dorch-gank (-gânt), Durchgang; Ruhr, lienteria.

dorch-genklik, zu durchgehen, pervius.

dorch-gevel, Thorpfosten (postis).

dorch-graven, durchgraben, -bohren.

dorch-heren, mit Heeresmacht durchziehen.

dorch-holen, durchhöhlen, -bohren.

dorch-howen, durchhauen; im techn. Sinn: auslegen, verzieren mit Metallschmuck etc.

dorch-klowen, zerspalten.

dorch-lât, Verschwender.

dorch-luchtet, durchlauchtig, illustris.

dorch-luftich, durchlauchtig.

dorch-schêten, durchschiessen; techn. durch eine aufgezogene Wand teilen.

dorch-schinen, durchscheinen, -leuchten.

dorch-schinich, durchscheinend, -sichtig; scharfsichtig.

dorch-sichtich, (activ.) scharfsichtig.

dorch-slach, 1. spitzes Werkzeug von Eisen u. Stahl, um damit Löcher zu schlagen; Spitzdorn, perforatorium. 2. Küchengerät zum Durchseihen, cola.

dorch-slacht, -slachtich, vollständig; d. egen, merum proprium.

dorch-slân, 1. durchschlagen; mit metallenem Schmuck versehen. 2. bestätigen, befestigen. 3. durchbringen, verschwenden.

dorch-sniden, durchschneiden; durchbrechen (die Kleider zur Zierde).

dorch-stânde, durchstehend, anhaltend.

dorch-steken, durch-, zwischenstecken (betrügerisch); eine Urkunde durchstechen zum Zweck der Tilgung.

dorch-steken, adj. part. 1. durch u. durchgestochen, 2. betrügerisch, Durchstecherei treibend.

dorch-stricken, vereinigen, innig verbinden.

dorch-tên, durchziehen.

dorch-varen, durchwandern, -ziehen.

dorch-vart, Durchgang, pertransitus.

dorch-wassen, durchwachsen; knorrig (v. Holze).

dorch-waten, durchstossen.

dorch-werken, durchwirken.

dorch-werkinge, Mitwirkung, cooperatio.

dorch-wiren, durchflechten, filigranisieren.

dorde = derde, dritte.

dorde, thöricht, von Sinnen.

dor(e), m. Thor, Geisteskranker, Narr.

dor(e), f. Thür.

doren, sw. v. Thor sein, thöricht handeln.

doren, anom. v. wagen, sich erkühnen.

dorechtich, thöricht.

doren-dage, die Narrentage (in der Fastnacht, die drei Tage vor Aschermittwoch).

doren-kiste, Behausung für Wahnsinnige.

doren-rink, Thürring.

doren-spel, Narrenspiel, Spott der Leute.

dorich, thöricht.

dorie, Thorheit.

dôrheit, Thorheit.

dor-hode, Thorwache.

dor-hoder, Thorwächter, -hüter.

dorich, thöricht.

dor-inne, Geisteskranke.

dork, m.? n.? Platz, wo sich der Schmutz sammelt, bes. der unterste Teil des Schiffsraumes, sentina.

dorke, eine Art Pferd.

dorledage = dorel-, dorendage.

dôrlik, thöricht; adv. dôrlike(n).

dormenter, dormiter, dormter, dormitorium, n. Schlafsaal in Klöstern.

dorn, m. Dorn; Zaun von Dorn.

dorne (umges. für drone), Drohne.

dornitze, dorntze, dornse, dontze, f. heizbares Zimmer.

dorp, n. Dorf.

dorpel, m. Thür-pfahl, -schwelle, limes.

dorpelik, dörflich; bäurisch.

dorper, Dorfbewohner; roher Mensch.

dorperheit, bäurisches, rohes Benehmen.

dorpernie, Benehmen eines dorpers, rusticitas.

dorper-sprake, bäurische, rohe Rede.

dorpesch, bäurisch.

dorp-man = dorper.

dorp-stede, Dorfstätte.

dorre, dürr, trocken; bildl. ohne (Blätter) Bekleidung, offen, klar.

dorreheit, dorricheit, Dürre, Trockenheit.

dorren, sw. v. dürr werden.

dorren = doren.

dorschen, st. u. sw. v. dreschen.

dorscher, Drescher.

dorsch, dors, Dorsch, asellus.

dôr-sittent, Thorhüten.

dôr-sluter, Thorschliesser.

dorst(e), m. Durst; krankhafte Trockenheit des Mundes.

dorste, Prät. zu doren.

dorstel, dorstegel, -stogel, Thürpfosten.

dorsten, sw. v. dürsten.

dor-stender, -stendel, Thürpfosten, limes.

dorstich, durstig.

dorstich (zu doren), kühn, keck, frech.

dorsticheit, Kühnheit, Keckheit.

dorstigen, sw. v. dürstig sein.

dor-sul, Thürschwelle.

dort = dorde, thöricht.

dort, dorthin; dort (sehr selten).

dort, Trespe, Bromus secalinus.

dortege, dürftig, elend.

dortich (der-, dritt-, druttich), dreissig.

dortigeste, der dreissigste Tag (nach der Beerdigung eines Verstorbenen).

dorven (durven, derven), unregelm. v. nötig haben; brauchen, verpflichtet sein. (Prät. dorfte, drochte, dochte, dechte, dorte.)

dor-wachter, Thür(Thor-)hüter.

dor-warer, Thür-, Thorhüter; Thorschreiber.

doselechtich, duselig, betäubt.

dosich, (verstandes)betäubt, freneticus.

dosin (dossin, dosint), n. Dutzend.

dosse = desse.

dôt, m. und f. Tod.

dôt, dode, tot; en dode kôp oder en dôt kofte kôp, Kauf, wo kein Widerkauf gestattet ist, (vollständig abgethan).

dôt-bedde, Todbett.

dôt-boren, -baren, totgeboren.

dôtdêl, (fries.) Mord, Todschlag.

doten, sw. v. närrisch sein, insipere.

doter, cussuta (cassutha).

dôtheit, Tod, Sterblichkeit.

dôt-kiste, Sarg.

dôtlik, sterblich; gänzlich, durchaus (vollständig abgethan), adv. dôtliken.

dôtsêk, zum Tode siech, totkrank.

dôt-slach, Todschlag.

dôt-slacht, -slachtinge = dôtslach.

dôt-slager, Todschläger.

dôt-stortinge, Todsturz, internecio.

dôt-suke, tötliche Krankheit.

dôt-swime, Todschwindel.

dôt-var, totenfarbig, blass.

dôt-vechtinge, Todeskampf; (Leichen-) Kampfspiel.

dôt-vede, Todfehde (Befehdung wegen eines getöteten Verwandten).

dôt-vient, Todfeind.

dôt-wunde, Todeswunde.

douwelinge, Mann der Schwester der Frau, Schwager?

douwen (dawen), sw. v. 1. thauen, liquescere. 2. thauen, rorare.

douwen, sw. v. verdauen, digerere.

douwer = dobber.

dôf, taub; leer, eitel; vergeblich.

dovel, m. der Zapfen, der die Teile des Bodens einer Tonne verbindet.

dovelechtich, harthörig, surdaster.

doven, sw. v. 1. trans. betäuben, taub machen. 2. intr. taub werden.

doven (daven), sw. v. toben, lermen, insanire.

dovendich (dovenich), tobend, von Sinnen.

dovendicheit (dovenheit), Wut, Raserei.

dovense, Taubheit.

dôf-holt, taubes, dürres Holz.

dovicke, m. Tappe.

dovigende = dovendich.

dôf-slach, Schlag, von dem man betäubt wird.

dôf-sucht, Taubheit, surditas.

dow (douwe, dawe, dau), m. Thau.

dow-sleper, Thaustreifer.

dow-striker = dow-sleper.

dow-worm, Lumbricus terrestris; flechtenartiger Ausschlag, Salzfluss.

drachaftich, fruchtbar.

drachsam, tragbar, portabilis.

drach-sole, Tragsohle, -schwelle.

dracht, f. 1. das Tragen; die Schwangerschaft; das Kind im Mutterleibe; das Tragen der Heiltümer, Procession. 2. Ertrag (an Früchten). 3. Tracht, so viel man tragen kann. 4. Kleidertracht; Gang oder Gericht Speisen. 5. (Haar)seil?

drachtich, trächtig, schwanger, fruchtbar; beträchtlich, inhaltschwer.

drachtlich, erträglich.

drade (draden), adv. schnell, rasch, bald.

drage, f. Trage, Bahre (Brett, worauf Brot, Fleisch etc. getragen wird), gerula.

drage-bere, Tragbahre.

dragemunt, eine Art langer u. schneller Schiffe, trieris.

dragen (dregen, drigen), st. v. tragen; ertragen; hinführen, beitragen; helfen, nützen; sich belaufen, betragen. over ein, up ein, in ein oder bloss ein (ên) dragen, einträchtig sein, übereinstimmen, concordare. entwei d. getrennt sein, uneinig sein, discordare; van ein, af (van), daraf d., verschieden sein; dregen laten (Schifferausdruck) wohin segeln, lossegeln; – refl. sich wohin richten; wohin gehören; sich auf etwas stützen (up), verlassen, sich steifen auf. Das Part. dragende passivisch: sîn dr. gût; ampt.

dragester, (Zu)trägerin.

dragge, m. ein Anker auf kleinen Fahrzeugen mit drei oder vier Armen oder Klauen; auf den Kriegsschiffen diente er zum Entern, daher sik draggen an, ein Schiff entern.

draginge, Tragung.

drake, m. 1. Drache. 2. = dragge, Anker, Klammer.

draken-blôt, ein dunkelrotes, wolriechendes Harz; auch Name für Pflanzen, z. B. wälsche bibenelle.

draken-holt, Klammerholz.

dral, rund u. fest gedreht oder sich drehend, wirbelnd.

dram, m.? 1. Getümmel, Lerm, Halloh. 2. Bedrängnis, Not.

dramet = dromet.

drammen, sw. v. lermen, poltern; ungestüm dringen.

drammet = dramment, dramminge.

dramminge, Lerm.

drampen, sw. v. trampeln.

drân = dragen.

drane, drone, m. Drohne; fauler, träger Mensch.

drange, drank, m. Gedränge; Einengung, Zwang, Gewalt; Not.

drange, gedrängt voll, enge.

drangen, s. drengen.

drangete, drankte = drang(e).

drangicheit, Enge; Einengung.

drank, m. Trank.

drank-gelt, Trinkgeld.

drank-, drinkpennink = drankgelt.

drankschop, Trinkgelag, Fest; Genossenschaft.

drank-wîn, Tischwein?

drape = droppe, druppe.

drapen, draplik = drepen, dreplik.

drât, m. Draht, Faden (von Flachs etc., Metall).

drât-mole, Drahtmühle.

drât-smede, Drahtschmied, -zieher.

drât-toger, Drahtzieher.

draf, m. u. n. Treber, silique.

draf, m. Trab; trabendes Pferd? = dravant?

dravant, m. Trabant, d. i. Fusssoldat (»Fussschütz«); dann Leibwächter, dienender Begleiter.

dravel, drevel, m. Sclave, Leibeigner.

draven, sw. v. traben. Inf. Subst. dravent, Traben, Gelaufe.

drê, drei.

drech-boke, Trag- (fruchttragende) Buche.

drechlik = dregelik.

drêchlik, betrügerisch, falsch.

drêchnisse, Betrügerei.

dreck, m. Dreck, Kot; nicht einen d. = gar nichts.

dreckaftich, dreckig.

drecken, dreckig.

dreckicheit, Dreck, Schmutz.

drecklich, dreckig.

dreck-rûm, Düngerort.

dreck-slot, Schloss, das im Sumpfe liegt?

dreck-stande, Dreckfass.

dreck-voget, der den Markt etc. vom Dreck zu reinigen, zu fegen hat.

dre-eckger, dreieckige Pike, tricuspis.

dre-eggich, dreieckig.

drege-balge, eine Balje, die tragbar ist (mit zwei Öhren zum Tragen)?

drege-, drech-, drechtlik, 1. tragbar. 2. erträglich, zufriedenstellend, genügend.

drêgen (drogen), st. v. betrügen.

dregen (= dreien), sw. v. drehen.

dregen = dragen.

dreger, drager, 1. Träger; Inhaber (porteur) von Documenten. 2. = dreier.

dregersche, Trägerin; Gebärerin.

dreharich, bildl. mutwillig, verwegen (urspr. krausharig?).

dre-hornich, dreieckig.

dre-huck, Dreieck.

dreien, dreigen, sw. v. drehen; drechseln.

dreier (dreger), Drechsler, tornator.

dreigen = drouwen, drohen.

dreisich, in Dreesch (grün) liegend.

drel-bedde, ein tragbares Bett (ballanula).

drell(e), m. Drell, Drillich.

drelink (drilink), m. 1. Dreipfennigstück. 2. ein Gefäss von anderthalb Tonnen oder 3 Ankern.

drelle, drille, Unfreier, servus (proprius) u. serva; vagus.

drellinne, Unfreie; vaga.

drenge, f. Bedrängung.

drengen, drangen, sw. v. drängen, bedrängen.

drengenisse, Bedrängung.

drenginge, Bedrängung.

drenke, n. 1. Getränk. 2. Trinkgelage.

drenke, f. 1. Tränke. 2. Wasserflut.

drenken, sw. v. tränken; ertränken, refl. ertrinken.

drenker, 1. Trinker. 2. der zu trinken gibt, Schenke.

drenkerinne, Trinkerin.

drenkinge, Trinken; Sauferei.

dreordich, dreieckig.

drep(e)lik, draplik, adj. u. adv. trefflich d. i. bedeutend, stark, heftig, gewaltig, gravis; von Personen: gewichtig, hervorragend. Adv. drepeliken.

drepen, drupen, st. v. 1. treffen; erreichen; betreffen, angehen; entwê d., sich streiten etc., verschieden sein. 2. zusammentreffen (feindlich) congredi, kämpfen. 3. refl. betreffen, wohin gehören.

drêpen, st. v. triefen, guttare.

drêsch (drîsch), m. der ruhende Acker, der, ehe er neu aufgebrochen wird, als Viehtrift dient; Grünland.

dreschichtich, aus drei Schichten bestehend.

dreskelef, Schwelle.

drespe, m. drespenkrût, Trespe, quisquilie.

dre-speldich, dreispaltig, in drei geteilt.

dre-stalich, -stolich (-stoilich, steling), dreipfostig, dreibeinig.

dre-stengich, aus drei Stangen bestehend, dreiarmig.

drêt, drît, Dreck, Kot, merda humida.

drêten, st. v. verdriessen.

dre-twele, drei-geteilt.

dreve, Schlag, ictus, pulsus.

drê-valdicheit, Dreifaltigkeit.

drêvalt (drivolt), dreifaltig, dreimal.

drevel, Sklave, Knecht, mediastinus, famulus.

drevel, m. Triebel (Instrument, um etwas anzutreiben).

drevelinge, Streit, Zank.

drever, m. eine Art Pferd (Ggs. Zelter?).

dreve-(drive-, drêf-)stên, einer der Mühlsteine? ein grosser Stein, der abgeschossen wird?

dreve-stock, Treibstock (in einer Sagemühle).

drevolden = drevalt.

drêf-wech, Viehtrift (Weg, auf dem man Vieh treibt).

driakel, Theriak; Gegengift: diakelskremer, Händler mit Theriak, Marktschreier.

dridde, drudde, dritte.

drie, drige, dreimal.

dries, dreimal.

drillen, sw. v. umhertreiben, rollen, drehen.

dringen, st. v. drängen; verdrängen; worauf dringen.

drinkel, Trank.

drinkel-dach, Gelagetag; Gildenschmaus.

drinkel-schale, Trinkschale.

drinkel-stôp, Trinkbecher.

drinkel-vat, Trinkgefäss.

drinken, st. v. 1. trinken. 2. ertrinken. 3. trinken machen.

drinke-wîn, Tischwein.

drinklik, trinkbar.

drink-pennink, Trinkgeld.

drink-stove, -stave, Trinklocal.

drink-vete, Trinkgefäss.

drinten, st. v. anschwellen, intumescere.

drintinge, das An-, Aufschwellen.

drîsch, s. drêsch.

drîst u. drîstich, beherzt, kühn, frech.

drîsticheit, drîstheit, Dreistigkeit, Frechheit.

drîstichen (-gen), adv. dreist.

drîstichliken u. drîsteliken, adv. dreist.

drîten, st. v. seinen Kot lassen, cacare.

drîf, m. Trieb.

drîfachtich, treibend, triftig.

drive-klôt, Kugel, die man treibt, trochus.

drivel-wech, Weg, auf dem man Vieh treibt.

driven, st. v. 1. treiben (trans. u. intr.). 2. betreiben (mit Vieh), beweiden, benutzen. 3. betreiben, ausüben, vollführen. 4. ohne Obj.: z. B. driven na (die Pferde treiben nach), wohin fahren. Part. drivend, pass. z. B. drivende have.

driver, Treiber, Viehtreiber u. als solcher auch Viehhändler; Wagenknecht, Kutscher.

drive-stên = drêfstên.

drîf-here, Besitzer einer Treibhütte.

drîf-hutte, Treibhütte, wo die Erze getrieben, d. i. gereinigt werden.

drivinge (driwunge), Trieb; Hang.

drîflik = drivende, (passiv).

drîf-lôn, Lohn für das »Treiben« in der Treibhütte.

drîf-rinne, Gerinne (bei Mühlen).

drîf-sant, Treibsand.

drift, f. 1. Trieb, Eifer, Ungestüm. 2. Betreiben. 3. das Antreiben eines Schiffes an ein anderes. 4. das Antreiben von Gütern an den Strand. 5. Viehtrift, Weide. 6. Schar, die getrieben wird.

driftich, 1. treibend (auf dem Wasser). 2. von Schweinen: die in die Mast getrieben werden können. 3. von Menschen: eifrig, kühn, ungestüm.

droch, n. Trug; Trugbild.

droch, m. Betrüger.

drôchenisse, Trockenheit.

drôcheit = drochenisse, drogicheit.

drôch-, drogenisse, Betrügerei.

drochwerlt, Trugwelt.

droge, druge, trocken; subst. Trockenheit, Trockenes.

drogede, f. das Trockene.

droge-dôk, Tuch zum Abtrocknen, gausapium.

drogelik (droch-, drogentlik), betrügerisch; adv. drogeliken.

drogen, drugen, sw. v. trocknen.

drogen = drêgen, betrügen.

drogene, f. Betrug; Betrügerei.

drogenere, Betrüger.

drogenhaftich, betrügerisch; adv. -haftigen u. -haftichliken, drogenhafticheit, Betrügerei.

drogerie, Betrügerei.

drogesam, trüglich.

drogicheit, Trockenheit.

drom, drum (dram), n. Trumm; Endstück, Saum, namentl. bei einem Gewebe der letzte Teil des Aufzugs.

drôm, m. Traum.

drôm-duder, Traumdeuter.

dromech, träumerisch; schläfrig.

dromel (dremel), dromelink, n.? kleines Ackerstück, Endstück, pecies.

dromen, sw. v. träumen.

dromet, dromt, droment, dramet, n. Getreidemass (der achte Teil einer Last, 12 Scheffel), lat. tremodium.

drometsât, Ackermass, soviel man mit e. Drömt besäen kann (vgl. schepelsât).

drôm-schêder, Traumausleger.

drôn = drom, Ackerstück, Endstück, Saum.

drone (drane), Drohne.

dronen, sw. v. dröhnen, bebend nachklingen.

dronunge, Dröhnung, Erschütterung.

drope, drape, m. Tropfe.

dropel = drope.

dropen = drupen, druppen.

dropwort = dach unde nacht.

droschen, st. u. sw. v. dreschen.

droscher, Drescher.

dros, n. Hefe, fex.

drôs (drôst, drûss), m. Teufel; (Tölpel, Riese).

drose, druse, f. Drüse, Geschwulst, (Pest)beule.

drosem, n.? was beim Auspressen der Früchte übrig bleibt, Bodensatz; fex, faeces.

drosie, drosin, eine Art Gewürz, Specerei (als Confect, oder auf Wein abgezogen, genossen).

drôsle, f. Drossel.

droste (drossete, drotzete, druczete), druste, 1. der höchstgestellte Amtmann eines Landesherrn, sein oberster Befehlshaber in Kriegs- u. Friedensangelegenheiten (lantdrost). 2. der an e. Hofe das (erste) Ehrenamt bekleidet, Truchsess. 3. der die Tafel anzurichten und zu bedienen hat, Aufwärter.

droswort, crassula; millemorbida.

drot, f.? Bedrohung, Drohung.

droten, sw. v. drohen, bedrohen; (durch Drohung erpressen?).

drouwe (drauwe, drowe, drawe), f. Drohung.

drouwelich (drowlich), drohend.

drouwen, sw. v. drohen, bedrohen.

drouwer (druwer), Droher.

drouwinge, Drohung.

drouw-wort, Drohwort.

drove, trübe.

drovegen, sw. v. drovich (betrübt) machen.

drovelik (drôflik, drevelik), betrübt, adv. droveliken.

droven, sw. v. 1. trübe sein. 2. trübe machen, betrüben.

drove-(drôf-, dreve)nisse, Betrübnis; Jammer.

drôfheit = drovenisse.

drovich, betrübt.

drovicheit, Traurigkeit, Betrübtheit.

droftich, dürftig.

dru, Neutralform zu drê.

dru, Falle für wilde Tiere; Fuchs- oder Wolfseisen.

druck, m. Druck, Bedrängnis.

drucken, sw. v. drücken. Refl. 1. sich drücken, drängen. 2. sich still verhalten, sich still entfernen.

drucke-pennink, Geizhals.

drudde, dritte.

druk, drok, beschäftigt, eifrig.

drul, drol, zusammenhängend (in Kugelform), res convoluta.

drulgast, Gast, der sich eindrängt oder zugelassen wird zum Spassmachen.

drullen, sw. v. refl. sich trollen.

drummel, n. u. m. (Endstück.) 1. Trümmer; Baumstumpf. 2. kleiner, gedrungener Mensch. 3. hartes Excrement. 4. Name des Teufels.

drummeldar, Dromedar.

drummeldörries, Einfaltspinsel; adj. drummeldörgisch, einfältig.

drungen, adj. part. gedrungen.

drunk, m. Trunk.

drunke, f. 1. Trinkgelage. 2. Dünnbier (= kovent?).

drunken, adj. part. betrunken; drunken drinker, Säufer.

drunkenbolt, Trunkenbold.

drunkendûn, vollgetrunken.

drunkenmunt, ein trunkener Mund.

drunkenschap, Trunkenheit.

drunkert = drunkenbolt.

drup-ader, Ader am Bein des Pferdes?

drupen, sw. v. herabhängen, baumeln.

druppe, f. Tropfenfall, Traufe, stillicidium. (drup[e], m. = drope).

druppel = dorpel, Schwelle.

druppelk, in kleinen Haufen stehend, krüppelig? oder subst. dem. Häufchen, Klumpen.

druppen, droppen, sw. v. tropfen.

druppendack, undichtes Dach.

druppenval, Tropfenfall; Traufrecht.

druppich, tröpfelnd, thränend.

druppinge, Tropfenfall.

druse, f. Hefe, Bärme, Treber, Trester.

drussemen, sw. v. erdrosseln, erdrücken.

drusticheit, Geschäftigkeit, Fleiss.

druttein, dreizehn, d. dach, s. dertendach.

drûf u. drufele, f. 1. Traube. 2. der bewegliche Teil eines Bohrers, Knauf am Bohrer.

dubbeleren, sw. v. (naut.) umsegeln; frz. doubler.

dubbelune, Dublone.

ducht, f. Tüchtigkeit, Tugend. 2. Furcht, Ehrfurcht.

ducht, f. Ruderbank.

ducht, ein aus einer Anzahl Fäden zusammengedrehter Strang; vier Duchten bilden ein Cordeel.

duchtenisse, Dünken, Meinung.

duchtich (duftich), tüchtig; bes. als ehrendes Beiwort.

duchticheit, Tüchtigkeit.

ducke = dicke.

ducke, Thörin, Närrin? (= dutte, ein Mädchen, wie ein Klotz? dummes Frauenzimmer?)

dude, to dude (zu Deute), deutlich; zu deutsch.

duden, sw. v. deuten; bedeuten.

dudendop, Hahnrei; einfältiger Tropf.

dudenisse, Deutung.

dudesch, deutsch.

dudeschen, sw. v. deuten, erklären, verdeutschen.

dudeslik, deutsch.

dudinge, Deutung.

duge (oder duk?) Duxstein, Kalktuff?

dukas (dukes, dûks), Teufel; Betrug, Verstellung.

duken, st. v. tauchen; bildl. sich beugen.

duker, dukvogel, mergus, mergulus; die nordische Ente.

(düker, deuker, Teufel.)

dul (dulle), verstandesbenommen, thöricht; unvernünftig.

dulbregen, (Tollgehirn) Tollkopf.

dulden, sw. v. dulden; zulassen.

duldich, geduldig.

duldicheit, Geduld.

duldichlik(en), geduldig.

duldigen, dulgen = duldichlik.

dulgicht, gichtbrüchig?

dulheit, Sinnlosigkeit.

dul-iser, Tolleisen, d. i. rundes Eisen um Wäsche zu fälteln.

dul-kone, tollkühn, temerarius.

dul-kop, Tollkopf.

dulle, Beule?

dullen, sw. v. tollen, sich unsinnig benehmen u. geberden.

dullerie, Tollheit, Unverstand.

dullik (dulk), Zwillich.

dulliken, thörichter Weise.

dul-slach, Schlag, der eine Beule macht (nicht blutig ist).

dult, f. 1. Geduld. 2. Aufschub, Waffenstillstand.

dult, f. irdenes Gefäss, Krug.

dulwagen, Tollwagen; den d. driven, unsinnig sein.

dum, 1. dumm. 2. toll, wütend.

dûm(e), m. 1. Daume; 2. Hebezeug, Handwinde.

dumelink, 1. Däumling, Bedeckung des Daumen, z. B. Fingerhut etc. – 2. Zwerg, nam. der Fuhrmann am Wodanswagen (gr. Bären).

dumelne, Daum-elle, das Mass vom Ende des Daumen bis zum Ellenbogen.

dumen, sw, v. daumen d. i. einen Druck mit dem Daumen geben.

dumheit, Unwissenheit.

dum-(dun)kone, dumm-, tollkühn, verwegen.

dumkonheit, Tollkühnheit, Verwegenheit.

dumkonlich (-koningen), tollkühn.

dumlik(en), dumm, thöricht.

dumpe, dumpen = dampe, dampen.

dumpeln, sw. v. untertauchen.

dumpich, mit dumpe, dampe behaftet.

dumslach, s. dunslach.

dûn(e), 1. aufgeschwollen; dick, voll, betrunken. 2. dicht, enge.

dune, f. 1. Daune, pluma. 2. Düne.

dun(en)-bedde, Daunenbett.

dungel-wage, Dungwagen.

dungen, sw. v. düngen. irrigare.

dunge-(dunk-, donk)recht = dungetal.

dungetal, Düngerrecht, das Recht den in einen Acker gesteckten Dünger abzunutzen, jus fimale.

dunhorich, scharf hörend?

dunk, m. unterirdisches Gemach.

dunkelgude, Heuchelei, Pharisäismus.

dunkel-guderie (gudicheit, -modicheit), Dünkel, Selbstgerechtigkeit, Heuchelei.

dunkelgût, (der sich für gut hält), dünkelhaft, selbstgerecht, heuchlerisch, Pharisäer.

dunken, unr. v. dünken. Inf. subst. dunkent, Gutdünken.

dunker, n. Dunkel.

dunker, 1. dunkel. 2. blind; geistig blind.

dunkeren, sw. v. dunkel, blind werden.

dunkerhaftich, dünkelhaft.

dunkerheit, Dunkel-, Blindheit.

dunker-stern, Nebelstern.

dûn-kussen, Küssen von Daunen.

dunne, dünn, schwach. dunne broder, Gaukler, Possenreisser? dat d. lîf, die Taille.

dunne-bêr, Dünnbier.

dunnen, sw. v. dünnen, schwächen.

dunner, s. doner.

dunni(n)ge, f. Schläfe.

dunningsslach = dunslach.

dunnink, m. = dunninge, f.

dunslach (dunt-, dumslach), (zu dunen, aufschwellen) ein Schlag, in Folge dessen die getroffene Stelle aufschwillt, Beulenschlag.

dunst, m. Dunst.

dupe, f. Tiefe.

dupede, dûpte, f. Tiefe.

dupen, sw. v. 1. austiefen, vertiefen. 2. in die Tiefe tauchen.

dûplik = duve-, dûflik, diebisch.

dûplik, tief, gründlich; adv. dûpliken.

duppe, doppe, n. kleines Gefäss, gew. aus Holz, Tubbe. lappas, mulctrale.

dûrachtich, -aftich, dauerhaft.

durand, hartnäckig, pertinax.

dûrbar, theuer, kostbar.

dûrbaricheit, Kostbarkeit.

dûrde, f. Dauer.

dûr(e), theuer; ausgezeichnet, vornehm; adv. theuer; sehr, stark.

duren, sw. v. theuer machen.

duren, sw. v. dauern, währen.

duren = doren, wagen.

dûrheit, Theurung.

durich, dauernd, ausharrend.

duringe, Theuerung.

dûrlik, dauernd; adv. dûrliken.

dûrsam, dauernd.

dûrte, f. Theurung.

dûs, n. (Daus), die Zwei auf dem Würfel, das As (Es) auf der Karte, weil dieses auf den deutschen Spielkarten zwei Augen hat. dus es, zwei u. eins; troie dus, drei u. zwei; kotter (katter = quatuor) drei, vier und drei; zinke dus, fünf u. zwei; im Kartenspiel das höchste; daher bildl. Daus, Ausbund; sehr selten vom höchsten Wurf (wol vom Kartenspiel entlehnt).

dus, adv. so; dus-dân, -danich, so gethan, so beschaffen, talis; dus-solk (-selk), solch.

duschen, sw. v. sich hin und her bewegen?

dusen (dosen, deusen), sw. v. schlendern; gedankenlos dahin gehen, bummeln.

dusent, tausend.

dusentblat, Achillea millefolium.

dusenthaftich, tausendhaftig.

dusentich = dusent.

dusent-kunstehere, Tausendkünstler.

dusentvolt, -voldelike, tausendfältig.

dusich, betäubt, schwindelig.

dusicheit, Betäubung, Schwindel.

dusink, m. ein mit Schellen oder Glöckchen besetzter Gürtel für Männer u. Frauen, cingulum sonorosum.

duslik, solch.

dusses, dusset = desse.

dust, dost, Doste, origanum vulgare.

dust, m. Spreu, Hülse, Kleie, Staub, candabra, -tabrum.

dust (zdust, sust), Tjost, ritterlicher Zweikampf; Belustigung, Tanz.

duste = desse u. deste.

dustement, n. Belustigung, Vergnügen.

dûster, düster, finster; unklar, zweifelhaft.

dustêren, sw. v. tjostieren = diosteren.

dûstericheit, Düsterheit.

dûstermette u. -misse, die Mette, Messe um Mitternacht am Weihnachtsfeste.

dûsternisse, Finsternis.

dust-holt, saftloses Holz, das nur zu gemeinem Gebrauche dient.

dust-slach = dunslach.

dustware, -wart, die Berechtigung dustholt zu hauen.

dut, dies (im Ggs. zu dat).

dutte, albernes, dummes Frauenzimmer.

dûv-arne, Täuberich.

duve, f. Taube.

duve (diuve, duvete, dufte, dêfte, diefte), f. 1. Diebstahl. 2. gestohlnes Gut.

duve, m. penis.

duvech (diuvech, duvich), gestohlen.

duvel, Teufel.

duvel-, duvels-heit, teuflische Art.

duvelie, Teufelei, Teufelskunst.

duvelik (dûflek), teuflisch.

duvelîn, Täubchen.

duvels(ch), teuflisch.

duvels-bete, Teufelsbiss, scabiosa succisa.

duvels-dreck, Teufelsdreck, Ferula Asa foetida.

duvels-kerke, heidnischer Tempel.

duvels-schît, Teufelsdreck.

duvel-scho, Larve, Maske (vgl. schoduvel).

duven-danz, Taubentanz.

duven-kop = dudendop.

duven-dreck, Taubendreck.

duven-tugge, Taubenzug; d. dôn, haustim, avide bibere.

duven-vôt, Taubenfuss (Asparagus oder Geranium columbinum); Bezeichnung für das römische Zahlzeichen X.

duver (duffer), duverich, duverink, m. Täuberich.

duvet, gestohlen.

duvet(e), n. Gemächte, pudenda.

duvete, f. = duve, furtum.

duf-kater (düwkater), Name für den Teufel.

dûf-(duft-, dêf-, deft-)liken, diebischer Weise, heimlich.

dûf-rôf, Diebraub, rapina nocturna.

dûf-(dêf-)rover, nächtlicher Dieb.

duven-driver, Taubennarr; Faullenzer.

duven-kervele, Fumaria off.

duverie, -rige, deverie, -rige (divrige), Dieberei.

dûf-, duvetal, Diebstahl.

duw(e), Betreiben, Handlungsweise.

duwen (douen), sw. v. drücken, niederdrücken.

duwenwocke, Schachtelhalm, Equisetum arvense u. palustre.

duwiere, Höhle, spelunca.

dwagen (twagen), st. v. waschen.

dwage-vat, Waschbecken.

dwal, dwalen = dwel, dwelen.

dwân = dwagen.

dwangete, dwankte = dwank.

dwank, m. Zwang, Gewalt, Nötigung; ane, sunder d., freiwillig; Zwangsrecht; Zwangsabgabe, angaria; enger Raum; als Präp. = heutigen »Dank«.

dwank-brêf, Zwangsbrief, d. i. Urkunde, die Verpflichtungen enthält.

dwâs, quer, verkehrt, thöricht; Querkopf, Thor, Narr.

dwâsaftich, thöricht.

dwasen, sw. v. Unsinn reden, delirare.

dwaserie, Thorheit, Unverstand.

dwâsheit, dwasecheit = dwaserie.

dwasich, thöricht.

dwâslik(en), thöricht.

dweil = dwele.

dwel, dwal, (irrig), irrsinnig, thöricht, fatuus, ignarus.

dwelaftich, irrend, ketzerisch.

dwel-dwaldrank, Taumel-, Schlaftrunk, temetum.

dwele, dweile, f. Tuch zum dwagen, Handtuch, Serviette, Wischtuch, Lappen u. s. w. (jetzt; dweidel, feidel).

dweleken, Demin. zu dwele.

dwelen, dwalen, sw. v. irren; irre, thöricht, unsinnig sein.

dwelen-genger, Rad oder Rolle, worüber dwelen gehängt werden.

dweler, Irrender.

dwelerie, Irrtum; Ketzerei.

dwelinge, Irrtum, Irrung.

dwelk (dwellich, dullik), m. Zwillich.

dwel-(dwal)licht, Irrlicht.

dwelm, m. Irrung, Verwirrung.

dwelnisse = dwelerie.

dwelsch, irrend, von Sinnen.

dwelscheit = dwelerie.

dwel-wech, Irrweg, devium.

dwenge, f. 1. enger Raum, Engpass; 2. Not, Bedrängnis. 3. Zwinge, Fangeisen.

dwengen, sw. v. drängen, bedrängen.

dwenger, Zwinger.

dwengicheit, Enge, Bedrängnis.

dwenginge, Bedrängnis, Einengung.

dwenknisse = dwengicheit.

dwer, dwers, (dwars, dwass,) quer.

dwere, f. 1. Quere. 2. = dwerwint.

dwerch, dwarch, dwark, m. Zwerg.

dwerch-appel, Zwerg-, Gallapfel.

dweren, sw. v. hin und her, in die Quere laufen.

dwer-holt, Querholz, Schwelle.

dwerl, dwarl, m. Wirbel, Locke. cincinnus; querdrähtige Stelle im Holz.

dwer-lant, Querland.

dwern, Lage von zwei nicht zusammengefalteten Bogen Papier.

dwer-nacht, 1. Quernacht, d. i. die zwischen zwei Tagen liegende Nacht; auch der Tag, der durch eine dazwischen liegende Nacht vom dies a quo getrennt ist. 2. Zeitraum der gesetzlichen Citation oder Zahlung; überh. Termin, Frist.

dwer-nât, Quernaht.

dwers-hûs, Querhaus; Haus, dessen Längsseite nach der Strasse zu liegt.

dwer-strate, Querstrasse.

dwer-tûn, Querzaun.

dwer-wint, Seitenwind, Wirbelwind.

dweteren, sw. v. umherschweifen (= weteren).

dwingen, st. v. 1. engen, drücken, pressen. 2. zwingen.

E

ê (ee, ehe, ewe), f. 1. Gesetz, nam. das göttliche. 2. eheliches Bündnis, matrimonium.

ê (fries.) = â, f. Gewässer, Bach.

ebbedie s. abbedie.

ebbedinne, Äbtissin.

ebben, sw. v. zurückgehen, von der Meerflut.

ebers = evers, ever, aver, aber, dagegen.

ebesse (ebizze), ein Kraut; welches?

êbreker, 1. Gesetzesübertreter. 2. Ehebrecher, adulter, fem. êbrekersche.

êbrekerie, Ehebrecherei.

êbrekersch, ehebrecherisch.

êbrôk, Ehebruch.

echelen, egelen (eichelen), sw. v. ekeln, widerwärtig sein, verdriessen.

echelern, zum Widerwillen, Ekel geneigt.

echelik, êchlik, s. êgelik.

eche-(eiche-, ege-)linge, Ekel, Widerwärtigkeit, Verdruss.

echt, echter, echtere, echtes, echts, abermals, wiederum, ferner.

echtbreker = êbreker.

echt(e), n. 1. eheliche Geburt u. die aus derselben entspringenden Rechte. 2. Ehe, conjugium.

echte = achte, Stand.

echt(e), 1. ehelich geboren: echt u. recht van vader u. moder, vollbürtig. 2. ehelich, matrimonialis. 3. rechtmässig, gesetzmässig, legitimus.

echtebrêf, Ehebrief, Ehestiftung, pactum dotale; Attestat über Ehen; Geburtsbrief der Handwerker zur Gewinnung des Amtes.

echtedink, Versamlung der Bürger zum Gericht etc.; die beim e. verkündigten (polizeilichen) Statuten.

echtegade, Ehegattin.

echt(e)los, 1. der Rechte beraubt, die echte Geburt oder Ehe gibt. 2. rechtlos.

echte-man, -wîf, Ehegatte, -gattin.

echten, sw. v. 1. für echt erklären, legitimieren. 2. verheiraten.

echter, echtern, s. achter, achtern.

echtere, 1. act. Verfolger, persecutor. 2. pass. der Geächtete, = achtere, Verfolgter, Feind.

echterer = echtere.

echterlik, sik e. stellen, sich zurückziehen; säumig sein.

echtern = achtern.

echterwîf, Neben-, Kebsweib.

echterste, Nachgeburt?

echtestôl, Ehestuhl; den e. besitten, in (gesetzlicher) Ehe leben.

echteswanne = ichteswanne.

echtgenote, Ehegenoss, -gatte (-gattin).

echtich, ehelich.

echtigen, sw. v. für echt erklären, legitimieren. 2. heiraten.

echtiger = echtere, Feind, emulus.

echtinge, Legitimation.

echtlik, gesetzmässig, rechtlich, echt.

echtschop, 1. Ehe. 2. eheliche Geburt. 3. Hochzeit.

echtwort (-ware, -were), Nutzungsrecht (-gerechtigket) an einem gemeinschaftlichen Eigentum, namentl. an der Holzmark; ferner Mast-, Weide-, Fischereigerechtigkeit u. a., (legitima portio), utilitas, usuagium.

eck, ecken, s. ek, eken.

eckel, Eichel, Frucht der Eiche u. der Buche.

ecker, eckers, adv. wor eckers quocunque; wanne eckers quandocunque.

ecker, eckeren (acker, ackeren), n. Eichel; Eichelmast.

ecker, Eiter (ck = tt? oder zu ek, eken?)

eckeren, sw. v. eitern.

eckeren, sw. v. mit Eicheln mästen.

eckerenval, Eichelfall.

eckerne, n. Eichelmast.

eddach, offenbarer (ungebotener) Rechtstag, judicium legitimum (assim. aus echte dach?).

edder, oder; edder–edder (efte), entweder–oder; negat. weder–noch; wedder–edder, weder–noch.

edder (altfr. edre), adj. früher?

eddere (s. ader, adder), f. Natter.

edeber, m. Storch = adebar.

edebicke (= eggede bicke?), Spitzhammer?

ed(d)el, edel; hervorragend in seiner Art.

edeldôm, Adel, Vortrefflichkeit.

edelen, sw. v. edel machen, nobilitare.

edel-, edelicheit = edeldôm.

edelink, Edelmann.

edelinne, Edelgeborne.

edelken, adv. edel.

edelman, Edelmann.

edelstên, Edelstein.

eden, sw. v. glühen, brennen.

eden, eiden, sw. v. 1. be-, vereidigen. 2. einen Eid leisten, schwören.

eder, m. geflochtener Zaun; das eingezäunte Feld.

ederkouwen, wiederkäuen, s. aderkouwen.

edertûn = eder.

êdeshant, die einen Eid leistende Hand; der Eid selbst.

êdestat, Eidesstatt.

êdich, beeidigt.

edreken, sw. v. wiederkäuen.

êdriftich gût, die Mast, die rechtlich betrieben werden kann.

ef (of, af, if), conj. wenn; als ob.

efern, sw. v. iterare, repetere, ulcisci.

effelten = apeldern.

effen = even.

efte (ofte, afte, ifte), conj. oder; efte–efte, entweder–oder; weder(wêr)–ofte, weder–noch; wenn; als ob, als wenn; wenn doch, ob vielleicht.

egede, eide, f. Egge.

egedisse (eigdisse), f. Eidechse.

egel (eggel), m. 1. Igel. 2. Blutigel. 3. Quappe, melo.

egelen, s. echelen; egelern, s. echelern.

egelentiere, Hagebutte, wilde Rose.

egel-hôf, Igelhuf? (Fusskrankheit des Pferdes).

egelik (êchlik), eigen, selbsteigen.

egelkrût, centimorbia.

egelster, f. Elster.

ê-gelt, Heiratsgut, Aussteuer (an baarem Gelde).

êgen, s. eigen.

egen, sw. v. = eggen, eggen.

egester, f. Elster.

egettinde, Zahn einer Egge.

êgever, Gesetzgeber.

egge, f. 1. Schneide einer Waffe oder eines Werkzeuges. 2. Kante, Ecke, (Tuchkante, Sahlleiste), Winkel.

egg(e)acht, -achtich, -aftich, scharfschneidend.

eggeblock, kantig behauener Block?

eggech, eckig, kantig.

eggeholt, kantig behauenes Holz.

eggelen-holt = eggeholt (oder Eichenholz?).

eggen, sw. v. 1. schärfen, stählen. 2. mit dem Beile behauen. 3. mit der Egge bearbeiten, occare.

eggestâl, gehärtetes Eisen?

eggestên, Eckstein.

egget, eckig.

egge-towe, scharfes Gerät oder Instrument.

eggewapen, scharfe Waffe.

ê-haft, gesetzmässige Entschuldigung.

ê-haftich, gesetzmässig.

ehe-zerter, (geschriebener) Ehevertrag.

eidestat = edestat, Eidesstelle.

eidhaftich, eidhaft, jurejurando astrictus.

ei (eig), n. Ei.

eichacht = eggeacht.

ei-dop, eiesdop, Eierschale.

eier-kese, Eierkäse.

eier-klâr, Eiweiss, albumen.

eier-schape, Eierpfanne, -tiegel.

eier-schelle, Eierschale.

eier-sôt, Eiersud.

eies-witte, Eiweiss.

eigelicheit, Eigentümlichkeit; eigentl. Beschaffenheit.

eigen, êgen, 1. eigen, leibeigen, unfrei. 2. abhängig. 3. eigen, proprius.

eigen, n. Eigentum, zu vollem Rechte besessenes Grundstück.

eigen (egen, egenen), sw. v. 1. haben. 2. verdienen, von Rechts wegen haben sollen; gebühren, zukommen. Unpers. sik e., sich gebühren.

eigenaftich, e. antworde, Antwort, die das Eigentum zuspricht.

eigendôm, 1. Sclaverei, Hörigkeit. 2. Eigentum, Eigentumsrecht.

eigendomer, Eigentümer.

eigenen, sw. v. zu eigen geben; zum Eigentum übertragen; = eigen, sich gebühren, sich schicken.

eigenervet, der ein eigenes Erbe (Gut, Haus) besitzt.

eigenheit, 1. Leibeigenschaft. 2. Eigentum, Eigentumsrecht.

eigenicheit, Eigentümlichkeit.

eigenkoppesch, eigensinnig.

eigen-nut, Eigennutz.

eigenpessich, eigensinnig.

eigenschap, f. 1. Hörigkeit. 2. Dienstbarkeit, Abhängigkeit.

eigen-sokelicheit, Eigennutz.

eigentlicheit, Eigentum, Besitztum.

eigentlik, genau, bestimt. adv. eigentliken.

eigentschaft, Eigentum.

eigenwerticheit (?), persönliche Gegenwart.

eigen-wîs, selbstklug.

eilant (e-, o-, ein-, eiglant), von Wasser (ê) umflossenes Land, Insel.

eilof, hedera, s. iwelof.

ein, ên, Zahlw. u. unbest. Art. ein; ein beter, erger, etwas besseres, schlimmeres; einander, in präp. Verbindungen an, in, bi, under, up, mit, van, an, bei etc. einander.

ein, adv. 1. zugleich, zusammen; ein sîn, eines Sinnes sein, sich vertragen; ein werden, sich einigen; up ein komen, übereinkommen; over ein dregen, einträchtig sein. 2. einmal.

einberen-bôm, Juniperus communis, Wachholder; einberen oel, Oleum juniperi; (einberen auch crux Cristi; einberen-krût, crux Cristi u. sigillum Salomonis).

einberenwortel, Paris quadrifolia oder Solanum quadrif. bacciferum.

einbomen, nur aus einem Baum bestehend.

eindracht, Eintracht; Übereinkommen, Vertrag.

eindracht, adj. einträchtig, -hellig.

eindrachtich, -drechtich, 1. einträchtig. 2. beständig, ununterbrochen. Adv. eindrachtich-(eindracht)lîken.

eindrachticheit, Eintracht.

eindrechtigen, sw. v. vertragen.

eindreftliken = eindrechtliken.

einen, sw. v. refl. sich einigen.

einerhande, einer Art, gewisse.

einerlei(e), 1. unus idemque. 2. aliquis.

eines (einest, êns, ins), 1. zusammen, einig. 2. einmal; zu einer Zeit (von der Vergangenheit und Zukunft).

einhorn, -nink, 1. Einhorn. 2. Trinkgefäss aus dem Horne oder in Hornform dieses Tieres.

einich, 1. unus, unicus. 2. solus, einsam, öde. 3. aliquis.

einicheit, 1. Einöde, Einsamkeit. 2. Einheit. 3. Einigkeit.

einichlik, einsam.

einichte, f. Einöde.

eininge (einige, enunge), 1. Versamlung. 2. Innung.

eininges, zusammen, mit einem male, auf einen Haufen; (in der Verb. under eininges); gänzlich, durchaus.

einkrigech, eigensinnig, zänkisch.

einlik, allein; einzeln stehend, unverheiratet.

einlitzech, einzeln; simplex.

einlitzicheit, Einsamkeit.

ein-(ên, e-)lopich, -lope, solivagus, nicht angesessen, unverheiratet.

einlucke, -lude, Sonderleute, Hörige oder Leibeigene, die nicht mit andern einen hövelinge Verband bildeten.

einmechtich (?), bei vollen Sinnen?

ein-oget, -ogich, einäugig.

einparich, gleichmässig gut.

einparliken, in einer Reihe, zusammen; fortwährend.

einpas, Hartnäckigkeit, pertinacia.

einpassich, -pessich, beharrend, fest, eigensinnig; einpessicheit, Eigensinn.

einpesseliken, fest, beharrlich.

einradich, eines Rates, einträchtig (einradicheit, conspiracio).

einsam, allein, einfach.

einsdregen, übereinkommen.

einscherich, einschürig. e. wulle, W. von Schafen, die des Jahres nur einmal geschoren werden.

einschildich, Ritter, der nur einen (den 6. u. letzten) Heerschild hat, niedrigster Ritter.

einsedelink, -settler, Einsiedler.

einset(t)ich, einsam.

eins-heit, das Einssein, Gleichheit.

ein-slegelink? (eine Kesselart).

einspennich, ein berittener Diener, der zum Geleite mitgegeben wurde und Bestellungen ausrichtete. (»milites ad quaevis subita in procinctu, sic dicti, quod sigillatim, non turmatim eunt.«)

einstallich, allein, einsam stehend.

eintal, f. Einigkeit.

eintalich, einig (einer Sprache).

eintaliken, einig.

eintellich = eintalich, einig.

ein-valdicheit, Einfalt.

einvalt (-volt, -valdich, voldich) u. eint-valt, 1. einfach. 2. einfältig, schlicht, redlich, unschuldig. – Adv. einvaldichliken.

ein-vôtling? (= einlope?)

ein-weldich (= einveldich), 1. einfach, nicht getheilt. 2. nicht von verschiedenen Eltern, sondern von einem Ehepaare abstammend. 3. standesgleich. 4. ohne Gatten, unverheiratet.

einwonich, für sich allein wohnend, alleinstehend, unverheiratet.

ein-wort, baletus (d. i. boletus oder = bolleta?)

eisch, m. Forderung, Begehr, Verlangen.

eisen, sw. v. grauen, schaudern.

eisicheit, Grauen, Schauder.

eisinge = eisicheit.

eislik, eisk, Furcht, Grauen erregend, schrecklich; hässlich. Adv. eisliken.

eiste, f. Darre.

ei-supen, Eiersuppe.

eit, êt, m. u. n. Eid.

eithever? der einen anderen in Eid u. Pflicht nimmt?

eitswere, -sworen, Geschworner.

eit-stevere, der den Eid stabt (vorspricht, abnimmt).

eit-tene, Zähne einer Egge (egede, eide).

ek (eck, âk), Eiter; eiterndes Geschwür; bes. Fingergeschwür; Augenschleim.

êk-appel, Eich-, Gallapfel.

êk-bôm, Eichbaum.

eke, f. 1. Eiche. 2. flaches Boot, Nachen, (= ake, nake).

(ekel, Eichel.)

ekelbôm, Eichbaum.

ekelter (ekelenter, akelter) (= egelentiere), bedegar, cornus, rubus.

ekeman, Führer einer eke (e. Kahnes).

eken (ecken, äken), st. v. eitern.

eken, ekens(ch), eichen, quercinus.

eken-blat, Eichenblatt; -lôf, -laub, -blatt.

eken-schuver, der die eke mittelst e. langen Stange fortschiebt.

ekeren (eckeren, êkerken), n. u. m. Eichhorn; Eichhornfell.

eken-telge, junger Eichenstamm (eig. Ast).

êk-hester, Eichheister, junge Eiche.

êk-holt, Eichenholz, Eichelmast.

êkhorn = ekeren.

ekich (eckich), eitrig.

ekisch, von Achen.

ê-klôk, gesetzkundig.

el, anders, sonst; niet el, el niet, sonst nichts, nichts anders.

elbe = elve, die Zahl elf.

elden, alden, sw. v. warten, säumen, pausare, expectare. = olden, alt werden.

elder, alder, älter; Plur. Eltern.

elder-moder, -vader, Grossmutter, -vater.

eldes-dôm, Ältestentum, Schulzengut?

eldich, säumig.

ele u. el(e)ne, f. Elle.

ele (elde, êlt), (n.) Schwiele an Händen oder Füssen.

elefant, -pant, n. Elephant (vgl. elpendêr, olvant).

elefantenlûs, Anacardium.

elende, ellende, n. 1. die Fremde, das Wohnen im fremden Lande, Verbannung, Heimatlosigkeit. 2. Elend, Trübsal. – Als fem. auch: Einöde, Wüstenei.

elende, ellende, 1. fremd, heimatlos, verbannt. 2. elend, unglücklich; dat e. hûs, Krankenhaus; e. seken, (fremde) Kranke im Hospital.

elenden, sw. v. in der Fremde, im Exil leben.

elende-recht, Fremdenrecht, Gastrecht.

elenden-ammet, Amt, das für die elenden zu sorgen hat.

elenden-elendesbrodere, Brüderschaft für die elenden.

elenden-gilde, Gilde für die Elenden, zur Unterstützung der Fremden.

elendich = elende.

elendicheit, das Leben in der Fremde, Exil, Heimatlosigkeit.

elen-, elendeshût, Elendeshaut.

elens-klaue, Elendsklaue (als Amulet gegen die Epilepsie getragen).

elft = rufolke, roppe, alausa, alosa.

êl-ger, -staken, Aalspeer, Aalgabel.

elhorn, s. alhorn u. ellern.

êlicheit, Ehe.

êlik, 1. gesetzmässig, legitim. 2. ehelich. Adv. êliken.

elk, ellik, jeder, omnis, quivis; im Plur. alle; elk ên, jeder ein.

elkerlik = elk.

elle, Nebenbuhlerin, rivalis, pellex.

elleboge, Ellenbogen.

ellent, n. Stärke mit Kühnheit verbunden.

ellentel = al-entel, einzeln.

ellenthaftich, mannhaft.

ellern (elderne, el-, alhorn, alherne), 1. Ahorn. 2. Holunder, Flieder. 3. Erle.

ellern-bork, Erlenrinde.

ellern-brôk, Erlenbruch; Erlengesträuch.

elm (olm), Ulme.

elne, Erle (s. alne).

ê-lôs, gesetzlos.

elpenbên, Elfenbein.

elpendêr, Elephant.

elre, Erle.

elre, adv. an einer andern Stelle.

else (alse), Name verschiedener Pflanzen u. Gesträuche, z. B. Wermuth, Erle, Rüster, Bergholunder, Faulbaum.

elve, Strombett, alveus.

elvene, die Zahl 11; elvenich, der eilfte.

elvinge, die Elben (Elfen).

elvisch, elbisch d. i. im Kopfe verwirrt, geisteskrank.

elfklatte, Weichselzopf.

eme, ihm u. ihn; ihnen; refl. = sik.

(emeke), f. Ameise; emekenhope, Ameisenhaufe.

em(e)kes, (eimkes, emes, embsch), von Emeke, d. i. Einbeck.

emelte, Kornwurm; im Osnabr. auch Baum-, Blattlaus.

emere, f. amere, glühende Asche, Loderasche.

emete, amete, f. Ameise; emeten-ei, Ameisen-ei.

emme = eneme.

emmelrink, Ring um den Eimer? (emmel = emmer?)

emmer, ammer, m. Eimer.

emodicheit = demodicheit?

en, Negation; nicht (meist mit andern Negat., seltener allein); id en si dat, nisi; die Negat. fehlt zuweilen, vgl. das hochd.: es sei denn, dass.

en, ene, ihn u. ihnen.

en = ende, und.

en- = ent-.

ên, s. ein.

enbinnen, binnen, innerhalb; e. werden, inne werden, erfahren, kennen lernen; e. sîn, nicht mehr auseinander sein, einig sein, verglichen sein.

enboven, darüber; e. hebben, Überschuss haben; e. dôn, dagegen handeln.

enboten(?) büssen.

enbuten, draussen; van en buten, Ggs. van enbinnen.

ende = unde (westf.)

ende, m. u. n. 1. Ende (räuml. u. zeitl.), Gegend, Richtung, Ort, Seite; an ein ende, bei Seite; over ende, bei Seite u. aufrecht, auf dem Ende in die Höhe gerichtet; vp ende, in dat (int) ende, zuletzt. 2. Abschluss, Vergleich; feste, endgültige Bestimmung. mit ende edder ane e., verrichteter oder unv. Sache.

ende, m. Geist, Atem (altn. andi).

endehaftich, zu e. Ende führend, bestimt, entschieden.

endelik, 1. endgültig, definitiv. entlike sake, Zweck. 2. vollständig. 3. rasch, schnell.

endeliken, adv. 1. endlich, schliesslich; endgültig, definitiv. 2. genau, vollständig. 3. rasch, schnell.

endeliken = entliken, gradatim, ein bei ein, einzeln.

(ente-) entlingen, schliesslich.

endelinges, senkrecht, steil.

êndêls, (eines Teils,) teils–teils.

enden, sw. v. beendigen, entscheiden; refl. sich fortmachen.

endelste u. endeste, äusserste.

enderik, Enterich.

ende-schede, Grenzscheide.

ende-stên, Eckstein.

endich, definitiv, endgültig; rasch, schnell.

endicheit, Schnelligkeit; mit e., schnell; rasche Entschlossenheit, Eifer.

endichlik, rasch, schnell; genau, entschieden, sicher. Adv. endichliken.

endigen, adv. rasch, schnell.

endigen, sw. v. 1. (intr. u. refl.) ein Ende nehmen. 2. trans. zu Ende führen.

endinge, Grenze.

êner, adv. eher, früher (hd. »ehender«).

êneren, sw. v.? einigen, verbinden? (ist wol kein Wort).

enerwegen, irgendwo, alicubi.

enge, enge, beengend.

engelich, enge.

engelot, Goldmünze (mit dem Bilde eines Engels) aureus anglicus = angelicus, Wert = 4-5 M.; oder 2 Goldgulden, 1½ Dukaten.

engels, eine Münze (= 12 miten brab. 8 flandr.).

engelsch, englisch (angelicus u. anglicus).

engelflucht, Engelflügel? (als Geschmeide).

engelwis, centummorbia.

engen, sw. v. enge machen; schmälern; drängen, zwingen.

engeren, sw. v. verengern.

engesten, sw. v. ängstigen.

engestlik, Angst erregend, ängstigend.

engewer, Ingwer.

engicheit, Engheit.

enginge, Beengung; Beeinträchtigung.

engster, Angster (Trinkgefäss mit engem Halse).

enhant, s. hant.

enkaftich = enkede, genau, bestimt.

enkare, halbgeöffnet (engl. a-jar).

enkede (enket, enkende, eckede), adj. u. adv. 1. offenkundig, sichtbar, apparens, evidens, manifestus. 2. unzweifelhaft, sicher, genau, zuverlässig. 3. von Münzen: vollhaltig, vollwichtig; u. (= enkelt, enkel) einzeln.

enkedicheit, Offenkundigkeit, Sicherheit.

enkel, Knöchel am Fuss, talus.

enkel, enkelt, einzeln; einfach.

enket, Dinte (= inket).

enket = enkede.

enketlike, genau, bestimt.

enlêne = all-ene, allein.

ennich = jennich.

ennôch, genug.

enquanses = quantswise, zum Scheine.

ensel = unsel?

ên-so-dân, (ein- sogethan), solch.

ent-achtern, hinten bleiben; trans. hinten lassen, verschieben, versäumen.

ent-achtinge (= entachteringe?), Säumen, Verzug.

ent-arbeiden, die Arbeit in Unordnung bringen, auflösen (z. B. ein Gewebe).

ent-arden, unardich machen, aus der Art bringen.

ent-armen, verarmen.

ent-barmen, erbarmen (gew. mit Dat. d. P.) u. refl.

ent-barminge, Erbarmen.

ent-bêden, entbieten, (durch e. Boten) sagen lassen, gebieten.

ent-beiden, -bêden, erwarten; ersehnen.

ent-beren, entbehren, ohne etwas sein, missen, verzichten.

ent-bernen, anzünden.

ent-besten (?), den Bast lösen; intr. sich loslösen.

ent-binden, lösen, befreien; auslegen, (schwieriges, dunkles) erklären.

ent-bissen, wild werden, weglaufen (von Kühen).

ent-biten, Imbiss nehmen.

ent-bliven, ent-, zurückbleiben.

ent-bloten (-bloden), entblössen.

en(t)boren, sich erheben, sich empören. (ent-) emborunge, Empörung.

ent-borgeren, das Bürgerrecht entziehen.

ent-breden, entzückt, in extasi.

ent-breken, 1. intr. losbrechen, entgehen; ausgehen, fehlen, mangeln. 2. tr. unterbrechen, hemmen; abbrechen, entziehen.

ent-bringen, aus den Händen bringen, abhändig machen, entwenden.

ent-bringinge, Wegbringung, Entwendung.

ent-bristen, mangeln, gebrechen.

ent-bunden werden, zügellos (licentiosus) werden.

ent-bundicheit, Losgelassenheit, licentia.

ent-decken, die Decke wegnehmen, entblössen; anzeigen, zur Kenntnis bringen.

ent-dêlen, nicht zuerkennen, aberkennen, für verlustig erklären.

ent-dingen, durch Abschliessung eines Vertrages entziehen.

ent-dôn, 1. aufthun, öffnen. 2. wegthun, berauben, benehmen; bildl. bestürzt machen, erschrecken.

ent-dregen, -dragen, wegtragen, entwenden, hintragen; dat lîf e., das Leben fristen, befreien.

ent-driven, wegtreiben.

ent-drupen, enttropfen.

ente, Reis, Zweig (zum Propfen oder Einpflanzen).

entegen, entgegen.

entegenwerdicheit, Gegenwart.

entekerst, (Endechrist), Antichrist.

entel (entelen), adj. u. adv. einzeln; von der Zeit: nach und nach, allmählich.

entelik, entlik, einzeln. Adv. ent(e)liken.

entelingen, -linge, -link, einzeln; allmählich.

ent(e)link, adj. ein einzelner.

enten, sw. v. Reiser (enten) einsetzen, inoculieren, inserere.

enter (= entwêr), entweder. enter-eder, ofte, entweder-oder; oder.

enter, Jährling, einjähriges Tier.

ent-êren, entehren.

entern, sw. v. entern (ein Schiff), harpagare.

ent-erven, um das Erbe bringen; etwas thun, was den andern eigentumslos macht oder sein Erbrecht kränkt.

ent-gân, 1. weggehen, schwinden. 2. entlaufen, entgehen. 3. einer Anklage entgehen, sich eidlich von derselben reinigen (auch refl.). 4. refl. sich vergehen, sündigen (sehr selten nicht refl.).

entgân (= entgagene, -gegene), entgegen.

ent-gelden, Schaden wovon haben, büssen für etwas, bezahlen.

ent-geltenisse, Entgeltnis, Zahlung, Busse.

ent-gerewen, die Kleider ausziehen.

ent-gesten, entkleiden.

ent-gesten, zu Gast haben, bewirten; refl. sich fremd machen, davon gehen.

ent-gêsten, entgeisten, verzücken.

ent-gestigen, zu Gast haben.

ent-gêten, ergiessen.

ent-gilden, aus der Gilde stossen.

ent-ginnen, anschneiden; (von Fässern) anstechen.

ent-guden, das Gut benehmen, privare bonis.

ent-halen, wegholen.

ent-handen, aus den Händen reissen.

ent-havenen = entheven.

ent-heltnisse = entholtnisse, receptaculum.

ent-helpen, nicht helfen; schaden.

ent-hengen, erlauben; dispensieren.

ent-hengenisse, Erlaubnis.

ent-herdicheit, Standhaftigkeit.

ent-hêt, Verheissung, Gelübde.

ent-hêten, verheissen, geloben.

ent-hêtinge, Verheissung.

ent-heven, entheben, entlasten; entschuldigen.

ent-holden, 1. intr. still halten. 2. tr. a. aufnehmen, beherbergen. b. bewahren, schützen, erhalten. c. festhalten, behalten (im Gedächtnis). d. zurückhalten, e. fern halten. f. vorenthalten. 3. refl. a. sich halten; fest halten, beharren. b. sich auf aufhalten, commorari. c. sich unterhalten, nähren. d. gedulden, warten. e. sich enthalten, fern bleiben.

ent-holder, Erhalter, Beschützer.

ent-holdinge, 1. Unterhalt, Subsistenz; concr. Aufenthaltsort, Herberge. 2. Enthaltnis, receptaculum.

ent-holt, n. 1. Inhalt. 2. Aufenthalt, Wohnung. 3. Stütze, Schutz. 4. Unterhalt, Nahrung. 5. Zurückhalt (Kürzung?) 6. = vestinge, detensio, retensio. 7. Gedächtnis.

ent-horen, 1. enthören, ungehört lassen, verweigern. 2. hören, erhören.

ent-hoveden (enthoven), enthaupten.

ent-hovedinge, -hovinge, Enthauptung.

ent-huden, bei Seite bewahren, beiseits legen.

ent-huren, wegmieten, aus der Miete eines andern entziehen.

ent-jegen = entegen.

ent-kantnisse, Zeugnis.

ent-kennen, bekennen, bezeugen; (vom Richter:) erkennen, entscheiden.

ent-kenninge, Kenntnis, Bezeugung.

ent-kentlik, bezeugend, zugestehend.

ent-keren, entwenden; wegwenden, hindern.

ent-kinen, aufkeimen.

ent-knopen, entknöpfen.

ent-komen, entkommen, entrinnen.

ent-kopen, in den Kauf fallen, überbieten.

ent-krenken, krank, d. i. schwach machen.

ent-krimpen, einschrumpfen, schwinden, gebrechen.

ent-kroden, von Belästigungen, Ansprüchen befreien.

ent-kummeren, entlasten; von der Beschlagnahme befreien.

ent-lachen, anfangen zu lachen.

ent-laden, die Last benehmen, befreien; von einer Anklage entlasten; auseinandersetzen, erklären.

ent-langen, entfernen; entreissen.

ent-langes, -gest, entlang.

ent-lasten, entlasten, befreien.

ent-laten, weich werden (auch von der Witterung).

ent-leddigen, 1. befreien. 2. von einer Anklage, Ansprache reinigen.

ent-leddinge, Befreiung; Reinigung von einer Anklage.

ent-leden, -liden, entglieden, ex-deartuare, dismembrare.

ent-leggen, 1. bei Seite, anders wohin legen. 2. erlegen, erstatten. 3. verschieben. 4. eine Beschuldigung abweisen, sich (eidlich) von einer Anklage reinigen.

ent-legginge, 1. Entledigung. 2. Verzögerung, Hinausschiebung.

ent-leiden, ent-, verführen.

ent-lenen = vorl., ausleihen.

ent-lengen, fern halten, elongari.

ent-leren, das Gelernte vergessen, dediscere.

ent-lesten, -lestigen, entlasten.

ent-lichten, erleichtern.

ent-lichtinge, Erleichterung.

ent-lichtnisse = entlichtinge.

ent-lidelicheit, Befreiung von Leiden.

ent-liggen, sich niederlegen.

ent-liven, -livigen, entleiben; hinrichten.

ent-lopen, entlaufen; schneller laufen als.

ent-losen, 1. intr. entkommen. 2. tr. lösen, auflösen; erlösen, befreien.

ent-lossen, Waren (aus dem Schiffe) bringen, löschen.

ent-luken, aufschliessen.

ent-lutteren, reinigen.

ent-meden, einem andern wegmieten.

ent-meigen, -meggen, abmähen.

ent-merken, die merke wegnehmen, entstellen, verderben.

ent-meten (einem falsches Mass geben), betrügen.

ent-moten, 1. begegnen. 2. entschwinden.

ent-motinge, Begegnung.

ent-neien, aufschnüren.

ent-(t)ogen, vor Augen stellen, zeigen.

ent-ogen, aus den Augen kommen.

ent-oger (= ent-toger). Zeiger. Vorzeiger.

ent-openen, -open, eröffnen.

ent-quiten, entledigen.

ent-radelse, Rätsel.

ent-raden, 1. erraten. 2. entraten; abraten.

ent-raken, nicht treffen, fehlen.

entrecliken (= entrichtliken), expeditive.

ent-rechten, aus dem Rechte setzen.

ent-reden, 1. weg-, verreden; losreden, vertheidigen, entschuldigen. 2. = rede machen, entrichten, bezahlen.

ent-redinge, Entschuldigung.

ent-reinen, verunreinigen, besudeln.

entreke, nicht reke = krank.

entreken, anzünden?

ent-rekenen, -reken, wegrechnen.

ent-rennen, entlaufen, entrinnen.

ent-richten, 1. in die Richte bringen, ordnen; ausrichten; bewirken. 2. entscheiden, schlichten, vergleichen. 3. zahlen, bezahlen; mit jem. Richtigkeit machen, befriedigen, abfinden. 4. unterwerfen.

ent-richter, Schiedsrichter, Vermitler.

ent-richtunge, Entscheidung, Schlichtung, Beilegung.

ent-richtich, thätig, geschäftig, expeditivus.

ent-ridderen, der Ritterschaft berauben.

ent-riden, 1. intr. wegreiten, reitend entkommen. 2. tr. mit fremdem Pferde auf und davon reiten, abigere equum.

entrige, Intrigue.

ent-ropen, ent-, wegrufen.

entrôn (= in truwen), traun!

ent-risen, von unten nach oben oder auch von oben nach unten sich bewegen, steigen oder fallen.

ent-rouwen, zur Ruhe kommen.

ent-roven, wegrauben.

ent-ruchten, -ruchtigen, in bösen Ruf bringen.

ent-ruchtinge, Beraubung des guten Namens.

ent-rucken, entreissen; entrücken (den Geist).

ent-rumen, 1. raum, geräumig machen. 2. den Raum benehmen; (= entvernen) entfremden, aus dem Besitz setzen. 3. Raum lassen, einräumen. 4. intr. räumen, wegziehen, fern sein.

ent-ruminge, Einräumung, Abtretung (eines Besitzes).

entruwen, traun!

ent-sachten, 1. intr. sanft, leicht werden. 2. tr. sanft machen, erleichtern.

ent-sachtinge, Erleichterung.

ênt-sam (= ên-sam), einsam.

ent-sament, -samet, zusammen.

ênt-samicheit, Einsamkeit.

ent-sat, -set, settinge, 1. Lösung aus der Pfandschaft. 2. Entsatz, Hülfe.

ent-schaffen, verschaffen.

ent-schaken, rauben, entführen.

ent-schakinge, Entführung.

ent-schap, Endschaft.

ent-schêden, 1. ausscheiden, aussondern. 2. trennen. 3. entscheiden, erklären; (als Richter) entscheiden, schlichten, vergleichen (Streitende).

ent-schêder u. ent-scheidesman, Schiedsrichter, arbiter.

ent-scheiden, aus der Scheide ziehen (Schwert).

ent-schên (= ge-schên), sich ereignen.

ent-schêten, entschiessen, entfallen; rasch weggehen, verschwinden; rasch erwachen.

ent-schichten, -schichtigen, 1. einen Teil heraus nehmen. 2. eine Erbteilung vornehmen. 3. auseinandersetzen (Streitende).

ent-schichter, Erbschichter.

ent-schichtinge, Erbschichtung.

ent-schicken, in Ordnung bringen.

ent-schinen, erscheinen.

ent-scholen, entschuhen.

ent-schonen, die Schönheit benehmen, entehren, de-exhonorare.

ent-schotten, von Zahlung befreien.

ent-schrecken, erschrecken.

ent-schriven, schreiben, durch Schreiben mitteilen; (durch falsches Anschreiben) wegnehmen.

ent-schulden, -schuldigen, 1. entschuldigen, von einer Beschuldigung frei machen. 2. verschulden.

ent-schuldich, unschuldig.

ent-schuldinge, Entschuldigung.

ent-schulen, sich verstecken, verbergen.

ent-sêden, kochen, sieden (trans.).

ent-segelen, 1. intr. wegsegeln. 2. tr. segelnd (zu Schiff) wegführen.

ent-segge-, (seggel-, segges-)brêf, Absage, Fehdebrief.

ent-seg(g)en, 1. absagen, versagen, lossagen. 2. ausschlagen, nicht annehmen wollen. 3. abweisen. 4. entfreien, reinigen (von einem Anspruche). 5. die Freundschaft, den Bund, Frieden, Lehnsverhältnis etc. aufkündigen.

ent-segginge, Absage.

ent-sekeren, refl. sich reinigen von einer Beschuldigung.

ent-sementlike(n), zusammen.

ent-sên, 1. Scheu, Ehrfurcht haben; fürchten, vereri u. metuere; u. refl. 2. durch Sehen Schaden thun, behexen.

ent-sên, part. adj. 1. geehrt, angesehen. 2. = entsênde: entsên wesen, sich schämen, sich scheuen, aus Scham oder Scheu von etwas absehen.

ent-sênlik, fürchterlich.

ent-setten, 1. entsetzen, befreien, bes. von gerichtlicher Beschlagnahme; retten. 2. auseinandersetzen, schlichten. 3. weg, bei Seite setzen, entfernen, verrenken (Glieder); versäumen. 4. absetzen, ausschliessen, berauben. 5. pass. (u. refl.) ausser sich geraten; vom Weine: umschlagen, sauer werden.

ent-settinge, 1. Entfernung, Räumung (evacuatio). 2. Entsatz, überh. Hülfe.

ent-sichlikeit, (Ehr)furcht, reverentia.

ent-sich(t), (Ehr)furcht.

ent-sîn, nicht sein, fehlen, mangeln.

ent-sinken, 1. intr. wegsinken, entfallen. 2. tr. fallen lassen, nachlassen.

ent-sinnet, von Sinnen gekommen.

ent-siren, entzieren, Schande anthun.

ent-sitten, 1. intr. (sich wegsetzen) entweichen. 2. tr. versäumen, supersedere.

ent-slagen, -slân, 1. los, frei geben, weggeben. 2. refl. sich frei machen, entledigen, bes. von einer Beschuldigung.

ent-slapen, einschlafen.

ent-sliken, wegschleichen.

ent-slummeren, 1. fact. machen, dass jemand einschläft. 2. intr. einschlafen.

ent-slut, Entschluss, Beschluss.

ent-sluten, 1. öffnen. 2. beschliessen.

ent-spenen (-spanen), abspenstig, abwendig machen.

ent-spenginge, Enthaltsamkeit.

ent-spinnen, entspinnen, anstiften.

ent-spisen, die Speise wegnehmen, decibare.

ent-spôn = entspanen.

ent-spreten, -spruten, entspriessen.

ent-springen, 1. weg-, entspringen. 2. aufspringen. 3. zerspringen.

ent-stân, 1. widerstehen. 2. stehen bleiben; aufhören, ein Ende haben. 3. ausgehen, mangeln. 4. nicht zu Stande kommen, nicht gelingen. 5. zu Pfande stehen.

ent-steken, wegstecken, amovere. Auch = ent-sticken.

ent-stelen, wegstehlen.

ent-stellen, wegstellen; refl. aus der Fassung geraten, immutari.

ent-sterven, dahinsterben.

ent-sticken (-steken), 1. tr. entzünden; anstecken (von Krankheiten). 2. intr. in Brand geraten.

ent-striden, durch Streiten wegnehmen.

ent-suchtinge, Seufzen.

ent-sundern, absondern, ausschliessen.

ent-suveren, reines beschmutzen, verunreinigen.

ent-sweken, schwächen, beschädigen, schmälern.

ent-swellen, die Geschwulst verlieren.

ent-sweren, abschwören, abjurare.

ent-swigen, zu schweigen beginnen.

ent-tên, 1. intr. wegziehen, sich entfernen. 2. tr. ent-, wegziehen.

ent-(t)onen, zeigen.

ent-toven, aufhalten, warten lassen.

ent-trecken, wegziehen.

ent-(t)rennen, trennen.

ent-trenninge, Trennung, Zwiespalt.

en-tusken, -tuschen, zwischen.

ent-valien, 1. entfallen; wegfallen (vom Sinken der Flut). 2. abfallen, einem etwas nicht halten. 3. weniger bekommen.

ent-vangelbôk, Buch, in welches die Einnahmen eingetragen werden.

ent-vangelik, (pass.) annehmbar, angenehm; (act.) empfänglich.

ent-vangen, -vân, empfangen, (anfangen) anfassen; in Dienst nehmen, engagieren; als Bürger annehmen.

ent-vanger, Empfänger.

ent-vanginge, Empfang; Empfängnis.

ent-vank, Empfang; concr. das Empfangene.

ent-vanklicheit, -venklicheit, Empfänglichkeit; Annehmlichkeit.

ent-vanlik (= -vangelik), empfänglich.

ent-varen, davon laufen, weggehen; sterben.

ent-vechten, fechtend erwehren, ausfechten.

ent-velen, fehlschlagen.

ent-velen, (empfehlen) übertragen, mandare.

entvengen, 1. ent-, anzünden (eigentl. u. bildl.). 2. inficieren, anstecken. (Öfter verwechselt mit entvangen).

ent-venklik (= -vangelik), angenehm, acceptus.

ent-verden u. -verdigen, entfernen, wegnehmen, entwenden.

ent-veren, -verden = entverdigen, abalienare.

ent-veringe, Entfernung, Wegschaffung.

ent-vermen, -varmen, Mitleid einflössen, erbarmen (gew. unpers. mit Dat. d. P.)

ent-vermen, das Erbarmen.

ent-vermenisse, Erbarmung.

ent-vermer(inne), Erbarmer(in).

ent-verm-harticheit, Barmherzigkeit.

ent-vermich, barmherzig.

ent-vernen, entfernen, entwenden.

ent-verwen, entfärben, die Farbe wechseln.

ent-vinden, durch Urteil absprechen, aberkennen.

ent-vinsen, die Wahrheit verschweigen, simulieren, dissimulare.

ent-vlegen, -vlên, entfliehen.

ent-vleten, wegfliessen.

ent-vligen, -vlien, auseinandersetzen, vergleichen, schlichten.

ent-volden, entfalten.

ent-voren, -vuren, verfahren, de-, abducere (dem Zoll mit seinem Fuhrwerk sich entziehen); ent-, wegführen.

ent-voringe, Weg-Ausfuhr.

ent-vorten? (= ent-vorchten, -vruchten, fürchten?)

ent-vrigen, frei machen, entledigen.

ent-vromeden, -vromen, entfremden, veräussern.

ent-vrouwen, der Freude berauben.

ent-vruchten, fürchten.

ent-vunken, entzünden.

ent-waken, erwachen.

ent-wakeren, entweichen, entkommen.

ent-wandelen, verwandeln.

ent-wanderen, weggehen, auswandern.

entware, enware werden, gewahr werden.

ent-waren, aus der (ge)were, überh. aus dem Besitze setzen.

ent-wassen, entwachsen, (bildl. aus der Macht kommen); abnehmen.

ent-wecken, aufwecken.

ent-wedemen, -wemen, entweihen, entheiligen.

ent-wegen, an etwas denken, erwägen.

entweget, vom Wege abgekommen, devius.

en-twei, -tweig, intwei, entzwei, auseinander; e. dregen, getrennt, verschieden sein, distare; e. gân, riden, von einander gehen, reiten; e. komen, stân, in Zwietracht geraten etc.

en-tweidrachtich, zwieträchtig.

entweien, teilen.

ent-wei(g)eren, verweigern.

entwei-settinge, Teilung.

entwei-spoldinge, Spaltung, Zwist.

entwei-standinge, Zwietracht.

entweldigen, -woldigen, 1. Gewalt anthun. 2. aus dem Besitz setzen, berauben.

ent-weldunge, Entwältigung, Vergewaltigung.

ent-wemen = entwedemen, entweihen.

ent-wenden, -wendigen, 1. abwenden, abwehren. 2. wegnehmen.

ent-wênen, anfangen zu weinen.

entwêr, entweder.

ent-werden, vergehen, verschwinden; flüchtig werden.

ent-weren, wehren, verteidigen.

ent-weren, aus der were (Besitz) setzen, berauben. (Das W. mischt sich öfters mit entwerren).

ent-werken, wegschaffen.

ent-werpen, 1. intr. sich hin und her werfen, sich bewegen (von Ohnmächtigen und Scheintoten, wenn die Besinnung, das Leben wiederkehrt). 2. tr. den Entwurf (Zeichnung) von etwas machen, beginnen; in der Schreibkunst: grosse Buchstaben machen, ingrossare.

ent-werren, (-weren), 1. befreien, bes. von Rechtsansprüchen. 2. zahlen, bezahlen. 3. eine streitige Sache (oder Streitende) aus einander bringen, schlichten, entscheiden. – solvere.

entwêrs, quer.

ent-wert(-wort)elen, entwurzeln.

en-twiden, gewähren, erhören.

en-twidinge, Erhörung.

ent-wiken, entweichen.

ent-wilden, wild, fremd machen; entstellen.

ent-willen, nicht zu Willen, entgegen sein, adversari.

ent-winnen, aus dem Dienste oder Benutzung eines andern eine Person oder Sache wegmieten.

ent-wischeren, entwischen, evadere.

ent-wisen, (gerichtlich) absprechen, abjudicare.

ent-wreden, wrêt, zornig werden.

ent-zunden, entzünden; in Zorn bringen.

envare, kleines Schiff (= ever?).

enwar = entware.

en-wech, -wege, einwege, weg, fort.

epilencie, Epilepsie.

episteler, Lector der sonntäglichen Episteln, subdiaconus.

epistole, Epistel. to der e. gewiget sîn, Subdiakonus sein.

eppe, Apium, Eppich.

er, ihr (Dat. S.), ihrer, von ihnen (Gen. Pl); sich (refl. nur westwärts. – engl. her).

er, Poss. Pron. ihr.

er-, Vorsilbe; seltener als vor-.

er, Abk. für her, als besondere Titulatur der Geistlichen.

er (êr), contrah. aus ener.

êr, adj. u. adv. früher; êr-genant, -gerôrt u. s.

êr, êre, n. Erz.

êr, eir, ere, erre, zornig.

êr-achtich, Ehre habend, angesehen.

êrbar, -ber, ehrwürdig, edel, vornehm.

êrbar(-ber)heit, êrbaricheit, Ehrbarkeit; Ehre, die man erweist, reverentia; Ehre, die man hat, fama.

êrbar-(ber)liken, auf ehrenhafte Weise.

er-barmen, erbarmen.

er-bêden, 1. erbieten, darreichen. 2. gebieten.

er-bêdinge, Erbietung.

er-beiden, erwarten.

er-beren, gebären.

er-bidden, erbitten; Fürbitte für jemand thun.

er-biten, tot beissen.

er-bloden, verbluten, an Verblutung sterben?

er-bodere, Erbieten, Erbötigkeit.

er(-or)bodich, erbötig; gehorsam.

er(-or)bodicheit, Erbötigkeit, Willigkeit, Gehorsam.

er-bogen, rühmen.

er-boren, gebühren.

er-bruken, gebrauchen, geniessen.

erbruken, sik, mit Furcht erfüllt werden? (= mhd. erbliugen?).

er-buwen, er-, aufbauen.

er-buwinge, Erbauung, Aufbau.

erch, erech, errich, n. weiss gegerbtes Leder, aluta.

erchen, sw. v. mit erch besetzen oder füttern.

erch-îsern, Erch-Eisen.

erchlik, arg, böse; erchliken, adv.

erch-maker, Erchmacher, Ercher, Ircher.

er-dagen, Tag werden.

erd-appel, alcamia (alcanna) u. cucumer, pepo.

erd-bevinge, Erdbeben.

erd-boddem, Erdboden.

erde, f. 1. Erde. 2. Landgut, Landbesitz.

êr-dedich, ehrenhaft handelnd.

erd-dunk, unterirdische Höhle.

erd-dwenger, Erdzwinger, Schanze.

er-de(ge)dingen, durch Unterhandlung bekommen.

erde-lant, Acker-, Bauland.

er-dêlen, 1. durch Urteil zusprechen. 2. durch Urteil wofür erklären.

erden, irden.

er-denken, 1. gedenken. 2. denkend finden.

erdes(ch), irdisch.

erdeschop, die irdischen Dinge.

erd-groper, Töpfer.

erdhaft, e. gôt, Landbesitz.

erd-hure, Grundheuer.

erd-hûs, Schanze.

er-dichten, erdenken, erfinden.

er-dichter(sche), Erfinder(in).

erdigen, sw. v. begraben.

er-dingen, durch Verhandlung verlangen, exigere.

end-kôp, Endkauf, Landkauf (emtio sepulturae).

er-doden, töten.

er- (erre-, ar-)dôm, 1. Irrtum, falsche Lehre. 2. Spaltung, Zwietracht.

erd-peper, Sedum Telephium.

erd-popele, altea, malva.

er-drengen, (ab- u. wohin) drängen.

erd-rôk, fumaria offic.

erd-stadelich, (Getreide), das im erdstadel (unterirdischen Getreidebehälter oder Scheune) steht.

erd-fal, 1. Sturz zur Erde. 2. Fussfall.

erd-fast, erdfest, unbeweglich.

erd-winner, Landmann, agricola.

êre = êr, Erz.

êre, f. 1. Ehre 2. Ehe. to den eren komen, sich verheiraten (von Jungfrauen).

êre-beker, Ehrenbecher.

eren = er, her, Titel der Geistlichen.

êren, von Erz, ehern.

eren, sw. v. ackern, pflügen.

êren, sw. v. ehren, verehren (= beschenken); refl. sich rühmen, sich brüsten.

er-ênen, vereinigen.

eren-girich, ehrgierig, -geizig.

eren-klêt, Ehrenkleid.

eren-koge, Ehren- (= Geschenk)kühe (als Abgabe).

ere(nt)-rîk, reich an Ehren; ehrerbietig.

erent-vest, ehrenfest.

er-eschen, erkunden, in Erfahrung bringen.

ere-werdinge, Ehrerbietung.

ere-wîn, Ehrenwein; Wein zu Ehrentrunken, Geschenken etc.

eren-wart (erewort), (zu der Ehre hin), ehrenwärts, die Ehre betreffend.

er-gân, 1. intr. ergehen, geschehen; vergehen. 2. tr. gehend erreichen, einholen.

ergen, ergeren, ergeringe, s. argen.

ergens, ergent, irgend, irgendwie.

er-getten, vergessen.

êr-gistern, vorgestern.

er-gnappen, erschnappen, erhaschen.

er-gretten (-grotten), (zum Zorn) reizen.

êr-(h)aftich, -hachtich, Ehre habend, angesehen.

êr-hafticheit, Titel der Ratspersonen u. a.

er-halen, 1. wiederholen, von neuem sagen; erzählen. 2. refl. sich erholen; sich schadlos machen; einen Mangel oder Versehen wieder gut machen.

er-halinge, Abhülfe eines Schadens oder Versehens.

er-heven, 1. erheben, errichten; beginnen; preisen, 2. überheben, verschonen. 3. refl. sich erheben; sich verlassen auf etwas.

er-hever, Erheber.

er-hogen, in hogen bringen, erfreuen; refl. jubeln, exultare.

er-holden (-halden), behaupten, festhalten; up den hilligen e., beschwören. refl. sich verteidigen (durch einen Eid).

er-horen, hören.

eringe?

er-innen, -inneren, innen bringen; erinnern, in das Gedächtnis zurückrufen; überführen.

er-kantnisse, 1. Anerkenntnis, Zeugnis. 2. richterliches Urteil. 3. Erkenntlichkeit (Geschenk).

erkener, s. arkener.

er-kennen, 1. anerkennen. 2. entscheiden (vom Richter).

erker, s. zu arkener.

er-kêsen, 1. erkiesen, erwählen. 2. gewahren, sehen.

er-klagen, sik, Klage erheben.

er-klaren, 1. kund thun. 2. verklären.

er-klingen, erklingen.

er-komen, auffahren, erschrecken.

er-kouwen = eder-(ader)k., wiederkäuen.

er-koveren, erholen, gewinnen. gew. refl. mit Gen. sich erholen, erlittenen Schaden wieder einbringen.

er-krechtigen, mit Gewalt nehmen.

er-krenken, schwächen.

er-krigen, bekommen, erhalten.

er-langen, 1. herlangen, -reichen. 2. verlangen.

er-legeren, ersetzen, bezahlen. refl. sich legen, abnehmen (vom Winde).

er-leggen, 1. ersetzen, bezahlen. 2. liquidieren. 3. einen Zeugen zurückweisen.

er-leggunge, Darlegung, Ausweis.

er-leren, erlernen.

er-lesen, lesen.

êr-licheit, 1. Herrlichkeit, Ruhm. 2. = majestas als Titelbezeichnung.

er-lichten, entheben, entlasten.

erles, ein Fisch, Elritze.

erlik = er(r)elik, aufgebracht; ärgerlich; Ärger bereitend. adv. erliken.

êr-lik, der Ehre wert, ehrbar, vornehm, stattlich, herrlich, adv. êr-liken.

êr-lôs, ehrlos; schimpflich, adv. êrlosen.

er-losen, lösen, bezahlen, solvere.

er-losigen, ermatten.

er-loven, Erlaubnis zu gehen geben, entlassen; einräumen.

er-lovinge, Erlaubung, Erlaubnis; Entlassung.

er-luchten, 1. intr. ans Licht kommen, bekannt werden. 2. tr. erleuchten.

er-lutteren, erläutern.

erm = arm.

er-maken, zusammenbringen.

er-manen, 1. ermahnen. 2. einfordern; gerichtlich eindingen.

ermeke, kleiner Arm, Ärmchen.

er-merken, 1. bemerken. 2. einsehen, abnehmen.

ermodatten (hermodactilus), Colchicum autumale.

er-modicheit, Demütigkeit.

er-nalen, refl. sich nähern; mit Gen. in (rechtlichen) Besitz nehmen.

er-narren, närrisch werden, desipere.

..erne, ..ernde, Ableitungssilbe, Fähigkeit, Geneigtheit bez. z. B. arbeiderne, arbeitsam, kiverne, streitsüchtig u. a.

erne = arne, f. Ernte.

ernen, sw. v. ernten.

er-neren, 1. retten. 2. ernähren.

er-nomen, ernennen.

ern(e)st, m. u. n. Ernst, Strenge; Zorn, Erbitterung.

ern(e)st, ernst, strenge; zornig.

ern(e)st(h)aftich, -achtich, ernst, streng, zornig. adv. ernsthaftigen.

ernstich, ernst, streng, eifrig.

ernsticheit, Ernst, Strenge, Eifer.

ernstliken, ernstlich, eifrig.

ernst-sedich, ernstsittig, gesetzt.

er-ogen, vor Augen stellen, zeigen.

er-open, eröffnen.

er-orloven, gestatten.

er-orsaten, ersetzen.

er-osen, ausschöpfen, leer machen.

er-overen, gewinnen.

er-overinge, Gewinnung.

erpel, (arpel), Enterich.

er-quacken, Leben zeigen.

er-quicken, zum Leben erwecken.

errasch = arrasch.

êrre, früher.

erre, irre; = êr, zornig.

erre-geist, Irrgeist, Verführer.

er-rêken, erreichen.

erren, sw. v. 1. irren, sich irren. 2. irre machen, behindern. 3. (zu êr) aufbringen, zornig machen.

err-schap, zorniges Wesen.

erschîn = (irschîn), Irrschein, falscher Schein.

erringe, 1. Irrtum. 2. Irrung, Streit.

er-risen, sich erheben, entstehen.

er-rogen, 1. erregen, anregen. 2. refl. sich regen, sich rühren.

er-roginge, Erregung.

errich, 1. irrend. 2. streitend, zwistig.

ers = ars.

er-sadinge, Sättigung.

er-saken (ersachen), verursachen.

êr-sam, -samich, ehrenwert, geehrt.

êr-samheit, -samicheit, Ehre; Titelbezeichnung für Magistrate etc.

er-saten = er-orsaten.

ersatre, Arzt. (archiater).

er-schêden, richterlich entscheiden, schlichten, vergleichen.

er-schellen, st. v. erschallen; schw. erschallen lassen.

er-schinen, erscheinen.

er-schnuven, erschnauben, wittern.

er-schrigen, aufschreien.

er-schulden, verschulden, promereri.

erse(-sze, -ce), f. erzbischöfliche Würde.

erse-bischop, Erzbischof; ..bove, Erzbube; ..diaken, Archidiakonus.

er-sên, ersehen, sehen.

ers-kerne (= -kerve), Arschkerbe (Strassenname).

ers-knôp, Arschknopf, Ende des Rückenwirbels.

er-sliten, verschleissen, aufgerieben werden.

er-sniden, zerschneiden.

er-soken, ersuchen.

er-sokinge, Er-, Ansuchen.

er-soten, versüssen.

er-spên, erspähen.

êr-sprake, ehrende Rede.

er-sprêten, erspriessen.

er-staden, 1. erstatten. 2. gestatten.

er-stadinge, Erstattung, Entschädigung.

er-stân, 1. aufstehen. 2. (mit Gen.) auf etwas achten, an etwas festhalten, wofür einstehen; zugestehen. 3. tr. eine Klage, e. Prozess durch Stehen vor Gericht gewinnen, in Folge des Ausbleibens des Gegners beim Termin.

êrst-beringe, Erstgeburt.

êrst(e), (Superl. zu êr), erste.

êrst(e), êrsten, 1. adv. zuvor, zuerst, anfangs; zum ersten male; erstlich (demum). 2. conj. 1. dat êrste dat, (alse êrsten) sobald als. 2. = deste, nur dass, wenn nur, dummodo.

er-steigeren, steigern, vermehren.

er-steken, erstechen.

er-sterven, 1. sterben. 2. aussterben. 3. durch Sterbefall auf jem. kommen; erbloses Gut werden.

êr-sticheit, Erstheit, primitiae.

er-sticken, anstecken, anzünden.

er-stinken, (bildl.) böswillig erfinden, erlügen.

er-strecken, 1. hinausschieben. 2. erstrecket sîn, wozu geneigt, willens sein.

er-suren, sauer machen; sauer werden.

er-swangeringe, Schwangerschaft.

er-swingen, schwingen.

..ert, art, (mdh. hart), den starken Hang zu etwas (in bösem Sinne) ausdrückend.

ert-, s. erd-.

er-tellen, erzählen.

êr-tît, frühere Zeit, Vorzeit; êr tiden, vor der (rechten) Zeit; êrtides, adv. früher.

er-togen, -tegen, zeigen, erzeigen, beweisen.

er-togeren, verzögern, aufschieben.

er-tonen, zeigen.

er-tornen, erzürnen.

er-trôsten, refl. sich über den Verlust einer Sache beruhigen.

ertseken, Hänfling, Fringilla canabina.

er-tugen, 1. bezeugen. 2. (erzeugen) anschaffen, kaufen.

ertse (erse), f. Erz (hochd.).

erf-, s. erve.

er-vallen, verfallen; zufallen.

er-varen, 1. durchziehen, durchwandern. 2. bildl. erforschen, erfragen; sik e., Belehrung einholen. 3. verfahren. 4. widerfahren, zu Teil werden.

er-varenheit, Erfahrung.

er-varinge, Erfahrung.

er-varnisse, Erfahrung.

erve, n. Erbe, Nachlass; Grundstück, bes. Haus.

erve, m. Erbe, heres.

erve-blôt, Bluterbe, E. dem Blute nach.

erve-bôm, Erbbaum.

erve-borchlên, Erb-burglehn; -lude, Erbburgmänner.

erve-boren, erbgeboren.

erve-bûr, Erbe (erbgesessener) -bauer.

erve-bute, Erbtausch.

erve-dach, Tag, wo man das Erbe teilt; wo man eine ewige Rente zu zahlen hat?

erve-dachdinge, (erftachd.), Verhandlung über die Erbschaft, Erbteilung.

erve-dêle, 1. Erbteilung. 2. Anteil des Herrn am Nachlass eines Hörigen, (mortuarium).

erve-dêlen, erbteilen; von dem, was Hörige hinterlassen, einen Teil an sich ziehen.

erve-dêlinge, Erbteilung.

erve-eininge, Erbeinigung.

(erve) erfexe, Markgenosse (mit dem Rechte das Holz in der Marke zu schlagen und mit Vieh, – Schweinen – zu betreiben). coheres.

erve-gift, erbliche, dauernde Gabe.

erve-gût, 1. Erbgut. 2. Grundbesitz, Immobilien.

erve-havich = erfhaftich.

erve-haftich, -hechtich, 1. erblich. 2. erbgesessen, grundbesitzend.

erve-hafticheit, Erbe, hereditas.

erve-hât, Erb(ewiger)hass.

erve-hegge, Erbhecke, bleibende Hecke.

erve-holt, Erbholz, nam. von Eichen und anderem harten Holze.

erve-holtink, das gemeine Holting oder die gemeine Markensprache.

erve-hûs, Sterbehaus, Haus des Erblassers.

erve-kôp, Erbkauf (zu beständigem Besitze als Gegensatz zum Pfandbesitz); ewige Rente.

erve-laten, erbliche Laten.

erve-lede, Erbglieder, Erbberechtigte.

erve-lik, erblich; dauernd; e.-gût, Immobil; e.-tins, Zins oder Rente aus einem Grundstück.

ervelink, Erbe.

er-vellenisse, das Verfallen der Hinterlassenschaft eines Hörigen.

erve-los, ohne Erbe; ohne Grundbesitz; ohne Erben.

erve-mâch, erbfähiger Verwandter.

erve-man, Erbmann, erblicher Dienstmann; der Bewohner eines Bauerwesens, colonus.

erve-mark, Mark Erbzins.

erven, sw. v. 1. intr. erblich werden; durch Erbschaft übergehen. 2. tr. vererben; beerben, als Erbteil geben, (das heutige ‚erben‛ ist erve nemen).

erven-nakomelink, Erbeserbe.

erve-name, -gename, m. der das Erbe nimmt, Erbe.

erve-name, n. das Erbe.

erve-namicheit, Erbe, hereditas.

erve-nameschop, das Erbe, hereditas.

ervenisse, Erbschaft, sowol das Erbe selbst als Erbanspruch.

erven-lôf, -gelôf, (erflôf), Zustimmung der Erben.

erve-note, -genôte, Erbgenosse, Markgenosse, Grundbesitzer.

ervent, m. Erbe.

erve-plege, dauernde Abgabe.

erve-punt, Pfund Erbzins.

er-verden, erschrecken.

erve-rente, ewige, dauernde Rente.

erve-sake, ererbtes Gut, Immobilien (wie erve).

erve-sate, -sete, Erbgesessener, = erf-sittende man.

erve-schicht, Erbteilung.

erve-sedel, der auf einem (zinspflichtigen) Erbe sitzt.

erve-sele, die erbliche und dauernde Uebergabe eines Grundstückes vor Gericht.

erves-erve, Erbeserbe.

erve-stam, Erbstamm, Stammhalter.

erve-stânde egen, immobiles Eigentum.

erve-sunde, Erbsünde.

erve-swîn, Erbschwein, erbliche Abgabe eines Schweines.

ervetal(e), n. u. f. Erbschaft; Erbrecht; unbewegliches Gut.

erve-tins, erblicher, dauernder, unablöslicher (Grund)zins.

erve-tûn, Erbzaun.

erve-voget, Erbvogt.

erve-wardinge, Erbanspruch?

er-vinden, refl. sich finden, sich zeigen.

ervinge, f. Erbe, Erbteil.

ervink, m. Erbe.

er-voden, ernähren, erhalten.

er-vogen, refl. sich wohin verfügen, gehen.

er-vrien, durch Heirat erwerben.

er-volch, Verfolgung.

er-volgen, 1. intr. folgen, die Folge sein. 2. tr. verfolgen, bes. sein Recht (durch Klage); erlangen, erreichen.

er-vorderen, forderen, exigere; durch vorderunge (Klage) beitreiben.

er-vrêschen, erforschen.

er-vrischen, auffrischen, erneuern.

er-vroschen, erforschen, erfahren.

er-vrowen, (-vrewen, -vrawen) erfreuen.

er-vullen, erfüllen; ersetzen.

er-wachten, erwarten; hoffen.

er-wachtinge, Erwartung.

er-waren, wahr machen, bewahrheiten (durch Eid).

er-wassen, erwachsen; auf jem. vererben.

er-wecken, tr. erwecken; wieder in Erinnerung bringen; (intr. wach werden; sich erheben?)

er-wegen, 1. bewegen, fortbewegen, rühren. 2. refl. a. etwas auf sich nehmen, übernehmen, sich zu etwas verstehen, wagen. b. sich begeben, verzichten auf.

er-wegen, verwegen.

êr-werdich, ehrwürdig, ehrenwert; (Titel eines Ritters).

êr-werdicheit, Ehre, Ehrerbietung.

êr-werdigen, verherrlichen, glorificieren; sik. e., sich Ehre anmassen.

er-weren, wahr machen, erhärten.

er-weren, wehren, schützen; refl. sich verteidigen (gegen ein Strafurteil), seine Unschuld behaupten.

er-werven, (durch Thätigkeit) erlangen, erwerben.

erwete, (erfte), erwitte, arvete, erte, f. Erbse.

erwete-stoter, Erbsenstösser.

êr-wilen, ehedem, früherhin.

er-winden, aufhören, ablassen.

er-winnen, 1. erweisen, beweisen, überführen. 2. durch Richterspruch eine Klage oder eine Sache gewinnen.

er-wisen, vorzeigen, beweisen.

er-wissenen, = vorw. sichern.

er-worgen, erwürgen.

es, Gen. zu it.

esch, m. Dose, Schachtel.

esch, m. offenes, uneingehegtes (Saat)feld.

ê-schap = echtschap, Ehe.

ê-schaftssaken = êhaften.

eschare, eine Art Frauengeschmeide.

esche, f. Aufforderung; esche-brêf, schriftl. Citation.

esche, f. Esche. eschen-holt.

eschen, eischen, sw. v. 1. heischen, fordern. 2. vorfordern, laden, citieren, berufen. dat amt e. Aufnahme in die Innung begehren; die Zunft citieren. 3. = voreschen, erfahren.

escher, Rufer, Einforderer, exactor.

eschinge, 1. Forderung; Vorladung. 2. Berufung, Beruf.

ê-schult, Eheschuld = êlike werk.

ese, f. Esse, Feuerherd des Metallarbeiters.

esel (essel), Esel; Name eines Belagerungswerkes.

eseldriver, Eseltreiber.

esele-vorte, Eselsfurz; leichtes Gebäck, vgl. nunnekenfurte.

eselhower, eselholthower? Welches Geschäft hat dieser zu verrichten?

esel-minne (-minte), Eselmilch, -kraut, Euphorbia esula.

eselsdwâs, eselhafter Narr.

eselskop, Esels-, Dummkopf.

esen- (esse) quast, Essenquast, Gerät der Schmiede.

eser = neser.

ê-setter, Gesetzgeber.

eslik = islik.

espe, f. Espe, Populus tremula; espenlôf, Espenlaub.

espink, ein kleines Fahrzeug, Schaluppe, Boot.

esse, n. (lat. esse), Bestehen, Wolsein.

estlik = islik.

ete-gelt, Futtergeld.

ete-hûs, Speisehaus, cenaculum.

ete-ko, Kuh zum Essen (Ggs. Milchkuh).

etel-dach, Esstag (Ggs. vasteldach).

etel- (eten) kost, die Nahrung, die man isst.

ete-love, Esslaube, Speisezimmer, cenaculum.

etel-stede, Essstätte.

etel-vat, Essgeschirr.

etel-ware, Essware.

eten, st. v. essen, fressen; etende ware, Essware. – Inf. subst. das Essen, die Mahlzeit.

etesch, gefrässig, edaculus.

ete-vê, Vieh, das gegessen wird, bes. Rindvieh.

ete-visch, Speisefisch, (Abgabe der Fischer an den Herrn).

et-grode, der zweite Wiesenwachs, Nachweide.

etik, etek, m. Essig; etik-lechelen, Essigfässchen; etik-vat, Essigfass.

etinge, das Essen, Mahl; Futter.

et-lant, Weideland.

etlik = etelik, essbar.

et-mâl, die wiederkehrende Zeit, Periode, bes. die Flut- und die Tagesperiode von 12, resp. 24 Stunden.

êtschop, Eidschaft? oder et-schop, Weideschaft, Weideland?

êt-swere, der einen Eid geschworen hat, Geschworner.

ette, Egge (= egede, eide).

ettelik, etlik, etlich, irgend ein.

etten, sw. v. etzen, beweiden, pascere.

etter, m. Eiter.

ettinge, Weide.

et-venne, Weideland, Grünland.

etwan, 1. einst, vormals. 2. vielleicht.

etwes, etteswes, etwas.

eve = (ef) of, oder.

even(e), effen, 1. eben, gleich. 2. passend; e. komen, zukommen, entsprechen, passen, convenieren. 3. genau, gerade, just. 4. evene alse, wie, gerade so als, als ob, even wol, gleichwol, trotzdem.

evendrachtich, -drechtich, gleichmässig, egal; e. effte, gerade so als ob.

evene kersten, -kristen, Mitchrist.

evene-minsche, Neben-, Mitmensch.

evenen, sw. v. 1. intr. passen, convenieren. 2. tr. gleich machen. 3. refl. sich vergleichen, versöhnen.

even-gelik, (eventlik), gleich.

evenicheit, Gleichheit.

even-ho(ge), eine Belagerungsmaschine, plutei ad moenium altitudinem educti.

eveninge, Vergleich, Sühne.

evenkomelik, entsprechend, übereinstimmend, convenierend.

evenmodigen, mit Gleichmut.

even-olt, gleich alt, coetaneus.

eventur(e), f. u. n. Ereignis, glückliches oder unglückliches, Zufall, Gefahr; allerlei wie es sich trifft. – it is e., kann so oder so ablaufen; e. stân, etwas aufs Geratewol versuchen, riskieren. – bi, van e., gelegentlich, zufällig; up e., auf gut Glück, Risiko.

eventuren, sw. v. 1. intr. sich (zufällig) ereignen. 2. tr. aufs Spiel setzen, riskieren.

even-weldich, -woldich, gleich gewaltig.

êver, flaches Fahrzeug (= envare?) (auf Flüssen und Watten).

ever, Lederstück (beim Schuhflicken); welcher Art?

ever = aver.

eversole, Sohle von ever.

ever-spêt, Eberspiess, venabulum.

ever-swîn, (wilder) Eber.

ever-vlêsch, Eberfleisch (-braten).

ever-wort, Eberwurz, carlina acaulis.

ewangelier, der Diakon, der das Evangelium liest.

ewe, eve = owe, Schaf, bes. Mutterschaf.

ewe, aevum, seculum (ndl.).

ewe = ê (ee), Gesetz.

ewel(i)ken, ewig, immer.

ewich, ewig, dauernd; e. gelt, immerwährende Rente.

êwich = (ênwîch), Einzelkampf, Zweikampf.

ewigen, sw. v. ewig machen, verewigen.

ewigen, -ges, adv. auf ewig, auf immer.

exe, exene, f. Axt.

exen-hamer, Axthammer.

exen-tûch, Axtgerät, Axt.

exter = hegester, Elster.

F. s. V.

G.

ga, jäh, jach, rasch, schnell. de gae dôt, Apoplexie; mi is ga, ich habe Eile, Verlangen.

gabben, gabberen, sw. v. Scherz, Possen treiben.

gabberie, Scherz, Possen.

gabbert, närrischer Kerl, Possenreisser.

gabel, Abgabe, Steuer, gabella.

gabelitte, s. gobelitte.

gadde, ein Fisch, asellus mollis.

gad(d)er, zusammen; gew. to gader; mit gadders, zusammen.

gaddere, f. Gatter, cancellus.

gad(d)eren, sw. v. zusammen bringen, sammeln.

gad(d)erer, Sammler.

gad(d)erheren, versammelte Herren, patres conscripti.

gad(d)eringe, Versamlung.

gade, Taufpathe.

gade, Gatte, Genosse, der mir gleich ist; bes. Ehegatte, -gattin.

(gade), to gade, passend, bequem, zur Hand liegend.

gadele, Gevatterin?

gade-, gedelicheit, Bequemlichkeit.

gade-, gedelik, passend, bequem, gelegen.

gade-, gedelink, Verwandter, de ne(ge)sten gedelinge, primi consanguinei; gadelinge gelt, Abgabe an die Mitglieder des Geschlechtes.

gadem (gâm), n. 1. angebautes Häuschen, Bude. 2. Kramladen. 3. Stockwerk.

gaden, sw. v. 1. passen, convenieren, gefallen; tr. passend einrichten. 2. (refl.) sich gatten, verheiraten.

gades, (gâs) = godes, Gen. v. got.

gadinge, Passlichkeit, Behagen, Gelüst, convenientia, voluptas.

ga-dope, Jachtaufe, Nottaufe.

gaffele, geffele, f. grosse hölzerne oder eiserne Gabel, bifurca. – Dazu demin. gaffelke.

gaffel-schip, navis rostro munita.

gagel, gegel, n. u. m. 1. Gaumen, palatum. 2. Zahnfleisch.

gagel, Gaukelei? (= gokel?)

gagelen, sw. v. gackeln, schnattern.

gagel-krût, Myrica Gala; mirtus.

gaheil, Kraut, supercilium Veneris.

gahens, gahes, gâs, adv. jäh, schnell.

galander, Haubenlerche.

galant, Alantwein.

galeide, galei, galee, f. Galeere, (Ruder-Kriegsschiff).

galeie, auch = glavie, glevie.

galfern, -pern, sw. v. heulen, (bes. von Wölfen und Hunden).

galgant = galigan.

galge, m. u. f. Galgen.

galgelbôm = gagelbôm, mirtus.

galgenbôms-olie, oleum galbani.

galgen-knepel, Galgenschwengel (als Schelte).

galgenruwe, Galgenreue, zu späte Reue.

galiken, adv. schnell.

galissien-stên, Galitzenstein, Vitriol = kopperôk.

galle, f. 1. Galle. 2. Gallapfel. 3. Herzgalle. 4. Geschwulst am Hinterbeine des Pferdes. 5. schadhafte Stelle überh.?

gallen-swart, aus Galläpfeln bereitete schwarze Farbe.

gallert, gallig.

gal(l)igan, Wurzel von Alpinia oder Maranta galanga.

gallion (eines Schiffes), Schiffsschnabel, rostrum, prora fastigiata.

gallotze, s. glotze.

galm, m. lauter, scharfer Schall.

galm, m. scharfer Geruch.

galmen, sw. v. laut tönen, schallen.

galmen, sw. v. von starkem, widerlichem Geruch und Geschmack sein.

galm-gat, galm-hol, Schalloch.

galreide, Gallert, (Sülze, geronnene Brühe, bes. von Fischspeisen in Gallert, Gelée. oxigarum).

galspern = galpern.

games, gans, corrump. aus gades, Gottes, z. B. wummen games, gans! (Wunden Gottes).

gammelen, sw. v. alt werden.

gammelmat, (dän.) alte Speise = Pökelfleisch.

gammelspel (pleonast.) Spiel, Spass, (mhd. gamen, engl. game).

ga-modich, jachmütig, vehemens.

gân, unr. v. 1. gehen. 2. ergehen, geschehen. 3. gelten (gänge sein). 4. vergehen. – Mit Inf. z. B. stân, sitten, slapen-gân. – Mit Präp. gân mit kinde, schwanger sein; gân up oder to jem., sein Recht bei jem. (als Schiedsrichter) suchen; gân vor, haften für e. a.

gande? Hasenstrick?

gânden, verlängerte Form von gân.

gandon, -dorn = andorn.

ganerve = geanerve, Miterbe, coheres.

gange s. genge.

gangeber, Ingwer.

gangelwagen, ein Gestell mit Rollen (Kinderwagen).

gangel-wech, Weg zum Gehen, Fusssteig.

gank, m. 1. das Gehen; Procession; das Abseitstreten (Beratung) der Urteilsfinder; Weise, Gewohnheit; Gangbarkeit. 2. Gang, Weg; Gang (von Speisen). 3. techn. in der Weberei: eine bestimte Partie Aufzugsfäden.

gank-bort, Laufplanke im Schiff.

gankgeve, gäng und gebe.

gank(h)aftich, -achtich, 1. zu gehen fähig. 2. gangbar (von Münzen).

gankwerk, eine Art Pelzwerk.

gans, s. gôs.

gante, Gänserich, anser.

gans (gans), 1. adj. ganz, im Plur. auch = alle. 2. heil, gesund, unverletzt. 3. adv. durchaus, omnino.

ganzen, sw. v. ganz, heil machen, sanare.

ganzer dinge, gänzlich.

ganzliken, gänzlich, omnino.

ganzwille, Vorsatz, Absicht.

gapen, sw. v. gaffen, den Mund aufreissen.

gaper, gapert, Gaffer; der das Maul aufsperrt, um viel zu essen, gefrässig.

gapinge, Öffnung, Schlund, hiatus.

gar, fertig gemacht, bereitet; gar, bes. gare koste, spise.

gar, adv. ganz, sehr.

gar-brader, Garbrater, Schlächter, der gares Fleisch (u. rohes) feil hat. fartor u. assator.

garde, m. Garten.

garde, f. das bettelhafte Herumgehen herrenloser Kriegsknechte von Haus zu Haus.

garde = engl. yard, Elle.

gardebrust, Brustschild?

garden, sw. v. garten, bettelnd herumstreifen.

gardenere, Gärtner.

gardengenger, der »garten«, betteln geht, Vagabund.

gardenkarse, Gartenkresse.

gardinge, das Garten, Vagabundieren.

gare (= carwe?)

gare, f. 1. (Bereitung) Gerberei. 2. Kleidung, Rüstung.

gare, f. die in den Acker gebrachte Düngung und die in Folge deren erhöhte Triebkraft des Bodens; fex, blictrum.

gârfank, eine beim Fischen gebrauchte Stange.

gargaren, sw. v. gurgeln, gargarizare.

gargaringe, -linge, das Gurgeln.

gargariseren, sw. v. gurgeln.

garliken, gänzlich, völlig.

garn, n. Garn, Strick. Netz.

garne-bôm, Webebaum, liciatorium.

garnel, ein langes Oberkleid ohne Ärmel (mit Pelz gefüttert).

garnekorf, Korbgeflecht mit Netzen zum Fischfang; der Netzsack, in dem die Fische sich festlaufen.

garner, garnat, garnol, der kleine Meerkrebs (jetzt: Granat).

garnespinner, Hanfspinner (Hülfsarbeiter der reper).

garn-kluwe, Knaul (Knäuel) Garn.

garren, sw. v. gurren, röcheln; aufstossen (von Speisen).

garrich, gurrend, röchelnd; aufstossend (von Speisen). Adv. garrigen.

garst, ein Zahlbegriff (= snese? Zahl von 7?)

garst, garstich, ga(r)sterich, ranzig, stinkend, bitter von Geschmack, rancidus.

garsten, garstelen (gasseln), sw. v. den rohen (Schwarzbrots)teig mit einem Firniss mittelst des gerstels (Quastes) überstreichen.

gart, als Ackermass, s. jart.

gart, garde, f. Gerte, Zweig; Stachel (aculeus).

gart, Hofraum?

gart-heide, centaurea, aurine.

gart-hof, Krauthof, Küchengarten.

gart-kome, -komel, Gartenkümmel, cuminum.

gart-konele, satureia.

garup, Rüstung?

garve, f. Garbe.

garven, gerven, sw. v. die Garben binden und setzen.

garvenhovet, Garbenhaupt, die in einer Garbe enthaltenen Ähren oder Rispen.

garversche, Garbenbinderin und -aufsteckerin.

garv-vorke, Garbenforke.

garwant, s. gerewant.

gâs, s. gahens.

gaspe, gespe, f. Spange, Schnalle, fibula.

gasse (gatze), f. Gasse, ein von zwei Reihen (Häuser, Menschen etc.) eingefasster Weg (ist mehr hochd.).

gast, 1. Fremder (Ggs. borger). 2. Gast (Ggs. wert).

gaste-boderie = gastebot.

gaste-bot (bade), Gastgebot, Gastmahl.

gaste-geld, Geld eines Fremden, Nichteinheimischen.

gaste-gût, Waren fremder Kaufleute.

gasterich, s. garst.

gasteswise, als Gast, Fremder.

gastgericht, Gericht über Fremde.

gastholden, adj. gastfrei.

gast-hûs, Haus zur Aufnahme Fremder.

gastinge, Gastung, d. i. Speisung, Fütterung.

gast-inne, weiblicher Gast.

gast-mester, der im Kloster (Hospital etc.) für die Fremden zu sorgen hat.

gast-recht, Gastrecht (bestand besonders in einem abgekürzten Verfahren).

gat, n. Loch.

gate, f. Gosse; auch = Gasse, Strasse.

gaterich, löcherig.

gauwe, s. gouwe.

gave, f. Gabe; Nutzungsanteil.

gaven, sw. v. begaben.

ge – Vorsilbe, gebraucht wie im Mhd., aber im ganzen viel seltener; meist eine Verstärkung des im Simplex enthaltenen Begriffes (vor Subst. das Collective) bezeichnend.

ge-achte, Art und Weise.

ge-achten, mutmasslich überschlagen.

ge-ambechtet, der ein Amt hat. officiatus.

ge-antworden, 1. über-, abliefern. 2. antworten.

ge-archwilligen, argen Willen hegen gegen jem.

ge-bare = gebere; gebaren, sw. v. refl. sich benehmen.

ge-bêde, n. 1. Gebot, Herrschaft (imperium). 2. Gebiet, districtus.

ge-bedeger, Gebietiger (im deutschen Orden).

ge-bêden, gebieten; refl. sich erbieten. ge-bêder, Gebieter; gebêdinge, Gebieten, Herrschaft.

ge-bedinge, Beten, Gebet.

ge-beide, -bêde, das Warten, Ruhe, pausa.

ge-beiden, warten.

ge-bende, alles womit man bindet, bes. Kopfputz der Weiber.

ge-bênte, n. die Gebeine.

ge-bere, -berede, -bare, f. 1. Aussehen, 2. Gebahren, Benehmen.

ge-beren, sw. u. st. v. gebären, erzeugen.

ge-beren, sw. v. geberden, sich benehmen.

ge-bergete, -berchte, Gebirge.

ge-beringe, 1. Art und Weise des Benehmens. 2. die angenommene Weise, Heuchelei.

ge-bernen, brennen.

ge-bet, n. Gebet.

ge-bewedemunge, Bewidmung.

ge-bilde, -belde, n. 1. Bild. 2. Vorbild, Beispiel.

ge-bilde (-bildet) -dôk, Tuch mit Bildern (Mustern) gezeichnet, buntgezeichnet.

ge-bildenisse, Gebilde.

ge-billiken, adv. billiger Weise.

ge-binde, n. Fachwerk (von Gebäuden).

ge-bit, n. Gebiss, Zaum.

ge-bladen, mit Blättern versehen, belaubt.

ge-blerre, Geplärr, Lärm.

ge-blet, Bletzwerk, abgerissene Flocken (= bletterwulle).

ge-blick, n. Anblick.

ge-blomete, n. Blüte.

ge-bodder, Mangel, Gebrechen?

ge-bodeschoppen, Botschaft bringen; pass. Botschaft empfangen.

ge-bogen, biegen.

ge-bolder, Gepolter, Lerm.

ge-bômte, n. die Bäume.

ge-bone, n. Gebühne, Stockwerk, Gebälk.

ge-bor, geborede, n. Gebühr.

ge-borde, n. Börde, (Jurisdictions)district.

ge-borden, sw. v. scherzen, höhnen, spotten.

ge-bordiget, gebürtig.

ge-boren, sw. v. gebühren, zukommen; refl. sich ereignen, zufallen, (auch ohne sik).

ge-borenisse, Geburt.

ge-borentheit, Gebührnis, Würde.

ge-borger, (Mit)bürger.

ge-boricheit, Gebühr.

ge-borlik, gebührend.

ge-bort (-burt), f. (u. n.) 1. Geburt. 2. Geschlecht. 3. Nachkommenschaft, Kind.

ge-bot, -bode, n. Gebot.

ge-bovede, -bofde, n. die Gesamtheit der Buben, das Bubengesindel.

ge-brak, n. Bedarf; Mangel.

ge-brât, n. Braten.

ge-brechte, n. Lerm, Geschrei.

ge-brek(e), n. 1. das Gebrechende, Fehlende. 2. Gebrechen, Krankheit, Fehler. 3. Beschwerde, Last, Streitigkeit; die streitige Sache.

ge-breke, adj. gebrechend, fehlend.

ge-breken, st. v. tr. brechen; intr. gebrechen.

ge-brekinge = gebreke.

ge-breklicheit, Mangel, Fehler.

ge-breksam, -samich, mangelhaft.

ge-brêsche, n. Geschrei, Lerm.

ge-brevete, n. das Verbriefte, Inhalt einer Urkunde.

ge-bringen, bringen.

ge-brodet, g. Gesinde, das im Brode eines Herrn steht.

ge-brok = gebrek, Mangel; g. liden. ohnmächtig werden, deficere.

ge-broke = ge-brokede, Sumpf.

ge-brokede, n. Sumpf.

ge-brôksam, straffällig.

ge-bruken, sw. v. Gebrauch von etwas machen, geniessen, refl. m. Gen. üben, ausüben.

ge-brukenisse, Gebrauch.

ge-buchte, -bochte, n. Bug, armus.

ge-buck, n. niedergebogene und in einander geflochtene Zweige eines niedrigen Gebüsches als Umzäunung, Verhau etc.

ge-bullêrde breve, päbstliche Schreiben mit anhangender Bulle.

ge-bundene dage, dies feriati, nefasti, an denen Recht und Gericht gebunden (auf gewisse Handlungen beschränkt) sind.

ge-bûr, 1. Bauer; Colone (dem Gutsherren gegenüber). 2. (Mit)einwohner, Nachbar.

ge-bûrschop, Bauer- (Bürger)recht.

ge-buseme, -boseme, n. leibliche Verwandtschaft; was zum busem gehört; Zugehörigkeit zu einer Hofgenossenschaft (Leibeigenschaft).

ge-busemen, sw. v. die Verwandtschaft, Zugehörigkeit (Leibeigenschaft) nachweisen.

ge-bute = ge-buwete.

ge-buten, Busse zahlen.

ge-butte, n. Eingeweide der Fische, exentera.

ge-buwe, n. 1. Gebäude. 2. Erbauung.

ge-buwen, (be)bauen.

ge-buwete, -bute, n. 1. Gebäude. 2. das Bauen.

geck, thöricht, närrisch; Thor, Narr. (urspr. wol: drehbar, daher viele drehbare Dinge gecken heissen).

gecken, sw. v. zum Narren haben, verspotten, subsannare.

geckerie, Thorheit, Narrheit.

geckes-dedinge, Narrenwerk, Narrentheiding.

geckes-mere, Narrengeschwätz, Possen.

geck-heit, Narrheit, Thorheit.

geck-lik, geckenhaft, närrisch.

geck-ri(g)e, Geckreigen, Narrentanz.

gedacht, f. Gedenken, Erinnerung.

ge-dachte (-dochte), n. 1. das Denken. 2. Erinnerung.

ge-dânte (-dane), f. Beschaffenheit, Gestalt.

geddelisch = gadelik.

gedder = gaderer, Sammler.

ge-dechte = gedachte.

ge-dechtich, eingedenk, memor.

ge-degelicheit, Täglichkeit d. i. tägliche (Opfer)gabe.

ge-degelik, täglich.

ge-degen, (gediegen), ausgewachsen, reif; tüchtig.

gedelik, s. gadelik.

ge-denke, Erinnerung, Gedächtnis.

ge-denkekamer, Mönchszelle.

ge-denken, unr. v. 1. unpers. mit Dat. d. P. erinnerlich sein. 2. pers. gedenken; Inf. subst. Denken, Gedenken.

ge-denkenisse, Gedächtnis.

ge-denklik, erwähnungswert.

gede-isern, Gät-eisen, sarculum.

geden, geiden, sw. v. gäten (selten).

ge-dênste, n. Dienst.

geder, geider, n. Euter (Jüdder).

geder(e)ken, (demin. zu gadder) Balustrade.

ge-deren, sw. v. schaden.

ge-dermete, n. die Gedärme.

ge-dichte, n. 1. schriftliche Abfassung. 2. das schriftlich Abgefasste, Satzung, Schrift. 3. Erfindung; im bösen Sinne: Täuschung, List. – 4. Gedicht.

ge-dichte, adv. dicht, häufig; ununterbrochen; sofort.

gedicht-sprake, Gedicht.

ge-die, -dige, n. Gedeihen, Wachstum.

ge-dien, -digen, st. v. gedeihen; gelingen; gedeihen lassen.

ge-dinge, m. Zuversicht, Hoffnung.

ge-dinge, n. 1. Vertrag, Übereinkunft, Bedingung; das ausbedungene Geld = dingetal. 2. = dink, Gericht.

ge-dingen, sw. v. einen Vertrag etc. schliessen, dingen.

ge-dingenisse, Übereinkunft, ausbedungenes Geld.

ge-dingete = gedingenisse.

ge-dôchsamheit, Geduld.

ge-dôchsamlik, geduldig.

ge-doden, töten.

ge-dogen, aushalten, ertragen.

ge-dochte = gedechte, Gedanken.

ge-doge, n. das Leiden, Aushalten; Zulassen.

ge-dolen, erdulden, aushalten.

ge-dome (dume)? Gericht, Gerichtsbezirk?

ge-dôn, Ton.

ge-dôn, thun.

ge-drach, -drage, Ertrag.

ge-drangete, n. Bedrängnis.

ge-drank, m. Nötigung, Bedrängung.

ge-drank, n. Getränk.

ge-drechte, n. Tracht, Schmuck.

ge-dregen, tragen, ertragen.

ge-drenge, n. Bedrängung.

ge-drengenisse, Bedrängnis.

ge-drenke, n. 1. Getränk. 2. Trinkgelage, Festlichkeit.

ge-drôchnisse, Trugbild.

ge-drogen, trocken werden.

ge-druck, n. Druck.

ge-drunken, betrunken.

ge-duchtich, (als Titel) reverendus, metuendus.

ge-dulden, dulden, leiden; refl. sich gedulden.

ge-dult, f. Geduld, g. hebben, sich in Geduld fassen.

ge-dunken, dünken.

ge-duren, ausdauern, ausharren.

ge-durich, andauerd, beständig.

ge-dwank, n. Zwang.

ge-dwenge, n. Gezwänge, Enge, enger Pass, Verhau.

ge-dwenknisse, Zwang.

ge-dwingen, zwingen.

ge-echt, 1. echt. 2. in Ehe lebend.

ge-enden, zu Ende bringen.

ge-ergeren, ärger, schlechter machen.

ge-erve, m. Erbe.

ge-erven, vererben.

ge-ervet unde gegudet, einer der Erb und Gut hat.

ge-evenen, refl. sich vergleichen, versöhnen.

ge-gade = gade, compar, consors.

ge-geden = gên (jehen?)

ge-gelt, verschnitten.

gegen, s. jegen.

ge-gerwe (n. ge-gêr), n. Messgewand.

ge-geven, ergeben.

ge-grôte, das Gegrüsse.

ge-grunde, Ergründung.

ge-grunden, ergründen.

ge-gudet, mit Gut versehen.

ge-gunnen, gönnen.

gehat, feindselig; g. hebben, hassen.

ge-hebben, 1. haben. 2. erhalten, sustentare.

ge-hechte, Haft.

ge-hege, n. Schutz.

ge-heilsam, heilbringend, hülfreich.

ge-heim, f. Heimlichkeit, Verborgenheit.

ge-hêl, ganz.

ge-hêlheit, Vollständigkeit.

ge-hêlike, vollständig.

ge-hellen, sw. v. übereinstimmen.

ge-helt, geneigt, proclivis?

gehen, s. jehen.

ge-helpen, helfen.

ge-hengen, (-hingen), sw. v. geschehen lassen, zulassen, erlauben.

ge-henge, (gehenk)nisse, Erlaubnis.

ge-hengich, nachgebend, gefällig.

gehent, adv. nahe bei.

ge-herden, aushalten, ausdauern.

ge-herwede = herwede.

ge-hete, n. Geheiss.

ge-higen, sw. v. äffen, täuschen, bei der Nase herumführen.

ge-higerie, Äffung, Täuschung.

ge-hilde, n. Griff am Schwerte, capulum.

ge-hillich, heilig.

ge-hilligen, sw. v. heiligen.

ge-hindern, hindern.

gehint, unwandelbar, beständig.

gehlingen, adv. jählings, schleunig.

ge-hôch-, -hûchnisse, Erinnerung.

ge-hogen, -hugen, sw. v. sich erinnern, eingedenk sein.

ge-hoden, hüten.

ge-holde, (-halde, -hulde), m. Holde, Dienstmann, Diener, (homagialis).

ge-holden, halten.

ge-holt, n. Gehölz.

ge-holtlik, vorbehältlich.

ge-hör, 1. Gehör; dat g. hebben, gehört werden, Gehorsam finden. 2. Hörigkeit, Dienstbarkeit.

ge-horen, hören.

gehoringe, Zubehör.

ge-hôrsamen, sw. v. gehorsam sein.

ge-hôrsamheit, Gehorsam.

ge-hôrsamich, gehorsam.

ge-(hovede), -hofte, n. Gehöft.

ge-hovesinde, Hofgesinde.

ge-hovet, im Hofe befindlich.

ge-huchte, n. Nebengebäude.

ge-hudet, mit einer Haut versehen.

ge-hugede, f. Gedächtnis.

ge-hulpe, behülflich, hülfreich.

ge-hure, geheuer, lieblich, angenehm.

ge-husete, Gehäuse (Baldachin).

gei, s. gâ.

ge-jaren, sw. v. sik g. zu seinen Jahren kommen, mündig werden.

geil, kräftig, munter, übermütig, üppig, fruchtbar.

geilblome, sticatos, Winterblume.

geile, f. die Düngung des Ackers.

geile, f. Hode.

gei-gêlicheit, Mutwille, Ausgelassenheit, Üppigkeit.

geilink (geidlink), Drossel.

geilunge, Düngung.

gein, s. gen.

geisel, f. Geisel, flagellum.

geiselen, sw. v. geiseln, mit Ruten schlagen.

geistlicheit, 1. Religiosität 2. die Gesamtheit der Geistlichen.

geist (gêst), m. Geist; de hillige g., Bez. des Hospitals, Krankenhauses; des hilligen g. penninge, Unterpfand arrha.

geite, f. Geiss, capra (sehr selten).

ge-kantelt, mit Kanten, Ecken versehen.

ge-kentenisse, Kenntnis.

ge-keren, kehren, ändern.

ge-kersten, christlich, christen.

ge-kesen, mählen.

ge-komen, kommen.

ge-kose, Geschwätz.

ge-krenken, kränken.

ge-krigen, bekommen.

ge-krîsch, n. Kreischen.

ge-krîschen, kreischen, schreien.

ge-krôn, n. Gemurre, Klage.

ge-krude, s. krût.

ge-kunne, Geschlecht.

gêl, gelb.

gel (gell), gellend, laut.

ge-lach, n. das Liegen; Trinkgelage, Zeche; Lager, Belegenheit.

ge-lachen, lachen.

gêl-achtich, (-echtich), gelblich.

ge-landet sîn, Landbesitz haben.

ge-lankwilich, lange dauernd.

ge-lât, n. wie jem. oder etwas »lässt«, d. i. aussieht, Aussehen, Geberde, äusseres Benehmen.

ge-lâten, refl. sich gelassen benehmen.

ge-latenheit, 1. Verlassenheit. 2. Gelassenheit.

gelde, f. Zahlung, Bezahlung.

gelden, st. v. 1. bezahlen, ersetzen; einbringen (von Gütern), 2. kosten, wert sein. 3. gelten, angehen, betreffen (mit Dat. oder mit up).

gelder, Zahler, der zu zahlen hat.

gelde- (gell)tal, Geldwert, Geld.

geldinge, Bezahlung.

geldreger (?), Geldwechsler.

ge-ledder, Plur. Glieder, Mitglieder.

ge-ledemate, n. Gliedmass.

ge-leden (Part. von liden), vergangen.

ge-lege (-lech, -lecht), n. Lage; Sachlage, Beschaffenheit.

ge-lege, Belehnung.

ge-legelik (-lechlik), gelegen, bequem.

ge-legen, passend, bequem.

ge-legen (Part. zu lihen), geliehen.

ge-lêgen, lügen.

ge-legen(i)cheit, 1. Belegenheit. 2. Sachlage, Beschaffenheit.

gelegorse (geelgherse), ein Vogel, Grasmücke oder Goldammer.

ge-leide, n. 1. Geleit, die sichere Geleitung, salvus conductus. 2. Sicherheit, Schutz, Friede. 3. Geleitsrecht. 4. Geleitsgeld. 5. Geleitsbezirk.

ge-leiden, 1. geleiten, das Geleit geben. 2. geleiten, einweisen in den Besitz.

ge-leider, Geleiter.

ge-leidesman, Geleiter.

ge-leistunge = leistunge, Geiselschaft.

ge-leitlik, dem freien Geleite gemäss; sik g. holden, sich geleitsmässig benehmen.

ge-lêmet, von Lehm gemacht.

ge-lênen, leihen.

ge-lenge, f. Länge; in de g., auf die Dauer.

ge-lenger, n. Verzögerung.

ge-lenken, lenken.

ge-lêrde, f. Gelehrtheit.

ge-les, gewohnt; sicher.

ge-leufte, n. Lauf (der Dinge), Lage.

ge-leumet, Leumund, Ruf, (böses) Gerücht.

ge-lêf, lieb.

ge-leven, 1. leben, (mit Gen. von etwas). 2. erleben.

ge-lêven, 1. pers. belieben, genehmigen. 2. unpers. lieb sein, mit etwas zufrieden sein.

ge-lichtlik, adv. leicht.

gel-hudich, gelb von Haut.

ge-liden, leiden, ertragen.

ge-lîf, n. Leib.

ge-like, 1. gleich. mîn (selten mines) g., meinesgleichen. 2. recht, billig. 3. passend, bequem.

gelike, n. 1. Gleichnis, Bild, Abschrift. in regens g., wie Regen; des werkes g. tale opus. 2. das, was recht und billig ist, aequum. mit g., billigerweise, mit Recht, van g. in enem g. in dat g. ex aequo. des gelikes, desgleichen; in gelike – alse = aeque – ac.

ge-like, f. Gleichheit; in der g.; bi g., gleicherweise.

ge-likenen (-liken), gleich machen; vergleichen, gelikenet sîn, gleichen.

ge-likenisse, Gleichheit, Ähnlichkeit; gleiche Form, Nachbildung; Katafalk.

ge-lîkheit (-licheit), Gleichheit; Gerechtigkeit, aequitas.

ge-likinge, Gleichheit.

ge-lîkliken, adj. auf gleiche Weise.

ge-limp, m. und n. Angemessenheit, angemessenes massvolles Wesen; guter Name; syn. mit êre. – mit g., glimpflich, massvoll, nachsichtig.

ge-limpen, sw. v. glimpflich behandeln.

ge-lîsted, mit Leisten, Rändern versehen; vom groben Rande des Tuches.

ge-lit, n. Glied.

gelle, gellend, laut.

gellen, sw. v. laut schreien.

gellen, sw. v. f. die Galle herausnehmen, exenterare. 2. gallig machen, vergällen.

gellik, glaucidus, subglaucus.

ge-lode, n. Gewicht.

ge-lodet (Part. zu loden, sprossen). so g., so gesprosst, von solcher Herkunft.

ge-lodet, mit einem bleiernen Zeichen oder Siegel versehen.

gêl-oge, Gelbauge, d. i. der Teufel.

ge-lommer, n. Lerm.

ge-lôp, Lauf; Plur. Zeitläufte, Begebenheiten.

ge-losebôk, Loosbuch.

ge-losen, 1. intr. los, ledig werden eines Dinges. 2. tr. losmachen, befreien.

ge-lôt, g. leder, coreum alutatum, Korduan, Erch.

ge-loume, adv.?

ge-louwen, sw. v. greifen, fassen.

ge-love, -lôf, m. 1. Versprechen, Gelöbnis. 2. Erlaubnis, Zustimmung. 3. Credit, Treu und Glaube, fides; gût g., verbürgter Friede, Friedenszeit. 4. das Fürwahrhalten; concr. der (religiöse) Glaubensinhalt.

ge-love-brêf, Creditiv.

ge-lovede, -lôfte, Gelübde; Verheissung, Versprechung.

ge-lovelik, -lôflik, 1. glaubend, gläubig, treu. 2. pass. glaubhaft, zuverlässig, glaublich. – geloveliken, adv.

ge-loven, 1. geloben, versprechen. 2. glauben, für wahr halten. 3. erlauben; pass. Erlaubnis erhalten.

ge-lover, der für jem. verspricht; Bürge.

ge-lovert, mit Laub versehen, belaubt.

ge-lovesam, glaubhaft.

ge-lovich, gläubig.

gelp, übermütig (bes. im Sprechen).

gelp, m. Übermut.

gêl-ripe, Gelbreife.

gelstrick (= geltstrick?), Bestechung.

gelt, n. 1. die Nutzung eines Eigentums, das Einkommen davon; geldes stân, zur Nutzung (als Pfand) übergeben sein. 2. Vergeltung, Bezahlung, Kaufpreis. 3. Geldschuld. 4. concr. Geld (als Münze).

gelte, (unfruchtbar) verschnittenes Mutterschwein, sus castrata.

gelte, Gefäss für Flüssigkeiten, metreta.

geltgulde, Geldeinkünfte.

gelthaft, -haftich, g. schult, Geldschuld.

gelt-smôrker, Geldverstecker (?), Geizhals.

gelt-spildunge, Geldaufwand, Geldverbrauch.

gelt-stock, Geldbüchse.

gelt-vorlesinge, Geldaufwand, Geldverlust.

ge-luchte, n. Beleuchtung, Licht.

ge-lucke, n. Glück, Schicksal, günstiger Zufall, Vorteil.

ge-luckeliken, glücklich.

ge-luckhaftich, glücklich.

ge-luckich, glücklich.

ge-lucksamich, glücklich.

ge-lumme = gelommer, Lerm, Tumult.

ge-lût, n. 1. Laut, Schall, Lerm. 2. Ruf, Gerücht.

gélve, Woge des Wassers, unda, exaltatio aquarum.

ge-mâch, -mage, Verwandter.

ge-macht, f. Macht.

ge-maget, Verwandte habend.

gemak, gemake, n. 1. Ruhe, Bequemlichkeit; g. dôn, Ruhe machen, mit etwas aufhören. 2. Ort, wo man Ruhe hat, Gemach; jeglichen Gebäude, das zur Bequemlichkeit dient. 3. der nach Bequemlichkeit zustehende Gebrauch eines Eigentums.

ge-mak, bequem.

ge-maklik, gemächlich, bequem.

ge-maksam, adv. allmählich, nach und nach.

ge-maksamicheit, Bequemlichkeit.

ge-maksel, -makels, n. Machwerk.

ge-mâl, Gemahl, -in.

ge-males, (jemals), immer.

ge-man, Mann (bes. in collectivem Sinne).

ge-manen, ermahnen, durch Ermahnung bewegen.

ge-mank, adv. dazwischen, dabei.

ge-mate, mässig.

ge-maten, sw. v. mässigen, Mass setzen, moderari.

ge-mechte, n. Zeugungsglieder.

ge-mechtigen, sw. v. ermächtigen.

ge-meden, mieten.

gemeindesman, Mann aus der Gemeinde.

ge-meine, -mene, -mên, adj. 1. allgemein, was alle angeht, öffentlich, publicus; g. maken, publicare. 2. allgemein, gemeinsam, universus; de g. rât, der gesamte R.; de g. kôpman, der gesamte Kaufmannsstand. 3. gemeinsam, communis. 4. gewöhnlich; niedrig. – int g., 1. zusammen. 2. gemeinschaftlich. 3. gewöhnlich, insgemein.

ge-meine, -mene, f. und n. 1. gemeinsames Gut, communio. 2. gemeinschaftliche Versamlung.

ge-meinete, -meinte, -mênte, n. und f. 1. gemeinschaftliches Gut. 2. Gemeinde, Gesamtheit.

ge-meinheit, Gemeindegut.

ge-meinicheit, Gemeinheit, Gesamtheit.

ge-meinliken, insgesamt.

gemeit, -mêt, fröhlich, wolgemut, munter, stolz.

gémelicheit, Scherz, Spass, Mutwille.

gémelik, lustig, spasshaft, mutwillig; adv. gemeliken.

ge-mêlsel, n. Gemälde.

ge-melt (-melet), 1. vermählt. 2. ehelich geboren.

ge-mêlt, n. Gemälde.

ge-meltz, Gemalztes.

gemen, sw. v. ins Auge fassen (?).

ge-menge, n. Streit.

ge-merk, f. Mark.

ge-meten, angemessen.

ge-meticheit, das richtige Mass.

ge-mick, n. Mass, Ziel, collimatio.

ge-mint, geliebt, lieb (in der Anrede: g. vrent, lieber Freund).

ge-moge (-moige), Unmut, Kummer.

ge-mogen, können, vermögen.

ge-moie, f. Muhme.

ge-môr, -môrte, Moor.

ge-mose, n. Gemüse, Zukost, pulmentum; Kost, Speise.

ge-mote (-mode), Begegnung; to g. komen, begegnen, entgegenkommen; gût g., guter Angang (beim Antritt einer Reise).

ge-mot(e), -mode, n. Gemüt, Denk- u. Sinnesweise, Willensmeinung; Mut.

ge-moten, begegnen.

ge-moten, müssen; dürfen.

ge-mul, n. Staub.

ge-mummet, eine Art Würfelspiel.

ge-munte, Münze.

gên, gein (jên, jein), st. v. ein-, zugestehen, bekennen, sagen. Obj. meist im Gen. bes. häufig der wârheit.

gên, gein, gîn, kein.

ge-nade, s. gnade.

genadicheit = genade.

ge-nagen, 1. = gnagen. 2. = genaken.

ge-naken, -neken, nahe kommen, sich nähern (mit u. ohne sik): sik des sinen g., sich in den Besitz des Seinigen setzen.

ge-nalen, (mit u. ohne sik), sich nähern.

ge-name = name, Beute, Raub.

ge-nanne, gleiches Namens, cognominalis.

ge-nastich (?), trügerisch (?).

gender, dort, von dort.

gendrik, Dolchmesser.

ge-nêcheit, Geneigtheit, natürliche Anlage.

genechte, genette (?), Zeit von 14 Tagen? Zeit des Schulzengerichts.

ge-neden, wagen.

ge-nedigen, sw. v. gnädig sein.

genegelicheit, Geneigtheit; Hang.

genelich, keinerlei.

ge-neme, genehm, acceptabel.

ge-nenden, sw. v. wagen, riskieren; mit Gen.

ge-nent, n. Kühnheit, Wagnis.

gener, gensît, genhalf s. jener etc.

ge-neren, ernähren.

ge-nerte, n. Ernährung.

generie (?) scurrilitas.

ge-nesen, st. v. 1. intr. gesunden, mit dem Leben davon kommen; eines kindes, der gebort g., entbunden werden. 2. tr. genesen machen, heilen.

ge-nêt (-neit, -niet), n. und m. Geniess, Vorteil, Gewinn, Ertrag.

ge-neten, geniessen, Vorteil, Förderung, Gewinn von etwas haben.

ge-netlik = genedelik; adv. genetliken.

genge, ginge, gange, gangbar, gebräuchlich, von der Münze.

genger, 1. der zu Fusse geht. 2. = dwelengenger.

genick = knick.

genk-, gankgeve, gäng und gebe, gebräuchlich.

genkachtlich (?-achtich?), gänge, von Münzen.

genklik, gangbar.

ge-nôch, adj. und adv. genug, hinreichend.

ge-nôchaftich, genügend.

ge-nôchlicheit, Wonne, Lust.

ge-nôchlik, Genüge, Vergnügen, Lust verschaffend; angenehm; im jurist. Sinne: genügend, sicher.

ge-nôchsam, hinreichend.

ge-nôchsamheit, Genüge.

ge-nochte (= ge-nogede), Lust, Vergnügen, Freude.

ge-nochter?

ge-noge, f. Genüge, Zufriedenheit; g. dragen, zufrieden sein.

ge-nogede, f. Genüge.

ge-nogen, sw. v. genügen; sein Vergnügen woran haben, gefallen.

ge-nogich, genügend, hinreichend.

ge-nôt, Genosse, Gesellschafter; bes. Standesgenosse.

ge-nôtinne, (Standes)genossin.

gense (-ze, -tze), eine Art Dolchmesser (zweischneidig).

gensekerse, s. blôtwort.

gens- (genz-, genst)like, ganz, vollständig.

ge-nucke, n. Anstoss.

ge-nut, n. Genuss; Niessbrauch.

ge-oget werk = ogenwerk, d. h. Haken und Ösen.

ge-ordelen, beurteilen.

ge-pack, n. Gepäck.

ge-pens = gepinse, das Denken, die Gedanken.

ge-pinse, Gedanke.

ge-pipe, n. (Gepfeife), Klagetöne.

ge-plenkede, n. Planken = Pfahlwerk.

ge-plicht, verpflichtet, obnoxius.

ge-plogete, n. gepflügter Acker, Furche.

ge-plûmte, n. Gefieder.

ge-pogelik?

gepse, s. gespe.

ge-quemen, st. v. kommen.

ge-qwebbete, s. qwebbe.

ger, f. Begierde, Wunsch.

gerachie (jerarchie), (Hierarchie), Standesordnung (der Engel).

ge-rade, f. und n. Frauengerät, bewegliche Sachen zum Gebrauch der Frauen.

gerade = gerede, bereitet, gerüstet.

ge-rade, adv. sofort, schnell; so gerade alse, sofort als.

ge-raden, geraten, gelingen.

ge-rak, n. Zureichendes, Genüge, Notdurft, was man notwendig braucht, nötige oder zureichende Pflege.

ge-raken, 1. treffen, erreichen. 2. sich treffen, ereignen (auch pers.); gelingen. (wol) geraket, (wol) gelungen, trefflich.

geralde = gerende, Bettler, (herumziehender) Gaukler.

ge-ramen, treffen.

ge-rasch, rasch.

gerast = gerastet (jurist. Term.), in ruhigem Besitz.

ge-râtsam, ratsam, rätlich.

gerbe, f. Garbe.

gerde, f. Ausrichtung, Anordnung eines Mahles.

gerde, f. Gerte, Rute, Stab.

gerdeman, Plur. -lude, Schaffer, der ein Gastmahl zu besorgen u. die Ordnung bei demselben aufrecht zu erhalten hat.

gere, f. Bereitung.

gere, f. (und m.) keilförmiges Zeugstück, lacinia, fimbria; ein in eine Spitze auslaufendes Ackerstück.

gere = gurre, Mähre, equa.

ge-recht, n. Recht.

ge-recht, gerecht; von Rechtswegen bestimt.

ge-rechtheit, Richtung.

gerechtich, gerecht.

ge-rechticheit, Gerechtigkeit, Gerechtsame, alles was von Rechtswegen zu etwas gehört oder einem gebührt; Anrecht; Rechtsstreit.

gerechtinge, Gerechtsame.

ge-rede, (-rêt, -reide), adj. bereitet, fertig; (vom Gelde) bar; adv. bereits, schon.

ge-rêde, -reide, n. 1. Gerät, Zurüstung, Schmuck, apparatus. 2. bar Geld. 3. (abstr.) Bereitschaft, Zurüstung.

ge-rede, f. (Reitzeug), Reiterei.

ge-reden, beritten.

ge-regen, rühren, bewegen.

gere-, gerwehûs, das Haus, 1. in welchem Leder bereitet, gegerbt wird. 2. in welchem sich der Priester zur Messe »gerbet« d. h. sich zurüstet, Sacristei.

ge-reden, versprechen.

gere-, (gerwe)kamer, Ort, wo man die Ausrüstung bes. die priesterliche verwahrt, Sacristei.

ge-reke, n. Ordnung; Zureichendes, genügende Pflege.

ge-reken (-recken), sw. v. 1. reichen, langen. 2. zureichen, langen. 3. sich ereignen, sich zutragen.

ge-reken = ge-rekenen, berechnen.

geren, sw. v. begehren; part. gerende (gern) = Begehrende d. i. Bettler, Gaukler, Vagabunde.

geren = gerewen, sw. v. 1. gar machen, bereiten, gerben (Leder). 2. priesterlich kleiden.

geren, sw. v. gähren, blictrire.

ge-renne, n. stürmischer Angriff, Ansturm.

ge-rent = ge-rentet, mit Renten versehen.

gerer, Begehrer, Bettler.

gerer, Gerber.

ge-rêt, n. das Reiten, Kriegszug.

ge-rêtschap, Bereitschaft; gute Aufnahme; bar Geld.

ger(e)want, -wât (gerwet, garwant), das Gewand, mit dem sich der Priester zur Messe gerwet oder geret. Messgewand.

ger-haken, Gerberhaken.

ger-hof, Gerberhof.

gerich, begehrend.

ge-richte, f. gerade Richtung.

ge-richte, adv. gerades Weges; stracks, sofort.

ge-richte, n. 1. Richtung, Lage, Gegend. 2. Gericht, Gerichtsbezirk; Gerichtszeugnis; Urteil, Strafe.

ge-richten, richten.

ge-richtich, gerecht.

ge-riken, sw. v. reich werden.

geringe, adj. und adv. schnell, hastig, eilend.

géringe, f. Cloake, Mistrenne.

ge-ringelik, -rinlik, adv. schnell, rasch.

gerinkworpen, sw. v. wälzen, wickeln.

ge-risen, entstehen.

ger-iseren, eisernes Werkzeug zum Gerben.

ge-risk, rasch, auf der Stelle.

ge-rîf, n. (und m.) Bequemlichkeit; was man zur Notdurft oder Bequemlichkeit gebraucht.

ge-rîflik, passend, bequem.

ger-kum, Gerberkumme, -schüssel.

gerleige = generleige, keinerlei.

gern (geren), adv. gern, mit Freuden, gewöhnlich.

gernegast, der gerne Gast ist, Schmarotzer.

gerner = gerender, Begehrender, Bettler.

gerne-schalk, der gerne ein Schalk ist.

gerne-, garnewinde, Garnwinde, Haspel.

ge-rochte, -ruchte, n. 1. das Rufen, Lerm; Allarm. 2. Hülfsgeschrei, Hülferuf. 3. Ruf, Gerücht.

ge-rochtich, ruchtbar, durchs Gerücht gesagt.

ge-roke, Sorge, Pflege, Wartung.

ge-roken, »geruhen«, Sorge tragen, sich kümmern.

ge-roken = ge-raken oder ge-reken.

ge-rope, -ropete, n. Geschrei, Lerm.

ge-rôr, n. (Gerühre), Lerm, Bewegung.

ge-rouwen, ruhen, sich beruhigen.

gerren, sw. v. grunzen (= giren).

gers, gersele, gersgerse, grosse (römische) Petersilie.

gerste (garste, gast), f. Gerste.

gerstel (gestel, gassel), Ofenstab, -stange, ustarium; Quast, Bürste, mit dem die Bäcker die obere Seite des Brodes bestreichen (gasseln), das sie auf dem Gerstelbret (Gasselbret) in den Ofen schieben.

gersten-grutte, Gerstengrütze.

gersten-korn, Gerstenkorn; Augenübel = stige.

gerstersele, eine Falkenart.

ge-rugelik = geruwelik, ruhig.

ge-rume, geräumig; von der Zeit: entlegen, entfernt.

ge-rummel, n. Lerm.

gerunge, f. Begehr.

gerunne (?), Renne, (Stadt)graben?

gerusam = geruwesam, ruhig, sanft.

ge-rûsch, n. das Rauschen.

ge-rust = gerustet, gerüstet.

ge-ruste, n. Gerüst, Rüstung; der eiserne Haken am Harnische zum Einlegen den Speeres.

ge-ruwelik, ruhig; in ungestörtem Besitz.

ger-valke, der grosse Falke, erodius.

gerwe (garwe) u. gerwete (garwete), n. Kleidung, bes. die priesterliche, das Messgewand.

gerwen, sw. v. »gar« machen, fertig machen, bereiten (z. B. Leder); sik g., sich ankleiden, vom Priester, der das priesterliche Gewand anzieht.

gerwer, Gerber, Lederbereiter.

ger-werk, Gerberarbeit.

gerwete, s. gerwe.

gesachtheit, Ruhe; ruhige Überlegung.

ge-sadigen, sättigen.

ge-samelinge, Versamlung.

ge-satelike, ruhig, gesetzt.

ge-sâtheit, Sanftheit, Milde.

ge-salicheit, Glückseligkeit.

ge-sát (= gesadet), ruhig; milde.

ge-sate, n. (Niederlassung), Besitztum im ganzen Umfange.

ge-sate, -satte, n. Satzung.

ge-schacket?

ge-schaden, schaden.

ge-schaffen, schaffen, ausrichten.

ge-schapen, schaffen.

ge-schal, n. Schall, Lerm.

ge-scheft, n. Geschäft; Vorgang, Geschichte, Ereignis.

ge-scheftnisse = gescheft.

ge-scheit, n. (Scheidung), Grenze; Versöhnung.

ge-schelle, -schele, -schille, n. Differenz, Streitigkeit.

ge-schenke, f. Geschenk.

ge-schicht(e), n. das Geschehene, Ereignis (bes. ein schlimmes oder auch zufälliges, van g., zufällig, casu), Sache, Streitigkeit, Fehde.

geschichte, Pfeil (zu scheten?)

ge-schên, geschehen; auch refl. sich begeben, sich ereignen.

ge-schertze, n. das Scherzen.

ge-schick, n. das Bringen in »Schick«, Ordnung, dispositio, Verhältnis, Sache.

ge-schickecheit, Passlichkeit, Bereitschaft, Ordnung.

ge-schicket, was »Schick«, Ordnung hat.

ge-schiedenisse, Geschehnis, Ereignis.

ge-schillet, mit einer Schale versehen.

ge-schone, Schonung.

ge-schote (= geschode), (Mutter)scheide.

ge-schôt, n. Geschoss.

ge-schot, n. Schoss, Steuer.

ge-schreit, n. Geschrei.

ge-schricht, n. und m. Geschrei; im rechtl. Sinne = gerochte.

ge-schrift, f. und n. Schrift, bes. die heilige Schrift.

ge-schri(g)e, n. Geschrei.

ge-schutrede, Rede, mit der man sich schützt, Einrede.

ge-schutte, n. Geschütz.

ge-sedet, gesittet, moratus.

ge-segelen, segeln.

ge-seggen, sagen.

gesekîn? (glesekîn?) kleine (Trink)kanne?

ge-selle, Teilnehmer, Genosse; bes. gude g., lustiger Bruder, Zechbruder; (wie broder) Hoden.

ge-sellen, refl. sich einen Genossen geben.

ge-sellensteke, das stekespil (der ritterl. Genossen).

ge-sellich, zugesellt; zur Geselligkeit geneigt.

ge-sellicheit, Gesellschaft.

ge-sellin, Genossin (= Gattin).

ge-selschop, Gesellschaft; Handels-, Compagniegeschäft.

ge-semsel, n. Gesimse.

ge-sên, sehen.

ge-sên, part. adj. angesehen.

ge-senge und -sengete, n. Gesang, bes. Kirchengesang.

ge-sete, n. Sitz, Sitzstelle; Stuhl, sedes; = gesate, Besitztum.

ge-sette, n. 1. Festsetzung, Aufstellung. 2. Bestimmung, Übereinkommen. 3. fest bestimtes Mass, Abschnitt, Capitel, Artikel.

ge-settinge = gesette.

ge-sichte, n. Anblick; (wo gesehen werden kann), Aussicht, Fenster; Sehvermögen.

ge-sichtich, sichtbar.

ge-simpel, einfach.

ge-sîn, sein.

ge-sin (-sinnen), n. Verlangen, Begehren.

ge-sinde, n. Gesinde, m. einer vom Gesinde.

ge-sindeken, n. Gesinde.

ge-sinnen, 1. verlangen, begehren, bes. vom Vasallen, die Belehnung, Investitur, nachsuchen. 2. Gesinnung haben, meinen.

ge-sinnunge, Ansinnen, Begehren.

ge-slân, schlagen.

ge-slecht, n. 1. Geschlecht, Geschlechtsgenossen; Nachkommenschaft. 2. Gepräge.

ge-slete = slete, (friedliche) Beilegung eines Streites.

ge-smak, m. Geschmack u. Geruch.

ge-smucke, n. Schmuck.

ge-sode unde gebrade, n. Gesottenes und Gebratenes.

ge-soke, n. das Suchen; Erwerb, Gewinn, Wucher.

ge-spalk, n. wüster Lerm.

ge-span, m. Genosse, Gesell, Verbündeter; f. gespenne.

ge-spanne = gespenne.

ge-sparen, sparen, schonen.

ge-sparlike, schonsam.

ge-spenne, -spen, -spanne, f. und n. Spannung, Zerwürfnis, Zwietracht.

ge-sperete, n. Sparrwerk, Dachstuhl.

gespe und gepse (göpse), f. die Höhlung der beiden aneinander gelegten Hände, soviel man darin halten kann.

gespe = gaspe, f. Schnalle, racea.

ge-spenst, n. Verlockung, Trugbild.

ge-spil, n. Spiel (= musik. Instrumente).

ge-spin, n. Gespinst.

ge-spinne, f. zu gespan, (Geschlechts)genossin, Verwandtin.

ge-sprake, -spreke, n. Gespräch, Unterredung, Zusammenkunft zur gemeinsamen Beratung.

ge-sprake, -spreke, 1. gesprächig, beredt, facundus. 2. leutselig, affabilis.

ge-spredinge, Zerstreuung.

gesselgrau = gosselg., in grauer Farbe, wie sie die jungen Gänse haben?

gest, m. Hefe; Schmutz, faex (fex).

gêst, gast, f. das hohe, trockene Land im Ggs. zu den Marschniederungen.

ge-stade = stât, Pracht, Herrlichkeit?

ge-stadelik, beständig, fest, sicher.

ge-staden, gestatten, erlauben.

ge-stadich, -stedech, fest.

ge-stadicheit, Festigkeit, Dauerhaftigkeit.

ge-stalt = gestaltet, beschaffen, in der Lage befindlich, bereit.

ge-stalt, n. und f. Beschaffenheit, Verhältnis; keine gestalt hebben, ungestaltet, unziemlich, unpassend sein; adv. in der Weise dass, so dass.

ge-stân, stehen.

ge-standicheit, Einrichtung, System.

ge-stant, n. 1. Stand, Verhältnis. 2. Geständnis, Bekentnis.

ge-starken, verstärken.

ge-stedigen, gestatten.

ge-steiger, n. Gerüst.

geste-laken, (Bett)tücher für Fremde.

ge-steltenisse, Gestalt, Figur.

gesten, sw. v. 1. Gast sein. 2. zu Gast haben, bewirten.

ge-stende (?) = gestant.

ge-stênte, n. Stein, bes. Edelstein.

ge-steret, mit Sternen versehen, stellatus.

gesterie, Aufnahme und Beherbergung Fremder, Gastgebot.

ge-sternte, n. Gestirn, sidus.

ge-sterven, sterben.

ge-stevenheit, feste, bestimte Zeit.

ge-stichte, n. Stift.

gestigen, sw. v. als Gast behandeln, bewirten.

ge-stillen, stillen, beruhigen, zufrieden stellen.

ge-stôlte (-stole), n. Gestühl.

ge-storen, stören.

ge-storvenheit, Abgestorbenheit (theol.) für die Lüste der Welt.

ge-stracks, sofort.

ge-strengeliken, strenge.

ge-strengicheit, Strenge; Ehrenprädikat des Adels und vornehmer Personen.

ge-strick, Getäfel, Lattenverschlag.

ge-stubbe, n. Staub.

ge-stuck, n. Gesamtheit der Geschütze.

ge-stuppen, sw. v. mit den Fingern tupfen, tupfend zählen.

ge-stûr, n. Steuer (Beihülfe in Geld).

ge-sturen, sw. v. steuern, wehren, hindern.

ge-suchte, n. Seuche, Krankheit.

ge-sunt, adj. gesund, wohlbehalten; selig, salvus.

ge-sunt (-sunde), n. Gesundheit.

gesuntmakelik, heilsam, rettend, salutaris.

ge-suntmaker (-meker), Gesundmacher, Heiland (von Christus).

ge-suren, säuern.

ge-susterde, n. Geschwister.

ge-swat, n. (Reiter)abteilung, Geschwader, Escadron.

ge-swel, n. Geschwulst; bildl. Aufgeblasenheit.

ge-swenk, n. Schwank.

ge-swert, mit e. Schwerte versehen, bewaffnet.

ge-swigen, schweigen.

ge-swint (-swinde), adj. und adv. stark, gewaltig, heftig.

ge-tacht (part. zu tekenen), gezeichnet; gestaltet, beschaffen.

ge-tal, n. und m. Zahl; das grosse Doppelhundert (240. 2 × 120).

gete, f. Geiss, junge Ziege (sehr selten: hochd.).

gete-here, Giessherr, Aufseher des Münzwesens.

gete-kelle, Giesskelle.

ge-telen, gebären, erzeugen.

ge-telete, n. Geburt, Frucht; Geschlecht.

ge-tellen, zählen.

gete-logen, Lügengiesser.

ge-telt, n. Zelt; die Gezelte.

ge-temen, geziemen; für ziemlich erachten.

ge-tên, ziehen.

geten, st. v. giessen; ausschütten.

geter, Giesser.

gete-stên, Giessstein (Gerät des Münzers).

gete-werk, ein gegossenes Werk.

ge-tide, n. Zeit; bes. bestimte (wiederkehrende) Zeit; Flutzeit; die kanonischen Horen.

ge-tidich, zu bestimter, rechter Zeit.

ge-timmerte, n. Bauwerk.

ge-toch (-toge), n. Zug.

ge-togen, wol-gezogen, züchtig; g. werk, eine Art schlechten verfälschten Pelzwerkes.

ge-togenliken (-tolike), züchtiglich, geziemlich.

ge-torden, part. zu terden = treden.

ge-touwe (-tow), n. Geschirr, Gerät jeder Art, bes. Webstuhl.

ge-trallie, n. Gitterwerk.

ge-treck, n. Zug, Prozession.

ge-treden, treten.

ge-trôst, getröstet, voll Zuversicht; quellike g., schlecht getröstet = untröstlich.

ge-trôstich, voll Zuversicht.

ge-trôsticheit, Zuversicht, Mut.

ge-truwe, getreu.

ge-truweheit, Vertrauen.

ge-truwen, trauen, glauben; vertrauen.

ge-truwen, n. Zutrauen, Vertrauen.

ge-tûch, n. Zeugnis; m. Zeuge.

ge-tûchnisse, Zeugnis.

gêt-vat, Giessfass.

ge-twede, willfährig.

ge-twiden, willfahren, gewähren.

geuwen (gaeuwen), giwen, sw. v. gähnen, bildl. heftig verlangen nach etwas, hiare.

ge-vadder, Gevatter, compater.

ge-vadderschop, Gevatterschaft.

ge-val (-vel, -velle), n. Zufall; Fall, glücklich oder unglücklich, Ereignis, Schicksal; van, bi g., per casum; in alle g., jedesfalls. 2. Plur. Gefälle, Intraden.

ge-val, n. Gefallen, Belieben.

ge-vallen, 1. zufallen, zukommen. 2. sich ereignen, sich zutragen, geschehen; u. refl. accidere.

ge-vangen (-vân), fangen, gefangen nehmen.

ge-varlicheit, Gefahr.

geve, was sich geben lässt, dativus; annehmbar, lieb, gut, unverletzt, integer.

ge-vechtich, fechtend, streitend.

ge-veddere, Vetter (bes. Vaterbruder).

ge-feil, n. Fehl, Mangel.

gevel, m. Giebel; ein Haus mit einem steinern Giebel.

gev-el-bêr, Bier, das man bei Festlichkeiten gibt.

gevel-hûs, Giebelhaus (Ggs. dwerhûs).

ge-vellich, gefallend, angenehm, passend.

ge-vellicheit, Gefallen.

ge-vel-wîn, Wein, der bei Festlichkeiten (Hochzeiten) gegeben wird.

ge-ver, gefährlich, feindlich; g. werden, nachstellen.

ge-verde, n. 1. Gefährt, worauf man fährt oder vorwärts kommt. 2. Fahrt, Weg. 3. Art und Weise zu fahren, Zug, Aufzug; Art und Weise des Seins, Benehmen. 4. Sache, die so oder so beschaffen ist, Ereignis.

ge-verde, m. Gefährte, Genosse.

ge-verdes, n. 1. Hinterlist, Betrug; ane alle g., aufrichtig. 2. Gefahr, Gefährdung; ane g., vielleicht.

ge-verden, sw. v. gefährden.

ge-verdich, fertig, bereit.

geven, st. v. geben; e. sprunk g., springen; de vlucht g., fliehen; rede g., Rede stehen, verantworten; übergeben; zugeben. – geven up, schieben auf, Schuld geben; nicht g. umme, nicht achten. – Refl. sich wohin begeben; sich ergeben; sik g. vor, sich ausgeben für.

ge-venknisse, Gefängnis, Gefangenschaft.

gevere, Geber.

ge-verich, gefährlich.

ge-vernen, entfremden.

ge-vestenen, -vesten, fest machen, befestigen.

ge-vete, n. Gefäss.

ge-vinden, finden.

gevinge, 1. Schenkung, Gabe, Übergabe. 2. Datum.

ge-vinset (-venst)heit, gevinsicheit, Heuchelei.

ge-vinsich, -vinsliken, heuchlerisch.

ge-vinsiget, heuchlerisch.

ge-vinsinge, Heuchelei, fictio.

ge-vlien, ordnen, zurecht legen.

ge-vliten, sik v., seinen Fleiss worauf verwenden.

ge-vôch, adj. der (oder das) voge hat, geschickt; passend.

ge-vôch, n. und f. 1. Notdurft, Bedarf; mîn g., soviel ich bedarf, gebrauche. 2. Gebür, Angemessenheit, Schicklichkeit; mit g., füglich, gebürlich.

ge-vôchachtich, genügend.

ge-vôchlik, füglich, passend, schicklich.

ge-voden, füttern, nähren.

ge-voder, n. Futter.

ge-vogelte, n. alles was fliegt.

ge-vogen, fügen; intr. füglich, angemessen sein.

ge-volch, n. Folge, Befolgung.

ge-volchnisse, Folge, Kriegsfolge; Gehorsam.

ge-volelik, fühlend, tastend.

ge-volen, fühlen.

ge-volgich, -volchlik, -volgechtich, folgsam, gehorchend.

ge-volik, gefühlig, voll Gefühl.

ge-vri, -vrig, frei.

ge-vroden, einsehen; verständig sein.

ge-vrunden, sik g. to, sich mit jemand befreunden.

ge-vuricheit, Feurigkeit.

ge-wach, Erwähnung, Gedenken; Bedenken.

ge-wach, n. Gewicht.

ge-wachten, erwarten, warten auf.

ge-wade, n. Eingeweide.

ge-wade, n. Gewand, = gewât.

ge-wagen, st. v. gedenken, erwähnen, sprechen von.

ge-wagen, s. ge-wegen.

ge-walt, s. ge-welde.

ge-wân, Bedenken; Besorgnis, Furcht.

ge-wandelen, ändern.

ge-wane = gewone.

ge-wanen, fehlerhaft sein (wan haben); mi g. etwas, ich finde Mangel, Bedenken wobei.

ge-want, 1. zugewandt, zugethan, zugehörig, Anhänger. 2. bewandt, beschaffen.

ge-wantstricker, Gewandweber.

ge-wapen, n. Waffen.

ge-wapen, bewaffnet.

ge-wâr, wahrhaft.

ge-war (?) Ware?

ge-warden, warten, besorgen.

ge-wart, der eine ware (warandiam) in der Gemeindemark hat, Markgenosse.

ge-ware werden, gewahr werden.

ge-waren, versichern; Bürge wofür sein.

ge-warich, wahrhaft.

ge-warlike, wahrlich.

ge-warten, (mit Dat.) aufwarten, dienen.

ge-was, n. Wachstum; das was gewachsen ist.

ge-wât, n. Gewand, Kleidung.

ge-wech, m. Weg.

ge-wedde, n. das an den Richter fallende Strafgeld.

ge-wedden, das Gewedde, die Busse dem Richter zahlen.

ge-wede, n. = gewât, Kleidung, Ornat.

ge-wegen, gewichtig; gewogen, günstig.

ge-weg(g)en, bewegen.

ge-weide, Weide.

ge-weigeren, verweigern.

ge-welde (-welt, -walt, -wolt), n. und f. 1. Gewalt, Gewaltthat. 2. Herrschaft; Macht, Geltung.

ge-welden, -wolden, walten, Gewalt über etwas haben.

ge-welde-, gewalt-nemer = geweldenere.

ge-weldenere, der Gewalt verübt.

ge-weldich, -waldich, -woldich, der Gewalt über etwas hat; mit grosser Macht; Bevollmächtigter.

ge-weldichliken, mit Gewalt.

ge-(wel)waldigen, sw. v. überwältigen.

ge-welik, -wellik, jewelch, jeder.

ge-weltlik, gewaltsam.

ge-welven, wölben.

ge-welft, n. Gewölbe.

ge-wende, (Pflugwende), Gewann, Acker, Ackerbreite (centum passus; fundus sexaginta decempedum).

ge-wenden, wenden.

ge-wêne, das Geweine, Weinen, fletus.

ge-wenen, s. gewonen.

ge-wenge, Sandstein zu Thür- und Fenstereinfassungen?

ge-werde, -wert, -wer, n. und f. Wert.

ge-werden, werden.

ge-werden = ge-weren, Gewähr leisten.

ge-werdich = gewert, wert.

ge-werdigen, sw. v. für wert, würdig halten; refl. es nicht für unwert oder geringe achten, nicht verschmähen, geruhen.

ge-were, gewärtig (treu und gehorsam).

ge-were, m. Gewährsmann.

ge-were, f. rechtskräftig gesicherter Besitz, Besitzrecht und (concr.) Besitz.

ge-were, f. 1. Wehr und Waffen. 2. Wehre, Verteidigung.

ge-weren, wehren, verteidigen.

ge-weren, sw. v. gewähren (mit Acc. d. P. und Gen. d. S.); geweren laten, unbehindert thun lassen.

ge-weren, -waren, sw. v. 1. Gewährsmann sein, wofür gut sagen, dass es fehlerfrei ist (mit Dat. d. P. u. Gen. d. S.). 2. darthun, erhärten; wahr machen, beglaubigen. 3. währen, den Münzgehalt schätzen; überh. schätzen, wardieren.

ge-wereschap, Gewährschaft.

ge-weringe, Währung.

ge-werpen, werfen.

ge-werre, Unruhe, Streit, Aufstand.

ge-wert, wert (vom Preise); überh. wert, würdig.

ge-wert = gewart, mit einer Berechtigung zu Nutzungen versehen.

ge-werf, -werve, s. werf, werve,, n. – Steuer, Abgabe, bes. die bei Übergangdes Besitzes in eine andere Hand an den Lehnsherrn gezahlt wird = hant-gewin.

ge-wesen, sein.

ge-wete, n. Wissen.

ge-weten, wissen.

ge-weten, Gewissen.

ge-wetenheit = geweten.

ge-wilde, wild.

ge-wiltnisse, Wildnis.

ge-wille, Wille.

ge-willich, freiwillig; eifrig, feurig.

gewin, m. und n. 1. Gewinn. 2. Pachtung.

ge-winnen, durch Anstrengung, Mühe, Rechtsverfahren etc. etwas erlangen; überh. bekommen, herbeischaffen.

ge-winst, m. Gewinn, Nutzen.

ge-wint, was zum Winden oder Binden dient, z. B. Weidengerten.

ge-winteren, sw. v. den Winter durchhalten.

..gewise, ..-weise, z. B. amptsgewise, râtsgewise u. s. w. nenerley gewise, keinerleiweise, nequaquam.

ge-wisse, adv. sicherlich.

ge-wissicheit, Sicherheit, Festigkeit.

ge-wît, Vorwurf.

ge-witticheit, das (Mit)wissen, conscientia.

ge-witschap, Bestätigung.

ge-wittigen, sw. v. benachrichtigen.

ge-wone(n), -wane(n), gewohnt.

ge-wonen (-wenen, -wanen), sw. v. gewöhnen und sich gewöhnen.

ge-wônte (-wânte), f. Gewohnheit.

ge-wontlik, gewohnt.

ge-wormte, n. Gewürm, Ungeziefer.

ge-wrechte, n. Einzäunung, Einfriedigung.

ge-wroch, Tadel, Rüge.

ge-wunder, n. Verwunderung.

gewunnen u. ungewunnen, (vom Lande) bearbeitet und unbearbeitet.

ge-zirte, n. Schmuck.

gi = ie, immer, je.

gicht = icht.

gicht, f. Zugeständnis, Aussage, Bekenntnis, Eingeständnis.

gicht, f. Gicht, paralysis.

gichtaftich, gichtisch.

gichten, sw. v. bekennen, aussagen, gestehen; bezeugen, besichtigen (vom Arzte).

gichtes, s. ichtes.

gichthure, Miete, Zins als Anerkenntnis des Herrn, s. g. Recognition?

gichtich (jichtich), 1. eingestehend, bekennend; g. munt, Geständnis. 2. eingestanden, offenbar, notorisch; g. here, der sich als Herr (zu einem Gute) bekennt und anerkannt ist.

gichtich, gichtisch, gichtbrüchig.

gichtich = giftich, giftig, erbost, heftig.

gichtinge, Bekenntnis, Zugeständnis; Bezeugung.

gichtwort, Aussage, Zeugnis.

gielsicheit = gulsicheit.

gien = gên (jên), gestehen, bekennen.

giessel, Glat-eis, Reif-, Hagel-, Eisregen.

giflik (= ichlik), jeder.

gift-brêf, Schenkungsurkunde.

gifte, f. 1. Gabe, bes. Vermächtnis. 2. Abgabe. 3. Handvoll. 4. Datum.

giften, sw. v. geben; veräussern.

gifthatich, Gaben hassend, unbestechlich.

giftich, was gegeben wird und gegeben werden darf, dativus; vom Gelde: gäng und gebe, vom Fleische und andern Dingen.

giftigen, sw. v. geben, schenken.

giftinge, Gabe.

giftsuchtich, der Gaben sucht, gierig.

gigel, f. Geige.

gik = juk, ju, euch.

gîl, m. Kehle, Schlund.

gîl, Begehren, Gier, Verlangen, Bettelei.

gilde, f. und n. 1. Gesellschaft, Brüderschaft, bes. der Kaufleute und Handwerker. 2. Gildeversamlung, Gildeschmaus (in dieser Bed. gew. n.). dat g. denen, den Schmaus ausrichten für die Gilde. 3. das Gildevermögen.

gilde, m. Mitglied einer Gilde.

gilde-bêr, Gilde-gelage, -schmaus.

gilde-broder, Gildebruder, -mitglied.

gilde-bule (-bole), Gildebruder.

gilde-lach, Gildegelage.

gilde-lecht, Kerze der Gilden (bei Prozessionen).

gilde-mester, Innungsvorsteher.

gilden, sw. v. den Gewichtsgehalt angeben, wägen, ponderare?

gilde-schop, Gilde; Gildeschmaus.

gilde- (gilt-, gil)stove, -stave, Gildestube; Versamlung der Gilde, die Gilde selbst.

gilde-suster, Gildegenossin.

gilen, sw. v. begehren, haben wollen, betteln.

giler, Bettler.

gilferen, sw. v. gelfern, laut schreien, heulen.

gille, gellend, laut.

gillen, gellen, sw. v. laut schreien.

giltgelt, Gült-, Zinsgeld? oder: gültiges Geld?

gim, ihm und ihnen.

gîn = nîn, kein.

ginden?

ginder (gindert, ginner, gender), dort.

ginen, st. v. schneiden, verschneiden, castrare.

ginge = genge, gangbar.

ginge?

gingeber, Ingwer.

gink, m. 1. Gang, Mal. 2. Gehen, Art und Weise.

gink(h)aftich, gänge und gebe; gangbar (von einem Wege).

ginnen = beginnen.

ginnich = jenich.

gint, dortig.

gint (genten, jint), adv. dort.

gippelt, dumm, thöricht.

gir und ger, gierig, strebend nach etwas.

gir, m. Begierde.

gîr, Gildehaus, Gesellschaftshaus, wo getanzt und geschwärmt wird?

gire, m. Geier; bildl.: Geizhals.

giren, sw. v. Gier nach etwas haben.

giren, sw. v. laut schreien oder tönen, strepere (von Schweinen, knarrenden Thüren etc.).

girer, Gieriger, Habsüchtiger.

gîr-gût, Gut, das begehrt wird, Mammon.

gîr-hals, Geizhals.

giricheit, Gierigkeit, Geiz.

girichliken, gierig.

gîr-liken, gierig.

gîr-mage, Geiermagen; bildl.: Habsüchtiger.

gisch, m. das Schlucken, Schluchzen, singultus.

gischen, sw. v. schlucken, schluchzen, singultire.

gischinge, Schlucken.

gise, m. Geisel, obses.

gisel, m. Geisel, der sich mit seiner Person verbürgt; n. Einlager, obstagium.

giselere, Geisel, obses.

gislik (guslik) = islik, jeder.

gisse, f. Mutmassung, Vermuten, Raten. na der g., aufs Gerate-wol, nach Gutdünken.

gissen, sw. v. mutmassen, vermuten, raten; ausdenken; buten g., wider Vermuten.

gisser, Mutmasser, conjector.

gissinge, Vermutung, ungefähre Schätzung.

git, orthisis (wachtelen-wete, Wachtelweizen), Mannareis, Mannagrütze? Schwarzkümmel?

git, etwas (= icht).

gitto, bereits, schon, jetzt, s. jutto.

gladde, Bleiglätte.

glans, glänzend, blendend schön.

glansinge, das Glänzen.

glar, das aus den Bäumen quillende Harz, gummi.

glaren, sw. v. glühen.

glarren, sw. v. harzen, mit einer klebrigen Masse überstreichen.

glas, n. Glas; bes. zu Gefässen verarbeitet, Glas, Trinkglas; spec. Uringlas; Stundenglas.

glase-rik, Borte, worauf die Gläser gestellt werden.

glase-venster, Glasfenster.

glase-werchte, -wert, -werter, Glasarbeiter, Glaser.

glase-werk, das Glasergewerk, -Amt.

glas-oge, d. i. ein Auge mit glasähnlichem Ringe um den Stern.

glas-schume, Glasschlacke.

glast, m. Glanz.

glat, glatt, schlüpfrig.

glate, f. Glatze (a. d. Hochd.)

glave, s. gleve.

glaven, sw. v. graben, meisseln, sculpere.

glede, Glätte, Blei-schlacke, lithargyrum.

glede, m. das Gleiten; den g. nemen, herab-, heruntergleiten.

glemen, Lehm, Thon.

glenien, glenige, falsche Lesung für glevien, glevige.

glenze, s. gletze.

glenze, f. Glanz.

glepe, glippe, Ritze, Spalt; eine Art schräger Steine.

glepe, gleppe, schief, schräge.

glep-, glipoge, der halbgeöffnete, schielende Augen hat, der lauernd von der Seite sieht; Name des Teufels.

glepinge, Abschüssigkeit?

glesen, von Glas, gläsern.

gletze, langer Spiess.

gleve (glave, gelave, gleive, glevie, glevi(n)ge), f. Stahlspitze der Lanze, die Lanze selbst. 2. berittener Krieger mit Bedienung (Knecht u. Junge).

glevien-, glevingstake, Lanzenschaft, überh. Stange.

(glevien), gleving-iser, Lanzenspitze.

glevien-vorer, Lanzenführer, -träger.

glibberich, glatt, schlüpfrig, lubricus.

gliden, st. v. gleiten; sich (rasch) gegen etwas hin bewegen.

glimmen, st. v. glimmen, glühen.

glimmendich, glimmend, glühend.

glinsen, sw. v. glänzen.

glinsicht, (schlüpfrig) glänzend.

glinsteren, sw. v. glänzen, funkeln.

glinsterlik, funkelnd.

glint, n. Einzäunung, Stacket, nam. bretterne Einfassung, Lattenzaun, seps; circumsepta. Mühl-, Rad-, Wasserkasten.

glintmure, Einfassungsmauer.

glinzen u. glinzeren, sw. v. schimmernd glänzen, micare; scintillare.

glip-oge, s. glepoge.

glippen, sw. v. gleiten, glipfen; g. laten, bildl.: geschehen lassen.

glipperich, schlüpfrig.

glip-stên, Schrägstein.

glischen (glüsken), sw. v. glitschen, gleiten.

glis(s)en, sw. v. gleissen, glänzen.

glis(s)enaftich, gleissnerisch. Adv. -aftigen.

glis(s)enere, Gleissner, Heuchler.

glis(s)enheit, Gleissnerei, Heuchelei.

glis(s)erie, Gleissnerei.

glis(s)ern, gleissnerisch.

glissink, Schleier, velamentum mulierum.

glistern = glinstern, sw. v. glänzen.

glitze (= gletze), f. Speer, Lanze.

glifenel (glefenel) = gleve.

glo, s. glu.

glode, eine Art Eisen.

gloi, glühend.

gloien, glogen, sw. v. 1. glühend machen. 2. intr. glühen.

gloiendich, glogendich (gloen-, glodich, gloinge, glogich, glolich), glühend.

gloi-hêt, glühendheiss.

glomen, sw. v. aufrühren, trübe machen.

glomich, aufgerührt, trübe, unklar.

glosen, sw. v. glimmen, glühen.

glosen, sw. v. achten, merken?

glôt, glühende Kohle, pruna.

glotze (glosse), klotze (klosse), gallotze, f. grober Schuh, Überschuh, Pantoffel, Galosche.

glotzenmeker, Pantoffelmacher.

glue (glo, glei), glänzend, leuchtend.

glum, unter der Asche glimmendes Feuer.

glumeke, im Dunkeln leuchtendes Holz, glos.

glumende, tückisch, bösartig.

glump (= slump?) unverhoffter Gewinn.

glûp, tückisch, lauernd.

glupelinges, tückisch, meuchlings.

glupen, sw. v. einen heimlichen Blick mit halb geöffneten Augen thun, lauern, heimtückisch sein.

glupesch, heimtückisch, hinterlistig.

glûp-hore, heimliche Hure.

glûp-toge, heimlicher Streich; concr. heimlicher Schläger.

glure?

gluren, sw. v. blinzeln, lauernd blicken.

gnabben, sw. v. durch kurze, abgebrochene Laute seine Unzufriedenheit äussern.

gnade, f. 1. Ruhe. 2. die gnädige Gesinnung eines höhern gegen einen niederen. 3. Gunst, Vergünstigung, Privilegium.

gnaden, sw. v. gnädig sein.

gnagen (knagen), st. und sw. v. nagen.

gnaginge, das Nagen.

gnarren, sw. v. knurren.

gnauwen = gnabben, sw. v. knurren.

gnesen, sw. v. den Mund verziehen zum Lachen.

gnetlik, d. i. g(e)nedelik, gnädig.

gnidel-, gnidestên, Glättstein, ein glatter Stein oder glatter Glasklumpen zum Plätten der Wäsche.

gniden, st. v. reiben; glätten, plätten.

gnist, Räude, Hautausschlag.

gnisteren (knisteren), sw. v. knirschen, stridere.

gnitte, eine Art kleiner Mücken.

gnittericheit, übelste Laune, mürrisches Wesen.

gnittert, sehr übel gelaunt, mürrisch, bärbeissig, tyrannisch.

go (meist n.) Gau, bes. der Gaugerichtssprengel; die zu einem Gaugerichte versammelten Dingleute.

gobe-, gabelate, -lette, -litte, kleiner Becher, gobeletus.

gôch, gôk, m. Gauch, dummer Mensch, eig. Kuckuk.

gochelie = gokelie, Gaukelei.

goddesch, Gott geweiht.

gode, gade, Taufpathe.

godebrukelik, gottesfürchtig.

gode-gekresemet, gottgesalbt.

gödeken, eine Art Bier.

godelovich, gottesfürchtig.

godensdach, s. gudensdach.

goderlink, gutgeartet, vortrefflich? – Auch Name einer Apfelsorte.

godesbegeven, der sich Gott ergeben und der Welt entsagt hat.

godes-bode, Gottesbude, d. h. kleines Haus, in dem man um Gottes Willen (ohne Miete, umsonst) wohnt, Armenwohnung.

godes-dênst, Gottesdienst.

godesgelt = godespennink.

godesgift, Gabe an fromme Stiftungen.

godes-hant, kurzförmige Hündleinwurz, palma Christi.

godes-hûs, 1. Gotteshaus (als Gebäude). 2. Stift, Erzstift. 3. milde Stiftung überh.

godes-kaste, -kiste, Gotteskasten, d. i. milde Stiftung für Arme.

godes-lude, Kirchenvorsteher, Kirchengeschworne.

godes-pennink, Handgeld, insofern es ursprünglich gottesdienstlichen Zwecken oder den Armen zu Gute kam: denarius sanctus.

godes-perdeken, Gottespferdchen (Heuschrecke, Grashüpfer).

godes-scho, Gottesschuh, d. h. um Gotteswillen, zum Besten der Armen gegeben.

godes-vergeten (= andorn), marrubium vulgare.

godes-want, Gewand, um Gotteswillen, zum Besten der Armen gegeben.

godes-woninge, Haus für die Armen.

gode-vruchterne, gottesfürchtig.

gode-vruchtich, gottesfürchtig.

go-dink, 1. Gau-gericht. 2. Gaugerichtsbezirk.

go-dinkendach, Tag des Gaugerichtes.

goge, goje, s. ga.

gogelsch, gauklerisch.

go-gericht, Gau-gericht.

go-greve, Gaugraf, Vorsitzender des Gaugerichts.

go-hônre, Gauhühner, Zinshühner; pulli judiciales.

gokelen, sw. v. Gaukelei treiben.

gokeler, Gaukeler.

gokel-sak, Gaukelsack.

gokel-spel, Gaukelspiel.

golde, eine Pflanze, adera; affodillus.

goldeke, Goldblume, calendula offic.; solsequium majus.

goldemer, Name eines Geistes.

gole (goel), m. und f. Sumpf, feuchte Niederung, mit Weiden oder schlechtem Holze bewachsen.

golt, n. Gold. to golde gân, von der Sonne: untergehen (in den goldenen Abendhimmel).

golt-amer, Goldammer, aurificeps.

golt-sleger, Goldschläger.

goltfîn, aurugo (Goldschaum).

golt-tal, Goldwährung.

golt-var, goldfarbig.

golt-vel, Goldblech.

golt-werk, Goldarbeit.

golt-wicht, f. Goldwage.

golt-wilster, goldene Spange?

golt-wort, Goldwurz, celidonia.

gôm (goum), Sorge, Sorgfalt; g. nemen up, seine Sorge, sein Streben auf etwas richten; Acht worauf haben.

gomen, sw. v. worauf achten, wornach trachten (mit Gen.).

gôr, Maulwurf.

gorde, m. Gurt, Gürtel.

gordel, n. (selten m.) Gürtel.

gordelen, sw. v. gürten, binden; einen Gürtel um etwas ziehen (z. B. Bäume gürtelförmig abschälen).

gorden, sw. v. gürten; einen Gürtel, Kreis um etwas ziehen.

gore (= gere), Gährung und der sich dabei entwickelnde starke Geruch; Mistpfütze.

gorgelen, sw. v. gurgeln.

gorgelinge, Gurgeln.

gorgelstrote (-strate), Kehle.

go-recht, Gaugerichts-recht.

gorre, gurre, Stute, equa.

gorte, f. Grütze, Brei von Grütze.

gortemaker, Grützmacher.

gorteseller, Grützverkäufer.

gortzingel, Bauchgurt der Pferde.

gorunge = gore? (Als Übersetzung des Höllenflusses Styx).

gôs (gûs), (Plur. gose, ganse, gense), Gans.

gôs-arent, (Gänseadler), (Hasen)geier.

go-schap, Gauschaft. 1. Amt eines go-greven. 2. Bezirk, Gaugrafensprengel. 3. das im Gau geltende Recht.

gosche, Einfaltspinsel.

gosekaven, Gänsestall.

gose-, gansekrose, Gänsegekröse, Gänseklein, pluriplarimentum.

gose-smolt, Gänseschmalz.

gose-vôt, Gänsefuss (als medic. Instrument).

go-sprake, Gaugericht.

gosselen, Gänschen, aucula.

got (gode, godde, gade), Gott; de leve g., die Hostie. – Der Gen. godes dient zur Verstärkung nam. eines adject. Begriffes.

gôt, s. gût.

gote, f. 1. das Giessen, der Guss. 2. Gosse, Renne, Abflusskanal.

gote-kalk, Gusskalk.

gôtgôt? sehr fromm, gottesfürchtig?

gotschowelik, Gottes ansichtig.

gotsene! Interj. bei Gott!

got-vorgeter, der Gottes vergisst, gottlos.

gouwe, gauwe, rasch, schnell; der rasch und schnell begreift, klug.

gouwicheit, Raschheit (des Verstandes), Klugheit, List.

go-wise, Weise des Gaugerichtes.

grabben, sw. v. schnell fassen, raffen.

grabbusie, das Raffen.

gracht, s. graft.

grade, f. Gräte; Knochen.

grade (= gerade), rasch, schnell.

graf, n. Grab.

graft, gracht, f. 1. Grube, Graben, Kanal, bes. Stadtgraben. 2. Begräbnis und Begräbnisplatz.

graftikel? Grabstichel, Stift.

gral, gralle, zornig, böse.

gral, m. Groll, Zorn, Unwille.

grâl, m. Lerm, Schall, Herrlichkeit, Pracht; lermende Fröhlichkeit, Festlichkeit im Freien, Spiel mit Tanz und Turnier.

gralen, sw. v. lermen; den Gral feiern.

gram, feindselig erzürnt, grimmig.

gram, m. Grimm, Erbitterung, Zorn.

gram, f. Grummet, Nachmat.

gramen, grammen, sw. v. ärgerlich, zornig sein.

gramicheit, Erbitterung.

gramsalicheit, Erbitterung.

gramschop, Unwille, Erbitterung.

gran (Dem. graneken), Ährenspitze, Granne; Barthaar an der (Ober)lippe.

gran, Gewichtsstück (1 karat = 4 gran, 1 gran is 3 grên).

grande, gross, grandis.

graner, grânder, Kornboden, -söller, granarium.

grangie, f. Kornscheune.

granschen? untersuchen?

gransen, sw. v. die Zähne weisen.

granten, sw. v. gierig nach etwas sein.

grape, s. grope.

gras, gres, n. 1. Gras. bi grase, bi stro, d. h. im Frühjahr (Sommer), im Herbste (Winter). 2. Grasland, Weide. 3. ein bestimtes Ackermass (¾ Diemath, ½ Jück).

grashof, Baumpflanzung, Lustgarten, viridarium.

grasinge (gressinge), Grasung; Graswachstum, Grasland.

gras-lehe, Sense zum Grasmähen.

gras-spîr, Grashalm.

grassatum gân = gassatum (gassatim) g., die Gassen müssiggängerisch auf- und abgehen (student. Ausdruck).

grasvallende, auf das Gras, die Erde fallend (von Gliedern, die ganz abgefallen sind).

grasvellich, aufs Gras, die Erde fallend; bildl. zu Boden liegend, niedergeschlagen.

graswedeme, Graswitwe, Spottname entehrter und dann verlassener Jungfrauen.

gras-wische, Graswiese.

grât, (gew. n.) Grad, Stufe.

grat, ein (flachsähnliches) Kraut.

grave, m. Graben.

grave-mester, Grabenmeister.

graven, st. v. 1. graben, grabend machen. 2. begraben. 3. eingraben. 4. aufgraben.

gravinge, das Graben, sculptura.

grawe (gra, grau), grau.

grawen, sw. v. grau werden.

grawen, sw. v. vomieren, nauseare.

gra-werk, feines, graues Pelzwerk.

greignard, Murrkopf (frz. grognard).

greke, Grieche; grekenlant, Griechenland.

grekesch, griechisch; g. haw, fenugrecum (Trigonella); g. pek, Kolophonium.

grelle, ein eisernes Instrument, Stange, Speer, tricuspis.

grellen, sw. v. in Zorn setzen.

grellich, ergrimmt, erbittert.

greme, Griebe, cremium? Schmutz, Unreinigkeit?

gremenisse, gremense, Verdruss, Grimm, Schmerz.

gremesch, grimmig.

gremeschop = gramschop.

gremete = gridenisse?

gremich, grimmig.

gremmen, sw. v. zum Zorn reizen, grimmig machen.

grempelen, sw. v. krämpeln (Wolle etc.)?

grempeler, Kleinhändler, Krämer.

grên (grein), m. Korn, Samenkorn, Sandkorn; das kleinste Gewicht (1 gran is 3 grên); Kermesbeere, Scharlachfarbe, granum tinctorium.

greneken, sw. v. greinen, lachen, subridere.

grênen, greinen, sw. v. mit grên färben.

grense (grentze, grenitze), f. Gränze.

grensen (gransen), sw. v. 1. grinsen, den Mund verziehen. 2. grunzen.

grensink, herba potentilla.

grensink, eine Art Bier (= grusink?)

grepe (gripe), m. 1. Griff, Handhabe, Werkzeug zum Anfassen, (Mist)gabel. 2. abstr. Griff; Kunstgriff, Kniff u. Pfiff. – Als fem. Gallion des Schiffes?

grese, Schauder, Grausen.

greselhaftich, zusammenfahrend; von Flüssigkeiten: zu gefrieren, zu gerinnen beginnend.

greselicheit, Schauder, Entsetzen.

greselik, Schauder erregend.

gresen, sw. v. schaudern.

gresinge, Schauder, Fieberfrost.

grêt, Sandkorn, Meeressand (?).

grêt, f. Wiese, Weideland (Groden).

gretten, grotten, sw. v. zum Zorne reizen.

gretter, Anreizer zum Zorn.

grettich, erzürnt.

grettinge, Anreizung zum Zorn.

greve (grive), m. 1. Griebe, was vom ausgebratenen Fleische, Fette, Schmalz etc. übrig bleibt. 2. alles, was dürr und trocken geworden, siccamentum.

greve (grave), Graf; überh. Vorsteher, in dink-, dîk-, holt-, licht-, spelgreve u. a.

greven = graven, begraben.

grevenschat, Grafenzins, Abgabe an den Grafen.

grever, 1. Gräber. 2. Dachs.

(greve-), gref-rike, Grafschaft.

greve-, (graf-)schop, 1. das Amt, 2. der Amtsbezirk eines greven. 3. überh. Vorsteherschaft.

grevink, m. Dachs.

gridenisse (Dem. vom slav. grîdna, grosses Haus?)

grief, Kummer, Schmerz.

grîflachen, lächeln, spöttisch lächeln, schmunzeln.

grille (zu gral), Hass, Zorn.

grimet, schwarzgestreift, gefleckt.

grimmen, st. und sw. v. gram, zornig werden.

grimmen = klimmen, klemmen.

grimmeschop, Grimmigkeit, Zorn.

grimmicheit, grimheit, Grimmigkeit.

grimmichliken, grimeliken, grimmig.

grimpe, eine kleine Art (essbarer) Fische, Gründling.

grindel, grendel, m. Querholz, Riegel.

grindelbôm, Riegelbaum, Querbalken.

grindich, grindig, scaber.

grinen, st. v. den Mund verziehen zum Knurren, Winseln, Heulen, Lachen etc.

griner, Weiner, Heuler.

grinnicht, erbittert, grimmig.

grinninge, das Greinen, gannitus.

grinnink, ein Tier (welches?), belua.

grinsen = grensen.

grint, n. Mühlengerinne, Mahl-, Radkasten, Mahlgang.

grint, m. 1. Schädel, Kopf. 2. Grind, Schorf.

grintwort, rumex acutus (Bethonia off.?)

grîp, m. Greif.

gripech, räuberisch.

gripen, st. v. 1. greifen, angreifen. 2. ergreifen, gefangen nehmen. 3. beginnen.

gripenwulf (d. i. gripende w., greifender Wolf), Räuber.

grîpgirech, zu greifen gierig, räuberisch.

grîphaftich, räuberisch.

grîp-lâm, greiflahm, lahm zum Greifen.

grîs, weissgrau; Greis; und schaudernd ängstlich (zu grisen = gresen).

grîs, grober Sand, Kiessand.

grisen, sw. v. greis, grau werden; und = gresen, schaudern.

grîsgramen, sw. v. mit den Zähnen knirschen.

grisliken = greseliken.

gristel, Knorpel.

grode, m. Wachstum; angewachsenes od. bewachsenes (begrüntes) Land (von frisch eingedeichtem Neulande).

grof, gross, stark, gewaltig (ohne tadelnden Nebenbegriff); plump, unfein, schlicht. – Als adv. sehr, stark, gröblich.

grofgrön, groffgrein, frz. gros grain, ein Kleiderstoff, Sayen (grobkörnig?), subsericum.

grofheit, Grobheit.

grof-, grovelik, stark, gross; adv. grofliken.

grofroggen, grober, gewöhnlicher Rocken (nicht gesichtet).

grofstuck, eine Zahl von 144?

grogicheit, Wachstum.

groien (groen, grogen, grugen), sw. v. wachsen, zunehmen.

groiinge, Wachstum.

grone, f. Grünheit, viror.

grone, grün; bildl.: frisch, nicht zubereitet (von Fleisch, bes. Fischen, nicht eingesalzen noch geräuchert); de grone donerdach, Donnerstag vor Ostern, und auch nach Ostern.

grone, begierig nach etwas, petens (gronen, petere).

gronen, sw. v. grünen.

grônheit, gronicheit, Grünheit.

groninge, Grünes, viror.

gronink, grüner Junge, Gelbschnabel? (Auch Name des Goldammers).

grônswarde, grüne Haut, d. i. die mit Gras bedeckte Oberfläche der Erde, bes. der Anwachs jenseits des Deiches.

grop (grupp, roppe, ruppe), Quappe.

grope, Pfütze, bes. die Mist- und Jauchrenne im Viehstall.

grope (gropen, grape[n]), m. Topf, irden oder von Metall.

gropen, sw. v. aushöhlen, cavare.

gropen-, (grapen)-brade, Topfbraten, Fleisch, das im Topfe gar gemacht ist; Ggs. spet-brade.

gropengeter, Topf-, Kesselgiesser; Kupferschmied.

gropenscharde, Topfscherbe.

gropenspise, Metall zu Töpfen.

groper, Töpfer, lutifigulus.

grôp-isern, Hohleisen, Hacke u. dgl., runcina, scalprum.

grôs(e), grûs, was in kleine Stücke zerbrochen ist, bes. von Steinen; von Pflanzen: der durch Zerquetschen herausgepresste Saft.

grosen, grusen, sw. v. 1. den Saft aus Kräutern pressen. 2. intr. zu grûs werden.

grosinge, ausgepresster Kräutersaft.

groslik, gross, stark; sehr.

grossel, unreif, herbe; vom Sommer: nichts zur Reife bringend.

grosse(n), m. Groschen.

grôt, grût, m., grote, f. Gruss.

grôt, adj. und adv. gross, gewaltig; viel, sehr.

grôtbuket, -bukich, mit grossem Bauche, ventricosus.

grôtdadich, -dedich, herrlich, erhaben, magnificus.

grôtdadicheit, Pracht, Herrlichkeit, magnificentia.

grote, f. Grösse.

grote, eine Münze, grossus (= 5 sware oder 12 penninge).

grotede (grotte), f. Grösse.

groteke, Grossmutter.

groten, gruten, sw. v. grüssen, ansprechen zur Bewillkommnung etc., ansprechen, auffordern zum Kampfe; Hunde hetzen.

groten, sw. v. 1. gross machen, erheben. 2. die Grösse bestimmen, ansetzen, taxieren.

grote-vader, -moder, Grossvater, -mutter.

grôtgunstich, ein Höflichkeitsprädikat (des 17. Jh.).

grôtheit, Grösse; Wichtigkeit.

grôthere, Grossvater.

grôtliken, sehr, herrlich.

grôtmaken, erheben, preisen, magnificare.

grôtmakinge, Erhebung, Preis.

grôtmechtich, gewaltig.

grôtmechticheit, Gewalt, Hoheit.

grôtmodich, der grossen môt hat.

grôtmodigen, sw. v. grossen Mut machen, anfeuern.

grôtsamicheit, Beflissenheit zu grüssen.

grôt-schene, Schusterwerkzeug, concuta; Ggs. smal-schene.

grôtspreken, grosssprechen, pralen.

grôtweldich, sehr gewaltig.

grôtwerdigen, sw. v. verherrlichen, magnificare.

grove, f. Grube, Grab.

groven = groien, wachsen; oder = grof, stark werden.

grovinge, das Graben, Schneiden? (als chirurg. Operation).

growehake (= grovehake?) Instrument der Zimmerleute; Hobel?

grude, f. heisse Asche.

grummen, sw. v. ein dumpfes Getöse machen.

grumpen, Überbleibsel von Brod und Speisen?

grundele, grundelink, Gründling, piscis fundulus.

grundelrocke, serpentaria.

grunden, sw. v. ergründen.

grunt, f. (selten m.) 1. Grund, Thal, Tiefe, Boden. 2. Grund, Ursache, Sachverhalt. to grunde, gründlich, vollständig; to g. komen, genau und sicher erfahren.

gruntbôm = gruntwerk.

gruntliken, gründlich.

gruntreve, edera.

gruntroringe, -rure, das Berühren des Grundes, Bodens, von umgeworfenen Wagen und Karren, strandenden Schiffen; das Grundruhrrecht, wornach alles, was den Boden berührt, der Landesherrschaft anheimfällt.

gruntvast, grundfest.

gruntvestigen, grundfest machen.

gruntwerk, Mühlengerinne, Anlage bei Mühlen, um das Wasser zu halten und zu leiten.

grunzer, Murrkopf, Unzufriedener.

gruppe, f. Renne, Grüppe (= grope).

grusam, grausam, im Sinne von: heftig, gewaltig.

grusener, m. Stück der Rüstung, Waffenrock.

grusink, eine Art Bier, Grutbier.

grût, f. 1. Porss (Post), wilder Rosmarin, zum Bierbrauen gebraucht. 2. das davon bereitete Bier.

gruten, sw. v. Grut(bier) brauen.

grûthere, der Ratsherr, der die Aufsicht über das Bier hat.

grûthûs, Brauhaus.

grûtkamer = grûthûs.

grutte, f. Grütze, Grützbrei.

gruweheit, das Grauen.

gruwel, m. das Grauen, die Furcht.

gruwelicheit, Grässlichkeit, Fürchterlichkeit.

gruwelik, Grauen erregend, fürchterlich; adv. gruweliken.

gruweliksam = gruwelik.

gruweln, sw. v. (unpers.) grauen.

gruwen (growen), sw. v. (unpers.) grauen.

gu = gouw, rasch, schnell.

gude, guden, Präter. zu gên, jên, bekennen.

gude (gode, goide, gote), f. Güte.

gude holde, Hausgeister, penates.

gudelcheit, Güte, Milde.

gudeman, Plur. -manne, -mans, -lude, ein Mann im Vollbesitz staatsbürgerlicher Rechte, spec. 1. einer, nach dessen Urteil Schätzungen geschehen und Streitigkeiten beigelegt werden, fide dignus. 2. Adlicher, ritterbürtiger Vasall.

guden, sw. v. vergüten, entschädigen.

gudensdach (godens-, guns-, gêns-, gudesdach), der Wodanstag, d. i. der Mittwoch.

guderhande, von guter Art, Abkunft; g.-h. man, vrouwe, adlicher Mann, Frau.

gudertere (-terende), von guter Art, Beschaffenheit, gutartig, freundlich.

guderterenheit (-tiricheit, -terlicheit), Gutartigkeit, Milde, Freundlichkeit.

guderterliken, adv. gutartig, freundlich, milde.

gudich, gütig.

gudicheit, Güte.

guf, verschwenderisch.

gufheit, Verschwendung.

guflike, schnell?

gûl, m. Gaul (nicht immer im verächtlichen Sinn).

gulde, f. 1. Gülte, Rente, Einnahme; g. kopen, die Form, unter der im MA. Capitalien zinslich belegt wurden; in g. leggen, zinslich belegen; mit gulde oder mit rechte, mit Bezahlung einer Summe Geldes (nach Vereinbarung) oder mit Recht (eidlich); zuweilen = mit minne edder mit rechte. 2. Geltung, Wert.

gule-, goleweke, septimana, que dicitur g., que est ante Esto mihi.

gulsich, gefrässig, gierig, gulosus.

gulsicheit, Gefrässigkeit, Gierigkeit.

gulsichlik, gefrässig, gierig.

gume, Gaumen (selten; hochd.)

gummen, in der Anrede, wahrscheinlich = gude man.

gumpelman, Narr, mit dem man sein Spiel treibt.

gundert, gunnert, jenseits, dort.

gunkpanne, der grosse Kessel zum Salzsieden.

gunne, Gunst.

gunnen, unr. gönnen; wol g., wol wollen (auch ohne wol).

gunner, Gönner, Helfer, Anhänger.

gunnich, günstig, förderlich.

gunsel, gunseln, sw. v. winseln, wimmern.

gunst, m. und f. Gunst; Erlaubnis.

gunstach = gudens-, godensdach, Mittwoch.

gunsthaver, Hafer, der (als Emolument) gewährt ist.

gunstich, günstig.

gunstlik, günstig, freundlich. – Adv. gunst-, gunstichliken.

gunt (gent, genten, jint), dort; gunthen, dorthin.

gunteke, Schenkgefäss, Krug.

guslich, jeglich.

gust, unfruchtbar, vom Lande wie von Tieren, sterilis, effetus.

guster-net, Netz, um den Fisch Guster (Blieck, Blicke, cyprinus Blicca) zu fangen.

gustlinge, eine Art Hering.

gut, Plur. guden, Prät. von gehen, jehen, jên, bekennen.

gût, gôt, gut; gût tît, früh; gût kôp, wohlfeil; gude man s. o. – gût, beter sîn, hoch, höher sein an Wert, sich belaufen (von einem Verlust, Schaden etc.). – g. sîn vor, Bürge sein wofür, haften; g. dôn, beweisen, probare; it gerne gût sên, wünschen, dass etwas friedlich verlaufe oder gut ausfalle.

gût, gôt, n. das Gute; to gude werden, helfen; Gut, Vermögen, Besitz, bes. Vieh.

gûtdât, beneficium.

gûtdedich, wolthätig, gnädig.

gût-dunkelheit, Hypokrisie, Heuchelei.

gût-dunkelich, sich gut dünkend, heuchlerisch.

gûtgedunkent, Gutdünken.

gûtheil, Mistel.

gûthere, Gutsherr.

gûtlicheit, Güte.

gût-, gude-, gôt-, godelik, gütig, wolwollend, freundlich. Adv. gût-, gôtliken.

gûtlôs, güterlos, arm.

gûtsalich, beglückt, glückselig.

gûtsam, gut.

gûtseggen, versprechen.

gûtwille, Freundlichkeit.

gûtwillich, freundlich.

gwitte? Ziegenfell?

H.

hachgarn, (in der Weberei) Längsende des Gewebes? (das das Gewebe hegt, begrenzt?)

hachte, f. 1. Haft, Anspruch, Berechtigung. 2. Gefängnis.

hachten, sw. v. 1. haften, haerere. 2. trans. verhaften.

hachtûn, s. hagetûn.

hack(e), n. Gehacktes, Fricassee; h. unde mack, Gerümpel, niedriger Pöbel.

hackebret, Hackbret; musik. Instrument.

hackelblock, Haublock.

hackekaf, gehackte Spreu, Häcksel.

hackele, ein Kraut, eradia (?).

hackelse, n. Häcksel.

hacken, sw. v. 1. hacken; darin h., allerlei Einwendungen machen. 2. die Hände zusammenschlagen, complodere.

hackestapel, Haublock, -klotz.

hackstên (hachstên), eine Art Dachstein?

haddinge, contr. aus hav(e)ding = hovetlink, Häuptling.

haderhaftich, zanksüchtig.

haderinge, Zank.

hadermetze, zanksüchtiges Weib.

hader- (heder-, hidder)netei, archangelica, Brennessel.

hadewulle, Heede.

haf, n. Meer, See.

hafdîk, Deich gegen das Meer, Hauptdeich.

haffen (affen), haven, sw. v. behandeln, manu tractare.

haffen (affen), sw. v. verhöhnen, zum Besten haben, illudere.

haften, sw. v. gebunden, befestigt sein.

haft-gelt, -pennink, Unterpfand, arrha.

hage = age, scharfe Spitze.

hage, hagen, f. und m. Hecke, lebendiger Zaun.

hageboke, Hage- (Hain)buche.

hage-, (hagel)busch, Dorngesträuch, dumus.

hagedrose, Leistendrüse, Inguinaldrüse, inguen; überh. (geschwollene) Drüse.

hagelgans, Wasser-, Schneegans, fulica; (u. mullis, mullus, Birk-, Haselhuhn).

hagelhovich, (von Pferden) strupphufig, strupprauh.

hagelschot, Kugeln in Grösse von Hagelkörnern, Schrot.

hagelspende, milde Gabe zur Abwehr von Hagelsnot.

hagelsprake, Besprechung, Zusammenkunft? (zu hagen, belieben, oder zu hegen?)

hagelstên, Hagel, Schlosse.

hagelvire, Hagelfeier, Fest gleich nach Himmelfahrt oder Pfingsten (Bittgang zur Abwehr von Hagelschlägen?)

hagen, sw. v. behagen, gefallen.

hagen-gelt, (-tegede), Geld, Zehnte für die Benutzung des hages, des Waldes, der Eichelmast.

hagenote, Teilhaber an einem Hag, einer Waldung.

hagenstolt, unverehlicht.

hage-, (hâch)tûn, Hagen-, Gehegezaun.

hagewopeken, Hagebutte.

haggen, sw. v. refl. (= hacken?), sich zanken.

hake, 1. Haken, uncus; Schlagbaum. 2. eine Art Pflug; ein gewisses Landmass (eine gemeine Hufe enthält zwei haken; ein hakenhove = 15 Morgen.) 3. ein auf einem haken angesiedelter Bauer.

hake, Höker, Kleinhändler.

hake, ein schweres Feuergewehr mit einem Haken am Schaft; der dies Geschütz bedient, heisst hakeschutte.

hake-, hakelbusse, Hakenbüchse.

hakelwerk, Umzäunung eines Grundstückes oder Gehöftes (mit Pfählen und Dornen); hakelwerken, an einem h. arbeiten.

haken, der männliche Lachs.

haken, sw. v. = hacken, im jur. Sinn: Einwendungen erheben.

haken, sw. v. mit dem Haken bearbeiten; »die Äcker mit Haken umbringen«.

hake-, (hack)ossen, Pflugochsen.

hake-, hakelstên (= hackstên), eine Art Dachstein (an der Ecke oder an einem Vorsprunge?)

hakenpôl?

hakenschôn, hakenrein, von geschlachteten Schweinen, die ausgeweidet und gereinigt am Haken hängen.

hak-isern, Eisen am haken, Pflugeisen; oder = Krampe?

hakwerk, Gewerk, Innung der haken, Krämer.

halchter, Halfter.

halder, Halfter.

hale, Hehl, Heimlichkeit; in h. hebben, verhehlen, verschweigen.

hale, n. Kesselhaken.

halen, sw. v. holen.

halle, f. überdeckter Raum (um Waren in demselben zum Verkauf aufzustellen).

hallepennink, Abgabe von den (Fleisch- etc.) hallen.

hallik, ein Baum im Bauernhause zwischen Darre und Backofen.

halm, m. und n. Halm.

halmdor, s. helmendere.

halmundich, verd. aus halfmundich.

hals, m. 1. Hals. 2. Leben; umme den h. komen, das Leben verlieren; umme den h. bringen u. ö. – (verbieten) bi deme h., bei Lebensstrafe; Person. 3. fortlaufende schmale Anhöhe.

halsbacken, sw. v. an den Hals schlagen.

hals-bant, Halsband, Koller, collarium.

halsberch, Panzer.

hals-broke, Halsbrüche, d. i. Geldstrafe, mit der man den Hals löste.

halsen, sw. v. um den Hals (= Leben) bringen.

hals-here, Herr über den Hals- und Leibeignen.

hals-isern, eisernes Halsband.

hals-krage, 1. der Kragen, den der Hals bildet. 2. Kragen um den Hals.

hals-laken, Halstuch.

hals-losinge, Befreiung von Leibesstrafe (durch Zahlung einer Geldstrafe).

hals-rangen, sw. v. den Hals recken (aus Neugier und Verlangen).

hals-schruwe, Halsschraube; Schloss am Halsschmuck?

hals-sele, Riemen um den Hals.

hals-slach, Schlag an den Hals, Ohrfeige.

hals-slagen, sw. v. an den Hals schlagen, ohrfeigen.

hals-slaginge, Ohrfeige.

hals-stark, -sterke, halsstarrig.

halster, ein gewisses Getreidemass, halber Scheffel.

hals-sterkicheit, Halsstarrigkeit.

hals-swellinge, Halsgeschwulst.

hals-togel, Halszügel.

hals-wert, was eines halses Wert hat, einem halse (Person?) gleich ist.

hals-wrenken, sw. v. den Hals wenden und drehen = halsrangen.

halt, s. holt.

halter, f. Halfter.

half, halb; half unde vul, halbe und volle (Trink)masse.

halve, half, f. Seite; van – halve, von – Seiten; over de h., beiseite.

halve-mate, Halbscheffel?

halvêren, sw. v. halbieren; von der Kleidung: zweifarbig machen; in rechtl. Sinn: teilen, scheiden.

halve-, half-, halwege, zur Hälfte, halb.

halfknecht, Halbknecht (der zwischen einem Lehrjungen und Vollgesellen steht).

half-pape, angehender Geistlicher, Student, der pape werden will.

half-susken, Halbschwester.

half-tafeler, der nicht an der vollen Tafel Teil nimmt?

halfte, halb; und subst. Hälfte.

half-visk, ein Fisch, wahrscheinlich die Scholle; fla(n)gendula; rustupa; pecten.

half-waslinge, Halberwachsene.

half-wassen, -gewassen, halberwachsen; h. visk = halffisk; eine Art Trinkgläser (halbgross?)

half-winner, Bauer, der gegen den Genuss der Hälfte der Früchte den Acker bebaut.

ham (Dem. hemmeken), m. ein (durch Gräben) eingefriedigtes Stück Land in den friesischen Landesteilen.

ham, Decke, Hülle, Hülse; Nachgeburt (secundinae).

hamaker, Sattler, der hame, Kummetgeschirr, macht.

hame, ein kleines, an einem Stiele befestigtes Fischnetz; ein Vogelnetz.

hame, hamme, Hinterschenkel, Schinken.

hameide (ho-, hogemeide, ho-, hameie, auch verunstaltet in hameine und almeide), f. Verzäunung, Sperrung (Riegel), Schlagbaum, Verhau, Stacket u. a. Befestigungen, clathrus.

hamel, verschnittener Schafbock.

hamelsbolle, Hammelkeule.

hamel(s)buck = hamel.

hamer, Hammer; spec. Münzhammer; Bezeichnung des Teufels (des Donners?)

hamerschult (gamerschult), Abgabe der freien Leute von 1 Huhn und 5 Eiern an den Inhaber einer Freigrafschaft.

hamersleger, Hammerschläger, Metallarbeiter.

hamerwurp, soweit man mit einem Hammer werfen kann.

.. hande (Gen. zu hant); in Zs. = Art; z. B. einer hande, aliquis, irgend welch; drier hande, allerhande, mancherhande, wathande u. a.

handel, m. was man unter Händen hat, betreibt; Ver-, Unterhandlung; Unruhe, Händel.

handelagen, sw. v. überantworten, überreichen.

handelank, Handlanger.

handelen, sw. v. 1. mit der Hand betasten, berühren. 2. behandeln, umgehen mit. 3. verhandeln, betreiben, ausführen, ausüben. 4. refl. sich aufführen, benehmen.

handeler, Unterhändler, Vermitler.

handelinge, 1. Berührung, Betastung mit der Hand; überh. Berührung. 2. Unter-, Verhandlung, Vertrag. 3. Thätigkeit, Handlungsweise, Aufführung. 4. Handel mit Waren.

handeswile, die Zeit, die man gebraucht zum Handumdrehen, Augenblick.

handich, was mit den Händen geschieht; geschickt, passend.

hane, 1. Hahn, spec. der Brauthahn; de rode h., Feuer, Brand. 2. der Hahn am Fasse.

hane-bent, Hahnebalken, Dachstuhl.

haneken, 1. Hähnchen am Fass. 2. Hähnchen, Schlüsselbüchse.

hanen-balke, Hahnenbalken, der oberste Querbalken des Daches.

hanen-bêr, Hahnenbier, d. i. Hochzeitsschmaus bei Überreichung des Brauthahns.

hanen-bôm = hanenbalke.

hanen-kam, wahrscheinlich verbena offic.

hane(n)-kop, Hahnenkopf; ein goslarscher Scherf; Name eines goslarschen Bieres.

hane(n)-krât, -kracht, das Krähen des Hahnes in der Morgenfrühe.

hanen-stên, der Magenstein des Huhns, alturio.

hanen-vêr, Hahnenfeder.

hanerei, 1. Ehebrecher. 2. Ehemann, dem seine Frau ungetreu wird.

hangel-bone = hangel-kamer.

hangel-kamer, ein hölzerner Verschlag unter den Hauptbalken befestigt und aufgehängt; dient auch als Schlafstelle für das Gesinde.

hangelwagen, Wagen, der in Federn hängt, Kutsche?

hangen (contr. hân), st. u. schw. 1. intr. hangen; in der Schwebe, unentschieden sein. 2. trans. hängen, henken.

hangoren, sw. v. die Ohren hangen lassen, niedergeschlagen sein.

hank, Handhabe.

Hans = Johannes. hanse(n), grote hanse, angesehene Leute, magnates, optimates.

hanskatte, Johanniskatze; zu Johannis wurden Katzen ins Feuer geworfen.

hant, f 1. Hand; die das Lehn, Erbe etc. empfangende oder gebende Hand; die schwörende, gelobende Hand; mit sîn enes h., durch einen Eid ohne Eideshelfer. 2. Person; na doder h. nach dem Tode eines andern; (spere-, spille-, blôthant u. a.). 3. Handgeschicklichkeit. Mit Präp. bi der h., in der Nähe; anwesend; en hant gân, glücken; in de hant gân, sich ergeben; na der h., später, nachher; over de h. sîn, überlegen sein; to hant (handes), sofort; to der h. komen (Ggs. van der h. k.) zu Teil werden; to der h. schicken, unterwerfen, fügsam machen; to der h. gân, bittend angehen; to handen gân, gelingen; up de h. dôn, zur Aufbewahrung übergeben; als Handgeld geben; up de h. komen, überraschen; up de h., sofort; umme h. hebben, mit etwas beschäftigt sein; van (der) hant, weg, fort; van der h. .. to der h., rechts – links; vor de(r) hant, gleich, jetzt, augenblicklich; vor handen hebben, womit beschäftigt sein.

hant-bant, Handfessel.

hant-becken, Waschbecken.

hantbedinge, Erbietung der Hand, das Handgeben.

hant-blase, kleiner Blasebalg (Püster)?

hant-boge, kleiner Bogen, den man mit der Hand spannt.

hant-dader, -deder (-dedinger), der auf der That ertappte Verbrecher, überh. Missethäter.

hantdadich, -dedich, Thäter, bes. der auf der That ertappte; von der That selbst: bei der man ertappt wird, frische That.

hant-dwele, Handtuch.

hantêren, sw. v. oft besuchen, hin- und herziehen, vom Kaufmann, der mit seinen Waren das Land durchzieht, Handel treiben; später überh. betreiben, tractare, behandeln, besorgen (= hanthaven).

hantgange?

hant-gat, Loch für die Hand, an den (Frauen)kleidern, Schlipf, Tasche.

hant-gebar, -gebere, -geberde, Beschäftigung mit der Hand, laboramen.

hant-gebende, wobei die Hand gegeben wird; mit h. truwe, Gelöbnis mittelst Handschlags.

hant-gedât, (That mit der Hand), Missethat.

hant-gelt, 1. (Ggs. zu rente) Geld, das täglich eingenommen wird. 2. Unterpfand, arrha.

hant-gemâl, Handzeichen, chirographum; Grundstück, von welchem jemand sein Handzeichen führt, Stammgut.

hant-getouwe, Handwerkszeug.

hantgetruwe, -truwe, dem etwas zu treuer Hand überlassen wird, Bevollmächtigter, bes. Testamentsvollstrecker.

hant-gewin (Empfang des Erbes aus der Hand des Richters), die Erlangung des lehnsherrlichen Consenses zur Nachfolge in das Recht eines verstorbenen Colonen.

hant-gifte (-gichte), was in die Hand gegeben wird, Geschenk; bes. das erste Geld, das jemand empfängt zur Sicherung eines Vertrages = hantgelt.

hant-grepe, 1. Handgriff, das man mit der Hand ergreift, Stiel. 2. Griff mit der Hand; to h. komen, handgreiflich werden.

hant-grepel, Handgriff, Handhabe.

hant-haft, -haftich = hantdadich. Adv. hanthaftige(n).

hant-haven, sw. v. (Rechte und Personen) schützen und beschirmen.

hant-haver, Beschützer.

hant-havinge, Beschützung.

hant-isern, Handeisen, das glühende Eisen, das zum Beweis der Schuld oder Unschuld mit der Hand getragen wurde.

hant-kikinge, Handsehen (um aus den Linien der Hand zu weissagen).

hant-kluve, Handfessel.

hant-langen, sw. v. mit der Hand herreichen.

hant-lavende, mit der Hand gelobend.

hant-lên, Lehn zu einer Hand, auf Lebenszeit des Besitzers gegeben; unmittelbar vom Lehnsherren empfangenes Lehn.

hantlik, bequem, passend, geschickt; adv. hantliken.

hant-locker, Bettler (der die Hand eines andern heranlockt um zu geben?)

hant-lofte, Handgelöbnis.

hant-neringe, Nahrung, die man sich durch seiner Hände Arbeit erwirbt.

hant-reken, sw. v. 1. die Hand reichen. 2. mit der Hand reichen.

hantrost (= hantwrist), Handwirbel, -gelenk.

hant-rulle = dwelengenger?

hantsche (hantzke), m. Handschuh.

hant-slach, Handschlag; das Schlagen in die Hände, als Zeichen der Trauer.

hant-slachtich, mit der Hand schlagend.

hantslagen, sw. v. in die Hände schlagen, Gestus der Trauer, selten der Freude.

hant-slagersche, lamentatrix.

hant-slaginge, planctus.

hant-sone = hantvrede.

hant-speler, Gaukler, Würfelspieler.

hant-stên, kleiner Stein.

hant-streckinge, Handschlag.

hant-sucht, -suke, Handkrankheit, chiragra.

hant-tastinge, Handschlag.

hant-truwe, Unterpfand, arrha; bes. der Verlobungsring.

hant-truwen, sw. v. geloben, versprechen vermittelst eines Zeichens (Ringes); bes. die Ehe geloben.

hant-vane, Handtuch.

hant-vast, (fest in der Hand) gefangen.

hant-vat, Waschbecken oder -kanne.

hant-vestene, -veste, 1. Handgriff. 2. Handschrift; Beglaubigung eines Documentes durch Unterschrift; das Document selbst, Schuldurkunde, Obligation.

hant-vesteninge, -vestinge = hantveste.

hant-vinger, Fingerring.

hant-vrede, durch Handschlag abgeschlossener Friede, Waffenstillstand, der aber auch schriftlich aufgesetzt werden konnte.

hant-wilster, Hand-, Armband?

hant-werk, 1. Thätigkeit mit der Hand. 2. das mit der Hand gemachte, Geschöpf. 3. Belagerungsmaschine = antwerk 4. die Gesamtheit der Handwerker, Mitglieder der Zunft.

hant-worchte (-werchte, -werte, -wort), Handwerker.

hâr, n. Haar; nicht ein h., nicht das geringste; van den haren bringen, ums Leben bringen.

hâr, Werkzeug zum Schärfen der Sense.

har = hor.

harde, 1. hart, heftig, sehr. 2. von räuml. und zeitl. Nähe, nahe, dicht.

harde, f. Härtigkeit, Härte; guter, trockener Boden.

hardelechtich, härtlich.

harde-, hart-, herdelik, heftig, kräftig, eifrig; im moral. Sinn: hart, unfreundlich. Adv. hardeliken.

harden, sw. v. hart sein oder werden.

harden, sw. v. = herden, antreiben, anreizen.

hardenacket, -nackich, hartnäckig, trotzig.

hardern, sw. v. hart werden.

har-, herdicheit, Härtigkeit; Trotz.

hârdink = hârwerk?

hardnack, Kornwurm? Totenuhr.

hârdôk, Haartuch (zum Seihen); härenes Gewand.

hare, Landstück? (welches?) Anhöhe?

haren, sw. v. 1. intr. scharf sein, bes. vom scharf und trocken wehenden (Ost)winde, (harje). 2. tr. schärfen.

haren, hären.

hârgelt, Geld zum Haarschneiden, Frisieren?

hâr-hamer, Hammer zum Schärfen der Sense.

hâr-hussche, Haarzausen, Rauferei.

harke, herke, f. Hacke (Rechen).

harker, der die Halme auf dem Felde zusammenharkt.

hâr-klatzie (d. i. collatie), Haarzauserei.

hâr-klover, Haarspalter.

hâr-knôp, Knopf, um das Haar zusammen zu halten, als Frauenschmuck.

hâr-laken, Haardecke, sagum.

harm, m. Leid, Schmerz.

harm, n. Hermelin, Wiesel.

hâr-maker, Haarbearbeiter, bes. Haardeckenmacher.

harman, ein noch nicht geschorenes, nur einmal aufgerauhtes Tuch.

harnasch, -nisch, harnsch, harns, hernesch, n. Harnisch; collect. die Rüstung; und concr. die Gerüsteten.

harnasch-knecht, Waffendiener.

harnasch-maker, Harnischmacher, Waffenschmied.

harnasch-wischer, Schwertfeger.

harner?

harneschozen, d. i. harnesch hosen.

harnschet, beharnischt, gerüstet.

harpe, herpe, f. Harfe.

harpen-brôt, Harfenbrod (nach der Gestalt benannt? dreieckicht Brot, collyrida?)

harpen-sleger, Harfenspieler.

harpois, ein Gemenge von Pech, Theer und Harz.

harras = arras, arracium, Tuch (aus Arras).

harrixter, f. Harkerin.

harsch, rauh, asper.

hârsluse, das Ausgehen des Haares.

hâr-spangarn, von Pferdehaar gesponnenes Garn.

harst, f. Karst, Harke, Rechen.

harst, 1. Haufen Buschwerkes, Reisig. 2. Darre, Rost, ustrina. 3. Stück Fleisch, das auf dem Roste gebraten oder geschmort wird, assatum; Bratstück.

harsten, sw. v. rösten.

hart (hars, has), n. Harz, das aus den Bäumen quillt.

hart, harde, 1. hart; hartkorn oder hartfrucht, d. i. Weizen, Roggen, Gerste, (weke frucht, woraus man Saft und Trank macht). 2. bildl. hart, fest, kräftig, und im tadelnden Sinne: lästig, beschwerlich; knauserig.

hart (= harje), scharf anhaltender, dürrer (Ost)wind.

harte, s. herte.

hâr-tên, das Haarziehen, Reissen an den Haaren.

harteren = herteren, vom Hirsche, cervinus.

hartheit, Härte.

harthorich, harthörig, ungehorsam, eigensinnig.

harthouwe, Hartheu; ipericon; herba S. Johannis hertenheu vel fuga daemonis.

hartmundich, (von Pferden) dem Gebiss nicht gehorchend.

hâr-toch, m. Haarzug, Ziehen oder Reissen an den Haaren.

hâr-togen, -tagen, sw. v. bei den Haaren ziehen oder reissen.

hâr-touwe, Gerät zum Schärfen der Sense etc.

hart-strank, wahrscheinl. Peucedanum offic.

hart-willicheit, Eigenwille, -sinn.

hâr-was, Haarwachs, arterea.

hâr-werk, aus dem Pelzwerk gezogene Haare (als Handelsartikel zum Behuf der hârmaker).

hâr-worm, Haarwurm.

hase, m. Hase.

hase = hose.

hasel, hassel, m. Haselstaude, corulus.

hasel-hôn, Haselhuhn.

hasel-horst, Stelle, mit Haselstauden besetzt.

hasel-note, Haselnuss.

hasel-treug, der trockne Rücklass der Haselnüsse, wenn Öl aus ihnen gepresst ist.

hasel-worm, eine giftige Schlangenart (fabelhaft).

hasel-wort, a(s)sarum vulgago.

hasen-banner, Hasenpanier.

hasen-bider, Hasenfänger (mit Falken oder sonst?)

hasenkuren, sw. v. Hasen auflaueren.

hasen-laf, coagulum leporinum.

hasen-mân, Hasenmonat (December).

hasen-ôr, 1. Hasenohr. 2. Name einer Pflanze, didintia (di[n]dimus).

hasen-pant, Hasengarn, -netz.

hasenschardele, millefolium.

hasen-vel, Hasenfell.

hasen-venneken, Hasenfähnchen, -banner.

hasen-vôt, Hasenfuss.

hasert, Hasard, der s. g. Hundswurf, der niedrigste Wurf beim Würfelspiel; auch der höchste? pers. Dämon des Glückspiels.

has-hunt, Hetzhund.

hasmundich, mit einem Hasenmunde.

hasnen, s. asnen und menasle.

haspe u. haspel, f. Winde (zu Garn etc.) von bestimtem Masse.

haspen u. haspeln, sw. v. (Garn) winden.

hast, m. und f. Eile, Eifer; Aufregung, Zorn.

haste, heste, adj. und adv. rasch, schnell; erregt, zornig; also h. (alse), sobald als.

hastelike, schnell.

hasten, sw. v. 1. intr. eilen. 2. trans. zur Eile antreiben. 3. refl. sich beeilen.

hastich, hastig, eilig; zornig.

hastigen, adv. eilig, schnell.

hastigen, sw. v. eilen.

hast-môt, Übereilung, Heftigkeit, Jähzorn.

hât, m. Hass.

hât, adj. hassend, feind.

haten, sw. v. 1. hassen, das Gefühl des Hasses hegen. 2. Feindseligkeiten verüben. 8. unpers. mit Dat. unlieb sein, etwas ungerne sehen.

hatich, gehässig; sowol (pass.) verhasst, als (act.) voll Hass.

hatisch = hatich.

hatie, f. Hass.

hâtlik, verhasst, voll Hass. Adv. hâtliken.

have, f. Habe, Besitz; bes. Besitz an Vieh.

havek, m. Habicht.

havekes-klocke, Schelle, die dem Habicht angehängt wird.

havelreke, bis zu einem gewissen Grade fertige Weberarbeit.

havik-horst, Habichtshorst.

havelik, was man besitzen mag, besitzbar, bes. Mobilien.

haven = haffen.

havene, have (und mit Einschiebung von d: havende), f. und m. Hafen.

havenen, haven, sw. v. den Hafen suchen, den Hafen einlaufen.

havenen, sw. v. verhaften.

havenen, sw. v. reinigen, säubern, comere, mundare.

haveninge und havinge, f. Hafen.

haver(e), m. Hafer.

haver-bêr, Bier aus Hafer.

haver-buk, ein mit Hafer gefütterter, zum Schlachten bestimter, verschnittener Ziegenbock.

haver-brôt, Brot aus Hafer.

haver-kaf, Haferspreu.

haver-knecht, Bezeichnung dessen, der für Fütterung und Wartung der Pferde zu sorgen hat?

he, er; bez. das männl. Geschlecht. he unde se, männlich (Männchen) und weiblich (Weibchen).

hebbelik, geschickt, habilis.

hebben, unr. v. 1. haben; zur Frau haben; (Inf. hebben,, Besitz; Part. hebbende oft passiv: das gehabt, besessen wird, das man hat) – halten; anhalten (dar to h.). 2. refl. sich verhalten, sich benehmen; sik wol h., sich freuen.

hebber, Inhaber, Besitzer.

hebberecht, der immer Recht haben will.

hebbinge, 1. Besitz. 2. das Sichbefinden, Zustand.

hech, n. Gehege, Wehr.

hechte, n. 1. Heft, Handgriff, Stiel. 2. Heft (Heftung) der Wunden.

hechte, hefte, f. Haft, Gefängnis.

hechte-bast, Heftbast.

hechten, heften, sw. v. 1. heften, festmachen; verhaften. 2. intr. haften, geheftet sein.

hechte-negele, Heft-, Klammernägel.

hechte-, heftnisse, 1. Haft. 2. Anspruch.

hechter, Schliesser des Gefängnisses.

hecht-, heftinge, Haft.

heck, n. Hecke, Umzäunung; Einfassung, Thor (von Holz, drehbar).

hecker, Winzer; Arbeiter mit einem Schneidewerkzeug.

heddernetele, s. hadernetele.

hede, heide, f. Hede, stuppa.

heden, heiden, von Hede; h. louwent, Art Leinewand aus Hede.

hederik, Hederich, lolium.

hefte, heftinge, etc., s. hechte u. s. w.

heftigen und heftliken, heftig, sehr.

hegbôt (hekbôt), eine kleine Art Boot, hinten und vorne platt.

hege, hech (hoge), f. und n. (?) 1. Hecke, Umzäunung von stachlichtem Gebüsch. 2. Gehölz, kleiner Wald. 3. Gehege, Forstdistrict. 4. Gehege, (umzäunte) Wohnung. 5. abstr. Schutz, Sicherheit.

hegede (= hege), Gehege, Hegewiese.

hege-, hech-, hei-, heingras, Gras, das man zum Mähen stehen lässt.

hege-grasinge, -gressinge, dasselbe.

hege-, heinholt, Gehölz, das man pflegt, schont, Schonung.

hegenbudel, Heckbeutel, der sich immer von neuem mit Geld füllt.

hegenen, hegen, heien, sw. v. 1. einen Hagen (Hecke, Umzäunung) um etwas pflanzen, umzäunen. 2. im Wasser ein hech, d. i. Wehr anlegen. 3. pflegen, schonen; schützen, bewahren. 4. bei Seite bringen, retten, sparen. 5. im jur. Sinn: Gericht (Markt) halten (rechtl. einfriedigen und beschützen).

hegens, (Tuch) aus Hagen (Vorstadt von Braunschweig).

hegens-recht, Meier- (heger) recht.

heger, heiger, hegger, m. Häher, graculus.

heger, 1. Meier, colonus. 2. Schützer, Sparer. 3. = hecker?

hege-rîs?

hegester, heister, f. Elster.

hege-wese, Hegewiese, -wisch (s. hegegras).

heginge, Schutz.

hei, Dürre, Hitze, heisser Dunst.

heide, hêde, unbebautes, wildbewachsenes Land; Boden überh.

heiden = heden, von Hede.

heidenbêst, unvernünftiges Tier.

heidene, heiden, Heide, paganus, ethnicus.

heidendôm, Heidentum.

heidens, heidensch, heidnisch, saracenisch; h. sedewer, calamus aromaticus; h. wuntkrût, consolida major saracenica; h. koken, fremdländische (griechische, saracenische) Kuchen? – h. nât (Wundennaht)?

heidenschop, die Gesamtheit der Heiden.

heidêp, Wasser aus der Heide kommend (= woltwater).

heie, hoie, n. die Molken der Milch, serum.

heien-mouwe, d. i. heiden-mouwe, Ermel aus Hede.

heigen, sw. v. schwer athmen, keuchen; s. auch higen.

heike, s. hoike.

heilant, Heiland; ein Kraut, wahrscheinlich Attich, Sambucus ebulus.

heildelik = heldelik, wie man es zu halten pflegt, üblich.

heilebar, m. Storch.

heilen, sw. v. glückwünschend verlangen, salutare.

heilepennink, Gabe, denen gereicht, die zum neuen Jahre etc. Glück wünschen.

heilgever, Heilgeber, Heiland.

heilsam, heilbringend.

heilsamicheit, Heil, Glück; salubritas und salvatio.

heimâl = hegemâl, gehegtes Gericht.

heimboke, Hagenbuche.

heime, f. (und heim, n.) Heimat.

heime, hemeke, n. Heimchen, cicada.

heimen, sw. v. ins Haus aufnehmen, beherbergen.

heim-geven, anheimgeben.

heimich, hemich, 1. daheim, im Hause. 2. einheimisch.

heimode, n. Heimat.

heim-soke, Einbruch ins Haus, Hausfriedensbruch.

heim-soken, sw. v. besuchen; Hausfriedensbruch begehen.

heim-sokinge, Besuch im Hause; Einbruch ins Haus, Hausfriedensbruch.

heim-stûr, n. und f. Aussteuer, Mitgift.

heim-tucht, f. Schweine, die der Bauer selbst gezogen hat.

heinen = heimen? in sein Haus bringen oder nehmen?

heinen = hegenen, schützen.

hein-gras, -holt, s. hegegras, -holt.

heise, Handgriff oder Ohr eines Gefässes.

heister = hegester.

heister, hester, junger Baum, namentlich von Eichen und Buchen.

heitmât-recht, Recht, Heidekraut zu mähen.

heitschepel, 1½ h. = 1 Tonne.

hekedes-kuffel, Hechtskiefer.

hekele, f. Hechel.

hekelen, sw. v. hecheln.

hekeler, Hechler; Anstachler, stimulator.

hekelvelde, Wohnort des Teufels; na h. varen, zum Teufel fahren.

hekerlink, m. Dolchmesser.

heket, m. Hecht.

hêl (heil), adj. und adv. 1. ganz, vollständig; de hele hôp, der ganze (hd. »helle«) Haufen; half unde hêl, halbe und ganze (Bier)krüge. 2. von einer Wunde, Krankheit genesen, heil.

helde, heldene, f. Fuss-fessel.

helden (hellen), sw. v. abschüssig, geneigt sein.

heldenbôm? Baum (Schlagbaum) mit einer Kette?

heldenslot, Schloss an Ketten.

heldich, geneigt, abschüssig, proclivis.

heldinge, Neigung.

helen, sw. v. kleben.

hêlen, heilen, s. v. 1. tr. und intr. heilen. 2. verschneiden, castrare.

helen, sw. v. hehlen, geheim halten.

helen = holen, aushöhlen.

helenbrede, (Gehirnbedeckung?), die Haut über dem Gehirn, pia mater.

helenhût, Elendshaut.

heler, Hehler.

helgen = helligen, sw. v. müde machen, quälen, behelligen.

helginge, Behelligung.

hêl-heit, Ganzheit.

hêl-hudich, mit heiler Haut.

(hêliken), heiliken, vollständig.

hel-isern, ein Schmiedsgerät.

helle, f. Hölle; der Platz hinter dem Ofen.

helle = helde, Abschüssigkeit, declivitas (in Ortsbezeichnungen).

helle-brant, Höllenbrand.

helle-hunt, Höllenhund.

hellester (helster), n. Halfter.

hellewagen, in Greifswalde Name des Pfandwagens.

hellich, durch Verfolgung ermattet, müde, erschöpft, lechzend.

hellichliken, erschöpfend, ermüdend.

helligen, sw. v. hellich machen, ermüden, quälen.

hellink, Heller, halber Pfenning.

hellink, hellinge, helge = heldinge (zu helden), Schiffswerfte.

hellink-bêr, Hellerbier, d. i. dünnes, wolfeiles Bier.

hellink-wecke, Wecke (keilförmiges Brot), einen Heller kostend.

hellink-wert, was eines Hellers wert ist.

hellisch, helsch, höllisch.

helm, m. Helm; h. unde schilt, Bezeichnung des Adels; helmartiges Gefäss.

helm, n.? Handgriff, manubrium; bes. Rudergriff.

helmendere (helmeder, halmdor, helmede, helmerde, helmer), f. und m. Helmer, Bezeichnung eines Seiten-, Quer- oder Nebenweges, der vom Hauptwege zum Deiche oder zum Moore führt.

helmet, n. Helm.

helm-exse, Axt mit einem langen Stiele.

helm-haken, eisernes Schmiedegerät.

helm-holt, Ruder-, Steuerholz.

helmken, n. Hälmchen; dat h. vor holden, betrügen, foppen.

help, Ausruf der Verwunderung (= got helpe!); help recht, help krum, auf jede Weise, per fas et nefas.

helpe, f. Hülfe; ein Kraut, Helfkraut, marrubium vulgare.

helpe, m. Helfer, Gehülfe.

helpelik, helfend.

helpen, st. v. helfen.

helper, Helfer, Bundesgenosse.

helperede, Einrede, Ausflucht, exceptio in jure.

helperehelper, Helfershelfer.

helpich, Hülfe bringend.

helschvûr, höllisches Feuer.

helschvurich, höllenfeurig.

helsen, sw. v. umhalsen, amplecti.

helsinge, f. Joch?

helsink, Halsriemen für Pferde.

helsink, eine Art Pelzwerk? (vom Halse der Tiere?)

helt, Held.

heltnisse, 1. Haft. 2. Inhalt.

helve, helf, helft, n. Handgriff, Stiel.

helf-isern, Axt mit einem langen Stiel?

helfte, f. Seite; Hälfte.

helunge, Hehlung; geheime Mitteilung vor Gericht zwischen der Partei und ihrem Fürsprecher.

hel- (helle-, hile-) wech, die grosse, allgemeine Heerstrasse, strata publica.

hemail, d. i. hege-mâl, gehegtes Gericht.

hême = heime.

hemel?

hemelicheit, 1. Geheimnis. 2. Vertrautheit, Freundschaft. 3. heimliche Stätte, das heimliche Gemach.

hemelicheitgank, Cloake.

hemelik, zum Hause gehörig, verwandt, vertraut, innig befreundet, heimlich. Adv. hemeliken.

hemelikes, adv. = hemeliken.

hemelte, Zimmerdecke, Gewölbe; Gaumen.

hemete, m. Himten, emina.

hemmede (hemmete, himede), n. Hemd; int h. geven, als Patengeschenk geben.

hemmedes-mouwe, Hemdsärmel.

hem(m)el, m. Himmel.

hemmel-, himmelhank, Vorhang, Gardine an der Seite des Altars.

hemmel-hore, Scheltwort für Beginen.

hem(m)els(ch), himmlisch.

hemmedes-schorte, Hemdschürze, d. h.?

hemmels-slotel, Himmelsschlüssel, primula veris.

hemmel-var, himmelfarbig.

hemmel-varinge, Himmelfahrt.

hemmesît (= hennesît?), jenseits.

hemode (heimode, heinmôt), n. und f. 1. Heimlichkeit. 2. heimliche Stelle, Schlafgemach etc. 3. heimatliches Haus, Vaterhaus, -land.

hemt, f. = hameide?

hen-bedde, n. (Kranken-), Totenbett.

hende = behende.

hendeler, Handelsmann.

hendelink, ein Gefäss für Flüssigkeiten (1 h. = 2 stopi; 36 h. = 1 tina).

hendewit, händeweiss.

(henen-), henne-klêt, Totenkleid.

henge (henk), f. Hänge, woran man etwas an- oder aufhenkt oder angreifen kann.

hengel-bôm, Baum, Stange, Rick, worüber man allerlei henken kann.

hengelmole, .. (?) mühle.

hengel-rode, ein hängender Querbalken an einer Wüppe, einem Brunnen, Galgen etc.

hengelke (in Bergwerken), Gehänge?

hengelse (-sche), n. herunterhängendes Gewand.

henge-mate, hängemässig; galgenreif.

hengen, sw. v. erlauben.

hengen, st. und sw. v. henken.

henger, Henker, Scharfrichter; überh. Polizeidiener.

hengerie, des Henkers Haus, Scharfrichterei.

hengich, nachgebend, Erlaubnis erteilend.

henk, m. woran oder womit man etwas henkt, Haken; Zusammenhang.

henkelman = ¼ Tonne (Bier).

henne, hinne, f. Henne.

henne, m. Narr, Geck.

henne, hen, adv. hin, von Raum und Zeit.

hennebit, Hühnerbiss. Alsine media.

henne-bringen, hin-, verbringen.

henneke (Kosef. zu Johannes und auch zu Hinrik), Name eines Fisches, polipus, (h)orrena, (Bülk, Krabbe); Zug- oder Hebemaschine.

henneken-, (henke)wagen, Lastwagen (für Steine u. dgl.)?

henne-komen, notdürftiges, knappes Auskommen.

henne-laten, überlassen.

henne-leggen, bei Seite, weglegen; beilegen, schlichten.

hennep, m. Hanf.

henneplink, Hänfling.

hennep-sât, Hanfsamen.

hennep-spinner, Hanfspinner.

henne-stellen, hinstellen, -wenden.

henne-tên, hinziehen.

henne-varen, dahinfahren.

henne-vart, Hinfahrt, Abgang; de leste h., der Tod.

henne-vorbat, hinfürder, von nun an.

henne-vortmêr, hinfürder.

hense, hanse, f. Gesellschaft; bes. Gesellschaft (Gilde) der Kaufleute und Handwerker, vor allen der grosse Bund der niederd. Städte; Geld, das für die Aufnahme gezahlt wird.

Henseken, kleiner Hans; h. im keller, Kind im Mutterleibe.

hensen, sw. v. in eine Hanse aufnehmen; Geld für die Aufnahme zahlen.

hense-nôt, Genosse, Mitglied einer Hanse.

henser, der in einer Hanse ist.

hensich unde herich = unterthan, subjectus (der Verbindung, dem Bunde gemäss?)

hentel = entel.

hento, hent (hente, hentes), adv. bis zu, bis an; welk hent? wohin? – Conj. (mit oder ohne dat), bis, bis dass.

hepe (heppe, heipe), f. Hippe, krummes Messer zum Beschneiden der Bäume.

herberge, f. Ort oder Haus zum Übernachten, Wohnung; Beherbergung, gastliche Aufnahme und Bewirtung; Beherbergungspflicht.

herbergen, sw. v. intr. sein Nachtlager nehmen; tr. beherbergen, hospitare.

herberger, der jemand beherbergt; fem. herbergersche.

herbergerie, Aufnahme in eine Herberge.

herbergich, zur Aufnahme Fremder bereit, gastfreundlich.

herbrant, Name eines verheerenden Drachen.

herbrennen, durch Kriegesflammen, Brand verheeren.

her-bunge, Kriegstrommel.

herdage, Festtage.

herde, m. Hirt.

herde, harde, f. Unterabteilung eines Kreises oder Amtes (in fries. Gegenden, bes. Schleswig).

herdeliken, hirtlich, nach Hirten Weise.

herden, sw. v. Hirte sein.

herden, sw. v. 1. hart, fest machen. 2. erhärten, beweisen, darthun. 3. stärken, ermuntern, antreiben. 4. aushalten, ertragen. 5. (meist) intr. dauern, anhalten, beharren.

herder, Hirte.

herder, Hartmacher, Härter.

herde-schop, Hirtenschaft, Hütung einer Herde.

herdeslude, die Einwohner einer herde (harde).

herde-staf, Hirten-, Bischofsstab.

herdich, ausdauernd, pertinax.

herd-vri, h. lant, herdfreies Land, das nicht beherdisch ist.

here, hehr, vornehm.

here (ere, eren), Herr, bes. Titel der Adlichen, Richter und Geistlichen; gerne respectvoll wiederholt: here her; Eigentümer.

her(e)-misse, Herrenmesse, der St. Mauriciustag, 22. Sept.

here-molder, ein grosses Kornmass.

heren, sw. v. 1. mit dem Heere einziehen. 2. mit dem Heere überziehen, verheeren.

heren unde weren (waren), Wahrschaft, Gewährschaft leisten, so auch subst. here unde were sîn.

heren-broke, Brüche, die an die Herrschaft zu entrichten ist.

heren-dênst, Herren-, Frohndienst.

heren-dwank, Pflicht, die ein Herr seinem Untergebenen auferlegt.

heren-holt, dem Herrn zugethan, dem Herrn schmeichelnd.

heren-hulde, Herrengunst.

heren-kleit, Kleid, welches der Herr den Ministerialen gab.

heren-mete, herrenmässig, herrlich.

here-nôt, Kriegs-, Heeresnot.

heren-schat, Abgabe an die Herrschaft.

heren-tafele, Herrentafel; Ggs. bodentafele.

heren-tins, Herrenzins, Abgabe an die Herrschaft.

here-strate, Heerstrasse.

here-werk, Gewalt?

herge, herje, f. Beischläferin, Hure, Bubinne.

hergens-achtich, bübisch, nequitiosus.

hergenscheit, Hurerei, Büberei, Schurkerei; nequitia.

hergensliken, auf bübische Weise.

hergen-, herjensone (herenson), Hurensohn, Schurke (als starke, strafbare Schelte).

her-getoch, Heereszug, Heer.

her-gewede, Heeresrüstung, s. herwede.

her-greve, Heerführer.

her-holt, n. Stelle, wo das Heer hält, Lager.

her-(h)olt, m. Herold.

herjen, sw. v. pflügen (= êren).

herink, harink, m. Hering.

herink-bant, eine gewisse Art die Tonnen zu binden, an 4, resp. 8 Stellen 3 Reife.

herink-smêr, Heringsthran.

herke, f. Harke.

her- (heres-)kraft, Heeresmenge.

her-kumpst, Herkommen; Gewohnheit.

her-kumpstich, herkömmlich.

herle, harle, ein Haar vom Flachs oder Hanf, ein einfacher Fesen.

herlicheit, 1. Herschaft, das Herr-sein, Gewalt. 2. Obrigkeit, Gutsherschaft. 3. Herschaftsbezirk. 4. Freude, Fröhlichkeit, Lustbarkeit.

herlik, herrlich, einem Herrn gemäss, herilis; adv. herliken. (Auch = erlik).

herlude, die an einer Heerfahrt teilnehmen, Kriegsmannschaft.

herm, Harm, Leid, Kränkung.

hermel(en), n. Wiesel, Hermelin.

hermeschar, Strafe, Plage, Not.

herne, harne, n. und f. Gehirn.

herne-panne, Hirnpfanne, Schädel.

hernet = harras, Tuch aus Arras, Rasch.

herne-worst, Gehirn-, (Brägen)wurst.

her-panne (?), Pechpfanne?

herpe, f. Harfe.

herpen, sw. v. harfen.

herper(er), Harfner.

her-pole, Heerpfühl, Feldbett.

her-sam, (einem Herrn geziemend), herrlich, ansehnlich.

hersch, herrisch, 1. dominicus; dat h. gebet, das Gebet des Herrn, das Vaterunser. 2. herrisch, stolz, pomposus, pompolentus.

her-schar, Heerschar; h. dôn, Kriegsvolk sammeln.

her-schat, Heeressteuer.

herschen, adv. herrisch, herrenmässig.

herschen, sw. v. herschen, Herr sein.

her-schilt, m. 1. Zeichen des Adels, die Adels- und Ritterwürde, die Fähigkeit zur vollen kriegerischen Ehre; lehnrechtliche Gliederung u. Standesabstufung. 2. die lehnbesitzende Ritterschaft; das Heergefolge; der Kriegszug.

herschinge, Herschaft.

herschlik, h. gewalt, Gewalt zu herschen.

herschop, f. und n. 1. Herschaft, Oberherrlichkeit, Oberaufsicht; Lehnsherschaft. 2. Herrenleute, Heer von Rittern (auch von einem einzelnen Gutsherren oder Adligen). 3. (territorial) Gebiet (der Stadt), dominium. 4. Herrlichkeit, Pracht.

herschoppen, sw. v. 1. herschen. 2. in Fröhlichkeit leben.

herschopper, Herscher.

herschoppie, f. Herschaft (abstr. u. concr.)

herschopsman, Lehnsmann.

herse, f. Hirse.

hersegrutte, Hirsengrütze.

herstel, Herchstell, d. i. die Lünze des Wagens, Achsennagel.

her-sture, Heer-, Kriegssteuer.

hert = hart.

hert, m. 1. Herd, Feuerstelle; Vogelherd. 2. Herd, als Bezeichnung des Stammgutes.

herte (harte), n. Herz (westl. auch f.).

herte (harte), n. Hirsch.

herte-lêf, herzlieb.

hertelik, herzlich; adv. herteliken. 1. = hartlike, mit Mühe und Not. 2. herzlich, sehr.

hertenheu, ypericon, herba dicta S. Johannis.

herte(n)-lêt, Herzeleid.

herten-krût, cordigera, cordiana.

herteren, vom Hirsche, cervinus.

hertes-blat, cirte (circe, carve).

herte-sêr, Herzensschmerz.

hertes-horn, Hirschhorn.

hertes-hût, Hirschhaut.

herte-span, cordiana, centinodia.

hertes-tunge, Hirschzunge, cerviglossa.

hertes-twîch, n. Hirschgeweih.

herte-swel, Schwellung des Herzens (vor Betrübnis).

herteswit (?), celtica (sonst = hertestunge).

hertes-wort, Hirschwurz.

hertgalle, centauria.

hert-isern, Herdeisen zur Deckung des gemauerten Herdes.

hertoch, -toge, -tege, -tich (hartoch, -tich), Herzog.

her-toch, -tucht, Heereszug.

hertoch-rîk, Herzogtum.

her-treck, Heereszug.

her-treckinge, Heer, Feldzug.

hert-slach, 1. Herzschlag, (Lungen)-Krankheit der Pferde. 2. Herzschlag, Herz, Lunge u. Leber von geschlachteten vierfüssigen Tieren, bes. vom Kalbe, Geschlinge.

hert-slegich, am hertslach leidend.

hert-lepel, das Präcordium.

hert-sterk, herzensstark, mutig.

her-varen, sw. v. einen Kriegszug machen.

her-vart, Kriegszug.

her-verdich, zur Heerfahrt fertig, bereit.

hervest, Herbst.

hervest-bede, eine im Herbst zu entrichtende Abgabe, precaria autumnalis.

hervest-mân, September.

her-wagen, Kriegswagen.

herwart, -wert, -werdes, herwärts, hierher.

her-wech, allgemeine Landstrasse.

her-wede, -gewede, herwade, n. eig. die Ausrüstung des Kriegers, die der Lehnsherr hergab und beim Tode desselben zurücknahm, oder die beim Tode des Vaters der älteste Sohn beanspruchte.

herwen, sw. v. herbe machen.

hêsch, heisch, heiser; dat h., Heiserkeit.

hêscheit, Heiserkeit.

hêschen, heischen, sw. v. heiser sein.

heschen, hesken = eschen, heissen, fordern, vorfordern.

heschinge, Heischung.

hêschrimme, n. Heiserkeit.

hespe = espe, Zitter-, Flitterpappel.

hespe, haspe, f. Hespe, Thürangel.

hespendogede, Cardinaltugend.

hesper, ein gewisser Wurm.

hesse, f. Kniebug, bes. an den Hinterbeinen der Pferde, auch von Menschen, poples.

hesse-hunt, Hetzhund.

hessen = hissen.

hessen, sw. v. die Hessen durchschneiden.

hester, s. heister.

hêt, heiss.

hêt(e), heit(e), n. Geheiss, Befehl.

hete-brêf, Urkunde, in welcher etwas verheissen, versprochen wird.

heteler, m. Hasser, Feind.

hete-, hêtlik, 1. act. voll Hass, feindlich gesinnt, erbittert. 2. pass. verhasst.

hêten, st. v. (Prät. oft schw.), 1. heissen, nennen; ovel heten, Schimpfnamen geben; genannt sein. 2. heissen, befehlen. 3. versprechen, Geheiss thun. Refl. genannt sein.

hêten(t), n. Geheiss, Befehl.

heter, m. Hasser, Neider.

heter, m. der etwas heisst, befiehlt, oder auch geheisst, verspricht.

hêtesch, gehässig, feindlich.

hêtescheit, Gehässigkeit, Hass.

hêtheit, Hitze.

hêtich, voll Hass und Neid.

hêticheit, Hass.

hêtichliken, adv. heiss.

hette = hitte.

hettere = heter, hassend, erbitternd.

hêt-tornich, heisszornig.

hetzich = hessich, aufhetzend.

hêtinge, Geheiss.

heve, f. Hebung, Einnahme.

hevedich, habend, besitzend.

heveker, Falkonier.

heve-korf, eine Art Fischkorb, -reuse.

hevelgarn, Einschlag (beim Weber), subtegmen.

heve-, (hevel)moder, 1. Hebamme. 2. Gebärmutter. 3. Unterleibskrankheit der Frauen, syncopis muliebris.

hevelte, in der Weberei: Zettel; die Schnur, durch deren Ösen der Aufzug gezogen wird, licium.

heven, st. und sw. v. 1. tr. heben; in die Höhe heben. 2. intr. anheben, beginnen.

heven (heffen), f. Hefe.

heven, m. der (physische) Himmel.

heven, agrarische Bezeichnung eines Bruchs, Wiese (wo Gras und Rohr wächst).

hevern, von Hafer, avenalis.

hevich = hevedich.

hevich, heftig.

hichen, higen, sw. v. schwer atmen.

hicken, sw. v. mit dem Schnabel hacken; beunruhigen, zerren.

hiddebeven, (vor Fieberhitze oder Frost) beben.

hiddeke, Ziege.

hiddeken, sw. v. wie eine Ziege springen, caprisare.

hiddernetel = hedernetel.

hie (hige, heie) und hien-, higeman, Hof-höriger; lito, fidelis curtis; Hofesgeschworner aus dem Stande der Hörigen.

hie-hose, Vexierhose, Narrenstrumpf.

hien-sprake, Beratung der hien.

hierie, Vexirerei, Neckerei.

hi(g)en, heigen, sw. v. (eig. stuprare), höhnen, vexieren.

hilde, hille, eifrig, rasch, geschäftig.

hilde (hille, helde), f. Pferderaufe; der Ort über den Viehställen, auch dem Gesinde als Schlafstätte dienend.

hilden-miger, Schimpfwort für das Gesinde, das auf der Hilde schläft.

hilge-, s. hillich.

hilich, hillik, m. Heirat, Eheschliessung.

hilicheit, f. Heirat.

(hilichen), hiligen, hilliken, sw. v. 1. heiraten. 2. verheiraten.

hilichs-gelt, Brautschatz; hilichs- (hillix-) penninge, Aussteuer, Ehegeld; hilichslude, Zeugen der Verlobung; -vorworde, Ehepacten.

hillich, subst. bes. im Plur. die Heiligen; die Reliquien der Heiligen; hilgendracht, Procession mit den Heiligen.

hillich, heilig; de hilge geist, oft Bezeichnung des Hospitals; h. getowe, sacramentum; dat h. dink Rotlauf, Rose, erysipelas, sacer ignis; h. man, Kirchgeschworner; der Hörige einer geistlichen Stiftung; hillich hebben, frei sein von Arbeit, feiern?

hillich-, hilligedôm, -domete, n. Heiligtum, Heiltum, Reliquie.

hillich-, hilgelant, heiliges Land, die Insel Helgoland.

hillichmaker = salichmaker, Heiland.

hillichmakinge, Heiligung, Beseligung.

hilligen, sw. v. 1. heilig machen. 2. heilig sprechen. 3. heilig halten.

hilligen-biter, Heiligenfresser, Scheinheiliger.

hilligen-bret? h. laken?

hilligendracht, Procession mit den Heiligen, Heiltümern.

hilligen-kasten, Reliquienschrein.

hilligen-stock, Reliquienschrein (auch als Archiv benutzt).

hilte, Griff, bes. am Schwerte.

himen, sw. v. keichend, pfeifend atmen.

himmelen, sw. v. die Augen gen Himmel schlagen, in den letzten Zügen liegen.

himmelkoken, (Abendmahls)-Oblaten.

hinde, Hirschkuh.

hindene, hinter.

hinder, hinter (gew. achter).

hinderbackes, hinterrücks.

hinderboge, der hintere Sattelbogen, postela.

hinder-dêl, Nachteil.

hinder-denken, nachdenken.

hindere, m. (selten n.) Hindernis, Schaden.

hinderen, sw. v. 1. hindern (am Weitergehen), anhalten, arretieren, mit Beschlag belegen. 2. hinderlich sein, Schaden und Nachteil bereiten.

hinder-gank, Rückgang.

hinder-hode, Nachhut.

hinder-laten, hinterlassen; verschweigen.

hinder-list, Hinterlist.

hindernisse, Hindernis; Arretierung.

hinder-sage, (spätere) Einrede.

hindersal, Hindernis.

hinder-sprake, Rücksprache.

hinderspreken, Rücksprache nehmen.

hinder-stal(t), Hindernis.

hinder-stellen, zurückstellen.

hinder-stellich, h. werden, zurücktreten; h. maken, zurücktreten lassen, womit säumen. – rückständig, säumig; nachträglich.

hinder-toch, Aufschub, Frist.

hinder-wert, rückwärts.

hinge, Angel, hamus und cardo.

hingest, hinxt, hengest, m. 1. genereller Name für Pferd. 2. das männliche, unverschnittene Pferd. 3. Streitross.

hingestpert, Hengst.

hingest-rider, berittener Diener?

hinkeman, 1. eine kleine Münze (Braunschweig) (3 h. = 1 Pf.) 2. ein Mass (vgl. henkelman).

hinken, sw. v. hinken; sich zurückziehen, nicht voran wollen.

hin-lachen = hônlachen.

hintlock = hintlope, solsequium.

hint-lope, -lof, Sonnenwerbel, Ringelblume.

hip, feines (Hohl)gebäck, Waffel, nebula.

hipkenbecker, der hippen, hipken verkauft; Spötter, Lästerer (wie jetzt: Schusterjunge).

hippocras, gekrudet wîn; vgl. ippocras.

hir, hier; von der Zeit: jetzt, heute.

hirgensone = hergensone.

hirlandisch, inländisch, einheimisch.

hisch, hisk, n. (contrah. aus hiwisk), Familie mitsamt dem Gesinde; die zu einem Haushalte gehören.

hiselen, sw. v. eisregnen, glatteisen.

hissen (hitzen), hessen, sw. v. hetzen, jagen.

hisser, Hetzer.

hissich, aufhetzend.

hitte, hette, f. Hitze; als Krankheit aurigo (aurugo).

hittelik, heiss.

hitten, sw. v. heiss machen, erhitzen.

hittepren, Spitzdorn, eisernes Instrument, um Löcher einzuschlagen.

hitticheit, Hitze.

hiven, trotzen, pochen?

ho, hôch (hoich), hoge, hoch, eig. und bildl. to deme hogesten, höchstens; dat hogeste, die Strafe, die an Leib und Leben geht. – Als Adv. sehr, stark.

hôchdôm, (in der Verwandtschaft) die linea ascendens.

hôchdragende, stolz.

hôcheit, Höhe.

hoch(e)licheit, Hoheit, Pracht.

hoche-, hogelik, hoch, ansehnlich, feierlich. Adv. hocheliken.

hôch(e)nisse (hogenisse), 1. Freude, Festfeier. 2. (= gehûchenisse), Erinnerung.

hôchgelovich, hoch zu loben.

hochte = hogede, Höhe.

hochtît, Festfeier, bes. kirchliches Fest; Hochzeitsfeier.

hochtit-, (tide)lik, -tidich, festlich, feierlich. Adv. hochtideliken.

hochtiden, sw. v. Hochzeit halten, heiraten.

hôchvart, f. Hoffart, Stolz.

hôchwerdicheit = Majestät.

hocke (hake), f. Hocke, vier (oder mehr) Garben (zusammengestellt und oben zugebunden) oder kleiner Heuhaufen.

hocker, einer der die Garben aufsetzt.

hode (hude, hote), f. 1. Hut, Bewachung, Aufsicht. 2. Hütung, Ort, wo man etwas hütet. 3. Zeit, solange die Mietung eines Arbeiters dauert.

hodegen = hudigen, heute.

hodeke, Name des Geistes auf der Winsenburg, pilosus.

hodeken (hudeken), Hütchen.

hodelôs, ohne Behütung, Bewachung.

hoden, huden, sw. v. 1. verstecken, verbergen. 2. Acht haben auf etwas, hüten; abs. Vieh hüten. – Refl. sich hüten.

hoder, Hüter, Bewacher, Hirte.

hoder-tasche, Hirtentasche.

hoge (hege, hage), hogene, f. 1. Sinn, Geist; erhöhte Stimmung. 2. Freude, Fröhlichkeit; Festlichkeit. sik gudes (guden) hogen maken od. gudes (guden) hogen, in hogen sîn, sich erfreuen, erlustigen; fröhlich sein.

hoge, f. Höhe; Hoheit.

hoge, adv. hoch, sehr, stark.

hogede (hochte), f. Höhe.

hogede, f. Hochzeit.

hogelen, hoyelen, sw. v. spielen, lustig sein, convivare, comissari?

hogelik, höchlich, kräftig. Adv. hogeliken.

hogelik, heiter, fröhlich.

hogen, sw. v. erhöhen.

hogen, sw. v. erfreuen, trösten.

ho-gemôt = homôt, Hochmut.

ho-gericht, 1. das peinliche Gericht, dem Landesherrn zuständig. 2. = go-gericht?

hoge-, (ho)rugge, spondile, imum dorsi.

hoggen (westf.) = houwen.

hoginge, Erhöhung.

ho-greve = go-greve, Gaugraf?

hoi (hoige, houwe, haw, hau), n. Heu.

hojanen, sw. v. gähnen; begehren, trachten nach, hiare.

hoi-arne, Heuernte.

hoibeek, Sense?

hoien, hoigen (houwen), sw. v. heuen, Heu machen.

hoi-gewas, Wachstum, Ertrag an Heu.

hoike (heike, huke, hoke), m. Mantel (des Mannes wie der Frau, vom einfachsten Schäfermantel bis zum kostbarsten Frauenmantel).

hoiken-bretze, Mantelbrosche, -spange.

hoiken-splinde, Mantelsplint, -spange.

hoi-, houmân, Heumonat, Juli.

hoi-mât, n. Heumähde.

hoi-slach, m. das Mähen des Heues; concr. Heumähde.

hoi-sprengel, -sprenke, -sprinke, -sprenger, m. Grashüpfer, Heuschrecke.

hoi-, houvorke, Heugabel.

hoi-was = hoigewas, Wachstum, Ertrag an Heu.

hoi-werf, (Erd)erhöhung, auf die das Heu aufgesetzt wird.

hôk, Hecht?

hôk, huk, m. (und n.) Winkel, Ecke.

hok-amt, n. Höckeramt, Krämerzunft.

hoke, hoken, hoker (hake), der Kleinhändler, Krämer.

hokeboken, sw. v. Huckepack, auf dem Rücken tragen.

hokelik, winkellicht.

hoken, huken, n. Böckchen, von Ziegen und Schafen.

hoken, s. v. Höker, Krämer sein.

hoken-, (hoiken)bêr, ein Gelage, wobei ein Böcklein verzehrt wird.

hoken-klocke, Krämerglocke, die das Zeichen zum Anfangen des Marktes gibt.

hoken-stôl, Höckerstuhl; Krämerei-Einrichtung.

hoker-gût, eine Art schlechten Flachses.

hol, hohl; hol ebbe, tiefe Ebbe; h. munte, Blechmünze, Bracteat.

hol, n. Höhle, Loch; Enge, Engpass; Zufluchtsort.

holbers?

holte, m. ein Halter, repagulum.

holde, holt, gewogen, freundlich; de guden holden, die guten, freundlichen Geister.

holdelik, holdselig, freundlich.

holden, st. v. 1. halten, festhalten. 2. behaupten. 3. einhalten, beobachten (fortwährend, dauernd thun). 4. wozu anhalten, veranlassen. 5. wofür halten, glauben, meinen. 6. enthalten, des Inhaltes sein. 7. einen holt, Hinterhalt, legen. – Refl. 1. enthalten, eingeschlossen sein. 2. sich halten, haben, benehmen.

holder (helder), m. 1. (Zusammen)halter, Sparer. 2. Halter, Inhaber.

holder-blomen (hollern-, hollanderbl.), Fliederblumen, atrapassa.

holdern, Hollunder, Flieder.

holdinge, 1. Erhaltung. 2. das Halten von etwas, Glaube, Meinung.

holen, sik, sw. v. sich in ein Versteck begeben.

holich, 1. ausgehöhlt. 2. löcherig.

holf? (= helf, helve?)

holfte, Ziegel zur Bedeckung der First.

holk, hollik, hulk, m. und holke, f. ein grösseres Lastschiff, auch zu Kriegszwecken verwendbar, liburnus.

holken, sw. v. aushöhlen.

hollis (= hollus?), Thran, Seehundsthran, oleum arsurum in lampade.

hol-lôk, Hohllauch.

holm, m. Insel (im Flusse).

holm, m. Querbalken, Jochträger.

hol-stên, hohler Stein, Dachziegel.

holske (holtsche, holsche), d. i. holtscho, Holzschuh.

holskenmaker, Holzschuhmacher.

holt, n. Richtung, Kurs (von Schiffen).

holt, n. Holz und Gehölz; aus Holz gemachte Wurfscheibe oder (Kegel)kugel?

holt, m. und n. 1. Hinterhalt, Versteck. 2. das Halten, Abhalten. 3. Inhalt.

holt-blek, Raum, Stelle, wo Holz steht oder gestanden hat.

holt-dreier, Holzdrechsler.

holte, Plur. de holten, die Holzberechtigten, Beisitzer des holtdinges.

holtede, n. Gehölz.

holten, hölzern.

holten, sw. v. holzen, Holz schlagen.

holterie, Hölzung.

holtgreve, Holzgraf, Vorsitzender im holtdink.

holtgreveschop, Amt und Bezirk eines holtgreven.

holtik, die Frucht des Holzapfelbaumes.

holtik-, (holt)appel, Holzapfel, macianum.

holtik-, holteke-, (höltje)bôm, Holzapfel, wilder Apfelbaum, macianus.

holt-in, holzeinwärts.

holtink, -inge, 1. Gehölz. 2. Holznutzung.

holtink, n. d. i. holt-dink (verkürzt in holti, hölti), Gericht über Waldangelegenheiten, Forstfrevel etc.

holtke, Hölzchen, spöttisch für: Kanzel.

holt-kore, (Geld)strafe wegen Forstfrevel.

holt-korne = holtschultkorn?

holt-kriter, Holzsetzer, der das Holz abteilt und (mit Kreide) bezeichnet.

holt-mark, Holzmark, gemeinschaftlicher Wald, die mehreren Genossen gemeinsam zustehende Berechtigung zum Holzschlagen.

holt(e)nis, 1. Halt. 2. Inhalt. 3. Behältnis, capsa; Gewahrsam. 4. das Halten, die Beobachtung.

holtplicht, die (jährliche) Lieferung, Leistung an Holz.

holt-schrage, Häher.

holtschultkorne, (Korn)abgabe für die Erlaubnis, das Holz mit Vieh beweiden zu dürfen.

holt-smit, Zimmermann, faber lignarius.

holt-teinde, Holz-zehnte.

holt-vorste(r), Holz-förster.

holt-ware, Berechtigung (gesetzmässiger Anteil) zum Holzschlagen in der Mark.

holt-wart, -werde, -worder, Holzwärter.

holt-was, n. Holzwachs, Ertrag an Holz.

holt-wech, Holzweg.

holt-wisch, Waldwiese.

holt-wisinge = holt-ware?

holvat, (Reise)mantel, zu beiden Seiten offen, lacerna; pallium fimbriatum.

hol(e)-ware?

hol-wort, -wortele, Hohlwurz, Aristolochia clematitis.

homan (= hoveman), Edelmann, Vornehmer.

(homel)-, hummel-bê, Hummelbiene; Drohne.

homele, homelte, Hummel, fucus.

homelinge (fries.) Verstümmelung.

ho-mester, der Hochmeister des deutschen Ordens; auch = hovemester.

ho-misse, Hochmesse.

homoden, sw. v. hochmütig sein.

homoder, Hochmütiger.

homodich, hochmütig; Adv. homodigen.

homôt, m. (und f.) 1. Hochmut, Stolz (als Gesinnung). 2. (thätlich) widerrechtliche Handlung, Frevel.

hôn, n. Huhn.

hôn (Genus wechselnd) 1. Hohn, Rechtskränkung. 2. überh. Kränkung, Schimpf.

hone, m. (fries.) der Beschädigte, Gekränkte, daher: Kläger.

honede, hônte, f. Hohn, Verhöhnung.

honehant = honemensche (hant = Person).

hon(e)lik, höhnend, beschimpfend, schmählich; adv. honeliken.

hone-mensche, Plur. -lude, der Beschädigte, Kläger.

honen, sw. v. höhnen, in That und Wort kränken, zu Unehren bringen, schädigen; sik h., sich beschimpfen, sich als Schimpf anrechnen, confundi.

honer-luser, Hühnerdieb?

honer-wîm, Hühnerstange (worauf sich nachts die Hühner setzen).

hone-vrunt, der gekränkte und deshalb klagende Verwandte.

hôn-heit, Hohn, Verhöhnung, Schmach.

hônken, n. Hühnchen.

honnich, n. Honig.

honnichbôm, Bienenstock, in einem Baume angebracht.

honnich-bute, f. Honigbeute, d. i. Bienenkorb oder ausgehöhlter Klotz (im Walde aufgestellt).

honnich-sêm, n. Honigseim.

honnich-rote, f. Honigwabe.

honnigen, sw. v. (honig)süss machen.

honre-voget, Hühnervogt, wahrscheinlich ein Beamter, der den Verkauf von Geflügel etc. auf den Märkten zu überwachen hat.

hôn-schop, höhnende, kränkende Behandlung.

hôn-slage, lästernd, höhnend.

hôn-slagen, sw. v. lästern, höhnen.

hôn-slaginge, Lästerung, Verhöhnung.

hôn-spot, höhnischer Spott.

hôn-spotten, sw. v. höhnisch verspotten.

hôn-spotter, höhnischer Verspotter.

hôn-spottinge, Verhöhnung.

hôn-sprake, höhnische, kränkende Rede.

hôn-spraken, sw. v. hohnsprechen, höhnen, lästern.

hôn-spraker, Lästerer.

hôn-sprakinge, Lästerung.

..hop, in Ortsnamen: (vielleicht urspr.) ringförmige Stelle; dann überhaupt Stelle, wo sich etwas zusammen findet.

hôp (hope, hoppe, hupe), m. Haufe, Anzahl; de woldige h., der Gewalthaufe; de mêste h., die Majorität; bi hopen, haufenweise; to hope, zusammen; to hope geven, ehelich verbinden (von Geistlichen). Als f. (eheliche) Verbindung.

hope-lopent, Zusammenlauf.

hopen, sw. v. häufen.

hopen (hapen), sw. v. hoffen.

hopene (hopen, hope, hopende), m. und f. Hoffnung.

hopeninge, Hoffnung.

hopenisse, Hoffnung.

ho-penninge, Hoch- (d. i. die besten) Pfennige.

hope-runinge, Zusammenraunen, -flüstern.

hopinge, das Anhäufen von Menschen, Auflauf.

hopinge (?), Hoffnung.

hopinne, damma, femella hinnuli.

ho-poker, Hochpocher, Grossprahler.

hoppe, m. Hopfen.

hoppenere, Höpfner, Hopfenbauer oder -händler.

hoppen-garde, Hopfengarten.

hoppen-hacke, Hacke, um den Hopfen zu behacken.

hoppen-hof, Hopfengarten.

hoppen-kerlen (?), frustillum ligni mutuli.

hoppen-plocker, Hopfenpflücker (im Lippischen die kleinsten Colonate, die der Herrschaft zum Pflücken des Hopfens dienstbar sein mussten).

hoppen-rik, Hopfenstange.

hoppen-sack, Hopfensack.

hoppen-, hopsige, das Instrument, durch welches man das Bier seihet, squalus.

hoppich, hopfig.

hôr, n. 1. das Gehör, das Hören; in deme hore sîn, zuhorchen. 2. Verhör?

hôr = hoger, in: up hôr! weiter zurück!

hôr (hâr), n. Kot, Schmutz, Schlamm; bes. tierische Excremente.

hôr-aftich, -achtich, hörig.

hôr-aftich, hurerisch.

hôrdicheit, Gehorsam.

hôrdom, Hurerei.

hore, f. (Hörigkeit), Gewalt.

hore (horre), Hure.

horecht, hohes Recht, d. i. Eid.

hore-kamer, Hörkammer, (Audienzzimmer), Verhörkammer.

horen, n. Horn.

horen, sw. v. 1. hören, anhören (rechtl.). 2. abhören. 3. hören auf, gehorsam sein (mit Gen. d. S.). 4. wozu gehören, zukommen. 5. gebüren.

horen-bank, Hurenwirtschaft.

horende = hornde, gehörnt.

horen-dreger, Hornträger, d. i. Nachtwächter.

horen-sone, Hurensohn (starke Schelte).

horen-stove, Hurenhaus.

horich, kotig.

horich, 1. gehorsam. 2. wohin gehörend.

horichte, Hörigkeit.

horie, Hurerei.

horier, Hurer?

horink, harink = hornink, uneheliches Kind.

horken, sw. v. 1. horchen. 2. gehorchen.

horker, Horcher.

horke-rede, Horchrede, Worte zur Aushorchung gesprochen.

hôr-kiffe, (-kuffe), Hurenhaus.

hôrlik, gehörig, schicklich.

horn, essbares Tier (wahrscheinlich falsche Lesart für êchorn, Eichhorn).

horn(e), f. und n. Ecke, Winkel, angulus.

horne-gave, Gabe (Erbschaft), die man einem hornink, Bastard, zuwendet.

horne-krûp, Hornvieh.

horne-kussen, Eckküssen.

horne-quek, Hornvieh.

horne-schap, Eckschrank.

hornestotich, mit den Hörnern stossend.

hornet, steif geworden (wie Horn?)

.. hornich, winkelig, eckig.

hornink, m. Horn, Ecke, Winkel.

hornink, m. (Winkelkind), uneheliches Kind, Bastard.

hornscheit (hernscheit), f. Bosheit, Büberei, nequitia.

hornte (hornente, hornetse), Hornisse.

hôr-ovel, Liebes-, Buhlübel, Liebesbrand, Eifersucht.

hôr-ovelsch, buhlerisch.

hôr-pôl, Schmutzpfuhl.

horren-kudde ist wol = horn-kudde, gehörnte Heerde.

hôrsam, m. Gehorsam, bes. klösterlicher Gehorsam, professio; h. dôn, das Klostergelübde ablegen; Haft, Gewahrsam.

hôrsam, 1. gehorsam. 2. sich gehörend.

hôrsam-heit, Gehorsam.

hôr-schap = horunge, Hörigkeit.

horse, f. Stute.

hôr-seggen = horen-seggen, Hörensagen.

horst, hurst (host), niedriges Gestrüpp, bes. die abgeholzte Stelle im Walde, wo junge Schösslinge nachwachsen; Krüppelbusch; überh. wüster, wilder Ort.

hort, hurt, Flechtwerk von Reisern (zu verschiedenen Zwecken); spec. ein Gerät der Wollenweber.

ho-ruge, s. hoge-rugge.

horunge, Hörigkeit.

horvelen, sw. v. hinken? kriechen?

hose (hase), f. Bekleidung der Beine und der Füsse; bes. Strumpf (selten im jetzigen Sinne).

hoselen, sw. v. mit der Axt behauen.

hosengelt, Geld zum Ankauf von hosen.

ho-sent, der hohe Send, Synodus.

hos-vetel, Hosenfessel, die Schnüre, mit welchen die (ledernen) Hosen zugebunden werden.

host, n. Hostienbehältnis, ciborium?

hôste, m. Husten.

hôsten, sw. v. husten.

hôt (hoit) = hêt, heiss.

hôt, m. Hut, Kopfbedeckung; gripen an den h. oder tasten in den h., Symbol der Übertragung von Gut und Lehn; Hut als Feldzeichen; den h. voren, Führer sein; den h. upsteken, Zeichen der Ergebung.

hôt, als Ackermass; auch Mass für Salz, Getränke etc.

hoter, Hutmacher.

hôt-rant, Rand des (eisernen) Hutes.

hôt-stofferer, Hutstaffierer (der den Hut benäht und bestickt).

hôt-tast, das Tasten in den Hut; symbol. Übertragung von Gut und Lehn.

hotte, geronnene Milch, der käsichte Teil der Milch, balducta; auch = Buttermilch.

hôt-vilter, der Filzhutmacher.

hôt-vorer, Hutführer, d. i. Bannerträger.

hôt-werke (-werchte), Hutmacher.

hou-haft, (vom Bergwerke) betriebbar.

houw, m. Hau, Hieb.

houw, m. (Pferde)huf.

houwe, howe, Haue, Werkzeug zum Hauen?

houwêl, Doppelaxt mit spitzem Eisen (Spitzhammer), um Steine etc. loszuschlagen.

houwel-blok, Haublock.

hou(we)-mânt, Heumonat, Juli.

houwen (howen, hoggen), st. u. sw. v. hauen; heuen, Gras mähen.

houwinge, das Hauen (Holzschlag).

houwer, Hauer.

houwertît, die Zeit ins Bergwerk zu fahren, um zu hauen.

houwich, haubar.

ho(u)wsel, Bildhauer-, Steinarbeit.

hôf, n. Kameel?

hof, m. und n. 1. Hof, der (meist umschlossene) Raum neben einem Gebäude oder um dasselbe; Hof einer Kirche, umme (den) hof gân, in feierlicher Procession um den Kirchhof oder die Kirche gehen; überh. eine Procession halten; Wohnsitz, bes. des Königs, Versamlung der Grossen um ihn zu Beratungen und Festlichkeiten. 2. Gerichtshof. 3. Bauernhof.

hovarderie, f. Hoffart, Hochmut.

hovardie, hoverdie, Hoffart, Hochmut.

hovart, Hoffart.

hove, f. Hufe, mansus, gew. 30 Morgen enthaltend, aber auch nur 10. Auch = hof, Bauerngut.

hovede, hôfte, n. 1. Gehöfte, Hof. 2. Hof, Gerichtshof.

hovede, n. ein (Land)mass für Grasland am Deiche (45 Fuss dikes = 1 hovede).

hoveden, sw. v. h. an, wie einem Haupte anhangen.

hoveden, sw. v. enthaupten.

hove-dênst, Hofdienst; bes. Spanndienst.

hove-dink, s. hovetlink.

hove-, (hof)here = Hofmeister.

hoveken, n. Kopfbedeckung, Kopftuch, Schleier.

hovel, m. Hügel, Höcker.

hovel (hoffel), Hobel, levigal; Gerät zum Reinigen.

hovelen, sw. v. hobeln, mit dem Hobel bearbeiten.

hovelik, 1. zu einer hove gehörend; h. gût, Bauerngut. 2. fein, höflich.

hovelik (-lich), höckericht.

hove-, hoves-, hofman, der zu einem Hofe gehörige Bauer, der einem Hofe zu Diensten verpflichtet ist, curiensis; Aufseher über den (Baum)hof; hove-lude, die militia equestris, Kriegsleute; Befehlshaber einer Kriegsschar, decurio.

hove-mester, Aufseher (über eine Hofhaltung).

hoven, sw. v. nötig haben, brauchen; vgl. behoven.

hoven, hovenen, sw. v. in seinem Hofe halten, beherbergen.

hoven, sw. v. Hof halten, bes. festlichen Hof halten = hovêren, spielen, tanzen; euphem. für beischlafen.

hovener, Hüfner, Hübner, der eine Hufe Landes besitzt, mansionarius.

hover (haver), m. Höcker.

hover, 1. = hovenere, Hüfner, Hübner. 2. Vorsteher der hoven (in Soest).

hoverde, hoverdicheit, f. Hoffart.

hoverde, höckerich.

hoverecht, Ständchen (zu hovêren, musicieren).

hovêren, s. v. 1. hofieren, in festlicher Geselligkeit sich erfreuen, höfische Belustigungen treiben, tanzen, turnieren, musicieren. 2. (mit Dat. d. P.) einem hofieren, den Hof machen, schmeicheln.

hoveren, sw. v. in den Hof bringen?

hove-richte (-recht), Hofgericht (des Kaisers, Landesherrn).

hove-richter, Richter an einem Hofgericht.

hoverie, -inge, f. Fest, höfische Festlichkeit, Tanz etc.

hoverik, m. Höcker.

hove-ruter, Hofreiter, Cavalier, der noch nicht Ritter ist.

hove-sate, f. Hofstelle.

hoves-bruchte, das dem Grundherrn des Hofes verfallene Strafgeld.

hovesch, dem Hofe gemäss, fein, gebildet, anständig. Adv. hoveschen.

hove-schat, Hufenschatz (Steuer); Gesamtheit der pflichtigen Hufen.

hovescheit, 1. dem Hofe gemässes Wesen, Höflichkeit, Feinheit, Anmut. 2. Festlichkeit.

hoveschen, sw. v. höfische Beschäftigungen treiben.

hove-schepel, m. Hofscheffel, kleiner Scheffel.

hoveschlik, höfisch, fein, gebildet. Adv. hoveschliken.

hoves-dink, Hofgericht.

hoves-gericht, das kaiserliche oder landesherrliche Gericht; das Gericht eines jeden Sadelhofes; hoves-gerichts-bôk, das Privilegienbuch dieses Gerichtes.

hoves-gesworen, die Geschwornen des Gerichts eines Sadelhofes.

hoves-gût, eine zu einem Sadelhofe gehörige Stelle.

hoves-here, der Grundherr des Sadelhofes.

hoveshof, hove- (hof)hof, ein Gut, Gehöft, das zu einem Sadelhofe gehört.

hoves-richter, Richter eines Sadelhofes oder des landesherrlichen Hofgerichts.

hoves-schuldich, der zu einem Sadelhofe gehörige (aber nicht leibeigene) Bauer oder Köter.

hove-stat, hofstede, Hofstätte, area.

hoves-vrone, der Bote (Executor) des Gerichts eines Sadelhofes.

hoves-werne (?), Gartenprimel?

hoves-wort, Huflattich.

hovet (hôft), n. 1. Haupt, Kopf. 2. Spitze; Spitze, Ecke eines Deiches, Dammes; Brückenkopf; Nagelkopf. Bildl. Haupt, Anführer, = hovetman. 3. ein einzelnes Stück Vieh, bes. Rindvieh; dat beste hovet (Besthaupt), das beste Stück Rindvieh. 4. im techn. Sinn: ein hölzernes Gerät zur Verfertigung starker Taue.

hovet-banner, Hauptpanier.

hovet-brêf, das Hauptdocument (Original).

hovet-dach, Haupttag (eines Festes, Marktes etc.).

hovet-dêl, Kopfteil, d. i. Erbteil, portio hereditaria.

hovet-dôk, Kopftuch.

hovet-dusinge, Kopfschwindel.

hovet-gat, n. eig. die Öffnung des Kleides, durch welche man den Kopf steckt; dann: Kopfputz, Kragen, capicium, fascia.

hovet-gelt, 1. Kopfgeld, Personalsteuer. 2. Capital.

hovet-golt, goldener Kopfschmuck.

hovet-gût, Capital.

hovet-here, Oberanführer, Leiter, der daher auch aufkommt für allen Schaden etc.; Beschützer, Beschirmer, Patron.

hovet-hol = hovetgat.

hovet-liken, kopfweise.

hovetlink (hovelink, hoveding), 1. Häuptling, Anführer, capitaneus. 2. der Hauptbeteiligte.

hovet-loppe, Haupthaar.

hovet-los, kopflos; besinnungslos.

hovet-lose, Hauptlösung, d. i. Auslösungsgeld des verwirkten Kopfes.

hovet-man, 1. Hauptmann, Befehlshaber; Anstifter, Patron. 2. im rechtl. Sinn: actor causae, die Hauptperson eines rechtl. Verhältnisses, Hauptbeteiligter; auch Bevollmächtigter.

hovet-pôl, Kopfpfühl.

hovet-sake, m. der Hauptsächer, der Hauptbeteiligte = hovetman; Hauptschuldner.

hovet-schip, Haupt-, d. i. grosses Schiff.

hovet-schuw, kopfscheu.

hovet-sêk, kopfkrank; bei Pferden: am Koller leidend.

hovet-sere, Kopfschmerz.

hovet-stel, Kopfgestell (am Zaum des Pferdes).

hovet-stôl, Hauptstuhl, d. i. Capital.

hovet-strît, Hauptkampf.

hovet-(t)ale, Kopfzahl, na h., pro rata parte.

hovet-touwe, Haupt-tau.

hovet-vorer, Hauptführer.

hove-, (hof)vart, der Zug zum (Gerichts)hof, als Pflicht des Vasallen oder auch des Ungehorsamen.

hove-werk, 1. Hofdienst, der Dienst, der vom Vasallen dem Lehnsherrn zu Pferde geleistet wird; Kriegsdienst, -übung, -zug (auch vom Kampfe zu Schiff; von einer Belagerung). 2. berittene Kriegsschar; Kriegsvolk.

hove-werken, sw. v. Hofdienste thun; bes. Kriegsdienste thun, hovewerk üben.

hof-gank, der Gang in den Hof des Hauses; euphem. für: (häufigen) Stuhlgang oder Blutgang.

hôf-hamer, -tange, Hammer, Zange, zum Hufbeschlag gebraucht.

hof-horich, zu einem Hofe gehöriger Bauer, hofpflichtig.

hovich, hofespflichtig.

hovinge, f. Festlichkeit.

hôf-isern, n. Hufeisen.

hôf-lodeke, Huflattich.

hôf-salve, Hufsalbe.

hôf-schave, Hufhobel, scaber.

hof-slach, ein gewisses Ackermass.

hôf-slach, Hufbeschlag.

hof-slagen, sw. v. mit dem hofslach messen.

hoftît = hochtît.

hof-warde, f. Hofbewachung.

hof-wart, -warde, m. 1. Aufseher des Hofes. 2. der Hofhund.

huchelen, sw. v. heucheln (erst seit dem 16. Jh.).

hucheler, Heuchler.

huchelisch, heuchlerisch.

huchen, sw. v. hauchen.

huchtel, Strauch-, Sprickwerk.

huckup, Schluchzen.

hudeken, 1. Hütchen. 2. Häutchen.

hudekoper, Häutekäufer, Fellhändler.

hudelik, heutig.

huden = hoden.

hudepennink, Hutpfennig (für die Benutzung der hode od. hude zur Weide).

hude-, hudelvat, Hütefass, ein Gefäss (Kiste, Sack etc.) zum Aufbewahren. 1. auf den Schiffen das Gefäss, in welchem die Schiffer ihr Bettzeug (Matratze etc.) haben; das Bettzeug selbst. 2. ein durchlöchertes (oder aus Ruten geflochtenes) Gefäss zur Aufbewahrung der gefangenen Fische.

hudelen, sw. v. achtlos behandeln; sik h., sich lumpig machen.

hudeler, Lump.

hudene, huden, hude (selten hutene, hute), heute.

huder = hoder, Hüter.

huder (huderave, huderene), hedera terrestris; glechoma hederacea.

hude-visch, getrockneter Fisch.

hude-winkel, Versteckwinkel.

huf, f. Hüfte.

huf (huw), f. Eule.

huffeldern, pirrus, herba huffeldern.

hufhalt, hüftlahm.

hufken, sw. v. (häufchen?) mit Karten Hasard spielen.

hufte, f. Hüfte.

hugen, sw. v. denken, sontire?

hui, huge (hu, huw), interj. um Schnelligkeit zu bezeichnen; in eineme huye, huge (uno impetu).

hui-up (Interj.?) ein h., der zum Aufstehen, Aufbruch treibt?

hûk, Eule, Uhu, ula, noctua, bubo.

hûk, m. das Zäpfchen im Halse, bes. in geschwollenem Zustande.

huk-, hukebôt, Lichterfahrzeug.

huken = hoken, Bock.

huken, sw. v. hocken, mit gebogenen Knieen sich niederlassen.

hukes-bleder, uvularia.

hukes-hovet (engl. hogshead), Oxhoft.

hulde, f. 1. Geneigtheit, Wolwollen. 2. Huldigung, Huldigungseid.

hulde-brêf, Huldigungsurkunde.

huldeget, huldet, einer, der die Huldigung geleistet hat.

huldelik, 1. h. tins, pennink, die Abgabe, die geleistet wird, um die Hörigkeit und Unterthänigkeit zu bezeichnen. 2. dem Huldigungs- (Amts-)Eide gemäss?

hulden, sw. v. einem Obern huldigend übergeben. 2. von Seiten des Oberen: hold sein, Schutz gewähren.

huldich, einer, dem man huldigt.

huldigen, sw. v. = hulden; auch: hold, gewogen machen.

huldinge, Huldigung.

hulen, sw. v. heulen, schreien.

hulfte, f. Tasche für Bogen und Pfeile.

hulle, f. Kopfbedeckung, Kopftuch, Mütze. Dem. hulleken.

hullenmaker, Mützenmacher.

hulnisse, Hülle.

hulpe, f. Hülfe.

hulpe, m. Helfer.

hulper, Helfer, Bundesgenosse.

hulperede, Einrede, Ausflucht, leere Entschuldigung.

hulpers-hulper (hulpere-helper), Helfershelfer, der an einer Fehde mit Teil nimmt.

hulpe-wort = hulperede.

hulpich, helfend, behülflich.

hulpinge, Hülfe.

hulplik, behülflich, hülfreich.

huls (hulse-bôm, -busch), Hülse, ilex aquifolium, taxus.

hulsen, sw. v. die Hülse entfernen, corticare.

hulven, hulvern, sw. v. laut heulend weinen.

humbolt, eine Art schlechten Flachses.

humelink, Hammel, Hämling?

hummel-bê(n), Hummelbiene, Drohne.

humpel, Haufe.

humpeler, Stümper, eig. ein etwas hinkender Mensch (humpelen, lahm gehen, hinken).

hundaten, sw. v. hündisch behandeln.

hunde-blome (Anthemis cotula); amarusca.

hunde-gelt, Abgabe für das Halten eines Hundes? oder für die Atzung herrschaftlicher Hunde?

hunde-hâr, Hundehaar; bildl. Zank und Streit.

hunde-, (hunt)korn, derjenige Teil der Bede, welcher nicht in Geld, sondern zum Behuf der Hofwirtschaft in dreierlei Korn (Roggen, Gerste, Hafer) von der Herrschaft erhoben wurde; später auch das Pachtkorn, zu demselben Zwecke bestimmt.

hundekoten; hundskot, eine Art Harrass, d. i. Arrasch, Rasch (nach dem Fabrikationsort Hondscoten genannt?)

hundeleger, eine Abgabe statt der Fütterung herrschaftlicher Hunde.

hunde-mome, Hundemutter, Hündin.

hunden, nach Art eines Hundes, caninus.

hunden, sw. v. hündisch werden.

hundert, die Zahl 100; vielfach als Mass gebraucht; als Landmass = hunt. – dat grote h. enthält 6 Stiege (2 Schock) = 120, oder ist ein Doppelhundert.

hundes-draf = hundes-dreck?

hundes-dreck (oder -hor, -mes), Hundesexcremente, album graecum; vielfach als Arznei gebraucht.

hundes-hovet, Hundekopf; dat h. dragen, gescholten werden.

hundes-kogel, eine metallene Kopfbedeckung.

hundes-ribbe, amarusca; bubulcus.

hundes-smer, Hühnerdarm, ypia.

hundes-tunge, Hundszunge, Wundskraut, digitus Veneris.

hunde-trecker, der die Koppeln der Jagdhunde zu führen hat, Hundejunge.

hune, m. Riese, gigas.

hunger-dôk, Hungertuch, velum quadragesimale, ein in der Fastenzeit aufgehängtes langes, schwarzes Tuch, das die bunten Gemälde des Altars verdeckte.

hungeren, sw. v. hungern.

hunger-harke, eine grosse Harke, um die zurückgebliebenen Halme nachträglich zu sammeln.

hungerich, hungrig.

hunger-vreten, vom Hunger verzehrt.

hunke-bên, die Kernkammer des Obstes; (ein Schinken, von welchem das Fleisch fast ganz heruntergeschnitten ist).

hunne (honne, hunt), d. i. centenarius, Vorsteher eines Centgaues oder der unter dem comes stehenden Richter.

hunne-amt, das Amt eines centenarius.

hunne-, (hond)schaft, Gericht der centenarii; Bezirk einer Gerichtsbarkeit.

hunt, m. Hund; den h. hinken laten, falsch, unzuverlässig sein.

hunt, 1. ein Ackermass, der sechste Teil eines Morgens oder 20 Ruten. 2. ein Torfmass (etwa 60-70 Körbe).

hunt-bete, Hundsbiss.

hunthursliken (?), hundeschnell?

hunt-visch, ein grosser Meerfisch, carcharia; mustelus cetaceus.

hupe = hope, Haufe; Dem. hûpken.

hupelinge, haufenweise.

hupen, sw. v. häufen.

huppel-reie, Hupftanz.

huppen, sw. v. hüpfen.

hupper, Hüpfer = Frosch.

hûrart, van h. (= hûr art), hurenweise, unehelich?

hure, angenehm, sanft, lieblich, zart.

hure, adv. heuer = in diesem Jahre.

hure, f. Heuer, Miete, Pachtgeld.

hure-kerkhere, gemieteter Pfarrer.

huren, sw. v. heuern, mieten (sowol Sachen als Personen).

huren, sw. v. schreien, winseln.

hurhûn, coturnix.

hurken, sw. v. mit gebogenen Knieen niederhocken.

hurkuken, sw. v. gurren (von Tauben).

hûr-lant, Heuer-, Mietland.

hûrlink, Mietling.

hurlputzen, Schlag, Stoss?

hûr-pape, Heuer-, Mietpfaffe (Vicar).

hurte, f. Stoss, Anrennen.

hurte-leder, Leder, um den Stoss abzuhalten, Stück der Rüstung.

hurten, sw. v. stossen.

hûr-tît, Miets-, Pachtzeit.

hûr-vrî, miets-, pachtfrei.

hus! Interj. Scheuchruf.

hûs, n. Haus; bi huse lank, Haus bei Haus gehen, hausierend; dat wilde hûs, Bordell; to hûs bringen, heimbringen, der heimischen Obrigkeit hinterbringen; bildl. (übel) gedenken. – Bes. Rathaus; festes Haus, Schloss.

hûs-armen = hûs-sittende armen.

hûs-balke, Hausbalke.

hûs-bêr, 1. Hausbier, d. i. Bier zum Hausgebrauch. 2. Festlichkeit bei Richtung eines Hauses.

hûs-berner, Hausanzünder, Name eines Käfers, satirus, vermis volans.

hûs-bode, der die Befehle der Obrigkeit von Haus zu Haus meldet.

hûs-boringe, die Aufrichtung des Zimmerwerkes eines neuen Hauses; der Schmaus dabei.

hûs-bote (-bute), Ausbesserung, Reparation des Hauses.

hûs-dener, der Ratsdiener = hûsbode.

hus(e)ken, Häuschen; das Kernhaus des Obstes, arulla.

husen, Hausen, echymus.

husen, sw. v. ins Haus nehmen, Behausung gewähren.

huser, Hauser, Beherberger; Beschützer.

huserêren, husêren, sw. v. hausieren.

hûs-gebûr = hûsman, Bauer.

hûs-gelt, Geld, das für die Benutzung eines Hauses gezahlt wird, Mietzins.

hûs-gemak, häusliche Bequemlichkeit.

hûsgenote, 1. der zu einem Hause (Hofe) gehörige, der demselben zu Diensten verpflichtet ist. 2. »Hausgenossen sind die unter derselben Lehnsherrschaft stehenden Mitvasallen.«

hûs-geseten, ansässig (mit einem Hause).

hûs-gesinde, Hausgesinde; auch von einem einzelnen Diener.

hûs-gesprake (hûsprake), Sprache, Zusammenkunft der hûsgenoten.

hûs-herde, Haushüter.

hûs-here, Hausherr; auch = hûsman = Pächter.

hûshoven, sw. v. zu Hause verbergen.

husinge, f. 1. Behausung, Haus. 2. der schmale Gang zwischen zwei Häusern.

husinge, ein dünnes aus drei Garnen bestehendes Seil; Hüsel.

hûsink, der gemeine Hausmann.

hûsken-slüsk, hûsken unde slûskenpack, Bettel- und Saufpack, gemeines Volk.

hûs-keringe, Hauskehricht.

hûskerle = hûslude.

hûskôp, Hauskauf; Abgabe wegen eines Hauskaufes.

hûs-lage, Hausabgabe.

hûslant (-landes), ein Ackermass.

hûsle (?), Häusler, Mieter eines Hauses?

hûs-lucht, Erker (unten am Hause), menianum.

hûs-lôk, Hauslauch.

hûs-malder, geringe Sorte Tuch, Hausmannslaken (beider-want).

hûs-man, 1. Hausmann, Bezeichnung eines Landsmannes, Bauern. 2. der ein Haus zu besorgen hat (hûs-lude sind die Besatzung eines Hauses, d. i. Schlosses), spec. der Thürmer.

husnake = alsnick.

hûs-rât, -gerât, 1. Hausgerät. 2. Hausstand, Haushaltung.

hûs-rêschop, Hausgerätschaft.

hûs-ronne, Dachrinne am Hause.

hûs-sate, -sete, hausgesessen, mit einem Hause ansässig.

hûs-schriver, Schreiber auf einem Hause, d. i. Schlosse.

hûs-settinge, Erbauung eines Hauses.

hûs-sitten(d)e, 1. hausbesitzend, mit einem Hause angesessen. 2. im Hause sitzend; h. armen (Ggs. die bettelnd herumziehen).

hûs-slachter, Hausschlächter, d. i. der auf Verlangen im Hause (nicht zum Verkauf) schlachtet.

hûs-sluter, Hausschliesser, Pförtner.

hûs-soke, Einbruch in ein Haus, Hausfriedensbruch.

hûs-sokinge (= heimsokinge), 1. Hausfriedensbruch. 2. Haussuchung.

hûs-trede, Haus-tritt, d. i. Auftritt zum Hause.

hûs-tûn, Hauszaun, Einzäunung um ein Haus.

hûs-vetek?

hûs-vri, Besitzer eines Freihauses.

hûs-volk, Hausvolk, d. i. Volk aus Landleuten bestehend.

hûs-vrede, 1. Hausfriede. 2. Hausfriedensbruch; h. dôn, den Hausfrieden brechen, violentiam facere.

hûs-vrowe, Hausfrau; auch das Weibchen von Tieren.

hûs-walt, Gewaltthätigkeit gegen einen andern in seinem Hause.

hûs-were, Verteidigung des Hausfriedens.

hûs-wert, Hauswirt, Vorstand eines Hauswesens.

hûs-wervinge, das Beziehen des neuen Hauses (von jungen Eheleuten); die Festlichkeit dabei.

hûs-win, -winninge, das Mieten, Pachten eines Hauses.

hûs-wort, Hauswurz, polipodium, barba Jovis.

hût, Haut; ovele, bose, quade, olde hût, häufig als Schelte für ein böses Weib gebraucht; up der hût (oder van der hût werpen), prellen.

huteler (hudeler), der etwas hütet, verbirgt, Hehler.

hutseken (huetschen), sw. v. drehen, auf dem Drehbrette (quekebrede) spielen, od. Münzen aufwerfen (krusemunten), Bild oder Schrift entscheiden lassen.

hutspot, klein gehacktes Fleisch (von Schweins-Abgefall).

hutte unde mutte, das gesamte Hauswesen, alles mit einander.

huve, Haube, Kopfbinde; Sturmhaube, Bienenkorb.

huvenblêk? Visier?

huvenbôm, eine Art Sattelbaum, Meisterstück der Sattler.

huvesel (huwessel), Kopfbinde (der Frauen)? Haube?

huvete, n. Haube.

huwelik, Ehe; huweliks-brêf, Ehepacten.

huxshovet (engl. hogshead,) Oxhoft.

I.

i, interj. ei!

iben-bôm, s. iwenbôm.

ichlich(t), d. i. iegelich, jeder, jeglich.

icht (gicht, jicht, iedt, iet), 1. Pron. irgend etwas. 2. Adv. in irgend etwas, irgendwie; etwa.

icht, ichte = ift, 1. wenn, ob. 2. oder.

ichtes (ichtest, iets), eig. Gen. von icht, als Nom. und Acc. gebraucht, wie des, wes, nichtes.

ichtes-icht (gichtes-gicht), verstärktes icht, aliquantulum.

ichtes-wanne (gichtes-, ittes-, ettes-, ittewanne, -wenne), adv. irgend einmal (meist von der Vergangenheit), einst, früher, »weiland«.

ichtes-wannêr, irgend einmal, aliquando.

ichtes-we, -wat, 1. irgend wer – was, aliquis – quid. 2. ichtes-wat, adv. einigermassen.

ichtes-welk, mancher; Plur. einige, irgend welche.

ichtlik, adv. irgendwie.

ichtich = gichtich.

ickes-wanne, -wat, -welk = ittes-, ichtesw. (In den Hschr. ist ct häufig = tt.)

idel, 1. leer, vacuus. 2. pur, lauter, unvermischt. 3. eitel, vergeblich, nichtig, inanis.

idelen, sw. v. leer, nichtig machen.

idelheit, Eitelkeit, Nichtigkeit.

idelicheit, 1. Leerheit. 2. Nichtsthun, Müssiggang. 3. Eitelkeit, Nichtigkeit.

ideliken, eitel; vergeblich.

ie, s. io.

i(e)dages, adv. an demselben Tage, sofort.

i(e)der, jeder.

i(e)derman, jedermann.

i(e)gelik, jeglich.

i(e)lik = i(e)gelik.

i(e)man (iemant, iemants, iemen und mit conson. j: jummant, jummende, – gemant[s] –), jemand; selten = jedermann.

ierarchie (Hierarchie), Ordnung.

ieto, jetzt, s. jutto.

iflôf, s. iwelof.

ift (eft, aft, oft), wenn, ob; als wenn, s. auch eft.

igelik, jeder.

ika, das Eselsgeschrei (ia).

ike, f. 1. spitzes Instrument, Lanze, Pike. 2. das Instrument, mit welchem man die Gemässe etc. nach ihrem Inhalt bestimmt; das Zeichen selbst.

iken, sw. v. eichen, nach dem Eichmass (ike) Mass und Gewicht bestimmen und bezeichnen (mehr ndl., in nd. wird häufiger gebraucht likenen, liken).

iklik = igelik, jeder.

ilder = alder, aller.

ile, f. Blutegel.

ile, f. Eile.

ilen, sw. v. eilen.

ilende(s), adv. eilig, schnell.

îl-gras, piper aquaticum.

ilich, eilig; fliessend (vom Eiter?), tabidus. Adv. eilends.

St. Ilien (Illigen, Ilgen), Egidius; als Datum 1. Septbr.

ilinge, f. Eile, Ungestüm.

iling(e), adv. eilig.

ilke (illeke, ülke), m. Iltis.

ill-wrekend, rachsüchtig.

imbôl (= in-bodel), Hausrat.

imme, n. 1. Biene. 2. Bienenschwarm und Bienenstock.

imme-bên (taut. Zus.), n. Biene.

imme-bôm, Bienenstock, in einem Baume angebracht.

imme(n)-hof, Bienenhof, -stand.

immen-kar, m. Bienenkorb.

immen-swalm, m. Bienenschwarm.

imme(n)-tûn, Bienenzaun, -garten, -stand.

immet (impt), n. Inbiss, Frühstück, prandium.

imunge, imi(n)ge?

in, 1. präpos. in (räumlich, zeitlich und modal). Im Hochd. wendet man in allen drei Fällen häufig andere Präpositionen an. 2. adv. drinnen, hinein; nach Hause, heim.

in- vor Adj. hat augmentative Kraft.

in-aderen, Eingeweide; das Innere.

in-antwerden, überantworten.

in-antwerdinge, Überantwortung.

in-bilden, ein Bild wovon machen, vor Augen stellen, einprägen.

in-bildinge, Einprägung.

in-binden, einbinden; bildl.: einknoten, einschärfen.

in-blasen, einblasen; inspirieren.

in-blasinge, Einblasung, Blähung; Inspiration.

in-blien, einbleien; mit Blei einlassen.

in-boren, erheben, einnehmen (Gelder).

in-borer, Erheber, Einnehmer.

in-boringe, Hebung, Einnahme.

in-borlink, Eingeborner.

in-bot? (= in-bort?) Einnahme.

in-boten, einheizen.

in-boter, Einheizer.

in-breken, hereinbrechen (von der Flut, einem Heere).

in-bringen, hineinbringen, bildl.: herbei-, mit sich bringen; bes. vor den Richter, den Rat, die Obrigkeit etc. bringen; überh. melden, referieren.

in-bringer, 1. der eine Meldung macht, Referent, 2. Veranlasser.

in-brôk, 1. Einbruch; Stelle, wo das Flutwasser eingebrochen ist. 2. bildl.: Nachteil, Schaden.

ind(e) (westf.) = unde.

indechtich (inged.), 1. eingedenk, memor. 2. erinnerlich.

in-degedingen (indedingen), durch (gerichtliche) Verhandlung einklagen, gerichtlich einziehen.

in-deken (oder -daken), eingeschnitten, verletzt.

in deme, conj. 1. in dem Falle, wenn (urspr. wol zeitlich), mit folg. dat, alse, wen, oder allein stehend. 2. wenngleich, obschon. 3. causal, indem (mehr in heutigem Sinn).

in-denen, durch Dienste vergelten, wieder einbringen.

in-denken, (ein)gedenken; bes. Part. indenkende sîn, (mit Dat.) erinnerlich sein.

in-denkich (in-ged.), erinnerlich; eingedenk.

in-diken, eindeichen.

in-dingen, 1. das Gericht rite constituieren durch die Fragen des Richters und die Antwort der Schöffen; refl. sich ordnungsmässig beim Gericht (als Fürsprecher etc.) constituieren. 2. durch gerichtliche Verhandlung einziehen. 3. paciscieren, verhandeln.

in-dómesse (= ingedömsel), Hausrat.

in-dôn, 1. übergeben, 2. den Besitz oder Genuss eines Besitztums als Pfand übergeben.

in-dracht, 1. Eintrag, Schaden, Hindernis, bes. rechtliches. 2. Gildenfest bei der Aufnahme, Eintragung eines neuen Mitgliedes.

in-drank, Eindrang, d. i. Benachteiligung, Verletzung eines bestehenden Rechtes.

in-draven, hereintraben, -reiten.

in-dregen, -dragen, 1. hineintragen. 2. übertragen, im rechtl. Sinn, 3. als techn. Ausdruck in der Weberei: den Eintrag thun, werfen, ordiri. 4. intr. von Schiffen: drauf los fahren.

in-drenginge, Eindrängung.

in-dringen, eindringen.

in-drinken, einsickeren.

in-drift, das Eintreiben (des Viehes in die Mastung).

in-driven, eintreiben; bildl.: vergelten, eintränken.

in-dukinge, Eintauchung.

inech, einzig.

in-êr, Eingeweide (= ineddre, inadere).

in-eschen, hereinheischen, invocare, d. i. 1. Einlass begehren. 2. vorfordern, vorladen.

in-eschen, in Asche legen, einäschern.

in-evenen, einebnen, eben machen.

in-gân, eingehen, aufhören, zu Grunde gehen. 2. hineingehen; nach Hause gehen; Haushaft halten. 3. eintreten in eine Gilde, ein Amt. 4. eingehen, beschliessen, genehmigen.

in-gank, 1. Eingang, 2. Eintritt in eine Gilde, in ein Amt. 3. das Eingehen auf etwas, Zustimmung. 4. Präjudiz, Exception, Rechtstitel.

..inge, diese Endung wird auch in ..i verkürzt.

in-gebutte, Eingeweide der Fische.

in-gedome (-domete, -domte, -donte), n. 1. Eingeweide, viscera. 2. bildl.: was im Innern eines Hauses ist, Hausrat, supellex, bes. das eingebrachte Heiratsgut der Frau.

in-gehalde, n. das Eingebrachte, vom Heiratsgut der Frau = ingedomte.

in-geholken, ausgehöhlt, hohl?

in-gehorich, wozu gehörend.

in-geisten, mit einem Geiste versehen, inspirieren.

in-geistinge, Inspiration.

in-gelder, der ingelt zu zahlen hat, Schuldner.

in-gelege (-leger), n. Einlager, obstagia.

in-geleide, Geleit.

in-gelêvet, beliebt, angenommen.

ingelsche, ein Gewicht, Drachme (1 untze = 20 ingelschen); estrelin, esterlingus.

in-gelt, Zins, Interesse, Rente, Einkommen (von einem Gute oder Capital).

in-gerichte, eine Schlosserarbeit (welche?)

in-gerif, n. Eingeweide, was im Leibe ist.

in-gesegel, n. (und m.) Insiegel.

in-gesete, m. Eingesessener.

in-gesette, Ein-, Festsetzung.

in-gesinde (-sinne), n. (Haus)gesinde.

in-gêten, eingiessen; auch bildl.: Einfluss haben.

in-gêtinge, Eingiessung.

in-geven, 1. hineingeben (in ein Kloster). 2. einräumen, zugestehen. 3. eingeben, anraten. – Refl. sik i., einräumen, nach-, zugeben.

ingever, Ingwer.

in-gevinge, Eingebung; Einführung (in das Kloster).

in-gewât (-want, -wende), n. Eingeweide, viscera; bildl.: die Intestina des Hauses, Hausrat.

ingewende, (rechtlicher) Einwand.

in-graven, eingraben; bildl.: fest einrichten.

in-grepe, Eingriff, (widerrechtliche) Besitznahme.

in-gresen, einwachsen, bildl.: sich festsetzen, einwurzeln.

in-gripen, ergreifen, in Besitz nehmen.

in-gulde = gulde, Gülte, Rente.

in-gût, Eingut.

in-hacken, einhacken, bildl.: Gegensprache, Einwendungen machen.

in-halen, einholen; gefänglich einziehen. – Techn. Ausdruck im Deichwesen: durch Eindeichung Land gewinnen.

in-hechten, einheften.

in-heilen, (aus der Verbannung wieder) in die Stadt zurückzukommen begehren?

in-he(i)mes (-heimisch, -heimich), einheimisch, d. h. daheim, im Lande, zu Hause.

in-hittich, inbrünstig.

in-hode, Einhutung; Viehtrift (= hode).

in- (inne-)hoden, 1. inhoder sein, Wache innerhalb eines Gebäudes etc. halten. 2. im geheimen, versteckt es mit jem. halten.

in-hoder, Haushüter; fem. inhodersche.

in-holden, 1. enthalten. 2. einbehalten, unterlassen; Pfand nehmen. 3. den (Gerichts)termin einhalten, wieder erscheinen vor Gericht, sich stellen. 4. = beholden. inh. in den hilligen, eidlich bekräftigen.

in-holdinge, 1. Inhalt. 2. Vorbehalt, Einbehalt.

in-holt, m. und n. 1. Inhalt; abs. (als Präpos.) nach Inhalt, inhaltlich. 2. Einhalt, Hemmung.

in-holt, n. (beim Schiffsbau) Inhölzer, Rippen.

in-holtnisse, Inhalt.

in-horich, wozu gehörend.

in-houwen, einhauen.

in-huren, heuern, mieten.

inich (= ienich, jenich), irgend einer; inichhant, adv. irgend welcher Art.

inisse, eine Pflanze (welche?)

..ink (ing), Deminutivbezeichnung; an Eigennamen zur Bezeichnung der Abstammung; dann als (hypokoristischer) Eigenname selbst.

inket, enket, n. Dinte.

inket-horen, Dintenhorn, -fass.

in-klackern, hineinklexen.

in-kleden, einkleiden (zur Nonne).

in-kledinge, Einkleidung, Investitur.

in-kleiven, hineinschmieren.

in-kloppen (fries.) widerrufen?

in-komelink, m. Einkömmling, Fremder.

in-komen, 1. hereinkommen. 2. heimkommen. 3. sich stellen einer Verpflichtung gemäss, Einlager halten.

in-kome(n), n. das Einlager.

in-komen, -komende, m. Einkömmling, Fremder.

in-komer (-kamer), m. der aus der Fremde in eine Gemeinde zieht = inkomelink.

in-kominge, 1. das Hereinkommen. 2. Einkommen.

in-kôp, Einkauf, Preis.

in-kopen, einkaufen; (eroberte Plätze durch Geldzahlung) einlösen.

in-korten, kürzen.

in-krigen, sich in Besitz setzen auf gütlichem oder feindlichem Wege.

in-krimpen, einschrumpfen.

in-krupen, hineinkriechen.

in-kumst, -komst, Einkommen.

in-lage, 1. Einlage, Einzahlung. 2. Einlage im Deichwesen, ein neuer Deich, der um eine Brake einwärts gezogen wird.

in-laden, einladen, zu sich laden.

in-lader, Einlader; Wirt.

in-langen, ausreichen.

in-lât, Einlass (der Mastschweine in eine Waldung), immissio.

in-laten, 1. darin lassen, nicht einfordern. 2. einlassen. 3. refl. sik i. mit, sich mit jemand einlassen.

in-lede (= inlegede) = inleger.

in-lede, Stück des Bettzeuges, Inlitt.

in-leger, -lager, n. Einlager, Haushaft, obstagium (Geiselschaft).

in-leggen, 1. einlegen, zurücklegen; Schiffe in den Hafen bringen. 2. einlegen, auf die Wage legen. 3. in Haft bringen, bes. das Einlager halten lassen. 4. Einwendungen machen.

in-legger, beim Wollenamt derjenige, der es mit dem Rohproducte zu thun hatte und dessen Controle die Wollhändler unterworfen waren.

in-leiden, -lêden, hineinleiten, hineinführen; als priesterl. Function: die Frauen (nach überstandenem Wochenbett) wieder in die Kirche einführen.

in-leidinge, Einführung; bildl: Anweisung.

in-liggen, einliegen, Einlager halten.

in-liven, einverleiben, einfügen.

in-lopen, 1. einlaufen, krimpen. 2. hineinlaufen.

in-losen, einlösen (ein Pfand).

in-loven, angeloben.

in-luden, einläuten.

in-manen, einmahnen, einfordern; bes. auffordern, das Einlager zu halten.

in-maner, der etwas zu fordern hat.

in-maten, inmassen, gemäss wie.

in-meten, einmessen.

inne, in, adv. 1. inwendig. 2. daheim, zu Hause; inne bruwen bêr, im Hause gebrautes Bier.

inne-becker, Hausbäcker, der im Hause bäckt, ohne der Bäckergilde anzugehören.

inne hebben, 1. enthalten. 2. refl. sik inne hebben, sich bei einer Sache verhalten, benehmen.

in-nemen, -nomen, 1. hinein, ins Haus nehmen; Verbannte oder Vertriebene wieder aufnehmen. 2. in Besitz nehmen. 3. annehmen, in Dienst, Bündnis etc. nehmen. 4. mit den Ohren empfangen, hören. 5. aufnehmen, ansehen, betrachten. 6. annehmen, festsetzen.

innen, sw. v. hinein (in sein Haus, seinen Besitz) bringen, sich aneignen. – Refl. sich hineinbringen, wieder hinein kommen.

inneren, sw. v. erinnern, machen, dass einer eines Dinges »inne« wird, überzeugen.

inneringe, Mahnung, Überführung, Beweis.

inne-sitten, 1. drin sitzen, den Genuss von einem Lehn, Amte etc. haben. 2. Hausarrest haben und in Folge dessen geschützt sein gegen Pfändung und gerichtliche Überantwortung in die Privathaft.

innet = in dat.

innewert, inwärts.

innich, fromm, andächtig.

innicheit, Frömmigkeit, Andächtigkeit, Erbauung.

innichliken, adv. fromm, andächtig.

innigen, adv. fromm.

inninge (innige, innie), f. 1. Innung. 2. Aufnahme in eine Innung.

inninge-mester, Gildemeister.

inninges-bule, Innungsgenosse.

in-noden, hinein-nötigen, einladen.

in-opperen, einopfern, unter Feierlichkeiten in ein Kloster geben.

inpas, m. Einschritt, Eingriff, Hinderung.

in-pedden, mit den Füssen einstampfen.

in-plichten, einpflichten, einem die Leistung einer Sache auflegen.

in-poten, einpflanzen, inserere.

in-potinge, Einpflanzung, Einpfropfung.

in-prenten, eindrücken, einprägen.

in-raken, (zufällig) treffen (raffen, zusammenscharren).

in-râm, Bestimmung, Festsetzung, Beschluss.

in-ramen, ins Auge fassen, zielen, bestimmen.

in-rede, Einrede, Widerspruch.

in-redich, -redisch, der seinen Rat mit dazu gibt; behülflich.

in-reisen, einziehen; Inf. subst. Einzug.

in-remmen, einrammen; bildl.: eintreiben, fühlen lassen?

in-rennen, (rinnen machen?) eingiessen?

in-renten, Ertrag abwerfen; durch Verpachtung nutzbar gemacht werden.

in-riden, 1. einreiten. 2. sich an einem bestimten Orte wegen einer Schuld zum Einlager, als Geisel, stellen.

in-rit, n. das Einreiten, Einzug (eines Fürsten).

in-riten, 1. einreissen. 2. intr. von übeln Gewohnheiten: überhand nehmen.

in-riven, einreiben.

in-ronnich, baufällig, ruinosus.

in-ropen, einrufen (zum Kriegsdienst); (in die Stadt) zurückrufen.

in-ropinge, Einberufung.

in-rumen, Raum, Platz gewähren; einräumen, gestatten.

in-rumich, einräumend, gestattend.

in-ruminge, Einräumung, Erlaubnis.

in-ruschen, auf jem. losstürzen.

ins = êns, eins, adv. einmal.

in-sage, Einspruch, Widerspruch; Einspruchsrecht; Duplik.

in-sament, zusammen.

in-sate, -sete (inste), m. Eingesessener.

in-sate, f. Einsetzung, Bestimmung, institutio.

in-saten, einsetzen, anordnen.

in-scheten, einschiessen, einspritzen.

in-scholdinge, der Einsturz des Deiches durch Andrang des Wassers.

in-schowen, als techn. Ausdruck bei den Handwerkern: einen Gesellen beim Meister unter dem üblichen Ceremoniell in die Arbeit weisen.

in-schriven, einschreiben, einzeichnen.

in-schrift, Inschrift; auch: Verzeichnis.

in-schroden, Weinfässer in den Keller rollen.

in-schult unde ûtschult, Credit u. Debet.

in-schuren, einscheuern, in die Scheune bringen.

in-seggen, 1. ansagen, angeben. 2. einsagen, Widerrede, Einwendungen erheben, entgegnen. 3. dringend vorstellen.

in-seggent, n. Einsprache.

in-settelse, n. das Eingesetzte; vom Deiche: das (neu) Aufgeworfene.

in-setten, 1. einsetzen. 2. hereinsetzen, einrücken. 3. angreifen (mit to). 4. einführen, anordnen.

in-setter, Urheber, Anstifter.

in-settinge, Einsetzung, Anordnung; das Setzen in Gefangenschaft, Verhaftung.

in-slach, Einschlag (bei der Weberei).

in-slân, 1. einschlagen. 2. einpacken. Refl. sich ins Mittel legen.

in-sliken, einschleichen.

in-sluten, einschliessen.

in-snede, Einschnitt, Schnitte.

in-soken, angreifen.

inspê werden = inspechtich werden.

in-spechtich, -spichtich, ansichtig werden.

in-spedich = inspechtich.

in-spêr, in-speringe, Sperrung, Hindernis, Einsprache.

in-sprake, 1. An-, Zusprache, Aufforderung. 2. Einspruch, Widerspruch.

in-spreken (st. v.) und in-spraken (sw. v.), 1. zureden, auffordern. 2. (rechtlichen) Widerspruch erheben. 3. verurteilen (zum Einlager). Ggs. lôs-spreken.

in-sprekinge, Zureden, Dreinreden.

in-sprengen, 1. einsprengen, dazwischen werfen. 2. hineinsprengen (intr.), hineinreiten.

in-sprenginge, Einsprengung, Einmischung.

in-staden, -steden, 1. den Eingang gestatten. 2. zulassen, erlauben, gestatten.

instadinge und instede, Zulassung, Erlaubnis.

in-stedigen, bestätigen, zulassen.

in-steken, hineinstecken; refl. sich hineinmischen.

in-stellen, einstellen (zu einem bestimten Termin).

in-stendicheit, inständiges Bitten und Anliegen.

inster, n. Eingeweide (des Schlachtviehes).

in-stigen, einsteigen, die Mauern einer feindlichen Stadt übersteigen.

in-stocken, anstacheln.

in-storten, hineinstürzen.

in-tal, Einrede, Widerspruch.

intalken?

in-tasten, hineintasten; boven i., sich gewaltthätig benehmen.

inte = into.

in-tellen, einzählen.

in-tên, 1. einziehen (intrans. u. trans.). 2. einziehen, mit einbegreifen. 3. ziehend machen (z. B. Gräben). 4. Vorbehalt machen.

intermos (-mesch), Zukost zum Gemüse.

into (verkürzt in inte, int), präp. mit Dat.; in, hinein (entst. aus in to).

in-toch, 1. Einzug, Einziehen, introitus. 2. im rechtl. Sinn: Vorbehalt, Einrede etc. 3. im techn. Sinne: Zug (Stück der Armbrust).

in-tochen, einziehen in ein Haus.

in-togelink, Einzügling, der aus der Fremde eingezogen ist.

in-togen, im Lande aufgezogen, einheimisch.

in-trecken, hineinziehen, hineinführen.

in-treckinge, im jurist. Sinne = intoch.

in-tredden, ein-, niedertreten.

intucht, f. 1. Einzucht, d. h. selbst gezogenes Vieh. 2. Einzeugung, Bezeugung. 3. = intoch.

in-tugen, ein-, bezeugen.

in-tunen, einzäunen, mit einem Zaun umgeben.

in-val, 1. Zufall, Vorfall (vgl. an-val). 2. Anbruch, Anfang. 3. Einbruch, Schaden, Nachteil. 4. in rechtl. Sinne: Eingriff in die Rechte eines andern, Hinderung, Einsprache etc.

in-vallen, 1. einen Einfall, Anfall, Angriff machen. 2. bildl.: hindernd eintreten; im rechtl. Sinn: Widerspruch, Einsage erheben.

in-vallich, i. werden, rückgängig.

in-vangen, einfangen; als techn. Ausdruck der Messerschmiede: die bewegliche Messerklinge am Rücken durch ein Charnier einschnappen lassen, dass sie fest steht.

in-varen, einfahren; einziehen in ein Land oder Haus.

invart unde ûtvart, Einfahrt und Ausfahrt.

in-vellich (= invallich), rückgängig; verlustig.

in-vindinge, Einrede.

invlessen, mit Flachs gemischt? (heden invlessen, Hede u. Flachs gemischt?)

in-vleten, einfliessen; bildl.: Einfluss haben.

in-vletinge, Einfluss.

in-vlicken (= invligen?), refl. sich einmischen.

in-vligen, (ein)ordnen, zusammenlegen, einpacken.

in-vlôt, Einfluss (eig. und bildl.).

in-vlucht unde ûtvlucht, Ort, wo jemand hinein- und herausflieht.

in-volgen, beistimmen.

in-vollich (d. i. involgich), beistimmend.

in-vorderen, einforderen; die Strafe für etwas fordern.

in-vorderer, Einforderer.

in-vore, Hereinfuhr.

in-voren, einführen; anführen (citieren).

in-voringe, Einführung; feierliche Einholung.

in-vorliven, einverleiben.

in-vretich, grimmig (= in-wrêtich?)

in-vunt = invindinge.

in-vurich, entflammt, zornig.

in-waninge, Wohnung.

in-wardich, einheimisch (einwärtig).

in-waren = inweren.

in-wech, Weg, der hineinführt.

in-wedden, als Pfand nehmen.

in-wegen, einwägen.

in-weldigen, in den Besitz eines Gutes, Erbes etc. setzen; refl. widerrechtlich in Besitz nehmen.

in-weldinge, Einsetzung in den Besitz.

in-welteringe, Hereinwälzen.

in-wendelik, inwendig; inniglich, von Herzen.

in-wendich, inwendig; als Präp. innerhalb.

in-wendicheit, das Innere, interiora.

in-wendichliken, inniglich; angelegentlich.

in-wendiges, adv. inwendig.

in-wer, Einsprache, Hinderung.

in-weren, von Gerichtswegen in Besitz setzen.

in-wer(r)inge = inwer.

in-werven, hinein-, herbeischaffen; einführen (in eine Gesellschaft); refl. sich anmelden vor Gericht, sich bewerben um Zulassung.

in-weser, der darin ist, Einwohner.

in-winnen, 1. erwerben. 2. mieten, heuern.

in-wirken, einwirken, hineinarbeiten.

in-wisen, gerichtlich einweisen in den Besitz oder in ein Amt.

in-wiser, der beauftragt ist, jem. in ein Lehn, Gut, Amt etc. einzuführen.

in-wisunge, Einweisung in einen Besitz etc.

in-wokeren, durch Wucher an sich bringen.

in-won, Verdacht.

in-wonen, bewohnen; fact. mit Einwohnern füllen.

in-woner, Ein-, Bewohner; Einwohner ohne volles Bürgerrecht.

in-wonlik, 1. bewohnbar. 2. ansässig.

in-wonlink, Einwohner.

in-wordes, einwärts (ins Land).

in-worp (-warp), Metallbeschlag an Thüren etc. zum Einhaken, Henge; auch als discus glossiert.

in-wretischeit, Schärfe.

in-wrogen, rügen, zur (polizeilichen) Strafe ziehen.

..io angehängt (an Subst.) im Ausrufe.

io (ie, i, jo, je, ju, gi), 1. je, immer, zu aller Zeit (von der Vergangenheit); auch von der wiederholten Thätigkeit in der Gegenwart. 2. distribut. bez. jedesmal. Vor Compar. io – io (so), je – desto. 3. Versicherung bez. (berührt sich mit jâ), durchaus, jedesfalls, sicherlich. Wiederholt ie ie (je je, jo je) bez. Verallgemeinerung.

(io-), ieher, jeher.

(io-, ie-), immer (um-, jumer, jummers, ummers, ummeren, jumber), 1. immer, jemals (von beginnender und zukünftiger Thätigkeit). 2 jedesfalls, sicher, gewiss.

(io-), jummermere, von nun an, immerfort.

io, ieto, s. jutto.

io- (iu-, je-, ioge-)welk, -welik, julik, jeglicher.

(io-), iewerlde (iewerie, giwerlde, juwerde), irgend einmal in der Welt, jemals, stets (von der Vergangenheit); iewerlde her, von jeher.

ippen- (ippe)cras, Gewürzwein.

iprump, Rohrdommel.

ir, gir- in einigen Verbindungen = iergen, z. B. irhande, irleie.

ir-, s. er.

ire = êr, n. Erz.

irisch (iresch, irsch), aus Irland; Tuch aus Irland.

irluftich, erlaucht.

irre(n)-môt = erre-môt, Widerwille.

irren, erren, sw. v. hindern, stören; sik irren mit, sich erzürnen mit.

irske (= ertseke), Hänfling.

îs, n. Eis.

îs-bên (eig. isch-bên), Eisbein, Hüftbein.

îs-borch, Eisburg.

ise (?), Blutegel.

isen, sw. v. das Eis aufhauen, aufeisen.

isenack, eine Art (viel gebrauchten) Kleiderstoffes (nach dem Fabrikationsorte Eisenach benannt?)

isern, isen, n. Eisen; eiserne Bande, Haft; Geräte aus Eisen; bes. Hufeisen; das (heisse) Eisen, das bei der Feuerprobe getragen oder begangen werden musste.

isern, eisern; beständig bleibend, beim Abgange stets wieder zu ersetzen.

iser(n)berner, (Eisenbrenner), Eisenarbeiter.

iser(n)bart, -bort, Goldamer, aurificeps.

isernhard, verbena; artemisia.

isernhôt, Eisenhut, Helm.

isernkrût, verbena.

isernkule, Eisengrube.

iser(n)menger, Eisenhändler.

iser(n)touwe, eisernes Gerät.

ises-vlôt, Eisflut, Eisgang.

îs-hoken (= -haken), Eishaken.

îs-jokel, Eiszapfen.

îs-kegel = îskekel = isjokel.

islik (ieselik), eslik, jeder.

isop, Isop; isepen-bêr, Bier aus Isop.

iste = deste.

îs-schulver, Eisscholle.

îs-spore, Eissporn.

is-welk = ichteswelk.

it, es; Verkürzung des Art. dat.

itlik, ittelik, 1. jeder. 2. (= eteslik) irgend ein.

ittol, s. jutto.

ittons (= nu tor tît), s. jutto.

it-wanne (itte-, ittes-, ettiswanne) = ichteswanne, früher.

itwelk, irgend einer; jeder.

itzing, jetzig.

itzstunt, jetzt, zur Zeit.

itzunt (-undes, -under), utzunt, jetzt, zur Zeit.

iveren, sw. v. eifern; mit Eifer betreiben; mit Eifer verfolgen; bestrafen.

iverich, eifrig.

iwe, Eibenbaum, taxus baccata.

iwenbôm, 1. Eibenbaum. 2. Epheu.

iwenholt, Eibenholz.

iwesche, Epheu, (h)edera.

iwlôf, ifflôf, ilof, auch eigloff, Epheu.

(iw-) iflôk?

J.

ja, affirmative Interj. jo ja jo, utique; zuw. Interj. der Klage, ja, jach!

ja-broder, Jabruder, der zu allem ja sagt.

jach = gach, ga, jach, schnell; Interj. der Klage.

jachmôt, auffahrendes Wesen, vehementia.

jacht, f. 1. Jagd. 2. Verfolgung der Feinde. 3. concr. die verfolgende Menge. 4. bildl. eifrige Nachfrage nach etwas.

jachtern, sw. v. wild umherspringen, einander jagen.

jacke, Jacke, kurzer Oberrock, diplois, wambosium; auch als militärisches Kleidungsstück, lorica.

jacken, sw. v. Part, gejacket, mit der Jacke bekleidet.

jagant, (Jachant), Hyacinth, ein Edelstein.

jagebarven, treibfischen zwischen zwei Netzen.

jagen, sw. v. 1. intr. jagen, eilen. 2. tr. jagen, verfolgen, Jagd machen auf.

jagenet, Jagdnetz, in das die Fische durch Schlagen des Wassers hineingejagt werden.

jagenetten, sw. v. mit dem jagenet fischen.

jage(n)thorn, Jagdhorn.

jage-richt, der dem Jäger herkömmlich zufallende Anteil am erlegten Wilde (Abfall).

jageschip, Jachtschiff, schnelles Schiff.

jaginge, Eile, agitatio; Jagdbeute.

ja-here, der immer zustimmt, Maulschwätzer.

jamer, jammer, m. und n. Jammer, Herzeleid.

jamerdal, Jammerthal.

jameren, sw. v. jammern.

jamer-heit, -(i)cheit, Jammer, Herzeleid.

jamerik, jämmerlich, elend, erbärmlich; adv. jameriken, jammerken.

janen, sw. v. gähnen, den Mund aufsperren, hiare.

janken, sw. v. schmerzlich winseln; stöhnend sich sehnen nach.

japen, jappen, sw. v. den Mund aufreissen, schnappen, stark aufatmen.

jâr, n. Jahr, ein quât jâr, Verwünschung, mlat. malannus. – Im techn. und rechtl. Sinne: (Plur.) die Jahre der Kräftigkeit, der Mündigkeit; jâr unde dach, die sächsische Verjährungsfrist von 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tagen; tom jare, jährlich; to jare, voriges Jahr, überh. früher. – ni(ge)jâr, Neujahrsgeschenke, encenia.

jâr-bôk, Jahrbuch (das ein Verzeichnis der jährlichen Einnahmen und Ausgaben enthält), Rechnungsregister für die Jahreshebungen etc.

jaren, sw. v. refl. zu seinen Jahren kommen, mündig werden.

jâr-gulde, Jahrgülte, jährlich zu zahlende Rente.

jâr-howik holt, Holz, das jährlich (zu eigenem Bedarf) gehauen werden durfte.

jarich, 1. zu seinen Jahren gekommen. 2. jährig, von diesem Jahre.

jarisch, jährlich.

jâr-junge, ein Junge, der seine Lehrjahre beim Lehrherrn hält, Lehrling.

jâr-knecht, Knecht, der auf ein Jahr gemietet ist.

jâr-koke, Neujahrs- (Roll-, Kroll)kuchen; dann überh. Festkuchen.

jâr-lank = jârlink.

jâr-lik, jährlich; adv. jarliken u. jarlikes.

jarlinges, alle j., alljährlich.

jâr-link, -linge, adv. in diesem Jahr.

jârmâl, n. die Zeit eines Jahres; to jârmalen, auf eine festgesetzte bestimte Reihe von Jahren; in jährlichen Terminen.

jârschar, f. der Abschnitt eines oder auch mehrerer Jahre, eine bestimte Reihe von Jahren; bes. die Anzahl der Reihe von Jahren, die man ein Grundstück etc. verpachtet oder verpfändet; na der jârschar, in chronologischer Ordnung.

jârsedich lant, Land, das alljährlich besäet werden kann.

jart (jarde, jarden), f. Bezeichnung eines Ackerstückes von unbestimter Grösse (fries. ierde, alts. gerde, Rute); wahrscheinlich 14-20 Ruten lang und eine Rute breit.

jart- (jartel)acker, Acker von der Grösse einer Jart.

jâr-tal, f. und m. 1. die Zeit eines Jahres, das ganze, laufende Jahr. 2. eine bestimte Frist, z. B. der Mündigkeit, der Lehnsmuthung etc.; up jârtale, in jährlichen Terminen.

jârtît, -getît, f. und n. die Zeit eines Jahres, alle jârtît, alljährlich. 2. die wiederkehrende Zeit eines Jahrestages, Geburtstages, bes. das jährliche Begängnis des Todestages; anniversarium.

jârverst, Jahresfrist = jârtît.

jaseggen, sw. v. zustimmen.

jaworden, sw. v. seine Zustimmung geben.

jawort, n. Zustimmung.

je und Zusammensetzungen s. oben io.

jecht, f. = gicht, Gicht.

jecht, offenkundig.

jechten, sw. v. gestehen, bekennen (= gichten).

jechtich = jecht.

jeckener, der eine Jacke trägt.

jeden, sw. v. gäten (sehr selten; weden ist gebräuchlicher).

jeder (jüdder), n. Euter.

jegen (gegen, kegen, tegen, tiegen) und jegens, präp. 1. räuml. gegen, gegenüber. 2. modal: bezeichnet ein Verhältnis zwischen zweien (wie wider), meist ein feindliches. 3. zeitlich: jegen dat, gegen die Zeit dass. – Verstärkt durch ent (enttegen) und to (togegen). – Adv. zugegen.

jegen-brêf, Gegenurkunde, antapocha.

jegen-deder, Contravenient.

jegen-dêl, m. Gegner = wedderpart.

jegenen (jegen), sw. v. begegnen, widerfahren; sich ereignen, doch in diesem Sinne gewöhnlich refl.

jegenheit, 1. Gegend. 2. Widerwärtigkeit.

jegeninge, Gegend.

jegen-ledder, Gegenleder, der Teil des Sattels, der jetzt Satteltasche heisst.

jegen(s)-man, Gegner.

jegenode (-ede, -et), f. Gegend.

jegenstal, Widerstand.

jegenvechter, Widersacher.

jegenwardich, -wordich, gegenwärtig.

jegen-wardicheit, 1. Gegenwart, jetzige Zeit. 2. Gegenwart, Anwesenheit, Beisein.

jegenwarliken, gegenwärtig.

jegen-wart, f. 1. Begegnis; bose j., Unglücksfall. 2. Gegenwart; to j., gegenwärtig.

jegen-wedder, widriges Wetter.

jeger, Jäger; jegere-pert, Jagdpferd.

jên (jein), st. v. gestehen, = gên.

jene (jenne, jonne, gene, gone), jener.

jene-halve, gênhalf, jenseits.

jenen = janen.

jenewise = jenegewise, irgendwie.

jenich (jennich, enich), irgend einer, aliquis; mit man verbunden jenichman.

jenigerleie, irgend welcher Art.

jen- (gen-, gin-, gon-, gun)sît, jenseits.

jeren-tocht, Dreckkanal, Abzugsgraben für das Schmutzwasser.

jetto, s. jutto.

jesse, Wamms, Jacke?

jicht = gicht.

jock, juck, m. und n. Joch; Brückenjoch; Mauernische?

jockwech, Feldweg, wo ein Joch Rinder oder Pferde gehen kann.

jode, jodde, Jude; in de joden setten, bei den Juden (den Geldverleihern) verpfänden; ût den joden losen, das bei den Juden versetzte Pfand wieder einlösen; in den joden stân, bei den Juden Pfänder haben etc.

joden, sw. v. Hasard spielen?

joden-appel, citrum, pomum acernum.

jodenheit, die Judenschaft, das jüdische Volk.

jodenhôt, Judenhut, ein spitzer (weisser oder roter) Hut, den die deutschen Juden im MA. tragen mussten.

joden-(spet), -spiss, Judenspiess; bildl.: unmässiger Wucher.

joden-tins, Steuer der Juden.

jodesche, Jüdin.

jodescheit, -schop, Judentum.

jodute, s. tiodute.

jof = of (ef, if), oder; wenn, ob.

joget (joecht), f. Jugend.

jogetborne, Jungbrunnen.

jogetlik, jugendlich.

Johannes. S. Joh. in der olieboden, d. i. der 6. Mai, St. Joh. to lichten oder des lichten = S. Joh. to middensomere, d. i. der 24. Juni (oder auch 26.); auch tritt Verwechselung ein mit dem 29. Aug., dem Tage der Enthauptung des h. Joh.

jokele, Eiszapfe.

joken, sw. v. jucken.

jolen, sw. v. jubeln, fröhlich sein.

jolle, f. Jölle, kleines Boot.

jope, f. Joppe, Wamms, als Stück der Rüstung; auch als Frauenkleidung.

jopener, der Joppen verfertigt.

jorde-bôk, liber jurium, Aufzeichnung der Renten und Gefälle, liber censualis.

josten, ein Küchengerät; welches?

jotol, s. jutto.

io-we, irgendwie.

jubilerer, Juwelier.

ju = juwe.

juche, f. Jauche, Brühe, Sauce.

juchei, m. ein Lebemann.

juchen, sw. v. schreien, juch rufen aus Freude oder Schmerz.

jucht, Juchschrei (als Scheuchruf)?

jucken (= joken), sw. v. jucken.

juckich, der Juck fühlt.

Judas-swêt, Judasschweiss, Angstschweiss.

juften, Juchten.

juk (gik, guk), euch; Dat. und Acc.

jul, m. (altn. iol), Weihnachtsfest (oder St. Johannisfest), Fest der Winter- (oder Sommer)sonnenwende.

jum, jun, ihnen.

jumber, jummer, s. iomer.

junfer (juffer), verkürzt aus junkvrowe.

jungen, sw. v. 1. jung werden. 2. Junge werfen.

jungelîn, Jünglein.

jungerman, 1. neugewählter Richt- (Rat)mann, im Ggs. zu olderman. 2. der zuletzt in eine Gilde Aufgenommene, der zu bedienen hat.

junk, jung; van junges, von Kind auf; to jungest, zuletzt; als Subst. Junges, Kind.

junkboren, Kind, Unmündiger.

junkdôm, Jugend, Jungheit.

junkheit, Jugend.

junkhovede = Kälber (s. hovet).

junker (juncher), junger Herr, Junker; der unmündige Lehnsherr.

junk-knecht, Jüngling.

junkvrowe, Jungfrau (auch junge Frau); von Männern, die keusch bleiben; humoristische Bezeichn. der Daumschraube, der (Bett)-Wärmeflasche, der Handramme.

junkvrowen-avent, Abend vor der Hochzeit, Polterabend.

junkvrowen-brôt, feines Weizenbrod?

Jutte (Koseform von Judith), allgem. Bezeichnung einer weiblichen Person.

jutto, d. i. iu-, io-, ieto, bisher, bis jetzt, bereits, ferner, lat. jam. (Neben dieser gebräuchlichsten Form sind auch noch in Gebrauch; jetto, gitto, juttol, jotol, ittol, juton[e], i[e]tons, jutuns).

juttonigen, adv. jetzt, bereits.

K.

ka, f. Dohle, monedula.

kabbas houwen, baratrare, d. h. ein baratro, Betrüger sein.

kabbeken, sw. v. kabbik fangen.

kabbelen, sw. v. zanken, dagegen reden.

kabbelit = gobelit, Becher.

kabbes = kabbik.

kabbeseren (?), vertreiben?

kabbik, kabik, Seemuschel (zum Kalkbrennen gebraucht).

kabel, m. Tau, bes. das grosse Schiffstau, Ankertau; kabelwise, nach Art eines Kabels gemacht.

kabeldanz, Schiffertanz.

kabelgarn, Garn zu (Anker)tauen.

kabelow (kabbelouw, kaplaw), m. Kabeljau.

kabuse, f. hölzerner Verschlag, bes. auf dem Verdeck der Schiffe, als Küche und Schlafstätte dienend; enges Gemach, Zelle.

kabûs-kôl, der (weisse) Kopfkohl.

kabûs-man, Kohlbauer.

kabussen-buwer, Kohlbauer.

kâch = kâk.

kachel, Kachel (zum Bau der Öfen).

kachel-oven, Ofen aus (irdenen) Kacheln.

kachelpot, Ofenkachel.

kachtele = katele, Stück Vieh.

kacke, Excremente.

kacken, sw. v. cacare.

kade, Griebe, quod remanet in patella.

kader, s. koder.

kaf, kave, n. Hülse des Getreides; ausgedroschenes Stroh; dann Spreu jeder Art; bildl. leeres, nichtiges Gewäsche.

kaf-hôp, Spreuhaufe.

kaf-krucke, Spreuharke.

kaf-porte, Spreu-thor (aus dem man den Unrat hinausschafft).

kaf-sack, Spreusack; als Schelte: Plaudertasche.

kage, s. koge.

kageden hoiken? (= kagelden h.) mit einem kagel, kogel?

kagel, s. kogel.

kagerel, umgesetzt für kageler = kogeler.

kagêren (kegêren), sw. v. schauen; herumgaffen.

kagêringe, das Gaffen.

kaje, Ufereinfassung.

kajute, f. Schiffskajüte.

kâk, m. Schandpfahl, Pranger.

kake (keke), von Menschen: Kinnbacke, Wange.

kakebille, eine Art Bier.

kakel (kekel), der Teil des Zaumes vom Kinn bis an den Hals.

kakelbunt, so bunt wie ein Hahn.

kakelen, sw. v. gackern (von Hühnern).

kakeler = kokeler, gokeler, Gaukler.

kaken, sw. v. an den Pranger stellen.

kakene, kake, s. kokene.

kâk-stên, Schandstein (s. stên).

kâkwien, die Gerichtsstätte einweihen?

kal, Qual.

kalander, Kalandsbruder.

kalant, m. urspr. eine religiöse Genossenschaft (sodalitas ad pias causas), die sich an jedem ersten des Monats versammelte; später jede (geschlossene) gesellige Vereinigung; auch ihr Gebäude und Gelage; im schlimmen Sinne: üppige Schmauserei.

kalantbule, Kalandsbruder.

kald- (kall-, kold-, kol-)unen, Eingeweide, scrotinium (gew. im Plur.)

kaldunenwascher, der die Eingeweide reinigt.

kalewe (kalwe), Glatze.

kalite (eig. polnisch), (Geld)beutel, Tasche; Korb.

kalk, n. Kalk; in den k. komen, bildl.: unglücklich werden.

kal-kabus, Behältnis für Kohlen.

kalk-beker, Kalkbäcker, d. h. Kalkbrenner.

kalk-bernere, Kalkbrenner.

kalken, sw. v. mit Kalk bedecken, bestreuen.

kalk-erz, Kalkstein.

kalk-hâr, die durch Kalk von den Fellen losgebeizte Wolle.

kalk-kuven, Kalkkufe.

kalk-rose, (-rese), f. Kalkröste, ein Stoss von Kalksteinen und Holz, schichtweise auf einander gesetzt zum Behuf des Kalkbrennens, calcina, calxitorium.

kalk-sleger, der den Kalkstein zerschlägt.

kalk-stoter, Kalk-stosser, -bereiter.

kalkunsche nut, Cocosnuss? (kalkunsche hân = kûnhân, welscher Hahn).

kalk-wulle, die durch Kalk von den Fellen losgebeizte Wolle.

kallen, sw. v. 1. intr. sprechen, sich unterreden, sermocinari; in üblem Sinne: schwatzen. 2. trans. berufen, vorladen.

kallinge, Gespräch; Geschwätz; multiloquium.

kalmin, Galmei.

kalf, n. Kalb.

kalven, sw. v. kalben.

kalver-mân, Kälbermonat: Januar.

kalver-strote, Kalbskehle.

kalves? (zum Schiffssegel).

kalves-vôt, Kalbsfuss (up kalvesvôten gân, mit eingeknickten oder einwärts stehenden Beinen gehen).

kalf-vel, Kalbsfell; -vlêsch, -fleisch.

kam, m. (Hahnen)kamm; Grenzstein, der kammartig hervorragend ist.

kâm, m. Kahm, Schimmel auf Flüssigkeiten.

kamede wulle, Kammwolle (die längste und feinharigste).

kameide?

kameie, Floss, ratis, schedia.

kamêls-lûs, s. elefantenlûs.

kamer, f. Kammer, als Aufbewahrungsort der Gelder, Dokumente etc.; Gerichtszimmer; Hebungszimmer; Schlafzimmer; Gefängnis. – Im Geschützwesen: Höhlung im hintersten Teil der Geschütze, zur Aufnahme der Pulverladung (früher selbständige Stücke, die geladen ans Rohr befestigt wurden).

kamer-âlke (Kammer-Adelheid), Kammerzofe.

kamer-dôk, Kammertuch, die feinste Leinwand (aus Cambray, Cameracum).

kamerer, kemerer, m. der die Kammer, d. h. das ganze Geld- und Rechnungswesen einer Gemeinde unter sich hat; vornehmer Diener eines Fürsten; (fem. kamerersche, pedissequa).

kameret, Trinkhaus, Spielhaus.

kamer-gewant, -want, Gewand, das man in der Schlafkammer gebraucht, Bettzeug.

kamerie, kemeri(g)e, f. Kämmerei; Amt eines Kämmerers.

kamer-knecht, Kammerdiener.

kamer-lectie, Gardinenpredigt.

kamer-loge, Kammerlauge, euphem. für Urin.

kamer-meister, Oberkämmerer.

kamer-scholer, Kammerschüler, d. h. Schüler einer Gesangskapelle?

kamer-wagen, der Wagen, der auf der Reise die fürstliche Kammer (Gewand, Kleinodien, Silberzeug etc.) führte, pilentum.

kamich, mit Kahm überzogen.

kamîn, Kümmel.

kamp, m. ein eingezäuntes Feld (als Ackerland, Weide, Wiese, Hölzung etc. dienend); kosters kamp, Kirchhof.

kamp, m. und n. Kampf, bes. der gerichtliche Zweikampf.

kampen, sw. v. kämmen (kampeln), von der Wolle und wollenen Gewändern.

kampernôl, Champignon, Schwamm, fungus.

kamperwunde = kampwerdige wunde.

kampkot, ein Kleiderstoff (= kamelot?)

kampvechtinge, Zweikampf.

kampwîn, (Wein von den Traubenkämmen), Tresterwein, Nachwein.

kamp-werdich (-wordich, -ordich), wert, dass man deshalb einen gerichtlichen Zweikampf verlange oder eingehe, bes. von Wunden.

kanaster, Korb.

kandelâr (-ler), Leuchter, candelabrum.

kandel-garn?

kane, m. Kahn.

kanenblok, Holz zu Kähnen, oder das auf Kähnen angebracht wird?

kanîn, n. Kaninchen; kanînde-vel, Kaninchenfell.

kanives (engl. canevas), grobe Leinwand (aus Hanf).

kannêl, m. Zimmet.

kannen-geter, Kannengiesser, d. i. Zinngiesser.

kant, m. und kante, f. Ecke, Winkel, Rand.

kanze (kanse), f. (gute) Gelegenheit, opportunitas; aus mlat. cadentia, Wurf im Würfelspiel, guter oder schlechter Ausgang; engl. und frz. chance (entstellt in schanze); bi k., bei Gelegenheit, durch einen Zufall.

kâp, ein Gewicht von 8 Liespfund.

kapehorn?

kapel-hûs, Kapelle.

kapelle (frz. coupelle), f. Schmelztiegel.

kapellen, kapelleken = iuncvrowen har, capilli Veneris.

kapen, sw. v. gaffen (ohne bösen Nebenbegriff).

kape-spil, Schauspiel.

kaphane, m. Kapaun.

kaphoiken, Mantel mit einer Kapuze.

kapinge, Anblick, Schauspiel.

kapinge = kap(e) (holl.), Stange oder Bake als Seezeichen.

kapittel, n. 1. (Dom)kapitel, Versamlung des Kapitels. 2. (Kapitel, Abschnitt) = Strafpredigt.

kapittelen, sw. v. Sitzung des Kapitels halten; tadeln, schelten.

kapnar, der mit einer kappe versehene Narr (= Mönch).

kappe, f. langes Oberkleid, das auch den Kopf bedecken kann, bes. Mönchsgewand, Kutte; später die Kopfbedeckung allein, bes. die Narrenkappe.

kappe-, kaplaken, Tuch zu einer Kappe, Manteltuch; Trinkgeld (des Schiffers, das ihm über den bedungenen Lohn von jeder Last gegeben wird; engl. hat-money); überh. das, was überher gegeben wird.

kappel-ammet, eine nicht näher bezeichnete Dienststelle im Domkapitel (Osnabrück).

kapellên, Nebenform zu kappellân.

kappen = bekappen, zum Mönche machen.

kappen-, kapkogel, Kapuze an der Kappe, cuculla.

kapperon (frz. chaperon), Kappe, Kapuze, capitium.

kappûn, m. Kapaun.

kappunen, sw. v. zum Kapaun machen, castrieren.

kapstange, Signalstange?

kapvenster, Guckfenster, kleines Dachfenster.

kar (kare), n. Geschirr, Gefäss, Korb.

karacter, im Plur. Schriftzeichen zauberhafter Art.

karasze = karacke, krake?

karbunkel, hochroter Edelstein, der auch in der Nacht leuchtet.

kâr-busse, Büchse, die auf eine Karre gelegt wird, d. i. Kanone.

karch, karich, kerch, listig; sparsam; geizig.

(karcheit), karicheit, Sparsamkeit, Geiz.

karch-, karichliken, sparsam, geizig.

karde, Kardendistel, virga pastoris.

karde, das Werkzeug der Tuchmacher zum Kämmen, Krempeln der Wolle; auch Werkzeug der Schuster.

karde, karte, f. Karte; kardelspil, ludus cartaceus.

kardêl, s. kordêl.

karden, karten, sw. v. (das Tuch) kratzen.

karden, karten, sw. v. Karten spielen; ein intrigantes Spiel einfädeln.

karder, karter, Kartenspieler.

kare, f. Karre, biga; zweirädriger Wagen.

kare maken, eine Art Würfelspiel?

karine, karene, vierzigtägiges Fasten, quadragena; dann überh. schwere Busse.

karine, Gefäss? (= kar?)

karinge = koringe, Erbrechen.

karline, Mandat; eig. (lex) Carolina.

kârman, Plur. -lude, Kärrner.

karmen, s. kermen.

karnap, Ausbau, Vorsprung am Hause, Erker.

karnappen, sw. v. (von Kleidern) ausbauschen, aufpuffen?

karne (karene), Nebenform zu kare; als Mass (= 20 Himten).

karnen, s. kernen.

karnoeffel, ramex carnosus; (Netz-, Darmbruch).

karnuffelen, sw. v. Karnuffel (ein beliebtes Kartenspiel) spielen.

karnut, s. kornute.

karok, f. Dohle oder Krähe.

karpe, m. Karpfen.

karpe, hölzerne Kiste.

karrenberger, eine Schelte (woher?) (wendehoike unde karrenberger).

karsaten, entstellt aus cruciaten (Münze mit einem Kreuz).

karsch, munter, frisch, bei Kräften.

karsten (kassen), sw. v. zum Christen machen, taufen (karsten = Christianus).

karteke, ein Kleiderstoff.

kartêl (d. i. quarteel, quarta pars), Quart.

kartise (kartse), Wachslicht, Wachsfackel (= tortise).

kartouwe, Kartaune, ein grosses Geschütz.

kartuse (karduse), Kanonenpatrone, aus frz. cartouche.

karuske, -russe, Karausche.

karve, Feldkümmel.

karwe, carum carvi, Karbe, Karbei.

kas-anker, was für ein Anker?

kasbal (d. i. kaets-bal), Fang-, Spielball.

kasbere (= karse-, kersebere), Kirsche.

kase, f.? (III bedde up der kasen. Invent.)

kase (altfr.), Streit, Zwist, Schlägerei.

kasel (lat. casula), m. das Messgewand (aus schwerem Seidenstoff, früher ermellos).

kaspel, s. kerk-spel.

kast (kass, kaste), f. und m. Aufbewahrungsort oder -kammer, Behälter; Reliquienschrein; Einfassung eines Edelsteins im Ringe, pala; Brautkiste; Loch, Gefängnis; als Mass.

kastêl, n. das (hohe) Hinterteil des Schiffes; eig. die hölzerne Brustwehr.

kasten, sw. v. in den Kasten (Kasse) zahlen.

kastener, Kästner, Kassenführer.

kastett, umgesetzt für stacket.

kastûm = kostûm, 1. Kostüm. 2. Zolleinnahmen, engl. customs.

katêl(e), (bewegliche) Habe, bes. Vieh, engl. cattle.

kater, Kater; Name eines gewissen Bieres.

katrepel (-ropel), vielerwärts eine Bezeichnung gewisser abgelegener Örtlichkeiten; Ursprung dunkel.

katte, f. Katze; de katten holden (Katz halten), gefangen sitzen; Art (Korn)wurm; in der Belagerungskunst Name eines auf Rädern stehenden Sturmwerkes.

katten-druve, Katzentraube, Mauerpfeffer, sedum.

kattengelt, (Trinkgeld?)

kattengolt, das aus den Kirschbäumen triefende goldgelbe Harz, gummi; auch katten-klaar (glar).

kattenkervel, fumiterra.

katten-kint, junge Katze.

katten-klawe, daucus.

katten-klôt, evonymus europaeus, Spindelbaum, Pfaffenhödchen, Katzen-Hahnenklötchen.

katten-krût, Katzenkraut, nepita.

katten-pat, Katzenpfad, Schleichweg.

katten-ridder, der im Kampfe mit Katzen zum Ritter wird.

katten-stede, f. Katzenstelle (beim Heerde).

katten-stert, Katzenschwanz; nicht enen k. = gar nicht; Name der Pflanze equisetum.

katten-toch, dat k. holden = de katten holden, gefangen sitzen, sich in Geduld fassen?

katten-vat, Gefäss für die Katzen.

katten-wort, crassula.

katzen (d. i. kaetsen), sw. v. Fangball spielen.

kan, Behältnis (z. B. Vogelbauer).

kauseke, s. kowse.

causeren, sw. v. (causari) verhandeln.

kavel (kovel), Kiefe, Kiefer, Gaumen, palatum.

kavele, f. zum Loosen zugerichtetes Holz, gew. mit runenartigen Zeichen versehen; dann überh. Loos; Loosteil, bes. vom Holz gebraucht (auch von stehenden Stämmen).

kavelen, sw. v. loosen, durchs Loos abteilen; verloosen; abmessen, beurteilen; durchs Loos (Geschick) günstig zufallen.

kavelholt, Parzele einer Gemeindewaldung.

kavelinge, f. 1. Teilung durchs Loos; dann überh. Teilung, Abmessung. 2. das Abgemessene, Abgeteilte, Abteilung.

kavent = kovent, 1. Kloster. 2. gemeines Bier.

kawi! Interj. der schmerzlichen Überraschung.

kaz, kaiz, Scheuchruf für Katzen.

kebbese, f. kleiner Kasten oder Körbchen.

keck = quick, lebhaft, munter; kühn.

kedele, m. Kittel, tunica lintea.

kedene, kede, f. (m.) Kette.

keder (altfr.), m. Verkündiger, Ansager; Gerichtsperson.

kedinge, Kettung, catenatio.

kegel, m. Kegel; kegel schêten, Kegel werfen, kegeln.

kegeler = kogeler, kocheler, Gaukler.

kegelken, Dem. zu kegel; techn. Ausdruck in der Apotheke für runde, spitz gedrehte Arzneistückchen.

kegeringe = kageringe, Schauen.

keie, keige, f. Wurfspiess; Speer.

keiser, Kaiser; des keisers vrowe, die Himmelsherrin, Maria.

keiserinne, Kaiserin; k. des hemmels (und der helle), die Mutter Gottes.

keiserlik, kaiserlich, herrlich.

keiservri, frei von Kaisers (und Reichs)wegen.

keke, kake, f. Gaumen, Kehle, bes. Fischkieme; Kinnbacke.

kekel, Eiszapfen.

kekel-reme, das Zungenbändchen.

keken, sw. v. die Kinnbacken rühren, schwatzen; dazu als Iterat. kekelen, zanken.

kekeren, kecheren, Wicke, citrulli.

kelder = keller, m. Keller.

kêl, Bucht (des Meeres).

kele, f. Kehle; Kehlpelz.

kele, calminum, surgula (d. h.?)

kelebrade, das Bratstück von der Kehle, dem Halse des Tieres, decallo.

keleken, Hollunder-, Ahlhorn-, Fliederblumen.

kelensteken, sw. v. die Kehle, den Hals abschneiden, jugulare.

kelk, kellik, m. Kelch.

kelle, f. Kelle, bes. Maurerkelle.

kelleman, der mit der Kelle arbeitet, Maurer.

kellen, killen, st. (selten sw.) v. Qual, Schmerz verursachen, weh thun.

keller (zu qualen), dicke Milch.

keller, m. Keller, als Gefängnis; der deve k., der dustere k.

keller (kelre), m. Kellermeister, cellarius; bes. in den Klöstern.

keller-bêr, eine geringere Sorte Bier.

kelleren, sw. v. in den Keller legen.

keller(s)hals, 1. Kelleröffnung auf die Strasse, Kellerdach. 2. Name einer Pflanze, laureola, calida aureola.

keller-hure, Kellermiete.

keller-louwe, (Wein)kellerpächter, Weinwirt? (vgl. krân-louwe).

keller-schrade = keller(s)hals?

kell-, killinge, Schmerz, das Wehthun.

kelmin, Galmei.

kelner, der Keller-aufseher (in Klöstern).

kelnisse = kellinge.

kelp, (kolbiger) grober Gesell, dummer Mensch (als Schelte).

kel-stên, Stein für die Kehle des Daches.

kemant, kemants, keiner.

kemeling, eine Art Zeug (Kamelot?)

kemenade, kemnade, -nede, f. urspr. heizbares Gemach; dann bes. Wohn- und Geschäftszimmer der Vornehmen; dann einzeln stehendes (Stein)haus, Angebäude am Hause; Aufbewahrungsstelle (Kammer, Schrank).

kemener, kemmer (kermer), Kämmerer, cubicularius; der die Kammer, das Rechnungswesen eines Fürsten oder einer Bürgerschaft unter sich hat; fem. kemenersche, kemersche, Kammerfrau.

kempe, der zahme Zuchteber.

kempe, kampe, m. Kämpfer, Kriegsmann; bes. der Zweikämpfer im gerichtlichen Kampf, den man für Geld mietet.

kempen, sw. v. eichen, mit dem Brandzeichen versehen (zur Beglaubigung des richtigen Masses und Gewichtes).

kempen, sw. v. kämpfen, pugillare.

kemper, Kämpfer, pugil.

kemplik, zum Kampfe gehörend; adv. kempliken, nach kempers Weise.

..ken und ..sken, Deminutivendung.

kên, die Frucht der Tanne, Tannapfel; Kienholz.

kenappe?

kenbarlik, erkennbar, sichtbar.

kenne (kên), adj. und adv. scharf.

kenne = kennis, Kenntnis.

kenne-, kinnebacke, f. und m. Kinnbacke.

kên-brôk, Kien- (Tannen-)bruch.

kennen, sw. v. 1. kennen, wissen; to kennen geven oder dôn, zu wissen thun, wissen lassen. 2. erkennen (vom Richter). 3. anerkennen, bekennen; als Recognitionsgebühr geben.

kennesher (kentnisher), der in einer streitigen Sache das Erkenntnis gibt, Schiedsrichter.

kennewart, Kennzeichen.

kenninge (kendinge), f. 1. Kenntnis; richterliches Erkenntnis. 2. Kennzeichen, Merkzeichen. 3. in der Schiffersprache eine gewisse Strecke Weges (12-18 Seemeilen).

kense = kentenisse.

kenselere, Kanzler.

kensenere, Nebenform zu kenselere.

kentlik (kenne-, kenlik), 1. offenbar, notorius. 2. bekennend, zugestehend; adv. kentlike(n).

kentenisse (kennis, kantenisse), 1. Kenntnis, Auskunft. 2. Erkenntnis (rechtlich).

kêp, f. Kerbe.

keper, Zeug, bei dem die Fäden der Kette mit denen des Einschlags sich scheinbar kreuzen.

kepere, m. Aufseher, custos.

kepere, m. der Balkenkopf; dann überh. Balke, Stützenträger; Maschine beim Rammen oder im Kriege.

kerde (= kerede, kere), f. Wendung; Reihe.

kere, f. 1. Wendung; in kener kere, in keiner Weise; ût der kere, aus der (richtigen) Wendung, aus der Richtung; to kere gân, sich wenden und drehen; wunderliken to kere gân, sich wunderlich benehmen. 2. (Auskehrung), Wiedererstattung.

keren, sw. v. fegen, purgare.

keren, sw. v. I. intr. 1. wenden, sich erstrecken, reichen, aufhören. 2. sich wenden, zurückkehren. 3. sich abwenden. 4. sich hin und her wenden, Verkehr haben. II. trans. 1. kehren, wenden. 2. verwenden, anwenden. 3. übersetzen, vertere. 4. hindern, wehren. 5. wieder ersetzen, vergüten. III. refl. sich wohin begeben; sik keren an, sich kümmern um.

kerf-exe, Kerbaxt, kleines Beil zum Kerben.

kerf-houwer, der mit der Kerbaxt arbeitet, Steinhauer, latomus.

keringe, 1. Wiederkehr. 2. Wendung (des Windes).

kerkbort, eine Sorte Holz.

kerk-dore, Kirchenthür.

kerke, karke, f. Kirche.

kerke (karke), lat. kerka, ein Gewicht: carka = 400 livres.

kerkenbôk, Kirchenbuch; Gebetbuch, Agende?

kerkenbrekere, Kirchenräuber, -dieb, sacrilegus.

kerkenere, m. Kirchner, Küster.

kerkenere (kerker, karker), m. Kerker, Gefängnis.

kerkeneren, sw. v. einkerkern.

kerkengicht, Patronat.

kerken-krôch, Kroch, der der Kirche gehört.

kerken-sleper, Kirchenschläfer, d. h. der nachts in der Kirche schläft zur Bewachung.

kerker = kerkhere, Pfarrer.

kerk-gank, Kirchgang (der Frauen nach dem Wochenbett).

kerk-here, Pfarrer.

kerk-hof, 1. Hof, der der Kirche zugehört, Landgut der Geistlichkeit. 2. Kirchhof; umme k. gân, in Prozession um die Kirche ziehen.

kerk-mester, Kirchenvorsteher, Provisor.

kerk-nemet, Kirchengeschworner.

kerk-recht, Kirchenrecht; die Ceremonien bei der Leichenbestattung oder beim Sterben.

kerk-, kerken-, kermisse, f. die jährlich zum Gedächtnis der Stiftung eines Gotteshauses gefeierte Messe; der an diesem Tage abgehaltene Jahrmarkt; das an diesem Tage übliche Geschenk.

kerken-missenvarer, der Händler, der die Kirchmessen (Jahrmärkte) besucht.

kerk-slach, Belegung der Kirche mit dem Interdict.

kerk-slotel, Kirchenschlüssel (auch als Petschaft dienend).

kerk-sparre, grössere (Dach)sparre.

kerkspel(s)-man, der zu einem Kirchspiel gehört; kirchliches Gemeindemitglied.

kerk-spel (kark-, ker-, kar-, kes-, kaspel), Kirchspiel; kerkspels (kaspels)-karke, Kirchspielskirche.

kerkspel-kint, kirchliches Gemeindemitglied, Beichtkind.

kerkspels-pape, der Pfarrer der Gemeinde.

kerk-sprake, Verkündigung von der Kanzel.

kerk-trock (d. i. treck), Zug zur Kirche, Kirchgang.

kerk-upslach, Verlobung in der Kirche.

kerk-vart, Wallfahrt zu einer Kirche.

kerk-wiginge, Kirchweih.

kerle, m. ein Kleidungsstück = Tabbart, langes Kleid.

kerle, m. 1. ein Freier nicht ritterlichen Standes, ein Mann von niederem Stande. 2. kräftiger Mensch, Herrscher.

kerleman, ein roher, ungeschliffener Mensch.

kermen, karmen, sw. v. wehklagen, jammern.

kerne, karne, Nebenform zu kerve, Kerbstock, Kerbholz.

kern(e), f. (und m.?) Kern.

kerne (karne, kirne), Butterfass, worin gebuttert wird.

kernen, karnen, sw. v. kerben, kappen; auf den Kerbstock schreiben, dicare.

(kernen, karnen, sw. v. Butter bereiten.)

kernen, Nebenform zu kêsen, wählen.

kerne-stock, Kerbstock.

kerren (karren), sw. v. knarren, stridere.

kers- (kars)dach, der h. Christtag, Weihnachten.

kers-drank, Kirschtrank.

kerse, karse, f. Kresse, nasturtium.

kerse (kers, karse), f. Kerze.

kerse, f. Kirsche.

kerse- (kars-, kas)bere, Kirsche; kerseber- (und kerse-)bôm, Kirschbaum.

kersengeter, Kerzengiesser.

kersenlecht, Kerzenlicht (tautolog.)

kerse-pôl, Kressenpfuhl, Kressenteich, -graben.

kers-nacht, Christnacht.

kerst, karst, kirst, Christus.

kerst-drank, mellicratum (vinum melle mixtum).

kerstel-dwele, Tauftuch.

kerstelik, christlich.

kerste-man, Christenmensch.

kersten (karsten, kirsten), christlich.

kerstenen, karstenen, sw. v. zum Christen machen, taufen.

kerstes-misse, Christmesse.

kersthans = Christian Hans, sprichw. wie Hinz und Kunz.

kerstiniken-krût, Herba Conyzae.

kerstock (d. i. kerst-stock), Weihnachtsstock, der zu Weihnachten zum Festfeuer auf dem Herde gebrannt wird.

kerte = kerse, Kerze (das s ist fälschlich in t transponiert).

kerf, n. = kerve, Einschnitt, Stück, Abteilung.

kerve, karf, f. Kerbe, Kerbholz, anticopa, apoca.

kerve, f. Fischreuse, Fischnetz.

kervelde, cerifolium.

kervele, acus muscata.

kerven, st. und sw. v. einschneiden, einhauen, kappen.

kerve-stock, Kerbstock.

kervich, gekerbt.

kêse, m. Käse.

kesebotter, eine Art Schmierkäse (von getrockneter, saurer Milch); auch pot-kese genannt.

kesen, st. und sw. v. 1. sehen, bemerken; den dôt k., sterben. 2. ausersehen, wählen; sîn beste k., sein Heil suchen; auch mit d. Präp. up und to. 3. einen kôr festsetzen, statuere.

keser, m. Wähler.

keser-, kesser-, kiser-, keselink, m. Kiesel, Feuerstein.

kese-vat, Fass, um den Käse zu bereiten, Käseform.

kesinge, Wahl.

kesken, Dem. zu kede, Kettchen.

kesser, kleines Handnetz zum Fischfang, Käscher.

ketel (kettel, kotel), m. Kessel; up den k.; bei Strafe des Kesselsiedens.

ketel-bêr, Hausbier im Kessel gebraut (nicht in der Braupfanne).

ketel-boter, Kesselflicker.

ketel-bunge, Kesselpauke.

keteler = ketel, Kessel.

ketelere, Kesselmacher.

ketel-hâl, Kesselhaken.

ketel-hôt, Kesselhut, Eisenhut, Helm, galea, galerus.

ketel-lapper, Kesselflicker.

ketel-trumme, Kesseltrommel.

ke- (kei-, ka)tîf, Elender, Schelm, Schurke; infelix, nequam, frz. chétif; dazu adj. ketivich.

kette (bei den Kürschnern)?

kettel, m. Kitzel.

kettelen, sw. v. kitzeln.

kettelinge, Kitzel, titillatio.

ketter, Ketzer; kettersche, Ketzerin.

ketteren, sw. v. verketzern.

ketterheit, ketzerisches Wesen.

ketze, eine Art Schiff.

keuwen, sw. v. kauen.

kevel = kever, Käfer (Wurm, Raupe).

kevelen (kibbelen, kabbelen), sw. v. laut schwatzen, in Wortwechsel sein, altercari.

keveler, der mit einem andern im Wortwechsel ist, disceptator.

kevelinge (kibbelinge), Wortwechsel, rixa, disceptatio.

keves-kint, Kind einer Kebse.

keves-sone, Sohn einer Kebse, unehelich.

kibbelen, s. kevelen.

kibben = kiven.

kichen, sw. v. keuchen, schwer husten.

kidderen, sw. v. schwatzen, garrulare.

kiffe, s. kuffe.

kike, f. Feuerstübchen (zum Fusswärmen).

kiken, sw. und st. v. gucken, sehen.

kiker, (in Holstein, Fehmarn) eine Heerdvorrichtung.

kiker, m. Zuseher, Zuschauer.

kîk-venster, Guckfenster, Guckloch.

kil (kel), m. Kiel; Schiff.

kîl, m. Keil.

kilen, sw. v. mit Keilen befestigen.

kilhacke, f. eisernes Instrument mit keilförmigem Eisen zum Aufhauen.

kime, kine, m. 1. Keim. 2. Schimmel, Kahm.

kimen, kinen, sw. v. keimen, pullulare.

kimich, mit Schimmel oder Kahm bedeckt, mucidus.

kim-isern, Beil der Böttcher, dann überh. anderer Holzarbeiter, ascia.

kimke, hölzernes Gefäss mit einem Boden, Kübel, Eimer etc.

kimker, der kimken verfertigt.

kimme, f. der äusserste Rand; Horizont.

kimmel, Knebel, post(past)omis.

kimmer, kiemer, Böttcher, der grosse Kübel und Gefässe macht.

kim-werk, Böttcherarbeit (bei der die Dauben in den Boden eingefügt werden).

kin, kinne, m., selten n. Kinn.

kîn, n. das harzvolle Holz der Kiefer.

kindel-bedde, n. Kindbett.

kindel-beddesch, im Kindbett liegend.

kindel-bêr, Kindbier, Kindtaufsschmaus.

kinden, sw. v. schwanger sein.

kinder-dedinge, Kindereien, Kindermährchen.

kinder(s)kint, -kinde, adv. von Kind zu Kinde, in linealer Erbfolge.

kinder-kerstinge (karst-, kassinge), Kindtaufe, durch welche ein Kind zum Christen gemacht wird.

kinder-kostinge, Kindtaufsschmaus.

kinder-lot, Gewürzbeutel (als Patengeschenk).

kinder-mome, Hebamme.

kinder-stede, matrix.

kinder-treck, Zug der Paten u. Frauen zur Kindtaufe.

kindesch, kindlich; jung.

kindes-vôt (Kindesfutter?), Zuckerwerk, welches nach der Entbindung den besuchenden Frauen vorgesetzt wurde; die am Weihnachtsabend ausgelegten Garben (Weihnachtsgabe des Christkindes).

kindoken, sw. v. das Kinn mit einem Tuche bedecken.

kinkhorn, Schneckenhaus, conchile; Posaunenschnecke.

kinke, eine (gewundene) Schnecke; die Windungen, Falten oder Augen, die ein Tau, Faden etc. von selbst schlägt.

kinkhoste, der kurze, trockene Husten. (kinken, anhelare).

kin-klovich, der ein gespaltenes Kinn, Grübchen im Kinn hat; von den Augen?

kint, n. Kind; mit kinde sîn, schwanger sein; de schipher u. sine kindere, d. i. Matrosen.

kint-bar, die ein Kind geboren hat.

kint-budel, Beutel (mit Gewürz, Kleinodien etc.) zum Patengeschenk.

kint-gedinge, Teilung der Kinder höriger Eheleute unter die Herren.

kintheit, Kindesalter, kindisches Wesen.

kintlik, 1. kindisch. 2. kindlich; adv. kintliken.

kip, der Zipfel an der Kapuze, liripipium.

kip-ars, intertrigo, s. g. Wolf (beim Gehen oder Reiten).

kipe, f. Kiepe, ein grosser, langer Korb, cophinus.

kip, ein Packen Felle; auch vom Flachse und andern Sachen, nam. Fischen (die Grösse lässt sich nicht genau angeben). Auch in der Form kop und kap.

kiper, Aufseher (über die Fischerei).

kippen, sw. v. ausbrüten.

kirsei, karsei, frz. carisée, engl. kersey, ein grobes, wollenes gekreuztes Zeug.

kiste, keste, f. Kiste, Kasten, bes. zur Aufbewahrung des Geldes, der Gefangenen und der Irren.

kisten-gerede, n. Kistengerät, Sachen, die in der (Braut)kiste aufbewahrt werden.

kisten-here, Verwalter des Schatzes.

kisten-kiker, der in die Kisten guckt, d. i. Zollaufseher.

kisten-kussen, die Polster, mit denen die Kisten, die an den Zimmerwänden waren und zugleich als Sitze dienten, bedeckt waren.

kisten-maker, Kistenmacher.

kisten-man, Plur. -lude, die Geldbesitzenden, Vermögenden.

kisten-pant, bewegliches Pfand.

kisten-ware, Effecten, die in Kisten oder Truhen (einer Braut) aufbewahrt zu werden pflegen, Ausstattung.

kitzen, ketzen, f. ein kleines, an ein anderes Haus oder Zimmer angebautes Gemach, Nebenwohnung.

kîf, m. Zank, Streit, Krieg (mit Worten und mit Waffen).

kîf-achtich, streitsüchtig.

kiven, st. und sw. v. zanken, streiten, sowol vom Streit mit Worten als mit Waffen.

kivenibbe, Streitschnabel, d. i. Zänker.

kiver, Zänker, Streiter.

kiverne, zu streiten geneigt, streitsüchtig, contentiosus.

kivinge, Streit, contentio.

kivisch, voll Streit.

kivit, kiwit, m. Kiebitz; auch Name eines Schmetterlinges?

kîf-lik, streitig.

kîf-sake, Streitsache, Streitigkeit.

kîf-scheder, der einen Streit entscheidet, Schiedsrichter.

kiwe, kewe, Flossfeder des Fisches, branchus, brancia.

kla = klawe, Klaue; in der Mühle die Hemmvorrichtung.

klachter, n. Klafter.

klacht, f. Klage.

klacht-brêf, Anklageschrift.

klacken, sw. v. hinklexen.

klad(d)eren, sw. v. schmieren, beschmieren.

klaffkordium, d. i. clavicordium, Saiteninstrument mit Tasten.

klag-aftich, voller Klagen, kläglich.

klage, f. Klage, bes. gerichtliche.

klagelos, von der Klage befreit.

klagen, sw. v. klagen.

klaken, sw. v. klucken (von Hühnern).

klam, enge, fest zusammenhaltend, nicht elastisch; bildl. beengt, mutlos, verzagt.

klamhertich, verzagt, beklommenen Herzens.

klamîn = kalmîn.

klamme, f. Haft, Klammer.

klampe, Haken, Spange; Steg über einen Graben, Brücke.

klam-vogel (= klemmende vogel), Klimmvogel, bes. zur Beize gebraucht wie Sperber, Falken und andere Stossvögel.

klam-votich, mit Füssen versehen, die zum Klimmen, Klettern taugen.

klank, m. Klang.

klannie, Mühe? Unruhe?

klant? helltönend?

klap, interj. Schall nachahmend.

klape, Klapper, clathria (bes. der Leprosen).

klapglotzen, hölzerne Schuhe.

klap-haftich, schwatzhaft.

klap-holt, eichene (auch buchene) Planken von 5-9 Zoll Stärke und mindestens 5 Fuss Länge, Abfall des Wagenschotts.

klappelblome, rubiola (ein blome in dem korne).

klappen, sw. v. klatschen, schallen.

klappen, klaffen, sw. v. laut und viel reden; meist in bösem Sinne, plappern, schwatzen.

klapper, klepper, Schwätzer, Plapperer.

klapper-bank, Schwatzbank (Plaudertisch).

klapperich, schwatz-, plauderhaft.

klappich, kleppich, schwatzhaft, loquax.

klappinge, klaffinge, Geschwätz, Plauderei.

klappisch, kleppisch, schwatzhaft.

klap-sack, Knappsack. (l = n, wie klepel und knepel).

klâr, 1. klar, hell, stralend; klâr maken, etwas ins reine, in Ordnung bringen, entscheiden. 2. fertig, bereit. 3. rein, bloss, pur. (So auch als Adv.).

klâr = eierklâr, Eiweiss.

klaren, kleren, sw. v. 1. hell machen. 2. klar machen, ins reine bringen. 3. erklären. 4. intr. erhellen, klar werden.

klaret, über Gewürz abgezogener, geklärter Wein.

klarit, Trompete, tuba acuta; der sie bläst klaritter.

klârliken, adv. hell, deutlich.

klaske, Stück, Lappen, Flicken.

klatie, d. i. collatie, Collation, Gasterei, = convivium.

klatte, f. was lose zusammenhängt und von einem Ganzen abgerissen ist, Fetzen.

klatwulle, grobe Wolle.

klauwe, klawe, s. klouwe.

klave, m. das Joch, welches das Hornvieh trägt und woran es in den Ställen gebunden wird.

klave = glave, glavie, Spiess.

klawendich (= klammendich, klimmendich?), aufsteigend, emporklimmend.

klaweseken, ein Fisch (= klâsken, runde Schulle).

klêden, sw. v. kleiden, mit Kleidern versehen, bekleiden; mîn kledede gesinde (knecht), Gesinde, das ich kleide, meine Livrée trägt, in meinen Diensten steht.

kleder-seller, Kleiderhändler; fem. -sellersche.

kleder-splete, Riss in den Kleidern.

klêf (klêb, kleff, klê), Kliff, Klippe, Fels, felsige Höhle.

kleffer = klapper, Schwätzer.

klefftich = klappich.

klegede, f. = klage.

klegelik, Klage erhebend; adv. klegelike, auf klagende Weise (als Kläger).

kleger (selten klager), Kläger.

klei, m. die schwere, fette Erde der Marschländer.

kleien, sw. v. (techn. Ausdruck), den Klei, die Kleierde herausholen.

kleien, sw. v. mit den Nägeln kratzen, scalpere.

kleier, der das kleien (1) verrichtet; kleier-lôn, dessen Lohn.

kleinheit = kleinet, klênode.

klemen, sw. v. schmieren, kleben, bestreichen (bes. mit Lehm oder Thon).

klemer, Lehmarbeiter (der die Wände der Fachwerke mit Lehm ausfüllt).

klemmen, klimmen, st. v. hinauf- und hinabsteigen (ohne den Begriff des Mühseligen); bi klemmender sunne, zur Zeit wenn die Sonne steigt, Vormittags; klemmende vogel, Stossvögel.

klemmen, sw. v. in die Enge bringen, angere.

klemmer-gulden, herzogl. Geldernsche Gulden (benannt entweder nach dem Klammern ähnlichen Dreipass oder nach den beiden klimmenden Löwen des Wappenschildes).

klemminge, Beklemmung (Bauchgrimmen).

klemosen (= klên-mosen), feine, leckere Speisen bereiten und essen; klemoser, ein lecker, epulo.

klempern, sw. v. hinauf-, be-steigen, klettern.

klem-stake, Stange oder Stab, den man zum klemen bedarf.

klende (= klêne), 1. fein, zierlich? 2. ärmlich.

klên(e), kleine, 1. dünn (Ggs. dick). 2. fein, zierlich. 3. gering, unbedeutend, wenig; als Subst. (mit Gen.) ein klene, ein weniges, Kleinigkeit.

klêne, kleine, adv. wenig, gering, oft = nichts.

klênen, 1. intr. klein werden. 2. trans. klein machen.

klenes, kleines, adv. in kleine Stücke; kortes unde kleines, kurz und klein (zerschlagen).

klênicheit, klênheit, 1. Kleinheit = klênode. 2. Herabsetzung, Verachtung, diminutio.

klênik = klênlik, gracilis.

klênlik, zart, fein, dünn, gracilis; adv. klênliken, zärtlich.

klênlot, ein Kleiderstoff? Dazu adj. klenlodich?

klenklik = klêniklik, klênlik.

klênode, kleinode (-ade), n. eig. kleines Ding, unbedeutende Sache; Kleinigkeiten, bes. kleine Abgabe, Geschenk (xenium); das Besitztum der Brüderschaften zu kirchl. Zwecken; feine Kunstarbeit (bes. der Goldschmiede).

klên- (klein)rogge, (Feinroggen), rundliches Roggenbrot.

klên-smede, Kleinschmied, Schlosser.

klên-touwe, Netz mit feinen Maschen.

kleperen, sw. v. klappern.

kleperne, gerne klappernd? k. schutte, strauchräuberischer Schütze? (oder = klepperne, reitender Schütze?)

kleppe, f. Klinke, Drücker am Thürschloss.

kleppel, m. Klöppel (in der Glocke).

kleppel-drank, Bier oder Wein als Lohn für das Läuten.

kleppe-lude, Leibeigne, hofhörige Leute.

kleppen, sw. v. 1. die Glocke mit dem Klöppel anschlagen, in kurzem Tone läuten. 2. intr. laut schallen.

klepper = klapper, Kläffer, Schwätzer.

klepper (klöpper), m. Klepper, Reitpferd (nicht in verächtl. Sinn), kleines, rasch trabendes Pferd.

klepperie, Geschwätz.

kleppesch, schwatzhaft.

klere? Wurm (im Fleische eines kranken Pferdes)?

kleringe, (Er)klärung, Entscheidung.

klerk, m. clericus, der zur (niederen Welt-)Geistlichkeit gehört; angehender Geistlicher; Schreiber.

klerkesie, Klerisei.

klerkie, klerikie, die Geistlichkeit; das geistliche Leben.

klerre? (klerre suckers) Stück?

klerlik, clerical, geistlich.

klêt, n. Kleid; jemandes kleder dragen, in jemandes Diensten stehen, sein kledede gesinde sîn; bi dem klede nemen, symbol. Handlung bei rechtlicher Ergreifung oder bei Eidschwüren, bei feierlichen Aufforderungen; der Kleiderstoff.

klêt, kleit, n. (slav.) kleines Haus, Vorratskammer.

kletze, Flockenwolle? lanugo.

kletze, klitze (fries.), langer Spiess.

kleve, m. (– klove?) Spalt, Ritze?

kleve, Leim, viscus, gluten.

kleve-lûs, Filzlaus.

kleven, sw. v. kleben, stecken bleiben; k. an, jem. anhängen; de hende k. laten, diebisch sein; sich fest wo aufhalten oder sein.

kleve-net, Netz, das mittelst eines schweren Gesenkes beim Zuge am Boden hinstreicht.

klêver (klaveren), m. Klee, trifolium.

klever, Harz (was klebt), gummi.

klever-blomen, caltha.

klibbere, klebrig, tenax.

klick, toll, verrückt? zänkisch.

klick (= klack), Klümpchen, Klex, Fleck.

klick, n. Thonerde.

klick-angel, eine Art Fischangel.

klicken, sw. v. mit Lehm arbeiten; klicker (spöttisch) Maurer.

klick-stên (Thon-, Dreckstein, womit man jem. bewirft?), Verleumder, Anschwärzer.

klie, klige, f. Kleie; klien, von Kleie, furfureus.

klif, n. = klêf.

klimmeren, sw. v. klettern.

klingen, st. und sw. v. klingen.

klinke, klenke, f. Klinke, einfallender Thürriegel, clatrum; Schlagbaum. – klinken slân wird von Herumtreibern gesagt, die von Haus zu Haus gehen.

klinken, sw. v. mit einer Klinke versehen.

klinker-den-klank, schallnachahmendes Wort (klinken, hell tönen).

klinkert, -kart, ältere burgundische Goldmünze.

klink-haken, das Eisen an der Thür, worin die Klinke einfällt.

klink-hamer, eine Art Schmiedehammer.

klink-sucht, Schwindsucht.

klint, Fels, Klippe, steiles Ufer, Abhang.

klip-hûs, abseits gelegenes (Wirts)haus? Winkelherberge? besondere Trinkstube?

klippe, halber Schuh, s. g. Trippe? Demin. klippeken; der sie verfertigt klippekenmaker.

klippekramer, der mit klippen (Trippen) handelt; dann jeder Kleinkrämer.

klipper = klippekenmaker.

klippink, eine viereckige Münze, nicht durch Schlagen gewonnen, sondern durch Zerschneiden der Zeine mit der Schere (klippen); in Schweden etc. als Notmünze gebraucht; hierher gehört auch klippen-, klippekenpennink.

klippink, geschorne Felle (Lammfell); geschorne Wolle.

klip-schole, Neben-, Winkelschule.

klip-stat, Winkelstadt.

klip-, kleptins oder -schulde, Klippzins, -schuld, Klingschatzung, Abgabe in klingendem Gelde.

klîsteren, sw. v. kleistern, durch Stärke steif machen.

klive, f. Frucht des Dornbusches, Klette, lappa.

kliven, Nebenform zu kloven, spalten, knaupeln.

kliven-worteln, Rad. Bardanae s. Lappae maj.

klocke, 1. Glocke; klocken mit oren, Schellen; Schelle (als Frauenschmuck). Bildl. de klocke geten, Anschlag machen. 2. Uhr, Stunde. 3. ein weites Übergewand in Glockenform. 4. Name einer Pflanze, Winde, lugustrum.

klockele und klockelke, Schelle, nola.

klocken-ammet, Glöckner.

klockener, Glöckner.

klocken-geter, Glockengiesser, überh. Metallgiesser.

klocken-henger, der Glocken aufhängt?

klocken-hoike, Mantel in Glockenform.

klocken-knepel, Glockenklöppel.

klocken-, klockslach, m. das Läuten mit den Glocken zum Aufgebot der Leute; Sturmläuten; das Recht dazu.

klocken-, klockspise, Glockenspeise, -metall.

klocken-, klockstunde, Zeit von 60 Min.

klock-rêp, Glockenseil, -strang.

klocken-tît, Glockenzeit, bes. die Zeit der Abendglocke.

klock-torn, Glockenturm.

klôk, behende; klug, listig, gewandt; Ehrenprädikat der Ratsherren etc.

kloken, sw. v. 1. etwas behende thun, expedire; sik k., behende sein; sich beeilen. 2. = bekloken, betrügen, überschnellen.

klôkheit, Klugheit.

klôkliken, klüglich, schlau, listig.

klomer, ein Kraut (zur Bereitung des Krautbieres).

kloppegelt, den schiltwechteren bezahlt, weil sie durch Anklopfen des Morgens die Bürger weckten?

kloppen, sw. v. 1. klopfen, prügeln. 2. losschlagen (mit einem Instrument). 3. einschlagen (z. B. Pfähle).

klopper, Klöpfel, Stempfel.

klopslude (= kleppelude), freie, aber hofhörige Leute, litones.

klop-solt, welches Salz?

klos-, klôsacht-werk, eine Waldgerechtsame, Holz, das zu Klötzen gehauen, zu holen (?).

klôsterliken, in Klosters Weise.

klôt, m. Kloss, Klumpen, Kugel, Ball, globus; Hode.

kloten, sw. v. zusammenballen, conglobare.

kloterbusse, Klapperbüchse, crepitaculum (kloteren, klappern, rasseln).

klôt-rûm, Miststätte? Raum für allerlei Abfälle?

klotze = gallotze.

klotvisch, Rundfisch?

klouwe (klauwe, klawe, kla), f. 1. Klaue; Gebäck in Klauenform (halbmondförmig mit eingeschnittenen Rändern). 2. = altfr. clefte, Kluft eines Geschlechtes.

klouwechtich, der zum klouwen geneigt ist (wenn die Haut juckt), räudig.

klouwen (klawen), sw. v. (mit den Nägeln) kratzen, krauen.

klouwern, sw. v. klettern.

klôf, klove, klave, 1. Spalte; bes. der gespaltene Stock, der zum Vogelfange dient, pedica; ein Webergerät. 2. die Spalte, in der die Zunge der Wagschale geht, domusculus. 3. = kluwen.

klofdam, Fangdamm.

klove-bîl, Beil (um Eisen zu spalten), Schmiedsgerät.

klover (kluver), Diener, bes. eines Ritters = schiltknecht.

kloven, gew. sw. v. 1. intr. spalten, aufspringen (z. B. von der Haut). 2. trans. spalten, findere.

klôfhamer, Hammer, um etwas zu spalten.

klovich, klowich, gespalten, rissig.

klôf-wage, eine mit einer Zunge versehene Wage (Ggs. zu bismer).

klucht, s. kluft.

klucke, f. Kluckhenne.

klucken, sw. v. klucken (der Hühner), gracillare.

kluck-glas, Glas mit engem Halse.

kluck-henne, Kluckhenne.

kluflôk (knuf-, kruflôk), Knoblauch, allium.

kluft, klucht, f. 1. Spalte und Gespaltenes. 2. Spalt in der Wagschale (= klove). 3. Zange; s. g. Haltfest? 4. Abteilung, z. B. der Bürgerschaft, der Erbteilenden, bes. die Unterabteilung eines Geschlechtes (in fries. Gegenden); das Geschlecht progenies. 5. die Krypta einer Kirche.

kluften, kluchten, sw. v. (kluftweise) versammeln? congregari; eine Versamlung abstimmen lassen? (teilen, spalten?)

kluft-geld, Zahlung an die Kluft.

kluftich (der etwas zu spalten, zu unterscheiden versteht?) klug, schlau, gewandt.

klumpe, klompe, f. Holzschuh, calopodium.

klunden, sw. v. poltern, Lerm machen.

klunderen, sw. v. = klunden.

klunter-melk, dicke, geronnene, saure Milch (klunte, Klumpe, klunteren, klümpig werden).

kluppel, m. Knüppel.

kluppelen, sw. v. mit Knüppeln schlagen.

kluse, f. Klause, Einsiedlerwohnung; Engpass.

klusenere, Klausner, Einsiedler; fem. klusenersche.

klût(e), m. was sich zusammenballt (nam. Wasser und Erde), Eisklumpen, dann überh. Klumpen; vrie kluten, vrie rikes kluten, freie Äcker unmittelbarer Reichscolonen.

kluten, sik, sich mit Erdschollen werfen.

kluten-gericht, judicium colonarium, Gericht (des Hofes zu Westhoven) über die freien Reichsbauern.

kluteren, kleine Tischler- oder Zimmermannsarbeit machen.

klüterich, klümpig.

kluve = klove, 1. gespaltenes Holz, um (Füsse oder Hände) zu fesseln; überh. (Hand)fessel, manica. 2. Schaft eines Spiesses?

klût-stake, grosse Stange.

kluven, sw. v. 1. die kluven anlegen, fesseln. 2. = kloven, spalten, findere, lacerare. 3. klauben, kleine Dinge (bes. mit spitzen Fingern) behandeln; Ähren lesen; bildl. genau untersuchen.

kluver, der jemand in kluven legt, Büttel, Gerichtsdiener, überh. Diener, Junge = klover.

kluwede, klude, n. (zusammengeballte Masse) als Gewichtsbestimmung (= 100 Pfund) für Wolle, Garn, Fett etc.

kluwen (kluen, klowen, klôn u. kluwel), n. Knäul (Garn etc.), glomus.

knagge, Knorren, dickes Stück.

knaken, sw. v. brechen mit Geräusch.

knape, m. ein junger Mann = knecht, puer; bes. in dienender Stellung, Knecht, Handwerksgesell; im Ritterwesen: Knappe, der noch kein Ritter (miles) ist, aber einem Ritter beigegeben (famulus), um später selbst Ritter zu werden; solche konnten auch verheiratet sein, daher fem. knapesche und knepesche.

knap-kese, kleiner, harter Käse.

knap-sack, Reisetasche mit Lebensmitteln; concr. ein mit dem Knappsack Umherziehender, Vagabund.

knap-stât, Gesellenstand, -stellung.

knê, n. Knie; Verwandtschaftsgrad.

knê-beden, sw. v. auf den Knieen liegend beten.

knê-bogen, sw. v. die Kniee beugen.

knê-boginge, Kniebeugung.

knecht, m. 1. Knabe (Ggs. Mädchen). 2. Junggesell. 3. Knecht, Diener, Gesell (Ggs. Herr); im Ritterwesen = knape; überh. ritterbürtiger Edler (gude knechte).

knechteken, Dem. (junger) Knabe.

knechtegeld, Geld, das zur Unterhaltung von knechten (Soldaten, Truppen) gezahlt wird.

knechtlik, männlich, masculus.

knechtsdegen, Degen, wie ihn die Ritter (knechte) tragen.

knê-dêl, Knie-teil, d. h. der Teil am Erbe nach dem Grade der Verwandtschaft.

knedelink, eine Art Lammfell.

kneden, st. v. kneten, pastare.

knede-troch, Knet-, Backtrog.

knêen, knien, sw. v. refl. sich auf die Kniee niederlassen.

knê-kop, Bedeckung des Kniees als Teil der Rüstung = knelink.

knel, m. = knelstede.

knelen, knilen, sw. v. meist refl. sich auf die Kniee niederlassen.

knelinges, adv. auf die Kniee, mit den Knieen etc.

kne-, knilink, Bedeckung des Knies (von Tuch, Eisen), Teil der Rüstung.

knel-stede, Ort, wo man niederkniet, Andachtsstätte.

knellicheit = knênlicheit, mollities.

knênlik = klênlik, zart, fein, tenellus.

knep(e), m. Zwick, Klemme, scharfer Einschnitt, Kerbe, Taille; bildl. Kniff, Kunstgriff.

knepel, m. Klöppel in der Glocke.

knê-puchelen, eiserne Buckeln zum Schutz der Kniee.

knerre-, knarholt (knoreholt), dünne, eichene Bretter.

knê-scho, Knieschuh, d. i. (lederne, eiserne) Bedeckung des Knies.

kneteren, sw. v. krachen, knattern.

kneteringe, Knattern, Knirschen.

knevel, m. kurzes, dickes Querholz, Knebel; (gedrehter) Flügel des Schnurrbartes.

kneveler, Bierführer (der das Bier auf Karren etc.) in die Häuser der Consumenten führt.

knevel-spet, Spiess mit einer Querstange.

knick, m. 1. Bruch, bildl. kleiner, aber doch unheilbarer Schaden an der Gesundheit. 2. lebendiger Zaun, Hecke (indago); so genannt vom Knicken der Zweige; gew. auf Erdwällen, die auch, ohne dass ein Hagen auf ihnen steht, knicke heissen.

knicken, sw. v. 1. knicken, halb brechen. 2. einen »knick« machen oder bearbeiten.

knîp = knîf.

knip-in-den-wind, Name für ein schnellsegelndes Schiff?

knipbusse, Feuergewehr, das man mit der Hand »abknippt«, Pistole.

knipe, f. Kneife, Kneif-fange.

knipen, st. v. kneifen; dat knipent, Bauchgrimmen.

knipinge, Kneifen; Bauchgrimmen.

knipkern = knipbusse, Handrohr, Pistole.

knippel-stên, Knipstein, Knippkügelchen, Schnellerchen, Schuster.

knippe(n), Dem. knipken, Schnellen mit dem Finger, Fingerknips, talitrum. (knipkern-spel, pilularum oder sphaerularum ludus).

knippen, sw. v. die Augen schnell auf und zu thun, zwinkern (knipp-ogen, blinzeln).

knipper = knipbusse.

knipperdollink, eine Art Schuhe.

knip-horn = knipbusse.

knipperlîn, n. Schnippchen, Knippchen.

knippink, eine Münze (= klippink?) 24 = 1 rhein. fl.

knipschere, kleine Schere.

knîp-tange, Kneifzange.

knir-, kner-, knarsen, sw. v. knirschen, stridere.

knir-, kner-, knarsinge, Knirschen, strictus.

knirten, sw. v. = knirsen.

knisenack, ein (bes. in Güstrow gebrautes) starkes Bier.

knîf, n. Messer, bes. Schustermesser.

kniffink?

knobbe, Knorren, Erhöhung (Knoten auf der Haut).

knobbecht, knorricht.

knodast (knotiger Ast), grober (knotiger) ungeschliffener Mensch.

knoke, knake, m. Knochen.

knokel, Knöchel.

knoken-houwer, Knochenhauer, d. i. Fleischer, Schlachter, der indes mit dem eigentlichen Schlachten wenig, sondern hauptsächlich mit An- und Verkauf des Viehes, resp. Fleisches zu thun hat.

knok(en)-werk, die Knochenhauergilde (-gewerk).

knôp, m. 1. Knoten, nodus. 2. Knopf, Knauf, Knospe; bes. der Knoten, Knopf des Flachses; vom Bart: Knebelbart.

knopen, sw. v. knüpfen, nodare.

knopen-swinke, das vordere Schwenkende der Peitsche (bei der Passionsgeisel zu Knoten geknüpft)?

knôp-hol, Knopfloch.

knôp-iseren, Knopfeisen (der Schneider und der Goldschmiede).

knôp-mest, Knauf-, Knopfmesser; Dolch.

knôp-nadel, Stecknadel.

knoppe, m. Knoten, zu einem Knoten zusammen gebundenes, Bündel.

knôp-wort, Knopfwurz, herba clavellata.

knorr-aftich (-echtich), knorrig.

knorre, m. Knorren, Auswuchs; der Spat des Pferdes.

knoster, Knorpel, cartilago, interfinium.

knoteren, sw. v. (garrire, minurizare), knütterich, mürrisch sein.

knotten-kaf, kaf von knutte, Flachsknopf.

knotter, Kapuziner oder Geiselbruder?

knovel, m. Knöchel.

knucke, knocke, f. ein zusammengedrehtes Bündel Flachs etc. 3 oder 4 Riste machen einen knocken.

knuf- (knuft-, kruft)lôk, n. Knoblauch.

knuppe, knoppe, Knospe.

knuppeken, kleiner Knoten.

knuppel, m. Knüppel.

knuppel-armborst, welche Art Armbrust?

knuppelen, sw. v. mit einem Knüppel, Stocke schlagen.

knuppel-lên, Knüppellehn; was für ein Lehn?

knuppels, Spitzen (knuppeln oder klöppeln, Spitzen oder Band machen).

knuppelschutte, Knüppelschütz, Spottname für unbewaffnete Bauern.

knuppen, sw. v. zu einem knôp oder knuppen machen.

knûst, m. Knorren, Knollen; bes. die knorrigen Ecken der Brotrinde.

knuster, eiserner Beschlag, Überfall, Krampe?

knutte, m. Knoten; bes. der Knoten, Knopf des Flachses.

knuttelwocke, Art Spinnrocken.

knutten, sw. v. 1. knüpfen, nectere. 2. stricken, engl. to knit.

knutter, der (Auf)knüpfer, Henker.

knuvel, euphem. für duvel.

knuvelinge, Handschuhe, die nur bis an die Knöchel reichen, frz. mouffle.

ko, ku, f. (Plur. koge, kogge, koie, koige, keie, kuge, selten koe), Kuh; der Sing. manchmal collectiv.

kob, Augenschmutz, -butter.

kobebe, kabebe, cubebe, crut also peper.

ko-bede, Abgabe an (oder von) Kühen.

kobelet = gobelet, kleiner Becher.

koberte = koverture?

ko-bêst, n. Kuh.

kobilien (ital. caviglie), hölzerne Nägel oder Pinnen, die zur Belegung des Tauwerkes dienen.

kobrot? (als Signatur auf Münzen).

ko-brugge, Oberlauf, Oberverdeck (Art niedriger Brücke auf Schiffen, frz. faux-pont).

ko-buk, eine bäuerliche Last oder Abgabe; welche?

kôch (koog), m. (in Schl.-Holst.) eingedeichtes Land.

kochelen, sw. v. gaukeln, zaubern, joculari.

kochelere, Gaukler, joculator.

kochelie, Gaukelei, Zauberei.

kodde? Stapel, hölzerne Unterlage?

kodden, sw. v. (stützen?) ausbessern, flicken.

kod(de)-werk, Reparatur, Ausbesserung.

ko-dêf, Kuhdieb, abigeus.

kodeken (koddeken), n. Ferkel.

koder (kader, kodder), m. das hangende Fleisch unter dem Kinne, Unterkinn; Wampe, Wamme.

koder, Auswurf, Qualster, pituita.

koderen, kodderen (und mit Ausstossung des de: koren, kören), sw. v. 1. schwatzen, garrulare, sermocinari. 2. rülpsen (vomieren).

kod(d)eringe, Geschwätz, Gespräch.

koder-, kaderlek, Versamlung zum Schwatzen.

koderolf, langes, enges Trinkglas.

kodesinge (zu koden, kodden?), Reparatur, Ausbesserung?

ko-dreck, Kuhmist.

kogaftich (-eftich), krank.

koge? hölzerner Schläger der Küfer?

koge, kogen (kage), m. Krankheit, bes. ansteckende, contagio.

koge, koges(ch), mit koge behaftet, krank; nam. vom Vieh, das an Lungenseuche leidet.

kogel (koggel, kagel), m. und f. Kapuze, die man über den ganzen Kopf ziehen kann; Kopfbedeckung (am Mantel oder auch für sich allein), cuculla.

kogel-broder, Gesellschaft (junger Kaufleute), so mit kagels gân.

kogelen = kochelen.

kogeler, blaue Leinewand, flavilinium (Zwillich).

kogel-kip, Kogelzipfel, retropendium.

kogel-laken, Zeug zu einer kogel.

ko-gelt, Kuhschatz, Kuhsteuer.

kogel-timpe, Kogelzipfel.

kogen (kagen), sw. v. krank sein.

kogert, ein auf dem Wasser schwimmendes Zeichen, wo der Anker liegt.

kogge, m. ein breites, rundliches Schiff, meist zum Kriege gebraucht.

kogich, mit koge behaftet.

ko-herde, Kuhhirte.

ko-horen, Kuhhorn.

ko-husel, Behausung, Stall für Kühe.

koje, f. Verschlag, enger Raum, cavea.

kok, Koch.

ko-kaldunen, Rinds-kaldaunen.

koke, m. (und f.?) (Brot), Kuchen.

koke-, kokodrul, -dril, Krokodil.

koke-hûs, Kochhaus, Küche.

kokeler = kocheler, Gaukler.

kokeler, Küchler, Kuchenbäcker; fem. kokelersche.

koken, sw. v. kochen.

kokene, koke, f. Küche; Versamlungsort des Rates (in Lüneburg, Braunschweig etc.); alles was zur Küche gehört = Hoflager.

kokener, der Kuchen macht.

koken-here, Mitglied des Küchenrates.

koken-knecht, Küchenknecht.

koken-ko, Kuh, die (zur Herrentafel) geliefert werden muss.

koken-mester, Küchenmeister.

koken-rât, der Rat, der in der kokene zusammen kömmt.

koken-solt, Salz (für die herrschaftl. Küche).

koken-spise, Speise, die man kocht.

koken-towe, Küchengerät.

koker (kaker), m. Köcher.

kokerie, das, was gekocht wird.

kokesche, Köchin.

kokinge, Kochung; Gekochtes.

kok-isern, eisernes Küchengerät (Topf etc.).

kôl, m. Kohl, Gemüse.

kolde, n. das kalte Fieber, cotidiana.

kolde (kulde, kuldene), f. Kälte.

koldelike, adv. kalt, kühl.

kolden, kulden, sw. v. kühlen.

koldenisse, Kälte.

kolde- (kolle)schâl, das kühlende Sommergetränk aus Bier, Wein etc. mit allerlei Zuthaten.

kole (kale), f. Kohle.

kole-bernere, Kohlenbrenner, Köhler.

kol(e)-dreger, Kohlenträger.

kole-gelt, Kühlegeld, Bezahlung für das Kühlen des Getreides.

kole-greve, der die Aufsicht über die Kohlen hat.

kole-mester, Aufseher über den Handel mit Kohlen.

kolen, sw. v. kühlen, bes. das erhitzte Getreide durch Umwerfen.

kolen, sw. v. (Holz) zu Kohlen brennen.

kolener, Köhler, carbonarius.

koler, Köhler; Kohlenhändler.

kole-storter, Kohlenstürzer; sie bildeten eine Corporation mit der Befugnis, die Kohlen abzuladen (die Säcke zu stürzen) und den Käufern ins Haus zu bringen.

kole-vat, Kühlfass.

kôl-grapen, Topf zum Gemüsekochen.

kôl-hase, Heuschrecke, locusta.

kôl-hof, Kohl-, Gemüsegarten.

kôl-hof, Kohlenmeiler.

kôl-hupper, Kohlhüpfer, Heuschrecke.

kolicken, eine geringe, aus Galläpfeln und Vitriol bereitete schwarze Farbe.

kolinge, Hölzung, die zum Kohlenbrennen bestimt ist.

kolk, Kolik; kolk-suke, colica.

kolk, kulk, m. eine mit Wasser gefüllte Vertiefung, bes. ein durch die Gewalt des Wassers eingerissenes Erdloch.

kol(le), m. Kopf, der oberste Teil von Pflanzen; der weisse Fleck an der Stirn der Pferde.

kollensch gewicht, Kölnisches Gewicht; es gehörte zu den schwereren.

kôl-mome, Kohl-pflegerin.

kôl-môs, Kohlgemüse, Gemüse jeder Art.

kôl-rake, Instrument zum raken der Kohlen.

kolre, Ausbruch der Galle; die ausgebrochene Galle selbst; cholera.

kolrude, Kohlraute?

kols, m. Plauderei, colloquium.

kolse, Beinkleid, Hose.

kolsen, sw. v. 1. plaudern, schwatzen, garrulare. 2. brechen, vomieren.

kolser, Schwätzer.

kôl-sprinke, Heuschrecke.

kôl-sprute, Kohlschössling.

kôl-stede, Stelle zum Gemüsebau, Kohlgarten.

kôl-stock, Kohlstengel, maguderis.

kolt, kalt; kolde sucht oder suke, febris.

kolte, f. Decke, worauf man sitzt oder liegt, Bettdecke, Matratze.

kolten-meker, der kolten verfertigt.

koltgote, Kaltguss, (kalt bereitete) Lauge, irgend eine Salzauflösung.

kolt-heit, Kälte.

kolt-leger, das Kaltliegen der Sülzpfannen.

ko-luchte, Stallleuchte (mit Hornscheiben).

kolve, f. Kopfhaar in eine gewisse (runde) kurze Form geschnitten, Kopf mit kurz gestutztem Haar.

kolve, Kolbe (zum Ballschlagen).

kolven, sw. v. Ball mit dem Kolben schlagen.

kolven-dreger, Kolbenträger (= Polizeidiener?)

kôl-vûr, Kohlenfeuer.

kome, f. Ankunft.

komen, st. v. Prät. quam, kam (kêm), kommen; mit Partic. Präs. z. B. se quemen springende; und wegen des gewöhnlichen Abfalls der Endung -de scheinbar mit dem Inf.

komen (kamen, komîn, kamîn, kämen), Kümmel.

komen-schup (= kôpmanschup), Kaufmannschaft, Handel.

ko-mes, Kuhmist.

commentel, kleine Schüssel.

komp (kump), tiefe Schüssel (Kumme).

kompandie (kompanghe, kompagnie), das Dach der auf Deck liegenden Kajüte.

complete, die letzte der kanonischen horae.

ko-mûl, Kuh-, Rindsmaul.

ko-name, m. (und f.) Wegnahme, Raub der Kühe.

kone, kühn, dreist.

koneke, Ofengabel, Feuerrake.

konele, satureia.

confer, m. Behältnis (= frz. couvert?)

confers, gedeckte, geschützte Rhede.

konfît, (confectus), eingemacht, candiert, von Früchten, Wurzeln etc.

konheit, rudimentum in facie, crepundia.

kon-, konicheit, Kühnheit, Dreistigkeit.

konineken, n. Kaninchen.

koningeke, Königlein, regulus.

koningesch, königlich.

koningesdach, bei den Fehmgerichten eine Frist von 6 Wochen und 3 Tagen, ehe das Urteil vollzogen wird.

koninges-kerse, Wollkraut, tapsus barbatus.

koningeslik, königlich.

koninges-malder, eine gewisse Zahl (z. B. 32 Schläge).

koninges-schat, Abgabe an den Fiscus (als Recognitionsgebühr).

koninges-strate, der allgemeine öffentliche Heerweg.

koninges-tins, Grundzins, der in den Fiscus floss, census imperialis.

koninges-wech = koninges-strate.

konink, konnink, 1. König. 2. Name eines Tieres, wahrscheinlich Kaninchen, mhd. küniclîn.

kônliken, kühnlich, dreist.

konrât, eine Art Standesname für die Bauern.

konreide, -reit, Pflege, Bewirtung, bes. der Lehnsherren, mlat. conredium.

kôn-roste = kên-roste, Kienrost.

contrefeten, -feiten, sw. v. Konterfei machen, portraitieren.

convent, s. kovent.

kop, koppe, gew. m. Becher.

kop, m. 1. Kopf. 2. Schröpfkopf, ventosa.

kôp, m. Kauf und Kaufpreis; grôt, groten k.; grotes kopes und gût, goden k., godes kopes, wolfeil; beteren k. kopen, wolfeiler einkaufen; beteren k. geven, billiger verkaufen. – neger, negest kôp, näherer, nächster Käufer.

kôp-betalinge, Zahlung für einen gekauften Gegenstand; Urkunde darüber.

kôp-drank, der Trunk beim Kaufe, Weinkauf, mercipotus.

kope, kupe (kove), f. grosses Fass, Kufe (als Mass = 110 stoveken).

kopel-schaft, Handelsware.

kopen, sw. v. 1. kaufen. 2. durch Kauf lösen, als Kaufpreis bekommen. 3. verkaufen. 4. bezahlen, büssen (= bekopen).

kôp(e)-note, Kaufgenosse.

kopen-pennink, Abgabe beim Kauf oder Verkauf.

kopen-schup, 1. Kaufmannschaft, das Handeltreiben. 2. Kaufmannsware.

kopere, m. Käufer.

kôp-geselle, Handlungsbeflissener (nicht immer = Diener).

kôpgeve, was sich zum Kaufe geben lässt, von guter Beschaffenheit, zum Verkauf geeignet.

kôp-handel, Kaufhandel.

kope-zerter, Kaufzerter, -vertrag.

kopinge, 1. das Kaufen, der Kauf. 2. Kaufstelle, Handelsplatz.

kopken? (Stück eines ledernen Beutels).

kopken, koppeken, eine kleine Münze (4 = 1 denarius, pennink).

kôp-knape, Kaufgeselle, Handlungsdiener.

kôplik, was zum Kaufmann gehört; kôplike lude, Kaufleute; k. want, Kleider(stoffe), die zum Verkauf gebracht werden.

kôpman, Plur. -lude, 1. Kaufmann, der etwas verkauft, bes. Grosshändler. Im Sing. coll. die Gilde der Kaufleute, die Kaufmannschaft. 2. Kaufmann, der etwas kauft (Kunde).

kôpmanschup, 1. die Weise, das Handeln eines Kaufmanns; Handel, Handelsgewinn. 2. Kaufmannsware.

kôpmans-gût, selten Kaufmannsgut, gew. zum Verkauf geeignete, untadelhafte Arbeit und Ware.

koppeke, Dem. zu kop, kleine Schale, Obertasse.

koppel, n. Band, copula; dann das Zusammengebundene (Pferde, Hunde etc.), Haufe überh.; als Mass für Früchte (Feigen, Rosinen).

koppel, f. Land (nam. Weide), welches das gemeinschaftliche Eigentum mehrerer ist; ein mit Zäunen befriedigtes Stück Feldes zur Viehweide.

koppelen, sw. v. binden, zusammenbinden.

koppel-gras, Gras auf einer Koppel?

koppelinge, koplinge, Verbindung, Copulation der Brautleute.

koppel-pipe, Hirtenflöte; camena (von der Rinde der Koppweide?)

koppen, sw. v. 1. köpfen, den Kopf, die Spitze abschlagen. 2. den Kopf einnehmen, trunken machen. 3. Schröpfköpfe setzen, zur Ader lassen, fleubotomare.

kopper, der Schröpfköpfe setzt, fleubotomus; fem. koppersche.

kopper, n. Kupfer.

kopper-brûn, acris flos (Grünspan).

kopper-golt, aurum subaeratum? koppergolts-bendel, Bänder, Gürtel von der Farbe wie koppergolt?

kopper-klôn?

koppern, kupfern.

kopperrôk (cupri rosa), Kupferrauch, Vitriol, coporosa.

kopper-sleger, Kupferschmied.

kopper-water, Vitriol.

koppe-swert, Schwert zum Köpfen.

koppisch, der seinen eigenen Kopf hat.

koppischeit, Eigensinn.

kôp-sate, Kaufvertrag.

kôp-schat, Kaufmannsgut; Ware (Ggs. Immobilien).

kôp-schip, Kauffarteischiff.

kôp-slach, Handel; kôpslachs-mândach, Montag nach Invocavit.

kôp-sel(l)ich, -salich, was zum Kauf oder Verkauf dient oder gehört; k. vinster, Ladenfenster; k. mândach, der Montag nach Invocavit.

kôpslagen, sw. v. einen kôpslach machen, durch Handschlag einen Handel abschliessen, dingen; überh. handeln; trans. mit etwas Handel treiben.

kôp-stat, Handelsstadt.

kôp-stede, Kaufstätte, Laden.

kôp-stevene, festgesetzte Zeit zum Handel; überh. Markt.

kôp-strate, Handelsstrasse.

kôp-sune, verkaufbar, das gut abgeht.

kôp-var = kôp-varer, Kauffahrer, Handelsreisender.

kôp-varen, Handelsreisen machen.

kôp-vart, Kauffahrt, Handelsreise.

kôp-vrouwe, handeltreibende Frau.

kop-wede, Kopf- (Kap)weide, die gemeine, weisse Weide, die »geköpft, gekappt« wird.

kôp-zise, Kaufaccise.

ko-quek, n. Rindvieh.

kôrbar, k. wunde, eine Wunde, deren Grösse und Bestrafung durch das Gesetz bestimt ist, Masswunde = kampordich.

kôrbomen, sw. v. wählerisch sein (kôrbôm, der ausgesucht beste Baum).

kôr-dach, Tag der Gemeindeversamlung (wo sie kesen).

korde, f. Strick.

korde, kurde, karde, ein langes (sichelförmiges) Messer, Säbel.

kordêl, frz. cordeau, cordelle, Seil, Bindseil; die Taue, womit die unteren Raaen aufgehisst werden und die Stränge, aus denen das Ankertau (Kabeltau) zusammengesetzt wird.

kôr-dêl (Kür-teilung), to k. gân, so erbteilen, dass der eine das Erbe teilt, der andere wählt.

korde(?)maker, Korduanmacher, alutarius.

kordewanere, Korduanbereiter.

kôr(e), kûr(e), m. und f. 1. Entscheidung, Beliebung, Statut. 2. Entscheidung, Schiedsspruch, Schätzung, arbitrium; up den kôr, probehaltig. 3. die Wahl zwischen zwei oder mehreren Dingen; wol nâ kore = mhd. nâch wunsche; Wahl der Beamten; das Recht des Herrn, sich das Beste aus dem Nachlass eines Hörigen zu wählen. 4. die (statutarische) Geldstrafe für die Verletzung einer gesetzlichen Bestimmung; festgesetzte Gebühr.

kore- (kor-, kur)mede, -meide, Abgabe nach dem Tode eines Hörigen an seinen Herrn; urspr. das s. g. Besthaupt, später zu Geld angesetzt; koremedeslude, Leute, die k. zu zahlen verpflichtet sind.

koren, sw. v. 1. brechen, speien, vomere. 2. schwatzen, plaudern.

koren, sw. v. 1. (prüfend) wählen. 2. mit einem kore (Geldbusse) belegen = in kore leggen, für schlecht, straffällig erklären.

koren, n. (Inf. subst.) Wahl, Entschluss.

koren-ledder, Leiter des Erntewagens?

korenlik? schimmernd, gleissend, vibratilis.

kore-penninge, Chorpfennige, Gelder für Teilnahme an den gottesdienstlichen Handlungen, Präsenzgelder.

kor(e)-visch, auserlesener Fisch (grosser Fisch; von mittlerer Grösse middelvisch).

kôr-genote, s. kôr-note.

kôr-here, 1. Wähler. 2. Untersucher, Prüfer (der Ess- u. anderer Waaren).

koringe, Wahl.

ko-rint, (Kuhrind), Kuh.

koritz, Kürass, Harnisch = kuritz.

kôr-kappe und kôr-kogel, Chorhut, almucium.

kôrlik, wählerisch; ausgezeichnet (exquisit).

korlie, f. gemeines Haus?

kôr-loper, einer der Mühlensteine.

kôr-man, Wähler.

korn (koren, korne), n. 1. Korn. 2. Edelstein in Kornform. 3. Feingehalt der Münze.

korne-bede, eine bede, Steuer, Abgabe von Korn.

korne-deler, Kornmesser (Kornmass von 3 Scheffeln), abbatus.

korne-gelt, Gülte oder Rente von Korn.

kornelle, Kern der Nuss.

korneminte, calamitum, calamintha, nepica.

korne-môs, Getreidebrei, pulmentum.

kornen, sw. v. Part, gekornet, gekörnt (vom bunten, streifigen Marmor).

korner, der für das Getreide zu sorgen hat, annonarius.

korne-spiker, Kornspeicher.

korne-staker, der das Getreide auf den Wagen herauf- oder von demselben herunterreicht.

kornete, kornte, n. Korn.

kornich?

korninge, Verlockung (durch Streuen von Körnern).

korningen, sw. v. in Körnern darstellen, granulieren.

korn-schillink, Korn-abgabe.

kôr-note, -nute, (-genote), karnute, m. 1. Genosse im koren (küren), sowol bei Festsetzung der küren und Bestrafung der Übertretungen als beim Wählen. 2. überh. Genosse, Freund, amasius (und als fem. amasia = bole); im schlimmen Sinne: Kumpan, Zech-, Spielgenosse.

kornuten, sw. v. sich wie ein kornute (amasia) benehmen, buhlerisch sein, amasiare.

korn-worm, Kornwurm; bildl. der das Korn teuer macht.

kô-rope, Kuhraufe (Krippe).

corporale, das Tuch, womit das h. Opfer auf dem Altar bedeckt wurde.

kôr-rochele, -ruchele, Chorrock, weisses, vielfaltiges Chorhemde.

kôr-scholer, Chorschüler, Chorist.

korsel (= korsene), Kleidungsstück von Pelzwerk.

korsene, korse, f. Kleidungsstück von Pelzwerk, Pelzrock, pellicium.

korsener, der korsen macht, Kürschner.

korsen-werchte (-warchte, -werte, -warte, -werter), einer der korsen macht, Kürschner, pellifex.

korste, kost, f. Kruste, bes. vom Brode.

Kôrt, Koseform zu Konrât; mester Kort, der Henker.

kort, adj. und adv. kurz, klein; kort unde klein, alles zusammen; de korte wagen, der Düngerwagen; kort holden, kurz halten, einschränken, kränken, benachteiligen; von der Zeit: bald, rasch; binnen oder in kort, bald (von der Zukunft); vor kurzem (von der Vergangenheit); up en kort, bald; to kort dôn, verkürzen, verletzen, benachteiligen; to k. geschên, benachteiligt werden; to k. werden (mit Gen. d. P.), sterben; to k. gân, worin fehl gehen.

korte, f. Kürze; de k. gân, sich kurz fassen; de k. sacht, in Kürze gesagt; mit korte, bald.

kort(e)liken, 1. in Kürze, summatim. 2. in kurzer Zeit, bald. 3. vor kurzem, jüngst. 4. kurzab, kurzweg.

kortelinges, kürzlich, jüngst.

korten, sw. v. kürzen, kurz machen; de schepe to hope korten, an einander ziehen, zusammenbringen.

kortes (korts, kortens), kürzlich, neulich, novissime, in Zukunft, bald; in kortes, kürzlich; bald.

korte-wile, Kurzweil, Vergnügen.

korte-wîn, gemeiner, geringer Wein.

kortheit, Kürze.

kortik?

kortinge, Kürzung.

kortlink, m. 1. Kurzebold, von kleiner Statur. 2. kleines Holzstück. 3. eine kleine Münze (= 2¼ oder 4 Pf.).

kôrts, Fieber.

kort-stro, Kurzstroh, d. i. Dünger von der Viehstreu.

kort-umme, kurzum; durchaus.

kort-vorrucket, kurz verflossen.

kort-warich, kurz dauernd.

kort-wilich, von kurzer Dauer, kurz.

korf, m. (Geflochtenes), Korb; dorch den k. vallen, einen Korb bekommen.

korvese (korbitze), m. Kürbis.

korvese (-witze)? Name eines Küchengerätes?

korf-hûs, Schanzkorb; Schanze überh.

kôr-vorste, Kurfürst.

korf-seise, Korbsense (um Hafer zu mähen).

korf-stal, Stelle im Wasser, wo Körbe, Fischreusen gelegt werden.

kor-water, Wasser, welches sich in den Braken gehäuft hat.

kor-wort?

ko-schat, Kuhschatz, d. h. Abgabe, in der Lieferung von Kühen bestehend, oder in Geld (nach der Kopfzahl der Kühe).

kose-beker, der Minnebecher, beim Schluss des Gastmahls getrunken.

koseken?

kosen, sw. v. reden, sprechen, bes. vom heimlichen, trauten Gespräche.

kosiant, ein Kleiderstoff.

kosinge, Sprechen, (trautes) Reden.

ko-slach, (-slacht, f.) m. Beschlagnahme (Arrest), Wegführung der Kühe von den Weiden.

ko-snute, Kuh-, Rindsmaul.

kossater = kotsate, -sete.

kost, f. Küste.

kost, koste, f. 1. Beköstigung, Speisung, Haushaltung, Unterhalt; concr. Speise. 2. Bewirtung, Schmaus, Festlichkeit (z. B. Gildenfest, Familienfest, bes. Hochzeitsfest). 3. Aufwand, Kosten, Unkosten, expensae.

kost-bar, kostbar; kostbaricheit, Kostbarkeit.

koste = kotse = kotsate.

kostel, kostbar, köstlich, herrlich.

kostel-heit, Kostbarkeit, Pracht.

kostelicheit, Köstlichkeit, Aufwand, Pracht.

kost(e)lik, köstlich, was viel kostet, Kosten verursachend; adv. kosteliken, mit grossen Kosten; sehr, heftig, stark.

kosten, sw. v. 1. kosten, wert sein. 2. kosten, schmecken.

koster, kuster, m. Küster.

koster, contrah. aus kossater = kotsate.

kostergût, Gut eines kotsaten, Kossäten.

kosterik, freigebig, dapsilis.

kost-gelt, Geld zu den Kosten.

kost-gever, der die Kost gibt, Verpfleger.

kostich, was viel kostet, kostbar.

kost-spildunge, Geldaufwand.

kostûm, m. Gewohnheit; (gewohnter) Zoll, engl. customs.

kostumeliken, nach Gewohnheit.

kostunge, Kosten, Aufwand.

kost-vorloren, verlorne Kosten, vergebliche Mühe, Undank.

kost-vri, freigebig mit der Kost, gastfrei.

kost-vriheit, Freigebigkeit.

kôt (koit, kout), m. (dünnes) Bier.

kot, n. = kote, Häuschen.

cotarelle, mlat. cotarellus, Hintersasse, Kötner, Kossäte?

kote, kute, Huf, Klaue; bei Pferden: Fessel; Knöchel (des Fusses) und daraus verfertigte Würfel, astragalus, articulus, talus bovillus.

kote (kotte, kate), m. und f. kleines, niedriges Haus, Hütte (zum Wohnen), sowol mit als ohne Grundstück, casa.

kotel, m. Kot-klumpen; bes. die Excremente von Mäusen, Schafen, Ziegen etc.

kotenere, Köt(n)er, Kossäte.

koterer, koter, m. Köt-ner, Kossäte, Inhaber einer kote.

koter-hân, der wilde Hahn.

koter-hunt, Bauer- und Schäferhund, Kläffer, flagistus.

kot-hof, eine Köterstelle.

ko-trade, f. Stelle, wohin das Vieh geht (um zu trinken), Viehtränke.

kotsete (kotse, koste; kotseter, kotzer, koster), der auf einer kote sitzt, Köt(n)er, Kossäte, homo casatus.

kot-stede, Hof eines Köters, Köterei.

kot-were, -ware, Kot-stelle = kot-stede, area cossatica.

kot-wort, Wurt (area) eines Köters.

kotzen-schalk und kotzen-sone, Hurenbube, -sohn, ein starkes Schimpfwort.

kotzere, Hurer, mechus; kotzerinne (und kotze?), mecha.

kouwe = Krog, ein Stück eingedeichten Landes?

kouwese (kouwesche, kauseke), f. (grosse) Schale.

kofe (koife), kleiner Hut, cuphium.

ko-vê, Rindvieh.

kove, Nebenform zu koge, Husten.

kovel = kogel, Kopfbedeckung.

kovelinge = kavelinge, Abmessung, Schätzung?

kovelture = koverture, falcariamentum.

kove(n), kave(n), m. Hütte, Häuschen, Verschlag, namentlich für Kleinvieh, bes. Schweine.

koven, sw. v. bedecken, frz. couver.

kovent, kavent (die vollere Form convent ist seltener), m. 1. die gesamten Bewohner eines Klosters. 2. Kofent, Nachbier, Dünnbier (für die gewöhnlichen Klosterbrüder und das Gesinde, für welche auch besonderes – gewöhnliches, tägliches – Brod gebacken wurde), conventes brôt.

kover, der nur eine kove (= kote) hat = kotsete oder hovener?

koverture, Decke, bes. Rossdecke.

ko-vôt, Kuhfuss, Brechstange (nach der Gestalt benannt).

kower, Kober, Korb, Käfig?

kowort = arone.

koz, m. Reisemantel, Pilgerkleid (grobes, wollenes Tuch).

kra, krage, f. Krähe.

krabbe, Krabbe, Meerkrebs (Garnele, Granate).

krabbeln, sw. v. herumkriechen.

krabben, sw. v. kratzen, schaben.

kracht, f. Kraft.

krachtich, krechtich, kräftig.

krack, Unterholz.

krackelinge, kleines Gebäck (Kringel).

krade (= krode, krodde?), stolz, aufgeblasen?

krage, n. 1. Hals, Schlund (mit dem man die Speisen verschlingt); auch der äussere Hals. 2. Bekleidung des Halses; wolkede kragen, gewölkte, gepuffte Kragen.

kragede hoiken, mit einem kragen versehene Hoiken.

krake (karacke), ein grosses (spanisches) Kauffahrteischiff von alter Bauart.

krakel, Falte = krokel.

krakele, Geschrei, Lerm (von Vögeln); lauter Zank.

krakelen, sw. v. lautes Geschrei erheben, gackern, garrire.

krakelich, zänkisch; von Sachen: Streit verursachend.

kraken, sw. v. 1. krachen. 2. trans. knacken machen, brechen.

kraken, sw. v. murren, jammern, klagen.

krallen, kralen (korallen) und umgesetzt karlen, Korallen, ein rot edel stên.

krallen-snôr, Korallenschnur.

krallen-veftich, Korallenfünfzig, ein 50 Korallen (oder sonstige Steine) enthaltendes Paternoster (Rosenkranz).

kram(e), m. ausgespanntes Tuch als Wetterschutz, Zeltdecke; die mit Leinwand etc. bedeckte Krambude; die (in den Buden ausgelegte) Kaufmannsware; der Handel mit Krämerwaren, Kleinhandel; Wochenbett (eig. die Gardine etc., hinter der die Wöchnerin liegt); Haus, in welchem eine Wöchnerin ist.

kramer (und kremer), Kleinhändler; kramergeselle, unser jetziger Commis.

kramerie, f. Krämerei.

kramer-latîn, schlechtes Latein, Kauderwälsch.

krâm-lude, so heissen Mann und Frau, wenn die Frau im Wochenbette liegt; das Haus heisst krâmhûs.

krampe, (m.?) Krampf, spasmus.

krampe, f. Krampe, Haken, tenaculum.

krâmpot, Topf mit Specereiwaren für Wöchnerinnen.

krâmschinden, Häuser plündern, in welchen Kindbetterinnen sind; der es thut, ist ein krâmschinder.

krâmte, Krambude.

krâmvronwe, Kindbetterin, Wöchnerin.

krâm-werk, 1. Krämerinnung. 2. Krämerware.

krân, Kranich, grus; = krôn.

kranekes-snavel, acus muscata, a. reumatica; vgl. krôn-snibbe.

krânhake, ein Schmiedsgerät.

krank, 1. schwach, infirmus; krankes dodes sterven, eines elenden, jämmerlichen Todes sterben; kranke redelicheit, Unbilligkeit; kranke worde, schlechte Reden, Schimpfworte; kranke lude, humiles personae. 2. im heutigen Sinne: körperlich oder geistig leidend, morbidus.

kranke, f. Schwäche, Blösse.

krankedage, Krankheit.

krankeliken, schwächlich; k. to sik nemen, sich gekränkt fühlen.

kranken, sw. v. schwach (mattherzig) werden.

krankheit, f. (und n.) Schwäche; Krankheit.

krankhertich, schwachherzig.

kranksinnich, verstandesschwach.

krankte (krankede) = krankheit, s. krenkte.

krân-louwe, Krahnpächter? (vgl. kellerlouwe).

kranz, m. Kranz (Jungfern-, Brautkranz; auch Ritterschmuck); Kranzdarm, Gekröse.

krape, umgesetzt für karpe, gorillus, piscis.

krasse, Krabbe, nomen piscis, gracius.

krât, (Hahnen)schrei.

kratelen, sw. v. schreien, bes. wie ein Huhn, krähen, gackern.

kraten, sw. v. schreien.

kratz, Kratz; bildl. Widerrede; Kratz-, Flockwolle?

kratzen, krassen, sw. v. kratzen; bildl. kratzig, widerspenstig sein.

kratz-pot, Topfschrapper.

kravêl (karvêl), n. langes, schmales Kauffahrteischiff, Caravele.

kreck, adv. just, gerade, unmittelbar.

crede, m. das Credo; den creden lesen, jemand die Leviten, den Text lesen.

credenarer, f. Becherdeckel?

credencie, f. Credenzbrief; Beglaubigungsschreiben.

credenzer, m. (n.?) Anrichte, Büffet, vasarium.

credenz-vat, ein Trink-, (Wein)gefäss (welcher Art?)

kreften, sw. v. = bekreften, bewältigen, erobern.

kreftich, kräftig, mächtig.

kreficheit, Kraft.

kreftliken, mit Macht.

kregel, immer fertig zum Kampfe; hartnäckig, pertinax (jetzt: munter, lebensfrisch).

kregel, Kringel, ein Gebäck (= krengel).

kregeren, -jeren, sw. v. schreien, rufen, frz. crier.

kregerer, Schreier, Rufer, Herold.

kreibicken, Muscheln (kabbik) fangen.

kreie, kreige, f. Krähe.

kreier, kreiger, kreger, eine Art kleinerer Kauffahrteischiffe.

kreis, m. 1. der eingehegte Kampfkreis. 2. Umkreis, Grenze.

kreisen, sw. v. kreischen, schreien.

kreisen, sw. v. (Jagdausdruck) das Gebüsch umgehen, in dem sich das Wild aufhält?

kreismeister, Aufseher über die gerichtlichen Zweikämpfe, Grieswart.

krek, Griff? (eisernes Gerät zum Festhalten? oder = krich, Zugwinde?)

kreke, kreike, Schlehenpflaume, prunum; kreken-môs, Mus davon.

kreke, krekel, das Instrument zum Spannen der Harfe, plectrum.

kreke, Geschrei, rictus (vgl. krakele).

krekelink, Kringel, Bretzel.

Kreke, Grieche; in Kreken, in Griechenland.

krekesch, griechisch.

kremer, Krämer, institor.

kremer-hûs, Krämerhäuschen d. i. Tute (Düte).

kremerlik, zum Krämer gehörig.

kremmen, sw. v. mit gekrümmten Klauen packen; kremmende vogele, Jagd-, Stossvögel.

krenkede, krenkte, f. Krankheit; bes. das fallende Übel (die schwere Not).

krenken, sw. v. 1. trans. schwächen, schwach machen, infirmare; gekrenket werden, krank werden; im geschlechtl. Sinne: schwächen, stuprare. 2. intr. schwach, krank werden.

krenke- (kranke)liken, schwächlich, segniter.

krenker, Schwächer; Schändiger.

krentelen, sw. v. kandieren?

krenzlîn, n. Kränzchen (als Siegespreis).

krepel (kropel, kreppel, kroppel), m. Krüppel, contractus.

krepen, st. v. = krupen, kriechen.

kresem, m. 1. Chrysam, das geweihte Öl, crisma. 2. Diöcese, soweit der Chrysam von dem Bischof versandt wird; die Zeit, wo dies geschieht?

kresemen, sw. v. mit dem h. Chrysam salben, crismare.

kresemente, Salbung.

kresem-vat, Gefäss für den Chrysam, crismatorium.

krete, m. Ritze, Kerbe.

krêt(e), kreit (krît), m. 1. Kreis, girus. 2. der Kampfplatz.

krête, kreit, krît, m. Zank, Streit, Hader.

kretele (Dem. zu krete, Ritze), Falte, Runzel?

kreteler = kreter, Hadermann.

kreten, kriten, sw. v. streiten, zanken, altercari, rixari.

kreter, Haderer, Streiter, bes. der den Streit eines andern vor Gericht führt, procurator.

krettelmore, eine rübenartige Pflanze, pastinaca.

kretten, sw. v. reizen (zum Zorne), quälen, belästigen; refl. sich streiten (das Wort mengt sich mit kreten, kriten).

krêt- (kreit)warder, Aufseher über den Kampfplatz, Grieswärtel.

krevelen, sw. v. kribbeln, schaudern.

krevelinge, Schaudern, Sträuben.

krevelsch, gereizt, zornig.

krever, eine Art Schiff = kreier.

krevet, kreft, m. Krebs, als Tier, als Gestirn, als Krankheit, als Rüstung, Brustharnisch, thorax ferreus.

krevetes-oge, Krebsauge, Stein im Magen des Krebses.

krez(e), Abgang vom bearbeiteten Metall; bes. von Silber, ramentum.

kribbisch, streitsüchtig, reizbar.

krich, m. Zugwinde, Flaschenzug, Schraube.

krich, m. Streit, Zwist, contentio; Widerwort, Eigenwille, Rechthaberei; Streit mit Waffen, bellum.

krichaftich, 1. streitsüchtig. 2. bestritten, streitig.

krichsnôr, Zugwinden-seil.

krichwerk, was zur Zugwinde nötig ist.

kricke, Krickerbsen? kleine Erbsen? (vgl. krick-ânt, kleine Ente).

krickelmore, kleine, runzlichte Rüben (= krettelmore?)

krigelik, zum krich gehörend.

krigen, st. v. bekommen, erhalten (in allgemeinster Bedeutung).

krigen, sw. v. streiten; im rechtl. Sinne: processieren; kriegen, fehden, bellare (in diesem Sinne auch st., aber äusserst selten).

krigern(d)e, voll Neigung zum Kriege, kriegslustig.

kriges-geloufte, Wechselfälle des Krieges.

kriges-reschop, Kriegsgerätschaft.

krigich, streitsüchtig.

kriginge, das Bekommen, Erhalten.

krikel, Zirkel, circinus.

krikel, krekel, Heimchen, Grille, cicada.

kriken, sw. v. streicheln, schmeicheln?

krime, die Schärfe, welche Bier, Käse, Schnupftabak u. a. Dinge an sich haben (krimich, scharf von Geruch und Geschmack).

krimessin, karmoisin.

krimpe, f. das Einschrumpfen; tor k. gân, einschrumpfen, kleiner, geringer werden.

krimpen, st. v. 1. intr. sich zusammenziehen, kleiner, geringer werden, einschrumpfen. 2. trans. einschrumpfen lassen, Kunstausdruck der Tuchbereiter.

kringel(e), m. und f. Kreis, Ring; das bekannte runde Gebäck.

krink, m. Ring, Kreis; bes. der Kreis, in dem der hinzurichtende Verbrecher steht.

krinzen, sw. v. d. krinse d. h. purgamentum frumenti, (Kaff etc.) entfernen; exacerare, per wannum excutere.

krîschen (krissen, krisken), sw. v. kreischen (auch vom bratenden Fleische).

krispel, Frauenputz, wahrscheinlich ein langer Schleier.

krisselen, sw. v. kratzen, einen kratzenden Ton hervor bringen; vom Schreiben: durchstreichen, tilgen.

kristallen-kiker, Leute, die aus einer Kristallkugel oder einem gläsernen Prisma wahrsagen.

kristen, 1. adj. christlich. 2. subst. Christ.

kristendôm, m. das Christsein (Getauftsein); die gesamte Christenheit.

kristenen, sw. v. zum Christen machen, taufen.

kristenheit, de k. hebben, getauft sein.

kristêr, Klistier.

krite, Hausgrille, Heimchen.

krite, f. Kreide; up k., in de krite, auf Borg.

kriten, sw. v. mit Kreide bezeichnen.

kriten, st. v. schreien, heulen.

kriten, sw. v. krît, krêt erregen, streiten.

kritich, kreidig.

krît-snôr, eine mit Kreide bestrichene feinere Sorte Bindfaden.

kritz, m. Kritz (mit der Feder).

kroch, (krächzender) Rabe oder Krähe (Dohle).

krôch = koog? im Dithm. ein Stück Weide- oder Saatland, das eingehegt ist (mit Zaun, Wall oder Graben).

krôch, krûch, m. Wirtshaus, Schenke; krôch holden, das Wirtshaus besuchen = zechen (vgl. schole holden, die Schule besuchen); Krug-, Schenkgerechtigkeit.

krôch-dach, Tag, an dem man ins Wirtshaus geht.

krochen, sw. v. grunzen, krächzen etc.

krôch-gank, das Gehen in das Wirtshaus (zum Einlager).

krôch-vader, Herbergsvater.

krode, f. Kröte.

kroden, kruden, sw. v. krot machen, in rechtlichen Anspruch nehmen, Klage erheben; (meist refl. mit Gen.) sich mit etwas befassen, sich kümmern um, jem. belästigen.

kroden-duvel, Krötenteufel? (als Schimpf- und Fluchwort), bufo.

kroden-sone, Krötensohn (als Schimpfwort).

krodigen, sw. v. refl. sich mit etwas zu schaffen machen, sich kümmern.

krofliate, gariofilata (d. i. caryophyllum).

krogen, sw. v. 1. einen Krug, eine Schenke halten. 2. zechen.

kroger, m. Besitzer eines krôchs, Landbesitzer.

kroger, kruger, m. Wirt, Gast-, Schenkwirt; fem. krogersche.

kroke, krake, f. Falte, Runzel, ruga.

krokele, krakele, f. Falte, Runzel.

krokele, (Raben)gekrächz.

krokelen, sw. v. runzeln, Falten machen.

kroken, sw. v. runzeln.

kroken, sw. v. Vieh weiden (frz. croquer).

krokeraftich, faltig, gerunzelt.

krokinge, das Runzeln.

krolen, sw. v. gröhlen, laut schreien.

krome, f. Krume.

krom(e) = krân(e), Krahn (Hebewerkzeug)?

krome = krame, Kramladen, institerna.

kromen, sw. v. in Krumen zerbrechen.

kromer = kremer, institor.

krôn, krân, m. 1. Kranich. 2. (wegen der Ähnlichkeit mit einem Kranichhalse) Krahn (Hebewerkzeug).

kronachteliken, klag-, murrhaftig.

kronachticheit, Widerspruchssucht, Murrköpfigkeit.

kron-asche, die beste Asche.

krone, f. 1. Krone. 2. Kronleuchter. 3. Platte des Kopfes = krune. 4. eine Münze.

krôn- (krân)dreger, Krahndreher.

kroneke, Turnierspiess (nicht scharf), (Gabelspiess?); kronekenspere, Speere (oben mit einer Krone oder Knopf versehen), die stumpf sind. Vgl. krônlein-gestech, hastiludium.

kronen, sw. v. krönen, eine Krone oder einen (Jungfern)kranz aufsetzen, vittare.

kronen, sw. v. brummen, murren, schelten, murmurare, queri.

kronen-hovet (= krone), Kronleuchter.

kronigen, sw. v. krönen.

kroninge, Murren, Widerspruch.

kroninge, Krönung.

krôns- (krâns)beren, Kranichbere, Preisselbere.

krôns-nibbe, Kranichschnabel, origanum.

krop, m. 1. Rumpf (im Ggs. zu den Gliedern), Leiche. 2. (runder) Auswuchs, Kropf, struma; bes. am Halse der Vögel. 3. Schlund, ruma.

krop, Vieh = krûp.

krop (kroppe), ein Gebäck, eine Art Kuchen mit Fleischfüllung, Pastete, bes. zur Fastenzeit, Krapfen.

krop, m. kleines, hölzernes Hahl, Topf (um Speisen warm zu halten).

kropel(e), kropelink, m. = krop, Krapfen, artocrea.

kropel(e), Krüppel = krepel.

kropelink, kleiner Stockfisch?

kropelroster, der kropele (Krapfen) röstet oder backt.

kroppen, sw. v. den Kropf füllen, voll füttern.

kroppen, sw. v. (techn. Ausdruck der Schmiede) krumm biegen.

kropwale, Wälscher mit einem Kropf, Cretin?

kros, spitz, scharf.

krôs, krûs, m. und n. Kanne, Trinkkanne, Krug.

krosam = krotsam?

krosate, eine (goldene) Münze, aureus cruciger.

krose, kruse und krosele, krusele, Knorpel, Weichbein, cartilago.

krôs(e)ken, Krüglein.

krosel, Werkzeug der Glaser, um kleine Glaszacken abzukneipen.

krosinge (ndl. crusinge), Spundloch?

krosnats, eine Münze = krosate?

krospel, Knorpel, cartilago.

krossen, sw. v. brechen, splittern.

krôt, krût, n. Hindernis. Belästigung, Beschwerde, Not.

krôt-sam, was krôt verursacht, lästig, beschwerlich.

krouwel (kru-, kra-, krauwel), m. Gabel mit hakenförmigen Spitzen, Kreuel, fuscinula, tridens.

krouwel-krum, krumm, wie ein Kreuel.

krubbe, kribbe, f. Krippe.

krucke, krocke, f. (gekrümmtes Stück), 1. Werkzeug, um etwas zusammen zu scharren oder umzuwenden, tractula. 2. Krücke, Krückstock.

krucken, krocken, sw. v. mit der krucke umwenden oder behandeln, rechen, tractulare.

krude-brôt, Brot mit Kümmel oder sonstigem Gewürz.

krude-heren, die der Apotheke vorgesetzten Ratmannen.

krude-kerke, Kräuterbüchse in Form einer Kirche?

kruden, sw. v. würzen.

kruden = kroden.

krudenere, Gewürz-, Spezereihändler, Apotheker.

kruder = krudenere, herbularius.

krude-vat, Behältnis für das krût.

kruft, f. Krypta.

kruke, f. Krug, urceus; Dem. krukelken, urceolus.

krul, m. Haarschopf, cirrus; gekräuseltes Haar.

krullekoken, aufgerollter Kuchen.

krullen, sw. v. kräuseln, crispare.

krum, krumm; krum-halse, mit krummem Halse.

krumme, f. Krümmung, Windung.

krummen, sw. v. 1. krümmen. 2. krumm werden.

krumster, -stert, eine kleine Münze, bes. in fries. Gegenden (= 2 Bremer sware, 4 witte u. ä.).

krune, f. Tonsur.

krunke, f. Falte, Runzel, Krause.

krunkelen, sw. v. faltig machen, crispare.

krûp, krôp, n. Vieh, bes. Rindvieh.

krupen, st. v. kriechen.

krûs, kraus; wirr, verschlungen.

kruschen, sw. v. kreischen.

kruse, f. Krause; das Gekröse, Bauchfett, omentum.

krusecheit, (Krausheit), Wamme, Wampe, palearium.

kruse-dôk, gefälteltes Tuch, Halskrause.

kukor = kukuks-ôr?

kruse-krol, Krauslock, Krauskopf.

krusel(e), m. eine kleine, hängende Lampe (von gekraustem Metall, gewöhnlich Eisenblech), cicendulum.

krusel-brade, Kräuselbraten (im Herbst gegessen, wenn die Handwerker wieder anfangen, bei Licht – kruseln – zu arbeiten).

krusemen, sw. v. 1. kraus machen, quetschen, zerdrücken, ersticken? 2. intr. ersticken?

krusen, sw. v. kraus machen, kräuseln.

krusen (kruseln), Spundloch, obdella.

krût, krude, n. 1. (grünes) Kraut. 2. Gewürz, Spezerei jeder Art, Confect. 3. Pulver (bussenkrût).

krûtbêr, Gewürzbier.

krût-hof (krût-tûn), Garten für Kräuter.

krût-horn, Pulverhorn.

krût-molle, Pulvermühle.

krût-schovele, Gewürzschaufel.

krût-wiginge, Krautweihe; de dach der k. ist der 15. Aug., Himmelfahrt Mariä.

kruze (kruce, kruse), n. 1. Kreuz; dat cruce geven over, (vom Papste) den Kreuzzug gegen jem. predigen; dat k. kussen, ein Rechtsgeschäft (namentlich Friedensschluss) bestätigen, was nach orientalischem Ritus durch Küssen des Kreuzes geschah; to deme k. krupen, bildl.: nachgeben; als Grenzzeichen (snâtkruze); Zeichen der Marktfreiheit; das Kreuz auf die Thüre (oder das Streitobject) heften war ein Zeichen der overhore gegen ungehorsame Schuldner, oder eine Polizeistrafe. 2. Kreuzzug, Pilgerfahrt; dat k. lêsten, eine Pilgerfahrt unternehmen. 3. als Kalendertag: Christi Himmelfahrt.

kruze-bant, Kreuzband.

kruze-boge, stählerne Armbrust, engl. crossbow.

kruze-bôm, 1. Wunderbaum, ricinus communis, palma cristi. 2. Kreuz-, Drehbaum?

kruze-brêf, Friedensurkunde.

kruze-broder, Kreuzbruder = Kreuzfahrer (bes. die Tempelherren).

kruze- (kruzes)dach, des h. cruzes dach ist 1. die Kreuzesfindung, inventio crucis, 3. Mai. 2. Kreuzerhöhung, exaltatio crucis, 14. Septbr. – Die cruce-dage sind 1. Montag, Dienstag und Mittwoch in der Kreuzwoche. 2. dann übertragen alle Tage der Kreuzwoche.

kruze-dracht, Kreuztragung, Prozession mit Kreuzen; Bild der Kreuztragung.

kruze-gank, Kreuzgang (in Kirchen, Klöstern etc.).

kruze-gortze? = gortzingel?

kruze-here, Kreuzherr, Mitglied der 3 religiösen Ritterorden.

kruze-holt, Kreuzholz (die kreuzweis gelegten Balken, auf denen der Mühlenständer ruht?)

kruze-kussinge, das Kreuzküssen, Bestätigung eines (Friedens)vertrages; der (Friedens)vertrag selbst.

kruze- (krus)linge, kreuzweise.

kruze-munten, Bild oder Schrift (cruis of munt, d. i. moneta, Schrift) aufwerfen, Glücksspiel mit Geldstücken.

kruzen (krusen), sw. v. kreuzigen.

kruce-penninge, denarii cruciales (Abgabe an den Bischof ad cruces).

kruze-schult = krucepennink (Geldabgabe an einen Propst).

kruzes-segen, der Segen, ein Gebet, das der Mund leise spricht und die rechte Hand mit dem Zeichen des h. Kreuzes beschliesst.

kruze-tuch, Kreuzzügel.

kruze-vedder, Feder des Kreuzvogels, Kreuzschnabels?

kruze-volt, kreuzweis gefalten.

kruze-weke, die mit dem Sonntag vocem jucunditatis beginnende Woche, die zweite Woche vor Pfingsten.

kruze-, kruzel-werk, Quergebäude, ins Kreuz gearbeitetes Haus; Transsept.

kruze-wise, kreuzweise.

kruze-wort, Kreuzwurz, herba s. crucis; pes leporis.

kubbendroppe, Tropfenfall von der kubbing (Verlängerung des Strohdaches; die ans Haus gebaute Stallung, appendix tugurii)?

kuckelerie (= gukelerie), Gaukelei.

kudde, n. und f. Heerde, Schar (derselben Art), zunächst von Tieren, dann auch von Menschen.

kudde, kodde, Ferkel.

kuddeken, Häuflein.

kude, kudung, Tausch.

kudel, Behälter (Tasche für Geld, Speise etc.).

kuden, sw. v. tauschen, = kuten.

kuderwalischen, sw. v. kauderwälsch sprechen.

kuffe (küffe, kiffe), f. kleines, schlechtes Haus.

kuffener, kiffner, der Bewohner einer kuffe, kiffe.

kukedûs, Gockeldaus? (etwas ausgezeichnetes in der Untüchtigkeit?)

kukelhân, Gockelhahn; Name eines Bieres.

kuken, n. Küchlein, bes. junges Huhn.

kukuk, m. Kukuk.

kukukes-lof, Sauerampfer, acetosa.

kukukes-lôk, Kukukslauch, Sauerampfer, alleluja in apoteca.

kukukes-love, Kukuksglaube, d. h. falscher, Teufelsglaube.

kûlbars, Kaulbarsch.

kulde, s. kolde.

kulderinge, das Laichen der Fische.

kulder- (kuller)tît, Laichzeit.

kule, (Kaul)quappe.

kule, f. 1. Keule; Mörserkeule; Dichthammer der Schiffszimmerleute; Kolben; Stange. 2. ein keulen- (kugel-)artiges, bauchiges Gefäss? urceus. 3. Hode. 4. Beule, Geschwulst, Gichtknoten.

kule, f. Grube, Vertiefung, Loch; bes. das Grab.

kule-bodel, (der Büttel mit der Keule = kolvendreger,) Feldhüter.

kuleken, Grübchen.

kûl-ende, Giebel (?) am Bauernhause.

kulengrever, Totengräber.

kulere, Steinbrecher?

kulich, voll Löcher; lochartig.

kulink, Kau-, Keuling, ein Fisch, eine Quappenart, gobias niger, capotenus.

kulitze, Wende? wendischer Kürschner?

kulk, m. Kolik.

kulle, swm. Kapuze (aus mlat. cucula).

kulle (= kule), Dem. kulleken, Hode.

kulmit, n. ein livländisches Mass (für Salz, Getreide etc.), 10 = 1 lôp.

kûl-pumpen, ein Spiel der Hanseaten in Bergen (Hans. Gesch. Bl. 1877, 142).

kulter = kolte.

kum, m. (vgl. kump), ein rundes Gefäss, Behälter; Cisterne.

kume, adj. von geringer (Lebens)kraft, matt; kumer nôt, mit genauer Not, mühsam.

kume, adv. mit Mühe und Not, kaum, vix.

kume, (Falck, Staatsb. Mag. 9, 705), lies kuven; vgl. Neocor. Dithm. Chronik 1, 405.

kum-hûs (= kumphûs), Haus, wo die Kumpen, runde Tröge (zum Walken des Tuches), stehen.

kumich, krank, schwach.

kumme, f. rundes, tiefes Gefäss, Schale; grösseres Wasserbehältnis.

kummeltur (-dur), kummendur = komendur, Comthur.

kummer, m. (Bau)schutt, rudus.

kummer (kumber), m. 1. Not, Mangel, Bedrängnis. 2. im rechtl. Sinne: Beschlagnahme, arrestum.

kummer-brêf, Arrestbrief, Urkunde, um etwas mit Arrest belegen zu können.

kummerachtich, kümmerlich, ermangelnd.

kummerachticheit, Mangel, Not.

kummeren, sw. v. im rechtl. Sinne: mit Arrest belegen.

kummerich, kümmerlich, arm.

kummeringe, Beschlagnahme.

kummerlik, mit Besorgnis.

kummer-lôs, arrestlos, frei.

kummer-pennink, Arrestgeld.

kump, m. (grösseres) Gefäss, gew. von Holz, bes. in der Mühle, um das Wasser zu sammeln; Kufe.

kumpân, kumpen, m. Genosse, Gefährte, College, socius.

kumpanie (-penie), Gesellschaft, Genossenschaft.

kumpen(e)sche, Genossin, Gefährtin, socia.

kumpere, m. der kumpen macht, Fassbinder, Küfer.

kumpest, Eingemachtes, bes. eingemachter Kohl, Sauerkraut; auch der weisse Kohl selbst.

kumpest-kôl, Sauerkohl.

kumpst, komst, f. Ankunft.

kumpstlik, kumstichlik, künftig.

kumpter, kumpster, Comthur (bes. des deutschen Ordens).

kunde, m. 1. dem etwas bekannt ist. 2. der bekannt ist, notus.

kunde, f. Kunde, Bekanntschaft.

kunde-brêf, Fehdebrief, worin Fehde angekündigt wird.

kundes-man, Mann, der Kunde hat, Führer auf dem Wege.

kundich, 1. act. kennend, wissend; weise, klug. 2. bekannt; de kundige rulle, die Pergamentrolle, die Polizeigesetze enthaltend, die jährlich öffentlich verlesen (gekündiget) wurde.

kundich-brêf, Verfassung, Statuten.

kundicheit, Klugheit, Geschicklichkeit, List; Uebermut, Anmassung, Hochmut.

kundigen, sw. v. 1. verkündigen, ansagen, proclamieren. 2. vorladen, citieren.

kundinge, kundiginge, Veröffentlichung, Bekanntmachung.

kunkel, m. eine Art kleiner Schiffe.

kunkel-tunne? s. Ztschr. f. Hamb. Gesch. 6, 527 f.

kunne, f. eine Anzahl von 5 (Fellen).

kunne (kunde), n. und f. Geschlecht, Art.

kunnen, konnen, konen, unr. v. 1. können, sich worauf verstehen (das Obj. durch mit (mede), oder Accus.). 2. können, phys. und moralisch vermögen.

kunne-quarte, ein Quart (Weins) zur Probe?

kunst, f. das Können, sow. das Wissen als die Fertigkeit.

kunst, f. = kumst, Ankunft.

kunstavel (comes stabuli, frz. connétable), ursp. wol, der seine militärische Bürgerpflicht zu Pferde leistet; Patrizier, Junker, Mitglied der patrizischen Gelagsbrüderschaft; junger, wolhabender Lebemann.

kunstener, kunster, der eine Kunst (Handwerk) versteht; bes. der Geheimmittel weiss, Zauberer etc.

kunstich, gelehrt, klug, geschickt.

kunsticheit, Geschicklichkeit.

kunstigen, adv. geschickt.

kunstiger, Künstler.

kunstlik, künstlich, geschickt; kunstverständig; adv. kunstliken.

kunt, kund, bekannt.

kunte, f. weibliche Scham; Hure.

kuntlik, offenbar, bekannt.

kunt-lippe, Schamlefze.

kuntôr, n. 1. Schreib- (eig. Zähl)tisch, Pult. 2. Kontor, Geschäftszimmer. 3. Niederlassung hansischer Kaufleute.

kuntôr-maker, Tischler.

kun(t)-, kon(t)schop, 1. Kenntnis, Kenntnisnahme; Bekanntschaft, Freundschaft, Umgang; Kundschaft im kaufm. Sinn. 2. mündl. und schriftl. Zeugnis über eine Sache, von der man Kunde hat, Bekundung, Beglaubigung. 3. concr. die Gesamtheit der (erfahrenen) Leute, die etwas bezeugen. 4. Gerichtsgebühr, Recognition (für ein gerichtl. Zeugnis).

kuntschoppen, sw. v. Kundschaft, Bekanntschaft, Freundschaft machen; auskundschaften.

kuntschopper, Kundschafter.

kupe = kope, Kufe, grosses (offenes) Fass.

kuper, Küfer, Fassbinder.

kûp-vat, Fass in Kufenform.

kurch = mhd. kurc, ausgezeichnet?

kur(e), m. Späher; Wächter auf dem Turme; Turmbläser; Spielmann.

kuren, sw. v. spähend schauen; techn. Ausdruck der Jägerei: dem Wilde auflauern; überh. auflauern, speculari.

kuresser (korisser, ku-, koritzer, koritz), m. ital. corazza, Kürass.

kûr-hûs, Wächterhaus; Ausstich oder Erker an einem Wahrturm.

kûr-lôs, ohne Munterkeit, krank, schwach.

kurnisser = kuresser.

kurren, sw. v. knurren, brummen, murmurare.

kurrer-spel, eine Art Bretspiel; vielleicht Drehscheibe.

kurringe, das Murren, murmuratio.

kurtesan(e), m. Höfling, bes. am päpstlichen Hofe; Gesandter des Papstes.

kurtesane, f. Beischläferin.

kûr-wechter, der Wächter, der von einer Warte (kure) zu spähen hat; speculator, Turmwächter, Turmbläser.

kus, m. Kuss, osculum.

kûsch, unflect. auch kûs, keusch; kûs(c)heit, Keuschheit.

kus! Interj. (Scheuchruf an Hühner).

kuse, f. 1. Keule, clava. 2. Backenzahn, dens molaris.

kusel (kesel), m. Kreisel, trochus; ein Goldschmidtsgerät?

kuselen, sw. v. kreisend im Wirbel drehen.

kus-sadel, Sattelkissen, Sattel ohne Baum.

kusse = kûtze.

kussen, sw. v. küssen.

kussen, n. Küssen (Kissen).

kussen-blat, Küssendecke.

kussen-têke, Küssenüberzug, -zieche.

kût, kute, n. (u. f.?) das weiche, knochenlose im Tierkörper, Eingeweide, Rogen, pulpa, polygranum; Wade, sura (jetzt f.)

kût, Wechsel, Tausch.

kutel-bank, die Bank, auf der der Schlächter seine Waren auslegt.

kutel-hof, ein Hof, wo Kutteln, Gedärme ausgewaschen werden; Schlachthof, fartorium.

kuten, sw. v. sprechen, schwatzen?

kuten, sw. v. tauschen; wechseln, cambire.

kuten, sw. v. (das kût ausnehmen) töten, schlachten, mactare.

kuter, Schlachter, Wurstmacher (eig. der das kût verarbeitet, fartor).

kuter-bank, -blok, Fleischbank, wo kût verkauft wird, mactabulum.

kuter-hof, Schlachthof.

kuter-, kût-hûs, Schlachthaus, carnificina.

kuterie, Schlächterei, carnificina.

kuter-koven, Schlachthaus, laniena.

kutseln, sw. v. kitzeln (mehr hochd.).

kuven, n. Kufe, Kübel.

kutze, kutz-wagen, Kutsche.

kûtze, kûsse, f. eine Art Bettstelle.

L.

labben, sw. v. lecken; unappetitlich essen oder trinken.

labûr, Arbeit, lat. labor.

lach, n. 1. (was liegt) Leiche? 2. Lager, Lagerstätte. 3. Gelage, Festlichkeit, Gastmahl.

lach, lag, loch, n. 1. Gesetz, Statut. 2. (gesetzmässige) Willens-Erklärung.

lach, das Lachen, cachinnus, risus; enen lach togen, lächeln.

lachaftich, lächelnd; fröhlich.

lach-beden, gesetzmässig (zum Verkauf) ausbieten.

lach-broder, Gelagsbruder, Mitglied einer Trinksodalität.

lach-, lage-dach, Gerichtstag = dinge-dach; die an demselben angestellte Klage; Gerichtstermin.

lach-delen, ein gesetzliches Urteil sprechen.

lach(e)lik, lächelnd; lächerlich; fröhlich.

lachen, hüpfen, springen? mhd. lecken.

lachen, sw. v. lachen; lachende (mit lachendem munde), frei und ungezwungen.

lâchen sw. v. = laken, tadeln?

lachinge, das Lachen.

lachter = laster, Schimpf. (mehr mnl.)

lach-soken, gesetzlich oder gerichtlich verfolgen und überführen.

lach- (loch-)tugen, nach dem Gesetze bezeugen oder erklären.

lach-felling, Urteil, Verurteilung.

lackeritze, Lakritzen, liquiritium.

lactwarige, lactuarie, Latwerge, electuarium.

ladder = ledder, Leder.

laddern, ledern.

laddich = leddich.

lade, f. Kiste, Schrein; bes. die Lade der Aemter und Bruderschaften zur Aufbewahrung von Documenten; Innung mit gemeinschaftlicher Kasse; die Form, in der Steine gebacken werden; Laffette für ein Geschütz.

lade, f. Zweig, Spross; Nachkomme.

lade-brêf, 1. Gildebrief. 2. Citationsbrief.

ladeke, Lattich, lactuca.

laden, st. und sw. v. laden, ein-, vorladen.

laden, st. v. beladen, belasten; refl. sich mit etwas (Gen.) beladen, übernehmen.

laden-krût, in Laden oder Kisten aufbewahrtes Gewürz.

lader, 1. Einlader. 2. Auflader.

ladinge, 1. Vorladung. 2. das Tragen, Belastetsein.

la-dunkel, Arroganz, Dünkelhaftigkeit.

la-dunklik, der sich etwas dünken lässt, arrogant.

lage, f. 1. Lage, Gelegenheit. 2. Gelage? 3. lauerndes Liegen, Nachstellung, Hinterhalt, insidiae.

lage, f. Fässchen (Legel).

lage-leggen, Nachstellungen bereiten.

lage-legger, Nachsteller, insidiator.

lage-legginge, f. Hinterhalt, insidiae.

lagen, sw. v. im Hinterhalte liegen, nachstellen, auflauern, insidiari.

lages-broder = lachbroder, Zechgenosse.

lahen-tûn, wahrsch. ein Zaun aus lôn (= Ahorn, Alhorn).

lak, n. (m.?) Fehler, Mangel, Gebrechen; Makel, Tadel.

lak, schlaff, lose, nicht fest.

lak, (von Gefässen, Schiffen etc.) leck.

lake, f. Lache; Sumpf, sumpfige Wiese.

lake, f. Salzbrühe, salsugo.

lake, ein Gewürz?

laken, n. 1. Tuch, Zeug, meist aus Wolle gewebt (selten Leinewand). 2. als bestimtes Mass (44, 30 etc. Ellen). – Bildl.: dat l. recken, die Kosten hergeben.

laken, sw. v. verachten, tadeln.

laken, sw. v. abnehmen, minder werden.

laken-berêder, der die Tücher krimpt, rauht und schert.

laken-gespan, Laken-, Wandrahm.

laken-maker, -meker, Tuchmacher, pannifex.

laken-scherer, Tuchscherer, pannirasor.

laken-snider = wantsnider.

laken-striker, Lakenstreicher, der die Aufsicht darüber führt, dass die Laken ihre gehörige Länge haben.

laken-wardein, Tuchwardein.

lake-rede, Mühle, wo Laken fertig gemacht wird – walkemole? lies lakenrêde?

lakheit, Leckheit.

lakinge, Abnahme, Verminderung, Verlust.

lak-mâl, Fleck, fehlerhafte Stelle.

lak-rêp, Tau aus Riedgras, Leesch.

lam, flect. lames, lahm.

lam, flect. lammes, Lamm.

lamelse = lemelse, Lähmung.

lamen, sw. v. = lemen, lähmen, lahm machen.

lamen, Gebrechen?

lami (Zusammenziehung der Solmisationssilben la und mi), traurig, kläglich; up ên lami ûtgân, ûtlôpen, kläglich enden.

lam-laken, Tuch aus Lammwolle?

lam-mage, Lammesmagen.

lammen, sw. v. »Lamm« sagen.

lampacie, Grindwurz, rumex acutus?

lampe, f. Lampe, Leuchte.

lamprêde, -preide, Lamprete.

lam-suchtich, gichtbrüchig.

landen, sw. v. landen, ans Land bringen, an Land kommen; auch refl. sik l.

landes-dach, Versammlung des Landes, Landtag.

landes-dink, (allgemeines) Landgericht.

landes-knecht, Bewaffneter zu Fuss (im Dienst eines Landesfürsten).

landes-rât, das allgemeine Landgericht.

lande-werdes, land-wert, land(ein)wärts.

lange, f. Länge.

lange, Langfisch (Stockfischart).

lange, langen, adv. lange Zeit; bi l., seit langer Zeit.

langede, f. Länge.

langelachtlich, -aftich, länglich, oblongus.

langen, sw. v. 1. langen, reichen. 2. erlangen, erreichen.

langes, adv. u. präp. längs, der Länge nach, entlang; vor langes, seit längerer Zeit; van rugge l., a retro.

langicheit, Länge.

lank, lang; vom Wein, Bier etc. zäh, fadenziehend, pendulus; dat lenger lîf hebben, länger leben, den andern überleben; lank sîn, es lange machen, säumen, zaudern.

lank, adv. u. präp. längs, entlang; bi dike l., längs des Deiches; bi huse l. (verkopen), hausierend (verkaufen); lank landes; lang de tafeln, die Tische entlang; lank den wech; lank de weken, die Woche hindurch.

lankaftich, länglich.

Lank-barden, Lombardei; lank-barts, -bersch, lombardisch; l. not, wälsche Nuss, avellana.

lank-beidich, lange wartend, langmütig.

lanke, die Seite zwischen den Rippen und der Lende, Weiche, lumbus; überh. Seite; die Seite des Wassers, wo man zu fischen pflegt, stagnum.

lank-halich, -holich, länglich.

lankheit, 1. Länge. 2. Langsamkeit.

lankhelde, in de l. slân, in die Länge ziehen.

lank-helvet, langgestielt.

lank-herdich, lange dauernd.

lank-levich, -levelich, lange lebend oder dauernd.

lank-modich, langmütig.

lank-ovel, Krankheit in der Lanke, Pleuresie.

lank-peper, piper longum, die halbreifen Fruchtstände von chavica officinarum.

lanksam, -sem, -sum, adj. u. adv. lange dauernd; langsam, säumig.

lanksamich, langsam.

lanksemen, -sumen = lanksam, adv.

lank-verdich, langsam fertig, träge.

lank-wagen, das Stück Holz, womit das Vorder- und Hinterteil des Wagens verbunden wird.

lank-want, eine Art Tuch (gemeiner Sorte).

lank-warich, lange während, dauernd.

lank-wilich, adj. u. adv. lange dauernd.

lank-worpel, länglich.

lanne, f. Stange oder Blatt (Blech) von Metall oder anderem Stoffe, lamina; Kette oder Gürtel, aus den einzelnen Stäbchen (Gliedern) gemacht oder aus Metallblech getrieben.

lannen-golt, dünn geschlagenes Gold (Goldblech, Goldschaum?)

lanste, s. lantsete.

lant, n. 1. Land (Ggs. Wasser), Acker, Boden. 2. Land (Ggs. Stadt). 3. Land, Provinz, District, bes. das Heimatsland. 4. die Bewohner eines Landes. 5. ein bestimtes Mass von Aeckern (etwa 400 Ruten); überh. Grundstück.

lant-art, das Land, aus dem man herstammt, Geburtsland, Heimat; überh. Gegend, Ort.

lant-bede, allgemeine Landessteuer.

lant-bo, Landbebauer, Colon (aus d. Dän.).

lant-bodel, Büttel für das Land.

lant-dink, Land-, allgemeines Gericht, generale terrae judicium.

lant-drossart, Landdrost.

lante, die Holzunterlage, auf welche das Blei des Daches genagelt ist?

lant-gank, Landung, Gang ans oder ins Land (bes. des Raubes wegen).

lant-gedelik, landesüblich.

lant-gelt, Grundzins, terragium.

lant-genote, Landesgenosse = lantsate.

lant-grave, Graben um das Land zur Befestigung gezogen.

lant-gulde, Rente von Landbesitz.

lant-gût, Vermögen, Besitz, in Ländereien bestehend.

lant-hagen, Einzäunung des Landes = lantwere.

lant-hêre, 1. Eigentümer des Grundes, Grundherr. 2. Landesherr. 3. der vornehmste Vasall in einem Lande, der die Gerichtsbarkeit ausübt.

lant-hode, -hude, Landeshut, Behütung und Beschützung des Landes.

lant-holder, Statthalter.

lant-jacht, allgemeine Verfolgung (eines Räubers oder Diebes).

lant-knecht, lictor = lantbodel, ein Unterbeamter der Landvögte.

lant-kôp, landesüblicher Kauf(preis).

lant-kummerdure, Landes-Comthur.

lant-lage, Landeskind, Einheimischer.

lant-loftich = lantlopig.

lant-loper, der das Land durchläuft, Landstreicher, erraticus, vagus.

lant-lopich, 1. das Land durchstreifend. 2. landläufig, im Lande üblich; dat l. gerichte, das zuständige (landesübliche) Gericht.

lant-lôs, des Landes verlustig; heimatlos.

lant-man, 1. Eingesessener eines gewissen Bezirks, Landesgenosse, compatriota. 2. selten im heutigen Sinn: Landbewohner (Ggs. Städter oder Bürger).

lant-mêre, f. allgemeines Gerede.

lant-mêrich, landkundig.

lant-prank, Hausirhandel?

lant-recht, 1. das in einem Lande geltende Recht. 2. Landgericht. 3. die Pflichten, welche das Landrecht verlangt.

lant-reise, (Kriegs)zug ins Land hinein.

lant-rekel, Bauernhund.

lant-rider, berittener Polizeidiener, der das Land bereitet.

lant-roringe, das Grundruhrrecht.

lant-ruchtich, im Lande bekannt.

lant-rumich werden, das Land verlassen.

lant-sake, m. der das Land befehdet, Landschinder, Wegelagerer.

lant-sammelt, n. Versamlung des Landes; lies lantsammelent?

lant-sate, -sete, verkürzt lanste, 1. Landeseingesessener (als adj. landsässig). 2. freier Einwohner eines Landes, aber ohne eigenen Grundbesitz, Pächter eines fremden Grundstückes. 3. allgem. Unterthan, der dem Herrn zu Diensten verpflichtet ist.

lant-schade, m. Landschädiger, Wegelagerer.

lant-schat, Landschoss, Hufensteuer.

lant-schêde u. lant-schêdinge, Land(es)grenze.

lant-schop, f. 1. Landschaft, Gegend. 2. die Einwohnerschaft eines Landes, bes. die adliche.

lant-schri(e?), m. Landgeschrei, öffentliches Aufgebot der Bevölkerung zum Kriege etc.

lant-schumer, Landstreicher.

lant-sede, Landessitte, -gewohnheit.

lant-sedel, m. der Landsasse, = lantsete.

lant-sedelik, -sedich, landesüblich.

lant-seggent, n. Volksgerede.

lant-seten, im Lande eingesessen.

lant-sworen, Landesgeschworner.

lant-tal, -tale, landesübliches Verhältnis; na l., pro rata parte.

lant-towe, Landfesting, Tau, mittels dessen das Schiff am Lande befestigt wird?

lant-val, Einfall ins Land? Landung?

lant-vare, Kaufmann der zu Lande reist (Ggs. watervare).

lant-varer, Landstreicher, Bettler, vagabundus.

lant-varink (-verink, -verdink, -verich, -verer), m. ein im Lande umherziehender (fahrender) Krämer, Kaufmann oder Handwerker; Landstreicher.

lant-veste, 1. Landwehr. 2. Landesordnung, Landgericht. 3. die Verfestung eines Verbrechers, Verurteilung in die Landflüchtigkeit.

lant-volginge, Verpflichtung beim allgemeinen Aufgebot zu folgen.

lant-vrede, 1. der allgemeine Friede, treuga. 2. concr. die den Landfrieden zu wahren und zu schützen haben. 3. Landesvertheidigung.

lant-vrouwe, 1. Landbewohnerin. 2. Landesherrin.

lant-wacht = lant-hode.

lant-were, f. die Vertheidigung des Landes; concr. die zur Befestigung eines Landes oder einer Stadt aufgeführten Werke; Territorialgrenze.

lant-were, m. Wächter der lantwere, Grenzwächter.

lant-werunge, 1. die im Lande übliche Gewährleistung. 2. = lantwere.

lant-winner, Landmann, Bauer.

lant-witlik, landkundig.

lant-wîf, einheimisches Weib vom Lande.

lapen, sw. v. lecken, schlürfen, lambere.

lappe, m. Stück, Fetzen Tuches oder Leders etc.; das weiche Bauchfleisch der Tiere, bes. des Rindviehes.

lappe, m. der läppisch ist, Laffe, Narr.

lappen, sw. v. durch Aufsetzen eines Flickens, Lappens ausbessern, aus Stücken zusammensetzen; überh. ausbessern.

lapper, Flicker.

lapperie, f. Flickstücke, Kleinigkeiten.

laqueien-water, aqua aquilejae.

lare, f. = lere, disciplina; laren, sw. v. = leren.

lare-bôm, Lor(beren)baum.

las, lasch, müde, matt, lassus.

las, m. (lasche, f.) keil- oder zwickelförmiger Streifen; laschen, Laschen ansetzen.

las, m. Lachs.

las-garn, Lachsnetz.

las-gelt, Lachsgeld; d. h. Geld als Ablösung des früher in natura gelieferten Lachses.

lasich = losich, matt.

las-kule, Lachskolk.

las-mânt, Lachsmonat, Januar.

las-snider, Lachsschneider, Lachsverkäufer.

last, m., seltener n. u. f. 1. Last; Auftrag. 2. Beschwerde, molestia, spec. Process.

last, f. (Plur. lasten und leste), Last, ein bestimtes Quantum von Waren, nach der Gattung derselben verschieden.

lastadie, -ige, (= ladestat, contr. lâstat, Ort, wo die Schiffe beladen und entladen werden?) 1. Schiffszimmerwerft, navale. 2. die unnütze Schiffslast, Ballast, saburra (aus engl. lastage, frz. lestage?).

lasteken und lasten, eine Art Pelzwerk (vom gemeinen Wiesel, Schneewiesel).

lasten, sw. v. belasten; refl. sich belasten womit, etwas übernehmen.

laster, m. und n. Spott, Hohn, Verachtung, Lästerung; was zu tadeln ist, Fehlerhaftes.

lasterbarheit, Beschimpfung.

laster-brôk, Schandhose, Schandkleid, cubraca.

lasteren, sw. v. an der Ehre kränken, tadeln, schwächen, conviciari, vituperare.

lasterich, höhnend, schmähend.

lasteringe, Lästerung, Beschimpfung.

laster-kosen, sw. v. beschimpfend reden, lästern.

laster-kosinge, Schmährede.

lasterlicheit, Beschimpfung.

lasterlik, beschimpfend.

laster-mâl, tadelhafte Stelle, Fleck, Fehler.

lastich, lestich, schwer (von Gewicht); lästig, beschwerlich.

lasticheit, Lästigkeit, Beschwerde.

lastinge, Belastung, Last.

lastiven, eine Art Formstein.

lastlik, lestlik, lästig, beschwerlich.

last-tol, Zoll, der von jeglicher Last erhoben wird.

lat, m., late, swm. der hörige Diener, litus, lito.

lat, flect. lates, 1. lässig, träge; der zu spät oder zu langsam etwas thut. 2. spät; lateren (leteren) jares, lateren dages, anno, die sequente (crastino); de latere dach bezeichnet auch die Octave; z. B. lateren twelften = 20. Januar. vnser vrouwen dach der lateren ist der 8. Septbr. (Ggs. der êrren, 15. Aug.) der nächste, zweite oder dritte Gerichtstag (latere dach, laterdach). dat lateste, leste, das Ende (des Lebens); to deme latesten, zuletzt, int, ant leste, zuletzt.

late, adv. spät; latest, latesten, letzthin, jüngst, neulich.

lât(e), f. Krug, urceus.

lât(e), n. Benehmen; Gebärde.

late = lode, Spross.

late-kop, Schröpfkopf.

late-lude, die Laten, Lassen; vgl. lat I.

laten, st. v. 1. intr. aussehen, ein (ge-)lât haben. 2. trans. lassen, loslassen; verlassen; unterlassen, nicht thun; zulassen, einräumen; ablassen von etwas, aufgeben; hinter-, zurücklassen; überlassen (bes. zur Entscheidung); zum Schlusse festsetzen, beschliessen; (it laten) eine Sache wohin bringen oder unterbringen, etwas mit ihr anfangen; die Rechtsansprüche aufgeben; veräussern ohne Vorbehalt von Eigentumsrechten; zur Ader lassen. 3. refl. sik l. in, sich in eine Sache einlassen, anfangen; sik l. up, sich verlassen, vertrauen auf. Anm.: Constr. mit Acc. (Dat.) c. Inf. Präs. oder Partic. Perf.

later, der zur Ader lässt, minutor.

lât-gût, Lassgut, (kündbares) Zinsgut.

lât-hof, ein Hof zu Zins ausgethan.

latinge, Ueberlassung; gerichtl. Cession eines Eigentums.

latink, lattink (zu dink, Gericht) = botdink.

lât-iseren, Lasseisen, Instrument zum Aderlassen.

latke, (Frauen-Kleidungsstück) Ueberschlag, Kragen?

lâtlik, verzeihlich.

laton (lattun), Messing, frz. laiton.

lât-recht, Laten-, Lassenrecht, das Dominium über einen laten.

lat-rîs (= lotrîs), Spross, Lodenreis; junger Baum.

latte, Latte, tegula; latten dragen, verzagt, furchtsam werden.

latten, sw. v. mit Latten belegen.

latten-nagel, Nagel mit plattem Kopfe.

lattuke (lattike), Lattich.

lat-verdich, lassfertig, träge.

lat-verdicheit, Lässigkeit, Trägheit.

lauw (law), lau; lau(w)heit, Lauheit.

lauwen, sw. lau werden.

lauwe, m. Löwe (louwe).

laf (lip, lebbe), n. Mittel, um Milch (zur Käsebereitung) gerinnen zu machen (bes. aus Kälbermagen bereitet), coagulum; laf-emmer, Labeimer; laf-sak, Häutchen (Blase) mit Lab.

lave, f. Labung.

lavel-bêr (= lovelb.), Verlobungsfest.

laven, sw. v. laben, erquicken.

laven, sw. v. Milch durch Lab gerinnen machen.

laven, sw. v. (= loven), geloben.

lave- (lâf)nisse, Erquickung.

lavêren, sw. v. lavieren (eig. u. bildl.).

lavinge, Labung.

lawant (vgl. luwant), Leinewand.

lazarie, lazerheit, Aussatz (Krankheit des Lazarus).

lazers, aussätzig.

lê (lêhe), f. grössere Sense.

lê (lêhe), f. (n.) die Seite unter dem Winde, d. h., wo der Wind nicht herkommt.

lêbar(e), lêbart, m. Leopard; auch Löwe?

lebinge? lies lêvinge, Beliebung?

lêch, lêge, 1. niedrig; lêch water, der tiefste Stand der Ebbe. 2. niedrig, schlecht, gemein (auch im moral. Sinn).

lechelen (leghelen, lechelken), n. kleines Fass, Tönnchen.

lechelik, lachend, höhnend.

lêchen, leichen, sw. v. sein Spiel mit jem. treiben, betrügen, täuschen, sophisticare; aus dem Hochdeutschen.

lêcherie, leicherie, Täuschung, Betrug.

lêchinge, Betrügerei, sophistria.

lêchlicheit, Täuschung oder Lüge.

lechlik (= legelik), bequem, gelegen.

lecht, s. licht.

lecken, sw. v. mit den Füssen hintenausschlagen (löcken).

lecken, sw. v. lecken, stillare; factit. lecken lassen, destillieren.

lecker, m. Begier, Lust.

lecker, leckerich, üppig lebend, leckerhaft (häufig subst. Schmarotzer, Lotterbube); von Sachen: schmackhaft.

leckerer, Lotterbube = lecker.

leckericheit u. leckerie, Leckerhaftigkeit; leckeres, üppiges Leben.

leckerliken, -rigen, adv. den Gaumen kitzelnd: üppig, wollüstig, lotterhaft.

leckerwarte, Lakritzen, electuarium.

leck-koken ist wol assim. aus: lefkoken, Lebkuchen.

leck-wîn, vappa, vile vinum, quod ex faece exprimitur.

ledder, leder (contrah. leer), ladder, n. Leder.

ledder, f. Leiter; bes. die Wagenleiter, die leiterförmige Seitenwand des Wagens; die Galgenleiter; als Folterinstrument.

ledder-touwer, Lederbereiter, Lohgerber.

led(d)ich, laddich, 1. frei, ledig, solutus. 2. müssig, unbeschäftigt; vom Acker: unbearbeitet. 3. von Sachen: leer; eitel, nichtig. 4. im rechtl. Sinne: zur freien Verfügung stehend, erledigt, unverliehen; (von Pers.) frei, ungebunden.

leddicheit, 1. Ruhe, Freisein von Arbeiten, Müssiggang. 2. im rechtl. Sinne: a. die Öffnung einer Burg. 3. das Servitut, das ein ledichman zu leisten hat.

leddich-gank, Müssiggang.

leddich-genger, Müssiggänger.

leddichlik, frei, unbehindert; adv. -like(n).

leddichman, homo ligius absolutus, freier Vasall, der dem Herrn zu Kriegsdienst und Beistand verpflichtet war.

leddigen, sw. v. 1. los, ledig, leer, nichtig machen. 2. befreien, (eine Stadt) entsetzen. 3. refl. sich frei machen, sich freie Zeit schaffen für etwas, sich hingeben. 4. im rechtl. Sinne: von Verpflichtungen frei machen, erledigen; brêf l., eine Schuldurkunde tilgen.

led(d)igere, Müssiggänger.

leddiginge, Befreiung, Lösung, Busse, Ersatz.

lêde, leide, f. Leid, Schmerz, (Ggs. leve); Herzensangst, Bangigkeit.

lêde, leide, adv. (Ggs. leve); leid; mi is lede, mir ist leid, widerwärtig; bes. mir wird angst und bange, ich fürchte, vereor. Vgl. leide und lêt.

lede-ganz, vollständig, unverletzt; bes. von Siegeln und Urkunden.

ledeghere (= leddichhere?), dominus ligius, Lehnsherr (Ggs. leddichman).

ledeken, n. eine kleine Lade.

lede-lichte, artecira brana (Gliedweich?).

lêdelik = lêtlik, hässlich, widerwärtig.

ledelike(n), gliedlich, Glied für Glied, membratim.

lêdel-weke, Leid- (Leidens)woche, (Karwoche von Palmarum bis Ostern)?

lede-mate, n. 1. Gliedmass des Körpers. 2. Mitglied einer Körperschaft.

leden, sw. v. zerglieden, zerstücken.

lêden, leiden, sw. v. 1. leid machen, verleiden. 2. intr. leid sein.

leder-kalk, calx viva.

lede-wêk, Beta silvestris (Gliedweich).

lede-wêkicheit, Gliederweichheit, -erschlaffung.

ledich, mit Gliedern versehen; vom Korne, das schon Blätter gesetzt hat.

ledunge = leddiginge, das Ledig-, Freimachen, Ersatz.

lege, Laie, laicus.

lege (= gelege), Belegenheit.

lêgede, Niedrigkeit, niedrig gelegener Ort, Niederung.

legede, 1. = legerholt? 2. Lagebalken, in den die Ständer gesetzt werden.

legelicheit, f. Belegenheit, Lage, Beschaffenheit.

legelik, lechlik, 1. belegen, situs. 2. gelegen, bequem, opportunus.

legen = legel, Fässchen.

lêgen (leigen), st. v. lügen; l. heten, jem. einen Lügner nennen (eine strafbare Schelte).

legenicheit u. legenheit, Be-, Gelegenheit, Beschaffenheit, Sachlage.

leger, legger, n. 1. das Sichniederlegen; concr. der Ort, wo man sich niederlegt, Lager, Aufenthalt. 2. das Einlager, obstagium. 3. Beherbergung des Herrn, seiner Familie, seiner Mannen etc.

legeraftich (-achtich), 1. bettlägerig. 2. der im Einlager als Geisel liegt.

legercheit, Beschaffenheit?

legeren, s. v. 1. machen, dass etwas liegt; l., sik l., sich lagern, seinen Aufenthalt nehmen. 2. aufhören machen, beilegen; den sank l., den Gottesdienst einstellen; sik l., aufhören. 3. im rechtl. Sinne: erlegen, ersetzen, wieder gut machen, bezahlen, entschädigen.

leger-gelt, Geld für das Liegen (z. B. der Schiffe).

leger-holt, der Abfall in den Waldungen, das Leseholz, trockene Zweige.

legerich, bettlägerig.

legeringe, 1. Belagerung. 2. Erlegung, Bezahlung. 3. Niederlegung, -werfung.

legerlik, gelegen.

leger-stede, Lagerstätte; Grabstätte.

legge, lege, f. 1. das Niederlegen, die Niederlage; Lage; Klippenlage, Untiefe. 2. Erlegung (von Geld). 3. das Niederlegen, Abgeben einer Erklärung, depositio?

legge, m. = leie, Laie, laicus.

leggelen, s. lechelen.

leggelen; Bothe, Chron. der Sassen fol. 75: leggelde; lies: Veggelde (Vechelde bei Braunschweig)?

legge-luchte, viell. eine Leuchte, die nicht zum Tragen (wie Handleuchter, Stockleuchter), sondern zum Hinsetzen auf den Tisch bestimt ist.

leggen, sw. v. 1. legen; dale l., niederlegen, zerstören; (auch ohne dale: niederlegen, einstellen = legeren). 2. ersetzen. 3. ansetzen, bestimmen, wofür verwenden (anlegen); anrechnen. 4. in der Schiffersprache: das Schiff wohin richten, fahren (in de see, to der stad etc.); to hope l. mit, angreifen. 5. in der gerichtl. Sprache: jem. legen, d. h. das Einlager halten lassen. Refl. sich niederlegen, lagern; mit tegen, wedder: sich wenden, zum Angriff, sich widersetzen; mit van: sich wenden von, aufgeben.

legge-schip, Liege-, Wachtschiff; Fischerboot zum Legen der Netze?

leghant, ein Edelstein (jâchant, hyacinthus?).

legie(n), f. Legion (gew. zu 6666 angegeben).

lei, leie, leige, Art und Weise.

lei-broder, Laienbruder.

leide (lêde), f. Linie (d. h. Leine) oder Tau, woran eine Anzahl Angelschnüre und Haken befestigt sind.

leide, Gang? (vgl. lide).

leide, adv. als Interj. zum Ausdruck des Schmerzes; gew. im Comparativ leider (Ggs. lever) häufig mit to verb. (to leider! proh dolor!) Vgl. lêde u. lêt.

leide, m. Führer.

leide (lêde), n. 1. Geleite, Führung. 2. das sichere Geleit, salvus conductus; Schutz eines Fremden. 3. die Abgabe, die für sicheres Geleit den leidesheren gezahlt wird.

leide-bôk, Buch zum Aufzeichnen (das »leitet«), registrum.

leide-brêf, Geleitsbrief.

leide-, lei-gelt, Geleitsgeld, Abgabe für sicheres Geleit gegeben.

leide-hunt, Leit-, Jagdhund, der am Seile geführt die Fährte des Wildes aufsucht.

leide-lage, f. das Legen eines Hinterhaltes. Lies leide lage?

leiden (lêden), sw. v. 1. leiten, führen. 2. bes. das sichere Geleit, den salvum conductum, geben. 3. führen (ein Leben etc.); im gerichtl. Sinne: enen tuch l., einen Zeugen (oder Zeugnis) vorführen, producieren.

leider (lêder), m. Führer.

leides(ch), von Leiden; laken oder want (oder allein leidesch), Tuch aus Leiden, ein beliebter Kleiderstoff.

leide-sêl, Leitseil.

leides-hêre, Führer; Geleitsherr.

leides(lêdes-)man, leide-man, Geleiter, Führer; bes. der das obrigkeitliche Geleit repräsentiert und eventuell geltend macht.

leide-staf, Leitstab; Führer.

leide-stern, Leitstern, Polarstern.

leide-wech, Leitweg.

leidich, 1. Leid verursachend, widerwärtig, molestus. 2. in Leid befindlich.

leidigen, sw. v. geleiten.

leidinge, f. Verletzung.

leid- (lêd)inge, f. (leidink m.) 1. Führung, Leitung (Führer). 2. concr. Wasserleitung; Geleit, Zug.

leie, Laie, laicus.

leie (leide, leige), Fels, Stein, bes. Schiefer.

leie-mark, eine Münze, = 12 Schill.

lei-, leien-decker, Schieferdecker.

leiesch, laiisch, laicus.

lei-monnik, Laienbruder, -mönch.

leischap, f. die Laienschaft, Gesamtheit der Laien.

lei- (le-, leit)schap, Bauerschaft (eig. Flur-, Feld-, Weidegenossenschaft).

leise, Besatz (an Kleidern)?

leise (loise, lose, loische), f. Kirchengesang, geistliches Lied; dann überh. Gesang, auch weltl. Art.

(leisen-) loisen-broder, Kreuzbruder, Flagellant.

leisich, lêsich, freundlich, schmeichlerisch. Davon das Subst. leisicheit.

leisten, s. lêsten.

leitlik, dem Geleite gemäss; anständig.

leitsam, beschwerlich.

leiûn, eine Münze (= 14 Sch. 6-8 Pfg. Lüb.)

lêk (leck, leik), m. das Laichen; (Fisch)laich; bes. in Zus. heket-, stint-, blei-lêk.

lêk, laicus, Laie; ên lêkman, Laienbruder; dat lêke volk, lêke lude.

leke-bint, Band (welches?)

lêken, sw. v. hüpfen, springen?

lêke-tît, Laichzeit.

lêkinge (leckinge), die Laichung.

lêlicheit = lêde-, lêtlicheit, Hässlichkeit.

lêlik = lêde-, lêtlik, hässlich.

lêm, m., lême, swm. Lehm, Thon.

lemede (lembte), f. Lähmung.

lemelse (lemesle), f. Lähmung.

lemen, sw. v. lähmen, die Kraft schwächen; verletzen.

lêmen, von Lehm, lehmig.

lêmen, sw. v. mit Lehm bestreichen.

lêmen- (lêm-)decker, der mit Lehm deckt, beschmiert.

lemenisse, lemesse, f. Lähmung.

lêmenterer, Lehmarbeiter. Aus lêmen-werchter?

le- leime(n)t, Kerzendocht.

lêmer, Lehmarbeiter.

(lemel, lomel,) lemmelen, n. Messer-, Degenklinge, lamella.

lemich, (von Personen) träge?

lêmich, lehmig.

lêm-, lêmen-klicker, Lehmarbeiter, Mauermann (auch Topfbäcker?)

lemmeren, adj. vom Lamm.

lemmer-tege, (- d. i. tegede) Lämmerzehnten.

lemmer-tît, Lämmerzeit (= fröhliche Maienzeit).

lem-slach, Schlag, der lähmt.

lêm-staken, Flechtwerk von Zweigen und Pfählen, mit Lehm dazwischen.

lêmunt, m. Leumund, Ruf.

lêm-wase, Soden von Lehm.

lêm-werter (d. i. werchter), Lehmarbeiter.

lên, n. Lehn; (obrigkeitliche) Verleihung eines Amtes, eines Zunftrechtes.

lende, Lende.

lenden, sw. v. 1. intr. aufhören, enden; häufig verb. enden unde lenden. 2. tr. aufhören machen, zu Ende bringen. 3. refl. aufhören.

lendener, n. Hosengürtel, lumbale.

lenderie, f. Land-, Grundstück.

lên-dach, lên-dink, Lehngericht.

lêne = lêninge.

lênen (lêhenen), leinen, sw. v. 1. leihen; zu Lehn geben. 2. belehnen.

lenense, n. woran man sich lehnt, reclinatorium.

lêner, Verleiher, Lehnsherr.

lên-erve, lên-erf-gename, Lehnserbe.

lene-wand, Leinwand.

lenge, Länge, Länge der Zeit; ein langes Seil, das um grosse Packen (Heu, Stroh, Holz etc.) geschlagen wird, um sie heraufzuziehen.

leng(e)de, f. Länge; up de l., auf die Dauer; endlich.

lengelaftich, länglich.

lengen, sw. v. verlängern, hinausschieben.

lenger, Hinhalten, Zögern.

lên-gût, feudum.

lên-hêre, Lehnsherr.

lêninge, 1. das Leihen, Belehnung. 2. das durch die Belehnung erhaltene Recht. 3. Das geliehene Gut.

lênisch, lênsch, lêns, zum Lehn gehörig, feudalis; l. were = lênware; in l. weren hebben, zu Lehn (nach Lehnsrecht) besitzen.

lenk, (Compar. zum Adv. lange) länger, diutius.

lenken, sw. v. lenken, biegen, richten. sik l., einlenken, nachgeben; na, in, sich wenden, sich schicken.

lenket, mit Gelenken versehen.

lenk- (lenge-)hake, Kesselhaken mit (Gelenken) Einschnitten zum Auf- und Niederschieben.

lenksem = lanksam.

lênliken, nach Lehnsrecht.

lên-man, Lehnsmann.

lên-penninge, Lehnsabgabe.

lên-recht, 1. Lehnrecht, Inbegriff der Lehnssatzungen. 2. der Inbegriff der Befugnisse einer Lehnsperson. 3. Lehngericht.

lensen, sw. v. das Schiff in der Richtung des Windes laufen lassen.

lente (lenten), linte, m. u. f. der Lenz, Frühling.

lenten, sw. v. worauf achten? bedenken?

lenthudisch? (von einem Kahn).

lentliken, (verstümmelt aus all-entliken) allmählich, nach und nach.

lent-sake, d. i. lendet sake, Sache, die zu Ende gebracht, beigelegt ist.

lent-want, Leinewand.

lên-vrouwe, Lehnsherrin.

lên-ware, -were, f. 1. Lehnsgewere, die Belehnung von Seiten des Lehnsherren, die Sicherung des Lehnsempfängers in seinem Recht. 2. die aus der Belehnung entspringende Lehnspflicht.

lên-warschup, die Verleihung u. Übertragung des Lehns.

lepe = lepeler?

lepel (leppel), m. Löffel; den l. upsteken = sterben.

lepel-bort, lepel-bret, Brett, worauf man die Löffel steckt.

lepeler, Wasservogel mit löffelähnlichem Schnabel.

lepel-voder, Löffelfutteral.

lepper, m. Altflicker.

lêr, n. Wange, Backe.

lêre (lare), f. Lehre, Unterricht.

lêre-bode, (Lehrbote) Lehrjunge.

lêre-kint, Schüler; Lehrjunge.

lêre-knape, Lehrjunge, Lehrling.

lêre-knecht, Lehrling.

lêren, sw. v. 1. lehren (mit Acc. u. Dat. der P.). 2. lernen.

lêrich, gelehrig, zum Lernen eifrig und geschickt.

lêringe, Lehre.

lêr-kussen, Wangen- oder Backenküssen.

lernen, sw. v. = leren.

lêrsam, gelehrig.

lêrse (contrah. aus lederse), f. ledernes Beinkleid, weiter, hoher Stiefel.

lerve, f. Larve.

les, n. (was man liest?) Legende; Vers.

lêsch, Ried, Schnittgras, Schilf, carectum.

lesche, leske (vgl. ahd. lesa, ruga), Runzeln an Stirne, Händen und Füssen.

lêsche, leische, das Gemächt (inguen); hochd. Leiste.

leschen, st. u. sw. v. erlöschen; auslöschen.

lê-seise, eine grosse Sense.

lese-mester, Lector im Kloster, Prof. der Theol. und Philos.

lese-misse, die s. g. stille Messe.

lêsen, st. v. verlieren.

lesen, st. v. 1. lesen, sammeln. 2. lesen; Gebete lesen; hersagen, beten (auch ohne Geschriebenes vor sich zu haben); lesen over, beten für; überh. sprechen, reden, berichten.

lesinge, Lese, Ernte.

leslik, leserlich, lesbar.

lest, Superl. zu lat, letzte; adv. l., lesten, zuletzt, jüngst.

lêst, m. (Knochen)exostose am untern Teile des Pferdebeines.

lêst, lêste, Leisten, calopodium.

lesten, sw. v. (der letzte sein?) säumen, zögern? Lies letten?

lêsten, leisten, sw. v. 1. leisten, einer Verpflichtung nachkommen, sie erfüllen; dach l., auf erfolgte Citation sich stellen; sich als Geisel stellen zum Einlager, »Geiselschaft leisten«, obstagium servare. 2. l. vor, sich verbürgen.

lesterliken, auf schändliche Weise.

lêst-, leistinge, Geiselschaft, Einlager, obstagium.

lestink, der letzte Eimer einer vlôt Salzsole.

lêt, n. Lied.

lêt, leit, n. Leid, Schmerz.

lêt, leit, leid (Ggs. lêf), betrübend, böse; der einem leid, verhasst ist. Vgl. lêde und leide.

letanie, Litanei.

leter, Comp. zu lat.

let-holt, s. lit-holt.

lêtlicheit, Hässlichkeit, Widerwärtigkeit.

lêt- (leit-, lêde)lik, Leid, Widerwillen erregend, hässlich, gräulich; adv. lêtliken.

lêt-, leit-sage, m. Geleiter, Führer; im Schiffswesen: Lootse.

lêt-sagen, sw. v. geleiten.

lêt-saginge, Geleitung.

letsel, n. Hindernis.

lêt-spreker, Liedsprecher, Spielmann, Schauspieler, gannio; der höhnische, spitzige Reden führt.

letten, sw. v. morari. 1. trans. hinhalten, aufhalten, hindern, sunder oder ane letten, unverzüglich. 2. intr. sich aufhalten, zögern, säumen; l. up, sich betrachtend wobei aufhalten, aufmerken.

letterie, der Gebrauch der Lettern, Charactere, zur Zauberei.

lettinge, Behinderung, Hindernis; ane l., unverzüglich.

lêt-vordrîf, Leidvertreib = Freude.

letze, f. 1. Ende, die äusserste Verteidigungslinie. 2. Abschied, Abschiedsgeschenk.

letzen und letzigen, sw. v. verletzen.

lêf, adj. und adv. lieb, wert; vom Preise: hoch, teuer; also lêf he dat gût hadde, so hoch er den Wert oder Preis des Gutes taxierte.

lêve, f. 1. Freude, Lust, Liebhaben, Gunst; mit lêve entw. gern, freiwillig, oder gesund und wohl; mi geschut, wert lêve, mir wird etwas Liebes, Freudiges zu Teil, ich werde froh. 2. Liebe, in heutigem Sinn (dann gewöhnlicher lêvede, lêfde); in der Anrede: juwe lêve, »Ew. Liebden«.

lêve = (bu)lêvinge.

leve-dage, Lebenszeit.

lêvede, lêfde, f. Liebe.

levekaste (d. i. -koste), Gelage der Gilde? lies lovelkoste, Verlobungsfeier?

lêveken, n. Liebchen.

leve-koke, Lebkuchen, dünner Honigkuchen.

lêve-kosen, sw. v. freundlich, liebreich zureden, liebkosen.

lêven, sw. v. intr. lieb sein; tr. lieb machen; auch = belêven, belieben, z. B. rades l., Rat pflegen, sich mit jem. beraten.

leven, sw. v. 1. intr. leben. 2. tr. erleben; bes. den dôt l., den Tod jemandes erleben, ihn überleben.

lêven, loven, sw. v. zurück-, hinterlassen (bes. beim Tode).

levendich, lebendig; von Urkunden: nicht mortificiert, noch gültig (so auch levende brêve).

levendige = levendage, Lebenszeit.

lêve- (lêf)nisse, Freundlichkeit, Gabe und Geschenk aus Freundlichkeit.

leven(t), n. Leben; (Mönchs)orden.

lêver! (Ggs. leider!) Interj. der Verwunderung.

lever, f. Leber.

leverancie, f. Livrée.

lever-blome, ambrosiana; hepatica.

lêve-reden, sw. v. liebreich, freundlich reden mit jem.

leveren, sw. v. gerinnen, dick (libberich) machen, coagulare.

leveren, leverêren, sw. v. liefern, ab-, ausliefern; bildl. (eine Schlacht) liefern.

leveringe, Überlieferung, Tradition eines verkauften Gegenstandes.

lever-sê, Lebermeer, sagenhaftes, geronnenes Meer.

lever-sole, Lebersülze?

lever-stock, s. lubestikel.

lêf-erve = lîf-erve, Leibeserbe.

lever-wort, Leberwurz, epatica.

lêf-getal, angenehm, beliebt = lêf-talich.

lêfhaftich, liebreich, freundlich.

lêf-hebbelik, liebreich, freundlich.

lêf-hebber, Liebhaber, Freund.

lêf-hovet, (Liebhaupt) geliebte Person, Angehöriger; bes. von Verstorbenen gesagt.

lêf-licheit, Freundlichkeit.

lêflik, freundlich, gutwillig; adv. lêfliken.

lêf-maken, sw. v. liebmachen; als lêfmodicheit jem. etwas geben.

lêf-modigen, adv. mit lêfmôt, gern.

lêf-modicheit, 1. Liebe, Freundlichkeit. 2. Abgabe, »Erkenntlichkeit«.

lêf-môt, freundlicher Sinn; Freundlichkeit, freundliche Gabe.

lêf-ogen, sw. v. liebäugeln, schmeicheln.

lêf-oger, Schmeichler.

lêf-talich, 1. pass. beliebt, angenehm, gratus. 2. act. der sich liebenswürdig benimmt, amabilis.

lêf-talicheit, Freundlichkeit, Zärtlichkeit.

lêwer(i)ke, f. Lerche.

lexie, lexe, f. Lection.

lêwe, m. Löwe.

libant? (Teil des Harnisches).

liberie, Bücherei, Bibliothek.

lîc-hame, lîcham (lîkam), n. u. m. Körper, Leib, bes. der tote Leib; dat hillige l. des heren, die Hostie.

lîchamich, -lik, körperlich, leiblich; adv. lîchamliken.

lîch-genam, lîchnam = lîcham.

licht, lecht, n. Licht; Kerze.

licht, lecht, leuchtend, hell; adv. lichte.

licht, 1. leicht von Gewicht; leicht beweglich, behende. 2. leichtsinnig, leichtfertig.

lichte, adv. 1. auf leichte Weise. 2. leichthin, leichtsinnig. 3. vielleicht, wahrscheinlich. 4. ungefähr.

lichte, f. Leichtigkeit.

lichte, f. Band, Riemen, um zu heben, collare bajulorum.

licht(e)lik, leicht, unbedeutend.

lichteliken, adv. 1. mit Leichtigkeit. 2. vielleicht. 3. milde, sanft.

lichten, sw. v. auf-, in die Höhe heben.

lichten, lechten, sw. v. hell, Tag werden.

lichter, als Mass für Tuch (von unbekannter Grösse).

lichter lochene, (abs. Gen.) adv. lichterloh.

licht(e)-schip, Leichterschiff.

licht-, lecht-greve, (Lichtgraf) Aufseher über die Lichte (dat geluchte), Verwalter der Einnahmen und Ausgaben.

licht-hertich, der leichten Herzens, Sinnes ist.

lichticheit, Leichtigkeit; leichtsinniges, leichtfertiges Wesen.

lichtinge, Empor-, Aufhebung; Erleichterung, Nachlass.

licht-kaker (d. i. koker), Lichtköcher, -behälter.

licht-maker, Lichterzieher.

licht- (lecht-, lucht-)misse, Lichtmesse.

licht-mone (d. i. mome), Lichtmuhme, Aufseherin über die Lichte.

lichtnisse, Erleichterung.

licht-, lecht-pipe, Pfeife, Röhre, Tülle, um Licht, Kerzen, darauf oder hineinzustecken.

licht-ramen, Lichtrahmen (zum Trocknen der gegossenen Lichte?)

licht-verdich (vardich), leicht fertig, geschickt, hurtig; leicht, schnell.

licht-verdicheit, Leichtfertigkeit.

licht-, lecht-vinder, Lichtaufseher (obrigkeitl. Amt der Hansa in Nowgorod).

licht-vorich, leicht beweglich; leichtfertig.

licht-voricheit, Leichtfertigkeit, Leichtsinn.

licht-vrouwe, Lichterzieherin (= lichtmakersche).

licht-wiunge, Lichtmess.

licke-mulen, sw. v. die Lippen mit der Zunge lecken.

licken, sw. v. lecken, lambere, lingere.

lickerer, der gerne leckt.

licke-tappe, (der den Zapfen, Stöpsel, leckt) Leckermaul.

lide, f. Weg, Gang.

lidelicheit, Leidensfähigkeit; Leiden.

lidelik, lîtlik, 1. leidensfähig, passibilis. 2. leidlich, erträglich, das oder den man leiden mag, angenehm.

liden, st. v. gehen, vorübergehen, vergehen; in geleden tiden, in vergangenen Zeiten; kortes leden, jüngst. m. Acc. entlang, vorbeifahren an, von Schiffen. ênen wech liden, einen Weg gehen; jare l., Jahre verleben.

liden, st. v. 1. leiden, erdulden. 2. sich gefallen lassen, leiden, leiden mögen, gestatten; liden mit, womit zufrieden sein, es hingehen lassen. – Refl. sich gedulden, sich genügen lassen, sich behelfen; möglich sein, angehen.

liden, sw. v. leiten, führen. l. unde leiden.

lident, pl. lidende, Leiden.

lident, prtcp. als adv., sehr.

lider(e), der leidet; Angeklagter; en l. sîn, sich etwas gefallen lassen.

liderlik = lidelik, 1. erträglich, annehmbar; geduldig. 2. elend, jämmerlich, leidensvoll.

lide- (lît)sam, 1. leidend, schwach. 2. geduldig, verträglich. Adv. lidesamlik.

lidesamheit, Geduld.

lidesamich, geduldig, tolerans; gelinde, mild.

lidich, 1. act. der sich etwas gefallen lässt, geduldig. 2. pass. was man sich gefallen lässt, angenehm, lieblich.

lidinge, das Leiden.

lien (lihen, ligen, liggen), st. v. 1. leihen. 2. zu Lehn geben.

lien (ligen), sw. v. bekennen, angeben, aussagen.

lien = liggen?

liggen (lichen), st. v. 1. liegen; l. wedder, dagegen liegen, bekämpfen; liggende orkunde, schriftliches Zeugnis. 2. liegen in Geiselschaft oder Gefangenschaft. 3. l. an, worauf beruhen, gelegen sein; daran oder darauf verwendet sein; l. up sik sulven, selbständig sein. – Part. gelegen, beschaffen.

ligger, Lieger, Auslieger (auf einem Schiffe, des Fanges etc. halber); der sich zeitweise wo aufhält, bes. der Factor oder Commissionär eines Kaufmannes in einer andern Stadt.

liginge, Belehnung.

liinge, Bekenntnis, Aussage.

lîk (lîch), n. (selten f.) Leiche.

lîk, n.? Saum- oder Kantentau des Segels.

lîk(lîch), 1. gleich, eben, gerade, nicht krumm; gleich, ähnlich, aequalis; liker wise, gleicher Weise, gerade so. 2. gerecht, billig. – l. mit Gen. bezeichnet in der Distribution gleichartiges, z. B. aller lîk, jeder einzeln, man(ne)lîk (malk), männiglich, jedermann.

lîk, like, n. (selten f.) 1. Gleichheit, Gleichnis. 2. Billigkeit; lîk dôn, das thun, was die Billigkeit verlangt; Ausgleichung, Genugthuung, Sühne (von streitenden Parteien); – Mit Präp. to like, zugleich, zusammen, im liken, imgleichen, ebenfalls; (en like, gleich, entsprechend); mit like, mit Fug und Recht.

lîk-belde, Bild (Gleichnis), imago.

lîk-bore, Totenbahre.

lîk-dorn, Dorn im Fleische; Hühner- oder Elsterauge an den Zehen; Gerstenkorn am Auge.

like und liken, adv. 1. in gerader Richtung. 2. auf gleiche Weise, ebenso. 3. gleichmässig = evene; like liggen, passen, bequem sein, gefallen. 4. gerecht und billig.

like-bordich, zu gleichen Lasten, gleichmässig.

likecheit, lîkheit, f. 1. Gleichheit. 2. Gerechtigkeit.

like-dage, Vergleichung, Aussöhnung.

like-dêlen, gleich, d. i. gerecht und billig, mit gleichem Masse teilen, bes. von der Verteilung der gemachten Kriegsbeute.

like- (liken-, lîk-)dêler, Gleichteiler, der gleichmässig, gerecht und billig verteilt. likendeler nannten sich die Seeräuber (Vitalienbrüder) in der ersten Hälfte des 15. Jh., weil sie ihre Beute gleichmässig unter sich verteilten.

likelik, gleich, billig, gleichmässig; adv. likeliken.

likemere (lîk und emere?), Rotlauf? Rose?

likenen, liken, sw. v. 1. gleich machen, equare; Masse und Gewichte dem obrigkeitlichen Masse gleich machen, eichen; im Deichwesen: die Dossierung eben und schlicht machen. 2. vergleichen. 3. versöhnen, schlichten.

likenisse, f. 1. Gleichnis. 2. feierlich geschmückte Totenbahre, feretrum cum panno. 3. Vergleich. 4. Streichholz, womit man ein gefülltes Mass abstreicht.

lîk-entwei, zu gleichen Teilen.

like-parten, sw. v. gleich teilen.

likes-an, ununterbrochen, in Einem Zuge.

like-wol, gleichwol, trotzdem.

lîk-getouwe, Toten-Bahre, funebrium.

lîk-glas, Glaswalze, Plättglas, um Leinewand schlicht zu machen.

lîk-hûs, Halle vor der Kirche, Vorkirche, Vestibul, porticus.

likinge, 1. Gleich-, Ebenmachung; die Schlichtung der Deichdossierung. 2. Vergleich.

lîk-lawe (-la, -lave, -lauwe), Kennzeichen im Fleische, Narbe, cicatrix, vibex.

lîk-mêtich, gleichmässig; geziemend.

lîk-stên, Leichenstein.

lîk-stucke, ein Kleiderstoff? oder Kleidungsstück? (Decke, Bettdecke, Matratze, lodix?)

lîk-têken, Merkmal, Narbe einer Wunde; Kennzeichen, Indicium.

lîk-wech, Leichenweg.

lîk-werdich, gleichwürdig, -wertig.

lîk-wort, Gleichnis.

lillen (lellen), lilleken, sw. v. saugen.

lîm, m. und n. Leim.

limat, -met, ein (Getreide)mass (= Himten?).

limpe, f. und m. Angemessenheit, Mass, Glimpf, modus; das angemessene Benehmen.

lim(pe)licheit, limpicheit = limpe.

lim(pe)lik, limpich, angemessen, mässig, passend, aptus, decens; adv. limpeliken.

limpen, sw. v. passend, angemessen machen, aptare.

lîm-pot, Leimtopf.

lîm-rode, Leimrute.

lîm-stange, Leimstange, -rute.

lîm-stenger, einer der mit der Leimstange, -rute läuft; bildl.: Bezeichnung eines Gecken, der Mädchen nachläuft.

lîm-stengerie, geckenhaftes Benehmen.

lîn, n. und m. Flachs, Leinen.

linde, Linde.

linde, (gelinde) weich.

linden, vom Lindenholz; l. kole, Kohle von Lindenholz zum Pulver.

line, f. Leine, Strick.

linen, von Leinen.

linen-recht, leinenrecht, d. h. schnurgerade.

lingen, sw. v. gelingen, glücken.

lîn-, lilaken, das Bettuch, auf dem man liegt, linteamen.

link, (selten) link; gew. im Comparativ, linkere hant etc.

...link, Plur. ...linge, die Zugehörigkeit bezeichnend.

lin(ne)-, lenne-, lent-want, n. und m. Leinewand; l. snider, der Leinewand zum Verkaufe ausschneidet.

linne-wever, Leineweber.

lint, n. plattes Band des Frauenzimmers, es sei schmal oder breit.

lint-hasen, leinene Strümpfe.

lip, Lab, um Milch gerinnen zu machen.

lipen, sw. v. eine lipe, d. h. eine dicke Unterlippe machen (und dabei die Zunge weisen), ein schiefes Maul (oder auch Auge) gegen jem. machen.

lire, Leier; lirersche, liricina.

lirechtich, rasend, thöricht, lirus.

lisam, leise. (aus lîdsam? lîssam?)

lîse, adv. leise.

lîsliken, adv. leise.

lîs-punt, d. i. lives-punt, talentum livonicum, liefländisches Pf. = 14 Pfund.

list, f. Geschicklichkeit, Klugheit, gew. im Plur.

lîste, f. und m. (n?) 1. Leiste, Rand, Besatz (eines Kleides etc.), Einfassstreifen, auch von Metall. 2. die eingewebte Saalleiste des Tuches. 3. Raum der Strasse zwischen Rinnstein und Haus; Trottoir.

lîsten, sw. v. mit Leisten, Saalbändern etc. versehen.

listicheit, Klugheit, Schlauheit.

listigen, sw. v. betrügen.

listigen, adv. auf kluge, schlaue Weise.

lit, let, n. 1. Deckel, operculum. 2. Fensterladen (der aufgezogen als Verschluss und niedergelassen als Verkaufstisch dient); die Verkaufsstelle, die Bude selbst.

lit, let, n. 1. Glied des Körpers. 2. Glied einer Kette. 3. Glied einer Verwandtschaft etc.

lît, f. Abhang, Senkung, sumpfige Niederung.

lite, Lette, Thonerde, glaria.

lit-growinge, Dickwerden, Anschwellung eines Gliedes.

lit-holt, Deckelholz (Bodenholz).

lit-hure, Ladenmiete.

lît-, lî-, lîk-kôp, Leitkauf, Weinkauf, d. h. der Trunk (Obstwein, lît oder anderes Getränk) beim Abschluss eines Handels oder Vertrages zur Bekräftigung getrunken; Drangeld (z. B. Gebühren bei der Aufnahme in eine Innung).

lit-mate, (-mete), n. 1. Gliedmass, Glied (des Körpers etc.). 2. Mitglied (des Rates etc.), Helfer.

lit-smalinge, das Schmalwerden, Einschrumpfen der Glieder.

lit-water, Gliedwasser.

lîf, n., selten m. 1. Leib, entw. der ganze Leib, oder spec. der hohle Leib, Bauch. 2. Leben. 3. Lebensunterhalt. 4. Lebenszeit.

lîf-achtich, den Leib betreffend.

lîf-arste, Leibarzt.

lîf-berginge, Lebenserhaltung; soviel Nahrung und Kleidung, als eben zum Leben hinreicht.

liven unde leven, sw. v. leiben und leben.

lîf- (lives-)erve, Leibeserbe.

lives, livesch, liefländisch; lives punt (gew. contrah. lîspunt) = 14 Pfund.

lîf-gedinge, n. Vertrag über den Lebensunterhalt, bes. einer Witwe; lebenslängliche Rente oder Pension; das Gut, aus dem diese Rente fliesst, vitalicium, dotalicium.

lîf-gewin, Leibgewinngut (beim Ableben des Besitzers hatte der Erbe dem Herrn ein Gewinngeld zu zahlen).

lîf-las, (?) Lebensverlust (= lîflôs?).

lîf-latinge, Belassung (Anweisung) zum Lebensunterhalt.

lîflik, leiblich; lîflike rente, Leibrente; das Leben behaltend (Ggs. dôtlik).

lîf-lôs, ohne Leben, tot.

lîf-lucht, Leibesluft, Blähung, ventuositas.

lîf-nare, -neringe, f. Leibesnahrung.

lîf-rente, lebenslängliche Rente.

lîf-sake, Sache, wobei es sich ums Leben handelt.

lîf-tît, Lebenszeit.

lîf-tucht (lîf-getucht), f. Nahrung, womit man den Leib aufzieht; Einkünfte, die eine Person Zeit ihres Lebens geniesst; bes. die lebenslängliche Rente einer Witwe, Witthum; das Grundstück, das die Rente liefert.

lîf-varwe, fleischfarbenes Zeug?

lîf-fodinge = lîftucht.

lo (loch, loge, lage, loye), n. und m. Gehölz, Busch; Waldwiese, Waldaue, niedriger Grasanger.

lo (lowe, louwe), lo acker, louwenstuck (Ackerstück, wo früher Wald gestanden hat?).

lo, n. Lohe, Baumrinde, bes. der Eiche (zum Gerben des Leders).

lo, lowe, f. Flamme, Lohe.

lo-amt, Lohgerber-Amt.

lobbe (lubbe), Manschette, dicke Hand- oder Halskrause; dicke, hängende Lippe; auch bez. eines grossen Hundes und des Stockfisches (koninges-lobben und gemeine lobben), strumulus.

lo-bodene, f. Lohkufe, Lohbottich.

locate, Unterlehrer, hypodidascalus.

lôch, n. Stätte, bes. Dorfstätte, Kirchdorf.

lôch-, logene, lôche, f. Flamme.

lôchenen, sw. v. flammen, lohen.

lôchenen (lôchen, loken), sw. v. 1. in Abrede stellen, leugnen; verleugnen. 2. jem. Lügner heissen, ihn Lügen strafen.

lochte-man, (?) Richtmann, Zunftvorsteher.

locke, f. Lockung.

locke-huve, Lockkorb, um Bienenschwärme zu fangen.

lock-vinke, Lockfinke (-vogel).

lodder (loder, loderer), m. lockerer Mensch, Taugenichts, Possenreisser, Gaukler, scurra, histrio.

lodder-bove, Lotterbube = lodder.

lodder-holt, ein Holz, welches Lotterbuben trugen, Narrenpritsche.

lodderie, Wesen eines lodders, Bubenhaftigkeit.

lodderlik, lotterhaft, scurrilis.

lod(d)ie, -dige, Leichterschiff (a. d. Russ.).

loddink, lothdink, (ô?) c. Art Landgericht erster Instanz. Vgl. lating.

lode, Fetze, Lappen, sarcimen.

lode (loe, loge), quercula major, Gamanderlein, Frauenbiss. Vgl. loie.

lode, lade, f. Jahres-Schössling, Spross, Zweig.

lode (= lôt), n. u. f. (Blei)kugel; Senkblei; Gewichtsstück.

lode-bolte, eine mit Blei ausgegossene Keule, plumbata.

lode-isern, Lötheisen, compaginale.

loden, sw. v. 1. löthen. 2. mit dem Senkblei (dem Lothe) untersuchen. 3. bleierne, gestempelte Merkzeichen an das Tuch hängen.

loden (lodigen), sw. v. sprossen.

loder (der loden, Fetzen, macht?) (sartor?)

loderen, sw. v. in Fetzen (loden) zerreissen.

lodich, löthig; rein, von ungemischtem Metall, vollhaltig, fein.

lodicheit, Schwere?

lodigen, adv. vollwichtig.

lod-war, (ô?) beschornes Schaffell.

lod-wort, (ô?) anagallis.

loen, sw. v. gerben, cerdare.

loer (lower), lorer, Gerber, cerdo; bes. Rotgerber, Corduanarbeiter.

loge (logge), f. Lauge, lixivium.

loge (= loige?), schlaff, laxus.

logenaftich, lügnerisch; adv. -aftigen.

logenbarliken, auf lügnerische Weise.

logen-bat, Lügenbad.

logen-brille, Lügenbrille.

logen-dreger, der Lügen umherträgt, nugigerulus.

logene (loggene, logge), f. Lüge.

logenêre, Lügner.

logenlik, lügenhaft.

logen-mêre, Lügen-märe, Fabel.

logen-tal, Lüge (s. tal).

logen-talisch, lügenhaft.

logike, s. loike.

lo-hûs, Gerberhaus (Verkaufsstelle für Lohgerber).

(loi?), pl. lois, Gesetz, lex, frz. loi. Vgl. los.

loiart, Faulpelz.

loie, Jurisprudenz.

loie, gamandria. Vgl. lode.

loi(e), träge, faul.

loie, (erweicht aus lode), f. der bleierne Stempel, welcher an die bei der Wardierung gut befundenen Tücher gehängt wurde.

Loie, Loige, verkürzt aus Eligius (Elogius), Patron der Schmiede; das Gildefest der (Gold)schmiede.

loien (= loden), sw. v. mit der Bleimarke, loie, versehen, stempeln.

loien (lugen), sw. v. brüllen, bes. vom Rindvieh.

loieren, sw. v. träge sein mit etwas, verzögern, hinaus schieben.

loieringe, das Hinausschieben, Verzögern.

loigheit, Trägheit.

loike, loyca, loyeke, logike, f. Logik.

loinen, sw. v. (contr. aus logenen) leugnen.

loise, s. leise.

lo-isern, Instrument zum Glätten, Schabe, scabrum.

lok, gen. lockes, Loch.

lôk, Lauch.

loken, s. lôchenen.

lo-ketel, Lohekessel (zum Gerben).

lôc-fesen, conuleima. Vgl. Diefenbach Gloss. lat.-germ. unter colimenta, dipsane.

lolle-, lulle-broder, Lollbruder, Lollhart, Mitglied des Vereins von Begharden für Krankenpflege und Totenbestattung. Es gab auch lollesustern.

lollerie, das leise Singen, Murmeln.

lolliken, sw. v. = lollen, leise murmeln oder singen; auf der Schlauchpfeife blasen, lulellare.

lolliken-pipe, Schlauch-Sackpfeife, lulella.

loll-klôster, Kloster für Lollbrüder und Lollschwestern.

lom-, lumbard, Lombarde; der Geld auf Zinsen ausleiht. Lumberdie, Lombardei.

lomech, maceries, Steinwand.

lomeke, lumeke, Bachbunge, Lünekraut, Glümecke.

lometik = lomeke? lies wîn-etik?

lommeren, sw. v. lermen.

lommeringe, Lerm, tumultus.

lo-mole, Lohmühle.

lôn, n. Lohn.

lonen, sw. v. lohnen.

lonen (= loinen), contr. aus logenen, leugnen.

lonen-holt, Holz von (Spitz-) Ahorn.

loninge, Löhnung.

lônsam, lohnend.

lôp, m. 1. Lauf; in dem lope bliven, verloren gehen; in dem lôp sîn, den Durchfall haben. 2. Zulauf. 3. Art und Weise, Gewohnheit.

lôp, lopen, m. hölzernes Gefäss von kleinerem Inhalt, kleiner Scheffel (als Gemäss für Korn, Salz, Butter etc.); vom Garne ist l. eine Anzahl von 10 Gebinden.

lôp-asse, laufende Achse.

lôpelinge = lopinge, Lauf des Wassers, von Ebbe und Flut.

lopen, st. v. 1. laufen; lopende wîf, meretrix; brünstig (läufisch) sein, catulire; lopen laten, Getränke bei Kleinigkeiten verkaufen, verzapfen. 2. sich belaufen; ebenso refl.

loper, 1. Läufer, (Brief)bote. 2. Läufer, so heisst in der Seemannssprache der eine von zwei in dieselbe Linie fallenden Gegenständen, der dem Vorbeifahrenden näher ist und deshalb zu laufen scheint. 3. Fussgänger, leichte Truppen. 4. Scheiben-, Blocktau.

lopisch werden, wild werden (von Pferden, die durchgehen).

lôp-line, Scheiben-, Blocktau?

lôp-mâl, stadium.

lôp-platz, Laufplatz, Sammelplatz für geworbene Soldaten.

lôp-schute, Schimpfname für ein Mädchen, das gerne herumläuft.

lôr-bere, Lorbeere; lôrberenbôm, Lorbeerbaum.

loren, sw. v. (Leder) gerben. lorer, Gerber.

lôr-olie, Lorbeeröl.

los, m. u. n. Luchs.

los (ô?, pl.?), Gesetz, lex, statutum. Vgl. loi.

lôs, los, 1. frei, ledig von etwas; ungültig, nicht bindend; nicht einer Zunft angehörend, vagierend; l. werden von einem verliehenen Gute; frei, erledigt werden; l. sterven, vallen, durch den Tod frei, erledigt werden. 2. los, locker; ohne Inhalt, und (moral.) leichtfertig, treulos, arglistig, betrügerisch, vanus; lose wîf, meretrix.

lôs (altn. lâs), n. Vorhängeschloss.

lôs-bôk, Loosbuch. Aus d. Hd.

losche, Leder auf der einen Seite rot, auf der andern weiss, rubicorium.

loschen, luschen, sw. v. löschen.

lôs-dreger, Träger, der ungebunden ist, nicht in einem Mietsverhältnis zu einem Herrn steht?

lôs-driven, st. v. sich herumtreiben.

lôs-driver, der sich herumtreibt; Tagelöhner ohne feste Arbeit.

lôs-driftich, lose, ungebunden umherstreifend.

lose, f. Losung, Erkennungszeichen (Zeichen oder Wort).

lose (loise, loitze), Gesang = leise.

lose, f. 1. Lösung eines Rätsels. 2. Lösung, Aufkündigung eines Pfandes, Capitals, Wiederkauf; de l. kundigen, ein Pfand, Capital aufkündigen.

lose-brêf, Lösebrief, Urkunde über eine lose.

loseken, eiserne Klammer? grosser Hammer, Schlägel?

lose-kundinge, Loskündigung (Wiedereinlösung, Wiederkauf) geliehener oder versetzter Gegenstände, Rente etc.

losen, sw. v. 1. intr. los, frei werden; eilen, eilig sein; v. Gewässern: Abfluss haben, sich ergiessen. 2. tr. los machen, öffnen; durch Zahlung lösen, redimere (Gefangene, Rente, Schuld etc.); den kâk l., sich durch eine Geldstrafe vom Pranger lösen; einlösen (kaufen); zu friedlicher Lösung bringen. 3. refl. sich lösen; v. Winter, zu Ende gehen. 4. intr. Stuhlgang haben.

losen, adv. betrügerisch, zum Schein.

loser, Löser, Ablöser, Erlöser.

lôs-genger, Müssiggänger = leddich-genger.

lôsheit, Schelmerei, Büberei.

lôs-hocker, Müssiggänger, vagabundus.

lôs-holt, das zum Fensterkreuz gehörende Querstück; Holz, das zu Verschalungen u. Vertäfelungen gebraucht wird.

lose-weder, Widder (aries), der zur Zahlung einer Schuld gegeben wird?

losich, matt, träge, schlaff; adv. losigen.

losicheit, Mattigkeit, Trägheit.

losinge, 1. Lösung, Öffnung. 2. Befreiung, Absolution; Entsatz. 3. Einlösung verpfändeter Gegenstände (oder Capitalien, Renten etc.). 4. Der Preis für eine Ablösung (z. B. des Zehnten), Preis überh. 5. Die Wiedereinlösung eines verkauften Gutes, das Recht des Wiederkaufes, jus retractus.

lôs-man, Lootse (= lôtsman).

lôs-jungere, Hörige, die in keiner Genossenschaft stehen, solivagi.

loske, n.? Boot.

lôsliken, locker; obenhin, nicht ernst und strenge; betrügerisch.

lossen, sw. v. (v. los = lôs) ent-, ausladen, löschen: 1. intr. v. Schiffer u. v. Schiff. 2. trans. ên schip l., guder (Waren) l.; de reise l., die Seereise vollenden.

losse-schip, Lichter, Leichterschiff.

lo-stoter, der Lohe stösst in einer Lohmühle.

lot, lôt, n. Loos; ein Stück (Landes etc.) durchs Loos oder Teilung erhalten.

lôt, n. Blei; alles aus Blei gemachte; Bleimarke, Kugel, Senkblei; als Gewicht: halbe Unze; als Münze: der sechszehnte Teil einer Mark (so gewöhnlich).

lôt-busse, Feuergewehr, aus dem (bleierne) Kugeln geschossen werden.

lotdink, s. loddink.

lôt-drunke, Gelage der lotgilde?

lote, Rechen, Harke, tractula.

lote-gelt, Abgabe für die verloosten Verkaufsstellen.

lotel-tît, Zeit wo man lot d. i. Schoss bezahlt, oder wo man die Verkaufsstände verloost.

loten (laten), lotten, sw. v. loosen.

lote-stede, f. bestimmte Stellen der Verkaufsstände.

lôt-gêter, Kugel-, Bleigiesser.

lot-gilde, welche Gilde?

lotinge, das Loosen.

lôt-kolve = lôtkuse, librilla.

lôt-kuse, eine Keule von Blei oder ein mit Blei ausgegossener (plombierter) Stock.

lôt-line, Leine an dem Senkblei.

lôt-penninge, Abgabe in Bergwerken für die Benutzung des Wassers.

lôt-, (lât-)rîs, Lodenreis, Pflänzling, junger Baum.

lôt-schillink, ein gerichtliches Strafgeld.

lôts-man, Lootse.

lotten, sw. v. loosen; lottinge, das Loosen.

lot-visch, Lotfisch (eine Art Makrele).

lôt-werpen, das Loos werfen; lôt-werpinge, sortilegium.

louwant, s. luwant.

louwe (lauwe, lowe, lewe), m. Löwe; als Münze (lion d'or) = 2 Goldgulden; Giessgefäss in Form eines Löwen. louwinne, Löwin.

lôf, m. die Seite, von welcher der Wind herkommt, Luvseite.

lof, gew. n. Lob, Preis; Tedeum; das Preisen, Anbieten der Waare; to love unde to bode komen, in Handel kommen.

lôf, n. (Plur. lovere u. love), Laub; Schuppen von Gold und Silber in Gestalt des Laubes.

lôf, Verlaub, Erlaubnis.

lof = lovede, Gelübde, Versprechen.

lova, louwe, Hinterlassenschaft, Erbe.

lôfachtich, glaubwürdig.

lôf-bloiinge, Laub- (Baum)blüte.

lôve, sw. m. 1. Glaube, Vertrauen; der (christl.) Glaube. 2. Gelübde; Gelöbnis der Treue, Handtreue, Gutsagen, Versprechen, Eid, Lehnseid. 3. Credit, fides.

lôve-brêf, Beglaubigungs-, Credenzbrief.

love-dans, eine Art öffentlichen Tanzes, corrogacio, coraula.

lovede (lovete, lofte), n. (u. f.) 1. Lob, Preis. 2. Gelübde, Versprechen, gegenseitige Vereinbarung, Festsetzung, Statut. 3. Verlöbnis, Verlobung.

(lovede-) lofte-stant, Vereinbarung, Vertrag.

lovel-bêr, Verlobungsfeier.

lovelicheit, Löblichkeit.

lovelik, lavelik, löblich, gut.

lôvelik, lôflik, glaublich.

lovelink, der dem geistlichen Stande gelobt ist.

lôve-, lôf-lôs, der vom christl. Glauben abfällt; der sein Versprechen nicht hält, treulos; der keinen Glauben verdient, creditlos. Subst. lôve- (lôf-) lôsheit.

loven (laven), sw. v. 1. loben, preisen; Waren zum Kaufe ausbieten. 2. geloben, versprechen; zur Ehe versprechen, verloben, sponsare; loven vor, gut sagen für, sich verbürgen. Refl. sik l. in oder to, ein Gelübde thun zu etwas; sik l. tosamende, sich durch gegenseitiges Gelöbnis verbinden.

lôven, sw. v. glauben, vertrauen; m. Dat. d. P. und Gen. oder Acc. d. S. oder mit der Präp. in, an. 2. erlauben.

loven, sw. v. Laub bekommen, sich belauben.

loven-, lôf-becken, metallenes Becken (aus dünnem Blech).

lôven-breker, der sein Gelübde, sein Versprechen nicht hält.

lôven-brokich, wortbrüchig.

lovene, love, f. Laube, d. i. bedeckte Halle, bes. der offene Gang am obern Stockwerk eines Hauses, vorzüglich an öffentlichen Gebäuden, Rathäusern etc., Gallerie; Balkon, bes. über dem Wasser.

lofengel, lavendula.

love-, lof-nisse, Gelöbnis, Versprechen.

lovere (laver), der sich für einen andern verbürgt, Gutsager, Bürge bei Versprechungen und Mitunterzeichner von Urkunden.

lôvere (loyver), Gläubiger, creditor.

lovere (Plur. von lôf) u. loverken, Laubwerk, kleine Blätter von Metall, als Geschmeide getragen.

lovêren, lavieren.

lovesam, löblich.

lôvesam, glaubwürdig.

love-sank, Lobgesang.

lôvesch, gläubig; rechtgläubig, christlich (nicht heidnisch); creditfähig.

lôf- (lôve-)gût, hinterlassenes Gut.

lovich, gelobt. dat lovighe lant, Palästina.

lôvich, gläubig.

lovie, lovige, lovinge, Laube, s. lovene.

lovinge, Gelöbnis, Versprechen.

lôf-krôch, freie Bierschenke des Holzaufsehers.

lôfliken = lêfliken, liebreich, freundlich.

lôf-rote (-rate) u. lôf-rotinge, Laubhütte, das jüdische Laubhüttenfest.

lôf-salich, glaubwürdig.

lof-tutinge, Lobpreisung (übertriebene).

lôf-vorsch, Laubfrosch.

lôf-ware = echtware? Berechtigung zur Holznutzung in der Gemeindemark?

lôf-werdich, glaubwürdig, zuverlässig.

lo-water, Loh-, Gerbewasser, frunium.

low-bôk, Gesetzbuch. Aus d. Dän.

lowent, s. luwant.

lower, Nachwein, Trester.

lo-werk, Gerberei.

lubben, sw. v. 1. verschneiden, entmannen, spadonare. 2. vergiften.

lubbe-pîl, lubbe-schot, vergiftetes Geschoss.

lubbe-stock, Ligusticum Levisticum.

Lubisch, Lübisch, Lübekisch.

lûch, flect. luges, m. Sumpf, Moor, Bruch.

lucht, locht, link, sinister; gew. im Compar. luchter, lochter.

lucht, f. Luft; Geruch, Duft.

lucht = lecht.

lucht, f. Lichtöffnung, Fenster, fenestrale.

lucht, f. das obere Stockwerk eines Hauses, auf dem Korn etc. und Holz gelagert sind, Boden.

luchte, lochte, f. Leuchte, Laterne; Leuchtturm.

luchte, luchteke, das Kraut eufrasia.

luchte-, luchter-bôm, Baum oder Gestell für die Lichter (Kerzenstall).

luchten = lichten, sw. v. aufheben.

luchten, lochten, sw. v. tr. u. intr. leuchten; blitzen.

lucht-endes, linker Hand oder Seite, links.

luchte(n)-maker, Leuchter-, Laternenmacher.

luchter, m. Leuchter.

luchter-pipe, f. Pfeife oder Röhre, Tülle, in welche das Licht gesteckt wird.

luchte-schute, kleines Leichterfahrzeug.

luchte-stern, Leuchtstern.

luchte-vat, Gefäss für ein Licht (= luchterpipe); Laterne.

luchtich, luftig, aerius; übrtr. windig (von Personen).

luchtich, Nebenf. von luttik.

luchtich, 1. act. erhellend, erleuchtend. 2. pass. erhellt, erleuchtet.

luchtinge, lichtinge, 1. Erleuchtung. 2. das Leuchten, coruscatio; der Blitz.

luchtlik (= luchtich, luttik), klein, zart.

luchtnisse, Helligkeit.

lucht-venster, Bodenfenster.

lücke (im Schlesw.), ein eingekoppeltes (eingehegtes) Stück Land.

lucke, n. 1, Loos, Schicksal, das so oder so fällt. 2. das glückliche Schicksal, Glück.

lucke-gelt, Glücksgeld? (Gabe an Geld zum Brautgeschenk).

lucke-leser, Weissager, sortilegus.

luck(e)lik, glücklich; adv. luck(e)liken.

lucken, sw. v. glücken; sik l., sich zufällig ereignen.

lucke-pot, Glückstopf.

lucke-rat, Glücksrad; Fortuna.

luck(h)aftich, Glück bringend, glücklich; adv. luckhaftichliken.

luck(e)-salich, -sêlich, glücklich.

luck(e)-sal-, -sêlicheit, Glückseligkeit.

luck(e)sam, glücklich, erfolgreich.

luck(e)samheit, Glück, Erfolg.

luck(e)samich, glücklich; adv. luckesamigen.

luck(e)-samicheit, Glück.

lucke-worp, Glückswurf, basilius.

luckich, glücklich.

luckicheit, Glück.

lude, f. Laut. ener lude, einstimmig, einträchtig.

lude, adv. laut.

lude, n. das klare, dünne (?)

lude-hier, Leutebetrüger.

ludelik, deutlich, klar; ehrlich.

luden, sw. v. 1. intr. laut sein oder werden, einen Laut von sich geben; laut sagen, bes. schreien; lauten, Inhalt haben; luden laten, verlauten lassen, öffentlich bekannt machen (auch refl.). 2. läuten, beläuten, durch Läuten zusammen rufen.

luden-sleger, Lautenschläger. Lies t st. d?

luder, m. liederlicher Kerl.

luder, m. Läuter.

luder(e), f. u. m. Kindes-Windel.

lude-salich, s. lûtsalich.

lude-tal, Zahl der Leute.

lude-wech, der Leute Weg, öffentliche Heerstrasse.

ludinge, das Läuten.

luft (= lucht, licht), leicht?

luft, f. Luft.

lufte, lofte, plur. die Läufte, Ereignisse in ihrer Aufeinanderfolge, Zeitumstände.

luftich, kundig, geschickt.

lugen, s. loien.

luggich, träge, schläfrig.

luke, f. Öffnung in den Boden und Wänden der Häuser und Schiffe, die mit einer (Fall)thüre geschlossen wird.

luken, st. v. ziehen, zupfen; zuziehen, schliessen.

lukken-pipe = lollikenpipe. Lies lulk?

lulkendei, n. = lollikenpipe.

lumbel, lummel(en), lummelte, Eingeweide der Tiere, als Lunge u. Leber, intestina; auch: Lendenfleisch, lumbalis.

lummer, n.?

lundisch, feines, englisches Tuch (aus London).

lune, f. (Voll)mond; Mondphase; bildl., auch lûn, m. Laune, Veränderlichkeit.

lune-kater, launischer Kater, launenhafter Mensch.

luneke, herba beccabungae s. anagallis aquatica.

lune-mût(?), Leumund.

lunen, sw. v. = allunen, mit Alaun gerben.

lune-winkel, Schmollwinkel.

lunge, f. Lunge.

lungerie, müssiges Umhertreiben, Bettelei.

lungen-krût, lung-wort, Lungenkraut, pulmonaria muscosa.

lunink, m. Sperling; luninges-krût, anagallis arvensis? luninges-tunge, polygonum aviculare, Wegetritt, Vogelknöterich.

lûnisch, lûnsch, lûns, in wechselnder Gemütsstimmung.

luns(e), lusse, f. Achsnagel, furcale.

lunte, f. Lunte, Zündfaden, -strick.

lupart, s. lebart.

lupen = glupen.

lûr, lurer, Laurer, heimtückischer Mensch.

luren, sw. v. lauern, warten; trans. betrügen, hintergehen.

lûs, f. Laus.

lûs, lûsch, n. Schilf, Schnittgras, carex.

lusch, lusch werk, opus luscinum. Fuchsfelle, aus russ. lisizi?

lûschen, sw. v. aufspüren, heimlich auf Wild (bes. Hasen) lauern; versteckt sein, latitare.

luse-busch, Stelle, wo viel lûs wächst, carectum.

luse-mân = der Monat Juni.

lusen, sw. v. refl. sich lausig benehmen, knickern.

luse-pôl, Sumpf, Niederung, wo lûs wächst.

luse-punge, Läusesack, eine Schelte.

luse-wort, -krût, Lausewurz, Läusekraut.

lusich, lausig, armselig.

lusse, s. lunse.

luste, sw. m., lust, st. m. (selten f.) Lust, Begehren; Vergnügen, Freude.

lûst, f. aufmerksames Zuhören, Stille.

lustbarlik, angenehm, Lust erweckend.

lust(e)lik, Lust, Freude erregend, angenehm; adv. lustliken.

lusten, sw. v. gelüsten, Lust an etwas haben, belieben.

lûsteren, sw. v. horchen, lauschen.

lusterende, der Lust nach etwas hat, lüstern.

lusterlik = lustelik.

lust(h)aftich, -achtich, delicatus.

lust-hof, Haus oder Hof, zur Lust und zum Vergnügen erbaut.

lustich, Lust, Freude erregend, angenehm, wonniglich.

lusticheit, 1. das Lusthaben, Begehren. 2. Annehmlichkeit, Lieblichkeit.

lustlicheit, Annehmlichkeit.

lustichlik = lustich.

lust-verdicheit, Lustfertigkeit, Wollust.

lût, laut.

lût, n. Volk; Plur. lude. 1. Leute. 2. abhängige Leute jeder Art.

lût, n. u. m. 1. Laut; Schall, Lerm. 2. Gerücht. 3. (Wort)Laut, Inhalt.

lûtbar, lautbar, bekannt.

lûtbaren, sw. v. verlautbaren.

lûtbarich = lûtbar.

lute, f. Laute (Instrum.)

lutgut ist nur verd. Form für luttik.

lût-jâr, Halljahr (jüd.).

lutke-, luttik-dêl (oder bloss luttich), ein bestimtes Mass für Butter.

lût-kust (fries. liodkest), Volksküre, -beliebung.

lût-mêr, -mêrich, ruchtbar, bekannt.

lût-ropich, laut rufend.

lût-salich, den Menschen wolgefällig, anmutig. Subst. lûtsalicheit.

lût-schillink, s. lôtschillink.

lutte, f. Geläute.

luttel, klein, gering, wenig.

lutter, lauter, rein, klar.

lutter-drank, über Gewürz und Kräuter abgeklärter Wein, Claret, Honigtrank, claretum, mellicratum.

lutteren, sw. v. 1. lauter machen, reinigen, depurare. 2. declarieren, erläutern, verdeutlichen; für lauter erklären; auf die Lauterkeit untersuchen und prüfen, revidieren; eine Entscheidung in eine höhere Instanz ziehen.

lutter-golt, obriscum (obryzum).

lutter-hart, geläutertes, gereinigtes Harz? Colophonium?

lutterheit und luttericheit, Lauterkeit.

lutterken = lutterliken.

lutterliken, auf lautere, reine Weise, offen, klar; gänzlich.

luttermale, lauter, aufrichtig? utermate?

lutter-salt, Lautersalz, saligemma.

lutterunge, Declaration, Erklärung, Revision.

lutter-var, hellfarbig, stralend.

luttichel = luttik, wenig.

luttik, 1. adj. klein, gering, wenig. 2. subst. mit folg. Gen. Kleinigkeit. 3. adv. wenig.

luttingen (adv. zu luttink), ein wenig.

luttink, -inge = luttik, klein.

lu- (lou-, lo-, lu-, le-, li-)want, -went, -wet, n. Leinewand, namentlich die grobe, zu Säcken.

lu-, lowent-hose, Hose (Strumpf) aus luwant.

luwant-koper, Händler mit luwant.

luwant-snider, der luwant im Schnitt verkauft.

luwant-striker, mensurator linei panni; auch Händler mit l. (hochd. verd. in »Lauenstreicher«).

M

mâch, selten mage, m. (Bluts-) Verwandter, »geborner Freund«. Auch als Adj. mâch gebraucht.

machandelen-bôm, Wachholder, sabina, juniperus.

macheier, eine Art grobes Wollenzeug.

mach-lichte, vielleicht (es kann leicht sein, dass etc.). Im Spott negativ: sicher nicht.

mâchlik, s. magelik.

mach-schên, -schein, (es kann oder mag geschehen), vielleicht.

mâchschop, s. mageschop.

machsel, s. makelse.

machst, f. Vermögen, Kraft.

macht, f. 1. Vermögen, Kraft. 2. Ansehen, Autorität, Geltung. dar is oder licht macht an, die Sache ist von Wichtigkeit, daran ist viel gelegen. 3. Vollmacht. 4. Menge, bes. Heeresmenge.

macht, machte? f. die Genitalien.

mâch-tal, s. magetal.

macht-bode, Bevollmächtigter.

macht-bodeschop, bevollmächtigte Gesandtschaft.

macht-bôk, Haupt(handels)buch?

macht-brêf, Vollmachtsurkunde, Beglaubigungsschreiben, Creditiv.

machte-, macht-lôs, ohne Macht, ohne Kraft, ohne Geltung und Wirkung.

mackerêle, Makrele.

madde-lêve, bellis perennis.

made, f. Made, terma.

made, Matte, Wiese.

maden, wol verlesen st. maten, w. s.

madikes-herink (jetzt mâtjes-h.), Hering, der gefangen wird, ehe er voll Rogen oder Milch ist.

mage, f. Magen.

magedôm, m. Jungfräulichkeit.

mage-, mâchlik, (bluts)verwandt.

magelink, Verwandter, contribulis.

mager, mager.

mageren, sw. v. mager machen; mager werden.

magerheit, Magerkeit.

mage-, mâch-, mâ-schop, f. Verwandtschaft.

maget, f. Magd, Bezeichnung des weibl. Geschlechtes überhaupt.

mage-, mâch-tal, -tale, 1. Verwandtschaft. 2. Teil der compositio, welcher an gewisse Verwandte des Erschlagenen fiel.

maget-dôm (gew. mage-dôm), m. Jungfrauschaft.

maisiere, Mauer.

majestas, f. Bild Christi oder Mariae als Schmuck?

mak, n. 1. Ruhe, Bequemlichkeit, Gemächlichkeit; to make schicken, bequem einrichten; sik to make geven, sich beruhigen; wol to make sîn, sich es bequem, wohl sein lassen. 2. bequemer Raum, Räumlichkeit, Gemach; bes. das heimliche Gemach, der Abtritt. 3. im jurist. Sinn: der sichere, ruhige, unangefochtene Besitz.

mak (= gemak), ruhig, sanft, zahm.

make, f. Mache, Verfertigung.

makelicheit, 1. Gemächlichkeit, Bequemlichkeit. 2. unangefochtener Besitz und daraus entstehende Nutzung.

makel(i)k, 1. gemächlich, ruhig, bequem. 2. ungestört, unangefochten, mit vollem Nutzungsrecht. Adv. makel(i)ken.

makeligge, (-inge), Vermittlerin, Kupplerin.

make-lôn, Machelohn.

makelse, mâksel, mâchsel, mâxel, n. das Machen und concr. das was gemacht ist, Machwerk (Bildung, Gestalt); nie mannêr of m., neue Moden.

maken, sw. v. 1. machen, erzeugen, bewirken, zu Wege bringen; mit doppelt. Acc. cristen, hertogen m., jemand zum Christen, zum Herzoge machen. 2. festsetzen, bestimmen; Geld aussetzen, »vermachen«. 3. herbei schaffen, kommen lassen, herbeirufen. Refl. sik m., vor sich gehen, geschehen; sich aufmachen, sich wohin begeben.

make-prank, der prank, Unruhe stiftet, Aufrührer.

maker, Macher, Verfertiger.

mak-gamerich, bequem, träge.

makinge, f. 1. Verfertigung. 2. das Verfertigte, Schöpfung.

maklik, s. makelik. Adv. makliken.

mak-sam, bequem.

mak-schiften (aus dem Dän.) tauschen; mak-schiftinge, Tausch.

mal, verrückt, seltsam, wunderlich; malle Hollanders, Schimpfwort auf die Holländer.

mâl, n. 1. Punkt, Zeichen, Fleck; m. up dem oge(n), in der hût. 2. Grenzmal, Grenzzeichen; Ziel. 3. Zeitpunkt; mâl, male, vice; na dem male, nachmals, später; als Conj. (mit oder ohne dat) nachdem; weil, obgleich; sint dem male, seit der Zeit, von da an; als Conj.: (seitdem dass), weil, da ja, to dem male, damals; (al) to male(n), gänzlich, gar, sehr; alle zusammen; auf einmal; up dat m., damals; êr dem m., bevor. 3. Zeitpunkt zu einer Versamlung, Versamlung, mallum.

malachtich, krank, bes. aussätzig.

malât, melât, m. und n. Aussatz (aus frz. malade, ital. malata); aussätzig.

malatich, -tisch (melates, -tisch), krank, bes. aussätzig, leprosus.

ma-, melaticheit, Krankheit, bes. Aussatz.

mâl-barde, f. die Barde, das Beil, womit man ein mâl, Grenzzeichen, in die Bäume haut.

mâl-bôm, Baum, in der ein mâl als Zeichen (z. B. ein Kreuz) eingehauen ist und der daher als Grenzbaum dient.

malde, f. Mulde.

malder, n. Malter, als Zahlbestimmung wahrscheinlich 20 (Königsmalter 30 oder 32); das bekannte grössere Getreidemass.

malder-brôt, grobes Brot, Schwarzbrot aus grob gemahlenem Roggen.

male (meile), f. Reisetasche, -sack, mantica.

maledi(g)en, sw. v. verwünschen, verfluchen; maledi(g)inge, Verwünschung.

malen (melen), st. v. mahlen (Korn etc.), molere.

malen, sw. v. 1. malen, pingere. 2. mit irgend einem mâl versehen (z. B. Schafe, Schweine etc.); bes. mit Grenzbezeichnungen versehen.

mal(en)-slot, Schloss vor einer male, Vorhängeschloss, sera portatilis.

maler, mêler, Maler.

mâl(e)-werk, Gewerk der Maler; Malerarbeit.

malge, eine Münze; gew. von Kupfer, doch auch von Silber und Gold.

mâl(h)aftich, wandelbar? vergänglich? mâlhafticheit, Wandelbarkeit? vicissitudo omnium rerum.

mâlhebber, wechselnd? vicissitudinarius; Statthalter?

malheit, Verrücktheit, Thorheit.

mâl-hupe, sw. m. Haufe von Mal- (Grenz)steinen.

mâl-hûs, Speisehaus.

malk, mallik (mallich, melk), d. i. manlîk, flect. malkes u. s. w., männiglich, jeder; verstärkt durch alle, aller (alder).

malkander, einander.

malk-ên, jederein, jeder.

malküken (sonderbares Küchlein, verlesen st. malmuken?) wol procellaria, Mallemucke.

mallart, mallert, toller, wunderlicher Mensch.

mallie, malge, kleiner Ring oder Spange, malia. Demin. mallieken.

mallien-werk, Gespange.

mâl-man, der im Gerichte zu Stimme und Urteil befugt ist = dingman; der Unfreie, der sich dem herrschaftl. Gerichte stellen muss; Aufseher in der Mark.

malmesie (-sêr, sîr), Malvasierwein.

malmuse = kôrkappe, kôrkogele, almucium.

mâl-note (= mâl-man), Holzaufseher.

malsch, stolz, kühn, verwegen.

mal-scolt, eine nicht näher bezeichnete Abgabe. (Mahlgroschen?)

mâl-stat, -stede, die mit einem mâl bezeichnete Stätte, locus determinatus, bes. Gerichtsstätte, Versamlungsplatz.

mâl-stên, Grenzstein.

mâl-swîn, ein mit einem mâl (und dadurch als mastberechtigt) bezeichnetes Schwein.

malt, s. molt.

mâl-têken, Mahlzeichen, Merkzeichen.

mâl-tît, die festgesetzte Zeit zum Essen; das Essen selbst.

malve (malawe), Heerzug, Heerfahrt, Kriegszug; eig. der Versamlungsplatz des Kriegsvolkes.

mamme, f. (Demin. mammeke u. memmeke), Zitze, Saugwarze.

mammeluck, Glaubensabtrünniger, Schandbube, Treuloser, Heuchler. Adj. mammeluckisch.

man, m. (Plur. man, mannes, mans, manne, menne, manner); in Gentilnamen ma, me. 1. Mensch; al man, jeder. 2. Mann (Ggs. vrouwe), Ehemann. 3. der erwachsene, streitbare Mann. 4. Lehnsmann (Ggs. hêre). 5. der Geschlechtsangehörige (in Eigennamen).

man, adv. aber; nur (gew. men).

mân, m. Mohn.

mân, s. mane.

man-bar, mannbar (auch von e. Manne).

man-bort, mans-gebort, männliche Geburt, männliche Nachkommenschaft.

man-bote, f. Mannbusse d. i. Busse, Geldstrafe für die Tötung eines Mannes.

man-dach, Mannentag, Sitzung des Lehnsgerichtes.

mân-, manen-dach, Montag; freier (Mon)Tag, daher: mândach maken, die Arbeit einstellen, feiern (auch gude m. genannt); de brede m., Montag nach Michaelis; de sworen m., der erste Montag nach Epiphanias (wo die Beamten vereidigt werden); de rode m.?

mande, f. Korb ohne Henkel.

mande, Gemeinschaft; Gemeingut; tô m., gemeinschaftlich. In Zusammensetzungen: mande-gût; mande-handel, societas; mande-slôt (Graben), mande-tûn (Zaun), m. vrunde, communes partis utriusque amici.

mânde, Monat.

mandel, mandel-kerne, Mandel.

mandel = mantel.

mandel(e), f. eine Zahl von 15 (Fruchthaufe von 15 Garben etc.).

mandel-môs, Mus von Mandeln.

man-dênst, Lehnsdienst.

mand-gelt = mangelt?

man-dink, Lehngericht (für die Vasallen in Lehnssachen).

man-dôm, m. coll. die Männer.

mân-dôrde, mondsüchtig.

man-drenke, -drenkelse, (Menschen-Ertränkung) Name grosser, verheerender Sturmfluten.

mane, sw. m. und f., mân, st. m. 1. Mond; Mondring, überh. Ring, circulus; de halve mane, eine Art schlechteren Eisens. 2. masc. Monat. Diese beiden Formen werden in den Monatsnamen vor anderen bevorzugt.

manen, sw. v. 1. mahnen, erinnern an. 2. einmahnen, einfordern, bes. vor Gericht Klage erheben wegen einer Forderung.

manen-dach, Montag; s. mândach.

manere, Mahner, Einforderer.

man-erve, männlicher Erbe.

manes-grutte, Mohngrütze.

manet, m. und f., Pl. manede, Monat.

mane-tît, s. mântit.

manet-, mânt-, mânte-verst, -vrist, f. Monatsfrist, d. i. der dreissigste Tag, an welchem die letzte Seelmesse für einen Verstorbenen und das Totenmahl gehalten ward; m. dôn, diese Feier begehen.

mane-vlêtende, n., mane-vlôt, m. Menstruation.

mane-wandelinge, f. 1. Mondwechsel. 2. Mondfinsternis.

mange, f. 1. Kriegsmaschine zum Schleudern von Steinen. 2. auch mangel, Walze zum Glätten der Gewirke und namentlich der Wäsche.

mangel, m. Streit, Zwist; Handgemenge, Gefecht.

mangel-bret und -holt, Brett und Holzrolle, um Wäsche zu glätten.

mangel(h)aftich, mit einem Fehler, Mangel versehen.

mangelinge, -lie (mank-linge), f. 1. Vermengung, Vermischung. 2. Handgemenge, Gefecht, überh. Streit.

mangelen, sw. v. (die Wäsche) rollen, plätten.

mangelen, sw. v. handgemein werden, kämpfen; auch refl.

mangel-stock = mangelholt, auch zum Kuchenausrollen; s. mangelbret.

man-, manne-gelt, 1. Mannbusse, die Busse für einen Todschlag, die von den Verwandten des Getöteten von dem Mörder eingetrieben wurde. 2. Löhnung für die Mannschaft; Lohn.

mangen, s. mank.

manger, Händler, = menger.

man-gût, Lehngut; Lehnrecht.

manheit, 1. Mannhaftigkeit, Kraft, Anstrengung. 2. Verhältnis der Lehnsmannschaft. 3. Inbegriff der Mannen eines Herren.

man-, mannes-hovet, Manneshaupt, männliche Person.

manich, s. mannich.

maninge, Ermahnung; Aufforderung (zur Zahlung); rechtlicher Anspruch.

maninne, st. sw. f. Mond, Mondgöttin.

mank, verstümmelt, lahm.

mank, mangt, manket, mankent, mangen, (in Gemenge), zwischen, unter.

man-kane, kleiner Kahn (für Einen Mann?)

mank-gût, Menggut, Zinn mit Blei vermengt.

mân-, manen-kint, Mondkind, -kalb, Misgeburt.

man-klacht, -klachter, Mannesklafter, soweit ein Mann seine Arme ausspannen kann.

man-, mannes-kraft, -kracht, Menge von Leuten, Heeresmacht.

mank-korn, Mengkorn.

man-kraftich, manneskräftig, tapfer.

mank-mûs (st. môs) = mankgût.

mân-kop, Mohnkopf.

mank-tûch = mankgût.

man-, manneskunne, männliches Geschlecht; männliche Nachkommenschaft.

man-lên, Lehnsmannsgut.

manlicheit, die männlichen Geschlechtsteile.

manlik, 1. männiglich, jeder (gew. malk). 2. männlich; stattlich; tapfer.

manlike(n), adv. 1. in der Formel: manlike lien d. i. lehnsweise, mit manscap leihen. 2. männlich, mannhaft.

man-liveserve, männlicher Erbe, d. i. vom Mannesstamm.

man-lôs, ohne Mannschaft, v. e. schiffbrüchigen, verlassenen Fahrzeug.

mannen, sw. v. 1. bemannen, mit Mannschaft besetzen. 2. einen Mann nehmen, heiraten.

mannes-mêth, ein Landmass = soviel wie ein Mann am Tage mähen kann?

mannes-name, Umschreibung für »Mann, Mannsperson«.

mannevasten = allemanne vastnacht, Sonntag Invocavit.

mannich, mennich, manch; manniger hande, -leie, mancherlei Art. Compar. mehrere; manneger?

mannich-var, bunt.

mannich-voldich, mannig-, vielfältig; mannichvoldicheit, Menge.

mannich-voldigen, sw. v. vermehren.

mannich-volt, vielfach, viel.

mannich-werve, s. werve.

man-ôch, -ogich, augenkrank, vom Pferde (nach dem Volksglauben mit d. Mondwechsel zusammenhängend).

manoleken, imago cerea facta ad sortilegium. Vgl. Ndd. Korresp.-Bl. 1, 93. 2, 94. 4, 29.

mân-olie, Mohnöl.

man-part, verhältnismässiger Anteil.

man-qualm, Menschentötung, caedes.

man-recht, Vasallen-Eid?

man-, manne-recht, -richt, -gericht, Mannen-, Vasallengericht, judicium feudale.

man-richter, Richter im mangericht; judex militum et militarium.

mân-sât, n. Mohnsamen.

manschên, verd. aus machschên, vielleicht, etwa.

manschop, 1. Verpflichtung des Lehnsmannes gegen den Lehnsherrn, Treugelöbnis bei der Verleihung zu Lehnrecht, homagium. 2. Inbegriff, Gesamtheit der Mannen eines Herrn, Ritterschaft; überh. die in einem Unterthänigkeitsverhältnisse Stehenden. 3. Gesamtheit von Männern; Abteilung einer Corporation.

manse, mantze, divisio retis, d. h.? (nndd. manschen eine Art von Netzen bei kleinen Fischereien).

mân-sêk, mondsüchtig.

mans-geburte, männliche Leibeserben.

mans-geslechte, männliches Geschlecht, Nachkommenschaft.

man-slacht, f. Erschlagung eines Menschen, homicidium.

man-slachter, -slechter, Mörder, Totschläger.

man-slachtich, -slechtich, Menschen erschlagend, Mörder.

man-slachtinge, Tötung, Mord.

man-slecht(e), n. männliches Geschlecht, Mann; coll. Männer. Adj. man-slechtich.

man-stadich gût, Gut in manstat verliehen.

mans-tal, f. Mannesmass, -länge.

man-stat, 1. Stellung eines homo, Vasallen; in (an) m., nach Lehns-, Homagialrecht. 2. = manstal, Mannesgrösse, -länge.

mân-suchtich, v. Frauen, menstruierend.

mân-, manen-, mânt-suke, Menstruation.

mânt, m., f., n., Pl. mânde, mânte, mânt, Monat.

man-tal(e), f. 1. Mannzahl, Zahl der Leute; na m., nach Verhältnis, rata portio. 2. Musterung. 3. wie magetal, ein Teil der compositis; überh. Zahlungsverpflichtung.

mânte, n. und m. Monat.

mantel, m. und f., Pl. mentele, Mantel; die äussere Bekleidung eines Gebäudes, Umfassungsmauer um einen Turm oder ein Haus.

mantel-kint, ein uneheliches, durch spätere Heirat legitimiertes Kind (weil es bei der Copulation unter den Mantel der Mutter genommen wird).

mân- (manen-)tidich, menstruierend.

mân-, mane-tît, mân-tides, f. Monatsfrist; to mantiden, monatlich, 'mensatim'.

mântlike, adv. monatlich.

mânt-stunde, to mântstunden betalen, in monatlichen Raten bezahlen.

mânt-suveringe, Menstruation.

mânt-vlôt, m. monatlicher Fluss, Menstruation; dazu adj. mânt-vlotich.

mânt-vrist, s. manetverst.

mantzelen, sw. v. bemänteln, beschönigen? verstecken?

man-volk, Mannsleute.

mân-wandelinge, s. mane-wandelinge.

mapel-dorn = apeldorn.

mapele, Stück des Messgewandes, mappula, planeta.

march, n. Mark.

marcelle, s. morselle.

mare, mâr (m. und f.?), Alp, die Menschen im Schlafe quälendes Gespenst.

mare, f. (fries.) Graben, Abzugscanal.

marentacken, Mistel, (Alf-ranke), viscum album.

margarite, m. Perle.

Margen- = Marien-.

marien-beddestro, herba serpilli.

marien-blome, Marienblume; auch Sonnenwerbel, solsequium.

mark, n. Zeichen.

mark, f. 1. (Geld)gewicht, ein halbes Pfund (16 Loth). 2. die einheitliche (aber bloss ideelle) Münze von verschiedenem Werte.

mark-bôm, die äusserste Turmspitze? wol = mekeler.

mark(e), merke, f. 1. Grenze. 2. Landgebiet, z. B. einer Stadt; gemeinschaftlicher Landbesitz einer Dorfschaft oder Genossenschaft, nam. an Hölzung. 3. Markgerechtigkeit. 4. Grenzland, Mark, Markgrafschaft, bes. Brandenburg.

marke, f.= marketal, Mitgift.

marke-dink, generale terrae judicium.

markel-dach, Markt-tag (kann auch heissen: Merktag); lies: marketdach?

marke-like; in der Formel gelden mark markelik, mark mark gelike, mark by marke lîk, d. h. zu verhältnismässig gleichen Teilen, proportionierlich bezahlen.

markel-schêde, f. Markscheide, Grenze.

Markener, Marker, Märker, Brandenburger.

market (markt, mark), merket, gew. n., selten m. 1. Markt, sow. der Marktplatz, als die Versamlung der Händler und der Handel selbst. 2. Marktflecken.

mark(e)-tal, f. 1. Verhältnis, Proportion, Reihenfolge; na m., verhältnismässig. 2. die Portion, Mitgift, dotalicium.

market-gank, der Preis der Waren nach dem jeweiligen Markt.

market- (mark-)gêve, marktgängig, so wie es auf dem Markte gegeben werden darf.

market-hoke, Markthöker.

market-punt, talentum marcale, das gemeine Pfund zu 2 Mark oder 32 Loth.

market-recht, Gerechtigkeit, d. h. Abgabe für die Erlaubnis den Markt beziehen zu dürfen oder in einem Markt zu wohnen.

market-ridder, unzünftige Fleischer, die bedingungsweise den Markt mit Fleisch beziehen durften.

market-schôn = marketgêve.

mark-gêve, s. marketgêve.

mark-grêve, Markgraf, Fem. mark-grêvinne.

mark-man, Pl. mark-manne, Bewohner einer Mark, bes. der von Brandenburg.

mark-note, Markgenosse.

markolf (-lof), Name des Hehers und auch des Goldammers.

mark-punt, s. marketpunt.

mark-wart, Mark- (Wald)hüter, Name des Hehers.

mark-weringe, Markwährung.

mark-wert, was eine Mark wert ist.

mark-wicht, f., mark-wichte, n. Markgewicht, je nach dem Gewichte eines jeden Landes oder Ortes.

marlink, merlink, Marling oder Marlien, ein aus zwei Strängen zusammengedrehtes Tau.

marmesei = malmesie, Malvasierwein.

marot, Narrheit, Grille, Marotte.

mâr-pert, Stute.

marren, marringe, s. merren, merringe.

mars-bêr, Märzbier.

mar-schalk, (Pferde-knecht) 1. Hufschmied. 2. Stallmeister; Anführer der reisigen Dienerschaft des Fürsten.

mârschup, f. = mâtschop, Gesellschaft, Compagnie; dat m. gudes, eine zusammengehörende Parthie Waren.

marse, s. merse.

marselle, s. morselle.

mar- (mart-)stal, Pferdestall, Marstall.

mart(e) (marder, mardel), Marder; Marderfell.

marte, Dienerin (in einer Küche). Ihr Amt heisst marteschop, f. Wol aus dem Eigennamen Martha.

martel(e), f. Marter.

mar- (mer)telen, sw. v. martern.

martelêre, Märtyrer.

marter, merter, f. Marter.

marter-weke, Marterwoche, Karwoche.

mârt-gût = marketgût.

martilie, f. das Märtyrertum.

martilien, sw. v. martern, zum Märtyrer machen.

martiner = Lutheraner; martinisch, lutherisch.

mâr-vlechte, lange Flechte (wie eine Marenlocke, Elfklatte?).

masch, Maische, Biermalz. Vgl. mêsch.

masch-budde, Maischbottich.

masch(e), f. Kasten, Schrein.

masche, f. Masche eines Gewebes.

maschên = mach-schên vielleicht.

maschop, contr. aus mat(e)schop oder (seltener) aus mageschop.

mase, Fleck, bes. von einem Schlage oder einer Wunde herrührend (Narbe).

mas(e)le, massele, roter, juckender Hautfleck, Ausschlag, Pustel, Schorf.

maselen, masselen, sw. v. masern, die Masern bekommen.

masel-, mesel-sêk, bes. aussätzig.

masel- (massel-, mesel-)sucht, -suke, Aussatz.

masel-, mesel-suchtich, aussätzig.

maser, maser-bôm, 1. Ahorn, acer, tuber. 2. Knorren am Holz, Maser, tuber.

maseren, ahornen.

maserich, maserich.

mâs-gat, Mauerloch.

massele, s. masele.

masselri(g)e, Schnitzwerk (geometrisches Zierwerk?) Vgl. metselrie.

masselter-bôm, gefleckter, gemaserter Holunder oder Ahorn.

mast, f. Stange, Baum; Mast des Schiffes. mâstcleed?

mast, Mast, bes. Schweinemast in den Wäldern.

mast-bôm, 1. Mastbaum im Schiffe. 2. Baum, von welchem Mast gewonnen wird, d. h. Eiche oder Buche.

maste-vê, Mastvieh.

mat, n., s. matte.

mat, matt, im Schachspiel; dem koninge ên mat geven.

mât, st. m., mate, sw. m. Genosse, Kamerad, Gehülfe, bes. in der Schiffersprache.

mate, f. 1. Mass; m. geven (von der Obrigkeit) festsetzen, bestimmen; boven oder uter m., übermässig; in der m., mässig; bi der m. oder umme de m., ungefähr. 2. Art und Weise; Mittel; des geldes vant he nene mate, wusste es nicht herbeizuschaffen, aufzubringen. 3. Angemessenheit, Passlichkeit; (wol) to mate, zu pass, passlich, proportioniert; even to m., gerade recht; to m. komen, zur rechten (gleichsam abgemessenen) Zeit darüber zu kommen; überh. wo eintreffen, sich begegnen mit jemandem. 4. Mässigkeit, Masshaltung.

mate, adj. und adv. mässig, wenig, geringe, unbedeutend.

matelicheit, Mässigkeit.

matelik, adj. und adv. mässig; gering, klein; ziemlich, ungefähr; adv. mateliken.

maten, n. eine Art örtlicher und rechtlicher Genossenschaften in Eiderstedt; Kirchspiel?

maten, sw. v. das Mass (pensum) bestimmen.

matere, matricaria parthenium, Meter, Metram.

materie, sw. f. 1. Stoff, Gegenstand, z. B. eines Gemäldes, eines Buches. 2. Eiter einer Wunde.

matersche, Aebtissin.

mate-wunde, Masswunde, Wunde, bei der die Busse nach der Länge bestimmt wird.

mat(h)ier, eine kleine Münze (Goslarer Groschen mit dem Bilde des heil. Mathias).

matich, mässig.

mati-, mêticheit, Mass, Mässigkeit.

matigen, mêtigen, sw. v. das Mass bestimmen, Mass und Ziel setzen; auf ein (niedrigeres) Mass setzen.

mâtje, ein Mass (1/16 Tonne).

mat-lach, Haushaltung, Familie; Geld, das ein jeder Hausvater dem Prediger zu zahlen hat.

mat-lant, s. medelant

matôn, s. matûn.

mâtschop, mâschop, 1. Genossenschaft, Gesellschaft, bes. Handelsgesellschaft, auch Trinkgesellschaft. 2. concr. Genosse, Geselle.

mâtschopie, mâschuppie, mâschopperie = mâtschop.

mat-swên, altnord. matsveinn, dän. madsvend, Schiffskoch.

matta, piaculum, expurgacio.

mattân, Messing.

matte, Decke, Matte (von Stroh oder Weiden geflochten, auch von Leder).

matte, mette, f., mat, n. Metze; das Mass Getreide, welches der Müller für das Mahlen erhält. – matte-kiste in der Mühle zur Aufnahme der Matten.

matten, metten, sw. v. die matte von dem zu mahlenden Korn nehmen.

matten-schuddelse, n.? Hanse-Recesse III, 1, S. 310.

matûn, matôn, eine Münze (etwa 20 Sch. Lüb.).

me, in Beteuerungen (summe), = mi, mir, mich.

me = men, man, in der Inklination.

mê, s. mêr.

mechte, f. 1. Gewalt. 2. Genitalien.

mechtich, adj. 1. mit Macht, zahlreich. 2. Macht habend. 3. die Befugnis habend, befugt, berechtigt; bevollmächtigt. Adv. sehr.

mechticheit, 1. Menge. 2. Macht.

mechtichlik, mächtig, gewaltig; adv. mechtichliken.

mechtigen, sw. v. 1. mächtig machen, stärken. 2. bevollmächtigen, ermächtigen. Refl. etwas übernehmen, für etwas einstehen.

mechtigen, adv. mit Macht, heftig.

mechtiger, (der Macht, Vollmacht hat), Bevollmächtigter.

med(d)eke (med-, mod-, maddik), Regenwurm.

medder, modder, st. und sw. f. Muhme, Mutterschwester; auch die Töchter der Muhme heissen medder; auch Brudertochter wird so angeredet.

medderen-kunne, die weibl. (Erbfolge-) Linie.

mede, medde (selten mit), adv. mit; oft = dar mede, damit; zugleich; ferner, weiter; m. bringen, mit sich bringen, enthalten, ausweisen; m. hebben, Anteil haben; m. wesen, sîn, bei jem. sein, anhaften; behülflich sein; mit sein, willkommen, lieb sein, behagen; m. hengân, damit hingehen, sein Bewenden haben.

mede, st. m. Meth, Honigtrank.

mede (ê?), Krapp, rubea.

mêde, sw. f. Mähde, Heuland.

mêde, melde, st. f. Miete, Lohn; Gabe, Geschenk; m. nemen, sich bestechen lassen.

mede-ban, der Mittel- oder mittlere Bann (nicht die volle Ächtung), bannus contumaciae.

mede-bole, -bule, Zunftgenosse.

mede-broder, Mitbruder, confrater; Amtsgenosse.

mede-bûr, Mitbauer.

mede-buten, umtauschen.

mede-dêl (meddel, meidel, middeel), (altdithm.) Hinterlassenschaft an Speisevorrat und Aussaatkorn (= môsdêl).

mede-dêlen, mitteilen, impertire.

mede-dinkplichtich, der mit andern dinkplichtich ist.

mede-dogen, n. Mitleid.

mede-dogende, mitleidig.

mede-dore, m. Mitthor, Mitnarr.

mede-erfname, Miterbe.

mede-geboren, Verwandter.

mede-(ge)lîk, Geselle, Genosse, compar.

mêde-, mêdel-gelt, Mietgeld, entw. als Handgeld, Handpfennig (arrha) oder als Bestechung gegeben.

mede-geselle, Genosse, Teilnehmer.

mede-gift, Mitgift.

mede-handeler, Mithandelnder, Teilnehmer.

mede-hellen, übereinstimmen; verträglich sein.

mede-hellich, zustimmend, verträglich.

mede-hellunge, Übereinstimmung.

mede-helper, -hulper, Mithelfer, Teilnehmer.

mede-komer, Mitkommer, d. h. Teilnehmer, Helfer.

mede-kosinge, Unterhaltung, Gespräch.

mede-kumpân, -kumpen, Mitgenosse.

mêde-, mêt-lant, Mäh-, Heuland.

mede-lidelicheit, Mitleid.

mede-liden, Mitleid.

mede-lider, der Mitleid hat.

mede-lidich, milde, vom Wetter.

mede-lidicheit, Mitleid.

mede-lidinge (-linge), f. Mitleid; dach der m. Marien, festum compassionis seu septem dolorum (mit verschiedenem Datum in den verschiedenen Diöcesen).

mêdelink, Mietling; der zur Miete wohnt.

mêde-lôn, (Miet)Lohn.

mede-lover, Mitbürge.

mêdelse, s. mênasle.

mêdel-tît, Mietzeit.

mede-luckich, (mitglücklich), teilhaftig, consors.

mede-luden, mitlauten, übereinstimmen.

mede-man, Mitmann, Genosse.

mêde-man, Mieter, Mietsmann.

mêden, sw. v. mieten, um Lohn oder Bezahlung dingen.

mede-pleger, Genosse, socius.

mede-plichten, Gemeinschaft mit jem. eingehen, sich verbinden.

mêder, m. Mäher.

mede-rât, Beirat.

mêder-mât, ein Ackermass (soviel als ein Mann in einem Tage mähen kann?)

mede-samicheit, das Zusammensein.

mede-seten, mit eingesessen.

mede-sitter, Mitsitzer (Mitglied des Rates).

mede-sprake, Gespräch mit jem., colloquium.

mede-suster, Mitschwester, -nonne.

mede-vrunt, Genosse.

mede-werdich, (gleich)würdig, condignus.

mede-wete, m. Mitwisser, heimlicher Teilnehmer.

mede-weten, mitwissen.

mede-wetinge, Mitwissenschaft.

mede-wist, Mitwissen.

mede-wîf, Nebenweib, Concubine.

mede-woner, Miteinwohner (untersch. von Vollbürger).

mêdinge, Mietung, Pachtung.

mêdink, Mietling.

megede-blomen, albiana; camomillus; ligustrum.

megedekîn, meg(e)diken, n. Mädchen.

mêgen, mähen.mêger, Mäher.

megetîn, n. Mädchen.

mêginne, f. Verwandte.

mei, meig, st. m. 1. der Monat Mai; Frühling; fig. Blüte, Flor. 2. Maifest. 3. m. d. Pl. meige, meigen, grüner Festzweig, Reis von Birken etc. zum Schmuck der Kirchen u. Häuser. In den mei riden, das Maifest feiern.

mei-bede, precaria Mai, Steuer im Monat Mai zu zahlen.

mei-bôm, der zu Pfingsten aufgerichtete Festbaum.

meide = mêde.

meidem, m. verschnittenes männliches Pferd.

meielpennink = meibede?

meien, meigen, mêgen, sw. v. mähen.

meien, sw. v. den Eintritt des Sommers feiern; sich (im Freien) erlustigen; in dat meien riden; meien varen.

meien-krans, Kranz des Maigrafen.

meien- (meigen-)sal, mit Maien geschmückter Festsaal.

meier, meiger, m. Mäher; Grossknecht.

meier, meiger, m. 1. der, welchem die Bewirtschaftung des Gutes (pachtweise) übertragen ist, villicus. 2. mayor einer englischen Stadt.

meier-dink, Gericht, Versamlung der meier.

meier-mât, s. mêdermât.

meier-recht, Meierrecht (Ggs. Lehnrecht).

meiersch, adj. zu meier.

meiersche, Haushälterin; Beischläferin.

meier-schop, Meierschaft, Pachtverhältnis der Meier.

meier-stat, Meierstelle.

mei(g)esch, adj. zu mei; meiesche botter, Maibutter.

mei-gank, Auszug (der Studenten etc.) im Mai.

meigelt = mêdegelt, Mietgeld.

meiger, risum, est cerevisia. Vgl. mêsch.

mei-grêve, sw. m. Maigraf, der Führer des Festzuges im Mai.

mei-hoge, st. m. Maifest.

mei-katte, Maikatze.

mei-kavel, Maikäfer.

meil, n. Fleck, Befleckung.

mei-lach, Maigelage, Maifest.

meile, s. male.

mei-lant, mege-lant, Festland; wol aus mein-, megenlant, engl. mainland.

meilik, mailich; meilike tît, Maienzeit.

mein, meinde, s. mên, mênde etc.

meine, f. = menie, Menge.

meinstrandie, die Zunft der Sänger u. Spielleute, mndl. menestrandie.

meisch, s. mêsch; meise, s. mêse; meist, meister, s. mêst, mêster.

meit = gemeit, fröhlich, heiter.

mei-tît, Maizeit, Frühling.

meitken, n. Mädchen.

mei-varen, s. meien.

mekel-, makeldie, Mäklerei und Lohn für das Mäklergeschäft.

me-, makeler, Mäkler, proxeneta.

mekeler, Tragebalken, Ständer, Giebel-, Thurmpfosten.

mekeler, Füllen, pullus equi.

mekelerdie, mekelrie, mekelie, Mäklerei; Mäklerlohn; m.-bôk, Mäklerjournal.

mekelken = makeliken.

meker, m. Macher, Verfertiger, Stifter.

mekliken = makeliken.

mel, n. Mehl.

melât, melatesch, (melaten?), s. malât; melateschop, s. malaticheit.

mel-budel, Sieb zum Mehlbeuteln, sedacium.

melde, atriplex.

melde = mele, Milbe.

melde = mele, Trog? Lies molde?

melden, sw. v. melden, verraten.

meldinge, Meldung, Verrat, Anzeige.

meldouw(e), Mehlthau, aerugo.

mele, f. Milbe, tinea.

mele (ê?), sw. f. Trog, Mulde, alveus; Mass für Butter.

mêlelse, n. Gemälde.

melen = malen, mahlen.

mêler, m. Maler; Bildschnitzer.

meletesch, s. malatisch.

mele-vat = mele? Mehlfass?

melk, f. Milch; Samen der Fische.

melk, milch, eine melke Kuh, die gekalbt hat.

melken, st. und sw. v. milchen, melken.

melk-hâr, Milchhaar, Zeichen der Pubertät.

melk-market, Milchmarkt, bildl. die weiblichen Brüste.

melk-munt, Milchbart, Spottname für einen Unbärtigen.

melk-rinse, Lab (um Milch gerinnen zu machen).

melk-stap(pe?), Milchfass.

melk-var, milchfarbig.

melk-vat, mulcrale, mulctrum.

melm, m. zerriebene Erde, Staub.

melote, Dachs-, Schaf-, Ziegenfell; Kleidungsstück der Mönche.

mêlre = mêler.

mel-reder, Mehlsichter, Beutler.

mêlsel, mêlse, mêltze, n. Gemälde.

mel-sucker, Puderzucker.

mêlte, n. Gemälde.

meltede, n. soviel in einer gewissen Zeit gemalzt werden kann.

melten, sw. v. malzen.

men, man.

men, man, adv. (= wan?) 1. ausgenommen, nur; zur Verstärkung des Imper. (= mhd. et, hochd. nur); men dat (mhd. wan daz), aber. 2. sondern, aber.

mên, mein, falsch, betrügerisch; mên êt, Meineid. Adv. mene; m. sweren, falsch schwören.

mênasle, manasle, meinasme = mêne asne, f. (s. asnen), d. h. »gemeiner Lohn«, eine festgesetzte Summe als Entschädigung bei vorzeitiger Aufhebung des Dienstverhältnisses, die dem Dienenden vom Herrn zukam, sobald er bei diesem wirklich »in Brot« gestanden hatte. Spätere Rechtsbücher setzen dafür mêdelse, mêdesle, d. h. Mietgeld. Lat. pretium deservitum.

mên-, mein-bôm, Baum, welcher der Gemeinheit (der Mark) gehört.

mên-dât, Missethat.

mên-dader, -dêder, der ein Verbrechen begeht, maleficus.

mênde, meinde, Meinung, Absicht.

mên-dêdich, übel, verbrecherisch handelnd.

mendel-dach, der grüne Donnerstag, der D. vor Ostern, coena domini. Das zu dem Tage bereitete Gebäck heisst mendel-brôt oder mendel-koke.

mêne, meine, 1. allgemein, publicus; gesamt, universalis; dat mêne beste, Republik; dat m. studium, Universität; de m. stat, die Gesamtheit der Bürger; en m. wort, Sprichwort; dat m. lant, das gesamte Land; de m. werlt, alle Leute, jedermann; de m. cristendôm, die ganze Christenheit; de m. lantvrede, der allgemeine Landfriede. 2. gemeinschaftlich. 3. gewöhnlich, communis; ein m. man, ein Mann aus der mênheit, der nicht zu einer im Rate vertretenen Gilde gehört; de m. kôpman, die Kaufmannschaft im Ggs. gegen den Rat; dat m. volk, der grosse Haufe; im schlimmen Sinne: gemein, dat m. wîf, Hure.

mên(e), f. Meinung, Sinn, Absicht.

mêne, f. Gemeinschaft; to m., gemeinschaftlich.

mênede = mêneweke.

mên-, mein-êde, mên-êdich, meineidig.

mên-, mein-êder, Meineidiger.

mên-êt, Meineid.

mên(e)-dênst, allgemeiner Dienst, den jeder Bauer dem Herrn zu leisten hat, Hofdienste.

menel, m.? Ochsenstecken, Stachel.

mêne-market = mêne mark, Gemeindeland, gemeinschaftlicher Landbesitz?

mêne-mêster, Vorstand der mênheit?

menen, meinen, sw. v. 1. meinen, glauben. 2. seine Gedanken auf etwas richten, beabsichtigen. 3. gesinnt sein gegen jem., ob freundlich (= minnen) oder feindlich, bestimt der Zus. oder ein Adverb (ovel, wol, mit truwen, mit valsche etc.). 4. sik m., seinen eigenen Vorteil suchen.

mêner, auf den eine Urkunde ausgestellt ist, Inhaber?

mêne-rede, scherzhafte, spasshafte Rede.

mêne-, meine-, mênde-, meinde-, meint-weke und verkürzt mênede, mênde, meinte, die Gemeinwoche d. h. die Woche vom Sonntag nach Michaelis; der Michaelistermin.

mêne-, meine-werk, Gemeinwerk, d. h. allgemeine, bürgerliche Lasten.

mêne-werken, sw. v. allgemeine Communallasten verrichten (als wachen, graben etc.).

mengelen, n. Mengel, ein kleines Mass für Flüssigkeiten, bes. Wein.

mengelie, Mengelei, Unredlichkeit.

mengelink, ein Mensch, in dem das Gute mit dem Bösen gemengt ist.

mengelinge, Mischung, Mengung, Gemenge.

mengen, sw. v. mengen, mischen; verwirren, versetzen (durch Reden); menged, (von Kleiderstoffen) bunt.

mengen, Nebenf. zu mank, zwischen.

menger, manger, Händler (bes. in Zusammens.).

menger, Unruhestifter, Verhetzer.

mengsel, n. 1. Gemenge (gemengter Teig). 2. bunte Farbe, varietas, mixtura.

mênheit (zu menen, meinen), Andacht, Liebe.

mênheit, periurium, Meineid.

mênheit (meinet), Gemeinheit, Gemeinde, entw. die gesamte Bürgerschaft (im Ggs. zum Rat), oder die Bürgerschaft, die nicht zu den Gilden oder Innungen gehört.

menige, menie, menje, f. Menge.

meni(g)e, Mennig.

mêninge, Meinung, Absicht.

menk(e), mink, ein Tier (Art Fischotter), dessen Fell als Pelzwerk dient.

mên-kôp, Betrügerei beim Kauf.

menlik, männlich; mannbar; adv. menliken.

mên-, meinliken, mênelken, 1. gemeiniglich, gewöhnlich. 2. allgemein, sämtlich, zusammen.

mennich, manch (= mannich).

mennicheit, Menge.

mennichte, f. Menge.

mennige, s. menige.

menni(g)er-, menni-leie, mancherlei.

menniste, Mennonit.

mênsamen, sw. v. Gemeinschaft machen.

mênsamheit, Gemeinschaft.

mênsaminge, Gemeinschaft.

mênsch (mhd. maenisch, lunaticus) (bei Pferden) = mân-ogich, augenkrank, starblind.

mênscheit, Gemeinschaft.

mên-scher, -schar, Gemeindehütung, gemeinschaftliche Begrasung.

mênschop, Gemeinschaft.

mênschoppen, sw. v. Teil nehmen.

mênschopper, der Gemeinschaft hat mit jem.

mênschoppinge, Gemeinschaft.

mense, Behältnis (Fass) für Wachsscheiben; vgl. mese.

mense-gat, -hol, das Mauerloch, in welches der Gerüstbalken eingelegt wird.

mênte, mênete, mênde, meinde, meinte, f. und n. = mênheit, 1. Gemeinheit, gemeinschaftliches Besitztum. 2. Bürgerschaft, Bauerschaft, Kirchspielsgenossenschaft. 3. = mêneweke.

mêr, mê, mêrer, mêrder, adj. Compar. zu vele, mehr, grösser; Jacobus de mêrere, der ältere; de mêrre dêl, menie, Majorität; de mêreren, die Vornehmeren, höheren Standes. Subst. mit Gen.

mêr, mê (als Conjunction mer?), adv. 1. mehr, zur Verstärkung des Compar. 2. von der Zeit: ferner, künftig, zu wiederholten Malen. 3. vielmehr, potius. 4. sondern, nur, ausser; nach einem Compar. als (= alse, wen) mêr dat, nur dass = indes, aber; mêr alleine, schon allein, bloss; so mêre, fast, beinahe (s. alsomêr); de mêre, desto mehr.

meralde, Smaragd (emeraldus).

mer-bêse, Meerbiese, -binse (papirus).

mer-bone, Koralle (umbilicus Veneris), ward als Schmuck verwendet.

merch, n. Mark.

merde, merder, Koth, Dreck, lat. merda; nicht ein m. = nichts.

mêr-dêl, n. Mehrheit.

mer-, mir-dorn, Myrthe.

mere, mer, st. n. 1. das Meer, die See, bes. das Mittelländische Meer; von den Wallfahrten und Kreuzzügen: de reise over m., prediken dat cruce over m., over m. tên, varen, over m. wesen, van over m. komen. 2. der Landsee.

mêre, n. und f. (oft im Plur.) Erzählung, Kunde, Bericht; Gerede, Gerücht; nige mêre, Neuigkeiten.

mêre, adj. berühmt.

mêreken, n. Märchen.

meren, sw. v. Brod in Wein tunken.

merêneke (morêneke), ein Fisch: torunda, Lamprete.

mêreren, mêren (mêrdern), sw. v. grösser machen, vermehren; intr. grösser, mehr werden (gew. refl.).

mergel, Mergel, glarea.

mergelen, sw. v. mergeln, mit Mergel düngen.

mergel-môs, Mergelbrei, Schlick.

merie, f. Mähre, Stute.

meringe, das Eintauchen des Brodes in Wein; das eingetauchte Brod selbst.

mêringe, Vermehrung.

mêringe, das Mären-, Märchenerzählen, Schwatzen.

merk, m. breitblättriger Eppich, apium; oder Sellerie, selinum.

merk, n. Zeichen.

mer-kalf, phoca, ypotus (= hippopotamus?); Sirene.

mer-karre, welche Karre? (Torfkarre?)

mer-katte, Meerkatze, d. i. langgeschwänzter Affe; auch durch phoca glossiert.

merke, f. 1. Beachtung, (genaue) Wahrnehmung; Verständnis, Erkenntnis, Lehre. 2. Zeichen, Merkzeichen; de m. hebben van, sich orientieren nach.

merke = mark(e), Mark, Gebiet.

merkede = mark.

merke-, markelik, bemerkenswert, namhaft, bedeutend, ansehnlich, notabilis. Adv. merkeliken.

merke-lôs, unvermerkt.

merken, marken, sw. v. 1. (auf)merken, beachten; erkennen, verstehen. 2. mit einer Marke, einem Merkmal versehen.

merkerne, adj. der geneigt und fähig ist zu merken, scharfsichtig.

merk-iser(e)n, Eisen zum Merken, Zeichnen etc.

mer-krêge, (d. h. Meerkrähe), sorix.

merle, Wasserlinse, lens aquatica.

merle und merlink, Schmerle, Schmerling (Goldammer, Amsel), merlus, merisillus.

mêrlik, wovon geredet wird, berühmt, notabilis. Adv. mêrliken.

merlink = marlink; = merle.

mermel, Marmor; mermelen, marmorn.

mer-minne, Sirene.

mer-osse, Büffel?

mer-pute, piscis est: sorax (wol cobitis fossilis).

mer-red(d)ik, Meerrettich.

merren, marren, sw. v. trans. aufhalten, hindern; intrans. zögern, säumen, verharren, sich aufhalten, morari; sunder merren, unverzüglich.

merringe, Säumen, Zögern.

mer-rusch, m. Meerbinse (Krausdistel).

mers, f. = mersch.

mersammen, sw. v.?

mersch, marsch, masch, f. (und n.) Marsch, fruchtbare Niederung an den Ufern des Meeres oder der Flüsse; mersch-, merske-lant, Marschland; mersklude, Bewohner der Marsch.

merse, mersse, f. Ware, lat. merx.

merse, merse-mân, s. mertze.

mers(e), mars(e), mersch, sw. und st. f. Mars, Mastkorb.

merse-klêdinge, Bekleidung der Mars mit Segeltuch? Marssegel?

mersener, Kaufmann, Krämer, frz. mercier.

mersener, marsener, grösseres Schiff; Schiff mit Marsen. Vgl. mersschip.

mersen-ra, Marsraa.

merserie, Krämerware, frz. mercerie.

mers-lant = merschlant, s. mersch.

mers-, mars-lôs, ohne Mars.

mers-schip = mersener.

mer-swîn, n. Meerschwein, Delphin, Tümmler.

merte, Märzmonat.

mertelen, martern.

merteler, Märtyrer.

mertelink, eine Art Aepfel.

Merten, Martin; St. Mertensdach, 10. Novbr., bezeichnete früher den Anfang des Winters.

merteren, sw. v. martern.

mertze = merse, Mars.

mertze, merce, merse, martze, März.

mer-vôt: meervöte, hd. meerfüsse, von kirchlichen Geräthen oder Schmucksachen (Ztschr. f. Lüb. Gesch. II, 134 ff.). Lies meernöte, Meernüsse (eine Art Muschel)?

mer-vrouwe, Sirene.

mer-wîf, Sirene.

mer-wunder, wunderbares Meertier; jedes misgestaltete Ungeheuer, monstrum; Sirene.

mes (auch mēs?), m. Mist, Dünger.

mes-bore, -borge, f. Bahre zum Mistaustragen.

mesch = masche.

mêsch, meisch, risum, mulsum, Bierwürze, ungegorenes süsses Bier; auch Meische? Vgl. masch, mêskewert.

mêsche = meiersche, Meiersfrau, Schultenfrau.

meschen (ê?), mischen, mengen.

mêse, meise, f. Mass für trockene Sachen, Tonne, Fass.

mese, eine (Süd)frucht?

mêse, f. Meise.

mêse-gelt, ein Ditmarscher Landmass = 6 Morgen.

mêseke, f. Meise.

mesel, mesel-suchtich, s. masel.

mêse-, mês-, mê-sat, ein Ackermass, soviel man mit einer mêse Korns besäen kann.

mes-grepe, Mistgabel.

mêske-wert, Meischwürze, risum; s. wert, mêsch.

mes-lôk, Eschlauch?

messel, mezel, Bicke, celtis.

messeler, Mauermann, ndl. metselaar.

messen (auch mēssen?), sw. v. misten, fumare.

messeniede (= massenie), Dienerschaft.

messet, metset, mest, mezces, mes, selten messer, n. Messer, namentl. Dolchmesser.

messet-, mest-berêder, Messerbereiter, der die Klingen und Griffe zusammensetzt.

messet-, mest-, messe-maker, Messerschmied.

messet-, messe-schêde, Messerscheide.

messet-, mest-, mes-toge, m. das Messerziehen.

mes(se)t-trecken, das Messerziehen.

messet-, mest-, messe-, mes-wer(ch)te, -werke, -werder, Messerschmied.

mêst, meist, Superl. zu mêr, meist, grössest; dat mêste dêl, part, de mêste man, die Mehrzahl.

mes-tal, m. das Mist-, Dungrecht, jus fecundandi.

meste-kove(n), m. Mastkofen, um Schweine zu mästen, Schweinestall.

mesten, sw. v. mästen.

mêste-, meiste-part, adv. grösstenteils, meistenteils.

mêster, meister, m. Meister, jeder Vorsteher, Herr, Aufseher (erst später jeder Handwerksmeister); bes. ehrenvoller Titel für Lehrer, Gelehrte, Ärzte etc.; mêster des hemmels = Astronom.

mê-, meisteren, magistrare, meistern, beherrschen.

mêsterie, Gelehrsamkeit.

mê-, meisterinne, Meisterin; Lehrerin; Oberin eines Beginen-Convents.

mêster-knape, -knecht, Geselle (Ggs. lêreknecht); Obergeselle (Ggs. knecht).

mêster-kost, f. Meisterschmaus des neuen Handwerksmeisters.

mêsterlik, authenticus, meisterlich.

mêsterlike, adv. meisterhaft, vorzüglich.

mêster-, meister-man, ein jeder selbständige Handel- oder Gewerbetreibende (Ggs. knape, Commis, Gesell). Ältermann eines Gewerkes?

mêster-prove, f. Meisterprüfung; Meisterstück; sine m. dôn.

mêsterschop, Meisterschaft; Vorstandschaft, Vorstand.

mê-, meistersc(h)e = mêsterinne.

mêster-sproke, auctoritas.

mêster-stucke, n. Meisterstück; sîn m. maken, berêden.

mêster-tuch, n. Meisterzeug, -stück; sîn m. arbeiden.

mêster-werk, n. Meisterstück; sîn m. maken.

meste-swîn, Mastschwein.

mêstich, meistich, adv. meistens, fast ganz oder all.

mêstliken, zum grössten Teil, meistens.

mestinge, f. Düngung? = mesvald?

mest-vetter, der Mistauflader.

mes-vald, m. Düngerhaufe, Stelle, wo der Dünger aufbewahrt wird, bis man ihn wegfährt und auf den Acker bringt.

mes-vleke, die Bretter (Leitern) eines Mistwagens.

mes-vore = mes-bore, eine Bahre zum Mistaustragen. Lies mesbore?

mes-wagen, Mistwagen.

mes-wêkinge, das Weichwerden, die Faulung des Düngers in dem Acker, = gare.

mes-werk; lies môswerk, Gemüse.

met, n. das reine Schweinefleisch ohne Speck.

metal (Pl. metalle) und metâl, n. Metall.

mêtal = meitele, s. mâchtal.

mete-bodem (?), croca, vannus, (Wanne, Worfschaufel).

mêteginge, Masssetzung, Massgebung.

meten, st. v. messen; abmessen, erwägen, rechnen.

meter, der (beeidigte Korn-, Hopfen- etc.) Messer.

meter (meiter), melissa; mater herbarum. Vgl. meterne; matere.

mete-rêp, Massseil, -kette.

meterne, matricaria minor. Vgl. meter, matere.

mete-rode, Messrute.

mete-snôr, Messschnur.

mete-stunde, gemessener Zeitabschnitt = Stunde (Uhr).

mêticheit; mêtigen, s. maticheit; matigen.

met-lant, s. medelant.

metlik = matelik; mêtlik = matelik.

met-rôt, ? krapprot (von mede)?

metselrie, Mauerwerk, structura muri; aus dem Ndl.

metsen, metselen, sw. v. mauern; aus dem Ndl.

mette = matte.

metten(e), f. Frühmesse, Mette.

metten-pennink, Abgabe für das Kornmahlen.

metten-têken, Zeichen, dass die mette, Kornabgabe, bezahlt ist.

metten-tît, Zeit der Mette; frühe Morgenzeit.

met-worst, Mettwurst.

metzen-danz, Jungfrauentanz (metze ist Dem. von Mechtild »Frauenzimmerchen«).

mêve, f. = mêwe.

mevel (ist wol verlesen für menel, stimulus).

meven (= alts. neuan), adv. nur, ausser, allein (eine Ausnahme machend), sondern, indes, aber.

mêwe, f. Möwe.

michel, adj. gross; adv. sehr. Aus dem Hd.; das reinndd. mekel (as. mikil) erscheint nur in Ortsnamen.

michel(i)k, gross, mächtig; adv. micheliken, sehr.

micke, sw. f. Instrument zu Feuergewehren: Lunte (frz. mèche)? Richtkeil der Kanone? Furketgabel?

micke, eine Art Brod (Schönroggen oder auch von Weizen), vielleicht von keil- oder hornartiger Form.

micke, Linie, (gerade) Richtung, Ziel? collimatio.

micken, sw. v. das Auge auf etwas richten, zielen, beachten.

mid-alle, s. mit-alle.

mid-dach, Mittag (auch f.? under der middach).

midde, adj. medius, mittler.

middel, adj. in der Mitte, medius; in der middelen tît oder middeler tît, mittlerweile, in der Zwischenzeit; adv. middele, in der Mitte.

middel, n. und m. 1. Mitte. 2. ein m. maken tuschen, trennend treten zwischen. 3. Vermittelung, Ausgleich. 4. in präpos. Verb. dorch middel (auch middele), vermittelst; ane, sunder middel, unmittelbar (ohne vermittelnde Zwischenglieder), immediate; von der Zeit: unmittelbar darauf; ohne Unterbrechung; hintereinander, contigue; ohne weiteres, nichts als nur.

middelbar, in der Mitte stehend (nicht das Beste, noch das Schlechteste).

middel-bêr, Mittelbier.

middel-deme, -dussem, unterdes, während des.

middele, f. Mitte.

middelen, sw. v. 1. in zwei Hälften, zur Hälfte, teilen, 2. m. twuschen, in die Mitte kommen, in der Mitte stehen zwischen. 3. vermittelen, beilegen.

middeler, Vermittler, Unterhändler. Fem. middelerinne.

middelere, ein Kleiderstoff: Leinen mittlerer Sorte?

middelheit, Hälfte, medietas.

middelinge, Halbscheidung, Teilung zur Hälfte.

middelink, der Mittelfinger.

middel-kerne, das Innere eines Dinges (z. B. Dotter).

middel-man, der Mittelsmann, Vermittler, Entscheider.

middel-mate, Mittelmass.

middel-mate, -matich, -mêtich, -matisch, -mêtisch, das Mittelmass haltend in Grösse, Alter, Stand, Moralität, Wert oder Preis.

middel-misse, die Messe zwischen der Früh- und der Hauptmesse?

middel-recht, Recht, Gericht zwischen dem höchsten und niedrigsten.

middel-reden, sw. v. dazwischen reden, vermitteln.

middel-rif, Weiche unter den Rippen; Zwerchfell.

middel-schot, die Nasenscheidewand.

middel-tît, Zwischenzeit.

middel-var? = middel-bar?

middel-wech, Mittelweg.

midden-dach, Mittag.

middene, adv. mitten.

midden-somer, Mitte des Sommers, d. i. Johannis, 24. Juni.

midden-strôm, Mitte des Stromes.

middere, Zwerchfell.

midder-nacht, Mitternacht.

middes, middest, middens, adv. in der Mitte.

midde-to = mede to, mit dazu, ausserdem.

mid(de)-vasten, Mitfasten, die Mitte der Fastenzeit.

midde-want, die Mittelwand (eines Fasses).

mid(de)-wech, Mitte des Weges; gew. (to) midweghe, midweges, mitten (zwischen).

mid(de)-weke, -weken, m. f. Mittwoch (Markttag und Gerichtstag); de gude m., Mittwoch vor Karfreitag (auch de krumme m.)

midde-wert, s. wert.

mid(de)-, mede-winter, Mitte des Winters, Weihnachten, Christtag.

midelerne, der etwas gern meidet oder flieht, furchtsam.

miden, st. und sw. v. meiden, vermeiden; refl. sik m. m. Gen., sich scheuen vor, sich enthalten von.

miderne, der etwas gerne meidet, abstinens.

midinge, Vermeidung.

mige, f. Harn, Urin.

migen, st. v. harnen. miger, mingens.

milde = melde, atriplex.

milde, freigebig; freundlich, barmherzig; fromm.

mildebar, reichlich gebend, fruchtbar.

mildelik, adv. zu milde.

mildich, freigebig.

mildicheit, Freigebigkeit.

mildichliken, adv. freigebig.

mile, f. Meile (vom Raume); Stunde? (von der Zeit).

mile, f. und miler, m. Kohlenmeiler.

miler-kole, Holzkohle.

militêren, streiten.

mill(e)lote, mellilotum, = museke.

milm = melm, Staub.

milte, f. Milz.

min, adj. adv. Compar. weniger, geringer, minder; nicht to (nichtes to, n. de) min, nichts desto weniger, trotzdem; min edder mêr, min mêr (ohne Copula wie lat. plus minus) ungefähr; no min no mê, nichts anders als, gerade, just so.

mîn, pron. mein.

mînet, auch Gen. d. Pron. ik.

min-jarich, minderjährig.

minie, Mennig.

mink, s. menk.

minke, Verstümmelung.

minken, sw. v. verstümmeln.

minne, f. Liebe, sowol die religiöse, wie die sinnliche; Freundschaft, Gunst; an des rades etc. minnen leven oder bliven, sich dem Belieben des Rates etc. fügen; Güte, gütliches Übereinkommen, gütliche Beilegung eines Streites (Ggs. gerichtliche Entscheidung); als kosende Anrede: m., sote m. und Demin. minnekîn.

minne-, min-, minnich-, minnent-lik, freundlich, gütig; adv. m.-like(n).

minnen, sw. v. 1. lieben. 2. versöhnen, in Güte scheiden.

minnen, sw. v. vermindern.

minnen-hâr, capillus Veneris vel steinvarn.

minner, Liebhaber, Freund.

minner, Minderer.

minner, minder, Comp. 1. kleiner, geringer, weniger; Jacop de minnere, Jacobus minor; de minre tal, die Zeitrechnung innerhalb eines Jahrhunderts, die Angabe der Einer und Zehner der Jahreszahl unter Weglassung der Jahrhunderte. 2. geringer, weniger angesehen.

minner-, minre-broder, Minorit, Franciscaner.

minneren, sw. v. 1. kleiner machen, vermindern. 2. intr. kleiner, geringer werden.

min(ne)ringe, Verminderung.

min(ne)sam, lieblich.

min(ne)st, Superl. kleinst, geringst, wenigst; adv. am wenigsten; to(n) min(ne)sten, zum wenigsten.

minnich, verliebt.

minninge = minneringe.

minre = minner.

minsche, mensche, m. Mensch; als n. und f. bezeichnet es Frauenzimmer überhaupt, aber nicht im verächtlichen Sinn. minschen-blôt, Menschenblut. minschen-vlêsch, Menschenfleisch.

minschen-levent, n. Zeit eines Menschenlebens.

minschen-settinge, menschliche (Ggs. göttliche) Satzung, Gesetz.

minscheit, menscheit, 1. die Natur eines Menschen. 2. die Gesamtheit der Menschen.

minsch(e)lik, mensch(e)lik, minslik, menschlich.

minschop (= minsch-schop), die menschlichen Dinge.

mînte (dat), das meinige.

minute, sw. f. Form? (in der Schreiberwelt erster Entwurf, Concept).

mîr, contrah. aus miner (meiner).

mîr, herba alsines s. morsus gallinae, Miere.

mirakel, n. Wunder.

mire, f. Ameise.

mirre, (die bittere) Myrrhe.

mir-redik, raphanus minor.

mis, misse, adv. fehl, das Ziel nicht erreichend, ermangelnd; to mis (Ggs. to vel); ik trat misse, ich trat fehl, stolperte.

mis-aventure, Unglück, unglücklicher Zufall.

mis-, misse-bêden, m. Dat. ungebührlich behandeln, höhnen. Subst. missebêdinge.

mis-behegelicheit, Unzufriedenheit, Verdruss.

mis-bequême, Ungemach, Not.

mis-bequêmicheit, Ungemach, Mishelligkeit.

mis-bêre, -bare, f. Misgebärde (entstelltes Antlitz, Heulen, Schreien etc.).

mis-, misse-bêren, sich ungebärdig, ungehörig benehmen.

mis-breken, st. v. verletzen, übel behandeln.

mis-bruken, misbrauchen.

mische? mischen? Düngergrube? Vgl. miste.

mischen, sw. v. mischen; refl. sik m. to.

mis-dach, Messetag, Tag, wo Messe gelesen wird, überh. Festtag.

mis-dader, -dêder, Missethäter. Fem. misdêdersche.

mis-, misse-dadich, -dêdich, Missethat verübend, verbrecherisch.

mis-danken, m. Dat. schlecht, übel danken; unzufrieden sein mit jemand.

mis-, misse-dât, Missethat, Sünde.

mis-, misse-dien, übel, schlecht gedeihen.

mis-dôn, einen Fehler, ein Unrecht begehen; in der Schiffersprache: einen falschen Curs nehmen und so zu Schaden kommen.

mis-donen, mistönen, nicht einhellig sein.

mis-dragen, st. v. eine Fehlgeburt thun.

mis-dult, was übel zu dulden ist.

mis-dunken, m. Dat. (nicht recht dünken), Zweifel, Ungewissheit empfinden, argwöhnen, suspicari.

mis-dunkent, n. Argwohn, Mistrauen.

misermau, Spottname der Katze.

mis-gân, fehl gehen, misglücken.

mis-gebêr(e), n. Ungebärdigkeit.

mis-gedien, misraten.

mis-gelât, schlechtes, betrübtes Aussehen.

mis-gelove, s. mislove.

mis-gevelle, Unfall.

mis-gewant, -gewende, -gewêde, s. missewant, -wêde.

mis-grepe, m. Misgriff, unabsichtliches Mitnehmen fremden Gutes, Aneignung durch Versehen.

mis-gunner, Misgönner, Feind.

mis-, misse-hach, Misbehagen, Zwistigkeit.

mis-hagelicheit, Misbehagen; Zwist, Mishelligkeit.

mis-hagelik, misfallend.

mis-, misse-hagen, nicht behagen, misfallen.

mis-haginge, Misfallen.

mis-hakel, m. Messgewand, casula.

mis-handelen, falsch, schlecht handeln; jem. mishandeln.

mis-handelinge, Übelthat.

mis-hegelik, mis-hegelicheit, s. mishagelik etc.

mis-heil, Unheil.

mis-, misse-helle; -hellicheit; -hellunge, Zwist, Mishelligkeit.

mis-hode, schlechte Bewachung.

mis-holden (-halden), st. v. auf fehlerhafte, ungebührliche Weise halten oder behandeln; refl. sich übel gebärden.

mis-holdinge, fehlerhaftes Halten, Bruch (eines Vertrages).

mis-, misse-hopen, die Hoffnung aufgeben, desperare.

mis-hopene und -hopeninge, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung.

mis-hopich, die Hoffnung aufgebend, in Verzweiflung.

mis-horen (mishören), ungehört lassen.

mis-horer, der die Messe hört.

mis-kîf, n. (engl. mischief), Unglück, Nachteil; Sünde, Verbrechen.

mis-komen, 1. schlecht bekommen; mi miskumt, mir begegnet ein Unglück. 2. nicht bekomen (n. bequem sein), misfallen.

mis-kôpslân, einen Handel schliessen, bei dem man betrogen wird.

mis-kore, Miswahl.

mis-latende, mit schlechtem (ge)late, mit traurigem Gesichte.

mis-lêde, (Mis-Leitung) falscher Weg, Unglücksweg.

mis-lêden, falsch leiten.

mis-, misselik, 1. (verschiedenartig) ungewiss, zweifelhaft. 2. ärgerlich, erbittert. Adv. misselike; m. luden, unangenehm lauten, Ärgernis erregen.

mis-liken, misfallen, nicht behagen.

mis-lingen, mislingen.

mis-love, -gelove, 1. falscher Glaube, Ketzerei. 2. Mangel an Glauben, Verzweiflung.

mis-loven, nicht glauben, mistrauen.

mis-lovich, ungläubig.

mis-lovinge, das falsche Glauben, Unglaube.

mis-luden, dissonare; m. Dat. anderer Meinung sein als. = mislik luden.

mis-maken, entstellen, hässlich machen.

mis-maketheit, Verunstaltung, Hässlichkeit.

mis-mode und -modich, mis-, kleinmütig, verzweifelt; von übeler Gesinnung.

mis-môt, Mismut, Verzweiflung.

mispel(e), Mispel, esculum.

mispel(en)-bôm, Mispelbaum, esculus.

mispreken, s. misspreken.

mis-, misse-prisen, tadeln.

mis-, misse-quâm, st. m., m.-quame, sw. m., st. f., m.-quême, Unbequemlichkeit, Ungemach, Not.

mis-quêmicheit und -quêminge, Ungemach.

mis-raden, st. v. abraten.

mis-, misse-râk (a?), m.? (Zweck- oder Zielverfehlung) Fehlerhaftigkeit.

mis-raken, Ziel oder Zweck verfehlen.

mis-râm, m. (Mis-Absicht) Absichtslosigkeit, unglücklicher Zufall.

mis-rekeninge, Fehlrechnung.

mis-ruchte, n. böses Gerücht, diffamia.

mis-ruchtich, in bösem Rufe stehend.

mis-saken, st. und sw. v. leugnen, ver-, ableugnen, weigern.

mis-schickelik, ungeziemend.

misse, f. Missethat.

misse, f. Messe. Wegen der Zusammensetzungen s. auch mis-.

misse, s. mis; ebenso alle Zusammensetzungen mit misse- s. unter mis-.

misse-bôk, Messbuch.

mis-seken, s. missaken.

missen, sw. v. 1. fehlen, verfehlen (mit Gen.). 2. vermissen, entbehren, nicht haben. 3. fehlen, sündigen.

misse-want und -(ge)wêde, Messgewand.

mis-sichtich, schlecht sehend.

missinge, das Missen, Verlust.

missinges-sleger, Beckenschläger, Messingwerker.

missink, m. Messing. Adj. missinges(ch) und missingen.

mis-sitten, (mis-sitzen) übel anstehen, nicht ziemen.

mis-, misse-spreken, mispreken, schlecht, fehlerhaft sprechen (sich versprechen); übles reden.

mis-staldich, meist mistaldich u. mistalt, misgestaltet, hässlich. Subst. mistaldicheit, Misgestaltheit, Hässlichkeit.

mis-stân, mistân, Unziemlichkeit, Schande.

mis-st-, mistandicheit, Unziemlichkeit, Hässlichkeit.

mis-, misse-stant (â?), übler Zustand, Übelstand.

mis-sunicheit, übles Aussehen.

mis-tarden = mistreden.

miste, f. Düngergrube.

mistel, filipendula.

mis-temen, nicht ziemen.

misten = missen.

mistich, nebelicht (mist, Nebel).

mis-treden, fehl treten.

mis-, misse-trôst, m. das Aufgeben der Hoffnung, die Verzweiflung.

mis-, misse-trôsten, 1. trans. schlechte Hoffnung geben; in Verzweiflung bringen. 2. intrans. wenig Vertrauen haben, verzweifeln.

mis-trôster, der in Verzweiflung ist.

mis-, misse-trôstich, verzweifelnd.

mis-trôsticheit, Verzweiflung.

mis-trôstliken, adv. in Verzweiflung.

mis-truwe und -truwinge, Mistrauen, Unglauben.

mis-, misse-truwen, mistrauen.

mis-truwich, dem zu mistrauen ist, suspectus.

mis-val, Unglücksfall.

mis-, misse-vallen, 1. fehl schlagen. 2. nicht gefallen.

mis-vallich, einer der e. misval hat; der einen Fehler begeht.

(mis-) misse-vanges, adv. irrtümlich.

mis-var, misfarbig, entfärbt.

mis-vare, übles Benehmen, Verfahren.

mis-varen, einen falschen Weg einschlagen, umkommen, ins Unglück geraten.

mis-varich, misfarbig, entfärbt.

mis-varwe, f. Misfarbe, Bleichheit.

mis-, misse-voren, in übeln Zustand versetzen, mishandeln.

mis-vrost, schlechtes Frostwetter, oder Mangel an Frost, Thauwetter.

mis-, misse-wân, Argwohn, Eifersucht.

mis-want, -wêde, s. misse-want, -wêde.

mis-warp, m. Fehlwurf.

mis-, misse-wende, f. (falsche Wendung; das Abweichen vom Besseren zum Schlechteren), Makel, Schande, Unheil.

mit, präp. mit; bei (z. B. mit uns, bei uns); vermittelst, durch. In adv. Wendungen: mit des, mittlerweile, unterdes, damit; mit ên, gänzlich, völlig; mit eins, zusammen; mit Superl. zur Bildung superl. Adv., z. B. mit dem vlitigesten = diligentissime.

mit-al(le), adv. gänzlich.

mit-balke, (dithmars.) der Viehstall.

mit deme, conj. indem.

mite, 1. Milbe. 2. lentigo, sog. Mitesser? Gerstenkorn am Auge? 3. eine kleine ndl. Münze. 4. Bezeichnung des Kleinsten, Unbedeutendsten: nicht ein m. = gar nicht(s).

mit-gadelink, Mitverwandter.

mit-gaders, adv. zusammen mit.

mit-gewante, (Mitverwandter), Genosse, Freund.

mit-landesvrouwe, Landsmännin.

mitlick? lies unlitlick = unlidelik?

mit-morgen, Mitte oder Hälfte des Morgens.

mit-nacht, s. middernacht.

mit-sament, mit.

mitse, kleine Mücke, Gnitte?

mit-sommer = middensomer.

mit-vasten, s. middevasten.

mit-wech, s. middewech.

mit-weke, s. middeweke.

modder, m. Moder, Schlamm.

modder = medder. modderken, neptis.

mod(d)ich, sumpfigt; voll Schlamm.

mode, f. Schlamm (z. B. in Gräben). modekiste, Schlammkiste.

mode, müde.

modele, ein kleines Mass (aus lat. modulus?)

moden, sw. v. müde werden.

moden, muden, sw. v. 1. zumuten, begehren, verlangen, haben wollen, muten. 2. vermuten. 3. ermutigen. 4. superbire, stolz, mutig sein und sich gebärden.

moder, f. 1. Mutter. 2. Gebärmutter, matrix. 3. (auch sw. flect.) Mutterpferd, Stute.

moder, moer, Weinhefe.

moder-half, van m., mütterlicherseits.

moderik, ein Füllen, das noch saugt? (moderlose, ein Füllen, das nicht mehr saugt?)

moder-kint, Mutter-, Menschenkind; so mennich man unde m.

moderlik, mütterlich.

moderlôs, ein kleiner Fisch, cyprinus aphya (Spierling).

moder- (môr-)pert, Mutterpferd, Stute.

moder-slachtich, adj. Muttermörder.

moder-sone, Muttersohn, d. i. unehelicher Sohn.

moder-stille, ganz still.

moder-tale, Muttersprache.

modich, mutig; übermütig, lebenslustig.

modicheit, Müdigkeit.

modicheit, Mut, Kühnheit.

modigen, sw. v. übermütig sein, superbire.

modigen, sw. v. müde machen, besänftigen?

modinge, Mühe, Beschwerde.

modink, elender Mensch, Nichtsnutz, nequam.

moge, f. Macht, Vermögen.

moge = mogich, mogende.

moge, mogelik, s. moie, moielik.

mogede, f. = moge, Macht.

moge-(môch-)licheit, Vermögen, Können.

mogelik, was geschehen kann oder darf, möglich, erlaubt, billig, passend, gehörig, aequus. Adv. mogelike(n).

mogen, unr. v. 1. können, die Macht haben, im Stande sein; abs. Kraft haben, stark sein, valere (bes. mit wol); m. over, überlegen sein, die Herrschaft haben. 2. die Möglichkeit haben, können. 3. die Freiheit, Erlaubnis haben, dürfen. 4. etwas gerne haben (bes. von Speisen, gerne essen).

mogende, vermögend, mächtig.

mogenhaftich, 1. Stärke habend, kräftig. 2. vermögend, reich.

mogenhafticheit, Vermögen.

mogen(t)heit, Macht, Vermögen.

mogich, mächtig.

moi(e), schön, schmuck.

moie, moige, moge, Muhme, Mutterschwester; auch andere weibl. Anverwandte.

moie, moige, moge, f. Mühe, Arbeit, Kummer, Verdruss; auch Zwist?

moi(e)cheit, mogicheit, Mühe, Beschwerde, Verdruss, Ärger.

moie-, mogelicheit, Mühe, Beschwerde, Last.

moie-, moige-, mogelik, Mühe machend, beschwerlich, lästig; adv. moielik(en).

moien, sw. v. muhen (von dem Laute der Kühe).

moien, moigen, mogen, meigen, meien, sw. v. Mühe machen, quälen, plagen; leid thun, ärgern, verdriessen, betrüben; refl. sich ärgern, grämen, aegre ferre.

moie-, moige-, moge-, mugnisse, Qual, Mühe, Widerwärtigkeit.

moierd, Stutzer, Zierbengel (der sich moie, schön, macht).

moierdie, stutzerhaftes Wesen; concr. stutzermässige Dinge.

moiete, moigete, moite, f. = moiecheit. Vgl. moite.

mo(i)gich, bekümmert, traurig.

moi(g)inge, moginge, Belästigung, Beschwerung.

moisân, secundae magnitudinis velum ad puppim expansum, Besan.

moisel, Mühsal.

moite, Aufruhr, Aufstand, aus franz. meute mit Anlehnung an moiete.

moite-maker, moiterie, s. mut-.

mojern, stolzieren?

mol, m. Maulwurf.

mol, weich, mürbe.

môl, Tuch aus Ausschusswolle?

molde, molle, f. Mulde, länglich ausgehöhltes, hölzernes Gefäss.

molden-hauer, der Mulden »haut«, verfertigt.

molden-schart, Mulden-bruchstück, -scherbe?

molden-vat, Gefäss in Form einer Mulde.

molder, Malter.

molder-sak, Sack, der einen Malter fasst?

mole, m. Benennung eines gewissen Masses.

mole, molle, f. Mühle.

molen-bedde, Mühlenbett, gezimmertes Flussbett.

molen-dôk, grobe Leinewand? (zu Säcken, Beuteln?) oder gewalktes Tuch?

molen-helpere, der in der Mühle hilft, Mühlknappe.

molen-hêre, Ratsherr, der die Aufsicht über die Mühlen hat.

molen-hunt, molossus.

molen-isern, molutrum (molacrum), Mühleisen: Mühlsteinbicke? = molenrine? molenspille?

molen-knecht, Mühlknappe, Müllergesell.

molen-kolk, der tiefe (trichterförmige) Grund des Mühlenteiches.

molen-mêre, Mühlen-märe, Gerede in den Mühlen.

molen-page, Mühlenpferd; Esel?

molen-penninge, Mahllohn.

mol(en)-rine, f. das vierarmige Eisen im oberen Mühlsteine.

molen-ruchtich, was in den Mühlen erzählt wird, allgemein bekannt, notorisch.

molen-rump, Mühltrichter.

molen-sak, Mühlsack.

molen-schot, Mühlenwehr.

molen-slete, Mühlen-Abnutzung.

molen-spille, Mühlenspindel, ein Eisen, welches den oberen Mühlstein in Drehung setzt.

molen-stên, Mühlstein.

mol(en)-touwe, Mühlengerätschaft.

molen-vlocken, Haare, die sich beim Walken ablösen.

molen-vore, Fuhre nach der Mühle.

mol(en)-werk, Müllerei, Mühlenwesen.

molie (molge, mulge), Brotsuppe, eingeweichtes Brot, zusammengerührte Speisen.

molken, n. Milch und das aus Milch bereitete.

molken-dach, der Tag, an welchem (in den Hospitälern) Milchspeise gegeben wurde.

molken-spise, Milchspeise, lacticinium.

molken-tover, Milchzauberer, -behexer; (gew. f. -toversche). Auch heisst so: die haarigte braune Raupe, Bärenraupe und der Nachtschmetterling.

molne, s. mole, Mühle.

molner, molre, moller, Müller; bei Bäckern der Geselle, der das Mahlen und Aussieben des Mehls zu besorgen hat.

molt (malt), n. ein Kornmass; gew. 1 m. = 12 Scheffel; doch auch = 6½ Sch. und 4 Sch.

molt, malt, n. Malz zum Bierbrauen.

molten, sw. v. malzen.

molt-water, Malzwasser.

mol(t)-worm, Maulwurf.

momber, s. muntbor.

mome u. mone (moine, mune), f. Muhme, Mutter- oder Vatersschwester; Mutter (bes. in kosender Sprache); jedes weibliche Wesen (bes. Anverwandte).

mome, mone, Name eines Fisches, mullus.

momen-kint, Muttersöhnchen, Zärtling.

monde-werk = mandewerk, eine gemeinschaftliche Arbeit.

mone, s. mome.

monigen, sw. v. die Communion, das h. Abendmahl geben oder geniessen.

monkech, mönchisch; klösterlich.

monn(e)ke (Pl.), moenken (Pl.), monneke-stucke, eine Münze im Werte von 8 Schilling lübisch, seit 1528 von 6 Sch.

mon(ne)ken, sw. v. mönchen, zum Mönch machen.

mon(n)ik, mon(n)ek, monk, monnink, Mönch.

mon(n)ikerie, monkerie, das Mönchsein.

monnik-suster, Nonne?

môr = moder.

môr, m. und n. Moor, Sumpf.

moras, Morast; adj. morastich.

môr-bere, Maulbeere; môrberen-, môr-bôm, Maulbeerbaum.

mor-brôt, (mürbes Brod), e. Art Kuchen.

mordât (= mord-dât), Mord.

mordechlik, mörderisch.

morden, sw. v. morden; auch: schlachten.

mordenêre und morder, Mörder; fem. mordersche, morderinne.

morderie, Mord.

morder(i)sch und morderlik, mörderisch.

morder-wîs, auf mörderische Weise.

mordinge, Mord.

mordowe, Art Pelzwerk (Marderfelle?)

mor(e), morwe, mürbe.

more, Möhre (Wurzel).

moren = murren, murmeln.

morêne, morêneken, Muräne, Lamprete.

morge-lank (-link, morgentlank), adv. am heutigen Morgen.

morgen, m. Morgen, die Frühzeit des Tages; (des) morgens, en morgen, morgens.

morgen, morgen; moren mor(g)en, morgen früh.

morgen, Ackermass (40 Ruten lang, 10 R. breit; doch auch anders gemessen).

morgen-brôt, Frühstück.

morgen-dach, der morgende Tag.

morgen-etent, n. Frühstück.

morgen-gave, Morgengabe (Gabe des Mannes an die Frau am Morgen nach der Hochzeit).

morgen-korn, Getreide-Abgabe (je nach Morgen Ackers berechnet?)

morgen-rôt, m. Morgenrot.

morgen-sprake, eine Besprechung, Zusammenkunft (urspr. des Morgens) der Innungen, im Beisein eines Ratmannes, morgensprakeshêre genannt; de m. hegen, holden; der daselbst gefasste Beschluss.

morgen-sterre, -stern(e), 1. Morgenstern. 2. Stück der Befestigung (nach der Ähnlichkeit mit dem Streitkolben »Morgenstern« benannt?)

moriân, Mohr (selten bloss môr).

morie und moringe, Moor, Torfland.

morinne, Mohrin.

morisch bant (lies bunt?), maurischer Bund, d. i. Turban.

moritur, ein Kleiderstoff.

morke, Morchel, boletus.

morken, sw. v. zerdrücken, quassare.

môrken, eine kleine (kölnische) Münze; môrkenswegge, Wecke vom Wert eines m.

môr-man, Mohr; fem. môr-mannesche und môr-wîf.

mormelîn, mormelen, von Marmor.

mormer-, marmel-, merbel-, mormeren-, mormelen-stên, Marmor.

morne (aus morgene), morgen, cras.

morsêl, n. Stück, Bissen, morsellum. Dim. morsêleken.

morselle, marcelle, Morselle, mlat. morsellus.

môr-spete, Stelle, wo man das Moor »spittet«, Torf gräbt.

mort, m., auch f. Mord, Ermordung; personificiert Tod (oder Teufel?).

mort-bernen (-barnen), unr. v. mordbrennen.

mort-berner (-barner), und -berne?, Mordbrenner.

mort-brant, Mordbrand, Brandstiftung aus mörderischer Absicht.

mort-dât, Mordthat.

mort-distel, Krausdistel, eryngium.

morte, die kleinste Art des grünen Schellfisches, norweg. mort.

morter, Mörtel.

mortêr, auch morter (mottêr? morten?), m. Mörser, 1. Gefäss zum Zerstossen. 2. Feuergeschütz, Wurfgeschütz.

mortêren? morteren? zerstossen, calculare.

mort-girich, mordlustig. Subst. mortgiricheit.

mort-hûs, Mörderhaus.

mort-kolve, Mordkeule.

mort-kule, Mördergrube; Raubnest.

mortlicheit, Mordlust.

mortlik, mörderisch, tötlich; adv. mortliken.

mort-quellinge, Tötung.

mort-slach, Mord, Totschlag.

mort-wapen, Mordwaffe.

morwe, s. more.

morwen, sw. v. mürbe machen.

mor-wortel, gelbe Wurzel, Möhre, morolla.

mos, n. Moos.

môs, n. Kohl, Gemüse; breiartige Speise; dat môs is vergoten, das Mus ist ausgegossen, die Sache ist zu Ende, die Mühe ist vergeblich.

môs-blat, Kohlblatt.

môs-, mûs-dêl, m. und f. Musteil, d. i. die zur Erbteilung kommende Hinterlassenschaft an Speise, deren Hälfte der Frau zufällt.

moseke, Waldmeister, herba matrisylvae.

moseken (Dim. zu môs), Brei; bes. Mehlbrei; Papp (für Kinder).

mosen, sw. v. Gemüse holen, bildl. raffen; refl. sik m., Mus werden.

moser, moyser, m. Mörser, = mortêr und morter.

moser-kule, moser-stemper, Mörserstössel.

mose-, môs-werk, Gemüse, sowol roh als zu Brei gekocht, pulmentum.

môs-hûs, Speisehaus, -saal, coenaculum.

môs-korf, Gemüsekorb.

mos-kule, hölzerner, runder Schlegel zum Dichten oder Kalfatern der Schiffe. Vgl. mus.

môs-schottel, Gemüseschüssel.

mosselken, feine, flockige Haare.

mossich, mussich, müssig; mit. Gen. frei, los von etwas. Ein seltenes, spätes, entlehntes Wort.

most, s. must.

mostart, mustert, Mostrich, Senf.

môt (moit, mout, mût), m. (selten f.) 1. das Denken, Sinnen. 2. Gemütszustand, Stimmung, Gesinnung (näher bezeichnet durch Adv. oder Adj.) ovel m., Widerwillen, Widerspruch; to mode werden, beabsichtigen; bi mode bliven, in guter Stimmung bleiben. 3. Zutrauen, Hoffnung; Entschlossenheit, kriegerischer Mut.

môt-bersten, heftig nach etwas verlangen; sich abmühen.

mote, mute, f. zufällige Begegnung; vorbedeutsamer Angang; absichtliche, entw. freundliche Zusammenkunft oder feindliches Zusammentreffen; die jährliche Versamlung der hansischen Vögte und der dänischen Beamten zu Falsterbo zur Beschwörung des Marktfriedens und der vom dänischen König für die schonische Fischerei gegebenen Verordnung (mote-, môt-bôk): de mote holden, sweren. – to mote, in oder an de m., entgegen.

mote, f. Musse, Frist, Verzug.

môt(e)-bôk, s. mote.

moten, sw. v. mit Dat. 1. zufällig begegnen. 2. entgegen gehen. 3. hemmend entgegentreten, abwehren.

moten, unr. v. 1. die Freiheit haben, dürfen (bes. in negativen Wendungen; in posit. Sätzen wird sehr häufig wol hinzugefügt). 2. müssen. 3. Umschreibung des Futurs.

môt-heit, Herzhaftigkeit.

motich, geneigt, willig.

môt-kore, freier Wille oder Entschluss.

môt-sone, Versöhnung, Vergleich aus freiem Willen.

môt-sonen, freiwillig sich vergleichen, aussöhnen.

mott(er)ling, Schwamm, boletus.

môt-wille, freier Wille, Belieben; mit m., freiwillig, aus eigenem Entschluss.

môt-willich, freiwillig; eigenwillig (Rücksicht nicht achtend).

môt-willinges, -willens, adv. mit freiem Willen, aus eignem Antriebe.

mouwe (mowe, mawe), f. Ermel, bes. der weite Ermel; up der mouwen klouwen, auf dem Ermel krauen = schmeicheln; up der m. binden, Lügen aufheften.

(mouwen?) mauwen, sw. v. miauen.

mouwen-slot, Ermelschloss, Armspange.

mouwen-span u. -spange, Ermelspange, Armband.

mouwen-vel, Pelzwerk zu Ermeln.

mucke (nur so im Plur.), Anfall von übler Laune, böse Grille, Heimtücke.

mucken, sw. v. muckisch sein, den Mund kaum aufthun und halblaut murren.

mucken, getrocknete (grössere) Rasen, Plaggen, zum Brennen.

mudde, f. Sau, Mutterschwein (= mutte).

mudde, n. Mutte, ein Frucht- und Salzmass (Scheffel).

mudde, dicker Schlamm (in Gräben).

mudder, Messer, mensurator.

mud(d)eren, sw. v. muddich werden.

muddich, schlammicht, trübe; schimmelicht.

mude, sw. f. (Münde) eine Art Wasserwerk, (Schiffs)schleuse; in Ortsnamen Mündung eines Flusses.

mudeke, Aufbewahrungsort für Obst, pomarium.

muden, sw. v. begehren, = moden.

mudich = modich; auch = mode, müde?

muffe, ein kleines Gebäck.

mugge, f. Mücke; nicht ene m. = gar nicht(s).

muite-maker, s. mutemaker.

muke, Halm; zum Loosziehen gebraucht, daher = Loos; de muken tên, die Halme ziehen, d. i. loosen.

muke, Mauke, Fusskrankheit der Pferde.

muken, die Mauke haben.

mul, n. Staub.

mul, mol, m. Maulwurf; Eidechse (Molch).

mûl, m., mule, sw. m. u. f. Maultier.

mûl, n., und mule, f. Maul.

mulen, maulen, zürnen.

mulen-stoter, 1. ein kirchliches Gerät: Reliquienkasten? 2. Landstreicher, der gegen religiöse Leistungen Almosen erbettelt? ndl. muilstoter.

mûl-holt, Maulholz, Bremse.

mulich, maulend, unzufrieden.

mulinne, Mauleselin.

mûl-pôk, Mauldolch, d. i. Lästerzunge.

mulster = munster, Muster; mulstern = munstern, mustern.

multede = meltede, ein Gebräude Getreides.

multen, sw. v. malzen.

multer, n. die Abgabe für das Mahlen des Getreides.

multere, Malzbereiter.

mult-worm, Maulwurf.

mûl-voder, Maulfutter, Fourage.

mumber, s. muntbor.

mumme, sw. f. Mumme, ein Braunschweiger Bier.

(mumme), Larve.

mummelen, sw. v. (leise die Lippen bewegen), in den Bart brummen, heimlich reden.

mummelken-wortel, radix nympheae albae et luteae.

mummen, ein Spiel: verlarven, vermummen?

mummen-kanze (-scanze), Maskerade.

mummer, vermummt, larvatus.

mum- (mim-)mink, Name eines Schwertes.

munde, Mündung eines Flusses, oft in Ortsnamen, = mude.

mundeke, -kîn, oscillum.

mundele, unter der munt eines andern stehend, Mündel.

mundelinge, Vormundschaft?

munde-lôs, ohne Schutz (munt).

munderk, Mündrich: (in Reval) Bootführer.

munde-selich, mundselig, d. h. Leckerhaftes geniessend?

mundes-man, Fürsprecher, Sachwalt.

mundich, 1. mündig; vernünftig, bei Verstand. 2. bevollmächtigt.

mundichlike (?), verständig.

munisse = moienisse, Mühe.

munkelen, sw. v. (urspr. dunkel, trübe sein), heimlich im Gange sein oder besprochen werden; trans. in Heimlichkeit thun oder sprechen.

munster, n. Münster.

munster, n. Muster; Schnitt und Farbe, der Kleidung; Zierrat (z. B. am Geschirr der Frachtpferde).

munsteren, sw. v. mustern, untersuchen (bes. geworbene Soldaten).

munster-hêre, der die Musterung abnimmt = oberster Führer.

munsteringe, Musterung.

munster-platz, Musterungs-, Werbeplatz.

munt, m. und f. 1. Mund; bi, mit munde, mündlich. 2. mundähnliche Öffnung.

munt, f. ein fünf Tonnen enthaltendes Mass für Kalk; auch ein Mass für Hopfen?

munt-ape, Maulaffe.

munt-bor, w. (Schutzbringer), Vormund, Vogt; später verändert in: mum-bar, -her, -bert, -bern, -mer, -merde, mommerde, mun-, member.

munt-bor- (mumber)schap, Vormundschaft.

munt- (mont-)dage, Mündigkeit.

munte, monte, f. 1. Münze, das Recht Münzen zu schlagen. 2. Ort, wo man Münzen schlägt, ausgibt oder wechselt. 3. Gepräge. 4. coll., gemünztes Geld; Kleingeld; das einzelne Münzstück.

munte-gank, Curs der Münze, Währung.

muntei = muntie. Verlesen?

munt(e)-mêster, Münzmeister, der vom Staate bestellte Münzpräger und Aufseher.

munten, sw. v. münzen.

munte-pennink, ausgemünzter Pfennig.

munter, Münzer, der das Recht hat zu münzen oder von der Obrigkeit dazu bestellt ist (Münzmeister); jeder Geldwechsler oder Geldhändler.

munterie, (Münzerei), Münzbezirk? Münzstätte?

munte-sate, Münzsatzung.

munte-stock, Münzstock.

munti(g)e, f. Münzgerechtigkeit; Münzstätte.

munt-isern, Münzeisen, Prägestempel.

munt-koste, Lebensunterhalt, Nahrung.

munt-ledder, Mundleder, d. i. Maulwerk.

muntlik, mündlich; adv. muntliken.

muntlik = mundich.

munt-mâl, n. Münzstempel.

munt-pennink, die Abgabe der »Mundleute«, die unter dem mundium eines anderen stehen, Schutzgeld.

munt-rôf, Mundraub, d. i. was man zum Essen anderen entwendet.

munt-schap, 1. Vormundschaft. 2. Mündigkeit.

munt-slach, Schlag auf oder an den Mund.

munt-smede, Münzschmiede.

munt-sone (?) = môtsone.

munt-sperringe, Mundaufsperren, Gestus der Verwunderung.

munt-vul, buccella.

munt-werken, das Mundwerk in Thätigkeit setzen, plappern.

mûr-ampt, Maurergewerk, Zunft der Maurer.

mûr-bere = môrbere.

mure, f. Mauer.

muren, mauern; bauen; jem. einmauern.

muren-breker, Mauerbrecher, eine Art Geschütz.

muren-torn, Mauerturm.

murer, Maurer.

mûr-hêre, Mauerherr, Baumeister (ein Ratsamt).

muringe = moringe, Moor.

mûr-kelle, trulla, Maurerkelle.

mûr-knecht, Maurergeselle.

mûr-latte, Latte, welche auf der Mauer und unter den Balkenköpfen liegt.

mûr-man, Maurer. Pl. mûrlude.

murmelmei, murlemei, m. Lerm, Aufruhr, Auflauf.

murmel, murmer, Gemurmel, Lerm, Aufruhr.

murmen, sw. v. murren.

mûr-mêster, Mauermeister.

murmuracie = murmuringe.

murmuren, murmeren, murmelen, sw. v. murren.

murmur-, murmeringe, murmelinge, Murren.

murraftich, mürrisch.

murren, sw. v. summen, brummen; murren.

mur(r)esch, mürrisch, murrend.

murringe, Gemurre.

mûr-stên, Ziegelstein; der Sing. auch collectiv.

mûr-stôl, Bretterkasten, in welchem der Maurer zur Arbeit hinaufgewunden wird, wo Gerüste nicht anwendbar sind.

mûr-vast, mauerfest; von Hausgeräten: festgemauert (weder lose, noch blos nagelfest).

mûr-water, Saft der Pflanze mûr, alsine, anagallis; oder = môrwater, Moorwasser?

mûr-werk, 1. Mauerwerk. 2. = mûrampt.

mus, musz; kommt neben Pech u. Teer in Ausgaben für Schiffe vor: = mos, Moos? Vgl. moskule.

mûs, f. 1. Maus. 2. auch museken, Daumballen.

musc(h)ate, Muscatnuss; m.n-blome, marcia (Macis); olij van m.n, Muscatnussöl.

musche, f. Sperling.

musche, s. mutze.

muschele, muskele, Muschel. (Redent. Spiel Z. 1875 lies musehol). – muschelkalk, s. musselkalk.

muse-biter, Mäusebeisser, d. i. die Katze; auch: m. vel mercatte (?), larus (sonst: muser).

mûs(e)-hol, n. Mauseloch.

muse-hor, n. Mäusedreck.

museke, millelotum.

museke, Musik; Plur. Noten.

museke(n), n. Mäuschen, der Fleischballen des Daumes.

museken-hêre = musemêster.

museken-ôr, Mäuschenohr, myosotis.

mus(e)-knipe, Mausefalle.

muse-kotel, Mäusedreck.

muse-mêster, Aufseher des Zeughauses.

musen, sw. v. mausen, auf die Mäusejagd ausgehen, catillare; fig. stehlen.

muser, Falke, der von Mäusefang lebt, murius, larus.

muserie, f. Zeughaus.

mûs-here, Verheerung durch Mäuse, Mäusefrass.

mûs-hunt, Katze; bes. der Kater?

mûs-iseren, eiserne Bekleidung der Armgelenke.

muskele, concha, testudo, musculus.

mussaline (zum Trinken)?

musse, s. mutze.

mussel, Muschel.

mussel-, muschel(en)-, mutzel-kalk, Muschelkalk.

must, most, Most; Obstwein.

musterdevilligesch, musterdefili(g)e, mustervilliges, ein blauer Kleiderstoff.

mustracht?

mut(e), f. das Mausern; die Häutung der Krebse.

mute, s. mote, Begegnung; Musse.

mute-, muite-, moi(e)te-maker, -meker, Unruhestifter, Aufrührer.

muten, sw. v. mausern, von Vögeln.

muten, sw. v. das Gesicht waschen.

muten = vorwandelen, mutare.

mutenêren, sw. v. meutern.

muter, eine (kleine) Münze.

muterie, moiterie, Meuterei, Aufruhr.

mutte, f. Sau.

mutte, f. Motte, tinea.

mutze, musse, musche, f. eig. almucium, die Chorkappe, -kapuze eines (Ordens-) Geistlichen; Kopfbedeckung; als Frauentracht: Haube.

mutzen, sw. v. putzen, zieren; herausstreichen. Spätes hd. Wort st. mutten, muten.

mutzen, sw. v. abschneiden, stutzen? (Ital. mozzare).

N

na (selten nage), adv., im Compar. und Superl. auch adj.; C. nager, nâ(e)r, nêger, neiger; S. nagest, nâ(e)st, nêgest, neigest, neist, nêst; (reg. d. Dat.) nahe. 1. räumlich; verstärkt vil, vul na; nabi, nahebei. 2. v. Verwandtschaft, Rang, Rechten; nêger sîn, das Vorzugsrecht haben, vgl. kôp; Sup. Nächste, Mitmensch. 3. vom Preise, m. Comp. u. Sup.: wolfeil. 4. na, bes. to na, zum Nachteil, schädlich, zuwider; (auch compar.) na gân, bekümmern; êneme na wesen, jem. belangen, ansprechen; it êneme so na bringen, leggen dat, jem. dazu drängen, nötigen dass. 5. zeitlich: nachher, später; hinfort; vore unde na, na alse voren; Sup. nächstfolgend oder nächstvorhergehend; nêgermâls, nêgest, das nächste oder d. vorige Mal. 6. beinahe, fast, ungefähr; auch d. Compar. in dieser Bedtg.; verstärkt vil, vul na.

na (seltener nâch), Präp. m. Dativ, nach. 1. räumlich: Richtung und Ziel bezeichnend. 2. von der Richtung der Sinne, des Willens u. Gemüts: stân, wesen na, trachten nach, ausgehen auf; horen na, hören auf. 3. von räumlicher Folge: hinter; na ên ander. 4. von zeitlicher Folge: nach. 5. modal (in späterer Zeit auch dem Casus nachgestellt): gemäss, zufolge; hinsichtlich; auf Grund, nach Massgabe von.

na-beden, nachbeten.

na-benômde, de, der unten genannte, unterzeichnete.

naber (verk. aus na-bûr), m. Nachbar; Fem., nabersche.

naberlik, nachbarlich, nachbar-freundlich.

naberschop, Nachbarschaft.

na-besitter, nachheriger Besitzer.

na-beslagen, geizig, habsüchtig, eigennützig.

na-bliven, 1. ausbleiben. 2. unterbleiben. 3. übrig bleiben.

na-boninge, s. Ndd. Jahrb. V, 116.

na-boren, 1. nahgeboren, verwandt. 2. nach-, später geboren.

na-bringen, erweisen, darthun.

na-bûr, na-buwer, Nachbar. nabûrschop, Nachbarschaft.

nach, s. noch.

nâch, auch nach? (auch in Zusammensetzungen), s. na.

nachgaef, eine geringere Sorte Hering.

nacht, f. und m. Nacht; vêrtein nacht, vierzehn Tage, bes. als Gerichtsfrist; nachtes, by nachtes, nachts; gude nacht! lebewol!

nacht-berner, der bei Nacht Brand stiftet.

nacht-bliven, übernachten.

nachte-gal, -gal(l)e, f. Nachtigal.

nachte(m)mal(e) = nadememale.

nachtes-gewîs, nächtlicherweise, zur Nachtzeit.

nacht-gammel herink, eine geringere Art Hering; dän. natgammel?

nacht-genger, 1. ein Verdächtiger, der sich nachts wobei betreffen lässt. 2. Nachtwächter.

nacht-hûs, -huseken, das Gehäuse, in dem der Compass steht.

nach-tît = nachttît.

nacht-lecht, Licht, das in der Nacht brennt.

nachtlik, nächtlich; adv. nachts.

nacht-loper, Nachtschwärmer.

nacht-mâr, der Alp, der des Nachts die Menschen reitet.

nacht-puchen, nächtlicher Weile plündern. Subst. nachtpucher.

nacht-rave(n), Nachtrabe.

nacht- (nach-, nas-)sank, Nachtgesang, nocticinium; die letzte kanonische Hore des Tages, sonst auch complête genannt. nachtsank-, nachtsangestît.

nachtschade(n), -schede(n), Nachtschatten.

nachtslapende: bi nachtslapender dêt (Volk), tît (Zeit), zur Nachtzeit.

nacht-stên, Nachtlampe.

nacht-stucke = nachtsank.

nacht-tît, Nachtzeit.

nacht-voderinge, Nachtfütterung.

nacht-vink (?), -vunkel, der (in der Nacht leuchtende) Johanniswurm.

nacht-wacht, Nachtwache, excubiae.

nacht-warde, m. Nachtwächter; f. Nachtwache.

nacht-werk, Nachtarbeit.

nacie, f. Nation; Corporation, bes. kaufmännische.

nackal? (ein halve last nackales).

nacke, sw. m. Nacken; Nackenfell.

nacken-stucke, Teil der bischöflichen Tracht? des Messgewandes?

na-dach, 1. der nächste, folgende Tag; des nadages, am f. T.; nadages, in nadagen, in späteren Zeiten. 2. = nalach.

na-dedinge = naklage.

na-dêl, Nachteil; nadêlich, nachteilig.

na-deme, n. dat, na-dem(e)-male, n. dat, nachdem, da, weil, in Anbetracht dass.

na-dens(t) = nades, später, nachher.

nader, f. Natter (gew. adder).

naderen, sik, sw. v. refl. sich nähern.

nader-wort, serpentina; dracontea colubrina.

na-des, hernach, später; n. dat, nachdem, da.

na-dôn, 1. nachthun, nachmachen. 2. nahdon vor schaden, vergüten, Ersatz leisten (l. nôchdôn?)

na-dragen, nachtragen; bildl. (widerfahrenes Unrecht, Beleidigung) im Gedächtnis behalten, um sich gelegentlich zu rächen.

na-draven, nachtraben, -reiten.

na-dreger, Nachträger d. i. Diener.

na-driven, nachtreiben, nachhelfen.

na-erve, Nacherbe, Erbeserbe.

na-gân, nachgehen, folgen; nachstellen; im gerichtl. Sinn: verfolgen; (einem Versprechen, Contracte) nachkommen; êner sêle êne reise nagân laten, für das Seelenheil eines Toten eine Pilgerfahrt veranstalten.

nage, s. na.

na-geboren, s. naboren.

na-gebûr = naber.

na-gedelink, naher Verwandter.

nagel, m., Pl. nagele, negele, Nagel; clavus und unguis.

nagelen, sw. v. nageln, clavare.

nagel-grûs, Grus von negelken (Gewürznelken).

nagel-isern, Nageleisen, Schmiedestock, pistillus.

nagel-lôs, nagellos. Ggs. nagelvast.

nagel-mâch (-mage), 1. Verwandter im siebenten (letzten) Grade. 2. Verwandter von der Mutterseite.

nagel-vast, nagelfest.

nagen, sik, sw. v. sich nähern.

nager, Comp. zu na, nahe; auch Pos.

na-gerad(e), nach der Reihe, nach einander, allmählich. Vgl. narade, overrat.

na-geven, vergeben, erlassen; (der Bitte) nachgeben, erlauben.

na-gift, f. 1. Nachgabe, nachgefügtes Geschenk. 2. Nachtisch.

na-gras, Gras, welches nach der Heuernte wächst.

na-halen, nachholen, nachträglich thun; den erlittenen Schaden sich ersetzen lassen, recuperare.

nahe und naheit, f. Nähe.

na-hen, nachher.

na-jacht, f. Verfolgung des Feindes, Verbrechers etc.

na-jagen, (ver)folgen.

na-jâr, Nachjahr, die zweite Hälfte des Jahres; das folgende Jahr, spec. das, in welchem nach dem Tode jemandes den Erben Pfründen, Gehalt etc. noch fortbezahlt wurden.

na-jeger, Verfolger.

na-jûchen, hinter jem. her jauchzen.

nakare, ein musikal. Instrument, tamburinähnliche Pauke der Türken.

nakebûr = nabûr, naber.

nakedicheit, Nacktheit.

nakedôm, m.? n.? Nacktheit.

naken, neken, sw. v. (mit und ohne sik), nahen, sich nähern.

naket, nakent, nakendich, nackt, ohne Kleidung; unbewaffnet; armselig; naket-schulderich, mit nackten Schultern.

na-klage, Nachklage, entgeg. der vorklage; eine nach abgemachter Sache angestellte neue Klage.

na-klaginge = naklage.

na-klap, Nachklapp, Schlag hinterher, consequentia sinistra; Nachschuss (an Geld).

na-klappen, nachklappen, hinterherfolgen; verleumden.

na-klapper, -kleffer, Nachkläffer, Verleumder.

na-komelink, m. Nachkomme; Rechts- oder Amtsnachfolger, successor.

na-komen, 1. nach-, hinterherkommen, nachfolgen. 2. m. Genet., in (nachweisbare) Erfahrung bringen; sines geldes, schaden n., vollen Ersatz finden, seinem Schaden nachkommen, recuperare.

na-komer, (Rechts-) Nachfolger, successor.

na-kôp, Näherkauf, jus retractus, der gegen Erstattung des Kaufgeldes geschehende Wiederkauf.

na-koste, f. Nachfeier der Hochzeit.

na-kumstich, nachkommend, später.

na-kundinge, Belehrung (durch Nachforschung).

na-lach, n. Nachgelage, Nachfeier.

na-lât, Nachlass, Hinterlassenschaft.

na-laten, 1. hinter-, zurücklassen. 2. unterlassen. 3. verzichten, aufgeben.

na-latich, nachlässig; Subst. nalaticheit.

na-latinge, Nachlass, reliquiae; Unterlassung; Erlassung.

nâlde (umges. für nadele), f. Nadel.

na-leckelse, n. was nachleckt, abträufelt; eine sehr geringe Sorte Bier.

naleken, sw. v. nahen.

nalen, Nelken, s. negelken.

nalen, nêlen, sw. v. intr. u. refl., m. Dat. oder Präpos., nahen, sich nähern, sich zuwenden, appropinquare; trans. in jurist. Sinne: etwas an einen bringen, ihm zuwenden, zu eigen machen, (im Testamente) vermachen; refl. m. Genet., Dat. oder Präpos., sich zu eigen machen, sich in den Besitz einer Sache setzen.

nalinge und nalende, (?) f. Annäherung.

nam-aftich, -achtich, benannt, Namen habend; n. maken, nennen; ausgezeichnet, oft als Titulatur; bestimt festgesetzt.

na-mageschop, nahe Verwandtschaft.

na-mâls, später, nachher.

na-manen, nachher Klage erheben.

na-maninge, Nachforderung, spätere Klage.

na-mât, n. der zweite Schnitt des Grases.

nam(e), sw. m., auch st. im Acc. name, naem, Name; Ansehen. Das W. dient häufig zur Umschreibung, »Person«, z. B. mannes-, wives-, vrouwesname; mit namen, mit Angabe des Namens; bi n., namentlich, besonders; (specialisierend) nemlich.

nâme, sw. u. seltener st. m. Raub, Beute, das was dem Feinde in der Fehde genommen wird, bes. Vieh.

nâme, st. u. sw. f. 1. Einnahme, Einkünfte; Wegnahme, Beraubung. 2. = nâme, m.

namelike(n) = nemeliken.

name-lôs, namenlos; de n. vinger = Goldfinger; de n. sondach d. i. Sontag Judica.

nâmen, sw. v. rauben, wegnehmen.

nâmer, m. der Beute macht, Plünderer.

namesnicke, namestenicke, st. m. Statthalter (a. d. Russ.).

na-middach, Nachmittag; namiddages, am Nachmittag.

na-middernacht, die Nachtzeit nach Mitternacht.

nâminge, das Beutemachen.

nam-kundich, berühmt, namhaft; n. maken, nennen.

na-neve, naher Verwandter; fem., na-nichte.

nanne, m. f. denselben Namen führend, aequivocus, -a; Schmeichelwort für Vater oder Mutter; grote n., Grossvater.

nap, m., pl. neppe, Napf, Schüssel, Becher.

nap-stên, leuchtender Stein, an einem Napfe befestigt.

na-proven, nachprüfen; ersehen.

nâr, 1. Compar. zu na. 2. Posit. = na, nahe, mit Comp. naerre, nairre, nârre, Sup. narest, nârst; 3. = na, nach.

na-rade, successive. Vgl. nagerade, overrat.

na-radich, schlau, entschlossen, subtilis, pervicax.

nar-aftich, narbicht, fleckig, stigmaticus.

na-ramen, mutmassen.

na-rât, Rat nach der That.

nardes, Narde, nardus.

nare, selten narwe, sw. m. (selten f.) das nachgebliebene sichtbare Zeichen einer Verletzung, einer Wunde, eines Schlages, überh. Fleck, stigma.

nare, narn? Schwertangel? vgl. arn.

nare = nâr.

na-rede, Nachrede, spätere Rede; Epilog; böser Leumund.

na-reden, ausplaudern; verleumden.

na-reder, Verleumder.

nargen = nergen.

nar-haftich, närrisch.

na-richtinge, Bekundung; Kunde, Nachricht.

narlik, nahrhaft, nährend.

nâr-na, nachher, später.

narre, sw. m. Narr. fem. narrinne.

narren, sw. v. närrisch sein, Narrenteidinge treiben.

narren, sw. v. = gnarren, knurren (vom Hunde).

narren-de(ge)dinge, Narrenteiding, nugae.

narren-kappe, Narrenkappe.

narren-werk, Narrenpossen.

narrie, Narrheit.

narrisch, närrisch.

na-ruchte, n. Nachrede, böses Gerücht.

na-ruwe, f. Nachreue.

narwe, s. nare.

na-sage, f. Nachrede, (böser) Leumund.

nasch, n. Behältnis, Schachtel, Dose, bes. um Briefe, Kleinodien etc. hineinzulegen.

naschen, sw. v. naschen, ligurire; schmarotzen, betteln, mendicare.

nascher, Näscher; Schmarotzer, Bettler.

na-schuldigen, spätere Klage erheben.

nase = nese.

na-seggen, melden.

na-segger, Bote, der berichtet.

nasel-wort, Nieswurz.

na-sên, nachschauen.

naser, neser, eser, Behältnis, Schachtel für die Speise, escarius; überh. Tasche.

na-settunge, Nachachtung, Folge.

na-slotel, Nachschlüssel.

na-spôl, (Nach)spülicht? Spülwasser?

na-sporen, nachspüren.

na-sporinge, Nachspürung; Beglaubigung.

na-spreken, melden, erzählen.

nast, Darre.

nâst (nêgest, nêst), Superl. zu nâ; als Präpos. nächst, in unmittelbarer Nähe bei.

na-stallich und -stellich, rückständig.

na-stânde, rückständig.

na-standich, -stendich, rückständig; adv. späterhin.

na-stant, m. Rückstand.

na-stap(p)en, hinterhergehen.

na-stigen, steigend folgen.

na-striden, nachschreiten, folgen.

na-swemmen, schwimmend folgen.

nât, f. Naht, sutura; das Nähen.

nat, flect. nates, nattes. Subst. ntr. nass.

nât(e)le, f. Nadel; Obelisk.

nateler, nêteler, Nadelmacher.

nateln-stift, Stachel der Geissel.

natel-oge, Nadelauge oder -öhr.

nate-lôn, Nähelohn.

natel-rême, Riemen mit Schnalle, Hosenriemen, liga.

natel-voder, Nadelfutteral.

na-tît, spätere Zeit; natides, in oder to natiden, später.

na-toch-vrunde, die nachziehenden Gefolgsfreunde.

na-toge, Nachzug, Nachforderung.

na-toger, s. Ndd. Jahrb. 5, 141.

na-treck, nachziehendes Gefolge.

na-trecken, nachlaufen, folgen.

na-treden, nachtreten, verfolgen.

na-trumpen, nachtrumpfen.

natticheit, Nässe.

natûr(e), sw. und st. f. Art, angeborne Beschaffenheit; die sinnlich wahrnehmbare Schöpfung.

natûrlik, natürlich; naturlike wise mans oder meisters, alle, welche (im Ggs. zu den Theologen) sich mit der Erkenntnis der Natur beschäftigen, bes. Physiker, Ärzte, Philosophen etc.; v. Kindern, leiblich (nicht adoptiert); n. leven, dôt (Ggs. geistlich, ewig).

naugank = vlôtrenne. Aus in ouwe gank?

nau, naw, s. nouwe.

nauke, adv. beinahe?

naulix d. i. nouwelikes, mit genauer Not, kaum.

nave, f. (u. m.?) Nabe am Wagenrade.

navel (naffel), m. Nabel; navel-worm, Wurm, der in dem (kranken) Nabel sitzen soll?

navel-holt = nave.

na-vindinge, Untersuchung.

na-volge, f. Nachfolge, Verfolgung.

na-volgen, nachfolgen.

na-volger, Nachfolger, Jünger.

na-volginge, Nachfolge; n. Christi.

na-vrunt, naher Freund, Verwandter.

na-waken, m. Dat. wachend warten auf.

na-weide, Nachweide.

na-wendich, nahe verwandt.

na-winter, Nachwinter.

na-wîs, m.? n.? na-wisinge, f. Nachweis.

na-wisen, Auskunft geben.

na-wite, späterer Vorwurf.

na-wort, Nachwort, das Reden nach einem andern.

na-wrake, Nachrache, spätere Bestrafung.

ne, Negations-Affix, z. B. sone = so en, und selbständige Negation vor consonantisch anlautenden Verben; in Conditionalsätzen mit Conjunctiv, z. B. it ne si, es sei denn.

nê, nie.

nebbe, nibbe, f. Schnabel.

nêber = naber.

necessarium, n. Abtritt.

nechên, kein.

nechten, adv. in vergangener Nacht, gestern Abend.

nechtigen, sw. v. Nachtherberge geben.

necke, sw. m. = nacke.

necker, Wasser-Elf, Nix, neptunius.

neddeken, wiehern.

ned(d)en, präp. m. Dat., unterhalb.

nedden(e), adv. unten, niederwärts.

nedden-holt, Unterholz.

ned(d)er, adv. nieder, unten, niederwärts. Comp. nedderere, Sup. nedderst.

nedder-breken, nieder-, abbrechen.

nedder-dalen, niedersteigen; untergehn (von der Sonne).

nedder-dôn, niedrig machen, erniedrigen.

ned(d)ere, adj. niedrig, unter; niedrig v. Stande; de n. hêre, Unterlehnsherr; dat n., nedderste gerichte. Gericht erster Instanz.

ned(d)eren (neddergen), sw. v. erniedrigen, schwächen; im Range herabsetzen; refl. niedriger werden.

nedder-erve, Descendent.

nedder-gân, untergehen (v. d. Sonne).

nedder-heldich, abschüssig, proclivis. Subst. nedderheldicheit.

nedder-hemde, Unterhemd? Schurz?

nedder-hol, n. = achterhol.

nedderich, niedrig.

nedderinge, Erniedrigung.

nedder-klemmen, niedersteigen.

nedder-komen, hinunter gelangen; landen.

nedder-klêt, Bekleidung der unteren Leibesteile, Hose.

nedder-lage, f. 1. Niederlassung, Wohnsitz, Aufenthalt. 2. Warenniederlage, Stapel; Geld für die Erlaubnis zu einer n. 3. Niederlage im Kampfe.

nedder-lant, Nieder-, Norddeutschland. Adj. nedderlandesch.

nedder-leger = nedderlage 1.

nedder-leggen, niederlegen; Kaufleute etc. mit ihren Waren von Pferd und Wagen heruntersteigen lassen, um sie zu berauben; eine Niederlage bereiten, besiegen; zu Ende bringen; êne ansprake, ên recht n., eine Forderung, ein Recht verhindern, unwirksam machen; ablegen, unterlassen (eine Untugend).

nedder-liggen, unterliegen, eine Niederlage erleiden.

nedder-lôp, Abfluss, Lauf eines Flusses.

nedder-nemen, abbrechen, abtragen.

nedder-nigen, sik, sich vorüberbeugen.

nedder-schepen, von der hohen See landwärts schiffen, einsegeln.

nedder-schêten, niederfallen, -stürzen.

nedder-setten, niedersetzen.

nedder-sigen, st. v. und nedder-sinken, st. v. nieder, zu Boden sinken.

nedder-sitten, st. v. sich niedersetzen.

nedder-slach, das Niederschlagen, zu Boden werfen; Erschlagung; Bussgeld dafür.

nedder-slân, trans. niederschlagen, töten; ein Mandat etc. ausser Kraft setzen, widerrufen; intrans. zusammen-, umfallen; refl. sich niederlassen.

nedder-stigen, herniedersteigen; im Kurse fallen (vom Gelde).

nedder-strecken, zu Boden strecken.

nedder-strump, (Fuss-, Bein-) Strumpf.

nedder-tên, nieder-, herunterziehen, spec. vom Pferde; besiegen.

nedder-toch, das Niederziehen, Besiegung, Unterwerfung.

nedder-trecken, niederziehen.

nedder-val, Niederfall, was herunterfällt; Niederfall, Sturz zu Boden; Verfall, Rückgang; Erschlagung, Mord? Todesfall?

nedder-vallen, niederfallen, -stürzen; niederknien.

nedder-vellen, zu Boden schlagen.

nedder-vellich, 1. niederfällig, zu Boden sinkend, niederliegend. 2. heruntergehend, sinkend im Preise; heruntergekommen im Wohlstande; n. werden, einen Beweis nicht erbringen können, beim Schelten eines Urteils unterliegen; der sake, des rechtes n. w., sachfällig werden, in einer Rechtssache unterliegen; n. dêlen, jem. mit einer Klage abweisen, verurteilen; den eingegangenen Verpflichtungen nicht nachkommend, treulos.

nedder-wart, nieder-, abwärts.

nedder-werpen, st. v. niederwerfen; in den Grund schiessen.

nêde-isern, Werkzeug zum Nieten.

nêden, sw. v. nieten.

nêden, m. Gen. wagen, sich erkühnen, sich unterziehen, audere; unpers. m. Acc. der Pers. u. Gen. der Sache, verdriessen. (mhd. nieten).

neden, neder, s. nedden, nedder.

nede-yunge? (zum Meisterstück eines Messerschmieds gehörig). Lies nêde-tange, Nietkloben, engl. riveting tongs?

neffel, s. nevel; neffen, s. neven; nefnink, s. nevenink.

nege? ein Mass für Holz (eine nege holtes)?

nêge, f. das Neigen, Bücken des Hauptes (= nêginge); die Neige, der Rest.

nêgede (nêchte, nêgete), f. Nähe.

negel = nagel, unguis.

negelen, sw. v. nageln, conclavare.

negelen = negelken.

negelken, Gewürznägelein.

negên, pron. kein.

nêgen, sik, sich nahen.

nêgen, neigen, sw. v. neigen.

nêgen = neien.

negen(e), neun; negende, negede, der neunte; negenich, novenus, nonus; negenteine, neunzehn; negentich, neunzig; negentigeste, neunzigste.

negenich, s. negene.

negênich = negên.

negen-kraft, -kracht, (Neunkraft), eine Pflanze, bardana minor; herba petasitidis; conyza pulicaria; centimorbida.

negen-menneken, kleine Münze, sextans, duo chalci.

negen-oge, Neunauge, nonoculus, murenula.

nêger, s. na.

negger = neveger, Bohrer.

nêginge, das Neigen, Bücken.

nehên, kein.

nei, nie.

neiber = naber; neiberlik = naberlik.

neie dialektisch = nie, neu.

neien (neigen, nêgen, neggen), sw. v. nähen.

neiersche, Näherin.

neigen = nihen, nigen, wiehern, hinnire.

neigen = nêgen; = neien.

neiken = nêken.

nei-knecht, Nähklotz, Nähpluck?

nei-man(t), nei-me(n)t, niemand.

nein, adv. nein; pron. kein.

neinesch (?), kein.

nêinge, Wiehern.

neisen, s. nêsen; neist, s. na.

neisterinne, neistersche, Näherin.

neit, nicht(s).

nêken, neiken, sich nähern; auch refl. Im jurist. Sinne sik n. m. Gen.: etwas in Anspruch nehmen, ein Näherrecht geltend machen.

nêkinge, Näherung, Nähe.

nêleke(s), neulich.

nêlen, s. nalen.

nêlken, nêlkest, s. nîlkest.

nelle, Kebsweib, pellex.

nê-man, -men, -mant, -me(n)t, -mende, niemand.

nê-mandes, -mens, der Gen. v. nêman als Nomin. u. Accus. verwandt, wie nichtes, wes.

nême = annême, angenehm, lieb.

nemede (nemende, nēmpte,) n. ein Eidgericht von zwölf Männern, von dem Kirchspiel, der Bauerschaft, dem Geschlechte, der Kluft etc. (in Ditmarschen) ernannt, zur Eideshülfe und zum Urteil über vorgelegte Beweismittel. Vgl. nempt.

nemelik, namentlich benannt, bestimmt; namhaft, bedeutend.

nem(e)lik(en) (nemelink), adv. namentlich benannt, mit genauer Angabe; besonders, vor allen; nemlich, bei Erklärungen, Aufzählungen etc.

nemen, st. v. 1. nehmen, ergreifen, wählen; nautisch = prisen. 2. wegnehmen, holen, rauben; abs. plündern (n. up ênen). 3. nehmen, bekommen, empfangen, vromen, schaden n.; doden n., (im Kampfe) Tote verlieren. 4. verstehen. – de vlucht n., rât n. (sich beraten; sich entschliessen) u. andere Obj. – abs. zur Ehe nehmen. – nemen bi sinem êde, eidlich versichern; to gude n., es gut aufnehmen, to sik n., 1. wahrnehmen; sich merken; 2. Schuld oder Verpflichtung auf sich nehmen, up sik n., im rechtl. Sinne: belastet werden, einer That oder Schuld verdächtig werden, vor sik n., über-, unternehmen.

nemene (l. nemerne?), rapidus.

nemer-geselle, Räuber, Pirat.

neminge, das Nehmen, Wahl.

nemnen, nemmen, sw. v. nennen.

nempt, f. (anord. nefnd, f.) ein Harden- (Kreis-) Gericht im Schleswigschen, aus 8, 6 oder 12 neveningen oder nömeden (anord. nefndir, nominati) bestehend. Vgl. nemede, nevenink, nevent.

nên, nein, adv. der Verneinung, nein; Subst. ntr.

nên, nein, nîn, kein.

nêne-broder, Neinsager.

nêner-, neiner-, nêrrelei(e), keinerlei; n-wîs = nênewîs.

nêne-wîs, auf keine Weise, durchaus nicht.

nênich, kein.

nennen, sw. v. nennen (selten, fast nur im Prtcp. genant üblich).

nên-seggent, n. Ableugnung.

nên-werle = nuwerle, niemals.

neppelik (zu nip), adv. genau.

nêr(e) = nênere, keiner.

nêre, sw. f. Niere.

neren, sw. v. 1. vom Verderben befreien, retten; nähren, alere. 2. refl. (mit Gen.) seinen Lebensunterhalt gewinnen.

nêren = nêrgene.

(nêrgene?), nergen(e) (nargene, nergens, -gent, -gende), nirgends, an keiner Stelle; nirgendhin; (verstärkte Verneinung) durchaus nicht (nichts), gar nicht (nichts); ner(gen)nein, durchaus keiner. – Vielfach mit nachgestellter Präposition: n. an, n. af, n. to, u. umme u. a.

nergenlich, nergennich, nach keiner Seite hin.

nerich, auf seine Nahrung bedacht.

neringe, nerige, naringe, Nahrung; Ernährung; Verdienst, Erwerb.

nering-lôs, nahrungs-, erwerblos.

nêr-na = nârna?

nêrne, nerne = nergene.

nērnst, nērst, m.; nerenste, f. Ernst, Eifer, Fleiss.

nērnstich, -lik, nērstich, -lik, ernstlich, eifrig, fleissig.

nērnsticheit, nērsticheit, Eifer, Fleiss, Sorgfalt.

nêrre = nênere, keiner.

nes, Gen. nesses, m. (auch n.? ags. näs, m.; anord. nes, n.) Landzunge, Vorgebirge. Nur noch in Ortsnamen, gewöhnlich im Dativ nesse, der dann auch wol als Nomin. gefasst und als Feminin gebraucht wird.

nesch = esch, Feld.

nescher, Näscher; Schmarotzer.

nese (nase, nose), st. u. sw. f. Nase; Vorgebirge (in Ortsnamen).

nese-blôdsel, Nasenbluten.

nese-dôk, Nasen-, Schnupftuch.

nese-drop, m. u. -dropel, m. Nasentropfen.

nese-gat, Nasenloch.

nese-hol, Nasenloch.

nese-kuken, polipus.

nesen, st. v. loskommen von etwas, befreit werden (mit Gen.), von Frauen: niederkommen mit; genesen, gerettet werden.

nêsen (neisen), st. v. niesen.

nesen-krosel, Nasenknorpel.

neser = naser.

neser-werk, gearbeitete neser.

nese-water, Nasenwasser, Spottname für junge Leute.

nese-wîs, naseweis.

nêse-wort, Nieswurz.

neskart, ein Geschmeide (= eschare?)

nessiens? Joh. Veghe 211, 25.

nēst (geschr. neest), nest, n. Nest der Vögel, Lager wilder und zahmer Quadrupeden u. s. w.; Haus, Heimat; Zusammengebundenes, in einander Geschachteltes? (von Fässern, Kisten etc.; im lat. colligatio.)

nêst, s. na.

neste-kuken, das Junge, das im Neste bleibt.

nestel, f. Schnur, schmales Band, oder Riemen, um etwas fest zu binden.

nestelen, sw. v. nisten; sich wo festsetzen.

nesten, sw. v. ein Nest machen; sich wo niederlassen.

net, adv. genau, völlig, gänzlich, bei Angabe von Geldsummen.

nêt, m. Geniess, Vorteil, Nutzen.

nete, nit, Nisse, Lausei, lens.

netel, stössig, vom Vieh.

netele = nettele.

nêtelêre, Nadelmacher.

nêten, st. v. m. Gen., selten m. Acc., geniessen; Genuss, Vorteil von etwas haben, sich bedienen.

nêten, sw. v. bedrängen, schädigen, verderben, mhd. neiƷen.

nêten Redent. Spiel 1508: falsch übers. aus mhd. niessen = niesen, ndd. nêsen?

nete-schiter, Pferde-, Hundsfliege, cinifex.

nêt-hamer, Niethammer.

nêtinge, Genuss.

nêt-iseren, Werkzeug zum Nieten, connectilium; als Meisterstück der Gürtler?

nette, f. Nässe, das Nasse; Urin.

nette, st. n. Netz.

nette-bove, Netzbube, Lotterbube, Landstreicher, Hanswurst, histrio.

nette-knecht, Knecht für die Jagdnetze.

nettele, f. Nessel, nettel-busch; nettelen-krût.

nettelen-blat, Nesselblatt (das holst. Wappen).

nettelen-kamen, Nesselkamm, der reife Fruchtstand? Nettekamm, Ackerspergel, spergula arvensis?

nettel(en)-konink, Zaunkönig, petriscus, regulus.

nettelen-krans, Nesselkranz.

nettelen-sât, ardroma; adiantus.

nettel-kragen, grosser Kragen von Nesseltuch (feiner Leinewand).

netten, sw. v. nässen, nass machen; n., den tûn n., Euphem. für: harnen.

netse (fries.), weibliche Kopfbedeckung, Haube.

neuwer, d. i. newer, weder.

neve, m. 1. Neffe, Bruders- od. Schwestersohn. 2. Enkel, Kindeskind. 3. Verwandter überh., in der Höflichkeitsanrede als Schmeichelwort.

neve, f. = nichte, Nichte.

neveger (eveger, never), m. der grosse Bohrer.

nevel, neffel, m. Nebel; feine Brodart (Waffeln, Oblaten etc.).

nevelen, sw. v. nebeln.

nevelich, nebelig.

neven = meven, aber, indes.

neven, nevens(t) (neffen), adv. u. präp. mit Dat., neben, nebst.

nevener = neveger.

never (?) = ever, flaches Fahrzeug.

never = neveger.

nevenink, neveng (schlesw.), Gerichtsgeschworner.

nevent, n. das Gericht der neveninge. Vgl. nempt.

neviger = neveger.

nê-wan, nie irgend einmal, niemals.

ne-ware, nur (ist eig. nicht mnd., sondern mnld.).

ne-wed(d)er, 1. pron. keiner von beiden. 2. adv. weder.

newedder, ein Kleiderstoff.

ne-werlde (-werlt, -werle, -warlde), adv. niemals.

ne wult, du, du willst nicht, Brnsw. Chron. 2, 517, 15.

ni, verkürzt aus nicht.

nî, nie.

nibbe = nebbe, Schnabel.

nichein, kein.

nicht, subst. ntr., nichts, nicht irgend etwas (daher mit Gen.); mit nichte, m. alle nicht, durchaus nicht, umme n., 1. vergeblich. 2. umsonst (vom Preise). 3. aus keiner andern Ursache. – to nichte geven, vernichten; to nichte werden, komen, vergehen, umkommen. – Aus dem Subst. ist das Adv. nicht entstanden, mit en oder ne, später auch ohne diese; verst. nichtnicht.

nichte, nichteke, gew. nichtele, f. 1. Bruders-, Schwestertochter. 2. Enkelin. 3. Base. 4. überh. weibl. Anverwandte.

nichtes (Gen. von nicht), adv. 1. in keiner Weise; bes. gern nichtes nicht, durchaus nicht(s). 2. dient als Nom. u. Accus. für das allmählich veraltende nicht. nichtesnichtes = nichtesnicht.

nichtes-, nich(t)-to-min, adv. nichts desto weniger.

nichtheit, f. u. nicht-wesen, Nichtsein.

nicht-wille, sw. m. das Nichtwollen.

nicke, sw. f.? das Nicken, Blinzeln der Augen (als Krankheit).

nicken, sw. v. niederbewegen; bes. von den Augen, blinzeln, winken, connivere.

nide-, nîtliken, adv. (voll Hass) grimmig, heftig, sehr.

niden, invidere, neiden; hassen.

niden, nider, s. nedden, nedder.

nidesch u. nidich, voll Hass und Neid, grimmig, heftig; nidige lêve, Eifersucht; nidich spil, s. Nîthart.

nidicheit, Neid und Hass.

nie, nie.

nie (nige, nigge), neu; up dat, ein nie, uppe nie, iterum, aufs neue; van ni(g)es, von neuem.

niecheit, nieheit, Neuheit, neue, unerhörte Sache; Neuerung.

nie-, ni-jâr, Neujahr; nijârsdach; dat nijâr backen, eine Familienfestlichkeit zu Neujahr.

nie-lant, Neuland; als bestimtes Mass.

niel(i)k, adj. neuerungssüchtig; neulich; adv. nielik, nielike(n), vor kurzem; Superl. nielikest.

nie-, nigelinges, neulich, jüngst.

nie-mân, Neumond.

nie-munstersch, nach neuem Muster, neumodisch.

nien (nigen), sw. v. erneuern.

nieren, lüstern, gierig.

nierenheit, Lüsternheit, Neugier.

niergen = nergene.

nieringe, Neuerung; Lüsternheit.

nies, niges, adv. jüngst, neulich.

niet, nichts; nicht.

nifte = nichte.

nige, neu; von n. abgeleitete oder damit zusammengesetzte Wörter s. auch unter nie-.

nigel = nule.

nigen, st. u. sw. v., absol. oder m. Dat., sich neigen; sich verneigen, grüssen.

nigen = nihen, wiehern.

nigens, adv. so eben, neulich, jüngst.

nigicheit = niecheit.

niginge (?), adv. neulich, jüngst.

niheit = niecheit.

nihen, nihahen, nihagen, sw. v. wiehern.

ni-jâr, s. niejâr.

nilicheit, Lüsternheit, Begier.

nilik, s. nielik u. nîlk.

nilinge (-ges, -gest), neulings, vor kurzem.

nîlk, adj. (= ni-lik), neulich, jüngst, vor kurzem vergangen oder nächst kommend.

nîlken, nîlkes(t), nillikes(t), adv. (= niliken), neulich, vor kurzem vergangen oder auch nächstkommend.

ni-man, -mant, -ment, niemand.

nimêr, nimmer (nimber), nimmer, niemals; nimmermê(r).

nîn u. ninech, ninich, kein.

nine = nicht ne, nicht.

ninges, ningest, ningens?) = nies.

nip, genau, scharf, acute (bes. vom Gesicht und Gehör).

nipen, kneifen? (lidere, i. e. frangere; vellicare).

niper, ein Handwerker? (welcher?)

nip-herink, Strömling?

ni-plichtich, neugierig.

ni-plichticheit (ni-plicheit), Neugierde, curiositas.

nippe, adv. patenter, evidenter.

nippen, connivere, conquiniscere, oculare.

nîr, contrah. aus ninere, keiner; nîr-hande, -leie, -wegene.

(nîrgen?) nirgen = nergene.

nit = nete.

nît, nit, nicht.

nît, m. Hass, Feindseligkeit; sunder nît, ohne Widerwillen, gern; feindselige That; Neid.

nît-danke, Eifersucht, zelotypia.

nît-denkerne, zur Eifersucht geneigt.

nitel, stössig (bes. mit dem Horne), petulcus.

niten, st. v. stossen.

niten = nêten, mhd. neiƷen? verlesen st. niden?

Nîthart, Nitert, Personification des Neidischen, Übelwollenden, Feindseligen; den Nîthart, her Niterdes spil spelen, nidich spil hebben mit, arg umgehen mit, einem übel mitspielen; Niterdes dans, ein unzüchtiger Tanz?

nîtliken = nideliken.

nîtschen (= nidischen), adv. gehässig.

niwerl(d)e, adv. niemals.

nobele (nabele), sw. m. eine (urspr. engl.) Goldmünze.

nobis-krôch, Krug, Wirtshaus des Teufels; Hölle.

nocel, s. nôtsel.

noch (nocht), adv. 1. (der Zeit), jetzt, noch; wente noch, adhuc. 2. dennoch, trotzdem. 3. ferner (Hinzufügung bez.). 4. vor dem Comparativ zur Verstärkung.

noch (nochen), negat. Conj. neque. 1. bloss im folgenden Gliede eines verneinten Satzes. 2. im ersten Gliede: (ne-)weder. 3. im ersten und folgenden Gliede noch. 4. im ersten Gliede noch, im folgenden efte.

nôch (nûch), adv. genug; nôch dôn, genugthun.

noch dat – nicht, obwol – nicht.

nôch- (noge-, nûg-)haftich, -aftich, -achtich, 1. genügend, im Stande, hinlänglich. 2. pass. befriedigt. 3. genügsam.

nôch(h)afticheit, Genüge.

nôch(h)aftigen, adv. genügend, hinlänglich.

nôchlik = genôchlik, Genüge (genôchte), d. i. Lust bereitend, angenehm.

nôchliken, adv. genügend, hinreichend.

nôch- (nuge-)sam, hinreichend; aushelfend.

nochtan (-ten, -tans, -tens, -tant, -tent), d. i. noch dan, noch denne, 1. Zeitadv. damals noch, zu der Zeit noch. 2. advers. adv. dennoch, gleichwol, trotzdem. 3. ausserdem noch, dazu noch.

nochterne, s. nuchterne.

node, adv. (m. Comparation) mit Zwang, wider Willen, ungern, invitus; es geht nach und nach über in die Bedeutung von: kaum, schwerlich und bezeichnet eine gemilderte Verneinung.

node? nôt? adj. knapp, was ungern und mit Mühe geschieht.

noden, sw. v. 1. nötigen, zwingen. 2. (dringend) einladen, invitare. 3. intr. nötig sein.

noder, Notzüchtiger.

nodich, nötig.

nodigen, sw. v. 1. nötigen, zwingen; notzüchtigen. 2. einladen.

noding, m. = oding.

noge, st. f. Genüge, Befriedigung; to der n., genügend, befriedigend; noge maken, eine Schuld bezahlen.

nogede (nugede), f. = noge.

nogen, sw. v. 1. intr. genügen. 2. trans. befriedigen, Genüge leisten, satisfacere.

noginge, Genüge, hinreichende Kraft oder Menge.

noie, aus node erweicht (in Schriften mit niederl. Färbung).

nok = nuck.

nole, feines Gebäck, Waffel, nebula.

nomachtich (?), namhaft, berühmt.

nome (?) = name, Wegnahme, Beute, Raub.

nomelik, adj.; n. name, verstärk. Ausdruck f. name, Name.

nomel(i)ken, nomet-, nômptlik, adv. mit Namen; nemlich.

nomen (?), st. v. = nemen.

nomen (numen), sw. v. nennen, benennen; bezeichnen; bestimmen; anrufen, bekennen (Gott).

none, f. (die neunte Stunde des Tages) Mittags- (Nachmittags)zeit, bi nôn(e)tît dages; auch eine Versamlung um diese Zeit; gulden none, Himmelfahrtstag (auch nôndach).

nope, f. Anstoss, punctus; nope geven, Stoss, Antrieb geben; Anstoss geben, anfechten.

nopen (napen), sw. v. berühren, antasten; anstossen, anreizen, stimulare, pungere.

nop-iseren, das eiserne Werkzeug zum noppen.

noppe, f. Tuchflocke, Zotte, Wollknötchen am Zeug.

noppen, sw. v. die noppen entfernen; überh. Unreinlichkeit entfernen, gäten.

noppen-pôl, Pfühl, mit Noppen gestopft.

noppen-sack, Flockensack; eine mit noppen gestopfte Bettdecke.

nopper, der die Noppen entfernt, attaminator; fem. noppersche.

noppich, voll Knötchen, zottig, villosus.

nopse = nupse.

norden, nōrden, n. Norden; bi n., auf der Nordseite; nordenwint, Nordwind.

norden, adv. nach Norden; nördlich.

norder, adj. nördlich.

norder-side, Nordseite.

norder-vlus (lies blûs?), Nordlicht.

norde-wert, -wart, nordwärts.

Nore(s)-, Nor(s)-, Nôrt-sunt, m. der Oeresund von Helsingör bis Falsterbo.

nore-var(e), st. m. Kaufmann oder Schiffer, dessen Ziel der Noresunt ist.

Nor-man, Nordländer, bes. Norweger.

nornen, sw. v. antreiben, ermahnen?

norrensch, norrisch, nordisch, norwegisch.

nort, nōrt, n. Norden. nortôst(en), nortwest(en); nortnortôst(en), nortnortwest(en); nortôst(en)nord(en) oder nortôst ton (ten, tegen) norden, nortwest(en)nord(en) oder nortwest ton norden; nortôstenôsten oder nortôst ton ôsten; nortwestenwesten oder nortwest ton westen.

nort-ende, das nördliche Ende, d. n. Teil.

nort-hûk, eine nördlich gelegene Landspitze.

Nort-Juten, die Jüten; Jütland.

nort-lant, ein nördlich gelegenes Land.

nort-leidink, nördlicher Passatwind.

nort-man, eine Pflanze? n. is romaninus (= ros marinus?)

nort-ôster, adj. nordöstlich.

nort-ôsteren, sw. v. sich nach Nordosten wenden; nortôstering, Richtung nach Nordosten.

nort-suden, adv. nach entgegengesetzten Richtungen: n. gân, auf verbotenen Wegen wandeln, ausschweifen?

nort-wert, -wart, -wort = nordewert.

nort-wester, adj. nordwestlich.

norvar(e), st. m. = Norwegenesvare, Bergenvare.

nôs, Bund, Bündel?

noseken, n. Lichtschnuppen, mixus.

nosen, sw. v. hindern, schaden.

nôssel = nôtsel.

nost(e), Viehtränke, Wassertrog.

noster, nosteren, nostrik = nuster.

not (note), f. Nuss; nicht eine n. = gar nichts; note tappen, etwas unnützes thun, das Verlangte nicht erhalten; Teil der Armbrust; Becher in Nuss- (oder Ei-)form.

nôt, f. (selten m.), 1. Not, Bedrängnis; Zwang; Mühe, Anstrengung; Bedürfnis; van node, v. noden(e), von nöten, notwendigerweise; n. hebben (mit Gen.) etwas nötig haben, bedürfen; n. sîn, nötig sein. 2. Gewaltthat (spec. Notzucht); zur Abwehr verübt: Notwehr. – Im rechtl. Sinne ist nôt auch 1. üble, nachteilige Folge, Strafe. 2. Hindernis des Erscheinens vor Gericht. – Vgl. nut u. nût.

nôt, st. m. Genosse.

notaries, Notar.

nôt-bende, gewaltsame Fesselung.

nôt-borge = schadeborge, (sub)praes.

nôt-bow, -buw, notwendiger Bau (zur Erhaltung des baulichen Zustandes).

nôt-bowich, was notwendig gebaut werden muss.

nôt-brukinge, Notgebrauch.

nôt-dach, ein wegen dringender Not anberaumter Gerichtstag; = nôtrecht.

nôt-dink = nôtrecht.

nôt-drengen, sw. v. zwingen, mit Gewalt nötigen.

nôt-droft, -drocht = nôttroft.

nôt-droftich, -druftich, -drustich = nôt-troftich.

note, sw. m. Genosse, bes. Standesgenosse.

not(e)-bôm, Nussbaum; not(e)-holt, Nussholz.

notele, nottele (aus lat. notula), f. Aufzeichnung, Urkunde.

not(e)-melk (Nussmilch), amidum.

noten, sw. v. sik n. m. Dat. oder to, jemandes Genosse werden; sich zugesellen.

nôt-geberen (?), nötig.

nôt-gedrank, Zwang.

nôthaftich, -heftich, der Not, dem (rechtl.) Bedürfnisse entsprechend (dem Sinne nach = nôchhaftich).

nôt-helper, -hulper, der in der Not aushilft, bes. von Heiligen gebraucht; ein Arbeiter, den der Meister tagweise zur Aushülfe mietet; fem. nôt-helpersche.

nôt-hêre, patronus?

nôt-hunger, zwingender Hunger.

nôtinne, (Standes)genossin.

nôt-knecht, jem., dessen Hülfe man nur in der Not braucht.

nôt-kor(e), erzwungene Wahl, Zwangswahl.

nôtlik, 1. nötig, notwendig. 2. lästig, drückend. 3. nothaftich, nôchaftich. adv. nôtliken.

nôtlik, scherzhaft, lustig, sonderbar, jocosus, mirabilis.

nôt-lofte, erzwungenes Gelübde.

nôt-lôs, keine Not leidend, d. h. von Gerichtswegen ohne Anfechtung bleibend, sine impetitione seu lite.

nôt-losene, f. Lösung aus der Not, d. h. Gefangenschaft (durch Lösegeld).

nôt-munde (-mût), Notzucht, violatio feminae.

nôt-munden, sw. v. notzüchtigen.

nôt-munder, Notzüchtiger.

nôt-numft, gewaltsamer Raub, bes. Frauenraub und Notzucht.

nôt-numftige klage, Notzuchtsklage.

nôtorft, nôtorst = nôttroft.

nôt-recht, -(ge)richte, ein ausserordentliches Gericht, Criminalgericht, Blutgericht.

nôtroft, nôtraft = nôttroft.

nôtrust (aus nôt-drust), Gewaltsamkeit.

nôt-sake, Notsache, Notfall, Notwendigkeit, unvermeidliche Sache; dage der nôtsaken, Zeiten der Not.

nôt-sakelik, notwendig.

nôtsamicheit, Notwendigkeit, Nötigung.

nôtschap, Genossenschaft.

nôt-schillink, Gerichtsbusse, welche der Vogt auflegte?

(nôtsel), nocel, Nössel.

nôtsel-krôs (-krûs), Masskrug, ein Nössel fassend.

nôt-slange, eine Art langer Kanonen.

nôtstal, m. 1. ein enges (einengendes) Gebäude oder Gestell: vom Galgen, bes. aber von dem Stalle, in welchem die Schmiede die Pferde beschlagen, angarium. 2. Wurfgeschoss, catapulta.

nôt-stallen, sw. v. einengen, zwängen.

nôt-stên, Merk- oder Grenzstein.

nôt-ster, -sterne, Stern, der Not verkündigt, d. i. Komet.

nôt-strate = nôtwech.

nôt-têken, n. Notzeichen; es ward aufgezogen, wenn ein Mord etc. begangen war.

nôt-toch, Notzucht.

nôt-togen, sw. v. mit Gewalt zwingen; notzüchtigen.

nôt-toger, Notzüchter.

nôt-toginge, Notzüchtigung.

nôt-troft (nôtorft, nôtrocht), f. 1. Notdurft, was man notwendig braucht (Lebensunterhalt) oder thun muss. 2. Not. – Als adj. bedürftig, in Not.

nôt-troftich, -torftich, 1. nötig, notwendig; triftig, genügend. 2. bedürftig, benötigt.

nôt-trofticheit, Bedürfnis.

nôt-troftliken (-troftichliken), adv. notwendiger Weise.

nôt-vrost, harter Frost.

nôt-vrunt, Verwandter von Gesetzes wegen, Blutsverwandter.

nôt-vûr, Notfeuer, durch starke Friction zweier trockenen Holzarten zum abergläubischen Gebrauch, bes. am Johannistag entzündet.

nôt-wech, Notweg (bes. für Leichen).

nôt-were und -weringe, notwendige Verteidigung.

nôt-werf, notwendiges Geschäft.

nôt-weringe, adv. in (gerechter) Notwehr.

nôt-wiven, sw. v. einem Weibe Gewalt anthun.

nouwe (nau), 1. enge, schmal. 2. genau, knapp, geringe. 3. karg, sparsam. 4. genau, fein, subtil, schlau. 5. genau, vertraut. Als Adv. ausserdem u. meist in d. Bedtg.: mit genauer Not, kaum. Dar is mi n. umme, mir liegt daran, kommt darauf an; it was n. dat, es fehlte nicht viel dass.

nouwelik, beengend, bedrängend; adv. nouwelik(en), mit Mühe, kaum.

nouwen, sw. v. beengen, (be)drängen. nötigen.

nouwes, adv. kaum.

nouwicheit, Bedrängung.

nu (nw), 1. adv. jetzt; nu – nu, bald – bald; alse nu unde nu, augenblicklich; de nu, de dar nu, wer, welcher; nu hen, wolan. 2. conj. der Zeit und des Grundes: nun, nachdem, da.

nu (nw), n. Nu, Augenblick.

nû, nu, nue, nuy, adv. nie.

nuchtern(e), nochtern(e), nüchtern; was am frühen Morgen genossen wird, ên nuchtern drunk, der erste Trunk nach der Speise; was am Morgen geschieht; mässig.

nuchternicheit, Nüchternheit; Mässigkeit.

nuck, m.; nucke, f. plötzlicher Stoss, Anfall, böse Laune, Tücke, versteckte Bosheit.

nucken, sw. v. seine Unzufriedenheit äussern durch Kopfschütteln, Murmeln; n. up, aufmucken gegen.

nudich unde nodich = to nuden unde to noden; s. nût.

nugel = nule.

nugen (lies bugen? nigen?), beugen.

nule, adv. vorwärts über, proclivis, pronus.

nulens? = nule? Kantzow 132.

nuliken = niliken, neulich.

nûl-wîs = nule.

numant, -ment = nummant; numer = nummer.

nu-mêr(e), nunmehr, hinfort.

nummant, -ment, niemand.

nummer (number, num-mert, -mers, seltener nimmer), adv. niemals; oft nur verstärkte Negation; n-mêr(e), n-vort, nimmermehr.

nummerliken, niemals.

nummer-misse, to n. = ad graecas kalendas.

nunne, Nonne.

nunneken-fort, eine Art leichtes Gebäck von feinem Weizenteig.

nunnen-krût, eine Pflanze, fumiterra.

nunnen-stoter, obscöne Schelte.

nupse (nopse), nupsen-rotschēr, der isländische grüne Schellfisch; der davon bereitete Stockfisch. Auch adj. 1 tunne nopsches rotscheres.

nûr (ungebr., ein einziges Mal gefunden in e. Quedlinb. Urk. v. 1484), nur.

nuͤrich, gierig, heisshungerig.

nurren, sw. v. knurren.

nuster, nusteren, nusterik (nusterken?), Nasenloch, Nüster.

nut = not, Nuss.

nut, f. (auch m.?) Nutzung, Nutzen, Genuss, Vorteil; van nut edder van nôt, wegen des Nutzens oder aus Not; to nut unde to nôt, to allen nutten unde noden, zur Nutzung und zum Schutz; to nut unde vromen; mit nut unde nête (Nutzniessung); mit allen nutten (Erträgen).

nût, m. Lust, Annehmlichkeit, Genuss, Vorteil; dor n. of dor nôt, van nude edder van nôt, freiwillig oder gezwungen; nudes unde nodes, to nuden unde to noden, im Glück und in der Not, in Freud und Leid; to allen noden unde nuden, zu jedem Gebrauch und Behuf; ähnl. to nut unde to nude.

nutbar(ic)heit, Nutzen, Nutzung.

nutbarlik, adv. zum Nutzen.

nut-brukinge, Nutzung.

nut-haftich, nützlich.

nutheit, Nutzen.

nut-holt, Nutzholz.

nutlik, nützlich; n. sîn, nützen. Adv. nutliken.

nûtlik, angenehm, zart von Geschmack (spise).

nûtliken, adv. in angenehmer, befriedigender Weise, zu Dank.

nutsam, nützlich, nutzbringend.

nutsamicheit, Nutzen, Nutzung.

nutschap, Nutzen.

nutte, f. Nutzen; to nutte; n. unde nôt sîn.

nutte, nützlich; brauchbar, tüchtig.

nut(te)liken, adv. zu Nutz.

nutten, sw. v. 1. geniessen, essen oder trinken. 2. gebrauchen, benutzen.

nutticheit, Nutzen, Nutzung; Ertrag.

nuttigen, sw. v. geniessen.

nuwe, neu; van nuwes, von neuem.

nuwel(i)ken, neulich.

nuwerlde (-werle, -werde, -warlde, -warle, -warde), adv. nie in der Welt, niemals.

nuwet, nichts, nicht.

nuwicheit, 1. Neuheit, ungewohnte Sache. 2. als Übersetzung des lat. novale (Brache).

O

o, interj., bes. vor anderen Ausrufen u. in der Anrede; auch im Ausrufe angehängt, z. B. heil-o!

ô, oͤ, ø, f. Insel, bes. eine kleinere.

obelie, obelei (aus mlat. oblagia), Ehrengeschenk (in Naturalgegenständen).

oblate, Oblate, Hostie.

obligacie, sw. f. Schuldschein.

occasunen, sw. v. hulpereden gegen jem. vorbringen. Vgl. ockesune.

och, interj. des Schmerzes u. der freudigen Erwartung.

ôch, f. = ô, Insel.

ôch-appel, s. oge-appel.

och-dink, l. ech[t]dink.

ôch-lit, s. ogenlit.

ôch-sêk, augenkrank.

ôch-sûn und ôch-sunelik, augensichtlich, -scheinlich, -fällig.

ochte = ofte, s. of.

ochtum(e), ocht(e)me, ocktmunt, der kleine Viehzehnte, der von jungen Haustieren gegeben wird; noch verschieden von dem Schmalzehnten; selten von andern Zehnten.

(ochten-), uchten-pennink, das Geld, das statt der in natura zu liefernden decima minuta gezahlt wird.

ochtmunt, m. = ochtume.

ockers, adv. nur, bloss (ein einzelnes Wort hervorhebend).

ockesune (aus lat. occasio), gelegentliche Ausflucht, Vorwand = hulperede.

odder, oder.

ode (mehr mnld.), adv. gemächlich, leichtlich, gern.

odeele, f. (?) Teilung eines Erbgutes.

oder, oder.

ode-ver, -vare = adebâr, Storch.

odink, odinge? eine Art des Zehnten, Kanon oder agrarischer Grundzins? Vgl. nodink.

odrotich? verdrüssig. Lies or-drotich?

of = af, ab, von.

of (oft, ofte, ochte, af, afte, ef, efte, ifte), 1. conj. wenn, sofern, falls; in indir. Frage: ob; als ob. 2. adv. oder; of – of, sive – sive.

ôf, m.? = ove, f.

ôf(f)enen, ôf(f)eninge = ôfnen, ôfninge.

offer, n. Opfer, Messopfer; die einer Kirche oder (an bestimten Festtagen, für Spendung der Sacramente etc.) den Geistlichen zu leistende Gabe in Geld oder Naturalien.

offer-block, Kasten zur Aufnahme des Opfergeldes für die Kirche.

offer-dach, der gesetzlich bestimte Tag, an welchem dem Priester offer zu entrichten sind.

offeren, opfern, als offer darbringen; den Geistlichen die Gebühren zahlen; sine sêle Gode o., sterben.

offerêren, opfern; darbieten.

offer-gelt, Opfergeld der Geistlichen; Geschenk an Kinder und Gesinde zu kirchlichen Festzeiten; überh. Geschenk, Trinkgeld.

offerhande (lat. offerenda), f. = offer; überh. Geschenk, Gabe.

offeringe, Opferung an Geistliche.

offer-man, s. opperman.

offer-misse, Messe. Ggs. ist sêlemisse und andrerseits misse, d. Abendmalsfeier der Protestanten.

offer-pennink = offergelt.

offer-sank, Gesang bei der Messe, offertorium.

offerschop = offeringe.

officiâl, st. m. Vertreter eines Prälaten im geistlichen Gericht; Gerichts- u. Amtsverwalter einer weltlichen Obrigkeit.

officiante, sw. m. Priester, der Messen liest, bes. der, welcher für die einzelne Messe Bezahlung erhält, sacerdos mercenarius.

ôfliken, adv. üppig, as. [vo]flîk, cultus.

ôfnen, üben, betreiben, exercere; pflegen, verehren, colere.

ôfninge, f. Übung, Thätigkeit, bes. gottesdienstliche.

ōft = ovet.

oft, ofte, conj. = of.

ofte (often?), m. = ochtume.

ô-gank = agank, Wassergang, Rinne.

oge, sw. n. Auge; under ogen, entgegen, ins Gesicht; in de ogen seggen, ins Gesicht sagen; upt oge drucken, täuschen, anführen; das Auge auf dem Würfel; das Nadelöhr, das Loch in Hämmern, Bicken u. s. w. für den Stiel; das runde Loch, in welches der Schneider die Tuchstücke wirft, die s. g. Hölle.

oge = ô, Insel.

og(e)-appel, Augapfel.

oge-brân = ogenbrân.

ogelen, sw. v. äugeln, schmeicheln.

ogelêre, Äugler, Augendiener, Schmeichler, adulator.

ogelie und ogelinge, Äugelei, Augendienerei, Heuchelei.

ogelik, vor Augen kommend, sichtbar.

ogelink, Name eines weissen Apfels.

ogen (aus fries. aga = êgen), anom. v. von Rechtswegen besitzen, beanspruchen dürfen; m. to u. Infin.: haben zu, müssen.

ogen (ougen), sw. v. 1. vor Augen bringen, zeigen; sik o., sich zeigen, sich offenbaren. 2. sehen, schauen. 3. intr. in die Erscheinung treten, sich offenbaren, sich »ereignen«.

ogen-arste, Augenarzt.

ogen-blick, Blick der Augen; Moment.

ogen-blinken, blinzeln mit den Augen.

ogen-boter (fem. -botersche), Augenarzt.

ogen-brân (-brane, brâm), Augenbraue.

ogen-breude (fries.), das Augenzucken (Folge einer Verletzung).

ogen-dêner, Augendiener.

ogen-kolk, -kollek, eine Augenkrankheit, subocular.

ogen-, ôch-lit, -let, Augendeckel, palpebra.

ogen-krose? Lüneb. Zunft-Rollen S. 139. = ogenwerk?

ogen-lukinge, Augenschliessung; o. dôn = durch die Finger sehen.

ogen-overlit = oberes ogenlit.

ogen-rink, Augenlid oder beide Lider zus.

ogen-schalk, Augendiener, Heuchler.

ogen-schîn, m. Augenschein, Anblick; augenscheinlicher Beweis; adj. augenscheinlich, offenbar.

ogen-, ôch-sêk, augenkrank.

ogen-sêr, Augenkrankheit.

ogen-sipen, triefäugen, lippire.

ogen-slach, Aufschlag der Augen, Augenblick.

ogen-steke, krankhaftes Stechen in den Augen, subocular.

ogen-sucht, Augenkrankheit.

ogen-sûn, ogen-sûnlik = ôchsûn.

ogen-trôst, ein Kraut: eufrasia.

ogen-vlêt, Triefäugigkeit.

ogen-wank, Augenwink, -blick.

ogen-weide, Anblick.

ogen-werk, Haken und Augen (Ösen).

oge-sûn = ôchsûn.

oget, mit einem Auge (Öse) versehen.

ogge (westf.) = owe, ouwe, Mutterschaf.

ohe-lant efte waterlant, dasjenige Land eines neu eingedeichten Landstriches, welches zu Sielen und Wasserlösungen verwendet wird?

ohem (selten) = ôm.

ô-herde, Unterhirte, Hirtenjunge, Handbube.

ô-hof, Schafhof.

ôk, adv. 1. auch, gleichfalls, ferner. 2. in Concessivsätzen, we he ôk si, wer er auch sei, al .. ôk, obgleich. 3. in Disjunctivsätzen: andererseits aber, doch; were ôk, wäre aber (andererseits der Fall, dass etc.).

okelik, was sich vermehren lässt, vermehrbar.

okel-name, Zuname, Beiname, Spitzname.

okel-pennink, denarii augmentabiles (Ggs. slavicales), vier auf einen Schilling.

oke, sw. m. Vermehrung; (Vermögens)zuwachs.

oken und okenen, sw. v. mehren, vergrössern, z. B. dat rike; dat gesichte, die Sehkraft stärken; ênen pot, êne lampe, nachfüllen; sunde up sunde, häufen; êne vicarie, mit Geld verbessern; jem. zu höherer Würde erheben; (zu hoch?) taxieren; intr. u. refl. sich mehren, wachsen, zunehmen.

oker, Oker.

okere, Mehrer, auctor; o. des rikes, augustus.

okich = okelik.

okinge, Vermehrung, Wachsthum.

ôknisse, Vermehrung.

ô-, [vo]-, Ø-lant, ollant (?), Insel.

olde, f. Alter.

oldelinge(s) = oldinges.

olde-moder = oldermoder.

olde-moie, Grosstante.

olden (alden), sw. v. 1. intr. altern, senescere. 2. trans. zu Alter bringen.

oldendes, oldens = oldinges.

olde-ôm, Grossonkel.

older (alder), m. und n. Alter; van oldere, von altersher.

olderaftich, Alter habend, ältlich.

olderdôm, m. und n. Alter.

olderen, Pl. die Eltern.

olderink (= olderlink), senior, Vorsteher.

olderlinges = oldinges.

older-lôs, verwaist.

olderman, (Plur. -menne u. -lude), Ältermann, Vorsteher einer Corporation, vor allem des Kaufmanns, der Kirchen und geistlichen Brüderschaften.

older-moder, Grossmutter.

older-vader, Grossvater.

oldes = oldinges.

olde-vader = oldervader.

oldinges, vor alters, ehemals; vor o. = o.; van o., v. oldingen, von altersher.

olen = olien.

olie, oley, oli, o(l)lige, olge, m. Öl.

olie-bank, garus, Oelpresse?

olie-, öli-berch, mons oliveti.

olie-bere edder olive, Olive.

olie-berme = oliedrôs.

olie-boden, f. Ölkufe; St. Johannes in der olieboden d. i. der 6. Mai.

olie-bôm, Ölbaum.

olie-brôt, Ölkuchen.

olie-drôs, Ölhefen, amurca.

olie-lampe, Oellampe.

olie-maker, oleator, olifex.

olien, oligen, olgen, sw. v. mit Öl salben, ölen; v. d. letzten Ölung.

olie-pipe, f. Ölpipe, Ölfass.

olie-plante, Oelbaum.

olie-sleger, Ölschläger, olearius.

olie-stampe, sw. f. Ölstampfe.

olie-stamper, Ölstampfer.

(olie-), oel-stoke, Ölkrug?

olie-varwe, Ölfarbe.

olie-vat, Ölfass.

olie-vornis, Oelfirniss.

olie-walt, Hain von Ölbäumen.

olie-wringe, Ölpresse.

olifant = olvant.

olinge, olginge, olininge, Ölung; sacrament der h. o.

olinges? = oldinges.

olm, Salamander.

olmich, vermürbt, verrottet, vom Holz.

olpendêr, Redent. Spiel 1737; lies elpendêr? = olvant?

olsenich, baldemonia; herba thuris.

olt, ōlt (alt), alt; hergebracht; dat olde, die alte Gewohnheit; Comp. older, alder, elder; de olderen, die Eltern; de olde, Läufer im Schach; de olden, de oldesten, Ältermänner, Vorsteher, Vorsitzende.

olt-bêr, Altbier.

olt-beropen, von altersher berühmt.

olt-boter, -buter, Altflicker (Schuster, Schneider, Pelzer).

olter, n. = altâr, Altar; olter-klêdinge; o.-laken, pastorium, antependium; o.-licht; o.-vôt, Untersatz des Altars; o.-wiginge.

olt-geselle, Vorsteher einer Handwerksgesellen-Brüderschaft.

oltheit, Alter.

olt-hêre, Altherr, Patriarch.

olt-kerkisch, der alten Kirche anhängend.

olt-kodder, Altflicker (Schneider).

olt-lepper, Altflicker (Schuster).

olt-make-ni(g)e, Altflicker.

olt-maker, Altflicker (Schneider).

olt-man, Greis.

olt-sate, -sete, sw. m., u. olt-seten, adj., von altersher eingesessen, alt ansässig; alt, maior natu.

olt-schroder, Flickschneider. oltschrodert (l. -ent? -ernt?), n. das Flickschneidern.

olt-sproken, ein o. wort, ein von altersher gesprochenes Wort, Sprichwort.

olt-suster, ältere Nonne, die bei Beratungen des Convents mitstimmen durfte.

olt-vader, Patriarch, Kirchenvater; älterer Mönch (mit Vorrechten).

olt-var, alt.

olt-vlicker, Altflicker (Schuster).

olt-vrouwe, matrona; Oberhofmeisterin an einem fürstl. Hofe; = oltsuster.

olvant (-vent, -vat, -vet, oli-, olevant), m. Kameel.

(ol-), ul-worm, Regenwurm.

ôm, m. 1. Oheim, Mutterbruder. 2. Schwestersohn. 3. Ehrenbenennung älterer Personen.

omeke, Nichte, Schwestertochter.

omelie, sw. f. Homilie, Predigt.

omnis, omnes: hêr o., das gemeine Volk, Janhagel.

on-, s. un-.

oninge = voroninge (vroninge), Beschlagnahme.

ont-, s. ent-.

op, s. up.

opekeliken (?), opelken, adv. offenbar, öffentlich.

open, öffnen; s. openen.

open (apen), offen; open stân, (von e. Kriege) währen, im Gange sein; opene dage, Tage, an denen Gerichtsverhandlungen vollzogen werden können; open brêf, Urkunde, Mandat, Verschreibung, Contract, Schuldbrief.

open, küssen.

openbar(e), offenbar, sichtlich, bekannt; öffentlich, publicus; o. scrivere, tabellio, notarius publicus; ein o. instrument, notarielle Acte. Adv. openbare.

openbaren, sw. v. 1. offen machen. 2. offenbaren, kund thun. – Intr. und refl. sich offenbaren.

openbaringe, Offenbarung.

openbarliken, adv. öffentlich.

openbarnisse, evidentia.

openen, open, sw. v. öffnen; eröffnen, mitteilen; in jurist. Sinne: die Beschlagnahme aufheben; sake ofte klage o., eine Klage eröffnen, anhängig machen.

openinge, das Öffnen.

opentlik = openbare. Ein spätes Wort.

öpken, n. Kuss.

opper; opperen; opper-gelt = offer; offeren; offergelt.

opperen = uppen.

opper-lant, s. upperlant.

opper-man, offer-man, Messner, der beim Messopfer behülfliche Diener, Kirchendiener, Küster, aedituus.

opper-scholer, Schüler eines oppermannes.

opperschop = offerschop.

ôr, s. ore.

or-bar, -bor, -ber, n. f. das Grundstück, das eine Rente hervorbringt und die Rente, der Ertrag selbst; Nutzen, Profit, Vorteil.

or-baren, sw. v. Ertrag, Nutzen von etwas ziehen.

or-barheit, Nutzen, Vorteil.

or-barlicheit, Nutzen.

or-bar-, or-berlik, Nutzen bringend, vorteilhaft.

ôr-blase, meringa; vgl. orevel.

or-bodich, erbötig, gehorsam; orbodicheit, Erbötigkeit, Gehorsam.

orde (orden), sw. m. Ordnung, Reihenfolge; Gesetz, Regel; Vereinigung von Leuten, die nach einer bestimten Regel leben; Lebensweise; Plur. die (geistlichen) Weihen.

orde: eghene orden hebben, Lüb. UB. 3, 576. L. orde (s. ort)? od. = anord. oddi, dän. odde?

or-dêl, n., selten f. Urteil; Gericht; Godes o., dat jungeste o.

or-dêlen, sw. v. urteilen; verurteilen, richten.

ordelicheit, Ordnung.

ordelik, ordnungsmässig, gehörig; adv. ordeliken.

or-dêlinge, Urteil, Entscheidung? oder ordelinge = ordeninge, Anordnung, Befehl?

ordêl-pant, n. Geld, welches bei Scheltung eines Urteils der Appellierende dem Gerichte sofort erlegen musste.

ordêls-man, Urteils- oder Rechtfinder.

ordêls-wise, adv. ein Rechtsfall komt o. an eine höhere Instanz, wenn gegen ein bereits gefälltes Urteil einer niedern Instanz appelliert wird.

orden, Dem. ordeken, Art Geschmeide.

orden, o. unde scroden, im Münzwesen: justieren? (= ordenen? von ort?).

ordenen, orden, sw. v. ordnen, anordnen; geordent sîn, Stellung, Rang im Leben haben; in einen geistl. Orden aufnehmen: ein geordent mensche.

ordeninge, Ordnung; Anordnung, Einrichtung.

ordens-broder, Ordensbruder.

ordens-hêre, Ordensritter.

ordêren, sw. v. ordnen.

.. ordich, winkelig, eckig, acialis; recht-ordich, vêr-ordich u. a.

ordinancie, f. Ordnung, Regel; Anordnung, Einrichtung; Verordnung, Erlass.

ordi-, ordenêren, sw. v. anordnen; einsetzen, ordinieren, v. Kaiser, Priester etc.

ordi-, ordenêringe, Ordnung; Stellung, Wesen; Anordnung, Vorschrift; Einsetzung, Ordinierung.

ordinge, Ordnung, Art.

or-drotich, s. odrotich.

ore, sw. n. 1. Ohr. 2. = folg. Wort, (nnd. dat oor).

ore, st. n. Öhr, ohrartige Handhabe an Gefässen, Glocken etc., ansa. (nnd. dat öer).

ore, Lachsforelle? (aus d. Skandin.).

ore, eine kleine skandinav. Münze.

oren-dreck, Ohrenschmalz, austeria.

oren-dreger, der von einem Ohr zum andern trägt, Verleumder.

oren-klower, Ohrenklauer, Schmeichler.

ore(n)-runer, Ohrenbläser, Verleumder.

ore-vel, Trommelfell im Ohr, meringa.

organ, orgen, n. Orgel; gerne im Plur.

orgel, n. Orgel; gerne im Plur.; daraus das Fem. orgele.

orgelen, sw. v. auf der Orgel spielen.

orgeliste (organ-, orgeniste), Orgelspieler.

orgel-mêster, Orgelbauer.

orgel-treder, Bälgentreter.

orgel-werk, organa.

orgenâl = uriginâl.

or-gevêde = orveide.

or-gicht (Urgicht), Aussage, Bekenntnis.

ôr-golt, goldenes Ohrgeschmeide.

oringe? arrha.

ôr-knarbel, Ohrknorpel.

or-kunde, n. u. f. 1. Urkunde, d. i. die Aussage, das Zeugnis »eines Urkunden«, Beweis; o. m. Gen., nach Zeugnis von; levende o., lebende Zeugen (Ggs. liggende); an der o., beweislich, in Wahrheit. 2. Zeugnisgebühr; Recognitionsgebühr.

or-kunden, beurkunden; bekunden, bezeugen.

or-kundichlik, urkundlich.

or-kundinge = orkunde.

or-kuntschap, Zeugnis.

ôr-kussen, Ohr-, Kopfküssen.

ôr-lappe, Ohrläppchen, auricula, pinula.

or-lepel, meringa; = ôrleppel, -lappe?

ôr-lepel, Ohrlöffel, auricularis.

or-lîm (?), bitumen. Vgl. nndd. ôr (Fuchserde)?

ôr-link, der kleine Finger, auricularis.

or-lof (-lef), n., selten m. Erlaubnis, Genehmigung; Urlaub, Verabschiedung; o. geven, entlassen; o. nemen, sich verabschieden, den Dienst verlassen oder kündigen, sich abmelden; orlof (in Hamburg) die vom Rate den Brauern für jeden einzelnen Brau erteilte Erlaubnis; mit orlove, mit Verlaub zu sagen.

orloge (-lage, -lege; orloch, -ech, -ich), n. Krieg; schepe van o., Kriegsschiffe.

or-logen (-ligen, -legen), sw. v. 1. Krieg führen. 2. bekriegen.

orloges-man und orlogêre, Kriegsmann.

orloch-, orloges-schip, Kriegsschiff.

ôr-lôs, adj. ohne Ohren.

or-loven (-laven, -leven), sw. v. erlauben, genehmigen, gestatten.

or-ludes, adv. mit lauter Stimme; öffentlich.

orperment, auri pigmentum.

or-plichtet, verpflichtet.

ôr-runen, sw. v. in die Ohren raunen, heimlich verleumden. Subst. ôrruner.

ors (orsch, urs), n. das Streitross des Ritters.

or-sake, f. Ursache, Grund, Veranlassung; Vorwand; oft absol. o. (auch mit folg. dat), der o. = weil.

or-saken, sw. v. 1. intr. u. refl. herrühren, entstehen; im gerichtl. Sinne: reinigen, den Reinigungseid leisten (als wörtl. Übersetzung des lat. excusare). 2. trans. veranlassen.

or-saker, Verursacher, Veranlasser.

(or-) ur-sale, Auslieferung, Wiedererstattung.

or-sate, Ersatz, compensatio.

ôr-schelle, Schelle in den Ohren als Schmuck.

ôr-slach, Schlag an die Ohren, Ohrfeige.

ôr-slân, an die Ohren schlagen, ohrfeigen.

or-sprunk, s. ortsprunk.

ôr-steken, ohrenblasen, einflüstern.

or-strît, Streit, Zank aus Mutwillen? im Gen. orstrides auch adv.

ort, m., auch n.? 1. (die Stelle, wo sich zwei Linien scheiden), Winkel, Ecke, Zipfel, angulus; over e. ort, in einen Winkel, bei Seite; Anfang, Ende: van orde to ende, v. e. t. o., vom Anfang bis zum Schluss; bes. die Spitze, Schärfe, acies, z. B. des Schwertes, Pfeiles; Landspitze; Ort (im jetzigen Sinn), Stelle; ort landes, Stück Landes (auch von einer ganzen Landschaft). 2. der vierte Teil eines Masses, einer Münze etc.

ort, m., und orte, f.? was Menschen und Vieh von der Speise als ungeniessbar verwerfen; der Rest der unverdauten Speise, faeces. (aus or-at, mndl. oraete, orete.)

ort-bank, Eckbank.

ort-bant, die (metallene) Einfassung der Schwert- oder Messerscheide, der Seetonne etc.

ort-bode, Eckbude.

ort-daler, ¼ Thaler.

orten, sw. v. den ort (die faeces) auswerfen (alvum vomitu egerere) (von Pferden).

ort-erve, n. an der Ecke belegenes Erbe (Grundstück).

ort-hof, Hof, Curie an der Ecke einer Strasse.

ort-hûs, Eckhaus.

ortich (artich, artoch), in Scandinavien (und Liefland) eine Münze (= 3 Pfg.) und Getreidemass (etwa 10 Scheffel).

ort-isern = ortbant, preferrum.

ort-rikes, Viertel eines Reichsthalers.

ort-sake = orsake.

ôrt-spenginge (st. ôr-sp.), pestis in auribus, austiria.

ort-sprink = ortsprunk.

ort-sprunk (so häufiger als orsprunk), m. Ursprung; Ursache.

ort-sprunklik, ursprünglich.

ort-stein, Eckstein.

ort-stender, Eckständer.

ort-wurt, f. Hausstelle an einer Ecke gelegen.

or-veide (-vede), f. Urfehde, juramentum de non vindicando; orveides-brêf, Urkunde, in welcher Urfehde gelobt wird.

ôr-vige, Ohrfeige (erst im späteren Mnd.)

ôr-worm, Ohrwurm, siplex.

ose, f. ringförmiger Handgriff, Oese, Schlinge zum Festhalten.

ose, Schöpfgefäss, Giesser, bes. auf Schiffen.

ose-ammer, Schöpfeimer.

oseke, f.? u. oseken, n. eine kleine Öse, Schlinge.

osele, n.? Funkenasche, Lichtschnuppen, glimmender Docht.

osemende, osmunda regalis, die königl. Osmunde, blühender Farn, Maienträubchen.

osemunt, m. aus Schweden eingeführtes Eisen (eig. der rohe Eisenstein); o. galt als die beste schwedische Eisensorte.

osen, sw. v. schöpfen, ausschöpfen, (ex)haurire.

osen-drup u. -lôp, Tropfenfall, stillicidium.

osen(e) (= ovese), f. Dachtraufe.

oser, m. Schöpfer; bes. der Solschöpfer am Sode (in der Lüneb. Saline).

oserink, eine Münze (Liefland).

ose-vat, Gefäss zum Ausschöpfen, Giessschaufel.

ôs-ker, e. Spiel der hans. Contorgesellen zu Bergen (dän. ösekar = nd. ösevat).

osse, m. der Stier (bes. der verschnittene). ossenhore, Ochsenmist; ossenhût, Ochsenfell; ossenvlêsch, Ochsenfleisch, u. s. w.

ôssel, ôsselen, n. Nössel, ein kleineres Mass (= ½ Quart, Kanne). Dem. ôsselken; ôsselkanne, -kenneken, Nösselkanne; ôsselmât = ôssel.

ossen-driver, der die Ochsen zum Markte treibt.

ossen-kop, Ochsenkopf; Meklenburger u. Rostocker Wappen.

ossen-mân, der Monat October.

ossen-navel, s. duvenvôt.

ossen-oge, Ochsenauge; Eiergericht (Spiegeleier).

ossen-trecker = ossendriver.

ossentunge, buglossa.

ossute, ein Kleidungsstück: Mantel, Tabbert?

ôst, st. m. = owest, der Monat August; Erntezeit, Ernte.

ôst, m. Knorren, Stelle, wo ein Ast vom Stamme ausgegangen ist.

ôst, n. Osten. – adv. im Osten. – Compos.: ôstnortôst(en), ôstsûtôst(en); ôst ton (ô. tegen, ôsten) norden; ô. ton (ô. tegen, ôsten) suden; ôstende, -hake, -hûk, -hovet, östl. Ende, Spitze eines Landes, Vorgebirge; ôstlant, 1. = ôsterlant, 2. = ôstside; ôsterike = ôsterrike; ôstsê = ôstersê; ôstside, östliche Küste; ôstwart, -wert, -wort, ostwärts, östlich; ôst(e)wint, Ostwind.

osteke, ein Kraut; = Ostranz, astrantia?

ôst(e)lik, östlich; ô. nortôst.

ôsten = owesten, sw. v. ernten.

ôsten, ein kleine Münze.

ôsten(e), n. Osten. – adv. ostwärts, nach Osten; östlich, im Osten. – Compos.: ôstennortôst, ôstensûtôst; ôstenekonink, König im Osten; ôstenlant = ôsterlant; ôstenrike, Orient; ôstenwint.

ôsten-mân, mânt des ôsten, der Monat August?

ôster, adj. östlich. Compos.: ôsterhûk = ôsthûk; ôsterlant, jedes östlich gelegene Land, bes. das Morgenland und das nordöstl. Deutschland, Preussen, Liefland; ôsterrike, Österreich; ôstersê, Ostsee; ôsterstat, n. östl. Gestade; f. pl. -stede, die Hansestädte im nordöstl. Deutschland; ôstervarer, der nach den Ostseeprovinzen Schiffahrt treibt.

(ôster), pl. ôsteren, Ostern. – ôster-dach, Ostertag; -dans, -tanz, bildl. -freude; -lam, -lemlîn, -lamm; -lêt, -gesang; -licht, geweihte Osterkerze; -mane, 1. der das Osterfest bestimmende Mond, 2. der Aprilmonat; -mêreken, risus paschalis, in die Osterpredigt als Ausdruck der Festfreude eingeflochtene Schnurre; -morgen; -nacht; -fest; -vlade, -kuchen.

ôster(i)sch, östlich, = ôsterlingisch; ôstersch bêr, hansisches Bier; dat ôstersche hûs, das Kontor der Hansen in Brügge und in Antwerpen; de ôstersche sprake, das hansische Niederdeutsch.

ôsterlik, 1. östlich; 2. österlich.

ôsterlink, der von Osten her ist, Morgenländer; namentl. Bürger einer nordöstlichen Hansestadt; eine Münze (easterling), später eine Rechnungsmünze. – Adj. ôsterlingisch.

ôsterne? Osten.

ôstert, adv. ostwärts; als adj. (? l. ôsterst, Superl. v. ôster?) ostwärts gelegen.

ôstich, ästig, knorrig.

ostie (u. ostike?), sw. f. Hostie.

ostzien, Essig? (holl. azijn).

ot = it, pron. es.

otbrat? porcus, qui dicitur oth (oit) brath. Lies: -barch = borch?

ôt-mode, adj. demütig; adv. ôtmodelik, -ke, -ken.

ôt-mode, f. = ôtmôt, Sbst.

ôt-modich, demütig; adv. ôtmodigen und ôtmodichlik, -ke, -ken.

ôt-modicheit = ôtmôt, Sbst.

ôt-modichlik, adj. demütig.

ôt-modigen, sw. v. demütigen, erniedrigen.

ôt-môt, m. und f. (leichter, williger Sinn), Demut, Unterthänigkeit, Bescheidenheit.

ôt-môt = ôtmode, adj.; adv. ôtmôtlike; Subst. ôt-môtheit = ôtmodicheit.

otte, sw. f. die Octave; Woche.

ottelîn, e. Meiländ. Münze.

otter, m. Fischotter; ottersvel, Otterfell.

ou = ouwe.

ou-, ow-blat, n. Blatt, auch Pflanze der Wasserlilie, nymphaea.

ou-, ow-gank = âgank, Wasserlauf.

oust = ouwest.

ouw(e), ow(e), ou, st. f. Au, kleinerer Fluss.

ouw(e), ow(e), ou, st. u. sw. f. vom Wasser umflossenes Land, mediamnis, insula; wasserreiches, grasiges, fruchtbares Land, Aue.

ouwe, f. Schafmutter; Schaf.

(ouweken), ohveken, l. oweken? Aue, Garten.

ouwest, owest, (oust, ôst), m. Ernte; Augustmonat.

ouwesten, ernten.

ouwest-, owest- (ôst-)lude, Ernter, Schnitter.

ouwest-, oust-mane, der Monat August.

ouw(e)-strôm, m. = ouwe, Fluss.

ove, f.? = ovinge, Übung.

ovel, übel, schlecht, schlimm.

ovel, n. Übel; dat vallende, grote, St. Johannis ovel, Fallsucht, Epilepsie.

ovel-dât, Übelthat.

ovel-deder, Übelthäter.

ovel-dedich, maleficus.

ovele, adv. übel, schlecht; (wie das lat. male), kaum, schwerlich, nicht; o. dôn, malignari; o. handelen, holden, hebben, jem. mishandeln; o. hêten, schmähen, schelten; sik o. hebben, sich schlecht befinden, krank sein; sich übel geberden, jammern, (ebenso sik o. holden); o. spreken, fluchen, maledicere; vor o. nemen, übelnehmen, böse werden; o. sên, scheel sehen; o. varen, übel auslaufen, böse hergehen, schlimm ankommen, unwohl werden.

ovelei(g)e (= oblei), Oblate, albus panis, qui dicitur o.

ovel-geist, Teufel.

ovelik, üblich.

ovel-môt, Groll, Hass, Unwille.

ovel-sprekent, n. Fluchen.

ovelte, Oblate?

oven, sw. v. 1. üben, treiben, betreiben; de erde, den acker o., das Land bearbeiten, bauen; godesdênst o., Gottesdienst verrichten. 2. von Personen: pflegen, ehren, colere; quälen, sein Spiel mit jem. treiben, foppen, vexare. – Refl. thätig sein in etwas, betreiben; sich üben, sich tüchtig machen.

oven, (aven, avent), m. Ofen.

oven-brôt, Brot, das für die Benutzung eines fremden Ofens gezahlt wird.

ovene = bovene, oben.

oven-krucke, Krücke zum Herausnehmen des garen Brotes.

oven-munt, furnus, Höhlung des Ofens?

oven-quast, Quast zur Reinigung des Backofens, tenebria.

oven-schuffele u. -schuver, Ofenschieber, pistendrum.

oven-stake, Ofenschieber, pessandrum; Schürstange, ustile, ustularius.

oven-wisch = ovenquast.

ôver, m. u. n. Ufer; in der Marsch: Aussendeichsland; Anhöhe.

over = aver, aber; sondern; abermals, wiederum.

over, praep. 1. mit Dat. örtlich (Ruhe): über, oberhalb, auf, jenseits; v. e. Beschäftigung: über, bei, an; zeitlich: vor, seit. 2. mit Acc. örtlich (Bewegung): über, bis über, über – hin, hinüber, durch; zeitlich: nach, während; modal, bes. d, Object geistiger Tätigkeit bezeichnend: über, betreffs; über – hinaus, gegen, over bot, gegen das Gebot.

over, adv. über, vorüber; zeitlich, nach e. Accus.: hindurch, während; over sîn, vorüber, vorbei sein; übrig sein; über das Mass sein; überhoben sein, oben auf sein, darüber hinaus, in Sicherheit sein; dar over sîn, als Zeuge, Urkundsmann gegenwärtig sein; vor Adj. u. Adv. bedeutet es häufig nur einen hohen Grad (nicht das Übermass); vor Verben ist over häufig = vor-, ver-.

over-acht(e), Ober-, Überacht, die eintrat, wenn der in die einfache Acht Erklärte binnen Jahr und Tag seine Schuld nicht gelöst hatte.

over-achte-brêf, Oberachturkunde.

over-achten, (einen Gerichtstag) verachten, versäumen.

over-achter, der in overachte Getane.

overal, adv. im ganzen, in Summa; an allen Orten; überhaupt; nicht o., überhaupt nicht(s).

over-antworden, übergeben, überliefern.

over-antwurdinge, Übergabe, Einhändigung.

over-ât, m. Völlerei, Übermass im Essen.

over-bede, f. eine ausserordentliche Steuer?

over-bêden, 1. erbieten. 2. verbieten.

over-bêdich? erbötig.

over-berch, -berghete, über Berg, d. h. über die Alpen nach Italien; komen van o.

over-betalen, ausbezahlen.

over-bewisinge, Ausweis, Beweis für die Zukunft.

over-blîf = overblivinge.

over-bliven, übrigbleiben; overblivende, superstes.

over-blivinge, Überbleibsel, Rest.

over-bode, sw. m. der höchste richterliche u. militärische Volksbeamte der Holsten und Stormarn, senior terrae, judex provinciae, praefectus, signifer, vexillifer.

over-bodich, erbötig.

over-borch, die Hauptburg.

over-boren, eine Sache zur Confiscation oder Beschlagnahme verwirken?

over-borstich, der sich brüstet, hochmütig, verwegen.

over-borsticheit, Überhebung, Hochmut.

over-êticheit = overât.

over-evenen, versöhnen; sik o. mit.

over-gân, 1. mit Acc. übergehen, über etwas hingehen, durch-, überschreiten; überfliessen, -strömen; bildl. rasch besprechen, durchnehmen; überschreiten (ein Gesetz); übervorteilen; übertreffen, overgânde, partcp. adv. überaus. 2. mit Dat. über jem. kommen, ihm begegnen, widerfahren, treffen. 3. ene es oder eme it, im gerichtl. Sinne: überführen. 4. intr. vergehen, vorübergehen.

over-gank, 1. Übergang; Passage; bildl. Verletzung eines Gesetzes. 2. was über einen ergeht, Strafe, Brüche. 3. Beweis.

over-brêf, Nebenurkunde eines hovet-brêves (Bewilligungs- oder Bestätigungsurkunde eines Berechtigten oder einer Obrigkeit zu einem Verkauf, Acte über die Verpfändung eines Rentebriefes, etc.)

over-breken, (ein Gesetz) brechen.

over-bringen, 1. über-, herbei-, mitbringen. 2. in eine andere Hand bringen. 3. zu Wege bringen, vollführen, ausrichten. 4. verbringen, (Zeit) hin-, (Gut) durchbringen. 5. bringen um etwas, berauben. 6. erbringen, die Wahrheit nachweisen, beweisen.

over-brukelik, sehr gebrauchend; o. werden in, eifrig etwas thun.

over-bulderen, überpoltern.

over-buwen, verbauen, d. i. durch Bauen beeinträchtigen.

over-dadich (-dêdich, -dadelik), frech, frevelhaft, übermütig.

over-dadicheit (-dêdicheit), Übermut, Frevelhaftigkeit.

over-dak, Über-, Obdach, Schutz.

over-dât, Frevel, Übermut, Gewalttätigkeit.

over-deckelse, n. Überdecke, Hülle.

over-decken, über-, bedecken, mit einem Schutzdach versehen.

over-dêdich = overdadich.

over-dêl, n. Oberteil.

over-dichten, êneme wat, jem. etwas andichten.

over-diken, über-, bedeichen.

over-dôn, sik o., sich auf die andere Seite, die Seite des Gegners schlagen.

over-dracht, f. Übertragung (Transferierung), Verlegung; Übertragung, Übereignung eines Besitztums; Vertrag, Vereinbarung.

over-dragen, -dregen, mit ênem ênes dinges, sich vertragen, übereinkommen, überein-, zustimmen.

over-drank, m. übermässiges Trinken.

over-drift, f. das über die gesetzliche Zahl hinausgehende Betreiben eines Waldes etc. mit Vieh.

over-drinken, übermässig trinken.

over-driven, gewaltsam vertreiben.

over-drotich, m. Gen. überdrüssig.

over-dulden, erdulden, aushalten.

over-dupen, m. Acc. die Tiefe eines Gewässers ganz durchmessen.

over-dûsteren, verdunkeln, anschwärzen.

overe, der obere, höhere; Superl. overste, Vorgesetzter; de oversten der stat, Rat, Patrizier; de overste hêre, Oberlehnsherr; de overste richter, Oberrichter, auch von Gott; dat overste gerichte, Obergericht; dat overste altâr, Hochaltar; de overste sone, der älteste Sohn; de overen (oversten) hant hebben, beholden, winnen, krigen, Oberhand.

over-ein, -ên, überein, zusammen; o. wesen, einig, beisammen sein; o. bringen, vereinigen; o. dragen (dregen), o. komen, übereinstimmen, -kommen, sich einigen.

over-eins, -êns = anderwerve; = overein.

over-eineginge, Vereinbarung.

over-elderen, Voreltern.

overen, sw. v. 1. intr. übrig sein, überbleiben. 2. trans. erübrigen.

over-ende, adv. aufrecht, empor.

over-ers, adv. hintenüber, rückwärts.

over-eten, übermässig essen.

over-gelt, jede Art des Geldüberschusses, der Geldzugabe: was nicht von einer Summe verbraucht wird, Mehrverdienst, Gewinn bei einem Kaufgeschäft, Aufgeld, Wucher, Agio.

over-gesichte, n. Aufsicht.

over-gêten, übergiessen.

over-geven, übergeben, vomieren; übergeben, überreichen; über-, er-, hingeben; zugeben, einräumen, bewilligen; aufgeben, abstehen von etwas, verzichten; jem. auf-, preisgeben; in die Acht erklären, proscribere; auf-, verloren geben, sik o., verzweifeln; daher das Partic. overgeven, aufgegeben, hoffnungslos, verworfen, vom hohen oder höchsten Grade der Schlechtigkeit. Refl. sik o. des, zugeben, zugestehen.

over-gevenheit, Verzweiflung.

over-gevinge, Hingebung.

over-gewalt, Übergewalt, bes. Notzucht.

over-gicht, f. starke, heftige Gicht? Adj. overgichtich.

over-giftich, übergebend, verzichtend.

over-giftnisse, Gift.

over-gissen, obenhin, flüchtig raten oder urteilen.

over-golt, die beste Sorte Goldes, obryzum.

over-gordel, Gurt über Sattel oder Decke?

over-gote, in der Saline; s. Ndd. JB. 5, 142.

over-grepich, unrechtmässig (mit Übergriff geschehen).

over-gripen, trs. v. (übergreifen) unrechtmässiger Weise schädigen.

over-gripinge, Übergriff.

ôver-groft, Wassergrube oder = Graben im Aussendeichsland? Lies -graft?

over-grôt, sehr gross.

over-gulde, n.? = overgolt.

over-gulde, f.? was etwas übergilt, mehr werth ist, das Höchste.

over-gût, n. Vermögen, das nach Abfindung, Ausstattung von Kindern den Eltern bleibt.

over-halen, 1. herüberholen, transferre. 2. über jem. hinauskommen, überwinden, besiegen; in schlimmem Sinne: betrügen, berücken. 3. strafen mit Worten, schelten; körperlich züchtigen, peitschen.

over-halinge, 1. Herüber-, Herbeiholung, translatio; concr. die Hinübergeholten, Fortgeführten. 2. Beleidigung (in Wort oder That).

over-handich, der die Oberhand hat, überlegen.

over-hangen, überhängen.

over-hank, überhängende Zweige; Überbau.

over-hant, Oberhand, Übermacht.

over-hant-rêken, überreichen, in die Hand geben.

over-heidesch, jenseits der (Lüneburger) Heide gelegen; der Seeanwohner nannte die Binnenländer die overheideschen.

over-hemede, epicamisea, Hemd welches nur den Oberkörper bedeckt? Überhemd?

over-hench = overhendich, -handich.

over-hengen, einen overhank, Überbau, machen.

over-henth, lies: overhench?

over-her, überher, -hin.

over-hêr, allzu hehr, zu üppig.

over-herdich, übermächtig.

over-hêre, Oberherr, Vorgesetzter; Oberlehnsherr.

over-hêren, sw. v. herrisch behandeln, bedrücken.

over-hêrheit, (Ober-)Lehnsherrlichkeit.

over-hêrich, 1. überherrig, die Oberhand habend, (über)mächtig. 2. der einen Herrn über sich hat, leibeigen. 3. afrs. urherich, ungehorsam = overhorich. Lies: overhorich?

over-hêrisch, sehr herrisch, übermütig, superbus.

over-hevich, sich überhebend, stolz, elatus.

over-hitte, grosse Hitze.

over-hô, überaus hoch.

over-hof, Oberhof, curtis principalis.

over-hogen, 1. überhöhen, über etwas hinausgehen, superare. 2. grösser machen. 3. erhöhen, preisen, magnificare.

over-holene, adv. heimlich.

over-hôr, f. Ehebruch.

over-hore, f. das Überhören, Nichtachten, der Ungehorsam, bes. das Versäumen eines gerichtlichen Termines oder einer Schuldzahlung; in o. bringen, als Ungehorsamen verklagen.

over-horen, 1. überhören, nicht achten, misachten. 2. überhören, anhören.

over-horer, Ehebrecher.

over-horich, ungehorsam, bes. wer vor Gericht geladen nicht erscheint, contumax.

over-hovedes, kopfüber, jählings, übereilt.

over-humpelen, überrumpeln?

overich, 1. übrig; in Reserve; mit Gen. o. wesen, erübrigt, überhoben sein. 2. übermässig, überflüssig, unnütz. 3. was über andern ist = overe.

overich, adv. 1. überher, ausserdem. 2. überaus, sehr.

overicheit, obrigkeitliche Macht und Befugniss, Oberherrschaft; obrigkeitliche Behörde.

overigen, sw. v. erübrigen, übrig lassen.

over-ilen, überraschen; mit, heimsuchen.

overinge, Überschuss.

over-jâr(e)sch, überjährig, über ein Jahr alt.

over-kepsch, schielend, übersichtig (von kapen).

over-kêsen, besehen, beurteilen.

overklagen, êneme wat, anklagen, schuldgeben.

over-klâr, sehr klar, sehr hell.

over-komen, 1. intr. hinüber-, ankommen. 2. trans. über jem. (etwas) kommen, erreichen, antreffen, bekommen; überführen, beweisen; mit eme es o., übereinkommen, sich vereinbaren.

over-kôp, Zahlung durch Anweisung, Wechsel etc.

over-kopen, 1. verkaufen. 2. gelt o., zahlen durch Anweisung, Wechsel etc. 3. jem. übersetzen, übervorteilen im Kauf. 4. jem. überbieten.

over-kraft, Gewalt, violentia.

over-krone, Überkrone, aureola.

over-krigen, mit Krieg überziehen.

over-kummern, überlasten.

over-kumpst, Übereinkommen, Vereinbarung.

over-lach, feindlicher Angriff.

over-landesch, -lendisch, oberländisch, oberdeutsch.

over-lange, sehr lange.

over-langen, überreichen.

over-langes, adv. vorlängst.

over-lank, adv. 1. vor einiger Zeit, vor kurzem. 2. vorlängst, seit langer Zeit. 3. nach einiger Zeit, eine Zeitlang. 4. bisweilen, von Zeit zu Zeit. 5. räuml.: in grösserer Entfernung?

over-lant, 1. Ackerland, welches ausser dem, dem Besitzer zugemessenen Lande, dem eig. Areal, noch zu einer Hufe, einem Dorfe, einem Gute gehörte, agri residui, infra mensuram mansorum non contenti. 2. Oberdeutschland. 3. Himmel.

overlast, übergrosse Last; Belästigung, Bedrückung, Vergewaltigung; auch mit Worten, o. dôn, calumniam facere.

over-lastich, sehr beschwerlich.

over-laten, überlassen, zugestehen.

over-laticheit, Zügellosigkeit.

over-ledder, Oberleder an Schuhwerk.

over-lêdich = over-leigich, übrig bleibend.

over-legen, überlegen, superior.

over-lêgen, mit Acc. der Pers. belügen, lügenhaftes von jem. sagen.

over-leggen, 1. zur Last legen, Schuld geben. 2. überlegen, betrachten. 3. ablegen (Rechnung).

over-leigich, -leych, -ley, adj. was übrig ist, Rest; was an einer bestimten Summe fehlt oder überschiesst.

over-lesen, über-, durchlesen, prüfen.

over-leven, 1. hinleben; erleben. 2. überleben.

over-leveren, überliefern.

overlich, übrig.

over-liden, st. v. hinübergehen, vergehen; in die andere Welt hinübergehen = sterben.

over-lidentheit, das Vorübergehen, Vergänglichkeit.

over-lîf, n. Brustrock, Leibchen.

over-liggen, mit Acc. 1. bedrängen. 2. anliegen, heftig bitten.

over-link, einer, der über dem andern ist.

over-lofte, Gelübde, das überher oder auch gegen Gewohnheit gegeben wird.

over-lôn, Überlohn (über den gesetzlichen Betrag).

over-lôp, m. 1. Überlauf, transcursus, Stelle, wo man über einen Weg, Deich etc. geht. 2. Überlauf des Wassers, und Deichstrecke, wo das Wasser überlaufen kann. 3. beim Schiffe: das Verdeck. 4. Überlauf, Überfall; Beunruhigung, Störung; o. dôn, infestare. 5. m. und n. was überschiesst, übrig bleibt, Rest oder Überfluss.

over-lopen, 1. intr. verlaufen; überlaufen; überschiessen von einer Summe, übrig bleiben. 2. trans. überfallen; beunruhigen, behelligen; rasch durchlesen, obenhin betrachten.

over-luken, st. v. hinüberziehen.

over-lût, sehr laut; vor aller Welt, öffentlich.

over-macht, Übermacht, Gewalt.

over-maken, übersenden.

over-mâls, abermals.

over-man, pl. -lude, Obmann, Herr; bes. Schiedsrichter, Obmann bei Compromissen, arbiter superior; = overolderman.

over-mannich, verstärktes mannich.

over-mate, f. Übermass, Zugabe; to einer o., zum Überfluss.

over-matich, -mêtich, übermässig.

over-mechten, sw. v. an Macht, Stärke übertreffen.

over-mengen, an Menge übertreffen.

over-mere, als subst. Begriff: Orient; komen van o.; over-mērsch, morgenländisch.

over-merken, überdenken, überlegen.

over-mêster, Ober-, Hauptlehrer.

over-middes, (-mids, -middest), präp. mit Dat., selten Acc., vermittelst, durch; über, wegen.

over-mode, adj. übermütig. Adv. overmodeliken.

over-modich, übermütig, stolz; magnanimus.

overmogen, irr. v., intrs. und trs., die Oberhand haben, stärker sein.

over-molder, Grossmalter?

over-morne, übermorgen, postcras.

over-môt, m. (und f.?) Übermut, übermütiges Benehmen, magnanimitas; bildl. vom Überwallen, Schäumen einer (gekochten) Flüssigkeit.

over-munt, stolze, hochfahrende Rede.

over-nachtich, -nechtich, übernächtig, was über eine Nacht alt ist oder her ist, worüber eine Nacht vergangen ist; adv.: über Nacht, am vorhergehenden Tage.

over-natûrlik, übernatürlich.

over-nemen, 1. zu viel nehmen, zu viel erheben. 2. über (sich) nehmen, ertragen. 3. vernehmen, merken.

over-nemende, ausnehmend, gross, eximius.

over-nementheit, hervorragende Grösse.

over-nôt, Obergenosse, Obercollege.

over-ogich, übersichtig.

over-oke, sw. m. Überschuss; Überfracht.

over-olde, sw. m. 1. = overolderman. 2. Mitglied des obersten bürgerschaftlichen und kirchlichen Collegiums (in Hamburg).

over-older(e), 1. = overolde. 2. Eltervater; overolderen, Voreltern.

over-olderman, pl. -lude, Mitglied der aus früheren Älterleuten gewählten Oberaufsichtsbehörde einer Brüderschaft.

over-oldervader, Urgrossvater.

over-oltheit, grosses Alter.

over-pacht, Zuschlag zum Pachtgelde? oder bloss: Verpachtungsgeld, Pachtsumme?

over-paget sîn? die Oberhand haben?

over-palen, überpfählen (einen Fluss).

over-penninge, pl. = overgelt.

over-pinsen, überdenken.

over-plege, Abgabe, Zins über die gewöhnliche plege hinaus.

over-proven, überdenken, erwägen, prüfen.

over-puchen, (überpochen) bedrohen.

over-raden, beraten, überlegen.

over-ramen, beschliessen, bestimmen.

over-rat, sehr schnell? nach der Reihe (nnd. na der rat, achter r., under r.)?

overrecht, die obere, rechte Seite der Tücher.

over-rêken, überreichen.

over-rekenen, überrechnen.

over-ridinge, Ritt über etwas hinweg.

over-rike, sehr reich.

over-ropen, gegen jem. etwas rufen, ihm Schuld geben.

over-rugen, (Tücher) überrauhen.

over-rugge, rückwärts.

over-rumpelen, herrappeln, plappern.

over-sage, Anschuldigung, üble Nachrede.

over-sât, Übersaat, grössere Aussaat.

over-sâts, adv. übermässig? gegen das Gesetz?

over-scharven, überschlagen, übergreifen.

over-schatten, verschatzen, vergelten.

over-schelken, ein Stockwerk über das andere weiter hinaus (in die Strasse hinein) bauen.

over-schemen, überschatten.

over-schenken, den Becher zutrinkend herumreichen.

over-schepen, jem. über e. Wasser setzen; von einem Schiff ins andere bringen.

over-scheppen, sik o., sich verschaffen, d. h. sich eine andere Gestalt geben, verwandeln.

over-scherer, Tuchscherer.

over-scherich, 1. übrig, restierend. 2. übrig, übermässig oder überflüssig; adv. overscherigen.

over-schericheit, Überfluss, Übermass.

over-schêten, intrs. überschiessen, überwallen; trs. hinüber schieben, schütten.

over-schicken, beschicken, beordnen; senden, übersenden.

over-scholden? übergehen? aufschieben?

over-schot, n. Überschuss.

over-schote, st. m. Schuss über das Ziel hinaus, Fehlschuss.

over-schrift, Abschrift; Überschrift, Inschrift.

over-schriven, 1. schreibend mitteilen. 2. schreibend, durch Wechsel (Geld) überweisen. 2. êneme wat, schreibend Böses von jem. sagen. 4. übersetzen. 5. abschreiben.

over-segelen, über, in den Grund segeln; hinübersegeln.

over-seggen, êneme wat, beschuldigen, nachsagen, verleumden.

over-segger, 1. (grote segger), Oberbeamter des Sodes (in Lüneburg). 2. Verläumder.

over-se(i)len = oversegelen.

over-sên, 1. Einsicht von etwas nehmen, nachsehen, revidieren. 2. m. Gen. od. Acc. der S., unbeachtet lassen; êneme, mit ê., Nachsicht üben, schonen, verzeihen; êneme wes, erlassen, überheben.

over-senden, sw. v. übersenden, hinüber senden.

over-sêner, der die Oberaufsicht hat, Inspicient.

over-senken, ein Tief mit versenkten Schiffen sperren.

over-sêre, gar sehr.

over-sêtich, der etwas versitzt oder versäumt.

over-setten, 1. besetzen, oben belegen (mit Steinen etc.). 2. übersetzen, transportare; versetzen; wegschaffen; einem andern (Geld, Gut) überweisen, versetzen. 3. übervorteilen, zu viel von jem. fordern; bedrängen, einem zusetzen. 4. übersetzen aus einer Sprache in die andere. 5. ein Stockwerk überragend bauen.

over-setter, Fährmann, Transporteur.

over-settinge, Eigentumsübertragung.

over-sichtich, schielend; auch: kurzsichtig.

over-sitten, versitzen, versäumen.

over-slach, 1. was man über etwas schlägt, Decke, Hülle. 2. Klappfensterladen (zum Auslegen der Waren); das Mass des Raumes, den ein solcher einnimmt. 3. »Schlag« über das Mass hinaus; Überschuss, accrementum, superflui mansi = overlant.

over-slachtich, was über das gewöhnliche Mass hinausgeht, übermässig; ein o. jâr, Schaltjahr; o. lant = overslach.

over-slân, 1. über eine Fläche etwas hinschlagen; den dam, dîk o. und dat dêp, brak o., vom Deichen; eine Decke über etwas schlagen, einwickeln. 2. übersetzen, hinübergehen. 3. (beim Lesen etc.) nicht beachten. 4. überschlagen, berechnen. 5. = beslân, ertappen.

over-snaven, sw. v. straucheln, sich überschlagen.

over-snellen, rascher als ein anderer etwas überreichen, percellere; = vorsnellen.

over-snellinge, Überraschung, Überrumpelung.

over-sniden: oversneden brôt, Art Brod, das quer überschnitten ist; o. tûch = undersneden t.

over-sole in der Saline, s. Ndd. JB. 5, 142.

over-spelen, Ehebruch treiben.

over-speler (-spoler?), Ehebrecher; over-spelresche und over-spelster, Ehebrecherin.

over-spelerie, Ehebruch.

over-spet, tricuspis (oder = everspit?)

over-spil, -spel, n. Ehebruch.

over-spreken, 1. êneme wat, nachsagen, Schuld geben, zur Last legen. 2. besprechen, verabreden.

over-sproke, üble Rede, Schmähworte?

overst = over, aber.

over-stallen, = bestallen, belagern.

over-stân, überstehen, überragen; (vom Wasser) Land bedecken, overgestanden sîn, (vom Lande) mit Wasser überflossen sein.

over-steden, das Hinüberziehen, die Überfahrt über einen Fluss gestatten.

over-steke, Über-, vorstehender Bau.

over-stellen, übergeben, -senden.

over-stellich, übrig, reliquus.

over-stên u. Ggs. under-stên, zwei Sorten Dachziegel in der Form halber Cylinder.

over-stendich, übrig bleibend.

over-stigen, st. v. übersteigen.

over-storen, ver-, zerstören.

over-stoppen, verstopfen, aufstauen (einen Fluss).

over-stote, impedia, = frz. empeigne, Oberleder am Schuhwerk?

over-strandes, adv. an der Küste.

over-striden, st. v. 1. überschreiten, übertreffen. 2. bestreiten; besiegen.

over-striken, st. v. überstreichen.

over-strouwen, überstreuen.

over-sture, zurück, rückwärts, verkehrt.

over-sumen, versäumen.

over-swank, Überschwang, -schwänglichkeit.

over-swemmen, hinüberschwimmen.

over-swenge u. -swenke, überschwänglich, sehr gross; adv. überaus.

over-swenge, Überschwang, -mass, -länge.

over-sweringe, o. des blodes, zu dickes Blut?

over-swide u. -swinde, -swint, übermässig, sehr gross; meist als Adv.: sehr.

over-swindich, -swendich u. -swindichlik, überaus gross.

overt = over, aber.

over-tal, (m.?) f. und -tale, f. (Verurteilung zu schwerer Strafe), Acht, Verfestung, proscriptio; o. des bannes, Kirchenbann.

over-talich, 1. (Verbrechen) worauf over-tal steht? 2. = overtellich.

over-tast, Übergriff.

over-tellen, auf-, hinzählen (Geld), bezahlen.

over-tellich u. -talich, überzählig, -flüssig, -mässig.

over-tên, st. v. 1. intr. hinüberziehen. 2. tr. überziehen (über den Kopf etc.), überziehen mit Farbe, Dinte (durchstreichen); überschreiten; feindlich angreifen, unterwerfen und überwältigen; auf seine Seite herüberziehen, überreden.

over-teren, m. Acc. (überzehren) mehr Nahrung finden als ein anderer.

over-tien, m. Gen. (verzeihen), auf etwas verzichten.

over-toch, n. Überzug, Schutzdecke.

over-toch u. -toge, m. Überzug, Invasion.

over-trachten, betrachten, bedenken.

over-trachtinge, Betrachtung.

over-trecken, überziehen, angreifen; über etwas hin zerren, schleppen.

over-trede, st. m. Übertretung eines Gesetzes.

over-tredeliken, das Mass (Gesetz) überschreitend.

over-treden, 1. übergehen (zum Feinde etc.); übertreten (ein Gesetz). 2. übertreffen; Partic. overtredende, andere übertreffend, ausgezeichnet, übermässig.

over-treder, Gesetzesübertreter.

over-tredinge, Übertretung; das Übertreffen, Vorzug.

over-tucht, Stelle, wo man etwas (Holz etc.) hinüberzieht.

over-tugen, durch Zeugen (Beweis) überwinden, überführen.

over-val, m. 1. Abfluss des Wassers oberhalb einer Mühle; Überflutung durch einen Deichbruch. 2. die Frucht der Bäume etc., die jenseits der Grenze fällt. 3. Überfall, Gewaltthat.

over-vallen, st. v. mit Dat. oder Acc. 1. überfallen. 2. bittend angehen (vgl. anvallen).

over-vallinge, Gewaltthat.

over-vank, m. (Rechts) Übergriff, Gewaltthat, Schädigung.

over-varen, st. v. 1. intr. hinüberfahren, -ziehen (über ein Wasser, Gebirge etc.). 2. tr. mit Heeresmacht überziehen, angreifen; ein Gesetz etc. übertreten, verletzen; über-, in den Grund segeln; übergehen? eilig abmachen?

over-varinge, Überzug, Raubzug durch ein Land; Anfall, Gewalt, Verletzung; Übertretung (eines Gesetzes).

over-vart, f. Überfahrt, trajectus.

over-vechten, st. v. besiegen.

over-vel, n. Überfall, das Eisen, das in die Krampe fällt? Eisenblech vor einem Thürschloss?

over-vere, Übertreter? Übertretung?

over-vesten, verfesten.

over-vlode, Überflutung; Überfluss.

over-vlodeliken, adv. überfliessend, reichlich.

over-vlodich, überfliessend; reichlich, in Fülle; unnötig, unnütz (Worte); adv. overvlodigen, overvlodichliken, im Überfluss.

over-vlodicheit, 1. Überfluss, Überfülle. 2. Übermass im Essen und Trinken, Völlerei, Schwelgerei.

over-vlodige = overvlodicheit. Lies -inge?

over-vlodigen, sw. v. überfliessen, in Fülle vorhanden sein; Überfluss haben von etwas.

over-vloien, sw. v. = overvlodigen.

over-vlôt, f. 1. Überschwemmung. 2. Überfluss. 3. Schwelgerei.

over-vlotte, Überfluss.

over-voren, 1. tr. hinüberfahren; über ein Wasser setzen; verwüsten, zerstören. 2. intr. hinüberfahren?

over-vrodich, überreichlich tragend? (von Fruchtbäumen.)

over-vrunt, Busenfreund, amicissimus.

over-vullen, übermässig füllen, erfüllen, ausfüllen.

over-vundich: o. werden (mit Gen.), darüber befunden werden.

over-walt, Übergewalt.

over-wassinge, Vorhaut.

over-wegen, st. v. 1. überwiegen, schwerer sein. 2. übertreffen. 3. erwägen, betrachten.

over-wegen, prtcp. adj. verwegen.

over-weginge, Erwägung.

over-weke, due septimane, que dicuntur o. d. h.?

over-welde, f. Übergewalt, Vergewaltigung.

overwelden, sw. v. überwältigen, vergewaltigen.

over-weldesch: o. wulle, oberwaldische Wolle.

over-weldigen = over-welden.

over-werden, übrig bleiben; mit Gen. überhoben werden.

over-werf, -warf, adv. über die Versamlung (der beim Gerichte Anwesenden) hin? oder: zum weiteren, überzähligen Male?

over-werpen, st. v. niederwerfen, -reissen; verwerfen; sik o., v. Springen d. Fische.

over-werpinge, das Überbordwerfen von Waaren, um das Schiff zu erleichtern.

over-weselicheit, Überwesentlichkeit, Erhabenheit über das Irdische.

over-weselik brôt, supersubstantialis (Vulg.)

over-wicht, Übergewicht, overweight, surpoids.

over-winnen, überwältigen, besiegen; im Disputieren überwinden, widerlegen; mit Gen. überführen; verwinden, verschmerzen.

over-winninge, Überwindung, Sieg.

over-wisen, sw. v. über-, zu-, anweisen, z. B. Geld; (eine Klage) beweisen; fortweisen, vertreiben.

over-wisinge, Überweisung von Geld, Waaren, Forderungen.

over-wocke, der oberste Teil des wocken, epicolium.

over-woldicheit, überwältigende Fülle.

over-worp, Haken, die überfallen (zum Schliessen der Fenster).

over-wulfte, n. Obergewölbe.

ovese, f. Dachtraufe, Dachrand.

oves-val, n. der Tropfenfall von der ovese.

ovet (avet), n. Obst, Baumfrucht.

ovet-bôm, Obstbaum.

ovet-korn, legumen (Rauhfutter, d. i. bunte Erbsen, Wicken und Bohnen durcheinander?)

ovinge, 1. Übung, Thätigkeit, Beschäftigung, Verfahren. 2. Quälerei, vexatio. 3. Verehrung, Cultus; Gegenstand der Verehrung.

ow-, s. ouw-.

owê, owî, owach, owoch, Interj. des Schmerzes; Hülferuf.

P

pace, pacem, m. u. n. der Friedenskuss bei der Messe.

pacht, f., auch m., Pl. pechte, pachte, das für die Nutzung eines Gegenstandes zu zahlende Geld (Pacht, Zins); Pachtverhältnis.

pachten, pachten.

pacificâl, Kusstäfelchen, Kusskreuz (bei der Messe).

packe, st. sw. f. Packen, Bündel Dem. packeken.

packêl, n. Packen.

packen, sw. v. verpacken; refl. sich eiligst fortmachen (nicht im verächtlichen Sinne).

packer, Packer von Waaren, z. B. Häringen.

packinge, Verpackung; verpackte Waare.

padavell, s. padeweel.

pa(d)derêl, ein Kriegs- (Belagerungs-)werkzeug; mlat. petraria.

padde, sw. f. Kröte.

padden-stôl, Schwamm, Pilz.

pade, m. f. Pate; Taufzeuge; Taufkind.

padele, f. Name eines Geschmeidestückes.

padel-, pader-kerse, Brunnenkresse.

pademe, Kürbis, Melone.

paden-gelt, -pennink, Patengeschenk in Gelde, -rok, -pels, in Zeug.

padeschop, Patenschaft.

padeweel, padavell, eine Art französ. Segeltuch; aus frz. patte de voile?

padhuchen (= puchen?), rauben, plündern.

page, sw. m. Pferd, sowohl zum Reiten als zum Fahren; Hengst. (Kein unedler Ausdruck). pagen-dêf, Pferdedieb; -hût, Pf.-haut; -kever, Rosskäfer; -kop, Pferdekopf; -ref, Pf.-cadaver; -kule, Aasgrube? Pferdeschwemme? -tzever, -kever; -viller, Schinder; -vlêge, epipia, Pf.-fliege; -weide, Pf.-weide.

pagelûn, s. pawelûn.

pagen, befriedigen, bezahlen.

pagi-, page-, paga-, paye-, payment, n. Zahlung; Zahlmünze; Währung.

pagi-, page-, pegi-, peyge-munte, f. = pagiment, Zahlmünze.

pai-gût, eine Art Flachs.

pais = pax, frz. paix, Friede, Ruhe.

paith-rogge, Pachtrocken?

pak, n. = packe; Gepäck; Pack, Gesindel. Dem. paksken.

pak-darm, -darme, -derme, m. Packdarm.

paken, sw. v. packen.

pak-lenwant, Packleinen.

pâl, m. Pfahl; bes. der Grenzpfahl, Grenze; vêr pale ist Bezeichnung des Hauses und Hofes.

palandes-, palant-, palans-, palenz-grêve, Pfalzgraf; auch de palandesche grêve, oder blos palant, palent.

palas, palâs, n. m. grösseres fürstliches oder öffentliches Gebäude: Pfalz, Palast, Rathaus, Zelt, Tribüne; auch Saal eines solchen Gebäudes; hemmelsch p., Himmel.

pâl-borger, Schutzbürger, der ausserhalb der »Pfähle« und der Mauern einer Stadt wohnen darf.

pale, f. ein Geschmeidestück (= padele).

pâl(e)-gelt, Hafenabgabe eines Schiffes.

pâl(e)-holt, Holz zu Pfählen; Pfähle.

palen, pêlen, sw. v. pfählen, Pfähle setzen; pfählen, spiessen, ironisch: im Wasser mit den Füssen stampfen.

palgerd, ein Hausgerät (welches?)

palinge, Pfählung; Pfahlwerk; Ausdehnung der Grenze, Umfang.

pallas, pallâs, s. palas.

pallas-, pallantz-grêve, s. palandesgrêve.

palle, f. Altartuch, -decke, palla.

pallêren, parlieren, frz. parler.

pa(l)lieren (ê?), polieren.

palm, m. Palmzweig; palm-bôm, Palmbaum.

palmât, eine weiche Seidenart, Flockseide.

palme, sw. m. Palmbaum; Palmzweig; dach to palmen und blos palmen, Palmsonntag.

palm(e)-avent, Sonnabend vor Palmsonntag.

palm(e)-dach, palm-sondach, Palmsonntag.

palmenter = permenter.

palm(en)-twîch, Palmzweig.

palm-vûst, hohle Hand (mit der man schlägt).

palm-weke, Palmwoche (vom Palmsonntag bis Ostern).

pals-grêve, Pfalzgraf.

palsternake, s. pasternake.

pâl-stoter, der Pfähle einrammt.

palte, Lappen, Happen, Stück.

(palt-) poltenere, Wallfahrer im groben Wollenrock, Bettler, Landstreicher.

(palter-) polter-lappen, (tautol. Zus.), Lappen, Fetzen.

palt-rok, langer (faltiger) Überrock, Regenrock (nicht immer von groben Stoffen).

paltuten, (Rinds)eingeweide, Kaldaunen.

pâl-vast, ansässig, Immobilien besitzend (von Bürgen).

pampe, f. ein breites Schwert.

pampelen, sw. v. sich hin und her bewegen.

pande-garn, Netzgarn.

panden, sw. v. pfänden; eine Sache als Unterpfand nehmen.

pandeschop, Pfandschaft.

pande-sêl, Strick zum Jagdnetz; im Pl. das Netz selbst?

pandes-gelt, Handgeld auf einen Kauf, eine Miete.

pandes-(ge)wise, adv. pfandweise, als Pfand.

pandinge, Pfändung.

pandisch, pfandlich; (in) pandescher wise (oder were), als Pfandbesitz.

pan-ersen, sw. v. mit einer russigen Pfanne auf den Hintern schlagen, fuliginea (ferrea) patella nates verberare.

panne, f. Pfanne; Hirnpfanne, Schädel; Ziegel; Wipfel, Krone der Bäume?

panne-backer, Töpfer.

panne-, pannen-, pan-koke, Pfannkuchen.

panne-koken, sw. v. Pfannkuchen backen.

pan(n)êl, (urspr. Tuch oder Holz in einem Rahmen). 1. Sattelküssen. 2. Täfelwerk, hölzerne Bekleidung der Wände und Decke einer Stube, bes. mit viereckigen Feldern. 3. Auf Schiffen: Luke, Lukendeckel, -klappe; vielleicht auch die s. g. vullingen, Füllungsplanken.

pannêlen, sw. v. Täfelwerk machen.

pannêlen-maker, der Pannele macht, Tischler.

pannêlinge, Holztäfelung.

pannêl-negele, Nägel zu den Pannelen.

pannêl-werk arbeiden = pannêlen.

pannen-dêl, Pfannenteil (Anteil an dem Ertrage einer Salzpfanne in der Saline, an dem Küchengeräte eines Hausstandes).

pannen-dreger; pan(nen)-gût; pannen-hêre; pannen-hêrschop; in der Saline; s. Ndd. JB. V. 143.

pannen-isern, Eisenblech zur Herstellung von Pfannen.

pannen-rente, Salinen-Einkünfte.

pannen-sleger, Pfannenschmied.

pan(nen)-stal, n. und pannen-stede, f., die Stelle in einer Brauerei, Saline, Badestube etc., wo die Pfanne eingemauert ist.

pans-degen, ein dreieckiger Stossdegen?

panse, sw. m. Wanst, Schmerbauch, omasium; bes. der zweite Magen des Rindviehes.

pansêr, panser, panscher, m. n. Panzer.

panser-borst, Brustharnisch; -brôk, eiserne Hose; -mulliken? lies malliken (Dem. von mallie)? -schorte, sw. f. Panzerschurz.

panser-vegen, sw. v. den Panzer fegen; bildl. einen mit Schelten, Schlägen etc. gehörig vornehmen.

pant, n. Pl. pande, Jagdnetz.

pant, n. 1. Pfand; brêf unde pant, schriftliche und reelle Sicherheit; Gen. pandes, adv. zu Pfande, als Pfand. 2. anvertrautes Gut; to pande (stân) laten, im Stich lassen, einbüssen. 3. Pfändung.

pant, n. Kreuzgang des Klosters.

pantaleonen, den Pantaleonstag (28. Juli) feiern.

pant-brêf, Verpfändungsurkunde.

pantel-dêr, pantêr, n. Panther.

pant-gelt, Strafgeld zur Lösung des wegen Kornganges gepfändeten Viehes.

pant-gerechticheit, Pfandrecht.

pant-gût, verpfändetes Gut.

pant-hêre, Pfandherr (Ggs. Erbherr); Pfandgläubiger.

pant-huldinge, die Huldigung, die einem Pfandherrn geleistet wird.

pant-kêringe, Widersetzung gegen gerichtliche Pfändung.

pant-kogel, Kogel aus Pfändern (Stücken) zusammengesetzt? (pant bezeichnet auch ein Stück, namentl. ein viereckiges, frzs. panneau).

pantlik, pfandlich (Ggs. erflik).

pant-lose, f. Auslösung des Pfandes; Geldgeschenk an Reisende, Diener etc. zur Auslösung ihrer in der Herberge versetzten Pfänder.

pant-quiten, ênen, jemandes Pfand auslösen.

pant-quitinge, Lösung des Pfandes; Zahlung der Schuld.

pant-sate, Versetzung, Verpfändung.

pant-schillink, die Summe, um die etwas verpfändet ist.

pantschop, f. Pfandschaft.

pant-slot, Schloss, das man als Pfand inne hat.

pant-vrede, der rechtlich gesicherte Besitz eines Pfandes.

pantuffelen, -tufelen, -toffelen, Pantoffeln.

pantuffel(en)-maker, Pantoffelmacher.

pant-were, Pfandweigerung.

pant-were, Pfandbesitz.

pantze, pantzer = panse, panser.

pap, Mehlbrei, wie er besonders Kindern gegeben wird, Kinderbrei.

papa-, papegoie, sw. m. Papagei; der Vogel als Ziel der Schützen.

papagoien-bôm, Vogelstange; -konink, Schützenkönig; -salve, Pappelsalbe.

papawe, sw. m. spöttisch: Pfaffe. Vgl. pippawe.

pape, m. Oheim?

pape, sw. m. Pfaffe, Weltgeistlicher (ohne üble Nebenbedeutung).

pap(e)lik, geistlich; papelike kunste, die gesamte Wissenschaft der Theologie.

papen-blome, flos ceratus; -bôk, Pfaffenbuch (Ecclesiasticus); -bôm, Vexillum, welches die Domschüler (in Braunschweig) bei gewissen Umzügen vorantrugen; -brêf, Urkunde eines Geistlichen (Bischofs); -hof, Pfarrhof; -kint, Pfaffenkind; Name einer Pflanze (Euphemismus für papen-pint); -krîch, Pfaffenkrieg; -kunst, geistliche Wissenschaft, Theologie; -pint, (eig. sacerdotis virile) arone, Aronswurzel; -plante, lactucella (Saudistel); -platte, Pfaffenplatte, -blatt, Mönchsblatt, -kopf, leontodon taraxacum; -stûtling, (Schelte) Pfaffenhure.

paperie, geistl. Thätigkeit, Pfaffentum.

papermint? = perment, Pergament.

pape-, papenschop, die Geistlichkeit, Clerus; Gelehrsamkeit, Wissenschaften.

pâp-, papeheit, 1. Geistlichkeit, die Gesamtheit der Geistlichen. 2. geistlicher Stand. 3. Theologie; Gelehrsamkeit, Wissenschaften.

papiste, sw. m. Anhänger der papisterie, der papistischen Kirchenverfassung.

pappen, sw. v. Mehlbrei und überh. Brei zurechtmachen und damit füttern; intr. sich vollstopfen; mit Mehlkleister stärken (Weberei).

pappîr, papîr, n. Papier; pappîrs-brêf, ên pappîrsche b., Urkunde auf Papier; pappîr(s)-mole, Papiermühle; pappîr-werk, Papiermanufactur. Adj. pa(p)piren, von Papier.

papriân, (Schelte; etwa) Dämelak.

papuleonen-salve, Pappelsalbe (aus den Knospen der Pappel).

par = parre, bes. in den Zusammensetzungen.

pâr, n. Paar; in oder bi paren, paarweise, je zwei zu zwei; ên pâr volkes, zwei Leute, namentl. Eheleute.

paradîs, n. m. Paradies; Vorhof, Vorbau einer Kirche.

paradîs-appel, pomum granatum.

paradîs-korn, afrikanischer Pfeffer.

parât, Ausrüstung.

parcêl, n. Stück, Artikel, Gegenstand, Teil, z. B. von Waaren, die einzelne Bestimmung einer Verordnung.

parchem, -cham, -chen = Barchent, Parchent, pannus ex lino et lana.

pard, Parder, pardus.

parde, eine Handelswaare; welche?

pardiel = bordeel, lupanar?

pardinne (?), parda, genus fistule = bardune.

pardîs = paradîs; = paradîskornere.

par- (por-)dontze, weiter, langer Reifrock der Frauen.

pardûr-werk = bordûrwerk, Bordürwerk, (Saum)stickerei, Broderie.

pardûs, interj. pardauz!

pare = parre.

parêren, sw. v. gehorchen.

parêren, sw. v. sik p., sich paren, einigen.

Parisesch, Parîsch, aus Paris.

park, n. = perk.

parkelment, Pergament.

parle, perle, f. Perle; parle-moder, f. Perlemutter; -stickent, n., das mit Perlen Besticken, die Arbeit des -stickers; -werk, Perlenschmuck.

parle-, parlia-, parla-, parliment, n. 1. Besprechung, Zusammenkunft; p. holden, Tagfahrt halten. 2. Wortwechsel, Gezänk, Streit.

parlen-, in vielen Compos.: mit Perlen verziert.

parlen, mit Perlen verzieren; Prtcp. parled.

parment, -mint, -munt, Pergament.

parmenter, Pergamentmacher.

parner = perner.

parpen, parpen-stên, Kopf-, Binde-, Streckstein; frz. parpaing.

parre, f. Pfarre: Amt, Bezirk, Haus des Pfarrers.

parre-, par(e)-hof = wedeme; -hêre, Pfarrer; -kapelle; -kerke; -man, pl. -lude, Kirchspiels-Eingesessener; -recht, Befugnis des Pfarrers; -scholer, angehender Geistlicher?

parse = perse.

parsone = persone.

part, n. 1. Teil. 2. Anteil, 3. Gerichts- oder sonst eine Partei.

partêke, sw. f.? nodabagundium, Brotschnitte (als schottelbrôt, Almosen).

parten, sw. v. teilen; bes. Beute teilen; p. an, Anteil haben an.

partenie, f. Partei.

parterie, Weinfälschung durch Mischung.

partich, zu einer Partei haltend; p. stân mit ênem, in Einvernehmen stehn; subst. Parteigenosse.

partie, -ige, f. 1. Partei, Genossenschaft, Gesellschaft. 2. Parteiung, Zwist. 3. Parteilichkeit. 4. Gerichtspartei.

partie-broder, Parteigenosse; Anführer.

partien, sw. v. Partei machen, es mit jem. halten.

partî(e)sch, parteiisch.

partîf = portatîf.

part-tal(e), Verhältnis, na p. = pro rata parte.

partzeil = parcêl.

parvos: mit p. = profors.

pas, m. u. n. Schritt, Tritt; Pass, Passage; ein bestimtes Mass, Mal, z. B. Normalmass eines Wasserstandes, der Ladungsfähigkeit oder des Tiefganges eines Schiffes, am Trinkglase markierte Abschnitte desselben, daher = pasglas; Angemessenheit, Gelegenheit, convenientia; up dat pas, bei (zu) der Gelegenheit, Zeit, damals; to oder van pas(se), in richtigem Masse, zu gelegener Zeit, bei passender Gelegenheit; to passe sîn, gesund sein; to p. maken, in richtigen Schick bringen, heilen.

pas-bort = pasport.

pâs-bret, d. i. pace-bret, das Kusstäfelchen (bei der Messe).

pasche, pāsche, sw. m., paschen, pāschen, st. m. u. plur. Ostern, in den p. auch = die Woche vor Ostern.

pasche(n), pāsche(n)-avent, Sonnabend vor Ostern; -brade, Osterbraten; -dach, Ostersonntag; de lutke p.-d., Sonntag Palmarum; -fest, Osterfest; -hure, zu Ostern fällige Miete; -kerse, -licht, geweihte Osterkerze; -lam, Osterlam; -mândach, Montag nach Ostern oder nach Palmarum? -nacht, die Nacht auf Ostersonntag; -weke, die Woche vor Ostern und die nach Ostern; -wunne, Osterfreude.

pasch(e)-, pāsch(e)lik, österlich.

pasement, (frz. passement) Borde, Einfassung, Besatz von Kleidern, Möbeln etc.; p.-maker, Bordenwirker, Posamentier.

pas-glas, ein hohes Trinkglas, das durch Reifen am Rande in Abschnitte geteilt ist.

pas-hennep, Passhanf, »der blos gebrochen, noch ungehechelt ist«. Wohl aus pars-, pers-h., von persen = boken; vgl. persehûs.

paslik, passlich, ziemlich.

pas-port, n. (frz. passe-port) Geleitsbrief. Pass, Abmusterungszeugnis der Seefahrer.

passasi(e), st. f. Passage; Seefahrt. p. dôn.

passen, sw. v. = to passe maken, angemessen machen; intrs. u. refl. passen, geschickt sein, sich eignen. passen up, auf etwas Acht geben, berücksichtigen; nicht p. up, für gering achten.

passen, sw. v. mit Acc. passieren, vorbeifahren an (von Schiffen).

passen, dat vlas; vgl. pashennep.

passenêr, Passagier.

passer, m. Zirkel.

passêren, einen Raum durchschreiten, -fahren; vorbeigehen, -fahren.

passie, sw. u. st. f. 1. Leiden; Leidensgeschichte Christi oder eines Märtyrers; de passien spelen, ein Passionsspiel aufführen, mit ênem, jem. martern, töten. 2. Leidenschaft.

passien, sw. v. martern.

passinêren, erbittern, ärgerlich machen.

pasteide = posteide.

pasternake, Pastinak.

pastor, pastôr, Pastor. pastorie, Amt des Pastoren.

pat, m. Pfad, Weg.

pate, paten, s. pote, poten.

patêne, pattêne, f. Oblatenteller, der zugleich als Kelchdeckel dient.

pater, Geistlicher; Rector eines Klosters.

pateren, sw. v. in monotoner Weise viel sprechen.

pater-noster, n. das Vaterunser; Rosenkranz, gew. aus Bernsteinkügelchen, daher p.-maker auch = Bernsteindreher und geel p.-stên, Bernstein; ein p. lank, so viel Zeit, als das Beten eines P. dauert; ein p. gulden rink, ein Ring aus goldenen, wie P.-Kugeln gereihten Stücken?

pater-stôl, halbrunder Stuhl, Lehnstuhl.

patiente, sw. m. Patient.

patriarche, sw. m., selten patriarch, st. m. Patriarch, Erzvater; P. der morgenländischen Kirche.

patrone, sw. m., selten patrôn, st. m. Schutzheiliger; Schutzherr, bes. der Ratsherr, welcher die Aufsicht über eine Brüderschaft oder Innung führt. patrone-dâch, Jahrestag des Schutzheiligen; patronen-misse, Messe am Feste und beim Altar desselben.

patrone, f. 1. Muster, Modell. 2. mit Pulver gefüllte Papierhülse.

patronêren, sw. v. nach einem Muster, einer Schablone machen, bes. malen und sticken.

patroniken-drank, l. patt.? Medicintrank aus der betonica officinalis, Betonie?

pat(t)ine, f. Holzschuh, Trippe, Pantoffel, bes. für Frauen, der hohe Frauenschuh. Davon: pat(t)ine(n)-maker; auch pattiner?

pattuffel = pantuffel.

pat-wide, s. potwide.

pausêren, sw. v. ruhen.

pavi-, pavement, n. gepflasterter Fussboden, pavimentum.

pav-, pawe-, pawe-, paulûne, sw. f. und st. n., meist p-lûn, st. m. Pavillon, Zelt; Thronhimmel, Baldachin; Zeltverdeck auf dem Schiffe; Flagge und Wetterfahne?

paves, pawes (später pawest, pauwst), Papst. p.-brêf, -bulle, päpstl. Urkunde; -dôm, -schop, pauwestie, päpstl. Würde und Herrschaft.

paves-, paweslik, päpstlich.

pawe, pauwe, sw. m. Pfau.

pawêl = padewêl.

paw(e)-, pagelûn, m. Pfau; Pfauenwedel.

pawûn? ein kirchl. Gerät in Form eines Kreuzes.

pay(e)ment = pagiment.

payen, sw. v. bezahlen (= frz. payer).

pechtenêre, Pächter.

pech(t)link, eine Leinen- oder Tuchart, pannus lini.

pecken, mit dem Schnabel picken und wegnehmen.

pedde, sw. f. Kröte.

pedden, treten; to dode p., tot treten.

pedden-stôl, Schwamm, Pilz.

ped(d)ik, m. das Mark, das Innerste, namentl. in Sträuchern, Bäumen etc.; als Zunder gebraucht = fomes; die markartige Masse in den Hörnern des Viehes.

pedeme, Kürbis, Melone.

pegel, m. ein Merk oder Zeichen in Gefässen für flüssige Sachen zur Bestimmung ihres Inhaltes (Ring, Knopf etc.), dann die dadurch bezeichnete Teilung (Hälfte, Viertel); dann überhaupt ein Mass zum Abmessen des Wasserstandes, der Grösse der Wunden etc.

pegelen, sw. v. das Mass (den innern Raum) eines Gefässes bestimmen, mit Messringen, Messknöpfen etc. versehen; messen, bes. die Tiefe eines Gewässers; de sunne p., den Stand der Sonne mit dem Peilkompass finden.

pegelinge, Messung, so der Wassertiefe, des Sonnenstandes.

pegel-kompas, Peilkompass.

peie, des Vaters Schwester (noch wangerogisch) = veie.

peigemunte = pagimunte.

peik = pêk.

peis, Friede (aus frz. paix).

peiselik, friedlich.

peisen, sw. v. peis, Friede machen.

pek, pik, Gen. pekes, n. Pech. Vgl. pik.

pêk, m. n. Langspiess, Lanze, Pike; spitzes eisernes Gerät, z. B. eine Art Bohrer, Thürangel, Krampenhaken etc.; gân in p., von Raaen, Gaffeln, wenn sie fast senkrecht aufgeholt sind (setten in p.), dass sie wie Lanzen stehn.

peke, pecke = pute. Vgl. anord. pika, dän. pige.

pek(e)-drât, Pechdraht; spött.: Schuster.

pekel, f. Salzbrühe zur Erhaltung des Fleisches und der Fische. Daher pekel-âl, p.-herink.

pekelen, sw. v. in Salzbrühe legen.

pekel-huve, Pickelhaube (d. h. ein mit einer Spitze versehener Helm?).

peken, sw. v. pichen, mit Pech überziehen; Eisenwaren mit Pech schwarz und blank färben.

pêk-staf, ein vorn mit einer Spitze (Pike) versehener Stab.

pêl, n. u. m. Tragring auf dem Kopfe der Frauen; Kopfbinde als Schmuck und Putz; Brautkranz.

pelder = pellel, Bahrtuch.

pelegerne = pelegrime? = pelegernde, pilgernd?

pelegrimacie, -mâtz(i)e, st. sw. f. Pilgerschaft; p. gân, tên, varen, wanderen, wesen.

pelegrimates, adv. als Pilger, auf der Pilgerschaft.

pelegrime, sw. m., -grîm, grim (Gen. -imes, -immes, -emes, die übrigen Casus auch unflect.), st. m. 1. Pilger, Wallfahrer. 2. fulica; eyn wis (= visch?) voghel, vel est avis nigra in paludibus morans.

pelegrimen, sw. v. Pilger sein, pilgern.

pelegrimen-hôt, galerus; -sadel, Reisesattel?

pelegrîn(e) = pelegrime; mit n auch in den Ableitungen.

pêlen = palen.

pelg(e)rim(e), pelgrem = pelegrime.

pelle? pellel, ein kostbarer (bes. roter) Seidenstoff; urspr. zum Staats- oder Kirchengewand gebraucht, dann auch als Bahrtuch bei Leichenbegängnissen.

pellen, Adj. zu pellel; Subst. n. = pellel.

pels, peltz, m. Tierhaut, Pelz; Pelzrock, Dem. peltzken. pels-deke, -dekene (?), Pelzdecke; lederne od. wollene Decke? p.-mouwe, Pelzärmel; p.-werk, Pelzwerk.

pelser, peltzer, pelster, Pelzbereiter, Kürschner.

pelter (peltêr?) = pelser, Kürschner, Pelzhändler.

pelterie, f. Pelzwerk.

pel-wulle, Raufwolle, frz. pelade?

pemesse, pemetze, peemse, Bimsstein.

pemessen, pemetzen, sw. v. bimsen.

pendisch = pandisch.

pêne, f. Strafe (lat. poena); ge-, verbêden bi p. van etc.

penitencie, f. Reue; Sacrament der Busse; kirchl. Strafe.

pennâl, ledernes Pennal zur Bewahrung der Schreibutensilien; p.-scheide, f. entweder = pennâl oder Scheide des Federmessers.

penne, f. Feder, bes. Schreibfeder (lat. penna).

penner, Salzpfannenbesitzer.

penne-wert, s. penninkwert.

pennicken, sw. v. (in einem Pfännchen rösten?)

pennik, Fench, eine Hirseart, panicum.

penni(n)gen, sw. v. zu Gelde machen, verkaufen.

penninges-budele, Geldbeutel.

penninge-schulde, -schult, f. Geldschuld.

penninge-wert, s. penninkwert.

pennink, m. Münzstück jeder Art; ein bestimtes Münzstück von verschiedener Geltung (gew. der 12. Teil eines Schillings, 1/240 eines Pfundes); Geld überhaupt, bes. so im Plural; Geldsumme.

pennink-bêr, Bier, wovon ein bestimtes 1 Pf. kostet; -brêf, Schuldurkunde; -bret, Zahlbrett; -broke, m. Geldstrafe; -drucker, Geizhals; -gelt, n. u. gulde, f. Abgaben oder Einkünfte in Geld; -krût = wylt knovelock, schordeon (teucrium scordion), auch centimorbia (lysimachia numularia)? -nagel, Nagel zu 1 Pf., der grösste eiserne Nagel; -plicht, Verpflichtung zu Geldabgaben; -rente, Geldeinkünfte, -Abgaben; -sake, Sache, welche Geld betrifft; -schulde, schult, Geldschuld; -tal: na p.-talen, im Verhältnis zum Geldwert, pro rata parte des Geldes; -tins; Geldzins; -wegge, Wecke, Brot zu 1 Pf.; -wicht(e), n. Pfenniggewicht.

pennink- (penninge-, penne-, pen-)wert, m. 1. was einen oder mehrere Pf. wert ist, Kleinigkeit; bî penning(e)werden, in geringen Quantitäten, en detail. 2. was Geldeswert hat, Verkaufsartikel, Ware.

pensen = pinsen.

pensie, (pense?), f. lat. pensio, Zahlung: Zins, Pacht, Miete, Schulgeld, Jahrgeld.

pentlik = pantlik.

pen-wert, s. penninkwert.

pepelicheit, geistliche Dinge.

pepelik = papelik, geistlich.

peper, m. Pfeffer; gewürztes Gericht, Ragout = p.-brade.

peper-gelt, Zins (Gülte) in Pfeffer bestehend; -koke, Pfefferkuchen; -kome, -komel, römischer, Pfeffer-Kümmel; -korn, Pfefferkorn; -krût, Saturei; -mole, Gewürzmühle, auch Spottname für nicht recht leistungsfähige Wassermühlen? -môs, Pfefferbrühe; -sak, Pfeffersack, auch Spottname.

peperen, sw. v. pfeffern.

peper-link, Pfifferling, ein Pilz von pfefferartigem Geschmack.

pepesche, Beischläferin eines Geistlichen.

peppeken, n. Mehlbrei für Kinder.

pep(pe)lik = pepelik.

pepper = peper.

perchem = parchem.

perde-arste, sw. m. Rossarzt; -decke, sw. f. Pferdedecke; -drenke, st. f. Pferdetränke; -hare, sw. f. härene Pferdedecke; -herde, Pferdehirte; -hût, Pferdehaut; -kop, Pferdekopf; -knecht, Pferdeknecht; -lever, Pferdeleber; -mekelêre, Pferdemakler; -melk, Pferdemilch; -mes, Pferdemist; -minte, auricula muris; -moder, -mome, Stute; -stal, Marstall; -stôt = stôt; -towe, Pferdegeschirr.

perden, sw. v. Part. geperdet, mit Pferden versehen, beritten.

perden-volk, Reiterei.

perdes-bên, Rossader (die starken Beinsehnen des Pferdes)? -hâr, Pferdehaar, juba; -snavel, welches Kraut?

pere (lat. pera), sw. f. lederne Tasche.

peregr-, s. pelegr-.

perfors = profors.

pergamên, -mein, -ment, n. Pergament.

perikel, n.? Gefahr?

pêrink, m. Wurm, Regenwurm.

perk, m. u. n. eingehegter, abgepferchter Platz, Kampfplatz.

perlament = parlement.

perle, perlen, s. parle, parlen.

perlîn, Perle; perlîn, adj. mit Perlen geziert, aus Perlen.

perment (-met, -mint), n. Pergament. p.-rulle (Rolle; Urkunde); -vinster (Fenster); -werk, Gewerk der permenter.

permenten, adj. pergamenten.

permentêrer, und -menter, Pergamentbereiter.

perneckel-stok, Gefängnis, cippus, carcer.

perne-man, Pfarrkind.

perner und perrer, st. m., perre, sw. m. Pfarrer, plebanus.

perse, parse, f. Pressung, Druck; Presse, nam. Öl-, Honig- und Weinpresse, torcular; auch = bokemole?

perse-hûs, (in Riga) wahrsch. = hennep-bokemole und dann Hanfspeicher.

persen, parsen, sw. v. pressen, nam. Öl, Honig und Wein, auch wohl Hanf (= braken u. boken), vgl. pashennep, persehûs; plätten, bügeln.

perse-stên, Pressstein (der Schneider; das jetzige Bügeleisen).

persevant, Herold, Parlamentär, poursuivant.

persik (persischer Apfel), Pfirsich; p.-bôm, Pf.-baum; -lôf, Pf.-laub.

persinge, Pressung.

persone, sw. f. Wesen, Wesenheit; Gestalt, Ansehen; Rolle im Schauspiel; sw. m. Person, Mensch; auch st. m. und personer, Geistlicher, Pfarrer (vgl. engl. parson).

person(e)lik(en), adv. persönlich, personaliter.

pers-schune, f. = persehûs.

persûn, m. = presûn.

pert, n. Pferd; spec. Hengst (in diesem Sinne auch m.)

pertie, pertenie = part-.

pertisân, Partisane.

pert-ruter, eques.

pertze, pertzen = perse, persen.

pese, f. Sehne (des Bogens), nervus.

pêse, f. = pace, Friedenskuss; de p. geven, osculum pacis dare; p.-bret, Kusstäfelchen, und p.-cruce, Kusskreuz, pacificale.

pesel = pisel.

peserik, nervus genitalis.

pessement = pas(s)ement.

pestilencie, f. Pest.

peter, Name einer Pflanze (parietaria offic.?)

peter, petter (aus lat. patrinus), Gevatter, compater; auch Taufkind, filius initialis.

peterken, Nach-, Diebsschlüssel (Dietrich).

petersilie, pettercillige, sw. f. Petersilie; p.-n-sap, Petersiliensaft; -sât, Petersiliensamen; -wortele, Petersilienwurzel.

petersimen, der spanische Wein Pedro Ximenes (Malaga).

peters-wort = duvelsbete.

petrissen-galle, Zaunkönigsgalle (petrisse = paristulus, pitrisculus, Zaunkönig).

pêtse, pêtze = pace, pêse.

peweler (pevler, peuweler), Paulinermönch; Dominikaner.

peweslik, päpstlich.

ph- steht bisweilen statt f, v; s. v-.

phisonomie, f. Physiognomik.

phu, phûch, phui, phi, Interj. des Unwillens, Ekels; mit Dat. und an; ein pfu dy an, ein garstiger Mensch.

picht(e), contentio, caedes.

pichtelik: dar wurden pichtelike degedinge, certatum est.

pickel = pekel; pickelherink = pekelh.

pidel, n. Dose. Lies pudel?

pik, Gen. pekes, n. Pech.

pik-bomen-holt, Tannenbaum-, Pechtannenholz.

pik-huve, f. Pechhaube, d. i. die Bestreichung des kahl geschorenen Kopfes eines Verbrechers, der gehenkt werden sollte, mit Pech; dann wurden Federn darauf gestreut.

pik-vat, Pechfass, Fass mit Pech.

pîl, m. Pfeil; Pfeilspitze; eine Art Nägel.

pîl? pile? Haufen, Stapel.

pîl-dop, Pfeilspitze mit Tülle? Bolzenspitze oder -nuss?

pîl(e)ken-tafel, eine lange Spieltafel, auf welcher man mit Kugeln spielt, eine Art Billardtafel, Beilketafel.

pîl(e)re, pilar, m. Pfeiler, Säule; aufgestapelter (pfeilerförmiger) Haufe.

piler-misse, Messe, die am Pfeiler (Ggs. am Hochaltar?) gelesen wird? p.-pape, Geistlicher, der sie liest?

pilgen = pilligen.

pilgreme, pilgremase, s. pelegr-.

pîl-hauwe, sw. f. Spitzhacke, -haue.

pîl-kare, Karre für Pfeile.

pîl-koker, Köcher für Pfeile.

pil-krôch, kleine Schenke, cauponula?

pille, sw. f. Pille, als Medicin.

pilligen und pillieren (ê?), sw. v. berauben, plündern (frz. piller); überh. plagen, bedrücken.

pilote, Steuermann; Lootse.

pîl-ruche, wahrsch. Pfeilschwanz, Stechroche.

pîl-sticker, Pfeilschäfter, welcher die Pfeilspitze an den Schaft steckte, befestigte; bildl. Anstifter.

pîl-tên, der hölzerne Pfeilschaft, mhd. zein.

pils, s. pels; pilser, pilsmaker, s. pelser.

pilterie = pelterie.

pin, Pinne, Nagel, Pflock, Zapfen; Schusterzweck; Pfriem, Schusterahle.

pinakel u. pin-appel, pinnaculum, Turmspitze, bes. der Knauf.

pinasie, Spinat.

pîn(e), f. 1. Pein, Schmerz, Qual, bes. Folter. 2. Strafe.

pinen, sw. v. peinigen, quälen, foltern; intrs. u. refl. sich abmühen, sich anstrengen, arbeiten.

pine(n)-bank, Folterbank.

piner, (ndl.) Arbeiter.

pinese = pinasie.

pingesten, pingsten = pinxten.

pinich, peinigend, streng.

pinigen, sw. v. peinigen, foltern; bestrafen.

pinke, f. eine Art Schiff, navis speculatoria.

pinke-panken, taktmässig mit dem Schmiedehammer schlagen.

pinkesten, ältere Form für pinxten.

pînlicheit, Qual, Drangsal.

pînlik, peinlich, schmerzhaft; adv. pînliken; pînlike klage, sake, bei der es an Leib und Leben geht (van misdât; Ggs. borgelike efte civile, van schult).

pinnâl = pennâl.

pinnas, n.? Pinasse, eine Art Schiff.

pinne = pin.

pinnik-âl, vgl. nndd. pinnken, Aale von mittlerer Grösse.

pinsel, Pinsel.

pinsen (pensen) u. pinselen, sw. v. (frz. penser), denken, nachdenken.

pinsinge, Nachdenken, Meditation.

pîn-stake, m. Fussblock für Gefangene.

pin-su(w)el, Schusterahle.

pint, m. männliches Glied, penis; pintader, verenda.

pinte, f. Pinte, Mass für Flüssigkeiten (¼ Quart).

pîn-vellich, strafbar.

(pinxte), sw. f., öfter m. od. pl. pinxten, Pfingsten; twischen p. unde paschen steht auch für tw. paschen u. p.

pinxt-, seltener pinxte-, pinxten-avent, Sonnabend vor Pfingsten; -dach, -fest, Pfingsten; -gilde, Gesellschaft, welche Pfingsten durch Maifahren, Vogelschiessen etc. feiert, auch diese Feier; de p.-hilligen dage, Pfingstfeiertage; -schot, zu Pfingsten fällige Steuer; -weke, Pfingstwoche.

pinxter, pinxteren, Pfingsten.

pinxter-achten, die Pfingst-Octave; -avent; -blome, convallaria bifolia; -dach.

pione, sw. f. paeonia officinalis, Paeonie, Gichtkörner; pionenkorn; p.-wortele.

pip, m. Pips, Zipf; der Schnupfen der Vögel, bes. der Hühner; auch als Krankheit der Menschen (de spânsche p.).

pipe, sw. f. Pfeife, Röhre; Luft- und Speiseröhre; penis; Röhrknochen; Brunnenröhre, überh. jede Wasserröhre; Röhre am Ofen, in Badestuben, in Pulvermühlen (= kolepipe?), an der Kanne, am Handfass (Gussröhre, Tülle); Kelchröhrchen; Leuchterhals; schmaler Graben zur Be- oder Entwässerung (Siel); langes, schmales Fass, bes. für Öl und Wein; das Spulröhrchen in der Weberei; Orgelpfeife; Flöte, überh. musikalisches Blasinstrument; Rohr, Riet?

pîp(e)-grove, f. Abzugsröhre, -graben.

pipen, st. u. sw. v. pfeifen, von Mäusen, Vögeln; ein Blasinstrument (pipe, horn etc.) spielen; jammern, winseln.

pipen, sw. v. küssen.

pipen-bên, Röhrknochen (des Beines).

pipen-born, Röhrbrunnen, laufender Brunnen.

pipen-, pîp-holt, Holz zu Wasserröhren; die Wasserröhren.

pipen-maker, Verfertiger von Blasinstrumenten? Bohrer von Brunnenröhren?

pipen-water, Röhrenwasser.

piper, Pfeifer, überh. Spielmann.

piper, ein am Vorderende offenes Fährschiff.

pip-harink, beschädigter Hering? oder pîp-h., ohne Rogen oder Milch?

pîp-kanne, Kanne mit einer Ausflussröhre.

pîp-osse, ein ungewöhnlich grosser Ochse, den die Schlächter (um Ostern oder Pfingsten) durch den Ort herumführen.

pîp-oven, Röhrofen; Heizvorrichtung unter dem Fussboden zur Erwärmung mit heisser Luft, z. B. in Badestuben.

pip(p)auwe = papenplatte, leontodon tarax. (auch: Hundsblume, Lungwurz, palla marina).

pippele = poppele, malva.

pippich, mit dem Pips behaftet.

pippink, englischer Goldapfel.

pîp-stên, »Stein zu den Feuerungs-Kanälen der Kalkröse?«

pîr-âs, Pier-aas, d. h. Regenwurm als Aas (Köder) an der Angel. Vgl. pêrink.

pisel, pesel, m. (eig. Arbeitsraum, pensale, der Weiber und deshalb heizbar) ein heizbares Gemach, estuarium; die grosse Stube, Staatsstube.

piscine, st. f. Fischteich, überh. Teich.

pisse, Urin, Harn.

pis(se)-becken, -pot, Nachttopf; -hûs, -stein, -trechter, -winkel, Pissoir; -vat, Harnglas, urinale; -water, Urin.

pissel, (lat. piscellus, pisellus) Mörserkeule.

pissen, sw. v. harnen.

pistel = epistel.

pit (pitte), Mark, Kern, nucleus; Kraft, Stärke.

pit (pitte) = pint.

pitancie, (mlat. pitancia) eine bestimmte Portion von Lebensmitteln (an Klöster, Ordensbrüder etc. verteilt).

pitzêr, n. Petschaft (auf dem Siegelring); p.-rink, Siegelring; p.-snider, Graveur.

pi(t)zigen, sw. v. zupfen, kneifen.

placebo (lat.) seggen, spreken, dôn, um zu gefallen (dorch gunst) reden, handeln, wie ein anderer es wünscht.

plach-sede = plechsede.

placke, eine kleine (flämische) Münze.

placke, sw. m. 1. Stück e. Ganzen, Lappen, Fetzen. 2. (Schmutz)fleck, Mal.

placken, sw. v. 1. placken machen, flecken, mit Kalk, Lehm etc. bekleiben. 2. einzelne Schüsse abgeben, vereinzelt unordentlich schiessen.

plackenewe? eine (holländ.) Münze.

plackerie, Plackerei, Belästigung.

plackich, placken habend, fleckig.

pladder-vat, Schwätzer, balatro, vaniloquus.

plad(d)eren, sw. v. plappern.

pladeren, sw. v. ausbessern, flicken? mit Rasen belegen?

pladêren, sw. v. plaidieren, einen Rechtsstreit mit jem. haben.

pladêringe, Rechtsstreit, Prozess.

pladern, aus Flader (Ahornholz), acernus.

plader-nap, Napf, Becher aus Ahornholz.

plage, f. = plege, Pflege; die Pflicht der Instandhaltung von Gräben und Deichen in der Marsch.

plage, f. Plage, bes. von Gott verhängte: lues, pestilencia; Bedrängnis, Kampfnoth, clades.

plage-gelt, eine Geld-Auflage in der Marsch zur Instandhaltung von Deichen und Wasserlösungen.

plagen, Deiche und Wasserstrassen bessern.

plagen, sw. v. plagen, quälen.

plagere ofte vulmechtige, ein Beamter; l. plegere?

plagge, sw. f. Fetzen, Lappen; Plur. vestes attritae.

plagge? sw. m. = plugge, Pflock, Zapfen.

plagge, f.? platter, dünner Rasen, Moor- oder Heidescholle, hauptsächlich zum Brennen oder Düngen gebraucht.

plaggen, sw. v. Erd-, Heideschollen hauen.

plaggen-sichte, n.? Querhacke, um Plaggen zu hauen.

plaggerie = plackerie.

plaghe? holländ. Münze (l. plagke = placke?)

plaie, eine Waffe: kurzer, breiter Degen?

plak-schult = plukschult.

plamen = planen.

plân, m. freier, ebener Platz (in der Stadt; im Felde zu ritterlichen Übungen); Kampfplatz, Wahlstatt; überh. Ebene und jeder ebene Raum.

plane, sw. f. lat. plana, ein eisernes Instrument zur Bearbeitung (Schabung, Glättung?) des Pergaments; Instrument zur Planierung der wächsernen Schreibtafeln?

planen, planieren, ebenen, z. B. das Wachs der Schreibtafel; austun, auswischen.

planêren, glätten, schlicht machen; polieren.

plank, m. Streit, Zank, Zwietracht.

planke, f. Planke, Bohle, bes. Pallisade, vallum. Plur. jede Einfriedigung durch Bretter, z. B. eines Hofes, die hölzerne Befestigung der Städte und Burgen; seltener die Verschanzung auf dem Schlachtfelde.

planke, f. ein Flüssigkeitsmass, ein ½ Nössel.

planken, sw. v. mit Planken einzäumen, contabulare, vallare.

planken-gelt, Gerichtsgeld (planke als Gerichtsschranke?).

plans, m.? und plansinge, f. Tanz, Jubel, Jauchzen.

planse, f. ungeschlagen Silber, das noch in einer Plantsche (Barre, Stange) ist, frz. planche.

plansen, plantzen, tanzen? jubeln, jauchzen.

plante, f. Pflanze.

planten, sw. v. pflanzen, auch bildlich.

plantinge, Pflanzung, auch bildlich.

plas? ein Pfluggerät? Vgl. ploshamer.

plas, m. Platz, Stelle; öffentlicher Platz, Strasse.

plas, m. Unruh, Zank, Streit; verdriessliche Umstände, Not; to plasse bringen, in Ungelegenheiten bringen; to p. komen, in Ungelegenheiten geraten; plas-bove, -meker, Aufrührer, Friedensstörer.

plasken, sw. v. plaschen, plätschern.

plâster, n. 1. Pflaster, emplastrum. 2. Strassenpflaster, plastrum.

plâsteren, sw. v. pflastern; als Pflaster auflegen.

plat, platt, nicht erhaben; von Münzen: nicht hohl?

plat, adv. schlechterdings, gänzlich, geradezu.

plate, f. 1. Platte, bes. plattgeschlagenes Metall, als Schmuck, Schüssel, Werkzeug der Steinhauer (lat. celtes?). 2. die eiserne Brustplatte, Brustharnisch, thorax, Harnisch überh. 3. Sandbank im Fluss oder Meer.

plate-maker = d. folgend. Wort?

platener, Plattner, Harnischmacher.

platen-harnasch, Plattenharnisch; -kopper, Plattenkupfer; -sleger, -slager, Harnischmacher.

plater-spil, Dudelsackspfeife.

plat-gescherre, Rüstung, arma lēvia.

plat-link = plattener.

platte, f. 1. (= plate?) Metallplatte? Schnalle? als Schmuck. 2. Tonsur des Kopfes.

platten, sw. v. mit einer Tonsur versehen.

plattener, tonsurierter Geistlicher, Mönch.

plattêr, n. (tiefe) Schüssel.

plat-werk: brêt p., flaches Tafelbild.

plâtse, plâtze, f. Platz.

plaus, plausen, plausinge: lies plans etc.? s. daselbst.

plave, plaue: lies plane? s. plane.

plechaft, plechlik, s. plege-.

plech-sede, m. f. Sitte, der man pflegt, Gewohnheit.

plechtich und plechtlik, gewöhnlich; adv. plechtliken.

plecke, f. Stelle, Platz; Flecken, Mal.

pleden, Hefe, murca (fex olei inferior).

plege, st. f. 1. Pflege, Besorgung. 2. Gewohnheit, Sitte. 3. Abgabe, Zins, Pacht, (jährliche) Leistung an Geld oder Dienst.

plege, pflichtig = plegende.

plege-, plechhaft, -haftich, zu plege verpflichtet, zinshaft.

plege-, plechlik, gewöhnlich, üblich, herkömmlich; plegelike jare, die (üblichen) Jahre der Mündigkeit; adv. plegeliken.

plege-molle, Mulde für die plegeslude.

plegen, st. (selten sw.) v. 1. mit Gen. (selten Acc.) pflegen, mit einem oder etwas zu thun haben, sich dauernd womit befassen, sorgen wofür; mit einem Subst. oft nur einen Verbalbegriff umschreibend; rechtes (richtes, recht) plegen, vom Richter: Rechtspflege üben, Recht sprechen; vom Kläger und Beklagten: sich auf ein gerichtliches Verfahren einlassen, zu Gerichte stehen, sich zu Rechte stellen, den Rechtsweg betreten; mit Dat. d. Pers. und Gen. d. Sache, wofür sorgen, liefern, reichen, womit dienen; mit Inf. (mit und ohne to) gewohnt sein. 2. plege gegen jem. haben, zu (Dienst- oder Geld)leistungen verpflichtet sein. – In der Bedeutung »pflegen = warten« (als sw. v.) erst in späterer Zeit.

plegen und plegende (Prtcp.), pflichtig, schuldig.

pleges-arbeit, die Arbeit des Maurerhandlangers.

pleges-knecht = plegesman.

pleges-man, 1. der einen andern verpflegt; jur. Vertreter. 2. der einem andern (Maurer, Steinbrücker) »zupflegt«, ihm Materialien reicht, Handlanger.

pleges-vrouwe, Pflegefrau, Pflegerin.

pleges-werk = plegesarbeit.

plegich, (üblich), zu leisten schuldig.

pleie, f. eine Art Schiff.

pleise (plois?), Lasche des Schuhes?

pleit, m. Rechtsstreit, Prozess.

pleit-bôk, Prozessbuch, -acten.

pleite, f. Schiff mit plattem Boden.

pleiten und pleitêren, sw. v. einen Prozess führen, prozessieren.

pleit-sake, Gegenstand des Prozesses; Prozess.

plengen, sw. v. mischen, rühren, durch einander mengen; Streit, Hetzerei erregen, aufrühren; betrügen, belügen, täuschen.

plenger, der »aufrühret«, verhetzt.

plengunge, Mengung; Aufrührerei, Anzettelei.

plenkede, n. Plankenzaun.

pleppen, sw. v. schwatzen; plepper, Schwätzer.

pleske, f. Versamlung (des Rates, der Gilden etc.)? vgl. pletze.

plessicke? Bezeichnung eines Pferdes (Füllen: ein rot, braun, schwarz pl.)

plet, Lappen von Leinen oder Tuch.

plêten = pleiten.

pletener = platener.

pleteren, sw. v. schwatzen, plappern, plärren.

pleterie, Geschwätz, Plauderei.

pleter-vat = pladdervat.

pletten, sw. v. plätten, platt machen; als techn. Münzausdruck; worpele p., Würfel betrügerisch hinsetzen, statt sie zu werfen.

plettener, der eine Tonsur hat.

pletz, Lappen, Stück Tuch; eine Sorte groben Tuches.

pletze, f. Versamlung der Gilde? Gildenhaus?

pletzen, sw. v. (lies plotzen?) einschneiden, schlitzen.

plicht, f. 1. sittliche und rechtliche Verbindlichkeit, Pflicht; Teilnahme, Gemeinschaft; bi pl., pflichtgemäss; na siner pl., standesgemäss. 2. Leistung, Dienst; Zins, Abgabe (wozu man verpflichtet ist); Gehalt, Lohn.

plicht, f. das Verdeck des Hinter- und Vorderteils eines (kleinen, sonst offenen) Fahrzeuges.

plicht (= plichtet), verpflichtet, verbunden.

plicht-anker, Anker, der auf der plicht liegt, Notanker.

plicht-dach, Gerichtstag und zwar der entscheidende.

plichten, sw. v. 1. eine plicht mit jem. eingehen, sich verbindlich machen, sich verbinden. 2. verpflichten.

plichte-nôte, sw. m. Pflichtgenosse, Einwohner einer Stadt, der ohne Bürgerrecht, aber zu Pflichten, Leistungen verbunden ist.

plichtes = plichtich.

plicht-garde, n. Pflichtgerte, Peilstange auf flachem Wasser.

plichtich, m. Gen. verpflichtet, zu leisten oder zu tragen schuldig, unterworfen.

plichtinge, Verpflichtung, Schuld.

plichtlik, 1. wozu man verbunden ist, schuldig. 2. was man zu thun pflegt, üblich. adv. plichtliken.

plicht-sede = plechsede.

plicht-willich, willig zur Pflichtleistung.

plien (ndl.) = plegen, pflegen; Ptcp. geploen.

pligen an de natelen (Kompass?), genau steuern? = plegen? = engl. to ply?

pliggen, sw. v. würfelspielen? plicghen eder dobelen.

plink, n. = planke, hölzerne Einfassung, Zaun.

plinken, sw. v. blinzeln.

plôch, plûch, gew. f., selten m. Pflug; Erwerb, Lebensunterhalt.

plôch-barde, f. Pflugeisen? Pflugbeil? -bengel, Pflugknecht, Bauersmann; -boker = -stoker; -cap? ein Schmiedsgerät? Teil des Pfluges? -holder, Pflughalter = Pflüger; -isern, Pflugeisen, -messer, auch wol Pflugschar; -kîl, Pflugkeil (von Holz, zur Befestigung der Eisen im Pfluge?); -klamme = -kîl? -knecht, Pflugknecht, Arbeiter am Pfluge; -kolter, n. Pflugmesser; -lank, Pfluglänge; -lant, Ackerland; -maker, Pflugmacher; -pert, Pflugpferd; -quik, Arbeitsvieh, Pferde oder Ochsen; -rat, Pflugrad; -schar(e), Pflugschar; -schat, Zins oder Abgabe, nach der Anzahl der Pflüge berechnet; -seke, Pflugsech, -eisen; -sole (-sale), sw. f. Pflugschar; -stake, sw. m. = -stoker; -stert, m. Pflugsterze, Handhabe des Pfluges; -stoker, m. Pflugstock, um die sich an die Pflugschar hängende Erde abzustossen; -tît, Zeit des Pflügens; -verste? (von Eisen?); -vrede, öffentliche Sicherheit des Ackerbaues; -wede, sw. f. Pflugweide (wie sie zum Binden am Pfluge gebraucht wird); -welle? (von Eisen); -werk, mit dem Pfluge bearbeitetes Land, Ackerland; Ackerbau.

plôchlik, pflügbar, arabilis.

plogen, sw. v. pflügen. ploger, Pflüger.

ploien, sw. v. falten, plicare.

ploiten (?) = pleiten.

plok, Untervogt, Gerichtsdiener.

plomp = plump.

plos-hamer, ein Schmiedsgerät? zum Pfluge gehörig? vgl. plas.

plotern, armselig, schlecht?

plotze, plosse, ploscze, f. Plöze, ein Fisch, gubea, albea.

plotze, sw. m. breiter, kurzer Degen (oder Messer).

plotzen, mit dem plotzen schneiden.

plotzliken = plutzich.

plucke, Pflück, Flocke, floccus.

plucke-lôn, Pflücklohn.

plucken, sw. v. pflöcken, festkeilen.

plucken, sw. v. 1. pflücken, zausen; bildl. peinigen, berauben. 2. im Kleinhandel verkaufen.

plucke-tungen, sw. v. jem. verleumden.

plucke-vinken, s. vinke.

pluckinge, Kleinhandel, Hökerei.

pluderen, sw. v. plappern.

plugge, sw. m. hölzerner Nagel, Zapfen etc. = pluck; bildl. Dummkopf.

pluggen, sw. v. mit einem Pflock verstopfen, auch = plucken, deplumare.

pluk (plok), flect. pluckes, m. Pflock, zum Befestigen oder zum Verstopfen.

pluk-gelt, Geld für Kleinigkeiten, Sporteln, Taschenpfennig; -pennink = p.-gelt; -schult, kleine Schuld, debita minora; -visch, gehackter Stockfisch; -voget, der Vogt, der Schulden eintreibt, Gerichtsdiener; -wise, in kleinen Raten.

plumasie, Feder-, Flaumküssen, plumacium.

plumbête, st. m. lat. plumbata, Bleikolbe.

plume, f. Pflaume; plûm-bôm, Pflaumenbaum.

plume, f. Flaume, Flaumfeder; Federbusch.

plumen, sw. v. federn, von Flaumen, Fäserchen reinigen.

plumen-alûn, Federalaun.

plumen-bedde, Flaumbett.

plumen-striken, sw. v. Flaumen, Fäserchen absuchen oder ablesen; bildl. schmeicheln.

plumen-striker, Flaumenstreicher, Federleser; bildl. Schmeichler.

plûm-kussen, Flaum-, Federküssen.

plump, lautmalende Interj.; Subst. schallender, schwerer Fall.

plump und plumpich, massig; nicht scharf, stumpf; bildl. unfein, grob, dumm.

plumper, 1. = pumper. 2. ungebildeter Mensch.

plump-kule, f. 1. = pumpekule. 2. Kriegswaffe.

plunde, sw. m. und st. f. (gew. im Plur.) allerlei kleines Hausgerät, bes. das verbrauchte und abgenutzte, Gerümpel, vor allen von Kleidern, Bettzeug, etc., Lappe, Lumpen, z. B. in der Papiermühle.

plundeke, scortum.

plunde-, plundeken-, plunder-market, Markt, wo Gerümpel, alte Kleider etc. verkauft werden, Trödelmarkt.

plunder, plonder, was man geplündert hat, Raub.

plunderen, sw. v. plündern.

plunder-ware, f. allerlei kleines Hausgerät, bes. Kleidungsstücke (als Gegenstände der Plünderung, des Raubes).

pluserie und plusinge, kleine Waaren; allerhand Plunder, wertlose, nichtsnutzige Sachen; Abfall.

plûsteren, sw. v. zerzausen, durchwühlen; plündern.

plûsterich, zerzaust, verworren; aufgedunsen.

plûster-ware = pluserie.

pluteren, sw. v. streiten? ein Spiel?

plutzich, meist plutz-, pluslik, plötzlich.

pobel = popel.

pochratt, am rustwagen: wahrsch. Verdeck, Schutzdach; mhd. pogrot. Aus dem Slavischen? vgl. pogarde.

pocke, poche, f. Blatter, Pustel; im Plur. die Blatterkrankheit; de walschen pocken, Syphilis; Beschlag auf Bücherdeckeln, Doppe.

pocken, sw. v. die Pocken haben.

pock(en)-arste, Arzt für Pocken- oder Syphiliskranke; pocken-hûs, Hospital für solche.

pockesch, mit Pocken behaftet.

podagel, -ger, -gen, -gern, m., seltener f. Podagra, (Fuss)gicht.

podagelsch, mit Podagra behaftet.

podderen, sw. v. dreinhacken, Einwendungen machen.

podderinge, Gegensprache, Einwendung.

pofel = popel.

pofoise, sw. f. ein grosser Schild, unten mit einer oder mehreren Spitzen, mittels deren der Träger ihn als Schirmwand auf den Erdboden stellen konnte, frz. pavois, ital. pavese.

pogarde, sw. f. Gefängnis (in Nowgorod). Vgl. pochratt.

pogen, sw. v. sich bemühen, sich anstrengen; auch refl.

pogge, f. und m. Frosch.

poggen-kuller, Froschlaich; -mole, Spottname für eine kleine Wassermühle; -pôl, Froschpfuhl; -raf, Froschlaich; -stôl, Erdschwamm, boletus, fungus.

pogribbe, sw. f. »Keller, Verliess, vom russ. pogreb.«

poinson, frz. poinçon, Fass, Ohmfass.

poiter, ein unkeuscher Mensch, Bube; Taugenichts.

pôk, m. Geschwätz, Schnack, Scherz.

pôk, m. Dolch, Dolchmesser, pugio.

poken, sw. v. sprechen, schwatzen, kosen, scherzen.

poken, sw. v. stechen (mit dem Messer).

po-kersen (?), cerasa magna, dulcia, primo matura.

pok-narich, pockennarbig.

pôl, pûl, m. Pfuhl, Vertiefung mit Wasser gefüllt; stehendes, unreines Wasser, Schlamm.

pol, flect. polles, m. Kopf, Spitze; von Bäumen: Wipfel.

pōl, st. m. und pole, sw. m. Pfühl, pulvinar.

poldanit, eine Art Segeltuch.

pole, Schote, Hülse.

pol-ende, Zopfende (des Baumes).

poles havere, siler montanum; in der Volksarzneikunde: semen seseleos (Früchte von laserpitium siler L.).

pol-exe, Axt, Streitaxt, rumphea, bipennis.

pol-holt, das Holz der Baumwipfel, Zweige.

polich, pfuhlich, unrein.

policie (polici, pollicie), f. Sorge für öffentliche Ordnung und Sicherheit.

polleie, pollêge, Polei, pulegium, juliana.

polleie (-leide, -leige, -leine), f. Winde, Haspel, namentl. Brunnenwinde, girale, frz. poulie.

polleien-blok, Windeblock.

pollêren, polieren; bildl. beschönigen.

polmât = palmât.

polm(e)te = pulmet.

pôl-richter, Gemeindebeamter, der bes. die Abwässerung eines gewissen Bezirks beaufsichtigt.

polte = bolte, Keule oder Lende eines geschlachteten Viehes? = nndd. palte, pulte, Stück Fleisch?

poltener, s. paltener.

polterie, Unruhe, Verwirrung, Lerm.

polter-lappen, s. palterlappen.

polter-passie, de p. spelen mit jem., d. h. ihn durchprügeln.

poltken, Kahn, linter.

pol-, pulwant, maceria, materies. Entstellt aus fulment, Fundament? lies palwant, Pfahlwand?

pomagarnât, (aus pomum granatum) punica granatum L.

pomes, poimes = pemesse; pomesen = pemessen.

pomet, ein Kleiderstoff.

pomperie, pompêringe, Pomp, Pracht.

poneis, (mhd. puneiz) stossendes Anrennen auf den Gegner; auch Name einer Belagerungsmaschine: Sturmbock?

ponz-man (= pontsman), Fährmann. Vgl. punte.

popel, m. das niedrige Volk, Pöbel.

popersch, pop(p)eringesch, aus Poperinge, Stadt in Westflandern.

pop(p)ele, f. altea; malva; poppelen-blome, -krût.

pop(p)elen, eine Art Pelzwerk, z. B. zu Schilden.

pop(p)elsie, f. Apoplexie, Schlag, Schlagfluss.

poppe, f. Puppe, puppa; kosende Anrede; poppen-maker, Puppenfabrikant; -werk, Spielerei, kindisches Thun.

poppele, poppeleone, popplion(i)e, f. Pappel; poppelen-bôm, dass.; -salve, Pappelöl.

poppîr, n. = pap(p)êr.

porcêl, n. = parcêl.

porcie, f. Portion, Anteil.

pork, Schnittlauch, porrum.

por-lôk, allium porrum L.

porren, porringe = purr-.

pors, m. Pors, Myrtenheide, myrica gale; auch ledum palustre?

porrasie = burrasie, Boretsch, borago off.

porte, f. Pforte; auf Schiffen: Öffnung an der Seite des Schiffes unten im Raume; Stadttor, daher: in den porten, in der Stadt; de porten soken, die Stadt verlassen; im Ndl. steht der Sing. auch für die Stadt selbst; bildl. Eingang, Zugang.

portatell? Sänfte?

porta-, portitîf, portifiken, eine kleine, tragbare Orgel.

Portegal, Portugal; scherzhaft: heimliches Gemach, After (porte, Afteröffnung).

Porte-, Portugaloser, -loyser, einer aus Portugal; eine Goldmünze (21 carols-gulden; 11 ducaten).

portêke(n) = partêke.

portener, Pförtner, Thorhüter.

porter, (ndl.) Bürger.

port-hûs, Pfortenhaus, d. i. Befestigung, Turm an der Zugbrücke.

portik, m. Vorhalle, Kreuzgang der Kirche.

port-isern, n. Thoreisen, d. h.? entst. aus pertisân?

port-recht, Bürgerrecht? Thorrecht? sîn p. krigen, sein Teil bekommen.

portziel = parcêl.

pose, f. Ruhe, Weile, Zwischenzeit unter der Arbeit; bi posen, in Intervallen; wechselnder Fieberanfall.

posen, sw. v. pausieren.

positîf, n. eine kleine (tragbare) Orgel.

posse = pusse.

post, m. Pfosten, Thür-, Fenster-, Pumpenpfosten; Stein (grosser und starker Ziegel) zu den Fensterpfosten (posten-stên).

post = pors.

post, m. Postreiter, (reitender) Bote.

posteie, posteide, f. Bastei, Bollwerk.

posteide, postei(g)e, f. Pastete (aus mlat. pastata).

posteiden-becker, -backer, Pastetenbäcker; -koste, f. Hochzeit, bei der Pasteten aufgetischt wurden, Hochzeit erster Klasse; -vat, Pastetennapf.

postolêren, sw. v. eine Salbe, ein Pflaster mit dem Pastell streichen?

postulatus-gulden, eine Goldmünze (seit 1440 von dem postulierten Bischof Rudolf von Utrecht geprägt, später auch von andern geistlichen Herren; wegen ihres schlechteren Gehalts vielfach verboten). Andere Formen sind: postulât-, postulâts-, postulatien-, postulaten-, postulatische g.

pot, put, m. Topf, bes. ein irdener; Ofentopf in den Kachelöfen; als Mass für flüssige Dinge, sextarius, etwa eine halbe Kanne.

potasie, pottagie, f. Zukost, Gemüse, Gemüsesuppe, potagium.

pot-backer, der irdene Töpfe macht.

pote, Pfote, Tatze.

pote (potte, pate), m. f. Setzling, junge Pflanze, Pflänzling, junger Zweig.

poten (potten, paten), sw. v. Pflänzlinge setzen, pflanzen.

pote- (pate-)rîs, Pfropfreis, Setzling.

potestât, st. m. und -e, sw. m., ital. podestà, Stadthauptmann.

pote-velt, plantatorium, Baumschule.

pot-gêter = gropengêter; Töpfer.

pot-harst (-hast), m. Topf-Braten, in kleine Stücke zerschnitten od. gehackt.

pot-huve, Topfhelm.

potinge, patinge, Pflanzung.

potke, Dem. zu pot.

potker und pot(te)-maker, Töpfer.

pot-pastele, minutal = pluckevinken.

pot-schart, n. Topfscherbe.

pot-sucker, e. Art schlechteren Zuckers? Puderzucker?

potter, Töpfer.

potterie, Töpferei.

pot- (pat-)wide, f. Weidensetzling.

pouwe, Pfote, Klaue?

povel, das gemeine Volk.

pover, arm, frz. pauvre.

powst-werk? Frohnfuhre?

pracher, Bettler.

pracheren, betteln; trs. erbetteln.

pracherie, Bettelei.

pracher-mantel, Bettlermantel; -pracht, ärmlicher Prunk; -voget, Bettlervogt.

pracht, m. und f. Pracht, Herrlichkeit (a. d. Hd.).

pracke, Stachel (an Pflanzen?).

practicêren, handeln, in Ausübung bringen; als Arzt practisieren; durch practiken durchsetzen; auch: überlegen, einen Entschluss fassen?

practike, f. Praxis, Ausübung; betrügerischer Kniff, im Pl. Ränke.

practikisch, schlau, hinterlistig, betrügerisch.

prafât, n. = privâte.

pral, schön, prächtig, stolz.

pral und prâl (flect. prales), m. Prunk, Pracht, stolzes Gebahren; festlicher Aufzug, Festlichkeit; Schall, Lerm.

pralen, sw. v. prunken, stolzieren, prahlen, sich rühmen, laut sprechen.

prallink, m. Hode, Testikel.

prâl-sacht, eine Art Haartuch, aus Haaren und Garn (eig.: prahle mässig! weil nur halbecht).

prâm, m. ein flaches Fahrzeug (ohne Kiel), bes. zum Transport schwerer Güter auf Flüssen; als Leichterschiff, Fährboot, schwimmendes Blockhaus.

prame, sw. f.? = prâm.

pramen, sw. v. pressen, drücken (prame, pressio, postomis).

prâm-gelt, eine Ausgabe bei der Schiffsentlöschung durch Leichterprahme, verschieden von der Prahmfracht; -holt, auf Prahmen angeführtes Brennholz; -hure, Miete für einen Prahm; -kerl vel scuteman, Führer von Leichterprahmen.

prampêr, Schall, Lerm, Tumult.

prampêren, sw. v. Lerm machen, tumultuieren.

prange, f.? Pfahl, Stange (um zu hemmen oder zu fesseln); Maulklemme, postomis; Fang in der Mühle; überh. Klemme, Einengung.

prangen, sw. v. jem. einengen, mit ihm ringen, kämpfen, streiten, urgere, luctari.

prangen, sw. v. prangen, prunken.

pranger = prankmaker.

prank, m. (Einengung?) Kampf, Streit, Zank, Krieg, Drangsal, Leid.

prank, m. Gepränge, Prunk.

prank-maker, Unruhe-, Kriegsstifter.

pras, m. = bras, Schmauserei, Prasserei. (a. d. Hd.)

prassûn(e), f. = presûne.

prâst = pravest, provest, Propst.

praten, reden, schwatzen.

pratelen = protelen, schwatzen, plappern.

pratte, Trotz, Eigensinn.

pratten, trotzen, reizbar sein, maulen.

prattich und prattisch, pratsch, eigensinnig, protzig, trotzig, maulend, launisch.

pravant = provant.

prebende = provende, Präbende.

prebendeir, præbendator, præbitor (d. h. der die Präbenden austeilende Domherr)?

pred(d)eken; pred(d)eker etc. = prediken etc.

predigate; predigen; predeger; predeginge; predege-, predig-stôl = predikate etc.

predikacie, f. Predigt.

predikante, sw. m. Prediger, bes. der evangelische; predik-ampt, dessen Beruf und Stand.

predikât und predikate, f. Predigt.

prediken, sw. v. predigen.

prediker, Prediger; Mitglied des Prediger- (Dominikaner)ordens.

predikie und predikinge, das Predigen, die Predigt.

predik-stôl, 1. Kanzel. 2. Klappstuhl, Faltstuhl, sella plicabilis.

predinge, f. Predigt; predingen, predigen.

prefate = private.

prekate, zsgez. aus predekate.

prekel, m. jedes stechende Ding, Stachel, Stocher; = pricke, Werkzeug zum Aalfange.

prekel-bôm, hölzerne Stange oder Stock mit eiserner Spitze, mit dem man die prikkel- oder prekelsleden auf dem Eise forttreibt.

prekelen, sw. v. stechen, stacheln.

prekelinge, das Stechen.

preken, zsgez. aus predeken; preker = predeker; prekinge = predekinge.

preken, syn. mit prunken.

prelate, sw. m. höherer Geistlicher; sein Amt: prelatûr, f.; Adj. prelatisch; prelaten-penninge, ein Einkommen der Domherren.

prellen, supplantare.

prellinge, f. Spannung; Widerstoss.

prême, sw. m. = prên.

premese (premtze, premmisse), Maulholz, Maulkorb, »Bremse«, postomis.

premsen, premtzen, sw. v. das Maulholz anlegen, bremsen.

prên, st. m. u. prêne, sw. m. ein spitzes, stechendes Ding, Pfrieme, besonders Schusterahle.

prente, f. und prenterie, Buchdruck.

prenten, sw. v. drücken; drucken; auch = schreiben.

prenter, Buchdrucker.

preparament = missewant, Messgewand.

presant, Präsent, Geschenk.

presencie, Geldzahlung für Mitwirkung beim Chordienst.

presencioneir, præsentionarius, Geistlicher, welcher die presencien verteilt.

presentacie, Recht zu einem Amte, einer Vicarie, Pfründe jem. vorzuschlagen.

presentêren, vorzeigen; sik p., sich vor-, darstellen.

present-provene, f. Pfründe von presencien.

pressel(e), pressule (prestel, pretzel), f. Siegelband, schmaler Streifen von Pergament, pressula.

presselen, sw. v. mit Siegelbändern befestigen.

prêster, Priester; -dôm, -schop, Priestertum; prêsterlik, prêstlik, priesterlich.

presûn(e), pressûn(e), n. (m.?) und f. Gefängnis.

prettesch = prattich.

prexe = bresse, brace.

priande = provant.

pricke, f. Spitze, Stachel; Stechgabel (zum Aalfang).

pricke, Lamprete, Neunauge.

pricke, adv. genau, scharf.

pricken, sw. v. stechen, stacheln; sticken.

pride, prie, Aas, Cadaver, Leiche.

priêl, n. aus frz. praiel (préau), Lustgarten, Lusthaus im Garten, oder Ort, wo man sich der Lust wegen aufhält.

prigen, streiten, streben, sich bemühen.

priger, (naut.) Geitau?

prime, f. die erste Stunde der kanonischen Horen.

prîm(e)-altâr, n. Hochaltar.

primen: sik hoger primen dan etc., sich höher an Wert stellen als.

prîm-gelt, Primage, Belohnung des Schiffers für die Aufsicht über die Ladung.

prîm-segeler, lord privy-seal?

prince, prinse, sw. m. Prinz, Fürst; f. prinsinne.

prior, prier, Prior; priorend, priorinne, priorne, priore, priorisse, priorsche, priersche, Priorin.

prîs, m. Preis, Ruhm; Geldwert, Marktpreis.

prîs, prise, (frz. prise) Ergreifung, Beute; prîs maken, zur (Kriegs)beute machen; vor p. achten, als gute Beute ansehen; tom prise geven, zu Beute, preisgeben.

prîs-ar(r)est: in den p. nemen, sich als Beute aneignen, confiscieren.

prise, Einfassung an Kleidern, Vorermel.

priselik, prîslik, preislich, ruhmvoll; adv. priseliken.

prisen, sw. v. 1. als prîs, gute Beute, ansehen, wegnehmen. 2. (naut.) eine Richtung nehmen = holden.

prisen, sw. v. einfassen, bordieren.

prisen, sw. u. st. v. 1. den Preis, Wert, Zahl etc. bestimmen. 2. hochschätzen. – Refl. sich womit gross dünken; an, in, na, sich auszeichnen in, sich Lob erwerben durch, trachten nach.

prîs-schip, ein erbeutetes Schiff.

prisûn(e) = presune.

privand(i)e = provant.

private, -vête, st. sw. f., privât, -vêt, n. geheimes Gemach, Abtritt.

privilegie, -lei, f. Privileg.

probacie: probacien dôn uppe, die Probe machen (von Münzen).

probende, sw. f. Ertrag, Einkünfte?

probêren, probieren, erproben.

processie, sw. st. f. Procession; mit der p. gân = de p. gân, maken.

proch-kerke, Parochiekirche.

profân, Ungläubiger, Heide, Renegat.

profât, n. = private.

profatze, Profos.

profît, n. m. Vorteil, Nutzen; Adj. profît(e)lik.

profors, -fos, das frz. par force, mit Gewalt; durchaus.

progerie = proie.

proie, f. und proi (flect. proges, proyes), n. Pack, Gesindel, Pöbel.

proinen, sw. v. = prunen? lies proiven = proven?

prop, m., proppe, sw. m. Propf, Stöpsel, für Feuergewehre, für Klüsen des Schiffes etc.

proper, propper, (lat. proprius) eigen; (reinlich, säuberlich).

properlik, eigen; fein, eleganter.

prophecie, sw. f. Prophezeiung.

prophête, sw. m. Prophet; prophentisse, f.; prophêtenrede, Prophezeiung.

prophe-, prophentêren, prophitêen, sw. v. prophezeien.

proppen, sw. v. propfen, mit einem Propfen, Kugel etc. versehen, stopfen.

prōst = provest, fem. prōstine.

prôt, m. Rede, Geschwätz; den p. holden, das Wort führen.

protelen, sw. v. schwatzen, plaudern.

proten, sw. v. reden, schwatzen; Subst. protinge.

protestêren, öffentlich bezeugen; protestieren. Subst. protestacie, sw. f.

prove, f. Probe, Prüfung, Versuch.

provant, m., -vande, -van(d)ie, -vendie, f. Proviant, Lebensmittel.

proveise, sw. f. entstellt oder verdruckt statt poveise = pofoise.

prove(l)-jâr, Probejahr.

proven, sw. v. kennen lernen, merken, wahrnehmen, ermessen, taxieren; sîn oder dat beste p., für sein Bestes, seinen Vorteil, Nutzen sorgen; p. umme, sich umsehn nach etwas, suchen nach; versuchen, probieren.

proven-brôt, Brot (überh. Victualien), das als proven gegeben wird.

provende, provene, f. Präbende, Pfründe, (der Geistlichkeit); ein rentables Amt; bes. und dann später auch proven, m. Einkommen des Pfarrers, oder eine Gabe, Unterhalt aus milden Stiftungen, tägliche Portion an Lebensmitteln (Pröven).

provender, provener, proventêrer, Pfründner, der eine Pfründe, provene, geniesst; fem. provenersche.

proven-prebende, tautol. Zusammens.

prover, Prüfer, Untersucher.

provest (pravest), m. 1. præpositus, Vorsteher eines Domkapitels, Klosters etc. 2. grösseres Trinkgefäss. 3. ein eisernes Gerät (Kette mit Haken?)

provestes-kindere, Gemeindeglieder einer Propstei.

provesti(g)e, f. Amt eines Propstes.

prove-stucke, n. Probestück, Meisterstück.

provincie, sw. f. Provinz eines Landes; Diöcese eines Bischofs; Gebiet des Meisters eines Mönchsordens.

provinge, 1. Prüfung. 2. = proven, Präbende.

pruckel, Kröte. (holst.)

prul, phallus?

prulich, maulig, verdrossen, eigensinnig.

prume, Pflaume.

prunde = provende.

prundelinge, Gerümpel, Trödel, Plunder.

prunen (prünen), sw. v. eig. pfriemen? schlecht, grob und eilig zusammennähen; den Schweinen einen Ring durch die Nase ziehen. (schlesw.)

prunken, prunken, stolzieren.

pruntselinge = prundelinge.

Prûsse, Prûtze, Preusse; prûsch, preussisch.

prûs(s)ink, prûtzink, m. ein Danziger (»preussisches«) Bier.

prûstel-krût, Nieswurz.

prûsten, sw. v. niesen; Subst. prûstinge.

prûst-pulver, Pulver, das zum Niesen reizt.

psalterî(n?), ein musikal. Instrument, der Zither oder dem Hackbrett ähnlich, psalterium.

puch, Pochen, Trotz.

pûche = pûghe.

puchen (puch-, puggen), sw. v. 1. pochen, schlagen auf etwas; bildl. pochen, drohen, trotzen. 2. = ûtpuchen, plündern.

pucher, hochfahrender Mensch, Prahler.

pucherie, Plünderung.

puch-hans, Pochhans, Prahler.

puck, Puff, Schlag.

puck (û?), eine Art wollenes Tuch (bester Sorte?); daher: puck(e)-, puicklaken.

puckel, eine Art Fischnetz, Reuse.

pucker (û?), Trommler, Pauker.

pucknêl = backenêl, Helm.

pud(d)agel und Adj. pudag-, pudadelsch, s. pod-.

puddanêl = padewêl?

pudel, Dose, Beutel.

puder, pudel, n. fein gestossenes Gewürz; Puderzucker; Schiesspulver.

puder-busse, Gewürzbüchse.

puderen, würzen.

puder-sucker, Puderzucker.

puf, Stoss, Schlag.

puffe, eine Art Brod, panis albus, spongiosus.

puffen, sw. v. mit einem puff (hörbar) schlagen.

pûghe, f. Bett, Oberbett, bes. wenn es alt und schlecht ist.

puggen, pughen = puchen.

pukel, Knopf, Beutel.

puken, klauben, scharren; mausen, stehlen.

pule, f. Hülse, Schote einer Frucht.

pulen, sw. v. die Hülsen, Schoten von der Frucht abmachen; klauben, mit den Fingern langsam und mühsam losmachen.

puler, Klauber; Stümper, der mit keiner Arbeit recht fertig werden kann, ignavus.

pulerie, ignavia.

pullêren, polieren.

pull-krôch? = pilkrôch.

pulmet, pulmente, pulmpte, pulpite, pulpt, pult, n. Pult (zum Auflegen der Bücher etc.), »erhöheter Platz in der Kirche für die Sänger oder den Vorleser des Evangelium.«

puls, Stange mit einem Holzklotze, um Fische ins Netz zu treiben.

puls, m. Aderschlag; das Anschlagen, bes. der Glocken; n. eine bestimte Dauer des Geläutes.

pulsante, Glockenläuter.

pulver, m. n. Staub; Pulver; Schiesspulver.

pulver-hûs, Pulverturm; -makent, n. Pulverbereitung; -mole, Pulverfabrik; -sak, -tasche-, -tunne, -vlasche, Gefässe für Pulver.

pulveren und pulverisêren, zu Pulver, Staub machen.

pumpe, f. Pumpe, im Sod oder im Schiff.

pumpeke, pump(e)-kule, Keule, Stange, um ein (Fischer)boot fortzustossen oder um im Wasser ein Geräusch zu machen, dass die Fische ins Netz getrieben werden.

pumpen na den vischen, contari; s. pumpeke.

pumpen-bōr, Instrument zum Pumpenbohren; -ledder, Leder zu Pumpenklappen, zum Überzug des Pumpenschuhs; -schô, Pumpenschuh.

pumper, Fischer, welcher pumpt.

punden, sw. v. wägen.

punder, Dolchmesser, Stilet.

punder, m. 1. eine grosse Schnellwage. 2. ein Gewicht von einem halben livländischen Pfund (Liespfund).

punder, der (öffentlich angestellte) Wäger.

punderen, sw. v. mit dem punder wägen.

pundes-wicht, f. Gewichtstück von einem Pfunde? mehrere bis zu einem Pf.?

pundich, wichtig, vollwichtig (vom Gelde).

pundinge, f. Gewichts-Ermittelung? -Ergebnis? vgl. puntinge.

punge, ein Kraut, cepaea (veronica beccabunga L.?)

punge, m. Beutel, kleiner Sack.

punger = bunger? Pauker, Trommler?

punt, n. 1. Pfund, talentum, ein Gewicht von wechselnder Grösse; Zahlpfund (in der Geldrechnung; = 20 solidi oder 240 Pf.). 2. die Quote einer Summe überhaupt.

punt(e), n. f., sehr häufig = punct, Punkt; Stand, Sachlage; Artikel einer Verordnung, Streit-, Vertragspunkt.

punte, f. = frz. pointe (Spitze), Ziel; to guder punte, zu einem befriedigenden Ziele, in gutem Zustande; to punte maken, in Ordnung (schickliche Form) bringen.

punte, Ponton, Fähr- und Transportschiff (an beiden Enden offen).

punte-borer, Steuereinnehmer.

punteker, Führer eines punte-Schiffes.

punten, sw. v. (pointieren) festsetzen, bestimmen; abschätzen.

punt-gelt, pecunia libralis, Zoll nach dem Werte, bes. der von den Hansestädten seit 1361, resp. 1367 zur Bestreitung der Kriegskosten erhobene.

puntich, geziert, kokett.

puntinge, genau bestimte Zeit, Termin; Steuerfestsetzung (Vermögenssteuer).

puntliken, adv. pünktlich, genau.

punt-swâr, -swares, ein Gewicht von drei Centnern (300 und mehr Pfund), auch der davon zu zahlende Zoll.

punt-tal: na p., pfundweise.

punt-têken, ein Kennzeichen, Merkmal.

punt-tol, Pfundzoll = puntgelt.

pupel-pogge, ? bildl. ein Knauser, der nichts oder wertloses gibt.

pupen, sw. v. pedere.

puppelsie = poppelsie.

pûr, lauter, rein, bloss; als adv. vollständig, ganz.

purgêren, »reinigen (fleckig gewordene Schmuckgegenstände).«

pûrheit, Reinheit, Lauterkeit.

pûrlike(n), rein, vollständig, ganz; bloss.

purper, purpur, Purpur, ein Seidenstoff. Adj. purperen, purpuren; auch: rot.

purren, sw. v. mit einem spitzen Instrumente in eine Sache stecken oder in ihr herumwühlen; bildl. reizen.

purringe, Bewegung, Reiz.

pursevant = persevant.

pur-var = purpurvar? purpurfarbig?

pusse, m. Posse, Schelmstreich; ênem ênen pussen riten, jemanden einen Streich spielen.

pussel, m. Büschel, Federbusch?

pust (û?), m. Polster, gepolstertes; gestopftes Küssen (von Leder etc.).

pûst, m. das Blasen.

pûst, m. Pustel (pustula, tuber)?

pûsten, sw. v. blasen.

pûster, m. Blaserohr oder (kleiner) Blasebalg, um das Feuer anzufachen.

pûster-nagel, »Nagel mit grossem Kopf.«

put = pot.

pute, f. veretrum; daher meretrix; oft als Schelte.

puter-tiere, adv. nach Art einer pute, unsauber, unkeusch.

putfical, entstellt aus pontifical, Pontificalkelch; l. puntfical?

putker, = potker; = putteker.

putte, m. u. f. Grube; bes. eine Grube, in der Wasser steht (Pfütze, Cisterne, Ziehbrunnen, Gosse in den Strassen). Dem. putteken.

putte-born, Ziehbrunnen.

putte-gank, Brunnengang (gressus ad puteum).

putteke(n)-, putke(n)-amt, das Amt eines puttekers.

putteker, putker, 1. (verschieden vom Mundschenken), procurator = Credenzer? 2. der niedrigste Diener auf dem Schiffe; Kajütenjunge.

putten, sw. v. Wasser (aus einem Brunnen) schöpfen.

putz, m. Name für den Teufel?

putze = pusse.

puvert, m. eine Art Netz, um Fische (und Wasservögel) zu fangen; auch puvert-nette, n.

Q

quabel-drank, das Tränken, Eintauchen in Schlamm (ndfrs. = afrs. wapeldrank).

quackele, f. Wachtel.

quackelen, schwatzen; krächzen (= quattelen).

quackelie, unnützes Geschwätz.

quadelik, s. quâtlik.

quaden, sw. v. quât werden; quât machen.

quader-stên, Quaderstein.

quader-têren, (Ggs. guder-têren) böser Art, böswillig.

quadie, f. Bosheit; m. Bösewicht.

quadrêl, m. schwerer Schiess- od. Wurfpfeil mit vierkantiger Spitze, ital. quadrello.

quagel = laf, coagulum.

quagelen, qualen, sw. v. gerinnen machen, zu einer Kugel werden lassen.

quak-broder, Quacksalber? oder der ein quekebret hält?

quaken, sw. v. quacken; schwatzen.

quak-salver, der auf Märkten Arzneien verkauft, Marktschreier.

quak-stert = quekstert.

qual, m. aufgestautes Wasser?

quale, f. Qual, Pein, Schmerz.

qualen, sw. v. Qual erleiden.

qualer, der Qual leidet, stets krank ist.

qualik, quallik, quâlk = quâtlik.

quallem, Dampf, Qualm, uligo, vapor.

qualster, m. zäher, dicker Schleim.

quansis, quanzys, quans, auch mit als davor, oder enquanses, adv. nur zum Schein, gleichsam, als ob (aus lat. quamsi?).

quant, m. Tand, was nur zum Schein etwas ist; persönl. Windbeutel.

quants-, quant-wîs, jüngere Form statt quansis.

quap-âl = quappe.

quappe, f. Aalquappe, allota.

quappen-garn, Netz zum Quappenfang.

quardel, quarder, s. querder.

quarke, s. querke.

quarren, sw. v. kurren, grollende, brummende Töne ausstossen.

quartanie, das Quartanfieber.

quarte, sw. f. der vierte Teil eines Masses, bes. für Wein.

quartêr, n. Viertel als Zeit-, Längen-, Flüssigkeitsmass etc.; Stadtviertel; eine Anzahl Leute (urspr. vier), die zusammen arbeiten, wie Brauer, Speicherarbeiter etc. übrh. Schar, Rotte.

quartêren, sw. v. vierteilen, eine Lebensstrafe; den Wappenschild vieren; einquartieren?

quartêr-mêster, ein Officiersamt auf Orlogsschiffen.

quartêr(s)-kanne, -krôs, -mate, Flüssigkeitsgemässe von 1 Quartier; -slange, grobes Geschütz, quartana; -volk, Kriegsmannschaft eines Stadtviertels, Rotte.

quâs, quas, n. Fressen; Fresserei, Schwelgerei.

quâs-aftich, schwelgerisch, crapulosus.

quasen, quassen, sw. v. fressen, schwelgen.

quaser, Fresser, Schlemmer.

quaserie, Schlemmerei.

quase-worm, coenurus cerebralis.

quasich, schwelgerisch.

quassinge = quessinge.

quast, m. Laubbüschel, namentl. = badequast (s. quest); was dem ähnlich ist: Quast, Troddel, grosser Pinsel.

quast, m. Astknoten.

quât, 1. böse, schlecht; sündlich; falsch, verräterisch; schwierig, gefährlich; de quade krankheit, Epilepsie; quade worde, ehrenrührige Worte, Schimpfworte. 2. böse, aufgebracht, zornig; etwas quât krigen, über etwas unwillig werden; vor quât nemen, übel nehmen; qu. maken, erbittern.

quât, n. Böses.

quât, n. Kot, Dreck, Unflat.

quât-dêdich, übelthuend.

quât-dêdiger, -doner, Übelthäter, Bösewicht.

quatêr, corrump. aus quartêr.

quater-temper(e), f. n. Quatember; Quatemberfasten, die vier (Fast)mittwochen nach Invocavit, Pfingsten, Kreuzerhöhung und dem dritten Adventsonntag; Vierteljahr.

quâtheit, Schlechtigkeit, Bosheit.

quâtlik, schlecht, böse; adv. quâtliken.

quât-lovich, -lovesch, der schlecht seinen Glauben, sein Versprechen hält.

quât-reitzersche, die zum Bösen reizt, provocatrix.

quattele, f. Wachtel.

quatter, die Zahl vier auf dem Würfel, quadrio.

quât-willich, übelwollend, böswillig.

quâtz, quatz etc., s. quâs.

quayer, aus frz. cahier, picard. quoyer: Heft, Buch.

que, n. Wort, Rede; as. quidi? lat. que?

quebbe (= quobbe), Sumpf.

quebbete, n. Sumpf, Dobben.

quecken, pl. = queken.

quede, quedde, f. Quitte.

quedelen, sw. v. schwatzen.

quedeme ? queden, f. Quitte; queden-bôm, Quittenbaum; -krût, Quittenmus, Marmelade.

(queden, st. v. sprechen): dat quit, das heisst, lautet, besagt.

queden: ein rêp van qu.; ein quedenrok, sandica vel persica; = wêden, mit Waid gefärbt; lies weden oder gueden (lat. guadum, Waid)? s. wêden.

queden, Bauchfell der Eichhörnchen; -voder, Zeugfutter daraus.

quêdlik = quadelik, übel, schlecht.

quêdracht = twêdracht.

quek, n. Vieh jeglicher Art (lebende Habe), bes. (als Hauptbestandteil der lebenden Habe) Rindvieh. Vgl. quik.

queke-, quik-bret, n. Trictracbrett, Spielbrett, Würfelbrett.

queke-gelt, Viehgeld, Abgabe von Vieh.

queken, pl. uligo (triticum repens).

queken, sw. v. quik machen, beleben, nähren, mehren, refl. sich erquicken.

queke-, quek-stert, m. der Vogel mit dem beweglichen Schwanze, motacilla, loaficus, lucilia.

quek-sulver = quiksulver.

quek-vlêsch, carnes (Ggs. minschenvlêsch, caro).

quel = quale.

quele (ê?) = quale.

quelen, st. v. Schmerz erleiden.

quelen, sw. v. = quellen, sw. v.

queler, der andere quält, Missethäter.

quêlik(e), quellik(e), -en, queleke = quadeliken (m. Anlehnung an quellen, quelen?), adv. schlecht, übel; schwerlich, kaum.

quelinge, quellinge, Qual.

quellen, sw. v. 1. intr. Schmerz, Qual erleiden. 2. trans. quälen, peinigen.

quellen, st. v. quellen; aufquellen, dünn, locker werden, rarefieri; aufwallen vor Zorn, Schmerz etc.

queller, m. »die erste Pflanzenart, die sich auf den Schliekbänken der Nordseeküste einfindet, sobald diese die Höhe der ordinären Flut erreicht haben«, glyceria maritima u. distans? salicornia herbacea?

quêmelicheit = bequêmelicheit.

quene, f. eine alte Frau, anus.

quensel, bauchiges Geschirr.

quentîn, Quentchen, ¼ Loth.

querc-kever, querquever, querneker, crabrona: Rosskäfer? Bremse? Quark- oder Schmeissfliege?

querdelinge, abgeschnittene Lederlappen.

querder, querdel, m. n. Queder, Randeinfassung; bei den Schustern ein schmaler Streif Sohlleder, der in die Kappe kommt, liripipium, pictacium; Docht.

(querder-), quardel-pels, Rock mit Pelzverbrämung?

querdern, sw. v. Köder an die Angel stecken; m. Dat. ködern.

quere (ê?), kirr, zahm.

querke, quarke, f. Gurgel.

querke, Spinnradspule?

querken, sw. v. erdrosseln, die Kehle zuschnüren.

querken-steken, die Gurgel abschneiden.

quern, f. u. querne, f. Handmühle, bes. zur Grützebereitung.

quern(e)-bedde, Einfassung, in der die Mühle läuft? der untere Stein der Querne? -mole, (tautol.) Handmühle; -stên, m. Mühlenstein; -têer, (Handmühlen-Zieher), der die Mühle dreht.

quêse, f. eine mit Blut oder Wasser unterlaufene Quetschung der Haut, urgecula.

quesselik, schädlich.

quessen, sw. v. quetschen, verwunden, verletzen, beschädigen.

quesser, Verletzer, Beschädiger.

quessinge, Verletzung.

quest, m. Laub-, Zweigbüschel; nam. die Scham verhüllende Laubschürze beim Baden, perizoma; im Plur.: Buschwerk, um Fische, bes. Aale zu fangen.

questen, sw. v. mit dem Quast (im Bade) peitschen (um die Hautthätigkeit zu reizen); bildl. v. heissem Kampfe in der Schlacht.

questich, ästig, knorrig.

quetselik, quetsen etc. = quesselik etc.

quetten, sw. v., quettinge = quessen, quessinge.

quetten und quitten? zu queden, Eichhornfell? u. gwitten, Ziegenfell?

quicken, ghesund maken, refocillare, sanare.

quik, flect. quekes, s. quek.

quik-gank, m. Viehweide, Trift.

quik-mêster, e. Stadtbeamter: Aufseher über d. Stadt- oder d. Marktvieh?

quik-stert = quekstert.

quik-sulver, argentum vivum.

quik-tegede, Viehzehnte.

quiken, sw. v. quieken (von Schweinen).

quiker, lorificus (fringilla montifringilla?).

quîl, m. Schleim, der aus dem Munde fliesst.

quillen = quellen, st. v.

quîn, Abnahme, Hinschwinden.

quinen, sw. v. hinschwinden, allmählich abnehmen, kränkeln; de quinende suke, Schwindsucht.

quinkelêren, sw. v. sich im Singen versuchen, trällern; zwitschern.

quint, n. f. und quinte, f. musikalische Quinte; lose qu., falscher Ton, bildl. Betrug, Finte; lame quinten singen, fleuten, schlechte Musik machen, bildl. scheinbare oder ungenügende Gründe vorbringen.

quintêren, sw. v. auf der quinterne spielen.

quinterne, 1. e. kleine Laute mit fünf Saiten. 2. fünf in einander geheftete Bogen Papier, Pergament.

quintîn = quentîn.

quispel, Quast, Wedel.

quist, f. Schaden, Nachteil, Verlust; to quist(e) gân oder komen, umkommen, verderben.

quisten, sw. v. umkommen lassen, verschwenden; visk qu. = sliten, zum Verkauf zubereiten u. verkaufen?

quistinge, Verschwendung.

quit, s. queden, st. v.

quit, f. Rede, Gespräch? (= alts. quidi?) Lies wit, Bewusstsein, Kunde?

quît, los, ledig, frei; q. werden, mit Gen. los, befreit werden, verlustig gehen; q. schelden, los, frei sprechen (von einer Schuld od. Beschuldigung); q. slân, eine Rechnung oder Schuld als berichtigt anerkennen; aufgeben, verzichten.

quitancie, Quitung.

quîte-, quitel-brêf, Urkunde, in der man die Bezahlung einer Schuld oder die Befreiung von einer Verpflichtung anerkennt, Freibrief.

quîten, sw. v., auch st. Prtcp. gequiten (l. gequeten?) frei, quitt machen, lösen (z. B. einen Gefangenen, eine Schuld); bes. die Wirtshausrechnung für jem. bezahlen (die Pfänder lösen); als bezahlt verzeichnen, quittieren; intr.? wahrsch. refl.: seine Pflicht erfüllen, sich verhalten.

quiter, der die Quitungen ins Buch einträgt: Rechnungsführer, Stadtschreiber?

quitêren = quiten.

quitinge, Loslassung, Befreiung; gerichtliche Verteidigung.

quît-geldinge, (Bezahlung der Schuld) Freisprechung, Vergebung; -latinge, Freilassung, Vergebung; -pant, Lösepfand; -pandinge, Lösung des Pfandes, Bezahlung; -scheldinge, Lossprechung von der Schuld, debiti remissio.

quitzen = quessen.

quobbe, sumpfichtes, unfestes Erdreich.

quobbete, n. = quobbe.

quobbich, sumpficht.

quote, sw. f. Seitenzahl (eines Buches)? Teil, Abschnitt?

R

râ, st. f. Raa, Segelstange.

rabanschen, die beim Heere plündernd umherziehenden Marodeurs.

rabbat, n. wildes Treiben; schlechter Haufe.

rabunten, s. rubunten.

rabuse: in de r. geven, zur Plünderung preisgeben.

rache, sw. f. Unflat, Koth.

rachen, quaken, v. Frosch.

rachen-vorer, racher, Dreckfeger.

rachter, s. rafter.

rackede? Gerätschaft, spec. Schleudermaschine (Rackett?)

racken, sw. v. = recken, recken.

racker, Schinder, Abdecker; Abtrittsfeger; Totengräber; auch Scharfrichter?

rackerie, Schinderei; Abtrittsgrube.

racker-knecht, Schinderknecht; -kule, Schindgrube, -anger; -strate, Schinderstrasse.

radde, f. Ratte?

rade, sw. m. = radele.

rade, adv. schnell.

rade, f. = gerade, Gerade.

rade-acker, -bicke, s. rode-.

rade-braken, sw. v. auf dem Rade (die Glieder) brechen, rädern.

rade-gever, s. râtgever.

rade-holt, Holz zu Rädern.

radeker, Rademacher, rotifex.

radel, m.? radele, f.? Hederich, Kornrade, zizania.

rade-lêve, f. = gerade, Hinterlassenschaft der Frau, paraphernalia.

radelse, n. Rätsel.

radel-wige, s. rodelwige.

radel-witte, der kölnische Albus mit einem Rade.

rade-maker, Radmacher, Stellmacher.

raden = radele.

raden, sw. v. rädern.

raden, sw. v. = roden.

raden, st. v. (auch sw. Prät. u. in raden unde daden sw. Part.) 1. beraten, überlegen; raten, anraten; erraten; beschliessen, verfügen; m. Gen., Herr werden über, fertig werden mit; dat brôt r., seinen Unterhalt finden; r. an, trachten nach; an, up, wedder, Anschläge machen gegen, conspirieren gegen; up, beraten über, vermuten; over, boven, in, verfügen über, herschen; vor, sorgen für; enem bange r., Angst machen. 2. geraten, gedeihen.

rader, suasor.

raderen, sw. v. rädern.

raderie, das Raten, Wahrsagen.

rader-wit-pennink = radelwitte.

radesam, ratsam.

rades-bot, n. Ratsgebot, Ratsatzung; -bôk, Stadtbuch; -hêre, Ratsherr; -kindere, Angehörige des Rates; -knecht, Ratsdiener; -kumpân, -medekumpân, Ratsmitglied; -lach, Festlichkeit der Ratsherren; -persone, Ratsmitglied; -sendebode, Abgesandter aus dem Rate zu e. Tagfahrt; -sworne, -vorwante, -vrunt, Ratsmitglied, auch das nicht mitregierende; -wîs(e), in Form der Beratung, der Ratsverhandlung; auch: geheim.

rade-want, Zeug, das zur Gerade gehört.

radich, sparsam, mässig.

radicheit, compendium, compendii ratio.

radinge, Rat; = raderie.

raf, m., flect. raves, die abgeschnittenen Rücken- und Afterflossen von dem gedörrten Heilbutte.

raffert, Pl. rafferde; s. rafter.

rafter, kleiner (unbehauener) Balken, grosse Latte (zum Dach, Schiff, Geländer), 4-5 Fuss l., 5-6 Zoll br. und 1 Fuss dick.

ragget, n. Racket, Schlagnetz beim Ballspiel.

raie = radius, Strahl.

rak: rak unde rûm; = rek, adj.

rāk(e), Gaumen.

rake, f. Fall, Zufall; Zustand; richtige Beschaffenheit; to rake = to reke.

rake, f. Ofenkrücke, Scharreisen? Harke, Rechen?

rakel-visch = rekelink?

raken, sw. v. umwenden oder scharren, zusammenscharren, tractulare, movere; fodere, sepelire.

raken, st. v. = d. folg. W.

raken, sw. v. treffen, erreichen, tangere; so machen oder einrichten, dass es treffend oder trefflich ist, wol r.; wol geraket, trefflich; mit Präpp. gelangen, kommen, geraten zu oder an etwas; abs. zum Ziel gelangen, das gewünschte erreichen. – Refl. sich treffen, ereignen, accidere.

rallen, sw. v. lermend schwatzen (wie die Kinder bei ihren Spielen).

ram, m. Widder, Schafbock; N. des Sternbildes.

ram = ramp.

râm, Russ, fuligo.

râm, m. das gesteckte Ziel, Plan, Absicht, Vorschlag; Festsetzung, Bestimmung, Beschluss; up den r., in der Absicht, zu dem Zwecke, auf die Bestimmung hin.

ram-bok, Widder.

rame, sw. m. Rahm, Einfassung; bes. der Scherrahm u. der Wandrahm der Weber, Tuchbereiter, Färber; Fensterrahm; Rauchfang überm Herd.

rame, Sahne, oxigalla.

rame = râm, Ziel.

rame, torpedo (Zitterroche?).

ramel = remel, ein Bund Flachs.

ramen, sw. v. mit Gen. oder Acc., auch m. to u. Inf. oder m. dat-Satz: zielen auf, ins Auge fassen, zu treffen, zu erreichen suchen: treffen, erreichen; mutmassen; beschliessen, bestimmen; mate, dat middel, Mass halten; stede unde tît, festsetzen, anberaumen; de rechte tît, die geeignete Zeit wahrnehmen; abs. r. dor de wôstenie, den Weg finden.

ramese, ulpicium, vulpicum; Bärenlauch.

raminge, getroffene Festsetzung, Anberaumung; Beschluss.

ramme, f. Ramme; Sturmbock.

rammels-berch, Hurenwinkel (rammeln von der Begattung der Katzen, Hasen etc.).

rammen, sw. v. mit der ramme stossen.

rammes-buk = rambok; -horn, Bockshorn.

ramme-werk = ramme.

rammich, krampfig.

ramp, m. Krampf; bes. die Epilepsie; die schwere Not; dann überh. grosses Unglück.

ramp, Gemenge? Zufall? im rampe kopen, in Bausch und Bogen kaufen, ohne zu zählen, messen oder wägen.

rampanien, pl. Kaldaunen, omasum.

rampe, Behältnis für allerlei Waren?

rampen, sw. v. im Rampe, in Bausch und Bogen kaufen?

ram-schêde, Holzstück, das dünner geschnitten ist als Balken und dicker als Latten? zu Rahmen, Gestellen?

rane (aus rone?), Trichter? Fass, Kanne?

range, m. ein böser, wilder Junge; als Schelte: Hans R.

range, f. wilde Sau.

rangelake, eine oriental. zum Färben dienende Lackart.

rangen vel wrangen, luctari.

Rangen-vagel: Hans R. = Hans Range, nndd. (Brem. Wb.) rangewage.

rank, lang und dünn, schlank, schwank.

ranke, sw. m. Ranke, schwacher Schössling, bes. von Wein- und Hopfenranken.

rant, m. Rand, Umfang, Kreis.

rant-rêde, unbeschnitten (vom Gelde)?

rant-schive, f. gerissene, zerbrochene Metallplatte?

ranze, ranse, f. Kopfschmuck, Kopftuch (oder Reif mit Geschmeide) = sappel?

ranzûn (-sûn), f. Ranzion, Loskauf; = ranzune-gelt, Lösegeld.

ranzunen, sw. v. ranzionieren.

ranzunêringe, Loskauf aus der Gefangenschaft.

rap, schnell, ungestüm.

rapalie, Gesindel, Lumpenpack.

rapate, sw. f. Klapp- oder Schlafbank?

rape, Rapfen, cyprinus aspius.

rapen, sw. v. raffen.

rap-hôn, Reb-, Feldhuhn; auch = Wachtel, coturnix.

rapiamus, farrago; r.-bôk, Kladde, Schmierbuch.

rapper-vilgen, pl. e. Art Vigilien, verschieden von den vigiliae majores und den minores.

rappes, geringer, saurer Wein.

rappîr, n. Rappier (a. 1526).

rappolt = ribald?

râr, selten; daher kostbar; häufig ironisch.

rare, f. die Luftröhre, gutturina.

râ-recht, schnurgerade.

râr(e)-dump, m. Rohrdommel.

raren, sw. v. schreien; brüllen, rudere.

ras, Rasch, arracium, e. Zeug.

râs, n. heftige Strömung, bes. in einem Kanal.

rasch, rasch, schnell, kräftig; mit Durchfall behaftet. Adv. rasche, ras(ch)lik(en).

râschop = râtschop.

râ-segel, 1. Raasegel. 2. Schiff mit Raasegeln, phaselus, ratis.

rase-kop, rasender Mensch.

rasen, sw. v. rasen, wüten; toll, irrsinnig sein (von Hunden und Menschen); rasende dull, rasend toll; irrtümlich vermuten, wähnen.

rasen, e. Behandlung des rohen Tuches: scheren? glätten? vgl. frz. raser. Lies rosen?

rasendich, rasend. Subst. rasendicheit.

raserie, Raserei, Tollheit.

rasêringe, Rasierung, v. Häusern.

raspe, f. Reibeisen.

raspel, Klapperinstrument (= sêkenklapper).

rasselen, sw. v. ringen, streiten? erringen, erstreiten?

rassunen, sw. v. ranzionieren. Lies: ranssunen?

rast(e), f. (u. rast, m.?) Ruhe, Schlaf; als Längenmass, leuca (frz. lieue), 500 Schritte.

rast(e)lik, ruhig; im jurist. Sinne: rechtlich nicht anfechtbar; adv. rasteliken.

rastelichheit, Ruhe.

rastement, Arrestierung.

rasten, sw. v. 1. intrans. ruhen; bleiben, verweilen. 2. trans. zur Ruhe bringen, beisetzen.

rastêren, sw. v. (d. i. arrestare) arrestieren; mit Beschlag belegen.

rastich, ruhig.

rat, pl. rade, n. Rad; Rad zur Hinrichtung dienend; Strafe des Rades; r. van eventuren, Glücksrad, auch blos rat: dat r. lopen mit ênem, Glück und Unglück mit jem. teilen.

rat in over rat (und na rade?): rat, f. Reihe, Reihenfolge, Ordnung?

rat, flect. rad-, adj. u. adv. rasch, schnell.

rat, m.? Ratte.

rāt (gschrbn. raht), n. = rot, n. Rodeland.

rât, m. 1. pl. rade, auch rêde? Rat, Ratschlag; Lehre, Befehl: bode unde rade godes; Beratung, Überlegung: up rât laten, einer späteren Beratschlagung vorbehalten; Entschluss: to rade werden, mit Gen. oder dat, beschliessen; Plan, Vorhaben; Fürsorge; Mittel und Wege, Vermögen; Hülfe, Abhülfe: des is, wert rât, dem ist abzuhelfen; it is rât, es ist rätlich, nützlich; to rade tên, entraten, entbehren können. 2. pl. rêde, rêdere, beratende Versamlung, Ratscollegium eines Reiches oder einer Stadt; das einzelne Mitglied solches Collegs.

rât-bôk, Rätselbuch. Dem. râtbôkesken, -bôkelîn.

rat-bor(e), Schiebkarre.

rât-broder, Ratsmitglied.

rât-dêdich, Hülfe leistend, behülflich.

rate, raten, s. rote, roten.

rât-geve, sw. m. 1. Ratgeber. 2. in den fries. Landesteilen und Ditmarschen: Richter, Vorsteher.

rât-gever, st. m. = râtgeve.

rât-hêre, Ratsherr, Ratmann.

rât-hûs, 1. Rathaus. 2. das heimliche Gemach.

rât-klocke, Glocke, die zur Ratssitzung läutet.

rât-koste, Ratsherrenschmaus.

rât-man, Mitglied des Rates; in Nordfriesland = râtgeve 2, der geogr. Bezirk desselben hiess dat râtmanslagh.

rât-mêster, Bürgermeister.

rât-nemelik, Rat annehmend, suadibilis.

râtnisse, n. Rätsel.

râtsam, 1. ratsam, rätlich. 2. der mit etwas umzugehen weiss, etwas zu Rate zu halten weiss, sparsam, mässig; davon Sbst. râtsam(ic)heit.

ratsche, Topf (zum Eierkochen).

râtschop, -schap, n. Gerätschaft = rêdeschop 3.

rât-slach, Beratung; Ratschlag.

rât-slagen, sw. v. nnd rât-slân, 1. beratschlagen. 2. um Rat fragen.

ratspade? Richthofen, fries. Rechtsquellen 567b, 1.

rât-stôl, m. Ratsstuhl, Sitz der Ratsherren im Rathause, in der Kirche; Ratsamt.

rât-sworn, der dem Rate geschworen hat, d. i. der zu den Ratmannen gehört, aber nicht im sitzenden Rate ist.

ratte, f. Ratte. ratten-valle, gliripula.

rât-vragen, sw. v. um Rat fragen, sich Rat einholen, sich beraten mit jem.

rauw = rô (von Speisen).

rave, s. raven und rove.

ravel, ein Spiel, das die hansischen Contoristen in Bergen mit den neu angekommenen trieben; Hans. Gesch.-Bl. 1877, S. 143.

raven, st. m. und rave, sw. m. f. Rabe; Pl. revene, ravene, raven.

rawen = rouwen, ruhen.

rê, n. Reh; Pl. rê, rêe, rêhe.

real-ger (-gar), Rauschgelb (Malerfarbe).

rebarber(e), sw. Rhabarber.

rebbe = ribbe.

rebel, rebellisch, widerspenstig; auch Sbst. Lärm, Aufruhr?

rê-boge, sw. m. Strebebogen (in Kirchen)? von rêch, rê, steif?

rê-bok, Rehbock. rê-brade, Rehbraten.

recess, m. n. 1. Rückzug. 2. Vertrag, Vereinbarung, Compromiss, bes. zwischen Rat und Bürgerschaft.

recess-brêf, Urkunde eines Vertrages.

rêch, steif, von einer Pferdekrankheit.

recht, 1. gerade, aufrecht, rectus, 2. richtig, genau, passend, wahr, eigentlich, verus; im jurist. Sinne: gesetzmässig, rechtmässig, legitimus; pers. ik bin, ik werde oder blive recht, ich habe oder bekomme Recht; im moral. Sinne: gerecht, justus. 3. recht, im Ggs. zu link; in früherer Zeit regelmässig im Comparativ.

recht, n. 1. die richtige Ordnung; die allgemeine Rechtsnorm; Gesetz; Gesetzbuch; Befugnis, Anspruch, Standesrecht; rechtliche Leistung, Verpflichtung. 2. Gericht, rechtliche Verhandlung und Entscheidung; Gerichtsbarkeit; Beweismittel, bes. Eid. Pl. rechte, Jurisprudenz.

recht-bôk, Rechtsbuch.

recht-borge, Bürge eines Processierenden für dessen Unterwerfung unter das zu fällende Urteil.

recht-brêf, schriftlicher Rechtspruch.

recht-dach, Gerichtstag.

recht-danich, rechthandelnd, fromm.

recht-dêler, Urteilsfinder, Schöffe; auch ein Gerichtsdiener: Scharfrichter?

recht(e), adv. 1. gerade, aufrecht. 2. recht, genau, in Wahrheit; just, gerade, eben. 3. dem Rechte gemäss.

rechte = richte, Gericht; auch in Zsstz.: rechte-hûs etc., s. richte-; = recht-: rechte-gank etc., s. recht-.

rechten = richten.

rechten, um das Recht, mit Worten streiten.

rechter, 1. = rafter. 2. funiculus, ein bestimtes Längenmass.

rechtes-klêringe, Rechtsweisung.

rechtes-kostinge, Processkosten.

rechte-stat, Rechtsgelegenheit, die Befugnis das Recht geltend zu machen.

rechtes-vorbêdinge, Erbieten des Austrages eines Streites durch Rechtgang.

rechtes-wise, adv. gerichtlich.

rechte-vort, sofort, auf der Stelle.

recht-gank, m.; recht-gânt, n. das Rechtsuchen vor Gericht, Process.

rechthaftich werden, Recht behalten.

recht-hengich, rechtsanhängig.

rechticheit, 1. Gerechtigkeit; Rechtschaffenheit. 2. das Recht, Gerechtsame, Berechtigung, u. pass. Verpflichtung. 3. Gebühr; gebührende Ehre.

rechtinge, Recht, Gerechtsame.

rechtliken, auf rechte Weise, genau; auf rechtmässige Weise, dem Rechte gemäss.

recht-lôs, der Rechtswoltaten beraubt.

recht-lover, orthodoxus.

recht-mangel, Rechtsstreit, Prozess.

recht-mêtich, rechtmässig (spätes Wort).

recht-ordich, -ordelik, rechtwinkelig.

recht-schap, Recht, Befugnis.

recht-schapen, wohlgestaltet, richtig, rechtschaffen; adv. rechtscheplike.

recht-schêdinge, Rechtsentscheidung.

recht-schuldich, 1. schuldig. 2. echt, recht, richtig, gesetzmässig.

recht-sinnich, rechtlich, ehrlich; verständig, vernünftig.

recht-slutinge, Gerichtsferien.

recht-sproke, st. m. Rechtsspruch, Urteil.

recht-verdich, 1. gerecht, von Personen, rechtschaffen, fromm, redlich, justus. 2. gerecht, von Sachen, den Forderungen des Rechtes gemäss.

recht-verdicheit, Gerechtigkeit, justitia; Rechtschaffenheit, Frömmigkeit.

recht-verdichliken, -verdigen, auf gerechte, redliche Weise.

recht-verdigen, sw. v. 1. als rechtverdich darthun, beweisen. 2. richten, strafen, hinrichten.

recht-verdiger, der rechtfertigt oder der richtet (Richter).

recht-verdinge, Rechtfertigung (im theol. Sinne).

recht-vorstendich, rechtsverständig.

recht-wîs, adv. nach rechter Weise, gebührend.

recht-wise, adj. rechtskundig.

recht-wisinge, Rechtsweisung.

recke, sw. m. Recke, Held; Riese.

recke, f. Strecke (Weges); Hecke; s. reke.

recke, n. = rik.

recke-bank, Folterbank.

reckelik = rekelik.

recke-mest, ein Schustermesser.

recken, sw. v. 1. intrs. sich erstrecken, reichen. 2. trs. recken, dehnen; reichen, herreichen; erzählen, darlegen.

redde, st. f. Rettung, Hülfe.

redde, f. = rede, f.

redde-holt, Klapper? Commandostab?

reddelik, reddel(i)cheit, s. redel-.

reddelken, plaudemola; Kinderklapper? vgl. ridelaken, plaudenula.

redden, sw. v. retten, bergen.

redden, sw. v. ordnen, einrichten, besorgen, regieren; sik redden, sich fertig machen, sich rüsten.

redden = reden, reden.

redden(e), f. = redene.

redder, n. u. m. der Weg oder Raum zwischen zwei lebendigen Hecken.

reddinge, f. Rettung.

reddinge, f. Ordnung, Einrichtung, Besorgung.

rede, sw. st. m. Fieber.

rede, f. 1. Rede, Vortrag, Erzählung, Verhandlung, die Sache von der geredet wird. 2. Beredung, Übereinkunft, Versprechen. 3. Rechenschaft. 4. Absicht, Zweck; up de rede, damit (in eam rationem). 5. Grund, Ursache. 6. Vernunft, ratio. Vgl. redene.

rêde, reide, f. Rhede, offener Hafen, naveta, portus.

rêde, n. Reitzeug, Ausrüstung d. Pferdes.

rêde (reide, rêt, reit), 1. bereit, fertig, gar, paratus; rêde maken, sich rüsten, sich fertig machen. 2. beweglich, rêde gût, Mobilien; rêde gelt, bar Geld; kôpslagen r. umme r., bar gegen bar; rêde betalen, bar bezahlen.

rêde (reden, reide), adv. bereits, schon; efte, ofte, wen r., obschon, wenn auch.

rêdegen, sw. v. rêde machen, bereiten.

rede-kam, textorium, texile, texale.

redeker, Rademacher, Wagner.

redel(i)cheit, 1. Vernünftigkeit, Verstand, ratio, rationabilitas. 2. Vernunftmässigkeit, Billigkeit; Frommen. 3. Recht, Gerechtsame, Gebührnis.

redelik, 1. vernünftig, mit Vernunft begabt, rationalis. 2. (der Vernunft) angemessen, rechtmässig, wol begründet. 3. vernünftigen Forderungen etc. entsprechend, hinreichend, gehörig, tüchtig. 4. im moral. Sinne: redlich, ehrlich, ehrbar.

redeliken, adv. 1. vernünftig, billig; rechtmässig, probe; bes. häufig in der Verbind.: redeliken unde rechtliken. 2. hinreichend, gehörig, ordentlich.

rêdeliken, adv. schnell, plötzlich, subito; mhd. gereite.

rêdel-kost, gare, gekochte Speise, bes. Gemüse (Erbsen, Bohnen etc.).

rede-lôs, klagelos, frei von der Anklage, dem Einspruch (rede) eines anderen = quît.

rede-lôs, schutzlos, hülflos? ungeordnet, unfertig?

rêdel-spise, gare Kost.

redemer, Sachwalter, Vertreter? (= redesman?)

reden, sw. v. 1. reden, sprechen. 2. bereden, besprechen, festsetzen. 3. versprechen, geloben; reden unde loven häufig verbunden.

reden, sieben, sichten.

reden (ê?), verdienen, erübrigen?

rêden, reiden, sw. v. 1. fertig machen, bereiten, anschaffen; ausrheden, ausrüsten (Schiffe); bestellen (Acker); sik r., sich rüsten. 2. rechnen, zählen. 3. bezahlen, berichtigen.

reden(e), f. 1. Vernunft, ratio; sunder r., vernunftlos; bi r., vernünftig. 2. Grund, bes. Rechtsgrund, syn. mit recht; dat gift r., das hat Grund, lässt sich hören. Vgl. rede.

rêder, Ausrüster, Rheder.

rêdere, Plur, zu rât: Räte, Ratsleute; Senate; der rêdere bôk, Ratsbuch.

rederen, rädern, radebrechen.

rederen, sw. v. (Mehl) sichten, beuteln.

rêdesal, rêdelse, n. Rätsel.

rede-salich, -sêlich, redegewandt, beredt.

redesam, beredt, facundus. Sbst. redesam(ic)heit.

rêdeschop, -schap, f. u. n. 1. Bereitschaft; in r. sitten. 2. Barschaft, bares Geld. 3. meist rêschop: Gerätschaft, Instrumente des Handwerkers, Kaufmannsware, Hausrat, Vorrat, Kriegsmaterial, Waffen etc.

redes-man, Beistand, Advokat.

rêdich = rêde, bereit, paratus; rêdich gût.

redich (ê?), behülflich.

redik, -ek, -ich, m. Rettich, bes. wol Ackerrettich.

rêdinge, Rechnung, Rechenschaft; Bezahlung?

redlîn-vorer, Rädelsführer.

ref, Gestell zum Tragen von Waren.

ref, s. rif.

refenât-zucker, raffinierter Zucker.

reformacie, f. Besserung der Gebrechen in Staat und Kirche, spec. der geistl. Orden; concr. revidierte Satzungen, reformierte Ordensregel.

reformêren, besser einrichten, von Übelständen befreien.

reg = rei.

regâl, n.? eine Art Confect, Lederzucker (aus span. regalo).

regâl, n. tragbare Orgel (mit Schnarrpfeifen).

rêge, f. Reihe, Reihenfolge, Ordnung; in, up de(r) rêge, der Reihe nach; Zeile im Buche, versus, linea; Reihe Häuser oder Buden, Strasse.

regedinge?

regel, m. Riegel, vectis, obex; Schalrahmen, über welche die Gewölbe gemauert werden; Querbalken in Fachwerkmauern; Querstange, Latte zu Geländern, (naut.) Regeling; im Pl. Geländer, Schanzkleidung.

regele = regule.

regelen, sw. v. mit Riegeln (Riegelholz) abstützen.

regel-holt, Holz, das zu regeln gebraucht wird.

regels-bere, Regelbirne, Königsbirne.

regen (gew. rogen), sw. v. bewegen, rühren; intrs. sich rühren, sich aufmachen.

regen, m. Regen.

regen-, regens-boge, Regenbogen.

regen-dôk, Regentuch, galumpnatis.

regenen, 1. regnen lassen. 2. regnen.

regenhaftich und regenich, regnerisch, regnicht.

regente, sw. m. Regent, Herscher.

regen-water, Regenwasser, Regen.

rêger, m. Reiher.

regêren, regere, regieren: intrs. herschen; verfahren, zu Werke gehen; trs. beherschen, lenken, leiten; refl. sich benehmen; sik r. na, sich richten, sein Leben einrichten nach.

regêrent, n. Leitung.

regêrer, Regierer, Leiter. Fem. regêre(r)sche.

regêres-man, Befehlshaber, Anführer, Leiter, Urheber.

regêringe, Regierung, Verwaltung, Handhabung.

reggele = regule.

regi-, regement(e), n. Regiment, Regierung, Herschaft; Ordnung, Verfassung; Ordnungs- und Befehlsstab, z. B. des Worthalters in Versamlungen; r. maken, Soldaten in Rotten ordnen u. Anführer bestellen; daher r. = Rotte, Schar.

register, n. Verzeichnis; Seil, Band, Reif, resticula, retiaculum; »Zug«, Zugloch in Öfen.

registrêren, registrieren, verzeichnen.

regnacie, f. Regierung.

regnêren (rengnêren), intrs. regieren.

regnêringe, Regierung, Regierungsmassregel.

regule, f. regula, Regel, bes. die Ordensregel; Lehre; Richtschnur.

regulêr, canonicus regularis.

regulêren, regeln.

rê-hagen, m. Gehege für Rehe, Hirsche.

rê-hâr, n. Rehhaar, auch coll.

rei, st. m. und reie, sw. m. 1. Tanz, Reigen. 2. Gesang zum Tanze, Tanzweise; Lied, Spottlied. Oft fig., z. B. Kampf; ên maket r., ein abgekartetes Spiel; dar wert nîn r. af, aus der Sache wird nichts; de olde r., die alte Leier, Geschichte; den r. krigen, an den r. moten, an den Tanz kommen, müssen, von gemeinsamen Schicksalen, so vom Tode.

reide = rêde.

reide-hof, Hof eines rêdemeiers (Schulzen), der zu den freien Hausgenossen gehörte.

reide-lude, die zu einem reidehof gehören?

reiden, reideschop = rêden, rêdeschop.

reid-iseren, Werkzeug eines Kürschners.

reie, ein Bettstück; welches?

reieken, Dem. zu rei, reie.

reiel-dach, Tag des Festreigens.

reien, sw. v. tanzen, chorisare.

reig, reige, reigen = rei, reie, reien.

reige-meier = reidemeier, Schulze.

reiger, m. Reiher, ardea.

reiger (reiher), ein Holzgerät: Stange?

reigêren, reigement etc. = regêren, regiment etc.

reiken = rêken.

rein, Rain, Grenze.

rein(e), rein, ohne Schmutz, klar; lauter, unverfälscht; ohne Sünde, fromm, vollkommen; wech, sê, sicher, frei von Räubern; strant, ohne Riffe und Sandbänke; r. werk, v. Fellen, dem hârwerk entg. ges. Adv. vollständig, ganz und gar.

reine: dat salve reine, salve regina, ein kirchl. Gesang.

reine, f. Reinheit, Unschuld.

reinecheit, Reinheit; Keuschheit; Reinlichkeit.

reineke: wit reineke, glare (albumen).

reinelik, reinlich; ordentlich, anständig.

reinen, sw. v. reinigen, säubern, läutern.

reine-vān(e) (-var, -varne), Rainfarn, tanacetum, anatheca.

reinigen, sw. v. reinigen; dat lîf r., purgare.

reinsen, sich räuspern, screare.

reinsinge, screa.

reinval = rivol.

reischop = rêdeschop.

reise, f. 1. Aufbruch, Reise; Kriegszug zu Lande oder See; Handelsreise. 2. Zug, Zeitpunkt, mal; to drên reisen, dreimal.

reise = rese.

reise(e)lik, zum Kriege gerüstet.

reisen, sw. v. 1. einen Gang, eine Reise machen; eine reise, Kriegszug unternehmen. 2. anregen, reizen, verlocken, verführen.

reisenêre und reiser, 1. Reisiger, Kriegsgerüsteter, bes. zu Pferde (Ggs. vôt-genger). 2. Reisender.

reise-tal: bi reisetale varen, eine gewisse Anzahl Reisen machen, nach der Reihe fahren? von Schiffern.

reise-tûch = reisich tûch.

reise-wîn, Wein, der mit auf die Reise genommen wird.

reisich, 1. zur reise, zum Kriegszuge (zu Pferde) gerüstet, dahin gehörig; reisich tûch, Reisige, Söldner zu Pf.; reisige perde, Kriegs-, Reitpferde (Ggs. wagenperde); reisige have, Kriegsgegenstände. 2. reisefähig. 3. schlank, hoch gewachsen, procerus.

reisigen = reisen 2.

reit = rêt, Rohr.

reitschop = rêdeschop.

reitzen (reissen), sw. v. anreizen, antreiben, zum Bösen wie zum Guten.

reitzigen = reitzen.

reitzinge, Anreiz, Antrieb.

rek, m. Sächs. Weltchronik 108, 32; vorher und nachher steht mehrmals hert, Hirsch, dafür. reke, pl., findet sich einmal statt rekele; s. rekel.

rek, n. = rik, n.

rek: rek unde rûm, = reken, adj.

reke, f.? Zustand, Beschaffenheit; die richtige Beschaffenheit einer Sache oder Person, Gesundheit; (wol) to reke, gesund, wolbehalten, in guter Verfassung.

reke, f. 1. Reihe, Ordnung, Strecke. 2. die im freien Felde sich hinziehende lebendige (Dorn)hecke; niedriges Gebüsch. 3. techn. Ausdruck in der Weberei, ein Mass?

rekede, f. = reke, f. (namentlich = Hölzung).

rekel, m. grosser Bauernhund, melampus.

rekelik, in gehöriger Beschaffenheit, ordentlich, richtig, rechtlich.

rekelink, m. die aus dem Bauche des Heilbuttes geschnittenen, gesalzenen und getrockneten Streifen, pictillus, orena.

rekel-pennink, Rechenpfennig, zum Rechnen.

reke-lude, Tischschaffner.

reken, adj. u. adv. von richtiger Beschaffenheit, in guter Ordnung, ordentlich, genau; im jurist. Sinne: reken unde rûm, ohne lästige Verbindlichkeiten, von Strassen: offen, ungehindert.

reken, st. v. = raken, scharren.

reken, sw. v. 1. etwas so einrichten, dass es to reke ist, r. unde rumen, frei und unbehindert überliefern. 2. rechten; richten.

reken, sw. v. 1. intr. reichen, sich ausdehnen; gelangen, kommen. 2. trans. ausstrecken; (streckend) darreichen; fertig bringen, erreichen, erlangen.

rêken, st. v. riechen.

rêken, sw. v. reichen, sich erstrecken; gereichen, dienen; darreichen, langen.

reken-, rekens-bôk, Rechnungsbuch; Rechenbuch für Schüler.

reken-dach = richtedach, Gerichtstag; Tag der Rechnungsablage.

rekenen (reken), sw. v. rechnen, Rechnung halten oder ablegen; rechnen, zählen; aufzählen, anführen, erzählen; wofür halten, achten.

rekeninge, Rechnung, Abrechnung, Rechenschaft; Arithmetik.

reken-mêster, 1. Schaffner, Ordner bei Mahlzeiten. 2. Rechenlehrer.

rekens-bret, Rechenbret.

rekenschop, Rechnung, Berechnung; uppe r., a conto-Zahlungen; Rechenschaft.

rekenschuppel? Rechnung, Schuldzettel.

rekens-man, Rechner, Berechner der Kasse, Buchhalter.

rekens-pennink = rekelpennink.

rekens-tafele, Rechentafel.

rekinge = rekeninge.

rek-iser, andena = brantrêde.

rek-laken, gerecktes (noch nicht geschornes) Tuch.

rê-kule, f. Rehkeule.

rele, Wogenanschlag, Brandung?

religiose, Ordensgeistlicher.

relik, releke = rolik.

rēlse = rolik.

reme = rame, Rahmen.

rêm(e), sw., selten st. m. Ruder, Ruderstange.

rême, sw. m. 1. Riemen, Band, Schnur; de rêmen tein, den Geldbeutel ziehen, fig. herausrücken, loslegen. 2. Leibriemen, Gürtel, auch metallener; glade rêmen, Zärtlinge, Schwächlinge. 3. Streifen eines grösseren Fisches.

remedie, f. 1. Arzneimittel. 2. beim Prägen der Münzen das Fehlgewicht, das dem Münzmeister als zulässig angerechnet wird.

remel (ê?), ein Bündel Flachs von 20 Pf. (Stein).

rêmen, sw. v. rudern.

rêmen, sw. v. riemen, mit Riemen versehen.

rêmen-sleger, Riemenschläger, Gürtler.

rêmen-snider, Riemer, Weissgerber; oft = rêmensleger.

rêmen-werk, 1. Riemerarbeit. 2. Riemerhandwerk.

remese = ramese, ulpicum.

remeter, rēmter, m. Refectorium.

rêm-holt, Holz zu Rudern, auch zu Pfeilen.

remmen, sw. v. im Rummel, Ramsch kaufen?

rê-mome, caprina.

ren, n. die Rinne unterm Schöpfrade.

rênal, eine Weinsorte, wahrsch. = reinval.

rende, pl. Zerbrochenes, Stückwerk?

rê-nette, Netz zum Rehfang?

rêne-vane = reinevane.

rengen, sw. v. mutwillig werden.

rengnêren = regnêren.

rênlik, reinlich; v. Gesang: richtig.

renne, f. Rinne, Wasserröhre, Dachtraufe, Gosse, Rinnstein.

renne-, ron(ne)-bane, f. Rennbahn (zum Turnier etc.).

(renne-), ronne-bannere, f. das kleinere Banner oder der Wimpel einer Reiterschar (Ggs. hôftb., grote b. des Heeres).

(renne-), ronne-bart, m. Stück des Panzers.

renne-, ronne-, runne-bôm, Grenzpfahl; Schlagbaum, der an den Grenzen eines Bezirkes etc. aufgerichtet zu werden pflegt.

renne-gûle, m. Renngaul, -pferd.

(renne-), ronne-hôt, Turnierhelm.

renne-ko? Brschw. Chr. 1, 146.

rennen, ronnen, sw. v. 1. intr. rennen, jagen, eilig laufen; einen Reiterangriff machen; im Turnier rennen. 2. trans. rennen machen; ohne Obj. schnell reiten oder fahren; rinnen machen, schütten.

rennen-, ronnen-stên = ronstên.

renner, ronner, (leichtbewaffneter) Reiter; Rennbube; Rennpferd, cursarius.

renne-rok, Rennrock beim Stechen, Turnieren.

renne-spêt, Rennspiess.

(renne-), ronne-spil, Turnier.

(renne-), ronne-vēnlîn, n. Rennfähnlein, Standarte; die Reiterschar unter einer solchen Fahne.

renninge, f. das Rennen; feindlicher Angriff.

rennink, m. ein Hund?

rensel, rentzel, m. Reisesack (für Speise etc.), Beutel.

ren-stên = ronstên.

rente, f. Rente, Ertrag, Einkünfte; bes. die bestimmt (alljährlich) wiederkehrende; Hypothek in e. Hause; Zinsfuss, Hamborger = 6⅔%, Lubeker = 5%.

rente-bôk, das städtische Verzeichniss der geschehenen rentekope, Rentenkäufe.

rente-mêster, e. Beamter: Rentmeister, reddituarius.

renten, sw. v. an Renten eintragen.

rentenêr, Rentenbesitzer, Rentner; hypothekarischer Gläubiger.

rêp, m. u. n. 1. Reif, Seil, Tau, 2. als bestimtes Mass: als Längenmass (für Tuch, Leinewand) 10 Ellen; als Flächen- (Acker-)mass; als Körpermass (für Holz etc.) 8 Ellen.

rê-pant, n. Netz zum Rehfang.

rêp-dêlinge, Teilung, Abmessung mit dem rêp.

rêpe = rêp.

repe, repel, f. Riffel, grosser, eiserner Kamm mit langen Zähnen, um dem Flachse die Samenknoten abzustreifen; repe, sw. f. ist auch e. Gerät zum Fischfang.

(rêpel), reipel, Sattelküssen, subsellium.

rêpel-bode, Seilerbude, -hütte.

repelen und repen, sw. v. den Flachs riffeln.

repen = reppen.

rêpen, sw. v. messen mit dem rêp.

rêper, 1. der Messer mit dem rêp. 2. Reepschläger, Seiler.

rêper-bane, Seilerbahn; -bode, Seilerbude; -knecht, Seilergeselle; -linnewant, e. Art Leinewand; -schune, bedeckte Seilerbahn.

rêpes-man, Feldmesser.

replik, beweglich: replike guder.

rêp-mâte, f. Seilmass; die Messung mit dem rêp.

repontik, rheum rhaponticum.

reppe, reppel, reppelen, reppen, s. repe etc.

reppen, sw. v. rühren, anrühren, bewegen; de segel r., die Segel aufziehen, setzen, unter Segel gehn; (mit Worten) berühren, in Anregung bringen, besprechen, (wieder) aufrühren; refl. sich fortmachen; auch intr. eilen; steigen, klimmen.

repper? ein Gerät; welches?

reppinge, f. Wiederaufrühren (von Streitigkeiten).

rêp-sleger, Tauschläger, Seiler.

rêre, n. was (beim Sieben) durchfällt oder abfällt; Abfall.

rêren, sw. v. abfallen?

rêren, sw. v. schreien = raren.

rê-rôf, Beraubung einer Leiche, eines (gewaltsam) Getöteten; dann überh. jeder auf schändliche Weise geübte Raub, Strassenraub, Raubmord.

rê-roven, sw. v. rê-rôf begehen. Subst. rêrover.

rêschop = rêdeschop.

rese (ê?), m. Riese; Recke, Held.

rê-sêl, Rehseil (um Rehe zu fangen).

reseme, f. Ries (Papiers).

rêsen = reisen; rêsich = reisich.

respect = toversicht, amtliche Bescheinigung, Attest.

respelen, sw. v. zusammenraffen.

respît, Aufschub, dilatio.

rest, m.?, reste, f. Rest, das Übrige.

reste, f. Rast, Ruhe.

resten, sw. v. ruhen, rasten; auch refl.

restement, Arrest, Beschlagnahme.

restêren, an-, festhalten, arrestare.

restich, ruhig; resticheit, Ruhe.

restlik, ruhig, unangefochten.

rêt, n. u. m., fl. rêdes und rêtes, Schilfrohr; als Werkzeug der Weber, arundo, Spule?

rēt? rêt? n. Ritt, (Feld)zug von Reisigen, Reitergeschwader.

rete, m. 1. Ritze, Spalte. 2. Riss, Stück (abgerissenes).

rêten, st. v.? lermen, schreien, toben.

rêt-gelt, (häufig als ein W.) bar Geld.

rêt-geve(r), rêtjer, rêdge, (fries.) Richter.

rêt-hollen und -lant, mit Rohr bestandenes Stück Landes.

retlik (ê?): r. u. behulplik wesen, beistehen.

rêtschop, Richteramt u. Gerichtssprengel (fries.).

rêtschop = rêdeschop.

rêt-stake, sw. m. Rohrstab.

rette = rete.

rettelen, sw. v. rasseln.

retten, sw. v. zerreissen.

rêt-wische, f. Wiese, auf der Rohr wächst.

retze, m. eine Art Pferde; serbische?

reval, (rewal, rival), Wasserbenedicten, Wiesengaraffel?

revbarbar, Rhabarber.

reve-koken, ein Magenübel (Rippenkolik?)

revel, Deckleiste der Holztäfelung? Hamb. Kämmerei-Rechn. 3, 53; vgl. Ztschr. f. Ndrsachs. 1869, 230.

rê-vel, Rehfell.

revel-strît? Bothos Chron. f. 275.

reven, sw. v. unsinnig denken u. reden, delirare; r. na, unsinnig etwas verlangen.

reventêr, -er, n. Refectorium, Speisesaal (in Klöstern).

revêr(e) = rivêr.

ribalt, -bolt, 1. verwegener Bursche, Raufbold, Taugenichts. 2. eine Belagerungsmaschine.

ribaut lopen, als Bettler, Gauner landstreichen.

ribbe, st. n. und sw. m. Rippe; fig. erhabener Streifen auf einer Fläche.

ribb(e)-isern, Reibeisen, bes. um die Pferde zu striegeln und den Flachs zu reinigen.

ribbe-knoke, Rippenknochen.

ribbe-lappe, bei der Flachsreinigung benutzte lederne Schürze.

ribbe-spēr, n. gebratene (u. eingesalzene?) Schweinsrippen.

ribbet, gerippt, mit Rippen (v. Schilden).

rib(be)-wort, plantago, Spitzwegerich, Hundsrippe.

richel, n. Latte, Bort-, Querstange, Geländer.

richt, gerade, aufrecht.

richt-bar, strafbar.

richte, f. Richtung, bes. die gerade; in de richte, gerade aus; to richten, geradeswegs, schnurstracks; to richtes, gerade, (von der Zeit) unmittelbar folgend; an richte, sofort, sogleich.

richte, n. 1. Gericht, Rechtsprechen; Absprechen, Aburteilen; concr. das Gericht, die Richter, Gerichtspersonen; dat r. senden = den bodel s. 2. Gerichtsbezirk. 3. Gerichtsbarkeit. 4. Hinrichtung. 5. Richtstätte.

richte, n. Gericht, Gang von Speisen.

richte-bank, Bank oder Gestell, um Teller, Schüsseln etc. darauf zu stellen, Speise anzurichten.

richte-bode, Gerichtsbote.

richte-bôm, Richtkeil oder Handspake zum Richten der Kanonen?

richte-dach, Gerichtstag.

richte-dêler, Rechtserteiler, Richter.

richte-gût, gerichtliche Gefälle; Geldstrafen.

richte-hêre, der Gericht haltende Ratmann.

richte-holt, Richtholz, Winkelmass.

richte-hûs, Gerichtshaus.

richtlik, gerichtlich; adv. richtliken.

richte-knape, Gerichtsdiener.

richtelik = richtlik.

richtel-pat, Richtweg.

richtels-dach = richtedach.

richte-man, Richter.

richten, sw. v. 1. gerade machen, rectificare; aufrichten; ein Haus richten; in de richte bringen, berichtigen, schlichten; ersetzen, vergüten; refl. (u. pass.) sich auseinandersetzen, sich versöhnen. 2. (durch einen Reinigungseid, recht = Eid) beweisen. 3. als Richter entscheiden, oder als Partei gerichtlich entscheiden lassen; verurteilen, strafen. 4. überh. urteilen, schätzen. 5. ein Urteil vollziehen, hinrichten. 6. sik wal r., sich wol aufführen; sik r. nâ, sich schicken nach, sich verhalten gemäss. 7. r. to, gereichen, dienen zu.

richteninge dôn, ? Gosl. Bergges. § 100.

richte-nôt, Gerichtsgenosse, assessor.

richte-pale, pl. das gehegte Gericht, septa judicialia.

richter(e), Richter; de scherpe r., Scharfrichter.

richters-brêf, schriftliches Rechtserkenntnis.

richter-stede, Richteramt.

richt(e)-schîn, m. u. n. gerichtliches Zeugnis, dass eine Sache abgemacht ist.

richte-schriver, Gerichtsschreiber; bes. Protokollführer.

richte-schûw, gerichtsscheu, der sich nicht vor Gericht gestellt hat.

richtes-lude, Gerichtsleute, -beisitzer.

richtes-plichtich, dingpflichtig.

richte-stat, Gerichtsstätte, Gericht.

richte-stech, m. Richtsteig, gerader Weg.

richt(e)-stîch, m. Richtsteig; Richtschnur, Wegweiser, Anleitung, so als Titel von Büchern: der sêle r., r. in allerlei kopenschop, des lênrechtes.

richte-stôl, Tribunal.

richtes-vrî, eximiert von e. Gerichte oder von der Pflicht, Gericht zu sitzen.

richte-swert, Richtschwert (zur Hinrichtung).

richte-vat, flache Schüssel? Anrichtschüssel?

richte-voget, Gerichtsvogt.

richte-walde? -walder, der des Gerichtes waltet, Richter.

richte-wech, Richtweg.

richtich, richtig, recht; wie das Recht verlangt, gerecht; aufrichtig, tüchtig; adv. richtichliken, richtig, in gehöriger Ordnung; richtigen, gesetzmässig; gerichtlich.

richtinge, 1. gerade Richtung. 2. Auseinandersetzung, Vergleich. 3. Erstattung, Berichtigung. 4. das Richten, Gericht.

richt-meister, Anführer.

richt-snôr, m. Richtschnur der Bauleute; fig. Regel, Norm.

richt-walt, f. richterliche Gewalt.

ricke, n. = rik.

ricken, sw. v. mit Pfählen, Stangen, Geländer umgeben.

ridder (ritter), Ritter, miles; Springer im Schach; arme ridder, e. Speise.

ridder(e)-blome, consolida regalis, delphinium; -dênst, Kriegsdienst als Pflicht und Beschäftigung des Ritters; -huve, Ritterhelm; -kerse, e. grössere Art Kerzen? -lik, einem Ritter geziemend, ritterlich, tapfer, ritterbürtig (r. broder = godesridder); -matesch, -mêtesch, -mâts, -mate, -matich, ritterbürtig, von ritterlichem Stande; -mêster, Anführer v. Rittern; -pert, Ritterpferd; -recht, Ritterrecht; -schemp, -schimp, Ritterspiel, Turnier; -schap, -schop, militia 1. ritterliche Thätigkeit, Kampf, auch vom Kampf des Lebens, 2. Gesamtheit der Ritter, 3. ritterliche Geburt, Ritterstand, -würde; -schoppen, militari = ridderschop oven, kämpfen; -schorte (guldene), e. Tracht, die nur Ritterfrauen zukam; -spil, Turnier; -tzolt, was dem Ritter als Sold zukam; -werk, kriegerische Thätigkeit, Krieg.

ridders-adel, m., -art, f. ritterliche Geburt, Herkunft; -man, Ritter; -môt, ritterlicher Sinn, Mut.

ride, rîe, rige, f. Bach, kleiner Wasserlauf, Graben.

ride-bit? pl. -bete, Zäumung des Reitpferdes; -gelt, Reisegeld; -hingst, Reitpferd; -hoike, m. Reitmantel; -kam = redekam; -knecht, Reitknecht; -laken, Zuggardine vor Fenstern, Betten, Gemälden, Wagenfenstern; -lerse, Reitstiefel; -man, der zu Pferde dient; -mantel, Reit-, Reisemantel; -mêster, Rittmeister, Anführer der Reiterei; -pert, Reitpferd; -rok, Reitrock; -schilt, Schild für Reiter? -smit, Reit-, Fahnenschmied; -stôl, Drehstuhl? Kontorstuhl; -towe, Ankertau?

ridel-hoike = ridehoike?

riden, st. v. 1. intr. reiten; überh. reisen (over mer r.); bes. einen Kriegszug unternehmen; von Schiffen: r., vor dem anker r., vor Anker liegen; von Land: vor dem strome, unbedeicht und der Überschwemmung der Flut ausgesetzt sein, wôste, durch Meer oder Strom der Cultur entrissen sein. 2. trans.; der Acc. bezeichnet den Gegenstand a) auf dem man reitet (Tier oder Mensch), bes. (befruchtend) bespringen, b) über den man reitet; – reitend besorgen, equitando obire.

riden(d)e, Partic. reitend, beritten, Ggs. gânde: de r., de r. man = rideman, Reiter; r. borgermêster, regierender, auf die Tagfahrten ausreitender B.; r. kok, schriver, Koch und Schreiber, die an solchen Reisen teilnahmen; r. bode, r. Bote; r. dêner, oft als ein Wort ridendêner, berittener Stadtdiener, Ggs. hûsdêner; r. orloch, Krieg im offenen Felde, Ggs. Belagerung; r. henxt, Reitpferd.

ridenêr, Berittener, Reisiger.

rider, 1. Reiter. 2. eine Münze (zu 12 fl.); rider-gulden = 11 schaep; (de rosenobel = 4 ridergulden); r. ist übrigens ein Name für verschiedene Münzen.

rider-hovet, (junges?) Rindvieh? l. rind-?

rîe, f. = ride.

rîe, f. (slav., lett.) Scheune, Korndarre.

rif (ref), fl. reves, n. Leib, bes. der tote Leib, Leichnam, Gerippe.

rif, ref, fl. reves, n. Fels oder Sandbank in der See.

rîf-isern, tritorium.

rîf-stên = badestên.

rige, f. = ride.

rige, f. Reihe, Ordnung; Häuserreihe, Seite einer Strasse.

rigen, st. v. reihen, aufreihen; in Falten legen? sik r., sich reihen, sich schicken.

rigene, f. Zeile einer Schrift.

rigisch, aus Riga: rigische butte, getrocknete Bütte (Fische) aus Riga; rigisch slede, ein leichter einpferdiger Schlitten mit Schellengeläut.

rik, n. eine lange dünne Stange; bes. eine Querstange, um Kleider etc. darüber zu hängen, oder Gestell, Bort, um etwas darauf zu setzen; up dat rick slân, an den Nagel hängen, aufgeben.

rîk(e), reich, mächtig; rike unde arm = jedermann; adv. reichlich.

rike, n. 1. Reich (Herrschaft u. Reichsgebiet); spec. das h. römisch-deutsche Reich. 2. der Kaiser, als Inhaber der Reichsgewalt. 3. Reichsinsignien.

rike-dage, pl. Reichtum; als Sing. fem.

rike-dôm, m., auch f.? Reichtum.

rîk(e)lik, reich, reichlich; adv. rikelik(en).

rike-maken, eine Art (Hazard)spiel.

riken, sw. v. 1. reich machen. 2. reich werden.

rikeren, sw. v. bereichern; intr. u. refl. reicher werden.

rikes-dach, Reichstag; -daler, Reichsthaler; -rât, Reichsrat.

rîk(e)-stat, Reichsstadt.

rîkheit, rikicheit, Reichtum.

rîm, st. m. und rime, sw. m. Reim; Reimspruch; in den rîm dôn, ein Spottlied auf jem. machen; Dichtung überh.; Wahlspruch, Motto, Devise.

rîm-bôk, Reimbuch; Katalog. Dem. rîmbokelîn, Spruchbüchlein.

rimen, sw. v. reimen; Verse machen; sik r., passen, im Einklange stehen.

rîm(es)-wîs, adv. in Reimen, Versen; r. stellen, in Verse bringen.

rimpe, f. Runzel, Falte.

rimpel = rimpe.

rimpen, st. u. sw. v. rümpfen, runzeln, falten; sik r., sich zusammenziehen, krümmen.

rinde, f. Rinde, Kruste, Borke.

rindeke(n), rindele, Zimmet, Kaneelrinde.

rinder(e)-brade, Rinderbraten; -market, Rindermarkt.

rinderen, vom Rind; bes. rindsledern.

rindes-bûk, Mittelstück, Rumpf vom Rindfleische; -hovet, Rind; -hût, Rindshaut; -ledder, Rindsleder.

rine, f. und rîn, m. n.? Mühleisen, das aus einem Ring mit vier Zapfen bestehende eiserne Kreuz, welches in den oberen Mühlstein eingelassen ist, worin die Mühlenspindel mit einem Zapfen eingreift.

ringe, adj. geringe, leicht; wertlos, unbedeutend; klein, wenig; niedrig; kunstlos, einfach; leichtsinnig; ein ringe, ein Kleines.

ringe, adv. ausser den Bedeutungen des Adj. bes.: schnell, rasch.

ringe-dans, chorea.

ringel, Zuber, tina.

ringel-duve, Ringtaube.

ringele, f. Sonnenblume.

ringeliken, adv. schnell, bald.

ringen, st. u. sw. v. ringen, kämpfen; na, streben, trachten nach.

ringen, sw. v. 1. geringer machen, verringern. 2. (das Geringe, Schlechte) ausschiessen, syn. mit wraken.

ringen, sw. v. 1. einen Ring anlegen; de swine, den Schweinen einen Ring durch die Nase ziehen, damit sie nicht wühlen können. 2. in Ringe legen (den Torf). 3. umringen.

ringenêren, sw. v. Nebenf. zu re(n)gneren; r. na, trachten nach etwas.

ringeren, sw. v. geringer, schwächer machen, attenuare.

ringeringe, Verschlechterung, Verringerung.

ringes-umme, ringsum.

ringe-tûn, Ringzaun, der das Eigentum rings umgibt.

ringe-vorwegen, unbedacht, leichtsinnig.

ring(e)-weginge, Geringschätzung, Verachtung.

ringicheit, Schnelligkeit, Hast.

rink, m. 1. Ring, z. B. Fingerring, Panzerring, Türring oder -klopfer, ringe up tafelen (s. tafelrink), an Flaschen. 2. Kreis, Umkreis, Umfang; to ringe umme, ringsum; das Nasenloch; r. umme de sunne, Hof um die Sonne. 3. der zu einer Versamlung oder zu einem Kampfe abgesteckte Kreis.

rinke, Schnalle an einem Gürtel, Spange.

rinken-drât, Draht zu Ringen oder Spangen, eine Drahtsorte.

rink-laken, eine geringere Tuchsorte? -lusse? (= lunse?); -mure, Ringmauer; -pitzêr, Petschaftring; -smit, Drahtschmied? Kettenschmied? -viler, der rinken (und ringe?) feilt, = bretzen-maker; -wîs, ringsherum, im Kreise; -worpen, einwickeln, hineintun?

rinne, lodallia, ein Fisch.

rinnen, st. v. 1. rinnen, fliessen, tröpfeln, lecken, tränen. 2. = rennen, laufen, rennen. 3. gerinnen, coagulare.

rinsk: mit rinsken sleden, entw. rînske = rigenske(?), rigiske (s. rigisch) oder, mit Umdeutung, rinskende, mit Schellengeläut (s. rinschen).

rînsch, rheinisch; rînsche, sw. m. rheinischer Gulden.

rinschen, rasseln, klappern, rauschen.

rîn-schip, Rheinschiff.

rinsel, Lab, coagulum.

rint, n. Rind, als Gattungsname; spec. das im zweiten Jahr stehende Stück Rindvieh.

rint-quik, Rindvieh; -vlêsch, Rindfleisch.

ripe, sw. m. Reif, pruina.

ripe, st. f. Reife.

ripe, reif, auch von Geschwüren; reiflich, na ripem rade.

ripen, sw. v. reifen.

ripen-gelt? ripen-korn?

ripicheit, Reife; Gesetztheit des Wesens.

ripinge, das Reifen, die Reife.

rîplik(en), adv. reiflich, hinreichend; reichlich, zahlreich.

rippe, Stück der Rüstung zum Schutz der Brust; Ggs. rugge.

rîp-sinnicheit, reifer Sinn, Verstand.

rips-rapper, der etwas ripsraps, rasch wegreisst.

rirap, ein Kraut, sandira.

rîs, Ries (Papiers oder Schiefersteins).

rîs, n. Reis, Zweig, virgula; Reisigbüsche, Reisicht, virgulta, sarmenta; Gebüsch; als Ggs. zu lôf, Laub: im rise, im Winter, im love, im Sommer. Dem. riseken.

rîs, m. Reis, oryza.

rîs-busch, junges, niedriges Gehölz.

risch, Schilf, Sumpf-Binse.

risch, 1. aufgerichtet, gerade, schlank. 2. rasch, schnell.

rischen, scirpeus, von Schilf.

rischen, sw. v. blôt r., Blut speien.

rise, f. eine Art Schleier um Wangen und Kinn; Haarbinde.

rise-biter, ein etwa jähriges Rind, das, wenn es in den Wald getrieben wird, schon die Reiser abbeissen kann.

rise-galle, n. eine Arznei.

risel? Riedel, Cod. Brandenb. I, 9, 179.

riselsch, aus der Stadt Ryssel (Lille).

risen, st. v., im 16. Jh. auch mit sw. Praet. 1. sich von oben nach unten bewegen, fallen, ab-, ausfallen. 2. sich von unten nach oben bewegen, sich erheben, steigen, emporkommen, hervorkommen, aufgehen, auflaufen, sich zeigen.

risen, sw. v. 1. pfropfen; fig. begründen, stützen. 2. anreizen, instigare.

rîs-holt, Reisholz, Buschholz.

risinge, das Steigen; Preis-, Geldkurssteigerung.

rispe, rispeke(n), Reis, Staude, Gestrüpp.

risse, f. Ritze, Spalte.

rissen, sw. v. zerspalten; Risse in etwas machen, ritzen.

rîste, f. Strähne Flachs oder Hanf, hispa (3 oder 4 machen einen s. g. knocken); auch von andern Gegenständen, z. B. Schiefer.

risten, sw. v. flechten? motire; ritzen, einschneiden.

rit, n. Ritt; Kriegszug zu Pferde.

rît-âl, e. Sorte Aale: kleiner Graben-Aal (v. ride)?

riten, st. v. trans. reissen, zerreissen, brechen; intr. bersten, zerrissen werden.

rît-mêse, statt rêtm., Reitmeise, amarellus.

rit-mêster, Rittmeister; Führer des ganzen (reisigen) Heeres.

rit-stempel, ein Schmiedsgerät.

ritte = rete. ritter = ridder. ritze = risse.

rive, verschwenderisch, freigebig; reichlich; = kone, vigorosus. Als Adv. auch: gehörig, sehr, stark.

rive, f. Reibe; Striegel?

rive-koken, Reibkuchen, e. Confect?

rivelse, n. was gerieben ist.

riven, st. (u. sw.) v. reiben, zerreiben.

rivêr, n. (m.), rivêre, f. fliessendes Wasser, Fluss, Strom. Dem. rivêr(i)ken.

rivol, m. Wein aus Rivoglio in Istrien.

rîx-ôrt, d. i. rikes-ort, Viertel eines Reichs(thalers, Gulden etc.)

rô, roh, ungekocht; v. Garn, Leinen ungebleicht; v. Tuch, wie es aus der Walke kommt; v. Buch, ungeheftet, ungebunden.

robbîn, Streit, Kampf, Lerm (plötzlicher? gewaltiger? wol = mhd. rabbîn, mfrz. ravine, Anrennen des Kampfrosses).

robbines spil, Schlägerei; wol v. vorhergehenden Worte robbîn.

robîn, m. Rubin.

roblike, robrike = rubrike.

roch, fl. roches, roghes, m. im Schachspiel: der Turm (Elephant, Kameel).

roche, ruche, sw. m.? Roche, der Nagel- und der Glattrochen.

rochelen (rögelen, röchel), n., ital. rocchetto, Chorhemd, feine (leinene, gew. weisse) Überkleider mit engen Ermeln.

rochlik, bequem? in ordentlichem Zustande? lies recklick = reckelik?

roch-, ruchen-, ruggen-pâl?

rôchte? rochte, s. ruchte.

rocken, Spinnrocken (Wocken).

rodal, n.= rotele.

rodâl, Name einer Pflanze, rotulus, herba longa.

rodde = rode, sw. m. rodden = roden.

rodd-oge = rodoge.

rode, rodde, sw. m. 1. grosser Hund, Rüde, molossus. 2. »Läufer«, Zapfenhopfen, lupulus femina.

rode, sw. f. = rotte, musik. Instrument.

rôde, st. f. 1. Röte, rubedo. 2. rote Farbe; Krapp, rubea, erythrodanum.

rôde, rûde, st. sw. f. virga, Rute: Schössling, Reis; Gerte, Stab, Stange; Messrute v. verschied. Länge (10-16 Fuss); am Ziehbrunnen die vier Eckständer u. d. Träger des Brunnenschwengels; Mühlenrute; Zuchtrute, fig. Strafe; spanische roden, eine Art Stangeneisen, hierro en vergas. Dem. rodeken.

rode-acker, aus Waldland gerodeter Acker.

rode-bicke, f. Bicke, Hacke zum Roden (Reuten), Aufräumen, Abbrechen v. Mauerwerk.

rode-hacke, f. u. rode-ho(u)we, f. (auch rode-hower?) = rodebicke.

rôdelaftich, -achtich, rötlich.

rode-lant, gerodetes Land, Neubruch.

rôdeleftich, -echtich, rötlich.

rodelen, sw. v. Dem. zu roden, roden.

rôdelicht, rötlich.

rôdel-stên, Rotstein, rote Kreide, Rotstift.

rodel-wî(g)e, cristula (falco tinnunculus).

roden, sw. v. roden, reuten, urbar machen.

rôden? = roien, sw. v. rudern.

roden-dage, Hundstage.

roden-drek, Hundeexcremente, album graecum.

roden-eit, Eid der Hopfendarrer.

roden-hovet, Hundskopf.

rôden-korf, Rutenkorb, aus Weiden geflochten.

roden-snute, Hundeschnauze.

roden-sone, eig. Hundesühne, d. i. eine solche, die nur kurz dauert.

roden-stove, Hopfendarre.

roden-tins, Hopfenzins.

rôden-tins, Abgabe nach der Länge (Rutenzahl) eines Eigentums.

roder, n. Ruder, bes. Steuerruder; fig. Führer, Stütze.

rodere, Rotmaler, rubeator.

rode-recht, das Recht zu roden, die Rechtsbestimmungen darüber.

roderen, sw. v. rudern.

roder-gelt, Rudergeld, d. i. eine Hafenabgabe, die von jedem einlaufenden Schiffe bezahlt wird.

roder-haken, pl. Haken am Steuer, welche in die Fingerlinge des Hinterstevens greifen.

roder-hol, forus = roderlade?

roder-lade, das Loch in der Hintergilling, durch welches die Ruderpinne ins Schiff geht, Hennegatt?

roder-smide, Beschlag des Steuerruders?

roder-tol, Ruderzoll = rodergelt.

rode-tegede (rot-t.), der Zehnte von dem gerodeten Neulande.

rode-werk, Ausrodung?

rodich, rötlich.

rodie? f. Felsen (gew. rotse, rutse).

rodinge, das Ausroden.

rôd-oge, roddoge, ein Fisch, Rotauge, Barbe, rubecula.

rôer = roder, Steuer.

rôf, m. (u. n.?) 1. Decke, Deckel (über e. Wanne, Kufe, Wagen etc.). 2. die Decke auf dem Hinterdeck des Schiffes; als Wohnung des Schiffsvolkes. 3. Rauchfang? 4. Lehmdecke der Kalkröse. 5. Schutzdach über Mauern, Planken.

rôf, m. Raub, sow. das Rauben, die Raubthat, als (dann auch n.) der gemachte Raub, das geraubte Gut, Beute = rôf-gût.

rôf-hûs, -slot, Raubhaus, -schloss; -kule, Räubergrube; -schip, Piratenschiff; -wagen, Wagen zur Aufnahme der Beute beim Heere.

rofel (rofelke), gadus lota, polipus.

roffele, ruffele, Werkzeug von Holz, mit eisernem Rande beschlagen: Mittelding zwischen Spaten und Schaufel.

roffer, roffen, roffiân etc., s. ruffer etc.

roffiole, roffiôlken, Fleischtorte, Pastete.

rôflicheit, räuberisches Wesen.

rôflik, räuberisch; r. gût, geraubtes Gut; adv. rôflike(n).

rôf-neset? mit einer Adlernase, aquilinus.

rogelik = rouwelik, ruhig.

rogen, sw. v. regen, rühren, bewegen, erregen; refl. sik r.; mit Worten berühren, wieder besprechen.

rogen, sw. v. rügen (= wrogen oder = vorig. W.)

rogen, rogel (roge, rogge), Rogen, Fischeier.

rogge, m. Rocken, siligo. Adj. roggen.

roggen-arne, f. Rockenernte; -hure, Rockenzins, e. Abgabe; -kneder, der Kneter, e. Bäckergesell; -mēl, Rockenmehl.

roi, Zug, Schluck, haustus?

rôien, rôjen, rôen, sw. v. rudern.

rôier, Ruderer.

roise, pl. ein Pelzwerk. Vgl. norweg. röskat, mustela erminea (Nemnich, Polygl. der Naturgesch.)?

rok, m. Oberkleid.

rôk, m. Rauch; Herd, bes. êgen rôk, eigene Haushaltung; rôk unde brôt, Wohnung und Kost; Dunst, Duft, Geruch; fig. Gerücht (Ggs. vûr, Feuer = Tatsache).

rôk, rôke, m. (schwarze) Krähe, Saatkrähe, Kolkrabe; auch rokart.

roke, st. m. Geruch: 1. Dunst, Duft; fig. Gerücht, Ruf, Leumund. 2. der Sinn, die Fähigkeit zu riechen.

roke, ruke, st. f. Achthaben, Sorge, Sorgfalt; mit roke, aufmerksam, achtsam; r. hebben mit Gen. oder up, Acht haben auf.

roke-lôs, ohne roke, sorglos, unbekümmert, unbedachtsam; ruchlos, frevelhaft; pass. nicht geahnt, ohne dass man es denkt, plötzlich. Adv. roke-lose(n), bes. auch: plötzlich, sofort.

roke-losen, sw. v. unbedachtsam handeln.

roke-losicheit, Unbekümmertheit, Sorglosigkeit, Unachtsamkeit.

roken, sw. v. rauchen, dampfen, räuchern.

roken, ruken, sw. v. bedacht, besorgt sein um etwas, sorgen für, sich kümmern um etwas, achten, mit Gen. od. Acc.; mit Inf. wollen, worauf bedacht sein.

rokere, Besorger.

rokeren, sw. v. räuchern.

rokerich, 1. räucherig, braun; 2. den rôk = Herd, Haus betreffend; ein r. dêf ist ein Dieb, der seinen Herrn bestiehlt, in dessen Brod er steht.

rôk-gat, n. = rôkhol.

rôk-gelt, Abgabe von jeder Rauch-, Herdstätte.

rôkhaftich, fuliginosus, fumidus.

rôk-hol, n. Rauchloch, Schornstein.

rôk-hôn, Rauchhuhn, Huhn, das von dem Besitzer eines »eigenen Rauches« als Abgabe gegeben wird.

rok-laken, Tuch zu e. Rock, zu Röcken.

rôk-pennink, Haussteuer, focagium.

rôk-pipe, Rauchloch, -röhre.

rôk-spil, Räucherspiel der Hansen in Bergen.

rok-want = roklaken.

rol (Stück an der Kogel) Wulst? vgl. engl. roll.

rolant, rulant, m. 1. ein hölzernes oder steinernes Standbild auf den Märkten vieler Städte in Norddeutschland; Sinnbild der Freiheit oder der städtischen Privilegien. 2. ein Spiel, wobei nach einem drehbaren Bilde, gestochen wurde.

role auf Schiffen: = rolle, rulle?

rolik, roleke, rolize, Tausendblatt, Schafgarbe.

rolle, s. rulle.

rollen, rotulare; in scrift gerollet, verzeichnet.

rôm, m. Ruhm, Prahlerei; Pracht, Glanz, Ueberfluss.

rôm(e), m.? Sahne der Milch.

romen, sw. v. rühmen, prahlen; refl. sik r.

romenie, s. rumenie.

romer, Rühmer, Prahler.

romer, Römer, Pokal.

rôm-spreker, Ruhmrediger, Prahler.

rone, abgehauener Baumstamm, Klotz, Knüppel.

ronen, rudern.

ronken, sw. v. schnarchen.

ronne = renne, ronne-bôm = rennebôm.

ronnen, d. spätere Form für rennen; auch = runnen.

ron-stên, Rinnstein, Strassengosse.

rop, m. Rupf.

rôp, m. Ruf, Geschrei.

rôpachtich, lärmend, schreiig.

rope, f. Pferderaufe.

ropen, st. v. rufen, schreien; ausrufen, verkündigen.

ropen, sw. v. fl. he roft, ik rofte, geroft, rupfen, raufen, zausen (bei den Haaren).

rope-wulle, Raufwolle.

rôp-mâl, Strecke, soweit man das Rufen hören kann.

roppen, sw. v. rupfen, zupfen.

rôr, n. Rohr, Schilf, canna; Rohrstock; Röhricht; Zimmetrinde? Röhre, hohler Cylinder; Spule; Schiessrohr, Kanone, Muskete.

rôr, n. = roder, Steuer.

roraten-, rorâts-misse, e. Adventsmesse.

rôr-brôk, Bruch, Sumpf in dem Rohr wächst.

rôr-dum, -dump, -dumpt, m. Rohrdommel.

rôr(e), n. die Stange auf dem Vogelherde, auf welcher der Rührvogel (Lockvogel) sitzt? fig. ênem wat up dat r. binden, einen durch etwas ködern.

rore, st. n. u. sw. f.? Röhre, Rohr.

rôr(e), rure, f. 1. Bewegung. 2. Ruhr, Durchfall, Bauchfluss. 3. Berührung; to rore, rore an, nahe an. 4. Bildl. Berührung (mit Worten), Besprechung, Angabe. 5. concr. das Bewegliche, Mobilien oder Vieh?

rôr(e)-drank, Abführungsmittel, Laxativ.

roren, Rohr im Röhricht schneiden.

roren, ruren, sw. v. 1. rühren, bewegen; an-, berühren; den schilt, den Kampf annehmen; bes. techn. Ausdruck in der Medicin: von Arzneien, die wirken; von Krankheiten, die einen (bes. plötzlich) befallen; roret werden, e. Schlaganfall bekommen, daran sterben. 2. umrühren. 3. antreiben, in Bewegung setzen. 4. Bildl.: mit Worten berühren, besprechen, anführen. 5. betreffen, angehen. 6. der Spur des Wildes folgen und es stellen.

rôr-gat, Loch, in dem die Steuerruderpinne geht, Hennegatt, Koker.

rôr-gelt, Beitrag der Zunftgenossen zur Anschaffung von Schiessgewehren.

rorich, beweglich; an der Ruhr leidend.

rorich, voll Rohr.

roringe, 1. Rohrwerbung, Rohrschnitt. 2. Röhricht, was an Rohr wächst.

rôr-lôs, ohne Steuerruder.

rôr-sperlink, Rohrsperling.

rôr-vinke, Rohrfink.

rôr-was, was an Rohr wächst.

ros, n. (selten; gew. ors) (Streit)ross.

ros-bare u. -bore, f. Sänfte, lectica.

ros-bôm, Stallbaum zwischen zwei Pferden.

rosch = rusch, Binse.

ross-dare, Rostdarre? (Krankheit des Weizens.)

rose (ruse), sw. f. Rose; dach der rosen = rosensondach; was die Gestalt einer Rose hat; Zipfel, der vorm Schwarzfärben am Tuche ausgebunden wird zum Beweis, dass es geblaut ist; Wind-, Kompassrose; under der rosen, heimlich. Dem. roseke, f.? roseken, n.

rose (ruse), st. f. = kalkrose; rose-hof, -tûn, Röseplatz; -hol, gemauerte Vertiefung der R.; -holt, Brennholz zur R.; -korf, Korb zum Wegschaffen des gebrannten Kalkes; -oven, Ofen unter der R.; -knecht, -vent, Röseknecht.

rosel, m.? das Fett der Schweine unter den Rippen (nicht = Speck).

roselik, rosenfarbig, rosig.

rosel-mânt, October.

rosen, sw. v. (rötlich?) glänzen.

rosen, sw. v. am Tuche e. Rose aufbinden? s. rose. l. rasen?

rosen-blat, Rosenblatt; -fluwêl, roter Sammet; -garde, Rosengarten, fig. Schlachtfeld; Dem. -gardelîn, Kosewort für die Geliebte; -krans, Rosenkranz, fig. Jungfrauschaft; -nobel, gew. rosenobel, der nobel mit dem Gepräge einer Rose, engl. Goldmünze (= 2¼ Ducaten); -olie, Rosenöl; -pennink, Pfennig mit dem Bilde einer Rose; -rôt, rosenrot; -sam(e), anthera, Rosensamen; -sondach, Sonntag Laetare; -strik, Rosenband, -kranz; -strûk, Rosenstrauch; -trute, kosende Anrede; -varwe, Rosenfarbe; -var, -varwich, rosenrot; -water, R.-wasser.

rosîn(e), f. Rosine; coll. Gen. rosines: 6 punt rosines = 6 p. rosinen.

ros-kam, m. Pferdestriegel; -kammer, -koper, Pferdehändler; -kappe, Decke über dem Kopfe des Pferdes als Schmuck.

rosmarîn, Rosmarin.

rosser? Reiter? Pl. v. ros (sonst rosse)?

rossêrde kisten, braun gebeizte Kisten.

rossît, ein Kleiderstoff.

rost, m. = rust, Rost, robigo.

rôst, Braten.

roste, f. Ruhe.

rôste, f. Rost, craticula; eisernes Gitterwerk, z. B. über einer Grube vor Kirchhöfen zur Abhaltung des Viehes.

rostement, Arrestierung, Beschlagnahme.

rosten = resten, rusten, ruhen.

rosten u. rosteren, rosten, rubigenare.

rôsten u. rôsteren, sw. v. rösten.

rôster(e), f. (u. m.) = rôste, craticula, in beiden Bedeutungen.

rostêren, sw. v. anhalten, mit Beschlag belegen.

rosterich, rostig.

rostêringe, Arrestierung, Beschlagnahme.

roster-schene am Pfluge: Rüsterbrett?

ros-tunge, stili-(stolo)pendium, scolopendria.

ros-tûscher, Pferdehändler.

rot, n. novale, Rodeland, zur Ausrodung bestimmtes oder bereits gerodetes Waldland, Neubruch.

rôt, rût, n. m.? 1. Russ, fuligo. 2. Talg, Unschlitt.

rôt, rot; v. Golde; Farbe der Falschheit; de rode bûk, Ruhr; de rode sondach = rosensondach; rode wurst, Blutwurst?

rôt-bart (für rôtbardet?), rotbärtig: ênen rodbarden man.

rôt-blesset pert, Pferd mit einem roten Stirnfleck.

rôt-bruwer, der rotes (braunes) Bier braut.

rote (rate), f. das Verrotten, die Fäulnis; vlas in de r. bringen, Flachs zum Rotten ins Wasser legen.

rote (rate), f. Schar, Abteilung, Rotte; Anhang, Partei.

rote-broder = partiebroder.

rotel(e), f. rotulus, rotula, Rolle, Verzeichnis, Liste, z. B. der verstorbenen Wohltäter einer Kirche.

rotelen, sw. v. röcheln.

roten (raten, rotten), sw. v. verrotten, verfaulen; trans. röten (Flachs).

roten, sw. v. mit Talg bestreichen: ên schip.

rôt-gerwer, Rotgerber.

rot-geselle = rotebroder.

rôt-gêter, Rotgiesser, Kannengiesser.

rôtheit, Röte, z. B. der Wangen.

rot-îs, brüchiges Eis (unter dem kein Wasser ist).

rotiste, Beisitzer der päbstlichen rota (Gerichtes).

rôt-lasch, -lesch, -losch, n.? rotgegerbtes Leder, Juchten. Adj. rôtlaschen.

rôt-lescher, -loscher, Handwerker, der in rôtlasch arbeitet.

rôt-mân, roter Mohn (Anemone).

rot-mêster, Führer einer Rotte, bes. einer städtischen Abteilung.

rôt-navel, marrubium, Andorn.

rôt-oge, s. rôdoge.

rôt-scher (-scherink), m. Stockfisch, dessen Rücken zur Herausnahme der grossen Gräte vor dem Trocknen der Länge nach aufgeschnitten ist.

rotse, f. Fels, frz. roche. Vgl. rutse.

rôt-seter, -scheter, -citer, rubilinium; vgl. seter.

rôt-stên, Rotstein, -stift.

rotte, rotula, Rolle; l. rolle?

rotte, f. Ratte.

rotte, f. musikal. Instrument, das mit der Hand gespielt wurde (Cither). Compos.: rottenspeler.

rotten-konink, der sog. Rattenkönig; -krût, Arsenik; -nest, Rattennest, auch bildlich.

rot-tegede, Rodezehnte, decima novalium.

rotten, sik, sich in Rotten scharen, sich sammeln.

rotterie, Zusammenrottung.

rôt-var, rotfarbig, rötlich.

rôt-werk, rotes Pelzwerk.

rouw, row, roh, rauh (v. gewalktem, noch unbereitetem Tuch).

rouw(e), rowe, rawe, f. Ruhe, Rast, Frieden, Musse.

rouwe = ruwe, Reue.

rou(we)-kamer, cubile; -kussen, Ruheküssen; -stede, Schlafstätte, Grab; -stunde, Pause zwischen der Arbeit.

rouwelik, ruhig; bes. jur.: unangefochten. Adv. rouwelike(n). Subst. rouwelicheit.

rouwen, rowen, rawen, sw. v. 1. intr. ruhen. 2. trans. ruhen lassen. 3. sik r., sich ausruhen.

rouwen, 1. = ruwen, reuen, 2. = rugen, Zeug rauhen.

rou(we)sam, -samich, ruhig, friedlich; adv. rouwesameliken.

rouwich, rowich, ruhig.

rouw-voder = rûchvoder.

rove (rave), f. Kruste auf einer Wunde.

rove (ruve), f. Rübe. rove-olie, Rüböl; -redik, Gartenrettig, raphanus sativus; -sât, n. Rübsamen.

rovelik = rôflik.

roven, sw. v. 1. rauben, Raub ausüben. 2. berauben, plündern, mit Acc. des Ortes, auf dem die Beraubung geschieht; mit Acc. der Pers., der etwas genommen wird; mit up, zur Bezeichnung der Person, gegen welche der Raub ausgeführt wird.

rover, Räuber. rover-degen, Räuberheld, -Hauptmann; -kule, Räubergrube, -höhle; -schip, Piratenschiff; -vesten, f. Räuberburg, Raubschloss.

roverie, Räuberei.

roves-gewîs, auf räuberische Weise.

rovich, 1. geraubt. 2. räuberisch.

rovicheit, raubgierige Natur.

rovinge, Beraubung, Plünderung.

rowânsk, kastanienbraun, braunrot.

rû, rûch, rûw, rauch, haaricht, zottig; rauh, v. Leder, v. unbehauenem Feldstein; ungereinigt, v. Talg; strenge, ungestüm, v. Menschen. – dat rû, die Rauchseite des Felles; r. tûn, lebender Zaun?

rubbe-wort, quinquenervia = ribbewort.

rube, f. = rupe, Raupe.

rubeba, rubebe, rubeke, rubelle, f. parva figella, e. dreisaitiges musik. Instrument, aus arab. rebab (frz. rebec).

rubrik(e), rubrica, minium, rote Dinte, r. Farbe.

rubunten gân, lopen, riden, Narrenpossen treibend durch die Strassen ziehen (zu Fastnacht).

rû-busch, rubetum.

ruch unde rap, allerlei Gerät.

ruchaftich (l. rucht-?) maken, ins Gerede bringen.

ruche, s. roche.

ruchelen, s. rochelen.

rûchen = rugen, zusammenlaufen, lärmen.

rûch-hower, der Schiffszimmermann, der das Holz im rohen bearbeitet.

ruchlin = rochelen (als Frauenkleidungsstück).

rûch-stên, Feldstein, unbehauener Stein.

rû(ch)-swart, ein sehr dichtes u. weiches Leder (innen rauh u. geschwärzt); auch rûsch-, rûs-swart (russisches Leder schwarzgefärbt)?

ruchte, rochte, n. 1. Rufen, Geschrei; bes. das Zetergeschrei, Schrei um Hülfe. 2. Ruf, Gerücht, Leumund.

ruchten u. ruchtigen, sw. v. ein Gerücht machen.

ruchtich u. ruchtlik, ruchtbar.

rucht-lôs, der seinen (guten) Ruf verloren hat, infamis.

rucht-mêrich, durch das Gerücht bekannt.

rûch-voder, Rauchfutter (Ggs. Korn).

ruckelen = rochelen.

ruckel-rei, m. ein gewisser Tanz bei der Hochzeit.

rucken, sw. v. 1. intr. sich fortbewegen, von der Stelle gehen. 2. trans. etwas (rasch) fortbewegen, reissen, ziehen, zucken; ênem dat (sîn, ein) vel r., jem. zausen, ihm eins versetzen; van ledder r., das Schwert ziehen, einhauen.

rucker, Räuber, Raffer, Habsüchtiger.

rude, f. (wilde) Raute.

rude, Räude.

rude, Pflugstocher.

rude = rode, Rute.

rû-dekene, f. wollene Decke? Oberbett.

ruden = roden, adj. von Ruten.

ruden, sw. v. reuten; reinigen (e. Flussbett); mausern.

ruden-krans, Rautenkranz (im sächs. Wappen); -sap, -water, Rautensaft, -wasser, -essig.

rudich, ruderich, räudig, schorfig.

rudicheit, Räude, Schorf.

rudichtich = rudich.

rudik, persicaria, Flöhkraut.

rudze = rotse; rudzaftich, klippicht.

rufelen, sw. v. hin und her rütteln?

rûf(e)link, ½ Scheffel Mass für Hopfen, Korn.

ruffele, s. roffele.

ruffen, roffen, sw. v. Unkeuschheit treiben.

ruffer, roffer, m. der unkeusch lebt u. Unkeuschheit befördert; Kuppler, Hurenwirt.

rufferie, Kupplerei.

ruffersche, Kupplerin, überh. Bübin.

ruffert, eine Pflanze?

ruffe-, roffe-wort, Kupplerwort, unzüchtige Reden.

ruffiân, Hurenjäger; Hurenwirt.

rufflink = roffele? = rufelink?

ruge, f. Karst, Hacke, ligo.

rugele, Rauke, brassica eruca.

rugelik = rouwelik.

rugen, sw. v. 1. trans. rauhen, mit feinen Kratzen die lose Wolle aus dem Tuche ziehen. 2. intr. rauh werden; mausern.

rugen = ruien, lermen.

rugge, st. m. 1. Rücken, den r. geven, fliehen. 2. das Rückenfell (der Eichhörnchen). 3. Rückenharnisch. – achter, over, to rugge, rückwärts, zurück.

rugge, s. roche; ruggelen, s. rochelen.

rugge-ader, varix; -armborst, balista dorsalis; -brade, Rückenstück vom Schlachtvieh, Rückenbraten; -halve, Rückenseite; -holden, verteidigen; -holder, Beschützer, fem. -holderinne; -knoke, spondile, Rückenknochen; -krampe, gebogene Krampe, in Form eines Hufeisens? -laken, Tuchbehang einer Rückenlehne; -leninge, Schutz, Deckung; -linges, -link, rücklings, rückwärts; -lôp, Rückgängigmachung eines Kaufes; -schilt, Hinterteil des Panzers; -sprake, Rücksprache; Ausflucht; -stoninge, Rückstärkung, Hülfe; -stûr = -stoninge; -toch, n. (u. m.?), -toge, m. Rückzug, Heimreise; Aufschub; Vorbehalt; -voder, Pelz aus Rückenfellen; -wart, rückwärts; -wortele, radix sigilli Salomonis, convallaria polygonatum.

ruggen, sw. v. e. Art der Zubereitung des Tuches, Ggs. strecken.

ruggen-krevet, Rückenpanzer; -leder, Rückenleder, d. h.?

ruginge, Lerm, Tumult.

rû-haver, e. Art Hafer.

ruie, ein Wasserlauf, Graben.

ruien, sw. v. 1. lermen, brüllen, strepere. 2. lermend, tumultuierend kommen oder gehen.

ruke, ruken = roke, roken.

ruken, st. v. 1. riechen, Geruch verbreiten. 2. riechen, Geruch empfinden.

ruk-ersen, sw. v. mit dem Hintern wackeln; unruhig sitzen.

rule, Gründling, Schmerling, fundulus.

rulinge, Lerm und Streit?

rulle, f. Rolle, Walze; Drehscheibe, Drehkreuz als Türverschluss; Zusammengerolltes, v. Waaren, z. B. Leinwand, Blei, Wachs etc.; Papierrolle, daher Brief, Urkunde, bes. Zunftrolle; = rulledôk. Dem. rulleke, f., rulleken, n. für: Zettel mit Zauber-, Segenspruch, Schwertbrief etc.

rul(le)-, rol(le)-bedde, Rollbett; -bôm, Drehkreuz als Wegeverschluss; -dôk, Handtuch an einer Rolle; -golt, Golddraht? Goldschaum? -holt, Mangelwalze; -wagen, Fuhrwerk mit Rollen.

rullen, sw. v. auf Rollen, Walzen bewegen; auf-, zusammenrollen; intr. sich rollend bewegen.

rulp-wort, arone.

rûm, 1. geräumig, geraum, weit, offen (von Raum u. Zeit). 2. weitläuftig, gross. 3. im jur. Sinn: rein u. frei von Lasten u. Beschwerden. de rume sê, das offene, hohe Meer; dat rume, das offene Feld.

rûm, n. Raum, Platz, bes. freies Feld, freie See; Lagerraum, Inneres des Schiffes; als jur. Ausdruck: Freiheit von Lasten u. Beschwerden; Erlaubnis, Musse.

rûm = rûn, geheime Beratung.

rûm-blek, freier Raum, Platz.

rume, adv. geräumig, weit; reichlich; to rume spreken, mehr reden als man soll u. darf.

rumeliken, geräumig; reichlich; weitläuftig.

rumelink, Land-, Feldflüchtiger, Ausreisser?

rumen, sw. v. 1. intr. weichen, weggehen, abziehen, ausweichen; uter stat rumen, in die Verbannung gehen. 2. tr. räumen, verlassen; einräumen, überlassen; weg-, aufräumen, säubern; erweitern; (naut.) vorbei-, umfahren; (milit.) dat velt r., fliehen.

rumen = runen.

rumenie, romenie, Südwein, griechischer Wein von Napoli di Romania.

rumenie, romenie, geringes Pelzwerk, v. romanischen Ziegenfellen.

rumich: r. werden, abgehen, den Platz räumen.

ruminge, Räumung, Säuberung; Entfernung.

rummeldois, m. Ratzeburger Bier.

rumôr, n. Rumor, Lerm, Tumult.

rump, m. 1. Rumpf, Leib (bes. im Ggs. zum Kopfe). 2. längliches, bauchiges Gefäss; Mass in der Saline, bes. für Salz. 3. Bienenkorb. 4. der hölzerne Trichter in der Mühle, devorancia. 5. als Kleidungsstück: Leibchen.

rumpe, schlechtere Art Muskatnuss.

rumpe u. rumpele = rimpe, Runzel.

rumpelen, sw. v. ein Geräusch machen, poltern, polternd fallen.

rumpel-mette, Poltermette (an den beiden Tagen nach dem Palmsonntage oder auch am Karfreitag).

rumpich (im Munde) würgend, stipticus.

rumpich? (vom Pfeffer).

rump-recken, sw. v. mit Gewalt hin- u. herziehen (den Leib, Rumpf dehnen, zerren, auf die Folter spannen).

rump-water, Wassersucht, timpanites.

rûmte, f. freier Raum; offenes Feld, Meer.

rûn, m.? = rune, heiml. Beratung.

rundêl (rundeil), n. was kreisförmig gemacht ist; namentl. eine Schanze; Steine, deren Ecken ausgerundet sind; Kreis um das Bild auf einer Münze.

rundeiles-note, brevis nota currens (musik.).

rundicheit, Rundheit; bildl.: Sorglosigkeit.

rune, m. verschnittener Hengst, Wallach.

rune, f. heimliches Geflüster; geheime Beratung; Runenzeichen.

runeken, sw. v. = runen.

runen, sw. v. raunen, flüstern, heimlich sprechen, h. beraten.

runer, Rauner, Einflüsterer, heimlicher Ratgeber.

runge, f. (Wagen)runge, droteca.

runinge, Geflüster, heimliche Beratung.

runken, schnarchen.

runne = renne.

runnen, sw. v. gerinnen.

runsel, Lab, coagulum.

runselinge, das Zusammenziehen, Astringieren (vom Geschmack)?

runt, 1. rund. 2. bild.: sorglos, gleichgültig, einfältig. Adv. 1. rund. 2. kurz entschlossen, grade heraus; oft: gût runt seggen.

runt, ront, häufig (bes. westlich) für: Rind.

runtlike, adv. rundlich; bildl.: sorglos, gleichgültig.

runtside, Streitpferd, mhd. runzît.

runt-visch, Rundfisch; bes. der magere Kabliau, dem der Kopf abgeschnitten und das Eingeweide ausgenommen ist, dessen Rücken aber ganz gelassen wird.

rup unde rap, allerlei durcheinander.

rupe, f. Raupe.

rupen, sw. v. Raupen absuchen.

rupen-schiter, Schmetterling.

ruppel-rei, m. der letzte Tanz, Kehraus.

rûr unde unrûr, Mobilien u. Immobilien?

ruren = roren.

rûrlik, beweglich.

rusch, m. (u. rusche?) Binse, Schilfrohr, juncus.

rusch, rasch, schnell.

rûsch, Eingeweide, Gekröse, intestina.

rûsch, m. n. Rausch, Trunkenheit.

rûsch, unfl. auch rûs, russisch: rûsche bonen, semina crotonis s. tiglii; rûsch ledder, auf russische Weise gegerbtes Leder, Juchten; rûsk slede, russischer Schlitten = rigisch slede, auch rûsken slede, also wol = rûskende, v. Schellengeläut.

rusche, gluterium, terra congelata, gefrornes Stück Erde? Thon?

ruschelme, ruschelinc, Kornblume, flaviola.

rûschen, sw. v. 1. rauschen, klirren, klappern. 2. heftig u. eilig losstürmen; in einem rûschen (st. rûschende), augenblicklich.

ruschen-sol, palus juncorum.

rûschinge, Rauschen.

rusch-wische, Wiese mit Schilf bewachsen.

ruse, f. Fischreuse, sagena.

ruse, 1. = rose, Rose. 2. = rose, Kalkröse.

ruselêren, sw. v. in Saus u. Braus leben, toben, Lerm machen.

rusen, toben, rasen; lermen, schreien.

rusener, der eine Fischreuse legt.

ruser, glutor (l. gluto?) Schlemmer?

ruspen, sw. v. aufstossen, rülpsen.

russel = rosel.

rust, m. Rost, robigo.

rust, m. der Haken am Harnisch zum Einlegen des Speeres.

ruste, f. Ruhe; als Längenmass: eine Strecke Weges, stadium.

ruste-kamer, Waffenkammer, wo man sich rüstet.

rustelik, ruhig; unbelästigt, frei; in Frieden, in ungestörtem Besitz.

ruste-mêster, Aufseher über die Waffen, das Geschütz.

rusten, sw. v. ruhen; refl. sich ausruhen.

rusten, sw. v. rosten.

rusten, fertig machen, bereiten, rüsten, bes. zum Kriege.

rû-stên, = rûchstên.

rustêr, Bauer, grober Mensch, Flegel.

rustêren = rostêren, arrestare.

rusteren, sw. v. rostig werden.

rusteren, sw. v. aufstossen, rülpsen, ructuare.

rusterich, rostig.

ruste-wagen, Wagen zur »Ammunition« des Heeres; Gepäck- und Proviantwagen.

rustheit, rusticheit, Rost, erugo.

rustich, gerüstet, bereit.

rustich, ruhig, bequem; zufrieden.

rustigen, sw. v. rosten.

rustigen, sw. v. rüsten, bereit machen.

rustinge, Ausrüstung; Kriegsmannschaft u. -gerät; d. Waffenrüstung des Einzelnen.

rustlik(en), adv. rüstig, rasch, rüstungsmässig.

rustnisse, Rüstung.

rûs-verwer, der das s. g. rûchswart bereitet.

rûs-swart, s. rûchswart.

rût = rôt, sepum, fuligo.

rute, f. Raute, ein regelmässiges Viereck, verschoben oder nicht verschoben, rhombus; bes. Fensterscheibe.

rutelen = rotelen.

ruten, sw. v. wegelagern, buschkleppern, räubern.

ruter, 1. Wegelagerer, Strassenräuber, bes. der ritterliche; der dem Ritter dienstpflichtige reisige hoveman, hove-ruter, curiensis; Söldner, Landsknecht, Seesoldat; bes. der berittene Krieger = pertruter. 2. Spanischer Reiter, Spitzpfahl.

ruter-geselle, -knecht, -lantzknecht, Kriegs-, Landsknecht, Söldner; -gelt, -schot, -tollen, Abgaben, erhoben zur Bestreitung der Ausrüstung der vredeschepe; -schēl, Krieg gegen rutere; -spil, Strauchräuberei; Kampfspiel; -teringe, Zehrgeld, Beköstigung eines Kriegsknechtes; -vruwe, Ritterfrau? Soldatenfrau? -werk, Kriegshandwerk.

ruterich, nach Reutersart.

ruterie, Ritterschaft; Kriegswesen.

ruters-gewise, nach Weise eines Reuters.

rutink, m. langes Seitenmesser, langer Dolch (mit einer Schneide?).

rûtlink = rutink.

rutschen = rutink?

rutse = rotse.

rût-werk, Gitterwerk in Wappen.

rûtze, ruce, Schuhflicker, mhd. riuze.

rû-voder = rûchvoder.

rû-ware, Rauchware, Felle, Pelzwerk.

ruwe (rouwe), sw. m. u. st. f. Schmerz, Betrübnis; Schmerz über begangene Fehler, Reue.

ruwich (rouwich), betrübt; reuig.

ruwelik, traurig, betrübend.

ruwelink, m.? Reue.

ruwen (rouwen, ruen), st. u. sw. v. schmerzen, betrüben, reuen.

ruwen = rugen (Tuch).

ruwer, Bereuer, poenitentiarius; r., fem. ruwerinne, Mönch, Nonne des Büsserordens.

ruwesam, reuig.

S

sabben, sw. v. (beim Essen) den Speichel aus dem Munde fliessen lassen; unreinlich essen.

sabel, zabil, m. Zobel; Zobelfell, Zobelpelz. Zss.: sabel-vel, zabils-hûd (Fell). Adj. sabelen, tzabulen; als Subst. Zobelpelz.

sāchaft u. sāchaftich, zaghaft, furchtsam.

sāchafticheit, Zaghaftigkeit.

sacht(e) (auch sâchte?), adj. u. adv. 1. sanft, weich, milde, angenehm, leise, langsam. 2. bequem, leicht, leichtlich (zur höflichen Milderung eines Urteils).

sachte-levent, m. der unbekümmert u. üppig dahinlebt.

sacht(e)liken, adv. = sachte.

sachten, sw. v. 1. intr. sanft, milde, gelinde werden. 2. trans. sanft machen, mildern, herabmindern.

sacht(e)nisse, Milde; Linderung, Erleichterung.

sachtheit = sachticheit.

sachtich, still, heimlich; sanft, langsam.

sachticheit, 1. Sanftheit, Weichheit, Zartheit. 2. Sanftmut, Milde. 3. Milderung, Erleichterung.

sachtigen, sw. v. sanft machen, mildern, lindern.

sachtigen, adv. sanft, gemächlich.

sachtinge, Sänftigung, Linderung, Erleichterung.

sacht-mêtigen, adv. sanft, leicht.

sacht-modelike(n), adv. = sachtmodich.

sacht-modich, sanftmütig, milde, gelassen. Adv. sachtmodigen.

sacht-modicheit = sachtmôt.

sacht-modigen, sw. v. besänftigen, lindern; sanft, linde werden.

sacht-môt, Sanftmut, Milde, Gelassenheit.

sacken, adj. von (grobem) Sacktuch.

sacken, sw. v. in Säcke thun, sammeln; als geschärfte Todesstrafe, in e. Sack ertränken; refl. sich senken, sinken.

sacker, der das Getreide in die Säcke schlägt.

sacrament(e), n. Sacrament, bes. des Altars; Hostie; auch Bezeichnung Christi.

sacramentes-hûs, Gehäuse für die Hostien.

sacrilegie, Kirchenraub, -schändung.

sacristie, f. Sacristei.

saddel = sadel, Sattel.

sade, f. Sättigung, das Sattsein; Fülle, Genüge.

sadeken, e. Saatkörnlein.

sadel, pl. sedele, m. Sattel, sella.

sadel, m. Hauptgebäude einer Burg; Saal, Halle.

sadel-boge, -bôm, Sattelbaum; -exe, Sattel-, Streitaxt, bipennis; -gordel, S-gurt; -kussen, S-kissen, Sattel; -maker, Sattler; -pert, S-, Reitpferd; -prên, am S. hängender Dolch? -schelle, Schelle am S.; -tasche, S-tasche; -vat, am S. hängendes Gefäss oder Tasche.

sadel-gût = salgût = d. folg.; -hof, Sal-, Sattelhof, freier Oberhof; -hove, f. Sal-, Sattelhufe.

sadelen, sw. v. satteln.

sadeler, Sattler.

sâdel-tît, Saatzeit.

saden, sw. v. 1. satt werden. 2. sättigen, satt machen; sik s. m. Gen., sich s. an; den hunger saden, den Hunger stillen.

sâden, sw. v. seminescere; sadet, sementis, seminarium.

sader-dôk, e. Tuchsorte = sardôk?

sâdich, besäebar, sementis; s. lant, Saatland.

sadicheit, Sattheit, Sättigung.

sadigen, sw. v. sättigen, befriedigen; sik s. mit, sich genügen lassen an.

sadinge, Sättigung.

sâdinge, Saat u. Saatland.

saffarân, saff(e)rân, m. Safran; s-varwe, Safrangelb.

saffîr, Saphir.

safte u. saftich (â?) = sachte, mitis.

sage, st. f. Rede, Gerede, Gerücht, Erzählung, Aussage, Meldung, Ausspruch, Urteil, Entscheidung.

sage, st. sw. f. Säge.

sage, st. m. f. Zaghaftigkeit, Furcht, Zittern; Fieber.

sage, adj. feige, kleinmütig; Subst. Feigling; schlechter Mensch, Schelm.

sage = saie.

sage-blat, das eiserne Blatt der Säge; -blok, -bôm, -klik, ein zu Brettern zu zersägendes Stück Holz; -dele, gesägte Diele; -holt = sageblocke oder = sagedelen; -mole, Sägemühle.

sage-bôm = sagenbôm.

sagel, tzagel, m. Schwanz; der Hintere.

sagel-spene, sgl. Sägespäne.

sagen, vestis cilicina (de pilis caprarum); vgl. saien.

sagen, sw. v. sägen.

sagen, sw. v. (sagede, gesaget) = seggen.

sager, Holz-, Steinsäger.

sagen-bôm, saumus, sabina, saginus, sambucus, accyron.

sagêren, sw. v. Edelmetall, Münzen auf den Gehalt probieren; mndl. assayeren = frzs. essayer, it. saggiare. Vgl. saie.

sage-segger, fabularius.

saie, saige, st. f. Gold-, Silberprobe, Münzprüfung; Probiereisen; probehaltiges Edelmetall? frz. essai, it. saggio.

saie, sage, saige, saye, sw. f. leichtes Zeug von feiner Wolle.

saien, sagen, saigen, sayen, sain, adj. von saie; subst. = saie, davon die Zss. saiens-hôt, -kolte, -rok etc.

saien, sw. v. säen.

sak, pl. secke, m. 1. Sack; e. Teil des menschlichen Leibes; Geldsack, Geldbeutel. 2. Schimpfwort auf unartige, langsame, auch liederliche Weiber.

sak-dragen, Säcke tragen.

sak-drager, -dreger, Sackträger, Lastträger; Bezeichn. des Esels.

sake, f. 1. Sache, Ding, Angelegenheit; wêre it sake, wäre es der Fall, wenn; it en wêre denne sake, es sei denn. 2. Rechtssache, Handel, Prozess. 3. Ursache, Grund; sunder sake, ohne Grund, schuldlos; bi saken, mit Grund.

saken, sw. v. Partic. auch st. gesaken, 1. intr. u. refl. verursacht werden, entstehen; trans. verursachen, bewirken, schaffen. 2. im gerichtl. Sinn: eine Sache, einen Prozess haben, klagen (vor Gericht), einen Prozess oder Anspruch erheben. 3. behaupten, darlegen, erklären?

saken-schriver, Protokollführer.

saken-wolde, sw. m.; -wolder, st. m. jüngere Formen für sake-wolde.

sakerments-dach, Frohnleichnamstag.

sake-schêdent, n. Rechtsentscheidung.

sake-wolde, -welde, sw. m. 1. der gemeinschaftliche Name für Kläger und Beklagten, Partei. 2. der Hauptbeteiligte, Hauptinteressent, Hauptschuldner (im Ggs. zum Bürgen), Aussteller eines Contractes. 3. der bevollmächtigte Vertreter einer verhandelnden oder klägerischen Partei.

sake-woldige, -weldige, sw. m. = sake-wolde.

sakinge, Klage; Rechtsstreit.

sak-lowent, Sack-Leinewand, -Tuch.

sak-man, 1. Trossknecht, Stallknecht. 2. Räuber, Plünderer.

sak-penninge, pl. ein nach Sackzahl berechneter Zoll.

sak-pipe, Sackpfeife, tibia utricularis; -piper, der sie bläst.

saks-bant, Strick zum Zubinden von Säcken.

sak-stuke, n. Gewand von Sacktuch.

sak-tal, Sackzahl; bi s., sackweise.

sak-wolde, -woldige, sw. m. (ältere Form?) = sakewolde.

sal, sāl, st. m., selten n. Niederlassung, Wohnsitz, Aufenthalt; Wohnung, bes. v. Fürsten u. Herren, Palast; Saal, Halle; Söller, Etage (in Hamburg noch »Sahl«).

salât = sallât.

sal-broder, der mit andern in derselben Sache salman ist.

sâlde, f. Glück, Heil, Segen; de ewige s., Seligkeit.

sâlden-rîk, segensreich.

sale, f. 1. = sadelgût, Hauptgut. 2. Grundherrlichkeit.

sale, Seehund, Robbe.

sale-, salamander, m. Salamander.

sal-erve, der Erbe des Hauptgutes.

sale-vel, Seehundsfell.

sale-werte, wol = sarwerte.

sal-gût, das zum sadelhof gehörige Gut.

sal-hunt, Seehund, Robbe.

salich, fuscus = solich.

sâlich, fromm, gut, heilig; beglückend, heilbringend (salutaris); glücklich, beglückt; gesichert, geschützt, unverletzt; selig (im theolog. Sinne); von Verstorbenen, bes. in d. Formel: saliger (ge)dechtnisse, abgekürzt: saliger.

sâlicheit, Heil, Glück; Seligkeit (im theolog. Sinne).

sâlichlike, adv. fromm, heilig; beglückt, glücklich.

sâlich-maker, Seligmacher, Heiland.

sâlich-makinge, Heiligung, salvatio.

sâligen, sw. v. beglücken, segnen, ein Glück, einen Erfolg verleihen; selig machen.

sallât, m. Salat, lactuca, acetarium.

sallûn(e), s. salûn.

sal-man, Plur. -lude, -menne, die Mittelsperson bei einer gerichtlichen Übergabe; spec. Testamentsvollstrecker.

salm(e), sw. st. m. Lachs, salmo, gamarum, rombus.

salme, sw. m. Psalm. salm(e)-bôk, Psalmbuch.

salpeter, Salpeter.

salsa-, salsemente, Gewürz zu Speisen, gewürzte Beispeise.

salsamenten-puder, Gewürzpulver zu Speisen.

salse, f. = salsamente, bes. die gesalzte, gewürzte Brühe.

salsen-krût, Sauerampfer, acetosa.

salsêr, n. u. Dem. salsêrken, Salsennapf, Sauciere; Salz-, Senf-, Essigschüssel.

sal-smer, Seehundsspeck, Robbenthran.

sal-stede, freie Bauer-, Hofstelle.

salt, n. ältere u. dialekt. Form für solt.

salter, m., selten n. Psalter, Psalmenbuch; ein einzelner Psalm; übertragen: der Blättermagen der Wiederkäuer.

salter(i)ane, herba salutaris, pes pulli.

salûn, n., salune, eine wollene Decke, bes. Bettdecke; auch salune-, salûns-deke (nach dem Fabrikationsorte Chalons benannt).

salûn(en)-maker, der salunen macht.

salute, eine gewisse Goldmünze, ndl. saluyt, mlat. salutianus.

saluen (l. salwen?), sw. v. dürre, welk werden.

salvachtich, -echtich, unctuosus.

salve, f. Salbe.

salve-conduît, n. sicheres Geleit, Geleitsbrief, frz. sauve-conduit.

salven, sw. v. salben, beschmieren; zu e. Würde salben, weihen; Heilsalbe aufstreichen, fig. heilen, entschädigen; betrügen, anschmieren? mit gelde s., bestechen.

salven-busse, Salbenbüchse; -maker, -meker, Salbenverfertiger.

salvete, Dem. salvetken, Serviette.

salvich, unctuosus.

salvi-conduct, n. = salveconduît.

salvie, -vye u. salvei(g)e, sw. f. Salvei. Zss. s-n-bêr (Bier), -blat, -wortele.

salvinge, Salbung; letzte Oelung.

sal-visch, Seehund.

sal-werker, -werter, wol = sarwerte.

sal-wide (salt-wide), Sal-, Bachweide.

sam, adv. ebenso, als, wie; same = sam mi (God) helpe, in Beteuerungen: so wahr, bei; vgl. seme, summe.

samele = semele.

samelen, sw. v. = samenen.

samelent, später samelt, n. Versammlung, Zusammenkunft.

sameliken, adv. sämtlich, zusammen.

samelinge = sameninge.

samen, s. samenen.

samen-burger, Mitbürger.

samende, s. sament.

samene, s. tosamene.

sam(e)nen, samen, sammen, sw. v. sammeln; de hende s., zusammenlegen, falten; refl. sich ansammeln; sich verbinden (nam. ehelich).

sam(e)ninge, saminge, samminge, Sammlung; Zusammenkunft, Versammlung; Gesamtheit, Corporation, Gemeinde, geistl. Congregation, revolutionäre Verbindung; Aufgebot, Truppen; Geldsammlung.

samen-lofte, n. und -lovenisse, f. gemeinsames Gelübde, gegenseit. Versprechen.

sament, samet, samt, adj. gesamt, vereinigt, ungeteilt; mit êner samenden hant, zusammen; int samende, insgesamt; to s.: s. tosamende; dat same(n)de, Gesamtgut; Gesamtheit; adv. zusammen; präp. s., mit s., m. Dat. samt, mit.

sament-, samet-, samt-boringe, gemeinsame Geldeinnahme; -bosem, die Verwandten, Bundesgenossen als Ganzes; -entfangen, gemeinsam empfangen; Subst. -entfanginge; -hode, gemeins., gleiches Weiderecht; -klêdinge, gleiche Kleidung mehrerer; -kome, st. m. und -kumst, f. Zusammenkunft; -kôp = samkôp; -kopen, alle auf den Markt gebrachte Ware zusammenkaufen, überh. Grosshandel treiben; -kosent, n. Unterredung; -lik, 1. gesamt, ungeteilt, sämtlich; 2. = somelik, manch, etlich; -nâme, m. gemeinschaftliche Beute; -nêtinge, gemeinsch. Genuss; -weide = samthode.

samer, s. somer.

samfte, samftich, sanft, milde.

samft(e)-mode, -modich, sanftmütig, mansuetus; samftmodigen maken, mitigare.

samften, samftigen, lenire.

samftenêr, ein Teil der Rüstung für die Beine.

sam-gût, Gütergemeinschaft.

samit = sammit.

sam-kôp, Kauf (Verkauf) en gros; adv. samkopes.

sammelen, sammelinge, sammeliken, s. samel-.

sammelot, Kamelot, urspr. ein Zeug von Kameelharen.

sammelt, n. = samelent.

sammen, sammenen, s. samenen.

sammeninge, samminge, s. sameninge.

sammit, sammet, Sammet; -varwe, bissinus; adj. sammitten, sammitsch.

sammitticheit = samwitticheit.

samnen, samninge, s. samen-.

sam-schattes, adv. Gen. in Gesamtbesitz.

samt, s. sament.

sam-witticheit, Gewissen, conscientia; s. maken van, eine Gewissenssache machen aus.

sân, alsbald, sogleich; bestimmt eine Aussage näher, bestärkend oder beschränkend, quidem, tamen, etiam; of sân, auch wann, selbst wenn, obschon.

sandân, e. Fisch, = sandât?

sandât, Sander, Hechtbarsch.

sande, f. = sende.

sandechtich, sandich, sandig.

sand-man = santman.

sane, Sahne, Rahm.

sanfte, sanft.

sange, Ährenbüschel (des noch ungeschnittenen Kornes).

sank, fl. sanges, m. Gesang; Lied; bes. der gottesdienstliche Gesang; den sank benemen, legeren, leggen, durch ein Interdict den Gottesdienst suspendieren.

sank, m.? das Sinken: in s., to sanke gân, zusammen fallen, untergehen; schepe an, in s. schêten.

sank-bok, Gesangbuch, bes. Messbuch; -bret, Notenpult; -hûs, cantuarium, Kirchenchor; -gelt, 1. Einkommen des Schulmeisters von den Singeschülern. 2. = d. folg. W.; -korn, -penninge, Geld-, Kornsteuer zur Haltung von Messen; -leger, n. -legeringe, f. Verbot des Gottesdienstes, Interdict; -mêster, Domcantor; -misse, Ggs. stille misse.

sannekele, senecion; sanicula.

sant, n. (R. Vos 1627 m.?) 1. Sand. 2. sandige Fläche, bes. Strand, Sandbank; over sê unde sant, ausserhalb Landes, halen, bringen, von auswärts holen.

sant-achtich, sandig; -baye, -bage, f. e. Bucht mit Sandgrund; -berch, Sandhügel, Düne; -dreger, Sandträger: Maurerarbeitsmann? Sandverkäufer? -dune, Sanddüne; -grunt, sandiger Grund der See; -hol, n. Sandgrube; -kiste, Sandkiste (beim Hausbau); -klippe, Sandbank; -lant, sandiger Acker; -schelle, Flugsandstrecke; -stên, Sandstein; -stêneken, Sandkorn; -vore, f. das Fahren von Sand, Sandfuhre; -wurp, Strandgut.

sante, heilig (vor Heiligennamen).

santelen u. santen, sw. v. weihen, heiligen, sanctificare.

santelie, Weihe, Heiligung.

sant-man, (schlesw.) aus den freien Landeigentümern gewählter Geschworner oder Richter, dän. sandemand.

sap, n. Saft.

saphîr, s. saffîr.

sapich, saftig.

sapke u. sappe, Taucher, mergulus.

sappe, f. Jauche, Röste? (für den Flachs).

sap(p)el, tzap(p)el, (ê?) Kranz (v. natürlichen oder künstlichen Blumen oder Flitter), bes. als Hauptschmuck der Jungfrauen und bei Processionen. Dem. sappilleken.

sardîn u. sardis, Sarder, e. Edelstein.

sar-dôk, grobes, starkes Zeug, halb Leinen, halb Wolle.

sariante, sargante, sardiante, Diener (entw. Gerichtsdiener oder Diener eines Ritters, Knappe).

sark, sarik, sarek, n., auch m.; sarke, f. Sarg.

sarkot = sorkot.

sark-stên, sarcophagus; Grabstein; jeder Sandstein.

sarok = sardôk; aus sarrok?

sarpentiner = serpentiner.

sar-rok, Rock aus sardôk; = sardôk.

sart, zart.

sarte, tzarthe (= schartse), wollene Bettdecke; l. sarce, tzarche? mhd. serge, frz. sarge.

sarte, sarter = serter.

sartser, zarser, Packer, Verlader, e. engl. Beamter, charger.

sar-want = serwant.

sar-werte, -worte, sw, m.: sarwerter, st. m. Verfertiger von Rüstungen.

sassam, mutwillig, lascivus, petulans.

Sasse, Sachse; sassesch, sächsisch.

sas-vedder, Schwungfeder.

sat, m. Gen. satt, gesättigt; hinreichend, genügend.

sat, m. Einsetzung, institutio.

sât, f. das Säen; Aussaat, Saatkorn; Erntekorn; Saatfeld.

sât, n. Samen von Pflanzen u. Thieren; Saatkorn; Erntekorn: Nachkommenschaft.

-sate, -sete, m. der -sass, -sasse, -sitzer; nur in Zusammensetzungen, z. B. holtsate, -sete; kot-, in-, lant-, môr-, wort-, walt-, undersate etc. Auch -sater, -sating, -sateling. Sehr gewöhnlich wird -sate, -sete, -sater zusammengezogen in ste u. ster, z. B. Holste, inste, lanste, worster, koster u. a.

sate, sw. m. = satesman.

sate (sât), Niederlassung, Baustelle, Hufe.

sate, f. 1. Beruhigung, Ruhe, Stille. 2. Vereinbarung, Vertrag, Vergleich, Friede. 3. Festsetzung, Tarif; Verzeichnis (der dienstpflichtigen Ritter und Dienstmänner). 4. Versetzung, Verpfändung u. concr. das versetzte Pfand, Unterpfand, Hypothek.

sate-bôk, Protocollbuch über saten; -brake, f. Bruch einer sate; -braker, -breker, der e. sate übertritt; -brêf, Urkunde über e. sate; -hêre. = satesman; -schriver, der das satebôk führt.

satelik, ruhig, sanft, gesetzt, geduldig.

saten, sw. v. 1. beruhigen, stillen, sedare. 2. beilegen, schlichten, versöhnen, vereinigen. 3. festsetzen, bestimmen, ein-, ansetzen. 4. versetzen, verpfänden. 5. festsetzen, ins Gefängnis setzen. 6. refl. seinen Sinn u. Thätigkeit worauf setzen; sich vorbereiten, rüsten (gew. mit up); sich verhalten gegen, sich stellen zu (to).

satene = sate, f.

sater-, saters-dach, Sonnabend.

sates-man (Plur. -lude), der bei einer sate zugegen ist, sie bezeugt u. bekundet, der für die Vollziehung derselben zu sorgen hat; überh. Aufseher, Vorsteher, Commissar.

sates-vrede, Friede, über den man sich verglichen hat.

sât-gro(i)ne, saatgrün.

sat-heit, saturitas.

satich, ruhig, friedsam, placidus.

saticheit, Ruhe, Friede; Sanftmut.

satigen, sw. v. 1. stillen, beruhigen. 2. festsetzen, bestimmen, ordnen. 3. refl. sich festsetzen, niederlassen.

satîn, ein halbes Loth (1 M. = 4 ferding, 16 Loth, 32 Satin); im Münzwesen auch der Weisssud.

satinge, sattinge, f. 1. Einung, Vergleich. 2. Einsetzung, Bestimmung. 3. Festsetzung, Wertbestimmung, Schätzung. 4. Festsetzung, Verhaftung. 5. Versetzung, Verpfändung u. concr. Unterpfand.

sât-korn, Saatweizen (Ggs. âtkorn), -lant, Ackerland; -mân, October; -rogge, Saatrocken.

satte, f. = sat, m.

sattinge = satinge.

satureie, Saturei, e. Gewürzpflanze.

save-condût = salveconduit.

savel-, saven-bôm = sevenbôm.

sax, n. Messer (nur noch in fries. Gegenden); -dât, That mit dem Messer, Messerstich.

sc-, s. sch-.

scant, kaum (engl. scanty?); l. scars?

schabbe, Lump, schäbiger, armseliger Kerl.

schabbich, krätzig, schorficht.

schabiose, scabiosa.

schacht (= schaft), m. Schaft, grade, runde, überall gleich dicke Holzstange (zum Messen = 7 Fuss); Lanzen-, Speerschaft, auch diese Waffen selbst; Schaft im Webstuhl; bei Pferden = penis, Rute; als Mass bei Tiefen: eine Rute breit n. lang, ein Fuss tief; Schacht im Bergwerke, Brunnenschacht.

schacht-âl, e. Art Aale als Handelsartikel; -holt, Schachtholz, Reitel; -rowe, Ruhe vom Lanzendienst, Zeit der Befreiung vom Heerdienst; -snider, Schachtschneider, Drechsler (verfertigt Mulden, Schaufeln etc.).

schach(t)-tafele = schaktafele.

schacken: Messer-, Schwerthefte geschacket (als Fehler), an einander gestückt?

schackêret, gewürfelt, wie ein Schachbrett.

schadaftich = schadehaftich.

schade, m. 1. Schaden, Nachteil, Beschädigung. 2. Vermögensnachteil, bes. der durch Verzinsung einer Schuld entsteht, daher = Zins: gelt up schaden nemen, Geld gegen Zins anleihen; up schaden gân, verzinset werden.

schade, m. Schatten.

schade-borge, der Gegenbürge, der für die Bürgschaft eines andern mit einsteht; bes. bei Urfehden, der mit dem Hauptschwörer die Urfehde beschwört, fidejussor; auch medelover genannt.

schade-gelt, Geldschaden, Verlust; Strafgeld, Geldbusse; bes. Zins.

schade-(h)aftich, 1. Schaden nehmend, schadhaft. 2. Schaden verursachend = missedêder.

schade-kôp, venditio periculosa.

schadelik, schädlich.

schade-lôs, ohne Schaden, Nachteil; schadelôs-brêf, Urkunde, worin Schadloshaltung zugesichert wird.

schaden, sw. v. schaden; weh thun (wat schadet di, was fehlt dir?); = beschaden, Geldstrafe auferlegen.

schaderen = schoderen.

schadesam, schädlich.

schadinge, Schädigung, Schaden.

schaduwe, -dewe, m. Schatten.

schaf, was geschabt ist, Schabsel.

schaffen, sw. v. ordnen, bestimmen; bewerkstelligen, ausrichten; herbeischaffen.

schaffer (schaffener), der die Herbeischaffung, Ausrichtung und Besorgung irgend einer Sache hat, procurator; bes. der zu Festlichkeiten einladet, aufwartet, auch die Kasse führt, überh. die ganze Besorgung hat.

schafferie, 1. Besorgung, die ein Schaffer hat. 2. Gelage, Corporationsfestmahl.

schafferschop = schafferie.

schaffoni(e), heleborus.

schaf-isern, Schabeisen.

schafnisse, Verwaltung, Ordnung.

schaf-ris(ch), -rusch; -riet, equisetum hiemale, cauda equina, apparilla, juncus, corrosivus papirus.

schaft, m. Lanzen-, Sperschaft.

schaft, Geschaffenes, Creatur; Beschaffenheit, Gestalt.

schaftich, schaftartig.

schaf-worm, Schabewurm (Aftermade, Springwurm?).

schage = sage, saie (d. Zeug).

schak u. schâk, n. Schach, Schachbrett, -spiel; s. bêden, S. bieten, krigen, schachmatt gestellt werden; up dem schake spelen, dobelen, S. spielen.

schâk, Raub.

schaken, sw. v. rauben.

schakere, Räuber, Schächer.

schak-spil, Schachspiel; dat s. spelen unde tên, S. spielen.

schak-tafele, Schachbrett; Spiel auf demselben; auch schaktafel-spel.

schak-tafelen, sw. v. in Form eines Schachbrettes aufstellen, symmetrisch ordnen.

schal, schal (von Geschmack); v. den Augen: trübe, blöde.

schal, m. Schall, bes. Freudenlerm; Procession (unter Musik); Kunde, Gerücht.

schalback, -ch, e. geringe Sorte Hering; vgl. schawak.

schalbar, anrüchig.

schal-bort, das äussere runde, welches in der Länge eines Stammes vom Bauholze abgesägt wird, damit es die gevierte Form bekommen soll.

schale, f. Napf, Trinkgefäss; ênes s. drinken, jemandes Gesundheit trinken; als bestimmtes Mass (wie beker); Frucht-, Confectschale; Wagschale; als Geschmeide (von Silber) an Frauenröcken; Beschlagstück am Schwertgriff oder Messerheft.

schale, eine Pferdekrankheit, Exostose.

schale, schaler, schaller, schaloen, herumstreifender Possenreisser.

schalêren, lermen, prahlen, mhd. schallieren.

schal-holt, Holz zum Verschalen oder = schalbort.

schalich, schal (von Bier etc.)

schalinge, Verschalung, Verkleidung mit Brettern.

schalk, m. 1. Diener, Knecht. 2. Mann von knechtischer Gesinnung, von bösem, ungetreuem Character, Bube; de olde s., »der alte Adam«. 3. die kleine Stütze, worauf ein Sparren oder Balken ruht.

schalk, adj. boshaft, arglistig, nichtswürdig.

schalkaftich u. schalk(e)lik, adj. = schalk.

schalk-dore, sw. m. Schalksnarr.

schalkernie, Knechtschaft, Sklaverei.

schalkes-vunt, Ränke, Kniffe eines Schalkes.

schalk-gnade, simulierte Gnade.

schalkheit, Büberei, Nichtswürdigkeit.

schal-knôp, Knopf, der zu dem Geschmeide schale gehört.

schalk-krank, scheinkrank.

schalk-vrom, scheinfromm.

schallen, sw. v. schal machen (v. Musikern u. musikal. Instrumenten); lermen, schreien; laut seine Freude kundthun.

schallich = schalich.

schallicheit = schalkheit.

schallik = schalk.

schalm, lauter Ton.

schalm, Becher? (in Kahnform?)

schalmeide, f. Schalmei, Rohrpfeife.

schalmussinge, Scharmützel.

schalp, Schwertscheide, vagina, aus anord. skalpr.

scham, adj. = schamel.

schame, f. Scham; Schimpf, Schande.

schamel, trabale, die beiden beweglichen Querhölzer unter dem Obergestell des Wagens.

schamel, 1. schamhaft, blöde, bescheiden, ehrbar, pudens, pudicus; Unterthanen bezeichnen sich oft der Obrigkeit gegenüber als schamel (wi armen schamelen undersaten); daher 2. = arm.

schamelheit, 1. Scham, Verschämtheit; concr. Schamteile. 2. Armut; concr. arme Leute.

schame-lôs, schamlos, frech.

schamen, sw. v. refl. sich schämen.

schamerne, schamernheit, s. schemerne etc.

schamfeliôn, wahrsch. Giesshorn zu Kanonen. Vgl. schampelûn.

schamfêren etc., s. schanfêren.

scham-hodeken, Schamhütchen: dat s. aftên, unverschämt werden.

schamich, schändlich, abscheulich.

scham(m)onie, s. schamphonie.

schamp = schimp.

schampelûn (-llôn), Muster, Modell, Schablone; die nachgebildete Gestalt, Vogelscheuche, Popanz; Kämpe, Klopffechter (mndl. camperoen = campioen).

schamper, höhnisch, verspottend; unverschämt, frech; adv. schamperlik.

schamp(h)onie, diagridium, eleborus niger, Springkraut.

schamte, f. 1. Scham. 2. genitalia.

schande, f. Schande; schändliche Tat.

schande, dar me mede drecht, portentula; vgl. Brem. WB. IV, 605.

schande-brêf, Schmähschrift.

schandelisêren, trans. ärgern, Anstoss geben.

schandelisêringe, sittliches Aergernis.

schande-sprake, f. Schimpfworte.

schanfêren, sw. v. trans. schimpfieren, Unehre anthun; verletzen, verwunden.

schanfêringe, Verletzung.

schanfêrlik, schimpflich.

schanfêr-nolleken, Spott-, Hohnlied.

schant-deckel, fig. Deckel, mit dem man seine Schande zudeckt, Entschuldigungsgrund.

schant-hoike, m. Schandmantel (als Strafe zu tragen).

schant-lappe, der Streifen im Kleide, den gemeine Weiber tragen mussten.

schant-levent, n. schändliches Leben.

schantlik, schändlich, schändend; adv. schantlike.

schant-mâl, n. Schandmal, -fleck.

schant-man, der die Schande eines andern ausbringt.

schant-ruchte, n. böses Gerüchte, schlechter Ruf.

schant-stên, Schand- oder Lasterstein, den bes. Frauenzimmer öffentlich tragen mussten für irgend ein grobes Vergehen.

schant-vlecken, sw. v. schänden, beschimpfen.

schant-vleckinge, Beschimpfung, ehrenrührige Schelte.

schantze, st. f. (frz. chance), Glückswurf, Glücksfall; de s. wagen, in de s. bringen, slân, setten, wagen, es aufs gute Glück dran setzen, wagen; siner s. war nemen, achtinge hebben, nicht vergeten, seinen Vorteil wahrnehmen; de s. vorsên, die passende Gelegenheit versäumen, sich versehen.

schantze, f. trockenes Reisigbündel; Schanze, Wall, Brustwehr; Schanzkleidung auf dem Schiffe?

schantzen, sw. v. Schanzwälle aufwerfen; to samene sch., fig. zusammenraffen.

schantzen-graver, Fortificationsmeister.

schap, n. flect. schappes, Schrank, um Geld, Speise, Kleider etc. aufzubewahren.

schap? eine der Plagen Pharaos.

schâp, n. Schaf; als Münze (1 fl. = 10 sch.; 1 daler = 15 sch.; 1 sch. = 2 Stüver). Dem. schâpken.

schape, sw. m. (flacher) Tiegel, Pfanne mit Füssen, zum Kochen u. Braten; Glut-, Wärmpfanne; als hölzernes Gefäss: Schöpfkelle?

schâp(e)-gank, Gang wie die Schafe haben, pedetentim; -herde, -herder, Schäfer; -hirde, f. Schafherde; -hunt, Schäferhund; -kêse, Schafkäse; -kotel, Schafmist; -koven, Schafstall; -rode = -hunt; -schar = -hirde; -schêre, Schafschere; -schot, -stal = -koven; -tins, Zins v. Schafen; -vel, Schaffell; -vlêsch, Schaffleisch; -ware, -waringe, Schäferei-Gerechtsame; -weide, Schafweide; -werk, Schafkäsebereitung?

schapel, Schmiedestock, pistellus (= stapel).

schapen, adj. vom Schaf, ovinus.

schapen, gew. st. v. 1. schaffen, hervorbringen. 2. Gestalt geben, verfertigen, formare, plasmare; geschapen, gestaltet, beschaffen. 3. bewerkstelligen, aus-, einrichten.

schaper, Schäfer; -hunt, Schäferhund; -salve, Schäfersalbe (gegen räudige Schafe?)

schapes-hût, Fell; -koldunen, Eingeweide; -kop, Kopf; -levere, Leber; -rump, Rumpf vom Schaf; -pels, Schafpelz; -ram, Widder.

schap-rade, Küchenschrank.

schar, adj. steil, schroff. Daher schār, n. hohe Thalwand, oder aus schore?

schar, n. f. Pflugschar; Keil; (aus scharre?) Striegel, Scharreisen.

schar, m. f. = schare, Haufen.

schar, soviel ein Tier (Schwein) in der Weidezeit frisst? Weidegerechtigkeit für ein oder mehrere Stück Vieh = ware? (zu scharen, scheren).

schar-bîl, bipennis, mittelst dessen die zu fällenden Bäume angewiesen wurden.

schardechtich u. schardich, schartig.

scharden, sw. v. Scharten machen.

schardinge, Teilung, Scheidung, Grenze.

schare, f. Schar, Abteilung des Heeres; Haufen, Menge; Begleitung, Gefolge.

schare, 1. = schore, Stütze, = schorepust. 2. = scharne, Bank; vgl. vêrschare.

schare, eine offene Bahn durch ein Gehölz, Schneise?

schare = schar, Pflugschar.

schare, Ufer; s. schore.

scharen, sw. v. zu oder in Scharen sammeln und ordnen.

scharen, sw. v. abfressen, die Weide kahl machen, weiden; tr. das Vieh auf die Weide treiben.

scharende, Waldhüter (= scherne?).

scharf, n. = scherf.

scharf, m.? Scherbe.

schar-hâr, das lebendigen Tieren abgeschorne Haar.

schariante, Kriegsmann zu Fuss; dann: umherziehender Bettler (wiltloper), Lotterbube.

schar-îs, treibende Eisschollen (zerrissenes Eis).

schar-isern, Schareisen des Pfluges.

schar-jâr(e) maken, einen Vertrag auf mehrere Jahre schliessen; z. B. die Bezahlung einer Schuld auf Jahre verteilen, spec. von hypothekarischen Zinszahlungen, wenn nach einer Reihe von Jahren ein Jahr lang die Zahlung erlassen ward.

schar-klef, Felskliff, -klippe.

scharlaken, n. Scharlach; ein feines Wollenzeug, pannus scarlaticus.

schar-latte, welche Latte? (sollen zu einem Gerüste dienen).

scharlei(ge), eupatorium, wilder Salvei.

scharlot = scharlaken; l. scharlat?

scharm-, s. scherm-.

schar-man, der Aufseher über die Hutung, Vorsteher der Waldmark neben dem holtgreven.

schar-meister = scharman.

scharmutzen, -mussen, -musselen, sw. v. kleine Gefechte liefern; dazu scharmutzel, -mutzinge, Scharmützel.

scharn, Mist, bes. Pferde- und Kuhmist.

scharne, f. Bank, auf welcher Fleisch, Brot etc. feil gehalten wurde; die Gesamtheit solcher Bänke oder Halle, in der sie waren.

scharne-lit, Fleisch-, Brotbank (als Klappe).

scharnen-tît, Zeit, wo die Fleischscharnen geöffnet werden?

scharne-tins, Abgabe für die Verkaufstellen der Schlächter und Bäcker.

scharne-wevel, -wever, Mistkäfer, scarrabeus.

scharnobbe = schornobbe.

scharp, scharf; spitz; erhaben gefasst, von Juwelen (Ggs. slicht); fig. heftig, strenge; scharf, v. den Sinnen, v. Verstand; de scharpe richter = scharprichter.

scharpe, scharp(e)like, adv. scharf; genau; strenge; stark, tüchtig.

scharp-egede, oxygonium.

scharpe-metze, f. eine Kanone des grössten Kalibers.

scharpen = scherpen.

scharpentîn, gew. scharpentiner, ein Geschütz: Feldschlange; -lôt, Geschoss für solche.

scharp-gras, -krût, carex.

scharpheit, acerbitas, asperitas.

scharpleir, -lier, die Leinwandumhüllung eines Packens Wolle, vorn. der Packen selbst, viell. v. bestimmtem Gewicht; vgl. frz. serpillière, engl. sarplier, sarpcloth, ndl. (Kilian. Duffl.) sarpeliere, Packleinwand; engl. sarplar of wool, Sack v. 1120 Pfund Wolle.

scharp-mêster, Scharfrichter.

scharp-ordich, dink, oxygonum.

scharp-richter, Scharfrichter.

scharp-sinnich, scharfsinnig.

scharrâs, n. Schermesser (aus scharsâs).

scharre = scharne, scherne.

scharren, sw. v. mit den Füssen kratzen; scharren.

scharren-breker, d. i. scharm-, schermbreker.

scharsche, adv. kaum, knapp; engl. scarce, ndl. nndd. schaars, frz. échars, it. scarso, scarzo aus mlat. excarpsus, scarpsus = excerptus, gepflückt.

scharsen, sw. v. scherzen (a. d. Hd.).

schart, n. Pl. scharde, Riss, Spalte, Scharte; Wunde; ên schart ûtwetten, auch fig.: Schlimmes wieder gut machen; was in Teile gerissen ist, Scharte von Töpfen, Pfannen; überh. Stück, Teil, z. B. e. Baumstamm; Topf, Tiegel; Rösttiegel, Bratpfanne, confrixorium.

schart, Hemd, Kleid? (= o. l. schort?)

scharte u. scharteke (schartêke?), f. Document, Urkunde; altes Buch; aus frz. charte.

schartse, zottige Wolldecke, frz. serge.

schartz = scharsche.

schartzoene, Knopf, Schnalle? (an Kleidern); vgl. schattsome.

scharven, scherven, sw. v. scherben, in kleine, bes. schräge und blätterige Stücke zerschneiden, als z. B. Kohl hacken; schaben; bildl. dat ruchte sch., den guten Namen jemandes schädigen.

schar-wachte, f. auf Wache ausgestellte, ausgeschickte Mannschaft; s. holden, in Schar wachen, patrouillieren.

schar-warp, n. ein aus Fäden von geschorner Wolle bestehender Aufzug.

schar-wulle, die von lebendigen Schafen abgeschorne Wolle, bes. einschürige.

schat = schacht, Schaft.

schat, m. pl. schatte, schette. 1. Schatz. 2. eine Art Steuer, Abgabe.

schat-borer, Steuerheber, Rentmeister.

schateren, sw. v. 1. krachen, mit Gekrach auseinander reissen. 2. laut, unanständig lachen.

schat-gever, der Schatz, Tribut gibt.

schat-kamer, Schatzkammer.

schat-kaste, st. sw. f. de gemeine s., Staats-, Stadt-, bes. Kirchen- und Armencasse; deren Verwalter schat-kasten-hêre (aus dem Rat), -diaken (aus der Gemeinde).

schat-mêder, Abgabenpächter.

schat-mêster, Schatz-, Rentmeister; schatmêsterinne des hillighen gêstes, v. Maria gesagt.

schat-rint, Rind, als Schatzung, Abgabe gegeben.

schat-snider = schachtsnider.

schattafel = schaktafel.

schattsome? ein (goldenes) Geschmeide = schartzoene?

schatte-hêre, Schatzherr, Steuersammler.

schatten, sw. v. 1. schätzen, nach Zahl, Mass etc. bestimmen. 2. schat, auch Geldstrafe auflegen und eintreiben, exactionare. 3. Schatz, Steuer, Geldstrafe geben.

schatter, Geldeintreiber.

schattigen = schatten 2.

schattinge, Schatzung, Geldzahlung (als Steuer, Loskauf, Strafe etc.).

schat-vri, schatzungs-, steuerfrei.

schave, f. Schabeisen, Hobel, Schermesser.

schav(e)-af, Schabab, Bezeichn. dessen, den man abweist; auch Burgname.

schave-messes, -mes, scalprum.

schaven, st. sw. v. schaben, hobeln, polieren; fig. berauben, schmälern.

schavernacken, -naklen, sw. v. jem. e. Schabernack anthun, molestare.

schavernak, Hohn, Spott, böser Possen.

schawak, eine Art (schlechten) Heringes; l. schalbak?

schecht, 1. Schaft, Stange; bes. Lanzenschaft. 2. als (Acker-) Mass = 7 Fuss.

schechten, mit e. Schaft versehen, z. B. Pfeile, Speere.

schedde-, schedderlik, schädlich, gefährlich.

schede, st. sw. m. u. st. n. Schatten.

schêde, st. f. Scheidung, Begrenzung, Grenze; Schlichtung eines Streites, Schiedsspruch; auch: Entzweiung, Streit?

schêde, sw. f. Scheide einer Waffe; Einfassung, Borte; in der Walkmühle der Balken, an dem der Walkkopf sitzt.

schêde-bôk, Buch, in welches man die richterlichen Entscheidungen schreibt.

schêde-brêf, Scheidebrief, Vertragsurkunde.

schede-hûs, Schattenhaus, Laube.

schêde-klôt, m. Richtloth der Maurer, Richtschnur; als Buchtitel = richtestîch.

schedel, m. der kleine Armknochen, die Speiche, afrs. skidel.

schedel, schedelken, Büchse, Dose, pixis. Vgl. schidele.

schêdel, m. u. schêdele, f. Scheitel; auch Schädel (schedel?)

schêdel-berch, Berg zur Bezeichnung der Grenze.

schêdel-bôm, Grenzbaum.

schêdelen, scheiteln, teilen, discriminare.

schedelerne, adj. Schaden bringend, schädlich.

schêdel-glas, Glas, aus dem man beim Scheiden den Abschiedstrunk thut.

schedelik, schädlich, Schaden bringend; adv. schedeliken.

schêdelik, der zu friedlichen Vergleichen geneigt ist, versöhnlich.

schêdel-jâr, Schaltjahr.

schêdel-kanne, Scheidekanne (beim Abschiedstrunk).

schêdel-klocke, die Glocke, die beim Begräbnisse geläutet wird.

schêdel-mure, Grenzmauer.

schêdel-stên, 1. Grenzstein. 2. Scheidestein (die fünf Paternostersteine im Rosenkranze).

schedel-want, Scheidewand.

schêde-man = schêdesman.

schêde-meker, (Messer-) Scheidenmacher.

schêden, st. sw. v. 1. trans. scheiden, trennen; eine streitige Sache schlichten, streitende Personen versöhnen, bes. als Schiedsrichter; ênen drôm, einen Traum auslegen; entscheiden, bescheiden; ênen strît, einen Streit beenden. 2. intr. weggehen; aussegeln; sich trennen; v. Wegen: sich gabeln; enden, aufhören; van, seine (Zahlungs-) Verpflichtungen gegen jem. erfüllen, mit ihm liquidieren (auch refl.). 3. refl. sich trennen.

schêden = beschêden, bescheiden, gebührlich.

schêdent, n. Entscheidung, Schiedsspruch.

schêde-ordêl, n. Urteilsspruch des Obergerichts auf geschehene Appellation.

schêdes-hêre, Schiedsrichter.

schêdes-man, Schiedsmann, der einen Streit (auf aussergerichtlichem Wege) scheidet, arbiter, divisor.

schêdes-richter, Schiedsrichter.

schêde-stên, coll. Steine zu einer Scheidemauer?

schêdes-vrunt = schêdesman.

schedich, schattig, umbrosus.

schedi(ch)lik, adj. schädlich.

schedigen, sw. v. schädigen, Schaden zufügen.

schediger, Schädiger, schadender Feind.

schêdinge, f. Scheidung, Trennung; Scheiden, Abschied; Teilung des nachgelassenen Gutes; Auseinandersetzung, Liquidation; Entscheidung, Ausspruch des (Schieds)richters; Grenzscheide, Grenze.

schêf, schief, schräge (Ggs. recht, grade); verkehrt, unrecht, schlecht; vom Magen: leer; de schêve klôt, Name einer Kugel (Kreisels?) und des damit getriebenen Spiels; Titel eines satirischen Dramas.

scheffener, m. Schaffner, Verwalter = schaffer, scheffer.

scheffer (= schaffer), Schaffner einer Gilde; Oeconom eines Klosters, Bischofs etc.; Schäffer eines Ritterordens.

schefferie, Haus des Klosterschaffners etc.

schefferinne, Aufseherin; Oeconomin eines Klosters.

schêf-hacke, sw. m. der schiefe Füsse hat, oder der schief auf den Füssen steht.

schêfheit, Schiefe, Schiefheit.

schefte, n. = Geschäft.

scheftich, geschäftig, tätig, gewandt.

schege, f. Ziege.

scheide, scheidel, scheiden etc., s. schêde etc.

scheil(e), s. schêle.

schein = schên, geschehen.

scheire = schêre, adv.

scheit, n. Scheit, Stück Holz.

scheke, ein Wams für Kriegsleute, frz. jaque.

scheken, sw. v. (vgl. schoke) ausserehelich beschlafen.

schêker = schaker.

schel-brade (vom Schweine).

schelde-brêf, ehrenrühriger Brief; Schmähschrift.

schelde-broke? (Ggs. ein grôt broke), Brüche auf ehrenrührige Rede?

schelden, st. v. 1. schelten, mit Worten tadeln; ein Urteil schelten, d. h. verwerfen und an eine höhere Instanz appellieren. 2. laut erklären; quît schelden, für frei, los erklären.

scheldent, n. = scheldinge.

schelder, 1. Schelter, Tadler, Lästerer; herumziehender Sänger und Spielmann, der das schelden für Lohn übte. 2. Appellant.

schelde-rede, Scheltrede.

schelde-wort, Scheltwort, Schimpfwort.

scheldich, scheltend, zornig, böse.

scheldinge, 1. Schelten, Schmähung. 2. Appellation.

schele, sw. m. Beschäler (Zuchthengst).

schel(e), Genus wechselnd. 1. Unterschied, Differenz. 2. Mishelligkeit, Streit; Klage, Beschwerde. 3. das Fehlende, Mangel, Nachteil, Schade. 4. Grenze, Grenzlinie.

schêl(e), schielend, luscus.

schelen, sw. v. 1. verschieden, unterschieden sein. 2. eine Differenz, Hindernis machen, dat en schelet nicht, das macht nichts aus, darauf kömmt es nicht an. 3. in Differenz, Streit sein mit jem. 4. fehlen, mangeln, gebrechen, schaden, wat schelet di? was fehlt dir? was hast du? 5. die Grenze bilden, sein. 6. trans. trennen; unterscheiden.

schêlen, sw. v. schielen, lippire.

schelert, eine Art Taft: Schillertaft?

schelf, ein Brettergerüst, um etwas darauf oder darunter zu stellen.

schel-garn, mangelhaftes Garn?

schel(h)aftich, -achtich, uneinig, streitig.

schel-hamer, grosser Hammer zum Zerschellen von Steinen.

schêlheit, lippitudo, epiphora, morbus oculorum.

schelich = schelhaftich.

schelicheit, Bosheit, Verkehrtheit, = schallicheit? oder schêlicheit?

schelinge = schele (in allen Bedeutg.).

schelken, sw. v. af-, an-, upschelken, ein Wort der Zimmerleute, wenn sie etwas durch Anstückung verlängern.

schelkliken, nach Art eines Schalkes.

schelle, f. Schale einer Frucht, eines Eies, eines Schaltieres, eines Drachen, Schuppe; fig. die Hülle, das Aeussere.

schelle, f. Schelle, kleine Glocke, z. B. am Gürtel, Sattel.

schelle = schele, Unterschied etc.

schelle-bôm = schalbort.

schellen = schallen, Schall machen; zerschellen?

schellen, trans. schälen, abschälen; intr. abblättern, sich abschälen.

schellen = schelen.

schelle-visch, Schellfisch.

schelle-wort, chelidonium majus.

schellich, tobend, unsinnig, zornig, vecors, furiosus.

schelm, m. Cadaver, Aas, gefallenes Stück Vieh; = schelme.

schelm, Schimmel, mucor; schelmich, mucidus, davon: schelmecheit.

schelme, sw. m. und schelmer, Schelm, homo nequam.

schelmen-kule, Unratsgrube.

schelmen-schinder, der die Cadaver gefallener Tiere schindet und vergräbt, Schinder.

schelnisse = schelinge, Fehler, Krankheit.

schelp, n. Schilf; Seetang.

schelpeken, Muschelschale.

schel-stucke = schalbort.

schelt-wort = scheldewort.

schelver, ein (abgeblättertes) Stück.

schel-visch, schel-wort, s. schelle-.

schem-achtich, schattig.

schem-bêr, eine Art Dünnbier; sonst scherbêr.

schem(e), n. = schim, Steg.

scheme, sw. st. m. (f.) 1. Schatten. 2. Dunkelheit zwischen Tag u. Nacht, Dämmerung. 3. als Augenkrankheit. 4. Gespenst. 5. Strahlenschimmer, Heiligenschein.

scheme, f. Scham, Beschämung.

schemede = scheme, m. Schatten, Dunkelheit.

schemede, f. 1. Scham, verecundia. 2. auch n. Schamteile, genitalia.

schem(e)-hôt, Schamhut: den s. aftên, die Scham von sich werfen.

schemel, m. Schemel, scabellum; als Arbeitsgerät im Bergwerk; ein Absatz bei Erdarbeiten, wenn die Erde nicht mehr mit einem Wurfe auf die Oberfläche gefördert werden kann; = schamel, trabale.

schemel, 1. = schamel, schamhaft. 2. schändlich.

schemelen = schimmelen; schemeld hengest = schimmeld.

schemelerne u. schemeler, schamhaft, züchtig.

schemelheit, schemelicheit, Scham, Schamhaftigkeit; genitalia.

schemelie, (verschämte) Armut? l. schernelit = scharnelit? (Schlesw. Stadtrecht § 46.)

schemelik, 1. schamhaft. 2. Scham u. Schande bringend; adv. schemelike(n), turpiter.

scheme-lôs, schamlos.

schemel-schô, Schamschuh: de s. ût-trecken, die Scham bei Seite setzen.

schemen, sw. v. refl. sich schämen.

schemenisse, 1. Scham, Schamhaftigkeit. 2. Beschämung, Schande.

schemeren, sw. v. 1. schattig, dunkel sein oder werden. 2. trans. dunkel machen.

schemeringe, Dunkelheit, Dämmerung.

schemerne, schamhaftig.

schemernheit, Schamhaftigkeit.

schem(e)te = schemede.

schemich, schattig.

schemich, schamhaft, ehrbar.

scheminge, Beschämung.

schemisch, schamhaft.

schemp, schempen etc., s. schimp etc.

schên, unr. v. geschehen, sich ereignen; unternommen, versucht werden; m. Dat. widerfahren, zuteil werden.

schendelik, Schande bringend.

schenden, sw. v. 1. in Unehre halten. 2. in Unehre, Schande bringen, öffentlich beschämen; notzüchtigen. 3. schimpfen. 4. schädigen.

schender, der einen andern öffentlich in Unehre bringt.

schendich, Schande bringend, schimpflich; adv. schendigen.

schene, f. 1. Schienbein. 2. Schiene als Teil der Rüstung, am Wagenrade, in der Sagemühle, als Gerät der Schuster.

schene-bein = schene 1.

scheneke, eine Art Sander, lucioperca?

schenen, schienen, durch Eisen- oder Holzschienen verbinden u. befestigen.

schenen-knoke, Schienbeinknochen.

schene-pipe, die Knochenröhre des Schienbeins; der Schienbeinknochen.

schênigen, sw. v. offenbaren, zeigen; bescheinigen, beweisen; intr. u. refl. erscheinen, sich offenbaren, sich zeigen.

scheninge, Schienung, künstlicher Ansatz.

schenk-brêf der Zunft für die Gesellen: Kundschaft?

schenke, sw. m. Schenke (als Hofbeamter); Schenkwirt.

schenke, st. f. 1. die Handlung des Schenkens, Gebens u. das Geschenk, die Gabe, bes. zur Bewillkommnung von Fürsten, Gästen, zugereisten Handwerksgesellen; die Versammlung zu diesem Zwecke, Willkommsgelage. 2. Schenk-, Wirtshaus. 3. st. n.? ein Schenkmass (Biers, Geldes).

schenke, schenkel, s. schinke etc.

schenke-bêr, Bier, das man als Geschenk gibt; Ausschank-, gewöhnliches Bier.

schenke-kerse u. -licht, Wachskerze als Geschenk, z. B. für Ratsherren, bei Hochzeiten.

schenkel-bank, Tisch oder Bort, um Trinkgefässe darauf zu stellen.

schenken, st. v. schenken, geben.

schenken, sw. v. m. Dat. der Person, 1. schenken, zu trinken geben. 2. schenken, geben. 3. jem. mit einem Trunke begrüssen, bes. zugewanderte Handwerksgesellen mit einer schenke bewillkommenen.

schenker, 1. Schenker, Geber; fem. schenkerinne. 2. = schenke I.

schenkeri(g)e = schenke II, 1.

schenk(e)-schive, f. Gestell für Schenkgeschirr, Büffet.

schenk(e)-vat, Schenkgefäss.

schenke-wîn, Wein als Geschenk.

schenk-geselle, der zugewanderte Geselle, dem »geschenkt« wird.

schentlicheit = schemede II, 2.

schentlik, Schande bringend; adv. schentlike(n).

schent-vlecker, der sich mit Schandflecken bedeckt.

schep, schep-, s. schip, schip-.

schepe, sw. m. = schepene.

schepe-buwer, Schiffbauer.

schepeken, -kîn, Schiffchen, Kahn.

schepel, m. Scheffel.

schepel-bodem, der Boden eines Scheffels.

schepelêr, n. Scapulier, Gewand (bes. der Predigermönche), das Kopf und Schultern bedeckt.

schepelik, schiffbar.

schepel-lant = schepelsât.

schepel-mate, f. die Messung nach Scheffeln; Scheffelmass.

schepel-sât, n. -sêde, Scheffelsaat, als Ackermass.

schepel-schat, eine auf den Ertrag des Ackers an Kornfrüchten gelegte Abgabe.

schepel-tal, Scheffelzahl: na schepeltale kopen.

schepen, sw. v. schiffen: 1. einschiffen, in ein Schiff bringen lassen, es befrachten. 2. aus dem Schiffe bringen lassen, ausladen, löschen. 3. zu Schiff wohin bringen, verschiffen. – Intr. sich einschiffen; in einem Schiffe fahren, navigare.

schepen, sw. v. schöpfen; water s., Wasser schöpfen, holen, (v. Schiff) ziehen oder übernehmen.

schêpen, von Schafen, ovinus; Subst. Schafleder.

schepen(e), sw. m. Schöppe, Schöffe, urteilfindender Beisitzer des Gerichtes, scabinus.

schepen-bank, Schöppenbank, scampnum judiciale, = schepengerichte; -bar, schöppenbar, zum Schöppenamt berechtigt; -bar(e) vri, schöppenbar frei; -gerichte, Sch.-Gericht; -hûs, Gerichtshaus d. Sch.; -kamere, Sitzungssaal der Sch.; -recht, Sch.-Recht; -stôl, Sch.-Stuhl, -Amt, -Gericht.

scheper, Schiffer (selten; aus schephêre? v. schepen?).

schêper, schêperie = schaper, schaperie.

schepes-boddeme, f. Schiffsrumpf; -bort, f. Schiffsbord: an, binnen, Ggs. buten s., auf dem Schiffe, ausserhalb des S.; -bôt, ein zu einem grossen S. gehöriges Boot, ein B. von bestimmter Bauart; -kindere (Pl.), -volk, Schiffsmannschaft; -lanc, n.?, -lenge, -lenkte, f. Schiffslänge, als Mass; -last, Schiffslast v. 2 Tonnen oder 4000 Pfund; -part, Besitzanteil an e. S.; -rêder, Schiffsrheder; -schilt, auf dem S. gebrauchter Schirmschild? von Holz, mit Leder überzogen; -timmerman, Schiffbauer; -touwe, Schiffstau.

schepich, naviticus.

schepinge, 1. Schiffahrt. 2. Schiffe, Flotte.

schep-laken = schiplaken.

scheppen, sw. v. 1. = schippen. 2. = schepen, schöpfen. 3. = schepen, schiffen.

schepenisse, schepper, s. schipp-.

scher, n.? Felszacke, Klippe im Meer oder Fluss.

scher = rôt-scher.

schēr, Weide, Weidegerechtigkeit.

scher-becken, Rasierbecken.

scher-bêr, e. Art Dünnbier.

scher-disch, Schneider-, Zuschneidetisch.

schêr(e), adv. 1. bald, schnell, in kurzer Zeit. 2. bald, ungefähr, fast, bes. bei Zahlen.

schere, f. Abteilung (durch gespannte Leine u. s. w.).

schêre, f. Schere.

scher(e)-meszes, -mes(se)t, -mes, -metzer, Schermesser.

scheren, st. v. 1. schneiden, ab-, zerschneiden, scheren, abscheren; die hervorragenden Fäden des Tuches abscheren (Tuchbereitung). 2. in jüngerer Sprache auch = scheren, sw. v. 2 und 3.

scheren, sw. v. 1. zuteilen, bestimmen, ordnen, einrichten. 2. ein Tau v. e. Punkte bis zu e. andern spannen. 3. den Aufzug, die Längsfäden auf den Weberahmen bringen.

scheren (erst im neueren Nd.), gehen, eilen, laufen.

scheren, spotten, höhnen (aus schernen?).

scherer, Scherer; bes. Tuchbereiter und Barbier.

scherf, n. Scherflein, halber Pfennig, die kleinste Scheidemünze.

scherf-bêr, -brôt, -nagel, Bier, Brot, Nagel, die oder von denen ein gewisses Mass ein Scherf kostet; -wert, Adj. und Subst. von Werte eines Scherfes.

scherg = scherf.

scher-gelt, Lohn des Tuchbereiters.

scheringe, 1. Verteilung; Ordnung, Richtigkeit. 2. Aufzug, Kette (beim Leinweber). 3. Tuchscherung, -bereitung. 4. Weide, Mast; Weideberechtigung.

scherlige, sola regia; eupatorium.

scherlik, scharenweise.

scherlink, Schierling.

scherm, n. Schutz, Schirm; Schirmdach, Schirmwand bei Geschützen.

scherm-breker, ein Geschütz (zur Zerschmetterung der Schirmwände).

scherm(e)-bret, Schirmbrett, -wand; Ofenfender.

schermen, sw. v. sich gegen die Angriffe des Gegners decken; dann überh. fechten; fuchteln.

schermer, Fechter; dann auch Spielmann, baratro, histrio.

scherme-schilt, Schild zum Schirmen; bildl. Schutz, Schirm.

scherme-swert, Kampfschwert, gladius longus.

scherm-keller, tiefer Keller (als Gewahrsam der Verbrecher).

schermnisse, Schutz.

scherm-slach, Fechterschlag, Luftstreich.

schermutzel u. schermutzen, s. scharm-.

scherne, f. m. = scharne.

scherne, m. der über die schere, schare (Hutung, Mast im Walde) zu wachen hat? niederer Forstbeamter.

schernere, Knochen-, Fleischhauer.

scherp = scharp.

scherpe u. scherpede, f. Schärfe; Schneide; fig. Strenge; die Ordnung, wie den Mahlgästen aufgewartet wird?

scherpe-metze u. scherpentiner, s. scharpe-.

scherpen, schärfen, spitzen; fig. die Sinne, e. Urteil schärfen.

scher-rame, Rahmen, auf den das Garn zuerst geschert wird; von da kommt es auf den Garnbaum des Webstuhls.

scherren = scharren.

schers, n. Scherz (aus d. Hd.).

scher-schêre, Tuch-, Gewandschere.

scherve, Scherbe, Bruchstück; Schale, testa; v. Hagelkörnern; de scherven, die Metallstücke, w. Krebs u. Rücken des Panzers verbinden.

schervel, Scherbe.

scherven, n. Bruchstück, Teil.

scherven = scharven.

scher-werk, Frohne, Frohnarbeit (mhd. scharwerk).

scher-werk, 1. das gescherte Garn (Weberei). 2. Abkleidung, Balkenlage, Sparrwerk.

schêt, n. u. m. Entscheidung, Schlichtung eines Streites.

schêt, m.? u. schete, st. m. Schiss, Furz.

schêtel, m. u. schêtele, f. Scheitel.

schêtelen, scheiteln, kämmen.

schêtel-, schêt-hol, Schiessloch, -scharte.

schêten, st. v. 1. trans. schiessen, werfen; erschiessen; contribuieren, Abgabe zahlen; aussondern; de spole, die Weberspule treiben; dat anker, den Anker fallen lassen; sode, Brunnen graben und bebohlen; korn, Korn schütten; de varwe, die Farbe rasch wechseln; êne bede, sake, sîn recht s. an, vor, to, weiterschieben, verweisen, übertragen, Recht bei einer andern Instanz suchen; wat s. up, die Schuld v. etwas auf jem. schieben; up ênen anderen dach, verschieben. 2. refl. vor, sein Recht suchen bei jemand. 3. intr. schiessen, sich rasch bewegen, springen, fallen; to sinne, in dat herte, plötzlich in den Sinn kommen; up, an, grenzen an, sich erstrecken bis an.

schêter, spiculator, sagittarius.

scheteren, agitare = seteren? = ndl. schetteren? Vgl. schateren.

scheterich, mit Durchfall behaftet, cacaturiens; beschmutzt, sterculatus.

schêterie, das Schiessen mit Gewehren; Geschützwesen.

schête-spole = schotspole.

schetter = schatter.

schêve, adv., s. schêf.

scheve, f. Schäbe, die beim Brechen u. Hecheln abfallenden Splitter des Flachses, Hanfes etc., festuca; fig. etwas sehr geringes; s. understeken, schlechte Ware unter gute mengen, unreell handeln.

schevech, voller Schäbe.

schevech? = schovech, schuppicht.

schevel u. schevelink, dummer, armer Tropf?

schevel-hêde, die schlechteste, nicht ganz gereinigte Hede. Adj. -hêden.

schevel-stên = scheverstên.

schevenisse, abgeschabte Felle? abgeschabtes Haar, als Pelzwerk dienend?

schever, m. Splitter oder Blatt v. Stein, Schiefer; Schindel; Abfall von Flachs = scheve.

scheverich stên, Schiefer-Gestein. Ggs. hard stên.

scheverlink = schevel, schevelink?

schever-stên, Schiefer, d. Gestein, wegen seiner Blätterigkeit so genannt; Schieferplatte.

scheverstên(s)-, schever-decker, Schieferdecker; -nagel, Nagel zur Befestigung der Schiefer.

schevesch, schäbig, nichtswürdig.

scheve-vat, Gefäss, in welches man die Schäbe wirft.

schewedich, schäbig, räudig. L. schorve-?

schicht(e), f. (u. n.) Ereignis, Begebenheit, Vorfall; bes. Zwist u. die in Folge dessen absichtlich verübten Feindseligkeiten; Aufruhr, Aufstand; van s., durch Zufall, durch Gewalt (Ggs. van rechte).

schicht(e), f. Ordnung; ordnungsmässige Teilung; Reihe, Schicht; bestimmte Zahl Arbeiter; bestimmte Arbeitszeit.

schichten, sw. v. teilend ordnen; bes. eine Erbschaft teilen; thätig sein, durch Thätigkeit ausrichten, ins Werk setzen; die Bezahlungen (Rechnungen) in Ordnung bringen, abmachen; wechseln.

schichte-hûs, Haus, wo geschichtet wird, Rathaus.

schichtes-galm, aufrührerischer Lerm.

schicht-halve: bi s., zur Sonderung, Teilung.

schichtinge, f. Anordnung, Einrichtung; Erbteilung.

schicht-meker, Unruhestifter.

schicht-spel, Titel einer gereimten Brschw. Chronik.

schicht-tal, gleiches Verhältnis.

schickelicheit, Fügung.

schickelik, schicklich, der Ordnung gemäss; adv. schickeliken.

schicken, sw. v. 1. etwas in »Schick« bringen, zurecht legen, oder stellen, ordnen, anordnen, einrichten, fügen, ordinare, disponere; bes. häufig sîn testament schicken, anordnen; to schicken hebben mit, mit jem. zu thun, zu schaffen haben, bes. in geschlechtlichen Verhältnissen. 2. wohin richten, senden. 3. refl. sich fertig machen, sich anschicken, sich rüsten; in, sich ordnen, fügen in; na, sich richten nach.

schickenisse, Ordnung, Fügung, Bildung, Gestalt.

schickenunge = schickinge.

schicker, Ordner.

schickinge, Anordnung, Einrichtung, Fügung, Veranstaltung.

schide, astutus, gescheit.

schidele, Behältnis, Kiste? Vgl. schedel.

schider, pl. Scheite.

schift, geronnen (schiften, schiffen von der Milch, anfangen zu gerinnen).

schiften = schichten, erbteilen.

schiftinge, Stück oder Arbeit an der Rüstung: Schäftung?

schik, (m.?) Gestalt, Bildung, Form; richtige Gestalt, r. Zustand; to schicke bringen, ordnen, in guten Stand bringen.

schiklik, schiknisse, s. schicke-.

schil, strabo, luscus.

schildeken, Schildchen; schildförmiges Grundstück.

schildeken-bôm, der Baum, an den bei der Gralsfeier die Schilde derjenigen, welche zum Kampfe herausfordern, gehängt werden.

schilde-lêm, Töpfererde.

schilde-padde, Schildkröte.

schilder, Schildmacher; Wappenmaler, überh. Maler.

schilderen, sw. v. malen, anstreichen.

schilder-golt, Goldschaum?

schildich, mit einem Schilde versehen, beschildet.

schiler, schileger = schillink?

schille = schelle, Schale; Spange in Muschelform?

schillen, 1. = schellen, schälen; geschillet heisst auch: mit Schalen versehen. 2. = schelen, verschieden sein.

schillert, s. schelert.

schilli(g)er, m. = schillink.

schillink (schildink), m. (urspr. eine Zahl von 12?) eine Münze, urspr. aus 12 Pf. bestehend; das Pfund hat 20 Schillinge; solidus (argenteus). Bei den vielfachen Münzveränderungen vielfach auch anders gerechnet.

schillink-wert, eines Schillings wert.

schilmech = schelmech.

schilmen, sw. v. schimmeln, muscitare.

schilp = schelp.

schilt, n. u. m. 1. Schild, als Schutzwaffe; fig. Schutz; Wappenschild, Wappen; Bez. des ritterlichen Standes; Schildchen (von Silber) der Handwerksgesellen in der Zunftstube; Wirtshausschild. 2. Schild als Fläche, Feld, bes. die dreiseitigen (gepflasterten) Plätze. 3. Bezeichnung verschiedener Goldmünzen, kaiserlicher, flämischer, französischer, mlat. scudatus aureus, frz. écu d'or.

schilt-bordich, ritterbürtig; -bort, das Brett des Schildes; -junge, Schildbube eines Ritters; -knape, -knecht, Schildknappe; Kriegsknecht; -padde = schildepadde; -rême, Schildriem; in der Baukunst: Band oder Brustwehr am Dache (einer Kirche)? -vetel, -vester, -vorer, Schiltknecht, Trossbube; -wachte, f. Wache in voller Rüstung; -wachter, Wächter in voller Rüstung; -wort, forfella (Huflattich?).

schil-wert = schillinkwert.

schim, eine kleine Brücke, Steg.

schim vel galle, fel.

schimelen, schimelich = schimm-.

schimelink: s. pert, Schimmel.

schimman = schipman, Schiffsmann, Matrose, spec. Schiemann; s. schipman.

schimmel, Schimmel, muscus, mucor.

schimmel (mit u. ohne pert), Schimmelpferd.

schimmelen, schimmeln, muscitare. schimmeld (mit u. ohne pert), Schimmelpferd.

schimmelich, schimmelig, mucidus. Sbst. schimmelicheit.

schimmen, sw. v. schim (= schin, Hautschuppe) hervorbringen?

schim(m)êse, f. aus u. = schin-mêse, Packen, darin Häute sind, später überh. Packen.

schimmich = schinnich, voller Hautschuppen. Subst. schimmicheit.

schimmink, Schimmelpferd.

schimp, m. 1. Spiel, Scherz, Spass; it geit mi ût dem sch., es wird Ernst. 2. Spott, Hohn.

schimp(e)lik, was im Schimpfe, im Spiel geschieht; adv. schimpliken.

schimpel-wort, Scherz-, Schimpfwort.

schimpen, sw. v. 1. intr. mit, Schimpf, d. h. Scherz, Spiel, Spass treiben; up, höhnisch, schimpflich reden über etwas. 2. trans. beschimpfen, mit jem. sein Spiel treiben.

schimper, sartira, jocator.

schimpich, jocosus.

schimp-redich, der scherzhafte Reden zu führen versteht, witzig, jocosus.

schimp-spel, Scherzspiel.

schimp-wort, Schimpfwort, Stichelrede.

schin = schem(e), Schatten. Lies schim?

schin, Schin, die Schuppen, die sich von der (Kopf)haut abblättern, scabies sicca.

schin, e. Art russisch. Fell- oder Ledergeld.

schîn, scheinend, sichtbar; schîn werden oder sîn, sich zeigen, offenbar sein; schîn dôn, zeigen, offenbaren.

schîn, m. Schein, Glanz, Strahl; Augenschein, corpus delicti; augenscheinlicher Beweis, Beweis überh.; Aussehen, Anschein; Vorwand, Vorgeben; tom s. bringen, den des Mordes Beschuldigten an die Leiche des Ermordeten führen, e. gerichtl. Procedur.

schinden, schinder, schinderie, s. schinnen etc.

schînen, st. u. sw. v. scheinen, glänzen, strahlen; erscheinen, sichtbar werden, sich zeigen. Partic. scheinend, glänzend; offenkundig, sichtbar.

schinke, sw. m. Schinken; v. Menschen: Schenkel.

schinkel, m. Schenkel; Wagenachse.

schinken-ketel, Kessel zum Kochen eines Schinkens.

schinken-lach, ein Schinkengelage, Fest, bei welchem Schinken verzehrt wurden.

schinken-sniden, e. Spiel der hansischen Kontoristen in Bergen.

schînlik, scheinend, offenkundig.

schînliken, adv. herrlich (splendide); gleisnerisch.

schîn-los, scheinlos, den Schein verlierend.

schin-mêse, f. ältere Form für schimmêse.

schinne: mit s., mit Strassenraub. Nom.?

schinnen, sw. v. schinden, enthäuten; bildl. bis auf die Haut plündern, berauben; auch m. Acc. des Orts der Beraubung (de heide, de strate).

schinner, 1. Fellbereiter, Gerber; Pelzer. 2. Strassenräuber.

schinnerie, Räuberei.

schinnich, voller Schin, scabiosus.

schîn-schove, feurige Garbe, Stralenkranz..

schînsel, n. Schein, Glanz.

schint-vessel, aus mhd. schiltveƷƷel, Schildträger, Trossbube, scutifer, satelles.

schin-wort, f. chelidonium majus.

schip, n. flect. schippes, (kleiner) Scheffel, Mass für trockene Dinge.

schip, schep, n. flect. schepes, Schiff; to schepe gân, sich einschiffen; to schepe komen, Dienst auf einem Schiffe nehmen.

schip-, schep-bank, Ruderbank; -bêr, Schiffsbier; -brecken, naufragare; -breckig? = schip-brokich; -bre(c)kinge = d. f. W.; -broke, st. m. Schiffbruch; -broken, -brokich, schiffbrüchig; brockinge = schip-broke; -bruchtich = schip-brokich; -dracht (skandin.), tractio navium, das Treideln der Schiffe; -grave, schiffbarer Canal; -here, Schiffsheer, Kriegsflotte; -hêre, Eigentümer und Führer eines S., Capitän; -hure, Mietung und Mietepreis eines S.; -kindere, Schiffsmannschaft; -kiste, Schiffskiste der Matrosen (unten breiter als oben); -knape, Matrose; -lage, f. das Liegen eines S. im Hafen und die Abgabe dafür; -line, Schiffstau; -lôn, naulum; -man, 1. Schiffsmann (Ggs. schiphêre), Matrose, Pl. -manne, -man(ne)s, -lude, 2. Schiffer eines kleinen Fahrzeuges, 3. Schiemann, e. unterer Officier des S.; -mêster, Capitän, Steuermann; -mol(l)e, Schiffsmühle; -punt, Schiffspfund v. 280 oder 300 Pfund; -recht, Seerecht; -reide, (skandin.), f. ein District, dessen Bewohner zusammen ein Kriegsschiff ausrüsten müssen; -rik(e), schiffbar; -roder, Steuerruder; -rôf, -rover = sêrôf, sêrover; -rustinge, Ausrüstung der Flotte; -scriver, Buchführer auf d. S.; -segelinge, Schiffahrt, = schiprecht; -vart, Schiff-, Seefahrt; -volk, Schiffsmannschaft; -vore, f. schiffbare Wasserstrasse, Schiffahrt; -water, schiffbares Gewässer, Canal; -wech, Leinpfad, Treidelweg; -wark = schipwerk? = schipwrak, Schiffswrack? -werk, Kunde u. Ausübung der Schiffahrt, Schiffergilde.

schip-laken, ein besonders fein geschornes Tuch.

schippen, scheppen, sw. v. schaffen, verschaffen, bewirten, einrichten, verordnen, schicken; refl. sich verhalten.

schip(pe)nisse, schippense, 1. Schöpfung. 2. Beschaffenheit, Gestalt. 3. Geschöpf.

schipper, Schöpfer.

schipper-dêl, n. Lohn der Berger für geborgenes schiffbrüchiges Gut.

schippere, sw. m., später schipper, st. m. = schiphêre, woraus d. Wort entstanden ist; später s. v. a. Seemann.

schippinge, Schöpfung, Bildung; concr. das Geschaffene.

schip-scheren, zum letzten Mal Tücher fein scheren.

schîr, 1. rein, klar; ungetrübt, unverletzt; pur, lauter = nichts als, nur. 2. hell, durchsichtig, von der Farbe: weiss. 3. glatt, eben; gerade, schlank. 4. klar, aufgeklärt, aufs Reine gebracht, geordnet.

schîr, n. eine offene Bahn durch das Reith am Ufer.

schîr = schîrdôk.

schîr-dôk, dünne, feine Leinewand, klares, schleierartiges Tuch.

schîr(e), adv. 1. sofort, auf der Stelle. 2. rein, lauter, nur. 3. fast. – Superl. schîrst; schîrstkomende, nächstkommend.

schiren, sw. v. 1. reinigen, klären; ausgleichen, in Ordnung bringen. 2. intr. klar werden, sich abklären.

schîrheit = cîrheit, sîrheit.

schîr-kluftich, ohne Knorren, leicht spaltend, v. Holz.

schîr-kum, sudibulum, e. Gefäss zum Brauen (nnd. schîrküven).

schîr-laken, feine Leinewand.

schirpen, sw. v. = scherpen, schärfen.

schîr-rockeln, Chorhemd v. feiner Leinewand.

schîr-stok, Gerät zum Seihen.

schît, n.? = schite; Interjection der Abwehr, Verachtung.

schite, f. Kot, Dreck jeder Art; nicht ein s. = nicht das geringste.

schiten, st. v. scheissen; schitende suke, Durchfall.

schiter, podex.

schît-hus, Abtritt, stercorium; -kule, Unratsgrube; -vore, Dreckfuhre, Quark, res nullius momenti; -word, n. Wort ohne Wert; -wort, f. bryonia, Zaunrübe.

schive, f. Scheibe; Winde-, Dreh-, Blockscheibe; Rolle, Walze; Rad; Glücksrad; Scheibe im Sprechzimmer der Klöster; Stein im Bretspiel; Glasscheibe; Tischplatte, Tisch, bes. der Esstisch; Platte, Untersatz, Teller; Zifferblatt der Uhr; Bort (in kuntoren)?

schiv(e)-, schivel-haftich, -achtich, scheibenrund.

schiveken, Scheibchen, als Mass v. Wachs.

schivel, schivel-bên, eine Fuss- oder Beinkrankheit der Pferde.

schivel-borden werden unter Tuch- u. Seidensorten genannt.

schivelen, sw. v. schwanken, auf die andere Seite treten, abfallen; unredlich handeln, intrigieren.

schivelie, Schwanken, Winkelzug, Intrige, tergiversatio.

schiven, 1. nach Weise einer Scheibe bewegen, rollen. 2. zerquetschen, pilare, contundere.

schiven-garn, Garn zu einer Windescheibe; -glas, Fensterglas; -kok, Koch, der unter dem grossen Koch arbeitet (im Kloster); -kopper, Kupfer in Scheiben; -laken, Tisch-, Tafeltuch; -rat, Radscheibe (Rad an Kutschen etc.); -rôr, Scheibenrohr (ein Geschütz?).

schiver = schever, Schindel.

scho, m. 1. Schuh. 2. Teil der Pumpe, Blide, Ramme (?); Rumpf in der Mühle.

scho, sco, adv. so sco, sobald als. Lies scon = schôn(e)?

scho-ammet, Schusteramt.

schobant, m. Abdecker, Schinder, Todtengräber.

schobbe, leere(?) Garbe; Dem. schobbek, gelima.

schobben, sw. v. = schoven, die Schuppen von einem Fische entfernen.

scho-bode, Verkaufsbude der Schuhmacher.

schoch-tît, schof-tît, gew. der vierte Teil eines Arbeitstages, Arbeitszeit von 3 Stunden oder ¼ Tag.

schocken, sw. v. das Korn in Garben setzen.

schocken, sw. v. sich hin u. her bewegen, zittern, oscillare.

schode, n. (beim Pferde) die Scheide, das Gemächte.

schode, schodeke, f. Schote; Erbse.

scho-dêf, Schuhdieb.

schoden = schudden, schütten.

schoderen, schaderen, zittern, beben.

scho-dôk, Tuch, das als Socke, Fussbekleidung dient.

scho-duvel, m. 1. Vermummter, Maskierter; s. lopen = schoduvelen. 2. = schoduvelshovet, Maske, Larve, Teufelsantlitz. 3. d. Maskenfest zu Fastnacht oder Weihnachten.

schoduvelen, sw. v. vermummt umherschwärmen.

schoen, schoien, scho(i)gen, sw. v. beschuhen, Schuhe anziehen; einen gropen schogen, ihm neue Füsse ansetzen.

schôf, m. Schaub, was zusammen geschoben ist, Gebinde, Bündel, so von Gefässen, Pfeilen, Glas etc.; spec. Bund Stroh, sowol die Garbe (auch collectiv), als das ausgedroschene Stroh, das Strohbund; Strohwisch als Feuerzeichen; ênen ût dem schove tên, einen vor den andern auswählen.

schoffêren, verletzen, kränken, schänden. Subst. schofferture, schoffêricheit.

schôf-gavel, Stroh-, Streuforke; -holt, Holz in Bunden, z. B. Dauben; -stên, schmale Dachziegel, die über einander geschoben werden.

scho-gelt, Entschädigung des Gesindes für die Kosten des Fusszeugs.

scho-gilde, f. Schuhmachergilde.

scho-hof u. -hûs, Warenniederlage, Verkaufsstelle der Schuster; Versamlungsort der Gilde.

schok, n. Haufen, Hocke; die Zahl von 60, sexagena (bei Rinteln auch ein Fruchthaufe von 12 Garben).

schoke (schouke, schoike), f. Concubine, liederliche Weibsperson, Hure.

schoken-kint, -sone, Hurkind, Bastard (als Schelte).

schok-maker, Stückarbeiter, der schockweise gelohnt wird.

scho-knecht, Schustergesell.

scho-krâm, Schuhladen.

schok-rêde, Seil, zum Schaukeln aufgespannt.

schok-rêden, sw. v. schaukeln.

schok-tal, eine Zahl von 60.

schok-werk, Arbeit eines schokmakers.

scho-lapper, -lepper, Schuhflicker.

scholare, sw. m. = scholer.

scholaster, Schulmeister, rector scolarum; Titel eines Domherrn; sein Amt u. Haus: scholast(e)rie.

(scholden) st. v. Prät. se schêlden, stossen, schieben; entwei s., trennen. Oder ist schellen zertrümmern, anzusetzen? Lübek. UB. VII S. 142.

schole, f. Schule; oft = Versammlung, Menge, Gesellschaft.

schôl(e)-dinge, pl. Schulwissenschaft; -geselle, Hülfs-, Unterlehrer; -holder, Privatschulmeister; -kint, Schulkind; -kunst, Schulbildung, -wissenschaft; -mêster, Schulmeister, Director einer öffentlichen Schule, = scholaster; -rede, Schulrede, akademischer Vortrag.

scholen, sw. v. 1. intr. strömen, Wellen schlagen. 2. trans. spülen; eine Flüssigkeit hin und her bewegen, gurgeln; im Wasser hin und her schwenken.

scholen (schollen), unr. v. schuldig sein (zu bezahlen etc.); bestimmt sein, zukommen, gebühren; mit Infin. auch zur Bezeichnung des Futurs u. Conditionals.

schôlen gân, zur Schule gehen, d. Schule besuchen.

scholer, schôlre, m. Schüler, nam. der zum geistlichen Stande bestimmt ist, ein junger Geistlicher, Cleriker (der auch als Schreiber diente).

schole-water, spülendes Wasser, Wirbelstrom.

scholike kunst, Schulwissenschaft.

scholke, f. Sumpf, Tümpel?

scholle = schulle.

scholpe = schulpe.

schôlrekîn, -ken, scholerken, Dem. zu scholer.

scholt-jâr, Schaltjahr.

scholver = schulver.

scho-maker, -meker, Schuhmacher.

scho-mêster, Schuster in e. Kloster.

schon, = scholen, sollen.

schôn, adj. adv. = schone.

scho-nagel, Schuhpflock.

schônde, f. Schönheit.

schône, adj. schön, hell, klar; bi schonem dage, bei lichtem Tage; schön, herrlich, prächtig; bedeutend, gross, ansehnlich; s. maken, reinigen, putzen; s. vrouwe, meretrix; to schoner hode, zu guter Vorsicht, bloss zur Sicherung einer Sache, eines Vorteils für sich oder andere. Im Superl. dat schoneste, bester, grösster Vorteil; up mîn sch., nach meinem besten Vorteile.

schône, f. 1. Schönheit. 2. Schonung, aufmerksame Behandlung, Verschonung, z. B. siner worde schone hebben, achten auf die Worte, die man spricht.

schone, adv. 1. hell, stralend, schön, herrlich, trefflich; sparsam. 2. im concessiven Sinne: al, oft, wan schone, wenn auch, obwol, obgleich. 3. zeitl.: bereits, schon.

schôn(e)-bart, Maske, Larve; -bose, Gleisner, Heuchler; -brôt, -rogge, Brod aus dem feinsten Rockenmehl von dreieckiger Form; -veder, tinctra, cintra, Feder in e. Schloss; -want, feines Tuch oder Leinen; -werk, feines Pelzwerk.

schôn(e)lik, -liken, adv. auf schöne Weise.

Schôn(e)-market, der zur Schonetîd in Schonen stattfindende Markt; -reise, -vart, Fahrt z. Häringsf. nach Sch.; -tîd, Zeit des Häringsfanges bei Sch. (Spätsommer); -vār(e), -varer, Schiffer der regelmässig nach Sch. fährt, Kaufmann der Schonischen Häringsfang und -handel betreibt, das zu solchem Zwecke dienende Schiff (Schoner), daher Schônfarsegel, Schonfahr-, Schoversegel, e. Art Segel.

schonen, sw. v. 1. schön werden, clarescere. 2. mit Dat., Gen., Acc. oder to u. Inf.: schonen, verschonen, rücksichtsvoll behandeln; sparen, versparen, unterlassen.

schonicheit, Schönheit.

schôpe, f. Schöpfkelle, z. B. der Maurer, bes. die grosse Füllkelle der Brauer.

schope, f. (Fisch)schuppe.

schôpen-bruwer, Brauerknechte, die in ihrem eignen Brot sitzen und den Brauern um einen gewissen Lohn bei jedem Brau helfen.

schôpen-stēl, Stiel einer schope (Benennung einer Strasse).

schop-hengel, Ballen Nasenschleims. Lies snop-?

scho-pinne, Schuhpinne.

schoppe, sw. m. Schuppen, Scheune.

scho-querdel, s. querder.

schor-bûk, m. Scorbut; schorbuckswater, aqua antiscorbutica.

schorde, s. schort.

schordel, Schilf, ulva.

schor-dôk, e. Art groben Wollenzeugs.

schōr(e), n. Gestade, Küste, Vorland.

schore: tor schoer, zum Schutz. Lies schuer?

schore, Stück Geschmeide? Lies schere, Schere?

schore, st. m. Riss, Bruch.

schoren, sw. v. 1. trans. zerreissen, zerbrechen; e. Schar trennen, auflösen; e. Ordnung verletzen, brechen. 2. intr. zerreissen, Risse, Lecke bekommen, bes. von Schiffen, die auf den Grund, eine Klippe stossen; sich losreissen. 3. refl. sich trennen von.

schore-pust, Stützpfosten, -balken der Kappe der Windmühle. Vgl. schare, Stütze.

schorf, m. Schorf, Grind, Räude.

schorfachtich = schorvet.

schorf-lodeke, -ladeke, Grindwurz, rumex acutus.

schorf-wort, -wortele, Grindkraut, Schwärkraut, scabiosa arvensis.

schoringe, Riss, Leck.

scho-rink, Ring am Schuh zur Befestigung des Riemens.

schorit (?) = storit, Harz von styrax offic., Storax.

schorlisse, schorlitze, Hemd (mit langen Ermeln), camisia lintea, supparus; Bezeichnung eines gemeinen Weibes.

schornobbe, m. eine Art Schandkleid? oder Schandstein? auch ein Schimpfwort. Vgl. scharnobbe.

schorpie, f. u. schorpiôn, n. Scorpion.

schorsel-dach, e. Festtag des Kürschneramtes in Bremen bei der Wahl zweier neuen Altmeister.

schor-stên, m. Schornstein, auch der Kamin, die Heerd-, Feuerstätte unter ihm.

schort? m.? pl. schorde, 1. Abteilung, Fach. 2. Graben, Abflussrinne, Rinnstein?

schort, m.? = schorte.

schorte, f. Schurz, Schürze; als Teil der Rüstung: Panzerschurz.

schortel-dôk, Frauenschürze; Schurzfell der Handwerker.

schortel-gelt, Geld zu Schürzen? e. Art Trinkgeld?

schorten, sw. v. 1. kürzen. 2. schürzen, binden, zusammenziehen, knüpfen; de nese schorten, die Nase rümpfen; = upschorten, aufschürzen, aufbinden, bildl. verschieben.

schortse, f. 1. Rinde. 2. Eisscholle.

schorvet, schorvedich, schorvich, schorficht, grindicht, räudig.

schor-wulle, die (lebenden Tieren) abgeschorne Wolle, Schur-, Scherwolle.

scho-snôr, Schuhband.

schôster, Schuster (erst im 16. Jh.)

scho-swarte, Schuhschwärze.

schot, n. Geschoss jeder Art, bes. Pfeil; collect. Geschützmaterial, Munition.

schot, n. (was von den Bürgern zusammengeschossen wird), Schoss, eine directe Steuer vom Vermögen.

schot, n. Riegel, Verschluss, Fall-, Schiebthür, Holzwand, überh. alles, wodurch man irgend eine Sperrung oder Hemmung anlegt.

schot, der 24. Teil einer Mark = 8 Pf.

schôt, m. 1. Schoss der Kleidung, der Rüstung. 2. Schoss des menschlichen Körpers. 3. Flussbett, Meeresschoss, Busen. 4. der hinterste Teil der Kirche.

schot-angel, e. Art Angel (die verboten ist); -bane, f. Schiessbahn; -bar, steuerpflichtig; -boge, Bogen (die Waffe); -bôk, Register der steuerpflichtigen Bürger; -bore, Bahre zum Transport von Erde? -busse, Schiessgewehr, Geschütz; -dele, Brett zur Dielung, Täfelung; -dor, Fallgatter, -thor; -forke, Heu-, Strohgabel; -gaddere = schotdor; -glevige, f. Wurfspeer; -hêre, Ratsherr, welcher die Bürgersteuer einnimmt; -holt = schotdelen; -kamere, 1. Zimmer, wo die Bürgersteuer erhoben wird. 2. Verschlag von Brettern? -line, tormentum, funis navis quo naute utuntur, »aufgeschossenes« Tau? -mêster, ein Ehrenamt im Stahlhof zu London; -porte = schotdor; -reise? Kriegszug, wozu die verbündeten Parteien Beitrag leisten? -renne, 1. Wasserleitung aus Bohlen? mit Verschluss? 2. Kehlrinne am Zusammenstoss zweier Dächer, am Schornstein; -rîs, Schössling, junger Trieb; -spole, Weberspule, -schiffchen; -swîn, Schwein, als Steuer gegeben; -vinger, Zeigefinger (mit w. man schiesst); -ware unde lude, Krämerware u. Krämer? vgl. schotte.

schote, st. m. Schuss; ên s. weges, als Massbestimmung; Pfeil, Ladung des Schiessgewehrs.

schote, schate, f. das Schiessen, Aufwachsen, crescendi ratio.

schôte, Tau, an die untere Ecke des Segels befestigt, um das Segel zu spannen.

schôte (dän. skjøde), f. Eigentumsübertragung (urspr. unter Übergabe einer Erdscholle in den Rockschoss des Käufers).

schôte-brêf, Urkunde über Verkauf von Immobilien, Überlassung von Rechten etc.

schôtel-bêr, das Bier, das beim schôten geschenkt ward; die Schaffer hiessen schôtelhêren.

schôtel-bôk, Buch, in welchem die Eigenthumsübertragungen verzeichnet stehen.

schotel-eit, eidl. Gelöbnis, die Bürgersteuer richtig erlegen zu wollen.

schotel-tins, Beitrag zur Bürgersteuer aus den zu frommen Stiftungen fundierten Zinsen und Renten.

schotel-tît, die Zeit, wo man Abgabe bezahlt.

schotele, Schüssel; s. schottele.

schoten (schaten), sw. v. Schoss geben, (directe) Steuer zahlen.

schôten, sw. v. sein Eigentumsrecht aufgeben zu Gunsten eines andern, mit Übergabe gewisser Symbole, scotare.

schotes-vri, 1. ohne v. e. Geschoss getroffen zu werden. 2. frei v. Abgabe, Steuer.

schôtinge, scotatio = schôte, f.

schotte, e. Schotte, herumzieh. Krämer.

schotts-mâl, n. die in Appellationsfällen vom appellierenden Teile zu erlegende Zahlung, überhaupt Appellation (schlesw.-holst.), dän. skudsmaal, schwed. skottmål.

schottel(e), f. Schüssel; der Gaumen?

schottel-balge, f. Balje, worin Schüsseln gewaschen werden; -bret, discus; -brôt, Brot beim Mahle; auch als eigenes Gericht? in Scheiben als Teller für das Fleisch? -dreiger, Schüsseldrechsler; -dwele, Schüsseltuch; -korf, Korb, in den Schüsseln gesetzt werden, cartallum; -pot, Kochtopf? -water, Spülwasser; -wescher, Küchendiener, der die Schüsseln wäscht.

schotteler, Schüsselmacher, scutellifex.

schotten, tributa dare, exactionare; s. schoten.

schotten, täfeln, dielen, bebohlen.

schotter (flandr.) = schutte, Schütze.

schottilie, Holztafel, Schindel; schottilien, sw. v. täfeln; schottilien-werk, Getäfel.

schottilier, der Tafelwerk, Schnitzereien macht, feinerer Tischler.

schôt-vel, Schoss-, Schurzfell.

schou-, schu-spel, Schauspiel.

schouwe, Schau, Anblick.

schouwen, sw. v. 1. sehen, schauen, beschauen; obrigkeitlich besichtigen, bes. Deiche, Wege etc. 2. zeigen, sehen lassen.

schouwer, Beschauer, Besichtiger.

schouwer (schauer), m. grosser Becher v. Edelmetall mit Deckelaufsatz, bes. für Confect.

schouwinge, 1. Besichtigung der Deiche, Wege etc. 2. Besuch der Wöchnerin.

schove, f. Haufen, Schar.

schove, f. (Fisch-) Schuppe.

schovelink, eine Art feineres Weissbrod.

schoven, sw. v. beschuppen, betrügen.

schow, schu, n. sichtbares Notzeichen.

schow-bank, Schaubank, Servante zur Ausstellung des Prunkgeräts.

schowel-scho, Schauschuhe, Meisterstück der Schuster?

scho-werchte, -werte, -wart, m. Schuhmacher, Schuster.

scho-werk, 1. Schustergewerk, -innung. 2. Schusterarbeit, -gewerbe.

scho-wisch, Schuhwisch, -putzer.

schra, f. (an. skrá, eig. Leder, Pergamentstreifen) Rolle, Statut.

schrachen (u. schraken?), sw. v. laut lachen. Subst. schracher.

(schracken): scrackede, sprang, tanzte; oder v. schrecken?

schrade (schra, schrage), dürr, mager, kümmerlich; dürftig, schlecht.

schrâde, schrâdelink, schrâden, schrâder, dialekt. Formen f. schrôde etc., w. m. s.

schrage, sw. m. (schräges) Gestell (aus zwei paar gekreuzten Beinen, z. B. Sägebock, Tonnenuntersatz etc.), bes. zur Herrichtung von Tischen und Bänken, auch der Warentisch selbst.

schrage, späte Form für schra, Statut; im 16. Jh. durch Einfluss des vorigen Wortes masc. und für jede polizeiliche Verfügung, die auf einem Brett im Rathause aufgehängt ward, bes. für Taxen, Preis- und Tarifbestimmungen.

schragelink = schradelink.

schram, m. Ritze, Kerbe.

schram-hans, ein herumstreichender Leuteplacker.

schramme, f. Hautritzung, Streifwunde, Schmarre.

schrammen, sw. v. auf der Oberfläche ritzen.

schrange, f. m. = scharne, bes. als abgegrenzter Verkaufsraum des Marktes, daher meist m. d. Präp. in u. im Pl.

schrang(e)-, schran(k)-klocke, Glocke, mit w. der Anfang des täglichen Marktes eingeläutet wird.

schrank, n. was absperrt, Gitter, Zaun, Verschluss; Verschlag in der Wand, freistehender Schrank.

schranke, sw. f. = schrank.

schranken, schrankelen, sw. v. 1. cancellare. 2. beim Gehen die Füsse kreuzweise setzen; hinken; vom Sprechen: stottern.

schrank-tûn, ein absperrender Zaun, Pallisade.

schrank-werk, Schranken, Einzäunung, Gitterwerk.

schrape, f. Werkzeug zum Kratzen u. Schaben, Rosskamm; bildl. Ausputzer, Vorwurf, Wischer.

schrape-bottere, von der Tonne abgeschrapte, ranzige Butter?

schrapelse, n. das was man als das letzte (aus einem Gefässe) zusammen schrapt, Rückstand, Nachbleibsel, Abfall.

schrape-mes, Schabmesser.

schrapen, sw. v. (mit Geräusch) schaben, kratzen.

schrât, schräg.

schrât, sbst. = schrôt.

schratele, abgeschnittenes Stück, Schnitzel von Zeug oder Papier; Saum, Streifen am Gewande.

schratelen, sw. v. zerstückeln, zerfetzen, schlitzen.

schrât-rode, Schrägrute (zur hölzernen Turmspitze).

schrât-spleten, schräg gespalten.

schrât-stake, Zaunpfahl (die schräge gegen einander gesetzt werden).

schrât-swîn, einjähriges Schwein, das beim Schlachten gleich zerstückt wird? mageres Schwein?

schrât-vlêsk, vom Schlachter zerstücktes Fleisch, viell. v. bestimmter Grösse.

schrecke, sw. m.? Schrecken (spätes W.).

schrecken (Prät. auch scrahte; vgl. schracken), 1. = schricken. 2. erschrecken.

schrede, st. m. Schritt, Tritt.

schredere, der Schreer, ein Eisen, welches auf den Ambos gesetzt wird, um Nägel u. dgl. abzuhauen.

schrei, m. u. n. Schrei, Geschrei; der einem Tiere eigentümliche Laut; = ruchte, Hülfeschrei; Schlacht-, Parteiruf, Losung.

schreielik, flebilis.

schreien, sw. v. schreien, bes. laut weinen, jammern.

schrei-man, Zeuge des »Geschreies«, des Notrufes.

schreklik, schrecklich, furchtbar (spätes W.).

schrempen, sw. v. schrumpfen, zusammenziehen; (Fleisch) rösten, sengen.

schrendelen, sw. v. zirpen, crocitare?

schrenkel, ein Geschmeide: Spange?

schrenkelen = schrankelen, vacillare.

schrenken, sw. v. 1. quer und überkreuz setzen, verschränken. 2. beschränken, hindern.

schrep, schrepel, dünn, mager, dürre.

schrepe = schrape, Striegel; schrepen, striegeln.

schrepsel, n. = schrapelse.

schrêt-stake (= schrâtstake?), Wegepfahl, Grenzpfahl..

schreve, st. m. 1. (eine mit Kreide gezogene) Linie, Strich; dann überh. vorgeschriebene Linie, die angibt, wie weit man gehen darf; boven oder over den schreve, über das vorgeschriebene Mass hinaus. 2. ein brabant. und flämisch. Weinmass, hält 4 stope oder gelten oder 8 potte.

scribe, sw. m. Schreiber (Schriftgelehrter).

schricht, f. = schrichte.

schrichte, n. Geschrei, bes. der Notruf.

schrichte-note, (Schreigenosse) Zeuge des Notrufs.

schrickel-jâr, Schaltjahr, annus bissextus.

schrickel-note, f. octava.

schricken, sw. v. Hände oder Füsse rasch bewegen: klatschen, in die Hände schlagen, plaudere; springen; tanzen, auch refl.?

schricken-, schrecken-berger, eine grössere Münze, vom Schreckenberge in Meissen (später St. Annaberg) genannt, wo sie geprägt wurde.

schricker, m. Springer, Tänzer.

schridde, sw. m. Landstreicher, Bettler?

schriden, schreiten, treten.

schrie, schrige, n. Geschrei.

schrien, schrigen, st. u. sw. v. schreien, laut rufen; heftig u. laut weinen; laut schallen, hell tönen.

schri-, schriginge, das Schreien.

schrîf-bret, epicausterium, graphium, scriptorium; -hant, die schreibende Hand; -kamere, Schreibstube, Kontor, Kanzlei; -kuntôr, Schreibtisch; -mes(t), -mestken, Federmesser; -mêster, Schreiblehrer; -schole, Elementarschule; -scholer, Elementarschüler; -stôl, epicausterium, cathedra scriptorum; -tafele, Schreibtafel; -touwe, n. Schreibzeug, -gerät, -ve(d)dere, Schreibfeder.

schriflik, schriftlich; aus schriftlik? oder schrîflik?

schrîfninge (aus schwed. skrifning) = schrivinge.

schrift, f. das Schreiben; Geschriebenes; schrift maken, schriftliche Verträge machen; uppe schr. hebben, aufgezeichnet, aufgeschrieben haben; die heil. Schrift.

schriftaftich, schriftgelehrt, homo literatus?

schriftich, schriftlich; der Schrift gemäss, dem Wortlaute nach.

schriftlik, schriftlich.

schriftûr(e), f. Schrift, bes. die heil. Schrift.

schrige, schrigen etc., s. schrie etc.

schrik, Brunnen-, Pumpenpfosten?

schrik (î?), Wiesenknarrer, Wachtelkönig?

schrimpen, st. v. die Nase rümpfen; sw. v. = schrempen.

schrîn, n. Schrein, Kiste, Lade; Sarg, Reliquienschrein; oft bildl., z. B. Maria, ein schrîn der sâlden. Demin. schrineken.

schrînde-meker, Schreiner, Tischler.

schrinden, einen Schrund, Riss bekommen? = schrinen?

schrinen, schmerzlich jucken und brennen.

schrit-scho, (schrît-?) Schuh zu weiten Schritten, petasus; Schlittschuh (auf dem Eise).

schrive- in Zssetz., s. schrîf-.

schriveine (-veie), frz. écrivain, Schreiber, Secretär; bes. Schiffsschreiber.

schrivel-bret, -mes, s. schrîf-; -pennink, Schreibgebühr.

schrivelik, schreibbar; beschreiblich.

schriven, st. v. schreiben; bildlich darstellen; Inf. subst. das Schriftstück.

schriver(e), Schreiber.

schriver-bret, -mest, -schole, -stôl, s. schrîf-; -lach, jährliche Festmahlzeit der Stadtschreiber.

schriverie, 1. das Schreiben. 2. die Schreibstube, Kanzlei.

schrivinge, -unge, das Schreiben.

schrobben, sw. v. = schrubben.

schrôde, schrâde, sw. m. abgeschnittenes Stück, Lappen.

schrôde-bank, sartorium, Schneidertisch; -gelt, Weinschröterlohn.

schrôdelen, sw. v. zerkleinen, zernagen (v. Mäusen).

schrôdelink, schrâdelink, schedula, Schnitzel; e. Art minder guter Wolle.

schrôden, schrâden, st. u. sw. v. schroten, in kleinere Stücke zerschneiden, zerkleinen, z. B. Getreide zu (grobem) Mehl; zernagen; mit der Schere zerschneiden, bes. Zeug, daher: schneidern; überh. schneiden, beschneiden; von Münzen (welche in bestimmter Zahl aus einem bestimmten Gewicht geschnitten wurden): ausprägen, ausmünzen. schrôden kopper, Schrotkupfer.

schrôden, schrâden, sw. v. wälzen, rollen, von Wein- u. Bierfässern; auf- u. abladen (auf zwei Leiterbäumen wälzend oder schiebend fortbewegen).

schrôder, schrâder (fem. -sche, -inne), Schneider; Wein-, Bierschröter; Hirschkäfer.

schrôder-, schrâder-knecht, Schneidergeselle; -mêster, Schneider-Aeltermann; -stede, Schneiderwerkstatt.

schrôdinge, das Schroten; vom Gelde: die Ausmünzung, Ausprägung.

schrofulen, pl. Scropheln.

schroien, sw. v. sengen.

schromen, sw. v. vor, sich fürchten vor.

schrôt, schrât, n. 1. Schnitt, abgeschnittenes Stück; die Stücke Leinen, aus welchen das Bettlaken zusammengesetzt ist; Stück, Seite Speck. 2. Absatz (an einem Gebäude)? 3. ein Schmiedewerkzeug.

schrôt-ambacht, -ammet, 1. Schneiderhandwerk. 2. das Gewerk der Bier- und Weinschröter; -gast, Schneiderkunde; -lôn, Schneiderlohn; -mêster, Münzmeister; -schêre, sargillum, forfex; -tafele, Schneidertisch; -wacht, f. -wage, f. Setz-, Nivellierwage, fig. Norm; -werk = schrôtambacht; geschnittene Ware, Ausschnitt.

schrubben, sw. v. kratzen; reiben, scheuern; rein scheuern.

schruchte = schrichte.

schrûf-werk, Schraubenwerk, Gewinde, Schraubensatz.

schrul, m. 1. Anfall von Unsinn, toller oder übler Laune. 2. dauernde Misstimmung, heimlicher Groll.

schrumpe, f. Runzel, Falte; Knick, Bruch im Zeuge.

schrupelois, scrupulös, ängstlich.

schruten, sw. v. schnarchen, schnaufen; Unmut, Widerwillen äussern.

schruve, f. Schraube, z. B. in der Presse, Wagenwinde; ein pâr schruven der Zimmerleute: Schraubensatz zum Heben und Schieben; (silbernes) Fussgestell, auf w. ein Weinglas geschroben wird; ein Geschmeide an Kleidungsstücken zum Zusammenheften, torquis.

schruven, sw. v. schrauben, winden; durch eine oder zwei Schrauben heben oder von der Stelle rücken.

schu, 1. adj. u. subst., s. schûw, schuwe. 2. = scho, Schuh.

schubbe, f. Schuppe.

schubben, sw. v. die Schuppen entfernen, exsquamare.

schuchteren, sw. v. scheuchen, verjagen, auseinander treiben, zerstreuen, diffugare.

schuchteren, adj. auseinander getrieben, zerstreut; schüchtern, bange.

schuchteringe, das Auseinandertreiben, Zerstreuen.

schucke, Schaukel. Vgl. schocken.

schucken, sw. v. schluchzen, singultire.

schudde-galge, f. Schnell-, Wippgalgen.

schudde-kappe, Name eines (schlechten) Bieres.

schuddelink, Schüttelwolle, frz. laine jettice.

schudden, sw. v. 1. trans. schütten, schütteln. 2. intr. schüttern, beben.

schudder, concussor.

schudde-ût, libitina, est feretrum.

schuddinge, quassatio.

schude, Prät. zu schên.

schûf, e. Schieber; Schubfach.

schûf-bore, f. Schiebbahre.

schûf(e)le, später meist schuffele, f. Schaufel; de s. bekomen, bei der Werbung einen Korb bekommen.

schuffel-bret, Schaufelbret (Mühlengerät); -holt, Holz zu Schaufeln.

schuffelen, sw. v. schaufeln.

schuffelen-dreger, (im Bergwerke) ein Unterbeamter, dem vom Bergmeister das Gericht befohlen ist.

schuffesten: schûf-feste(n?) = Schuftange, plattes Tau, spitz an einem, mit einem Auge am andern Ende, w. als Raaband dient? oder schuve-stên (d. h.?)?

schûf-isern, Eisen zum Auswirken der Pferdehufe.

schûf-kar(e) = schuvekare.

schûf-lade, f. Lade mit Schiebdeckel; Kasten in einem grösseren Behältnis, z. B. Tisch; Dem. schûfladeken.

schuft, m.? Widerrist des Pferdes.

schufût, schuffût, schufvôt = schuvût.

schugge = schuwe, scheu.

schuk-dore, lose Thür, »Schott«? Verlesen? Variante: slingdore.

schuke = schoke.

schûl, n. schule, f. Versteck, Ort, wo man sich versteckt und Schutz sucht.

schûl-blok, Gefangenblock als Strafe eines Flüchtlings, eines die Schule versäumenden Schülers.

schulde, st. f. = schult, bes. Anschuldigung, Klage; schot unde s., alle Abgaben, w. ein Bürger an seine Stadt, schat u. s., w. e. Untertan zu leisten hat.

schuldegen, sw. v. beschuldigen, anklagen, verklagen.

schuldeginge, Beschuldigung, Anklage.

schuldemêre = schuldenêre.

schulden, sw. v. 1. trans. beschuldigen, anklagen. 2. intr. schuldig sein; m. Gen., e. Strafe verdient haben.

schuldenêre, der schuldig ist, debitor; aber auch der, welchem geschuldet wird, Gläubiger; auch Bürge, Gutsager = lover.

schulde-note, Schuldgenosse, Teilnehmer an einer Schuld oder einem Verbrechen.

schulder, Schuldner; Verbrecher.

schulder(e), f. Schulter; Vorderschinken.

schulder-blat, Schulterblatt; -ketel = schinkenketel; -knoke, Schulterknochen; -kussen, Schulter-, Kopfküssen; -mate ketel = schulderketel.

schuldes wesen ênem wat, jem. etwas schuldig sein.

schuldich, 1. berechtigt (zu erhalten, bekommen). 2. schuldig, verpflichtet zu zahlen. 3. schuldig einer Tat, noxius, reus.

schuldinge, 1. Beschuldigung, Anklage. 2. Schuld (Geldstrafe), falls jemand etwas nicht leistet, poena.

schulen, sw. v. verborgen sein; sich versteckt halten, lauern; verstohlen blicken, horchen; refl. sich verbergen; s. gân, heimlich weggehen u. Schlupfwinkel suchen, bes. v. Kindern, w. die Schule schwänzen.

schûl(e)nisse, Versteck, Schlupfwinkel.

schuler, der sich verborgen hält, Flüchtling, Laurer.

schule-wagen: den s. tên, sich verstecken, verbergen.

schûl(e)-winkel, Schlupfwinkel.

schulinge = schulenisse.

schulle, f. Scholle, e. Plattfisch, passer piscis; schullen-vanger, Schollenfischer.

schulle, Rasenstück, Erdscholle.

schullen = scholen, sollen.

schullinge = schuldinge, Geldstrafe, poena.

schul-ôrdich (û?), v. Pferd: scheu, tückisch?

schul-oret (û?), lauernd, heimtückisch?

schulpe, Muschel. Dem. schulpeken.

schulpen, sw. v. eine Flüssigkeit stark hin und her bewegen, schütteln, dass sie überzufliessen droht; intr. von der bewegten Flüssigkeit selbst.

schulpen, sw. v. in Holz oder Stein graben.

schulp-sage, eine Säge, mit der man schulpet?

schult, f. 1. was man einem andern zu geben schuldig ist, Verpflichtung, bes. Geldschuld (mine s., was ich schulde; was man mir schuldet, ich zu fordern habe). 2. Vergehen, Delict. 3. Verschulden, Veranlassung, Ursache. 4. Beschuldigung.

schult-bôk, Schuldbuch.

schult-brêf, Schuldverschreibung.

schulthaftich, mit der Schuld behaftet, schuldig.

schult-hêre, Gläubiger, creditor.

schult-hête, schultête, schulte, sw. m. (der Verpflichtungen befiehlt) Schultheiss, Schulze.

schulthêten-, schultêt-ambacht, -dôm, Schultheissen-Amt; -dink, Sch.-Gericht.

schult-mate, Mass, das bei Zahlung von Zins-Getreide etc. üblich ist?

schult-mudde, Schuld-, Zinsscheffel.

schult-swîn, Schuld-, Zinsschwein.

schult-tale, Verhältnis (rata pars) einer Schuld.

schulver, m. Seerabe, Taucher.

schulveren, sw. v. intr. abblättern, schuppenweise abfallen.

schume, sw. m. u. schûm, st. m. Schaum; Metallschlacke.

schumen, sw. v. 1. schäumen. 2. den Schaum abnehmen, despumare. 3. das Land (die See) raubend, bettelnd etc. durchziehen, landstreichen.

schumer, m. Landstreicher, Nichtsnutz.

schumfêren, sw. v. besiegen.

schumferture, f. Besiegung, Niederlage.

schûm-kelle, f. Kelle, Gelte zum Abschäumen.

schummer, Dämmerung.

schummeringe, Dämmerung.

schummer-licht, Dämmerung, Zwischenlicht, diluculum.

schun, scun, Verkürzung von schulen, scholen, sollen.

schundel-kint, Leichtgläubiger.

schunden, sw. v. reizen, anreizen (zum Bösen).

schundigen, sw. v. = schunden.

schune, f. Scheune.

schunen, sw. v. in eine Scheune bringen.

schunisse? l. schun(de)nisse, Anreizung, Aufforderung?

schunt, Anreizung, Verlockung zum Bösen.

schupe = schope.

schuppe, f. Grabscheit, Schaufel, Schöpfschaufel, pala.

schuppe-stôl, Stuhl (Bank, Brett), von dem man geschuppet, d. i. heruntergestossen wird (ins Wasser, in den Kot), Schnellgalgen, Wippe: entehrende Strafe für eine gewisse Klasse von Verbrechern, bes. Betrüger.

schuppen, sw. v. stossen, fortstossen; vertreiben, verjagen.

schuppinge, das Fort-, Wegstossen, precipicium.

schûr, (Regen-, Hagel- etc.) Schauer.

schûr, n. Schutz, Schirm; in, to schure, geschützt; Scheuer, Schuppen für Geräte, Wagen, Holz, Torf etc.; Schutzdach, z. B. an Häusern über Thüren, Kellerhalsen und Fenstern; Baldachin an Altarschreinen; Abteilung, Fach.

schûr, listig, schlau.

schure, f. Scheuer, Scheune.

schuren, sw. v. schützen, bewahren.

schuren, sw. v. reiben, scheuern; reinigen; refl. sich nicht mit einander vertragen können.

schurer, Putzer, Schwertfeger.

schûrheit, schuricheit, Listigkeit, Schlauheit.

schûr-henne, Scheuerhenne (gallina horrestrea), zahme Henne? (Ggs. Feldhuhn?)

schuringe = schûr, n.

schûr-iseren, Schüreisen.

schurlitz = schorlisse.

schurren, sw. v. schurren, den schurrenden Ton hervorbringen.

schûr-stok, Stock zum Umrühren.

schut, Schirm, Schutz; Gegenrede, Einwand, Einrede (jur.).

schute, f. Spaten, Grabscheit.

schute, f. Name von Schiffen verschiedener Grösse, Bauart (doch stets vorn und hinten spitz?) u. Bestimmung, See-, Fluss- u. Hafenschiff, mit oder ohne Bord, segelt, wird gerudert oder geschoben, Begleitschiff der Orlogskoggen, Frachtschiff, Fischerboot, bes. Leichterschiff.

schute-lage, Fracht-, Leichtergeld für eine Schute; -man, remigator schutae, = prâmkerl.

schuten-meker, der Schuten baut; -schuver, Kahn-, Bootführer.

schut-geverde, n. das Schiessen, Kanonade; ein s. holden mit, dem Feinde ein Schiessgefecht liefern.

schut-hagen, Schüttzaun = schutte-koven.

schutsch, einfältig, grob, abgeschmackt, ndl. schots.

schut-schot = schuttestal.

schutte, sw. m. Schütze, sagittarius.

schutte, n. Geschütz, Schiessgewehr jeder Art.

schutte, f. n. 1. Schott, Vorrichtung zum Stauen oder Abhalten des Wassers; Aufziehschleuse, Fallthüre, Schossthüre (bei den Mühlen); Schirmwand (milit.). 2. Schutz, Schirm, Verteidigung.

schutte, f.? das »geschüttete« Vieh.

schutte-bret, ein Brett, um etwas abzuschotten, bes. um das Wasser aufzuhalten, Aufziehbrett.

schutte-geverde = schutgeverde.

schutte-kost, e. Ausgabe beim Bergbau.

schutte-koven = schuttestal.

schuttel-gelt, Pfandgeld, Geld für das »Schütten«.

schutte-man, e. Arbeiter unteren Grades beim Bergbau.

schutte-mêster, Aufseher über d. Wasserstauungen; überh. Polizeidiener.

schutten, sw. v. schützen, schirmen; hindern, wehren; bes. fremdes Vieh, das Schaden thut, einsperren, als Pfand zurückbehalten; überh. hindern, zurückhalten, mit Beschlag belegen; Wasser aufstauen.

schutten-gevechte, -geverde, n. = schut-geverde.

schutten-hinxt, -pert, Pferd für Schützen, leichtes Pferd.

schutten-lach, n. jährliches Festgelage der bürgerlichen Schützen.

schutten-wal, Wall für die Schützen, Schützengraben.

schutter, der Vieh etc. schuttet (Polizeidiener); ndl. auch Schütze.

schutte-recht, das Recht Vieh zu »schütten«.

schutte-stal, Stall, in dem Vieh »geschüttet« wird.

schuttinge, 1. Sperrung, Abdämmung; Staudamm. 2. Einschliessung, Pfändung, Arrestierung; concr. das geschüttete Vieh. 3. Schutz, Schirm. Als jur. Terminus: 1. Zurückweisung eines Zeugen. 2. Einrede, Ausflucht, Vorwand.

schuttink, m. Schütting, Versamlungshaus der Kaufleute und Gilden; privilegiertes Bierhaus; Gilde, Kompanie.

schutzerie, einfältige Rede, Abgeschmacktheit, nugae; vgl. schutsch.

schuve-kar(e), f. Schiebkarre.

schuveler, eng anliegender Rock.

schuven, st. v. schieben, stossen.

schuver, m. Schieber; das Werkzeug, mit dem man Brod etc. in den Ofen schiebt.

schuve-stake, Schieb-, Schaltstange.

schuvût, -vôt, m. Uhu, strix bubo.

schuw(e), scheu, in Furcht, furchtsam; von Tieren: wild, ungezähmt.

schuw(e), f. m. Scheu, Furcht; Gegenstand des Abscheus, Scheuche, Schreckbild.

schuwelse, n. Scheusal, Schreckbild, Scheuche.

schu(w)en, sw. v. 1. intr. scheuen, scheu werden; s. vor = sik s. vor. 2. trans. scheuen, fürchten, vermeiden; refl. sik s. vor, sich scheuen, zurückscheuen vor.

schuwent, n. Scheu.

schuwinge, Scheu; Gegenstand des Abscheus.

zd(i)ust, m.? afrz. jouste, Turnierkampf.

se, Verkürzung von so, bes. nach Relat.: de se, qui; (so) we se, quisquis, quicunque; wan se, quandocunque.

sê, f. 1. See, Meer; to der sê wart, seewärts, in die See. 2. auch m. Landsee.

sê, pron. sie; Subst. das Weibchen von Tieren.

sê-bal, Seequitte, ein kugelförmiges Seegewächs, alcyonium cydonium.

sê-ballige, f. Seebalje, Priel.

sê-bank, fortlaufender Deich gegen die See, Deichverband.

sê-bare, Seewoge.

sê-bêr, für den See-Export gebrautes Bier.

sê-besie, Haffdorn, Meerkreuzdorn, hippophae rhamnoides?

sê-blat, Blatt der Wasserlilie; diese selbst.

sê-blome, Wasserlilie.

sê-bort, f. Seerand, d. i. Deich.

sê-brant, Nordlicht?

sê-brêf, Schifferpass.

sê-brûk, Seebrauch.

secanen, pl. Zigeuner.

sechtegen, sechtnisse = sachtigen, sachtenisse.

seckele = sekele.

secker = seker.

secker, n. engl. exchequer.

secrêt, n. 1. Geheimnis, geheime Eigenschaft. 2. = secrêt-segel, Geheimsiegel, das kleinere Siegel der Fürsten u. Städte.

secretêr, Geheimsecretär; studierter Stadtschreiber.

secta, secte, 1. religiöse Secte. 2. religiöser Orden.

sectêrisch, ketzerisch.

sê-cundît, Conduct, Geleit-oder Schutzbrief zur See.

seddek, seddel, seddele, sedder, sedduer; s. sedek etc.

sede, st. m., später auch st. f. u. sw. m., Sitte, Art u. Weise, Gewohnheit; gute, anständige Sitte.

sedek, sedik, m. Sittich, Papagei.

sedeker, porphyrio.

sêde-ketel, Kessel zum Kochen.

sedel, st. m. sedele, sw. f. Sitz; Sessel, Bank.

sedele, cedele, tzedule, sw. f.; später auch sedel, m. n. Zettel, beschriebenes Blatt, Schriftstück, scheda, schedula.

sedelêre, Sattler.

sedelhaftich, ansässig.

sedel-hof = sadelhof, Sattelhof.

sedelik, der Sitte gemäss, gebräuchlich; sittsam, anständig, sittlich; adv. sedel(i)ke(n).

sêdel-ketel = sêdeketel.

sêden, st. v. intr. u. trans. sieden, kochen, aufwallen.

seden = saden, sättigen.

sêdendich, siedend.

sêder, Sieder; Salzsieder.

seder, sedder, ceder, Zeder, cedrus; -bôm, -appel.

seder, sedder (sēr), sedert, 1. präp. m. Dat. seit. 2. adv. seitdem, nachher, später. 3. conj. mit folg. dat, seitdem.

sedet, gesittet..

sedewer, cedewer, 1. = seduer. 2. Zeder; -bôm. Adj. cedewaren.

sêdich = sadich.

sedich, sittig, anständig, züchtig; adv. sedigen, sedichliken.

sedicheit, Sittigkeit, Zucht.

sedigen, sw. v. sättigen; zufrieden stellen. – E. ander. W.: gesedeget, gesittet.

sedinge, Sättigung.

sê-drank, m. Ertränken in der See.

sê-driftich, auf der See treibend oder von der See ans Ufer getrieben.

seduer, ceduar, seduwer, sedewer, czedewar, zedewort, zeduarium, seduarium, Zittwerwurzel, amomum zedoaria; und Zittwersamen?

seduer, -bôm, Zeder.

seduer-sât, Wurm-, Zittwersamen, semen cinae.

segaftich, sieghaft.

sege, st. m., später auch sw. m. u. st. f. Sieg; sege striden (sw. v.), vechten (st. v.) siegen.

sege, tzege, sw. f. Ziege; Teil des Spinnrades?

sege = sage, Fieber.

sege, triefend, triefäugig.

sege-bode, sw. m. Siegesbote, Siegverkünder.

segede, f. Schlag-Sichel (bes. um Plaggen zu hauen).

sege-haft, f. Sieg.

sege-haft(ich), siegreich.

sege-heil, n. Sieg.

segel, n. Segel; Schiff; to s. gân, under dat s. komen, die Segel beisetzen, absegeln; under dem s. wesen, die S. beigesetzt haben, segeln, Mühlensegel.

segel (segil), n. Siegel; unser lêven vrouwen s., convallaria polygonatum.

segelacie, f. das Segeln, Schiffahrt, navigatio; segelacies-man, Seemann.

segelacie, besiegelter Brief.

segelbar dôk, Tuch, das durch ein aufgedrücktes Siegel als vorschriftsmässig kenntlich gemacht ist.

segel-brêf, besiegelte Urkunde.

segel-dreger, Siegelträger, -bewahrer.

segelen, sw. v. 1. intr. segeln. 2. trans. segelnd wohin bringen.

segelen, sw. v. siegeln, besiegeln.

segeler, Schiffer, Seemann.

segeler, Siegeler, Siegelbewahrer, sigillator.

segel-garn, (Garn, um Segel zu nähen) Bindfaden.

segel-graver, Petschierstecher, Stempelgräber.

segelinge, das Segeln, Schiffahrt.

segelinge, Besiegelung.

segel-laken, Segeltuch.

segel-maker, Segelmacher.

sege-lôs, sieglos; s. werden, besiegt werden.

segel-rêde, segelfertig.

segel-rode, Raa, Giekbaum.

segel-stên, Magnet.

segel-strenge, antemne, wol: Segeltaue.

segel-was, Siegelwachs.

segen, m. Kreuzeszeichen; Segen, Segensspruch; Zauber-, Beschwörungsformel; den s. geven, segnen, beschwören, verabschieden.

sêgen = seien.

segen, adj. caprinus.

segen-, tzegen-bart, cinum (lonicera caprifolium?); -gras, capria; -herde, Ziegenhirte; -hor, -kotel, Z.-Excremente; -horn, Z.-horn; -hût, -vel, Z.-fell; -kêse, Z.-käse; -koven, -stal, Z.-stall; -ledder, Z.-leder; -melk, Z.-milch; -vlêsch, Z.-fleisch; -vôt, Z.-fuss, Brecheisen.

segene, s. seine.

segenen, segen, sw. v. bekreuzigen, segnen, einsegnen, weihen; besprechen, beschwören.

segenerie, Segnerei, Besprechung.

segeninge, Segen, Einsegnung, Weihung; Besprechung.

segen-rîk, siegreich.

segen(t)-korn, Säe-, Saatkorn?

sege-nunft, -nuft, f. »Siegnahme«, Sieg, Triumph.

seger (segger), Säger.

sêger, 1. = seiger, Säemann. 2. = seiger, Uhr. 3. = seiger, kahnig.

sege-sak = seisak.

sege-salich, siegreich.

sege-vacht, m. (u. f.) -vecht(e), st. m. -vechtinge, Sieg; -vachtich, -vechtich, -vechtelik, adj. siegreich, triumphierend; -vechten, -vachten, sw. v. den Sieg erfechten; -vechter, Sieger.

segge, carex, e. Art Sumpfgras.

segge, f. das Sagen, Ausspruch, (Rechts)entscheidung.

segge-brêf = entseggebrêf, Fehdebrief.

seggel, seggelen, seggeler = segel (Segel u. Siegel) etc.

seggelik, erzählbar, sagbar.

segge-mêster, Münzwardein; vgl. saie I.

seggen (secgen), segen, sw. v. sagen; erzählen; erklären, als richterliche Entscheidung aussprechen; zusagen, versprechen.

seggen(t), n. Infin. 1. das Sagen, Erzählen, Gerücht. 2. das Sagen als Befehl; als (schieds)richterlicher Ausspruch.

segger, 1. Sager, Erzähler; Schwätzer; Verleumder. 2. der Befehle gibt; im Salzwerke ein Beamter des sôtmêsters, der die Aufsicht hat über die Bauarbeiten am Sode und über das Schöpfen und die Verteilung der Sole; Entscheider im Rechtsstreit.

segger, 1. = seger, Säger. 2. = seiger, Uhr.

seggerie, Sagerei, Geschwätz, Gerede.

seggerne, der Neigung hat zu sprechen, geschwätzig.

segges-man, Entscheider, Schiedsrichter.

segge-wort, meistens im Pl.: Gerede, Hörensagen.

segginge, Aussage.

seginge = segeninge.

sê-hân, Seehahn, gallus marinus, eine Art wilder Enten.

sê-hase, stagnilepus, ein Fisch.

sê-hunt, Seehund.

sê-hûs, Brauhaus für den See-Export.

sei = sê, pron.; = sê, See.

sei, seig, m. Malz-Treber, die beim Bierbrauen übrig bleiben.

seiche, f. Harn (mehr hochd.).

seichen, sw. v. harnen.

seide, f. Saite, fides, chorda.

Seide, cuscuta europaea.

seiden = sêden, sieden.

seiden-, sein-bôt, -schip, kleineres, sehr schnell segelndes (nicht tief gehendes?) Kriegsschiff (erst seit dem 16. Jh.).

seiden-klank, -sank, Saitenklang.

seiden-(seidel-)spil, Saitenspiel; musikalisches (Saiten-) Instrument.

seie = saie, sage.

seien, sw. v. säen; besäen.

seien, zuweilen = seggen.

seienschozen, d. i. seiensch hosen, Hosen von seie.

seier, Säemann.

sei(g)-budde, Bütte für die Malztreber.

seigelen, segeln.

seigelik, demütig?

seigen, seiger = seien, seier, säen etc.

seiger, kahnig (von Wein etc.).

seiger, seier, n. u. m. Wasser- oder Sanduhr, dann jede Uhr, Sonnenuhr, auch Schlaguhr, Glocke; umme (des) seigers achte, um acht Uhr.

sei(g)er-klocke, Uhr, horologium; -maker, Uhrmacher; -schive, Zifferblatt; -stunde, Glockenstunde; -venster, Mauerloch für die Turmuhr; -werk, Uhrwerk.

sei(g)-kuven, eine Kufe zu den Malztrebern.

seigszen-têne, pl. Eisenstäbe zu Sensenblättern?

seik = sêk.

seil = sêl, funis.

seil, contrah. aus segel; seilen aus segelen.

seile = sêle.

sein = sên, sehen.

seine, tzeine aus segene, f. grosses Zug-, Schleppnetz.

seiner, der mit seinen fischt, sagenarius.

seinich = sêdendich.

seint = sênt, Sehen.

sei-sak, grobes Tuch (Säesack? Trebersack?).

seise-bôm, das Holzgestell einer Sense.

seisel(e), f. eine Handsichel.

seisen(e), sei(s)se, seitze, f. grosses Zugnetz der Fischer.

seisen(e), sei(s)se, seitze, f. Sense.

seisen-meker, Sensenschmidt.

seit-spil = seidenspil.

seiver = sêver.

sek, n. seke, Sech, Pflugmesser.

sêk, siech; ungesund; bes. aussätzig.

sê-kanne, herba ciclagus (nymphaea).

sê-kante, f. -kant, m. Seeseite, Küste.

sêke-dage = sukedage.

sêk(e)de, seikte, f. Siechheit, Krankheit.

sêke-dôm, m. Siechtum; de rode s., die Ruhr.

sekele, f. Sichel; Dem. sekelîn.

sekel-krût, Sichelkraut, falcaria latifolia.

sêken, sw. v. siechen, kränkeln.

sêken-, sêk-ammet, das officium der Krankenpflege; -hof, -hûs, Krankenhaus, bes. für Aussätzige; -klappe, Klapper der Aussätzigen zur Ankündigung ihrer Anwesenheit; -mêster, Aufseher, Oekonom des Siechenhauses; -stove, sw. m. Krankenstube.

seker, sekeren, Kichererbsen, citrullae(-li).

seker, sicher, 1. von Personen: sorglos, unbesorgt. 2. von Personen und Sachen: zuverlässig, worauf man vertrauen kann, bes. von Zeugen. 3. vor Gefahren geschützt. 4. bestimmt, festgesetzt. 5. ên s., ein gewisser, quidam.

seker, adv. sicherlich.

sekeren, sw. v. sicheren, firmare, tutare, securum reddere; sik s. to, sich in den Schutz begeben von; versichern, geloben, versprechen; sik tosamene s., sich (eidlich) verbinden.

sekericheit, sekerheit, 1. Sicherheit, Sorglosigkeit; Zuversicht. 2. Sicherung, Schutz. 3. Sicherstellung; Gelöbnis, feierliche Versprechung.

sekeringe, 1. Sicherung, Schutz. 2. Bündnis.

sekerlik, sicher, gewiss, zuverlässig; adv. sekerliken, sekerken.

seker-lôs, dessen Wort nicht zu trauen ist.

sêkheit, Siechheit, Krankheit.

sel, m. = sal, Saal.

sel, sēl, m. Seehund, Robbe; der Thran dieses Tieres.

sêl, n. Seil, Strick.

sel-bermen, pl. Seehundsthran?

sêlde, f. Seligkeit, Heil, Glück.

sel-dekene, f. Decke von Seehundsfell.

selden(e), adj. u. adv. selten.

sele, st. m. gerichtliche Auflassung eines Grundeigentums; Grundherrlichkeit, Verfügungsrecht über ein Gut: den (vryen) s. uppe (over) ên gût ênem (uppe) laten; s. und ware dôn, Tradition und Gewähre leisten, selandiam et warandiam, cautionem facere.

sele, f. Zug-, Tragriemen oder-seil; Pferdegeschirr, Sielenzeug.

sêle, (seile), f. 1. Seele; bi miner s. (in Schwurformeln), bei Seligkeit meiner Seele. 2. de s. van deme herten, die grosse Pulsader.

sele (seile), Niederung, Wiese.

sêle = sêlde?

sêl(e)- (selen-) amme(ch)t, (eines Klosters) officium für die Seelen der Verstorbenen.

sele-bant, instita, Tragriemen der Lastträger, Hausierer, Karrenschieber.

sêl(e)-bat, Bad, das armen Leuten im Testament vermacht wird, der Seele des Verstorbenen zum Besten; zuweilen mit einer Spende an Bier und Brod verbunden; dann Spende auch ohne Bad; eine Collation nach der Vigilia mit Essen u. Trinken.

sêle-bedachtenisse, Erinnerung (Memorie) an einen Verstorbenen.

sêle-dach, Totenfeier für die Verstorbenen (um Michaelis).

sêl(e)-gave, -gelt, Gabe für die Seelen Verstorbener.

sêl(e)- (sêlen-) gerêde, n. remedium animae, was testamentarisch zu Seelmessen, Spenden etc. gestiftet wird zum Heil der Seele; überh. Testament, letztwillige Verfügung; der kirchliche Leichendienst.

sêl(e)-gerêder, m. der ein sêlegerêde stiftet, der Testamentierende.

sele-gût, n. -hof, m. -hove, f. = salgût, sadelhof, -hove.

sêleken, Demin. zu sêle, Seele.

sêl(e)-licht, Opferlicht für einen Verstorbenen.

sêle-manersche, altes Weib, das mit Rufen auf den Gassen zu den Seelenmessen einlud? = sêlevrouwe?

sêl(e)-maninge, Memorie, Gebet des Priesters für einen Verstorbenen?

sêle-meker, -maker, Seiler, funifex.

sêl(e)-misse, f. Seel-, Totenmesse.

sêlen, sw. v. seilen, binden, fesseln, ligare fune.

selen-rêp, -tûch, s. sel-.

sêle-qualen, sw. v. Seelenqual erleiden (vom Todeskampfe).

sêl(e)-togen, -tagen, sw. v. in den letzten Zügen liegen, agonisare.

sêle-togich, -tagich, in den letzten Zügen, im Todeskampfe, liegend.

sêl(e)-toginge, Todeskampf, agonia.

sêle-vrouwe, die für die Verstorbenen zu beten hat.

sêl(e)-werder, Testamentsvollstrecker.

sêl(e)-werderschop, Testamentsvollstreckung.

sêle-winder, Seiler.

sêle-wrakinge = sêletoginge; l. -brakinge?

self u. Ableit. u. Zssetz., s. sulf.

sel-hunt, Seehund, Robbe.

sêlich etc., sêligen = sâlich etc., saligen.

sêlichbar, heilbringend.

selik = sedelik.

sel-lant, selant = sedellant, sallant, terra salaricia einer curtis.

selle = geselle, Genosse; Spiessgeselle; Handwerksgeselle; Unterlehrer.

selle, celle, f. Zelle, Kammer, bes. Klosterzelle.

selle = sele, Zug-, Tragriem.

selle-bode, Verkaufsbude.

sellen, sw. v. gesellen, verbinden.

sellen, sw. v. urspr. einem andern (als Eigentum) übergeben; dann: veräussern, verkaufen, namentl. einzeln oder in kleinen Partien.

selleschop = selschop.

sellich u. sellik, gesellig.

sellinge, Verkauf; Handelsbetrieb.

sel-penninge, Abgabe für das Sieden des Seehundsspeckes.

sel-rêp, Zugseil, Strang.

selschop, -schap, f. Gesellschaft, Versammlung; Umgang, Verkehr; Kompaniegeschäft; Handelsgesellschaft, Innung, Ordensgesellschaft; Begleiter, Gesellschafter, Teilnehmer, socius; Vermögen, Haus- oder Abzeichen einer Gesellschaft.

selschoppen, -schapen, sw. v. sik s., sich vereinigen, sich gesellen (mit Dat. oder to); s. s. van, sich absondern, sich trennen von.

selsen (selsem), selten, seltsam, wunderbar; mi nimt s., mich nimt Wunder..

selsen-varwe, couleur changeante?

sel-smer u. -smolt, Seehundsspeck oder -thran.

sel-spek, Seehundsspeck.

sel-strenge, pl. = sel-rêpe.

sel-touwe, selen-tûch, n. Zuggeschirr der Pferde, Sielenzeug.

selt-sen, -sem, -sam = selsen.

sel-var (d. i. self-var), selbstfarbig = sulfgraw.

selve, f. Salvei.

selve, selven, selver, selves, s. sulve etc.

sel-wort, Herren-, Hofstätte = sadelhof.

sem, sēm, Binse, juncus.

sêm, m. Honigseim.

seme, sem (beim Schwur), bei, per; vgl. sam.

sê-man, pl. sêlude, Seemann, Seefahrer.

sê-man, einer der unter dem Pantoffel steht, uxorius.

sêm-budel, Beutel zum Auspressen des Honigseims.

sem(e)de, Biese; semdesc, papiricius; semden-werder, bibilos.

semele, f. 1. Kleie. 2. das feinste Weizenmehl, aus dem die Kleie geschieden ist 3. daraus gebackenes Brod, simila.

sêmen, sw. v. Honig seimen.

semende, ciperus (juncus triangulus).

semene, s. tosamene.

sementen, sementêren, sw. v. cementieren, Metalle zusammen mit andern Körpern in e. verschlossenen Gefässe glühen.

seme(n)tlik(en), adv. sämtlich, insgesamt.

sêmer, Honigseimer.

semes, semesch, adj. sämisch, ölgar (vom Leder).

semes(e), semesse, m.? Gesimse..

semlik, adj. 1. solcher, dergleichen. 2. (l. soml.?) mancher.

semmele = semele. semmene = semene.

semmer, m. Ziemer, Rückenbraten.

sems = semese; semsede lîste, Gesimsleiste, -rand.

sêm-touwer, Fabrikant von sämisch. Leder.

sên, st. v. 1. sehen, besehen; s. laten, zeigen. 2. mit alse oder Adv., aussehen. 3. zusehen, in Betracht ziehen, darauf denken, achten; in de sake s., die Sache untersuchen; su des to mi, glaube mir das; it gerne gût (anders, beter) sên, wünschen, dass ein Streit etc. friedlich beigelegt werde, oder überh. eine Sache geschlichtet werde.

senât, st. m. Senat.

senate, sw. m. senator, st. m. Senator.

sende, f. Sendung, gesandtes Geschenk.

sende- (sendel-) bode, Abgesandter.

sende-brêf, Brief (im modernen Sinne).

sende-gût = sendevê.

senden, sw. v. senden, schicken; 3. Sg. Präs. auch sant (vgl. d. Afrs.).

sender, Sender, Absender; Auftraggeber.

sende-vê, Commissions-(Speditions-)gut, in Commission (Spedition) gegebene Ware. (Vgl as. fehu und an. sendifê.)

sende-wîn, Wein, als Geschenk gesandt.

sendinge, f. Sendung.

sene, f. Sehne, Nerv, nervus; Bogensehne.

sene, Senesstaude-, Blatt.

senen, sw. v. besehnen, nervare.

senentliken, auf sehnsüchtige Weise, voll Sehnsucht u. Schmerz.

senep = sennep.

seneschal, Seneschall, Landeshauptmann.

senet, n., fl. -des, ältere Form für sent.

sen(e)-weldicheit, Rundheit.

sene-wolt (-walt, -welt), rund: kugel-, ei-, walzen-, kreisförmig.

senge, n. Gesang.

sengen, sw. v. sengen, cremare, torrere.

senger, Sänger; Dichter.

senich, sehnig, nervosus.

sênich, aus sêdendich.

senkel, m. Schnalle, Nestel, Schnürriemen. Der Verfertiger: senk(e)ler, senkelmaker.

senkel-korf, mit Bleikugeln beschwerter Fischkorb, Reuse.

senken, sw. v. 1. senken, versenken, niederlassen; (e. Brunnen) tiefer machen; refl. v. Vögeln, v. Wasser etc. 2. durch Senkung versperren.

senne = sene, Sehne.

sennep, sennip, m. Senf; -dreger, Senf-Hausierer; -mole, S.-mühle; -sât, S.-samen; -schottele, S.-schüssel.

senne-wolt, -walt = senewolt.

sēnt, sent, n. m. sente, n., fl. sendes, sentes, Synode, geistliches Gericht; s. sitten, dies Gericht abhalten; der Jahrmarkt, w. sich an dies Gericht schloss.

sênt, n. Gesichtssinn; Sehen, Beschauen; Aussehen, Miene.

sēnt-, sent-broke, st. m. Verbrechen gegen d. geistl. Gericht u. d. Strafe dafür; -dach, Gerichtstag der Synode; -hêre, geistl. Richter; -penninge, pl. Einkommen des Officials für Hegung des Gerichts; -plichtich, verpflichtet zum Besuch des geistl. Gerichts; -recht, Synodalrecht; -stôl, geistl. Tribunal; -wroge, f. Anklage u. Strafe vor d. g. G.; -wroger, d. Ankläger bei demselben.

sente, sanctus.

sentencie, f. Urteilsspruch; Verb. sentenciêren.

sen-wolt (-volt, -balt, -holt) = senewolt.

sêpe, Seife.

sêpen-sêder, Seifensieder.

seper (?), Stender, Pfahl.

sêperie, Seifensiederei.

sê-pige, Matrosenjacke.

sēr, s. seder, seit.

sêr, n. körperliche u. geistige Verletzung; Schmerz, Leid; Schwäre, eiternder Ausschlag, Kruste desselben.

sêr, sêre, wund, verwundet; schmerzhaft, krank; mit Ausschlag behaftet.

serân, cerân, m. Vorrichtung zum Aal- u. Fischfang; Wasserstauung mit Freischütten.

serapen? Ausschlag? vgl. sermen.

serden, st. v. schänden, schädigen, quälen, betrügen.

sêre, f. (u. n.?) = sêr, n.

sêre, adv. schmerzlich, mit Schmerz; gewaltig, heftig, sehr; Compar. in grösserem Masse, mehr; Superl. alse sêrest, so sehr als möglich.

sê-recht, Seerecht.

sêrede, f. Verletzung, Schmerz.

sêreg(h)êt = sêricheit

sêreken, die Kruste auf einem Geschwür.

sêren, sw. v. verwunden, verletzen, Schmerz verursachen, beschädigen; (ein Document) zerreissen, cassieren.

sêrich, verletzt = gesêret; krank (bes. an eiternden Geschwüren oder Ausschlag leidend), grindig, scabiosus.

sêricheit, sêrheit, Verletzung, Schmerz; Ausschlag, Schorf, Grind.

sêrichliken = sêre, valde, maxime.

sêr(i)gen, sw. v. versehren, verletzen, beschädigen.

sêringe, Verletzung, Verwundung, Schmerz.

serk = sark, Sarg.

serkel = sirkel.

sermen, ein Wurm (der ein Krebsgeschwür [oder ähnliches] beim Menschen [im Gesichte] erzeugen soll)? Vgl. serapen.

sêrnisse = sêringe, Verletzung.

sê-rôf, -roverie, -rovinge, Seeraub.

sê-rover, Seeräuber.

serpent, m. Schlange.

serpentîn, -tiner, Feldschlange, ein Geschütz.

sert, cert, adj. gewiss, bestimmt.

serte (czerte), Zärte, cyprinus vimba.

sêrte, n.? = sêr, sêrede.

serte, tzerte, f. = serter, frz. charte.

sertein, bestimmt, gewiss.

serter(e), certer(e), tzerter(e), f. (m.) Vertragsurkunde, frz. chartre.

ser-want, m. Kriegsgewand, Rüstung.

serwen, sw.v. entkräftet werden, kränkeln.

ses, sēs, fl. sesse, sechs; 6 Augen des Würfels; ses-tein(e), sechzehn; ses-tich, sechzig.

sê-schumer, Seeräuber.

sêse, sêsse, f. Schleppnetz..

sêse-kān, Fischerkahn mit hinten befestigtem Schleppnetz.

sêsel = seisele.

sês(e)ne, sêssen, f. Sense.

sêsen-tôm, m. Zug mit dem Netze, Fischfang.

sesken (sisken), eine Münze = 6 miten.

ses-leie, sechserlei.

seslich, sextinus, sexternus.

seslink, sesselink, 1. der sechste Teil (v. Scheffel = Himten?). 2. ein halber Schilling = sechs Pfennige.

ses-man(ne), pl. Collegium von 6 Männern.

sê-stat, Seestadt.

seste, sēste, sechste; seste-half, fünf und ein halb; sester-leie, sechserlei.

sester, ein Mass (lat. sextarius).

ses-valt, -volt, -valdich, -voldich, sechsfältig.

ses-werf, sechsmal.

sesting? ein Geschmeide?

sê-strange, f. -strank, m. Seestrom, See; Meerenge.

sê-strant, m. Seestrand, Küste.

sê-strôm, m. das Meer.

set-angel, Setzangel.

sete, m. (?) Sitz; Wohnsitz.

sete, n. = 1. gesete. 2. Gesäss, After.

setel, m. Sitz; Wohnsitz.

seter, ceter, tzeter, Schetter, ein ostindisches Baumwollenzeug oder sehr feine Leinewand; -garn, -twern, Schettergarn, -zwirn.

seteren, sw. v. zittern.

seterich, tzeterlik, zitternd, trepidus.

seteringe, das Zittern.

sêt-herink, ausgefrischter Pickelhering, der gekocht wird.

setim, ein hartes, unverbrennliches Holz, spina Aegyptia.

sētlik = sedelik.

sette, set, n. = gesette, Gesetz, Anordnung; Satzschrift.

sette-lagel, Legel (kleines Fass) zum Niedersetzen oder Liegen auf den Schragen?

setten, sw. v. 1. sitzen machen, setzen an einen Ort; in der Schiffersprache: Anker werfen, vor Anker gehen. 2. aufsetzen, verfertigen. 3. festsetzen; bestimmen, befehlen, anordnen. 4. einsetzen (Beamte). 5. beisetzen, beilegen, schlichten. 6. ansetzen, namentlich den Preis bestimmen, bes. bei Teilungen von Gut; der eine settet, der andere kêset; das streitige Gut in (zwei) Teile teilen. 7. versetzen (als Pfand). – setten bi, aufs Spiel setzen, wagen; (seine Rechtssache) jem. zur Entscheidung überlassen; sik s. to, seinen Willen worauf richten; sik s. up, sich niederlassen; seinen Sinn worauf richten; van sik s., ein Kind ausstatten, bes. von Söhnen; sik setten wedder (jegen), sich widersetzen, empören (auch sik setten allein, ohne wedder, heisst sich widersetzen).

sette-, set-nagel, das Zeichen der Böttcher auf den von ihnen gemacht. Gefässen.

settenîn (cetemîn), ein Seidengewebe?

setter; setteren = seter; seteren.

sette-wîn, Wein, den man zum Geschenk macht?

settîn, eine Art (wollener oder seidener?) Zeuge; vgl. mhd. satîn.

settinge, 1. Satzung, Gesetz, Ordnung (Zunftrolle). 2. Versetzung, Verpfändung, u. concr. das versetzte Stück, Unterpfand. 3. Ansetzung zu einem Preise. 4. = voresettinge, Kaimauer.

sê-tunne, Seetonne zur Markierung des Fahrwassers.

set-werk uppe pappîr, Buchdruck?

sêtze = seisene.

sê-varende, der die See befährt oder befahren hat, techn. Ausdruck für Schiffer, Seemann.

sê-vart, f. Seefahrt.

se-vacht, -vechte = segevacht.

seve, n. Sieb; als Mass für Hopfen; dat s. (umme) lopen laten, e. abergläubischer Brauch.

seven, sw. v. sieben, cribrare.

seven, fl. sevene, die Zahl sieben; seven-tein(e), siebzehn; seven-tich, siebzig.

seven-(soven-)bôm, juniperus sabina.

sevende (sevede), siebente.

sevenich, septenus.

seven-stern(e), -sternete, septentrio; septistellium, ursa minor u. maior.

seven-valt, -volt, -valdich, -voldich, siebenfältig.

seven-werf, siebenmal.

sever, tzever, m. Käfer.

sêver, m. Schleim aus Nase oder Mund, Geifer.

sêver-bart, Bezeichnung eines unsaubern Trinkers.

sêver-dôk, Geifertuch.

sêveren, sw. v. geifern.

sêveringe, das Geifern.

sêver-mûl, unerfahrener Grünschnabel?

sêver-springe, Wunde an der Lippe, dass man den Speichel nicht halten kann; Speichelfluss.

sê-visch, Seefisch.

sê-vogel, bildl. Schiffer.

sê-vunt, m. was man auf der See oder an der Küste findet, Strandgut (Regal des Landesherren); adj. sêvundisch (gût).

sê-were, Verteidigung zur See; Säuberung der See von Piraten.

sexte, f. die 6. kanonische Hora.

sibbe, adj. blutsverwandt.

sibbe, f. Blutsverwandtschaft, Sippe; Grad derselben.

sib(be)-blôt, -schop, Blutsverwandtschaft; -genote, Blutsverwandter; -tal, Grad der Sippe; sibschop-tafele, Stammbaum.

sibe(l)link, siboldink, eine Apfelart.

zibete, Zibeth (Absonderung der Zibethkatze).

(sibum) cibum gân, müssig gehen, nicht arbeiten.

sicht, f. das Schauen; die Erkenntnis.

sichte, f. = segede.

sichte, n. 1. Gesicht, Ansicht; Vision. 2. Angesicht, Aussehen. 3. Vorderseite, Front.

sichte-budel, Sichtebeutel; -kaste, -kiste, Beutelkiste.

sichtelse, n. das Ausgesichtete.

sichten, sw. v. sieben, sichten, beuteln (das Mehl).

sichten, sw. v. mit der sichte, Sichel, abmähen.

sichten-hower, sichter, der mit der sichte haut, Schnitter.

sichter (sechter), m. eine hölzerne Wasserrinne quer unter den Wegen; bedeckter Ableitungskanal für Wasser, Jauche etc.

sichte-vat, Sichtfass (in der Mühle).

sichtich, sichtlik, sichtbar.

sickel, tzicken, tzicke-lîn, -len, -ken, n. Zicklein.

sickeltûn, mit Gold durchwirktes Seidenzeug, figurierter Seidenstoff (als Altardecke, Bettüberzug etc.), span. ciclaton, frz. siglaton.

side = segede, sichte.

side, f. Seite; als Teil des menschlichen Leibes; Partei; Gegend, Küste, s. speckes, Speckseite; de siden geven, einwilligen, geneigt sein; over eine side, over side (sît), over sides, bei Seite.

side, f. Seide.

side, niedrig; s. sît.

side, adv. weit, nur in: wide (unde) side, widen u. siden, wît u. sît, weit u. breit.

sidegen, sw. v. erniedrigen.

side-kint, Seitenkind, d. h. ein ausser oder vor der Ehe erzeugtes Kind.

si(d)el-dîk, Flügeldeich; -dore, Seitenthür; -gat, Seitenloch; -spek, Seitenspeck; -stên, Trottoir-, Kantstein.

sidelinge, adv. seitlings, schräg.

siden, sw. v. niedrig machen, erniedrigen.

siden, adj. aus Seide, seiden; Subst. n. Seidenzeug.

siden-sticker, Seidensticker; -stripet, mit seidenen Streifen (v. Zeug); -verwer, Seidenfärber; -wever, Seidenweber; -worm, Seidenwurm.

siden-ovel, n. Schmerz in der Seite.

sider, seitdem, später.

side-vrouwe, Frau, w. in Seide arbeitet.

side-, sît-wendinge, Seitendeich, w. im Winkel an den Hauptdeich stösst, Querdeich.

sidik = sedek.

sidinge, 1. Minderung, Herabsetzung. 2. Niederung, Thal.

sie, f. Seiher, Durchschlag.

si(e)-dôk; -korf; -vat, Seihtuch; -korb; -fass (der Brauer).

sien, sw. v. seihen; tröpfeln, triefen.

sier, Senknetz, Binsenreuse.

sifelit, siphelet, n. Pfeife, bes. Bootmannspfeife, frz. sifflet.

cifer, cifre, Ziffer.

sifert, czifert, eine kleine Scheidemünze.

sige, sigge; sigen, siggen = sie; sien.

sigen, st. v. niedersinken.

signêt, n. Siegel; signêtes-bôch, Siegelring.

sik = sek, Sech; sik-bant, m. zur Befestigung desselben.

sîk, m. sumpfige Niederung, Tümpel.

sîl, m. Siel: Entwässerungsgraben, auch die verschliessbare Mündung dess., w. unter einem Damm oder Deich durchgeht (bes. in der Marsch); offener oder bedeckter Unratscanal, Cloake (in der Stadt).

sîl-dêp, n. -grave, sw. m. -toch, n.? -vlêt, n. -wetteringe, f. = sîl, Wasserlösung oder spec. der Hauptsielgraben; -gat, e. Sielmündung; -mêster, Aufseher über die Reinigung der Stadtsiele; -richter, -rechter, Aufseher über Marschsiele; -schot, n. Verschluss des Siels, Schleusenthor; -vestene, f. Sielacht, -verband, -interessentschaft.

sil-breke, flamula (ranunculus flammula?); vgl. sulfbreke.

silen, entwässern.

silf = sulf.

silich, adj. von Sielen durchzogen.

silken, sw. v. zwitschern.

sille = sul, Schwelle.

si-lôs, adj. unerwartet, unvorhergesehen, plötzlich, zufällig; adv. silosen. L. sinl-?

silve, silven, silver, silves, s. sulve etc.

silver, Silber; s. sulver.

silvestren, pl. Silvestriner, e. Mönchsorden.

simboria, Baldachine über Fenstern, Statuen etc.

simfenige, f. ein musikal. Instrument (eine Art Orgel?)

simpel, 1. einfach. 2. ungelehrt, einfältig, dumm; adv. simpeliken.

simpelheit, Einfachheit; Einfalt, Dummheit.

simper, der 8. oder 9. Tag nach h. drei Könige.

sîn, pron. sein.

sîn, unr. v. sein, s. wesen.

sin, m. 1. Sinn, äusserer Sinn; na minen vîf sinnen, nach bestem Wissen. 2. innerer Sinn, Denken, Verstand; gern im Plur. 3. Sinn, Absicht, Meinung, Entschluss. 4. Sinn, Zusammenhang, Inhalt. 5. Art und Weise, ratio; alles sins, durchaus, überall; nines sins, durchaus nicht; ander(s)sins, anderweitig, sonst.

sinamôm(e), Zimmet.

sindal, sindel, (leichterer) Seidenstoff (Taffent).

sinde, n. Gesinde; auch d. einz. Diener.

sindel-dort, -tort, Seidenstoff aus sindel (gedrillter, gedrehter Zindeltaft)? Seidenflor?

sindel-taft, Zindeltaft.

sinder (sindel), coll. Hammerschlag, Metallschlacke; sinder-klôt, der einz. Klumpen.

sindouwe, entw. drosera rotundifolia, Sonnenthau, oder alchemilla vulgaris, Thaubehalt.

siner-lei, seiner Art.

sineckel, herba saniculae.

singel-bôm, Schlagbaum.

singele, tzingele, f. 1. äusserste (meist hölzerne) Einfriedigung einer Stadt, Burg etc.: im spec. Gebrauche ein eingefriedigter Raum vor dem äussersten Thore (Hameide); später jede Art (hölzerner) Einfriedigung. 2. Kiesel-, Geröllbank vor der Küste.

singel-misse, gesungene Messe, Ggs. stille Messe.

singen, st. v. singen; dichten; gesangartig hersagen, techn. vom Recitieren der Messe; singende misse = sanc-, singelmisse.

singer, m. Sänger, Dichter, Spielmann.

sin-grone (immer grün), potentilla, semperviva.

sin-kal(e), bleibende, immerwährende Kahlheit.

sinke, czinke, die 5 auf dem Würfel, quinio.

sinken, st. v. sinken, untergehen.

sink-isern, e. Werkzeug eines Tischlers.

sinlicheit, sinnelcheit, 1. Sinnlichkeit, natürl. Anlage; sinnl. Lust. 2. Besinnung, Verstand.

sinlik, 1. sinnlich, Ggs. geistig. 2. bei Verstande, verständig. 3. mi is s., mir ist erinnerlich, bewusst; ich beabsichtige. Adv. sin(ne)liken, ingeniose.

sinne = sinde.

sin(ne)-lôs, der Sinne beraubt, irrsinnig; bewusstlos, ohne Besinnung.

sinnen, st. v. 1. denken, glauben, vermuten. 2. ansinnen, begehren, eine Forderung stellen; insbes. seitens des Dienstmannes die Belehnung suchen, das Lehn muten. 3. auf etwas denken, ersinnen.

sinnich, 1. was in die Sinne fällt, sinnlich wahrnehmbar. 2. verständig, bei Sinnen. 3. bedachtsam, still, leise.

sinnicheit, 1. Sinnlichkeit; äusserer Anschein. 2. Verstand.

sin-rîk(e), sinnreich, verständig, geschickt; s. wesen m. Gen., verstehen, erfahren sein in. Subst. sinrikecheit.

sinnunge, f. das Begehren, die (Lehns)-mutung.

sint (sunt, sent), 1. adv. seitdem, später, darauf. 2. präp. mit Gen. u. Dat. seit. 3. conj. der Zeit u. des Grundes, quum.

sinte, sanctus.

sînte, dat, das seinige.

sintel, sinter (mehr ndl.) = sinder.

sintel(e), czintel, spicus, instrumentum ferrum, quo nautae utuntur, dat holdet dat schep: Eisenband, -reif? aus span. cintilla? Spieker, Sentspieker (e. Art Nägel)? sintelen auch zu Schlagbäumen u. Brunnenleitungen.

sintel-negele, grosse eiserne Nägel?

sintel-rode, succudo, instrumentum quo nautae utuntur: Sente?

sintenêre, tzintener, m. Zentner.

sîntlik, sichtbar; s. werden up, sein Augenmerk richten auf?

sint-rôr, Zündrohr, d. i. Feuergewehr.

sint-vlôt (= sin-vlôt), grosse, allgemeine Flut.

sîp, m. u. n. sipe, sw. m. kleines Flüsschen, Bächlein.

sipe, f. feuchtes Land, Niederung, Wiese.

sipel(e), sw. st. m. = sipolle.

sipen, st.? sw. v. tröpfeln, triefen, sickern; bes. von Augen.

czipers = czipresch, von Cypern.

sipich, träufelnd, triefend.

sipinge, das Träufeln, Lecken, Durchsickern.

sîp-ogich, triefäugig.

sipolle, tzipolle, Zwiebel, cipollen-hoker, Zw.-Händler; -sât, Zw.-Samen, -spise, ceparium.

sîr = sinere, seiner.

sîr, 1. schön, fein, zierlich. 2. listig, schlau.

sîr, Pracht, Herrlichkeit.

sîr (sier): gût s. maken = frz. faire bonne chêre, herrlich speisen, fröhlich sein.

sirât, ciret, tzirot, Zierat, Schmucksache.

siren, tziren, sw. v. zieren, schmücken.

sîrheit, tziricheit, 1. Schmuck. 2. Klugheit, List.

siringe, tziringe, Zierung, Schmückung; Zier, Schmuck.

cirke, Zirkel (als Instr.).

cirkel, tzirkel, m. Zirkel, sow. d. Instrum., als die mathemat. Figur, Kreis; der sonnen c., cyclus solaris; der werlde c., Weltall, Erdkreis. Als Instr. Abzeichen der Zirkelbrüder (cirkeler, cirkelbroder, -hêre) in Lübek, als Kreis Stempel der Heringstonnen (cirken, so stempeln).

cirkel-echtich, -ich, circularis.

cirkel-knecht, Kriegsknecht, w. die Runde geht.

sirken, sw. v. zirpen.

sîrlik, tzîrlik, zierlich, schön, schmuck; adv. cîrliken.

sirnink, Röhre, Pfeife, Katheter (aus lat. syrinx).

sirup, sirop, m. Sirup, überh. e. Medicintrank.

(sise), czitze, Zeisig.

sise, scise, tzise, f. Accise; -bode (Bude); -hêre, Ratsherr, w. d. A. verwaltet: -knecht, -mêster, -schriver, -voget (Einnehmer).

sise-bar, steuerpflichtig.

sisek, cisek, sisex, ziseke, Zeisig.

cisiojanus, Datierung nach Festen und Heiligentagen; so benannt nach dem Anfang der Memorierverse.

sissen, tzissen, sw. v. zischen.

sit, m. Sitz, Sitzplatz.

sît, f. Seite. sît, weit; s. side.

sît, side, niedrig, eigentl. u. bildl.; mit sider stempne, leise; dat sideste recht, gerichte, die unterste gerichtliche Instanz; adv. side.

sît-disch, Nebentisch.

sît-drivende werk, e. Belagerungswerkzeug = katte (s. d. W.), Ggs. ho- (hoch-)drivende w.

siter(e), siterie, Kammer, festes Gewölbe an einer Kirche (wohl aus lat. zeta, zetarium).

sît-glepe, pl. e. Art Ziegel; vgl. glepe.

sît-halven, von der Seite her.

sît-hamer, e. Schmiedehammer (Ggs. vorhamer?).

sît-hank, dextrale, Seiten- oder lang herabhängender Vorhang?

sît-hole-kelen, pl. e. Art Ziegel.

sitlik = sedelik.

sîtlink und sîtliken = sidelinge.

sîtnisse, niedriger Grund, Thal, Niederung.

sît-rême, Seitenriem, Ziehstrang am Pferdegeschirr.

sît-rêp, e. Art Tauwerk, z. B. zur Ramme.

sitte-bank, -benke, Sitzbank.

sittelose, czitelose, f. Zeitlose; wahrsch. die (gelbe) Narcisse, Osterblume; weniger die Herbstzeitlose.

sittel-schot, eine Abgabe der Hausleute an die Gutsherrschaft.

sittelse, Sitz, Stuhl.

sittel-stede, Sitzstätte, Sitz.

sitten, st. v. 1. sich setzen, bes. zu Pferde steigen; s. van, vom Pferde steigen. 2. sitzen; seinen festen Wohnsitz haben, sich aufhalten; sitten under iem., jem. unterthänig sein; vielfach in übertr. Bedeutung, bes. in der Regierung sitzen, auf dem Rathsstuhl sitzen, an der Regierung sein; gefangen sitzen, in neringe s., einen Erwerb haben; sitten gân, sich setzen. 3. sitzen, anstehen, sich geziemen. 4. trans. sitzend ausüben, bes. vom Richter: dat richte s.; dat schot s., die Abgabe der Bürger in Empfang nehmen.

sitten, sittent, n. Sitzen, Session.

sîttende, (Dativ) ein Teil des Hauses (etwa das Mittelhaus als Wohnung?).

sittenisse = sîtnisse.

sitter, 1. Stillsitzer, Neutraler. 2. Beisitzer eines Gerichts.

sittêren, cittêren = citêren, sw. v. citieren, vorladen.

sittinge, 1. Sitz, Platz. 2. Besitz.

slabab(be)sch, (von e. geringeren Sorte Feigen u. Rosinen) weich?

slabbas, slabberbas, Trunk, Schluck? Bissen, Happen?

slabben, schlappen, schlürfen; schwerfällig sprechen, als wenn man schlürfte.

slach, m. 1. Schlag; plötzlicher Krankheitsanfall; göttliche Strafe; Niederschlag, Tötung; Hufschlag, Spur, Fährte; Weg, Richtung. 2. Schlag einer Glocke oder Uhr, Stunde. 3. Mass, Tact. 4. Schlag des Geldes, Gepräge. 5. Weise, Methode des Arbeitens, z. B. von der Tuchbereiterei. 6. Zuschlag, was jem. zugeschlagen, angewiesen wird; überh. Abteilung, z. B. des Ackers, Deiches, Weges.

slach, n. Verschluss, Riegel, Schlag-, Sperrbaum.

slach-bôm = d. vor. W.

slach-brade, hilla (Bratwurst?).

slach-brugge, Zugbrücke.

slach-bûr, aucipula, Vogelfalle.

slach-(slacht-, slage-)dôk, 1. Schlagtuch, d. h. das um einen Packen Tuch geschlagene Mustertuch. 2. was in Ausgaben für Pferde?

slach-gelt, Zoll für das Passieren eines Schlagbaumes.

slach-hamer, Schlaghammer zum Zerspalten der Steine, oder Schlägel.

slach-holt, 1. Schlagholz, ligna caedua. 2. Bleuel.

slach-kam, ein Webergerät.

slach-mâl, der (blaue) Fleck, der von einem Schlage herrührt.

slach-nesich, stumpfnasig.

slach-orde, f. Schlachtordnung.

slach-pinne, Pinne am Schlagbaum?

slach-regen, plötzlicher heftiger Regen.

slach-schat = slegeschat.

slach-schene, Eisenschiene als Beschlag? am Pfluge?

slacht, f. 1. Schlachte, das Pfahlwerk, Bohlenwerk (später oft durch Steine ersetzt) am Ufer der Flüsse, bes. zum Zweck der Mühlenanlagen und zum Anlegen der Schiffe. 2. das Schlachten. 3. Schlacht, Gefecht. 4. Gattung, Art.

slacht-brêf, Geschlechtsbrief, d. h. schriftliche Urkunde der Geschlechtsverbindung zu gegenseitiger Hülfe.

slachte, n. = slechte.

slachte-bank, Schlachtbank; -hûs, Schlachthaus.

slachtel-mân = slachtmân.

slachten, sw. v. 1. eine slacht, Pfahlwerk, einschlagen. 2. schlachten, mactare.

slachter, Schlachter.

slacht-holt, Holz zu einer Schlachte.

slachtich, der Schlägereien macht, aufrührerisch.

slachten, sw. v. na, oder m. Dat., arten nach; gleich, ähnlich sein.

slachte-, slachten-, slachter-nut, Zuss. von slacht, Art und nut, Nutzen, Nutzung; bes. häufig mit al verbunden, aller slachte nut, Nutzung jeder Art; vielfach verderbt und als Ein Wort angesehen = Nutzung.

slachtinge, 1. das Schlagen, Schlägerei, Prügelei. 2. Totschlag, Mord; Gemetzel, das Schlachten. 3. Schlacht.

slacht-mân, Schlachtmonat, d. i. gew. November.

slacht-ordeninge, -orde, f. = slachorde.

slacht-swert, Schlachtschwert.

slach-vinster, Fenster, welches auf- und zugeschlagen werden kann, bes. die als Ausstellungsbank für Waaren dienende Fensterluke.

sla-dâl, niederfallender Kragen..

sladdich, ein wenig aufgekocht?

slafante, Bezeichnung für e. Geistlichen niederen Grades; vgl. d. Slavanten-Kloster bei Maastricht und slavine?

slage, f. 1. Werkzeug, womit man schlägt, Schlägel. 2. Hufschlag, Spur. 3. Schlagbaum..

slage (slagen), ein länglich-rund geformter Klumpen Butter.

slage-dôk = slachdôk.

slagen, sw. v. schlagen; schlachten; einen Schlagbaum fertigen.

slagge, 1. m. Schlacke v. Metallen und Kohlen (davon: slaggen-berch, -hutte, slagge-werk). 2. f.? schlackiges, regnerisches Wetter.

slaggen, sw. v. schlackiges, regnerisches Wetter sein..

slak, schlaff, schwach.

slaken, sw. v. slak, schlaff, sein u. trans. slak machen.

slak-side, Bauchseite (des Aals)?.

slam, m. Schlamm, Dreck; in der Mühle: der Abfall beim Mahlen des Getreides, bes. der Gerste?

slam-kiste, cisterna; Kiste für den Mühlenschlamm.

slammich, schlammig.

slampamp, slampamperie, üppige Schlemmerei.

slampampen, sw. v. üppig schlemmen.

slân, st. v. 1. schlagen. 2. erschlagen, bes. vom Vieh: schlachten, mit dem weiteren Begriff des Zerschlagens, Zerlegens. 3. ein-, aufschlagen, ein-, aufpacken. 4. zuschlagen, stopfen. 5. anschlagen (Glocken). 6. in dat gras, treiben (Vieh auf die Weide); drek, mes, zusammen und auf den Wagen bringen. 7. schlagend machen, durch Schlagen verfertigen, z. B. ênen wech, dîk, garn (drât, kabel, rêp, touwe), wullen (Wolle rein u. locker schl.), kopper etc. (platt schl.), lêmen (zu Lehmhäusern); übertr. von Bündnissen, Vereinbarungen, Rat etc.; sik s., aus dem Wasser springen, sich überschlagen (v. Fischen). Na dem ende s., ein Ende womit zu machen suchen; in, hinein werfen, stossen, thun; na, nacharten; up, anschlagen, rechnen; beachten, berücksichtigen; van sik, von sich thun, sich entäussern; vor nicht, für nichts rechnen; jegen, (eins gegen das andere) rechnen; sik slân an, sich begeben zu, sich anschliessen an. – Intr. schlagen, sich wohin neigen (v. der Wage); einen Weg einschlagen, sich wenden, ziehen; in dat lant slân, einfallen; dorch de lantwere slân, brechen.

slange, m. u. f. 1. Schlange. 2. f. Geschütz mit langem Rohre.

slangen-busse = slange 2. -krût, -lode, Pulver, Kugel zu ders.

slank, schlank, biegsam.

slanken, sw. v. biegsam machen; slankinge, liquescencia.

slânt, n. das Schlagen; Kampf, Gefecht.

slâp, m. Schlaf.

slap, schlaff; träge; adv. slaplik.

slâp-bank, -benke, -bedde, Schlafbank, -bett.

slâp-brade? (mhd. slaufbrate?)

slâp-drank, Schlaftrunk; Einschläferungsmittel.

slape-lôs, schlaflos.

slapen, st. v. schlafen; bi slapender dêt, tît, zur Nachtzeit, vgl dêt.

slaper, Schläfer.

slaperen, sw. v. schläfrig werden, sein; auch unpers. mi slapert, ich bin schläfrig.

slaperich, slaperaftich, schläfrig, schlaftrunken. Subst. slaperheit, slaper(i)cheit.

slapheit, Schlaffheit.

slâp-hûs, Schlafsaal, -stätte in den Klösteren und sonst, dormitorium.

slapich, schläfrig.

slapinge, das Schlafen.

slâp-kamer, Schlafzimmer.

slâp-klocke, Nachtglocke (mit w. der Anfang der Schlafenszeit bezeichnet wird).

slâp-laken, Betttuch, linteamen.

slâp-lêve, Beischläferin.

slâp-love, Schlaflaube, Söller.

slappe, f. der Lederhang am Helme, zum Schutze des Hinterkopfes und des Nackens.

slappen, sw. v. schlaff werden.

sla(p)pinge, liquescencia.

slâp-sack, Schlafsack, als Schelte: Faulpelz.

slâp-scholer, Schlafschüler, d. h. ein Schüler, der im Kloster etc. auch schläft, Pensionär, Internar.

slâp-stede, Schlafstatt, -stelle.

slât, e. moorige Vertiefung (in der Heide).

slatte, Lumpen, Fetzen.

slaven, sw. v. Sklave sein; sklavische, schwere Arbeit verrichten.

slavine, f. grobes Tuch, Pilgergewand, mhd. slavenîe.

slavune, Art grosser Anker? Galeere, eig. slavonisches Schiff?

slawe, f. Hufschlag, Wagenspur; Fährte.

slê, stumpf (bes. von den Zähnen).

slê, f. Schlehe, prunus spinosa; slê-bôm, Schwarzdorn.

slecht u. Ableitungen, s. slicht.

slecht-bôk, Geschlechtsregister.

slechte, n. 1. Geschlecht, Abstammung. 2. Geschlecht, alle Geschlechtsangehörigen.

slechter, Schlachter.

slechtes-man, der zu demselben Geschlechte gehört, gentilis.

sleck(e), niederrh. = snecke, testudo.

sleckeren, sw. v. beflecken, unrein machen.

slede, (sledde), m. Schlitten; Schleife, räderloses Fahrgestell; Schlitten der Reepschläger.

sleden-driver, -vorer, Schlitten-, Schleifenfuhrmann.

sleden-schemel, epireda, epiredia.

slede-wech, Schlittenbahn.

slê-dorn, prunus silvestris.

slêf, sleif, m. ein grosser Koch-(Topf-) Löffel, meist von Holz; Schelte für einen dummen, ungeschliffenen Menschen.

sleger = sloier.

sleger, Schläger, Raufbold.

slege-, slei-schat, m. Schlagschatz, d. h. die an den Inhaber der Münzgerechtigkeit zu zahlende Abgabe für die Prägung des Geldes oder für die Erlaubnis, alte u. fremde Münzen ausgeben zu dürfen oder gegen neue, einheimische einzuwechseln.

sleifen = slepen (spätes W., aus d. Hd.); dat korn s., im Kriege das Getreide auf dem Felde durch Wagen, denen man die Hinterräder abgezogen hatte, verderben.

sleiger, sleiger-dôk = sloier etc.

slein(e), slên(e) = slê; slên-bêr, Bier mit Schlehensaft; -bôm, -dorn = slê-bôm, -dorn.

slei-, slê-stuke, burellum; vgl. stuke u. Hor. Belg. 7a, 19: sloy, syrma, cauda vestis feminarum.

sleke, st. m. Schlich, Schleichweg.

slenge, f. Schleuder, funda.

slenge, n. = slink.

slengelse, n. Beschlengung, Einfassung; e. Art Zeugsäumung.

slengen, sw. v. winden, flechten, in einander schlingen.

slenger(e) und slenker(e), f. Schleuder; Wurfmaschine.

slengeren = slingeren 2.

slenkeren, sw. v. schleudern; s. gân, herumschlendern.

slên-sap, Schlehensaft.

slêpe, f. Schleife, Schleiffuhrwerk; als Kriegsgerät (zur Belagerung?)

slepe-hoike, (langer) Schleppmantel.

slepen (und slêpen?), sw. v. schleppen, schleifen, bes. zum Richtplatz; intr. schleppend, langsam gehen.

slepe-nette, Schleppnetz.

sleper, 1. Schlepper, Träger. 2. das Schleppbuch, in welchem fortlaufende Rechnungen, Einnahme und Ausgabe, verzeichnet werden.

slêper, Schläfer; Faulpelz; f. slêpersche.

slêper, 1. eine Münze (= 6 Schillinge oder 10 Stüver). 2. ein Satz Gewichte (zur Goldwage?)? auch (Pl.) sleper-lode.

slêperen, slêperich = slaperen, slaperich.

sleppe, f. = slippe? Schleiertuch?

sleppeken, ledernes Barett?

slep-stert, Schleppschwanz, langes auf der Erde schleppendes Kleid.

slê-sap, Schlehensaft.

slêt, n.? rohe, biegsame Holzstange; coll. junges Holz, zur Belegung der Balken, um Heu, Stroh, Garben etc. darauf zu legen; überh. Kleinholz zu allerlei Gebrauch.

slete (slette), st. m. 1. Abnutzung durch den Gebrauch, Verschleiss; Aufwand für verbrauchte Dinge, überh. Unkosten, Schaden. 2. Abgang, Beilegung eines Streites, Compromiss. 3. Verschleiss, Verkauf im Kleinen.

sletesch, umgänglich, verträglich.

slet-haftich, verschlissen, abgängig durch Gebrauch.

slet-haver? (neben brimhaver, ruhaver).

slêt-holt, Holz, das zu slêten dient.

sleth-schat = slegeschat?

slêt-werk, Werk, das sich abnutzt und daher zeitweis der Erneuerung bedarf? (v. e. Brunnen, Ggs. gront-werk).

slêveren, sw. v. das Fachwerk mit Lehm ausfüllen und bekleiden.

slî, m. Schlei, d. Fisch.

slibberaftich, slibberich, schlüpfrig, glatt.

slich? blandus.

slicht, slecht, 1. schlicht, eben; in grader Fläche, flach gefasst (v. Juwelen); ungeschlitzt (v. Kleidung); glatt (v. Eise); schlaff (v. leeren Beutel). 2. bildl. schlicht, einfach, gewöhnlich; slichte lude, Leute von niedriger Geburt; geordnet, fertig.

slichte, slechte, adv. einfach, ohne Umschweife, ohne weiteres, gänzlich.

slichtelik = slichte.

slichten, slechten, sw. v. schlicht, eben machen; bildl. schlichten, ins Reine bringen.

slichtes, slechtes, adv. 1. einfach, ohne Winkelzüge, bloss. 2. schlechterdings, durchaus, gänzlich; oft: überhaupt (das Ganze zusammenfassend, summatim).

slichticheit, 1. ebene Fläche. 2. Schlichtheit, Einfachheit.

slichtlike(n), adv. 1. eben, in der Ebene. 2. einfach, ohne Prunk, ohne weiteres.

slickachtich, slickich, s. slik-.

slicken u. slickeren, sw. v. lecken, schlecken, naschen.

slicker, Fresser, Leckermaul.

slickerie, Näscherei.

slîg = slî.

slihen (aus sliden), auf dem Eise glitschen.

slî-hudich, der eine (schlüpfrige) Haut hat wie ein sli.

slîk u. slik, m. (u. n.?) Schlick, Schlamm, nam. der Uferschlamm.

slik-achtich, -echtich, schlammig.

sliken, st. v. schleichen, leise gehen.

sliker, Schleicher.

slikich, schlammig, feucht, schlüpferig.

slîm, m. u. n. Schleim; Schlamm, weicher Schmutz.

slim, schief, krumm; nicht in ordnungsmässiger Beschaffenheit, elend, schlecht (bes. von Kleidern), niedrig; moralisch schlecht.

slimen, essen, schmarotzen? schleimig machen oder werden?

slimerich, schleimig, schlüpfrig.

slimheit, Niedrigkeit, Wertlosigkeit, schlechte Beschaffenheit; schlimme Lage, Elend.

slimich, schleimig; schlüpferig; bildl. schmeichlerisch.

slimlike(n), slimmel(i)k(en), adv. elend, schlecht, übel.

slimmenitze, einer von niedriger Abkunft, Nichtsnutz (persönl. gebrauchtes slimnisse?)

slimmich = slim; slimmicheit = slimheit.

slimnisse = slimheit.

slinden, st. v. (durch den Schlund gehen lassen) verschlingen, fressen.

slinderen = slingeren, sich winden.

slindich, gefrässig.

slindinge, glutio.

slinge = slenge.

slingen, st. v. 1. intr. sich winden, sich drehen, kriechen (in Schlangenbewegung), selten refl. 2. trans. winden, flechten. 3. verschlingen, hinunterschlucken, fressen.

slingere = slengere.

slingeren, sw. v. 1. intr. = slingen 1. 2. trans. hin- und herschlenkern, winden.

slink, fl. slinges, n. 1. Rand, Einfassung. 2. Schlagbaum, Gatter. 3. Pfahlrost.

slink-dore, Gatter-, Heckthür.

slinken, sw. v.? allmählich vergehen, zusammenschrumpfen.

slink-ferten und -fîsten, sw. v. herumschlendern, müssig gehen.

slink-holt, Holz zu einem slink.

slins (?), Schlund, vorago.

slint-sucht, starke Esslust, Fressgier.

slip (î?), Eisenschlacke, Hammerschlag.

slipe = slippe, Zipfel, Flügel?

slipen, st. u. sw. v. 1. intr. gleiten, schleichen, schlüpfen; slipen unde wenden, glattzüngig sein und nach dem Munde reden. 2. trans. schleifen, glatt, scharf machen; schleifen, schleppen.

sliper, Messer-, Scherenschleifer.

sliperich und sliperne, 1. schleichend, schmiegsam, schmeichlerisch. 2. nachlässig, unachtsam.

sliperneheit, Nachlässigkeit, Unachtsamkeit.

slip-hoike, Mantel mit einer slippe, Schlappe? (vgl. slepehoike u. slippen.)

slîp-, slipe-kote, sw. m. Schleifhütte.

slîp-mole, Schleifmühle.

slippe, f. (u. m.) Rockschoss, Rockzipfel; bi der slippen nemen, als symbol. Handlung: Zeichen der Besitzergreifung; de slippen afsniden, bildl. fahren lassen. – Bildl. Streifen (Landes).

slippen, sw. v. einschneiden, schlitzen, zerreissen.

slippen, sw. v. 1. gleiten und gleiten lassen. 2. den Mantel über den Kopf hängen.

slipper, slipperich, schlüpfrig, glatt. Subst. slippericheit.

slîp-, slipe-stên, Schleifstein.

slip-swarte, eine aus dem slip (Eisenschlacke) in Verbindung mit Galläpfeln bereitete schwarze Farbe.

slîp-tît (?) des haringes, Zug-, Laichzeit des Herings?

sliren, sliriken, sw. v. schmeicheln, gut heissen.

slise, Bündel, Packen?

slisse, f. scissura, Schlitz im Zeuge.

sliten, st. v. 1. schleissen, zerreissen, zerstören, trennen; de selschup, die Handelsgenossenschaft auflösen. 2. schleissen, aufbrauchen, durch täglichen Gebrauch abnutzen, auch intr., atterere u. atteri; de tît s., die Zeit hinbringen. 3. jem. sliten (auf- und verbrauchen, wie jemand ist), einen mit Glimpf behandeln, einem nachgeben, geduldig ertragen; machen, dass man in Güte von jem. loskomme. 4. endigen (einen Streit), schlichten, sühnen. 5. verschleissen, bes. nach und nach bei kleinem verkaufen. Refl. sich losreissen, sich trennen, davon gehen; sich endigen, sich verlaufen; sich versöhnen; sich schicken.

slitenheit, Verträglichkeit; Versöhnung. L. sliternh.?

slitich, geduldig, verträglich, sanftmütig.

slitinge, 1. Verschleissung, Verbrauch. 2. Endigung, (Be)schliessung.

sli-winter, milder Winter. L. slikw-?

slôch? Wiese, Bruch? (vgl. ags. slôh, schwed. slog.) L. slôth?

sloddik, eine saure Apfelsorte.

sloier, sloiger, sloyer, sloger, m. Schleier.

sloier-dôk, Schleiertuch, Schleier.

sloifen, slofen = sleifen.

sloke, st. m. 1. Kehle, Schlund. 2. Schluck, Trank oder Bissen, der durch die Kehle geht.

sloker-drunk, ein grosser Trunk, haustus magnus.

slokerich, gefrässig.

slommen = slômen.

slomen, slommen, sw. v. schlafen (u. einschläfern?).

slômen, sw. v. schlemmen, üppig leben.

slômer, Schlemmer, Verschwender.

slomeren, sw. v. schlummern.

slone = slê, Schlehe.

slôp, n.? Schlupf-Loch, wodurch man schlüpfen kann, Zaunloch.

slope, f. Schleife, Schlinge.

slope = slêpe, f. Schleife, schlittenartiges Fahrzeug zur Fortschaffung von Waren.

slopen, sw. v. schlüpfen, schleichen, sich langsam trollen.

sloppen? en sloppende vat, futilis.

slôr, m. langsamer, träger Gang; de olde slôr, der Schlendrian.

slorpen, sw. v. schlürfen.

slôs(s)e, sloitze, eine Art Schuh, Sandale, Pantoffel.

slosen, sloisen, sw. v. s. gân, schlendern.

slôster, Schale, Hülse einer Frucht.

slôt, m. (tiefer) Graben; Sumpf?

slot, n. 1. Schloss, sera; Fessel; Buchclausur; im Pl., festes Gewahrsam. 2. Schloss, castrum. 3. Schluss, Ab-, Beschluss.

slot-balke (in einer Mühle)?

slot-borch, castrum, urbs.

slot-borge, Bürge des mit einem Schlosse Belehnten für Innehaltung des Schlossbriefes.

slot-brêf, Urkunde über Verpflichtungen wegen Schlossbesitzes oder -verwaltung.

slot-brot, Schlossbrod, d. i. feines Brot, pastellum.

slotel, m. Schlüssel.

slotel-dreger, Schlüsselträger = sluter; v. Papst.

slote-maker, Schlosser.

sloten, pl. Schlossen, Hagel.

sloten, sw. v. einen slôt, Graben, machen oder bessern.

slot-gader, schliessbares Gatter?

slot-gelove = slotlove.

slot-haftich, -achtech, verschliessbar.

slot-hêre, Schlossherr.

slot-lage = slot-stede.

slot-(slotes-)love, Schlossglaube: die pfandweise oder administrative Übertragung von Landesschlössern geschah in, uppe, to slotloven, »zu treuer Hand«; die schriftliche Urkunde darüber.

slot-lude, Schloss-, Burgleute.

slot-nagel, Schlossspieker, »grosser vierkantiger Nagel mit breitem runden Kopf zur Befestigung von Schlössern an Thüren und Thoren«.

slot-sete, sw. m. Schloss-Eingesessener, -Besitzer; adj. -seten.

slot-stede, Schloss-, Burgstätte.

slot-stên, Schlussstein, bes. der eines Gewölbes, Eckstein.

slottel = slotel.

slot-tunne, eine verschliessbare Tonne.

slot-vast, verschliessbar, mit Verschluss.

slot-voget, Schlossvogt.

slot-wort, beslotene krud, daucus agrestis.

slû, f. Schale, Balg der Hülsenfrüchte oder eines Eies.

slubberen, sw. v. schlürfen, etwas Dünnes essen.

sluberken, ein feines Gebäck.

slû-betsch, heimtückisch, bissig.

slucht? träger, einfältiger Mensch?

sluchter, wilder Schössling eines Baumes.

slû-horer, Horcher, Lauscher.

slucken, sw. v. = sluken.

sluder(e), f. Schleuder; = blide; sluder-werper, Schleuderer.

sluderiensen? gute Trünke, Schlucke.

sluk, fl. sluckes, m.? Schluck, d. h. mit erdigen Teilen vermischter Bernstein.

slûk-broder, sluker, gieriger Fresser u. Saufer.

sluken, st. v. schlucken, über-, hinunterschlucken, geniessen.

slûk-up, -vreter, Schluckauf, Prasser.

slummeren, soporare.

slump, m. 1. glücklicher Zufall. 2. adj. der alles dem Zufall überlässt, nachlässig.

slumpen, sw. v. durch Zufall gelingen.

slumpich = slump 2.

slune? Beischläferin, gemeines Weib (vgl. sluve).

slungel, (Pflanzstock?) bildl. ein fauler, arbeitsscheuer Mensch.

slunich, schleunig (selten W.).

slunk, m. Schlund, Kehle.

slupen, st. v. schlüpfen, schleichen.

sluperlinges, auf schleichende, tückische Weise. L. slupel.?

sluperne u. sluperich, schleichend.

slûp-hol, -lok, Schlupfloch, Versteck.

slûp-morder, heimlicher Mörder; slûp-morderie, heimlicher Mord.

slupperich, schlüpfrig.

slûp-reise, heimliche Reise.

slûp-wacht, heimliche, Schleichwacht.

slûp-wachter, heimlicher, Schleichwächter, Häscher.

slûr-affe, Schlaraffe (a. d. Hd.).

sluren, sw. v. schlottern, los und welk hangen; träge sein.

slurren, sw. v. schlurfen, den Boden streifend gehen.

sluse, f. Gerät oder Einrichtung zum Einschliessen, bes. der Fische, gurgustium, und des Wassers, Schleuse, exclusa; daher: sluse-gelt, Abgabe für Durchschleusen von Schiffen; -mêster, Schleusen-Aufseher; -strôm, -vlêt, Wasserlauf ober- oder niederhalb einer Schleuse.

slût, n. Schluss, Beschluss.

slût-ammet, Schliessamt, officium subcustodie.

slutel-gelt, Schliessgeld für Verwahrung von Gefangenen.

sluten, st. v. schliessen, zu-, einschliessen; beschliessen, einen Entschluss fassen; umfassen, begreifen; endigen; sich schliessen, sich an einander fügen, passen.

sluter, Schliesser, Thorwächter, Gefangenenwärter, Kastellan; auch Oekonom, Schaffner, Kellermeister (im Kloster)? in Dithmarschen eine höhere, obrigkeitliche Person, Kirchspielsvorstand, in Eimbek eine Würde innerhalb des Stadtrates.

sluterschop, Amt eines sluters.

slût-isern = slotnagel; -rede, Schlussrede, Epilog; -stên = slotstên.

sluve? gemeines Weib, meretrix (vgl. slune).

sma = smahe.

smacht, m. hoher Grad von Hunger.

smachten, sw. v. 1. intr. hungern, vor Hunger vergelten. 2. trans. verhungern lassen.

smacht-hals, ein armer Hungerleider.

smachtich, hungrig.

smackachtich, schmackhaft.

smacke, der Sumach, rhus coriaria.

smacke, f. 1. eine Art Segel: Gaffelsegel? 2. Schmacke, eine Art Schiffe.

smacken, sw. v. schlagen, werfen, jacere; intr. schlagen, fallen.

smacken, sw. v. 1. schmecken. 2. schmatzen, mit den Lippen (namentl. beim Essen, wie die Schweine thun).

smacken-boyer, Bojer (Schiff) mit einem Schmacksegel.

smadden, sw. v. schmähen, tadeln, schelten.

smaden, sw. v. verschmähen.

smadenisse u. smaddunge, smaginge, Hohn, Schmähung.

smahe, f. = smaheit.

smaheit, Schmach, Verachtung.

smak, m. u. smake, f.? 1. act. Schmecken, Geniessen; Geschmack als Sinn, gustus; auch = Geruch. 2. pass. Geschmack; Geruch, den eine Sache hat, sapor, odor.

smak(e)lik, schmackhaft.

smaken, sw. v. schmecken, kosten; bildl. empfinden, erfahren; intr. einen Geschmack von sich geben; mi smaket, mir schmeckt, gefällt.

smak-segel = smacke 1.

smal, schmal, enge, dünne, schmächtig, schlank; klein, gering; vom Gelde: smal gelt, smale grossen, Ggs. brêt (breite Gr. sind die Böhmischen).

smal-bant, (Ggs. buket-bant) schmal gebundene Tonne; als Mass.

smal-bant, kleiner Lachs?

smale-hans, Hungerleider.

smalen, sw. v. 1. verschmälern, verengern, verkleinern. 2. up, an, schmälen, schelten, herabsetzen.

smalich, schmählich.

smalicheit, Schmählichkeit, Verachtung.

smal-laken, Laken von geringer Breite.

smal-sât, legumen.

smal-schene, (Ggs. grôt-schene) gracilium, Schuster-Instrument.

smalt, ältere u. dial. Form für smolt.

smal-tegede, der kleine Zehnte, von lebendem Vieh genommen; Ggs. der Korn-, Getreidezehnte.

smal-towe, 1. klein. Fischernetz. 2. s. f. W.

smal-wever, Weber, der nur schmale Leinwand auf d. smaltowe fertigt; fem. -sche.

smant, Rahm der Milch, oxigallum; -emmer, Eimer für diese.

smarre, f. Schmarre.

smarte etc., s. smerte etc.

smâ-skin, -schin, -schen, -tzken, als Pelzwerk zugerichtete, fein gekräuselte Lammfellchen.

smâschen-voder, Futter von Schmaschen.

smât, f. = smaheit.

sma-wort, Schmähwort.

smê = smê-, smaheit, Geringschätzung.

smêchen, smêcher = smêken, smêker.

smechtigen, sw. v. hungern lassen.

smechtich, 1. = smachtich. 2. spericus, d. i. sphaericus, schmächtig, dünne?

smeckaftich, schmackhaft.

smecke-kost, leckere Mahlzeit, eine Art Gildenausrichtung.

smecken, sw. v. 1. intr. Geschmack haben, sapere; smeckende, sapidus; Geruch von sich geben, riechen. 2. trans. kosten, schmecken.

smeckinge, das Schmecken, Kosten.

smede, f. Schmiede; Münzschmiede.

smede-ammecht, -gilde, Schmiede-Innung; -gast, Kunde eines S.; -knecht, 1. = smede-geselle, 2. Heupferdchen; -mêster, S.-Aelterleute; -stok, pistillus; -tange, forceps; -touwe, n. S.-Gerät; -werk, S.-Arbeit, -Innung.

smêdelik = smêlik.

smeden, sw. v. schmieden; = besmeden, in eiserne Fesseln schmieden; Geld prägen.

smêdunge, Schmähung.

smêgichliken, adv. schmähend.

smêkelik, schmeichlerisch.

smêkeler, Schmeichler.

smêken (smeiken), sw. v. schmeicheln, freundlich thun mit jem.

smêker, Schmeichler.

smêkerie, smêkinge, Schmeichelei.

smek-mêster, der die Speisen und Getränke zu schmecken hat, Speisemeister.

smelen = smalen.

smêlicheit, Schmach.

smêlik, schmählich, verächtlich; adv. smêliken.

smelinge, Schmälerung.

smelt, n. Schmelz, metallisches Glas, frz. émail.

smelt(e)-grove, -hutte, Schmelzgrube, -hütte.

smelten, st. u. sw. v. schmelzen, sow. trans. als intr.

smeltich, liquabilis.

smênisse, Schmach.

smer, smēr, n. Schmer, Fett; ein Stück desselben v. bestimmter Form, Grösse oder Gewicht?

smer-ammer, Eimer für Schmer.

smê-rede, Schmährede.

smeren, sw. v. schmieren, salben; schminken; fig. bestechen u. prügeln.

smerer, Schmierer (Salbenschmierer?)

smeringe, Beschmierung.

smer-hêre, Verkäufer von Fettwaren.

smerich, schmierig, fettig; mit Schmer verfälscht, v. Wachs.

smerle u. smerlink, Goldammer, amarillus.

smer-snider, Fettverkäufer, -händler.

smerte, f. Schmerz.

smerten, sw. v. schmerzen, weh tun.

smer-vlome, (tautol.) Fett.

smet = smit.

smete, st. m. Schmiss, Schlag.

smette = smitte.

smicke, der vorderste (ausgeriffelte) Teil einer Peitsche, dann überh. Peitsche.

smide, n. 1. geschmiedetes Metall, Schmiedewerk. 2. Geschmeide, Schmuck von Metall.

smide-lade, Schmuckkasten.

smiden, sw. v. mit Geschmeide versehen, besetzen, zieren.

smide-schap, Schmuckschrank.

smidich, weich, geschmeidig; fig. gefügig, nachgiebig.

smidicheit, Geschmeidigkeit.

smidigen, sw. v. geschmeidig machen.

smiliken? freundlich?

smilten = smelten.

smit, smet, fl. smedes, Schmied.

smite, f. Segelhals der unteren Segel, mittels dessen sie niedergeholt werden.

smiten, st. v. schmeissen, werfen; schlagen, stäupen; fig. unmôt s. up, abgeneigt werden.

smitte, f. (u. m.) angeworfener Schmutzfleck; dann überh. Schmutz, auch im moral. Sinne; in der Weberei der Kleister, womit man den Aufzug, die Scherung, stärkt.

smittelisse, »Gebühr der Leineweber für die Stärke der Scherung«.

smitten, sw. v. schmutzen, flecken; das Garn oder die Scherung mit einem Kleister stärken.

smittinge, Beschmutzung.

smit-wech, Weg zur Schmiede.

smode u. smodich, smodigen = smidich, smidigen.

smôk, m. Schmauch, Rauch, Qualm; fig. Spur, Kennzeichen, Gerücht.

smoken, sw. v. schmauchen, räuchern; durch Rauch ersticken.

smoker, Räucherer.

smokicheit, Rauch; Hitze, Dürre.

smolt, n. Schmalz.

smolten = smelten.

smoren, sw. v. 1. dämpfen, die Luft benehmen, ersticken, langsam in einem bedeckten Gefässe kochen oder braten; 2. intr. ersticken..

smôr-pot, Topf zum Schmoren.

smoterken = smotteren?

smotteren, schmeicheln, liebkosen.

smucken, sw. v. schmiegen; an sich schmiegen, küssen.

smucken, sw. v. schön machen, schmücken.

smuckerne? schmückend, schmuck.

smudde-pot, Schmutztopf.

smuk, n. Schmuck, Zierat.

smuk, geschmeidig, biegsam; schmuck, schön, zierlich.

smuke, smoke, f. Hure.

smurre, Striem, Schmarre, Schnitt, Riss.

smurten, sw. v. die Luft benehmen, ersticken.

smuser-, smucer-lachen, sw. v. lächeln, schmunzeln.

snabbe, Schnabel; Schuhschnabel.

snabben, sw. v. schnappen.

snacken, sw. v. sprechen, reden, bes. viel unnützes: schwatzen.

snacker, Schwätzer.

snackerie, Geschwätz.

snak, m. Gerede, Gewäsch.

snak, adj. wortreich, beredt.

snake, f. m. Schlange, Ringelnatter.

snaken-wort, f. Drachenwurz, -kraut.

snappe, der Rotz aus Nase und Mund = snoppe.

snap-hane, 1. Wegelagerer zu Pferde, Strassenräuber. 2. eine Münze mit dem Bilde eines Reiters (= 5 o. 6 Stüver, Schillinge).

snappen, sw. v. 1. na, rasch mit dem Munde, dem Schnabel haschen nach; na dem ademe, agonia; trans. erschnappen, greifen, fassen. 2. eilfertig reden. 3. schnellen; s. laten, fahren lassen, los lassen.

snapper, Schwätzer.

snapperen, sw. v. schwatzen.

snappich, rotzig.

snare, f. (u. snar, n.?) Seite einer Harfe etc., fides.

snare, f. (aus älterem snore?) des Sohnes Frau, Schwiegertochter, Schnur.

snaren-spil, Saitenspiel.

snar-iseren, Richteisen, Winkelmass?

snarken = snorken.

snarliken, adv. schnell (schnurstracks).

snar-meker, Bereiter eines Tuches, snar genannt?

snarren, sw. v. schnarren, ein schnarrendes Geräusch machen; schwatzen, plappern; murren, brummen.

snarringe, Lerm, Gekeife.

snascherie, Nascherei.

snat, m. Streichmass (Ggs. gehäuftes Mass?); achten uppen snat, es genau nehmen.

snât, m. Grenze, Grenzlinie.

snât-bôm, Grenzbaum, in den ein Zeichen (snât-kruce) geschnitten wurde.

snatelen, sw. v. die (kleinen) Zweige abschneiden, abramescere.

snateren, sw. v. schwatzen.

snât-pâl, Grenzpfahl.

snavel, m. Schnabel, Rüssel; lange, aufgekrümmte Schuhspitze.

snaven, sw. v. 1. straucheln, stolpern, stürzen, fallen. 2. fig. irren, verkehrt handeln oder sprechen, in der Rede stecken bleiben.

snavelen, sw. v. = snaven 1.

snavinge, das Straucheln.

snê, m. Schnee.

snê-aftich, -achtich, schneeig.

snebbe = snibbe.

snê-berch, die Alpen.

snede, st. m. 1. Schnitt, Einschnitt. 2. Ausschnitt, Gewandschnitt, Kleinverkauf des Tuches. 3. Kleiderschnitt, Mode. 4. Durchsägung von Holz, bes. der Länge nach; gesägtes Bauholz. 5. Formung von Zierziegeln durch Beschneiden vor dem Brand; solcher Stein selbst, gerne collectiv gebraucht. 6. Schneide, Schärfe, auch fig.

snede, st. f. 1. Schnitte (Brodes etc.). 2. selten = snede I, 2.

snêde, st. f. Grenze, Grenzlinie; ein Grenzzeichen.

snêde-bôm, Grenzbaum.

snede-kôp, Schnittkauf, Verkauf im einzelnen.

snede-lôk, Schnittlauch.

sneden-stên, -werk, auch bloss sneden, gesneden, n.? geschnittene Ziegelsteine = snede I, 5.

sneder, Schnitter.

snêdich (u. snedich?) = sneidich.

snegel, Schnecke.

snei = snê.

snêich, schneeig.

sneidich, listig, schlau, gewandt; adv. sneidigen, sneideliken.

sneidicheit, List, Schlauheit, Gewandtheit.

sneil m. u. sneile, f.? Schnecke.

snel, schnell.

snelheit, Schnelligkeit.

snellen, sw. v. schnell sein, sich beeilen; gew. refl.; snellende, impetuosus.

snellicheit, Schnelligkeit.

snellik u. snellich, schnell, rasch, plötzlich; adv. snellik(en) u. snellich(liken).

snellinge, rasche Bewegung.

snel-radich, der schnell mit dem Rat bei der Hand ist.

snene? Grenze (= snede?).

snepel (sneppel), ein Fisch, Schnäpel.

sneppe = snippe, Schnepfe.

sneppel, Schnipfel, Zipfel?

snere, Schnürlitze?

snerink-penninge, denarii censuales, Zins von verpachteten Grundstücken (oder Wortzins?).

snêse, Baumreis, Schnur, woran etwas gereiht wird; ein Zahlbegriff, 7-20 (namentl. von Fischen, bes. Aalen).

snêt, m. die (gespaltene) Klaue, Hufe des Viehes.

snêt-bôm = snêdebôm.

snêtelen = snatelen.

sneteren, sw. v. 1. = snateren. 2. klappern, an einander schlagen, von den Zähnen.

snêt-stên, Grenzstein.

snevel = snavel.

sneven, sw. v. = snaven.

snê-vlocke, Schneeflocke.

snê-water, Schneewasser.

snê-wit, schneeweiss.

snibbe, f. Schnabel.

snicke, f. ein kleines (Kriegs)schiff.

snicke-mêster, Bootsmeister (in Lübeck).

sniddeken, sw. v. schnitzen.

sniddeker, (Holz-)Schnitzer, Bildner; Tischler.

snidde-werk, Schnitzerei, Tischlerarbeit.

snide, Schneide, Schärfe.

snide-blok, -klik, Block, der zu Dielen zerschnitten wird.

snide-bret, Schneidebrett, bes. der Lederarbeiter.

snide-brôt, grösseres Brod?

snide-kô, Vieh zum Schlachten.

snide-lade, Schneidelade zum Häckselschneiden.

snidel-gelt, Schneide-, Schnittgeld (je nach der Art des Schneidens verschieden).

snidels, abgeschnittenes Stück (Tuch).

sniden, st. v. 1. schneiden; zerschneiden, zersägen. 2. im einzelnen (zerschnitten) verkaufen. 3. schlachten. 4. schneidend machen, bes. (aus Holz oder anderem Stoffe) schnitzen; gravieren; (Zeug) schlitzen.

snider, jeder der schneidet, daher 1. der Schnitter. 2. Schnitzer; Bildhauer. 3. der Ausschnittwaren-Händler, Gewandschneider. 4. Schneider, Kleidermacher (selten). 5. Graveur.

snide-schillink (= snidelgelt?) als Abgabe.

snide-, snidel-swîn, Schwein zum Schlachten.

snide-werk = sniddewerk.

snidinge, messio.

snien, snigen, sw. v. schneien.

snigge, m. f. Schnecke.

snig(ge)-, sniggen-hûs, Schneckenhaus; Muschel.

snip, Pips, pituita, pestis pulli.

snippe (snippel), m.? Schnepfe.

snippe, f.? Schneppe, Schuhschnabel.

snir-rême, Schnürriemen.

snît-gras, carex (carex acuta?).

snît-hepe, -heipe, (krummes) Messer zum Schneiden, Winzermesser.

snît-isern, Schneide-Eisen (an Pfählen zur Hinderung des Fischfanges?).

snitker u. snitzer = sniddeker.

snitse, ein Gebäck, Schnitzel.

snît-, snit-werk = sniddewerk.

snoddele? ein Kleidungsstück.

snode, schlecht, gering, erbärmlich, wertlos.

snodel, (hängender) Nasenschleim.

snodeliken, auf eine elende, erbärmliche Weise.

snoderen, sw. v. den Nasenschleim auswerfen, den Schnupfen haben.

snodicheit, Elendigkeit, Erbärmlichkeit.

snoie, Wickelranke, Schlinge, cirrhus.

snoien, sw. v. einem Baume die Zweige abhauen, beschneiden.

snôk (snokel), junger Gras-Hecht, überh. Hecht.

snoppe, Nasenschleim.

snoppel-kîl, (hängender) Nasenschleim.

snoppen, sw. v. die Nase schnauben.

snoppich, nasenschleimig; verschnupft.

snôr, m. (snôre, f.) 1. Schnur, Messschnur, Richtschnur; over den s. houwen, über das erlaubte Mass hinausgehen. 2. Schnur, Litze, Riemen, als Band und Schmuck, bes. Haarband. 3. Gerät zum Fischfang. 4. Bogensehne.

snôr-lîk(e), -recht, schnurgerade; -pipe, Nestelstift, -beschlag; -rême, Nestel, Schnürriemen; -rok, Rock mit Schnüren.

snore, 1. s. snare, nurus. 2. Schwägerin? Schwiegermutter?

snoren, sw. v. schnüren, zu einer Schnur aneinander reihen; zuschnüren; mit der Schnur messend bestimmen; mit Schnüren versehen, zieren.

snorken, sw. v. 1. schnarchen, schnaufen. 2. schnaufen, wie es der Zornige, Hochmütige, Prahler thut.

snorker, Prahler.

snorren, sw. v. brummen, murren.

snôtheit, snôtliken = snodicheit, snodeliken.

snotte, m. Nasenschleim.

snotten = snuten.

snouwe, dumm?

snouwen, sw. v. schnauzen, schnappen, das Maul gegen jem. wenden; heftig anfahren.

snove, st. m. 1. Witterung, Geruch. 2. Schnupfen = snuve; snovich = snuvich.

snoven u. snubbelen = snaven.

snucken, sw. v. schluchzen.

snuf, (û?) = snuve.

snurren, sw. v. ein schnarrendes Geräusch machen; Roulette oder Quekebret spielen?

snûte, f. Schnauze.

snût(el)-dôk, Schnupftuch.

snuten, sw. v. schneuzen; das Licht putzen.

snuterken, (e)munctorium: Schnupftuch oder Lichtschere.

snûtlik? den Mund, die Lippen aufwerfend?

snutse (snusse) = snûte.

snuve, sw. m. Schleimfluss der Nase, Katarrh, Schnupfen.

snuve(l)-dôk, Schnupftuch.

snuven, st. v.? 1. schnauben, susurrare. 2. die Nase reinigen. 3. schnaubend, mit Geräusch daherfahren.

snuve-schêre, Lichtschere.

snuvich, mit Schnupfen behaftet; vom Pferde: rotzig.

sô, so: 1. demonstr. so sehr, so grôt ein (ên), meist so groten, ein so groten, ein so grosser; in solcher Weise; ebenso; dann, bes. im Nachsatze. 2. relat. wie, als; wann, wenn; weil; während doch, obgleich; = Relativpronomen. 3. so dat, so als, weil; so vorder, insofern; so vort, bald darauf, gleich nachher. 4. so we so, so we, we so und ebenso mit welk, wanne, war etc. = swe, swelk etc., quicunque etc. 5. so – so, so – wie, wie – so; bald – bald; je – desto.

sober, mässig; nüchtern; adv. -like(n).

soberheit, Mässigkeit.

soch, n. das Saugen, die Saugung; auch was man saugt, Muttermilch, Frauenmilch. Zus.: soch-kalf, -kinder, -vole.

socke, Socke, Fusstuch, Filzschuh.

sockeren, Kichererbsen, cicer.

so-dân, -dan, soden, so gethan, so beschaffen, solch, talis; sodam, -dem, Dat. Sg. Mit Artikel sodân ên, so-danen.

so-danich, -dannich = sodân.

sodder, seit; seitdem (= seder).

sode, sodde, st. m. Sud, Sieden; soviel man auf einmal kocht, siedet.

sôde, Rase, abgestochene Erd- oder Torfscholle.

sôde, das Sotbrennen.

soge, Sau, Mutterschwein.

so-gedân = sodân.

sôge-kint, Säugling.

sôgen, sw. v. säugen, die Brust geben; bildl. Freundliches erweisen, mit freundlichen Worten füttern. – Zuw. = sugen.

sogen-gelach, schweinisches, unsauberes Gelage.

sogen-putte, Schweinepfütze.

sogesch, schweinisch, suinus.

soke-drunk, (der einen Trunk sucht) Schmarotzer.

sokelicheit: êgene s., Selbstsucht, Eigennutz.

soken, sw. v. 1. suchen; trachten nach. 2. besuchen; bes. von Kaufleuten, mit to und af, van, hin und zurück. 3. untersuchen. 4. feindlich suchen, angreifen. 5. Im rechtl. Sinne: a. besuchen (das Gericht) um Recht zu sprechen oder sich Recht sprechen zu lassen; b. sein Recht suchen, verfolgen (gerichtlich), klagen. 6. to soken maken, machen, dass man jem. wieder ansuchen muss, nicht gleich bewilligen.

soker, 1. Sucher; Haussucher; der eines andern Gut sucht, angreift, Räuber. 2. Instrument der Chirurgen, Sonde, Sondiernadel; Brunnenhaken; Fleischhaken.

soke-schult, Schuld, die man aus Chicane herbeisucht, nicht in der That begründet ist?

sokinge, 1. das Suchen, Nachsuchen. 2. = sukinge.

sol, n. das kleinste Mass für die Verteilung der Sole am Sode.

sol, n. mit stehendem Wasser angefüllte Niederung, Teich.

solâs, Trost, Zerstreuung, Vergnügen.

soldenêr, seltener soldate, soldêr, Söldner, stipendiarius.

solder, soller, m. Söller, Boden.

solderî(g)e, soldî(g)e u. soldinge, Besoldung, Ausgabe für Söldner.

soldûr, Lötung (mit Borax, chrysocolla?); dazu das Verbum: solduren.

sole, f. Salzsole, salsugo; überh. Salzwasser.

sole, f. Fusssohle; Schuhsohle; Haussohle, Schwellbalken.

solen, sw. v. 1. in Schmutz u. Kot umwälzen, schmutzig machen, besudeln. 2. schmutzige Arbeit verrichten, sichs sauer werden lassen.

solen = scholen, sollen.

sole-wide = salwide.

solfêren, sw. v. die Tonleiter singen, solfisare.

solich (salich), schmutzig.

solik, sollik, sollek, solk, auch mit nachfolg. ên, solcher.

solt, tzolt, m. n. Sold, Lohn, Gehalt.

solt, n. Salz.

solt, adj. salzig, gesalzen; dat solte water, die See.

solt-ampt, Gewerk der solters; -berch, salzhaltiger Berg; -born, Solquelle; -brôk, solhaltige Niederung; -broke, st. m. Vergehen im Salzhandel u. d. Strafe dafür; -ertze, Salzerz; -kane, -prame, -schip, Schiff zur Ausfuhr, auch zum Verkauf v. Salz; -keller, Keller zur Lagerung u. z. Verkauf v. S.; -kôp, S.-handel, auch der Preis des S.; -menger, S.-händler; -kote, S.-siedehütte; -punder, S.-wage; -sêder, S.-sieder; -stoter, der das S. in Tonnen verladet; -sule, S.-säule (v. Loth's Weib); -toln(e), S.-zoll; -tunne, S.-tonne v. bestimmt. Form u. Grösse; -vat, S.-fass (Hausgerät); -vlade, S.-kuchen; -vorer, S.-händler; -water, S.-wasser, Lake; -werk, Saline.

solten, salzig.

solten, st. v.? salzen; Part. gesulten.

solter, Salzsieder; Salzverkäufer.

solter = salter, Psalter.

soltich, salzig. Subst. solticheit.

sotinge, das Einsalzen.

soltink, Byzantin. Goldsolidus; aus russ. solotnik.

solt-stede = salstede, sadelstede, Hofstelle.

solt-wide = sal-wide.

sol-vluchtich, von seinem Grundstück flüchtig?

sol-water = sole I.

som = sum, irgend einer, etlich.

som? der Ankerschmidt soll unter andern schmieden 2 some d. h.?

sôm, m. Saum, Rand.

sôm, some, Last eines Saumtieres; bestimmt. Mass.

someken, Demin. zu sôm, Zipfel, Franse, Schleppe.

somelik, summelik, irgend einer; Plur. einige, manche.

somer, ein langer, schlanker, grader Pfahl oder Baum.

somer (sommer, samer), m. Sommer; (des) somers, im S.

sômer (sommer, samer)-bede, -schat, im Sommer fällige Steuer; -dach, Sommer-, d. i. langer Tag; -dages = somers; -gast, -vare, Kaufmann, w. den S. über in Nowgorod weilt; -gesette, -hûs, -love, S.-haus, -laube, Söller; -gût, -herink, im S. gefang. Hering, dän. sommersild; -kleit, Kleid für den S.; -lode (lade), -late, -telge, Schössling, Spross, wie er in einem Sommer wächst; -lôn, Lohn für das S.-Halbjahr; -makent, n. Festlichkeit zum Empfang des S.; -nette, Zugnetz zur Fischerei während des S.; -sât, f. S.-korn; -tît, S.-zeit; -vallich, Adj. zu -valge, f. S.-brache; -vart, Reise im S., s. somergast; -verken, diesjähriges Ferkel; -vogel, Schmetterling.

somer(e), 1. Saumtier. 2. u. somerer, der ein Saumtier führt. Zss. somerlechelen, n. Saumfässchen.

so-mêr(e), 1. beinahe, fast, grösstenteils. 2. somêr – alse, sowol – als. 3. jedesmal?

someren (sommeren), sw. v. Sommer werden, sein.

somerlik, adj. sommerlich.

somes, adv. zum Teil; bisweilen.

somich, sommich, summich, irgend einer; Plur. einige.

sommern = summeren.

sommers-nacht, der Tag Joh. des Täufers.

sôm-schrîn, Schrein auf einem Saumtier, Reisekasten.

sôm-stucke, Hüftstück des Ochsen.

som-tît, -tides, -wile, -wilen, s. sum-.

sôn, m. = sône, f.

son-avent, seltenere Form für sunn-.

son-dach, spätere gewöhnl. Form für sunnen-.

sonder, sonder, u. Ableit., s. sunder.

sone, m. Sohn; Acc. sone, sonen, Plur. sone, sones, sonen.

sône, f. Sühne: 1. endliche Ausgleichung eines Streites, Aussöhnung, compositio. 2. die Genugthuung, die der Beleidiger dem Beleidigten zu leisten hat.

sôn(e)-brake, f. Friedensbruch; -brêf, Sühnungs-Urkunde, Friedens-Instrument; -brokich, -vluchtich, der den Vergleich bricht; -man, Plur. -manne, -lude, Vermittler oder Zeuge einer Sühne; -sprake, Sühne-Beredung.

soneken, Söhnchen.

sônel-dach, 1. Sühntag. 2. Sonntag (l. sonnel-?).

sonelik, einem Sohne gemäss, kindlich.

sônen, sw. v. absol. oder s. mit oder refl. oder êne sone s. (auch refl.), den Streit beilegen, sich aussöhnen, sich vergleichen; it s., eine Sache sühnen u. schlichten; dat orloch, Frieden schliessen; diuve, rôf, Diebstahl, Raub durch Ersatz sühnen.

sônerinne, Sühnerin, Versöhnerin.

sônes-dach, Tag des jüngsten Gerichtes; -lude = sônelude.

sones-dochter, neptis; -sone, nepos; -wîf, nurus.

sônlik, adj. was zur Sühne gehört.

sope, st. m. Trunk, Trank.

sophîr = saffîr.

soppe, sw. f. Suppe, Brühe, flüssige Speise.

sôr, trocken, dürre; fig. kraftlos.

sorch-dênst, Dienst oder Pflicht der Fürsorge.

sorch-(h)ertich, sorgherzig, voll Besorgnis, sorgfältig. Subst. sorcherticheit.

sorchlik u. sorchsam, Besorgnis erregend, gefährlich.

sorch-voldich (veldich, -valdich), 1. sorgend, besorgt um etwas. 2. bedenklich, bedrohlich, gefährlich. Adv. sorchvoldichliken.

sorch-voldicheit, 1. Sorgfalt; Besorgung; Besorgnis. 2. Gefährlichkeit; Gefahr, besorgliches Unternehmen.

sorch-volt = sorchvoldich.

soren, sw. v. 1. trocken, dürre, welk machen oder werden lassen. 2. trocken werden, verwelken, absterben.

sorder, seductor.

sorge, f. Sorge, Fürsorge; Bekümmernis, Angst.

sorge-last, Sorgenlast, schwere Sorgen.

sorgen, sw. v. sorgen; bekümmert sein.

sorich-, s. sorch-.

sorkot, st. n. m.? sorkote, sorkte, sw. f. langes Oberkleid mit aufgeschlitzten Ermeln.

sort, n.? sorte, f. Sorte, Qualität; Sortiment, Partie.

sorten, pl. in Bremen ein Ausschuss der verständigsten Bürger, aus den Älterleuten, der Kaufmannschaft und den Ämtern, mit welchen der Rat Sachen von Wichtigkeit überlegte.

sort(e)-, sorten-werk, die aussortierten grössten und schönsten Stücke Bernstein.

sos u. Ableit., s. ses, sechs.

sosi-, sosoninne = suseninne.

sot, fl. sottes, schwachsinnig, thöricht; Subst. Narr, Thor.

sôt, m. flect. sodes, aufwallendes Wasser: 1. Quelle. 2. Ziehbrunnen. 3. Salzborn, fons salinae, und der Brunnenschacht, puteus s., in w. die Salzquellen geleitet werden.

sôt, n. flect. sodes, Gekochtes, Absud, Brühe, jus, brodium.

sôt, n. Russ, fuligo, ndl. zoet, engl. soot.

sôt-ammer, Brunnen-Eimer; -bulle? B.-schwengel? -grever, -meker, B.-gräber, Pumpenmacher; -mêster, der erste Beamte der Sülze in Lüneburg; -rode, Stange, an w. der Schöpfeimer hängt; -slenge, B.-Einfassung; -stên, Stein zur Ausmauerung eines Sodes (in e. Badstube); -stôl, Gerüst zur Wasserschöpfung (mittels sôtrode u. sôtswengel) aus einem Flusse; -swengel, B.-schwengel; -vart, die unterirdische Leitung der Salzquellen in den sôt.

sote, sute, süss; milde, angenehm, lieblich; liebenswürdig, freundlich; s. klank, sank, melodia, eufonia.

sote, f. Süssigkeit.

sote-bast, laureola (daphne mezereum).

sôtlik, -like(n), adv. zu sote.

soten, sw. v. süss, angenehm machen, versüssen.

sotheit, Thorheit.

sôt-herticheit, Süssherzigkeit, d. i. Milde, Gunst.

soticheit, Süssigkeit, Annehmlichkeit.

sotternie, Thorheit, Dummheit, Thun u. Wesen eines sots; concr. Posse, possenhaftes Lustspiel.

soven u. Ableit., s. seven, sieben.

soven-bôm = sevenbôm.

soverrin, ndl. sovereyn, supremus balivus (in Flandern); l. soverein?

spade, m. Spaten; den spaden steken, durch Einsteckung eines Spatens Land dem Eigentümer wegen Verfalls des Deiches aberkennen; den s. tên, durch Herausziehung (von Seiten des E.) Leistung der Deichpflicht geloben oder (v. S. des Gerichts) jenes Erkenntnis rechtskräftig machen.

spade, adj. spät; adv. spâd(e), spaden.

spade-gût, -lant, eingedeichtes Land.

spâden, sw. v. säumen, versäumen.

spaden, sw. v. 1. mit dem Spaten arbeiten. 2. nach dem spadenrecht für verfallen erklären = vorspaden.

spadich, spät.

spak, dürre, trocken.

spake = spêke.

spaken, pl. abgefallene dürre Äste und Zweige.

spaken, sw. v. trocken sein oder werden, von Hitze und Trockenheit Risse bekommen.

spakeren, sw. v. sprühen; l. sparkeren?

spak-, spāk-holt, anbrüchiges Holz, vom Winde gebrochen.

spal, n. spalle? ein gewisses Mass (etwas über 3 Bremer Scheffel) Landes im Herzogt. Bremen.

spalden, st. v. trans. spalten, splittern, auch refl.; intrans. auch: zergehen, sich verteilen (v. Gerüchen).

spalderen, sw. v. spalten.

spaldenêr = spoldenêr.

spaldinge, Spaltung, fig. Uneinigkeit, Zwist.

spalk, m. Geschrei, Lerm, wüstes Wesen.

spalkeren, sw. v. lermen, toben, laut rufen.

spalter, umges. für psalter.

span, n. fl. spannes, Gespann, Paar; span landes = Hufe?

span, n.? fl. spannes, die einander gegenüberstehenden und mit einander verbundenen Dachsparren; Seitenrippe eines Schiffes.

span, n. fl. spannes, ein hölzernes (gehenkeltes) Gefäss (zuweilen auch von Leder); als Massbestimmung.

span, n. fl. spannes, Spange, an einem Buche, Kleide etc.

span (â?) m.? fl. spanes, Holzspan.

span-ader, varex, nervus.

span-bedde, zusammenlegbares Bettgestell; Tragbette.

span-dake, scandularia tecta, sc. culmina.

spandel (span-dêl?), n. Gespann?

spander, spannier, Mantel nach spanischer Weise? (ad medium corpus).

spanen, st. v. locken, verlocken.

spanen, sw. v. = spenen.

spange, f. Spange zum Hefteln der Kleider; streifenartiger metallener Besatz als Schmuck an Kleidern.

spanget, mit Spangen versehen.

spangen-, span-hoike, Mantel mit Spangen.

span-gordel, Winde zum Spannen der Armbrust.

span-hake, Winde zum Spannen der Armbrust, verschieden v. spangordel.

span-maker, der spanne (hölzerne Gefässe) macht, Kleinbinder.

span-nagel, Deichselnagel, -pflock, der das Vorderteil des Pfluges mit dem Hinterteil verbindet.

spanne, f. Spanne, e. Mass.

spanneken, Dem. v. span, Gefäss.

spannel-tûch, Gerätschaft zum Spannen der Armbrust?

spannen, st. v. 1. spannen, z. B. Bogen, Armbrust; dehnen, ausrecken. 2. anspannen (Zugtiere vor einen Wagen), anschirren. 3. in Fesseln spannen, fesseln. – de bank, dat gericht sp., (feierliches) Gericht halten; ênen râtslach, e. Beratung halten.

spannen, sw. v. heften, festbinden; fig. nowe, enge sp., genau, strenge nehmen, nach dem Wortlaut den Begriff beschränken.

spannes-wise, adv. in der Art wie Spangen.

Spa(n)nigerd, Spanier.

span-rême, -sêl, Riemen, Seil zum Spannen.

span-stok, ein Stock (oder eiserner Pflock) zum Spannen = spannagel.

spans-(spanges-)grôn, Spanischgrün, d. i. Grünspan.

sparden = sporden.

spare, sw. m. = spore.

spare, f. Sparre, tignus.

spar-ei, das erste, gewöhnlich sehr kleine Ei, welches eine Henne legt? vgl. sporei in Adelung's WB.

spare-munt, Geiziger, Knauser.

sparen, sw. v. sparen, hegen; schonen, verschonen; ungebraucht, ungethan lassen, säumen; refl. sich schonen.

sparen, sw. v. mit Dachsparren versehen.

sparer, Sparer.

sparge, m.? spergula arvensis.

spar-glas, sparus, Marienglas?

spar-holt, Holz zu Sparren.

sparich, sparsam, selten.

sparicheit, Seltenheit, geringe Menge; Sparsamkeit.

sparinge, Sparen, Sparsamkeit.

spar-kalk, Gips, aus Gips gebrannter Kalk.

sparke, m.? Funke.

sparken, sw. v. Funken sprühen, funkeln.

spar-keste, f. Sparkiste, -büchse.

sparlen = spartelen, zappeln.

sparlik(en), adv. spärlich, hie und da.

sparlink, s. sperlink.

spar-matich = spormatich.

spartelen = sportelen.

sparwer = sperwer.

spar-werk = sperwerk.

spassêren, spatzêren, sw. v. spazieren.

spat, n. die bekannte Fusskrankheit der Pferde.

spât, Spat, blättrig brechendes Gestein; Marienglas.

spat-holt, Holz zu Spaten?

spê, spei, n.? Hohn, Spott, Beschimpfung; Feindseligkeit; to speige, uppe spê, höhnisch (v. spien, speien).

spê, spei, adj. spöttisch, höhnisch, naseweis; feindselig; schäbig, unansehnlich. Adv. speige.

spê-bank, Spottbank.

specerie = spisserie.

specht, m. Specht.

specialik, adv. namentlich, insbesondere.

specke, f. ein aus Buschwerk, Erde und Rasen (Soden) durch sumpfige Gegenden aufgeworfener Weg.

speckels = spettelesch, aussätzig.

specken, sw. v. 1. spicken, lardare. 2. e. specke, Dammweg machen; mit Erde bedecken.

speckinge, das Schlagen u. Aufwerfen eines spekdammes, der Weg selbst.

spêde, spät.

spedel, Speichel.

spê(e)n, sw. v. spähen; erforschen, erkunden.

spê(e)r, Späher, Spion.

spê-gat, n. -gote, f. Sprützloch, Seitenöffnung der Schiffe, durch welche das Wasser wieder abläuft; vgl. engl. spigot und unten spigat. Umgedeutetes Fremdwort?

spêgel, spei(g)el, m. u. n. 1. Spiegel. 2. Vorbild, Muster, Norm, Warnung; Titel belehrender Bücher.

spêgel-, spei(g)el-glas, Spiegelglas, Glasspiegel; -hars, Spiegelharz, Kolophonium; -vechtent, -vechtinge, Spiegelfechterei.

spêgelen, speigelen, sw. v. spiegeln; sik s. in, sich beschauen in; an, e. Beispiel, e. Warnehmung nehmen an.

spêger, Späher.

spei, speige; speien; speigel, s. spê etc.

speigel, Hohn, Spott.

speiger, Spiegel?

speiheit, spöttisches Benehmen, Hohn.

speilik = spêlik.

speise, speisse, f. langer Spiess, Pike, e. Waffe im 16. Jh., bes. der Landsknechte; es gab hêle u. halve.

speit = spêt.

spei-vogel, -wort, s. spê-.

spek, n. Speck.

spek-bret, Brett zum Speckschneiden; -hoker, -snider, Fettwarenhändler; -mân, December; -natel, Spicknadel; -side, Speckseite; -swîn, Mastschwein.

spêke (speike), f. Speiche, bes. Radspeiche; Handspeiche.

spêke, f. Speichel.

spêkele, f. Speichel.

spêkelen, sw. v. speicheln, den Speichel auswerfen.

spel, spēl = spil.

spelderen, pl. abgespaltene Stücke Holz, das nicht als Nutzholz brauchbar ist.

spele-, meist spel-, speel-, selten spil-bal, Spielball; -bret, -bert, Spielbrett; -broder, unehelicher Bruder; -dach, freier Tag, blauer Montag; -dât, unvorsätzliche Verwundung beim Spiel; -gaden = spelhûs; -gânt, das Lustwandeln, Spielen; -gelt, Nadelgeld der Ehefrau; -grêve, Musikdirektor; -hûs, Spiel-, Tanzhaus, überh. Gemeinde-, Stadthaus; -kint, Bastard, spec. der vor der Ehe gezeugte; -man, pl. -lude, Spielmann, Musikant, Gaukler; -note, Spielgenosse, -in, -kamerad; -penninge, denarii truphales, truphatorii, ludibiles, e. Art Nadelgeld, w. die Tochter von den Eltern ausser der Mitgift erhielt; -sone, unehelicher Sohn; -vogel, Vogel, mit w. man spielt; v. Menschen, bes. Kindern: Spielpuppe, Liebling; -vrouwe, -wîf, Concubine, Kebsweib; Musikantin, Gauklerin; -werk, Spielwerk, bes. musik., Glockenspiel.

spelen, sw. v. 1. in lebhafter, freier Thätigkeit sein, z. B. v. den Augen. 2. Scherz treiben, sich vergnügen; spelen varen, gân, spazieren gehen. 3. ein Spiel, bes. ein Glücksspiel treiben. 4. musikalisch oder scenisch spielen; dramatisieren. 5. brünstig sein; Euphem. für: die Geschlechtslust stillen.

speler(e), spelre, Spieler.

spêlik, adj. spêliken, adv. höhnisch.

spelinge, ludibrium.

spelling, die gemeine, gelbe Pflaume.

spelte, f. abgespaltenes Stück; Knoblauchszehe; = rörken, siphunculus (Kiel, Spule? vgl. rôr).

spelte, Spelz, ador.

spen, Zwist, Zerwürfnis, Streit.

spen, Spanne, palma.

spên (gew. spôn), m. (Holz) Span.

spende, f. Spende, Gabe an die Armen, Almosen.

spend(e)-broder, Almosen-Empfänger; -brôt, an Arme ausgeteiltes Brot; -gelt, -pennink, Almosen in Geld; -licht, kleines zu gottesdienstlichem Gebrauche gegebenes Wachslicht; -molder, -molt = 6 spikerschepel.

spendel = spenele.

spenden, sw. v. spenden, schenken.

spene, f. Brustwarze der Säugenden; Muttermilch.

spenele, f. Stecknadel, Heftel.

spenen (spennen), sw. v. von der Mutterbrust entwöhnen, ablactare.

spen(e)-verken, Spanferkel.

spenge, knapp, eingeschränkt; mässig im Essen u. Trinken.

spengen, sw. v. knapp u. strenge halten, in Schranken halten, kasteien; refl. sich enthalten, bes. der Speise, fasten.

spenger, Kasteier, Peiniger.

spengicheit, spenginge, Kasteiung, Enthaltsamkeit, abstinentia.

spenich, entwöhnt, ablactatus.

spen-, spens-grôn = spansgrôn.

spenkeren, sw. v. 1. wegjagen, vertreiben, antreiben zum Laufen. 2. intr. von einem Ort zum andern laufen.

spenne, f. Spanne, palma.

spenne = spinne, Spinne.

spennele, f. = spenele.

spennen, sw. v. 1. = spannen. 2. = spenen.

spenne-wobbe = spinnewobbe.

spennich, streitig.

spense, Speise-, Getränkkammer; spenser, Ausgeber, Kellermeister (im Stahlhof zu London, engl. spence, spencer).

spent-, s. spende-.

spen-wêler, Spinnradmacher?

sper (spere), gew. n. Speer; spere breken, speer steken, turnieren.

sper, n. Gespärre, Sparrwerk (am Hause, sperwagen), tignus.

sper, nitrum specular; auch sperstein; pulverisiert: sperpulver.

sper-bôm, Holzapfelbaum, sorbarius.

spere-hant, Speer-, d. h. Manneshand.

speren, sw. v. 1. sperren, auseinanderbreiten, distendere; en hûs, tignare, den Dachstuhl aufsetzen; sperde wagen = sperwagen. 2. versperren, hindern. 3. ghesperet, hastatus.

speres-ort, Speerspitze; Speerkraut, ranunculus flammula?

sperete, sperte, n. Sparrwerk, Dachstuhl.

sper-galge, Wipp- oder Schnellgalgen.

spergen, sw. v.: 9 orde gesperget, 9 Speerspitzen geschäftet?

sper-glas = sparglas.

sper-haftich, sperraftich, entzweit, uneinig.

sper-hake, Sperrhaken, eisernes Instrument der Schmiede, circula.

speringe, Hinderung, bes. Beschlagnahme.

sper-kalk = sparkalk, Gips.

sper-kule, Stoss-, Fischerstange.

sper-laken, Tuch, das man ausbreitet, ausspannt (über Tische, Betten, Wagen etc.).

sperlink, m. Sperling; sperlinge, f.

sper-rennent, Speerrennen, d. i. Turnier.

spersel, n. = sperete.

sper-stake, Speer-, Lanzenschaft; Turnierlanze.

sper-stekent, -stekinge, Speerstechen, d. i. Turnier.

sper-stên, s. sper.

sperte = sperete.

spertelen = sportelen.

sper-venster, ein Fenster, das sich öffnen lässt, Schlagfenster?

sper-wagen, Wagen, über den eine Decke (sperlaken) gebreitet ist, eine Art Kutsche, bes. für Frauen und Vornehme.

sperwer, Sperber.

sper-werk = sperete.

sper-wessele, -wesselinge, f. Speerwechsel, Kampf.

spê-schoitgens, Schmähreden, scommata, convicia.

spêse, spêsse = speise.

spêt, n. (m.) Spiess, die Waffe.

spet, n. = spit.

spetâl, spettâl, n. Pflegehaus für Alte, Kranke, Arme, Siechen-, Leprosenhaus.

spetâl, spettâl, m. (selten n.) Aussatz, lepra; Schimpfwort auf einen Nichtsnutz.

spetalecht, spetêlich = spetalisch.

spet-brade, Spiessbraten.

spetêl(e)re, spetaler, spett-, 1. der Aussätzige. 2. Vorsteher eines Spitals. 3. Johanniter.

spetêlesch, spetâlesch, spett-, aussätzig, leprosus.

spêten? speten? sw. v. spiessen.

speten, sw. v. graben.

spêt-isern, die eiserne Spitze des Spiesses.

spêt-junge, Spiessjunge, Diener eines Ritters, Waffenträger.

spêt-stake, Spiessschaft.

spêt-wagen, Kriegswagen (um Spiesse zu fahern).

spêtze = speise.

spê-, spei-vogel, Spötter.

spê-, spei-wort, schmähendes, naseweises Wort.

spie = spê, höhnisch.

spie, spige, f. Speichel.

spien, spigen (spiggen), st. u. sw. v. speien; bes. vomieren, sich erbrechen.

spigat, Zierat an einem turbanähnlichen Hut: mit 7 spigaten (Var. speegaten) schufern, knôpken mit spigatten; v. it. spigato, sp. espigado, ouvrage à grains d'orge? l. schrufen? Spangen, Schnallen (s. schruve) in Form von spêgaten (s. d. W.), d. h. platten Ringen?

spige-, spigel-drank, Vomitiv, Brechmittel.

spigilie, Spitzenborte, span. espiguilla.

spi(g)inge, Speien, Vomieren.

spik, adj. trocken.

spikenardi, -nard(us), -nardes, m. nardus Indica, andropogon nardus; -bêr, damit gewürztes Bier.

spiker, m. Speicher, Lagerhaus (für Korn, Salz etc.); Lagerboden, Vorratskammer.

spiker, m. e. Art eiserner Nagel oder Bolzen.

spiker-ammet, officium granarii (im Kloster); -mate, Spint, Viertel? -malder, -molder u. schepel, Sp.-malter, -scheffel, bestimmte Masse.

spiker-bor, Spieker-, Nagelbohrer.

spik-glas, antimonium, Spiessglas.

spik-herink, getrockneter Hering.

spîk-oli, oleum nardinum.

spil, n. fl. speles, Spiel, Scherz, Kurzweil, Lust, Vergnügen, Unterhaltung; ût dem spele gân, bringen, Ernst aus dem Spiele werden, machen; wat to spele hebben, wes spil hebben, als Scherz nehmen; euphem. Beischlaf; e. bestimmtes Spiel, so v. Turnier, Bühnen-, Würfel- und sonstigen Glücksspielen; Wagnis, Unternehmen auf gut Glück, oft v. Aufruhr; Musik, auch die musik. Instrumente u. die Musikanten.

spil-, s. spele- u. spille-.

spilde, adj. verschwenderisch, unnütz.

spilde, f.? spilt, m.? Verbrauch, Verlust. Nur in der Verbindung: to spilde, bes. mit komen, umkommen, in Verlust geraten, abhanden kommen.

spilde-gelt, Ausgabe oder Einnahme für Kleinigkeiten.

spildelik, verschwenderisch.

spilden, spillen, sw. v. aufbrauchen, anwenden, bes. zu unnützen Dingen, verschwenden; (auch mit partitiv. Genet.) neben ab fallen lassen, verschütten, ungenutzt, unangewandt lassen.

spilder, Verschwender.

spilderen, sw. v. zerstreuen.

spilderen, adv. zerstreut, einzeln.

spilderne, spilderen, adj. verschwenderisch.

spildicheit, Verschwendung, Vergeudung.

spildinge, Verbrauch, Verlust, Unkosten.

spile, f. ein dünner (zugespitzter) Stab, zu verschied. Zwecken, z. B. um daran Fleisch, Würste etc. aufzuhängen, Fische zu spreizen, den Braten zu befestigen, Würste zu schliessen, Abteilungen in Bienenstöcken zu machen etc.

spilen, sw. v. 1. zur Trennung der Lagen (in Heringsfässern) spilen legen; überh. in Tonnen verpacken? 2. mit spilen auseinander sperren, überh. aufsperren, spreizen.

spil-iseren, Meissel, Grabstichel u. ä.

spille, f. Spindel (als Hauptinstrument weiblicher Thätigkeit); Bezeichnung der weiblichen Erbfolgelinie, überh. des weiblichen Geschlechts; jede Walze, Winde, Welle.

spil(le)-bôm, fusarius (evonymus europaeus?).

spillen = spilden.

spillen-dreier, Spindeldrechsler.

spil(le)-mâch, -mage, Verwandter von weiblicher Seite.

spil(le)-, spillen-side, die weibliche Seite, Linie.

spille-stên, eine Art Formstein.

spillink = spellink.

spil-maker = spillendreier.

spilter-naket, splitternackt.

spîl-tûn, Zaun, Befriedigung aus spitzen Pfählen (spilen) gemacht.

spin, n. Gespinnst? Lohn für Spinnen?

spinde, f. u. n. Spinde, Schrank, bes. Speiseschrank.

spinden = spenden.

spinde-vat, ein Fass, das den Inhalt eines Spints hat.

spin-halve, f. die weibliche Seite, Linie.

spinkel, Fleck, Sommerspross.

spinkelich u. spinkelt, fleckig, bunt, buntfarbig gesprenkelt.

spin-lôn, Spinnlohn.

spinne, Spinne.

spinnel-side, die weibliche Linie.

spinnen-klôt, m. Spindelring, Wirtel.

spinnen, st. v. spinnen.

spinnen-vient, sehr feind.

spinner(e), spinre, Spinner, bes. Wollspinner; f. spinnersche.

spinne-wobbe, -webbe, n. u. -wef, m. Spinngewebe.

spinne-wocke, sw. m. Spinnrocken, colus.

spin-rat, Spinnrad; Zss. spinrade-maker.

spinsal, n. Gesponnenes, Gespinst.

spinsterinne, Spinnerin.

spint, n. das weiche und weisse Holz zwischen dem Kern und der Rinde des Baumes.

spint, n. (m.) Spint, ein Hohlmass für Getreide, Mehl etc., Viertelhimpten.

spint, n. (u. m.?) = spinde, Schrank.

spint-, s. spende-.

spîr, n. jede kleine Spitze, bes. Gras- und Kornspitze, spica, arista; ein wenig, eine Kleinigkeit.

spiresch, Speiersch, eine Art Tuch.

spîrlink (spirink), ein kleiner Fisch, cyprinus aphya.

spîr-swale, -swaleke, Turm-, Mauerschwalbe.

spis, spitz.

spise, f. 1. Speise; Proviant. 2. Glockenspeise, Erz, Metall.

spise-brôt, grobes Rockenbrot; -dreger, dapifer; -gever (l.
gevern?), mildtätig; -kamer, Speisekammer; -kaste, Kasten für Esswaren; -kôp, Victualienhandel; -kost, Lebensmittel (gewöhnl. Sp.); -krût, ein Gewürz: Brotkümmel (carum carvi)? -lechelen, Fässchen für Esswaren; -man, Pfründner einer Stiftung; -meister, Speisemeister, Oekonom einer Stiftung, eines Spitals; -molde, Fleischmulde? -penninge, pl. Geld zum Unterhalt; -pôk, Tranchirmesser; -rike, dapsilis, freigebig; -sak, Esssack (Reisetasche); -schap, -spint, Ess-, Brotschrank; -schip, Proviantschiff; -vat, Essnapf, -schüssel; -visk, gewöhnl. Kochfisch; -vlêsk, gewöhnl. Tischfleisch; -wagen, Proviantwagen.

spiselik = spise-rike.

spisen, sw. v. 1. mit Speise versehen: beköstigen; verproviantieren. 2. von Speisen: sättigen, nähren. 3. in der Technik: mehrere Metalle zu einander mischen, legieren.

spiser, Speisemeister.

spisigen, sw. v. = spisen 1.

spisse, f. 1. Spitze. 2. die erste Reihe des Heeres, überh. Schlachtreihe; de spissen schicken, aciem instruere; die Schlacht selbst. 3. = speise.

spissen, sw. v. 1. intr. spitz werden. 2. trans. spitzen, scharf machen; mit Worten sticheln auf. 3. refl. up, die Hoffnung richten auf.

spisseri(g)e, Spezerei, Gewürz; kurze Waren, kleine Krämer-Waren.

spit, n. fl. spetes, Bratspiess; Stange, Stock, woran Fleisch, Fische o. a. Waren hängen; 1 spit Häringe = 30 Stück.

spît, n. fl. spetes, Spatenstich, soviel man auf einmal mit einem Spaten aufwerfen oder so tief man mit demselben stechen kann; coll. Torfstich auf dem Moore.

spît, m. 1. Verdruss, Hohn, Kränkung; to spite, zum Hohne; mit spite, höhnisch. 2. als Präp. trotz.

spiten, sw. v. m. Dat. verdriessen, ärgern, leid sein.

spitich, höhnisch; von Pferden: stössig. Adv. spitigen.

spitisch, höhnisch.

spit-isern ?

spîtlik, höhnisch, verletzend; adv. spîtliken.

spi(t)tâl u. Ableit., s. spetâl.

spitten, sw. v. graben.

spitz, spitze, spitzen, s. spis etc.

spitz-êser, spitzzulaufende Tasche?

spitz-hôt, Spitzhut; gilt als Zeichen eines hinterlistigen, schmeichlerischen Menschen; daher: Betrüger, Schmeichler, Mantelträger.

spitz-vunt, ein spitzfindiger Mensch.

splete, st. m. (f.?) Spliss, Riss, Spalte.

splet-nagel, welche Art Nägel?

splet-stên, lapides fissi.

splinte, (splente), f.? Splint, ein (gew. plattes) Eisen, das durch das Loch eines Riegels, einer Lünse etc. gesteckt wird oder als Schlüssel für eine Art Schlösser dient.

spliten, st. v. 1. trans. spleissen, auseinander reissen, in Stückchen spalten. 2. intr. sich spalten.

splittere, splettere, scissura, spatula, Splitter, Holzscheit.

splitteren, spletteren, sw. v. zersplittern, spalten; fig. spalten, trennen, entzweien; auch refl.

splitterich, streitig.

splitteringe, Zerreissung, Spaltung, Zwietracht.

spoden, sw. v. beeilen, fördern; refl. sieh sputen, sich rasch fort machen.

spodich, eilig, eifrig. spodicheit, Eile.

spoi(g)e, f. Umherspritzen, Schaum; Schleuse.

spoiten, sw. v. spritzen.

spôk, spûk, n. Spuk, und concr. spukhaftes Wesen, Gespenst.

spôkaftich, spuk-, gespensterhaft.

spoken, sw. v. spuken; Zauberei treiben.

spôk(e)nisse, n. Spuk, Gespenst; ên spokense-lîcham, ein Scheinkörper, kein wirkl. Leib.

spokerie, Spukerei.

spôkne, f.? pl.? = spôk.

spôk-ungehure, Spuk-Ungeheuer.

spôl, Spülwasser, popisma.

spol, spolen = spil, spelen, Spiel, spielen.

spolden, st. sw. v. = spalden, spalten.

spoldenêr, inneres (Schulter)stück der Bekleidung Gewappneter, mhd. spaldenier.

spôl-drank = spolinge.

spole, Spule, Federspule, bes. Weberspule.

spole-backe, Saufaus, Saufbruder.

spolen, sw. v. spülen.

spolen, sw. v. spulen.

spolinge, Spülung; Spülwasser, popisma; Spülung (ablutio) heisst auch der nicht geweihte Wein, der in der kathol. Kirche auch den Laien im Kelche gereicht wird.

spolnisse? anathema; l. speln. = spilden.?

spôl-rat, Spulrad.

spôlte, f. eine (Wasser)spritze.

spôl-touwe, Gerätschaft zum Spulen; Spule, retum.

spôl-worm, Spulwurm, lumbricus.

spôn, m. (u. f.?) Span, dünne Scheibe Holz, wie sie beim Holzhauen etc. abfallen; platter Löffel, Spatelchen; bildl. etwas nichtiges; over spôn treden, über die Schnur, das gesetzliche Mass gehen.

spôn-bêr, Bier, das durch (tannene) gekochte Späne, die in Bündelchen in das Bier gelegt werden, gegen Verderbnis geschützt wird.

sponde, f. Bettgestell.

spon(e), f. n. = spene, Saugwarze; die Milch daraus.

sponeken, Spänchen.

sponen = spenen.

spon(e)-verken, Saug-, Milchferkel.

sponich = spenich.

spôn-kede, Kette mit platten Gliedern?

spôn-luchte, Leuchte mit Hornspänen statt des Glases?

spor, n. Spur, Fuss-, Wagenspur.

sporden, pl. die getrockneten Kehlstücke, Kehlgräten etc. und sonstiger Abfall von den Stockfischen.

spore, sw. m. Sporn; fig. Anstoss, Anreizung.

sporen, sw. v. spüren, suchen; aufspüren, merken, erfahren.

spor-hunt, Spürhund.

sporkel-mânt, Februar.

sporner, Sporenmacher.

sportelen, sw. v. zappeln, palpitare; sich sträuben, sich widersetzen; entwei s., mit einander in Streit geraten.

spôt, m. n. u. f. guter, glücklicher Fortgang, dann überh. Fortgang, Eile, Beschleunigung; mit der spôt, eilig, sogleich.

spot, m. n. Spott, Hohn; Scherz, Spass.

spotlik, spöttisch; adv. spotliken.

spot-spigen, zum Spotte bespeien.

spottel-kint, Kind, mit w. man scherzt.

spotten, sw. v. spotten; scherzen; trans. verspotten.

spotter, Spötter.

spottich, spöttisch; spasshaft, lächerlich.

spottinge, Verspottung.

sprake, f. 1. Sprache, die Fähigkeit zu sprechen. 2. Wortschatz, Sprache eines Volkes; up de s. dôn, jem. in ein Land od. zu jem. zur Erlernung einer Sprache schicken. 3. Gespräch, Unterredung, Beredung. 4. Anspruch, Klage.

sprake-lêrer, Sprachlehrer.

sprake-lôs, 1. der Sprache beraubt, sprachlos. 2. ohne Anspruch auf etwas, frei von Ansprache.

sprâk-hûs, -kamere, euphem. Abtritt.

sprâk-venster, Sprechfenster im Kloster, Schalter.

sprank, m. Sprung; Quell; Muster, Zeichnung im Zeuge; den s. tobringen, ein Beweisverfahren bei Klagen wegen Verwundung od. Schadens (Ditmars.).

spranke u. sprankele, Heuschrecke.

spranken, sw. v. funkeln, glänzen.

sprank-mast, unvollkommene Eichelmast eines Waldes oder in einem unfruchtbaren Jahre.

sprank-stucke, gemustertes, gesprenkeltes, buntes Zeug.

sprêden, spreiden, sw. v. spreiten, spreizen, ausbreiten.

sprêi = sprên.

sprek-aftich, geschwätzig.

spreke, f. = sprake und sproke.

spreken, st. v. sprechen, aussprechen; lauten, bedeuten; vrede spr., Frieden verabreden, schliessen; ênen dar to spr., durch Sprechen wozu bewegen, zureden, überreden; Ggs. dar af sp. – spr. up, Anspruch, Klage erheben gegen jem.; von Schuldverschreibungen: lauten. Refl. (Dat.) = spr. (im Volkston); (Acc.) sich besprechen.

spreker, Sprecher, Fürsprecher.

sprekerne, gesprächig, beredt.

spreke-venster = sprâkvenster.

sprên, m. Staar.

sprengel, m. Weihquast; Sprengel, Bischofsbezirk, soweit von einem Bischofssitz das Weihwasser versandt wird.

sprengel u. Dem. sprengelken, Heuschrecke.

sprengen, sw. v. (springen machen) 1. sprengen, streuen; sprenget vlêsch, mit Salz bestreutes, gesalzenes Fleisch; Zeug mit Mustern durchsetzen, bunt machen; spritzen, schiessen; bildl. aussprengen, ausplaudern. 2. ein Pferd springen machen, daher sprengen, galoppieren; dann überh. rasch herankommen.

sprenger, Heuschrecke.

sprenglicht, mustelinus = sprinkelich.

spreng-schote, m. Sprengschuss (von zu hoch gerichtetem Geschütz).

sprenk, Gespreng, entgegenlaufende Stollen mit ungleicher Sohle, jäher Abschuss? Quell?

sprenkel, Dem. sprenkelken, Heuschrecke.

sprenken = sprengen.

sprenseke = sprinze.

sprêt, n. Stange oder Baum; bes. eine Segelstange.

sprêten = spruten, spriessen.

sprêt-holt to der groten bussen:?

spriddel-docke, Beisitzerin der Braut auf dem Brautwagen (Ditmarsch.).

sprik, n. dürres, leicht zerbrechliches Reis eines Baumes, das abgefallen ist. Dem. sprickelîn.

sprile = spîr, (Gras)halm.

springel-hûs, Tanzhaus.

springal, eine Wurfmaschine, frzs. espringalle.

springel, Sommerspross.

springen, st. v. springen; tanzen; von der Bewegung der Schachfiguren; entspringen, hervorsprudeln.

springer, Springer; auch Name eines Frauenkleidungsstückes.

sprink, m. (n.) Quell, Quelle; Springflut.

sprink-born, m. Quelle; Quellwasser.

sprinke, Heuschrecke.

sprinkel, Vogelstrick, Fangschlinge.

sprinkel, Fleck im Gesichte, Sommerspross.

sprink(e)lich, -echt, -echtich, sprinkelt, gesprenkelt, betupft, fleckig, buntfarbig.

sprink-grunt, Ursprung.

sprink-hane, Heuschrecke.

sprink-horn, euphorbia lathyris.

sprink-korn, lathyris, siliquastrum; auch wilder Kürbis, coloquintida.

sprink-slot, Federschloss.

sprink-storm, Springflut.

sprink-water, Quellwasser; Quelle.

sprink-worm, Heuschrecke.

sprink-wort, Springwurz, euphorbia lathyris.

sprinze, f. Sperberweibchen, zur Jagd auf kleinere Vögel gebraucht.

sprok u. sprockel, n. dürres, leicht zerbrechliches Reisig, Leseholz.

sprok, ein Vogel: hezere (?), sprock, avis.

sprok-wide, salix fragilis, Bruch-, Sprockweide.

sproke, st. m. 1. Gerede, Erzählung. 2. Spruch, Ausspruch. 3. Sprichwort, Lehre.

sproke-wort = sproke 3.

sprot, ein kleiner Fisch, geräucherte Sardelle, sarda.

sprote (sprate), f. Leitersprosse.

sprote u. sprute, (Sommer)sprosse, Fleck, lentigo.

sprotele u. sprutele, Sommersprosse.

sprotich u. sprotelich, bunt, gesprenkelt, bes. sommerfleckig.

sprotlink, Sprössling, Zweig.

sprunk, m. 1. Sprung; Tanz. 2. Quelle.

sprût(e), Spross, Sprössling.

spruten, st. u. sw. v. spriessen; entspriessen, entstammen; resultieren, folgen.

sprutte, f. Spritze; Feuerspritze.

spruwe, f. e. Geschwulst im Halse; bei Pferden auch an der Köthe: Strahlfäule. Verb. spruwen, an dieser Krankheit leiden.

spuddich, schmutzig, unansehnlich; adv. spuddigen.

spûk = spôk.

spunde = sponde.

spunde, spunne, spunge, f. Bettstelle.

spundel-gelt, Geld für das Verspunden.

spunden, sw. v. mit einem spunt, Zapfen, verschliessen; in ein Fass schliessen.

spunder, der Spünde macht oder der verspundet.

spunt, n. 1. Verschlusszapfen, bes. mitten oben auf dem Fasse; Pflock zur Ausbesserung schadhafter Stellen in Planken oder Balken. 2. Spundloch.

spunt-bîl, Beil zum Spunden? -hol, Spundloch; -holt, Holz zum Spunden oder = spunt 1; -knôp, Knopf in Form eines Spundes? -nagel, Brettspieker, Dielennagel; -vlasche, gespundete Flasche.

sputh? ein Mass für Salz (½ Tonne?).

squille, wilder Knoblauch, wilde Meerzwiebel.

sta-bi, steh beiseite, gieb nach! bildl. für Schlag: ênen s. geven.

stach, n. Stag, ein dickes Tau zur Befestigung der Maste und Stengen nach vorne.

stach-klêdinge, dünnes Tau (Trensing), welches zur Stärkung um das Stag gewickelt wird?

stacie, stacien, f. Station, Standort; in der kirchl. Sprache bes. die Stationen der Kreuztragung Christi u. gewisse Haltestellen bei Processionen u. spec. die Unterbrechung oder Beschliessung dieser durch einen Hauptgottesdienst: stacien stân, de st. holden.

stackele, Stachel, Spitze.

stackel-wegge, Brod mit scharfen Ecken, Timpenbrod?

stackit, stacket, n. Stacket, Zaun von Staken, Latten, Pfählen etc., auch = stak.

stade, sw. m. = stadel.

stade, n. Gestade, Ufer.

stade, f. Gestattung, Unterstützung, Beistand; günstiger Umstand, gute Gelegenheit, Nutzen; to stade komen, zur Ruhe kommen; mit stade(n), gemächlich.

stade = stêde, fest.

stadegen, sw. v. = stêdigen.

stadel, n. u. m. Stelle, wo man Frucht, Ware etc. aufschüttet, Tenne, Diele, auch wohl Scheune.

stadelike, adv. beständig, fortwährend, regelmässig, häufig.

staden, sw. v. = steden.

stades-bode, städtischer Bote, Läufer; -sone, Sühne, welche e. Bürger dem andern zu leisten hat; wegen anderer Zss. s. stat-.

stadich, stetig, beständig.

stadicheit, Stetigkeit, Festigkeit.

stadinge, Ausstattung.

staf, m. Pl. stave, steve, Stab, bes. zur Stütze beim Gehen, zum Reiten (Steckenpferd); Hirtenstab; Bischofsstab; Fassdaube.

staf-dreger, Kirchenbeamter, welcher der hohen Geistlichkeit das Amts-Scepter vorträgt; -holt, Daubenholz; -isern, Stabeisen; -slach, Schlag mit einem Stock; -swert, sica, gladius bacularis; -wade, eine Art Fischernetz; -wort, abrotanum, Stabwurz.

staffel(e) = stavele.

staffêren, sw. v. = stoffêren.

stak, n. fl. stackes, ein quer oder schräg in den Fluss gelegter Damm von Pfahl- und Strauchwerk.

stake, sw. m. Stange, z. B. Zaunstange, Fahnenst., Windlichtstock, Schiebstange der Schiffer; Messrute (8 Ellen); Gefangenblock, Gefängnis; ein Mass für Heu.

stakel-wegge, pistillus = stackelwegge.

staken, sw. v. 1. Pallisaden setzen; Stäbe in eine Flechtwand einsetzen. 2. Garben, Heu etc. mit der Heu-, Korngabel auf- oder abladen. 3. mit einem staken schlagen oder stossen, daher treiben, vertreiben. 4. (?) = stocken, ins Gefängnis setzen. Refl. sich stechen; vom Pferde: sich etwas in den Fuss treten.

stake-nette, eine Art Fischernetz.

staker, der Heu, Getreide mit der Heu- oder Korngabel auf- oder abladet.

stak-holt, Holz, aus dem man staken macht.

stakit, staket = stackit.

stal, m. Harn (der Pferde).

stal, m. (n.) Stall.

stal, stāl, m. n. = stale, Muster.

stâl, m. Stahl, chalybs.

stāl-blaw, probemässig blau, v. Tuch.

stāl-bôk, Register der geprüften Tuche.

stal-boldich, halsstarrig?

stal-bôm = stelbôm.

stal-broder, Stallbruder, -genosse, contubernalis; Genosse, Kamerad.

stale, sw. m. jedes Muster, nach dem etwas gemacht wird, Probe jeder Art, eine s. g. Patrone; bes. Probemünze und Zeugmuster, Kleidermuster.

stale, 1. Stolle, Bein oder Fuss (einer Kiste etc.). 2. der Grund, worauf ein Deich liegt; überh. Damm.

stale (stalen?), Beschäler.

stale-hof = stalhof.

stalen, sw. v. nach dem Urbilde prüfen und als demselben entsprechend beglaubigen (durch ein angehängtes Bleizeichen).

stâlen, sw. v. stählen, schärfen.

stâlen, stählern.

staler, der Prüfer der Tücher (nach dem stale).

stāl-gelt, das Geld, das für das stalen der Tücher gezahlt wurde.

stāl-grone, probemässig grün, v. Tuch.

stal-hêre, Stallherr, Ratsherr, unter dem der Marstall steht.

stāl-hof, die bekannte hansische Niederlassung, Factorei, in London (urspr. Halle, zur Prüfung – stalen – der zu exportierenden Wollenfabrikate?)

stal-holt? dünnes Holz zum Zäunen der Wände? (oder = stelholt?)

stalinge, adv. heimlich.

stal-junge, Stalljunge.

stalle-, stal-knecht, Stallknecht.

stallen, sw. v. harnen (von Pferden, Eseln).

stallen, sw. v. in den Stall (Behausung) bringen, aufstallen; mit Auslassung des Objectes Pferde: sich einquartieren; stallen vor, sich vor eine Burg oder Stadt lagern, sie belagern.

staller, eine hohe obrigkeitliche Würde bei den Eiderfriesen, stabularius.

stal-licht, auf einen Kandelaber oder sonst aufgestelltes Licht.

stallinge, Stallung; Stall.

stal-man, Stallknecht.

stâl-menger, Eisenkrämer.

stal-mest, (â?) ein Gerät der Schuster.

stal-mêster, Stallmeister.

stāl-mêster, der die Aufsicht über das stalen der Tücher hat.

stal-page u. -pert, Stallpferd, caballus stabulatus, d. h.? vgl. stelpert.

stal-revel, wahrscheinlich: Stäbe zum Holzgewandgerippe eines Stalles.

stalpen, stagnare.

stalt = gestalt, gestaltet.

stalt, Gestalt.

stalt-, staltenisse, f. Gestalt, bes. schöne Gestalt; Beschaffenheit.

stâl-vat, Fass für oder voll Stahl.

stal-werder, -warder, Stallwärter, stabularius.

stam, m. Stamm, Baumstamm; Geschlecht, Abstammung.

stamelen, sw. v. = stameren.

stamer u. stamerich, stammelnd, stotternd.

stamer-buk, Stotterhans.

stameren, sw. v. stammeln, stottern.

stameringe, das Stammeln.

stam-harich, als Fehler an der Wolle.

stamme, sw. m. = stam.

stammen, sw. v. einpflanzen?

stamme-tal, Grad der Abstammung.

stammête, eine Art feineren Tuches.

stamp, m.? u. stampe, f. Stampfe, Mörser, Stampfmühle.

stampen, sw. v. zerstampfen.

stân, unr. v. 1. stehen, bestehen, dauern; sich verhalten, sich befinden, sein; Inhalt haben, lauten (v. Briefen); s. gân, sich stellen, aufstehen; s. laten, anstehen lassen, unterlassen. 2. mit Gen. d. Sache: zugestehen, bezeugen; einstehen für, über sich nehmen. 3. m. Dat. d. Pers.: zustehen, zukommen, gebühren; zu Pfande stehen; zu stehen kommen, kosten. 4. den slete s., die Unkosten bestreiten; eventûr s., auf dem Spiele stehen, = de vare s., Gefahr stehen, riskieren. 5. s. an, bestehen in, beruhen auf, ankommen auf; mede, übereinstimmen, es halten mit jem., gut oder schlecht stehen bei jem.; na, trachten nach; over, mit e. Sache beschäftigt sein; up = s. an, der Entscheidung jemandes überlassen sein, bestehen oder beharren auf; vor, gut stehen für, gelten für, vertreten (v. Ämtern, welche jem. bekleidet).

stande, f. Kübel von Holz oder Metall (Zinn), unten breit und oben schmal, Stellfass.

standel-wort, Knabenkraut, satirion.

stander, m.? = stande.

standerde, f.? stander, m. Standarte, vexillum, frz. estendard.

stange, sw. m. f. Stange, bes. Fahnenstange.

stangen-kreier, ein grösseres (dreimastiges) Schiff; -luchter, Leuchter auf einer Stange, Processionsleuchter; -tasche, Tasche mit eisernem Gestell.

stangerde, -yerde = standerde.

staninge, das Stehen.

stank, m. Geruch: Wohlgeruch; meist: Gestank; bildl. Anstoss, Verdruss; scherzhaft: des hebbe st. = dank, resp. undank.

stânt, n. u. stant, m. 1. das Stehen, der Stand. 2. = bestant, Stillstehen der Feindseligkeit, Friede. 3. Bestehen, Beständigkeit.

stant-(h)aftich, -achtich, fest, bestehend, standhaft. Sbst. -ticheit.

stant-genote, stant-, stande-note, Standgenosse, d. i. Schöffe, Gerichtsbeisitzer.

stanthart, m. (frz. estendard) Standarte; eine Kopfbedeckung der Weiber?

stant-vast, was fest steht, unbeweglich, beständig.

stant-vasticheit, Beständigkeit.

stant-wort = standelwort.

stapel, Heuschrecke.

stapel, m. 1. Säule, jeder säulenartige Gegenstand; z. B. Grenzpfahl; der Kirchturm (ohne die Spitze); Wachsstock, Kerze. 2. jede Unterlage, auf der etwas ruht, Block, z. B. Haublock, Amboss; in der Schiffsbaukunst die Unterlage zur Erbauung e. Schiffes. Im bes. ist st. auch die Bühne, von der das Urteil des Richters gesprochen wird; daher Gerichtsstätte, Gericht. 3. aufgeschichteter Haufe von Holz oder Waren, Ballen. 4. Verkaufsstelle, Stapelplatz.

stapel-gelt, Geld, w. die Flaminge 1392 zahlten, damit der Hansische Stapel wieder nach Brügge kam; -gût, Gut, das auf den stapel gebracht werden darf (Ggs. ventegût), schichtbare Waren (Tuch); -hof, Warenniederlage; -licht, grosses Wachslicht = tortisie.

stapelen, sw. v. 1. die Grenze durch Pfähle etc. bezeichnen. 2. aufstapeln; e. Ware auf den Stapelplatz bringen.

stapen, st. v.? = stappen.

stappe, sw. m.? Fussstapfe; in Wappen: Schindel.

stappe, sw. m. 1. Bein an Hausgerät. 2. ein kleines, hölzernes Gefäss mit einer längern Daube, die als Handhabe dient (für Milch, Butter). 3. Falle, Schlinge.

stappen, sw. v. 1. stapfen, schreiten. 2. Part. stappet, mit Beinen versehen (von Kisten etc.).

stappen-maker, der stappen macht, Böttcher.

star, n. Staar, die Augenkrankheit; de oghen stâd to stare, v. e. Toten: in Starrheit?

star-blint, staarblind.

star(e), m.? Staar, der Vogel (selten).

staren = starren.

stark, stark, fest; kräftig, gewaltig; als Titel: strenuus; vom Gesicht und Geschmack: scharf.

stark-armich, der starke Arme hat.

starke = sterke.

starken = sterken.

stark(e)like(n), adv. fest, kräftig, gewaltig, strenge.

starkes, umges. für strackes.

stark-halset, der einen starken (steifen) Hals oder Nacken hat, halsstarrig.

starkheit, Stärke.

stark-modich, willenskräftig.

stark-mogendicheit, Tapferkeit, Stärke.

starkte = sterkede.

starling = sterling.

starlissen (scarlissen?) = schorlitze?

starren, sw. v. mit starren Augen blicken, stieren.

starrik = stark.

star-steken, das Stechen des Augenstaares.

start = stert.

starve = sterve.

staruste, Starost, Landeshauptmann in Polen.

stat, f. 1. Stelle, Ort; Hofstelle, up der stat, van stade(n) (steden) an, auf der Stelle, sogleich; van steden to steden, stellenweise, hie und da. 2. Statt, Stelle, die jem. vertritt: an, in – stat.

stat, f. (älterer Gen. Sing. der stades, dann des stades u. Dat. deme stade, spät. Gen. Dat. der stat, Plur. stede, im 15. Jh. häufig stedere) Stadt: de stad van oder to Bremen etc.; auch Ortschaft, Burg: van stade (stede) to stade (stede), von Ort zu Ort, in allen Städten nach der Reihe.

stat, n. fl. stades, Gestade, Ufer.

stât, m. (u. n.?) aus lat. status, fl. states, selten stades, 1. Stand, Stellung, Ordnung. 2. Zustand, Beschaffenheit; Stand im Leben, im Staate, bes. hohe Stellung, Ehrenstand, Würde, Rang. 3. Pracht, Herrlichkeit, Staat, Prunk.

stat-becker, der zünftige Bäcker, veilbecker (Ggs. hûs-, innebecker); -beste, n. Wohlfahrt der Stadt; -bôk, Stadtbuch: Rechtsbuch, Denk- oder Protokollbuch, Erbebuch etc.; -bove, Erzschurke der Stadt; -bulle, der städtische Gemeindestier; -dans, Tanzfest der ganzen Bürgerschaft; -dêner, niederer städtischer Beamter; -dink, Stadtgericht; -grave, m. Stadtgraben; -holt, städtischer Wald; -hunt, Ggs. lanthunt, andrs. de edele h.; -hûs, Rathaus; -kelre, -keller, Ratswein- oder -bierkeller; -knape, -knecht = statdêner; -loper, Stadtbote; -maget, Stadtmädchen, Ggs. dorp-, hovemaget; -mêster, Bürgermeister; -mure, Stadtmauer; -ordeninge, politia; -piper, Ratsmusikant; -plicht, Bürgerpflicht, jeder der Stadt zu leistende Dienst oder Abgabe; Adj. -plichtich; -porte, Stadttor; -recht, Rechtssatzung einer Stadt; -rochtich, -ruchtich, stadtkundig; -schriver, Stadtsecretair; -upkome, Stadt-Einkünfte; -velt, Stadtfeld, -marke; -veste, Stadtverfestung, -acht; -voget, Stadtvogt, bes. der Gerichtsvogt u. der Ausreitervogt; -vorrêder, Stadtverräter.

state (selten) = stât.

state-dach, Festtag?

stat(e)lik, (â?) stattlich, ansehnlich. Sbst. statlicheit.

stat-(h)aftich, -heftich, (â?) statthaft; im Stande seiend, tüchtig, begütert, angesehen, stattlich; adv. stathaftigen, gehörig, angemessen? beständig?

stat-, stāt-holder = stedeholder.

stature, Statur, Wuchs, Gestalt.

stave, staver = stove, stover.

stavel(e), stavile, Stiefel. stavelen, sw. v. stiefeln.

stavelen = staven.

stavelik = stevelik.

stavelen-bolte, intrusula, Instrument der Schuster zum Ausspannen der Stiefel.

stave-licht, Windlicht, Fackel.

staven, sw. v. 1. den êt staven, den Eid buchstäblich, wörtlich vorsagen, den der Schwörende nachzusprechen hat; den Eid abnehmen. 2. m. Acc. der Person: beeidigen. – stavedes êdes, mit gestaveden êden sweren, feierlich schwören.

stavener, stavere = stevere.

staven-wort = stafwort.

stech, n. Steg, viale, semita: enger Weg, Fusspfad; schmales Brett als Brücke; to wege unde stege, to stege u. strate gân, ausgehen können, nicht bettlägerig, gesund sein; in städt. Testamenten wird regelmässig etwas to wegen unde stegen der Stadt vermacht.

stecken, 1. sw. v. intrs. stecken. 2. st. v. trs. dialekt. = steken, stechen, stecken.

stedde, f. = stede; steddich = stedich.

stede, f. 1. Stelle, Platz; Ortschaft, Hofstelle; stânder stede, sofort, auf der Stelle; uppe (der) stede, augenblicklich, jetzt; sodder stede, seitdem, später; van steden, sofort; weg, fort; an, in – stede, anstatt. 2. Stätte, Raum, Erlaubnis; stede geven, Platz machen, nachgeben, erlauben; stede hebben, stattfinden können; stede u. stunde, Ort u. Zeit, Gelegenheit; in steden stân, zu Statten kommen.

stêde, f. Stätigkeit, Festigkeit; Treue.

stêde, adj. fest, beständig, treu; stêde sîn, bliven, rechtsbeständig, gültig sein; = stedich, stedisch.

stêde, adv. fest, beständig; stets, immerwährend: stêde unde vast, stêde-vast; stêde hen, stêde wech, in einem fort, fort und fort.

stede-gelt, Stättegeld, Zahlung für die Benutzung einer Stätte, Grundzins; bes. die zu zahlende Abgabe für den Platz beim Verkauf, Schaustellungen etc.

stede-holder(-holdener), Statthalter, Vertreter, Vicarius.

stede-holdinge, Genehmigung.

stêdelike(n), adv. fest, sicher; fortwährend, häufig.

stêdelikes, stets, immer.

steden, sw. v. 1. trs. stellen, setzen, befestigen; refl. sich festsetzen, sich stützen, sich verteidigen. 2. gestatten: ênen in, to, uppe, jem. zulassen zu, aufnehmen; to worden, das Wort gönnen; van sik, loslassen, freigeben; ênem wes (wat), zugestehen, erlauben, bewilligen. 3. m. Dat. zu statten kommen, passen, nützen.

stede-pennink = stedegelt.

stêde-vast, -wech, s. stêde.

stêdes, stets, immer; stêdes hen, stetshin.

stedes = stedesch, s. stedisch.

stedich, stätisch, von Pferden, die nicht von der Stelle wollen.

stêdich, stätig, beständig; adv. stêdigen, stêdichliken.

stêdicheit, Festigkeit, Beständigkeit, Sicherheit.

stêdigen, stêdegen, sw. v. festsetzen, bestimmen; befestigen, bestätigen.

stedigen, sw. v. = steden 3.

stêdinge, Bestätigung; Festigkeit, Stütze.

stedinge, Einsetzung, Bestallung.

stedisch, (von Pferden) stätisch, widerspenstig.

stêf-dochter, -kint, -moder (-mome, -mone), -sone, -vadere, Stief-Tochter, -Kind, -Mutter, -Sohn, -Vater.

stege, m. u. f. Pferch, bes. für die Schweine.

stege, (ê?) f. gradus, Stufe, Treppe.

stêge, (ê?) steiler Weg, Anhöhe; überh. Weg?

stêgel, steil.

stegele, f. Tritt zum Übersteigen über einen Zaun; Stufengang, bes. vor Kirchen.

stegelitze, -lisse, Stieglitz.

stegen, sw. v. Steg bereiten.

stêger = steiger.

stege-, stegel-rêp, Stegreif, Steigbügel (Steigring).

stegerêp-amber, Eimer, am Steigbügel getragen? l. -armborst?

stegerêp(es)-armborst, e. Armbrust, die man durch Treten in einen Steigring oder Bügel, vermittelst einer Maschine, antwerk, krîch, spannen musste.

steide = stêde.

steiger, steil; s. dal, declivis.

steiger, steier, m. Baugerüst; überh. Gerüst; Stockwerk; in den Fluss gebauter Damm.

stei(g)eren, sw. v. steigern, höher machen; verteuern.

stei(g)eringe = steiger, m.

steil, steil; bildl.: trotzig, hoffärtig, stolz; steile upwart, acclivus.

steilicheit, bildl.: Trotz, Hoffart, Stolz.

steilinge, jäher, steiler Berg.

stein, Stein, u. Abl.: s. stên etc.

steke, st. m. 1. Stich. 2. stechender Schmerz (Seitenstechen). 3. das Stechen, Turnieren. 4. concr. Stachel. 5. = stekelade. – den s. holden, Stich, Probe halten; im s. unde lope laten, im Stich lassen.

steke-bane, Stechbahn, Turnierplatz.

steke-bant, Eisenband, welches zwei Balken aneinander schient.

steke-dach, Stichtag, festgesetzter Tag.

stek(e)-harnes, Turnierharnisch.

stekel, leicht verletzt, leicht beleidigt.

stekel, devexus.

steke-lade, eine Art Fischreuse od. -netz.

stekel-dorn, Stechdorn.

stekele = stekelink.

stekel-gerêde, n. Turniergerät.

steke(l)-helm, Turnierhelm.

stekelich, stechend, verletzend.

stekelink, ein kleiner, stachlichter Fisch, Stichling, Gründling.

stekel-schip = stekelvarerschip.

steke(l)-spel, m. Stechspiel, d. i. Turnier, wo mit Lanzen nach dem Gegner oder nach einem Kranze oder Ringe gestochen wurde.

steke(l)-sper, Turnierspeer.

steke(l)-tuch, Turnierrüstung.

stekel-varer = stekenitzevarer.

stekel-wege, laganum = stackelwegge.

steke-messet, -mest, Messer zum Stechen, Dolch.

steken, st. v. 1. stechen; ein Pferd spornen; verwunden, verletzen; erstechen; durch einen Halsstich schlachten; turnieren; den Staar stechen; ein Fass anstechen; den Schmelzofen anstechen: dat sulver s.; reizen, Begierde erwecken. 2. trans. stecken, festheften; ein dünnes Tau (aus 2 oder 3 Garnen) drehen; hineinthun; festsetzen, bestimmen; zustecken, hinterbringen; intrs. stecken, festhaften; refl. in, sich einmischen; an, sich in Besitz setzen.

steken, sw. v. intrs. stecken.

steke-nâlde, Stecknadel.

stekenitze-, steken-varer, Schiffer auf dem Stecknitz-Canal.

steke-pennink, das Geld, womit man einen besticht.

stek(e)-pille, zerfliessende Sachen, welche Kranken zur Beförderung des Stuhlganges im After beigebracht werden.

steker, ein Fisch, pecten.

steke-recht (stekerecht-dach) setten, einen Termin zur Verhandlung eines Prozesses und Beibringung der Beweismittel anberaumen.

steke-rei, Stechreigen, Turnier.

steke-rink, Turnierplatz, Turnier.

stekerlink = stekelink.

steke-tît = stekedach.

steke-wîn, der Wein, der beim Anstich eines neuen Fasses dem Rate gebührt (sonst: der zur Probe mit dem Heber aus dem Fasse gestochene Wein).

steke-wort, Stichelrede.

stel, stēl, (aus stele?) m. Stiel, Handhabe; Stengel; Ladestock?

stel, n. Gestell, Stockwerk eines Hauses.

stel-bôm, Baum, Stange zu Gerüsten, Stellagen.

stel-brêf (= bestelbrêf, Bestallungsurkunde?) Kaperbrief, Commissionsbrief, der auslaufenden Kapern erteilt wird.

stel-dele, Diele, die zum Gerüste, Gestelle dient.

stêlen, sw. v. stählen, verstahlen.

stêlen, stählern.

stelen, st. v. stehlen; refl. sich heimlich entfernen.

steler, Dieb.

stel-hamer, grosser Schmiedehammer; Stimmschlüssel, plectrum.

stel-hol = stellegat.

stêliken = stêdeliken.

stêlken, weisse, linnene Hauben (der Laischwestern).

stelle, n. Gestell, z. B. des Wagens, Webestuhl, Baugerüst.

stelle-anet, Stellente, Lockente.

stelle-gat, Mauerloch, in welches der Gerüstbalken gelegt wird.

stelle-, stel-holt, n. Holz zu Gerüsten, Dämmen etc.

stellen, sw. v. stellen, hinstellen, anstellen; betreiben, machen; m. Dat. nachstellen, Fallen stellen, jagen; an, to, anheimstellen; na, trachten nach, sein Augenmerk richten auf; up, richten, einrichten auf; refl. Stellung nehmen, sich richten; sich anstellen, sich geberden. Prtcp. gestalt, gestelt, gestaltet, beschaffen; gerichtet, gestimmt.

stell-ende = stelle-anet.

stelle-stake, Pfahl zu einem Gerüste.

stel(le)-wede, Weidenband zum Gerüste.

stellinge, 1. Stellung, Lagerung; Bestellung des Ackers, Düngung etc.; Versetzung des Bieres in Gärung. 2. Stallung, Stall; Gestell, Bühne, bes. Baugerüst, Abteilung desselben, daher Höhenmass (46 Zoll).

stel-pert, Pferd, das in die Karrengabel gespannt wird.

stel-rame, Gestellrahm der Weber.

stel-rover, Dieb und Räuber.

stelte, f. Stelze; Stelzschemel der Krüppel.

steltener, stelter, gipsaticus, claudus.

steltnisse = staltnisse.

stemme, stemne, s. stempne.

stemmen, sw. v. stimmen, votieren.

stemmen, sw. v. steif, fest machen, halten; sik tohope s., sich zusammen drängen.

stempel, ein Werkzeug zum Stampfen, Stössel, Mörserkeule; Stampfer, Ladestock der Kanone; Grabstichel, Prägestock, Stempel; ausgeprägtes Bild, Vorbild.

stempel-mole, Stampfmühle.

stempen u. stempelen, sw. v. stampfen, stossen; stossend bilden, Figuren in Metall treiben; stempeln, marken; bildl.: etwas formieren, betreiben, anstiften, ins Werk setzen; absol. etwas böses betreiben, Verrat üben, betrügen.

stemper, 1. Stössel, Stampfblock. 2. Betreiber, Anstifter (in bösem Sinne).

stemperie, Betreiben, Agitation, Aufwiegelung.

stemp-isern, Stempel-, Mark-Eisen.

stempne (stemne), stemme, f. u. m. Stimme; Votum.

stem-rême, in die Nähte der Beutel, des Schuhzeugs eingenähter schmaler Lederriemen.

stên, unr. v. = stân, stehen.

stên, m. Stein; als Bau-, Mauerstein, oft collect.; als Geschoss, Schandstein, Badestein; Schwelle; Würfel, Brettstein; Blasenstein; Kern der Steinfrüchte; steinernes Haus, Turm, Gefängnis; als Gewicht für Wolle, Flachs (gew. 20 Pfund).

stên-bedde, Hünengrab; -berch, felsiger Berg, Steinbruch; -bicke, Spitzaxt zum Brechen, Zerhauen, Behauen der Steine, zum Schärfen der Mühlsteine; -bicker, 1. Steinhauer, 2. = d. f.; -bit(e), -biter, fundiculus, saxatilis, Steinbiss, Gründling, Schmerle; -bodene, die hölzerne Einfassung des Mühlsteins; -bore, Tragbahre zu Steinen; -breke, Steinbrech, e. Pflanze; -breker, der im stên-broke, Steinbruch arbeitet; -brugge, 1. steinerne Brücke, 2. Strassenpflaster; -bruggen, sw. v. die Strasse pflastern; -brugger, Strassenpflasterer; -budde(n?), wohl = stênbodene; -buk, -bok, ibex, capricornus; -busse, 1. alabastrum, steinernes Fläschchen, 2. Geschütz, aus w. Steine geschossen werden; -but, Steinbutt, e. Fisch; -dam, Steindamm, gepflasterte Strasse; -decker, Ziegeldachdecker; -exe = stênbicke; -gelt, Geld, w. der Gefangene für den Aufenthalt im Gefängnisse zahlen muss; -glint, Einfriedigung v. Stein; -grant, Steinkies, -gerölle; -grove, Steingrube, -bruch; -grunt, fundus arenosus; -grûs, n. Steinbröckel; -hôp u. -hupe, Steinhaufen; -houwer, Steinhauer, Steinmetz; -hovet, Steinbollwerk am Wasser, fundamentum lapideum; -hûs, massives Haus, auch: festes Haus, Feste; -kalk, Steinkalk; -kamere, 1. feuerfestes Gemach, auch: Gefängnis, 2. Steinbruch; -kanne, Schenkkanne v. Thon; -klêver, mellilotum, wilder Klee; -klippe, Felsklippe; -kole, Steinkohle; -krôs, Krug v. Thon; -kule = stêngrove; -lîm, Steinkitt; -march, Steinmark oder Mondmilch, e. weisse Erde; -mel, Mehlabfall zwischen den Mühlsteinen; -minte, calaminta, Steinmünze; -nagel, eiserner Nagel zu Dachpfannen, -schiefern; -nette, mit Steinen beschwertes Fischernetz (eine bes. Art); -olt, sehr alt; -peper, sedum acre, Steinpfeffer; -piler, Pfeiler v. Stein; -pot, Topf v. Thon; -prâm, Prahm zum Fortschaffen v. Ziegel- u. a. Steinen; -rose, -ruse, -rudse, -rusche, f. Fels, Felsabhang; -rute, capilli veneris; -setter = stênbrugger; -slope, Schleife zum Transport von Steinen; -sniden, den Blasenstein schneiden; -strate, gepflasterte Strasse; -sule, Säule v. Stein, als Brunnen? -troch, Trog v. Stein; -ule, Steineule; -varn, polipodium; -vat, Gefäss aus Stein, Thon; -vore, Steinfuhre, Fahren v. Steinen; -want, Wand v. Stein; -wech, Strassenpflaster, gepflasterter Weg; -werk, stein. Bauwerk, Steinmetz-, Mauer-Arbeit; -wer(ch)te, -werter, -werker jeder Stein-Arbeiter, bes. Steinhauer u. Steinmetz, aber auch Ziegler u. Maurer; -winde, Winde für Steine; -worp, Steinwurf, als Längenmass.

stênaftich, -achtich, steinern.

stendeke, Dem. zu stande, cadulus.

stendel-wort, leporinum u. satirion.

stender, m. Pfosten, Pfahl der trägt.

stender-werk, Zimmerwerk, Fachwerk.

stendich, geständig, zugestehend, einräumend.

stêne-lôt = stênen lôt, Geschoss aus Stein.

stênen, adj. steinern.

stênen, sw. v. mit Steinen bewerfen, steinigen; mit Edelsteinen besetzen, schmücken.

stenen, sw. v. stöhnen.

stêne-wrak, coll. untaugliche u. zerbrochene Ziegel.

stengel, Stengel der Pflanzen.

stênich, steinig, steinhart; voll Steine; adv. stênigen.

stenken, sw. v. bis zum Übermasse sättigen?

stênte, n. Gestein, bes. Edelgestein.

stêr, m. Stier.

sterf-dach, Todestag; -drôs, Pestbeule.

sterflik, sterblich; tötlich.

sterfnisse u. sterfte, f. = sterve.

sterk = stark.

sterke, f. eine junge Kuh, die noch nicht (oder zum erstenmal) gekalbt hat, ein überjähriges Kalb.

sterke, f. u. sterkede, f. Stärke; Stärkung.

sterken, sw. v. 1. intr. stark werden. 2. tr. stärken, stark machen, befestigen, unterstützen, verstärken. 3. refl. sich stärken, sich erquicken, sich verstärken.

sterker, der stark macht, unterstützt.

sterkheit, Stärke.

sterkliken, adv. stark, kräftig.

sterknisse, confortacium.

sterne, f. (u. stern, n.?) Stirne.

sterne, sw. st. m. u. f., stern, st. m. Stern; sternartiger Fleck.

stern(e)-kiker, Astronom, Astrolog; -krone, Sternenkrone; -schot u. -suver, Sternschnuppe; -wagen, ursa minor.

sternete, n. die Gestirne (collect.) und ein Gestirn.

sterninge, Gestirn.

sterre, sw. m. Stern.

stert, m. Schwanz; Hintere; up den stert houwen, jem. verhöhnen; den stert hôch holden, dregen, sich stolz bezeigen; bildl. das äusserste Ende einer Sache; fractillus, Zacke, Zipfel an Gewändern.

stertelink, Wolle an den Schwänzen der Schafe.

stertel-krût, capsia.

stert-lôs, ohne Schwanz.

stert-rême, Schwanzriemen.

stert-wisch, nepus.

sterve, m. f. das Sterben; ansteckende, tötliche Krankheit, Pest, Epidemie.

sterven, st. v. sterben; (als trans.) durch Todesfall vererben.

sterven, sw. v. sterben machen, töten, ertöten.

stervent, n. = sterve.

sterver, der Sterbende.

stervesch, gefallen, crepiert (vom Vieh).

stervich, Tod bringend.

stervinge, f. 1. = sterve. 2. Ertötung.

stevel, m. Stiefel.

stevelen, sw. v. stiefeln, Stiefel anziehen.

stevelen = stevenen (den Eid).

steveler = stevere.

stevel-gelt, Geld zu Stiefeln.

stevelik, fest, sicher, genau, bestimmt.

steven, f. Vorderbalken, Schnabel des Schiffes.

steven-dach, festgesetzter Tag, Termin.

stevene, f. bestimmter Tag u. Ort zum Erscheinen (vor Gericht, zur Versammlung der Gilde etc.); Versammlung, Verhandlung.

steven(en), sw. v. = staven, den Eid staben.

steven(en), sw. v. einen festen Tag bestimmen zum Erscheinen vor Gericht etc., citieren; anberaumen, fordern.

stev(en)inge, Ladung vor Gericht, Citation.

stevere, Eidstaber, der den Eid feierlich abnimmt.

stevich, fest, beständig.

stîch, m. Steig, Fussweg.

stîch-ledder, n. Steigleder, die Riemen, an welchen die Steigbügel hängen.

stîch-leddere, f. Steig-, Sturmleiter.

sticht(e), n. 1. Ordnung, Stiftung, Festsetzung. 2. geistliche Stiftung, Stift, Bistum, Abtei.

stichtelik, fest, dauerhaft; erbaulich.

stichten, sw. v. 1. stiften, gründen; einsetzen (Beamte); ordnen, einrichten; ins Werk setzen, veranstalten, verursachen, anstiften. 2. bildl. erbauen.

stichte-note, Stiftsgenosse, Ministerial des Stiftes, Bistums.

stichter, Stifter, Gründer, Schöpfer.

stichtich, erbaulich.

stichticheit, Festigkeit; Erbauung.

stichtichlik, erbaulich, was zur Erbauung dient.

stichtigen, sw. v. = stichten.

stichtiger, Stifter.

stichtinge, 1. Stiftung, Gründung. 2. bildl. Erbauung.

stichtisch, zu e. geistl. Stift gehörig.

sticke, sw. m. Stecken, spitzer Stab von Holz oder Metall, Griffel, Nadel; in die Erde geschlagener Pfahl, Pranger; Zielpflock, Scheibenstift, daher fig. Ziel, Ende, Punkt; Zünglein in der Wage; ein Mass für Zeug (Elle?), Flachs, Fische etc.

sticke, sw. m. = steke, Seitenstechen.

sticke-, sticken-dûster, stockfinster.

sticke-lappede scho, grobe Bauernschuhe.

stickelik, stachelig.

stickelse, n. Gesticktes, Stickerei (gestickter Schleier).

sticken, sw. v. 1. stecken, aufstecken, figere; schot, pile, s. pîlsticker; st. bliven, stecken bleiben; bildl. festsetzen, bestimmen. 2. sticken, acu pingere; refl. sich schmücken, zieren.

sticken, sw. v. anzünden, anstecken, entfachen; auch bildlich.

sticken, sw. v. ersticken.

sticker, Sticker, Bordierer; f. stickersche.

stickinge, Gesticktes.

stidde, f. = stede (im Braunschw.).

stide, steif, fest, hart; schwer verdaulich; bildl. trotzig.

stiden, sw. v. steif und hart werden; quillen, hoch aufgehen wie ein Teig, Erbsen, Reis u. a.

stîf, steif; bildl. fest, unbeugsam, hartnäckig; anhaltend.

stîfliken, adv. fest, kräftig.

stîf-steken, ästig, knorrig?

stift, Stift, kleiner Nagel.

stift(e), stiften, stiftinge, s. stichte etc.

stige, f. (n.) Zahlmass, Zahl von 20 einerlei Art.

stigen, st. v. 1. intr. steigen; sich erheben, in die Höhe gehen, im Wert steigen, an Macht zunehmen. 2. tr. besteigen; erstürmen.

stigen, sw. v. stige (Kornstiege = 20 Garben) machen oder aufstellen.

sti-hake, d. i. stîch-hake, Steighaken, einbäumige Leiter mit Quersprossen u. einem Haken (für Waldarbeiter zur Besteigung der Bäume).

stik, n.? Stich; Punkt, Augenblick? Windstoss?

stik-dorne, Stechdorn; -harich, von Pferden: mit weissen Haaren durchsetzt; -luchter, Leuchterröhre, welche auf e. Untersatz gesteckt wird; -modich, hoffärtig; -natele, spinter; -sage, eingriffige Säge mit schmalem Blatt; -sunich, kurzsichtig; -vat? stickuate edder schottelen.

stil, m. fl. steles, Stiel.

stîl(e?), Pfeiler, Säule.

stiles, m. stilus, Schreibgriffel; Pfriem, Ahle.

stil-geswegen, adv. in der Stille.

stilheit, Stille.

stil(le)-dink, -gerichte, das heimliche Ding, Gericht (des Femgerichtes).

stille, still; de s. vridach, Karfreitag; de s. weke, die Woche vor Ostern; s. misse = stilnisse 3.

stillen, sw. v. 1. intr. still werden, still stehen. 2. trans. still machen, beruhigen, beschwichtigen; befriedigen, bezahlen; beseitigen.

stillen(is)se, f. n. = stilnisse.

stil(le)-stant, m. Stillstand; Waffenstillstand.

stillich u. stillik, adj. still, verborgen.

stillicheit, Stille.

stillichliken, adv. still, heimlich.

stilliken, stilken, adv. heimlich, verborgen, unbemerkt.

stillinge, Ruhe.

stil-misse, f. n. = stilnisse 3.

stilnisse, f. n. 1. das Stillen der Kinder, Säugen. 2. Stille, Ruhe, Schweigen. 3. n. (selten f.) derjenige Teil der Messe, der die Consecration und die damit zusammenhängenden Gebete enthält, der vom Priester leise zu flüstern ist.

stîls, m. = stiles.

stîm(e), m. Lerm, Getöse, Toben.

stimen, sw. v. lermen, tosen, toben.

stimme, s. stempne.

stimmen, sw. v. stimmen, anstimmen; votieren.

stimpt, f. bestimmter Tag zu einer Zusammenkunft.

stinken, st. v. stinken; trans. durch üblen Geruch belästigen.

stinkendich, fetidus.

stinkendicheit, fetiditas.

stint, m. Stint, gubius.

stint-kulderinge, das Laichen der Stinte; -pâl, -ruse, Pfahl, Reuse zum Stintfang; -tît, Fangzeit des Stintes.

stip, n. stippe, Punkt, Tupf.

stipel-touw, welches Gerät?

stip-gat, n. verschliessbares Loch im Herdpfeiler oder in der Wand neben dem Herde zur Aufbewahrung kleinerer Sachen; Loch im Taubenschlage.

stippeken, stipken, ein kleiner Tupf oder Punkt.

stippen, sw. v. Tupfe od. Punkte machen; mit der Spitze (des Fingers, Stabes etc.) berühren; eintunken, intingere; steppen, sticken.

stip-werk, Getüpfeltes, Gesticktes.

stitze, stitzeke, f. junge Kuh, die erst einmal gekalbt hat.

stive, Adv. zu stîf.

stivele, Stütze, bes. hölzerne, z. B. für Erbsen, Weinstöcke etc.

stivels, Stärke, Amidam.

stiven, sw. v. steif machen, stärken, unterstützen.

stive-nacket, steifnackig, halsstarrig.

stivicheit, Steifheit, Hartnäckigkeit.

stivinge, Steifmachung, Stärkung.

stockel-knecht, Büttel, Gefängniswärter.

stocken, sw. v. in den Gefangenstock, ins Gefängnis werfen, incippare.

stocke-nette, eine Art Stellnetz der Fischer.

stocker, Büttel, Henker.

stockinge, das Setzen in den Gefangenstock.

stoderie, Einfriedigung od. Umzäunung (Weideplatz) für Pferde.

stof, n. m. fl. stoves, Staub, bes. Sand, pulvis, u. Spreu; Stäubchen; fig. Schmutz, Unbedeutendes.

stoffame? Geländer, Brustwehr.

stoffêren, sw. v. staffieren, aufzieren, schmücken; den Anschein des Echten geben, fälschen; ins Werk setzen, abkarten.

stoffêrer, Hutstaffierer.

stôf-hûs, Badehaus, Wirtshaus.

stof-mel, Staubmehl.

stof-regen, Staubregen.

stoite, ein Schenkgefäss. L. toite?

stok, m. 1. Stock; Zeichen der Amtsgewalt; Stab zum Losen; Kerbstock; Streichbrett; Weinstock; de witte stock, Bettelstab. 2. Baumstumpf. 3. Brunnen, Pumpe. 4. Münzstock. 5. Bienenstock. 6. hoch aufrecht stehender Behälter für Geld, Almosen, Urkunden etc. 7. von Holz aufgerichtetes Ständerwerksgebäude. 8. die hölzerne Strafmaschine, in welche die Füsse der Gefangenen gesteckt wurden, daher: Gefängnis. 9. ein Mass Gerste oder Malzes = 3 Wispel. 10. Elle.

stok-arn, Steinadler; -blint, ganz blind; -borge, Bürge für einen Gefangenen; -bret? -brêt? eine Art Kleiderstoff; -brôt, langes Brot? -dele, eine Art v. Dielen oder Brettern; -dôt, völlig tot; -dreger, Polizeidiener, beim Wollenweber-Amt der Vermesser; -gelt, -gulden, Vergütung, vom Gefangenen dem Stockmeister zu entrichten; -hûs, Gefängnis; -lemede, Lahmheit, w. nötigt am Stocke zu gehn; -mêster, Gefängniswärter; -naket, völlig nackt; -neven = nevenink; -ro(d)de, grosser Hund; -visch, Stockfisch; -visch-hoker, -wêker, der Stockfische weicht u. verkauft; -wort, Stockwurz, Eibisch.

stoke-brant, Brandschürer; Anschürer, bildl. in bösem Sinn.

stokelen, Dem. zu stoken, instigare.

stoken, sw. v. mit einem stechenden, spitzen Dinge wiederholt stechen, stochern; das Feuer aufstochern und nähren.

stoken = stoveken.

stoker, Stocher, als Werkzeug zur Pflugreinigung; bildl. ein Stocherer, Anschürer, stimulator.

stokinge, Anreizung.

stōk-isern, Schüreisen? = stoker?

stôl, m. 1. Stuhl, bes. vom Sitz des Rates, Thron des Kaisers, Papstes etc.; de vrie stôl, Femgericht. 2. Capital, das auf Zinsen ausgeliehen ist.

stôl-broder, College in einer Behörde, Ratsmitglied; -dreier, Stuhldrechsler; -erve, Thron-Erbe; -gank, Stuhlgang; -kerke, Kathedralkirche; -kussen, Stuhlkissen; -laken, Decke über einen Stuhl; -lene, St.-lehne; -maker, St.-macher; -pûst = stôlkussen; -rover, Capital-, Geldräuber, Wucherer; -schriver, öffentl. Schreiber, welcher für Illitteraten Briefe etc. verfasste, Schreibmeister in Schulen; -vire, das Fest cathedra Petri; -werk, eine Art Kürschner-Arbeit.

stole, f. Stola, Binde des Messpriesters.

stolkeren, arrogare.

stolle, Stollen im Bergwerk.

stolpe, Schmalz oder eine andre Fettart?

stolpe, stolp-stucke, wahrsch. kleiner Balken, Pfosten.

stolt, herrlich, stattlich, ansehnlich, schön; im moral. Sinn: hochgemut, stolz; hochmütig.

stôlte (stûlte), n. das Gestühle (in den Kirchen).

stolt(e)-, stoltichlik(en), adv. zu stolt.

stoltern, arrogare.

stoltheit, Stolz, Aufgeblasenheit.

stoltink, (stolzer) Held.

stolt-modicheit, stolzer Sinn.

stomelen, sw. v. verstümmeln.

stonen, sw. v. stützen.

stôp, m. 1. Becher (ohne Fuss, in Eimerform). 2. ein bestimmtes Mass. – Dem. stôpken.

stôp-bêr, Bier, d. stôpwise verkauft wird?

stope, f. Stufe, Treppe.

stoppe, Stoppel?

stoppe, Werg, Hede.

stoppe, Köcherdeckel.

stoppel, st. m. Stachel; stimulus.

stoppel, st. m. Stoppel; stoppelmeter, Stoppelmesser, spöttisch für Zehnteinsammler.

stoppen, sw. v. 1. stopfen, aus-; zu-, verstopfen. 2. anhalten, hindern.

stordelinge = storlinge.

stor(e), st. m. Stör.

store-mân, herba luminaria.

storen, sw. v. stören, hindern.

store-sleger, Böttcher, w. Tonnen für Störe fertigt u. zuschlägt?

store-vanger, Störfischer; storevank, Störfang.

storinge, Zerstörung.

stor-isern, sagillum fabri.

storit, Storax.

stork, m. Storch; storks-nest, Storchnest.

storlinge, Zwietracht, Streit.

storm, w. Sturm, Sturmwind, Unwetter; Ungestüm, Getobe; heftiger Angriff; vom Todeskampfe.

storm(e)-bok, Mauerbrecher; -hake, Geschütz zum Stürmen von Festungen; -huve, Schlachthelm; -klocke, Sturmglocke, auch Polterer, Tollkopf; -korf, Faschine; -mânt, Monatssold der Soldaten für einen Sturm; -regen, Regensturm; -tartze, ancile; -we(d)der, Sturm-, Unwetter; -wint, Sturmwind.

stormen, sw. v. 1. intr. stark wehen; stürmen, toben, poltern. 2. tr. stürmend angreifen und nehmen.

stormere, Stürmer, Polterer, Schreier; Angreifer, Bedränger.

stormich, stürmisch; von Menschen: unruhig, polternd.

storminge, das Stürmen, Kampf; Erstürmung.

storte, f. 1. Stürze, der Ort, wo man die Erde etc. aus dem Karren hinschüttet. 2. Stürzkarre.

storte-kare, f. eine Karre mit zwei Rädern, dessen Kasten man beim Abladen hinten niederlässt, dass die Last selbst herausfällt. 2. Wippgalgen?

storte-kule, Stürzgrube.

stortelinge = storlinge.

storten, sw. v. 1. intr. stürzen, fallen; to hope storten, zusammenstürzen, an einander geraten; de stortende suke, Epilepsie. 2. tr. umstürzen, den Inhalt eines Gefässes ausschütten; Bäume fällen; eine Erbschaft storten, d. i. verteilen; in Fülle ein- oder vergiessen; bestürzt machen, erschrecken.

stortere, der fällt; der etwas umstürzt, z. B. der Kohlenträger.

stortinge, f. 1. Niederstürzen, Niederschlag, Tötung. 2. das Ausstürzen einer Masse, Erbschaft etc.

stor-vat, Fass zur Verladung von Stören?

stossich, stutzig, widerstrebend.

stôt, m. 1. Stoss. 2. Anstoss, Zwist. 3. ein Stück Werks, Arbeit oder Zeit.

stôt, f. Einfriedigung, Umzäunung für Pferde (im Freien), Pferdebahn, equirreum; dann die in der Einzäunung behaltenen (wilden) Pferde, Haufen Pferde, meist zur Zucht bestimmt, Gestüt, Stuterei.

stôt, Halfter, capistrum.

stôt-degen, Degen zum Stossen.

stote-gelt? L. storte-gelt, Lohn der Kohlenträger?

stotelen, Werkzeuge zum Stossen? L. scotelot, Blei für Geschütze?

stote-mande, Seih-korb?

stoten, st u. sw. v. 1. trs. stossen; schieben, werfen; hineinstossen, z. B. Waren verladen, Pfähle rammen; Baken setzen; zerstossen, zerstampfen; ein Schiff scheitern machen; rädern; aufstossen, gewaltsam öffnen; vorwärts bringen, ausrichten, abwerfen; in, in ein Blasinstrument stossen; up, etwas jem. zuschieben, zur Entscheidung überlassen; vor dat hovet, Anstoss geben, zur Besinnung bringen. 2. intrs. auf den Grund stossen, scheitern. 3. refl. an, Anstoss nehmen; gehindert werden.

stoter, m. der Waren in Gefässe stösst, verladet; Stösser, Stämpfel; Name einer kleinen Münze = 2 Stüber.

stote-ramme, Ramme, womit man die Pfähle einrammt.

stoter-bok, Stammeler.

stoteren, sw. v. stottern; stoterer, Stotterer.

stotesch, stössig.

stôt-galge, (eculeus?) Wippgalgen.

stôt-herde, Pferdehirt; -hingest, Beschäler.

stotinge, Anstoss; Zwist.

stôt-isern am Pfluge, Wagen: Stössel, Vorstecker, u. Stosseisen?

stôt-mate, f. Mass, nach welchem das Getreide in das Gemäss eingestossen, nicht lose aufgeschüttet wird.

stôt-pedden, sw. v. mit den Füssen stampfend treten.

stôt-pert, n. 1. Pferd, das in einer stôt ist, wild umherläuft. 2. Mutterpferd.

stotter, stotternd.

stotzelen, pl. eine Art Geschwür (drose).

stou-stên, Mühlenstauwerk von Stein?

stou(w), stow, n. Stauung, Hemmung des (fliessenden) Wassers, Wehre, Stauwerk; Ufereinfassung, Kaje.

stouwen, stowen, sw. v. 1. trans. urspr. wol: aufhäufen, acervare, cogere (z. B. Steine, Torf, Erde, Waren etc.), packen; dann durch Anhäufung von Erde, Holz oder Steinen das Wasser hemmen, abdämmen; überh. hemmen. 2. intr. aufstauen, in die Höhe steigen.

stouwinge, Stauung, Abdämmung, inundatio.

stove (stave), sw. m. 1. Badestube, Einrichtung zu warmem Baden; heizbares Gemach. Solche Badstuben waren häufig auch Zechstuben, Wirtshäuser manchmal gemeiner Art. 2. überh. Wohnung, Stube.

stoveken, stoviken, n. Stübchen, Mass für Flüssigkeiten, bes. Bier.

stoveken, (Dem. zu stof) Stäubchen.

stoven, st. m. = stove.

stôven, sw. v. stäuben; vom Staube reinigen; schnell jagen; suchend jagen, aufstöbern.

stoven, sw. v. bähen, fovere; in der Kochkunst: was erst im Wasser gekocht ist, in einem bedeckten Gefässe mit Butter und Gewürzen gelinde kochen.

stoven-bat, warmes Bad; in öffentlichen Bädern oft mit e. Schmaus verbunden: stovenbade-koste; -budel, Beutel für Bade-Utensilien; -delen, die terrassenförmigen Bänke der B.-St.; -dor, Thor einer Badestube, aus Latten? -gânt, n. Besuch der Badestube; -gelt, -lôn, Badegeld, als Trinkgeld gegeben; -lach, Gelage i. d. Badestube; -maged, ambubagia; -mêre, Gerede in der Badestube, allgemeines Gerücht; adj. allbekannt; -quast = badequast.

stover, m. Bader; -knecht, Badergeselle.

stôver, m. Spürhund.

stoveren, stöbern, wegjagen, jem. Beine machen.

stove-rok, m. spöttische Bezeichng. von?

stovich, staubig.

strabunzen, sw. v. Raubfischerei treiben ohne Schonzeit? vgl. fläm. strabantie, Unordnung.

stracken, sw. v. strecken.

strackes, s. strak.

strafbar, strafbar.

straf-bote, Verbüssung einer Strafe.

straffe, f. 1. Verweis, Tadel. 2. Strafe, Züchtigung.

straffen, sw. v. 1. tadeln, schelten. 2. strafen, züchtigen.

straffer, 1. Tadler. 2. Bestrafer; spec. Henker, Schinder.

straffinge = straffe.

straflik, straf-werdich, tadelnswert.

strak, fl. strak – u. meist strack –, gerade emporgerichtet, steif, straff, stark; bildl. gerade, fest, strenge, ohne Umschweife.

strak u. stra(c)kes, adv. gerade gestreckt, geradezu; von der Zeit: sofort, ohne weiteres.

straken, sw. v. überstreichen, streifen; streicheln, schmeichelnd berühren.

strakheit, Straffheit, Stärke.

strale, sw. st. f. (m.) Pfeil; Sonnen-, Wetter-, Lichtstral; Stachel der Biene; der pfeilartige Streifen unter dem Fusse des Pferdes.

strale(n)-gelt, -mark, -pennink, -witte, Geld mit einem Pfeile bezeichnet = Stralsunder Geld.

stram, steif, straff, gespannt.

stram = strôm; (â?) Gen. strames, adv. strömend, fliessend; strames- oder stramvlêtende, frei fliessend.

strampen, sw. v. mit den Füssen heftig auftreten.

stram-wunde, heftig blutende Wunde?

stranden, sw. v. stranden, an den Strand treiben.

stran-(strant-)dôk, e. Art grobes Tuch.

strange, f. = strank 2.

strank, m. fl. stranges, 1. Strang, (zusammengedrehter) Strick, z. B. des Henkers; als bestimmtes Mass Landes, Zeuges. 2. ein Strang des Wassers, lang hin gezogen, Meeresarm.

strankelen, sw. v. wanken, schwanken. L. scr-?

strank-oge, Augenkrankheit des Pferdes.

strank-side, Seidenschnur zum Siegelanhängen?

strant, m. Strand, Meeresufer.

strant-driftich, was die See an den Strand wirft; -lude, -man, Strandbewohner; -rôf, -rover, Raub, Räuber gestrandeter Güter; -voget, Aufseher über den Strand u. das an ihm strandende Gut.

strate, f. Strasse; tor strâtwerts, strassenwärts.

strate-lank, adv. längs der Strasse.

straten, sw. v. Strasse machen, pflasteren.

straten-bodel, lermender Gassenjunge; -hor (-har), Strassenkot; -maker, St.-pflasterer; -mêre, allgemeines Gerede; adj. allbekannt; -rôf u. -schinnent, St.-raub; -rover u. -schinder, -schinner, St.-räuber; -ruchtich, allbekannt; -veger, Gassenfeger; -wech, allgemeiner Weg.

strazeborger, ein Kleiderstoff (aus Strassburg).

strecke, st. m. = streke.

strecke-bên, der die Gebeine der Menschen ausstreckt, der Tod.

streckelink, Landstreicher.

strecken, sw. v. 1. trs. ausbreiten, dehnen, verlängern; niederstrecken; d. Schiffskiel legen; Tuch s.? 2. intrs. u. refl. ausgedehnt sein, sich erstrecken, reichen. 3. refl. sich recken, sich niederlegen; an, Anspruch erheben auf, sich vergreifen an; jegen, sich widersetzen; to, sich entwickeln zu, von Summen: anschwellen, sich belaufen auf.

strecke-vôt = streckebên.

streckinge, Ausdehnung u. Gestaltung.

streckit, Stacket.

strede, st. m. Schritt; als Mass.

strede-hûs, -stal? l. strode, gestroht, strohgedeckt?

stref, straff, gespannt, nicht gelenkig, steif, fest; tüchtig, hartnäckig.

stref, n. Strebebogen, -pfeiler, Stütze.

stregen, strei(g)en, sw. v. = stroien, streuen.

streke, st. m. 1. Strich, Streifen, Linie; Strich Weges, Strecke; Strich Landes, Gebiet; Streich, Schlag.

streken, sw. v. 1. = strecken. 2. den Acker stürzen, mit weitläufigen Furchen pflügen (vom ersten Umpflügen).

strêken, streiken, sw. v. glatt streichen (die Haare), kämmen.

streme, sw. m. Streifen, Strich; Wundennarbe.

stremel, m. langer, schmaler Streifen von Leinewand, Tuch, Papier etc.

stremsel, die (aus Kälbermagen) bereitete saure Feuchtigkeit, um Milch zum gerinnen zu bringen (zu stram).

strenge, sw. m. = strank.

strenge, 1. gerade gestreckt, rigidus. 2. gestreckt, fest angezogen, straff, enge. 3. hart, herbe, strenge. 4. tapfer, tüchtig, energisch; oft im Titel, strenuus.

strengelicheit, Strenge.

strengelik(en), heftig, sehr, stark, strenge, ernstlich.

strengen, sw. v. (strängen): strengede ringe, Ringe aus in einander geschlungenen Strängen, s. g. Allianzringe.

strengen, sw. v. (strengen): sik s. an, sich an etwas machen, um es zu besitzen oder zu hindern, antasten.

strengicheit (strenicheit, strenkheit), Strenge; als Titel.

strenk, st. m. (n.?), fl. strenges, 1. Strang, Tau, Seil, Strick. 2. Strom, Flussarm.

strenlike = strengelike.

strente, f. Pfeife, Röhre; Spritze.

strenten, sw. v. spritzen.

strepelen, sw. v. streifen, abstreifen, die Haut oder den Bast abziehen.

streve-katte, eig. e. strevende Katze, daher Name v. Münzen mit steigenden Tieren; de s. tên, sik strevekatten, ein Spiel, in w. zwei Spieler kniend ein Tuch mittels je eines an dessen Enden befestigten u. von ihnen im Munde gehaltenen Knebels einander zu entziehen suchten, bildl.: sich zanken u. katzbalgen, bes. v. unverträglichen Eheleuten, im guten Sinne: wetteifern.

streveliken, unverzüglich? eiligst?

strevich, ausgereckt.

strevicheit, das Ausgerecktsein, Starrheit.

streven, sw. v. intrs. u. refl. steif oder straff sein oder werden, ragen, sich recken, sich regen, sich sträuben, widerstreben, streiten, kämpfen, ringen, sich abmühen, trachten nach, sich richten oder gestalten nach.

stricken, sw. v. knoten, stricken, flechten, schlingen, schnüren, binden; bestricken, verstricken, fangen; stricken, z. B. Strümpfe.

stricket, -kit, n. Stacket.

strickit, gestricktes (Kopf)tuch der Frauen? auch stricketesdôk.

strîd-aftich, s. strîthaftich.

stridde, sw. m. Dreifuss, als Untersatz.

stridden, sw. v. streiten, kämpfen.

striddich = stridich.

stridelik, streithaft.

striden, st. v. 1. die Beine auseinandersperren, sowol seitwärts als vorwärts, weit ausschreiten, bes. um zu messen. 2. streiten, kämpfen.

striden, sw. v. streiten, kämpfen, zanken.

stride-towe, Streitgerät; -vorste = strît-vorste.

strîdich, zum Streit geneigt, streitsüchtig; im guten Sinne: streitbar.

stridinge = strît.

strif, adj. = stref.

strik, n. u. m. Strick, Schnur, Band, Schlinge; bildl. Nachstellung.

strîk-, selten strike-benke, Zugbank der Böttcher; -bret = strîkholt; -glas, Glaswalze zum Plätten; -holt, Holz zum Abstreichen des gefüllten Masses; -iseren, Schabeisen der Gerber; -leddere, Leiter v. zwei Bäumen zum Herabgleiten v. Fässern; -mate, gestrichenes Mass; -mure, steinerne Brustwehr; -schepel, der gestrichene, gemeine Scheffel; -stâl, Messerschärfer v. Stahl; -stên, Probierstein; -up, kleines Netz in engen Gewässern; -were, f. Brustwehr, Streichwehr der Festung; -wisch, Kehrwisch.

striken, st. v. 1. intrs. sich in grader Linie leicht fortbewegen, laufen, eilen; gehen, ziehen, wandern; umherstreichen; weggehen, weichen; nachgeben, klein beigeben; s. gân, sich davon machen; dat anker s. laten, das Anker fallen lassen. 2. trans. schlagen; Taue verfertigen; wischen, streifen; glätten, plätten; schärfen, wetzen; schmieren, aufstreichen; in lîm s., leimen; das Kornmass abstreichen; Tuch und Leinen messen; das Segel einziehen; die Flagge streichen, sich ergeben (auch ohne Obj.).

striken-, strîk-vul, ganz bis an den Rand voll, gestrichen voll.

striker, Streicher, bes. der (geschworne) Tuchmesser.

strikersche, Herumstreicherin?

strikliken, adv. nach Art eines Strickes, fest.

strime, sw. m. Streifen, Strich; Mal auf der Haut v. Rutenstreichen etc., Schmiss, Streich; Strahl, de witte s. an dem hemmele, die Milchstrasse.

strimele, Streifen.

strintze, (wildes) Mutterpferd.

strîp-achtich, streificht.

stripe, f. Streifen, bes. am Zeug; Strippe am Stiefel? schmales Stück Ackers.

stripelechtich, streificht.

stripet, gestreift, bunt; als Fehler im Tuche.

strippe, glanga, glandia, d. h.?

strippe, ein aus Riemen zusammengewundener Strang; Schleife, Schlinge des Geldbeutels.

strît, m. Streit, Kampf; Schlachtreihe; Krieg; Zank, Zwist.

strît-bar, -barich, streitbar, bewaffnet; -degen, -helt, tapferer Held; -gerich, -girich, streitlustig; -geverde, Kriegsgerät, -mittel; -(h)aftich, kriegerisch, streitsüchtig; -hamer, Streit-, Fausthammer; -lik, streitbar, kriegerisch; -liken, adv. heftig; -meister = strît-vorste; -sam, streitliebend; -schip, Kriegsschiff; -scho, Schlittschuh; -vli(g)er, Händelsucher? -vorste, Heerführer, Feldhauptmann; -wagen, Wagen zur Wagenburg? mit Sensen? -weldich, streitgewaltig; -werk, Kriegshandwerk; -winnich, siegreich.

strô, n. Stroh, Strohhalm; Strohkorb, Strohgeflecht als Gebinde für verschiedene Waren: Behältnis, welches mehrere Fastagen enthielt, in denen das Wachs in grossen Stücken lag; bes. auch von Bückingen; nicht ên stro, wenig, garnichts.

stro-bedde, Bett, Matratze von Stroh; -belde, Strohmann, -scheuche, -bôt, e. Art Kahn; -dak, Strohdach.

stroden, sw. v. ein stroder sein, rauben, plündern.

stroder, 1. Strauchdieb, Buschklepper. 2. der strôt, Gebüsch, ausreutet.

stroderen, sw. v. strôt, Gebüsch: ausreuten?

stroderie, Räuberei; coll. Raubhorde.

strôflink (l. strôpl.?) = strôphose.

strogen, stroien, sw. v. = strouwen, streuen.

stro-hacker, Häckselschneider, -halm, Strohhalm; -hôt, Strohhut; als Kopfbedeckung eines Narren.

stroifen, sw. v. (aus d. Hd.) = stropen.

stro-karte (-karde), auf dem Felde gewachsene Karde; -kote, Strohhütte; -korf, Strohkorb zum Deichen.

strôm, m. Strom; Strömung, bes. Flut- und Ebbestrom; hôch s., Springflut.

stro-man, mit Stroh ausgestopfte Puppe.

stromelink, ein Fisch: die kleinere Sorte Hering.

strôm-gank, Stromlauf.

strôm-hure, Stromheuer, Pacht für die Benutzung des (Mühlen)stroms.

stro-mul, Strohgrus, -abfall.

strôm-vlêtende water, Wasser, das strömend fliesst.

strop, m. gedrehter Strick.

strop-ballie, Balge, die statt des eisernen Bügels, den ein Eimer hat, einen Stropp hat.

stropen, sw. v. trans. abstreifen, abziehen; berauben, plündern; intr. streichen, ziehen, umherstreifen.

strôp-hose, strumpfartige Hose.

stropinge, Streifräuberei.

stro-sak, Strohsack (als Bett); -sêl, Strohseil.

strôt, m. Gebüsch, Dickicht.

strote (strotte, strate), f. Kehle, Gurgel, Luft- und Speiseröhre.

stroter, Kehlabschneider.

strousse = struse.

strouwe, f. Streu.

strou(we)-holt, Bohlen als Decklage, Dielung? -krût, 1. Gras etc. zur Bestreuung des Fussbodens, 2. e. Gewürz oder Confect.

strouwen (stroien, streien), sw. v. streuen; spec. mit Bildwerken besetzen; bestreuen; zerstreuen; intr. sich zerstreuen (gew. refl.).

stro-vakele, Strohfackel; -wîp, -wisch, Strohwisch.

strubbeken, niedriges Gesträuch, Gestrüpp.

strûf, empor starrend, rauh, uneben, nicht glatt, hirsutus, rugosus; von Personen: rauh, strenge, kurz angebunden.

strûfheit, Rauhheit.

strûf-werk, in der Weberei dem slichten entgegengesetzt.

strûk, m. Staude, Busch; abgebrochener Zweig; coll. Gesträuch, Gebüsch; Strauchwerk.

strûk-dêf, -han, -hôn, -rover, Strauchdieb, Buschklepper.

strukelen, sw. v. straucheln.

strulle, f. Wasserröhre, durch die das Wasser mit Geräusch sprudelt.

strulle-becken, -tubbeken, Nachtgeschirr.

strullen, mingere.

strump, 1. Stumpf, Stummel, verstümmeltes Glied; it geit em to strumpe, es geht ihm unglücklich, schlägt übel aus. 2. Halbhose, Hosenstrumpf (gestutzte Hose), Strumpf, Beinling; Armstrumpf, unter weitem Aermel getragen. 3. eine Art Brod.

strumpen, strumpelen, sw. v. straucheln, anstossen.

strunk, m. der Stengel eines grösseren Krautes; bildl.: der Strumpf ohne vôtlink. Dem. strunkelken.

strunkelen, sw. v. straucheln.

strunt, m. Kot, Dreck, merda.

struppe? = strump, Stumpf, Stummel.

strûs, m. der Vogel Strauss.

struse, f. breites, flaches Flussschiff (Weichsel, Düna).

strus-iseren, Werkzeug der Wandscherer.

strûs-vedere, f. Straussenfeder.

strutte, die edleren Eingeweide der Tiere (Herz, Lunge, Leber).

struve, eine Art dünnen, krausen Backwerkes: (Zucker)straube.

struven, sw. v. refl. sich strûf machen, widerstreben, sich sträuben, wehren.

stubbe, sw. m. Baumstumpf.

stubbe, n. Staub.

stubben, sw. v. stäuben, den Staub wegschaffen.

stucke, n. Stück, Teil eines Ganzen; im Zählen ein Individuum; Ackerstück, Geldstück, Gewichtstück, Geschütz, Fass (Wein); e. zusammenhängendes Gewebe, v. Leinen, Tuch etc., zuw. v. bestimmter Grösse; gulden, sulvern s., gold-, silberdurchwebtes Zeug; das Bahrtuch; Einzelbestimmung, Artikel; Schelmstreich; überh. Sache, Ding, Umstand, Einzelheit. Dem. stuckeken, stuckelîn.

stuckelingen, in Stücken, minutatim.

stucken, sw. v. 1. aus Stücken zusammensetzen. 2. in Stücke teilen, zerschneiden.

stucke-werk, Stückwerk (s. arbeiden, Ggs. dachwerk); wahrsch. auch einzelne Ellen Tuch, welche die Schneider u. Privatleute dem Tuchscherer zum Scheren bringen.

stude, n. Staudicht, Gesträuch, Gebüsch; stude unde busk, abgeholzter u. dann wild aufgeschossener Wald.

studium, n. Universität; häufig dat mêne (allgemeine) st.

stûf, stumpf, d. h. ohne Spitze.

stûf-mule, Butzkopf, e. Walfischart.

stûf-slach, s. stuveslach.

stûf-stert, stumpfschwänzig.

stûfte, s. stuvete.

stu(ge)-horn u. stu(ge)-, stuger-kop, Schröpfkopf.

stugen, sw. v. schröpfen, zur Ader lassen.

stuger, Aderlasser, Bader.

stuginge, Schröpfung, Aderlass.

stu-isern = stuge-isern, Schröpfkopfschnepper, Lasseisen.

stuke, Stauche, weiter, herabhängender, offener Ermel an Frauengewändern, der den engen umgab; auch Kopfbinde oder Schleier, velum, vitta. gestuket rok, vestis duplices manicas habens.

stuke, f. 1. Baumstumpf. 2. kleiner Haufe, vom Flachse, sabucia; bes. vom Torfe (6 Stücke).

stukel-bant, (silbernes) Haarband der Frauen, womit das Haar oder die Haube, das Kopftuch (stuke) festgebunden wird.

stuker, der den Torf in stuken setzt.

stûk-vetter, der stuke (d. h.?) aufladet.

stulpe, f. Stülpe, Hülle; bes. Topfdeckel.

stulpen, sw. v. 1. up, e. stulpe über etwas legen; under, verbergen unter einer solchen. 2. umstürzen, umkehren.

stulper, Stülper, Deckel (auf einen Topf).

stulten, stolten, sw. v. dick, fest werden, aufhören zu fliessen, gerinnen.

stum, stumm; stumme sunde, Sodomiterei.

stumelen, sw. v. verstümmeln.

stumen, sw. v. wüten, stumich, wütig.

stump, m. Baumstumpf.

stump, stumpf, d. h. ohne Schärfe oder Spitze; bildl.: geistig stumpf, dumm, unerfahren.

stumpel, m. Stumpf, Stummel, Überbleibsel.

stumpelen, sw. v. stumpfen, verstümmeln.

stumpen, sw. v. stumpf sein; stumpet, stumpf.

stumpere, (der irgendwie verstümmelt ist) Schwächling, Elender, miser; oft ohne tadelnden Nebenbegriff: unglücklich, armselig.

stumpheit, Stumpfheit; stumpfer Sinn.

stumpliken, in stumpfer, dummer Weise.

stump-sinnich, hebes.

stunde, stunt, f. 1. Stunde; bestimmte Zeit, Zeit überh.; up der, van, tor st., sogleich; van st. to st., beständig, immer wieder; under stunden, von Zeit zu Zeit, bisweilen. 2. mal; dusent st., tausendmal.

stunde-glas, Stundenglas (Wasser- oder Sanduhr); ein luckich st., glücklicher Moment = fortuna.

stunde-klocke, Stundenglocke.

stunden, sw. v. zaudern, säumen; Zeit u. Frist geben.

stunde-werk, Instrument, das die Stunden anzeigt.

stundinge, Befristung, Aufschub.

stunende? widersetzlich?

stuns, stuntze, Kübel, Zuber.

stunzel-vôt, (Klumpfuss?) Hinkefuss.

stupe, schüttelnder Krankheitsanfall, Convulsion.

stupe, f. 1. Säule oder Pfahl, woran ein Verbrecher gebunden wurde, um öffentlich mit Ruten gezüchtigt zu werden. 2. diese Züchtigung.

stupen, sw. v. Convulsionen bekommen.

stupen, sw. v. stäupen, geisseln.

stupe-slân, -houwen, (mit Staupbesen) geisseln.

stûp-garde, f. Staupgerte, -besen; -spel, Spiel, bei w. es Schläge setzt; -sule = stupe 1.

stûr, steif, strenge, ernst; störrig, widerspänstig, lästig; grimmig, wild, zornig, unfreundlich.

stûr, sture, n. 1. Steuer, Steuerruder; over sture, rückwärts. 2. n. f. bildl. Regierung, Leitung, bes. insofern gewehrt, abgehalten wird: Abhülfe, Gegenwehr, Hinderung; dat stûr holden, st. dôn, steuern, wehren. 3. f. Unterstützung, Hülfe; bes. Unterstützung an Geld, Beisteuer; Steuer, Abgabe.

stûr-bort, Steuerbord, die rechte Seite des Schiffes.

stur(e), blitus: amarantus blitum?

sture, sw. m.? Kaulbarsch, perca cernua.

sturen, sw. v. 1. steuern, lenken; gesturet wesen up, versessen sein auf. 2. schicken, senden (wohin dirigieren). 3. m. Dat. steuern, wehren, hemmen. 4. m. Acc. abwenden, verhüten, abhelfen.

stûrheit, sturicheit, Strenge, Festigkeit; Härte, Unfreundlichkeit.

stûr-hol, Oeffnung, durch w. das Steuer ins Schiff geht.

stûr-, sture-lôs, steuerlos; fig. wild, unbändig.

stûr-, sture-man, 1. Steuermann. 2. Anführer, Leiter.

stûr-rême, Steuerruder; -touwe, Steuergerät, -ruder.

stût, st. m. der dicke Teil des Schenkels, Oberschenkel, Steiss.

stute, sw. m. schenkelförmiges Weissbrod; später jedes (feinere) Weissbrod.

stuten-brî, Milch mit Weissbrod; -weke, Flitterwoche.

stutte, sw. m.? Stütze, Ständer, w. zur Unterstützung unter oder gegen etwas gesetzt wird; fig. Schützer, Helfer.

stutte-klinke, Klinke, womit das aufgeschobene Fenster gestützt wird.

stutten, sw. v. stützen, Stützen setzen, absteifen; fig. unterstützen; aufschieben, -stützen.

stutten-holt, beim Schiffsbau d. Hölzer, die zur Stütze dienen.

stuve, sw. m. Stumpf, Rest, nam. von einem Stück Zeug, oder ein solches, w. nicht die gesetzmässige Länge hat.

stuvede = stuvete.

stuvelen, sw. v. stumpfen, die Spitze abhauen.

stuven, sw. v. abstumpfen, abstutzen, niederhauen, abholzen.

stuven, st. v. intr. stieben; bildl.: wie Staub heraus-, auffliegen, umherwirbeln, von raschen Bewegungen; stuven unde vlêgen, nach allen Seiten hin zerstreut werden.

stuver, Stüber, eine kleine Münze.

stuver (?), Steven am Schiffe.

stuve-slach, Schlag, der mit einem stumpfen Instrumente geschehen ist.

stuvete, n. niedriges Gebüsch, Gestrüpp.

stû(w), stuwen = stouw, stouwen.

su! Imper. zu sên (auch wol such).

su, Pron. = sê, sie.

sû, f. Sau, Mutterschwein.

su-bast = sotebast.

subben, sw. v. beschmutzen, trüben.

subbich, schmutzig, trübe.

sube, m. u. f. langes, faltiges Kleid, häufig mit Pelzwerk verbrämt oder gefüttert, für Männer u. Frauen, Schaube, Talar.

suben-knôp, Knopf an e. Schaube.

su-borch, verschnittenes Mutterschwein.

su-borgen, sw. v. su-boten, sw. v. Mutterschweine verschneiden.

su-boter, Schweineschneider.

subtîl, fein, zart; scharfsinnig, verschmitzt. Subst. subtîlheit.

subtîl(e), vestis sacerdotum, tunicella subdiaconi.

sucht, m. Seufzer; tiefer Atemzug.

sucht, f. Krankheit; Seuche, Epidemie.

sucht, krank.

sucht-aftich, kränklich.

sucht-bedde, Krankenbett.

suchten, sw. v. seufzen, tief Atem holen; na, sich sehnen nach.

suchten-sêk, von Krankheit siech, bettlägerig.

suchtinge = sucht, m.

suchtich, 1. seufzend. 2. krank.

suck = sulk, solcher.

sucke, zucke, f. e. Art Pumpe.

sucker, m. Zucker. Zss.: -becker, Zuckersieder; -candi, -candît, -candigen, succarum de Candia, Kandis; -ei: môs van sukkereye, Mus v. Ei u. Zucker? Salat v. Cichorium (ndl. suikerei, engl. succory)? -mânt, Flittermonat; -penit, -bannit, Penitt, saccharum penidium.

sudde, Sumpf, Kotlache.

sudder = seder, seit.

sude = sode, eructatio.

sude-hardik, Hartungs-Apfel? l. sute? sure?

sudeler, suteler, sutteler, Marketender, der die Märkte mit Speisen oder Getränken bezieht, oder die Soldaten mit Ess- und Trinkwaren in den Krieg begleitet (eig. Sudel-, Schmutzkoch?). Sein Zelt: sudeltelt.

suden, n. Süden; adv. südlich; -sît, Südseite; -wint, Südwind; suden tegen (ten, ton) ôsten, westen, süd zum osten, westen.

suder, adj. südlich; -halve, -side, Südseite; -wint, Südwind.

sudern, adj. südlich.

sude-wert, -wart, südwärts.

su-distel, Name für verschiedene Pflanzen: endivia, paliurus, salmenta.

suel = sûl; suele = suwele; suen = suwen.

suert, Eber.

sufel (suffel), pulmentum, brodium, obsonium.

suften, sw. v. = suchten, seufzen.

sugen, st. v. saugen.

sugge, f. = soge.

su-hêler, Schweineschneider = suboter.

su-hût, Schweinshaut.

suke, f. (u. sw. m.?) Seuche, Krankheit; bes. der Schlagfluss, Apoplexie; de quinende suke, Schwindsucht.

sûk-aftich, mit Seuche behaftet, krank.

sûk(e)-bedde, Siechbett; binnen s., während einer Krankheit.

suke-dage, Krankheit.

sukede, sûkte, f. Seuche, Krankheit.

suken, st. v. = soken.

suken, sw. v. krank sein oder werden.

suke-val, Krankheitsanfall.

sûkheit, Krankheit.

sukich, krank.

sukinge, sokinge, Bezirk, Gebiet; vgl. anord. sôkn, f.

sul, m. sulle, st. m. Grundbalken der Mauer; Thürschwelle.

sûl, f. = sule, Säule.

sul-bast = sotebast.

sulchedân, d. i. sulk-ghedân, so beschaffen, solch.

sule, f. Säule, Pfeiler, Thürpfosten, Mühlenständer, Brunnenpfahl, Bildsäule, Armbrustschaft, = stupe.

sule = suwele.

sul-exe, zweischneidige Axt.

sulf (sullef), adj. pron. selb, selbst; he sulve, er selbst; de sulve, sulfte, sulfste, derselbe, idem; sulve, sulf ander, sevede etc., selbst mit einem, mit sechs andern etc.; sines oder seltener sîn sulves gût, sein eigen Gut; sines sulves werden, selbständig werden, ein eigenes Geschäft anfangen; van sik (eme, ere) sulven komen, die Besinnung verlieren, körperlich herunterkommen; to sik s. k., zur Besinnung kommen, erwachen.

sulfar d. i. sulf-var = sulfgraw.

sulf-breke = silbreke; -dicht, erdichtet; ersonnen; -drîsticheit, Willkür, Eigenwille; -egge, Selbsteigner, Bauer und Markgenosse; -ende, Sahlleiste, Zettelende an beiden Seiten des Tuchs; -gerichte, Selbsthülfe, Gewaltthat; -graw, ungefärbt, von natürlicher grauer Farbe (v. Tuch); -hêre = sulves-hêre; -mêster, rectores salinae in Lüneburg, Salzpfannenpächter, Salzsiedemeister; -modich, eigenwillig, frevelhaft; in gutem Sinne: freiwillig, adv. -modeliken; -môt, Eigenwille, -macht; -mundich, mündig; -pandinge, Pfändung ohne gerichtl. Erlaubnis; -recht, -richte = sulf-gerichte; -richter, der sich selbst Hülfe schafft; -schot, arcus automatus, e. Schleudermaschine; -schuldige, der wirkliche Gläubiger oder Schuldner; -slagelink, -slegelink, -slegel, ein kupferner Kessel? -sokelicheit, Selbstsucht, Eigennutz; -stam, Baumstamm, w. nicht verarbeitet ist; -standich, selbständig, freiwillig; -walt, von selbst gewachsener, nicht gepflanzter Wald; -walt, -wolt, m. f. Selbsthülfe, eigenmächtige Gewaltthat; -wassen, von selbst gewachsen (Holz), bildl.: was nur eigenen Trieben folgt oder sich selbst zu etwas aufwirft; ungeschliffen, roh, brutal, trotzig, eigenmächtig; -welder, -woldener = sulfrichter; -weldich, -woldich, eigenmächtig, gewaltthätig, ungehorsam, adv. -woldichliken, -woldelken; -wesent, substantia; -wesentlike, substantialiter; -wille, Eigenwille, -mächtigkeit; -willich, eigenmächtig, freiwillig.

sulftich, (der)selbe.

sul-walt, -wassen etc., s. sulf-.

sulk = solk.

sulle = sul.

sul-rame, Gestell der Schwellen des Hauses.

sulre, Plur. Schwellen; sonst sulle.

sulte, f. 1. Saline, Salzquelle, Salzwerk. 2. Sülze; gallertartiger Absud.

sulte-beren, eingekochte Birnen; -gût, Einkünfte v. e. Saline; -holt, Brennholz für die Saline; -hulpe, Beiträge der Sülzrentner zur Tilgung der Lüneburger Stadtschuld; -kôl, eingemachter Kohl, Kompost; -kote, Salzsiedehaus; -meister, Salinenpächter; Salzsieder; -melk, galantina, frigidarium, bilimen; -recht, Salinenrecht; -rente = sultegût; -rentener, Besitzer solcher Einkünfte; -schriver, Salinenschreiber; -spise, frigidaria, salsa, omasum; -vôt, in Essig oder Salzbrühe eingemachter Schweinefuss, Spottname des Schlachters.

sulten, sw. v. sülzen; überh. einmachen.

sulten-sôt, Salzquelle.

sulter, Sülzer, Salzsieder, in Lüneburg Knecht des sulfmêsters.

sulven, sulver, adv. selbst, in eigener Person.

sulver, n. Silber.

sulver-bede, f. Geldsteuer; -berner, Silber-, Goldschmied; -gelt, S.-geld; -glede, S.-glätte; -grove, -kule, argentifodina; -hutte, S.-schmelzhütte; -koke, S.-kuchen, Blicksilber; -kôp, S.-kauf, Preis des S.; -lepel, -schale, Löffel, Schale aus S.; -schûm(e) = sulverglede; -smide, n. -smuk, n. -ware, f. -werk, n. S.-geschmeide, -schmuck, -gerät; -sundern, calchiton; -vel, versilbertes Leder?

sulverîn, sulveren, silbern.

sulves, adv. selbst; dar s., daselbst; do s., damals, zu dieser Zeit.

sulves-dôt, Selbstmord; -hêre, auch ênes, sines sulves hêre, der selbständig, sein eigener Herr ist, bes. Handwerksmeister, auch: der ungebundene Arbeiter, Herumstreicher oder der Aufrührerische, den Gesetzen Ungehorsame; -man, Handwerksmeister.

sulvich: de sulvige = de sulve.

sum, som, irgend einer; neutr. irgend etwas; Plur. some, summe, einige, oft unfl. som, sum.

sûm-aftich, säumig, träge.

sumen, sw. v. säumen, träge sein.

sumenisse, Säumnis, Zögerung.

sumich u. sûmlik, säumig, träge.

sumicheit, Säumigkeit.

sumintte (?) vel kattenkrût, nepita.

summarie, ein langes, verbortiertes Weiberkleid.

summe, meist m. Summe.

summe (summer, summen), Beteuerungsformel, entst. aus sam oder so mi (helpe); summe got, per Deum!

summelik = sum.

summen, sw. v. susurrare.

summen, summêren, sw. v. zusammenzählen.

summeren, n. Getreidemass, Scheffel.

summes, adv. zuweilen.

summich = sum.

sump (sumpt), m. 1. Sumpf. 2. Trog (zum Backen und sonst).

sum-tides, -tiden, -tît, zuweilen.

sum-wile, -wilen, -wiles, zuweilen.

sun-avent, -dach, s. sunnavent, sunnen-dach. sundages-kint, Glückskind.

sunde, f. Sünde.

sundelik, sündlich.

sundelicheit, Besonderheit, Ausnahme. L. sunderl.?

sunden, sw. v. sündigen.

sunden, sw. v. (gesund machen?) segenen? sûnden = sonen?

sunder, Sünder.

sunder (= sinder), Eisenrost, ferrugo.

sunder, adj. besonder.

sunder, 1. präp. sonder, ausser, ohne (mit Gen. u. Accus.). 2. adv. conj. ausgenommen, es wäre denn dass, jedoch, aber, sondern.

sunder-achte, besondere, geheime Beratung.

sunder-bar, besonder.

sunder(e), m. sunderen, die als Sondereigen aus der Marke ausgeschiedene Waldung.

sunderen u. sundergen, -ges, -gest, besonders; abgesondert, getrennt; zumal, namentlich.

sunderen u. sundergen, sw. v. sondern, ab-, aussondern; Vermögen mit Kindern abteilen (m. Acc. d. Person); refl. sich entfernen.

sunder-gût, Sondergut, eigenes Vermögen, peculium.

sunder-holt = sundere.

sunder(i)ch, adj. besonder, einzeln, bestimmt, singularis, specialis; sonderbar, absonderlich; querköpfisch; hervorragend, ausgezeichnet.

sunderingen, -ges, besonders, sonderlich.

sunderinne, Sünderin.

sunder-klôt, Klumpen Eisenschlacke, Abgang von Metall, calchiton, scoria.

sunderlicheit, Abgesondertheit, Trennung.

sunderlik, sunderk = sunderich.

sunderliken, sunderken, sunderlikes, besonders, insonderheit; vgl. d. f. W.

sunderlingen, -ges, -gest, besonders. sunderlinges u. sunderlikes werden vor vrunt (Freund) auch adject. gebraucht.

sunderlink, besonder, ausgezeichnet.

sunder-lude, Leibeigene.

sundern, präp. adv. conj. = sunder.

sundern, s.-holt = sundere.

sundersche, Sünderin.

sunder-stunden, bisweilen.

sundert, Sünder.

sunder-wilen, zuweilen; s. - s., bald - bald.

sundich, sündig, sündhaft.

sundicheit, Gesundheit.

sundigen, sw. v. sündigen; fehlen, sich vergehen.

sune, f. das Sehen, der Gesichtssinn; acies, das Auge, bes. der Augapfel; Gesicht, Anblick.

sune, adj. sichtbar, ersichtlich, klar, deutlich; vorauszusehen, zu erwarten, wahrscheinlich, möglich; dat suneste kêsen, das wahrscheinl. Beste wählen.

sune, Sühne, u. Ableit., s. sone.

sûn(e)lik, sichtlich, sichtbar; adv. sunelike(n).

sunn-avent, Sonnabend, Samstag.

sunne, f. Sonne; die Zeit eines Tages vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne: bi, na der sunnen.

sunne-stat, Sonnenwende; -wandelinge, S.-finsternis; -wervel, S.-blume.

sunnelik, solaris.

sunnen, sw. v. sonnen, in der Sonne trocknen.

sunnen-blik, Sonnenstrahl; -dach, Sonntag; -glans, Sonnenglanz; -kint = sundages-kint; -klâr, Bezeichnung des doctor angelicus Thomas Aquinas; -(backen)koke, von der Sonne gedörrter Kuhmist; -krêmer, Kleinkrämer, Hausierer; -neddergank, S.-untergang; -schîn, S.-schein; twischen twên sunnenschinen, nachts; -seier, S.-uhr; -stade, -stavinge, -stevinge, -wandinge, S.-wende, solstitium; -stof, S.-staub; -upgank, S.-aufgang; -var, sonnenfarbig, van der S. beleuchtet; -werve, -wervel, S.-blume.

sunst, sonst, ausserdem.

sunt, m. Sund, Meerenge.

sunt, f. Gesundheit.

sunt, gesund; in gutem, unverletztem Zustande.

sunt = sint, seit; sunddemmale, seitdem; suntmâls, seither.

sunte = sanctus, verwächst häufig mit dem Eigennamen, so dass oft hilge noch wieder davor tritt.

sunt-heit, Gesundheit.

sunt-hûs, Sündenhaus, Bordell.

sunt-korn, litaspermon, saxifraga.

sûnt-lik, sichtbar.

sunt-lik, sündlich; adv. suntlike.

sunt-maker, Gesundmacher, Heiland.

sunt-makinge, Heilung.

supe, f., Dem. supeken, und supel = supent.

supel-kalf, Kalb, das noch mit Milch gefüttert wird.

supen, st. v. schlürfen, sorbere; auch: mit e. Löffel geniessen; überh. trinken, saufen; trans. mit dem Adj. vul, betrunken machen.

supent, supen, n. was man schlürfend geniesst, Getränk, Suppe, Brühe, Brei, Mus, sorbitium, offa, brodium.

super, Säufer.

supera, f. suppere, f. Dreckstätte, Mistjauche?

suppe, f. suppen, n. = supent; in de suppe voren, jem. in den Sumpf führen, in Verlegenheit und Schaden bringen.

supunge = supent.

sûp-ût, Saufaus, Trunkenbold.

sûr, contrah. aus suder, südlich.

sûr, sauer (von Geschmack u. Geruch); bildl.: unangenehm, widerwärtig; mühsam, schwer zu bekommen.

sûr, n. 1. Essig. 2. Widerwärtigkeit, Bitterkeit, Beschwerde.

sûr-brôt, mit Sauerteig gebackenes Brot?

sûr-brouwer, Essigbrauer.

sûr-bulle, sauertöpfischer Mensch; urspr. Essigkrug?

sûr-dêch, Sauerteig.

sure, Hitzblatter, Finne; Krätzmilbe.

sure, f. Sauerampfer.

sureke, f. Sauerampfer.

sure-ketel, Kessel, in dem der Sauerteig bereitet wird.

suren, sw. v. 1. intrs. sauern; bildl.: widerwärtiges empfinden, mismütig werden. 2. trs. säuern.

suricheit, Säure.

surik, Holzapfel; -bôm.

surink, Sauerampfer.

sûrlechtich, säuerlich.

sûr-melk, bilimen.

sûr-mulen, sw. v. ein saures, unfreundliches Gesicht machen.

sûr-ogede, schielend.

surringe, Brummen, Murren.

sûr-sênt, das mürrische Aussehen.

sus, 1. so, also; verstärkt sus-so; nu sus nu so, bald auf diese bald auf jene Weise. 2. sonst, auf andere Weise; früher, einst.

sus, ein Mass (beim Salzmessen).

sûs, m.? Saus (und Braus), Lerm, Aufregung.

sus-dân, -danich, -gedân (-chedân); -lik, zsgz. susk, so beschaffen, solch; -her, -lange, -langeher, so lange, bisher, bis jetzt; -wor, sonstwo, anderswo.

susen, sw. v. sausen, rauschen.

suse-ninne, -ninnine-suse, Wiegenlied, um die Kinder in den Schlaf zu bringen, fescennine.

susinge, Sausen.

su-sulder = suboter.

sussen, sw. v. Kinder in den Schlaf lullen durch leisen Gesang.

sussent, susses, sust, susten, sustent, verlängerte Formen zu sus, sonst.

sussinge, fescennine.

sussum, Schweinigel, leichtsinniger Mensch (lat. sus sum)? l. sassam?

sus-te-bat, um so besser, desto mehr.

suster, Schwester; weibliches Mitglied irgend einer Congregation.

suster-dochter, -sone, -kindere, -man, Tochter, Sohn, Kinder, Mann der Schwester; -hûs, Nonnen-, Beginenkloster; -schap, Schwesterschaft, Verschwisterung.

su-stert, Schweineschwanz.

sute, süss, s. sote.

sût-, Süd-: -ende, -lant, -side, wint; sût-lik, adj. südlich; sût-landes, -weges, -wert oder -wart, adv. südwärts, südlich; sût-ôst, -ôsten; -west, -westen, -westenst (Adj.); -ôst tegen (ten, ton) oder -ôsten ôsten; -ôst ton (-ôsten) suden; -sût-ôst, -sût-ôsten; -sût-west, -sût-westen; -west ton (-westen) suden; -west ton (-westen) westen.

sute-bast = sotebast.

su(t)teler = sudeler.

suvel, der Buttergehalt der Milch; der ganze Ertrag der Milchwirtschaft.

suver, sauber, rein; völlig.

suveren, sw. v. säubern, reinigen; purgieren; moralisch reinigen.

suveringe, Säuberung; Purgierung, Purgiermittel.

suverlicheit, Zierlichkeit.

suverlik, contr. suver(i)k, säuberlich, fein, zierlich, schön; bedeutend, ansehnlich; adv. suverlike(n), suverken.

suver-plotze, Messer zum Beschneiden der Bäume?

suwel = sûl, Säule.

suwele, f. Schusterahle, Pfriem, Elze.

suwel-ort, Pfriemspitze, -eisen.

suwen, nähen.

suwert = suert.

swabben, sw. v. zappeln (im Wasser, im Dreck etc.).

swade, f. Sense.

swadem, m. Dunst, Wasserdampf, Brodem.

swademen, sw. v. Dunst, Brodem ausströmen; trs. der Einwirkung von Wasserdunst aussetzen.

swade(n), s. swat.

swaden, sw. v. mit der Sense arbeiten.

swager, m. ein jeder, der mit einem andern durch Verheiratung verbunden ist: 1. Schwiegervater. 2. Schwiegersohn. 3. der Mann meiner Frauenschwester, Schwager im neueren Sinn. 4. jeder andere Verschwägerte.

swageren, sw. v. Schwager nennen.

swagerschop, Verwandtschaft durch Verschwägerung.

swak, fl. swak- u. swack-, schwach, kraftlos, zerbrechlich, biegsam, dünn, gering; adv. swakeliken.

swaken, sw. v. 1. intr. schwach sein oder werden; nachlassen, den Mut verlieren. 2. trans. schwach machen, schwächen (auch im geschlechtlichen Sinne); tadeln, herabsetzen.

swakheit, Schwäche.

swak-lovich, schwachgläubig.

swal, Schwall, Wassermenge.

swalch (swallich), 1. Schlund, vorago, charybdis. 2. Schwelgerei, üppiges Essen. 3. Schwelger, Schlemmer.

swale, f., swalike, swāl(e)ke, f. Schwalbe.

swaleken-blome, chelidonium?

swaleken-stert, Schwalbenschwanz; in der Technik: was die dreieckige Form desselben hat.

swalen-pulver, n. Medicin aus verbrannten Schwalben.

swalewe, swalue, f. = swale.

swalm, m.? Qualm, Dunst.

swalm, n. Schwarm, Bienenschwarm.

swam u. swamp, m. Schwamm, Pilz; Badeschwamm.

swan = swanne.

swan(e), sw. st. m. Schwan.

swanen, sw. v. m. Dat. der Person, vorgefühlt, geahnt werden.

swanen-vlôt, Schwanenteich?

swane-wit, schwanenweiss.

swanger, schwanger.

swank, schwank, leicht beweglich, fein, zart.

swank, m., fl. swanges, Üblichkeit, Gebrauch.

swank, m., fl. swankes, Wendung, in bösem Sinne: Streich; Einfall, Scherz; Narrheit, lächerliche Sitte.

swankel, die Stange mit Lappen von Tuch etc., welche die Bäcker zum Reinigen des Ofens gebrauchen?

swank-rode, Brunnenschwengel, Wippe, ciconia, tolleno.

swanne aus so wanne, conj. so oft als, jedesmal wenn, wann irgend; auch mit folg. so, dat.

swannêr aus so wannêr = swanne.

swans, m. Schwanz; Schleppe.

swansen, stolzieren, tanzen.

swar, swor aus so war, so wor, wo oder wohin auch immer, überall wo oder wohin; so oft, wenn, wofern.

swâr, schwer, gewichtig; beschwerlich, lästig; schwierig, gefährlich; kummervoll, bedrückt; schwerfällig, unbeholfen; schwanger; widerwillig; sik swâr maken to, ungern bewilligen, nicht daran wollen, sich sträuben gegen. – sware, sw. m., im Pl. st., e. Kupfermünze (im Ggs. zu leichterer) v. verschied. Werte: ⅘ oder 1½ Pfennig etc. – swares, Genet. (v. e. Sbst.?) nach dem Gewicht gerechnet: last swares, 4000 Pfd.; punt swares oder swâr = schippunt, 3 Centner.

swarde, f. dicke, behaarte Haut, bes. Kopfhaut des Menschen, u. Schweinshaut.

swarden tow, Tau von Schweinsleder.

swaren, sw. v. m. Dat. schwer werden; beschwerlich werden; m. Acc. beschweren, bekümmern.

swaren = sworen.

swârheit u. swaricheit, Gewicht, Schwere; Schwierigkeit; Beschwerde, Last, Not.

swaringe, Beschwerde, Belästigung.

swark = swerk.

swârlik, adj. schwer, beschwerlich, schmerzlich.

swârlik, -like, -liken, adv. auf schwere, beschwerliche Weise; heftig, stark, sehr.

swâr-modich, schweres Gemüthes, ernst, melancholisch; up, ärgerlich auf jem. Sbst. swârmodicheit.

swarm, n.? Bienenschwarm.

swarmen, sw. v. schwärmen; ungeordneten Vergnügungen nachgehen; (in danken), Gedanken nachhängen, verworrene Vorstellungen nähren.

swârnisse = swârheit.

swart, schwarz; abs. schwarzes Tuch; sw. broder, Dominikaner; sw. gelt, im Ggs. zu wit, mit Kupfer versetztes Silbergeld; sw. kunst, nigromantia.

swart-brûn, teter, fuscus, lividus.

swarte, f. = swerte.

swarte-kunst(ig)er, -kunstenâr, Schwarzkünstler.

swarten, sw. v. nigrescere.

swartheit, swarticheit, Schwärze.

swart-werk, die grauen Rückenfelle der Eichhörnchen.

swart-wurt, Schwarzwurz.

swarve, swerve, f. Butterbüchse, -dose.

swâr-vellich, schwerfällig, nicht leicht beweglich; to, ungeneigt etwas zu thun.

swat (swade), n. die Reihe, worin die gepflügte Erde oder das abgemähte Gras und Getreide zu liegen kommt, sulcus; als Landmass; Geschwader (Reiter), eig. eine Reihe.

swavel = swevel.

swe, swat aus so we, so wat, wer (was) immer, jeder der (alles was), wenn jemand (etwas); auch mit folg. so.

swê aus so wê, wie immer, wie nur.

swebbe, Schwätzer? Feigling?

swecken, sw. v. = swaken 2.

swede, sw. f. Pflaster, epicauterium, emplastrum, collirium.

swêdeler = sweideler.

sweder aus so weder, welcher auch von beiden; sw. – eder, ob, sei es – oder; van swederenthalven, von beiden Seiten.

swefel = swevel.

sweger-hêre, Schwiegervater; swegersche, Schwägerin; swegerschop = swagerschop.

sweideler, swêdeler, m. Tasche, lederner Beutel, Mantelsack, bes. um Speisen u. andere Reisebedürfnisse darin aufzubewahren.

sweigen, sw. v. zum Schweigen bringen.

sweimen, sw. v. sich schwankend bewegen, flattern, taumeln.

swein, sweiner = swên.

sweke, st. m. Entweichen, Abfall.

sweken, (ê?), sw. v. cedere, locum dare.

sweken, sw. v. = swaken 1 u. 2.

swekinge u. sweknisse, Schwächung, Schmälerung.

swel, n., Pl. swelle, u. swele, m.? Geschwulst, Geschwür; Schwiele.

swelch = swalch.

swel-drôs, (tautol.) Geschwulst.

swelen, sw. v. versengen; dörren, bes. vom Dörren des Grases, Heu machen; langsam ohne Flamme brennen.

swelen, lascivire.

sweler, Heumacher.

swelgen (swelligen), st. v. einschlingen, einschlucken; schwelgen, prassen; sik vul sw., sich voll saufen.

swelik, swelk aus so welik, welcher irgend, welcher auch immer, jeder welcher; auch sw. ire (lat. eorum) u. als Ein Wort: swelkir, swelker, fl. swelkirs etc.

swelle, f. 1. = sul. 2. = swel.

swellen, st. v. schwellen, an-, aufschwellen; bildl. vom Zorn, Kummer.

swellen, sw. v. schwellen machen, inflare.

swellen, lascivire.

swemen, (ê?) = sweimen.

swemer, (ê?), falco lanarius.

swemmen, st. v. schwimmen.

swemmer, Schwimmer.

swen = swanne.

swên, st. swêne, sw. swêner, st. m. Hirt, Knecht, bes. der Schweinehirt.

swene-stede? (beim Fischen).

swenes-werk, Schwanenwerk, -flaum; l. swones?

swenge, Wasserkufe?

swengel, m. der (schwingende) Klöppel der Glocke, Schwengel am Brunnen, an der blide.

swengen, sw. v. intrs. u. refl. sich schwingen, sich schwenken, sich drehen.

swengeren, sw. v. schwängern.

swenken, sw. v. mit, Schwank, Spiel treiben mit.

swenne = swanne.

swensch, swensche mate, e. Mass für Salz; vom Namen des Hafens von Brügge, Swen.

swentse, Grünfink.

swepe, tignale: die unter dem Sparren- und Lattenwerk eines Daches genagelten langen Bretter.

swepe, sweppe, f. Peitsche; Dem. swepeken, Reitpeitsche.

swepen-stel, m. Peitschenstiel.

swep-nagel, Nägel zum Befestigen der swepen I.

swep-, swop-stok, Peitschenstiel.

swerdes-klôt, -knôp, Schwertknauf.

swerde(s)-slach = swertslach.

swerdele, Schwertelkraut (waterwortel), gladiolus; gele sw., acorus, ireos (iris pseudacorus); swerdelblome, acira, atiria.

swer, n., swere, m. Schwäre, Geschwür.

swêre, f. (n.) Schwere, Beschwerde, Kummer, Leid.

sweren, st. v. schwären, eitern; schmerzen, wehthun.

swêren, sw. v. beschweren; refl. stärker werden.

sweren, st. v. schwören; sik to hope s., sich verschwören; sw. uppe, wedder, sich verschw. gegen; int hûs, ute der stat sw., schwören, im Hause zu bleiben, die Stadt zu verlassen.

swerich, voller Schwären, ulcerosus.

sweringe, das Schwären, exulceratio.

sweringe, das Schwören.

swerk, swark, n. finsteres, dunkles Gewölk; fig. Leid, Kummer.

swērken, n. Dem. zu swer.

swêrlicheit, Beschwerlichkeit, Belästigung.

swêrlik = swârlik.

swerm, swermen = swarm, swarmen.

swêr-modigen, schweren, bedrückten Herzens.

swêrnisse = swârnisse.

swer-schot, Hauptschoss? (Ggs. vor-schot).

swert = swart, schwarz.

swert, n. Schwert; Bezeichnung des ritterl. Standes, der regierenden und richterl. Gewalt.

swert-brêf, geschriebener Schwertsegen als Amulet; -broder, Mitglied des S.-ritter-Ordens; -busse, S.-scheide? Büchse zu Schwärze? -dans, -reige, S.-tanz; -halve, -side, männliche, väterliche Linie der Verwandtschaft; -holder, -mâch, Verwandter v. männlicher Seite; -krosse, Groschen mit den Kurfürstenschwertern; -mate, -matich kiste, Kiste, so gross, dass ein S. darin liegen kann; -scheide, S.-scheide; -slach, S.-schlag, Krieg; -staf, Stockdegen; -veger, Waffenschmied; -visch, entweder xiphias gladius oder monodon monoceros.

swerte, Schwärze; schwarze Farbe; Wichse.

swerten, schwärzen; wichsen.

swerter, Schwärzer: Schwarzfärber?

swêt, n. Schweiss; die Schweisskrankheit; dat rode s., Blut.

swêt-dôk, Schweisstuch; -drope, Schweisstropfen; -gat, -hol, S.-loch, Pore; -suke, -krankheit, S.-krankheit, sog. Englischer Schweiss; -worst, -wurst, presulpa (Blutwurst?).

swet-bedde, Schwägerschaft?

swêten, sw. v. schwitzen, Schweiss (Wasser, Blut, Geld) absondern, von sich geben.

swêtich, schweissig.

swette, f. 1. Grenze. 2. Nachbarrecht.

swet(te)-(ge)note, Grenzgenosse, der mit einem andern eine gemeinschaftliche Grenze hat.

swetten, sw. v. grenzen.

swetz, m. Geschwätz.

sweve, n.? (eiserner) Topfdeckel.

swevel, m. Schwefel; -berch, Vulcan; -sticke, Schwefelholz.

swevelich, -echt, schwefelig.

sweven, sw. v. intrs. volitare, v. einer Seite zur andern treiben, sich bewegen, schweben, oben hangen, obwalten, in der Schwebe, unentschieden sein.

swi-, swib-, swic-, swich-boge, Schwibbogen, bogenförmiges Gewölbe, Mauerbogen.

swichtinge, ? (Teil des Weserkahns).

swide = swinde; swider werden, gliscere, intendi.

swie aus so wie, 1. = swe; 2. = swê.

swige-ban (swigende ban), das Legen des Gottesdienstes, Interdict.

swigen, st. v. schweigen; den Gottesdienst einstellen; verschweigen; ik swige denne, geschweige denn.

swigen, sw. v. 1. zum Schweigen bringen, stillen. 2. schweigen.

swigent, n. Stillschweigen; Moratorium für Zahlungsunfähige; = stilnisse.

swiginge, das Schweigen.

swik, m. Luftzapfen am Fass, das Loch desselben u. der Bohrer zum Bohren des Lochs, spina dolii, spiraculum, terebellum.

swîk, Falschheit, List, Betrug.

swiken, st. v. weichen, entweichen.

swil; swillen, st. v. = swel; swellen.

swil(e)k, sw. ere = swelik.

swillinge u. swilnisse, Anschwellung (Beule), Geschwulst.

swîm, st., swime, sw., swimel, st. m. Schwindel.

swîm- u. swimel-achtich, swimelich, schwindlig.

swimelen, sw. v. schwindeln, betäubt sein.

swimelse, swime(l)nisse, swimelinge = swiminge.

swimen, sw. v. m. Dat. d. Pers. schwindlig sein, betäubt werden.

swime-slach, Schlag, der Betäubung bewirkt.

swim(e)-slagen, sw. v. taumeln, hin u. her schwanken.

swiminge, Schwindel, Betäubung.

swîn, n. Schwein.

swîn(e)-ât, Schweinefutter; -bede, Abgabe für die Eichelmast der Schweine; -bêre, Eber; -botel = swînknuppel? -drank, Spülicht, Treber als S.-futter; -drift, S.-trift, Treiben der Schweine in die Mast; -driver, S.-treiber (in der Stadt); -eckeren-mast, Eichelmast; -egel, S.-igel, ericius; -herde, S.-hirte; -hor, S.-kot; -jacht, -jeger, Jagd, Jäger auf Wildschweine; -klover, S.-schlachter; -knuppel, Knüttel zum Treiben der S.; -korne, S.-schrot; -kove, S.-stall; -lûs, sya (Finne?); -maget, Magd zur Fütterung der S.; -mân, November; -mast, Eichelmast, auch = swinebede; -meister = swînherde; -parle, (Perle) spöttisch = swinehor; -penninge = swinebede; -schar, s. schar; -schot = swinekove; -schult = swinebede; -snider = suboter; -spêt, Eberspiess; -stal = swinekove; -steke (Pl., zur Jagd)? -steker = swineklover; -troch, S.-trog; -vlêsch, S.-fleisch.

swinde, adj. u. adv. 1. ungestüm, heftig, stark, gross, vehemens; geschwind, schnell. 2. von Personen: heftig, aufbrausend; rasch begreifend, listig.

swindich = swinde.

swindicheit, Klugheit, List; Schwindelei, Betrug.

swinen, langsam, träge sein; l. sumen?

swinen, vom Schweine, schweinern.

swines- in Zss., Schweins-, z. B. -hovet etc.

swinge f. u. swinge(l)-bret, Bleuel oder Brett, um den Flachs weich zu klopfen.

swinge-blok, Schwingblock, Gestell zur Befestigung des zu schwingenden Flachses.

swingen, st. v. schwingen, schwingend schütteln oder werfen; spec. Korn, Flachs, Hanf schwingen; intrs. sich schwingen, fliegen.

swinich = swinen.

swirren (?), st. v. herumschwärmen.

swît = swinde.

swo aus so wo, wie auch, wie immer; obwohl, wenn auch.

swolgen, ersticken, schlachten dass das Vieh im Blut erstickt.

swommel-stede, natatorium.

swommen, sw. v. schwimmen.

swommer, Schwimmer.

swôn, st. m., swone, sw. m.? Schwan.

swone, f. = sone, Sühne.

swone-brêf, Sühne-, Friedensurkunde.

swonen, sw. v. sühnen, pacificare.

swo(p)pe = swepe.

swor aus so wor, s. swar.

sworen, ein Geschworner, Jurat, Mitglied irgend einer weltlichen oder geistl. Behörde, einer Corporation.

sworen-kost, Mahlzeit der Geschwornen.

sworen-schap, 1. Verschwörung. 2. das Amt e. Geschwornen. 3. d. Last oder Verpflichtung Geschworner zu sein.

swormen, sw. v. mit, lärmen, toben? hin und her werfen?

swul, m. u. swuls, swulst, m. Geschwulst.

swummen, sw. v. = swommen.

swunge, f. das Schwingen.

T

tâ, zäh, festhaltend.

tâ, Zehe.

tabbert, m. eine Art langen Mantels.

tabelitte, Deckel (eines Bechers)?

tabel-runde, -runne, f. urspr. die table ronde des König Artus; ein Ritterspiel, wobei turniert ward; ein jährliches Festspiel, wobei ein Baum mit z. T. satirischen Bildern u. Reimen auf zeitgenössische Personen und Begebenheiten aufgerichtet ward.

tabeltûr, f. Tabulatur, der Inbegriff der technischen Regeln des Meistergesanges; genaue, pedantische Regelmässigkeit.

tabulât, Zeltchen, Morselle, frz. tablette.

tabule, f. Tabelle.

tabûre, Handtrommel, Tambourin.

tachchen, bestimmen, einrichten, gestalten. Part. getacht, gestaltet, beschaffen, entw. v. diesem W. oder v. einem unbelegten techen = mhd. zechen, ags. teohhian.

tachtentich, achtzig.

tachter = to achter.

tacke, Ast, Zweig, Zacke; fig. ein tüchtiger Kerl, auch ironisch.

tacken, sw. v. berühren, betasten; zwacken.

tacket, gezackt.

tackich, zackig.

taf(e)le (taffel), f. Tafel, jede Platte, z. B. bleckes, blies; Glasscheibe, Gemälde, Reliefschnitzwerk, Schreibtafel, Schriftliches auf einer Tafel (zehn Gebote, Tabelle, Taxe, Register, in Bremen Vertrag zw. Rat u. Bürgern); Tisch, bes. der Speisetisch.

tafel-bêr, dünnes Tischbier; -blîg, -missink, Blei, Messing in Plattenform; -broder, -note, Tischgenosse; -dôk, Serviette? -gût, Domäne; -helt, Held im Essen? -hêren, die Münzgenossen (in Goslar); -kanne, Tischkanne; -krans, -rink, e. Art Ring als Untersatz für Schüsseln, frz. garde-nappe; -laken, Tischtuch; -meker, mensator; -rêde, Tischgerät, -zeug; -runne = tabelrunde; -schive, (runder?) Tisch; -smide, n. gold. u. silb. Tischgeschirr.

tafelit, Tabulet, Behälter, Kasten, wie ihn die Tabuletkrämer, tafelitter, haben.

tafer = tover, Zuber.

taflaken = tafellaken.

taft, Taffet; -budel, Beutel von Taffet.

tagel, Endstück eines Taues.

tagen = togen.

tagge = tacke, Zacke.

tâheit, Zähheit; concr. Knorpel.

taie, zäh.

takel, n. jede Ausrüstung, so die Waffen des Kriegers, das Ackergerät des Landmanns (bûw-takel); bes. Schiffsausrüstung, Tauwerk u. Hebezeug.

tal, m., seltener f. 1. Zahl, Anzahl. Bei Angabe der Jahreszahlen: de minre (weiniger) tal, d. h. die Einheiten u. Zehner des laufenden Jahrhunderts, während die Hunderte u. Tausende (als selbstverständlich) weggelassen werden. 2. eine Gesamtheit von Einheiten, eine bestimmte Zahl, die bei einigen Gegenständen fixiert wurde. 3. Zählung, Rechnung; Geldwährung.

.. tal, in Zsstz. 1. Zahl. 2. ein durch Rechnen (Zählen) gefundenes Verhältnis, Proportion. 3. = -heit, -keit, -schaft.

talch, n. Talg; -lecht, Talglicht.

tale, f. 1. Rede, Sprache. 2. Sprache vor Gericht, sowohl Anklage wie Verteidigung. 3. die gerichtlich zuerkannte Busse oder Entschädigung für ein verübtes Verbrechen.

tale- (tales-)man, d. i. Sprachmann. 1. Dolmetscher, Wortführer. 2. Benennung eines richterlichen Beamten.

talen, sw. v. 1. zählen. 2. erzählen. 3. bezahlen.

talge, talgen = tallige, talligen.

talgen, sw. v. mit Talg überziehen, z. B. ein Schiff.

talickes-man, Sprecher, Dolmetscher.

talinge, 1. Besprechung, Verhandlung, Befragung. 2. Bezahlung.

tallich = talch.

tallien, sw. v. tallyen an recht, vor Gericht fordern? l. touwen?

tallige, f. (frz. taille) Schnitt, Schlitzung an Kleidern.

talligen, sw. v. (frz. tailler) zerschneiden; von Kleidern: sie durchbrechen und mit Stoffen von anderer Farbe auslegen.

tallôr, n. Teller. Dem. talloreken.

talmasche, Larve.

talmen, sw. v. dummes, unverständiges Zeug schwatzen, tändeln, mani(s)are, lascivire.

tal-pennink, Zähl-, Rechenpfennig.

talteren, Pl. lang herunterhängende Bänder? (lange Fetzen).

tam, zahm, gezähmt.

tamelik = temelik.

tan, st. m., der Pl. auch sw., Zahn.

tâne, Zehe.

tan-eggede, -eggich, stumpfzahnig.

tanen, sw. v. mit den Zähnen nagen, rodere.

tange, f. 1. Zange. 2. (hûs-)tangen, die Grundpfähle, auf denen ein Haus ruht; überh. Fundament. 3. Sandrücken zwischen den Mooren und Sümpfen.

tanger, kräftig, frisch, munter; beissend, scharf (v. Geschmack); übertr. bissig, mordax.

tang-isern, Brechzange, Dietrich.

ta(n)nêt, -var, braun (lohbraun).

tanne-vlêsch, Zahnfleisch.

tant, st. m., fl. tandes, der Pl. auch sw., Zahn.

tant, m.? fl. tantes, Tand, nichtiges, eitles Ding oder Geschwätz.

tan-tange, dentarium.

tanterlant, Tand, Possen etc.; ein Spiel?

tant-mêre, nichtige Rede; -werk, nichtiges Thun, Wesen.

tant-vlêsch, Zahnfleisch.

tapen, sw. v. tappen, umher fühlen; zupfen, reissen.

tap-hol, Zapfloch.

tappe, m. Zapfen; Stöpsel in einem Fasse, Hahn zum Ausschenken; Flaschenpfropf; Verschluss einer Zapfschleuse; Schildzapfen der Kanone.

tappe-gelt, Abgabe für Schankfreiheit.

tappel-witte, Zapf- (Weiss) Pfennig = tappegelt.

tappen, sw. v. 1. zapfen, Getränke bei Kleinigkeiten im Ausschank verkaufen, verzapfen. 2. dorch de sluse, ein Schiff durch die Schleuse bringen.

tappen, sw. v. = tapen.

tappen-pacht, -tins, Pacht für den Ausschank.

tapper, tepper, Getränk-Verzapfer.

tapper, tüchtig, gewichtig, energisch, eifrig, tapfer.

tappinge, Verzapfung, Ausschank.

tappêt = teppêt; -garn, Garn zu Teppichen.

tappiserie, Wandteppiche.

tap-sise, die Abgabe (Accise) für den Ausschank.

tarant, m. Scorpion, Tarantel.

tarantes-veddere, tarrandes-forke, Gabel mit zwei langen Zinken zum Speisen v. Äpfeln, Birnen etc.

tarlink = terlink II.

tarren = terren.

tarras, 1. n. Erdaufwurf, Wall, Bastei, Bollwerk, »Terrasse«. 2. m.? Trass, Tuffsteinmörtel.

tarras-, tarris-busse, f. Wallbüchse, eine Art Festungskanone.

tartel-duve, Turteltaube.

tarten = darten, lascivire.

tartze, tarce, tarse (tarche), f. Tartsche, kleiner, länglich runder Schild, pelta.

tarwe = terwe.

tas, m.? fl. tasses, der Raum zur Seite der Scheunentenne, wohin das geerntete Korn gebracht wird.

tasche, f. Tasche.

taschen-krosse, Groschen mit dem Stempel B; -mest, Taschenmesser; -slot, Schloss an der Tasche; taschen-, tasche-maker, Täschner.

taschener, Täschner.

tas-hake, eine Art Schiessgewehr.

tassake, meist tas-hake, sw. m. ein breites Schwert, w. anstatt des Heftes eine Öffnung in der Klinge zum Fassen hat. Aus d. böhm. tesak, slavon. tusak.

tassêl, Spange zum Frauenmantel.

tast, m. Berührung.

tas(t)-berner = sulverberner; vgl. test.

tasten, sw. v. unsicher herumfühlen, tastend wornach greifen; fühlen, merken; na, trachten nach.

tastlik, greifbar.

tast-men-to, Taste-nur-zu, Greifzu: habgieriger Erbe (Wortspiel mit testament).

Tatere, Tartar; später: Zigeuner. Tateren, Taterie, Taterland, Tartarei.

tateren, sw. v. unverständlich sprechen; schnattern (v. Gänsen).

tavele = tafele.

tavende, tavent = to avende, diesen (d. h. heute oder gestern) Abend.

taver = tover, Zuber.

taverne, f. Schenke, Wirtshaus; Schmaus, Gastmahl in einer taverne.

tavernen, sw. v. die Schenken besuchen, zechen.

taverner, Schenkwirt; f. tavernersche.

te, 1. Praep. zu; Zss. inte, tote, m. Art. ten, ter. 2. untrennbares Praefix in Verben (hd. zer-) u. Adv. (hd. zu-), s. d. Zss. mit to.

tê, tee, sw. st. f. Zehe; fig. das Äusserste, Spitze, Extremität.

techge, teche, tecghe, teghe, f. Zeche, Reihenfolge, Ordnung; im Bergbau: eine Gesellschaft von Gewerken und das ihr verliehene Feld, Grube.

tecke, Wibbelbohne. tecke = teke.

teden? sw. v. = dedingen, verhandeln?

teder, zart, schwach.

tederheit, Zartheit, Schwäche.

teffens, d. i. to evens, zugleich, auf einmal.

têge, zäh.

tegede, der zehnte; sw. m. Zehnte, eine Abgabe.

tegeden-haftich = tegethaftich.

tegeden, sw. v. zehnten, den Zehnten einnehmen u. auch den Zehnten bezahlen.

tegedêre, Zehntner. 1. der Zehntherr. 2. der Einsammler des Zehnten.

tegel, später meist teigel, m. Ziegel, sowohl der Mauerstein als der Dachziegel, oft collectiv; Ziegelwerk, -bau.

tegel-, teigel-erde, -lême, Ziegelthon; -grûs, Z.-scherben; -hêre, den Ziegeleien vorstehender Ratsherr; -hof, -hûs, Ziegelei; -holt, Richtscheit des Maurers; -knecht, -vent, -sleger, -striker, Ziegler; -kule, Lehmgrube; -lade, Z.-form; -lader, Z.-auflader; -meister, Z.-meister; -oven, Z.-ofen; -schune, Trockenscheune für die ungebrannten Z.; -stên, Z.-stein; -torf, Torf zum Z.-brennen; -werk, Z.-arbeit, -fabrik, -bau.

tegelêre, Ziegler.

tegelîn, adj. von Ziegeln, von Thon.

tegelrie, Ziegelei, Ziegelfabrik.

tegen, tegens, (aus tiegen) adv. u. präp. m. Acc. gegen, gegenüber. Vgl. jegen.

tegen-ansprake, Gegenanspruch; -part, Gegner, gegnerische Partei; -spôt, Widerwärtigkeit, Unglück; nicht -stânde m. Gen. trotz, ungeachtet; -wind, Gegenwind; -wordich, gegenwärtig. Andere Zss. s. unter jegen-.

tegende, zehnte.

tegentheit, Widerwärtigkeit.

teget-bank, Zehntbank d. h.? -bar, -haftich, z.-pflichtig; -havere, Z.-hafer; -hêre = tegedêre 1; -hof, -hove, Hof, Hufe, wo der Zehnte gesammelt wird; -hôn, Z.-huhn; -kamer, Kammer, wohin der Zehnte des Bergwerks gebracht wird; -lant, z.-pflichtiges Land; -lude, Z.-pflichtige; -recht, Z.-recht; -schôf, Z.-garbe; -frîg, z.-frei.

teide, teider = tegede, tegedêre.

tei(g)e, zäh.

teigel, teiel, teil = tegel; teil-lude, Ziegler.

teigent, st. m. Zehnte. tein = tên, Zein.

tein, zehn, fl. teine; teine-bint, e. Art Leinwand; tein(er)-lei(ge), zehnerlei; tein-jarich, decennarius; -penninges-knecht, Beamter, w. den teinden pennink erhebt;
-valt, -volt, -valdich, -voldich, zehnfältig, -fach; -werve, zehnmal.

teinde, zehnte; de teinde pennink, die 10% Erbschaftssteuer, wenn das Erbgut aus der Stadt fährt; Sbst. der Zehnte.

teinder = tegedêre.

teine, sw. f. Zehe.

teinge(n)de = teinde, zehnte.

tei(n)link, e. Getreidemass (10. Teil vom Scheffel?).

teitvri = tegetvri.

te-jodute = tiodute.

teke, f.? Zecke (Waldbock, Holzbock, Hundelaus etc.); Kellerassel.

têke, f. Bettzieche.

têke-mêster, der die Gemässe zu zeichnen hat, Eichmeister; Wardein.

têken, n. Zeichen; Marke, Zettel etc.; Beweis; Anzeichen der Witterung; Wunderzeichen; Zielscheibe.

têkenen, têken, sw. v. 1. zeichnen, ein Zeichen worauf drücken. 2. bezeichnen, bestimmen; festsetzen. 3. aufzeichnen, schreiben. 4. ein Zeichen geben.

têken-isern, das Eisen zum Zeichnen der Gemässe, Eicheisen.

têkenisse, Zeichen, Beweis.

têkinge, Zeichnung, Aufzeichnung, Niederschrift.

tēl, til, n. Ziel; Ende. (Spätes Wort).

tēl, eig. wohl »Bau«, Land, das einer bebaut: als bestimmtes Mass von 12 Scheffeln für Aussendeichsland in Dithmarschen.

tēl-busse, Zielbüchse, e. Art Feuergewehr.

telch, m. n. Pl. telge, telgere, Zweig, Ast.

telch-holt, Zweigholz.

teldellink = tendelink.

telden, sw. v. zelten, im Passgang gehen.

teldener, telder (teller), Zelter, Passgänger.

teldern, sw. v. im Passgang reiten, den Passgang lehren?

telen, sw. v. zielen, das Geschütz richten (erst bei Späteren).

telen (tellen, teilen), sw. v. 1. erzeugen, gebären, überh. hervorbringen; intr. entstehen. 2. in landwirtschaftl. Sinne: ein Land ertragsfähig machen, bebauen.

teler (teller), 1. Erzeuger, Vater. 2. Bebauer, agricola.

telerinne u. telersche, Gebärerin, Mutter.

telge, sw. m. Zweig, Ast; auch ein Pflänzling, junger Baum, nam. von Eichen.

telgen, frondere.

telgen-bôm, belaubter Baum.

telgich, voll Zweige, ramosus.

tēlhaftich, genitivus.

tēl-hake = telbusse.

telich, ertragsfähig.

telinge, Geburt, das Gebären sowol als das Geborne.

telink, Halbente.

telle-,tel-bret, Zähl-, Zahlbrett (der Wechsler).

tellen, sw. v. 1. zählen, hinzählen, zahlen. 2. zählen, rechnen. 3. erzählen.

teller, m. 1. Erzähler. 2. (in der Rechenkunst) Zähler, Ggs. noͤmer, Nenner.

teller, telre u. tellôr, n. (u. m.) Teller.

teller-brôt, Brod, das als Teller (zum Zerschneiden der Speisen, auch zum Abwischen der fettigen Hände) dient.

teller-, tellôr-licken, sw. v. tellerlecken, d. i. schmarotzen.

teller-licker, Schmarotzer, Parasit.

tellich, tellige = telch, telge.

tēl-rôr = telbusse.

telt (telde), n. Zelt, Bude.

telt, m.? der Zeltgang eines Pferdes.

telten? = telden.

telt-hare, e. zur Herstellung von Zelten, Buden dienende Haardecke; -laken, e. solche Decke aus Leinwand oder Tuch.

têm, Thema, zu behandelnde Aufgabe.

temede, n. = tôm, Nachkommenschaft, Geschlecht, Stamm.

temelicheit, Ziemlichkeit, geziemendes Wesen, Decenz, Gebühr.

temelik (temmelik), gebührend, geziemend, das rechte Mass haltend; adv. temel(i)ken.

tem(e)link; junges (zweijähriges) Pferd, Temmel.

temen, temmen, sw. v. zähmen, zahm machen, bändigen.

temen, st. u. sw. v. geziemen, geziemend sein; unpers. m. Dativ; persönl. constr. (bes. in einem negativen Satze): sich überwinden, übers Herz bringen, es für sich (nicht) geziemend, recht finden.

temenitze, -nisse, (slavisch) Gefängnis.

tem(e)s, temis, n. tem(e)se, f. Sieb, Haarsieb, Sichtbeutel.

tem(e)sen, sw. v. durchsichten, durchseihen.

temnerer? Bezähmer.

tempel, m. Tempel; de vamme temple, die Ritter des Tempelordens; t. Machomet, Moschee; de hemelsche, der Himmel; de hilge, die Christenheit, christl. Kirche, auch das Kirchengut? tempel-klûs, Tempelklause, -zelle.

tempel-broder, Tempelherr, -ritter.

temp(e)lêrer, temp(e)lêr, 1. Tempelritter. 2. Vorsteher, Aufseher einer Kirche oder kirchlichen Stiftung, namentl. in Geldangelegenheiten.

temper, f. Quatember, eine der vier Fastenzeiten des Jahres.

temperancie, Mässigung, Masshaltung.

temperêren, temperen, sw. v. (im gehörigen Verhältnisse) mischen, condire; mässigen, mildern.

temperinge, (richtige) Mischung; gemässigtes Klima.

temptacie, Versuchung, Anfechtung.

temptêren, sw. v. versuchen, anfechten.

ten = it en: ten is, was nicht, es ist, war nicht; ten sî, wêre, wenn nicht, es sei denn dass.

ten = te dem, den; bisw. auch wohl contrah. aus tegen, gegen, gen.

ten, n. fl. tenes, tennes, Zinn.

tên, m. Zein (Gerte): Metallstab, Barren (in der Münze); Eisenstange zum Nagelschmieden; hölzerner Pfeilschaft.

tên, m. Zehe.

tên, teen, st. v. 1. intr. ziehen, sich begeben; sich hinziehen, sich erstrecken; tên to ênem velde, im Schachspiel; ein Loos ziehen. 2. trans. ziehen, heraus-, hereinziehen; vorwärts bewegen, vom Zugvieh; treiben, antreiben, nötigen; schleppen, schleifen; zerren, recken (Folter); winden, aufwinden; drehen, einen Schleifstein; ziehend machen, Gräben, Mauern; ziehend Waaren fälschen, z. B. Pelzwerk; producieren, hervorbringen, erzielen, erzeugen (togen unde boren); auf-, grossziehen; erziehen (togen, wohlerzogen, züchtig); êne reise tên, machen. 3. refl. sich zerren, sich streiten. 4. Mit Präpos.: tên wat, (sik) wes an, sich in e. Sache berufen, beziehen auf, als seinen Gewährsmann anrufen, appellieren an; sik tên bi m. Dat., sich e. Lehre abnehmen aus; tên in, Einwendungen machen; tên wes in = an; tên wat in, machen zu, verkehren in; tên overên, sich einigen; wat tên to gude, zu gute rechnen; sik to hone, als Hohn aufnehmen, empfinden; to sik, sich aneignen, anlocken, heranziehen, gewinnen; sik tên to, Anspruch machen auf, sein Recht an einer Sache darthun; (sik) tên (wes) uppe, sich beziehen, berufen auf; tên up nôt, Notwehr geltend machen; wen tên van, abwendig machen, intr. abstehen, weichen.

tende, tender = tegede, tegedere.

tendelink (tindelink), eine Anzahl von 10 (bes. Fellen).

tendes, tendest u. tenden, d. i. to endes. am Ende, örtlich u. zeitlich, absol. oder m. Dat. oder Acc.

tene, st. m., im Pl. auch sw., Zahn; to den tenen bernen, ein Brandmal als Strafe für ein Verbrechen auf die Kinnbacken oder auf die Wange brennen.

têne, f. Zehe.

têne, f. = tên, Metallstab? Korb?

tene-, tenen-berner, -isern, Brenneisen zum Brandmal auf die Wange; -bitent, -grinent, Zähneklappern; -brêf, zahnweis ausgeschnittenes Schriftstück, Kerbbrief, charta indentata; -klapperen, mit den Zähnen klappern; -lôs, zahnlos; -sêre, n. Zahnweh; -slach, Backenstreich; -stoker, Zahnstocher; -vlêsch, Zahnfleisch; -worm, Zahnwurm, vermeintl. Ursache des Zahnwehs, fig. v. Nagen des Gewissens.

teneken, Zähnchen, d. i. kleine gezackte Spitzen, frzs. dentelles.

tenen, tennen, zinnern.

tengen, sw. v. anfangen, beginnen.

tengeren, sw. v. beissen, bitter (tanger) sein (vom Geschmack).

tengerich, von scharfem Geschmack, beissend.

tenich, denus.

tenlink = teinlink.

tên-tange, Zeinzange des Schmiedes.

tente, sw. f. Zelt, tentorium.

tente, Tinctur?

tentel-degedinge, tautologia, vitiosa impetitio (repetitio) eiusdem dictionis.

tentel-, tendel-market, Tandelmarkt, wo allerlei Tand verkauft wird.

tent-lose, Zehntlöse.

ten-werk, Gefässe oder Gerät von Zinn.

teppen, sw. v. zupfen, pflücken.

tepper, Schankwirt.

teppêt, teppet (tept), m. Teppich, Decke zum Überbreiten, Tapete als Wandbekleidung.

teppetere, Teppichwirker.

tep(t)-hunt, Teppich-, Schosshund?

têr, m. gute Beschaffenheit, Gedeihen, Glanz, Ruhm.

ter = te der.

ter-broder, Zehrbruder, conviva; -budel, Zehrbeutel, Säckel.

terden, umgesetzt für treden.

ter(e), m.? fl. teres, Theer.

têre, f. Packen, Ballen.

têre, f. Art u. Weise, indoles; guder, quader têre, gutartig, bösartig.

ter(e)-gelt, Zehrgeld, Reisegeld.

teren, sw. v. zehren; verzehren; verthun; Zehrung (Festmahl) halten.

teren, sw. v. theeren, mit Theer bestreichen.

têren, sw. v. Art u. Weise haben; sik t., Art u. Weise annehmen, sich benehmen, sich geberden.

terentei = tirletei.

terer, Zehrer, Verzehrer.

terer, Theerer. tere-vat, Theerbütte.

tergen, sw. v. zerren, reizen, necken.

ter-geselle, Zehrgeselle, Zechbruder.

terhaftich u. terich, der viel aufwendet, sumptuosus.

terich, theerig.

têrich, artig, gediegen, von guter Art.

têricheit, Artigkeit, Freundlichkeit.

teringe, 1. Zehrung, was man zum Unterhalte nötig hat, Aufwand, Kosten, Auslagen, sumptus. 2. Abzehrung, Schwindsucht.

teringe-bôk, Ausgabenbuch.

ter-ketel, Theerkessel.

terlen, sw. v. zerren, reissen.

terlink, Kornelkirsche, Dirle (aus d. Slav.).

têr-, terlink, m. 1. kleine têre, Ballen oder Packen Tuch, als bestimmtes Mass 28-30 Laken. 2. Würfel. 3. eine Art Geschützkugeln, wohl eckig.

terme, tirm(t), Grenze; Gebiet.

termel, m. Bestimmung, Festsetzung.

termenige, terminarie, Wohnung des terminarius.

termîn, m. Termin, bes. Gerichts-, Zahltag; Pl. termine, (die sich wiederholenden) Krampfanfälle der Kinder, die s. g. Schäuerchen.

termînre, Bettelmönch, der in einem bestimmten Bezirke Almosen einsammelnde Mönch, terminarius.

têr-, ternink = têrlink.

terpentîn, Terpentin; -olie, T.-Oel.

ter-quast, m. Theerpinsel.

terras, te(r)ratz = tarras.

terren, sw. v. zanken, streiten.

ters, m. das männliche Glied.

terse, Landralle, Wiesenknarrer, Wachtelkönig.

tertel, zart, zierlich.

tertel-duve, Turteltaube.

tertlik, zärtlich, fein; adv. terliken.

ter-tunne, Theertonne.

terwe, Weizen; Adj. terwen.

têsen, zupfen, kratzen, pflücken.

tesping = esping, Boot.

test, m. 1. (irdene) Scherbe. 2. (irdener) Tiegel oder Gefäss zur Aufbewahrung von Feuer oder zum Schmelzen von Metallen; bes. die testula probatoria; probehaltiges Silber.

testamentaries, Testamentsvollstrecker; Pl. -e.

testêr, mhd. testier, Kopfbedeckung (des Streitrosses), Sturmhaube.

teve, f. Hündin; Schimpfwort für ein gemeines Weib.

têwe, f. Zehe.

tfi, Interj. des Abscheus.

th im Anlaut erscheint dialektisch bis gegen 1300 noch mit dem Lautwert des as. th = mndd. d; späteres th ist bloss graphisch und steht für t.

tî, tig, m. (n.) öffentlicher Sammelplatz eines Dorfes, zu ernsten wie zu heitern Zwecken, in der Regel erhöht u. mit einigen Bäumen (Linden) besetzt, an der Seite grosse Steine, die als Bänke dienen.

tibe? f. Netz?

tîch, f. Aussage, Beschuldigung.

tichel, westwärts gebräuchliche Form für tegel (ticheler, tichelhûs, ticheltorf, tichelwerk).

ticht, f. (das Zeihen) Anklage, Beschuldigung, Verdächtigung, Verdacht; in tichte(n) hebben oder holden, in Verdacht haben; Klage, Anspruch.

tichte, n. = ticht, Beschuldigung.

tichten? sw. v. aussetzen, bestimmen.

tichtich, unter ticht stehend.

tide (tîd), adv. zeitig (stets mit (ge)nôch, genug, verbunden). Gen. von tîd?

tide, n. f. (aus getide) die Zeit der Ebbe und Flut zusammen, bes. die Flutzeit, die Flut selbst; überh. eine Zeit v. 12 Stunden.

tide, f. die kanonische Hore.

tide-bôk, liber horarum, Gebetbuch für die kanonischen Horen; -gebet, Gebet zur kanon. Hora; -gelt = tîtgelt; -havene, f. Fluthafen; -kôp, Zeitkauf d. h. Kauf von Leibrenten? -leser, der die Horen liest; -lik, -liken, -likes = tîtlik etc.; -lose, hermodactilus, Zeitlose (Crocus? Narcisse? s. Lexer Mhd. Handwörterbuch); -murrent, n. spöttisch: das Murmeln der Horen; -pape, auf Zeit angestellter Priester? der nur Horen lesen kann? -pennink = tîtgelt; -fest, Quatember, Quartalstag.

tiden, sw. v. to, na, -wert, sich wohin begeben, zu etwas eilen; in, an, Gen., nach etwas begehren, hinstreben; up, warten, hoffen, sich verlassen auf; vor, aufkommen für etwas.

tidich, 1. zeitig, zu rechter Zeit. 2. reif; vom Leder: gar gegerbt. 3. frühzeitig. 4. der Jahreszeit gemäss. 5. fig. vom Rat etc.: reiflich.

tidige(n), adv. zeitig, zu rechter Zeit.

tiding(e), f. Zeitung, Nachricht, Botschaft.

tidisch, der Jahreszeit gemäss.

tie, tige, tigge, m. = tî.

tiegen, tiegens, Adv. u. Präp. m. Acc. (aus te jegen; as. te gegnes); s. tegen.

tien, st. v. = tên.

tien, tiende = tegen (teine), tegede.

tien, tigen, st. u. sw. v. zeihen, Schuld geben, anklagen, im Verdacht haben.

tieren aus tiederen = tuderen.

tigel, tigelêre = tegel, tegelêre.

tigen = tegen, tiegen; tigen-over, gegenüber; tigen-wordich, gegenwärtig; etc.

tike, Hündin.

til, n. = tel, Ziel.

tilbar, beweglich.

tîl(e)-bere, Zeidelbär, Honigbär.

tile-tappe, Dilltap, ein plumper, läppischer Mensch.

tilik etc. = tidelik etc.

tilitze u. tilitzer, m. Dolchmesser; v. böhm. tulec?

til-lant = tilbar lant, Ackerland.

timber, timmer, eine bestimte Anzahl von Fellen (40 oder 60).

timber, timmer, n. 1. Bauholz, Baumaterial. 2. Zimmerwerk, von Holz aufgeführtes Bauwerk.

timber-, timmer-bank, carpenta; -bîl, Zimmeraxt; -holt, Bauholz; -knecht, Zimmergesell; -lôn, Z-lohn; -man, Z-mann; -meister, Z-meister; -touw, -tûch, Z-gerät; -werk, Z-handwerk.

timberen, timmeren, sw. v. von Holz bauen; dann überh. bauen.

timmeringe, 1. Holz, das zum Bau gehört. 2. Zimmerung, Bau überh. 3. von Holz aufgeführtes Gebäude, überh. Gebäude.

timmernisse, carpentum.

timmerte, n. Gezimmer, Bau überh.

timpe, sw. m. das in eine Spitze auslaufende Ende eines Dinges, Zipfel, bes. von Kleidungsstücken (Kapuze, auch diese selbst) u. vom Brode.

timpe-kanne, Kanne mit einer spitzen Ausbuchtung zum Einschenken.

timpet, mit einem timpen versehen.

tin, n. fl. tenes, tinnes, Zinn.

tîn, tînde = tegen (teine), tegede.

tin-appel, Apfel, Knauf, wie er auf den Zinnen zu sein pflegt; Thurmknopf; überh. Zinne.

tindelink = tendelink.

tindes-an, d. i. to endes an, schliesslich, zuletzt.

tine, f. Butte, Kübel, Zuber; Demin. tineken.

tinnacht, zinnicht, mit Zinnen versehen.

tinne, f. Zinne, menia; Demin. tinnekîn.

tinne-mecker, Zinngiesser.

tinnen, zinnern, von Zinn.

tinnen-gewere, Zinnenwehr, d. i. Ringmauer.

tins, m. (n. u. tinse, f.?) Pl. tinse, tinsere, Zins, d. i. jede Abgabe, die man für die dauernd oder zeitweise gestattete Benutzung eines Gegenstandes an den Eigenthümer zu zahlen hat.

tins-aftich, -achtich u. -plichtich, zins-, tributpflichtig; -dach, Z-zahlungstag; -gelde, -gever, -man, Z-pflichtiger, Pächter, Mieter; -gelt, Z-geld, auch das Recht des Z-pflichtigen am Gute; -genote, Z-genosse; -gût, Gut, wovon Z. gezahlt wird; -hêre, Z-herr, Verpächter; -klocke, Glocke, mit w. die Zinszahlung der Bürger an die Stadt eingeläutet wird; -korn, -swîn, Korn, Schwein als Z.; -sammer, Z-einforderer; -schult, Z-, Rente-, Pachtschuld.

tinsen, censuare, censum dare.

tinsener, tinser, pensionarius, Pächter, Zinspflichtiger.

tint, m.? Pl. tinde, tinden, Zahn oder Zinke (einer Gabel, Harke, eines Kammes u. dgl.).

tiodute, te-, to-jodute, jodute (thiod-ute! Volk heraus!) Ruf zur Hülfeleistung bei einer Vergewaltigung; später ein allgemeiner Weheruf, Zetergeschrei; Hülfegesuch.

tip-hoike, sw. m. Frauenmantel mit e. Zipfel oder Schnabel am oberen Ende.

tip-kanne, eine Kanne mit einer hervorstehenden Röhre, Schenk-, Giesskanne.

tire = têre I. u. II. tiren = têren.

tirletei, tirumtei (frzs. tirletaine), ein halb leinenes, halb wollenes Zeug.

tis = it is, es ist.

tît, f. (u. m.) Zeit; Zeitraum, Weile; Zeitpunkt, Termin; irdisches Leben (Ggs. Ewigkeit); mannige tît, manchmal; gûd(e) tît, wohlfeile Zeit, (adv.) zu rechter, nicht zu später Zeit; alle tît, allezeit, immer; einer tît, zu einer Zeit, einst; des tides, zu der Zeit, dann. Plur. de tide, die festgesetzten bestimmten Zeiten, nam. zum Gebet, die kanonischen Horen.–bi tiden, bei Zeiten, zu gehöriger Zeit; buten tides, ausser der Zeit, zur unrechten Zeit; in tiden, bisweilen; mit der tît, allmählich; na der tît, später, nachmals; (nu) to tiden, zur Zeit; zu rechter Zeit; under tiden, zuweilen; van tide(n) to tide(n), mit der Zeit, allmählich; van der tît, seitdem.

tît-dêlinge, f. -kortinge, f. -vordrîf, m. Zeitvertreib, Kurzweil; -gelt, -pennink, Geld, das zu bestimmten Zeiten (bes. vierteljährlich) zu zahlen ist, z. B. Ladengeld der Handwerker; -slittinge (slitinge?), Lebensunterhalt.

tîtlicheit, Zeitlichkeit, zeitgemässes Betragen.

tîtlik, zeitlich, irdisch, weltlich; zeitgemäss, v. Wetter fruchtbar; rechtzeitig, frühzeitig; v. Beratungen reiflich; adv. tîtliken.

tîtlikes, adv. zu seiner Zeit, zu gesetzten, bestimmten Zeiten.

tîtlink, eine kleine und zartere Gattung des Stockfisches.

titte, m. f. Zitze; Dem. titke.

tittel, n.? Tüttel, Pünktchen.

titten-budel, Brusttuch der Frauen.

tô (tû), te, präp. m. Dat 1. zu; vor Länder- u. Städtenamen, dat lant to Italien; de stat to Lubeke. 2. zeitlich: bis zu, lang, über; zu, in; to jâr, entw.: im vorigen Jahre, oder: übers Jahr. 3. modal, vielfach wo im Hochd. »bei, mit, in« oder eine andre Präp. gebraucht wird. Häufig mit Subst. zur Bildung des adverbialen Ausdrucks verwandt.

tô, adv. 1. räumlich: zu, her (Ggs. af u. van); die Präp. to verstärkend. 2. modal: hinzu; das Über- (oder Unter)mass anzeigend: allzu; häufig nach den Adv. dâr, hîr (die übrigens auch fehlen können); vor Adverbien, z. B. to vorgeves.

tô, st. f. Hündin.

to-achten, (gerichtlich) überweisen.

toachter wesen m. Gen., zurück, im Rückstande sein; dôn, zurücksetzen, geringschätzig behandeln.

tobbe (tubbe), sw. m. Zapfen, e. Art Nägel; ein hölzern. Stift, etwas daran zu hängen.

tobben, sw. v. zupfen, locken, zwacken, zerren, sein Spiel haben mit jem., sich abmühen.

to-bêden, entbieten, (durch einen Boten) sagen oder befehlen lassen.

to-behôrde, f. -behore, n. f. Zubehör, was zu einem Dinge gehört.

to-behoren, zugehören, angehören; zukommen, gebühren.

to-behorer, Zu-, Angehöriger, Verwandter.

to-behorich, zugehörig; hörig.

to-behoricheit, Zubehör.

to-behoringe, Zubehör, Pertinentien; Angehörigkeit, Verwandtschaft.

to-bekêren, zuwenden, zu teil werden lassen.

to-berîs, n. Sporteln, Gebühren, Einkünfte.

tobernen, verbrennen.

tobersen(?), sw. v. zerbrechen.

tobersten, st. v. intr. bersten, zerbrechen.

to-beschriven, st. v. zuschreiben, zuteilen.

to-bestân, zuhören, zukommen, gebühren.

to-betruwen, zutrauen.

to-beval, n. Gefälle, Gebühren, Anrecht.

to-bevallen, zufallen, zukommen.

tobevoren, adv. = tovoren.

tobias, Name eines Fisches, ammodytes tobianus.

to-binden, zu-, zusammen binden.

tobiten, zerbeissen.

toblasen, aufgeblasen (in Hoffart).

to-blasen, afflare.

tobluwen, st. v. zerbleuen.

to-boginge, (Zubeugen) Nötigung, Antrieb; Zuneigung, Inclination.

toboken, zerschlagen, zerstücken (mit e. Hammer).

to-boren, gebühren, zustehen.

to-boren, (part.) zugeboren, angehörig.

to-bôrten (-bûrten), scherzen mit jem.

to-bote, Zugabe.

to-boten, 1. einen Lappen worauf setzen, flicken, subunculare. 2. Feuerung hinzulegen, nachheizen. Subst. to-botinge.

tobreken, 1. intr. zerbrechen, bersten, 2. trans. zer-, abbrechen, niederreissen, rädern, zerstören, abnutzen, vereiteln, zu nichte machen; binnen tobroken sîn, einen Bruch haben.

to-bringen, herzu-, herbeibringen; (den Becher zubringen) zutrinken; melden, ansagen; (Zeugen) beibringen, beweisen; zu Ende bringen, ausführen; (Zeit) zubringen, (Geld) verwenden, durchbringen, verschwenden.

to-bringer, 1. Herbeibringer, Anstifter, Urheber. 2. Verschwender.

to-bringerne, geneigt zum Verschwenden, verschwenderisch.

to-bruwen, st. v. zusammenbrauen; bildl.: anstiften.

to-bucken, sich niederbücken auf.

to-buwen, hinzubauen, fig. hinzu erzeugen (Nachkommenschaft).

toch, m. Zug, Reise, Kriegszug; Verzug, Aufschub; Art der Bereitung von Tuch und Pelzwerk; aus einer Ware genommene Probe; grases, Mass in der Landwirtschaft.

toch, n. Hebe-, Windewerkzeug; Zugbrücke; Zugnetz, Ort des Fischzuges, Fischzug; in ossentoch: Pflug (ohne Räder?), w. v. Ochsen gezogen wird, oder Deichsel oder Joch?

tôch, m. Zeigen, Schau; Zeugniss, Beweis, Lehre.

tôch, n. m. Plur. togere, toge, Zweig, Ast.

toch-brugge, Zugbrücke; -recht, Gewohnheit einer Stadt, von einer andern Urteile u. Rechtsbelehrungen zu holen; -rême, Zugriem; -swede, Zugpflaster.

tôch-dach, Zeigetag, Schautag, wo man die Waren (bei Messen) aufstellt.

tochel-tît, Umziehezeit.

tochen, sw. v. ausziehen, umziehen, seine Wohnung ändern.

tocken, sw. v. zupfen, schnell u. hastig oder auch wiederholt reissen; heranholen, locken, verlocken.

tockeren, sw. v. zögern; tockeringe, Verzögerung.

to-dammen, zudämmen; Subst. to-damminge.

to-danich, -dênich, zugethan, zugewandt; geneigt.

to-danicheit, Geneigtheit, Zustimmung.

to-dât, 1. Zuthat, Hinzufügung. 2. Zuthun, Hülfe.

toddelen, sw. v. in Zotten, einzelnen kleinen Teilen herabfallen.

todde-vole, sw. m. = sochvole (v. einem todde = mhd. tutte, mamma)? fig. verhätscheltes, Schoss-Kind.

to-dêdich, zugethan, gewogen.

todegen, s. dege, m.

to-dêl, n. der (rechtlich zukommende) Anteil.

to-dêlen, zuteilen; durch Richterspruch zuerkennen.

todêlen, zerteilen, verteilen; zerstreuen; refl. auseinander gehen, sich trennen.

to-dempmen (?), -dempen, zudämmen (eig. zudämpfen, ersticken).

todennen, zerdehnen.

to-denken, hinzu-, ausdenken.

to-diken, zu-, eindeichen.

to-domen, durch Richterspruch zuerkennen.

to-dôn, 1. zuthun, schliessen. 2. zuthun, hinzufügen. Refl. zuthunlich sein, sich anschliessen.

todôn, auseinander tun; refl. sich zerstreuen, sich ausbreiten.

to-dôn(t), n. Zutun, Hülfe, Unterstützung.

to-dracht, zuträglicher, förderlicher Ausspruch?

to-dragen, -dregen, intr. 1. zuträglich, förderlich sein. 2. betragen, sich belaufen. – Trans. herbei-, auftragen, beibringen; refl. sich ereignen.

to-drager, -dreger, 1. Zuträger, Neuigkeitskrämer, Ohrenbläser. 2. grosser Wassereimer.

to-drechtlik, zuträglich, förderlich.

to-dregel-kanne, -korf, Kanne, Korb zum Auftragen von Trank u. Speisen zu Tische.

to-dreien, zudrehen, die Kette befestigen (Weberei).

to-drengen, refl. sich hinzu-, herandrängen.

(to-drepen), zufügen: Prät. todrep; l. todref?

to-driftich, was aus der See ans Ufer getrieben wird.

to-drinken, zutrinken, zutrinkend übergeben.

to-drinten, st. v. zu-, aufschwellen.

to-driven, zutreiben; bildl. zufügen; wozu nötigen.

to-drucken, zudrücken, zumachen.

tô(e), Zehe.

to-en(t)bêden, durch einen Boten sagen lassen; to-enbêdinge, Botschaft.

to-entholt, Aufenthalt (zum Schutz).

to-entstân, zugestehen.

to-erbêdinge, Anerbieten.

to-êschen, fordern von jem. (ênem wat).

to-evenen, zu-ebenen, ausfüllen (eine Grube).

to-gader(e), -gadder(e), zusammen.

to-gân, herzugehen, herankommen; zutreten, darangehen, sich an etwas machen; herannahen, zustandekommen, geschehen, sich ereignen; m. Dat. zukommen, zustossen, zufallen.

togân, zergehen, auseinander gehen; zu Grunde gehen, zerfallen, vergehen; zu Ende gehen; zu Schaden kommen, umkommen, sein Ende finden.

to-gânde(s), sofort.

to-gank, Zugang, das Herangehen; Angriff; Zutritt, Eingang, Oeffnung.

to-gave, Zugabe, was über das Mass gegeben wird.

toge, st. m. die Handlung des Ziehens, Zug; Reise, Gang; Zug im Schachspiel; Zücken des Schwertes etc.; Schluck beim Trinken; Unternehmen; ên hart toge, e. schweres Stück (Arbeit, Erlebnis); sinen toge tên, seinen Profit machen; Art des Benehmens, bes. Winkelzug, loser Streich, Schelmstück, Tücke; das Aufziehen, Aufwinden; im Bergwerk die Linie, Strecke, welche nebeneinander liegende Zechen bilden?

tôge-bank, Zeigebank, d. i. der Ladentisch, auf dem die Ware dem Käufer gezeigt wird.

to-geboren, durch Geburt zugehörig.

to-geboren, gebühren, zukommen.

toge-brugge = tochbrugge.

tôge-dach = tôchdach.

to-gedân, zugethan, d. i. angehörend, zugewandt.

to-gedanicheit, nahe Beziehung, Zusammengehörigkeit.

togegen = tojegen.

to-gehenknisse, Zubehör, Pertinenzien.

to-gehôr, n. u. -gehoringe, f. Zubehör.

togel, m. Zügel.

tôgelik, zeigbar, beweisbar.

togelike, adv. zu gleicher Zeit; zu gleichen Teilen, gemeinsam.

to-gemôs, Zugemüse, was man zum Fleisch isst.

togen, sw. v. ziehen, schleppen; hinziehen, aufschieben; permutatio tabernarum (der Krambuden), quae togen dicitur; vgl. tochen.

tôgen, sw. v. zeigen, weisen, offenbaren, kundtun; spec. vom Zeigen, Ausstellen, zur Schaustellen der Waren; refl. sich zeigen, erscheinen.

toge-osse, Zugochse.

toger, Zieher; Aufwinder.

tôger, 1. Zeigefinger. 2. (Vor)zeiger.

togen-, togentlik, züchtig, anständig, geziemlich; adv. togenliken.

togeren, sw. v. 1. intr. u. refl. zögern, verziehen. 2. trans. hinhalten, verschieben, warten lassen; anhalten, mit Beschlag belegen.

toger(h)aftich, zögernd, saumselig.

togeringe u. togernise, Zögerung, Auf-, Hinhalten; Beschlagnahme.

to-geval, n. Gefallen.

to-gevelie, Gefälle, reditus.

to-geven, 1. zu-, in den Kauf geben. 2. einräumen, gestatten. 3. nach-, erlassen (eine Schuld etc.), verzeihen.

to-gewant, zugewandt (wie to-gedân).

to-gichten, zuerkennen?

to-gift = togave.

togift, in vanum.

togliden, zergleiten, auseinandergehn.

toglike = togelike.

tognagen, zernagen.

to-graven, zugraben, durch einen Graben absperren.

tograven, zergraben, grabend zerstören, durchstechen.

to-grepe, st. m. Zugriff, unrechtmässiger Ein- o. Angriff, Räuberei.

to-gripen, zugreifen, rauben; etwas angreifen, ans Werk gehen.

to-gripinge = togrepe.

to-grusen, -grosen, sw. v. zu Grus machen, zerkleinen, zermalmen, zerquetschen; intr. in Stücke gehen, zerbröckeln.

togunge, Hinhaltung, Verzug.

to-hangen, herunterhangen; bildl.: anhangen.

tohant u. tohandes (-hants, -hantes), adv. sofort, sogleich, so eben.

to-hechten, affigere.

to-hengen, appendere.

to-henger, Anhänger.

to-henginge, Anhängung.

toher: wante t., bisher.

to-herden (harden), anreizen, antreiben.

to-herdinge, Antreiben, Ermahnen.

to-hissen, anhetzen; to-hisser, Hetzer.

to-holden, 1. hinhalten, porrigere. 2. m. Dat. o. mit: es mit jem. halten, ihn unterstützen; Anteil nehmen.

to-holder (-helder), Anhänger, Helfer.

to-holdunge = toholt 2.

to-holt, 1. Aufenthalt, Schutzort. 2. Anteil nehmen, Unterstützung, Zustimmung.

to-holtnisse, 1. Anhang (zu e. Gebäude), Nebengebäude? appendicium. 2. = toholt 2.

tohope, zusammen; in vielen Zus. z. B. -gift, Zusammengebung (der Brautleute durch den Priester); -sameninge, Versammlung; -sate, -settinge, Bündnis; -vôchachtich, conjunctivus; u. a.

to-horen, 1. zu-, anhören. 2. zu-, angehören.

to-horer, Zuhörer. to-horinge, Zubehör.

to-houwen, zurecht hauen, hauend zurichten, z. B. Fleisch.

tohouwen, zerhauen, zerschlagen, zerschneiden; techn.: Gewand zur Zierde schlitzen.

toite = tôte.

tojegen(e), adv. entgegen; gegenüber; zugegen; präp. gegen.

to-jeger, Handlanger, Mithelfer.

to-jodute, s. tiodute.

token, sw. v. spielen, scherzen.

to-kêr, m. n. Zukehr, Hinwendung.

to-kêren, intr. sich wenden zu, feindlich gegen; trans. hinwenden, richten; zuwenden, zuteil werden lassen; wenden, veranstalten.

to-kêsen, st. v. hinzuwählen, erwählen; intr. m. to: sich entscheiden für etwas.

to-kêsinge, Erwählung.

to-kiker, Zuschauer; Aufseher.

tokleien, zerkratzen.

to-klêmen, zuschmieren, zukleben.

to-knecht, Mitknecht.

toknisteren, (krachend) zerbrechen.

to-knopen, zuknöpfen, verschliessen.

toknorsen (-knursen) u. -knosen, zerschmettern.

to-knutten, annectere.

to-komelink, Fremder, advena.

to-komen, 1. herzukommen, hingelangen; zu jem. kommen (absichtslos, zum Angriff, zu Hülfe). 2. sich ereignen, geschehen; zustossen, begegnen; zukünftig sein, eintreten (von Dingen, die in Zukunft erst geschehen sollen); bes. das Part. to-komen(de), zukünftig. 4. zukommen, gebühren, angehören. 5. auskommen, zurechtkommen, womit ausreichen, keinen Schaden leiden.

to-komenheit, Zukunft.

to-kominge, Ankunft, Herankunft.

tokroser, calcatorius.

tokrosten, zerbrechen.

to-kum(p)st, f. (m.) 1. Ankunft. 2. Ausgang, Erfolg.

to-kumpstich, zukünftig; tokumpsticheit, Herankommen, Ankunft.

tol, tolle, die äusserste Spitze eines Zweiges; der Zweig selbst.

tol, st. m. Zoll.

to-laden, einladen, gerichtlich vorladen.

to-lage, laginge (l. lecginge?), 1. Hülfe, Beistand, Geldhülfe; Steuer. 2. Anschuldigung, Bezichtigung.

to-langen, zureichen, genügen, zutreffen.

tol-artich, m. Zollschilling, -geld; s. ortich.

tolast, zuletzt.

to-last, ein Weinfass (Stückfass) von verschiedener Grösse (3-6 Ohmen).

to-lât, m. -latinge, Zulass, Erlaubnis.

to-laten, 1. zulassen, geschlossen halten. 2. zulassen, geschehen lassen, erlauben. 3. hingehen lassen, verzeihen.

tolbar, tolber, zollpflichtig.

tol-blok, Zollkasten.

toleden, zerglieden, glied-, stückweise zerteilen, zerlegen.

to-leger, n. Zulager, d. h. Geiselschaft (obstagium) zu einem andern.

to-leggen, 1. hinzulegen, -fügen. 2. angreifen. 3. helfend zugreifen, beistehen. 4. zulegen, Schuld geben, zuschreiben, vorwerfen. 5. anschaffen. 6. zulegen, versperren.

toleggen, zerlegen, zerstören.

to-legger, Helfer.

to-legginge, 1. Zulegung, Zulage, additamentum. 2. Hülfe, Beistand; Geldhülfe, Steuer.

to-leiden, zuführen, herbeibringen.

to-leninge, ein mit einem Pultdach bedeckter Anbau; auch als Wohnung dienend.

tolike = togelike.

to-lipen, ein schiefes Maul gegen jem. machen.

tolk, tollik, Dolmetscher, interpres.

tol-kaste, Kasten (Kiste) für das Zollgeld.

tolken, sw. v. dolmetschen, übersetzen.

tolkinge, tolkie, Dolmetschung, Übersetzung.

to(l)len = toln; Verb. = tolnen.

tollener u. toller, Zollerheber.

to(l)lent, m. Zoll.

tolle-wîn, verzollbarer, fremder Wein?

toln, tolen, tollen, st. m. tolne, tolle, sw. m. Zoll; Zollgebäude.

tolne-, tollen-bar, zollpflichtig; -knecht, Z-beamter; -kostûm, Z-geld, engl. custom; -slach, Z-barriere; -vrî, z-frei.

tolnen, sw. v. Zoll bezahlen; v. Waren: zollpflichtig sein, verzollt werden.

tolner u. tolre, Zollerheber.

tolnie, Zollgrenze, das innerhalb derselben liegende Gebiet.

to-locken, allicere.

to-lôp, m. Zulauf, Zudrang.

to-lopen, 1. herzulaufen; überlaufen, übrig sein. 2. zugehn, sich schliessen.

to-lôven, einem etwas zutrauen.

to-lover, Mitbürge.

toltern, (Plur.) Tulten, Lappen, Flicken.

to-luden, auf jem. lauten, jem. betreffen, für jem. bestimmt sein (v. Schriftstücken).

to-luken, st. v. zuschliessen.

tol-vrî, zollfrei, tol-wîn = tollewîn.

tôm, m. Nachkommenschaft; Geschlecht (= kluft).

tôm, m. Zaum, Zügel; auch fig.; up dem tome holden, im ungewissen lassen.

tôm, m. der Ort, wo der Fischzug geschieht.

to-mageschop, zu nahe Verwandtschaft.

to-maken, 1. zumachen, schliessen. 2. bereiten, zurüsten, zurecht, fertig machen (bes. häufig refl.). 3. wie das einfache maken: Geld vermachen, aussetzen.

tomale, tomalen, gänzlich, sehr, gar; zugleich, auf einmal; allzumal, zusammen.

tomate, zu pass, recht, bequem.

tôm- (tomes-)bet, n. -be(t)te, m. Zaumgebiss, das Eisenwerk am Zügel.

tomeken, (Zäumchen) eine Art Fussbekleidung.

tomen, sw. v. zäumen, frenare; zügeln, zwingen; in den stert, den ers getomet sîn, feige sein, Reissaus nehmen.

tomen, sw. v. schmücken, zieren.

tomêr, desto mehr; tomêst, zumeist, hauptsächlich.

tomerie, Schmuck.

to-mēssen, ein Stück Land völlig bedüngen.

to-meten, zumessen; bildl. beimessen, zulegen, Schuld geben.

tôm-maker = tômsleger.

to-môs(e)de = togemôs.

tomote, entgegen.

tôm-recht, vom Pferde, das sich zäumen u. lenken lässt; t. maken, zähmen, zum Gehorsam bringen.

tom-scherich (tûn-, tam-sch.): tomscherige lude sind solche, die sonst ein-, ên-, êlope genannt werden, d. h. solche, die ohne Grund- und Güterbesitz sind, keinen festen Wohnsitz haben, in keiner Genossenschaft stehen, aber doch der Botmässigkeit eines Herrn unterworfen sind, der sie auch vertauschen kann.

tômsel, Schmuck; t. driven, sich zieren, schmücken, Kleiderpracht treiben.

tôm-sleger, Verfertiger von Riemen für Pferdegeschirr.

tôm-sticker, Zaumbesticker, -benäher.

tôn, m. Zehe.

tôn, m. Ton, Weise (in der Musik).

to-name, Bei-, Zuname.

to-namen, sw. v. Beinamen geben; Part. getonamet.

to-nêge, f. -nêg(el)icheit, -nêginge, Zuneigung, Geneigtheit, Hang.

to-negelen, zunageln.

to-nêgen, zuneigen; refl. bildl.

to-nemen, zunehmen, wachsen.

tonen, sw. v. zeigen, vorzeigen, vorweisen, vorlegen, bes. häufig vom Vorweisen von Documenten und von Waren; refl. erscheinen.

toner, Zeiger, Vorweiser.

tonichte, zunichte, ad nihilum.

to-nigen, acclinare.

toninge, Zeigen, Vorweisen.

tonne = tunne.

Tonnies, Tonniges = Antonius; sunte T. vûr, das heilige oder wilde Feuer, ignis sacer (erysipelas).

to-noder, Zunötiger, Einlader.

to-nodigen, aufnötigen, -drängen.

to-oke, sw. m. -okelse, Zuwachs, Vermehrung.

to-oken, adaugere, -ri.

to-ordêlen, durch Urteil zusprechen.

top, m. Zopf, die Spitze, das höchste Ende einer Sache, Wipfel eines Baumes, einer Pflanze; Spitze des Mastes, des Sackes, bes. Spitze des Kopfes, Schopf, überh. für Kopf; Büschel, Klunker, Troddel; als Mass für Flachs (24 oder 40 Hände voll oder risten), resticulus lini; Topf; Korb, als Mass v. Rosinen.

to-palen, zupfählen, durch e. Pfahlreihe versperren.

top-busse, ein Orgelgeschütz?

topedden, zertreten.

to-pêlinge? Zupfählung, Recht, sein Eigentum mit Pfählen etc. zu umzäumen?

topere? (eyn topere of eyn unwert man van undogeden), l. torpere, bäurischer Tölpel; vgl. torp.

topersen, -parsen, zerpressen, zerquetschen.

top-kastêl, Mastkorb, summitas mali.

to-planken, mit Planken, Brettern, versperren.

to-platzen, heftig zufahren.

to-plichten, beipflichten; mit, es mit jem. halten; in bösem Sinne: zuhalten (eine Frauensperson).

to-plocken, -pluggen, mit einem Pflock verstopfen.

toppeke, Dem. zu top, Büschel.

toppen, sw. v. (Tuch, Laken) = rosen?

toppêren, sw. v. den top, das Haupthaar zurecht machen, toupieren.

to(p)pêt, topît, toppet, n. toppêde, topte, n. = teppêt.

toquessen, -quetzen, zerquetschen.

toquetteren, sw. v. zerquetschen, zermalmen.

to-raden, zuraten.

to-rader, der zurät; fem. to-radersche.

to-raken, 1. wohin gelangen. 2. zuscharren.

to-ramen, das Ziel erreichten, womit fertig werden.

torch- (torf-) ortich, -artich, m. Marktschilling, -geld; nord. torgörtug.

to-recken, zureichen, genügen.

to-rêden, zubereiten, (zu)rüsten.

to-rêdinge, Zurüstung.

torei? = tornei.

to-reisen, anreizen.

to-reisinge, Anreizung.

toreke, s. reke.

to-rêken, zureichen, genügen.

torennen, zerreissen, zerstossen.

to-rêt, Zurüstung? Part v. torêden?

torf, m. grüner Rasen, bes. insofern er ausgestochen oder ausgeschnitten ist, Rasenstück, cespes; Torf, als Brennmaterial; Torfmoor.

torf-grever, -steker, cespitator; -môr, Torfmoor.

torf(h)acht, torfachtich, von Torfes-, Rasenart, cespiticius; nur in Verbindung mit êgen, unbewegliches Eigentum, liegendes Eigen (sonst erve genannt).

to-richten, 1. (gerichtlich, von Rechts wegen) zusprechen. 2. zurichten, ausrichten; anfertigen; in Richtigkeit bringen, befriedigen.

to-riden, (eilig) zureiten; to-ridendes, adv. sofort.

toriden, zer-, auseinanderreiten, sich auflösen.

toringe = togeringe, Zögerung.

to-rîs, n. Einkommen.

to-risen, zufallen; torisende orsake, causa formalis.

toriten, zerreissen; intr. auseinandergehen, spalten.

Torke, sw. m. Türke; Torkie, Türkei; torkîs, Türkis.

torn (toren, torne), tarn, m. Turm; manchmal = Gefängnis.

torn (torne), tarn, m. Zorn, Unwille; dat is mi t. (Ursache zum Zorn), erregt meinen Unwillen, erzürnt mich; Schaden, Nachteil.

torn-breker, effractor, Ausbrecher aus dem Gefängnis.

torn(e), zornig, erzürnt.

tornechtich, zornig.

tornei, m. (u. n.?) Turnier.

torneien, sw. v. turnieren, kämpfen.

torneis-velt, Turnierfeld.

torn(e)-man, Türmer.

torn(e)-modich, zornmütig.

torn(e)-môt, zorniger Sinn.

tornen, sw. v. 1. zürnen, gew. refl. 2. trans. erzürnen, reizen.

tornen, sw. v. im Laufe aufhalten, hemmen, ergreifen.

tornen, turnen, sw. v. türmen, d. h. in den Turm (Gefängnis) werfen.

tornêr, Turnier.

tornêren, sw. v. turnieren.

tornes, zornig (Gen. v. torn? = tornesch?)

torne-sperer, Erbauer hölzerner Turmspitzen.

torn-hoder, Turmhüter.

tornich u. tornisch, zornig, voll Unmut; adv. tornigen.

tornicheit u. tornischeit, Zorn, Jähzorn.

tornigen, sw. v. sik t., zornig werden.

torninge, Aufhalten, Hemmung.

tornlicht, adj. zum Zorne geneigt.

tornliken, adv. voll Zorn.

tornois, tornôs u. torensch, torn(e)s, adj. u. subst. m. eine grobe Silbermünze, grossus turonensis, urspr. in Tours geprägt.

toronnen, sw. v. zerrinnen.

to-ropen, zurufen.

toropen, zerraufen.

torp = dorp, Dorf.

tortel-duve, Turteltaube.

torticie, tortise, tortse, f. eine gewundene, gedrehte Kerze, Fackel (von Wachs), bes. bei feierlichen Gelegenheiten gebraucht (aus lat. torticium); tortisien-stake, der Stock (oder die Handhabe?) ders.; -voder, das den Stock umhüllende Wachsgewinde?

torucken, zerreissen.

to-rugen, -ruien, lermend herbeieilen.

torugge, zurück; gân, weichen; stân, treden, abstehen, zurücktreten; laten, unterlassen; spreken, Rücksprache halten.

to-rumen, hinschaffen? aufräumen?

to-runen, zuraunen, einflüstern.

to-rusten, zurüsten, ausrüsten.

to-sage, 1. Anspruch, Forderung, Klage. 2. Zusage, Versprechen, Zusicherung, Verheissung.

to-sake, Anspruch, Klage.

tosam(e)ne, -samende, -sammene, -sammende, -sampde, -samen, zusammen; -kumst, Zusammenkunft; komen, nam.: sich ehelich verbinden; loven, sik sweren, confederare.

to-sate, f. Festsetzung, Bestimmung, Verabredung, Bündnis.

to-schêden, bestimmen, zuweisen, zusprechen.

to-scheren, sw. v. = toschêden.

toschêten, zerschiessen.

to-schêten, zuschiessen, zuwenden.

to-schichten, deputare.

to-schicken, zurüsten.

to-schivelen, (betrügerisch) zuwenden.

toscholen, zer-, wegspülen.

toschoren, zerreissen, sow. trans. als intr.

to-schove, st. m. Vor-, Zuschub, Unterstützung.

to-schriven, durch Zuschrift wissen lassen; schriftlich (Geld) überweisen, gutschreiben, bes. v. Hypotheken oder Grundstücken; beilegen, beimessen. Subst. to-schrivinge.

toschroten? versengen; l. toschroien?

toschuchtern, verscheuchen, versprengen.

toschuchterne, adj. verschüchtert, versprengt.

toschudden u. toschudderen, erschüttern.

to-schûf, n.? = toschove.

to-schunden, anreizen (zum Bösen).

to-schunder, Anreizer.

to-schundinge, Anreizung, Verführung.

to-schuppen, (zuwerfen) zusetzen, bedrängen.

to-schuven, zuschieben; helfen; zufügen, anthun; ansinnen, vorschlagen.

to-schuver, Helfer.

to-segelen, versiegeln.

to-seggen, 1. ansagen, Anzeige machen. 2. aufkündigen, aufsagen. 3. Anspruch, Klage erheben, Schuld geben. 4. festsetzen, bestimmen; zulassen, erlauben, gestatten. 5. versprechen; e. Zusage machen.

to-segger, Ansager.

to-segginge, An-, Aufkündigung.

to-seien, die Saat bestellen; völlig besäen.

tosem(m)ene = tosamene.

tosen, sw. v. zausen, zerren.

to-sên, zusehen, Acht auf etwas haben.

to-setten, 1. zusetzen, hinzufügen. 2. eine Oeffnung zusetzen, ausfüllen. 3. überweisen, zuweisen. 4. in Arbeit stellen, als Gesellen etc. annehmen. 5. zusetzen, einbüssen.

to-setter, Hinzufüger (= Fälscher).

to-settinge, Zusatz, Zuthat.

to-sitten, zusetzen, angreifen.

to-slach, 1. das Zuschlagen (von Tonnen etc.). 2. Eindämmung (einer Brake), Einzäunung, Versperrung, Einhegung, spec. ein Teil der Mark, der von derselben getrennt und eingefriedigt wird als Privateigentum. 3. Beschlagnahme. 4. der Handschlag beim Abschluss eines Geschäftes, das Jawort bei Verlobungen.

to-slân, 1. schlagend schliessen; versperren; einen Deichbruch stopfen. 2. mit Beschlag belegen. 3. = in den toslach bringen (einen Teil der Mark aussondern u. in Privateigentum bringen). 4. durch Handschlag zusichern. 5. intr. wohin verschlagen, hingetrieben werden; einschlagen, glücken.

toslân, zerschlagen, in Stücke schlagen, zerstören, durchprügeln.

to-slapen, einschlafen.

to-sleger, »eine Corporation, deren Gerechtsame hauptsächlich im Einpacken von Waren bestand.«

to-slepen, herbeischleppen.

toslepen, zerschleifen.

to-sliken, st. v. zuschlicken (von einem Graben).

to-slumpen, durch glücklichen Zufall zu Teil werden.

to-sluten, zuschliessen, versperren.

tosmelten, zerschmelzen.

to-sniden, zuschneiden.

tosniden, zerschneiden.

to-sôk, m. -sokent, n. -sokinge, f. Besuch, Zulauf.

to-spannen, st. v. mit, es mit jem. halten.

tospelkeren, zersplittern.

tospliten, zerspleissen, zerreissen.

to-sprake, rechtlicher Anspruch, Klage, Beschwerde.

to-sprekelik, freundlich, gefällig, affabilis.

to-spreken, 1. zusprechen, anreden, affari; besagen, bestimmen, angeben; zureden, Mut machen. 2. Klage, Anspruch, Beschwerde erheben.

to-sprekinge, Zuspruch, Trost.

to-springen, assilire.

tospringen, zerspringen, rissig werden.

to-sprogelen, bereifen, mit Reifen beschlagen?

to-spunden, zuspünden (ein Fass).

tost, Samenkopf von Pflanzen.

to-stân, 1. intr. entstehen, herkommen; zu, verschlossen sein. 2. trans. zugestehen, bekennen, anerkennen, verbürgen.

tostân, zergehen, aufhören, zu Ende sein, mangeln, gebrechen.

to-stant, Beistand.

to-staven, (den Eid) zustaben, vereidigen.

to-steden, -staden, zugestehen, einräumen, bewilligen, gestatten, zulassen, Eingang gewähren.

to-steken, zustecken, schliessen, z. B. e. Brief; v. Tuch: verpacken; Subst. to-stekinge.

tosteken, zerstechen.

to-stemmen, bestimmen, berechtigen.

to-stender, der zu einem steht, Anhänger, Parteigenosse.

to-stendich u. to-stendlik, zuständig, zugehörend.

to-sterven, als Erbschaft zuteil werden.

to-stoken, anschüren; anreizen, anstiften.

to-stoker, Anschürer, Anstifter.

to-stoppen, zustopfen, dicht machen, verstopfen; Subst. to-stoppinge.

tostoren, 1. verstören, auseinandertreiben. 2. zerstören, niederreissen.

tostoringe u. tostôrnisse, Zerstörung, Vernichtung, Zerstreuung.

tostôrlik, zerstörbar, vergänglich.

tostorten, intr. auseinander fallen.

tostoten, zerstossen, zerstören; intr. sich zerstossen, zertrümmert werden.

to-stoten, instigare.

to-strecken, zustrecken, hinhalten, darreichen.

to-striken, beim Fischen mit den Netzen aufs Land gehen.

tostrouwen, -strewen, -streien, zerstreuen.

to-sture, Zusteuer, Hülfe an Geld.

to-sturen, zudirigieren, zusteuern, zuwenden.

to-stuttinge, Unterstützung.

to-sweren, zuschwören; Part. to-sworn = râtsworn, nicht zum sitzenden Rat gehöriger Ratmann.

to-swillen, zuschwellen.

to-tast, m. u. n. Zugriff, sowol freundlicher Weise: Hülfe, als feindlicher: Angriff.

to-tasten, zutasten, zugreifen, zulangen; räuberischer Weise angreifen, up der straten, Strassenräuber sein; helfend zugreifen.

to-taster, -tester, der mit Hand anlegt, zugreift, Mithelfer, bes. der einen gegebenen Auftrag vollzieht, Testamentsvollstrecker; fem. to-testerinne.

tote, tot, (aus tô-te) Präp. m. Dat. zu; tot dat, bis dass.

tote, toͤte, f. Mähre, Stute? Schimpfwort für ein gemeines Weib. Vgl. engl. tit?

tôte, toite, f. grosse Kanne, bes. z. Bier.

to-têkenen, -têken, zuwenden, bestimmen, vermachen (im Testament); beilegen, zuschreiben.

to-tellen, einzeln hinzählen; über die bestimmte Zahl geben.

to-tên, 1. intr. herbeiziehen, herzugehen. 2. trans. hinzuziehen; mit einbegreifen, hinzurechnen; eine Schrift anziehen, zum Beweis anführen; jem. wozu bringen, verleiten; etwas verursachen, veranlassen, zufügen, anthun. 3. refl. m. Acc., an sich ziehen, zu sich nehmen; m. Gen., Anspruch erheben auf; zu Herzen nehmen.

totên, auseinander ziehen, zerreissen, zerstreuen; ênes lof unde êre, verkleinern, zu nichte machen.

to-tichten, zuschreiben, zusprechen, addicere.

to-tiden, wohin ziehen, seine Zuflucht nehmen; streben, sich sehnen nach.

to-tiden, n. u. to-tidinge, das Hinziehen an einen Ort (des Aufenthaltes, Schutzes, Zuflucht wegen); fig. Streben, Neigung, Sehnsucht.

to-treckelicheit, Anlockung, Reiz.

to-treden, (helfend oder vermittelnd) hinzutreten; bittend anliegen.

totreden, zertreten.

to-truwen, zutrauen.

totter, Schlachter, Wurstmacher (nndd. tödder, Strodtmann Idiot. Osnabr.).

tottige, tutia, s. Ndd. JB. V, 69; vgl. tucian.

to-tucken, zuziehen; refl.

to-tugen, durch Zeugen oder Eid einem etwas beweisen.

to-tusken? l. -rusken, zuspringen?

touwe, tow, tau, n. jegliches Gerät oder Werkzeug, Geschirr; Kriegsgerät; Wagen, Fuhrwerk; bes. Webstuhl, Aufzug auf demselben; Schiffsgerät, Tau, Seil. – Bildl. en mannes tow, membrum virile.

touwelik, rasch, schnell; adv. touweliken.

touwen, sw. v. 1. bereiten, fertig, gar machen (Leder, Pelzwerk, Tuch); rüsten, mit Gerät versehen. 2. intr. eilen; unpers. (gut) von Statten gehen, gelingen, glücken; refl. sich beeilen, van, sich frei machen, entledigen?

touwer, Bereiter, spec. Gerber.

touwich, rasch, schnell, expeditus.

to-val, m. 1. Zufall, bes. glücklicher Zufall. 2. Gefälle, Einkünfte. 3. Fall des Wassers, Zufluss. 4. Beistimmung, Approbation, Hülfe. 4. Einfall, Gedanke.

to-vallen, 1. fallend sich schliessen. 2. sich ereignen, stattfinden. 3. zufallen (von Einkünften), zuteil werden. 4. mit ênem, zustimmen, sich anschliessen u. verbinden, helfen.

tovallen, zerfallen, in Stücke gehen.

to-vallich, -vellich, zufallend, fällig.

to-varen, hinzugehen, herbeikommen.

tovaren, intr. zerfahren: zerführt, zerstört werden; sich zerstreuen.

to-vart, 1. der Weg zu einem Orte. 2. das Herankommen, Besuch. 3. Zufuhr.

toven, tuven, sw. v. 1. intr. warten, zaudern; m. Gen. gewärtig sein; impers. sich hinziehen. 2. trans. aufhalten, so dass etwas oder jem. nicht weiter kann, anhalten, warten lassen, im freundl., wie im feindl. Sinne, im letzteren Falle: hindern, festnehmen, festhalten, verhaften, arrestare. – Refl. wie intr.

to-venger, der zu einem hält, Mithelfer, Genosse.

tove- (tôf-)nisse, Aufenthalt, Festnehmung.

tover, m. Zuber, ein (hölzernes) Gefäss mit zwei (ringförmigen) Ohren oder Handhaben, durch die ein Baum (Stange) gesteckt wird, damit er von zweien getragen werde.

tôver, m. Zauberei, incantatio; -bôk, Zauberbuch.

tover-bôm, Zuberbaum (s. tover).

to-verdigen, ausrüsten, fertig machen.

tover-dreger, duplicanus, qui duabus partibus favet.

tôveren, sw. v. zaubern, incantare.

tôverer, tôver, tôvener, m. Zauberer; Betrüger; fem. tôversche, Hexe.

tôverie, Zauberei; Zaubermittel.

tôverisch u. tôverlik, zauberisch.

tover-ketel, Kessel, der einen Zuber Wassers fasst.

tôvernisse, Zauberei.

tôver-wort, Zauberspruch.

tovillen, die Haut abziehen, schinden.

to-vinden, von Rechts wegen zuerkennen.

tovinge, 1. Warten. 2. Anhalten, Festhalten, Festnahme, Arrestation.

to-vlêten, hin-, zufliessen; von Schiffen: hinfahren.

tovlêten, zerfliessen, zerschmelzen.

to-vlien, -vligen, ordnen, zieren, schmücken, zurecht machen; in schlimmem Sinne: zufügen (Schaden etc.); übel zurichten.

to-vlote, Zufluss.

to-vlucht, Hineilen, Zuströmen; Zuflucht.

to-vogen, (hin)zufügen; zuteilen, bescheren; abordnen, deputieren; intr. u. refl., sich fügen, passen, sich geziemen.

to-voginge, 1. Hinzufügung, Abordnung. 2. Zuneigung, Liebe. 3. Fügung, Anstiftung.

to-vôre, Zufuhr.

tovoren (-rens, -rent), 1. räuml.: t. komen, hervortreten, vor Augen kommen, begegnen; vom Vorzuge, Range: an der Spitzt, besonders, vorab; tovoren hebben, den Vorzug haben; t. geven, den Vorzug einräumen. 2. zeitlich: zuvor, vorher, früher. 3. modal: in besserem Zustande (des Glückes); t. komen, vorwärts kommen.

to-vôren, zuführen; herbeiholen.

tovôren, zerstören; zerstreuen; zu Ende bringen.

tovôrere, Zerstörer.

tovorgeves, umsonst, ohne Entgelt.

to-vorholt, Aufenthalt, Schlupfwinkel.

to-voringe, Zufuhr.

to-vorlât, Zuverlass; adj. to-vorlatich.

to-vorordenen, beiordnen, zuteilen.

to-vorsicht, 1. Zuversicht, Hoffnung; boven t., wider Erwarten. 2. Beglaubigung, Beglaubigungsschreiben, Certificat.

tovorsichts-brêf, Beglaubigungsschreiben, literae cautionis oder respectuales.

tovrede, -vreden, -vredich (?), zufrieden, beruhigt.

to-wart, heran, entgegen.

to-was, m. -wassinge, Zuwachs, Zunahme; = to-worp.

to-wassen, zuwachsen, zunehmen.

to-wech, Zuweg, Pfad, semita.

towedder(e), -ren, zuwider, entgegen, feindlich.

to-wegen, zuwägen.

toweien, zerwehen, durch Sturm zerstören.

to-weren, durch eine Wehr einengen oder aufstauen.

to-werken, zumachen, bedecken, abschliessen.

towerken, zerlegen (vom Wild).

to-werpen, zuwerfen; hinzufügen.

towerpen, zerwerfen, zerstören, zu Grunde richten.

to-wesen, m. Dat. 1. zugehören, zuteil werden. 2. feindlich gegen jem. vorgehen.

to-wîf, Neben-, Kebsweib, Concubine.

to-wisen, zuweisen, als Anteil bestimmen; ausweisen, besagen.

to-worden, zur wort (Wurt) machen.

to-worp, m. was das Meer, der Fluss dem Gute hinzuwirft, Alluvion.

towriven, zerreiben.

towrivinge, Zerreibung, Zerstörung; bildl.: Zerknirschung, contritio.

towunden, verwunden.

to-wunschen, adoptare.

trâch, 1. träge, langsam. 2. trach? beschwerlich, mühsam.

trâcheit, Trägheit, Langsamkeit.

trâchlik(en), adv. träge, langsam.

trachte, Betrachtung, Gedanke.

trachten, sw. v. betrachten, bedenken, meditari; planen, aussinnen, beabsichtigen; uppe, nachsinnen über, seine Gedanken richten auf, = na, to, streben nach; jegen, uppe, feindlich vorgehen gegen.

trachten = tragen? langsam sein, säumen.

tractîf, Zugpflaster.

trade, f. Spur, Geleise; bes. von dem Wege, den das Vieh sich macht, enn es zur Tränke geht.

trade, Lehm mit Heu oder Stroh zusammengemischt.

trade-man, der (in den trade-kulen?) trade bereitet.

trageliken = trâchliken.

tragen, sw. v. träge, langsam sein, lentescere; trans. langsam verrichten, verlangsamen.

tragent, traget, Tragant.

tragich, inerticus.

tragie, eine Art Confect (aus Zucker u. Specereien), Naschwerk, frz. dragée, ital. treggea.

trāg-welvete, n. statt trage = troge-w.; s. trochwelfte.

traken = treken.

trallie, f. Gitter.

trame, Querstab, Sprosse einer Leiter, Treppe, eines Stuhles.

tra(m)mête, -mêten, -mêter, Trompete, trompeten, Trompeter.

trampen, sw. v. mit den Füssen stampfen.

trân (trān?), m. Thran.

trân (trān?), m. trane, Thräne, Tropfen.

tranen, sw. v. tröpfeln; thränen; weinen.

tranich, weinend, nass von Thränen.

trappe, sw. v. Trappe, der Vogel, bistardus.

trappe, f. Treppe.

trappen, sw. v. mit den Füssen laut auftreten.

trarât, m. e. Art Tanz.

tras, tratz, Feindseligkeit, Trotz; als Interj.: trotz! (m. Dativ).

tras-, trastliken, trotziglich, frech.

trat, Tritt, Fussspur.

trate, f. = troite.

trâts, grober Tanztritt.

trâtsen, sw. v. (grob, roh) tanzen.

traven-bêr, -oͤl, ein Lübeker Bier; -solt, von Lübek spediertes Salz (Lüneburger?); -tonne (auch travel-tonne?), ein Lübeker Tonnenmass?

trebeler, Mörser, Gefäss, in dem etwas zerstossen wird.

trechter, m. Trichter.

trecken, sw. u. st. v. 1. trans. ziehen, führen, schleppen; hinziehen, hinzögern; beziehen (ausdeuten). 2. intr. ziehen, sich wohin begeben, bes. von einem feierlichen Zuge; einen Kriegszug unternehmen.

tredden, sw. v. treten, nieder-, zertreten, zerstampfen, tot treten, vernichten.

tred(d)inge, das Nieder-, Uebertreten.

trede, st. m. 1. Tritt, Schritt; Tanztritt; Zug im Schachspiel; Auftreten, Gebaren; Stand, Stellung im Leben. 2. concr. Tritt, Stufe; Ausgang des Hauses; Weg.

treden, st. v. 1. intr. treten, gehen, schreiten; her t., herankommen, sich nahen; an, in, (ein Amt etc.) antreten, übernehmen; an bekoringe, in Versuchung fallen; an, impers. angehen, betreffen; jegen, sich auflehnen, impers. dat trit j. den avent, es geht gegen den Abend; na, nachstreben; to, sich verstehen zu, impers. ablaufen, gereichen; up, sich belaufen auf, betreffen; van, ab-, zurücktreten, abweichen, abfallen. 2. trans. den reien, den Reigen tanzen; ledder, Leder (statt zu walken) treten. 3. refl. sich durch Treten verletzen (s. tret); an, angehen, betreffen.

treder, Bälgentreter, Calcant.

trede-tover, Tret-zuber (der Lederarbeiter).

treffelik, passend, vorzüglich.

treifelen, troifelen, sw. v. beschwindeln, betrügen; af-t., durch schmeichelnde oder klägliche Worte ablocken, erbetteln.

treifeler, Betrüger, Gauner, tribulator, trufator.

treifelie, Betrügerei (bes. der Bettler).

treilen, troilen, sw. v. mit dem treil (Zugseil) das Schiff ziehen auf dem s. g. Leinpfade.

treiler, der die Schiffe am Seile zieht.

treile-, treiel-wech, Leinpfad.

treite, f. = troite; treiten = troiten.

trek, m. Zug, bes. Kriegszug; feierlicher Umzug, Procession (zu Ehren einer Braut, e. Wöchnerin, e. Täuflings).

treken, schaudern, grauen.

treklik, anziehend.

treme = trame.

trem(e)se, tremisse, f. die blaue Kornblume.

trendele, Scheibe; flacher Kuchen, Pfannkuchen.

trendelen, sw. v. rund umwälzen; mit (Kegel)kugeln spielen, kegeln.

trendelleke, êneme (Dat): rundes Becken?

trendel-market, tendeta.

trenden = trendelen, rotare.

trênen (trenen?) = tranen.

trenser, Vorschneidemesser, -teller, engl. trencher.

trent, subst. m. Rundung, die rings umfassende Linie, Grenze; zeitl. umme den trent, so um herum, ungefähr.

trent, adj. = trint.

treppe, f. Treppe, (Stufen)leiter.

treppen-dreger, bildl.: Verleumder, Fuchsschwänzer; vgl. trippentreder.

trêrerie, Gaunerei, Gaukelei, Glücksspiel?

trêresch, astutus, callidus, versutus.

trêrink, falscher Spieler, Betrüger, trufator.

trese, st. m. u. f. Schatz und der Ort, wo schätzbares, wertwolles aufbewahrt wird, Archiv.

trese-kamere, Schatzkammer; Archiv; Sacristei.

tresel, m. Schatzkammer.

treseler u. treserer, Schatzmeister.

tresemen, sw. v. bereichern, schmücken?

treserie = tresekamere.

treserie, Naschwerk, Confect.

tresliken = trasliken.

tresôr, m. 1. Schatz; Schatzkammer. 2. Wandgestell für Flaschen, Gläser.

tresorier = treseler.

tret, m. 1. = trede. 2. die Stelle des Pferdehufes, die beim Treten verletzt ist?

triackel, Theriak.

tribok, eine Belagerungsmaschine.

tribolt, Platte, Tonsur?

tridele, platicus: = nndd. trile, Scheibe? l. trindele = trendele?

trimel = drommel, drummel, Stückchen Land?

trint, (kreis-, ei- oder scheibenförmig) rund.

trimmeken-dans, ein gravitätischer pantomimischer Tanz.

trîp, m. sammetartiges Zeug mit leinener Kette u. sammetartiger Oberfläche von feiner Wolle, tripe de velours.

tripel, Tripeltakt, dreigliedriger Takt; ein musikalisches Instrument.

tripen, von trîp gemacht.

trippe, f. Pantoffel mit hölzerner Sohle u. ohne Hackenleder.

trippe, vertriebener Landstreicher? Feigling?

trippen-treder, Pantoffelträger, Spottname für Feiglinge, die sich zu Hause halten.

trisanet, mit Zucker gewürztes Gewürzpulver, tragea, drageta.

triselen, sw. v. rollen, kollern.

trîsse, trîce, trîtze (trîste), 1. Tau, bes. Hies-, Windetau, spec. die Brassen der Blinden oder der Bugsprietsegel. 2. = trîsseblok, -schive.

trîsse-, trîtze(n)-blok, Windeblock, Blockrolle; trîtzen-schive, Windescheibe.

trîssen, trîtzen, sw. v. an Seilen (mittelst des trîsseblockes) auf- oder niederziehen, -winden.

trisôr, tritsôr, n. = tresôr, Schatz u. Behälter für Kostbarkeiten; Gestell mit Flaschen, Gläsern etc., Büffet.

trite? grosses Schiff.

trittel-duve, Turteltaube.

trittentei = tirletei.

troch, m. Trog, Mulde.

troch-hure, städtische Abgabe der Fischer; -mest, Trogscharre; -welfte, n. trogartiges Tonnengewölbe.

troie, troge, troige, f. Jacke, Wamms, zur kriegerischen Ausrüstung gehörend, diplois.

troie, drei Augen im Würfelspiel, trinio; troye dûs, drei u. zwei, ein niedriger Wurf, ist sprichwörtlich.

troi(e)nisse, trogenitze, tronisse, eine Art Pelzwerk, (slav.?)

troifelen, troilen, s. treifelen, treilen.

troisch, adj. t. wichte, Gewicht für Edelmetalle, Edelsteine etc., v. der frz. Stadt Troyes.

troite, f. Flachsbreche in Form eines unten eingekerbten Buchenklotzes mit gekrümmtem Stiel.

troiten, sw. v. mit der troite den Flachs brechen.

troket werk des Schneiders; vgl. nndd. trakeln (e. Art des Festnähens des Futters an das Oberzeug)?

tromel? Schwindel? bildl.: Götzendienst?

trôn, m. Thron; in den t. stigen, vom höchsten Uebermut.

trôn (tronie), Angesicht, Gesichtsbildung, frz. trogne.

tronele? f. Scheibe.

tronen, sw. v. gierig sein, betteln; trs. betrügen, beschwindeln.

troner, der durch falsche Vorspiegelungen sich etwas zu erwerben sucht, Schwindler, Betrüger, Gaukler, Bettler.

tront = trint.

trop, troppe, Tropf, armseliger, dummer Mensch.

troren, sw. v. trauern.

trorich, traurig; Subst. troricheit.

tros (trotz), Trotz; gew. als Interj. m. Dat. trotz! u. in der Verb. to trosse.

trosi(e) = tragie, drosie.

tros-, trotzlik, trotzig.

trosse, f. tros, m. Tross, Gepäck.

trosse, trotze, f. Tauwerk, das nur einmal aus 2 oder 3 Garnen zusammengedreht ist; Tau, um Schiffe fest zu binden.

trossêl, Packen.

trosse-mate, von Tauwerk: Dicke einer Trosse; adj. trossenweise geschlagen.

trossen, sw. v. trotzen; von einer Burg: vaste ghetrosset unde vorbolwerket, hierher?

trossich, trotzich, trotzig; Subst. -eit.

trôst, m. Gemütsberuhigung, Zuversicht; Trost, Tröstung; thätige Hülfe; pers. Helfer; bi gudeme trôste, betrunken, angeheitert.

trôstel-bêr, Leichenschmaus (vor oder nach der Beerdigung).

trôsten, sw. v. 1. trösten, Zuversicht geben, ermutigen; mit der That helfen. 2. up, intrans. seine Zuversicht worauf setzen. 3. refl. mit Gen.: sich worüber (über den Verlust einer Sache, Mislingen einer Hoffnung) beruhigen, sich in etwas finden, sich womit zufrieden geben. 4. getrôstet sîn mit Gen.: getrost, unbesorgt sein wegen.

trôster, Tröster, Helfer; fem. trôsterin(ne).

trôstes-wort, Trosteswurz, consolida major.

trôstinge, Tröstung.

trôstlik, 1. tröstend, behülflich, Trost, Hülfe bringend. 2. voll guter Zuversicht; adv. trostliken, mit getrostem Mute.

trôst-lôs, trost-, hülflos.

trot, Trotz; t. bêden, Trotz bieten; als Interj. mit Dat., trotz! den trod treden umme ênen, einen höhnenden Tanz um jem. aufführen? oder ist trod = frz. trot, Trab (vgl. mhd. trotarttanz, trotter)?

trotticie = torticie.

trouwe, trouwen = truwe, truwen.

trubbel, engl. trouble.

trûffel, Maurerkelle.

truggelen, sw. v. betteln, gaunern.

truggeler, Gauner, Bettler.

truggelie, Bettelei.

truggel-sak, Bettelsack, bildl. für: Mönch.

truheit = truweheit.

trul (mlat. trulla), Gefäss, Mass zum Schenken.

trulle-broder. So hiessen die Begarden, welche zu einem besonderen Verein für Krankenpflege u. Totenbestattung zusammengetreten waren (Alexianer, cellitae).

trumme, f. Trommel; Werbetrommel; alles trommelähnliche Gerät.

trummel, f. Trommel.

trummen-sleger, Trommelschläger.

trummit-horn, Kriegstrommete.

trummitter, Trompeter (wie alle Spielleute auch als gânde oder ridende Boten benutzt).

trumpe, f. jedes lärmende, rauschende Instrument; bes. Trommete, Trompete, Posaune; auch Laute, quinterna.

trumpen, sw. v. auf der trumpe spielen; auf der Laute, quinternizare; überh. spielen, musicieren.

trumpen-sleger, der die trumpe (Pauke, Trommel, Tamburin, Laute) schlägt.

trumper u. trumpener, der auf der trumpe spielt; Lautenschläger, quinternista.

trumpit, Trompete.

trunt = trint.

truren, sw. v. trauern, traurig sein.

trurich, traurig.

trût, lieb, traut; verwandt.

trût, Geliebter, Geliebte.

trût-bedde, Ehebett.

truten, sw. v. lieb haben.

trutinne, Geliebte.

truwe, trouwe, f. 1. Treue, Wahrhaftigkeit, Redlichkeit (gern im Plur.); dat stât an oder uppe truwe, das hängt von Treu u. Glauben ab, im Ggs. des rechtlich zu erzwingenden. 2. Treuversprechen, bes. Eheversprechen, Verlobung. 3. das äussere Zeichen der Verlobung, der Ring. – entruwen oder tru(w)en als Versicherungspartikel: in Wahrheit, traun!

truwe, treu, getreu, zuverlässig, sicher; to truwer hant liggen, deponiert sein; de truwe, der Beauftragte.

truwe(h)aftich, trouachtich, glaubwürdig.

truwe-, truwen-hander, -hender, dem etwas zu treuer Hand übergeben ist, der mit einem Vertrauensgeschäfte Beauftragte; Gewährleister, verpflichteter Vollzieher.

truw(e)heit, truwicheit, Treue.

truw(e)like(n), adv. getreu; trauend, voll Zuversicht.

truwe-lôs, treulos, der ein Versprechen nicht hält.

truwe-lovede, -lofte, n. Treugelöbnis.

truwel-schat, Gabe als Unterpfand der Treue (verschieden von der morgen-gave), arra.

truwen, sw. v. 1. intr. trauen, vertrauen, Glauben schenken. 2. trans. die Ehe geloben, heiraten (auch refl.). 3. vom Geistlichen: copulieren.

truwentlik(en) = truweliken.

truw(e)-pennink = truwelschat.

truweschop, Treue.

truwes-hender = truwehander.

truwe-vingeren, n. Trauring.

truwe-, tru-werdich, glaubwürdig, zuverlässig.

truwinge, Zuversicht.

tsestich, tseventich, sechzig, siebzig, vgl. as. antsiƀunta.

tubbe (tobbe), sw. m. Kübel, Bütte; Demin. tubbeken; daher: tubbeken-maker, Kleinböttcher.

tûch, n. Zeug, alles was man braucht, um etwas auszurichten, bes. Handwerksgerät; Kriegszeug, (Armbrustwinde); reisich t., Reiterei; Pferdegerät, Sattelzeug; Bettzeug; Kleidungsstücke; Zeugungsglied.

tûch, 1. m. u. n. Zeugnis, Zeugenbeweis; coll. die Gesamtheit der Zeugen. 2. m. der einzelne Zeuge.

tûchaftich, von e. Sache: beweisend.

tûch-bôk = tugebôk.

tûch-borstich, dem borst (Gebrechen, Mangel) wert an getuge, der ein Zeugnis nicht beizubringen vermag u. das Recht des weiteren Zeugenbeweises verliert.

tûch-borstinge, Gebrechen an Zeugenbeweis.

tûch-man, Plur. tûchlude, Zeuge.

tûch-, tûchenisse, Zeugnis, Bezeugung, Beweis.

tûch-sticker, Zeugsticker, Lederarbeiter, die das Pferdegeschirr bestickten.

tucht, f. 1. Zug, Ziehen; Lauf, Leitung (watertucht); Kriegszug? 2. das Ver-, Hinschieben, Aufschub, Verzug, Frist. 3. Zucht, Erziehung. 4. Bildung, Anständigkeit (gew. im Plur.). 5. jugendlicher Anwuchs; was aufgezogen wird, bes. vom Vieh. 6. Art, Geschlecht. 7. Leibzucht, Leibrente.

tucht (l. ticht?), f. Bezichtigung, Beschuldigung.

tûcht(?), m. = tûch II, 1.

tuchten, sw. v. 1. zeugen, erzeugen, züchten. 2. züchtigen, erziehen, strafen.

tuchtersche: toe tuchterschen rechte, Recht der Leibzüchterin, der Witwe? oder ist es Adj. (l. tuchtesch?)?

tuchtich u. tuchtichlik, züchtig, sittsam. Subst. tuchticheit.

tuchtigen, sw. v. züchtigen.

tuchtigen, sw. v. zum Genusse (einer Leibzucht u. s. w.) berechtigen.

tuchtinge, Züchtigung.

tucht-lêrer, Zuchtlehrer, Hofmeister.

tucht-, tuchtelik, züchtig, sittsam; adv. tuchtliken.

tucht-mêster, Zuchtmeister, Erzieher.

tucht-schole, Zuchtschule, Erziehungsanstalt.

tûch-vorer, Zeugenführer, der die Zeugen producierende Kläger.

tûch-werdich, glaubwürdig.

tucian = tottige.

tucken, sw. v. 1. intr. zucken, zappeln; bildl.: na, unruhig streben nach. 2. trans. zücken, rasch ziehen; sik t. to hone, als Hohn aufnehmen, empfinden.

tuder u. tudder, m. Weideseil, Strick, womit man ein Tier auf der Weide anbindet.

tudern, sw. v. Vieh an d. tuder binden.

tuder-pâl, Pfahl, woran man tudert; -touwe = tuder.

tuffele, gekürzt aus pantuffele; Zss. tuffel(en)-maker.

tuge, sw. m. Zeuge.

tuge, f. Zeugnis.

tuge-bôk, Protokoll über die gerichtlich abgelegten Zeugnisse, Recognitionsbuch.

tugeken (Dem. zu tûch), Bischen Zeug, Siebensachen.

tugelik, fähig zur Zeugnisablegung.

tugen, sw. v. 1. schaffen, zeugen, erzeugen. 2. für Geld anschaffen, kaufen. 3. überh. sorgen, dass etwas da ist, besorgen.

tugen, sw. v. 1. intr. zeugen, Zeugnis ablegen. 2. trans. bezeugen, mit Zeugen beweisen.

tugen-vorer = tûchvorer.

tuger, Zeuge.

tuges-man (Plur. -lude), Zeuge.

tuge-voringe, das Vorführen, Producieren von Zeugen.

tuginge, Bezeugung.

tuk, m. 1. Zug, Ruck; upm tucke holden, nicht zur Ruhe kommen lassen? 2. Tücke, versteckte Bosheit, Schelmenstreich.

tuke-taken, sw. v. hin- und herziehen, zaudern, zögern?

tûl, m. Büschel (Haare), Flocke.

tulte, Gefäss, (Bier)krug.

tumbe, f. Gruft, Grab; Grabmal.

tumelen, sw. v. 1. sich im Kreise drehen, springen, tanzen, von Seiltänzern, Equilibristen etc. 2. taumeln. 3. refl. sich tummeln.

tumeler, 1. Seiltänzer, Springer, Equilibrist; fem. tumelersche. 2. eine Schleudermaschine; die Kugel, die daraus geschossen wird. 3. e. Goslarer Münze = 3 Pfennig.

tummel, m. lermende Bewegung, Getümmel, Lerm.

tummelen, tummeler = tumelen, -er.

tûn, m. 1. Geflecht aus (Hage)dorn, Weiden oder andern Gesträuchen, bes. als Einfriedigung des Eigentums, Hecke der Gärten. 2. Zaun als Befestigung von Schlössern, Dörfern, Städten etc., auch aus Planken u. Pallisaden. 3. das von einem Zaune umschlossene, Garten, Gehege.

tûn-bole, Zaunbohle.

tunder, m. Zunder, Zündschwamm.

tûn-dorn, Zaundorn.

tunen, sw. v. zäunen, einen Zaun machen, überh. Reisig flechten; trans. den tûn, de want, aus Geflecht herstellen; den hof, einzäunen.

tuner, der einen Zaun flicht oder setzt.

tunete, n.: t. unde timmer, Hof, Garten u. Bau, Haus = Haus u. Hof.

tunge, f. Zunge; Sprache; Idiom eines Volkes; Sprachgebiet, Nation; Zunge in der Wage, Schnalle etc.; ein feines Weizenbrot von länglicher Form.

tunge-, tungen-lôs, elinguis.

tungen-kleppel, der Klöppel der Zunge; bildl.: sîn t. was gebunden, d. h. er musste schweigen.

tungen-schurer, Instrument zur Reinigung der Zunge.

tûn-gerde, f. Zaungerte.

tûn-holt, Zaunholz, Holz zu Zäunen; -lilge, occa, Geissblatt?

tunne, tonne, f. Tonne; Seetonne zur Markierung des Fahrwassers.

tunne-maker, Tonnenmacher; -rûm, n. Tonnenraum (Mass für Schiffe).

tunnen-boier, -schip, Schiff zur Auslegung der Seetonnen; -bor, Fassbohrer? Spundbohrer? -gelt, Schiffszoll für Legung der Seetonnen; -holt, Holz zu Tonnen; -maker = tunne-maker; -visch, Laberdan, in Tonnen eingesalzener Kabeljau; -vorer, Salzfuhrmann? in Lüneburg; -werk, Arbeit des Böttchers, verschieden von kîmwerk.

tûn-pâl, -rode, -stake, Zaunpfahl, -stecken; -ride, f. samota, Lab-, Klebkraut; -schrage, sw. m. zwei kreuzweis gesetzte Zaunpfähle, ein so hergestellter Zaun; -stede, eingehegte Stelle.

turbit, radix turbethi.

ture, kühn, dreist? hervorragend, trefflich? aus mhd. tiure?

turen, sw. v. wehe thun? l. truren?

turkôs, Türkis.

turn, Turm.

turner, Türmer?

turren, sw. v. surrend fliegen.

turse, das gröbste od. d. Heede v. Hanf.

turtel-duve, Turteltaube.

tus, interj. um Stille zu gebieten.

tûsch, m. tûsche, n.? Täuschung, Betrug.

tuschen = twischen.

tûschen, sw. v. 1. täuschen, betrügen, sein Spiel mit jem. haben. 2. mit Würfeln spielen. 3. tauschen, wechseln.

tûscher, Täuscher, Betrüger, der Schelmenstücke treibt; fem. tûschersche.

tûsche-rede, Lügenrede.

tûscherie, Betrügerei, Täuschung, Schelmenstück.

tussent, n. sibilus.

tute, f. Horn; alles was hornförmig gestaltet ist.

tût(e)horn, Blasehorn.

tuten, sw. v. auf dem Horne blasen; tute-huten, dass.

tuttel, Tüttel, titellus.

tuven = toven.

tw- steht manchmal für das echt nd. dw.

twalf, twalfte = twelf, twelfte.

twâr, tware(n), in Wahrheit, wirklich. immo; in einschränkendem Sinne: freilich, quidem.

twê, s. twêne u. twei.

(twê-) twi-achtich, entzweit, uneins.

twê-bak, Zwieback.

(twê-) twi-balket hûs, Haus mit zwei Böden, d. h. Stockwerken.

(twê-) twi-bote, doppelte Busse.

twê-brêt, von doppelter Breite.

twêde, adj. 1. halb? t. bote, Ggs. vulle b. 2. zwei Drittel; z. B. de t. man, ⅔ einer Anzahl Menschen; de t. pennink, ⅔ einer Geldsumme.

twê-dêl: dat t. oder im Pl. de twê dêl, zwei Drittel einer Menge oder Masse.

twê-dêlen, entzweien, teilen.

(twê-) twi-donicheit, Zweitönigkeit, d. h. zwiespältige Überlieferung.

twê-, twei-, twi-drach, m.? = d. f. W.

twê-, twei-, twi-dracht (-draft), f. (m.?) Zwietracht.

twê-, twi-drachtich, -drechtich (-draftich), zwieträchtig.

twê-drachticheit, Zwietracht.

twê-, twei-dregen, -dragen, verschieden, zwieträchtig sein.

twê-dreget, zweimal, doppelt gedreht.

(twê-) twi-gelde, adv. mit doppelter Bezahlung.

twegete, f. = twite.

(twê-) twi-heldicheit, Mishelligkeit.

twê-hellich, nicht einhellig, mishellig.

twei s. twêne; twei, twê steht auch für entwei, entzwei. Die Zss. mit twei s. unter twê-.

tweien, tweigen u. twien, twigen, sw. v. 1. intr. sich in zwei teilen; bildl.: sich entzweien, Zwist haben; sich scheiden, unterschieden sein, abweichen. 2. trans. scheiden, trennen, in zwei Teile (entzwei) teilen. Refl. sich teilen, sich spalten, entzweien. – getweiede brodere sind Halbbrüder; ên twêd, tweid gras = twêtlink; porcus qui dicitur getwiget swîn?

twein, tweine = twên, twêne.

twêinge, tweiinge, twi(g)inge (twinge) 1. Zweiung, Teilung. 2. Halbbürtigkeit. 3. Entzweiung, Streit.

tweistich = twistich.

twê-jarich, zweijährig.

twê-kluftich, zwiespältig.

twê-, twi-kore, m. zwiespältige Wahl, wodurch zwei zugleich erwählt werden.

twelaftich, in zwei Teile gespalten.

twele, bifurcalis, bivirgultum; ên twele stake (twelen-stake?), gabelförmiger Stock.

twele = dwele, f. Tuch, bes. Handtuch.

twê-ledich, bimembris.

(twê) twei-leggen, auseinander setzen, schlichten.

(twê-) twei-legginge, Auseinandersetzung (Erbteilung).

twelf, twelef, flect. twel(e)ve, zwölf; de twelf nachte oder de twelf dage oder bloss de twelften sind die zwölf Tage zwischen Weihnachten u. d. h. Dreikönigstag (6. Januar); der Tag Epiphaniae heisst de twelfte.

twelfachtende avent, Octave des Dreikönigsfestes.

twelf-bode, Apostel.

twelflinge (dat tw. ampt im Kloster)?

twelflink, ein Getreidemass, etwa der zwölfte Teil eines Malters?

twelf-man-êt, Volleid, von 12 Eideshelfern geleistet.

twelf-tal, duodenarius.

twelfte, zwölfte; als Subst. twelfte, n.? ein Dutzend; vgl. auch twelf.

twelfter-dach, der h. Dreikönigstag.

twelf-werve, duodecies.

twê-licht, Adj.? twê-lichten, Verb.? in deme twêlichten, in der Dämmerung.

twelink, m. 1. Zwilling. 2. twêlink? eine Münze, Zweiling = 2 Schillinge. 3. twêlink, s. twêtlink.

twelke,, sw. = twelink 1.

twelke = dat welke, was.

(twê-) twi-lôft, -luft, -lucht, f.? Zwiespalt, Streit.

(twê-) twi-lopich, zwiespältig.

twê-losinge, dissolutio.

(twê) twei-, twi-louftich, -loiftich, -luftich, -luchtich, zwiespältig; tw. sake, Streitsache.

twelt, Partcp.? von Zwillich?

twê-lufticheit, Zwiespalt.

twelvich, duodenus.

(twê-) twi-mannich, bimaritus.

twên, twein, zweimal.

twêne, tweine, m. twô, twû, twâ, f. twê, twei, n. zwei. Gen. twier, twiger, twigger; Dat. twên, twein. Das Ntr. wird früh auch für d. Masc. u. Fem. gebraucht.

twenter = twinter.

(twê-) twi-part, Parteiung, Streit, Zwietracht.

twê-partich, der beiden Parteien günstig ist; uneinig.

twerl = dwerl, Wirbel auf dem Kopfe, Schopf.

twern, twerne, st. m. Zwirn, zwiefach gedrehter Faden.

twernen, sw. v. zwirnen; twerner, twinator.

twê-runnen, pl. eine Art Ziegel oder Dachsteine.

(twê-) twi-, twei-sak, mantica, Quersack.

twê-, twi-schat, doppelwertig (nam. von Pfandgegenständen).

twê-, twi-schat, -schatte, adv. von doppeltem Werte, mit doppelter Bezahlung.

(twê) twi-schêdinge, Verschiedenheit.

(twê-) twi-scheit, Unterschied, Bestimmung.

(twê-) twi-schel(e) u. sche(l)linge, Streit, Zwiespalt.

(twê-) twei-, twi-sche(l)lich, zwistig, uneinig.

twê-scherpich, zweischneidig.

(twê-) twi-schette, f. u. -schettede, n. doppelte Wertschätzung oder Zahlung, Doppelzins.

(twê-) twi-schetten, -schatten, sw. v. doppelt rechnen oder zahlen, verdoppeln. Subst. twi-schettinge.

(twê-) twi-schettich, doppelwertig. Subst. twi-schetticheit.

twê-, twi-schildich, gregarius, miles humilis, der nur einen Knappen hat.

twese u. tweseke, Zwilling.

tweselink, tweserlink, st. u. tweselke, sw. Zwilling.

twê-sît, adv. u. präp. m. Gen., zu beiden Seiten.

twê-slechtich, bigenus.

twê-snider, zweischneidige Waffe.

twê-spaldinge u. speltricheit, Zwiespalt.

(twê-) twi-spaldich, -speldich, zwiespältig.

(twê-) twi-spennich, uneins, in Zwist.

(twê-) twi-sperich, zwiespältig, streitig.

(twê-) twei-, twi-speringe, Zwiespalt.

twê-spletterich, -splitterich, entzwei gesplissen, zwiespältig.

(twê-) twi-splitteren, entzwei-, zersplittern.

(twê-) twi-splitteringe, Zersplitterung, Entzweiung.

(twê-) twei-sprake, f. Zwiegespräch; Entscheidung in einer streitigen Rechtssache.

(twê-) twei-spreken, uneins, streitig werden (mit Worten), schelten.

(twê-) twi-sproke, st. m. Gerede.

(twê-) twei-stân, distare.

twê-stant, Zwiespalt, Zwist.

(twê-) twi-stendich, zwiespältig, in Streit.

(twê-) twi-stendicheit, Zwiespalt.

(twe-) twi-strît, Kampf zwischen zweien; überh. Streit.

twê-tal, binarius, binitas; -tallich, -talich, binus.

(twê-) twi-talich, -tallich, zwiespältig, zankend.

twêtlink, twê(d)link, Name eines Landstückes (= ½ Gras? s. gras 3).

twê-tungich, doppelzüngig.

(twê-) twi-vacht, zweifach.

twê-valdich, -voldich, -veldich, zwiefältig, doppelt.

twê-valdicheit, -voldicheit, Zwiefältigkeit, Duplicität.

twê-valdigen, -voldigen, sw. v. verdoppeln, verzweifachen.

twê-valt, -volt, -velt, zwiefältig, doppelt.

(twê-) twi-varich, zweifarbig.

twê-, twi-vechtigen, zwiefach machen, in duplo ausfertigen.

twê-, twi-verdich, zwiespältig, entzweit, streitig.

twê-, twi-verdicheit, Zwiespalt, Streit.

(twê-) twi-vlôt, Stück Landes oder Sandbank, in einem Flusse sich bildend.

(twê-) twi-vrost, zwischen Frost u. Tauen schwankendes Wetter?

twê-formich, biformis.

twê-votich, bipedalis.

twê-wagich, bilibris.

(twê-) twi-wech, Weg, der sich gabelt.

twê-winkelich, biangularis.

(twê-) twi-wordich, der zweierlei redet, doppelzüngig.

twi- s. unter twê-.

twîch, n. (f.?) Plur. twigere, twige, Zweig; (Hirsch)geweih.

twicke, f. Zwicke (jetzt: Quicke), Stiel mit schräg angesetzter Schaufel zum Plaggenhauen.

twidelik, gewährend, erhörend.

twiden, sw. v. (Partic. auch st.) willfahren, gewähren, bewilligen, erhören.

twider, Gewährer, Erhörer.

twidinge, Gewährung.

twie, twige, zweimal.

twien, twigen u. twiunge, twiginge, s. tweien, twêinge.

twier, twiger, zweimal, doppelt.

twier-, twiger-hande, -leie, zweierlei; -wegene, zwiefach, nach zwei Seiten.

twies, twiges, zweimal.

twifel, twifelen etc. = twivel etc.

twig- s. twê-.

twiger-dor, bifores.

twigich, bezweigt, frondosus.

twil, Stamm oder Ast, der sich gabelförmig gespalten hat.

twile u. twîlt = de wile, solange als, während.

twillen, sw. v. (sich) gabelförmig spalten.

twinelen, adv. zweimal.

twink(e), sw. m. u. st. n. Sonnenstäubchen, Luftbläschen im Wein etc.; auch Blinzeln, Augenblick? bildl.: das Geringste.

twinter, adj. u. subst. zwei Winter alt, zweijährig, v. Rindern oder Pferden.

twintich, zwanzig.

twisch, adj. zweifach, verschieden.

twischen, adv. u. präp., zwischen.

twisselinge, Zwietracht; adj. twisselik.

twist, m. Zwist.

twistelen, sw. v. die Lippen ein wenig spalten, murmeln.

twistelik, in Zwist, zwieträchtig.

twisten, sw. v. in Zwiespalt, Streit sein.

twisteringe, Zwiespalt, Streit.

twist-golt u. -sulver, Gold- oder Silberblättchen von gemischter Farbe; aurum, argentum bicolor, mistum, vilius.

twistich, zwistig.

twistinge, Zwist, Zwiespalt.

twist-sake, Streitsache.

twite, f. ein schmaler Gang; eine enge Strasse oder Gasse, vicus.

twivel, m. Zweifel; das Schwanken zwischen zwei Handlungen, Unentschlossenheit, Säumen, Zögern; das Schwanken zwischen zwei Ansichten, Zwiespalt, Streit, Zweifel.

twivelaftich, -achtich, -echtich, zweifelnd; zweifelhaft; Subst. -achticheit.

twivelen, sw. v. zweifeln; unpers. (mit Dat.) zweifelhaft sein.

twiveler, 1. Zweifler, Ungläubiger. 2. eine Art Tuch (zweifarbig, meliert?).

twive(l)lik u. twivelich, zweifelhaft.

twivelinge, das Zweifeln.

twivel-modich u. -sinnich, -sinnet, zweifelmütig.

twivel-môt, verzweifelnder Sinn; im Verhältnis zu anderen: Treulosigkeit; gegen sich selbst: Unentschlossenheit, Verzagtheit, Verzweiflung.

twivelsam, zweifelnd; zweifelhaft.

twolf, twolfte, s. twelf etc.

tz s. s. tz wurde häufig statt eines geschärften s oder ss geschrieben.

U

uchte, f. (früheste) Morgendämmerung, Morgenzeit; dann überh. Dämmerung.

uchten, ucht-teinde = ochtum, Viehzehnte.

uder = judder, Euter.

uft(e) = ofte, oder.

uk(e)lei, ein Fisch, cyprinus alburnus.

ule, f. 1. Eule. 2. u. uleke, Nachtschmetterling. 3. fig. homo stolidus et improbus.

ulen-klawe, Eulenkralle; kreyenfoͤthe unde ulenklawen, kritzliche Schriftzüge, unverständliche Zeichen und Figuren.

ulen-vlucht, Abenddämmerung.

ulk, Unheil, Uebel, Plage.

ulmich, von Fäulnis (ulm) angefressen, cariosus.

ul-worm = olworm.

um- vor Lippenlauten = un; auch = unt-, ent-; = -en, z. B. umboven = enboven, darüber.

umbe, ältere Form für umme.

umbodes-man, Bevollmächtigter, dän. ombudsmand.

umme (um), präp. mit Accus., später auch mit Dativ: 1. räumlich: um; fig. umme hant hebben, zur Verfügung haben. 2. modal u. causal: um – willen; umme minen, sinen willen, meinet-, seinetwegen; umme – willen mit Gen.; willen kann auch fehlen, dann steht umme mit dem Gen. allein. 3. Zweck bez., in Betreff. 4. Tausch u. Preis bez., daher auch den Verlust, z. B. umme den hals komen; umme nicht, für nichts, umsonst.

umme, adv. 1. räumlich: um, herum, umher. 2. zeitlich, umme sîn, vergangen sein. 3. modal: mi is dar wat umme, mir ist daran gelegen; umme sîn, geschehen sein um etwas, verloren sein; noch umme, wedder umme, wiederum, ferner; êns umme, künftig einmal. umme dat, conj. damit, auf dass; weil.

umme-bebolwerken, mit einem Bollwerk umgeben.

umme-bêden, rings umher entbieten, sagen lassen.

umme-bedôn, umfassen, umgeben.

umme-begraven, mit Graben umziehen.

umme-behalven, umringen.

umme-belegen, ringsum belegen, benachbart.

umme-beliggen, umlagern, belagern.

umme-beligginge, Belagerung.

umme-bemuren, mit einer Mauer umgeben.

umme-besingelen, mit einer Zingel einfriedigen (umzingeln).

umme-betunen, mit einem Zaun umgeben.

umme-bevallen, obruere.

umme-bevesten, (einen Platz) ringsum befestigen.

umme-brêf, Circularschreiben?

umme-bringen, 1. anders wohin bringen; wenden, drehen. 2. (auf die andere Seite schaffen) umbringen, vernichten, zerstören; vom Gelde: verthun, verschwenden.

umme-buten, wechseln, tauschen.

umme-butinge, Vertauschung, Austausch.

umme-dedingen, durch Verhandlung umstimmen.

umme-dêlen, herumreichen, verteilen.

umme-denken, (zurück) bedenken.

umme-dôn, 1. umgeben, umringen. 2. bei Seite schaffen, töten. 3. auf die andere Seite, zu einer anderen Meinung bringen, umstimmen; refl. auf die andere Seite treten, abfallen. ummedân mit, versehen, ausgestattet.

umme-dracht, f. listiger Anschlag, Machination, Schlich, Umschweif.

umme-dragen, circumferre.

umme-draginge, circumferentia.

umme-(dreien), -dregen, girare, evertere.

umme-drift, f. Ausfuhr von Schlachtvieh mit Umgehung einer Stadt und ihres Marktes.

umme-driven, herumtreiben, -jagen; bildl.: in beständiger Thätigkeit und Unruhe halten; e. Sache drehen, wenden, hintertreiben; intr. sich herumtreiben, vagabundieren.

umme-eren, umpflügen, umackern.

umme-gân, 1. intr. herumgehen; die Runde machen zur Aufsicht, Collecte, Procession; umlaufen (Rad), sich drehen (Wind), verlaufen (Jahr); wechseln, abwechseln; die Partei wechseln; ummegânde, völlig, ganz (Jahr, Harnisch); u. mit, sich beschäftigen, sich befassen, verfahren mit, betreiben; u. konen mit, sich verstehen auf. 2. trans. umgehen, vermeiden.

umme-gank, 1. das Herumgehen, Umzug; Hin- u. Rückgang, Kreislauf; Kreis, Umfang. 2. rings umführender Gang, Kreuzgang. 3. Umgang, Verkehr. 4. das Umgehen, Vermeiden.

umme-gegerwe, eine Art weiter Gewänder, Mäntel.

umme-genger, die Wache, welche die Runde macht; Almosensammler.

umme-gerichte, carnes circumferculares.

umme-gêten, durch Giessen (Metallgeschirr) erneuern.

umme-gnagen, ambedere, abrodere.

umme-gord, incinctus.

umme-graven, mit Graben umziehen.

umme-gre(p)pe, amplexus.

umme-gripen, umarmen.

umme-hangen, -hengen, umhängen; ringsum behängen.

umme-hank, m. Um-, Vorhang, Gardine, bes. Bettumhang (Brautlaken).

umme-helsen, umhalsen, küssen.

umme-hen, um hin; -her(e), ringsum.

umme-holden, umringen.

umme-kapen, umhergaffen.

umme-kâr, m. Umkehr, Wendung.

umme-kêren, umwenden, ändern; umkehren, zerstören; intr. zurückkehren, heimwärts gehen.

umme-kleit, Mantel.

umme-komen, 1. intr. vergehen, verstreichen (von der Zeit); einen Kreislauf machen; umkommen, zu Grunde gehen; aus der Gewohnheit, abkommen. 2. trans. umringen.

umme-kopen, umkaufen, d. h. durch Geld etc. auf die andere Seite bringen, bestechen; e. Sache durch Bestechung anders wenden.

umme-krink, Umkreis.

umme-krupen, obrepere.

umme-kuselen, herumwerfen, -schwenken (beim Tanz).

umme-ladinge, Umladung von Waren aus einem Fahrzeuge in ein anderes.

umme-lage, 1. Einfassung, circumferentia. 2. Umzingelung, Ueberfall, Belagerung.

umme-laken, mantile.

um(me)-landes-var(e), Schiffer oder Kaufmann, w. v. Westen, bes. v. der Südersee, um Jütland nach der Ostsee fährt oder handelt; s. Schäfer, Lüb. Vogt auf Schonen, LXVIII.

umme-lank, adj. unmittelbar auf einander folgend?

umme-lank, -lange, -langes, -langens, adv. u. präp. rings umher, in der Umgegend; nach Ablauf einer gewissen Zeit, dann u. wann?

umme lant, über Land, im Land umher, von Land zu Land.

umme-lant, Umgegend.

umme-leggen, umlegen; auf eine andere Seite, Stelle, Zeit legen; entsetzen, ausstossen; refl. sich anderswo hin begeben.

umme-legginge, Belagerung, Einschliessung.

umme-leiden, um etwas herum führen, umgeben, bildl.: herumführen, irreführen, verleiten.

umme-leidinge, Verleitung, Verdrehung, Betrug, Arglist.

umme-liggende, ringsum belegen, benachbart.

umme-ligger, Umwohner.

umme-link, ein Umwohnender, d. i. einer, der im Bezirke eines Hofes wohnt und demselben pflichtig ist.

ummelink, adv. = ummelank.

umme-lôp, das Umlaufen, revolutio; Herumlaufen, Auflauf; concr. Umkreis, Umfang; Umlauf, die Umhänge der Tische etc.; Einfassung.

umme-lopen, umlaufen, herumlaufen (als Hausierer); verlaufen (von der Zeit); kahnig, trübe werden?

umme-loper, Hausierer; Vagant, Landstreicher.

umme-lopich, girovagus.

umme-maken, anders machen, ändern.

umme-meien, niedermähen.

umme-meten, jedem einer Menge sein Teil zumessen.

umme-muren, mit einer Mauer umziehen.

umme-nemen, umarmen; jur. belangen, bestricken.

umment, jemand.

ummen-trent = ummetrent.

umme-packen, anders verpacken, verladen.

ummer, s. iomer.

umme-riden, den Umritt halten; trans. umreiten.

umme-ringen, umzingeln, einschliessen.

umme-rink, Umkreis; der Ring, in dem die Münzen geprägt werden.

umme-roren, girare, circumvolvere.

ummers (ummes?), immer, immerhin.

ummer-tô, immerfort, unausgesetzt.

umme-sat, (Umsatz) Tausch.

umme-sate, der Umsasse, d. h. der ringsum wohnende, Nachbar.

umme-scheden, überschatten.

umme-schicht, Wechsel in bestimmter Reihenfolge.

umme schicht, adv. abwechselnd, eins ums andere.

umme-schinen, st. v. umglänzen, umstrahlen.

umme-schortelse, perizoma, Schürze.

umme-schowen, den gesellen, den Gesellen der Reihe nach bei den Meistern mit der Anfrage nach Arbeit herumführen.

umme-schrank, n. Befriedigung, Umhegung.

umme-segelen, einen anderen Segelkurs einschlagen.

umme-seggen, der Reihe nach ansagen.

umme-sên, circumspicere, zurückblicken, umherschauen, auch refl.

umme-sende-wîn, Wein zum Umhersenden, z. B. bei benachbarten Fürsten.

umme-sete, -setelilnk, -setene = ummesate.

umme-setten, 1. um-, versetzen. 2. übersetzen. 3. vertauschen.

umme-settinge, obsidium; Umtausch.

umme-sichtich, umsichtig, circumspectus.

umme-cirkelen, umzirkeln, ringsum abgrenzen.

umme-slach, 1. Umschlag, andere Wendung. 2. Tausch, Wechsel. 3. Umsatz von Waren gegen Geld oder umgekehrt, Geldgeschäfte, Handel; Markt, Messe. 4. concr. was man um eine Sache schlägt, Umschlag (eines Buches, Warenballens etc.).

umme-slân, 1. intr. umschlagen, umkippen; Wandel, Veränderung erleiden; sich (seine Meinung) ändern. 2. trans. umschlagen, umhauen; blade, blättern; de trummel, die Trommel überall umher rühren lassen (z. B. zur Werbung); öffentlich bekannt machen; verkaufen.

umme-sniden, im Kreise beschneiden.

umme-spreken, jem. durch Sprechen umstimmen; intr. anders als zuvor reden?

umme-sprekinge, ambago.

umme-stân, herumstehen.

umme-standich, -stendich, umständlich, eingehend, weitläuftig.

umme-standicheit, -stendicheit, Umständlichkeit, genaue Bestimmung aller Umstände, Weitläuftigkeit; Umstand, genaue Beschaffenheit.

umme-standinge, das Herumstehen; circumstantia.

umme-stant, m. Umstand, d. h. die (um das Gericht oder den Gerichtsvorstand) herumstehenden Personen.

umme-steken, umstechen, stechend umschütten (den Hafer).

umme-stenders, die Herumstehenden.

umme-stickelse, die Stickerei um etwas.

umme-stolpen, umstülpen, umkehren.

umme-storten, umfallen; trans. umwerfen.

umme-strate, Nebenstrasse, Seitenweg.

umme-striden, rings umher bekämpfen.

umme-sus (-alsus), adv. umsonst: vergebens; unentgeltlich.

umme-swengen, intr. sich drehen, sich schwenken.

umme-swingen, trans. umschwingen (beim Tanze); umgeben, umschlingen, umschweben.

umme-tellen, der Reihe nach zählen; anders rechnen?

umme-tên, 1. trans. girare, evertere; um etwas herum gehen, fahren etc.; herumziehen, -kriegen, auf seine Seite bringen; umwerfen. 2. intr. zurückkehren; bildl. Umzug, Umschweife machen.

umme-toch, m. -tucht, f.? 1. Umzug, Umgang, z. B. des Rates oder Gerichts zur Besichtigung, Pfändung etc. 2. Umschweif, Winkelzug; sunder ummetoch, ohne Verzug.

umme-toge, st. m. = ummetoch 2.

umme-treden, umtreten, tretend umstürzen.

umme-trent, um-trent, -trint, -trant (= umme den trent), adv. u. präp. 1. räumlich: ringsherum. 2. modal: so darum herum, ungefähr (namentl. bei Zahlen).

umme-triselen, sich überschlagend, sich drehend fallen, umtaumeln.

umme-tunen, umzäunen.

umme-vallen, trans. um jem. herum fallen, umzingeln; intrans. umfallen, -stürzen.

umme-vân, -vangen, umarmen; einfassen; umhüllen.

umme-vank, Umarmung; Kreis, Umfang; der sunden, Verstrickung in Sünden.

umme-varen, trans. herum-, umfahren.

umme-vaten, umfassen.

umme-vore, Abweichung von der Heerstrasse, bes. Ausfuhr von Getreide etc. mit Umgehung eines Stapelplatzes.

umme-voren, vom rechten Wege abführen, verleiten, täuschen.

umme-wank, Umhergehen, Einherschreiten.

umme-wenden, abändern, anders wenden; Part. ummewent, anderes Sinnes.

umme-werpen, 1. trans. herum, nach einer andern Seite werfen; umwerfen; (einen Ritter) vom Pferde werfen = nedderwerpen; herumwerfen (beim Tanze). 2. mit ausgelassenem Obj.: (das Pferd) herumwerfen, wenden; (den Wagen) umwerfen. 3. intrans., fig.: anders Sinnes werden?

umme-wesen, trans. umgeben.

umme-windelen, girare; umme-windelik, giratus.

umme-wringen, herumdrehen.

un- (vor Lippenlauten meist um- geschrieben), untrennb. Praefix »un-«; über die Bedeutung s. Höfer in der Germania 14, 203.

un- = in-, z. B. unbuten, unwech; s. en-.

un- = unt-, z. B. unbreken, undelen; s. ent-.

un-acht, f. Verachtung, Vernachlässigung, Niedrigkeit.

un-achten, verachten, geringschätzen.

un-achtlik, 1. was hoch zu achten ist, unschätzbar. 2. verächtlich, niedrig.

un-achtsamheit, Misachtung, Vernachlässigung.

un-achtsamlike, adv. unachtsam, gleichgültig.

un-adel, adj. nicht von Adel. (? subst.?)

un-afbroklik m. Dat., ohne Abbruch, Nachteil für.

un-aflâtlik, unvertilgbar.

un-angesên dat, ohne Rücksicht darauf dass.

un-angespraket, unbelästigt von Rechtsansprüchen.

un-anname, nicht angenehm, unbeliebt.

un-ardich, von schlechter Beschaffenheit; bösartig, ungesittet; adv. unardichliken.

un-ardicheit, Bösartigkeit, Rohheit.

un-art, f. Unart, böse Sitte.

un-artliken, adv. ungesittet, roh.

un-barachtich, nicht Frucht tragend, unfruchtbar.

un-barm(e)hertich, unbarmherzig, grimmig, strenge; adv. unbarmhertliken.

un-barmliken, adv. unbarmherzig.

un-bate, Nachteil, Schaden.

un-batelik (-betlik), nicht helfend, nutzlos, schädlich.

un-beandet, unausgesprochen, unbesprochen?

un-beanxtet, ohne Gefährdung oder Besorgnis.

un-bebuwet, ohne Gebäude (v. e. Platze).

un-bedacht, 1. unverdächtig. 2. u. unbedechtich, unbedachtsam; unbedacht, unüberlegt; adv. unbedechtlike.

un-bedegen, ungedeihlich, ohne Segen, erfolglos.

un-bedeidinget = unbedinget.

un-bedêlet, 1. nicht abgeteilt, der seinen Teil nicht erhalten hat. 2. unteilhaftig, expers.

un-bedelik, imprecabilis.

un-bederve (-darve, -dorve), untüchtig, schwach, ungeschickt, improbus; ein unbederve wîf, meretrix; unbederfliken, unnützer, verkehrter Weise.

un-bedervicheit, Untüchtigkeit, Ungeschicklichkeit, improbitas.

un-bedien, misglücken, fehlschlagen.

un-bedinget, nicht mit Rechtsgründen angegriffen, unangefochten.

un-bedoret, nicht genarrt, nicht getäuscht.

un-bedrêchlik, probus, benivolus.

un-bedrogen edder simpel, entfoldich, simplex.

un-bedrungen, freiwillig.

un-bedwungen, nicht gezwungen, freiwillig; adv. unbedwungens (modes).

un-begavet, unbeschenkt.

un-begeven, 1. m. Gen., ohne Verzicht auf. 2. unverheiratet.

un-begnaget, unbenagt.

un-begordelt, ungegürtet.

un-begraven, unbeerdigt, unbestattet.

un-begrepen, nicht getadelt, irreprehensus; von Zeitangaben: nicht auf einen bestimmten Tag, ungefähr.

un-begreplik, adv. über alle Begriffe, überaus.

un-begripelik, unfassbar; unbegreiflich gross, unzählig.

un-behach, Unbehagen, Misfallen, Zwist.

un-behalet, unverbunden, unverstrickt.

un-behelpelik, zu nichts helfend, nützend, vergeblich.

un-behende, was sich nicht gut handhaben lässt, unförmlich; unpassend, grob, ungeschickt.

un-behêrt, unbändig.

un-beholtlik, m. Gen. nicht mit einbegriffen.

un-behôrlik, ungehörig, ungebührlich; adv. un-behôrliken.

un-behôrsam, Ungehorsam (u. adj.).

un-behôt, unbehütet unvorsichtig.

un-behulpen, nicht behülflich.

un-behulplik = unbehelpelik.

un-behulpsem, unbehülflich, ungeschickt.

un-behuset, nicht mit e. Hause besetzt, v. e. Platze.

un-bekaut, ignotus; innubea, innupta; unbekantheit, Unkenntnis.

un-bekentlik, unbekannt.

un-bekindet, kinderlos.

un-beklaget, nicht verklagt, ohne gerichtliche Klage.

un-bekrodet, -krot, unbelästigt, unbehindert.

un-bekronet, unangefochten, ohne Widerspruch.

un-bekummeringe, Behinderung, Beschränkung.

un-bekummert, ohne Kummer, unbelastet, frei, ungeschmälert.

un-bekurret, ohne Schelten u. Brummen.

un-beladen, unbeschwert.

un-belast, -belastet, -belestet, unbelastet; unbelästigt.

un-belettet, ungehindert.

un-belevet, der nichts erlebt hat, unerfahren.

un-beloget, ungestempelt.

un-belônsam, ohne Lohn, nicht lohnend.

un-belotet, ohne zu losen, unverlost.

un-bemoyet, unbelästigt, ungeschoren.

un-benôchte = ungenôchte.

un-benodiget, ungenötigt, ohne Zwang.

un-benomet, ungenannt.

un-bequême, unpassend, untauglich, unfähig; unbequem, unangenehm. Adv. unbequêmelik(en).

un-bequêmicheit, Unfähigkeit; Unzukömmlichkeit; Belästigung, Widerwärtigkeit etc., inconvenientia.

un-beraden, unbedachtsam; unversorgt; unverheiratet (v. Frauen).

un-beredet, frei von (gerichtlicher) Klage.

un-bereit, nicht bereitet, nicht vorhanden.

un-berichtlik, der sich nicht berichten lässt, hartnäckig in seinen Irrthümern verharrt.

un-bericht(et), nicht in Ordnung, ungeordnet; unverständig.

un-berichtlicheit, Unverbesserlichkeit.

un-beropen, unbescholten.

un-berovet, m. Gen. unberaubt.

un-beruchtet u. -beruchtich, nicht berüchtigt, unbescholten.

un-beruwet, unbereut; ohne Reue.

un-berve = unbederve.

un-besat, nicht mit Beschlag belegt; v. Grundstücken: ohne Bewohner, wüste.

un-beschaffen, ohne etwas ausgerichtet zu haben.

un-beschêden, -bescheiden, unabgesondert; ohne unterscheidendes Merkmal, nicht zu unterscheiden; übermässig, masslos; unverständig, rücksichtslos, ungebührlich, grob.

un-beschêdenheit, 1. Ungebührlichkeit, widerrechtliches, rücksichtsloses Benehmen. 2. Unverstand.

un-beschêde(n)lik, ungebührlich.

un-beschêde(n)like(n), adv. 1. ohne einen Unterschied zu machen, indifferenter. 2. unverständig, auf eine das (richtige) Mass nicht kennende Weise.

un-beschediget, -beschadiget, ungeschädigt.

un-beschêdunge, Unmass, Unmässigkeit.

un-beschellik, irreprehensibilis.

un-beschempt, -beschimpet, ohne Schimpf, Mishandelung.

un-beschêt = unbeschêdenheit.

un-beschicket, nicht passlich gestaltet, unförmlich.

un-beschoren, ungeschoren an Haar oder Bart.

un-beschrîflik, adj. unbeschreiblich gross.

un-beschromet, uneingeschüchtert.

un-besecht, unverleumdet.

un-beseit, unbesäet.

un-besêndes, adv. ohne es zu besehen.

un-beset = unbesat.

un-beseten, ohne festen Besitz, nicht ansässig.

un-beslagen, v. Kalk: ungelöscht?

un-beslipet, fig. ungeschliffen.

un-beslotet, ohne Schloss (castrum).

un-besmittet, unbefleckt, rein.

un-besocht, nicht untersucht (visitiert); unaufgefordert, ohne gefragt zu sein; unerfahren, adv. aus Dummheit.

un-besochtheit, Unerfahrenheit.

un-besorget, 1. nicht versorgt. 2. sorglos, ohne Gefahr befürchten zu müssen; ohne auf die Gefahr aufmerksam gemacht zu sein = unvorwaret.

un-besperet, ungehindert.

un-besperinge, Hindernislosigkeit, Freiheit.

un-besproken, 1. nicht verrufen, unbescholten, gut beleumundet. 2. ohne sich besprochen zu haben.

un-bestadet, unausgestattet.

un-bestapelt, nicht auf die gemeinsame Warenniederlage gebracht.

un-bestêde = unstêde.

un-bestendich, unbeständig.

un-bestraffelik, unsträflich, untadelhaft.

un-bestrid(d)et, unangefochten.

un-besuchtet, unbeseufzt, d. h. ohne Widerwillen, ungezwungen?

un-beswaret, unbelästigt, unbehelligt.

un-betalet, unbezahlt, ohne Lohn.

un-betalinge, Nichtbezahlung.

un-betame, ungeziemend.

un-betinset, nicht mit Zinsen belastet, nicht zinspflichtig.

un-bevangen, unverfänglich, ohne Nachteil oder Schaden? = unbegrepen?

un-bevaret, ohne Gefahr, gefahrlos.

un-bevellich, ungeschickt, unpassend.

un-bevlecket, unbefleckt, unverletzt, in Ehren u. Würden. Subst. unbevlecketheit.

un-bevô(l)licheit, Fühllosigkeit.

un-bevô(l)lik, nicht fühlend, gefühllos.

un-bevreden, sw. v. beunfrieden, den Frieden brechen.

un-bevruchtende, nichts befürchtend, unbesorgt.

un-bevrundet, ohne Freunde, Verwandtschaft, von geringer Herkunft.

un-bevunden, unerfahren.

un-bewane, -bewanelik, -bewanheit, s. unbewone etc.

un-bewaret, unbewacht, unbeschützt; unbewaredes dinges, ohne (die Ehre) verwahrt zu haben, ohne Verwahrungsbrief.

un-bewegelik, -bewechlik, unbeweglich; unverrückt.

un-bewegen, nicht gewogen, feindlich.

un-beweget, immotus.

un-beweret, nicht bewährt; apocriphus.

un-bewendet, -went, -want, übel angewendet, erfolglos, vergeblich, nutzlos.

un-beweten: mi u., ohne mein Wissen.

un-bewiset gût, Gut, in welches jemand nicht eingewiesen ist.

un-bewist = unbewust.

un-bewollen, unbefleckt, rein.

un-bewone, -bewonen, -bewonet, ungewohnt.

un-bewonelik, ungewohnt, ungewöhnlich.

un-bewonheit, Ungewohntheit.

un-bewor(r)en (-bewuren, -bewaren), ungehindert, frei; u. sîn mit, nichts zu schaffen haben mit; meist im jurist. Sinne = sunder allerleige bewernisse, unbelastet, ungehindert, frei v. rechtlichem Einspruch etc.; vom Gelde: gut, untadelhaft, gäng und gebe.

un-beworet = unbeworen.

un-bewrecht, ohne wrechte, Zaun, unbezäunt.

un-bewust, unbewusst, unbekannt; ahnungslos, unversehens.

un-bilde, n. Verkehrtheit, Unrecht, Unbill.

un-bildelik, -billik, u. -bildich, -billich, ungehörig, unrecht, unbillig. Adv. un-bildichliken, -bilk(en).

un-billicheit, Unbilligkeit, Ungerechtigkeit.

un-blide, nicht fröhlich, traurig.

un-bôchlic, vel stede, indeclinabilis.

un-bodigen, adv. nicht erbötig, nicht gehorchend.

un-borlik, ungebührlich.

un-brekelik(en), -brokelik(en), adv. unverbrüchlich.

un-bundich, nicht bündig, ungültig.

un-dân, nicht gethan; übel ausgeführt; als Adj.: misgestaltet, hässlich; im moral. Sinne: unedel, gemein.

un-dank, Undank; Ungeneigtheit, Unwille; to u. nemen, übel vermerken, unwillig aufnehmen. – Gen. adv. undankes, ungern, wider Willen, unabsichtlich; (mines) undankes, wider (meinen) Willen.

un-dank, adj. undankbar; m. Gen. ohne Rücksicht auf, trotz, wider; undankes modes, unvorsätzlich, versehentlich.

un-dankens = undankes, s. undank.

un-dankbar, undankbar.

un-dankberheit, Undankbarkeit.

un-dankname, -nême, undankbar.

un-danknamich, -danknêmich, undankbar; wofür man nicht dankt, unangenehm.

un-danknamicheit, Undankbarkeit.

un-danksamich, undankbar.

un-dât, Unthat, Frevelthat; das corpus delicti (z. B. die gestohlene Sache).

unde (ende, inde), conj. und; dient zur Verknüpfung von Wörtern u. Sätzen jeder Art; wer – unde, ob – oder.

un-dechtich, uneingedenk.

un-dechtlik, unvordenklich.

un-dêder, der Unthaten verübt; adj. undêdich.

un-dege, Ungedeihen, Nachteil, Verderben.

un-degelik, kein Gedeihen habend oder bringend, untüchtig.

un-dê(l)lik, unteilbar, atomus; u. tîd, instans.

un-dêlsam, individuus, incomputabilis.

unden(e), adv. unten.

un-dên(e)st, n. Undienstwilligkeit; Schaden, Nachteil.

un-dêpe, -deipte, Untiefe, seichte Stelle.

under, 1. präp. m. Dat. u. Acc., räuml.: unter, unterhalb; nautisch: auf der (die) Höhe von, angesichts, engl. off; v. Rang, Gewalt, Herrschaft, Besitz: unter; zeitl.: bei, binnen, während; in (aus) der Mitte, zwischen; under (e)n ander(en), under ander, unter (mit) einander, einander; wi under uns beiden, wir beiden zusammen; (adv.) m. Gen.: u. des, unterdessen, inzwischen; u. ênes, êniges, ein, ununterbrochen, hinter einander, in einer Reihe; u. dakes, unter Dach; u. waters, unter Wasser. 2. adv. unter, unten, zwischen; van under up, von unten her.

under-, mit Subst., die ein Amt bezeichnen, gibt den an, der unter einem andern steht, der zweite nach ihm ist, ihn vertritt.

un-dêr, Untier.

under-barm, Unterhefe (auch bloss barm; gest, Oberhefe).

under-beholden, im Besitz behalten, zurückbehalten.

under-berichten, unterrichten.

under-beschêdinge, Bestimmung, Bedingung.

under-bode, der eine Botschaft von einem zum andern trägt.

under-bogen, unterbiegen, -werfen.

under-breken, mit Gewalt wegnehmen oder bezwingen, unterwerfen, unterdrücken.

under-breker, Bezwinger.

under-brekinge, Unterdrückung, gewaltsame Hinderung oder Wegnahme.

under-bringen, bezwingen, unterjochen.

under-buwen, fig. eine Angelegenheit betreiben, damit sie zu festem Abschluss komme.

under-dak, Dach, unter das man zum Schutze tritt.

under-dân, unterthan, -geben, -worfen.

under-danich, -dênich = underdân; unterthänig, ergeben, gehorsam; adv. -lik(en).

under-danicheit, -dênicheit, Unterthänigkeit, rechtliche Abhängigkeit; die Gesamtheit der Unterthanen; Ergebenheit, Gehorsam.

under-danigen, sw. v. sik, sich unterwerfen.

under-degedingen, sw. v. durch Verhandlungen schlichten; überh. verhandeln.

under-degedink, (Friedens)verhandlung.

under-denken, sw. v. erdenken, erfinden.

under-dôn, intromittere; unterwerfen, subdere; sik u. mit Gen., sich einer Sache unterwinden, sich anmassen, sie übernehmen.

under-drucken, unterdrücken, bezwingen, vernichten.

under-druckinge, Unterdrückung, Vergewaltigung.

under-duken, untertauchen; refl., sich untertauchen.

under-dwingen, unter sich zwingen, unterwerfen.

under-erdisch, unterirdisch; de under-erdischen, die Zwerge, Gnomen, Elfen.

under-gân, 1. unter etwas gehen; bildl. eingehen auf, sich verstehen zu, übernehmen, auf sich nehmen. 2. hemmend entgegentreten, versperren, abschneiden; vermitteln. 3. über jem. kommen, über-, befallen. 4. intr. von einem zum anderen gehen, hin und her gehen.

under-gank, Untergang, Verderben.

under-genger, Unterhändler, Vermittler.

under-geven, sik, 1. sich ergeben. 2. sich gegenseitig etwas geben.

under-graven, etwas untergraben, damit es einstürze.

under-gripinge, intercapedo.

under-grunt, Untergrund, Fundament.

under-halen, wegholen, weg-, benehmen.

under-handelinge, Unter-, Verhandlung.

under-hebben, unter sich haben, in Besitz, Bebauung etc.

under-hevenisse, vicissitudo.

under-hiliken, unter einander, gegenseitig, heiraten.

under-holden, 1. unter sich, nieder halten, in Zwang halten, unterdrücken. 2. festhalten, bei sich behalten (nicht herausgeben); von Personen auch: beherbergen. 3. schützen, beschirmen; bewahren, erhalten. 4. unterhalten, Kost und Nahrung geben.

under-holdinge u. -holt, Erhaltung, Schutz.

under-holt, Unterholz.

under-horen, subaudire; verhören, untersuchen.

under-horich, gehorsam, unterthänig.

under-horicheit, Gehorsam.

under-huren, heimlich, ohne Kenntnis des Beteiligten heuern, mieten.

under-hûs, Unterhaus: Keller?

under-kantnisse, Erkenntnis.

under-komen, 1. dazwischen kommen, hemmen, hindern. 2. unterbleiben; untergehen, verkommen. 3. ausser sich kommen, erschrecken, zusammenfahren.

under-kôp, Vorwegkauf, Kauf unter der Hand; Makelei, Zwischenhandel.

under-kopen, vorwegkaufen.

under-koper, Zwischenhändler, Mäkler.

under-krigen, überwältigen.

under-kussen, refl. sich gegenseitig küssen.

under-lage, f. 1. das Unterliegen, Niederlage. 2. Unterlage eines Baues, Fundament; Querholz für die Schusswaffe in der Schiessscharte.

under-lank, -langes, -langen, -lange, adv. unter einander, gegenseitig.

under-lankliken = underlank.

under-lât, 1. Unterlass, Aufhören, Pause; Verzug; mal (= werve)? 2. Gelass, unter das man zum Schutze tritt, Scheune.

under-laten, 1. unterlassen. 2. auf-, überlassen, -geben.

under-legen (?), verschieden, diversus.

under-licken, refl. sich gegenseitig lecken.

under-liggen, unterliegen.

under-linge = underlank; auch adject.

under-list, Hinterlist.

under-lopen, laufend benehmen, versperren.

under-machten, sik, sich anmassen.

under-mâl, Mittagsessen, merenda (undern-mâl?)

under-manebrêf, Erinnerungsschreiben.

under-manen, ermahnen, erinnern.

under-maten, sik, sich anmassen, übernehmen, in Gewalt u. Besitz nehmen (nicht immer mit der Nebenbedeutung des Widerrechtlichen); sich vermessen, unternehmen.

under-mengen, mischen, vermengen.

under-mêster, Unterlehrer.

under-midde, mank, twisschen, inter.

under-middel, -middelich, intermedius.

under-minnen, gegenseitig lieben.

under-mowe, enger Aermel unter einem weiteren.

undern, Mittag; underen-brôt, Mittagsessen.

under-nemen, 1. abschneiden, unterbrechen, hemmen. 2. wegnehmen, wegfangen. 3. festsetzen, bestimmen. 4. vernehmen. – Refl. sich unterwinden; mit worden, sich besprechen.

under-pant, Unter-, Sicherheitspfand.

under-proven, sw. v. erproben, durch Prüfung erkennen.

under-rede, Unterredung, Besprechung.

under-reden, bereden, besprechen; refl. sich unterreden.

under-richten, 1. (strafend) zurechtweisen, Vorstellungen machen. 2. Kunde geben, belehren (m. Dat.)

under-richter, Zurechtweiser.

under-richtinge, Unterweisung, Auseinandersetzung, Anweisung.

under-riden, durch Reiten (Botschaftensenden) hindern oder ausrichten; refl. gegen einander reiten, ein Reitertreffen liefern.

under-rok, Leibrock.

under-rucken, verrücken, bei Seite schaffen.

under-sat, 1. Pfändung? Pfand? 2. eine Speise (carnes) (dem Kloster als Zins gegeben).

under-sate, Untersasse, Unterthan.

under-sateschup, Unterthanenschaft, Unterthänigkeit.

under-schare, das untere Ufer?

under-schêde, f. Auseinandersetzung, Schlichtung eines Streites.

under-schêd(e)lik, verschieden, unterschiedlich; adv. -e, -en, auch: deutlich, genau, bestimmt.

ûnder-schêden, -scheiden, 1. unterscheiden, distinguere. 2. bestimmen, angeben. 3. richtig beurteilen und entscheiden.

under-schêden, unterschieden; verschieden, mancherlei.

under-schêdenicheit, Fähigkeit zu unterscheiden, Verstand.

under-schêdere, Schiedsrichter.

under-schêdinge, 1. Unterschied, Merkmal. 2. Bestimmung, Festsetzung, Bedingung. 3. Urteilskraft.

under-scheren, interradere.

under-schêt, -scheit, n. Scheidung, Unterbrechung; Unterschied, Verschiedenheit; mit underschêde, auf verschiedene Weise, entweder so oder so, nach Wahl; Bestimmung, Bedingung, Vorbehalt; Bescheid, Belehrung, Auskunft; Verständnis, richtige Abwägung einer Sache, gerechtes Urteil.

under-schêten, (durch ein schot trennen) absondern, trennen, teilen.

under-schicken, anstiften, aufhetzen.

under-schot, Wand, die einen Raum teilt, intercapedo, mediale.

under-schriven, unterschreiben, unterzeichnen.

under-segelen, zu nahe segeln an.

under-seggen, ansagen, gesprächsweise mitteilen; untersagen, verbieten.

under-sên, refl. sich gegenseitig ansehen.

under-setten, 1. untersetzen, festsetzen (durch eine Stütze). 2. bildl.: festsetzen, bestimmen, anordnen, anstiften, betreiben.

under-settinge, 1. Unterstützung. 2. Anstiften, Veranstaltung. 3. Verpfändung, Unterpfand.

under-singen, subcantare, succinere, tenorare.

under-singer, -senger, succentor, tenorista.

under-slach, trabale, sustentaculum.

under-slân, unterschlagen, bei Seite schaffen.

under-sluten, verschliessen, versperren.

under-sniden, abschneiden; Gewand beim Zuschneiden mit andern Stoffen mischen, bunt zusammensetzen.

under-socht, versucht, erfahren.

under-soken, unter-, versuchen.

under-sprake, Besprechung.

under-spreken, 1. mit einander besprechen; refl. in freundl. oder feindl. Wortwechsel kommen, sich besprechen mit. 2. widersprechen.

under-stân, 1. unter etwas treten, um es zu übernehmen oder auszuführen, wagen; refl. sich unterwinden, sich erdreisten, wagen. 2. um etwas zu hindern, hemmen; refl. sich widersetzen. 3. verstehen, merken.

under-standinge, das Dazwischentreten, Interposition.

under-stant, Hülfe, Beistand.

underste, Sup. zu under, unterste, niedrigste; dat u., infernus, Hölle.

under-stêdigen, bestätigen.

under-steken, 1. drunter stecken. 2. verstecken, vertuschen; durchstechen, heimlich veranstalten.

under-stekinge, Unterstecherei, Betrügerei.

under-stouwen, unterbringen, worunter aufhäufen, wegstauen.

under-stunden, zu Zeiten.

under-stutte, Stütze, Unterlage.

under-stutten, Stützen untersetzen.

under-tasten, untersuchen. Subst. undertastinge.

un-dêrte, n. Untier.

under-tên, 1. beziehen, (Zeug) füttern. 2. entziehen, wegziehen, beseitigen, unterschlagen, verschweigen.

under-tiden, zu Zeiten.

under-treden, niedertreten, fig. unterdrücken; intr. herunter treten, -kommen; unterschlüpfen, Unterschlauf suchen?

under-troie, Unterjacke.

under-truwen, Untertreu halten, sich verloben.

under-twischen, -tuschen, unter einander; unterdessen, inzwischen.

under-vân, -vangen, hemmend dazwischen treten, hindern, vereiteln, parieren.

under-varen, erfahren.

under-vinden, 1. untersuchen. 2. befinden (durch Untersuchung), ausfindig machen, erfahren.

under-vindinge, Erfahrung.

under-vôt, Untersatz, Basis.

under-vragen, erfragen, fragen.

under-wassen, gegenseitig erwachsen, entstehen.

under-wassen holt, Unterholz.

under-wege(n), unterwegs; u. laten, übergehen, unterlassen, in Stich lassen.

under-weldigen, sik, sich der Gewalt anmassen.

under-werpen, unterwerfen, -jochen; refl. sich ergeben.

under-wilen, -wiles, zuweilen.

under-winden (-winnen), sik (mit Gen., selten van oder Acc.) angreifen, erfassen; eine Sache übernehmen, sei es in Güte oder mit Gewalt (sich bemächtigen), mit Recht oder Unrecht.

under-windinge, Übernahme, Besitzergreifung.

underwint (-win), Übernahme irgend eines Geschäftes.

under-wisen, belehren, zurechtweisen; anweisen (befehlen oder verbieten).

under-wisinge, Unterweisung, Unterricht.

under-wiver, unterirdische Weiber, Elbinnen?

un-dicht, undicht, v. Holz: nicht kernig; bildl. unzuverlässig.

un-dingliken, nicht dem Dinge (Gericht) gemäss.

un-dogedelik, -dogelik, -dogentlik, untauglich, unnütz, tadelnswert, unredlich.

un-dogende, nichts taugend.

un-dogesam, untauglich.

un-doget, Untugend, Laster.

un-dorvarlik, unerforschlich.

un-drachlik (-drachtlik), -drechlik = undregelik.

un-drechticheit, Unfruchtbarkeit.

un-dregelik, -dragelik, unerträglich, unausstehlich.

un-drepliken, adv. nicht zutreffend, unpassend, verkehrt.

un-duchtich, nichts taugend, schlecht.

un-dudesch, -dûtsch, -dûsch, undeutsch; unverständlich.

un-dûflike, ohne zu stehlen.

un-duldich, ungeduldig, unzufrieden, ungehalten.

undult, f. Ungeduld, die Unfähigkeit etwas ruhig zu ertragen, Unmut, Mismut.

un-dupe, f. Untiefe, Seichtigkeit.

un-dure, nicht teuer, wertlos.

un-durich = ungedurich.

un-ê = unechte, n.

un-echt(e), 1. rechtlos. 2. unfrei; gemein, verworfen. 3. unehelich. 4. von Bäumen: unecht holt, unfruchtbar, ohne Nutzen, nur zur Feuerung dienlich.

un-echt(e), n. Unrecht-, Ungesetzmässigkeit, bes. ungesetzliche (wilde) Ehe, Concubinat.

un-echteschop = unechte.

un-e(d)del(e), nicht von Adel, von niedriger Herkunft; bildl. niedrig; gemein.

un-e(d)delheit, -eddelicheit, niedrige Geburt; bildl. Niedrigkeit, Gemeinheit.

un-effen = uneven.

un-eindracht, Zwist.

un-eindrechtich, zwistig; adv. unêndrachtliken.

un-eintalinge, Zwietracht.

un-ende, Erfolglosigkeit, Zwecklosigkeit, Verkehrtheit.

un-endelik, -entlik, unendlich, zahllos; zu keinem Ende führend, erfolglos, unnütz; säumig, träge; nichtswürdig, frivol.

un-endich, nicht zum Ende, Ziele führend, zwecklos; ohne Ende, unendlich; adv. unendigen, nicht zu Ende kommend, säumig.

un-enket, ungenau.

un-êns, adv. uneinig.

un-ênsen, refl. sich veruneinigen, sich entzweien.

un-entlosset, unentladen, v. Schiffen.

un-entscheiden, unentschieden.

un-entseget, -secht, -sacht, ohne Fehde angesagt, den Frieden aufgekündigt zu haben; unentsegedes dinges, ohne die gerichtliche Verhandlung angesagt zu haben.

un-entveret, (-vernet), nicht abhanden gebracht, sicher; ebenso: unentvernelik.

un-êrbar, unehrenhaft, gemein, schamlos; adv. unêrberlike.

un-êrbaricheit, Unanständigkeit, Schamlosigkeit.

un-erbuwet, nicht erbaut, nicht fest (im relig. Sinne).

un-êre, Unehre, Schimpf, Schande, Kränkung, Schmach.

un-êren, sw. v. nicht ehren; in Schande bringen, beschimpfen; entehren, schänden.

un-êringe, Misachtung.

un-erkentenisse, Unkenntnis.

un-êrlik, nicht die volle bürgerliche Ehre geniessend; unehrenhaft, unanständig, ungebührlich; Unehre bringend, schimpflich; adv. unêrliken.

un-êrsam, unehrbar, schimpflich, schändlich.

un-ersocht, nicht versucht.

un-esch, s. un-nasch.

un-even, uneben, rauh; ungleich, ungleichmässig; ungerade; unpassend, unbequem; misfällig; adv. unevene.

un-evenheit, fig. Unangemessenheit, Mangelhaftigkeit, Misfälligkeit.

un-gar, nicht gar, mangelhaft gekocht; schlecht bereitet (v. Leder).

un-geachtet, 1. nicht »in die Hand geachtet«, s. achten. 2. misachtet; ungeachtetheit, Verachtung.

un-gebeden, nicht gebeten, aus freien Stücken.

un-gebêr(e), -bêrde, n. übles Gebahren (des Klagens, des Zornes etc.).

un-gebetert, ungebessert, unverbessert.

un-gebichtet, ohne Beichte.

un-geblêket, ungebleicht.

un-geblotet, nicht entblösst, unverwüstet.

un-geboket, nicht durch Klopfen weich gemacht.

un-geboren, niedrig geboren, ignobilis.

un-geborlik, ungebührlich.

un-gebrant, nicht gebrannt (v. Kalk).

un-gebrokelik, unverbrüchlich.

un-gebroken, ungebrochen, fest.

un-gebrudet, ungeneckt.

un-gebrûk, nicht übliches Verfahren, Misbrauch, Unrecht.

un-gebunden, ungefesselt.

un-gebuwet, nicht beackert.

un-gedaget, unverhandelt.

un-gedân (= un-dân), hässlich.

un-gedânte, f. Ungestalt.

un-gedechtich, immemor.

un-gedelik, nicht passend.

un-gedeilet, ungeteilt, ungetrennt, ganz.

un-gedelliget, nicht getilgt, unversehrt (v. Schrift).

un-gedicht, nicht erdichtet, ungeheuchelt.

un-gedie, Nichtgedeihen, Nachteil, Schaden.

un-gedôchsam, nicht fähig zu leiden, ungeduldig.

un-gedrungen, nicht gedrängt, freiwillig.

un-gedrunken, ohne zu trinken, getrunken zu haben.

un-gedult = undult.

un-gedurich, 1. nicht dauernd, hinfällig. 2. nicht ertragend, ungeduldig.

un-gedwagen, ungewaschen.

un-gedwungen, nicht gezwungen, freiwillig.

un-geendiget, nicht beendigt, ohne Entscheidung.

un-geêschet, ungeheischt, unaufgefordert.

un-gegeten, ohne zu essen, gegessen zu haben.

un-gegort, incinctus.

un-gegraven, inhumatus.

un-geguiden, unbezahlt, ohne dass man den Wert bezahlt.

un-gehangen, ungehängt.

un-gehavent, nicht zubereitet, nicht verarbeitet (v. Leder).

un-gehêten, ungeheissen, nicht befohlen.

un-gehiet, ungeneckt.

un-gehindert, unbehindert.

un-geholden, 1. nicht im Zaum gehalten, zügellos. 2. unverpflichtet, unverantwortlich.

un-geholet, nicht durchlöchert.

un-gehopelicheit, Plötzlichkeit, Unverhofftheit.

un-gehôrsam, ungehorsam.

un-gehôrsam, m. -gehôrsamicheit, f. Ungehorsam.

un-gehôrt, nicht gehört; unerhört, bisher unbekannt.

un-gehovet, nicht höfisch, unfein.

un-gehûr(e), n. Wildheit, Ausschweifung.

un-(ge)hure, 1. unfreundlich, unlieblich, unhold; unbändig, ungestüm, wild. 2. von übermässiger (unheimlicher) Grösse u. Gestalt. 3. de un(ge)huren, böse Geister (Alp), Unholden.

un-gehuset, ohne Behausung.

un-gejaget laten, unbelästigt, in Ruhe lassen.

un-gekornet, v. Pferd: nur mit Gras, nicht mit Hafer gefüttert?

un-gekrampet, mit einer Krampe nicht versehen.

un-gekrodet, (-gekrudet, -gekrot), unbelästigt.

ungel, n.? Talg, Unschlitt.

un-gelage, -gelêge, f. Ungelegenheit, üble Lage.

un-gelât, n. Ungestalt, hässliches, unangemessenes Betragen.

un-gelaten, unbescheiden, ungebührlich.

un-gelatenheit, Unbescheidenheit.

un-gelder, Steuererheber, coactor.

un-gelegen, ungelegen, unpassend, unbequem.

un-gelegenheit, üble Lage.

un-geleidet, ohne Geleit.

un-gelemet, nicht gelähmt.

un-gelenke, habitu incultus.

un-gelent (= lendet), unvollendet.

un-gelêr(e)t, ununterrichtet, ungelehrt.

un-gelettet, ungehindert; ohne Zögerung, unverweilt.

ungel-grope, Talgfass.

un-gelîdsamicheit, Ungeduld.

un-(ge)lîk, 1. ungleich, impar; von Personen: zwistig, streitend. 2. ungerecht, unrechtfertig. Adv. ungelike, beim Comparat.: unverhältnismässig, ganz bedeutend.

un-(ge)lîk, n. -(ge)like, f.? Ungleichheit. 2. Unrecht.

un-gelîkheit, Ungleichheit, Ungleichmässigkeit.

un-gelimet, nicht geleimt.

un-(ge)limp, m. -(ge)limpe, n. unangemessenes Betragen, Unzuträglichkeit, Schimpf, Schande.

un-(ge)limp(e)lik, unangemessen, unziemlich, schmachvoll; adv. un(ge)limpliken.

un-gelinge, Mislingen; Mishelligkeit?

un-(ge)love, sw. m. 1. Un-, Aberglaube; Heidentum, Ketzerei. 2. Untreue, Verrat, Betrug; Mistrauen, Miscredit.

un-(ge)love, adj. ungläubig.

un-(ge)lovelik, -(ge)lôflik, 1. unglaublich. 2. untreu, treulos.

un-(ge)lovelicheit, Untreue, Treulosigkeit.

un-(ge)lovesam, unglaubwürdig. Subst. ungelôfsamheit.

un-(ge)lovich, ungläubig, abergläubig; unchristlich, heidnisch, ketzerisch. Subst. un(ge)lovicheit.

un-(ge)lovisch, ungläubig. Subst. un(ge)lovescheit.

un-gelt, n. eine Zahlung, für die es keinen Rechtsgrund gibt, die man noch über die Verpflichtung (oder den Wert der Ware) hinaus zahlt; dann aber Abgabe jeder Art, bes. Accise; Un-, Nebenkosten.

un-gelucke, n. Unglück. Adj. ungeluckich. Verb. imprs. ungelucken.

un-gemak, Unannehmlichkeit, Leid.

un-gemak, unbequem, lästig.

un-gemant, ungemahnt, ungefordert.

un-gemannet, ohne Mann (Witwe).

un-gemeine, nicht meine (verbrecherisch), vom Eide.

un-gemeldet, nicht gemeldet, verschwiegen.

un-gemenge, böse Anstiftung, Aufreibung?

un-gemête, unangemessen, unpassend.

un-gemeten, unermesslich, unbeschränkt.

un-gemode, n. Unwille, Misstimmung.

un-gemoget, -gemoyet, ungequält, unbelästigt.

un-genade, s. ungnade.

un-genait, ungenäht.

un-(ge)name, -genême, unangenehm, widerwärtig, verächtlich.

un-genant, einer, den man nicht würdigt, seinen Namen auszusprechen: einer aus dem Pöbel; hergelaufener Fremdling.

un-genêget, abgeneigt, abhold.

un-geneselik, unheilbar.

un-genklik, ungangbar.

un-genôchlik, was Misfallen erregt, unangenehm.

un-genôchte (-nûchte), f. (n.) Unbehagen, Misvergnügen, Unannehmlichkeit.

un-genodet, -genôt, ungenötigt, freiwillig; uneingeladen.

un-genoge = ungenôchte.

un-genote, Ungenosse, der geringeren Standes ist.

ungent, Salbe, Schminke, unguentum.

un-genutte = unnutte.

un-geordinêrt, ungeordnet, ungeregelt.

un-geovet, ungeübt; vom Acker: unbebaut.

un-gepartet, ungeteilt, unverteilt.

un-gepiniget, ungestraft.

un-geplaget, nicht geplagt, unbelästigt.

un-geplanket, ohne Planken, Bollwerk.

un-geploget, ungepflügt.

un-geprovet, nicht versucht, unerprobt.

un-gepundet, ungewogen, nicht nach Gewicht.

un-gequesset, unverletzt.

un-gequicket mit dranke, impotus.

un-gerade, 1. n. (böser) Zufall, Unfall, Ungefähr; Ungebührlichkeit, Ungehörigkeit. 2. adj. unglücklich.

un-geraden, nicht rätlich, unpassend.

un-gerak, n. = ungerade.

un-geraket, ungehörig, ungebührlich.

un-gerât, s. ungerade 1.

un-gerechtigen, adv. ungerecht.

un-gerêde, n. = ungerade.

un-gericht, der ein Verbrechen begeht, missethäterisch.

un-gerichte, n. was nicht recht u. richtig ist, Unrecht, Vergehn, Verbrechen. Friedebruch; mit richte un u., mit aller Gerichtsbarkeit.

un-gerinket, nicht mit rinken (Schnallen) zugemacht, nicht zugeschnallt.

un-gerne, adv. ungerne.

un-gert, ungegerbt.

un-geruchte, infamia.

un-gerustich, unruhig.

un-geschadet, unbeschädigt, ohne Schaden.

un-geschaffet, unverrichteter Sache.

un-geschamfêrt, unversehrt.

un-geschapen, nicht erschaffen; misgestaltet, hässlich.

un-geschattet, dem kein (Löse)geld auferlegt ist.

un-geschêden, unentschieden.

un-geschepet, nicht verladen, nicht verschifft.

un-(ge)schicht, 1. Unfall, Zufall. 2. Unthat, was nicht geschehen sollte.

un-geschicket, was ohne Schick ist, ungeordnet; unmanierlich, unschicklich; mit, ungerüstet, nicht versehen mit. Subst. ungeschicketheit.

un-geschik, n. Zufall.

un-geschiklik, ungeordnet, unpassend; ungesittet.

un-geschoiet, ohne Schuhe.

un-geschoret, unverletzt, unbelästigt.

un-geschulden, ungescholten.

un-gesecht, nicht gesagt.

un-gesedich, incompositus, ungesittet.

un-gesegenet, 1. (ohne den Morgensegen gesprochen zu haben,) eiligst. 2. ohne Segen u. Heil.

un-(ge)sêriget, unversehrt.

un-gesiret, -gesciret, -getziret, impolitus.

un-geslipet, ungeschliffen, roh.

un-gesmittet, ohne Flecken.

un-gesneden, v. Tuch: noch nicht zu Kleidung zugeschnitten.

un-gesolten, nicht gesalzen.

un-gespannen, nicht in (Fuss)fesseln gelegt.

un-gespar(e)t, nicht gespart, nicht geschont, reichlich; ohne zu säumen; ungespardes flites, mit möglichstem Fleiss.

un-gesproken, (act.) nicht sprechend, stumm; mit, ohne gesprochen zu haben mit.

un-gestadich, unbeständig.

un-(ge)stalt, -gestelt, übel beschaffen, verunstaltet; unfähig (krank); ungestalt, hässlich.

un-gestalt, übles Aussehen, üble Lage.

un-gestorme, n. -gestormicheit, Sturm, Ungestüm.

un-gestorven, nicht gestorben; fig. den Lüsten, der Welt noch nicht abgestorben. Subst. ungestorvenheit.

un-gestot, -gestoten, nicht gestossen, fig. nicht beleidigt; (act.) nicht anstossend.

un-gestraffet, nicht getadelt; tadellos.

un-gestume, ungestüm, lermend, heftig.

un-gestûr(e), -gestûrlik, ungestüm, stürmisch; zügellos, wild.

un-gestûr(e), n. Ungestüm, lermende, unziemliche Handlungsweise.

un-gesumet, ohne Verzug.

un-gesundert, ungetrennt.

un-gesunt = unsunt.

un-getêkent, nicht gezeichnet; ohne Beizeichen (v. Münzen).

un-getelt, nicht gezählt; unzählbar.

un-getem(m)et, nicht gezähmt, wild.

un-getempert, intemperatus.

un-geterminêret, ohne endgültige Feststellung.

un-getimmeret, inconditus.

un-getogen, ungezogen, zuchtlos, unartig; adv. -like.

un-getogert, unverzögert.

un-getoset, ungezauset.

un-getovet, nicht aufgehalten, frei.

un-getruwe u. -getruwich, ungetreu, treulos, verräterisch.

un-getwidet, nicht erhört; nicht gewährt.

un-getwi(g)et, -twei(g)et, 1. ungezweit, von Geschwistern, die volle, nicht halbe, Geschwister sind. 2. ungeteilt, von Gütern.

un-getwivelt, unbezweifelt, ohne Zweifel.

un-geuppet, ungemahnt, ungeahndet, unberührt.

un-geutert, nicht entäussert, nicht abgetreten.

un-geval, -gevel(le), n. Unfall, Unglück, Widerwärtigkeit.

un-gevallen, n. Misfallen.

un-(ge)vallich, -vellich, 1. unglücklich, schwach. 2. was nicht gefällt, hässlich, widerwärtig.

un-gevallicheit, Elend.

un-gevârt, ungefährdet, frei von der vare, den nachteiligen Folgen der Versäumung der Processregeln.

un-gevastich, nicht fest, unsicher.

un-gêve, was nicht gegeben werden soll und darf, nicht annehmbar, nichts wert; falsch (vom Gelde); ungesund (von Speisen, bes. Schlachtvieh).

un-gevêliget, nicht geschützt, ohne Sicherstellung.

un-geverde, n. 1. unpassierbare Stelle, unwegsame Gegend. 2. üble Art des Seins oder Benehmens.

un-gevêrdet, -gevêret, ohne Gefahr.

un-gevêrlik, adj. ohne Gefährdung, aufrichtig, ehrlich.

un-gevêrlik(en), 1. ohne Gefahr, ohne Nachteil. 2. ohne Gefährdung, ohne böse Absicht, ohne Betrug, ehrlich. 3. von ungefähr, zufällig. 4. ungefähr, etwa.

un-geverwet, -gevarwet, nicht gefärbt.

un-gevinslik, nicht verstellt, echt, ungeheuchelt.

un-gevlomet, nicht abgeschuppt (von Fischen).

un-(ge)vôch u. -(ge)voge, unangemessen, ungehörig; unschicklich, unhöflich, roh, gemein; wild, unmässig. Adv. un(ge)vôchlik, -like, -liken.

un-(ge)vôch, n. m. (f.?) -(ge)voge, f. -gevôchte, f. Unfug, Unziemlichkeit, unangemessenes Betragen.

un-gevôcheit, castrimargia = ungevôch.

un-gevore, üble Lebensweise.

un-gevoret, ausschweifend.

un-gewandelt, 1. unverändert. 2. unverheiratet.

un-gewapent, nicht bewaffnet, wehrlos.

un-gewaret, 1. = ungewarnet. 2. = ungeweret.

un-gewarnet, ungewarnt, unbenachrichtigt; ohne sich auf etwas vorbereitet, sich einer Sache versehen zu haben.

un-gewarschouwet, ungewarnt.

un-gewart, der keine ware an der Mark hat, der die Mark nur aus Vergünstigung geniesst.

un-gewaschen, illotus.

un-geweder(e), n. Unwetter.

un-gewegen, nicht gewogen, ungünstig.

un-geweilet, nicht zerstäubt, nicht zerstreut?

un-geweldich, nicht in seiner Gewalt habend.

un-gewercht, -gewrocht, unverarbeitet.

un-geweret, nicht gewährt, nicht zugestanden, versagt.

un-gewert, ohne Landbesitz (= ungewart?).

un-gewi(g)et, nicht geweiht.

un-gewis, ungewiss, zweifelhaft; unzuverlässig, unberechenbar.

un-gewon(e), ungewohnt; ungewonen, insolescere.

un-gewonte, f. Ungewohntheit.

un-geworen = unbeworen.

un-gewrocht = ungewercht.

un-gewroken u. -gewraket, ungerochen, unbestraft.

un-gewunnen, 1. lant, unbestellt. 2. nicht erobert.

un-(gifte), -gichte, gesetzwidrige Beschaffenheit.

un-giftich, -gichtich = ungêve.

un-gnade, Unruhe, Mühsal, Plage; feindliches (widerrechtliches) Benehmen; Ungnade, Ungunst.

un-gnêdich, -gnadich u. -gnêdichlik, ungnädig, grausam; von Sachen: hart, mühselig.

un-grîflik, kein gerîf bringend? unvorteilhaft?

un-grunt, verkehrter oder ungenügender Beweisgrund.

un-gruntlik, unergründlich.

un-gude, Ungüte, Hass, Streit.

un-gunst, m. f. -gunste, f. das Übelwollen, Misgunst, Hass; Ungnade.

un-gunstich u. -gunstlik, übelwollend, feindselig.

un-gût, böse, schlecht; st. n. Böses, Nachteil. vor u. nemen, übelnehmen.

un-gutich, hart, grausam. Lies ungudich?

un-gûtlicheit, Unfreundlichkeit, Feindschaft.

un-gûtlik, unfreundlich, böse; adv. ungûtliken.

un-haliken aus unhâl-liken = unhalinge.

un-halinge, -ges, unhêlinge, unverhohlen, ohne es zu verbergen, offen.

unhant gân = in-, enhant gân, glücken.

un-hebbelik, ungeschickt, untauglich.

un-heil, n. Unglück, Schaden.

un-hêmelik, nicht vertraut, fremd.

un-hêren, dehonestare, scandalizare.

un-hoge (-hage), (Unfreude,) Zank, Streit.

un-hogen, ohne Freude, traurig, betrübt.

un-holder, Unhold, Bösewicht.

un-holt, abhold, abgeneigt; ungnädig.

un-holt, schlechtes, unbrauchbares Holz.

un-horich, nicht gehorchend, ungehorsam.

ûn-hôrlik, unerhört, ungemein.

un-hôrsam, subst. m. Ungehorsam; adj. ungehorsam, widerspänstig; adv. unhôrsamliken.

un-hôrsamich, ungehorsam.

un-hôrsamicheit, Ungehorsam.

un-hoveliken = unhoveschen.

un-hovesch, unhöfisch, unfein, roh, grob, unverständig; adv. unhoveschen, -hovesliken. Subst. unhovescheit.

un-hulde, -holde, f. 1. Ungnade. 2. Unruhe, Verdruss.

un-hure, -hûrlik = ungehure.

un-hulpe = unvrome, Nachteil.

un-innich, unfromm.

universitête, sw. f. Universität.

un-jâr, böses Jahr, Misjahr.

un-karch, freigebig.

un-kivelik, incompugnabilis.

un-klag(h)aftich, nicht klagend; u. maken, jem. befriedigen.

un-klâr, unrein, trübe; verwirrt, in Unordnung; im moral. Sinne: unehrlich, nicht rechtschaffen.

un-kost, f. eig. Kosten überher, vermeidliche Kosten; dann überh.: Aufwand, Kosten.

un-kostel, nicht kostbar, billig, gewöhnlich.

un-kostinge, (unnötiger) Aufwand an Geld.

un-kostlik, keinen Aufwand machend, sparsam.

un-kraft, -kracht, f. Schwäche, Kraftlosigkeit; als Krankheit des Magens (Diarrhöe?).

un-kreftich, -krechtich, schwach, kraftlos; ohnmächtig, besinnungslos.

un-kristen, adj. u. subst. nicht christlich, Unchrist, Heide.

un-kristlik, adj. nicht der christlichen Moral gemäss.

un-krût, n. -krude, n. Unkraut; fig. v. schädlichen Menschen, schlimmen Begierden etc.

un-kundich, iners; unkundicheit, inertia.

un-kunst, Mangel an Kunst, Ungeschicklichkeit.

un-kunstich, ungeschickt, indisciplinatus, rudis.

un-kunt, unbekannt.

un-kûsch u. -kûschlik, der seine sinnlichen Triebe nicht beherrschen kann, unkeusch. Adv. unkûschlik(en).

un-kûs(c)heit, Unkeuschheit.

un-kûschen, sw. v. unkeusch sein.

un-kûscher, der unkeusch lebt, fornicator.

un-lange, -langes, nicht lange; vor kurzem.

un-lant (-landinge, -lanninge), schlechtes, unbebautes Land.

un-last, Last, die man noch überher zu tragen hat.

un-lât, n.? schlechtes gelât, unhöfliches, grobes Benehmen, Unfug.

un-lede, -ledde, f. (Gen. auch unledes) Mangel an freier Zeit, Beschäftigung, Mühe.

un-ledich, -leddich, nicht frei, beschäftigt, geschäftig, in Anspruch genommen, mühsam, sorgenvoll.

un-ledicheit, -leddicheit, Beschäftigung, die keine freie Zeit übrig lässt, (dringende) Arbeit.

un-lêf, n. Unannehmlichkeit, Verdruss.

un-lêr(e)t, ungelehrt.

un-les(e)lik, unleserlich.

un-lêve, f. Lieblosigkeit, Hass.

un-lidelik (-lîtlik, -liderlîk), 1. nicht leiden könnend, frei von Leiden, unempfänglich, impassibilis. 2. was nicht gelitten, geduldet werden kann oder darf, unleidlich, intolerabilis. 3. ungeduldig, impatiens. Adv. unlideliken.

un-lidesamheit, Ungeduld.

un-lidich, impassibilis.

un-lîk, -limp, -love u. Abl., s. unge-.

un-lôchbar (aus unlôchenbar), unleugbar.

un-lucke, n. Unglück.

un-lucken, sw. v. misglücken, zum Unheil ausschlagen.

un-luckich, unglücklich.

un-ludelik, unlautlich, unerhört, was sich nicht hören lassen darf.

un-lukselicheit (-ê-?), Unglück.

un-lust, f. m. 1. als Ggs. zu lust, Schmerz, Beschwerde, Mühsal, Bemühung; Müdigkeit, Unlust. 2. unlûst? als Ggs. zu alts. hlust (Hören): Nichthören, Unaufmerksamkeit, Lerm, überh. jede Friedensstörung.

un-lustich, unangenehm, unerfreulich; müde, träge, misvergnügt.

un-macht, f. Schwäche, Kraftlosigkeit; Ohnmacht, Bewusstlosigkeit; Machtlosigkeit; Ungültigkeit.

un-mak, Ungemach.

un-maksam, voll Ungemach. Subst. unmaksamicheit.

un-man, Unmensch, schlechter Mensch.

un-manêrlicheit, Unmanierlichkeit, Ungesittetheit.

un-mannich, -mennich, nicht zahlreich, nicht viel, wenig.

un-mate, f. Unmass, Masslosigkeit, ausserordentliche Grösse oder Menge. Adj. unmatelik, s. unmâtlik.

un-mate(n), adv. ohne Mass, über die Massen.

un-matich, -mêtich, unermesslich, übermässig; unmässig, unbescheiden.

un-mâtlicheit, Masslosigkeit, Übermässigkeit.

un-mâtlik, unmässig gross oder viel. Adv. unmâtliken.

un-mechten, sw. v. imperf. m. Dat., ohnmächtig werden.

un-mechtich, ohnmächtig, kraftlos, impotent, ausser Stande. Subst. unmechticheit.

un-mechtigen, kraftlos, unmächtig machen.

un-meine, (vom Eide) nicht verbrecherisch, rein.

un-mêre, Lüge, lügenhafte Erzählung.

un-mêre (-mare), unlieb, unwert, verhasst, verächtlich. Adv. unmêrlike.

un-merksamicheit, Unmerklichkeit.

un-met(e)lik u. -metesam = unmatich.

un-metende, ungemessen, immensus.

un-metenheit, Unmässigkeit.

un-milde, hartherzig, grausam; karg, nicht freigebig.

un-mildicheit, Hartherzigkeit, Bosheit.

un-minlicheit, Unfreundlichkeit, Unverträglichkeit.

un-minne, Feindschaft, Hass, Bosheit; oft auch nur: Zwiespalt.

un-mins(ch)lik, -mens(ch)lik, unmenschlich, unnatürlich, überaus roh und grausam; de u. dôt, der unerbittliche Tod.

un-modes, adv. unmutig, unwillig.

un-modich, unmutig, misgestimmt, aufgebracht.

un-modicheit, Unmut, Groll, Hass.

un-mogelik, unmöglich; unglaublich; unbillig.

un-mogeliken, überaus.

un-mogich, unvermögend.

un-moite, unnötige Mühe, Unruhe, Belästigung (identisch mit unmote?).

un-moltern, unwirsch?

un-môt, m. Misstimmung, Unwille, Zorn, Streit.

un-mote, f. Unmusse, Mangel an Zeit, Beschäftigung, Unruhe.

un-munde, unmündig.

un-mundich, 1. unvernünftig, nicht zurechnungsfähig. 2. unmündig.

un-nasch (-esche, -exe), 1. unbrauchbar, schlecht (v. Holz, = unecht). 2. gierig, unersättlich; garstig?

un-natûrlik, unnatürlich, wider d. Natur.

un-nême = ungename, ingratus.

un-nôchaftich, -nogaftich, ungenügend, untauglich.

un-nôchsam, -nogesam, der sich nicht genügen lässt, gierig; subst. unnogesamheit.

un-node, adv. ungern; as. un-ôđo.

un-nodich u. -nôtlik, unnötig, überflüssig; auch: van unnoden.

un-nosel, nicht schadend, unschuldig; einfach, einfältig, niedrig.

un-noselheit, Unschädlichkeit, Unschuld.

un-nôttorftich, unnötig, entbehrlich.

un-nutte, unnütz, untauglich; bes. mit (unnützen, groben) Worten scheltend. Adv. unnut(te)like, -liken.

un-nutter, subst. Nichtsnutz, bes. in Worten.

un-nuttich = unnutte.

un-ordelicheit, Unordnung, schlechte, ungehörige Beschaffenheit.

un-ordelik (-ortlik, -orlik), 1. gegen die gewöhnliche Ordnung, aussergewöhnlich. 2. gegen die richtige Ordnung, ungeordnet. Adv. unordeliken.

un-ordich = unordelik.

un-partielik u. -partiesch, unparteiisch.

un-pînlik, impunite.

un-plege = unplicht.

un-plicht, f. 1. Pflichtverletzung, bes. die Verletzung der Zucht, Unsittlichkeit, Unzucht, Ehebruch, wilde Ehe. 2. wozu man rechtlich nicht verpflichtet ist, meritum ex congruo; ausserordentliche Abgabe, dann aber, wie ungelt, jede Abgabe, angaria.

un-plichtegen, angariare.

un-plichten, flogiare, d. h. die Pflicht verletzen? eine unplicht auflegen?

un-plichtich u. -plichtlik, die Pflicht verletzend; von Sachen: ungehörig, unrechtmässig, gesetzwidrig. Adv. unplichtliken.

un-plichtsedelik, ungebräuchlich, ungesetzlich.

un-prîs, Schande, Tadel.

un-profît, Nachteil, Schaden. Adj. unprofîtlik.

un-puntlik, adj. unpünktlich, nicht zur bestimmten Zeit.

un-pûr, unrein, schmutzig; auch fig. Subst. unpûrheit.

un-radich, der nicht zu Rate hält, verschwenderisch; inconsultus.

un-râm, m. Mangel an râm, Abweichung vom Ziel (der Absicht), (unbeabsichtigter) Unfall, Zufall.

un-ramelinges, ohne es zu wollen, unabsichtlich..

un-raste, f. Unruhe, Ruhelosigkeit.

un-rastelik u. -rastich, -restich, unruhig, ruhelos.

un-rât, m. 1.= ungerade, unglücklicher Zufall, unbeabsichtigter Schaden. 2. Aufwand zum Überfluss, Verschwendung. 3. Widrigkeit, Unrichtigkeit, Ungebührlichkeit, Nachteil.

un-rât, m. feines, lockeres Gebäck, nebula.

unrâts-wîf, Weib, das unrâtsbrôt feil bietet, nebulatrix.

un-recht, adj. 1. einer der Unrecht hat oder im Unrecht ist; u. sîn, Unrecht haben; u. werden, Unrecht bekommen, verurteilt werden; von Sachen: unrichtig, unwahr. 2. ungerecht (als moral. Eigenschaft), schlecht.

un-recht, n. 1. Unrecht, Ungebühr. 2. Geldbusse für geringere Vergehen?

unrecht-danich, unrechtmässig.

un-rechte u. -recht(e)liken, unrichtig, unrechtlicher Weise.

un-rechtich, ungerecht, böse, schlecht.

un-rechticheit, ungerechte Gesinnung oder Handlung.

un-rechtigen, trs. ungerecht behandeln, Unrecht anthun.

un-rechtigen u. unrecht-mêtigen, auf unrechtmässige Weise.

unrecht-verdich, -verdichlik, unrechtmässig, ungerecht, unredlich; adv. unrechtverdichliken; subst. unrechtverdicheit.

un-rêde, adj. unfertig; ungeschickt, unfähig; unbequem.

un-rede, f. Mangel an rede (ratio), Sinnlosigkeit, Unvernunft; Unrecht, Ungebühr.

un-redelicheit, Unvernunft; Unredlichkeit, Unrecht.

un-redelik, 1. der Vernunft entbehrend, unvernünftig; unredlich, betrügerisch. 2. Von Sachen: unvernünftig, ungehörig, ungeziemend (was gegen die ratio ist); adv. unredeliken.

un-redesam, inenarrabilis.

un-reine, nicht rein, schmutzig; unklar, nicht in Ordnung; aussätzig; von der Sprache: unarticuliert, undeutlich; unmoralisch, unkeusch. Adv. unreineliken.

un-reinecheit, Unreinheit, Schmutz, bes. auch im moral. Sinne.

un-reinen u. -reinegen, sw. v. beschmutzen, besudeln, beflecken.

un-rek(e)lik u. -reken, adj. wer oder was wider die Ordnung ist.

un-relik = unredelik.

un-replik (-licht), unbeweglich.

un-reste = unruste, -raste.

un-richtich, unrichtig, verkehrt; unrechtlich, unehrlich; aufrührerisch; u. sîn,, Unrecht haben; adv. unrichtigen, auf unrechte Weise.

un-richticheit, Ungehörigkeit, Unordnung.

un-rîm, Ungehörigkeit, Unordnung, Verwirrung.

un-rimesch, ungeordnet; bes. einer, dessen Verstand nicht in Ordnung ist.

un-rôplik, unwiderruflich.

un-ro(u)we, Unruhe; Lärm; Perpendikel an der Uhr; ardelio.

un-rouwelik, -rouwesam, unruhig, beunruhigt.

un-rouwen, beunruhigen.

un-rouwich, unruhig.

un-rûm, nicht geräumig, beengt.

un-rust(e), -rost, f. Unruhe, Mühe, Beschwerde.

un-rustich, -rostich, keine Rast u. Ruhe habend.

un-rute? lies unnutte?

un-ruwich, nicht bereuend, unbussfertig.

un-sacht(e), adj. u. adv. unsanft; mit Schmerzen, unwohl; unbequem, unangenehm.

unsacht-modich, immitis.

un-sadelik, unersättlich.

un-sadichlik, adj. unersättlich.

un-sage, der nicht sage (zage) ist, unverschämt?

un-sâlde, f. Unglück, Unheil, Ungemach (oft personif.).

un-salich, unselig, verflucht; heillos, frevelhaft; unglücklich, elend, armselig; adv. unsaligen, unsalichliken.

un-salicheit, Verdammnis; Unheil, Unglück.

un-satsem, unersättlich, unbefriedigt.

un-schamel, schamlos.

un-schamelheit, Schamlosigkeit.

un-schapen, misgestalt, deformis.

un-schedelik, was keinen Schaden thut; präp. m. Dat., unbeschadet; pass. was keinen Schaden gelitten hat, untadelhaft.

un-schêdenicheit, Ungetrenntheit.

un-scheldelik, irreprehensibilis.

un-schelik = unschedelik (aus diesem W. oder v. schele).

un-scheme, f. -schemede, f. Schamlosigkeit, Schande.

un-schemel, -schemelik, nicht schamhaftig, schamlos, unehrerbietig; adv. unschemeliken.

un-schemeler, subst. impudicus.

un-schemelheit, -schemelicheit, Schamlosigkeit.

un-scheme-lôs = unschemel.

un-schemerne, der sich nicht schämt, schamlos.

un-schemich, schamlos; subst. unschemecheit.

unschen-golt = unsegolt.

un-schicht, (unglücklicher) Zufall.

un-schichten, adv. zufällig; lies van u.?

unschichtliken, zufällig.

un-schicken, adv. zufällig; lies van u.?

un-schik, Zufall; van unschicke, zufällig.

un-schiklicheit, Nicht-passlichkeit, Unordnung, Ungebührlichkeit.

un-schiklik, -schickelk, unpassend. ungebührlich, unerlaubt.

un-schîr, unklar, unlauter.

un-schuldich, 1. frei von Schuld, nicht schuldig, immunis; u. werden, durch eignen Eid (u. mit Eideshelfern) sich von einer Beschuldigung reinigen. 2. leibeigen (= vulschuldich?); adv. unschuldich-, unschuldeliken.

un-schuldicheit, Unschuld.

un-schuldigen, adv. unschuldig.

un-schuldinge, Schuldlosigkeit; brêf der u., Entlastungsdocument.

un-schuldi(n)ges, auf unschuldige Weise.

un-schult, 1. das Nichtschuldigsein; häufig mit seinem Ggs. schult verbunden, um den ganzen Inhalt eines Besitzthums nach seiner negativen und positiven Seite zu bezeichnen; Reinheit von Sünde (im moral. Sinne). 2. Entschuldigung; bes. der die Nichtschuld beweisende Reinigungseid des Beklagten. 3. (un- verstärkend?) Schuld, Beschuldigung.

unse, unser.

unse, untze, Unze, e. Gewicht.

un-sedelik u. -sedich, ungesittet.

un-sege, st. m. der Nichtsieg, Niederlage, Verderben.

un-segen (?), sw. v. nicht siegen, den Sieg verlieren.

un-seggelik, unsäglich, unaussprechlich.

unse-, untze-golt, Golddraht, gezogenes und gesponnenes Gold.

un-seker, unsicher; von Personen: unzuverlässig; dem man alles Schlechte zutrauen kann, ehrlos.

un-sekerheit, -sekerlicheit, Unsicherheit, Unzuverlässigkeit; gefährdete Lage.

unsel, unseler, s. unsener.

unselt, n. = unslet.

unsen-, unssen-avent? lies missen-avent, Tag vor einem Fest, einer Kirchweih?

un-sêne, unansehnlich.

unsener, kleine Schnellwage, Knippwage, Stangenwage.

un-sênlik, -seinlik, unsichtbar.

un-sêriget, unverletzt.

un-sichtich u. -sichtichlik, unsichtbar.

un-sichtlik, unsichtbar; adv. unsichtliken.

unsik, unsek, unsich, ältere u. dialekt. Form des Dat. u. Acc. von wi.

un-sin, Unverstand, Thorheit.

un-sinnich, unverständig; rasend, toll; ohne Vernunft; wahnsinnig, geisteskrank.

un-sinnicheit, Wahnsinn, insania.

un-sinnigen, insanire.

un-sirich, nicht zierend, entstellend.

un-slagen, ungeschlagen.

un-slet, n. Unschlitt, Talg.

un-slete, Unkosten.

un-slicht, (ungerade,) feindselig, böse.

un-smakelik, unschmackhaft.

un-smidich, ungeschmeidig, steif, verhärtet; schmutzig; ungeschickt.

un-smidicheit, Ungeschmeidigkeit, Verhärtung; Schmutz.

un-sokelik, unerforschlich.

un-sote, nicht süss, bitter, unangenehm; unfreundlich, wild.

un-spil, verderbliches Spiel oder Treiben.

un-spôt, Unglück, successus malus.

un-sparlik, verschwenderisch.

un-sprek(e)lik, unaussprechlich, unzählig.

un-sprekende, schweigend.

un-stadaftich = unstathaftich.

un-stade = unstêde.

un-stade, Unkosten? (Kosten, die nicht ständig sind?)

un-staldicheit, deformitas.

un-stalt, deformis.

un-stant, Misstand, Übelstand.

un-stantaftich, ohne Bestand, ohne Ausdauer.

un-stantafticheit, Unbeständigkeit, Wankelmut.

un-stat(h)aftich, nicht in der Lage etwas zu thun, unvermögend.

un-stêde, -steide, unstät, unbeständig, wankelhaft; nicht fest, ungültig.

un-stêde, f. Unbeständigkeit, Veränderlichkeit, Wechsel; Wankelmut, Treulosigkeit; Ausschweifung?

un-stêdicheit, -steidicheit, Mangel an Festigkeit, Wankelmut.

un-stendich, unbeständig, wankelmütig.

un-stemmicheit, -stimmicheit, (mistönender) Lerm, Unruhe.

un-sterflicheit, -starflicheit, Unsterblichkeit.

un-sterflik, -starflik, unsterblich.

un-stichtich, unerbaulich, nicht förderlich.

un-stichticheit, unerbauliches Leben.

un-stille, unruhig.

un-stillik, nicht zu stillen, unersättlich.

un-stôrlik, irrefragibilis.

un-stormich, impetuosus; unstormelik, impetuose.

un-straflik, -straffelik, -streflik, unsträflich, d. i. untadelhaft.

un-stumich, -stumisch, ungestüm.

un-stumicheit, Ungestüm.

un-stûr, frei von Zwang, wild, ungebunden, ungestüm.

un-stûr(e), n. f. das Freisein von Leitung, Ungebundenheit, Wildheit, Ungestüm; Unfug, wildes Benehmen.

un-sturich, -stûrlik = unstûr.

un-sturicheit, Wildheit, ungestümes Benehmen.

un-suchticheit, Ungesundheit.

un-sumich, nicht säumig.

un-sune, unsichtbar; ohne Glanz, trübe, unsauber, unrein, misgestalt.

un-sûn(e)lik, unsichtbar.

un-sunt, ungesund.

un-suntheit, -sundicheit, Ungesundheit, intemperies.

un-suver, unsauber, unrein; sündig.

un-suverheit, Unsauberkeit; Sündhaftigkeit.

unt- = ent-; z. B. untlanges = entlanges; untegenheit, Widerwärtigkeit, Misgeschick.

unt- = un-; z. B. untscult, Unschuld.

un-tal, Unzahl, grosse Zahl; unbeschränktes Hieb- und Weiderecht an einem Walde.

un-tal(e)lik, -tellik, -talhaftich, nicht zu zählen oder zu sagen.

un-tam, wild, ungezähmt.

un-teinhaftich, frei vom Zehnten.

un-temelik (-temmelik), unziemlich.

un-temet, ungezähmt.

un-temich, ungeziemend, indecens.

un-têre, unartig, guter (Lebens)art zuwider, widerwärtig.

un-têrich, unartig, widerwärtig; unappetitlich, unschmackhaft.

un-têrlik = untêre.

unterne? lies unreine?

un-ticht, f. ungegründete Bezichtigung, falsche Anklage.

un-tidich, unzeitig; unreif, von Früchten etc., bes. von Fellen und Leder, das nicht gut gar gemacht ist; unpassend, ungehörig; ungünstig; adv. untidigen.

un-tît, Unzeit, unpassende Zeit; Last, Beschwerde, importunitas.

un-tîtlik, un-, vorzeitig, ungehörig, den Umständen nicht angemessen; adv. untîtliken.

un-tobroken, unzerbrochen, unverbrüchlich.

un-to-danke, unlieb.

un-todranglik, ohne Not, ungedrängt.

un-togânde, inaccessibilis.

un-togelik, unziemlich; adv. -like.

un-togen, ungezogen, unziemlich.

un-to-gude, nicht zu gute, d. h. verderblich, schädlich.

un-tomaket, nicht zubereitet, v. Acker: unbestellt.

un-to-mate, unbequem, unangenehm.

un-to-pas(se), unpässlich.

un-to-reke, nicht wolbehalten, in schlechter Verfassung.

un-toslagen, inconcussus.

un-to-varen, adv. ohne Gefahr dabei zu laufen, ungefährdet.

un-to-vrede(n), unzufrieden.

un-to-willen, nicht nach Willen, unangenehm, misfällig.

un-trachten, träge werden, säumen? (ent-trachten?)

un-trôst, Mangel an Trost, Not, Schaden.

un-trôst, adj. der ohne Trost ist.

un-trôstlik, nicht tröstend.

un-truwe, Untreue; Unehrlichkeit, Betrug, Schelmstück.

un-truwe, untreu, treulos, unehrlich, unwahr; adv. untruweliken.

un-truwen, sw. v. untreu werden, abfallen vom Gelöbnis oder Glauben.

un-truwicheit, -truheit, Treulosigkeit.

un-tûch, Unzeug, nichtswürdiges Zeug, Geschmeiss.

un-tucht, f. Unzucht, d. h. Mangel an Zucht, an feinem, anständigem Wesen u. Benehmen, Ungezogenheit, Ungebühr.

un-tuchtich, unzüchtig, unanständig.

un-tuchtichliken, -tucht(e)liken, adv. unzüchtig.

untucht-sage, Nachrede unzüchtigen Wandels.

un-ture, nicht teuer, unwert.

untwink = ên twink; s. twink.

un-twivel, Nicht-Zweifel; to u., sicherlich.

untze, untzegolt, untzel, untzer, s. unse etc.

un-uploselk, inextricabilis.

un-ûtrodelik, unausrottbar, unvertilgbar.

un-ûtsprekliken, adv. mehr als man sagen kann.

un-vallich, -vellich = ungevallich.

un-varich, keine Gefahr bereitend.

un-vaste, unbeständig, unzuverlässig.

un-vêlich, unsicher, bedroht, gefährdet; ungesichert, ohne sicheres Geleit, ohne Geleitsbrief.

un-vêlicheit, Unsicherheit, Sicherheitslosigkeit, Schutzlosigkeit.

un-verdich, unfertig; zum Streit: ungerüstet; krank, gebrechlich.

un-verdinge, Krankheit.

un-vêrlik(en), ungefährdet; m. Gen., unbeschadet; ungefähr, etwa; in der Nähe von.

un-vlât, m. f. -vlêde, Unreinigkeit, Schmutz; persönl.: gemeiner, roher Mensch; coll.: Gesindel.

un-vlêder, unmässiger, schweinischer Mensch.

un-vlêderie, Unmässigkeit, bes. im Trinken.

un-vlêdich, unschön, hässlich, widerwärtig, schmutzig.

un-vlêdicheit, Hässlichheit, Widerwärtigkeit; unsaubere Dinge.

un-vlêdigen, sw. v. hässlich, unrein machen.

un-vlesekende, nicht simuliert, echt.

un-vlît, Unfleiss, Mangel an Sorgfalt.

un-vôch, m. u. n. un-voge, f. Unangemessenheit, Unfug.

un-vôch, -voge, adj. s. un-gevôch.

un-vôchlik, adj. unpassend, unangemessen; adv. unvogelken.

un-voivich? motu furibundo; lies un-rowich?

un-vorandert, von Kaufmannsgütern: nicht in andere Hand übergegangen.

un-vorantwordet, unbeantwortet, unerwidert.

un-vorbedet, ohne ein Gebet für etwas gesprochen zu haben.

un-vorbigenklik, unumgänglich, unvermeidlich.

un-vorboden, -vorbodens, unvorgeladener Weise.

un-vorbodeschoppet, unbenachrichtigt.

un-vorbodet, nicht durch einen Boten angesagt, ungemeldet; nicht vorgefordert oder vorgeladen, unaufgefordert.

un-vorborgen, nicht verborgen, wohl bekannt.

un-vorborget, nicht geliehen, als Eigentum.

un-vorbort, ohne etwas verbrochen zu haben, unschuldig.

un-vorbrek(e)lik, unverbrüchlich.

un-vorbroken, unverbrüchlich.

un-vordacht, unverdächtig.

un-vordachtes, ohne Nachdenken, temere.

un-vordechtich, ohne Verdacht (activ u. passiv); vorher nicht bedacht.

un-vordêlelik, unteilbar.

un-vordêndes, unverdienter Weise.

un-vordenklik, nicht zu erdenken, überaus gross u. heftig.

un-vordouwinge, Mangel an Verdauung.

un-vordrachlik, unerträglich.

un-vordragende, nicht zu ertragen, übermässig gross.

un-vordrechlik, 1. nicht weg zu tragen, unerschöpflich. 2. unerträglich.

un-vordrêschet, nicht zum Brachfeld gemacht?

un-vordrêtlik, -vordroten, unverdrossen, unermüdlich.

un-vordrunken, v. Laken: nicht seebeschädigt, nicht »nass«?

un-vorduldich, ungeduldig.

un-vorduldicheit, -vordult, Ungeduld.

un-vorduvet, nicht gestohlen.

un-vorgenklik, indesineus.

un-vorgeten, nicht vergessen, im Gedächtnis.

un-vorgeven, fest, irremissibilis.

un-vorglaset u. -vorgled(et), unglasiert (v. Ziegeln).

un-vorgrepen, (nicht angegriffen,) fest, sicher.

un-vorhalet, unverbunden (zum Ersatz); vom Schaden: ohne Ersatz.

un-vorhalik (aus -vorhalelik), wovon man sich nicht erholen kann.

un-vorhinderliken, ohne Hindernis, ungesäumt.

un-vorholen, nicht heimlich, offenbar.

un-vorhôrlik, absurdus.

un-vorhôt, -hodes u. -hodens, ohne sich zu hüten: unversehens, unvermuthet; offen, ohne Scheu.

un-vorkêrlik, v. Worten: nicht zu verdrehen, klar, bestimmt?

un-vorklaget, manchmal im Sinne von: ohne Klage geführt zu haben, wie unvorklagedes dinges.

un-vorkleinet, unverkleinert, unverachtet.

un-vorkortet, unverkürzt, ungeschmälert.

un-vorkundiget, ohne Klage oder Fehde etc. angekündigt zu haben; ohne weiteres.

un-vorleg(e)lik, unwiderleglich, unabweisbar.

un-vorlegen = unvorleget 1.

un-vorleget, -vorlecht, 1. dem durch richterliches Erkenntnis nicht die Ehre genommen ist, unbescholten; mit Gen. z. B. siner êre, sines rechtes (im Vollbesitz der Rechte). 2. nicht bei Seite geschoben oder aufgeschoben.

un-vorleslik (= -lesclik?), was nicht zu löschen ist, nicht erlischt (v. Feuer)?

un-vorloren, nicht verloren; nicht vergeblich.

un-vorloselik, unlöslich, ewig.

un-vorlovet, ohne Erlaubnis.

un-vormakelt, ohne Makel, fleckenlos.

un-vormeldet, nicht angezeigt, nicht verraten.

un-vormêlt, unbefleckt.

un-vormerket, nicht getadelt, ungeschmäht.

un-vormeten, nicht vermessen, nicht prahlerisch.

un-vormetich, unermesslich, gewaltig gross.

un-vorminket, unverstümmelt, unverletzt.

un-vormît, unvermieden, ohne es zu versäumen, stetig, jedesmal.

un-vormodens u. -vormôd(et), unvermutet, unerwartet.

un-vormodet, unermüdet, stetig.

un-vornemelik, unverständlich, dunkel.

un-vornuft, f. Unvernunft; Tortur; Gewalt.

un-vornuftich, unvernünftig, ohne Nachdenken.

un-vororsaket, ohne Grund; unschuldig.

un-vorramendes u. -vorraminge, unvorsätzlich, absichtslos.

un-vorrechten, im Rechte kränken.

un-vorrechtinge, Rechtskränkung.

un-vorredet, durch Rede, Vertrag nicht gebunden, unverpflichtet.

un-vorrucket, unveräussert; unverändert; adv. unvorruckliken.

un-vorsadelik, unersättlich.

un-vorsaget, unverzagt.

un-vorsat, -set(tet), nicht versetzt, nicht verpfändet; v. Edelsteinen u. Perlen: nicht gefasst, nicht eingesetzt in ein Geschmeide.

un-vorschêden, -scheiden, nicht geteilt.

un-vorschemet, unbeschämt, ohne Schande; unverschämt, ohne Scham.

un-vorschônt, ungeschont, ohne Schonung.

un-vorschreven, ohne schriftliche Anzeige erhalten zu haben.

un-vorschricket, -vorschrocken, unerschrocken.

un-vorschuldes, -vorschuldiges, unverschuldet, ohne Schuld.

un-vorschuld(et), unverschuldet, ohne Schuld; unvergolten, ohne Dank.

un-vorschuldich, unverschuldet; adv. un-vorschuldichliken.

un-vorseget, -secht, wogegen keine Einsprache erhoben werden darf; von Personen: unbescholten; von Sachen: unversagt, gewährt; unangefochten, unverbrüchlich.

un-vorsêndes, unversehens, plötzlich.

un-vorsêne, -seine, adj. nicht vorhergesehen, plötzlich.

un-vorsênich, unvorhergesehen, unerwartet.

un-vorsênicheit, das Nichtvorhersehen, Unerwartetheit.

un-vorsênlik, -like, -liken, unversehens, unabsichtlich, plötzlich, etwa.

un-vorsêret, -sêriget, unversehrt.

un-vorsêrich, unversehrt.

un-vorsêringe, Unversehrtheit.

un-vorsichtes, adv. unvorhergesehen, unvermutet.

un-vorsichtich, 1. nicht vorhergesehen, unerwartet; unüberlegt. 2. nicht vorhersehend, nicht ahnend; unüberlegend, vorschnell.

un-vorsichticheit, Unüberlegtheit, Unvorsichtigkeit.

un-vorsichtigen, -ges, unvermutet; unbedacht, ohne Ueberlegung.

un-vorsichtliken, unerwartet, plötzlich.

un-vorslach, subst. nichts verschlagend, verlorne Mühe.

un-vorsnellet, nicht überlistet, unbetrogen.

un-vorsocht, ungeprüft, unerfahren.

un-vorsokelik, unerforschlich.

un-vorsolt, unverschuldet, ohne Schulden.

un-vorsplittert, ungetrennt, unvereinzelt.

un-vorsproken, unbescholten; durch Rede, Vertrag etc. nicht verpflichtet.

un-vorstant, Unverstand.

un-vorstendel u. -stendich, unverständig.

un-vorstlik, einem Fürsten nicht geziemend.

un-vorstoppet, unverstopft, offen; fig. unverwehrt, ungehindert.

un-vorstoret, unverstört, in gutem Bestande.

unvorstôrliken, ungestört, unverbrüchlich.

un-vorsuft, unverzagt.

un-vorsumelik, nicht saumselig.

un-vorsumet, ohne versäumt zu haben oder zu sein, ohne Nachteil für, unbenachteiligt; ungesäumt, ohne Verzug.

un-vorsunnen, ohne Besinnung, unverständig.

un-vorsunnenheit, Unverstand.

un-vortellik, unzählig.

un-vortichtich, ohne Verzicht auf ein Recht.

un-vortogedes u. -togendes, unverzüglich.

un-vorto(ge)lik, unverzüglich.

un-vortogen, 1. nicht von der Stelle gebracht 2. ungesäumt, ohne Verzug.

un-vortogert u. -vortoget, nicht hingezogen, unverzögert.

un-vortrag(e)lik, ohne träge zu werden, unermüdlich.

un-vortrede, herba polygoni.

un-vorundervindelik, unergründlich.

un-vorvalet, unverblichen; fig. ohne Trug, ungefälscht (oder v. falen = feilen?).

un-vorvaren, 1. nicht »verfahren«, s. vorvaren. 2. unerfahren.

un-vorvechtlik, inexpugnabilis.

un-vorvenklik, nicht zum Schaden, Nachteil, gereichend.

un-vorvêr(e)t, -vârt, uneingeschüchtert, unerschrocken.

un-vorvlaut, nicht zur Ohnmacht geneigt; fest, kräftig.

un-vorvluchtich, nicht flüchtig, nicht aus der Heimat weggegangen.

un-vorvolget, unvorvolgedes dinges, ohne gerichtlich belangt zu sein oder zu haben.

un-vorwandert, der nicht (aus seines Meisters Dienst) gewandert ist.

un-vorwân(d)es, absichtslos, unvorsätzlich, unversehens; unerwartet, unvermutet.

un-vorwanet, unvermutet.

un-vorwantlik, unveränderlich.

un-vorwardes, ohne voraufgegangene Verwahrung.

un-vorwaret (der êre), ohne sich an seiner Ehre (durch ein s. g. Verwahrungsschreiben) verwahrt zu haben.

un-vorwaringes, ohne sich zu wahren, zu hüten, unachtsam, unversehens; = unvorwarndes.

un-vorwarndes, unverwarnt, ohne Verwahrungsbrief.

un-vorwegen, was sich nicht bewegen, heben lässt, ungemein schwer; unerschütterlich, unerschrocken.

un-vorwerdelik, unvergänglich, unverweslich.

un-vorwerndes dinges = unvorwarndes.

un-vorwert, unbelästigt, ungehindert.

un-vorwert, für unwert geachtet?

un-vorweten, vorwurfsfrei.

un-vorwinlik, -wintlik, 1. unüberwindlich, unbesiegbar. 2. was nicht zu verwinden ist, unverschmerzlich.

un-vorwiset sines rechtes, im Vollgenuss bürgerlicher Rechte.

un-vorwissenheit, Unwissenheit.

un-vorwît(e)lik, dem man nichts vorwerfen kann, untadelig.

un-vorwitliket, unbenachrichtigt.

un-vorworpen, unverworfen, d. h. nicht zurückgewiesen.

un-vorworren, unbeteiligt, nicht verwickelt in etwas.

un-vorwracht, unverarbeitet.

un-vorwunnen, unbesiegt; gerichtlich nicht verurteilt.

un-vorwunt, unverwundet, unbeschädigt.

un-vrede, Unfriede; to u. sîn oder werden, unzufrieden sein oder werden.

un-vred(e)lik leggen, friedlos erklären.

un-vredesam, unfriedsam = unwillig.

un-vro, unfroh, traurig.

un-vrodich, unklug, unverständig.

un-vrome, Schaden, Nachteil.

un-vromelik, nicht helfend, nicht förderlich.

un-vrôt, -vrût, unklug, nicht bei Verstand.

un-vruchtbar, unfruchtbar; nichts fruchtend, fruchtlos.

un-vruchtbaricheit, Unfruchtbarkeit.

un-vrund, Unfreund, Feind.

un-vruntschap, 1. Unfreundschaft, Hass, Zwist. 2. Freundlosigkeit.

un-vullenkomen, unvollkommen; subst. unvullenkomenheit.

un-vullik, nicht zu füllen.

un-vulwassen, völlig ausgewachsen (un-verstärkend?), insolitae granditatis.

un-wan = wan, mangelhaft, von schlechter Beschaffenheit.

un-wandelken, unwandelbar.

un-wandichlik, unveränderlich.

un-wanlik, -wantlik = unwonelik.

un-wânlik, ungehofft, unerwartet.

un-wâr, subst.: u. seggen, die Unwahrheit sagen, lügen.

un-wâraftich, unwahr, lügnerisch; adv. unwaraftelik.

un-warendes, ohne Acht darauf zu geben, unvermutet, unversehens.

un-warens = unwarendes.

un-wârheit, Unwahrheit, Lüge.

un-waringe, Achtlosigkeit.

un-waringes, unvermutet, unversehens.

un-warlike, ohne sich zu wahren, unvorsichtig.

un-warlinges = unwaringes.

un-wat, adj. wo man nicht waten kann, tief; subst. n. tiefe Stelle im Wasser.

un-wech, 1. Stelle, wo kein Weg ist. 2. Abweg, schlechter Weg; fig. sittliche Verirrung.

un-wed(d)er, n. Unwetter.

un-wed(d)erkomelik, irremeabilis.

un-wegelik, unbeweglich.

un-wêger, -weiger, nicht gewogen, ungünstig; adv. unweigeren.

un-wegich, nicht zu betreten oder zu passieren.

un-weigerhaftich, ohne sich zu weigern.

un-welde, Streit? unrechtmässige Befehdung?

un-weldich, 1. m. Gen. keine Gewalt habend, unmächtig. 2. unparteiisch, schwed. oveldig (eig. der keine Gewaltthat übt?).

un-werde, f. 1. Unwert, Unwürdigkeit, Ungültigkeit. 2. Unwille, Indignation, Geringschätzung.

un-werde, adv. indigniert, unwillig; mi is oder wert u., ich empfinde Indignation.

un-werdelike(n), -werdigen, -werdichliken, unwillig, mit Indignation, ohne Ehrerbietung.

un-werden, sw. v. für unwert erachten, verschmähen; unwert machen, Indignation erregen.

un-werdich, 1. unwürdig. 2. geringschätzend, unwillig, indigniert; u. sîn, indignari.

un-werdicheit, 1. Unwürdigkeit; in u. holden, geringschätzen. 2. Indignation, Misachtung, Unwille, Entrüstung.

un-werdigen = unwerden, dedignari.

un-werdinge, Verachtung, Abscheu.

un-werhaftich, nicht befestigt.

un-werlik, importunus.

un-werndes = unwarendes, unvermutet.

un-wert, nicht geachtet, verachtet.

un-wertlike(n), unwillig, indignanter.

un-wertsam, -wersen, unwirsch, ergrimmt.

un-wertsamicheit, Grimm, Erbitterung.

un-weselik, ungebührlich (wie es nicht sein soll).

un-weten, unbekannt, unbewusst; nicht wissend; unverständig, unbesonnen; adv. unwetene, -wetens, ohne Wissen.

un-wetende, nicht wissend; unwissend; adv., auch unwetendes, ohne es zu wissen.

un-wetende, n. das Nichtwissen.

un-wetenheit u. -wetentheit, Unwissenheit, Nicht-Kenntnis.

un-wetich, unwissend, unkundig.

un-wetunge, das Nichtwissen.

un-wildich, -willich = unweldich, unparteiisch?

un-wille, das Nichtwollen; übler Wille, Verdruss, Ärger, Groll; (thatsächlicher) Streit, Feindseligkeit, Fehde, discordia; to unwillen nemen, übelnehmen.

un-willen, sw. v. unwillig werden, grollen, streiten.

un-willen(de)s, widerwillig.

un-willich, 1. unlustig. 2. zwistig; adv. unwillichliken, invite.

un-willicheit, Unlustigkeit, Unwilligkeit, Widersetzlichkeit.

un-willigen, sw. v. sik u., in Streit geraten, sich veruneinigen.

un-willinges, wider Willen.

un-win(ne)lik, -wintlik, nicht zu erobern, unüberwindlich.

un-wint, heftiger Wind.

un-wis, -wisse, ungewiss, unsicher, unzuverlässig.

un-wîs u. -wîslik, unweise, thöricht, unverständig, leichtsinnig; adv. unwîslike(n), auch = to unwise.

un-wise, schlechte Weise, Unsitte, Unfug, Misbrauch; Ungelegenheit; to u., auf schlechte Weise.

un-wîsheit, Unverstand, Thorheit.

un-witlicheit, das Nichtwissen, Unwissenheit.

un-witlik, unwissend; unbewusst, unbekannt; adv. unwitliken.

un-witschap, Unwissenheit, Unkenntnis.

un-wittich, nicht bei Verstande; einfältig, dumm.

un-won(e)lik, -wontlik, ungewohnt; ungewöhnlich.

un-wonich, nicht wähnend, nicht ahnend, inopinus.

un-wort: u. geven, sich unwillig äussern.

un-wrakelik, untadelhaft.

up, uppe, präp. mit Dat. u. Acc. 1. räumlich: auf; von der Lage der Ortschaften an einem Flusse, frzs. sur;Richtung bez.: uppe dat norden, nordwärts. 2. zeitlich: zu, in, auf, nach. 3. modal: Thätigkeit bez. sowol im freundl. als besonders im feindlichen Sinne: zu, über etc.; up enen pennink, auch nur einen Pf.; up ene bone = gar nichts; bes. häufig wird uppe gebraucht nach Verben des Klagens, Streitens, Raubens etc.: wider, gegen etc.; auch die Sache, in Betreff deren man etwas thut, sagt oder spricht, steht mit up. – Zweck bez.: das sich stützen, vertrauen auf bez.: up mîn êt, häufige Versicherungsformel; bei Strafe: up den ketel, d. h. bei Strafe des Siedens im Kessel (Strafe der Falschmünzer); Annäherung bez.: nahe daran, gegen, bis auf; Art u. Weise bez.: up franzôs, französisch.

up, uppe, adv. oben, oberhalb; auf, aufwärts, hinauf: up hôr, hoher hinauf, weiter zurück; aufgestanden, aufrecht; aufgebrochen, unterwegs; auf, offen; auf, zu Ende, verbraucht; Zweck bez. up dat, damit; auch: wenn nur, insofern, weil.

up (uppe) de (die, dy) mede (mide, mid), conj., später auch mit folg. dat, auf dass, damit.

up-antworden, ausliefern, übergeben.

up-bêden, aufbieten, öffentlich bekannt machen; bes. ein Pfand, d. h. den Eigenthümer öffentlich zur Einlösung auffordern; refl. sich vor Gericht stellen, sich erbieten.

up-bêdinge, Aufbietung, Aufgebot; gerichtliche Auflassung? (resignatio).

up-bernen, aufbrennen, anzünden.

up-binden, 1. losbinden. 2. zusammen packen; Arbeit einstellen.

up-blasen, trans. aufblasen, anfachen; intr. aufschwellen.

up-blasinge, Aufgeblasenheit.

up-blokeren, aufflackern, aufflammen; subst. upblokeringe.

up-bogen: upgeboget, proclivis.

up-boren, 1. aufheben, in die Höhe heben; auf sich nehmen, tragen. 2. einnehmen, erheben, von Erbe, Geldern, Zöllen; ein gût, Einkünfte aus einem Gute haben.

up-borer, Aufheber, Aufrichter; Erheber, Einkassierer.

up-borgen, entleihen, auf Borg kaufen.

up-boringe, Erhebung von Einkünften, Einnahme.

up-borliken, so dass man Einkünfte erhebt.

up-breken, 1. intr. anbrechen; aufbrechen, anfangen zu gehen. 2. trans. los-, aufbrechen, eröffnen; bildl.: eine (bereits beendigte) Sache von neuem wieder anfangen. 3. refl. sich los machen, sich erheben.

up-brên, aufleuchten, -strahlen.

up-bringen, -brengen, in die Höhe bringen; fig. erheben, erhöhen; auf-, grossziehen; herbei-, überbringen; jur.: ein Lehen zurückgeben; aufbringen, einführen (Gesetze, Moden); bei-, zusammenbringen, herbeischaffen (Geld, Mannschaft); vorbringen (Klage, Gründe); hinterbringen, melden.

up-bringer, Anbringer, Ankläger.

up-bringinge = upsande.

up-bulgen, aufwallen.

up-decken, eröffnen, vortragen.

up-dingen, sik u. vom Richter: das Gericht (dink) feierlich eröffnen.

up-diriken, mit einem Nach- oder Diebsschlüssel öffnen.

up-dôn, 1. aufthun, öffnen; eröffnen, mitteilen. 2. Waren auslegen, Getränk auflegen, anzapfen; den Preis einer verkäuflichen Ware bestimmen (wie upsteken). 3. refl. aufstehen gegen.

up-douwen, -dolgen, aufthauen.

up-dovel, in calceo: obtentulus, obstinaculum.

up-dracht, f. 1. aufsteigende Röte im Gesicht. 2. Andacht, Sinnesrichtung. 3. (gerichtliche) Übertragung eines Eigentums.

up-drachtich, hochfahrend, stolz.

up-dragen, -dregen, 1. trans. auftragen (Speisen), vorsetzen; Waren aus dem Schiff ans Land, auf den Speicher tragen; ein Besitztum einem andern übergeben = uplaten; als Auftrag geben, beauftragen mit; einstweilen übergeben, vorschiessen, vorher auslegen. 2. intr. tragen, helfen, nützen.

up-draginge, 1. Übergabe. 2. Erhebung, Überhebung?

up-drengen u. -dringen, hinaufdringen, emporsteigen, hervorkommen.

up-drinten, aufschwellen.

up-driven, 1. wegtreiben (Beute), wegnehmen. 2. auftreiben, d. i. (aus gesetzlichen Gründen) verwerfen, nicht anerkennen, refutare; ungültig machen, cassieren, hindern; verklagen (gerichtlich).

up-drucken, auf-, daraufdrücken.

up-duken, auftauchen, aufkommen, zum Vorschein kommen.

up-ebben, durch die Meeresbewegung empor bringen; auswerfen (von Quellen).

up-eren, aufpflügen.

up-erheven, refl. aufstehen, sich auflehnen.

up-erstân, ent-, erstehen.

up-êschen, auffordern, bes. die Thore zu öffnen, zur Übergabe; auffordern zu kommen; aufbieten, publicieren. Subst. upêschinge.

up-gân, 1. aufgehen, sich öffnen. 2. aufgehen, emporsteigen.

up-gank, 1. das Aufgehen, Sich-öffnen. 2. der Aufgang, das Emporsteigen.

up-gank-, -genk-, -gengelik, orientalis, originalis.

up-gave, Aufgabe, Hingeben, Verlassen.

up-gedacht, vorher erwähnt.

up-gelât, Auflassung, Verzicht.

up-gelt, Aufgeld, bes. Agio u. Verzuggeld.

up-genant, -genomet, vorher genannt.

up-gereide, Reitzeug (Sattel u. Zaum).

up-gericht, aufrichtig.

up-geroret, vorhin berührt, oben erwähnt.

up-gêten, aufgiessen, aufschütten.

up-geven, 1. auf-, von sich geben; hinauf-, einreichen. 2. jurist.: sein Besitzrecht an einer Sache aufgeben in feierlicher, förmlicher Weise; auch von der Übergabe der verkauften Ware: sik upgeven laten.

up-gevinge, Hin-, Ergebung, Übergabe.

up-gift(e), f. Zugabe; Aufgeld.

up-glarpungen, sich fein machen, aufputzen.

up-graven, aufgraben, (e. Graben, e. Grube) auswerfen; ausgraben.

up-gripen, aufgreifen, ergreifen, auffangen; bildl. anberaumen, e. Streitsache zur Beilegung aufnehmen.

up-halen, 1. auf-, heraufholen; flussaufwärts bringen. 2. verhaften. 3. wiederholen.

up-hân, -hangen, aufhängen; bildl.: e. Sache einstweilen ruhen lassen; verschieben.

up-hangel-dwele, Handtuch zum Aufhängen.

up-hebben, jemanden als Passagier im Schiffe haben.

up-heldinge, das Letzte im Fasse, wenn es bereits auf die heldinge gelegt ist.

up-hengen, aufhängen; höher hängen.

up-henginge, expansorium.

up-hevel edder brotkorf: l. uphevel-(korf)? Korb, etwas aufzuheben? Hängek.?

up-heven, 1. auf-, in die Höhe heben. 2. bildl. verrichten, gründen; aber auch: beseitigen, abschaffen. 3. anfangen, anheben. 4. erheben (Geld). Prtcp. Prt. erhaben, hoch; v. Deckeln: gewölbt.

up-hever, Anfänger, Begründer.

up-hevinge, Erhebung (vom Fall), Trost.

up-hisen, aufhissen, in die Höhe ziehen.

up-holden, 1. intr. aufhören. 2. trans. emporhalten, bes. die Finger zum Schwur; aufhalten, beherbergen, unterhalten (mit Nahrung etc.); beschützen, erhalten, bewahren; halten (z. B. Wirtshäuser, Schulen etc. als Nahrungszweig); hemmen, hindern; verzögern, fristen; im jurist. Sinne: an-, festhalten, in Beschlag nehmen, arrestieren; refl. sich widersetzen.

up-holdinge, 1. Hemmung, Widerstand. 2. Erhaltung, Stütze, sustentaculum. 3. Arrestierung.

up-holt, 1. Einhalt, Hinderung. 2. Unterstützung, Aufrechterhaltung. 3. Arrestierung.

up-holt, Oberholz, Pollholz, Baumäste.

up-hôr, d. i. up hoer, höher hinauf, weiter zurück, bei Seite.

up-horen, 1. aufhören, ablassen. 2. u. up-hôrken, zuhören, aufhorchen.

up-hôrlek: nicht u., insedabilis.

up-houwen, ab-, niederhauen; aufhauen, öffnen auf gewaltsame Weise.

up-huden, aufbewahren.

up-hupen, aufhäufen.

up-isen ein Gewässer: das Eis aufhauen.

up-jagen, aufjagen; Schiffe aufbringen, kapern.

up-kêren, ersetzen (Schaden).

up-klaren, hell werden; aufstrahlen.

up-kleiden, entblössen, entkleiden.

up-klêven, ankleben, festheften, anschlagen.

up-klimmen, emporklimmen.

up-klimmer, der emporsteigt, vorwärts strebt.

up-kloppen, aufklopfen (mit dem Finger, Hammer etc.), um zu Anfang einer Versammlung Stille zu gebieten.

up-kloven, aufspalten.

up-kolen, ab-, aufkühlen durch Begiessung mit kaltem Wasser oder Entblössung von Kleidung; refl. sich erkälten.

up-kome, 1. Erhebung, Aufbruch, Auszug (zum Kampfe). 2. Aufkunft, was von einem Gute oder Vermögen einkommt.

up-komen, hinauf-, emporkommen, auch bildl.; erwachen, aufstehen; entstehen, entspringen; herkommen, herstammen; einkommen, von Geldern, Renten; aufgeschlossen, geöffnet werden.

up-komer, der auf eine Stelle, zum Besitze eines Gutes kommt.

up-kominge, -komeninge, -komelinge, Aufkunft, Einkommen, Einnahme.

up-kopen, in grossem zusammen und anderen vorweg kaufen.

up-korf, Korb zum Fischfange an einem Wehr.

up-krempen, intr. aufkrempen, sich in die Höhe krümmen.

up-krigen, erwerben, bekommen.

up-kulen = upkolen.

up-kumst, f. Einkünfte.

up-kundinge, Aufkündigung (des Dienstes).

up-laden, auf-, einladen (auf Wagen, Schiff).

up-lage, f. Auflage; bildl.: Anschuldigung, was man jem. zur Last legt.

up-lât, m. Auflassung, Übertragung eines Eigentums; die Abgabe dafür.

up-laten, 1. aufstehen lassen. 2. hinauf (gehen) lassen, aufnehmen. 3. überlassen, übertragen, bes. im jurist. Sinne: auf seine Eigentumsrechte zu Gunsten eines andern verzichten, förmlich und vor Gericht.

up-later, der uplet.

up-latinge, förmliche Besitzübertragung.

up-leggen, 1. auflegen, z. B. Speisen auf den Tisch, die Finger zum Schwur auf die Reliquien etc. 2. noch dazu thun, hinzufügen. 3. ein Schiff in den Winterhafen bringen zur Winterlage, abtakeln. 4. Fundament legen, stiften, gründen. 5. erlegen, bezahlen, ersetzen. 6. auflegen, auftragen, befehlen, veranstalten, festsetzen. 7. sich vornehmen, ausdenken (percogitare). 8. auflegen, zur Last legen, beschuldigen. 9. weiter hinauflegen, hinaufrücken, verschieben, fristen. 10. zurücklegen, erübrigen, verdienen. – Refl. sich auflehnen.

up-lenden, refl. sich auflehnen.

up-lentzen, aufreizen, anstacheln.

up-lesen, herlesen, recitare; auflesen, sammeln.

up-lichten, auf-, emporheben.

up-lôp, m. (u. n.?) u. -lôft, -lopinge, Streit, Zwist, der sich erhebt zwischen zweien oder mehreren; Zusammenrottung, Aufstand, Aufruhr.

up-lopen, auflaufen; bildl. von widrigen Ereignissen: zustossen; trans. durch (Dagegen-)Laufen öffnen, sprengen, – refl. sich erheben.

up-losen, auflösen, -binden; auch fig.

up-losinge, solutio.

up-luchten, die Farben wieder aufhellen.

up-luken, aufziehen, aufschlagen, öffnen; sich öffnend verschlingen (haurire); bildl. deuten, erklären.

up-maken, zurecht machen, bereiten (von Speisen).

up-meten, Korn messend aufspeichern.

up-mutzen, aufputzen, des äusseren Scheines halber ausstaffieren.

up-name (u. -nême?), f. Einnahme.

up-nemen, 1. aufnehmen, -heben (vom Boden etc.). 2. wegnehmen; benehmen. 3. empfangen, annehmen, in Schutz u. Schirm nehmen, in Dienst nehmen; 4. bes. erheben, einnehmen, Gelder, Steuern, Gefälle etc. 5. aufheben, ertappen, überraschen. 6. aufheben, aufhören machen, einstellen. 7. ansetzen, festsetzen, bestimmen, beschliessen. 8. übernehmen. 9. annehmen, vermerken, anerkennen, dafür halten, verstehen.

up-neminge, Aufnahme, z. B. des crûtzes zur Procession in der Osternacht; (Marien) Himmelfahrt; Erhebung von Abgaben; Bestimmung, Festsetzung.

up-nestelen, 1. (die Hose) mittels der Schnürriemen auf-, festbinden; fig. jem. henken. 2. (die Hose) losmachen; fig. jem. züchtigen.

up-noppen, (die Wollknötchen aufzupfen,) putzen.

up-palen einen Fluss: sperrende Pfähle wieder ausziehen.

uppe, s. up; die Zss. mit uppe- s. unter up-.

uppen, sw. v. 1. vorbringen, verlauten lassen, kundgeben, offenbaren. 2. eine (geendigte) Sache von neuem wieder anfangen, wieder aufrühren.

upper, der obere, upperst, oberste; bildl.: angesehen, vornehm.

upper-borger, vornehmer Bürger, Patrizier.

upper-hêre, Oberherr.

upper-lant, Land über dem Winde.

upper-man, vornehmer Mann; Oberhaupt.

upper-stunt, d. i. up der stunde, auf der Stelle, jetzt.

upper-vart, Auf-, Himmelfahrt.

uppich, üppig.

up-quellinge, Aufwallung.

up-quêsen, aufschwellen, Blasen (quêsen) aufwerfen.

up-rackels, Werkzeug zum racken, Schmutzhacke.

up-raden, mutmassen, vermuten.

up-ramen, zielen, ins Auge fassen.

up-rapen, aufraffen; an sich reissen, aufkaufen.

up-recht, -richt, aufrecht; bildl.: aufrichtig, ehrlich, bieder; von Sachen: vortrefflich; zuverlässig, echt.

up-recken, aufrecken, aufrichten.

up-reigen, aufreihen, in Reihe, Ordnung stellen.

up-reisich, -rêsich, aufsässig, widerspenstig.

up-rêken, -reiken, (hinaufreichen), übertragen, -geben.

up-rekenen, auf-, berechnen.

up-rêkinge, Überlassung, Übergabe.

up-reppen, wieder in Bewegung setzen, wieder aufrühren.

up-respen = uprispen.

up-richten, 1. auf-, in die Höhe richten, erheben; aufstellen; fig. erbauen. 2. einrichten, stiften. 3. ersetzen, entschädigen.

up-richtich, aufrecht; zuverlässig, echt, gut.

up-richtinge, Errichtung, Stiftung; Ersatz, Entschädigung.

up-riden, hinreiten (zu einem Tage).

up-rinden, st. v. aufspringen, aufbrechen, reissen, bersten.

up-risen, sich erheben; aufbrechen, sich aufmachen; bildl.: entstehen, ausbrechen.

up-risinge, Erhebung, Tumult.

up-rispen, aufstossen, eructare.

up-rispinge, das Aufstossen, eructatio.

up-riten, trans. u. intr. aufreissen, wegreissen.

up-roden, durch Graben Wurzeln entfernen, ausroden.

up-rogen, aufrühren; refl. sich rühren, sich aufrichten.

up-ro(i)fen, -ropen, auf-, ausrülpsen. Subst. uprofelinge.

up-rollen, aufrollen; v. Kleidung: umschlagen, umkrempen?

up-rôp, 1. Aufruf, Erwählung. 2. Widerruf.

up-ropen, auf-, herbei-, berufen; widerrufen, rückgängig machen.

up-ropen, auf-, herausraufen.

up-roper, Widerrufer.

up-ropinge, Widerruf.

up-rôr, n. m. Aufruhr, Tumult, Revolte.

up-rorich, -rorisch, erregt, in Streit, aufrührerisch.

up-rospen = uprispen.

up-rosten u. -rosteren, -rusteren, aufstossen, aufrülpsen.

up-rotene melk, episertum. Prtcp. v. up-rêten?

up-ruchen = uprucken, aufsteigen; l. upruthen?

up-rucken, 1. auf-, in die Hohe richten; aufführen, erheben, erhöhen. 2. (widerrechtlich) einsetzen, etwas neues einführen. 3. weiter rücken, verschieben, verlängern. 4. vorrücken, tadeln.

up-ruckinge, Aufschub; Aufhören.

up-ruden, e. Graben oder Fluss aufräumen, säubern, auskrauten.

up-ruffelen = uproifen. Subst. uprufinge.

up-rugen, Tuch mit Karden aufrauhen.

up(-ruien), -rugen, aufgeregt werden, lermen.

up-rumen, aufräumen, wegschaffen, säubern, auskrauten.

up-rumer, Aufräumer (Werkzeug des Hufschmidts).

up-ruspen = uprispen.

up-rutinge, Aufregung.

up-sakinge, (das saken up etwas,) Anspruch.

up-sande, f. Aufsendung, d. i. Aufkündigung eines Lehns, resignatio in manum dominantis; upsandes-brêf, Urkunde darüber.

up-sat, n. sate (-satte?), f. n. 1. das Auf- oder Einsetzen der Meier etc. auf Gütern. 2. Auflage, Steuer. 3. Anordnung, Festsetzung, Statut. 4. Absicht; Entschluss, Vorhaben, Anschlag, List, Anstiftung; Täuschung, Lüge; Feindseligkeit, Aufruhr.

up-sate, der einen Rat gibt, Urheber.

up-satelik(e), adv. vorsätzlich, absichtlich.

up-sater, Anstifter, Urheber.

up-satich u. -sats, der upsate hat; listig; betrügerisch; aufrührerisch.

up-schaven, durch Schaben bessern (alte Hornscheiben in Laternen).

up-schepen, Ladung aus dem Schiffe (an das Ufer, auf den Kornboden etc.) bringen, ausladen.

up-schêten, 1. auf-, in die Höhe werfen (Erde etc.). 2. aufschieben, hinausrücken, verlängern; seine Klage verfolgen, weiter appellieren. Intr. in die Höhe fahren.

up-schêtinge, Aufschiebung.

up-schiringe, Aufheiterung (des Himmels).

up-schortelse, n. womit man die Kleider aufschürzt, Aufschürzband.

up-schorten, verkürzen; Kleider aufbinden, aufschürzen; bildl. aufschieben.

up-schortinge, Aufschub.

up-schot, Damm (Holz, Erde etc. die aufgeschossen ist).

up-schote, Schössling; = upstoke.

up-schove, st. m. -schof, n. Aufschub.

up-schriven, aufschreiben, schriftlich aufsetzen; durch ein Schreiben aufkündigen oder aufschieben, stunden.

up-schrivinge, Hinausschiebung auf einen späteren Termin.

up-schruven, auf-, festschrauben; durch einen Schraubensatz höher heben.

up-schudden, aufschütten.

up-schuppen, aufschaufeln, aufhäufen.

up-schûr, m.? -schuringe, Nachlass eines Schauers (Krankheit, Ungewitters, Anfeindung), Zwischenruhe, Erholung.

up-schutten, in Gewahrsam bringen; = upschuven, hinausschieben.

up-schuven, hinauf-, zuhauf schieben; fig. auf später verschieben.

up-sêden, aufsieden, aufwallen.

up-sêdinge, Aufsiedung, Aufwallung.

up-sêer, Aufseher.

up-seggen, 1. auf-, hersagen, recitare. 2. aufsagen, aufkündigen. 3. auf jem. etwas aussagen. 4. auffordern.

up-sên, -sein, aufsehen; aufpassen, achtgeben.

up(-sênde), sînde, Aufsehen erregend, gewaltig, gross.

up-senden, hinauf-, hinsenden; im rechtl. Sinne: verzichten, bes. ein Lehn dem Lehnsherrn wieder zur Verfügung stellen, resignare.

up-sendinge, Verzichtleistung, Resignation.

up-sêner, -sênder, Aufseher.

up-sênt, -seint, n. Aufsicht, Achtgeben.

up-set, -sette, n. f. = upsate.

up-settel-kussen, Stehküssen?

up-settels, n. Kette oder Aufzug (Weberei)?

up-setten, 1. aufsetzen; in Stapel setzen; aufbauen. 2. weg-, bei Seite setzen; in Haft nehmen; aufstützen, verschieben; aufgeben. 3. verpfänden. 4. aufsetzen, aufs Spiel setzen, wagen. 5. einsetzen (Meier etc.), annehmen (als Geselle). 6. festsetzen, bestimmen; einrichten, anstellen; auferlegen; anstiften, aufbringen. 7. seinen Sinn worauf setzen, sich entschliessen, die Absicht haben. – Refl. sich auflehnen, widersetzen.

up-setter, der etwas (bes. etwas böses) sich vornimmt und ins Werk setzt, Anstifter, Urheber, Aufrührer.

up-settinge, Festsetzung, Bestimmung; das Einsetzen einer neuen Steuer, der Meier etc.

up-sicht, Aufsicht, Obacht.

up-sichtich, in die Augen fallend, merklich, ansehnlich; v. Personen: vornehm, angesehn. Subst. upsichticheit.

up-sitten, sich aufsetzen.

up-sitter, der worauf sitzt oder sich setzt.

up-slach, m. 1. Aufschlag der Augen, Augenblick. 2. Aufschlag, was von gefällten Pflanzungen wieder ausschlägt, nachwächst. 3. Tischklappe. 4. Aufschub, Zögern; das Aufschieben der Feindseligkeiten, Waffenstillstand. 5. Kosten, Aufwand. 6. Gastgebot, bes. der Verlobungsschmaus. 7. Verlobung. 8. Preissteigerung.

up-slainge, Aufschub.

up-slân, aufschlagen: 1. gewaltsam öffnen, aufbrechen; alte Schiffstaue zu Werg zerschlagen. 2. festschlagen; durch Schlagen ausbessern (Panzer); anschlagen (e. Schrift), abs. bekannt machen. 3. aufführen, bauen (Deich, Gebäude); gründen, errichten (Hausstand, Schule); aufstapeln, auf den Wagen, den Speicher bringen, zum Verkauf ausstellen (Waren). 4. ge-, verloben (m. pers. Obj. oder de brût-lacht). 5. aufschieben, aussetzen (Verhandlung). 6. aufschlagen, hinzurechnen. 7. aufwenden (Geld); abs. Aufwand machen, es hoch her gehn lassen. – Intr. aufklappen (Fenster); aufgehen, auflodern (Feuer); steigen, zunehmen (Preis).

up-sliten, zerstören, vernichten.

up-slitinge, Zerstörung.

up-sluken, hinunterschlucken, verschlingen.

up-sluten, aufschliessen; eröffnen, vernehmen lassen.

up-sniden, aufschneiden.

up-soken, auf-, hervorsuchen.

up-spannen, aufspannen.

up-sparen, mit Dachsparren versehen, bedachen.

up-sperren, -sparren, aufsperren.

up-spilen, aufspreizen, aufsperren.

up-spliten, aufspleissen, aufreissen, aufschlitzen.

up-sporen, aufspüren.

up-sprake, f. 1. Anspruch. 2. Sprache gegen jem., Verleumdung.

up-sprengen, (eig. die Pferde springen lassen,) sich erheben, sich wohin aufmachen.

up-springen, aufspringen, sich erheben.

up-spruten, aufspriessen, wachsen.

up-stal, n. Auflauf, Aufstand.

up-stallen, aufstehen?

up-stallink, Häuptling, afrs. opstalling.

up-stân, 1. aufrecht stehen. 2. aufstehen; sich auflehnen; auferstehen. 3. entstehen, erwachsen. Trans. (die Kosten) stehen, tragen.

up-standel-kussen, Steh-, Rückenküssen.

up-stander, der aufersteht.

up-standicheit u. -stannisse, Auferstanden-sein, -heit; Auferstehung.

up-standinge, -staninge, Aufstehen (vom Schlaf); Auferstehung.

up-stapelen, auf einen Haufen legen, auf Lager bringen.

up-staven, (Finger) zum Schwur emporhalten oder auflegen.

up-stekel, spatula, also etwa Hirschfänger; l. upsteker?

up-steken, 1. auf-, beistecken. 2. aufstechen, öffnen; anstechen (ein Fass Wein, Bier etc.) zum Verzapfen. 3. den Preis festsetzen und bestimmen, nach welchem ein Getränk verzapft werden soll.

up-stellen, aufstellen, einrichten, einführen; anstellen, begehen, anstiften.

up-stên? (mûrstên, dakstên, upstên).

up-stîch, Aufsteig, Anhöhe.

up-stigen, aufsteigen, sich erheben, emporkommen, entstehen.

up-stiginge, ascensus; eructuatio vel singultus; Steigen des Preises.

up-stippen, aufstippen, mit dem Finger auftupfen als symbol. Bekräftigung.

up-stoke, Strebebaum des Baugerüsts.

up-stopet kiste, Kiste mit Füssen? mit gewölbtem Deckel?

up-storminge, Angriff.

up-stôt, m. Aufstoss, Zwietracht, Uneinigkeit.

up-stoten, 1. intr. in Zank, Zwist mit jem. kommen. 2. trans. einstossen, gewaltsam aufbrechen.

up-stouwen, aufstauen, anschwellen.

up-stouwinge, Aufstauung, Anschwellung.

up-striden, im Streite beilegen, schuldgeben.

up-striken, aufstreichen, -schmieren, -leimen.

up-stutten, aufstützen (e. Schiebfenster).

up-stutzich werden, in Zank gerathen.

up-supen, ausschlürfen, -trinken.

up-suveren, aufsäubern, reinigen.

up-swellen, aufschwellen.

up-tên, -tein, I. intrans. aufziehen, emporsteigen; einen Zug wohin machen, wohin reisen. II. trans. 1. hinauf, in die Höhe ziehen. 2. aufrichten, bauen. 3. aufziehen u. wägen (auf der Probierwage), Getränke abzapfen oder probieren. – Vielfach bildl. 1. auf-, grossziehen. 2. erheben (als König etc.). 3. heranziehen, vorbringen, sich auf etwas berufen, Anspruch machen. 4. hinziehen, hinhalten, säumen, verlängern, 5. hervorziehen, beginnen zu thun.

up-ticht u. ave-ticht, Anspruch u. Verzicht?

up-tillen, aufheben, in die Höhe richten.

up-tins = tins.

up-toch, m. -toge, st. m. -tocht, f.? 1. Aufzug; bes. Aufgang der Sonne. 2. Verzug, Hinhalten, Säumen.

up-toger, Aufzieher, Aufwinder; Zapfer; der Getränke aus einem Fasse zur Besichtigung heraufzieht.

up-togeren, hinzögern, aufschieben.

up-toven, anhalten, festhalten.

up-tred(e?), Auftritt (Brett etc. zum Auftreten), Stufe.

up-trummitten, auftrompeten, blasen.

up-tucken, heraufziehen; fig. vorbringen; intrans. aufhören, ablassen, anhalten.

up-val, was auf etwas fällt, z. B. Früchte auf den Erdboden.

up-vallen, begegnen, widerfahren.

up-vân, -vangen, auffangen, den weiteren Fortgang hemmen.

up-varen, auf-, in die Höhe fahren; aufspringen; auffliegen; flussaufwärts fahren.

up-vaten, aufladen.

up-vlien, ordnen, zieren, schmücken.

up-vlodinge, -vloyenge, Aufflutung.

up-vloien, auffluten.

up-vlucht, Aufflucht, rasche Steigung.

up-voden, auffüttern, grossziehen.

up-vodinge, Auffütterung.

up-vorderen, aufbieten (Soldaten).

up-vore, f. up-voren, sw. v. Waren, bes. vom Schiff aus, wohin fahren.

up-vorstandinge, Auferstehung.

up-vragen, erfragen.

up-vullen, auf-, nachfüllen.

up-vuller, Amt eines Salinenknechtes (Lüneburg).

up-vullinge? l. up-willinge, Willensänderung, Widerspruch?

up-waken, aufwachen.

up-warden, aufwarten.

up-wart, (-wort, -wordes), aufwärts.

up-wassen, aufwachsen.

up-water, hohes Wasser, Flut, bes. Oberwasser, durch Regen entstandenes Hochwasser; fig. Beistand, Vorschub.

up-wecken, aufwecken; erregen.

up-wegen, emporbewegen, aufheben; wägen.

up-weigen, gross wiegen, aufziehen.

up-wêken, aufweichen; intrans. auch: aufthauen.

up-wenden, aufwenden, Geld auf etwas verwenden.

up-wenen, von Jugend an gewöhnen.

up-werpen, 1. aufwerfen, herauswerfen. 2. aufschlagen, öffnen (ein Buch). 3. erheben (zum Könige, Fürsten etc.), bes. widerrechtlich gegen einen andern. 4. verwerfen, zurückweisen, bes. Zeugen. – Refl. sich aufwerfen, sich rühmen, prahlen.

up-wesselen, einwechseln.

up-wicht, Auf-, Übergewicht.

up-winden, aufwinden, aufziehen.

up-wippen, in die Höhe schnellen.

up-wisen, aufweisen, vorzeigen.

up-wor-hen = upwort, aufwärts? l. up w-h, aufwärts irgendwohin?

up-worp, m. Aufwurf; concr. das Aufgeworfene, Damm.

up-wurden, einen Grund (zu e. Bau-, Garten-, Hofplatz) aufhöhen.

ur-, s. or-; z. B. ur-sale.

ûr(e), f. 1. Stunde. 2. Uhr (a. 1531).

ûr-hane, m. -hene, f. -hôn, n. Auerhahn, Birkhuhn.

uriginâl, n. = urinâl, gläserner Urinbehälter.

ûr-osse, Auerochse, urus, bubalus; Zss. urossen-horn.

urs = ors, Ross.

urzele (?), Wagen oder Radgestell zum Verschieben der Gerüstkrähne?

us, use, usik (usek) = uns, unse, unsik.

ût, präp. 1. aus-, heraus. 2. in Folge. 3. Beweggrund bez.

ût, ute, uten, adv. 1. räumlich: aus, heraus; ute sîn, draussen, nicht zu Hause, abwesend, verbannt sein (Ggs. in sîn); al ût, gerade aus; bildl. von Zinsen: fällig (de tins môt ût up S. Joh.). 2. zeitlich: aus, zu Ende; den krîch ût, die ganze Zeit des Krieges über (verstärkt al ût). 3. ungefähr, drum herum (räuml. u. zeitl.).

ût-antworden, ausliefern.

ût-arbeiden, -arbeidigen, emoliri, eniti.

ût-banninge, Verbannung.

ût-bêdinge, -beidinge, Aufbietung, Aufgebot; Angebot, Darreichung; Ausübung, Anwendung?

ût-bêde? Aus-(Auf)gebot.

ût-bêden, -beiden, 1. entbieten, auffordern heraus zu kommen, aufbieten. 2. ausbieten, öffentlich ausloben; anbieten, darreichen.

ût-benomen, eine namentliche Aufnahme machen.

ût-beraden, ausberaten, Kinder mit einer Aussteuer abfinden.

ût-berêden, fertig, bereit machen; verladen.

ût-berichten, aussteuern.

ût-bernen, niederbrennen, trans. u. intr.

ût-bersten, ausbrechen.

ût-beschêden, -bescheiden, ausbedingen; Prtcp. Prt. ausgenommen.

ût-besluten, excludere.

ût-besunderen, aussondern.

ût-bewisen, aus-, beweisen.

ût-blasen, herausblasen, aushauchen; ausblasend löschen (Feuer, Licht).

ût-blinden = hd. ûzblicken, SSpgl. Vorr.

ût-bloien, -bluien, efflorescere.

ût-bliven, aus-, fern bleiben, zu kommen verziehen.

ût-bodelen, -bolen, mit dem bodele, bole oder bôlschat, Brautschatz, aussteuern.

ût-boden, durch einen Boten kommen lassen; auffordern zu kommen.

ût-bodinge, Aufbietung.

ût-bogen, aus seiner Lage biegen.

ût-bolen, ausserhauses auf Liebeswerbung gehen.

ût-bôlschatten = ûtbodelen.

ût-boren, herausheben; erheben (Gelder, Renten etc.).

ût-borgen, durch Bürgschaftsleistung jem. lösen u. befreien, bes. aus der Gefangenschaft. 2. gegen Bürgschaft geben oder lassen.

ût-bot, n. Ausgebot, Aufforderung sich (freiwillig oder pflichtmässig) zu stellen.

ût-brêden, ausbreiten.

ût-breken, 1. intrans. ausbrechen, hervorkommen (plötzlich u. mit Gewalt); fig. kund werden. 2. trans. ausbrechen, ausreissen.

ût-bringen, 1. herausbringen, hinausgeleiten; von Münzen: Gehalt haben. 2. herstellen, zu Ende bringen, vollenden. 3. aussprengen, unter die Leute bringen; von Waren: sie verkaufen.

ût-bringer, Angeber, Denunciant.

ût-bringinge, Herausbringung, Rettung; Vollendung, Ausführung.

ût-broden, ausbroden, ausdünsten; subst. ûtbrodinge.

ût-brôden, ausbrüten.

ût-buddelen, (überschäumen?) ans Tageslicht kommen.

ût-bulden, -bullen, (aus-, überschäumen?) an das Tageslicht kommen.

ût-bulen, ausbeulen, ausbuchten (silberne Gefässe).

ût-bundich, ausbündig, ausgezeichnet, vortrefflich.

ût-bûr, auswärtiger, nicht zur Gemeinde gehörender Bürger oder Bauer.

ût-burink = ûtbûr.

ût-buten, austauschen.

ût-buwen, zu Ende bauen; vom Dünger: vollständig benutzen.

ût-de(ge)dingen, durch Verhandlung erwirken, ausmachen.

ût-del(i)gen, austilgen.

ût-dênen, (seine Zeit) völlig zu Ende dienen.

ût-denken, ausdenken, ersinnen.

ût-dingen, bedingen, durch Verhandlung festsetzen; zu Ende verhandeln; sik u., sich aus der Gefangenschaft durch Festsetzung eines Lösegeldes befreien.

ût-domen, ausdunsten, -dampfen.

ût-dôn, 1. herausthun, -nehmen. 2. austhun, vernichten, 3. austhun, auskehren, hergeben. 4. austhun gegen Pacht, Zinsen etc., ausleihen, verpachten; überh. (Geld) ausgeben. – Refl. sich (ruhmredig) vernehmen lassen, prahlen.

ût-douwen, verdauen; ausdrücken.

ût-douwinge, Verdauung.

ût-drach, m. und -dracht, f. Austrag, endgültige Entscheidung einer Streitsache.

ût-dragen, -dregen, 1. (hin)austragen; zum Verkauf austragen. 2. etwas ausschwatzen, jem. verleumden. 3. zu Ende bringen, bes. eine Streitsache zu einem endgültigen Ausgang oder Ende bringen, gütlich oder im Rechtswege; endgültig beschliessen. 4. (Schaden) völlig ersetzen.

ût-draginge = ûtdrach.

ût-draven, davon (aus der Stadt) reiten.

ût-dreien, ausdrehen; sik u., sich herauswinden, entschlüpfen.

ût-drengen, mit Macht fördern, zum Ziele treiben.

ût-drenken, durch Abschneidung des Wassers zur Ergebung nötigen.

ût-dringen, hinausdrängen, vertreiben.

ût-drinken, austrinken; mit up oder Acc. d. Pers., auf Kosten eines Ungehorsamen Geld vertrinken.

ût-driven, aus-, hinaustreiben; e. Sache (od. Besitz) nicht anerkennen; beitreiben.

ût-drogen, ex(h)alare, verdunsten, austrocknen.

ût-droginge, exalatio.

ût-droten, durch Drohung ausdrängen, einem etwas beschwerlich machen u. ihn so zum Verzicht nötigen.

ût-drouwen, durch Drohung herausnötigen oder jem. befreien.

ût-drucken, 1. ausdrücklich nennen oder angeben; gründlich erklären. 2. erzählen.

ût-duden, ausdeuten, erklären.

ût-duken, auftauchen, zum Vorschein kommen.

ût-dunen, aufschwellen, ausdehnen.

ût-durschen, herausdreschen; fig. erringen, erlangen.

ût-dwalen, irregehen.

ût-dwingen, extorquere.

ute, ute-, s. ût, ût-.

ût-echtisch, fremd (der nicht zur Acht, Genossenschaft gehört).

utelk = uterlik.

uten, adv. s. ût.

uten, sw. v. 1. herausgeben, herauskehren; äussern, effari. 2. beweisen, darthun (die Grösse des Vermögens eidlich erhärten). 3. nicht anerkennen, verwerfen.

ût-enden, exterminare; ût-endinge, exterminium.

ûtenen = uteren.

ût-entrichten, bezahlen.

uter, Compar. äussere; Superl. uterst, äusserste, höchste, letzte, geringfügigste; de vêr utersten, quatuor novissima, die vier letzten Dinge; de uterste wille, der letzte Wille. Adv. uterst, zu äusserst, am äussersten Ende; zuletzt.

uter, ausgenommen.

uter-dîk, Aussendeich.

ût-eren, exarare.

uteren, sw. v. 1. hinaustreiben, verjagen, verstossen, exterminare; ausmustern, ausscheiden, verwerfen. 2. von sich thun, herauskehren, veräussern (verkaufen), ausgeben. 3. herausfordern, zur Verantwortung ziehen, bes. die Bezahlung einer Schuld verlangen, jem. wegen einer Schuld belangen. 4. äussern, zeigen; mit dem Munde äussern, darthun, beweisen, erklären. – Refl. 1. sich (äusserlich) öffentlich zeigen. 2. darthun, versichern. 3. mit Gen. sich einer Sache entäussern, sich lossagen von; von etwas nichts wissen wollen; sich versagen, sich enthalten.

uter-halve, ausgenommen, es sei denn.

uteringe, 1. Befreiung, Reinigung, Losschwören. 2. (Rechts-)Nötigung?

uterken = uterliken.

ût-erkêsen, er-, auswählen, auserkiesen; belieben, beschliessen.

uterlik, äusserlich; offen, nicht versteckt; genau bestimmt, ausdrücklich, ausführlich; gänzlich, äusserst.

uterliken, uterken, adv. äusserlich; offen, genau, bestimmt, sehr.

uter-mate, -maten(e), über die Massen, ausserordentlich.

uterst, uterste, s. uter.

ût-erwelen, auserwählen.

ût-êschen, die Auslieferung verlangen.

ût-evenen, ausebenen, schlichten.

ût-gan, 1. intrans. ausgehen, -fahren, -segeln; ausfliessen, -laufen; sot u., für dumm gelten; de sêle geit em ût, er stirbt; hinausgehen, abtreten (von e. Amt, e. Beratung); hervorkommen, auftreten (Schauspieler), erscheinen (Buch), ausgegeben, erlassen werden (Urteil, Mandat), in den Verkehr kommen (neue Münze); laufen, ausstehen (Zinsen, Schulden); zu Grunde gehen, vergehen (Deich); zu Ende gehen, ablaufen (Frist), fällig sein (Schuld, Abgabe); m. Gen., sich entäussern, Verzicht leisten; ênem (rechtes, êre), verweigern, entziehen. – Prtcp. ûtgânde: wech, offen; wîf = wandelbar wîf; tît, Termin; recht, Rechtsquelle, Oberhof, höhere, höchste Instanz? Rechtsweg, Process? 2. trans. verweigern, ableugnen; verleugnen, ablegen; nachforschen, aufspüren, nachweisen; pers. überführen.

ût-gândes, adv. nachträglich; schliesslich.

ût-ganginge, processio.

ût-gank, m. 1. Ausgang (Handlung u. Ort), fig. Ausweg; Erscheinen, Auftreten; als Krankheit: Diarrhoe, Blutfluss. 2. Ver-, Ablauf, Ende. 3. Verzichtleistung.

ut-gave, Geldausgabe; Anteil (an Schweinemast), auf welchen stets nur ein Schwein aufgetrieben werden darf.

ût-geistinge, Verlust des Geistes, Tod.

ût-gêten, aus-, vergiessen; intrans. sich ergiessen, herausfliessen.

ût-gêtinge, Vergiessung (v. Thränen, Blut).

ût-geven, 1. herausgeben, aushändigen, -liefern, freigeben; ausgeben, zahlen, bezahlen. 2. von sich geben, aussprechen; ein Gesetz geben; angeben, bestimmen. 3. ein Kind aus dem Hause geben, aussteuern, ausberaten. – Refl. sich zeigen; vor, gelten wollen für.

ût-gift, f. 1. Herausgabe, Ausfertigung, Ausstellung. 2. Geldausgabe.

ût-gliden, elabi; fig. sich aus dem Staube machen.

ût-gôt? -gote (m.)? Ausguss (v. Regen).

ût-graven, effodere, eradicare, exsculpere.

ût-grunden, ergründen, erforschen.

ût-grunder, Ausgründer, Ausforscher.

ût-gunnen, vergönnen mitzunehmen.

ût-halen, 1. herausholen, herbeiziehen; Gut herausfordern, Besitzanspruch (eidlich erhärten und) durchsetzen. 2. bildl.: ausforschen. 3. verhöhnen.

ût-halippen, schmähen, schelten, schimpfen.

ût-halteren, ausschelten.

ût-harden, aushalten, ausdauern.

ût-hêien, verschneiden, castrieren.

ût-helligen, müde machen, bildl.: erschöpfen, aussaugen.

ût-hêmisch, ausheimisch: fremd, ausländisch; nicht in der Heimat, abwesend.

ût-hengen u. -hangen, aushängen, spec. Waren zum Verkauf.

ût-hensch, nicht zur Hanse gehörend.

ût-her, seit-, bisher.

ût-herden, ausharren.

ût-hof, Aussenhof, ein auswärts (nicht unmittelbar beim Hauptgebäude) belegener Hof (eines Klosters), Vorwerk.

ût-hoken (-haken), -hokeren, aushökern.

ût-holden, 1. behaupten, festhalten; in Vollzug bringen. 2. angeben, besagen, vorschreiben. 3. Zeit etc. aushalten. 4. van, abhalten von, hindern an.

ût-holken, aushöhlen.

ût-houwen, aushauen; e. Hölzung lichten; ausmeisseln.

ût-hovêren, aushofieren, am Ende der Herrlichkeit anlangen.

ût-huren, ausmieten, jem. aus seiner gemieteten Wohnung vertreiben, dadurch dass man sie selbst mietet.

ût-huringe, Vermietung an einen andern.

ût-husicheit, Aushäusigkeit, Entfernung von der Heimat.

utinge, f. Herausgabe, Herauskehrung.

ût-jacht, Verfolgung (der Feinde, Verbrecher etc.) ausserhalb der Stadt.

ût-jagen, eine ûtjacht machen; verjagen, vertreiben.

ût-kallen, herausrufen, -fordern.

ût-kavelen, auslosen.

ût-kennen, aus andern herauserwählen, auszeichnen.

ût-kêren, herauskehren, hinwenden, richten auf.

ût-kernen, 1. enucleare. 2. auskerben (Urkunden).

ût-kerven, -karven, auskerben, -schneiden.

ût-kêsen, auswählen.

ût-kêser, Auswähler.

ût-kêsinge, Erwählung, Wahl.

ût-klacht, Klage bei auswärtigen Gerichten.

ût-kloppen, ausklopfen; (härtere Gegenstände, z. B. Wachs) bei Kleinigkeiten verkaufen.

ût-kluven, stückweise herausnehmen.

ût-knoken, den Flachs brechen.

ût-knudden, von der Wäsche: mit dem Waschholz rein klopfen?

ût-knuppen, ausknospen.

ût-knutten, ausknoten, herausknöpfen, -ziehen.

ût-kogeslude, (Schieds-) Leute aus benachbarten Kögen, vgl. kôch.

ût-komen, 1. entsprossen sein, herstammen. 2. hinaus-, ins Freie kommen; verbannt werden; ins Feld ziehen. 3. davon-, herauskommen (aus Not u. Gefahr). 4. ans Tageslicht kommen, sich zeigen, bekannt werden. 5. von Geldern, Renten etc.: fällig sein u. am Fälligkeitstermin ausbezahlt werden.

ût-kopen, heraus-, zurückkaufen; von einer Strafe frei kaufen.

ût-korten, an den Tauen das Schiff wieder wegholen.

ût-kove, sw. m. Aussenkoben: 1. vom Haupthause abgetrennter Viehschuppen. 2. Aus-, Anbau am Hause.

ût-kreftigen, exhaurire.

ût-kreiêren, ausrufen, ex-, proclamare.

ût-krigen, herausnehmen; erheben (Steuern etc.).

ût-kubbinge = ûtkove 2.

ût-kumpst, das Herauskommen, Befreiung.

ût-kundigen, 1. (öffentlich) verkündigen. 2. auf-, entbieten.

ût-kundiger, öffentlicher Ausrufer.

ût-kundinge, Auskündigung, Aufgebot.

ût-laden, auswärts, vor ein anderes – nicht einheimisches – Forum laden. Subst. ûtladinge.

ût-lage, Auslage = Erker?

ût-landesch, ausländisch, fremd.

ût-langen, herausnehmen, -reichen; fig. aus dem Gefängniss lassen.

ût-lank, adj. der ganzen Länge nach.

ût-lant, Aussenland; ûtlande, die Marschen u. Inseln in Nordfriesland.

ût-lapen, auslecken.

ût-lasten, ein Schiff löschen, Waren ausladen.

ût-laten, sw. v. Schösslinge treiben, ausschiessen; bildl.: entspringen, entstammen.

ût-lâten, st. v. 1. herauslassen, machen dass etwas herausgeht; entlassen. 2. auslassen, übergehen.

ût-latinge, Entlassung.

ût-lêden = ûtleiden.

ût-leggen, 1. auslegen, Waren zum Verkauf aufstellen. 2. auslegen, zahlen, vorschiessen. 3. festsetzen, bestimmen; Gerichtstage etc. anberaumen. 4. auslegen, deuten. 5. ohne Obj.: aussegeln, Schiffe zur Wache etc. ausliegen lassen.

ût-legger = ûtligger 1.

ût-legginge, Geldausgabe; Deutung, Auslegung.

ût-leiden, herausleiten, -führen; abfliessen machen, ableiten.

ût-lender, Ausländer, Fremdling.

ût-lendich u. -lendisch, ausländisch.

ût-lênen, ausleihen.

ût-lêren, auslernen; auslehren.

ût-leschen, auslöschen, dämpfen.

ût-leselik, auserlesen.

ût-lesen, auslesen, -suchen; Prtcp. Prt. auserlesen, vorzüglich.

ût-lichten, herausheben; verdrängen.

ût-liggen, ausliegen; von Schiffen, die zur Wacht etc. ausliegen.

ût-ligger, 1. Auslieger, d. i. Warteschiff, das Acht zu geben hat, was auf dem Wasser geschieht; derjenige, der auf einem solchen Schiffe Wache hält; bes. von den Seeräubern gesagt. 2. als Teil des Schiffes: das Schegg des Gallions; ûtliggersmast, Bugspriet.

ût-locken, herauslocken.

ût-lodderen, lotterhaftes Geschwätz vollführen.

ût-lopen, weg-, entlaufen; in See gehen.

ût-lose, eine Art Zins.

ût-losen -lossen, 1. auslösen (vom Auswurf des Hustens, einen Gefangenen, Gepfändeten etc.). 2. ein Schiff ausladen, löschen.

ût-losinge, Erlösung; Bezahlung der Wirtshausrechnung; analysis.

ût-lucht, Erker, bes. der zu ebener Erde.

ût-luchten, m. Dat. (ausleuchten) bildl.: mit einer Tracht Prügel aus der Stadt hinausjagen, einem heimleuchten.

ût-luden, lauten, besagen.

ût-luken, herausziehen.

ût-luren, abwarten.

ût-lût, Wortlaut.

ût-maken, 1. ausrüsten, fertig machen (um ausgesandt zu werden), bes. zum Kriege; auch: anstiften wozu; verkleiden; sik ûtm., sich auf den Weg begeben, sich aufmachen. 2. ausmachen, ausfindig machen. 3. heruntermachen, tadeln.

ût-makinge, Ausrüstung, expeditio.

ût-malen, -mêlen, ausmalen, schön machen, zieren, schmücken; schildern, schön darstellen; ovele ûtm., hässlich darstellen, heruntermachen.

ût-malinge u. -mêlinge, 1. Bezeichnung der Grenze mit mâlstênen. 2. Ausmalung, concr. etwas Ausgezeichnetes, Ausbund.

ût-man, Fremder, der an einer Genossenschaft nicht beteiligt ist; Stadtfremder.

ût-manen, Zahlung einfordern, beitreiben.

ût-mênschuppen, aus einer Gemeinschaft oder Genossenschaft ausstossen.

ût-meten, aus-, zumessen; Kornhandel im kleinen treiben.

ût-munte, f. fremde Münze.

ût-muteren, refl. sich mit einem feuchten Tuche den Schmutz vom Gesichte wischen? aus-, zu Ende mausern.

ût-nemen, 1. herausnehmen; ausweiden; aus der Menge herausgreifen, verhaften. 2. eine Ausnahme machen. 3. (Geld) aufnehmen, erheben. 4. ausnehmen, von der Strafe losmachen (durch einen Eid). 5. herausnehmen (aus Vorräten), anschaffen, besorgen, kaufen, leihen etc. – Refl. 1. hervorkommen, hervortreten; sich absondern. 2. sich (durch einen Reinigungseid) von einer Anklage befreien. – Prtcp. Praes. ûtnemende, wählerisch; ausgezeichnet. Prtcp. Prt. ûtgenomen, utenomen, mit Ausnahme von.

ût-nemer, 1. der eine Ausnahme macht. 2. Anschaffer, Besorger, procurator, dispensator. 3. der für einen andern, dem er ein Geschäft zur Besorgung übertragen hat, aufkömmt, ihn schadlos hält.

ût-neminge, 1. das Herausnehmen; Ausnahme. 2. Ausrede, Ausflucht, exceptio.

ût-nomen, benennen, bestimmen.

ût-osen, ausschöpfen; bildl. wegschaffen.

ût-part, Kompanie mit Auswärtigen.

ût-panden, durch Pfändung (rente, lôn, gewedde) erheben.

ût-pêlen, auspfählen, durch Pfähle abstecken.

ût-persen (-parsen), auspressen.

ût-pinen, -pîn(i)gen, emoliri, eniti; de-, extorquere.

ût-pinsen, ausdenken.

ût-plamen, die Schrift auf der Wachstafel durch Glättung tilgen; fig. tilgen, beseitigen.

ût-plogen, exarare; wal unde graven durch Graben und Fahren der Erde machen.

ût-plucken, excerpere.

ût-plûsteren, ausplündern.

ût-primen, verdrängen.

ût-proven, (Bier) nach Prüfung der Güte auszuführen gestatten; subst. ûtprovinge.

ût-provende, gewisse Präbenden, welche nur die beim Gottesdienste anwesenden Geistlichen erhielten.

ût-puchen, auspochen, d. i. ausplündern.

ût-pumpen, leer pumpen.

ût-pûsten, 1. ausblasen, durch Blasen löschen. 2. aushauchen.

ût-putten, exhaurire.

ût-quêlen, sw. v. ausquillen.

ût-quiten, die Zeche für jem. bezahlen.

ût-raden, sw. v. ausberaten, aussteuern (ein Kind).

ût-recken, ausrecken.

ût-rêden, -reiden, 1. bereiten, zahlen. 2. bereiten, fertig machen; ausrüsten, bes. Schiffe, auch ohne Obj. oder refl.

ût-rêder, Ausrüster, Ausrheder.

ût-rêdinge, 1. Ausrüstung, bes. zur Reise, von Schiffen. 2. Aussteuer.

ût-reien, -reigen, ausser der Reihe tanzen, vortanzen; fig. ausschwärmen.

ût-reise, Ausreise, Auszug, bes. in den Krieg.

ût-rêken, -reiken, herausreichen, ausbezahlen; ausstrecken, ausbreiten.

ût-richt = ûtrichtinge, rechtliche Bescheidung.

ût-richten, ausrichten: 1. grade machen, zurecht biegen. 2. zurecht machen, zurichten; anstellen, anordnen; (Botschaft) bestellen. 3. bewirken, vollführen, zum Austrag bringen. 4. ausrüsten; ausstatten, aussteuern. 5. bewirten. 6. bezahlen, entrichten. 7. (Schaden) ersetzen, erstatten.

ût-richtinge, 1. Art, wie etwas eingerichtet ist, Einrichtung. 2. Zurichtung, Bewirtung; Ausrüstung, Ausstattung (bes. einer Braut). 3. Endurteil, richterliche Bescheidung. 4. Besorgung, Vollführung; Ausführung eines gerichtlichen Befehls, Vollstreckung eines Urteils, Testamentes. 5. Bezahlung. 6. Ausgleich, Entschädigung.

ût-richter, Ausrichter, Vollführer; Testamentsvollstrecker; dispensator, procurator.

ût-richtich, entscheidend, definitiv.

ût-riden, ausreiten; aufbrechen, die Reise antreten; die Dienste eines ûtriders versehen.

ût-rider, reitender Diener oder Söldner; der ûtrider voget = de ridende voget, de hovetman der soldere, Stadthauptmann; ûtridersche, Ausreiterin, d. i. Hexe, die auf einer Ofengabel reitet.

ût-riffen, bei einzelnen Fäden ausziehen.

ût-risen, aus-, herabfallen.

ût-riten, ausreissen; vom Wasser: durchbrechen.

ût-roden (-raden), ausroden, ausrotten.

ût-rodinge, Ausrodung, Ausrottung.

ût-roffelen, ausrülpsen, aufgeben.

ût-ropen, ausrupfen, -raufen, -reissen.

ût-ropen, ausrufen, verkündigen.

ût-ropinge, Ausrupfung.

ût-ropinge, Ausruf, Verkündigung.

ût-rospinge, Ausrülpsen.

ût-rouwen, ausruhen.

ût-rucken, rasch herausziehen; intrans. ausrücken, -ziehen.

ût-ruden, ausreuten; fig. aufräumen mit, vertilgen.

ût-rumen, aus-, wegräumen, säubern; intrans. flüchten, weichen (aus der Stadt).

ût-ruminge, Ausräumung; Wegzug, Flucht.

ût-rullen, ausrollen; up êner tonnen, schimpfliche Entfernung eines Frevlers aus e. Gelage mittels e. Tonne.

ût-rusten, ausrüsten, versehen.

ût-sammen, excumulare.

ût-scharen, absondern, ausnehmen.

ût-schatten, als Schatzung ausschreiben.

ût-schaven, eradere.

ût-schêden, -scheiden, 1. intrans. weggehen. 2. trans. ausscheiden, vertragsweise oder namentlich ausnehmen.

ût-schelen, unterscheiden, absondern, trennen?

ût-schemen, sik, die Scham verlieren, schamlos sein.

ût-schenken, feierlich auf die Wanderschaft verabschieden (den Handwerksgesellen).

ût-schepen, ausschiffen, ausladen; zu Schiff ausführen.

ût-scheren, abteilen; absondern; bestimmen, festsetzen; anordnen.

ût-schêten, 1. intrans. ausschiessen, ausspriessen; auch refl. 2. trans. ausschiessen, aussondern.

ût-schicken, (wieder) in Schick u. Ordnung bringen; bestimmen, festsetzen; aussenden, abordnen.

ût-schiften, das Erbe verteilen; durch Erbverteilung abfinden.

ût-schinen, effulgere, eminere, emicare, emittere.

ût-schippen, beschaffen, liefern.

ût-schoigen, ausschuhen, die Schuhe ablegen.

ût-schot, n. 1. was ausschiesst, -spriesst, von Bäumen, Gesträuchen etc. 2. Ausschuss, Auswahl, im guten wie im schlimmen Sinne. 3. ausgeschriebene Steuer.

ût-schrift (-schricht), Abschrift, Copie.

ût-schriven, 1. abschreiben, copieren; aufschreiben, verzeichnen; ausschreiben, ausstellen. 2. aus (der Liste) streichen; eine Hypothek im Stadterbebuch tilgen. 3. eine Zusammenkunft schriftlich anberaumen.

ût-schudden, ausschütten, -schütteln.

ût-schûf, das mit besondern Förmlichkeiten vollbrachte Ausschieben und Wegbringen der Brautmitgift vor der Hochzeit (Dithm.).

ût-schult (Ggs. inschult), das Debet, die Passiva.

ût-schumen, despumare.

ût-segelen, aussegeln, in See stechen.

ût-segenen, ein in der Wunde haftendes Geschoss besprechen.

ût-seggen, 1. aussprechen, ohne Rückhalt oder vollständig sagen. 2. aussagen, als Zeuge. 3. (in feierlicher Weise) versprechen, geloben. 4. als Richter einen Ausspruch thun. 5. beim Sprechen ausnehmen; bes. ût-gesecht, ausgenommen. 6. ausschliessen, verbannen.

ût-selinge (= sellinge?), Verkäufer, extra venditores.

ût-sellen, bei Kleinigkeiten verkaufen.

ût-sên, 1. aussehen, ausgucken. 2. ersehen. 3. intr. Aussehen haben.

ût-senden, aussenden; (Waren) versenden, ausführen; ordêle ûts., Urteile ausgeben, aussprechen; ûtgesand, eliciatus, elictus, eruptus, egestus, unnuͤtte.

ût-set, n.? Aussetzung, Aufschub.

ût-settel-kuven, n. e. Art der Braukufen.

ût-setten, hinaus-, aussetzen: 1. ausladen, löschen (Waren). 2. hinausbauen (ûtluchte). 3. zum Verkauf auslegen (Waren). 4. austhun, ausberaten (Kinder). 5. versetzen, verpfänden. 6. jem. durch Bürgschaft von Anspruch befreien. 7. auseinander setzen, vorbringen; in Worten ausdrücken (übersetzen). 8. ausmachen, anstiften, festsetzen, bestimmen. 9. aussetzen, aufschieben. 10. Verdächtigungen aussetzen, verdächtigen.

ût-setter, 1. Anordner, Anstifter. 2. Vertreter?

ût-settinge, 1. Absetzung, Ausstossung aus e. Collegium. 2. Auseinandersetzung, Vorschlag. 3. Anordnung, Festsetzung. 4. Verpfändung.

ût-settisch u. -settich, aussätzig.

ût-settischeit, Aussatz, lepra.

ût-sichtelse, n. was beim Aussichten, Aussieben durch das Sieb gefallen ist.

ût-sichtinge, Aussichten, Aussieben.

ût-sigen, heraus-, herniederfallen, -laufen.

ût-sitten, aussitzen, v. Vögeln: ausbrüten.

ût-slach, m. Übergewicht auf der Wage; stater, medietas uncie.

ût-slach, n. ein ausserhalb der eingedeichten Marsch liegendes, separat bedeichtes Weideland, später auch Ackerland.

ût-slacht, f.? Geldumlage.

ût-slân, 1. intrans. herausschlagen (z. B. vom Feuer); beschlagen, schimmelicht werden. 2. trans. aus-, herausschlagen; hinausschlagen, hinaustreiben; in einander Gefaltenes auseinander legen, ausbreiten; auspacken, zum Verkauf auslegen; aus dem Speicher verladen; ausplündern; bestimmen, anweisen (durch gesetzte Zeichen); ausschlagen, abweisen, sich weigern anzunehmen.

ût-slapen, ausserhalb des Hauses schlafen, nachts nicht heimkommen.

ût-slichten, expolire.

ût-sliken, hinaus, davon schleichen.

ût-sliten, 1. ausschleissen, bei Kleinigkeiten verkaufen. 2. von Gerichtswegen in Folge gerichtlicher Klage nötigen ein Pfand zu geben?

ût-sluten, excludere.

ût-smachten, -smachtigen, -smechtigen, aushungern, durch Hunger zur Ergebung nötigen.

ût-sniden, ausschneiden, ûtgesneden sedel, literae indentatae; im Detail, Ausschnitt verkaufen; entmannen, castrieren.

ût-snuven, (die Nase) schneuzen.

ût-soken, trans. aussuchen, -wählen; intrans. auf eine Handelsreise ausfahren, -segeln.

ût-spannen, ausspannen (Pferde).

ût-spêkelen, den Speichel auswerfen.

ût-spenden, ausspenden, zuteilen.

ût-speren, aussperren, ausbreiten.

ût-spigen, exspuere.

ût-spisen, jem. ausserhalb des Hauses speisen, Speise aussenden.

ût-spisinge, Bewirtung ausserhalb des Hauses; überh. Bewirtung.

ût-spliten, auseinanderspleissen, -reissen.

ût-sporen (-sparen), aufspüren, ausspüren.

ût-sprake, f. Aussprache, Rede, Aussage; Verkündigung eines ûtsprokes; Ausnahme, Ausrede, Ausflucht.

ût-sprêden, -spreiden, ausspreiten, -spreizen, -breiten.

ût-spreken, 1. aussprechen; recht etc. ûtspr., einen Rechtsausspruch etc. geben, aussagend bestimmen; verkünden, publicieren. 2. mit Worten ausscheiden, ausnehmen, excipere; bes. häufig ûtge-, ûtesproken, ausgenommen, mit Ausnahme, mit Vorbehalt.

ût-sprekster, Aussprecherin, Kundgeberin.

ût-sprêt, n. (Ausschuss, Spross) fig. Wirkung, Segen, Nutzen?

ût-sprêten = ûtspruten.

ût-springen, emergere; v. Bewegungen der Schachfiguren.

ût-sproke, st. m. 1. Ausspruch, Rede. 2. richterlicher, bes. schiedsrichterlicher Ausspruch, Entscheidung.

ût-sprot, surculus.

ût-spruten, st. v. ausspriessen, hervorsprossen; hervor-, aufkommen, entstehen, entstammen.

ût-sprutinge, Ausspross.

ût-sprutten, germinare.

ût-spunden, das Bier in die Fässer füllen u. es aus dem Hause fahren.

ût-staden, -steden, extradieren, aus den Händen geben, bes. Menschen, Waren frei ausgehen lassen.

ût-staken (d. i. -stoken?), herausstochern, aufstöbern, hervorsuchen.

ût-stân, 1. als Verkäufer mit Waren ausstehen. 2. als Pfand ausstehen, verpfändet sein; als Schuld ausstehen, unbezahlt sein. 3. trans. wat ût to stân(d)e hebben mit, einen (Rechts)streit mit jem. haben. 4. trans. leiden, aushalten; de koste, die Kosten tragen; sîn recht, richterliche Entscheidung sich gefallen lassen.

ût-stân(t), n. 1. das Ausstehen mit Waren zum Verkaufe. 2. ausstehendes Geld; überh. Ansprüche gegen jem.

ût-stapelen, abpfählen, durch gesetzte Pfähle abgrenzen.

ût-steken, 1. ausstechen; ausmeisseln. 2. durchstechen (z. B. einen Deich). 3. ansetzen, anberaumen. Prtcp. ûtge-, utesteken, ausgenommen.

ût-stel (-stal), n. Verzögerung, Aufschub.

ût-stellen, 1. hinausschieben, verlängern. 2. ausstellen, ausfertigen.

ût-stellinge = ûtstel.

ût-stemmen, festsetzen, bestimmen.

ût-sticken, bestimmen, festsetzen, anberaumen.

ût-stickinge, Festsetzung, Anberaumung.

ût-stoffêren, ausstaffieren, -rüsten, versehen mit.

ût-stormen, erstürmen, expugnare.

ût-storten, ausstürzen, vergiessen.

ût-stortinge, Vergiessung.

ût-stoten, hinausstossen; aus-, verstossen; verbannen; (Butter) in Stich verkaufen, aushökern.

ût-strecken, 1. ausstrecken. 2. (Geld) vorstrecken, vorschiessen, auslegen. 3. refl. sich erstrecken.

ut-streckinge, Ausdehnung; fig. Erstreckung, Belauf, Betrag.

ût-striken, anstreichen, ausmalen, ausweissen.

ût-stubben, den Staub ausfegen; bildl. wie Staub wegjagen.

ût-sturen, aussenden, von sich thun, aussteuern (ein Kind).

ût-sturinge, Aussteuerung, Aussteuer.

ût-sunderen, absondern, trennen, ausschliessen; Kinder von sich teilen, aussteuern, ausstatten.

ut-supen, absorbere, aussaufen.

ût-suren, aussauern, unter Schmerz lange Zeit ertragen.

ût-swademen, ausdunsten.

ût-sweif, (Ausschweif,) Streifzug.

ût-swemmen, emergere.

ût-tappen, aus-, verzapfen, ausschenken.

ût-tasten, ausgreifen, Hand anlegen (zum Arbeiten); m. Obj. (dike), machen, herstellen.

ût-têkenen, 1. auszeichnen, mit Abzeichen versehen. 2. auszeichnen, festsetzen, bestimmen.

ût-tellen, aus-, hinzählen; (neue Münze) ausgeben.

ût-tên, 1. intrans. ausziehen, egredi; ins Feld ziehen; wegziehen. 2. trans. aus-, abziehen; herausziehen, exhaurire; zu Leistungen heranziehen; ausnehmen, e. Ausnahme machen; auslassen, unterdrücken, verschweigen; gût, ein dem Lehnsmann zu Gunsten des Herrn in contumaciam aberkanntes Lehn wieder an sich (den Lehnsmann) ziehen; befreien, reinigen (v. Schuld u. Strafe); refl. sich eidlich reinigen von einer Anklage.

ût-teren, intrans. aus-, zu Ende zehren, mit seinem Gelde ans Ende kommen.

ût-toch, -toge, 1. Auszug, Reise. 2. Ausflucht, Einrede, exceptio. 3. Auszug, Excerpt.

ût-tolken, aus einer fremden Sprache übersetzen.

ût-trecken, 1. intrans. ausziehen, ausreisen. 2. trans. aus-, abziehen; hinausziehen, -führen, -schleppen.

ût-trede, Austritt; bildl. Ende.

ût-treden, heraus-, hervortreten; fig. ausgehen von, seinen Ursprung haben.

ût-underwêden, etwas aus anderem (Dat.) herausgäten.

ût-vallen, excidere.

ût-vallinge der hâr, alopana.

ût-varen, 1. ausziehen, bes. aus einer Wohnung; ausreisen, aussegeln. 2. sein Amt niederlegen.

ût-vart, 1. Ausfahrt, Ausgang. 2. Auszug, Weggang; Scheiden der Seele aus dem Leibe. 3. Abgabe bei der Ausfuhr; Abgabe beim Wechsel des Besitztums?

ût-vaten, (ausfassen, Deiche) machen, herstellen.

ût-vechten, anfechten.

ût-vegen, ausfegen, -kehren.

ût-veigen, (die in den Acker gebrachte Düngung) ausnutzen? l. utvrigen (edder ghelden, auslösen oder bezahlen)?

ût-verdigen, ausfertigen, abfassen; abfertigen, aussenden, abordnen; ausstatten, ausrüsten.

ût-verdinge, Ausfertigung, Ausrüstung.

ût-vilen, elimare.

ût-vilzen, ausschelten.

ût-vinden, (ein Urteil) finden, erkennen.

ût-vindinge, Einrede, Einwand.

ût-firen, ein Tau etc. schiessen lassen.

ût-vitallien, mit Lebensmitteln versehen, verproviantieren.

ût-vlege, st. m. Aufputz, zur Schau stellende Auslegung von Waren.

ût-vlêgen, ausfliegen; auch metaphor.

ût-vlête, st. m. Ausfluss. L. utvlote?

ût-vlêten, -vliten, heraus-, ausfliessen.

ût-vlien, -vligen, schmücken, herausputzen; Waren zur Schau ordnen, ausstellen.

ût-vloien, ausströmen.

ût-vlote, st. m. Ausfluss.

ût-vlucht, 1. das Entweichen. 2. Ausflucht, Einrede, Winkelzug.

ût-vluchtich, 1. flüchtig = vorvluchtich. 2. Ausflüchte, Einreden suchend; rechtes, des rechten ût., sich durch Ausflüchte dem Rechtsgange zu entziehen suchend.

ût-volgen, m. Dat. Folge leisten, nachkommen, entsprechend handeln.

ût-vorderen, 1. (gerichtlich) eintreiben, verlangen; jem. gerichtlich mahnen. 2. ausrüsten, ausstatten.

ût-vorderinge, Mahnung; Ausbietung, provocatio.

ût-vordriven, aus Land oder Stadt treiben, verbannen.

ût-vore, f. Ausfuhr, Export.

ût-voren, hinausführen, -bringen; (Waren) ausführen, exportieren; (Verbrecher) zum Richtplatz bringen; zu Ende führen, vollbringen; weitläuftiger erzählen, auseinandersetzen.

ût-vorkêsen, -keisen, auserwählen, bevorzugen. Subst. ûtvorkeisinge, Auserwählung.

ût-vorschamet, unverschämt, schamlos.

ût-vorschriven, steckbrieflich verfolgen.

ût-vorsêinge, Vorsehung.

ût-vorsên, ausersehen.

ût-vorsetten, verpfänden.

ût-vorvarer, Ausforscher, Spion.

ût-vorwelen, auserwählen; ûtvorwelt, auserlesen, ausgezeichnet.

ût-vragen, erfragen, erkunden, erforschen, percrepare (!).

ût-vrechtigen = ûtvragen, percrepare.

ût-vreten, ausfressen; ên hol (Loch), vom Krebsschaden.

ût-vriden einen dîk, einen Deich als Schutz auslegen, machen.

ût-vrieden, roggen ût to vrieden: l. vriende? vorende?

ût-vundich, genau bekannt.

ût-vunt, (jur.)? Michelsen, Samml. altdithm. Rechtsquellen S. 115.

ût-wachte, Aussen-Wachtposten, Neben-Zollamt.

ût-wanken, herausgehen.

ût-wardunge, Pflege, Schutz.

ût-ware, Abgabe von Fischen?

ût-wart, auswärts, heraus, hinweg.

ût-waschen, gänzlich rein waschen.

ût-wasemen, ex(h)alare; ûtwasminge, exalatio.

ût-wassen, auswachsen (vom Korne).

ût-wech, Weg der hinausführt.

ût-wêden, ausgäten.

ût-wegen, 1. auswägen. 2. die besseren, über den Nennwert haltenden Goldstücke auswägen (u. einschmelzen). 3. einzeln bei Gewicht verkaufen.

ût-weiden, 1. ausschweifend, üppig leben. 2. eviscerare.

ût-wei(g)en, auswehen, ausblasen.

ût-wendelike, adv. auswendig.

ût-wendich, auswendig, äusserlich; auswärtig.

ût-wendich, 1. adv. äusserlich; draussen, von oder nach aussen. 2. präp. (adv.) mit Gen. u. D., ausserhalb.

ût-wendigen u. -wendiges, äusserlich, auswärts.

ût-werdes, auswärts, nach aussen.

ût-weren, aus der gewere, dem Besitzrecht, entlassen oder setzen.

ût-werken, (Truppen) ausrüsten, stellen; refl. sich von e. Anklage oder Strafe auf gesetzlichem Wege befreien.

ût-werpen, auswerfen; verschneiden, castrieren (m. Dat.); Fischen die Eingeweide ausnehmen (m. Acc.), daher: mit Fischen zum Verkauf ausstehen; (Geschoss) werfen, verschiessen; fig. ausstossen, abschaffen; duvele, austreiben, bannen; refl. sich absondern, sich ausschliessen.

ût-weser, Ausgewichener, der ausserhalb seiner Vaterstadt lebt, Verbannter.

ût-wesselen, auswechseln; Hörige gegen andere Hörige austauschen.

ût-wiken, weichen, die Stadt verlassen.

ût-wippen, intrans. Übergewicht haben; trans. Schwereres (gute Münzen) beim Wägen aussondern; bildl. herauswerfen, verdrängen.

ût-wîs, n.? Ausweis, Erweis.

ût-wischen, abwischen, reinigen.

ût-wisen, 1. hinausweisen; verweisen, verbannen; zur Beratung, Urteilsfindung etc. abtreten lassen. 2. ausweisen, zeigen, darthun; öffentlich verkündigen, publicieren; anweisen, designieren.

ût-wisinge, Ausweisung, Verbannung; Ausweis, Nachweis, Zeugnis; Anweisung, Bestimmung; Anweisung auf Lebensunterhalt, Ausstattung, Versorgung.

ût-witten, ausweissen, ankalken.

ût-wokeren, durch Wucher arm machen.

ût-woner, Auswärtiger.

ût-worp, Auswurf aus einem Graben, Damm.

ût-wort, -wordes, auswärts, nach aussen.

ût-wortelen, 1. aus der Wurzel hervorspriessen, her-, entstammen. 2. mit der Wurzel ausrotten.

ût-wortelinge, Entwurzelung, völlige Vertilgung.

ût-worten = ûtwortelen 1.

ût-wringen, ex-, reprimere.

ût-wriven, extricare.

ûtze, f. Kröte; auch: Frosch.

uve, Zäpfchen im Halse, uvula.

uvel = ovel, übel.

V F

(v steht gegen Ausgang des Mittelalters auch bisweilen für w.)

fabele, fabule, sw. f. erdichtete Erzählung, bes. Tierfabel; Lüge, Märchen.

fabrike, sw. f. Bau, Bauhütte oder Baufonds einer Kirche.

vach, interj. = wach?

vacht, m. (Fang,) Kornertrag, Ernte.

vacht, f. Fell mit der Wolle darauf, Vliess. (ndl.)

vacht, m. vachte, st. f. Gefecht, Kampf, Streit.

facilêt, facilêtken, Schnupf-, Taschen-, Wischtuch, it. fazzoletto.

fackel(e), f. 1. Fackel. 2. herba britannica, h. paralisis.

fackeler, de de fackele drecht efte maket, faculator.

factor, pl. factors, Handelsfactor, -agent (a. 1454).

factorie, Handels-Niederlassung, -Geschäft.

vadder(e), sw. m. f. Gevatter und Gevatterin, Taufzeuge; in der Anrede auch: Freund, guter Bekannter, Nachbar.

vadder-, vadderen-gelt, -pennink, Gevattergeld, Patengeschenk; -gank, Ausgang auf Freundschafts- und Nachbarschaftsvisiten; -kols, m. Gevatter(innen)-Gewäsch, unnützes Gerede; -spel, Nepotismus; -stân, Gevatter stehen.

vadderen, Gevatter nennen.

vadderken, Dem. Gevatter, Freund (in der Anrede).

vadderphe = veddervê?

vadderscap, -schop, Gevatter-, Patenschaft.

vaddersche, sw. f. Gevatterin.

vade, sw. f. Vatersschwester; ihre Kinder: vadensone, -dochter.

vadem, st. m. vademe, sw. m. 1. eig. das Mass der ausgebreiteten Arme: sechs Fuss, als Mass für Garn, Zeug, Wegelängen, Wassertiefen, Höhen etc.; von Brennholz: ein 6' langer und 6' hoher Haufen Kloben oder Kluftholz. 2. Faden Garns, Schnur, Draht.

vademen, trans. das Mass eines Fadens geben, (Holz) in Faden setzen.

vademe-schêre, forfex.

vadem-holt, in Faden gesetztes Holz, Brennholz.

vader, Vater; fig. Urheber, Veranlasser; ehrende Bezeichnung älterer u. geistlicher Personen; Herbergsvater.

vader-broder, patruus; -gût, patrimonium; -half, van, väterlicherseits; -lant, Vaterland; -slachtige, sw. m. parricida; -sclachunghe, patricidium; -suster, amita; -unse, n. Vaterunser.

vaderlicheit, patern(al)itas, patricitas; als Titel hoher Geistlichen.

vaderlik, väterlich.

vaderschup, Vaterschaft.

vadie = vagedie, vogedie.

fadrie, sw. m. (fries.) = veddere I, 1; -tôm, seine Nachkommenschaft.

vage, f. = vade.

vage? Furche? l. varge (= vore)? frs. furch, pl. furga.

vagel, vaget, s. vogel, voget.

vagen, vacht vom Acker ziehen, Frucht ernten.

fagher = schone, fyn.

vak, n. eig. Umfriedigung, Zaun; intersticium, Wand, Mauer; Fach, Stück, Abteilung der Mauer, des Daches, des Hauses, der Scheune (= tas), der Tasche (Falte u. durch solche abgetrennte Nebentasche) etc.; überh. Raum, Räumlichkeit.

vâk, Schlaf, Schläfrigkeit.

vake, vaken, vakene, adv. oft, häufig; Comp. vaker, vakener, Sup. vakest; vake-benomet, mehrfach erwähnt; vake-mâls, oftmals.

val, m. (u. n.?) Fall, Sturz; fig. Verderben, Unglück, Abnahme an Macht u. Ansehen, Rückgang im Werte; Todesfall; im fal ift, falls; pl. velle, Gefälle, Einkünfte.

valant, volant, Teufel, Satan. Fem. valentin(ne), Teufelin, teuflisches Weib.

val-bôm, Schlagbaum.

valde, valden = volde, volden.

valde-mest, saltrum, cultellus sutoris.

vale, vāl, fahl, v. Gras etc.; falb, gelbgrau, bes. v. Pferden; blond, v. Menschenhaar; bleich, blass, vom Gesicht; val-brûn, falbicht braun; den valen pagen striken, leiden, mit dem v. perde plogen, Schmeichelei, Falschheit, Betrug, Schelmstücke begehen; up dem v. p. vinden, jem. darauf ertappen.

vale = vole.

vāl(e)ke, sw. m. fahles Pferd; bildl. den v. striken, mit v. plogen, s. vale.

valen, flavescere.

valeriane, valdriân, potentilla, amantilla (valeriana officinalis).

valge, f. Felgung des Brachfeldes; das gefelgte Brachfeld.

val-grove, Fallgrube, auch bildlich.

vālhaftich, falbicht, blassgelb.

vālheit, flavedo.

fali(e), Fehler = feil, afz. faille.

falie, fallie, f. = feile, frz. faille.

valk, valch = valsch; wohl dafür verschrieben.

valke, sw. m. Falke; Bild des Edelsten, Liebsten; des menschlichen Leibes: beide sind nach dem Tode unwert; s. Tunnicius, hrsg. v. Hoffmann S. 180.

valken-legge, st. f. Falknerei, Falkenhof; -oge, -sicht, fig. scharfer, klarer Blick, Augenblitz; -vlucht, f. Falkenflug, Ort wo Falken sich aufhalten und gefangen werden; Berechtigung zum Falkenfang.

valkenêre, Falkner.

valkenet, falkenit, n. Falconet, e. kleines Feldgeschütz.

vallachtich, dem Fall nahe, zum Einsturz geneigt, verfallen, ruinosus.

fallacie, Rank, List.

vallander, fallinder, m. ein eingezäuntes Feld?

valle, f. Falle.

valle-brugge = vellebrugge.

vallen, st. v. 1. fallen, stürzen, v. Menschen auch refl. 2. mit Absicht fallen, sich stürzen, eilig springen. 3. fig. zu Fall kommen: sündigen; einen Process verlieren. 4. entfallen, sinken. 5. zufallen, zuteil werden. 6. plötzlich kommen, vorfallen, sich ereignen; refl. sich fügen, sich treffen. 7. ausfallen, verlaufen, werden. 8. an, in, up, verfallen auf, geraten in, seine Zuflucht nehmen zu; bi, beifallen, sich verbünden mit; tegen, wedder, sich feindlich wenden gegen; twischen, vermittelnd dazwischen treten; vor, hindernd, fürbittend auftreten. – dat vallend(e) ovel, de vallende suke, Epilepsie.

fallêren van, abkommen, abbleiben von, verfehlen.

vallich, zu Fall kommend, fallend, labilis.

vallich, s. sommer-, wintervallich.

fallickûn, Falkaune, e. Art Geschütz.

valsch, vals, falsch, nicht richtig, unecht, betrügerisch, unredlich, unwahr, v. Menschen, Mass, Gewicht, Geld, Ware, Arbeit; v. maken, fälschen, auch: für falsch, unrichtig erklären; adv. valschen und valsch-, valsliken, valselken.

valsch, n. Falschheit, Betrug; falsches Geld, betrügerische Ware.

valschen, fälschen.

valscher(e), valschener, Fälscher, Betrüger, bes. Münzfälscher.

valsch(h)eit, valsheit, Falschheit, Untreue; Fälschung, Betrügerei; Unwahrheit, Erdichtung.

vāl-stede = valt.

vālt, valt, m. abgezäunter Platz, bes. Hofplatz, Mistplatz und Viehgehege.

familie, f. Haus-, Geschäfts-, Schiffsgenossen (a. 1456).

(fan) faen, m. = fen? l. feen?

van, präp. m. Dat., selten m. Gen. 1. räumlich u. fig. den Ausgang, Ursprung u. die Entfernung, Trennung bez.: von aus, von her, von weg, abseits; vanander(e), auseinander. 2. zeitl. den Anfangspunkt bez.: von – an, seit; die Zeitdauer bez.: während; van avende, heut Abend; van der nacht, in dieser Nacht, die Nacht hindurch; van desme jare, heuer; van des dat, seitdem. 3. causal: in Folge von, wegen, aus, durch. 4. den Gegenstand der Thätigheit bez.: betreffs, über. 5. den Genetiv umschreibend, bes. partitiv und zur näheren Bestimmung.

van, adv. weg, ab, von; fern, entfernt von; mit Adv.: van dâr, van dan, van hinne(n), van hîr, van na (de prope); dâr van, hîr van, worvan.

vân (vahen), vangen, st. v. fassen, greifen, anfassen, ergreifen; fangen, gefangen nehmen; festhalten; de lucht vân, Luft schöpfen; to kampe vân, zum Zweikampf fordern; vân to, sich an etwas machen, unternehmen, beginnen; wider vân, fortfahren; sik vân, Anfang nehmen.

vanaftich: ablativus is vanaftiger nature.

vanden (vannen), sw. v. m. Acc. od. Gen., auf-, besuchen, bes. Kranke; von Gott: tröstend, mahnend etc. heimsuchen.

vandinge, Besuch; Heimsuchung; to unser vrowen dage der v., visitatio Mariae, 2. Juli.

van-dôn, abthun, vernichten? öffnen?

vane, sw. m. (f.) 1. Fahne: Kriegsf., Kirchenbanner, Windfahne. 2. unter einem Banner stehende Heeresabteilung.

vanen-dreger, -vorere = vanere; -lên = vanlên.

vanere, Fahnenträger; fig. Anstifter, Anführer.

fange? Schnalle? l. spange?

vangen, st. v. s. vân; sw. v. (Fische) fangen.

vangene, sw. m. der Gefangene. vangen-bolte, -stok, Schliessblock, -eisen für Gefangene; -gelt, -gulden, Lohn für Einbringung von Gef., von diesen zu zahlen; -hûs, -kaste, -torn, Gefängnis.

vanginge, vangunge, das Fangen, Gefangennahme, -setzung; ane v., unverfänglich.

vank, m. 1. Fang. 2. Kornertrag, Ernte eines Jahres. 3. = bivank.

vank-gulden = vangengulden; -stên, Haustein zur Aussenwand (eines Turmes)?

vanknisse, Gefangenschaft; Gefängnis; Gefangennahme.

van-lên, n. Fahnen-, weltlicher Fürsten Lehen.

van-slân, ab-, wegschlagen, abtrennen.

van-stân, ab-, entfernt stehn.

fansên, Form, Muster, frz. façon.

fantasi(g)e, Einbildung, Trugbild; fantasêren, fantesêren, verb.

fantaste, Schwärmer, eingebildeter Narr; fantastisch, adj.

vantz(e?), Allerlei, verschiedene Gegenstände? Lüb. UB. VI, S. 435. Vgl. Ndd. Aesopus, hrs. v. Hoffmann 4,82.

van-varen, weg-, zurückfahren.

van-vart, Wegreise, Rückfahrt.

van-werpen, mit Dat. einem was (durch Wurf) nehmen, entziehen.

var, st. m. = varre.

var, n. 1. Schiff, Fahrzeug. 2. Ladung, Fracht; auch ein bestimmtes Mass derselben?

vâr, n. (u. m.?) = vâre.

vâr-bedde, Krankenlager, Sterbebett.

vâr-dage, Gefahrtage, Frist in welcher sich eine Sache so oder so entscheiden muss.

fardêl, n. Warenballen, Packen.

var(e), f. Fahren, Fahrt; Verfahren, Benehmen; Art u. Weise, Gattung.

var(e), f. = varwe, Farbe; Aussehen.

vare = vore, Furche.

vare? ein böser Wurm? ein Geschwür? l. nare (Narbe)?

vâr(e), f. 1. Nachstellung, Hinterlist, Betrug. 2. Gefährdung, Gefahr, Nachteil. 3. Furcht, Angst. 4. jur.: Nachteil, w. den Parteien aus einer Verletzung der Processregeln erwächst, bes. das gewedde; das Rechtsverfahren, w. diesen Nachteil herbeiführt. 5. Gefahr der Strafe bei unrichtigen Massen etc.; dem Münzer war eine bestimmte Abweichung von dem vorschriftsmässigen Schrot und Korn erlaubt: to der v., als Remedium, Passiergewicht; daher: tor vâr, ungefähr. 6. die Untersuchung und Ueberwachung von Waren, Massen etc., bes. der Münzen auf ihren Gehalt; das Recht dazu. – v. dregen, Gefahr bringen, gefährlich sein; = hebben, Gefahr, Furcht ausstehen, befürchten; sine v. stân, die Folgen einer That auf sich nehmen; s. v. sitten, die vârdage in Haft absitzen; to v. holden, für gefährlich ansehen; to v. kêren, nemen, spreken, zum Nachteil kehren, übel deuten; ane v., sunder v., gefahrlos, ungefährdet, straflos, ohne Rechtsschikane, ohne Hinterlist, ehrlich, aufrichtig.

varel-tît, Termin des Wohnungswechsels.

varen, st. v. 1. jede Art der Bewegung von e. Ort zum andern: fahren, ziehen, gehen, wandern, reisen, sich begeben; fallen: Erbgut vert wohin; to lande, heim ziehen; jagen, auf die Jagd; to (goddes) gnaden, zum jüngsten Gericht; uppe, mit Krieg überziehen; uppe ên gût, Besitz nehmen von; up sik sulven, sich selbständig setzen; von Berufswahl: to clôstere, to scole, in dênst, in dat here; in jodeschop, Jude werden; vor, passieren, gelten für; varen laten, fahren lassen, aufgeben, geschehen lassen. 2. mit Adv. die Art und Weise zu handeln, zu sein: sich aufführen; sich verhalten, verfahren; leben, sich befinden; ik vôr ovel, mir ging es schlecht; wol daraf v., sich gut dabei stehn. 3. trans. ênen wech; herevart; sîn werf, sein Geschäft besorgen.

vâren, sw. v. 1. nachstellen, gefährden, betrügen, schädigen. 2. jur.: in vâre bringen, darum strafen. 3. beaufsichtigen, wegen Ordnungswidrigkeit und Straffälligkeit untersuchen, prüfen (bes. v. Münzern und Münzen), eine solche befinden, jem. darauf ertappen, darum rügen, strafen. 4. »befahren«, befürchten, Angst haben vor; bes. refl. m. Gen. oder vor.

varende, partic. adj. 1. wandernd, umherziehend; de v. man, kôpman, spec. der seefahrende; v. wîf, meretrix. 2. beweglich; have, gût, bona mobilia, supellectilia; auch Immobilien können v. werden, veräusserbar, Ggs. ervegût.

vare-water: de mannich v. gesegelt hedden, Fahrwasser, Wasserweg, Kurs? oder vâre-w., gefährliches Wasser?

vâr(e)-wunde, gefährliche, tötliche Wunde.

vâr-gelt, Gefahrzins, dessen Zahlungsversäumnis besonderen Nachteil bringt, solutio penalis.

vârheit, vârich = vârlicheit, vârlik.

varing(e), adv. unversehens, plötzlich, bald.

vârlicheit, Gefahr, Gefährlichkeit.

vârlik, adj. gefährlich, gefahrdrohend.

vârlôs (-a-?), unbedacht, unvermutet, rasch, eilig, plötzlich; adv. vârlose(n).

varn, varen, varne, Farrenkraut.

vârnisse, Gefahr.

var-note = vornote.

vâr-penninge, pl. 1. Pfennige to der vâre, s. vâre 5. 2. = vârgelt.

varre, sw. m. Stier, Bulle, bes. e. junger, juvencus.

vâr-recht, Criminalgericht über Mord; gerichtliche Untersuchung bei unnatürlichen oder gewaltsamen Todesfällen.

varsch = versch, frisch, varschen = verschen.

vâr-schot = vârgelt.

varste, sw. m. = verste, First.

var-stên, m. = vorstên.

vâr-sucht, gefährliche, tötliche Krankheit.

vart, f. 1. Fahrt, Zug, Gang, Reise, spec. Ueber-, Seefahrt; in vlocke unde verde, s. vlocke. 2. Fährte, Fahrweg, Zugang, spec. Wasserweg, »Fahrt« im Bergwerk, unterirdische horizontale Leitung der Saline. 3. Bewegung, bes. e. eilige; mit der vart, mit der verde, plötzlich, sofort, auf der Stelle. 4. Handlungsweise, Verfahren; in korter vart, kurz u. bündig. 5. Gelegenheit, Mal; to desser vart, diesmal, jetzt.

vart-bedde, bajanula, Reisebett, Sänfte.

var-touwe, Gerät zum Fahren, Fuhrwerk.

varwe (varue, varve, varfe), f. 1. Farbe. 2. Aussehen. 3. Kennzeichen, Abzeichen (auf dem Aermel). – gêne v. en holden, nicht die Probe bestehn, unzuverlässig, untreu sein.

var-wech, Fahrweg, bes. die directe, tiefe Wasserstrasse zwischen zwei Häfen.

varwen, varwer etc., s. verwen etc.

vâr-wette, Busse u. Strafe der vâre 4?

var-wort, acedula herba = vorwort?

fasant, phasyân, Fasan; Zss. vasant-vlêsch.

vase = visevase.

vasel, m. Zucht, Nachkommenschaft; verächtlich von Menschen: Gezücht, Ausschuss, Pack. In Zss. bez. es zur Zucht bestimmte Tiere, daher auch Magervieh: vasel-bêr, -sugge, -swîn, -verken; -rint, -osse; -wedder.

vaselen, sw. v. gedeihen, fruchten.

vaselerie, Faselei, Geschwätz.

vaselich, fetosus.

vase-visen = visevasen.

vast, adj. fest, dicht, hart, stark; beständig, sicher, zuverlässig.

vast-avent = vastelavent.

vast-becker, pistor panis solidioris et communis, auch witbecker genannt.

vast(e), adv. fest, stark; gewaltig, recht, gar, sehr; sicher, sicherlich, zuversichtlich; direct, auf der Stelle, rasch, eilig: v. bi, sehr nahe bei; also v. alse, ebenso wohl als; v. vele, sehr viel; v. wat, ein gut Teil; in der Titulatur: v. wise, sapientissimus.

vaste, st. sw. f. vastene, st. f. das Fasten; die Fastenzeit, spec. von Aschermittwoch bis Ostern.

vastel-avent, Fastnacht: der Tag vor Beginn d. grossen Fasten, vor Aschermittwoch; die Zeit von Donnerstag (luttik v.) vor Estomihi (grôt v.) bis Dienstag (samt Montag: de leste v.) nach E.: manne v. = allemanne vastnacht; Fastnachtsfeier: v. holden, gân.

vastel-avenden, Fastnacht feiern.

vastelavendes-avent: de grote, Sonnabend vor Estomihi; -borch, das (fahrbare) Bühnengerüst zu Fastnachtspielen; -dach = vastelavent; -spil, 1. Fastnachtmummerei; -schauspiel; 2. Narretei, Possen; -wise, adv. nach Fastnachtsbrauch, in der Weise wie man F. begeht.

vastel-avesch: upt v. = vastelavendeswise.

vastel-dach, Fasttag; spec. Freitag.

vast(e)lik, -like, -liken, adv. fest, sicher, bestimmt.

vastel-kost, -spise, Fastenspeise.

vasten, sw. v. fasten.

vasten-lager, Einkehr (in ein Kloster) zur Fastenzeit, Beherbergung des Herrn und seines Gefolges, auch die Pflicht, die Unterthanen zur Jagd zu stellen und die Hunde und Pferde des Herrn zu füttern.

vast-gank, -gink, vasting, m. Fastnacht, Fastnachtsfeier: to deme vastghanghe, to vastghinghe; allemanne vasting, Invocavit; de grote, lutteke vastingesdach = de g., l. vastelavent. (anord. föstugangr, mhd. vaschanc, Fasching, eig. das Kommen, Nahen der Fasten.)

vastheit, vasticheit, Festigkeit, Sicherheit; Bestimmtheit, sichere Kunde; Bekräftigung, Sicherung.

vastinge, Befestigung, Bekräftigung.

vastlik, 1. adj. zu den Fasten gehörend. 2. adv., s. vastelik.

vast-mode, st. f. Standhaftigkeit, Unerschütterlichkeit.

vast-modich, festgesinnt, standhaft.

vastnacht = vastelavent; de olde v., allemanne v., Invocavit.

vastnisse = vestnisse.

vat, m.? Handgriff, Henkel.

vat, n. Fass, Gefäss, Behälter; als bestimmtes Mass; Schüssel, Teller; bildl. v. Menschen: ein reine vat, der dogeden vat, vat der geilicheit etc.; ênem wat int vat beholden, hebben, jem. etwas gedenken, im guten oder bösen.

vate-bant, m. Fassband, -reif.

vate-binder, Fassbinder, Böttcher.

vate-bûr, n. -gebûr, n. Vorrats-, Schatzkammer, Tresor.

vate-ketel, grosser Kessel zur Aufbewahrung einer Flüssigkeit (Ggs. vulleketel)?

vate-kuven, n. grosses Braukübel, in w. das fertige Bier gefasst, gethan wird.

vatel-kanne, Kanne zur Aufbewahrung von Bier, spec. für das vorabgenommene, zum Verschenken oder zur Pflichtabgabe bestimmte Bier eines Braues.

vatem? = vatinge.

vaten, sw. v., auch mit st. Part. 1. anfassen, ergreifen; festheften, befestigen; ên brak, einen durchbrochenen Deich wieder herstellen; bildl. (ênen degedingesdach) festsetzen, (recht) formulieren, (veide, orlige, unwillen) beilegen, spec. zum vorläufigen Stillstand bringen, sistieren, hindern; (ên wild levent) annehmen, führen. 2. (bêr) in ein Fass thun, (tunnen) füllen; (stên, holt, mes) aufladen, (den wagen) beladen; v. Tischler- u. Juwelierarbeit: fassen, einlassen, einsetzen, mit e. Rand umziehen; v. Mauer- u. Zimmerarbeit: den Grund legen, daher v. up, mauern, setzen auf e. Unterlage; bildl. in sich aufnehmen, erfassen, verstehen.

vate-sleger, Verlader, w. die Fässer zuschlägt?

vatich, vatisch, vom Biere: in ein Fass gethan, daher: alt, nach dem Fasse schmeckend, riechend.

vatinge, f. vatink, m.? Kette, z. B. am Wagen; bes. ein Geschmeide: Hals- oder Gürtelkette, -band.

vatme, sw. m. = vadem.

vat-stôl, e. Küchengerät: Schüsselträger.

fatzen, sw. v. necken, zum Besten haben (aus d. Hd.).

faute, f. Fehler, Versehen, Mangel, Gebrechen, frz. faute.

vaute, Gewölbe, Keller, frz. voûte, engl. vault.

vê, n. Tier; coll. Vieh.

vê, vêch, adj. = veige.

feber (fê-?), n. das Fieber.

vechte, f. n. = vachte, Gefecht etc.

vecht(e)lik, adj. in Streit, Schlägerei befindlich; v. sake, Schlägerei; adv. vechteliken.

vechten, sw. v. vechtegen, sw. v. = vechten, st. v.

vechten, st. v. 1. fechten, streiten, kämpfen, auch mit Worten: zanken, disputieren; mit danken, gegen Gedanken ankämpfen; bes. vom gerichtl. Zweikampf. 2. trans. ausfechten, (den sege) erstreiten, erringen; den êrsten kîf, bildl. den ersten Versuch machen.

vechtent, n. = vechte, vechtinge.

vechter, Fechter, Kämpe, Krieger; gewerbsmässiger Freifechter, athleta; Raufbold.

vechte-slach, -streke, Fechterschlag, -streich; Finte.

vechtich, 1. = vechtelik. 2. = veftich.

vechtinge, Fechten, Kampf, Streit; Gefecht, Schlacht; Zweikampf; Schlägerei, Prügelei.

vedder(e), veder(e), I. sw. m. Vetter, jeder Geschlechtsgenosse, spec. 1. Vaterbruder. 2. Brudersohn. 3. ehrende Anrede. II. sw. f. 1. Vaterschwester. 2. Brudertochter.

vedder(e)ke, sw. f. = veddere II.; bes. = II, 2?

vedder-, vedderen-kint, patruelis.

vede, sw. m. männliche Rute.

vêde, f. = veide. vêden = veiden.

fede, fedde, f. (fries.) = vade; ihre Nachkommenschaft: fede-tôm.

vedeke, sw. f. Vaterschwester.

vedel(e), veddel(e), f. Fiedel, Geige; ve(d)del-boge, Fiedelbogen; -sak, Geigenfutteral.

vedelen, veddelen, fiedeln, geigen.

vedelêre, veddeler, Fiedler, Geiger.

vedem, st. m. = vadem.

vedeme, ältere Form für veme; vedeme-swîn, durch Eckernfrass gemästetes Schwein.

vedemen, filare, spinnen, zwirnen; ghevedemet, netus.

veder(e), vedder(e), sw. f. 1. Feder; vederen lesen, deplumare, fig. feine, mühsame Arbeit verrichten; liebkosen, schmeicheln; ût den vedderen schudden, berauben. 2. Flossfeder. 3. Schreibfeder; in de v. geven, der v. betruwen, schriftlich aufsetzen; in der v. laten, verschweigen, nicht angeben. 4. Sprungfeder, im Schloss etc.

veder-, vedder-bedde, lectus plumeus; -busch, crista; -krantz, e. Kopfputz v. Federn? -lesen, s. vedere; -ort am Messer: Federung? -pûst, mit Federn gestopftes Küssen; -sêle, das dünne Häutchen im Federkiel; -spil, zur Jagd, Beize abgerichteter Vogel; Jagd mit solchem; -spit, e. Art Spiess, Waffe; -vê, zahmes Geflügel; -vogel, gefiederter Vogel; -want, mit Federn gestopfte Bettdecke, überh. Bettzeug; -wisch, Federwisch zum Abstäuben.

vederen, vedderen, befiedern, mit Federn versehen, z. B. Pfeile, Bolzen; gevedert, pennatus.

vederlik, Feder, Flügel; lies: vederik?

vederlik, väterlich; adv. vederliken.

vedink? l. veme-dink?

fedrie, sw. m. (fries.) = fadrie.

vê-drift, f. Viehtrift.

vefte, vefteine, s. vifte, vifteine.

veftich, funfzig; subst. n. Rosenkranz oder Paternoster, aus 50 Kügelchen bestehend. – veftigeste, der funfzigste.

vêge = veige.

vege-budel, -sak, was den Beutel leert (Wirtshausname); -klove u. -knovel, -knoufel, -knuffel, sintermale, sintrimala, ein Instrument der Schwertfeger; -schat, e. Steuer, Abgabe; -vûr, vegen-vûr, Fegefeuer.

vegele = veile, feil.

vegelse, n. Fegsel, Kehricht; im v. liggen mit, sich balgen, streiten mit?

vegen, sw. v. fegen, mit Besen kehren; reinigen, scheuern, putzen (swert v.); den Pferdehuf auswirken.

veh(e) = vê, Vieh.

vê-hûs, Viehhaus, Stall.

vei = vê, Vieh.vei = veige, adj.

veide, f. Fehde, Streit, Feindschaft.

veide-brêf, Fehdebrief; -dage, pl. Zeit des Krieges, = veide; -plichtich schip, gût, dessen der Staat zur Kriegsführung bedarf, w. deshalb confisciert werden darf.

veidelik, fehdelich, feindlich.

veiden, sw. v. Fehde führen; trans. verfolgen, befehden, bekriegen.

veideschop, Hass, Feind-, Fehdeschaft.

feie: vrow Feie, Fee?

veige, veie, vom Schicksal zum Tode bestimmt, dem Tode entgegen gehend; feige, verzagt, erschrocken.

veige, veie, sw. f. des Vaters Schwester.

veigel(e) = veile, feil.

feigelen = feilen, fehlen.

feil, m. Fehl, Fehler; Mangel, Gebrechen; das Fehlende, die Differenz; Beschwerde; sunder, ane f., ohne Fehler, unfehlbar, sicherlich.

feil, fehler-, mangelhaft, schlecht, trügerisch, unzuverlässig.

veil-becker, der nicht abbackt und für den Hausverkauf, sondern auf den Hausier-Verkauf backt (Ggs. hûs-becker).

veil(e), adj. feil, käuflich; v. dragen, zum Verkauf austragen, hausieren mit; tom veilen kope bringen, veile markede holden, Waren öffentlich ausbieten; auch v. Ort, wo etwas feil geboten wird: öffentlich, krôch, taverne, stove, vor dem veilen tappen stân, v. Bier; veiler, bet veile, bet veiler, wohlfeiler; fig. veile holden, preisgeben.

feile, sw. f. 1. Kopftuch, Schleier, Mantel. 2. ein grobes, schlechtes Gewand. frz. faille.

veilen, sw. v. feilhalten, zum Verkauf bieten, überh. Handel treiben mit.

feilen, fehlen, fehlgehen, fehlgreifen, sich irren; abs. oder m. Dat.: unzulänglich sein, nicht zutreffen, fehlschlagen, mislingen, trügen, entgehen, abgehen, fehlen; frz. faillir.

veilich, veilicheit, veiligen, s. vêlich etc.

veilinge, das Feilbieten, Feilkauf, Handel, bes. Höker- u. Hausierhandel; die Ware, mit w. man, sie feilbietend, aussteht oder hausiert.

feilsam, fehlerhaft, untüchtig?

veime, st. f. veim, n.? = vême.

veir, vier, u. Abl., s. vêr.

feisân = foisân.

feisêren, censere, curare, reputare, achten, uteren edder rekenen; saeke f., sich Dinge trüglich ausdenken u. fälschlich vorgeben. (Entstellt aus visêren.)

veist(e), n. = vêste.

feit, n. (f.?) That, Handlung; frz. fait.

feit, adj. geschmückt, schön; frz. fait.

vel, n. 1. Fell, Haut v. Menschen oder Tieren; ênem ein (dat, sîn) vel rucken (tên), s. rucken. 2. Schelte, wie hût: scortum. 3. Stück, als Mass des Pergaments.

vēl, vel = vele, viel.

fel, (aus d. Ndl.) gottlos, böse; adv. vellike, heftig, sehr.

vel-brugge, Fall-, Zugbrücke.

veldich, feldig, d. h. eben.

veldinge, offenes Feld, Blachfeld.

vel-dore, Fallthür, bes. Fallbrett, Fensterluke, worauf die Waren ausgelegt wurden.

vele, 1. subst. abs. oder m. Gen.: viel, viele. 2. adj. viel, manch, zahlreich. 3. adv. vor Adj. oder Adv.: gar, sehr; abs.: oft, häufig, vele unde vake, vaken u. vele, vele u. dicke; so vele – so vele, quanto – tanto.

vēl(e)-klaffer, Verleumder; -mâls, oft; -mêtich, multimodus; -snacker, -spreker, Schwätzer; -voldich, vielfältig; -vrât, wer viel isst; vgl. velvrâtz.

vêl(e), adj. = veile. vêlen = veilen.

fêle, sw. f. = feile.

velen, sw. v. viel machen.

vêlen = veilen, feilhalten.

velge, f. (hölzerne) Radfelge.

velhaftich, zum Fallen geneigt, morsch.

vēlheit, velicheit, Vielheit, Menge.

vêlich, sicher, gestützt, ungefährdet, m. Gen. der Person (oder mit vor) und Gen. der Sache; v. dach, Landfriedenstag, Waffenstillstand; adv. vêligen, vêlichliken.

vêlich, n. = vêlicheit 1 u. 2; schriftlik v., Sicherheits-, Geleitsbrief.

vêlicheit, 1. Sicherheit, Ungefährdetheit, guter Friede. 2. Sicherheitszusage, sicheres Geleit. 3. Sorglosigkeit, Zuversicht, Vertrauen.

velichte = villichte.

vêligen, trans. sichern, schützen; sicher stellen, Sicherheit stellen für; sicheres Geleit geben, sicher geleiten u. hinschaffen.

vêlinge = veilinge, Feilkauf.

fêlinge, das Fehlenlassen woran, Versäumnis.

velkenêre = valkenêre.

velle-brugge = velbrugge.

vellege, sw. f. = velge.

velle-gilder, -koper, Fellhändler, auch wohl Gerber.

vel(le)ken, vellekîn, kleines Fell; Häutchen.

vellen, adj. aus Fell, ledern.

vellen, sw. v. fällen, zu Fall bringen, stürzen, niederschlagen, umhauen, töten, erlegen; den Preis, Wert heruntersetzen, mindern, (eine Summe Geldes) ganz oder teilweise erlassen, (Münze) vergröbern; (e. Streitsache) beendigen, entscheiden; (Angeklagte) verurteilen, verdammen.

vellich, 1. hinfällig, schwach; spec. m. Gen.: in e. Prozess unterliegend, ihn verlierend; vertragsbrüchig. 2. passend, geschickt, geeignet. Adv. vellichliken.

vel-lichte, s. villichte. vellike, s. fel.

vellinge, st. f. Fällung, Herabsetzung, Minderung des Wertes etc., Verschlechterung, Benachteilung, Schädigung.

vellinge, sw. f. = velge.

vel-na = vilna.

velschen, sw. v. fälschen, betrügen.

velschener, velscher, Fälscher, Betrüger, Falschmünzer.

velscherie, velschinge, Fälschung, Betrug.

vels(e), m. Fels. (Spätes W., vgl. vols.)

vēlst, adv. viel, um vieles.

velstên = veltstên.

velt, n. (freies, offenes) Feld, Ebene, das Freie; Ackerfeld; Bauplatz für eine Bude (in der hansisch. Niederlassung auf Schonen); Kampfplatz, Schlachtfeld: to velde laden, komen, sik leggen; dat v. (be)holden, das Feld behaupten, siegen, auch v. der Seeschlacht und sonst bildl.; ebenso bildl.: to velde bringen, vorbringen; Feld im Schachspiel, Wappen etc.

velt-acker, Acker im freien Felde, Ackerfeld; -dach, Tag, Versammlung auf freiem Felde; -gânde und -genge, -ginge, -gange vê, Vieh, w. vom Hirten ins Feld getrieben wird; auch wohl Ackerpferde; -gebûr, Ackersmann; -geschutte, Feldgeschütz; -(ge)venknisse, Feldsicherheit, Gelöbnis eines Kriegsgefangenen, entweder zu bestimmter Zeit und an bestimmtem Ort sich zu stellen oder nicht mehr gegen den Feind zu dienen; -gût, Landgut, -besitz; -hêre, Feldherr, Heerführer; -hôn, ornix, Feld-, Rebhuhn; -hoppe, herba perforata, hyppicon, iperum (= hypericum perforatum); -karte, Feldkarde; -kerke, Dorfkirche? Kirche vor der Stadt? -klocke: einen knepel in der velt-klocken geven, an den Galgen gehängt werden; -klôster, Cistercienser-Kloster; -kome(n), -komel(e), ciminum, carve, cirtum, serpillum (= carum carvi, auch thymus serpyllum?); -konele, serpillum (= thymus serpyllum); -man, campester; -marke (markede), st. f Feldgebiet v. Dorf oder Stadt; Grenze desselben; -marschalk, Feldmarschall (stand unter dem velt-hêren); -minte, caliacasia (= mentha arvensis?); -monik, Cistercienser; -mûs, sorex; -naber, Besitzer oder Arbeiter eines benachbarten Feldes; -pert, Ackerpferd; = veltstrike; -rede (aus velt-trede?), centaurea; -reise, Spaziergang ins Freie; -rôf, Beraubung des Ackerfeldes; -schêde, -schêdinge, Feldgrenze; -sege, wilde Ziege; -slachtinge, Feldschlacht; -stên, Feldstein, erratischer Felsblock; -strike, sw. m. u. f.?, (noch) frei im Feld umherlaufendes Pferd; -swîn, Schwein, welches auf die Weide getrieben wird; -vlêgende, zu Felde fliegend, v. zahmem Federvieh; -vluchtich, aus der Schlacht flüchtig; -weges, n. e. Wegestrecke, Stadium; vgl. vêrendêl.

Velten, Valentin, Patron gegen fallende Sucht (Epilepsie), w. daher sunte Veltens krankheit (sucht) heisst.

vel-vrâtz, mit sw. Pl., Vielfrass, ursus gulo.

vel-werk, Felle.

vê-maget, Viehmagd.

veme, f. Eichelmast der Schweine; die Abgabe dafür, Mastgeld. Vgl. vedeme.

vême, veime, st. f. Strafe, Verurteilung: der hogesten v. vorscult hebben; ausserordentlicher Gerichtshof, bes. zur Sicherung des Landfriedens; in de v. scriven = vorvêmen, vorlantvreden; in Westfalen: heimliches Freigericht; zeitweiliges Bündnis zur Sicherung des Landfriedens; überh, Friedensschluss, Bündnis.

vêm(e)-, veim(e)-brêf, Fehmurkunde, spec. Verfehmung, Verurteilung; auch: Bundbrief zur Sicherung des Landfriedens; -dink, Fehmgericht; -nôt(e), -schepen, Beisitzer des Fehmgerichts; -wrogich sake, Vergehen, w. dem Fehmgericht unterliegt.

ven, vēn, n.? m.? Sumpfland, Torfmoor.

vê-nâme, Raub von Vieh.

Venedie, Venedig; davon: Venedier, Venedesch.

veneken, n. 1. Fähnlein. 2. Rotte Soldaten, Mannschaft unter einer Fahne.

vener, venre, Fähndrich, Fahnenträger; Hauptmann eines Fähnleins Soldaten.

fenêren (phenêren), finanzieren, Geldgeschäfte machen durch Anleihe oder Beleihung. Subst. fenêringe.

veng(e)nisse = vanknisse.

venie, venje, f. lat. venia: 1. venies (venie?) bidden, Verzeihung. 2. (fussfälliges) Gebet: an sine v. vallen, treden.

feni-greek = fenugrec.

venîn, vennîn, n. m. lat. venenum, Gift; fig. teuflische Bosheit.

veninen, vergiften, giftig machen; giftig sein. Part. venînd = veninich.

veninich, venînsch, giftig; fig. boshaft.

fênix, m. Phönix.

venk(e)nisse = vanknisse.

venklik (an)nemen, gefangen nehmen; v. bringen, setten etc.

venlîn, vendlîn, vēn(d)el, n. = veneken 1 (auch: Schiffsflagge) und 2.

venne, f. moorige, marschige Weide; Zss. ven(ne)-lant.

venne = vinne, Geschwulst.

ven(n)ekol, -kôl, -kel, fennikôl, venkol, fenkel, m. Fenchel, feniculum, marathrum (anethum foeniculum); -krût, -stok, -wortele, -sât; -water.

vensen (-ê-?) u. Ableit. = vinsen etc.

venster(e) = vinstere.

vent (u. vente?), m. Knabe, Junge, Bursche; Knecht, Geselle, Genosse, Gehülfe. Dem. venteke, sw. m. ventken, n.

vente, st. f. frz. vente, Verkauf: ter v. bringen.

vent(e)-gût, -ware (Ggs. stapelgût), ward nicht in die hansischen Factoreien gebracht, z. B. Wein, Bier, Korn, Pech, Theer, Holz.

fenu-grec, -grez, fenum grecum (trigonella foenum Graecum).

ver, st. m. = varre.

ver = vrowe, Frau, s. vor.

ver, fern; s. vere, verre.

ver-, untrennbares Praefix; s. die Zss. mit vor.

vêr, fl. vêre, vier; de v. tide, hôchtide, die v. Hauptkirchenfeste; de v. pêle, das Haus; vêrer hande, viererlei; up den vêren, auf Händen und Füssen.

fêr, frz. fier, stolz, stattlich, schön.

vêr-angel, m. Viereck.

vêr-bend, adj. mit vier Banden, Reifen.

verbene, morsus diaboli; auch (umgedeutet?) verbetene u. verbyre (?).

vêr-bênich deir, quadrupes.

vêr-dagechtich, -dachtich, quadriduanus; vêr-de(ge)lich vrezen, quartana.

verde, st. f. Gang, Fahrt; Weg, Fährte; Art u. Weise, Benehmen; in vlocke unde verde, s. vlocke. Vgl. vart.

verde, sw. m. Gefährte, Geselle.

vêrde, st. n.? Gefährdung; Hinterlist.

vêrde, sw. der vierte; -half, viertehalb.

verde-bôk (-ê-?), breviarium, bei der Messe benutzt, also Evangeliar? oder eig. Reisebetbuch?

vêr-dêl, -del, n. Viertel, Quart; als bestimmtes Gemässe; jares, Quartal.

verde-lage, st. f. Abschiedsgeschenk, -trunk.

vêr-dêlen, vierteilen.

verde-mâl, n. Vesperbrot, Abendessen. (= Fahrt-, letzte Mahlzeit oder vierte, vêrde?)

vêrden-dêl, -dêlen, s. vêrdêl, vêrendêl u. vêrdêlen, vêrendêlen.

vêrde-part, n. schepes, Viertel Anteil an e. Schiffe.

vêrder, m. der vierte Teil eines Scheffels, der Himten.

vêrde-vat, n. = vêrder; in Braunschweig = 1/40 Scheffel?

verdich, zur Fahrt bereit, zum Streit gerüstet, überh. bereit, fertig, vollkommen, in Ordnung, geschickt.

verdicheit, Fertigkeit, Bereitschaft.

verdigen, zur Fahrt, Reise fertig machen, zum Streit rüsten; abfertigen, absenden; bereiten, in Stand setzen, herstellen, verfertigen.

vêrdup, n. Mass einer ¼ Tonne; aus vêrde-hôp? s. fêrp bei ten Doornkaat Koolman, WB. der ostfries. Spr.

vêrdink, m. quadrans, ferto, der vierte Teil 1. einer Gewichtseinheit, z. B. eines Centners, spec. = ¼ Mark = 2 Unzen = 4 Lot. 2. einer Münzeinheit, bes. einer Mark, daher von verschied. Werte, in Bremen = 8 Grote.

vêr-dradich, vierdrähtig, v. Garn, Tau etc.

vere, m. Ferge, Fährmann.

vere, f. n. Fähre, Ueberfahrt.

ver(e), adj. fern, entfernt, weit. Compar. verere u. verre.

ver(e), adv. 1. räumlich: fern, entfernt, weit; v. weges, weither, weit weg; van v. (veres, verens), von fern. 2. modal: it so v. bringen dat, es so weit bringen dass; so v. komen dat, dahin kommen dass; (al)so v. alse, in solchem Masse als, insofern, wenn; vere vor Adj. u. Adv.: weit, gar, sehr.

ver(e)-bôt, Fährboot.

ver(e)-gat, n. Fahrloch, Durchlass für Schiffe in einer Palisadenreihe, in einer Brücke.

vere-gelt, Fährgeld.

vêr-egged, -eggich, viereckig.

vêreken, e. engl. Münze = ¼ Nobel = 20 Pf.; e. Stralsunder M. = ¼ Schilling?

ver(e)-lôn, Fährgeld.

ver(e)-man, 1. Fährmann; pl. verlude. 2. Fuhrmann? l. vôrman?

veren, sw. v. fernen, entfernen.

veren, adv. = verne.

vêren, sw. v. (gefährden,) in Schrecken setzen.

vêren, sw. v. vierteilen.

vêren-dêl, -del, n. Viertel; als Gewicht 25 Pfd. oder ¼ Pfd.; ein bestimmtes Gemässe (auch vêrendel-vat); ein Landmass = 27 Morgen; Stadt- u. Gau-Viertel; v. jares, van êner stunde; ein v. weges, vgl. veltweges.

vêren-dêlen = vêrdêlen.

ver(e)-prâm, Fährprahm.

verer, Fährmann.

vêrer, Vierer, Mitglied eines Collegiums von Vieren, z. B. des Vorstandes von Handwerksgesellen-Brüderschaften.

ver(e)-schat, m. Fährgeld.

ver(e)-stat, Fährstelle.

ver-êver, m. Fährever, e. grösseres Fährschiff.

verheit, verenheit, Entfernung.

vêr-horn, quadrum; -horned, -hornich, quadratus, tetragonus; -hornecheit, quadratura; -horren (l. -hornen), quadrare.

ferien, pl. Ferien (in Staatsgeschäften, a. 1491).

verigen, entfernen.

vêringe, Schrecken.

vêringe, Vierung, quaterna, quaternitas.

vêrink, m. = vêrlink.

vêr-jarich, -jârlik, quadriennis; -jârtît, -jârtidich, quadriennium.

verjûs, Saft von unreifen Trauben, ndl. verjuys, frz. verjus, engl. verjuice.

verk, meist verken (varken), n. Ferkel. Zss. verken-moder, Zuchtsau; -snute, (Schnauze); -vlêsch.

vêr-kant, -kantich, vierkantig, -eckig; vollkommen, -ständig.

verkenen, Ferkel werfen.

vêr-klêver: veerkleverbledisch krût, vierblätteriger Klee.

ver-lang, allmählich? verlanges = verlinges.

verlazuis, verlasusaninna, Interj. als Refrain.

vêr-ledich, quadrimembris.

vêr-leie, -leige, viererlei.

verlen, sw. v. dat segel, das Segel beschlagen, aufrollen und zusammenschnüren, engl. to furl, frz. ferler.

verlik = vederlik.

vêrlik, vêrlicheit = vârlik etc.

verlinges, adv. fern; van v., von fern.

vêrlink, m. ein Viertelpfennig.

ferme-, fermel-dôk, m. Kopfbinde zur Bedeckung des gesalbten Firmelkreuzes.

vermelen, vermelinge = vermen, verminge.

fermel-pade, -vadder, Zeuge bei der Firmelung.

fermen, vermen, sw. v. firmeln, confirmare.

vermin spelen? = vorminnespelen = vorminnen?

vêr-mêtich, quadrimodus.

ferminge, verminge, Firmelung.

vêrndel, vêrndink, s. vêrendêl, vêrdink.

verne, adj. = ver, fern.

vern(e), adv. 1. räumlich: fern, weit; v. weges = vere w.; van v. landes komen; it is mi v., ich denke nicht daran, bin nicht willens. 2. zeitlich: v. waren, weit, lange dauern; v. tid dages, v. dages, hoch am Tage. 3. modal: so v. bringen, komen, (al)so v. alse, als Verstärkung vor Adj. u. Adv., s. vere; vernere besibbe, in entfernterem Grade verwandt.

vernen, sw. v. entfernen; jurist.: (Gut) entfremden, in andere Hände bringen.

verne-wîn, Firne-, alter Wein; ên vernestuͤcke wines, ein Fass solches Weins.

vernigen, sik, sich entfernen.

verninges, vernlinges = verlinges.

fernis (fernlis, vernus), n.? 1. Firnis. 2. Firnis = Bernstein schlechterer Sorte. Vgl. fornis.

vernisse, distantia.

veronete, sw. f. als kirchl. Schmuck; lies: -ce? -ke? = veronick, veronig (Veronica i. e. facies Christi in sudario Veronice)?

vêr-ord, -ordich, viereckig; -orden, quadrare.

vêr-pas, n. Vierpass, ein viereckiger Kasten oder Rahmen, z. B. als Tribüne.

ferpel, ferpelie, Trug, Arglist.

verre, veerre, adv. = vere 1; van verrens = van veres.

vers u. versch, versche, n. Vers, Strophe. Zss. vers maken; versch-dichter, -maker, versemekere.

versch (varsch), unfl. auch vers, frisch, neu; v. Wasser, Fisch u. Fleisch auch: nicht gesalzen, daher de versche market (Ggs. de solte m.), auf w. solche Fische verkauft werden; in (mit) der verschen dât vân (begripen), in flagranti ertappen; uppe verscheme vote, stehenden Fusses, sofort.

vêr-schare: de v. spannen = de vêr scharnen sp., die vier Bänke des Tribunals hegen, Gericht halten.

vers(c)heit, verschicheit, verschlicheit, Frische.

verschen, sw. v. auf-, erfrischen; gesalzene Fische auswässern.

vêr-schrodich, quadratisch geschnitten, v. Zeug.

verse, f. vitula; verseken, juvenca.

vêr-seidich, quadrifidus.

vers(e)ne, st. f. verse, sw. f. Ferse des Fusses.

versen-gelt geven, fliehen.

versik, berberis vulgaris.

versliken, adv. recenter.

versne-, versen-penninge geben die Wendinnen ihrem Herrn bei einer Ehescheidung; ist wohl von Färse, juvenca, nicht von Ferse calx abzuleiten (Homeyer, SSpgl).

ver-spete, pl. eine Waffe? = vederspit?

verst, f. Frist, Aufschub.

verst, st. m. verste, sw. m.? First, Dachspitze, -kante, Giebel.

versten, sw. v. fristen, aufschieben.

verstinge, Dachung, Dach.

vêr-stunt, viermal.

vêrt, vîrt = vêrder.

vêr-tal, quaternarius; vêr-tel, als Mass, z. B. Landmass.

vêr-tein(e), -teigen, -tên, -tîn, vierzehn; vêrtei(n)-nacht, vierzehn Tage, die Frist eines halben Monats.

verten, st. v.? farzen, pedere, bombisare.

vêrtich, vierzig; de v. dage, die grossen Fasten.

ver-tike = veder-têke, Daunenzieche?

vertût, f. Vorzüglichkeit, Güte, lat. virtus.

vêr-valt, -voldich, quadruplex; -voldicheit, quadruplicitas; -valden, -volden, quadruplare.

vêr-formich, quadriformis.

vêr-voted, -votich, vierfüssig.

verwe = varwe.

ver-weges, s. vere, adv.

vêr-wegich, quadrivium.

verwe-lôn, Bezahlung für Färben.

verwels, n. soviel als an Garn oder Zeug auf ein Mal gefärbt wird.

verwen, sw. v. färben; auch: bemalen, anstreichen; verwet gold (Ggs. fyn g. edder twistg.)?

verwer(e), Färber; verwersche, f.

verwerie, das Färben; das Färberhandwerk; = verwerhûs, Färberwerkstatt.

vêr-werve, viermal; vêrwerven sesse, 24.

vêr-winkelich, quadrangulus, quadrum; -winkelen, quadrangulos facere.

vêr-woninge-schap, Schrank mit vier Abteilungen, Fächern.

vese, sw. f. vesen, st. m. Achel, Spreu (Korn), Hülse, Schale (Knoblauch), Splitter (Flachs, Holz), Wurzelfaser; am Garn, Gewebe: Fasen, Fädchen; Franse, Saum; Bezeichn. des Geringsten: lîk der vesen achten, für nichts; nicht eine(n) v., gar nicht(s).

vese-laken: van flocken off van schragelingh gemaict, also von Wollabfall.

vesper, f. die vorletzte canonische Stunde (6 Uhr Abends); -tît, Vesperzeit.

vesse-bendel, Schnürband? (aus d. Hd.)

vesser (aus d. Hd.) = veter; -slot, sera catenata.

vessinge (aus d. Hd.) = vatinge.

fest, n. Fest; -dach, Festtag.

veste = vast, adj.

veste, st. f. 1. Handfeste, Document. 2. Festung, feste Burg, überh. jede Art der Befestigung und Sicherung eines Ortes, daher auch 3. Gefängnis.

veste, f. (aus dän. fæste). 1. e. Art der Pachtung von Land durch Kauf auf Lebenszeit. 2. n.? das so gepachtete Land. veste-brêf, Contract über solche Pachtung.

veste, st. f. Verfestung, e. weltlicher Bann, proscriptio. (Aus vêste?)

vêst(e), n. (f.) Gericht, Gerichtsbezirk, District, Unterabteilung eines Gaues.

vestegen, festigen; refl. sich verbinden, sich verpflichten.

vestel-môs, -spise = vastel-m., -sp.

vesten, vestenen, sw. v. 1. fest machen, fest heften, firmare. 2. befestigen, sichern, munire. 3. festigen, bekräftigen, beglaubigen, sancire, stipulari.

vesten, sw. v. = vorvesten, proscribere.

vesten(e), st. f. = veste I, 2.

vestenheit, Befestigung, Bekräftigung, Beglaubigung.

vesteninge, 1. Befestigung, Schutzbau, Festung. 2. = vestenheit.

vestentlik, adv. fest.

veste-pennink, Handgeld, arra.

festêringe, festinêringe, Festlichkeit.

vê-sterve, f. Viehseuche.

vêst-genote, Genosse eines vêstes.

vêst-hêre, Vorsteher eines vêstes.

vestinge = vesteninge 1. 2.

vestinge = veste III.; -missedât, Missethat, w. mit Verfestung geahndet wird.

vêstink, n. = vêst-dink, das (jährliche) Gericht der vêstgenoten.

vestlik, adj. zu den Fasten gehörig.

vestlik(en), adv. fest; rechtsverbindlich, unverbrüchlich.

vestnisse = vesteninge 1. 2.

vet u. veet (= vêt), feist, fett, gemästet; fig. voll, reich, gross; de vette ware = vêtgût.

vet u. veth (= vêt?), Fett, Schmer.

vet(e)kîn, -ken u. vetelîn, n. Fässchen; fig. schwacher Mensch.

vetel, vettel, 1. Band, Nestel, Senkel (der Hose). 2. Fessel, Teil des Pferdefusses.

vetelen, binden, fesseln.

veter, st. m. Fessel, Band.

vêt-gût, n. Fettwaren.

vethaftich, fettig, schmierig.

vetinges-helde, lose Kette, als Fessel beider Füsse? Ggs. slothelde, zum Anschliessen an die Mauer?

veting-maker, der vetinge verfertigt.

vetink, m. vetinge, f.? Bahre, Sänfte; = vetinge-wagen, kleiner, leichter Korb-Wagen.

vetme, sw. f. = vademe.

vette, st. f. vetticheit, Fettigkeit; Korpulenz, Fettheit.

vette-bûk, Fett-, Schmerbauch.

vetten, sw. v. fett machen; fett werden.

vetteninge, vettunge, Fettung, Düngung.

vetter, der (auf Wagen) aufladet.

vever (vê-?), n. Fieber.

vê-warte, Hirte. Lies -warde?

vî (fyg, fihg, vihe, vie), n. Sumpf, Brook, Bruch; Sumpfwald; Teich.

fi! interj. pfui.

viant, adj. feind, feindselig, feindlich; subst. Feind, Gegner, Widersacher; theol. der Teufel; -têken, militärisches Signal; viande-brêf = veidebrêf; viandes-man, -mensche, Feind.

viantlik, adj. feindlich; adv. viantliken.

viantschop, viantheit, Feindschaft, Feindseligkeit, Hass; Streit, Kampf.

fibel(e), f. Fibel; ênem de fibelen (Var. fabulen) lesen, jem. den Text lesen.

fibeltatie, Geschwätz, spöttisch für Disputation.

vicarie, viccarie, vickerie, vicaria.

vicaries, viccaries, vicarius.

vice-dom, -dum, vicedominus, Statthalter; Verwalter (der Stiftsgüter), Amtmann.

vice-plebân, viceplebanus, Unter-, stellvertretender Pfarrer.

vicke, f. Tasche an Kleidern; Beutel; Zss. ficken-rême (Riemen).

fick-facker, ardelio.

victrile, Vitriol, Kupferwasser.

victrilesch canafas, mit Colcothar oder Eisenroth gefärbtes Segeltuch?

viddele = vedele.

vidderen: geviddert, volatilis.

vi(e) = vê, Vieh.

viel-rosicke, Veilröschen, lychnis.

vient u. Abl., s. viant.

vîf, fünf; fl. vive, Gen. viver; neine vive tellen konen, v. einem Dummen, Erschrockenen; de tal van viven, quinarius.

vîf-bladere, -vingere, pentafilum, quinquefolium (potentilla reptans); -hornich dinck, pentagonus; -jarich, quinquennis; -jârtît, quinquennium; -leie, fünferlei; -lode, pentafilus; -ort, n. Fünfeck; -talich, quinarius, quinqus (quincunx); -vachtet, fünffach gemacht, ausgestellt (v. e. Urkunde); -werf, -werve, fünfmal; woningeschap, Schrank mit fünf Abteilungen; -wort, eliborus albus.

vîflink, ein Zeug, wahrsch. Fünfkamm.

vîfte, vifte, der Fünfte; -half, fünftehalb; vifter-hande, -leie, fünferlei.

viftein(e), -tên(e), funfzehn; -nacht, quindena; vifteinich, quindenus; vifteinde, quindecimus.

viftich, funfzig, vgl. veftich; viftegeste, der funfzigste.

fîg, fîgh = fi, interj.

vige, f. Feige; de vigen wisen, höhnen.

vige-bone = vîkbone.

vigen-bôm, ficus, ficulnea; -eter, ficofanta, calumpniator; -hof, ficetum; -korf, Feigenkorb; -vrucht vel -palme, carica; -sap, ficulus.

vigent = viant.

vigilie, f. vigilia, abendlicher Gottesdienst für Verstorbene, Totenamt; vigilien-penninge, Bezahlung dafür.

vi(g)gole = viole, Veilchen.

figure, f. Bild, Gestalt; Abbild, Sinnbild, Vorbild.

figûrlik, figuralis.

figuren, figurêren, figurare; figurêren spec.: musikalisch figurieren.

vîk, m. 1. Eingeweidewurm der Fische. 2. ficus morbus, bes. Hämorrhoiden. 3. Fingergeschwür.

vîk-balch, ficosus; -blat, Medizin gegen den vîk 2: tormentilla erecta? scrophularia nodosa? -bleddere, f. Feigblatter, Hämorrhoiden; -bone, lupinum, marsilium; -bule, f. -galle, f. Feiggeschwulst, bes. am Kopfe.

vil, 1. = vele, viel. 2. = fel, gottlos.

vî-lant, Brook-, Bruchland; -lude, die Einwohner desselben.

vile, f. Feile. vilen, sw. v. feilen.

vîl(e)-spôn, -span, Feilspan.

vilie, vil(i)ge = vigilie.

vil(ie)-kare, f. Schinderkarre; -kule, Schindergrube; -mest, Messer zum Schinden; -page, Schindmähre.

villen, sw. v. trans. schinden, das Fell abziehen.

viller, Schinder.

ville-vrâs, ursus gulo.

vil-lîchte, -licht(e), vielleicht, etwa.

villi(g)e = vigilie.

vil-mêstich, meist, fast.

vil-na, fast, beinahe.

vils (u. vilse?), Lump; grober Kerl; Geizhals.

vilt, m. (n.?) Filz; alles aus Filz gefertigte, z. B. Decke, Hut.

vilter, Filzer, Hutwalker, -macher.

vilt-hôt, Filzhut; fig. e. geringe Sache, ein Nichts; mit dem vilthode, mühelos, ohne Schwertstreich und Anstrengung.

viltich, filzig.

vilt-mantel, Filzmantel.

vilt-werk, Handwerk, Amt der Filzer.

vilt-wulle, Filzwolle, verschieden von Lämmerwolle.

vime u. vimme, m. (f.? u. vîm, n.?) Haufen, Hocke, Stapel (Korn, Heu, Stroh, Ried, Holz).

vimen, sw. v. in vimen setzen.

fimmelen, fimmeren, suchend herumtasten.

fimstern, vimstert, (aus fumiterra) fumaria officinalis.

fîn (phîn), fein, schön, lauter, trefflich, artig; v. Menschen auch in spöttisch. Sinne; v. Sachen: von bes. guter Qualität, gereinigt, pulverisiert; vom Gelde: vollwichtig; int fine schriven, setten, ins Reine schreiben; fîn krigen, bewältigen.

financie, f. Gewinn eines Geldgeschäftes; Geldwucher; Betrug, Finesse, List, Ränke, Pfiffe.

finantzer, der Geldgeschäfte macht, Bankier.

finantzerie, Betrügerei.

vinden, st. v. finden, be-, auffinden, antreffen; erfinden, aussinnen; jurist.: e. Urteil finden, erkennen, entscheiden. Refl.: sich einfinden, sich begeben; sich einigen, einig werden.

vinder, Finder; Erfinder; Aufseher über Beobachtung polizeilicher Verordnungen und über die Güte von Waren.

vindes-man, Obmann u. Sprecher der Urteilsfinder; im Plur. auch diese alle.

vindicheit, Geschicklichkeit im Finden, Erfindungskraft, List.

vindinge, Findung, Auffindung; Erfindung, (böser) Gedanke; Urteilsfindung (in de v. wisen); Urteil, Satzung.

vine, f. = vime; -holt, aufgeschichtetes Holz.

fine, f. Feinheit, v. Gehalt der Münzen.

fine-greete-saad, fenum graecum.

vinende sîn up: statt vîndende, feindend, nachstellend?

finêren = fenêren.

vinger, m. Finger; als Mass; dârmede, mit ênem dorch de vingere sên, etwas ungeahndet hingehen lassen.

vinger-bat, iron. für Folterung an den Fingern; -brêt, n.? eines Fingers Breite; -hôt, Fingerhut; -rink = vingerîn; -stark, digitosus.

vingere, st. n. = vingerîn.

vingerêren, mit den Fingern hantieren (vom Musiker); trans. bearbeiten, behandeln, (heimlich) betreiben.

vingerîn, vinger(e)n, n. 1. Fingerring zum Schmuck; spec. zur Verlobung, auch des Bischofs mit der Kirche bei der Investitur, daher fig. Bischofsgelübde; zum Siegeln, daher fig. Siegelwappen. 2. Mauerring.

vingerlîn, n. = vingerîn 1; ringartiger Splint zum Verschluss von Bolzen.

vingerlink, m. = vingerîn 1; Stück des Handschuhs, welches einen Finger bedeckt.

vinke, sw. m. (u. vink, st. m.?), Finke, überh. jeder Singvogel; pluͤckede vinken, minutal, tucetum, pottpastei; vinken fangen, ein Spiel.

vinkelen, funkeln.

vinkeln, Acc. (Pl?), e. Augenkrankheit: Gerstenkorn? Flimmern?

vinke-mân, September.

vinken-blok, der ehrlose Block, e. Art Pranger: over den v. slân, auf ihm stäupen; -bûr, n. e. Bauer, Kasten als Gefängnis; auch als Pranger auf dem Markte? -nette, crepula; -oge, n. -ogenpennink, e. kleine Münze in Pommern, Mecklenburg: 2⅓ = 1 Lübeker Pf., nicht ein v., nicht das geringste; -pluckersche, Vogelpflückerin, -händlerin; -venger, Vogelfänger, -händler.

fînliken, adv. = schônliken, suverliken.

vinnachtich, -echtich, rancorosus.

vinne, sw. f. Bauer im Schachspiel (mhd. vende, sw. m.); Schimpfwort: olde v., verschrieben st. o. dêvinne?

vinne, sw. f. Flossfeder des Fisches; auch vom Drachen.

vinne, sw. f. rancor, mancor, Geschwulst, Drüse, Blatter; spec. Gerstenkorn am Auge, Hitzblatter an der Hand, e. Geschwulstkrankheit der Pferde, Finne der Schweine.

vinnen-kiker, Fleischbeschauer, betreffs der Finnen der Schweine.

fînnêringe efte prûstinge des Hauptes. Reinigung, Säuberung.

vinnich, rancidus, rancorosus, finnig. v. Schweinefleisch.

vinnicheit, rancor, Behaftetheit m. Finnen; Garstigkeit, fig. hässliches Wesen, Erbittertheit.

vinsel, portio, frustum, stucke, knygke.

vinselike, adv. verstellter, heuchlerischer Weise.

finsen, vinsen, sw. v. heucheln, vorgeben; up, mit List und Verstellung zu erreichen suchen, mit allen Mitteln streben nach; refl. sich stellen, sich den Schein geben. (frz. feindre.)

vinser, Heuchler.

finserie, vinsicheit, finsinge, Heuchelei, Verstellung.

vinster (vinstere), n. Fensteröffnung, Glasfenster, Fensterladen, -luke; in der Goldschmiederei: Vertiefung. Oeffnung, durchbrochene Arbeit.

vinster-boge, Fenstervertiefung, open v., wirkliches Fenster; -ganc, -schranc, fenestrale; -gelt, dän. vindueskat, eine Abgabe; -glas, F-glas; -laken, Gardine; -lit, pl. -lede, F-laden, -luke; -post, F-pfosten; -rame, F-zarge; -schûr, Dach über dem F.; -speringe, F-kreuz; -wapen, gemaltes Wappen im F.

vînt = viant.

fiole, Bettlerleier, frz. vielle?

viole, fiole, sw. f. Veilchen, viola, fiola; viôlblat, V-blatt.

violen, bisaca; fyolen, lenticia (aus leucoia?).

violen-, fiolen-hof, violarium; -krans, Veilchenkranz; -krût, violata; -olie, Veilchenöl.

fiolette, viola; eyn phyolyttes cleyt (a. 1331), violett; adj. fiolet (a. 1445).

vipperer, Sausewind, ardelio.

vîr u. Ableit., s. vêr, vier.

vîr-avent, Feierabend: Tag vor einem Kirchenfeste; Beschluss der täglichen Arbeit.

vîrdent = vêrdink; l. virdenc?

vîr(e), st. f. Feier, Fest; in groter v. holden, valde colere; Feiertagsfriede.

vire, fire, f. Armbrustpfeil, afrz. vire.

vire-brake, f. Bruch des Feiertages; -breker, der den Feiertag bricht.

vîr(e)-, virel-, (vîrle-?)dach, Feiertag.

viren, sw. v. feiern, festlich begehen; verehren, verherrlichen, preisen; intr. unthätig sein.

(viren) firen, ein Tau schiessen, folgen lassen, wohin es von irgend einer Kraft gezogen wird; frz. virer, engl. veer.

viride, vîr(e)de, vîrt(e), n. m. Viert, Bezeichn. v. Heideflächen und Hölzungen (v. as. fiwar, fior, d. Geviert? Zss. v. vî und?).

viringe, Feiern, Feier.

vîrlicheit, Feier.

vîrlik, feierlich, festlich; adv. vîrliken.

firmament, n. Himmelsfeste, Sternenhimmel.

vîr-munte, e. Münze = vêrlink?

phisân, Fasan.

visch (vis, bes. in Zss.), m. Fisch; im Sg. auch coll.; vische als Zeichen des Tierkreises.

vische ist zu lesen statt bisthe im Lübeck. UB. V, S. 605? dicke Planken zur Verstärkung des Verdecks an der Oeffnung, durch w. der Mast geht; aus frz. fiche.

visch(e)-bank, Verkauftisch der Fischer; -blek, Feilplatz der Fischer, Fischhändler; -dach, 1. Fasttag, 2. Wochentag, an dem jeder Bürger von ihm selbst eingeführten gesalzenen u. geräucherten Fisch feil bieten darf; -dîk, F-teich; -garn, F-netz; -gelt, F-zins, eine Fischereiabgabe; -grave, F-graben, Weiher mit fliessendem Wasser; -hame, hamus, tragula; -hêre, der über die Fischerei gesetzte Ratsherr; -kare, gurgustium; -kele: brancia, kiwe an der vischekelen; -knoke, F-gräte; -koper = vischmenger; -korf, F-korb; -kule, contus, Fischerstange; -line, F-leine, -schnur; -man = vischer; -market, F-markt; -meister, Aufseher über die Fischerei oder den Fischmarkt; -melk, lactes; -menger, F-händler; -nette, hamus; -pennink = vischgelt; -puls = vischekule; -rîke, fischreich; -ruse, F-reuse; -schute, Fischerschiff; -seller, -sliter, F-händler; -stein, steinerne vischbank; -tûch, Fischergerät; -tûn, Umzäunung für den Fischfang; -vat, reservaculum; -vedere, -vinne, Flosse; -vlome, F-schuppe; -ware, f. Fischereigerechtsame; -weide, Ort wo Fische sich aufhalten, Fischerei, = vischware; -wêker, F-weicher, der getrocknete Fische, bes. Stockfische aufweicht u. verkauft; -were, n. F-wehr; -werk, allerlei Fische, Fischware.

vischen, sw. v. fischen; etwas aus dem Wasser nehmen, heraufholen; trans. befischen.

vischer, Fischer, auch fig.; vischersche, f.

vischer-bode, -hûs, -kote, Fischerhütte; -ewar (l. eivar?), F-ever, -schiff; -kar, f. Fischkasten, -behälter; -leger, n. Fischerniederlassung, Strandfischerei (auf Schonen, verschied. v. vitte); -touwe, n.= vischtûch.

vischerie, Fischerei, Fischfang; das Gefischte, Fische.

visel, m. Mörserkeule, Stössel; Mörser.

visel-tei, e. Sorte schlechteren Bieres.

vîs-dom, -plebân, s. vice-.

vise-, visipetent, eine Sache oder ein Mensch ohne Wert u. Nutzen; Narrheit, Phantasterei, Possen, u. persönl. Hans Narr, Windbeutel?

visêren, ins Auge fassen, ausdenken, ersinnen; bedenken, überlegen; schreibend oder zeichnend entwerfen, modellieren.

visêringe, Erfindung, Plan; Entwurf, Modell, Zeichnung.

vise-vase, Wischiwaschi, Schnickschnack, Phantasie, närrischer Einfall, Grille, Possen, Narrheit. Verb.: visevasen.

visitacie u. visitêren, theol.: Heimsuchung, heimsuchen.

fissêren, das Schauende eines Tuches mit Namenszügen versehen oder sonst verzieren; vgl. visêren.

vîst, m. crepitus ventris; -hûs, Abtritt.

fistele, sw. f. Fistel, Röhrengeschwür, fliessende Wunde.

fistelinge, cassia-fistel, cassia fistularis, Röhrenkassia.

vîsten, sw. v. einen Bauchwind fahren lassen.

vîste-ruck, hêr v. (: bûk), qui male olet?

Vît, Veit; broder V., Landsknecht.

vitali(g)e, vitalli(e), vittali(g)e, f. Victualien, Lebensmittel.

vitalie, sw. m. vitalier = vitalienbroder.

vitalien, mit Lebensmitteln versehen, verproviantieren.

vitalien-broder, urspr. die gegen die Dänen und zur Verproviantierung des von diesen belagerten Stockholm seit 1392 ausgerüsteten Freibeuter, seit 1395 blosse Seeräuber; daher überh. = Seeräuber, Pirat.

vitallieschop, Seeräuberei.

vît-, vîth-bone, faba egyptiaca, ficus laxativa, lupinus, marsilium.

vîtes-kop, Pfennig v. Corvey u. Höxter mit dem Kopfe des h. Vitus.

fitlock, st. n.? Fesselhaar, Kötenzopf des Pferdefusses. (ndl. vetlok, engl. fetlock, mhd. viƷƷeloch.)

vitte, st. sw. f. jede Niederlassung der Kaufleute einer hansischen Stadt zwischen Falsterbo und Skanör behufs des Fanges, der Bearbeitung und Verladung des Herings; eig. Abteilung? vgl. as. vittea, ags. fit; s. Schäfer, Buch des Lübeck. Vogts auf Schonen S. XCIX.

vittek, vitk, Fittich, Flügel.

vitze, 1. e. Art Tuch, mit eingewebten Mustern? 2. Fitze, Garnstrang?

vitz-recht = malefizrecht?

viver, st. m. vivere, sw. f. Feisel, Drüsenkrankheit der Pferde, mlat. vivolae.

vive, s. vîf. vivich, quintinus.

vize-dom etc., s. vice-.

flabbe, vlabbe, f. ein breithangendes Maul, bes. verächtl. Bezeichn. eines schwatzhaften Mundes.

flabbe-munt, Maulaffe, Maulheld.

flabberie, unnützes Geschwätz.

flabbite, f. = flabbe.

vlach, n. fl. vlages, (Ausdehnung in die Länge) Fläche, Strecke, Strich Landes, Feldes, Weges.

vlacke, sw. m. f. krankhafter Hautfleck; Schmutzfleck, auch bildlich.

vlacke = vlake.

flacken = flaken.

fladder, n. e. mit dünner Moorschicht überwachsene Sandfläche.

vlade, sw. m.? laganum, placenta, polenta, flacher Kuchen; auch: vladenkoke?

vlader, Ahorn; Maser, maseriges Holz; Zss. vlader-bôm.

vlage, st. f. 1. = vlach. 2. Schicht (Erde). 3. Schar, Schwarm: in groter v. komen. 4. plötzlicher Sturm und Regen, verfliegendes Wetter; fig. Anstoss, Anfall, Angriff. 5. Weile, Gelegenheit; alle flage, allemal, stets.

vlak, fl. vlakes, flach; platt, eben; nicht tief, seicht; undicht = lak?

flak, n. 1. Fläche, Breite. 2. = vlake 2.

vlake, f.? 1. flaches Flechtwerk aus Zweigen, als Hürde, Faschine, Darre, Wagenleiter (auch für die bretternen gebraucht) etc. 2. e. kleines Netz.

flaken, mit vlaken fischen; subst. flakerie. Vgl. flacken, flocken.

vlak-egge, Ziegelstein mit einer abgefaseten, abgeplatteten Ecke; Ggs. hol-e. u. andererseits twêvlak-e.

vlackicheit, Fläche.

vlak-visch, diejenigen getrockneten Fische, w. am Rücken auseinander gerissen und so in zwei Hälften geteilt sind.

Vlamink, Fläming, Flander.

Vlamisch, Vlames(ch), flämisch, aus Flandern.

flammât, ein Edelstein.

vlamme, sw. f. m. Flamme.

vlammen, flammare.

vlammen-var, feuerbarbig.

vlammer, m.? Krankheit, Fehler oder Unart des Pferdes? allgemein oder ein bestimmter Mangel? vgl. Grimm Deutsch. WB. flimmen u. flimmern.

vlammich, flammeus.

Vlander = Vlamink; Vlanderen, Vlanderenlant, Flandern; Vlanders-, Vlanderens-side, flandrische Küste; Vlander-var, -varer, Flanderfahrer.

vlas, m. Flachs.

vlas-arne, f. Flachsernte; -bote, f. F-bund; -jart, f. F-feld; -kop, adula; -penninge, F-zins, -zehnten; -rote, Grube, in w. F. gerösst, zum Faulen gebracht wird; -scheve, F-schäbe.

vlasche, f. Flasche (v. Zinn, Glas, Holz, Leder).

vlaschen-dreier, Flaschendrechsler.

vlassart, m. pannus villosus, lodix villosa.

vlassen = vlessen, adj.

flatêren, flattieren, die letzte Behandlung des Tuches vor dem Färben: e. Art des Kratzens u. Scherens? aus frz. flatir? flatter?

flatter-sak, Schelte auf eine liederliche Person.

flau, schwach, matt, kraftlos.

flawel u. Abl., s. fluwêl.

vlê, f. Flehen, Bitte.

flebbe, f. = vlabbe.

flebbeken, osculari, osculum prostare.

vlecht, n. 1. Geflecht v. Zweigen, Hürde. 2. Geflecht der Haare, Schopf. 3. Flechte, die Hautkrankheit.

vlechte, f. 1. Haarflechte, -zopf. 2. = vlecht 1, spec. Wagenleiter, auch die bretternen.

vlecht(el)-snôr, Schnur zum Flechten, Wickeln, Winden, Haarband.

vlechten, st. (sw.) v. flechten, verflechten, winden, binden; intr. sich flechten, sich verbreiten (v. Hopfen).

vlecke, e. Teil der Rüstung: Wams.

vlecke = vleke, vlake 1.

vlecke, f. 1. = vlek. 2. andersfarbige Stelle, Schmutzfleck; fig. Makel, entstellender Fehler.

vleckech, vleckecht, tabidus.

vleckechtich, fleckig, gesprenkelt.

vleckede, f. flache Stelle, Untiefe.

vlecken, zerreissen, -brechen, spalten, aufschlitzen.

vleckinge, macula, Befleckung.

vleder (u. vlêder?), m. sambucus, Flieder, Hollunder; Zss. -bôm, -busch; -water v. den Blumen, als Medizin; -pipe, sambuca.

vle(d)er-, vledder-mûs, Fledermaus.

vlêdich, rein, sauber, schön.

vlege, st. m. Ordnung, Einrichtung, Schlichtung, bes. Beilegung eines Zwistes; Schmückung, Zierung; concr.: Schmutz, Putz, bes. Kopfputz der Frauen.

vlêge, sw. f. Fliege; als Bild des Unbedeutenden.

vlegel(e), Dreschflegel. Teile dess.: vlegel-bant, tribunaculum; -koppe (l. -kappe?), corium tribuli.

vlêgen, st. v. fliegen; fig. sich rasch bewegen, eilen; flattern, wehen; sprühen; in vlêgenden reden horen, van vl. worden weten, gesprächs-, gerüchtsweise.

vlêgen-mân, August; -nette, canopeum, emuscarium; -vôt, Fliegenfuss, bildl. nichts; -wêger, -weigel, F-wedel.

vlêger, e. fries. u. ndrländ. Münze mit d. Bilde eines Adlers oder fliegenden Engels, gleich 4 Stüver oder etwas mehr als ein Bremer Grote.

vleger(e) = vlegele.

vlege-sone, f. Sühne, Vergleich.

vlei = vloi, Flöhe; vleien = vloien.

vleien, sw. v. = vlîen, ordnen.

vleisch, vleis = vlêsch.

vleit = vlêt.

fleite, fleiten = floite, floiten.

vlek, m. Fläche, Ebene, Landstrich, Raum, Platz, Stelle; Schlag, Stelle des Schlages, Wunde.

fleke = flake 1.

fleke, flieke, langer Pfeil, = flitse.

vleke, e. Sorte Weissbrot (= nndd. flechte? = vleke, Pfeil?).

vlêlik, flehentlich, inständig; adv. vlêliken.

Vlêmink = Vlamink.

vlên, vlein, st. v. flüchten, davon eilen; trans. fliehen, meiden; in Sicherheit bringen, auch refl.

vlên, vlein, sw. v. flehen, bitten; trans. anflehen.

vlenseken (vlenschen), heucheln, vorgeben; m. Dat.: schmeicheln = vleseken.

vlenseker (vlenscher), Schmeichler.

vlenselik, adj. schmeichlerisch.

vlênt, n. Fliehen, Flucht.

vlêsch (u. vlês, bes. in Zss.), n. Fleisch; am Obst, Ggs. kerne; fig. die leibliche, sinnliche Natur des Menschen, Sinnlichkeit.

vlêsch-amt, Fleischerhandwerk; -bank, Fleischbank, fig.: up de v. leveren, offeren; -barde, F-axt, -beil; -dach, Tag an dem F. zu essen erlaubt ist, spec. Festtag? -gafle, Gabel um F. in den wimen zu hängen oder herunter zu nehmen; -(h)ouwer, Fleischer, Schlachter; Henker; -hûs, Schlachthaus, -halle; -krouwel = vlêschgafle; -market, F-markt; -menger, F-händler; -môs, Wurstfleisch, Wurst; -schar(ne) u. -schrange, F-bank, -halle; -spit, Bratspiess; -tegede, F-zehnten; -vat, F-Fass; -vrowe, F-händlerin; -wime, hölzernes oder eisernes Stangengerüst zum Aufhängen des Fleisches; -wunde, F-wunde.

vlesche, f. = vlasche.

vlêsch(e)lik, vlêslik, fleischlich, leiblich; theol.: sinnlich.

vlêschen, fleischern, körperlich, leiblich.

vlêschich, carnalis.

vleseken (vleschen), mit ênem, schönthun, liebäugeln, -kosen; refl. sich stellen, heucheln.

vleseker, Schmeichler; Heuchler.

vlesen = vleseken.

vlesicheit, Schmeichelei.

flesik neben Rohr u. Schilfgras genannt; l. lêsik?

vlessen, flächsen, von Flachs.

vlessen, Flachs bereiten.

vlêt, n. (m.?) jedes fliessende Gewässer, natürlich oder künstlich, Strom, Fluss, Bach, Canal; in Städten natürlicher oder gegrabener Arm eines Flusses; in den Marschen bes. der Hauptwasserzug, in den alle Wetteringen, Gräben etc. zusammen fliessen und der mit einem Siele durch den Deich führt.

vlet u. vlette, n. Ebene, Fläche, bes. Fussboden, Diele, Estrich des Hauses.

vlête, st. m. = vlêt.

vlête, f. schwere Verwundung, tiefe Wunde.

vlête = vlêteme.

vlêtechtich, fliessend, laufend (v. Ohren).

vlêteken, n. Bach.

vletele, Flossfeder; l. vlotele?

vlêt(e)me, sw. f. vlêtem, st. m.? flebotomum, Fliete, Instrument zum Aderlassen.

vlêten, st. v. fliessen, strömen; übertragen: v. Geruch; de vlêtende bûk, diarrhoea; vom fliessenden Wasser getrieben werden, im Wasser schwimmen.

vlêtich, tabidus.

fletie (oder fletien? wohl = flêtke, -n), e. zur Flutzeit ausgelegtes, zur Ebbezeit aufgenommenes Netz; vgl. ndl. vleet, Treibnetz.

vlêtlek, fluxus.

flet-quellinge, (fries.) tötliche Verletzung?

flet-foren, sein Hab und Gut vergeben gegen lebenslängliche Leibzucht; flet-forink, der dies thut; dän. fledføre, -føring.

fleute, fleuten = floite, floiten.

vlî, n. dünne Haut: Staarkrankheit; dat witte vligh, der graue Staar; vli van olie, der Ueberzug, w. sich auf dem Oele bildet? Oeltreber?

vlichten = vlechten.

vlicke, sw. f. e. abgetrenntes Stück, v. Fleisch, bes. e. Speckseite.

flicken, sw. v. flicken, notdürftig ausbessern; hinzuthun, -setzen; refl. bi, sich an jem. anschliessen, in seinen Schutz, Dienst begeben; in, sich einmischen.

vlider = vleder.

vlîen, vligen (vliggen), st., selten sw. v. ordnen, fügen, dirigieren, einrichten, in die Reihe bringen, zurecht machen (legen, stellen, setzen, bes. nach e. gewissen Ordnung, schichtweise); ausstaffieren, zieren, schmücken; Streitende versöhnen, e. Streit schlichten, e. Krieg beilegen, auch m. mit unbestimmt. Obj. it, dat; m. Präp.: legen, stellen, bringen, richten, bestimmen, anwenden, applicieren, anschliessen, anbequemen. Refl.: sich schmücken, sich putzen; sich vergleichen, sich versöhnen; tohope, sich versammeln; m. Präp.: sich wenden, sich begeben, sich schicken, sich befassen, sich machen an, sich zu einem halten, sich anschliessen, sich anbequemen.

vlien, vlîn = vlên, fliehen.

vlier, Ordner, Veranstalter, Vermittler.

vlins, m.? Kiesel-, Feuerstein, hartes Gestein, Fels; vlins-stein, Felsblock.

vlinte, f.? vlint-stên = vlins.

vlîsam, fügsam, schmiegsam, anthulich.

vlîsch, vlîs = vlêsch.

flise, vlise, sw. f. Fliese, Steinplatte.

vlisen, sw. v. mit Fliesen belegen.

vlister, sibilus.

vlisteren, sibilare, flüstern, zuraunen; auch v. Blöcken des Viehs.

vlisterer, Ohrenbläser (Schmeichler, Verleumder).

vlistericheit, vlisteringe, Flüsterung, Ohrenbläserei.

vlît, m. Fleiss, Eifer, Ernst, Andacht, Sorgfalt, Streben, Absicht.

vlît, vliten = vlêt, vlêten.

vliten, st. u. sw. v. intr., meist refl. sich befleissigen, eifrig sein, sich angelegen sein lassen, sich bemühen, streben.

vlitich u. vlîtlik, fleissig, emsig, aufmerksam, ernstlich, andächtig, strebsam; adv. vlite-, vlîtlike(n), auch: dringend, inständig.

vliticheit, Fleiss, Emsigkeit.

flitke(n?), Fittich.

vlîtsamich, sorgfältig, eifrig.

flitter, f.? Metallblättchen, Gold-, Silberblech; Zss. flitter-smide, n.

flitze, flitsche, sw. f. (aus frz. flèche) der lange Pfeil des flitz-bogen, des langen Handbogens; vgl. fleke.

vlo, lanugo, Flocke, Flaum.

vlô (vloe), f. pl. vloge, vloy, Floh.

vloch-mêre, fliegende Kunde, allgemeines Gerücht; -mêrich, durch Gerücht verbreitet; -regen, nimbus, Regenschauer; -vûr, Flugfeuer; -wort = vlochmêre.

vlôch-gût, geflüchtetes Gut; -varich, vagabundierend.

vlôchnen, vlôchen(en), vlochgenen, etwas flüchten, in Sicherheit bringen; in die Flucht schlagen, vertreiben, beseitigen.

vlocke, carpia, e. Pflanze.

vlocke = vlecke, Geflecht; l. vlecke?

vlocke, sw. m.? Flocke von Wolle, Haar (Locke), Zeug etc.; Schneeflocke; pl. vlocken, Flockwolle, flockiger Abgang der Wolle beim Tuchrauhen.

vlocke, Haufe, Schar: een vlokke scepe quam, de schepe ginghen in groten vlocken.

vlocke: an (in) vlocke (vlocken, vlok, vlot, volke, volge) unde an (in) verde (verden, geverde, vore, vure, gevorde, voringe) sîn (wesen; besên werden, gevunden w.), bei einer gewalttätigen Handlung, bes. Mord, Totschlag, Verwundung, mitbeteiligt, Helfershelfer sein; eig.: im Haufen und im Zuge (Begleitung, Gefolge) sein; vlot statt vloc, vorde gevorde st. verde geverde verschrieben oder verlesen? einmal steht allein in der vlocke, einmal nur am floke.

vlocken, e. Kleidungsstoff.

flocken, mit flocken (floke) fischen; Sbst. vlockerie. Vgl. flacken, flaken.

vlocken unde vlusen, ein Land (Acker, Weide, Wiese, Hölzung etc.) als volles Eigentum nutzen, die ungeschmälerten Einkünfte eines Eigentumes (auch eines Hauses, des Zehnten, selbst von Leibeigenen) geniessen; selten allein: eines Riedes brukende wesen, heghen, vlocken, meygen, invoren.

vlocken edder voren, fortschaffen, z. B. Korn aus der Scheune zum Verkauf, Schuhwerk nach auswärtigen Märkten; das Heu einer Wiese afvlocken unde wechbringen to lande efte to watere, einführen.

flocker, Fourier eines Fürsten?

vloden, sw. v. fluten, Flut sein.

vlodinge, Flutung, Strömung.

vloge, st. m. 1. Fliegen, Flug; überh. Bewegung, Fahrt, Zug; Flucht; fig. Schwung, Aufschwung, Kraft, Flor. 2. auch f.? Flügel. 3. Schar? im Kloster in Ghodes v. leven.

vlogel, m. Flügel der Vögel; als Helmkleinod; Fensterflügel; Seitenbehang des Altars; Seitenansatz an e. Tisch, e. Tasche; Saiten-Instrument, e. Art Harfe; = vluger am Schiff.

vlogel, vlogeler, vloger, Dreschflegel.

flogelen unde weren (ein Wehr setzen) in einem Flusse; vgl. fluͤgel, Bremer WB. I, 410.

vlogel-ruse, Reuse, Sacknetz mit Flügeln.

vlogen(en) = vlôchnen.

vloger = vlogel II.

vlogeren, dreschen.

vloges, adv. flugs, eiligst, sofort; so vl. alse, sobald als.

(vloien) vleien, refl. sich flöhen.

vlôien, vlô(i)gen, sw. v. fliessen, strömen; fluten, Flut sein, wachsen, steigen; fig. im Ueberfluss vorhanden sein; mit einem sinken und vloien wollen: stehen u. fallen.

floi-mân, (Flohmonat) Mai.

floite, sw. f. Flöte, das Blas-Instrument; e. langes Trinkglas.

floiten, flöten, pfeifen, blasen.

vlôk, m. Fluch, Verwünschung.

floke, pl. sackförmige Fischernetze; vgl. flocken.

vlôken, sw. v. fluchen; m. Dat., jem. Böses wünschen.

vlôker, blasphemus.

vlôm, vlomen, vlomich = wlôm etc.

vlome, f. Fischschuppe; Metallplatten von Schuppenform (am Panzer, an silbernen Gefässen).

vlome, sw. m.? Nierenfett der Schweine, Schmalzfett der Gänse, Fett der Fische.

vlomen, sw. v. 1. Fische abschuppen; fig. van, befreien, reinigen; berauben, bringen um. 2. mit Schuppen versehen: ein sulvern vlomet beker.

vlomen-smer, n. = vlome II.

vlomich, schuppig.

vlôm-visch, Fisch mit Schuppen (Ggs. z. B. Aal).

vlôr, m. Flur, Au, Feld; Flur im Hause, Diele, Estrich.

flôr, m. Flor, Blüte, Kraft, Ansehen.

florêren, zieren, schmücken (mit Blumen oder blumenförmigem Zierate); verherrlichen, preisen; intr. zierlich, wohl reden.

vlôt (vlût), f. pl. vlode, das flutende Wasser u. die Strömung im Wasser; Strom, Fluss; in der Saline: der Zufluss der Sole, e. bestimmtes Mass in bestimmter Zeit jedem Siedehause zu liefernder Sole, = vlôtgût, die Terminszeit einer vlôt; Flut (Ggs. Ebbe), Fluttide; Zufluss, Anschwellung des Wassers, Ueberschwemmung; Erguss (v. Thränen).

vlot, m.? fl. vlotes, Sahne, Milchrahm.

vlot, n. fl. vlotes (vlates), ratis, Floss.

vlôt, vloet, vloyt, m. fluxus aquarum, flumen; reuma, reumatisma. Oder gehören die Stellen teils unter vlôt, vlût, f. teils unter flote, st. m.? in flot unde vore, s. vlocke.

vlôt (u. vlot?), flach, nicht tief, seicht (sow. v. d. Behälter, Grunde als v. d. Flüssigkeit); v. spreken, oberflächlich?

vlôt-, vlôd-arke, f. hölzerne vlôtrenne; -gût, die vom Ertrage der vlôt (s. d.) kommende Salzrente; -klover in der Saline: Holzhacker? -mark, n. Flutmal, -tide? -renne, Rinne für eine Wasserleitung.

vlôt-var, -varich, von Gütern: beweglich; -vorich, auf einer Geschäftsreise begriffen, auch: flüchtig? subst. -voricheit. (Ist vlôt- anzusetzen?)

vlōt-, vlot-dele, geflösste Bohle; -drift, Treibgarnfischerei im Strom, Ggs. seinetoge; -holt, Flossholz, überh. zu Wasser fortgeschafftes Holz; -galle, e. Pferdekrankheit: vermehrte Absonderung der Gelenkfeuchtigkeit; -honnich, (aus den Bäumen fliessender) Honig der wilden Bienen; -renne = vlôtrenne; -rêp, das Reep der Ankerboje oder des Fischnetzflottes; -staken, pl. Pfähle vor den Mühlrädern und Freischütten zum Auffang von Gegenständen; -veddere, -vedderke, Flossfeder.

vlote (vlute, vlotte, vloͤte), st. m. as. fluti, Fliessen, Strömung, Aus-, Zu-, Abfluss; jeder Wasserlauf: Strom, Fluss, Bach, Flossgraben etc.; medic. rheuma: des hovedes, der nese, Schnupfen, der oren, des blodes etc.

vlote (vlate), st. f. das Schwimmen, Treiben auf dem Wasser, fig. Gang, Bewegung: in der vl., unterwegs; concr.: Holzfloss; e. Vereinigung v. Schiffen, Flotte; fig. ziehende Schar, Zug Menschen.

vlote, f. breiter Abrahmlöffel.

vlote (vloete), st. f. Holzflössung.

vlote (vloͤte), sw. f. Fährprahm, -boot; Holzprahm.

vlote-melk, abgerahmte Milch.

vloten (vlaten), vlotten, sw. v. flott werden, (oben) schwimmen.

vloten, sw. v. die Sahne abschöpfen, Fett von e. Flüssigkeit abnehmen.

floͤten = floiten.

vlôten (?) u. vloten, vlotten, sw. v. flott machen; flössen (Holz); zu Wasser fortschaffen, überh. fortschaffen, wegführen (vl. u. voren); fig. fördern.

vloten-driver edder vloter: identisch oder verschieden? Ggs. zeiner; vgl. vlotdrift.

vlote-snuve, Triefschnupfen.

vlotich, flüssig; katarrhalisch, blutflüssig.

vlotunge, (Holz-)Flössung.

flowêl, flowel u. Abl., s. fluwêl.

flowîn u. Abl., s. fluwîn.

vluch, n.? volatus; oder verschrieben statt vlucht?

vlucht, f. Flucht; fliehende Menge; Zuflucht; der Gegenstand, w. geflüchtet, geborgen wird.

vlucht, f. Flug, überh. schnelle Bewegung; in der vl., fliegend oder eiligst; das was fliegt, Geflügel, Vögel; Ort wo man fliegt (vgl. valken-vlucht); womit man fliegt: Flügel; fig. Spitzenbehang; Zss. vluchtkussen.

vluchten, sw. v. flüchten, in Sicherheit bringen; in die Flucht jagen.

vluchteringe, Flüchtung, Flucht.

vluchtes, adv. flugs, sofort.

vluchtich, flüchtig, fliehend; eilig, gleichsam fliegend; vluchtiges votes volgen, sofort, auf der Stelle Dieben, Räubern nachjagen.

vluchtigen, in die Flucht jagen.

vluchtiges = vluchtes, vluchtinges.

vluchtinges, adv. flüchtlings.

vlucht-sale, f. zeitweilige Verleihung von Lehen, Vergabung von Eigentum, um es sich zu sichern und dem Lehnsherrn, den Gläubigern zu entziehen.

fluckern, flackern, flimmern.

fluck(e)s, flux = vloges.

fluc-sucht, Dysenterie? l. fluts.?

fluder-mouwe, -mouwet = vlugermouwe etc.

fluêl, fluel u. Abl., s. fluwêl.

vlugel, Windfahne auf Türmen etc.

vlugel-stange, sw. m. Windfahnenstange.

vluger, m. 1. e. schmale Flagge auf dem Schiffsmast als Windfahne und Abzeichen; = vlugel. 2. weites, vorne offenes Gewand, wie mit Flügeln; das flügelartige Seitenstück desselben.

vluger-mouwe, weiter, flatternder Aermel; adj. ên vlugermouwede rok.

vlugerde (u. vlugende?) rok = vluger 2.

vlugge, flügge (vom Vogel); in Bewegung, rege (v. Menschen, Feuer, Strom); behende, rasch, energisch; flüchtig, fliehend.

fluinen = fluwinen.

flundere, sw. f. Flunder, pleuronectes flesus.

flunken, fuchsschwänzen, freundlich thun, in Gelegenheit sehen?

vlûs, n. 1. auch vlûsch, vellus, Vliess, Schaffell. 2. Flocke, Locke, Handvoll Wolle oder Haare; Hautfetzen. 3. Graswuchs; Heu-Ertrag; auch Halmstand u. Korn-Ertrag? 4. e. Münze mit dem Bilde eines Vliesses.

vlusen, s. vlocken.

vlût = vlôt.

flutse, sw. f. Schwarm, Schar.

fluwêl, fluwel, m. Sammt, Atlas, frz. velours; auch Adj., u. der Gen. fluwêls adjektivisch in Zss.

fluwêlen, fluwelen u. fluwêlsch, fluwelsch (aus d. Gen. fluwêls entstellt?), adj. von fluwêl; fluwêlen, n. = fluwêl.

fluwîn, Marder, Marderfell; adj. flu(w)inen, flowinen, im Ntr. subst.

vô, f. Füchsin.

fobben, foppen, narren.

vôch, m. f. Fug, schickliche, passende Gelegenheit oder Stelle, geziemende Weise; = vôcheit.

vôchbar, passend, geschickt.

vôcheit, Geschicklichkeit, Kunst; Klugheit, List.

vôchlik, adj. füglich, passend, schicklich, geziemend, gebührlich; adv. vôchliken.

vochtich = veftich.

vocke, f. Focksegel; de brêde v., Breitfock; focken-takel, Focktakelage.

vocke, utse, bufo.

vocke, sw. m. Narr? leichtfertiger Mensch?

vocken, aufziehen, zum Narren haben, höhnen.

vode, st. f. = vodinge.

voden, sw. v. füttern, speisen, nähren; auch bildl.; auf-, grossziehen; refl. m. Gen. oder van, seinen Unterhalt erwerben mit.

voder, n. 1. Futter, Speise, Nahrung. 2. Unterfutter, subductura. 3. Futteral, fotrum, fotrale. 4. Pelzwerk; ein einzelner Pelz.

voder, n. vodere, n. Fuder, Wagenlast; dat v. binden, fig. veranstalten, richtig machen, fertig bringen.

voder, Ernährer; vodersche, f.

voder-dôk, Futtertuch, Zeug zum Unterfutter, ward gewebt von den voder-dokes-mekeren auf dem voder-kam.

voderen, 1. Vieh füttern. 2. unter-, ausfüttern, v. d. Kleidung, auch Wasserrinnen mit Blei, Gruben u. Gräben mit Bohlen oder Mauerwerk.

voderer = voder-marschalk u. -knechte.

voder-gelt, Futtergeld für Pferde; -knecht, Pferdeknecht, Fouragier; -marschalk, Fourage-, Stallmeister; -pert, Pferd, w. ein Unterthan etc. zu futtern hat; -spise, Viehfutter, Ggs. kokenspise; -vorke, Heugabel.

voderich, ein Fuder enthaltend: ein halfvoderich vat wines.

voderinge, 1. Fütterung, Ernährung, auch bildl.; spec. des Viehs, bes. der Pferde; Fouragieren. 2. Futter, Nahrung, bes. für Vieh u. Pferde, auch das noch nicht gemähte Futter, Weide.

voders-tal, Fuderzahl, e. Mass für Wiesen- u. Riedland.

voder-tafel, wächserne Schreibtafel, diptycha, dictica.

vodester, Nährerin, Amme, auch bildl.

vodinge, 1. Ernährung, Erhaltung; under ên ander vodinge, commercium. 2. Nahrung, Kost, Speise, Futter.

vofte, vofteine, voftich = vefte, vifte etc.

voftich, voftink, n. Rosenkranz, Paternoster.

voge, st. f. 1. Zusammenfügung, Fuge in Mauer- u. Holzwerk. 2. = vôch, Passlichkeit, bequeme, fügliche, schickliche Weise, passender Ausweg, Fug u. Recht.

voge, 1. passend, schicklich; geschickt, geeignet, gefügig; klug, listig. 2. klein, wenig, geringfügig; pl. wenige; adv. wenig (vgl. as. fâh).

vogedie, Vogtei, advocatia, praefectura.

vogedink = vogetdink.

vogedinne, Fem. zu voget.

vogel (voggel, vagel), m. Vogel; Dem. vogelken, vogelîn.

vogel-bode, -hutte, Vogelhütte, -herd; -bûr, -hûs, V-käfig; -dreger, aleger, V-händler? -hunt, plumax; -lîm, viscus; -neste, aviarium, avigaria; -nette, V-netz; -rode, ames; -spil, -spel, 1. Vogelbeize, 2. zur Jagd abgerichteter Vogel; -tunge, lingua avis, Vogelwicke; -vank, Vogelfang; -wicken, augurare, auspicari; -wicker, augur, auspex.

vogelen, Vögel fangen.

vogelêre, 1. Vogelfänger; -händler. 2. Augur. 3. e. Art Kanone.

vogelie, vogelerie, Vogelfang.

vogelik = vôchlik.

vogelken-want, e. Gewand (zu kirchl. Schmuck), mit eingewebten Vögeln? netzartig?

vogelte, n. Geflügel, Gevögel.

vogen, sw. v. 1. intr. füglich, schicklich sein, passen; anstehen, sich geziemen. 2. trans. fügen, passend gestalten; einrichten, bestellen, bewerkstelligen, schaffen; zufügen, geben, gewähren. 3. refl. sich wohin verfügen oder begeben, sich an etwas machen.

voger, Veranstalter, Vermitteler.

vogesam, gefügig, gefällig.

voget, advocatus, praefectus, Fürsprecher, Beschützer, Schirmherr; Bezeichn. verschiedener Beamten, bes. Vorsitzender im Gericht, Stadthauptmann, Amtmann, Dorfvorstand.

voget-dink, -tink, Gericht unter dem Vorsitz eines Vogtes; -dôm, Vogtei, Bezirk eines Vogtes; -gelt, -schat, -haver, -rogge, Geld- oder Korn- Abgabe von einem -gût, d. h. e. Grundeigentum, w. einer Vogtei -plichtich ist; -grep(e), st. m. ein Eingriff des Vogtes in ein Erbe behufs Teilung desselben; -hêre, 1. Schirm-, Schutzherr, 2. Ratsherr als Vogteiverwalter.

vogich, gefügig, helfend; l. volgich?

voider(e), n. = voder, Fuder.

foisân, voysân, m. Fasan.

voit, voyt = voget.

vol, voll, u. Abl., s. vul.

volant = valant.

volch, m. Folge; nênen v. dôn, ungehorsam sein.

volchaftich = volgehaftich.

volde, f. Falte; Hautfalte, Runzel.

volde-hoike, Mantel mit Falten? -tafele, Klapptisch.

volden, st. sw. v. falten, zusammen legen; refl. sich beugen, sich fügen.

vole (volle, vale), sw. m. Fohlen, Füllen.

vole (volle, vale) = vele, viel; voelheit, Menge.

volen, sw. v. tasten, berühren; fühlen, empfinden; mit dem Geiste fühlen, merken, wahrnehmen; meinen, urteilen.

volen, n. Gefühl; Meinung.

volen (volne, valen), n. Füllen, Fohlen.

volen-mân, Füllenmonat, März.

volge, f.? volger, m. der schwimmende Deckel einer Stande, w. der verminderten Flüssigkeit folgt.

volge, st. f. Folge, Nachfolge; concret. Gefolge; Heeresfolge, Leistung der Kriegspflicht; Erbfolge in der Heerschaft; Lehnsfolge, spec. das Recht des Lehnsmannes vom neuen Lehnsherrn die Anerkennung des Lehnsverhältnisses zu begehren; Beistimmung, spec. die Zustimmung der Urteilfinder zum Urteil; Nachachtung, Gehorsam; Folge, Ergebnis; logische Folgerung; an (in) volge unde (ge)verde, s. vlocke.

volge (?), adj. = volgich.

volge-brêf, Urkunde, w. volge verlangt; -erve, nachfolgender Erbe; -knecht, pedisequus; -maget, pedisequa.

volge(h)aftich, volgaftich, -achtich, Folge gebend, zustimmend, gehorsam; v. Sachen: überantwortet, ausgeliefert.

volgen, sw. v. 1. mit Dat.: folgen, nachfolgen; Heeresfolge leisten; nachgehen, verfolgen, betreiben; jem. gerichtlich belangen; dem lêne, um die Belehnung nachsuchen; v. Sachen: ausgeliefert, Eigentum von jem. werden; persönl.: in Besitz nehmen; v. laten, verabfolgen, ausliefern. 2. auch mit Gen. der S.: Folge geben, gehorchen, nachahmen, zustimmen. 3. absol. oder refl.: folgen, erfolgen; als logische Folge sich ergeben, sich folgern lassen.

volgendes, adv. in der Folge, darauf, nachher.

volger, 1. Folger, Begleiter; Nachfolger im Erbe; Nachkomme; Anhänger, Helfer, spec. Eideshelfer. 2. Binnen- u. Butensteven, Hölzer zur Verstärkung der Vor- u. Achtersteven. 3. s. volge I.

volgich, folgend, zustimmig, gehorsam.

volginge, Folge, Nach-, Erb-, Heeresfolge.

folie, sw. f. Macisblüte, Muscatblume.

volik (aus vôllik), fühlbar.

volk, n. Volk: Leute; ên pâr volkes, Ehepaar; Geschlecht, Familie; Nation; Heer; Geschäftspersonal, Gesinde, Dienerschaft; Menge, das gemeine Volk; volkekin, volkesken, plebicula.

volke, n. = volk.

vôlken, Dem. v. palpitare.

volk-holdent, n. das Halten von Gesellen oder Dienstboten.

volk-wîch, n. Massenkampf, Schlacht.

vollich, vollichaftich = volgich, volgehaftich.

vols, m. Felsstück, Stein.

volste, n. (Ditmarsch.) = volk, Gesinde.

volt = valt, Hürde.

von dialekt. = van, von.

vondenisse, vonnis, (Fund,) gerichtl. Urteil, Festsetzung (mehr ndl.).

vonte, f. = vunte.

fonteine, f. Quelle, Brunnen.

vôr, mageres, jüngeres Schwein.

vôr, f. = vôre, f.

vôr, n. contrah. aus voder, Fuder.

vōr, st. f. Furche, überh. Vertiefung, Rinne, Graben, bes. Grenzgraben, Grenze; Linie, Reihe.

vor, ver, gekürzt aus vrowe, fl. vorn, vern, Ehrentitel für Frauen höheren Standes, auch nach vorhergehend. vrowe; fast ausschliesslich vor dem Namen.

vor, n. verkürzt aus vorjâr, Frühling?

vor, präp. 1. m. Gen.: vor des, vorher, ehemals. 2. m. Dat.: räuml., Ruhe bez.: vor; angesichts; zeitl.: vor, früher als; den Vorrang bez.: vor; gruwen, vorschrecken, vorvêrt wesen, vlên, vorhuden, sik hoden, sik vorwachten, sik beschuren, beschutten vor. 3. m. Acc.: räuml., Bewegung bez.: vor, hin bis zu; vorüber bei, vor sik gân, vorwärts gehn; den Vorzug bez.: vor, über, mehr als; für, zum besten von; schützend gegen; wegen, in Hinsicht auf; anstatt, an Stelle von; prädicat. Obj.: für, zu, als; beschuren, bewaren, warnen, sik wachten, behodet wesen, sorgen (sich fürchten), vorvêrt wesen vor.

vor, adv. s. vore.

vor, conj. ehe, bevor.

voracht, Hohn, Beschimpfung.

vor-achten, sw. v. m. Dat. der Person: für jem. (ein Geschick) voraussehen, für ihn erwarten.

vorachten, sw. v. trans. verachten, für unwert halten; bes. diese Gesinnung kundgeben: verhöhnen, beschimpfen, in bösen Leumund bringen.

vorachten, (-â-?) sw. v. trans. in die Acht erklären, ächten.

vorachter, Verächter, Schänder.

vorachteren, trans., intrans. u. refl. = vorechteren.

vorachticheit, Schande, Schmach.

vorachtinge, Verachtung, Geringschätzung; Hohn, Spott, Beschimpfung.

vor-altâr(e?), vor-altâr-laken, Antependium.

vor-an, voran, zuerst, oben an.

vorandelagen, ältere Form für vorhandelagen.

voranderen, verändern, anders machen; den rât, den Stadtrat ergänzen und umsetzen; gudere, an e. andern Ort, in die Hand eines Andern bringen, bes. verkaufen oder vertauschen; refl. anders werden, wechseln; sich anderswohin begeben; bes. sich verheiraten, in den Ehestand treten.

vorander(i)ch maken, alternare; vorander(i)cheit, alternitas.

voranderinge, Aenderung, Ver-, Abänderung; Veräusserung, Verkauf.

vorandersaten, sw. v. verändern, umsetzen; bes. Beamte, Richter etc. durch neue ersetzen; refl. sich wieder verheiraten.

voranderseden (-sedigen), sw. v. trans. u. refl. = vorandersaten.

voranderweiden ên ordêl, vom Richter: das von den Schöffen gefällte Urteil wiederholen, publicieren; refl. sich wieder verheiraten.

voranlaten, sw. v. mit ênem up sculde, ein Compromiss über e. Schuld mit jem. eingehen.

vorantwerden (-warden), -worden, sw. v. trans. überantworten, übergeben; entschuldigen, vertreten, verteidigen; verantworten, Rechenschaft geben; refl. sich verantworten, sich rechtfertigen; ênem wat, beantworten, erwidern; auch pers.: ênen, jem. e. Antwort geben, u. passiv.: e. Antwort bekommen.

vorantwerdinge, Entgegnung, Verantwortung, Rechtfertigung.

voranxsten, in Angst setzen, ängstigen.

vorarbeiden, bearbeiten, bewirken, zu Wege bringen; quälen, abmühen; Rohmaterial verarbeiten; êne tît, e. Zeit zu Ende arbeiten, zu e. Arbeit brauchen.

vorarchwanen, beargwohnen, im Verdacht haben.

vorarden, entarten.

vorargen, -argeren, -argeringe = vorergen etc.

vorarmen, arm werden; arm machen.

vorarren = vorerren.

vor-art, der Landstreifen, w. beim Ackern frei bleibt, Wendeacker.

vor-asse, f. Vorderachse, Vordergestell des Wagens.

vor-avent, der Abend zuvor, frz. la veille.

vorbâchlike, adv. prahlerisch, rühmend.

vorbacken, st. v. ver-, zusammenkleben; Korn zu Brot verbacken; Partcp. vorbacken, fig. verhärtet, verstockt, verrannt.

vorbaden, sw. v. für Baden ausgeben.

vorbagen, sw. v. refl. sich rühmen, prahlen.

vorbagen, n. vorbaginge, f. Rühmen, Prahlerei.

vorballasten, saburrare; de tegelschune up to schruven und nyges to v. und nedden aff tho schelcken?

vorballen, sw. v. refl. (v. Pferde) sich den Ballen quetschen, verstauchen.

vorbanden, e. Fass mit Banden versehen.

vor-bank, Verkauftisch vor dem Hause.

vorbannen, st. (sw.) v. bannen, in den Bann thun; verbannen.

vorbant, m. = vorbunt.

vor-bâr(e), adj. vortrefflich, hervorragend, vornehm.

vor-baren, refl. sich hervorthun; valschelic, sich den Schein der Trefflichkeit geben. Oder vorbaren = vorbêren?

vorbarmen, sw. v. m. Acc. oder Dat. des Erbarmenden u. Nom. oder Gen. des Bemitleideten: erbarmen, dauern, rühren; refl. m. Gen. oder over (auch intr. m. Gen.?), sich erbarmen.

vorbarnen, vorbarninge, s. vorbernen etc.

vorbartêren, Waren im Baratt- oder Tauschhandel umsetzen.

vorbasen, sw. v. von Sinnen bringen, verwirren; von Sinnen kommen, bestürzt, verrückt werden.

vor-bat, adv. 1. räuml.: fürbass, fürder, weiter, auch: vorbat-an. 2. zeitl.: ferner, in Zukunft, hinfort; auch: vorbat-mêr, hin-vorbat. 3. modal: mehr.

vor-bate, st. f. Vorteil, vorweggenommener Nutzen, spec. Rente der Pfannenherren aus der Lüneburger Saline; s. Ndd. Jahrb. V, 161.

vôr-bedde, (Fahrbett) Sänfte, Rossbahre.

vor-bede, f. Fürbitte für jem. anders oder zur Abwendung eigenen Leides.

vor-bedechticheit, Vorbedacht.

vor-bedechtlik, adv. mit Vorbedacht.

vor-bedecken: mit vorbedeckedeme antlate, maskiert.

vor-bededingen, vorher ausbedingen, durch Vertrag festsetzen.

vor-bêden, st. v. vorladen, citieren.

vorbêden, -beiden (-biden), st. v. 1. gebieten, befehlen. 2. verbieten, untersagen, spec. den Gebrauch einer Sache; verhindern, verhüten. 3. erbieten, proponieren, offerieren; refl. sich zu etwas erbieten, sich bereit erklären (to einem êde, to rechte etc.). 4. entbieten, laden, citieren.

vor-bedenken, predestinare.

vorbêdinge, -beidinge, Verbietung, Untersagung; Erbietung, Anerbieten, bes. to rechte, e. Sache gerichtlich auszumachen.

vorbêgen, sw. v. refl. m. Gen. sich vermessen, sich unterfangen? vgl. vorbagen.

vor-beholden, st. v. vorenthalten, nicht zuteil werden lassen; refl. sich vorbehalten, sich für die Zukunft ausbedingen.

vorbeiden, -bêden, sw. v. 1. säumen, warten; trans. versäumen. 2. m. Gen. oder Acc.: harren auf, er-, abwarten; m. Acc. der Pers. u. Gen. der Sache: Frist geben für die Bezahlung.

vorbeidenheit, Geduld.

vorbeidinge, Erwartung; Hoffnung, Trost.

vorbeit, Verbot; in vorbeide stân, verboten sein.

vor-bekenner, Vorherwisser.

vorbeldinge, Einbildung, Vorstellung.

(vorbelgen, st. v. auf-, anschwellen) Prtcp. vorbolgen, -bulgen, hoch angeschwollen u. erregt, v. Meer; erzürnt, erbittert; trotzig, eigenwillig; übermütig, stolz, aufgeblasen.

vor-bên, Vorderbein.

vorbênen, sw. v. mit Knochen, Elfenbein be-, auslegen? v. e. Sattel.

vor-benkent, n. Einrichtung einer vorbank.

vor-benomet, -benant, vorher, oben genannt.

vor-berât, vorherige Beratung, Vorbedacht.

vorberen, st. v. 1. verwirken: vorboren wesen, verfallen sein (dem Fiscus). 2. entbehren, sich enthalten, nicht verfügen können über.

vorberen, sw. v. zur Last legen, vorwerfen, schuldgeben.

vorbêren, sw. v. verstellen, verunstalten.

vorberent, n. Umgehung, Nichtberücksichtigung, Verzicht? vor-berent, Beibringung, Vorzeigung?

vorbergen, st. (sw.) v. verbergen, verheimlichen; vorborgen, heimlich, verborgen; schwer verständlich.

vorbernen, st. v. intr. verbrennen, in Flammen aufgehen.

vorbernen, -barnen, unreg. (-brande, -brant) u. sw. v. trans. ver-, ausbrennen, versengen; (Münzen) einschmelzen; den vos, den Fuchs durch Rauch aus dem Bau treiben?

vorberninge, -barninge, Verbrennung.

vorberntheit, fig. Eifer, Gier.

vor-berôr(e)t, vorher besprochen, oben genannt.

vor-beschêde, f. Abmachung, Bedingung.

vorbeselt, verwirrt, wahnsinnig.

vor-beslach, Metallbeschlag an Gürteln? vgl. vorblat.

vor-bestellinge, (einer Wahl vorhergehende) Verabredung, Zurede, Beeinflussung.

vor-bet = vorbat.

vorbeteren, ver-, ausbessern; Busse für etwas thun, Schadenersatz leisten; refl. sich verbessern, in e. bessere Lage kommen.

vorbeteringe, Verbesserung; Ersatz, Entschädigung; Berichtigung.

vor-bi, vorbi, adv. vorbei, vorüber, fig. am Ende, vergangen, verstorben; leggen, beilegen, schlichten.

vorbiddel-gelt, Schutzgeld.

vorbiddels-hêre, Amtspatron, Morgensprachsherr (e. Ratsherr).

vorbidden, st. v. trans. Fürbitte einlegen für, los-, erbitten; schützen, verteidigen, vertreten; in Anspruch nehmen; Lehrsätze begründen.

vorbiddent, n. Fürbitte.

vorbidder, Fürsprecher, Schützer, Verteidiger, spec. der gewählte fürstliche Vertreter einer Reichsstadt, adelige eines Klosters.

vorbiddinge, Fürbitte; Schutz, Vertretung; Schutzherrschaft, -hoheit.

vor-bilde, n. Vorbild, Exempel.

vor-bilden, refl. sich vorbilden, sich im Geiste vorstellen.

vorbilden, anders gestalten: vorbildet unde vorklaret, transfiguratus; abbilden, zu einem Bilde gestalten (v. Spiegel).

vorbinden, st. v. zusammenbinden; Wunden verbinden; zus. fügen oder mit Leisten umgeben? (v. Tischlerei); fig. verpflichten, verbindlich machen; refl. auch: e. Bündnis schliessen. Vgl. vorbunden.

vorbindinge, Verbindung, Bündnis.

vorbint, n. = vorbindinge.

vorbintlik, adj. verpflichtet, verbunden, verbündet.

vorbîsteren, verirren, vom rechten Wege abkommen; v. Sachen: abhanden kommen, zerstreut werden; trans. abhanden bringen, verwahrlosen.

vorbîsteringe, vorbîsternisse, Verirrung, Abweichung vom rechten Wege, Entfernung; Veräusserung, Verlust; fig. Verirrung des Urteils u. Handelns, Verwilderung, unordentl., elender Zustand.

vorbiten, st. v. zerbeissen, zu Tode beissen, fressen, verzehren.

vorbitteren, bitter machen; fig. erbittern.

vorbitternisse, Erbitterung.

vor-bladetow, Riemerarbeit mit vor-bladen.

vorblassen, blass, bleich werden.

vor-blat, n. Vorblatt, der Beschlag eines Gürtels in Form breiter Blätter oder Platten.

vorblêken, sw. v. bleich werden, verbleichen; dodes, sterben.

vorblenden, sw. v. blenden; fig. verblenden.

vorblessen, blass, bleich machen.

vorbliden, sw. v. intrans. u. refl. froh werden; trans. froh machen, erfreuen.

vorblidinge, Freude, Jubel.

vorblîf, n.? Verbleiben, Verlauf, Ausgang; Abkommen, Vergleich.

vor-blik, Anblick; to vorblicke komen, zu Gesicht kommen.

vorblinden, sw. v. erblinden, fig. verblendet werden; blenden, blind machen.

vorblindicheit, vorblintnisse, Blindheit, fig. Verblendung.

vorblindinge, Erblindung.

vorblît, Freude.

vorbliven, st. v. 1. aus-, unterbleiben; nicht ausgeführt werden; nicht bezahlt werden; des tinses, den Zins nicht zahlen. 2. m. Gen. verbleiben bei, einstehen für.

vorbloden, verbluten; trans. sîn blôt, sein Blut vergiessen.

vor-blok, der Holzblock, aus w. Latten gefertigt werden? Verb.: holt verbloken.

vorblomen, verblümen: zieren, schmücken; fälschlich in gutem Lichte darstellen, bemänteln.

vorbloten, entblössen.

vorbluffen, in Schrecken, in Verwirrung bringen, bestürzt machen.

vorbluwen, sw. v. zerbleuen, zerschlagen.

vorbodderen(?), Rechtsverbietung.

vor-bode, Vorbote, preambulus, prenunciator.

vorboden (-baden), sw. v. 1. durch Boten laden, entbieten, vorfordern, zusammen berufen. 2. ênem wat, durch einen Boten melden, benachrichtigen. 3. Geld auf Botschaften verwenden, durch Botensendung verausgaben.

vorbodes-brêf, 1. Vorladungsurkunde. 2. Erlass, in w. etwas verboten wird.

vorbodeschoppen = vorboden 1 u. 2.

vorbodinge, Erbietung zu Recht; Vorladung, Entbietung; Botschaft, Nachricht.

vor-boge, n. -bogete, -bogede, n. Brustriemen, -geschirr der Pferde.

vorboget, buglahm, v. Pferd.

vorbolden, sw. v. kühn(er), stolz(er) werden, Mut fassen; erstarken; refl. in, seinen Stolz setzen in, seinen Trost auf.

vorbolgen, s. vorbelgen.

vorbolgenheit, Zorn, Erbitterung; Trotz, Widerspenstigkeit; Uebermut, Aufgeblasenheit.

vorbomen, hart u. steif werden wie ein Baum, sich verhärten, sich versteifen; verwildern, aus der Art schlagen.

vor-borch, f. -borchte, f. Aussenwerke der Burg; im Schutz der Burg liegendes Gehöft, Dorf oder Stadt; Vorstadt; der helle, limbus inferni, l. patrum, Vorhölle.

vorborchliken, adv. heimlich.

vorborden, v. Schiff: mit Bord versehen; v. Kisten, Laden: mit erhöhtem Rand versehen?

vorborden, sw. v. = vorboren.

vor-bordesch budel, Beutel mit Borte?

vorbore: bi v. m. Gen., bei Strafe, Verlust von.

vorboren, sw. v. sich vergehen; trans. etwas verbrechen; ên bot, ein Gebot übertreten; bes. m. Acc. oder Gen.: verwirken, sich durch Verschuldung, Vergehen e. Strafe, e. Verlust zuziehen.

vorboren, partcp. geboren; theol.: wiedergeboren?

vor-borge, n. = vorborch.

vorborgen, sw. v. 1. ausleihen, verborgen, auf Borg verkaufen. 2. verbürgen, durch Bürgschaft sicherstellen; vorborget, verschuldet.

vorborgen, partcp. adj. s. vorbergen.

vorborgene, f. vorborgen(e)heit, Verborgenheit, Heimlichkeit.

vor-borgete (-borgede), n. = vorborch.

vorboringe, vorbornisse, Verwirkung, Verlust.

vorbornelik, verbrennlich; l. vorbernelik?

vor-borst, pectorale, zona pendens circa pectus, thorax.

vorbort, f. Geburt, Gebären.

vorborte, f. Verwirkung, Verlust.

verbosen, sw. v. schlecht werden oder sein; trans. schlecht machen, verderben, schädigen; it v., es verschulden, sich durch sein Benehmen unwürdig machen; refl. sich schlecht benehmen, sich vergehen, sich vergreifen; partcp. vorbôs(e)t, verderbt, boshaft.

vorbôsmen, trans. jem. als Leibeignen beanspruchen, nachweisen dass er zum bosem, busem des Klägers gehöre; subst. vorboisminge.

vôr-bôt? Fährboot, portorium; l. ver-?

vor-bot, vorbot, n. Berufung; Vorladung; Rechtserbietung; Gebot, spec. Verbot; v. hebben mit, abgeschnitten sein von, verhindert an.

vorbôt (m?) nemen, Strafgeld erkennen, v. Richter.

vorbote, f. Busse, Strafe, Ersatz, Entschädigung; dôn, leisten.

vorbot-brêf = vorbodes-brêf 2.

vorboten, sw. v. trans. büssen, verbüssen, entgelten, Strafe leiden, Entschädigung zahlen.

vorbot-gelt, Gebühr, w. der Meister zahlen muss, welcher die Zunft zu einer Versammlung einberuft.

vorbotlik: sunder vorbotlike (und erkentlike) sake befeyden, ohne vorhergegangene Entbietung befehden?

vorbôtsamen = vorboten.

vor-bou, prostralobium, An-, Vorbau an einem Hause.

vorbrak, n. Bruch (eines Vertrages, der Freundschaft etc.), Differenz.

vorbrassen, sw. v. verprassen.

vorbrêden, -breiden, verbreitern, erweitern, ausdehnen; auch fig.; den munt, das Maul aufsperren.

vorbreke, Vermessenheit.

vorbrekelik werden, sich e. Uebertretung zu Schulden kommen lassen.

vorbreken, st. v. 1. intrans. ab-, zerbrechen; fig. aufhören, gebrechen, mangeln. 2. trans. ab-, zerbrechen, zerstören; fig. brechen, verletzen, sündigen gegen; vernichten, seiner Gültigkeit berauben; durch eigene Schuld verlustig gehn, verwirken. 3. refl. einen Bruch (Verletzung) bekommen; fig. sich vermessen.

vorbrekinge, Bruch, Verletzung; Vergehen, Verbrechen.

vorbremen, sw. v. verbrämen, besetzen.

vorbrennen, sw. v. trans. = vorbernen, sw. v.

vorbrêven, verbriefen, bes. schriftlich geloben; durch schriftlichen Befehl vorladen; Geld für Briefe, Documente verausgaben.

vor-bringen, -brengen, unreg. v. vorbringen, -setzen, -führen, zur Stelle bringen, in den Verkehr b., verkündigen, zur Kenntnis b., vortragen, äussern.

vorbringen, -brengen, unreg. v. weg-, anderswohin bringen, bei Seite schaffen; m. Acc. d. Pers. u. Gen. d. S.: jem. überheben m. Gen., frei machen von, ihm nehmen; durch-, verbringen, verschwenden, vergeuden; umbringen, vernichten, bes. die Frucht im Mutterleibe.

vorbringer, Verschwender; vorbringersche, f.

vorbroderen: ên erve versüsteret unde verbruderet, wird durch Aussterben der Schwestern und Brüder frei für Entferntere; sik verbroderen, e. Erbverbrüderung schliessen.

vorbroien, verbrühen, durch Hitze zerstören; intrans. durch Hitze versehrt werden; auch fig.

vorbroke: in v. vallen, in Strafe verfallen.

vorbrokelik werden = vorbrekelik w.

vorbrudisch, verdorben, verhudelt.

vorbuegen unde berichten de schelinge: l. vorvuegen (= vorvogen)?

vorbulderen, durch Poltern ausser Fassung bringen, einschüchtern.

vorbulgen, s. vorbolgen, vorbelgen.

vorbulgen, übermütig verschmähen, trotzig abweisen, verachten?

vorbunden tît = gebundene dage; v. wedder, verkehrtes, unzeitgemässes Wetter?

vorbunt, n. m. Bündnis, Verbindung.

vorbuntnisse = vorbunt.

vorbuschen, (-û-?) heimlich bei Seite schaffen, unterschlagen.

vorbussemen = vorbôsmen.

vorbute, -buten = vorbote etc.

vorbuten, sw. v. vertauschen, wechseln; die Beute verteilen.

vorbuwen, sw. v. erbauen; verbauen. durch Bauen Zugang, Licht etc. benehmen u. dadurch benachteiligen; durch e. Festungsbau einschliessen, belagern; Geld oder Material zu e. Bau verbrauchen.

vorchte, Furcht, u. Abl. = vurchte, vruchte etc.

vor-dach, der Tag vorher; des vordages, tags zuvor.

vor-dacht = vordacht, erinnerlich; auch wohl: bedacht.

vordacht, partcp. adj. 1. activ: in, mit Gedanken vertieft in; to, uppe, fürsorglich bedacht; argwöhnisch, Verdacht hegend; m. Gen. in Erinnerung habend, eingedenk. 2. pass.: erinnerlich, bewusst; beargwohnt, verdächtig.

vordacht (u. vor-dacht?), f. 1. Bedacht, Ueberlegung, Vorsicht. 2. Erinnerung, Gedächtnis. 3. Verdacht, Argwohn.

vordachticheit (vor-d.?), (Vor)bedacht, Vorsehung, Ueberlegung.

vordachtnisse = vordechtenisse.

vordach-varden, auf Termine vorladen.

vordadingen = vordegedingen.

vordagel-gelt, Citationsgebühr.

vordagen, trans. zu einem Tage vorladen, citieren; intr. wegen Alters die Gültigkeit verlieren, veralten.

vordager, Vorlader, citierender Gerichtsdiener.

vord-an, adv. weiter, vorwärts, fürder; sodann, in Zukunft, alsbald; vordan-wert gân, vorwärts gehn; ans Werk gehn?

vor-dank, st. m. -danke, sw. m. Vorbedacht, Ueberlegung, Vorsatz, Absicht.

vor-dans, m. Vortanz, der erste Tanz, zu Ehren des an der Spitze tanzenden Paares; die Leitung des Tanzes.

vordarf, -darven = vorderf etc.

vor-dât, f. frühere That.

vorde, st. m. Furt = vort 1.

vorde, st. f. 1. = vorde, st. m. 2. Einfahrt zu einem (v. Wasser umflossenen?) Landstücke oder Gehöfte. 3. Furche, Wasserlauf, Stromrinne?

vorde: in vlocke unde vorde sîn, s. vlocke.

vordechten, verdächtigen, berüchtigen.

vordecht(e)nisse, 1. Gedächtnis; kirchl. Memorie. 2. Verdächtigung, Verdacht, Argwohn.

vordechtich, (vor-d.?) m. Gen. eingedenk.

vordechtlicheit = vordechtenisse 2.

vordechtlik, adj. verdächtig; auch activ: in Verdacht bringend?

vordecke, n. Verdeck des Schiffes; Deckel des Bechers etc.; Schirm- u. Schmuckdecke des Pferdes, bes. des Streitrosses; Dach über einem Wagen; Verhüllung des Gesichtes, Maske.

vordeckelse, n. Verdeck, Ueberdach, z. B. Betthimmel.

vordecken, sw. v. bedecken, bekleiden, verdecken, verhüllen, z. B. vordecket antlât, ors, bôt; vordecket mit dem hogen lande, nicht sichtbar; van sut-ôsten winde, geschützt; verstecken, verheimlichen; vordecket, hinterlistig; v. christen, Scheinchrist.

vordeckinge, Be-, Verdeckung, Verhüllung, Verfinsterung (der Sonne).

vordegedinge, Verteidigung, Schirm, Schutz; Schutzgeld.

vordegedingen, -dedi(n)gen, sw. v. 1. m. Dat. vor Gericht laden. 2. trans. vor Gericht, dann überh. verteidigen, schützen, beschirmen, vertreten; (Rechte, Ansprüche) erhärten, aufrecht erhalten.

vordegedinger, Verteidiger, Vertreter, Anwalt.

vorde(ge)dinges-hêre, Schutz-, Schirmherr.

vorde(ge)dingnisse, Vertretung, Verteidigung, Schutz.

vordegen(en) = vordegedingen.

vordel, adj. = vorder, vorder.

vor-dêl, n. Vorteil, Gewinn; Vorrang, Ehre; Vorrecht, z. B. Vorzugsrecht eines Gläubigers.

vor-dêlen, privilegiare, -ri.

vordêlen, verteilen, in Stücke teilen u. so weggeben; abtrennen, scheiden; verurteilen; ênem wat, absprechen, aberkennen, durch Urteilsspruch nehmen.

vordelginge, Vertilgung, Vernichtung.

vor-dêlhaftich, eigennützig, auf eigenen Vorteil bedacht.

vordeligen, -delgen, vertilgen, vernichten, auslöschen, aufheben, unwirksam machen.

vor-dêl(i)k u. -dêlich, vorteilhaft, förderlich; v. Menschen: fördernd, hülfreich.

vordêmodigen, refl. sich herablassen, sich bequemen.

vordempen, sw. v. trans. dämpfen, ersticken; (e. Graben etc.) zuwerfen, ausfüllen; intrans. ersticken.

vordênen, -deinen, sw. v. durch Dienst oder Arbeit erwerben; ên gût, für e. Lehen Kriegsdienste leisten; verschulden (durch Missethat Strafe); durch Gegendienste erwidern, vergelten, auch m. pers. Obj.: v. unde vordedingen.

vordenen, sw. v. verdehnen, -stauchen.

vor-denken, unreg. v. premeditari; vor-gedacht, vorher erwähnt.

vordenken, unreg. v. 1. to, up, bedacht sein, sinnen auf. 2. trans. bedenken; ênen wes (oder an, mit, umme), in Verdacht haben, beargwöhnen; verargen, übel auslegen oder nehmen (auch: ênem wat). 3. intrans. m. pers. Dat.: im Gedächtnis, erinnerlich sein; refl. m. Gen.: eingedenk sein, sich erinnern.

vordenklik, verdächtig, bedenklich.

vordênst, n. m. Verdienst, verdienstvolle Handlung; Verschuldung; Lohn, Gewinn, Strafe, durch Dienst oder Arbeit oder Schuld.

vordênst(e)lik, adj. verdienstlich.

vordênsten, trans. Dienste für etwas (ên gûd) leisten, verdienen.

vordênstlôs, verdienstlos, nutzlos.

vordênte, f. = vordênst.

vorder, m. Förderung, Fördernis; Vorteil.

vorder, adj. 1. räuml.: weiter ab stehend, entfernter; v. Körperteilen: recht; tor vorderen hant, halve, side, rechts; an sine vorderen hant tên, auf Zweikampf appellieren. 2. zeitl.: früher; de vorderen, Ahnen, Vorfahren; folgend, weiter, ferner.

vorder, adv. räuml.: entfernter, weiter; zeitl.: früher, vormals; fürder, länger, ferner, in Zukunft; deste oder de v. (m. Gen.), um so (darum) entfernter, fig. von Erbrecht, Beziehung u. Gesinnung (entfremdet), um so eher, lieber, mehr; also v. alse, insofern als, mit der Bedingung dass.

vorder-brêf, Förderungs-, Empfehlungsbrief.

vorder-dore, antica.

vorderen, 1. trans. fördern, vorwärts schaffen, geleiten, herbei bringen; verjagen, vertreiben; befördern, forthelfen, unterstützen; zu Stande bringen, schaffen, bewirken. 2. intr. vorwärts kommen. 3. refl. sich beeilen.

vorderen, 1. trans. fordern, verlangen, haben wollen; mahnen, eintreiben; jur. Forderung, Klage erheben, z. B. ghewelde, wegen Vergewaltigung; pers.: vorfordern, einladen; auffordern, ersuchen; vom Lehnsherrn: ênen des gudes, von einem Lehnsmann Mutung des Lehns heischen. 2. intr. uppe, Ansprüche machen auf.

vorderer, adv. räuml.: entfernter, weiter.

vorderer, Förderer.

vorderf (-derft), n. Verderben, Nachteil, Vernichtung.

vorderflik, Verderben bringend; verdorben, zu Grunde gerichtet, baufällig.

vorderfnisse = vordervinge.

vorderhaftich, förderlich.

vorder-hant, die rechte Hand.

vorderich, förderlich.

vorderinge, 1. Förderung, Unterstützung. 2. Forderung, Anspruch.

vorder(l)ik, förderlich; adv. vorderlike.

vorder-mêr, adv. hinfürder, in Zukunft.

vorder(nis)se, 1. Förderung, Beistand, Hülfe; mit v., absichtlich. 2. Forderung, Anspruch.

vorderst, adj. entferntest; am weitesten nach vorne befindlich: de vordersten vote, die Vorderfüsse; frühest, erst; de vorderste an der lenunge, Ggs. Aftervasall; int vorderste, zuerst. Adv. alse (so) vorderst(e), so weit (gut, möglich) nur.

vorderven, st. v. zu Gründe gehen, umkommen; auch trans. = d. folg. W.

vorderven, sw. v. zu Grunde richten, verwüsten, vernichten, töten; verschlechtern, abnutzen.

vorderver, Verderber, Verwüster, Vernichter, schlechter Hauswirt.

vordervinge, Verderbung, Verwüstung; Vernichtung, Untergang; Verschlechterung, Abnutzung; Verlust, Schaden.

vorder-weges, adv. fürder des Weges, weiter, weg.

vor-des, adv. vordem, vorher.

vordest, adj. adv. = vorderst.

vordêven, refl. (u. intrans.?) sich zu einem Dieb machen, zu einem Dieb werden.

vor-dichten, prefinire.

vordîg, Gedeihen, Heil.

vordi(g)en, st. v. 1. intrans. erwachsen, geschehen; trans. mehr gedeihen als, übertreffen. 2. intrans. misraten, mislingen.

vordiken, ein-, zudeichen; Geld auf Deichbau verwenden.

vordil(e)gen, -dilginge = vordelgen etc.

vordingen, sw. v. durch Vertrag festsetzen, contractlich abmachen, z. B. eine Arbeit verdingen, accordmässig geben oder nehmen; vertragsmässig verkaufen, vermieten oder kaufen, mieten; mit e. Abfindungssumme belegen, bes. zur Abwehr der Plünderung, brandschatzen; loskaufen; auch = vordegedingen.

vordinge-talen, brandschatzen.

vordinginge, -dingnisse, Brandschatzung; die bedungene Loskaufssumme.

vordink, m. Vertrag, Uebereinkommen, Verdingung; = vordinginge.

vordobelen, -dobbelen, im Würfelspiel verlieren, überh. verspielen.

vordoden, ertöten; fig. vernichten, beseitigen, aufheben; vordodet, abgestorben.

vordodinge, Ertötung; fig. Aufhebung, Annullierung.

vor-dôk, Vortuch, Schurzfell.

vordôm(e)lik, verdammlich, verdammungswert.

vordomen, sw. v. verurteilen, verdammen; verfluchen; ins Unglück bringen, verderben.

vordomen, sw. v. verzehren; verprassen.

vordôm(e)nisse, Verurteilung, Verdammung; Verdammnis.

vordomer, Verprasser, Verschwender; -sche, f.

vordominge, Verderben, Verwüstung.

vordôn, unreg. v. fortthun, entfernen; weggeben, austhun, spec. zur Miete, in Verkauf; verteilen; aufbrauchen, verzehren, verthun, verbringen. Refl.: sich vermieten; sich hinbegeben; sich Schaden zufügen, sich selbst das Leben nehmen.

vor-dore = vorderdore.

vordoren = vordullen; vordôrt, betrügerisch.

vor-dorntze, f. heizbare Vorderstube, Wohnzimmer an der Strasse.

vor-dorp, Vorort, -stadt.

vordorperen, refl. sich roh, unanständig benehmen.

vordorren, sw. v. verdorren, verwelken.

vordouwen, sw. v. verdauen; intrans. verdaut werden.

vordoveken: tonnen, die Bodenhölzer mittels Zapfen befestigen, den Boden einsetzen.

vordoven, sw. v. trans. taub machen, betäuben; fig. bethören; intrans. taub werden, betäubt sein, die Besinnung verlieren.

vordrach, m. -dracht, f. 1. Vertrag, Uebereinkommen, Vergleich. 2. Geduld, Nachsicht, Nachlass, Erlass, Verzug, Aufschub. – v. hebben, mit Gen. oder van, überhoben sein; nemen, vermeiden; v. wesen, unterbleiben, auch = v. hebben?

vordracheit, Geduld.

vordrachlik u. -drachsam, verträglich, umgänglich, friedsam.

vordracht-, vordrachtes-brêf, Vertragsurkunde.

vor-draf, m. Vortrab, abstr. u. concret.

vor-dragen, -dregen, st. v. vorauf-, vorantragen; vortragen, -bringen, aufweisen.

vordragen, -dregen, st. v. 1. wegtragen; bei Seite, in eine falsche Richtung tragen; fig. verschieben, -zögern. 2. ertragen, aushalten, geschehen lassen. 3. vertragen, versöhnen; intrans. oder refl. wes mit ênem: eins werden, einen Vertrag schliessen; mit e. Sache zufrieden sein. 4. m. Dat. oder Acc. d. P. u. Gen. oder Acc. d. S. oder m. van: hingehen lassen, erlassen, überheben, nach-, übersehen, verschonen, gönnen. – vordragen, vordregen wesen m. Gen., überhoben sein.

vor-draver, -drever, Soldat des Vortrabes.

vordreger, der Verträgliche, Nachsichtige.

vordreginge, Versöhnung, Vereinigung.

vordrenken, sw. v. 1. trans. tränken; trunken machen; ertränken. 2. intr. ertrinken.

vordrepelik, -drepentlik, vortrefflich, ausgezeichnet.

vordrêpen, distillare.

vordrepen: sîn an vordrepedem mode so uppigen vorhaven. L. vordrepende, übertreffend, d. h. vortrefflich? vordreyed, verkehrt?

vordrêt, -dreit, n. Verdruss, -driesslichkeit, sow. subj. die Empfindung (Aerger, Unwillen, Ueberdruss, Widerwillen, Kummer), als obj. die Ursache (Ungemach, Widerwärtigkeit, Not, Hindernis, Schaden, Streit).

vordrêten, -dreiten, st. v. m. Dat. d. P. u. Gen. oder Nom. d. S.: verdriessen, ärgern, ekeln; intrans. m. Gen. d. S.: überdrüssig sein.

vordrêter, -dreiter, wer Verdruss, Not, Streit erregt, Unruhestifter.

vordrêtich, -drêticheit = vordrêtlik, -drêtlicheit.

vordrêtlicheit u. -drêtnisse, tedium, fastidium.

vordrêtlik, -dreitlik, Verdruss, Aerger, Kummer bereitend, verdriesslich, lästig, mühsam, importunus, protervus.

vordrêtsam = vordrêtlik.

vordringen, st. v. bedrängen, kränken, benachteiligen; ver-, wegdrängen, beseitigen, unterdrücken.

vordrinken, st. v. 1. intrans. ertrinken; unter Wasser gesetzt, überschwemmt werden. 2. trans. tränken; betrunken machen, refl. sich betrinken; (Geld) vertrinken, m. pers. Obj.: jem. e. Geldstrafe auferlegen, w. vertrunken wird.

vordrîsten, -drîstigen, dreist, kühn werden; refl. dreist, kühn werden, sich erdreisten, sich herausnehmen.

vordriven, st. v. 1. trans. vertreiben, verjagen; beseitigen, entfernen, vergehen lassen, verschwinden lassen; den tollen, die Zollstätte umgehen; de tît etc. hin-, zubringen. 2. intrans. umhertreiben; vom Ziel abgetrieben, verschlagen werden.

vordrift (vor-d.?), f. Ver-, Austreibung.

vor-driftich gud to lande ofte to watere, angetrieben, gefunden, herrenlos.

vordrogen, trans. u. intrans. aus-, vertrocknen.

vordroginge, Vertrocknung.

vordrôt (vor-d.?) = vordrêt.

vordroten, -draten, partcp. adj. verdriesslich, unwillig; widerspänstig; verdrossen, lässig; auch = vordrêtlik.

vordrotenheit u. -drôtsamheit, Verdrossenheit, Ueberdruss.

vordrotenlik, adj. verdriesslich, lästig.

vordrôtsam (u. vor-d.?), verdrossen, unlustig; verdriesslich, lästig, Ueberdruss erregend.

vor-drowe, f. vorhergegangene Drohung? vordrowe, Drohung, Bedrohung?

vordrucken, nieder-, bedrücken, bedrängen; unterdrücken, überwältigen, vernichten; vergeuden.

vordruckinge, Be-, Unterdrückung.

vordruk, Bedrücktheit, Niedergeschlagenheit, Traurigkeit.

vordrunken, partcp. adj. betrunken.

vordrunken(ic)heit, Betrunkenheit.

vor-duchtich, umsichtig? sehr tüchtig?

vordudeschen (-dudegeschen), verdeutschen.

vordulden, erdulden, ertragen.

vorduldich, geduldig; adv. vorduldelike, -duldichliken.

vorduldicheit, Geduld, Gelassenheit.

vordullen, intrans. von Sinnen kommen; trans. toll machen, v. S., ausser sich bringen; bethören, betrügen.

vordult, Geduld, Nachsicht.

vordummen, temerare.

vordumpen = vordempen.

vordunken, unreg. v. m. Dat. d. P. und Gen. oder Nom. d. S. oder an: übel, verkehrt dünken, bedenklich vorkommen, misfallen.

vordunkeren, verdunkeln, verfinstern.

vordunkeringe, Verdunkelung, Trübung.

vordupen, vertiefen, -senken; fig. vordupet in schulden, in vrouden.

vorduren, teurer machen, verteuern; mi is wes vorduret, es ist mir etwas teuer, selten geworden, vergangen.

vordûsteren, verdunkeln, verfinstern; intrans. düster werden, sich verfinstern.

vordûsterheit, Finsternis, fig. Verblendung.

vordûsteringe, Verfinsterung.

vordutten, verdutzt, verwirrt, besinnungslos machen oder werden.

vorduven, sw. v. heimlich unterschlagen, entwenden, stehlen.

vorduwen, unterdrücken.

vorduwen, dialekt. = vordouwen.

vordwasen, sw. v. thöricht sein oder werden; trans. dat goet, sein Vermögen thöricht durchbringen.

vordwelen, st. u. sw. v. -dwalen, sw. v. sich verirren, auf Irrwegen sein; fig. intellectuel oder moralisch auf Abwege geraten.

vordwere, adv. verquer.

vordwergen, sw. v. verqueren: verkehrt behandeln, verwahrlosen, ruinieren?

vôre, f. Fahrt (auch zu Wasser), Fuhre; concr. Fuhrwerk, Wagen, Fuder; Begleitung, Gefolge, vgl. vlocke; Verfahren, Benehmen, Lebensweise; Art, Beschaffenheit; Vorgang, Verlauf.

vore, st. sw. f. = vor, f. Furche.

vore = vorne, Forelle.

vor(e), adv. 1. räuml.: vorne; voran, voraus; vorüber. 2. zeitl.: vorher, zuvor, früher; vorüber, vorbei; vergangen, verstorben. 3. modal: dar v. sîn (wesen) dat, Sorge tragen, dafür einstehen, verhüten; wat vor ein, pron. was für einer.

vore-: Zss. damit s. unter vor-.

vor-ebbe, f. der erste Abschnitt, die Anfangszeit der Ebbe.

vorechten, sw. v. = vorachten, ächten.

vorechteren, -achteren, 1. trans. versäumen, verspäten; zurücksetzen, beeinträchtigen. 2. refl. sich verspäten, zurückbleiben; zurückkommen, sich verschlechtern; abseits gehen, sich verstecken.

voredelen, -eddelen, 1. edler machen, den Stand erhöhen, spec. in den Adelstand erheben. 2. refl. entarten, degenerare.

vorêden, -eiden, trans. eidlich geloben; eidlich als wahr erhärten; überh. vereiden, e. Eid in Bezug auf etwas schwören; refl. sich gegenseitig geloben, sich verschwören.

voreffenen, -effeninge = vorevenen etc.

vorêgenen, -eigenen, zu eigen machen, sich aneigenen; als Eigentum geben, überweisen.

voreis (?), st. m.? Schrecken, Gefahr; vgl. vreise.

vor-eldern, pl. Vorfahren.

vorelenden, -ellendigen, in die Fremde treiben, verbannen.

vorel-wagen = vôrwagen; der regelmässig zwischen zwei Städten fahrende Fracht- (und Personen-?) Wagen, Postwagen (a. 1546).

vôren, sw. v. trans. varen machen, führen, fahren; treiben, schleppen; bringen, geleiten; (e. Schiff) lenken; aufführen, anstellen, vollführen; (Leben, Krieg etc.) führen; bei, an sich führen, in sich tragen, zeigen, besitzen, haben, z. B. Waffen, Wappen, Abzeichen, Fahne, Kleidung, Gestalt, Mut, Gesinnung, Benehmen.

voren, adv. = vorne.

vor-ên, überein, z. B. dragen, übereinstimmen, einig sein.

vor-ende, Vorderende; spec. Küste, Strand = vorlant.

vorênen, -einen, einigen, versöhnen; vereinigen, verbinden; oft refl.

vorengen, beengen; fig.: bedrängen, kränken.

vorênigen, vereinigen, verbinden.

vorêninge, Einung, Vereinbarung; Vereinigung, Verbindung.

vorens, adv. vorne.

vorent, adv. zuvor, zuvörderst.

vorenteren: so balde alse de schepe uppe de custume vorentert syn, quamprimum naves fuerint custumate, auf dem Zollen angemeldet, eingeschrieben? engl. to enter.

vor-entholden, st. v. vorenthalten.

vorer, vor-êr? conj. ehe, bevor.

vorer(e), Führer, Wegweiser; Anführer; Anstifter, Rädelsführer.

vorêren, ehren, zu Ehren bringen; ênen mit, beschenken mit; ênem wat, zur Ehre geben, schenken.

vorergen, -argen = vorergeren 1.

vorergeren, 1. verschlechtern, schädigen, verderben; mit worden, scriften, verlästern, verleumden. 2. Anstoss geben, ärgern.

vorergeringe, 1. Verschlechterung, Verderb. 2. Aergernis, Anstoss.

vorêringe, Verehrung, d. i. Schenkung; Geschenk.

vorerren, sw. v. 1. intrans. sich verirren. 2. trans. vom rechten Wege abbringen; verwirren, irre machen; behindern; in Zorn bringen, reizen.

vor-êrst, adv. zuerst, zuvörderst.

vor-ertalt, vorher erwähnt.

vorervedêlen, einen Hörigen der erve-dêle unterwerfen.

vorêschen, -eischen, sw. v. 1. gebieten, verlangen; vorladen. 2. ausforschen, erkunden, in Erfahrung bringen, vernehmen; vgl. vrêschen.

vorêschinge, Ladung, Berufung.

vores-man, Führer, Geleitsmann; Anführer, Rädelsführer.

vorest, adj. vorderst, erst; de voresten vote, die Vorderfüsse.

forest, n.? ein Ritterspiel.

vor-êt, m. Voreid, w. dem Haupteide vorhergeht, z. B. darüber, dass der Zeuge sich bei seinem Zeugnis nicht durch seine Verwandtschaft mit dem Angeklagten beeinflussen lassen wolle.

vor-eten, st. v. vorher essen; vorgegetten brôdt eten, auf Borg leben, etwas geniessen, ehe es verdient ist.

voreten, st. v. = vreten, fressen.

vorevenen, ordnen, schlichten; versöhnen, vereinigen, oft refl.

voreveninge, Ausgleich, Sühne, Vertrag.

vorgaden, vermählen; refl. sich v.

vorgaderen, -gadderen, 1. trans. sammeln, zusammenbringen, -fügen, versammeln. 2. intrans. oder refl. sich ansammeln, sich versammeln, zusammenkommen, sich zusammenrotten, in Geschäftskompanie gehen.

vorga(d)deringe, Versammlung, Zusammenkunft, -rottung; d. versammelte Schar, z. B. e. geistliche Congregation.

vor-gân, unreg. v. 1. vorwärts gehen: zum Angriff vorgehen, zur That greifen; Fortgang, Erfolg haben, glücken, in Erfüllung gehen. 2. m. Acc. oder Dat.: vorbeigehen; vorangehen; fig. vorgehen, den Vorrang haben; übertreffen.

vorgân, unreg. v. 1. intrans. vergehen, -fliessen; in Abnahme geraten, schwinden; untergehen, umkommen, versterben. 2. trans. vorbei-, vorübergehen an; entgehen, meiden; übergehen; unterlassen, versäumen, vernachlässigen; ênem wat, den Zugang vertreten. 3. refl. spazieren gehen, sich Bewegung machen; sich verständigen, sich vertragen, sich einigen.

vor-gânde, previus.

vor-gândent = vor-gânt, Vorangehen, Vorbild, Beispiel.

vor-gank, m. 1. Vortritt, Vorzug, Vorrang, Uebergewicht. 2. Fortschritt, Erfolg, Zunahme.

vorgank, m. Untergang, Verderben.

vorganklik = vorgenklik.

vor-gânt, n. = vor-gank.

vorgânt, n. Einigung, Vertrag.

vor-gântster, Vorläuferin.

vorgarden, -gardinge = vorgaderen, -gaderinge.

vorgasteren, ranzig, stinkend werden; fig. verfaulen, -kommen.

vor-gave, f. Vortrag, Vorstellung, Vorschlag, Antrag.

vor-geborgete, f. = vorborchte.

vorgecken, refl. sich bethören.

vorgeflik, adj. vergeblich, unnütz.

vorgelden, st. v. vergelten, bezahlen, wieder erstatten; zu Gelde machen, in Geld umsetzen.

vorgeldinge, talio, recompensa, recompensatio.

vorgeleiden, geleiten, freies Geleit geben.

vorgeleidinge, Geleit.

vorgeliken, 1. vergleichen, durch Vergleich festsetzen. 2. Gleiches mit Gleichem erwidern, vergelten.

vor-gelt, n. = vor-hure, -lôn, -mêde.

vorgên, unreg. v. refl. sich aussprechen, erklären, zugestehen; vorghud, confessus.

vor-genger, 1. Vorgänger im Amte. 2. Führer, Herr, Vorsteher.

vorgenklicheit, Vergänglichkeit; Vergangenheit.

vorgenklik, vergänglich, nicht dauerhaft; irdisch, zeitlich.

vorgenknisse, Untergang.

vor-genote (-genate?), Furchgenosse, d. i. Feld-, Ackernachbar.

vor-gerôrt, vorher genannt, oben erwähnt.

vor-gêst, f. das Geestland Nordfrieslands im Ggs. der angelschen Geest und andererseits der ndfries. ûtlande.

vorgesten, trans. mit Einquartierung belegen, afleger halten an einem Orte.

vorget, Vergessenheit: in v. stellen.

vorgetel, obliviosus.

vor-gêten, -geiten, st. v. vorschütten, -werfen.

vorgêten, -geiten, st. v. vergiessen; weggiessen, -schütten; Metall durch Guss zu Gefässen verarbeiten.

vorgeten, -getten, st. v. m. Gen. oder Acc., refl. m. Gen.: vergessen; refl. vergesslich, säumig sein; m. an, mit, sich aus Gedankenlosigkeit versehen, vergehen.

vorgeten, -getten, adj. 1. vergesslich, uneingedenk, gedankenlos. 2. vergessen, aus dem Gedächtnis entschwunden.

vorgetenheit, -gettenheit, Vergessenheit; Vergesslichkeit, Gedankenlosigkeit.

vorgetenich, oblitus.

vorgetenicheit, lethargia = vorgetenheit.

vorgetens, adv. m. Gen. indem man vergisst.

vorgetentlik, oblivioni traditus.

vorgeterne, -gettern, adj. zum Vergessen geneigt.

vorgetich, adj. m. Gen. vergessend, uneingedenk.

vorgêtinge, Vergiessung.

vorgetinge, -gettinge, Vergessung, Vergessenheit, Vergesslichkeit.

vor-getît: in vorgetiden, vormals.

vor-geven, st. v. vorlegen, darreichen, übergeben; mitteilen, vortragen, anzeigen; vorgeben, behaupten; vorhalten, vorstellen; zur Beratung stellen, zur Verhandlung bringen; vorschlagen, beantragen; anheimgeben, freistellen.

vorgeven, st. v. 1. zugeben, gewähren: vorgheve God, dat etc. 2. weg-, hingeben, schenken, verschenken. 3. aufgeben, unterlassen. 4. vergeben, verzeihen, erlassen. 5. m. Dat. vergiften; überh. ums Leben bringen.

vorgevenisse, Vergebung.

vor-gevent, n. = vorgave; die Fragestellung zur Findung des gerichtlichen Urteils; die Darstellung einer Klagesache von seiten der Parteien.

vorgever, toxicator.

vorgeves (-gevest, -gevens, -gevesch), adv. vergebens, vergeblich, überflüssig, unnütz; umsonst, ohne Entgelt, ohne Kosten. Oft: to vorgeves.

vorgevinge, Vergebung, Verzeihung; Vergiftung.

vorgichtich, gichtisch.

vorgichtiget werden, durch Gicht gelähmt werden.

vorgiflik, exitialis.

vorgifnisse, 1. Vergebung, Verzeihung; Absolution. 2. Vergiftung; concr. Gift.

vorgifnissich, giftig; boshaft.

vor-gift, f. das Hingeben der Tochter an den Bräutigam, Verlobung.

vorgift (-gicht), f. n. m. intoxicatio; venenositas, venenum, virus, Gift, auch bildlich.

vorgiften, verschenken, -gaben, testamentarisch vermachen.

vorgiftich, giftig, verderblich; fig. boshaft, feindselig; adv. vorgiftigen, -giftichliken.

vorgiftigen, 1. = vorgiften. 2. vergiften.

vorgiftlik, verzeihlich, erträglich.

vorgift-meker, veneficus.

vorgiftnisse = vorgifnisse.

vorgîs(e)len, jem. zwingen, sich oder einen andern für sich als Geisel (zum Einlager) zu stellen; e. Sache durch Geiseln (Bürgen) sicher stellen.

vorgleden (Ziegel) durch glede glasieren; Prtcp. vorgled, -gledet u. st. vorgleden.

vorglesen, sw. v. verglasen = vorgleden.

vorgliden, st. v. herabgleiten, sinken; aus dem Gelenke kommen, verrenkt werden; fig. entschwinden (aus dem Gedächtnisse); moralisch: sinken, auf Abwege geraten.

vorglummen, sw. v.? -glimmen, st. v.? verglimmen, verkohlen? vergl., verk. lassen?

vorgneppen vel sliten, peiorare.

vorgoden u. -goten = vorguden.

vorgoiden, vergeuden, verschwenden. (= mhd. vergiuden, -goüden? = mndd. vorguden?)

vorgrammen, grimmig werden, in Zorn entbrennen.

vorgraven, st. v. mit e. Graben umgeben; (Geld) durch Graben verbrauchen.

vorgrellen, sw. v. zur Wut reizen, in Zorn bringen.

vor-grepenheit, hastiger Uebergriff, Ueberrumpelung.

vor-grepes, genet. adv. v. schepe winnen, vorvrachten, Schiffe im Voraus (mit Ausschluss anderer Kaufleute) heuern, chartern.

vor-grepesch, adv. = vorgrepes.

vor-grepsich, adj. einem andern (zu dessen Nachteil) vorgreifend, zuvorkommend.

vorgresen, refl. vor, schaudern, sich entsetzen.

vorgresinge, Schauder.

vorgretten, sw. v. erbittern, zur Wut reizen.

vor-gripen, st. v. anticipare, preoccupare.

vorgripen, st. v. refl. sich vergreifen, sich versehen, einen Fehlgriff thun, sich vergehen.

vorgronen, grün, fig. frisch machen.

vorgroten, vergrössern; refl. sich erheben, gross thun.

vorgrotinge, Vergrösserung, Zunahme.

vorgroven, vergröbern, verrohen.

vorguden, vergüten, ersetzen, wieder gut machen; gütlich beilegen, vergleichen.

vorguften, mit lustigem Leben verschwenden.

vorgulden, sw. v. vergolden; Prtcp. vorguld(ed).

vor-guldîn, -gulden, vergoldet.

vorgunnen, unreg. v. m. Dat. d. P. 1. u. Gen. d. S.: misgönnen, beneiden, übel vermerken. 2. u. Acc. d. S.: vergönnen, erlauben, zulassen.

vorgunner, Misgönner, Rival, Feind; -gunnerinne, f.

vorgunninge, Misgunst.

vorgunsten, refl. mit, sich aussöhnen.

vorgunstigen, aus Gnade gestatten, zulassen.

vorgunstigunge, Vergünstigung, Erlaubnis.

vorhach, n. = vorhech.

vorhagen, versperren, -hindern.

vorhagen, mishagen, -fallen.

vorhal, -hāl, n. 1. Erzählung, Berichterstattung; Wiederaufnahme, weitere Erörterung. 2. Veranlassung, Verschuldung. 3. Angriff, Ueberfall. 4. Ersatz, Schadloshaltung.

vorhalen, sw. v. 1. herbeiholen, hereinziehen; verursachen, veranlassen, verschulden; angreifen, überfallen. 2. in der Rede anziehen, anführen; berichten, erzählen, referieren; wiederholentlich sagen. 3. in Schutz nehmen? 4. nach-, einholen, wieder einbringen, gut machen, bes. erlittenen Schaden. 5. refl. wieder zu Atem, zu sich kommen, sich erholen; sich schadlos halten, sich rächen; sich an jem. vergreifen.

vorhalen, adv. = vorholen.

vor-half, adj. zur ersten Hälfte gehörig.

vorhalinge, 1. Herbeiholung, Veranlassung; Ueber-, Angriff. 2. Erwähnung; Erzählung, Bericht. 3. Erholung.

vorhalstarken, sich halsstarrig zeigen, den Gehorsam verweigern.

vor-hamer, e. grosser Schmiedehammer.

vorhandel, m. Verhandlung.

vorhandelagen (-langen), sw. v. (handlangen,) verabreichen, einhändigen, geben.

vorhandelen, unterhandeln; verhandeln, betreiben; behandeln, bearbeiten; verkaufen, veräussern.

vorhandelinge, Unter-, Verhandlung; Vermittelung; Handelsverkehr.

vor-handen, vorhanden, adv. vor der Hand, im Werke; bei der Hand, an d. Arbeit; vorhanden, existierend, da.

vorhangen, st. v. aufhängen, henken; emporheben, fig. verzücken; vorhangen sîn an, geknüpft, verbunden sein, anhängen; intrans. hängen bleiben, sich hinziehen.

vor-hank, m. Vorhang, canapeium, cortina, expansorium, palla.

vorhansen, in eine Hanse (Gesellschaft) sich aufnehmen, sich einschreiben lassen und einkaufen.

vor-hant = vorderhant? die (schwörende) rechte Hand?

vorhantêren = vorhandelen.

vorhantrêken, sw. v. in die Hand geben, überreichen.

vorhanttêkenen, mit dem Handzeichen versehen, unterzeichnen.

vorharden, sw. v. 1. intrans. hart werden; sich verstocken; hartnäckig, ungehorsam sein. 2. trans. hart behandeln; hartnäckig thun oder nicht thun (übertreten, weigern).

vorhardicheit, Hartnäckigkeit, Herzenshärtigkeit, Verstocktheit.

vorhardinge, Verhärtung, Verstockung, = vorhardicheit.

vorharlik, adj. beharrlich, hartnäckig.

vorharren, sw. v. 1. aus-, verharren, bleiben; zurückbleiben, säumig sein; refl. = sik vorsumen.

vorhart, partcp. adj. verhärtet, verstockt.

vorhasten, übereilen: jem. überholen, -rumpeln; etwas zu sehr beschleunigen, durch Hast verfrühen, durch voreiliges Handeln verderben oder aufs Spiel setzen; refl. sich abhasten, sich übereilen.

vorhaten, sw. v. 1. verderben, verthun, verbrauchen, verzehren. 2. anfeinden, hassen; verhasst machen.

vorhatinge, Gehässigkeit, Hassenswürdigkeit.

vorhaven, partcp. adj., s. vorheven.

vorhaven, refl. sich überheben, grossthun.

vorhavenheit, -havenisse, -havinge, Überhebung, Übermut, Stolz.

vor-hebben, unreg. v. 1. zuvor haben; vorgehat, vorherig. 2. vorhaben, beabsichtigen.

vor-hebbent, n. Vorhaben, Absicht.

vorhech, n. Schutz, Unterstützung, Sicherheit, Obhut, Unterkommen; Freude, Lust?

vor-hechten, prefigere.

vorheffen = vorheven.

vorheften, anheften, festmachen, sichern; verpflichten. Partcp. vorhaft.

vorhegen, sw. v. hegen, beschirmen, in Obhut nehmen; verwahren, beaufsichtigen; verwalten, besorgen.

vorheger, -hegesman, Beschützer, Schutzherr, Vormund.

vorheischen (aus dem Cöln.) = vorhêten.

vorhelen, st. v. vorhêlen, sw. v. verhehlen, verbergen, verheimlichen.

vorhelligen, ermatten, erschöpfen.

vorhelligen, heilig sprechen.

vorhelpen, st. v. verhelfen, helfen zu.

vorhêmeschen, geheim halten, verheimlichen.

vor-hen, adv. räuml.: voraus; zeitl.: vorher, früher, zuerst.

vorhenden, von Handen, in andere Hände bringen.

vorhenge, f. Gewährung, Verleihung.

vor-henge, n. 1. = vorhank. 2. Aushang der Waren.

vor-hengels(e), n. e. Frauengeschmeide: Vorhängeschloss am Kleide?

vorhengen, sw. v. den Zaum, Zügel schiessen lassen; bildl. erlauben, gestatten, zulassen, geschehen lassen; zufügen, anthun; an, daran hängen, daran wenden.

vorheng(e)nisse u. -henginge, Erlaubnis, Gestattung, Zulassung, Schickung.

vorhenknisse, -henkenisse = vorhengenisse.

vor-henne = vorhen.

vor-her, vorher, früher.

vorherden, sw. v. 1. hart machen, verhärten; verstocken; refl. härter, stärker werden. 2. erhärten, eidlich darthun. 3. ergreifen, festnehmen. 4. = vorheren.

vorherdinge, Antreiben, Ermahnung.

vorhêren, Herr über jem. werden oder sein, besiegen oder beherrschen.

vorheren, sw. v. mit einem Heer überziehen, besiegen und verwüsten; überh. verderben, zu Grunde richten.

vorheringe, Verheerung, Verwüstung.

vorherren = vorharren.

vorhêrschen, Herrschaft üben.

vorhêrschoppen, trans. beherrschen, bedrücken.

vor-herte, n. precordium.

vor-herte, n.? die Vorderhälfte des Hirsches (herald.).

vorherwêden, das Heergewette entrichten; d. H. beanspruchen.

vorhêt, Geheiss.

vorhêten, verheissen; refl. sich wozu anheischig machen, geloben.

vorhetten, sw. v. = vorhitten.

vorheven, st. v. erheben, emporheben; aufrichten; aufheben, aufnehmen; fig. erhöhen, hochstellen, befördern; canonisieren, heilig sprechen; m. Gen.: unterlassen? entheben, überheben, bes. pass. vorheven, vorhaven sîn. Refl. sich erheben, sich aufrichten; sich aufmachen, aufbrechen; sich empören; anheben, beginnen, entstehen; sich überheben, stolz, übermütig werden.

vorheven, -haven, selten -hevet, partcp. adj. erhoben, emporragend, hoch, aufrecht, in Relief; fig. erhaben, angesehen, vornehm; stolz, aufgeblasen, eingebildet, übermütig.

vorhevenheit, Erhabenheit.

vorhevent, n. exaltatio, Erhöhung.

vorhevinge, 1. Überhebung, Stolz. 2. sublevatio, Behebung, Erleichterung.

vorhîen, sw. v. stuprieren; partcp. adj. entehrt, infam (als eins der ehrenrührigsten Schimpfwörter), auch v. Sachen.

vorhiliken, -hil(li)ken, verheiraten.

vorhilkunge, Verheiratung.

vorhinderen, verhindern; hindern, an-, auf-, zurückhalten.

vorhitten, sw. v. 1. intrans. heiss werden, entbrennen; fig. erbittert, eifrig werden. 2. trans. erhitzen, entzünden; fig. erbittern, anfeuern.

vorhitzigen, anhetzen, anreizen (hd.)

vorhōchnisse 1. Erinnerung, Gedächtnis. 2. Freude, Jubel.

vor-hôchtît, Vorfest, Tag vor dem Fest.

vorhoden, sw. v. 1. verhüten, hindern. 2. = vorhuden.

vor-hodich, behutsam, vorsichtig; adv. vorhodichlike.

vor-hodicheit, Behutsamkeit, Vorsicht.

vorhodinge, Verhütung, Verhinderung.

vorhogen, sw. v. 1. fröhlich sein. 2. erfreuen.

vorhogen, sw. v. trans. gegen jemand untreu sein (ehebrechen).

vorhogen, n. Gedenken, Meinung.

vorhôgen, sw. v. 1. trans. erhöhen, aufrichten; (e. Strasse) aufhöhen; (die Häringstonnen) auffüllen; den Wert, Preis steigern; beim Verkauf überbieten; zu e. Würde erheben; canonisieren, heilig sprechen; verherrlichen. 2. intrans. erhöht werden, steigen.

vorhogenisse, reminiscentia.

vorhôginge, Erhöhung, Aufrichtung; Preissteigerung, Übergebot; Auction?

vor-hoker, Vor-, Aufkäufer.

vor-holden, st. v. zurückbleiben, zögern; vorhalten, tadelnd vorrücken; m. Dat. (Acc.) auflauern, den Weg versperren, e. Hinterhalt legen; mi holt wat vor, mir steht etwas bevor.

vorholden, st. v. verhalten, verbergen, verstecken; zurückhalten, hemmen, hinhalten, vorenthalten; erhalten, schützen. Refl. sich aufhalten, bleiben, zögern; impers. sich hinhalten, sich hinzögern.

vorholder, Halter, Besitzer.

vorholdinge, Zurückhaltung, Vorenthaltung; Säumen, Zögerung, Hinhalten.

vorholen? sw. v. verbergen. Es wird an allen Stellen vorhelen zu lesen sein.

vorholen, partcp. adj. vorholen(e), adv. verbergen, heimlich.

vorholenheit (-holnicheit), Verborgenheit; Geheimnis; bôk der v., Offenbarung St. Johannis.

vorholentlik, adj. u. adv. verborgen.

vor-holt, Schutz.

vorhomoden, hochmütig ausser Acht lassen; hochmütig behandeln, mishandeln.

vorhonelik, adj. höhnisch.

vorhonen, sw. v. trans. verhöhnen; intr. mi vorhônt, mich verdriesst, ärgert.

vorhoner, Verhöhner, Spötter.

vorhoninge, Verhöhnung, Verspottung.

vorhopen, m. Gen., gew. refl.: hoffen, erwarten, gefasst sein auf; to, sich in einer Sache (des) verlassen auf; (des) vorhopens, in der Hoffnung dass.

vorhopinge, Hoffnung, Zuversicht.

vorhôr, f. Verhör.

vorhoren, 1. hören, vernehmen. 2. erhören. 3. umhorchen, erfragen, erforschen; gerichtlich verhören; peinlich verhören, foltern; die Lection aufsagen lassen. 4. überhören, misachten. 5. intr. m. Präp.: gehören, gebühren.

vorhoren, -huren, mit Huren durchbringen; Partcp. Prät. liederlich.

vorhoringe, Anhörung, Prüfung.

vorhorken, aushorchen, erforschen.

vorhôrlik, erhörbar.

vorhouwen, st. v. (auch sw. Prät.) schlagen; fällen, niederschlagen, -hauen; niedermetzeln, besiegen; (Wald) durch Fällung verwüsten; (Zeug) zur Zierde zerschlitzen; den wech, durch Verhauen sperren, auch bildl.; mit einem Stempel zeichnen.

vorhouwer, Prügler, Züchtiger.

vorhouwinge, Niederhauung, (Wald-) Verwüstung.

vorhovarden, -verden, -verdigen, hoffärtig behandeln; intrans. u. refl. hoffärtig werden.

vorhovelt, Blei, den Glasern als Material verboten; Bodemann, Lüneb. Zunftrollen S. 154. 157. verschlackt, unrein?

vor-hovet, n. Stirn.

vorhovewerken, sw. v. durch hovewerk verthun.

vorhuden, sw. v. verstecken, verbergen, verheimlichen; sik ût dem wege, sich heimlich aus dem Staube machen.

vorhullen, verhüllen.

vorhulpen wesen, behülflich sein.

vorhumpelen, mishandeln, verhudeln.

vorhundaten, verhunzen, verpfuschen.

vorhungeren, verhungern, verschmachten.

vor-hure, f. 1. Vormiete, e. Recognitionsgebühr bei Antritt von Eigentum, Lehen, Pachtung, Amt etc., bisw. nach bestimmter Zeit (z. B. 7 Jahren) wiederholt zu leisten; bei Mühlen die Jahrespacht ausser den monatlichen Erträgen. 2. Vorlohn der Handwerksgesellen = vormêde.

vorhuren, vermieten, verpachten.

vorhurer, Vermieter.

vorhuringe, Vermietung.

vor-hûs, Vorderhaus; Vorburg; Vorhalle.

vorhusen, die Wohnung wechseln, verziehen.

vorich, adj. vorig, früher; vorhergenannt, erst (Ggs. ander).

voringe, 1. Führung, Leitung; in vlocke unde voringe, s. vlocke. 2. das Mass von Waren, w. die Schiffsleute, ohne Fracht zu zahlen, zu Handelszwecken mit sich führen dürfen, engl. portage, frz. pacotille.

vorinren (-inneren), ins Gedächtnis rufen, erinnern an, erwähnen, bezeugen.

vorinringe (-inneringe), Erinnerung; Bezeugung.

vor-isern, n. im ploge, Sech, Pflugmesser.

forit, Frittbohrer, frz. foret, mlat. foreta.

vorjagen, sw. v. verjagen, in die Flucht treiben.

vorjameren: mi vorjamert, mich jammert, mir thut leid.

vor-jâr(e), n. 1. Frühjahr, Frühling; to vorjare, im Frühling. 2. voriges, früheres Jahr; des vorjares, im letztvergangenen J.; in vorjaren, vor Jahren.

vorjaren, 1. verjähren; sich verspäten, zu lange dauern. 2. sîn gût, verjähren lassen; refl. sik v., sich an einer Befugnis durch Schweigen während eines Jahres versäumen.

vorjaringe, Verjährung; durch Verjährung, Alter erworbenes Recht.

vor-jart (-jaret), f. Quer-, Wendeacker; s. jart; vgl. Wendelgerte bei Adelung, WB. der hd. Mundart.

vorjaworden, trans. sein Jawort wozu geben, bejahen, anerkennen, bewilligen.

vorjogeden, verjüngen.

vor-kallen, sw. v. hervorrufen, vorladen.

vorkallen, sw. v. sprechen, schwatzen; besprechen, verhandeln; refl. sich versprechen, sich womit verraten.

vor-kamere, im Bergbau: der Raum vor einer »Kammer« oder einem erzhaltigen Gange?

vorkart, s. vorkêrt.

vor-kastêl, n. das (hohe) Vorderteil des Schiffes.

forke, vorke, f. Gabel jeder Art, zwei- oder dreizinkig, Tischgabel, bes. eine grosse (Feuer-, Heu-, Mist-) Gabel.

(vorkelien) = vorquelen, -quellen, sw. v. abquälen, abmartern: verkalt, bekümmert, traurig.

forkener, Acker-oder Stallknecht, w. mit der forke arbeitet.

vor-kennen, prenoscere.

forken-stēl, m. Stiel einer forke.

vorkêren, sw. v. 1. trans. umwenden, -drehen, -stürzen; zerstören, verwüsten; (die Augen) verdrehen; um-, verändern; (Beamte, Gesinde) wechseln, absetzen, entlassen; (Gut) in anderen Besitz bringen, einem entziehen; abwendig machen, in sittlicher oder religiöser Beziehung in falsche Bahn leiten, verführen, verderben; übel auslegen, ü. deuten, ü. nehmen; hindern, verwehren. 2. intrans. Verkehr, bes. Handelsverkehr, haben. 3. refl. v. Getränken: umschlagen.

vorkêrer, Verkehrer, -derber, -wüster.

vorkergen, karg machen, verkümmern.

vorkêringe, 1. Verkehrung, Verderbung, Verwüstung, Vernichtung; Verkehrtheit, Verderbnis. 2. Entziehung u. anderweitige Verwendung. 3. Verkehr, Handel.

vor-kerke, porticus.

vorkêrlik, adj. verkehrt, unrecht; misdeutbar; gefährlich? Adv. vorkêrliken.

vorkêrt, vorkart, partcp. adj. umgekehrt, verkehrt; unrecht, übel, böse; verdreht, wahnsinnig. Subst. vorkêrtheit.

vorkêsen, st. v. 1. misachten; verschmähen; auf-, preisgeben; verbieten, durch Verbot ausschliessen; verstossen, bes. seine Gattin; ênen wes, jem. einer Sache überheben, sie ihm erlassen, verzeihen; auch refl.? vorkorne wort, verbotene Schimpfworte. 2. (mehr ndl.) vorziehen, lieber wollen, erwählen; vorkoren, ausgewählt.

vorkêsinge, repudium; (ndl.) adoptatio.

vorkeven, seine Gattin verlassen, verstossen?

vorkevesen (-keveseden?), zur Kebse machen. 2. die Ehe brechen?

vor-kint, Kind aus früherer Ehe.

vorklacht, f. Verklagung.

vorklachten, -klachtigen, verklagen, Klage über etwas führen.

vor-klage, Vorklage, d. i. bei gegenseitigen Klagen der Vorzug, zuerst zu klagen.

vorklagen, klagen, klagend zur Anzeige bringen; jem. an-, verklagen; ausklagen, verschmerzen; refl. sich beklagen, Klage führen.

vorklamen (= vorklomen), sw. v. verfrieren, vor Kälte erstarren, steif werden.

vorklammen, sw. v. = vorklamen.

vorklâr, n.? = vorklaringe.

vorklaren (-klêren?), sw. v. klar, hell machen, klären; deutlich machen, erklären; bes. vor Gericht darlegen, erklären, erläutern, declarieren; verklären, verherrlichen.

vorklaringe, Erklärung; Erläuterung; Verklärung.

vorklêden, zu Kleidung verbrauchen, auf Kl. verwenden.

vorklênen, -kleinen, verkleinern, verringern; fig.: geringschätzen, schmähen; refl. vom Wasser: ablaufen.

vorklêninge, -kleininge u. -klêneringe, Verkleinerung, Schmälerung; fig. Geringschätzung, Schimpf, Hohn.

vorklichten, sw. v. verstauchen.

vorklicken, verleumden, anschwärzen, fälschlich beschuldigen, verklagen.

vorkloken, an Klugheit übertreffen; durch Kl. überwinden, zuvorkommen; überlisten, betrügen.

(vorklomen) u. vorklummen = vorklamen.

vorknêen de erfnisse, den Grad der Verwandtschaft, die Erbberechtigung nachweisen; ênen, das Vorerbrecht vor jem. haben.

vorknicken, sw. v. mit einem Knick (knick 2) versehen oder dazu machen.

vorknuppen, sw. v. (verknüpfen) bildl.: verbinden, verpflichten.

vorknutten, sw. v. verknüpfen, zusammen binden.

vor(kogen), -kagen, durch koge zu Grunde gehen, hinsiechen (von Schwindsucht).

vorkolden, sw. v. trans. erkälten, (ab)kühlen; intrans. erkalten, kühl werden. (eigentl. u. bildl.)

vorkolen = vorquelen, st. v. sich abquälen, sich verzehren, schmachten.

vorkôlen, sw. v. trans. abkühlen; erquicken, erfrischen; techn. Korn durch Umstechen kühl halten.

vorkolinge, Abkühlung, Erfrischung.

vor-komen, st. v. 1. hervorkommen, erscheinen; sich stellen (auf Ladung, vor Gericht); zu Gesicht, zu Handen kommen. 2. vorwärts kommen, fortschreiten; v. d. Zeit: vergehen, verlaufen; vorüber, vorbei kommen; sterben. 3. m. Acc. oder Dat.: zuvorkommen, übereilen; überwältigen; verhindern, abwenden, verhüten, vermeiden; zu Hülfe kommen, helfen.

vorkomen, st. v. 1. vergehen, hinschwinden; v. d. Zeit: verlaufen, verfliessen; consternari; verfallen; sittlich verkommen; sterben. 2. m. Acc. = dem vor. W. 3. 3. erlangen, bekommen.

vorkonverturen, Pferde mit koverturen zum Schutz oder Schmuck bedecken.

vor-kôp, m. Vorkauf, Aufkauf; Wiederverkauf; Verkauf.

vorkôp, m. Verkauf.

vor-kop, Vorkopf, Vorderhaupt.

vor-kopen, sw. v. vorweg u. im grossen aufkaufen zum Zwecke des Wiederverkaufs im kleinen.

vorkopen, sw. v. (-kofte, -kochte; -koft, -kocht) 1. verkaufen. 2. (Waren) erkaufen, erstehen; (Geld) anleihen, aufnehmen gegen Zinsverpflichtung.

vor-koper, Vor-, Aufkäufer.

vorkoper, Verkäufer.

vorkopinge, Verkauf; auxio.

vorkor(e), st. m. (f.?) Statut, Beliebung; Bestimmung, Festsetzung.

vorkoren, sw. v. belieben, verordnen.

vorkorten, verkürzen; abkürzen; fig. schmälern, beeinträchtigen.

vorkortinge, Verkürzung; Schmälerung, Beeinträchtigung, Abbruch.

vor-kost, f. Vorfeier der Hochzeit.

vorkosten, sw. v. 1. verausgaben, an Kosten aufwenden, Unkosten haben; die Kosten ersetzen. 2. an Speise, Unterhalt verbrauchen, verzehren.

vorkostinge, Aufwand, Beköstigung.

vor-kouwen, sw. v. vorkauen; fig. (dem Einfältigen Meinungen, Reden) mundgerecht machen, gleichsam in den Mund legen.

vorkoveren, refl. m. Gen.: wieder bekommen, Ersatz finden; überh. bekommen, anschaffen, wozu gelangen. (frz. recouvrer, engl. recover.)

vorkrachter, der vorkrachtet.

vorkrachten, -kreftigen, -krechtigen, vergewaltigen, überwältigen; entkräften, schwächen, schwinden.

vorkranken, erkranken; siech, schwach, matt, kümmerlich werden; erschlaffen, abnehmen.

vorkrenken, 1. schwächen, entkräften, ermüden, mitnehmen, erschöpfen; (befestigte Plätze) entfestigen. 2. = vorkranken.

vorkrenkinge, Schwächung; Abschwächung (der Bedeutung, des Wortsinnes); Unterdrückung.

vorkrigen, st. v. 1. erhalten, bekommen, erlangen. 2. jem. überstreiten, im Streite, Zanke überwinden.

vorkrigen, sw. v.? durch Kriegführung verbringen, verthun.

vorkrimpen, st. v. zusammen-, einschrumpfen; sich krampfhaft zusammenziehen (v. Sehnen).

(vorkroden), partcp. vorkrot, halsstarrig, verstockt? verschroben, verkehrt?

vorkrogen, trans. im Wirtshause besprechen?

vorkrupen, st. v. refl. sich verkriechen, sich verbergen, sich verstecken.

vorkuden, vertauschen, verwechseln.

vorkulden, sw. v. = vorkolden.

vorkuldinge, Erkaltung; bildl. z. B. der Liebe.

vor-kunde, f. Erkenntnis.

vorkunden, -kundigen, kundthun, melden, zur Anzeige bringen; testari; verkündigen; ächten, proscribere.

vorkundiginge, Meldung, Anzeige; Aufkündigung.

vorkun(t)scho(p)pen, erkunden, ausspähen; Erkundetes melden; durch Bekundung beweisen.

vorkustumen, -kastumen, verzollen.

vorkuten, sw. v. niedermetzeln.

vorkuten = vorkuden.

vorlach, n. u. vorlacht, f. Geld-Auslage, -Vorschuss, -Einschuss, Zahlung.

vor-laden, st. v. vor-, vor Gericht laden.

vorladen, st. v. überladen, zu stark belasten; fig. vorladen wesen mit, beschwert, belästigt, heimgesucht, gequält.

vor-lage, Nachstellung, Auflauerung, Hinterhalt.

vor-lagen u. vorlagen? sw. v. trans. jem. nachstellen, auflauern.

vor-lager, Nachsteller.

vor-laken, Serviette? Vorhang?

vorlamen, sw. v. 1. intr. erlahmen, erschlaffen. 2. trans. = vorlemen, enervare.

vorlanch, ältere Form für vorlink.

vor-lange, adv. = vorlanges 1.

vorlangen, sw. v. 1. intrans. m. Dat.: (zu) lang werden, langweilen; verdriessen, bekümmern; sik v. laten, verdriesslich, ungehalten werden; m. Dat. u. na: Sehnsucht haben nach, begehren; mi vorlanget, wu etc., mich soll wundern, wie etc. 2. trans. lang machen, verlängern; hinlangen, darreichen, übergeben.

vor-langes, 1. adv. vorlängst, vor langer Zeit. 2. präp. m. Dat.: längshin, entlang.

vorlanginge, dispensatio.

vor-lank, 1. adv. = vorlanges 1; 2. präp. m. Gen. = vorlanges 2.

vorlank, n. 1. Verlangen, Sehnsucht, Wunsch. 2. Belang: gên v. hebben wes, etwas nicht achten.

vor-lant, 1. vorspringendes Land, Vorgebirge. 2. Sandbank oder Klippe vor dem Lande.

vorlantfreden, trans. friedlos legen, aus dem Landfrieden setzen, die Strafe des Landfriedenbruches über jem. verhängen.

vôr-last = voringe 2.

vorlasten, belasten, beschweren; vorlast wesen mit = vorladen w. m.; zu schwer beladen, überlasten; als Last auf sich nehmen.

vorlasuren, mit Lasur überziehen.

vorlât, m. 1. Festsetzung, Entscheidung, Bestimmung, Übereinkunft, Beschluss, Erlass. 2. Erlass, Ablass.

vorlaten, sw. v. refl.: sich verspäten.

vorlâten, st. v. verlassen, im Stich lassen, aufgeben, fahren lassen; von sich geben, ausbrechen; abs. sich erbrechen; als Pferdekrankheit was? (Glocken) in Bewegung setzen, (die Zeit) läuten; los, frei lassen; (aus Amt, Pflicht) entlassen; überlassen, abtreten, (Grundstücke etc.) auflassen, Eigentumsrecht übertragen; zulassen, gestatten; unterlassen, (m. Gen.) ablassen von; verzeihen, (m. Gen.) erlassen, überheben, verschonen; festsetzen, beschliessen; refl. to, uppe, sich verlassen, trauen auf.

vorlâten, partcp. adj. frech, ruchlos.

vorlâtinge, Verlassung, Aufgeben, Verzicht, Eigentums-Übertragung; Entlassung; Erlass, Verzeihung; Aussöhnung; Erlass, Anordnung, Abschied.

vorlâtnisse, Freilassung; Erlass, Vergebung.

(vor-) voir-latte, welche Art von Latte?

vorlauwen, sw. v. lau werden.

vorleckeren, durch Leckereien ködern, verlocken, verführen; gelt v., in Leckereien verthun; vorleckert, delicatus.

vor-leder, zur Waffenrüstung gehörig: 1 par armleder et 1 par vorledere.

vorlêden, s. vorleiden.

vorleden, partcp., s. vorliden.

vorledigen, -leddigen, trans. frei machen, erledigen; intrans. ledig, frei, verfügbar werden; refl. sich abmüssigen, sich die Zeit wozu nehmen.

(vorlediginge) vorleddiginge, Erledigung, Losfall (v. Lehen).

vor-lêgen, st. v. ênem wat, vorlügen.

vorlegeren, (Streit, Zorn) beilegen, stillen.

vor-legge, ein Frauenschmuck: leinener Brustlatz, mit Gold u. Perlen gestickt.

vor-leggen, sw. v. vorlegen, vorhalten, vortragen, erzählen, kundthun; auferlegen, befehlen.

vorleggen, sw. v. verlegen, anderswohin legen; techn.: ein Schiff ins Wasser oder aufs Land bringen; an den unrechten Ort bringen; (Munition) unnütz verschiessen; weiter hinaus legen, verschieben; unterlassen; (den Weg) versperren, auch ohne Obj. oder m. pers. Obj.: Hinterhalt legen, hindern; (Tracht) ablegen; (Amt) niederlegen; auf-, preisgeben; abschaffen, aufheben; ab-, zurückweisen, ausschlagen, ablehnen, verweigern; verleugnen, absagen; verstossen, ausstossen, -weisen; (Zeugen, Zeugnis) zurückweisen, verwerfen; (Klage, Rechtsgang) ausschliessen, abschneiden, benehmen; (Urteil) schelten, Berufung einlegen; (Streit) beilegen; widerlegen; (Geld) erlegen, auslegen, aufwenden, vorschiessen; ênen mit gelde, mit Geld versehen, bezahlen; Geld anvertrauen; refl. m. up: sich berufen, sich beziehen.

vor-legginge, Vorlegung, Schaustellung; brode der v., Schaubrote.

vorlegginge, Ab-, Zurückweisung; Verweigerung; Aus-, Verweisung, Verstossung; Vorhalt, Vorwurf? v. dôn; Widerlegung; Tragung der Kosten, Aufwand; Verlag.

vorleiden, -lêden, intrans. leid sein, werden; trans. leid machen, verleiden.

vorleiden (-lêden), falsch führen; verleiten, verführen.

vorleider, Verleiter, Verführer.

vorlemen, lähmen.

vorlêmoden, verleumden.

vorlênen (-leinen), leihen; verleihen; belehnen, privilegieren.

vorlêninge, Verleihung, Belehnung.

vorlengen, verlängern; hinaus schieben, verzögern, in die Länge ziehen. Refl. länger werden; sich hinziehen, lange dauern; van, sich entfernen, sich entziehen.

vorlengenisse, dilatio.

vorlenginge, Verlängerung; Hinausschiebung, Verzögerung; penthemimeris.

vorlêren, dediscere.

vorlês (-lies), n. Verlust, Verderben, Schaden.

vorleschen, st. v. intr. verlöschen.

vor-lesen, st. v. vorlesen; vorher lesen, v. nennen.

vorlesen, st. v. auslesen, -suchen, sondern; ênem de hâr, die Haare zerzausen, prügeln.

vorlêsen, -leisen, st. v. 1. verderben, zu Grunde richten. 2. verlieren, einbüssen; aufgeben, fahren lassen; abs. den Prozess verlieren.

vorlêsenisse, -lêsinge, Verlust, Verderben, Untergang.

vorlesteren, schelten; (v. Urkunden) beschädigen?

vorletten, sw. v. 1. aufhalten, hemmen, verzögern. 2. verletzen, schädigen.

vorlettinge, Aufhaltung, Zögerung.

vorleven, sw. v. trans. überleben.

vorlêven, sw. v. in, sich verlieben in.

vorlichten = vorluchten, erleuchten.

vorlichten, 1. erleichtern; mildern, lindern; erheitern. 2. klein machen, erniedrigen; schmähen, heruntersetzen; geringschätzen.

vorlicht(e)nisse, Erleichterung; Linderung.

vorlichtigen = vorlichten II, 2.

vorlichtinge, 1. Erleichterung; Milderung. 2. Erniedrigung, Geringschätzung.

vorlichtliken, geringschätzen, heruntersetzen, schmähen.

vorlicken, abligurire.

vorliden, st. v. erleiden.

vor-liden u. vorliden, st. v. Nur im Partcp. vorgeleden, vorleden, vergangen, verflossen.

vorlien, -ligen, st. (sw.) v. ver-, ausleihen; verleihen, geben, gewähren; zu Lehn geben.

vorlyeringe, Hindernis. L. -loy-?

vor-liggen, st. v. vorliegen: vorliggende hunt, Vorsteh-, Hühnerhund? vorhergehen? währen? in der vorlegen tît, in der Zwischenzeit; m. Dat.: im Hinterhalt aufpassen, nachstellen.

vorliggen, st. v. trans. verliegen, versäumen, verpassen; intrans. liegen bleiben; erliegen, ermatten; kraftlos, entwertet werden. Partcp. vorlegen, müde, schwach, wertlos.

vôrlik, adj. was zu Wagen fortzuschaffen ist, fahrbar.

vorlîk, Vergleich, Ausgleich.

vorliken, sw. v. (Partcp. auch stark) gleich machen; ausgleichen, wett machen; vergleichen, schlichten, versöhnen.

vorlikenen, sw. v. = vorliken.

vorlikinge, Vergleich, Aussöhnung.

vorlink, n. m. ein Ackermass: ein halber Morgen (aus vorh-lang, Furchenlänge, ags. furlang, engl. furlong).

vorlisten, überlisten.

vorlîunge, Belehnung.

vorlôchinge, Verleugnung.

vorlôchnen, -lôchenen, -louchenen, leugnen, verleugnen.

vorlôf, -lof, n. -loft, Erlaubnis; Urlaub; v. nemen, Abschied nehmen, aus Arbeit, Dienst etc. gehn.

vorlofnisse, Verlobung, Verlöbnis.

vorlofte, das Angelobte, Gelöbnis.

vorloyeren, hinausschieben, verzögern.

vorlo(y)nen u. vorloken(en) = vorlôchenen.

vôr-lôn, n. Fuhrlohn, Fahrgeld.

vor-lôn, n. Vorlohn, Gottesgeld, w. man zahlt, um sich jemandes Dienste zu sichern.

vorlonen, belohnen, vergelten; m. Dat.: jem. Lohn zahlen.

vor-lôp, precursus.

vorlôp, n. (u. m.?) Lauf, Verlauf; Ablauf, Ende; Überlauf, was mehr ist oder überbleibt; Belauf, Mass- oder Menge-Verhältnis des Vorhandenen.

vor-lopen, st. v. voranlaufen; vorlopende, voreilig; vorwärts gehen, Verlauf nehmen; vorfallen, passieren.

vorlopen, st. v. 1. intrans. ent-, weg-, fortlaufen, fliehen; v. d. Zeit: verfliessen, hingehen; v. Wasser: ablaufen. 2. trans. laufend abnutzen; eilig verlassen, im Stich lassen; m. unbest. Obj.: it v., weglaufen. 3. refl. sich ereignen, geschehen; sich belaufen, e. Summe ausmachen.

vorlopen, partcp. adj. flüchtig, abtrünnig, vagierend, bes. von Mönchen, w. dem Kloster, v. Gesellen, w. ihrem Meister entlaufen sind.

vor-loper, Vorläufer, Vorgänger; Bote, Herold.

vor-lopich, vorläufig bekannt geworden, als Meldung eingelaufen? vorgegangen, vorgefallen?

vorlopinge, Verlauf.

vorloren, partcp. adj. verloren; unglücklich; vergeblich; v. hupe, emissarii milites. Plänkler (Ggs. weldich, woldich hupe).

vorlorenheit, Verlorensein, Verderben; Vergessenheit.

vorloselik, löslich, widerruflich.

vorlosen, sw. v. erlösen, befreien.

vorloser, Erlöser.

vorlosenisse, -losinge, Erlösung, Befreiung.

vorloten, verlöten, festlöten. (L. -lod-?)

vor-love, sw. f. Vorlaube, Hallen-Vorbau an Rathäusern, Palästen etc.

vorlôven, sw. v. 1. erlauben, gestatten. 2. beurlauben, verabschieden, entlassen, kündigen.

vorloven, sw. v. 1. übermässig loben. 2. verloben, vermählen. 3. verschwören, durch Gelübde entsagen, worauf verzichten; preisgeben, hingeben; verbieten, untersagen, spec. (Münzen) ausser Curs setzen. 4. refl. sich verpflichten, geloben etwas zu thun oder zu lassen.

vorlover, Gläubiger? Bürge?

vorlôvinge, Erlaubnis.

vorlovinge = vorlofnisse.

vorlubben, vergiften.

vorluchten, beleuchten; hell, klar, (Augen) sehend machen; deutlich machen, erklären; (den Geist etc.) erleuchten, aufklären. Partcp. vorluchtet, scharfsinnig, weise; im Titel: erlaucht, erhaben.

vorluchter der sunnen (v. Christus): von dem die Sonne ihr Licht empfängt? vorluchterinne, f. (v. Maria): v. van sunde.

vor-luchtich, illuminatus; als Titel = vorluchtet, illustris.

vorluchtinge, Glanz, Licht; theophania; geistige, geistliche Erleuchtung; Verherrlichung, Auszeichnung.

vor-lude, vornehme Leute, proceres?

vôr-lude, pl. zu vôrman.

vorluden, sw. v. 1. verlautbaren, kund machen; intrans. lauten, verlauten; v. laten, auch refl.: lautbar werden lassen; bekannt geben, mitteilen; zu erkennen geben, merken lassen. 2. (mit clocken) läuten; trans.: jem. zum Begräbnis beläuten; den Gebannten, Geächteten, Verurteilten zur Verkündigung ausläuten; Münze durch Ausschellen ausser Curs setzen.

vorlumenden, -lumen, in Leumund bringen, ruchtbar machen; in bösen Ruf bringen. Partcp. vorlumet, berüchtigt, der übeln Ruf hat.

vorlungeren up, wonach lüstern sein, sehr verlangen.

vorlûs, n. vorlust, f. (n.) = vorlês; bi v., bei Strafe des Verlustes.

vorlusten, -lustigen, belustigen, erheitern, erfreuen.

vorlustich, verlierend, verlustig.

vorlût, Verlaut; Inhalt: na vorlude der breve.

vorlutteren, läutern, reinigen; erläutern; refl. declarieren, erklären.

vorlutteringe, Reinigung.

vormaden, verwesen: von Maden zerfressen werden? = (vormoden), vermodern?

vormageren, abmagern, mager werden.

vormakelen, beflecken, entstellen.

vormakelicheit, Erquickung; Trost.

vormakelik, erquickend, angenehm.

vormaken, sw. v. 1. machen, (Material) verarbeiten. 2. wiederherstellen, ausbessern; (e. Vorstand durch Wahl) erneuern; fig. erquicken, trösten, erfreuen. 3. anders, bes. schlechter machen, verderben, vernichten; anschwärzen, verleumden; refl. sich anders gestalten, sich verkleiden, sich vermummen; sich entstellen, sich verunstalten. 4. übermachen, berichten.

vormakenisse, Erquickung.

vormakinge, 1. Erneuerung, Neuwahl. 2. Erquickung, Erholung, Freude. 3. Abmachung, Verpflichtung.

vormâlbomen, mit mâlbomen versehen (den Wald).

vormaledi(g)en, verwünschen, verfluchen.

vormaledi(g)inge, -maledînge, maledige? Verwünschung, Verfluchung.

vormâlen, sw. v. 1. mit Mal-, Grenzzeichen versehen. 2. bemalen, anstreichen; vormâlt laken, Gemälde auf Leinen.

vormalen, sw. v. vermählen.

vor-mâls, vormals, einst, früher; damals.

vormâlsteden = vormâlen 1.

vor-man, Vertreter, Fürsprecher.

vôr-man, 1. Fuhrmann. 2. Schiffer? l. verman? 3. ductor, also = vôrer?

vor-manen, premonere, vormahnen, vorbedeuten, prophezeien.

vormanen, sw. v. etwas einmahnen, wiederfordern, fordern; jem. mahnen; = vorbidden, vertreten; auch m. Dat.: ermahnen, raten, auffordern, befehlen; u. Gen. der S.: erinnern an, mahnen um, bitten um; refl. m. Gen.: sich erinnern, eingedenk sein.

vormangelen, ver-, austauschen.

vormaninge, Mahnung, Erinnerung, Ermahnung; -brêf, Mahnbrief.

vormannen, 1. dat gût, Lehndienste vom Gute leisten. 2. übermannen, -winden. 3. refl. sich ermannen.

vormannichvoldigen, vervielfältigen, vermehren.

vormasten, mit einem Mast versehen.

formât, n.: f. clerik to wesende, pâpheit-brêf, lat. formata, Diplom.

forme, f. Bildung, Gestalt; Muster, Modell, Form; Notariats-Instrument; Art und Weise.

vor-mechtich, übermächtig.

vormechtigen, 1. mit Gewalt unterdrücken, vernichten, ausser Kraft setzen. 2. ermächtigen; refl. sich unterwinden; sik under ênander, übereinkommen, ausmachen.

vor-mêde, st. f. Vormiete: 1. e. übliche oder schuldige Abgabe des Pächters ausser der eigentl. Pachtsumme, teils jährlich zu zahlen, teils nur dem neuen Eigentümer, preemptio, subsidium caritativum. 2. Lohn eines Arbeiters ausser u. unabhängig von dem gew. Zeit- oder Stück-Lohn, e. Art Vorschuss auf noch zu leistende Arbeit; Angeld, Gottesgeld, auch Geschenk zum Zweck der Bestechung; durch v. sichert sich der Meister den Dienst des Gesellen, der Mühlenkunde schnellere Bedienung vor anderen Mahlgästen, der Arbeitnehmer Bevorzugung bei Vergebung öffentlicher Arbeiten oder Anstellungen (wird oft verboten).

vormêden, sw. v. 1. mieten; (vor-m.?) êneme zinen knecht v., alium prevenire, vor der Kündigung mieten. 2. vermieten, verdingen; refl.

vormeden (-ê-?), sw. v. Tuch mit Waid bearbeiten.

vormêdinge, Vermietung, -pachtung.

vormekelen gût, als Makler Warenverkauf vermitteln.

vormelde: na v. des brêves, laut.

vormelden, melden, anzeigen, verkünden; verraten, angeben.

vormeldinge, Meldung, Anzeige.

formen, formen, bilden, gestalten; herstellen, machen.

vormênen, -meinen, meinen, glauben; denken, erwarten.

vormengen, vermengen, vermischen; beimischen, hinzuthun; refl. mit, sich worin verwickeln, s. worauf einlassen.

vormenginge, additamentum; vigentlike v., Handgemenge.

vormenigen, vervielfältigen, vermehren, vergrössern.

vormênsamen, aus der Gemeinschaft ausschliessen, excommunicieren.

vormênt, partcp. adj. vermeintlich, anmasslich? beabsichtigt? frevelhaft (vgl. mên)?

vormêren, verkünden (vgl. mêre); partcp. vormêr(e)t, bekannt, berühmt, berüchtigt; v. werden, laut werden, erschallen.

vormêren, vermehren, vergrössern.

vormeren (= vormerren), sich aufhalten, verweilen.

formêren = formen; in der Grammatik: e. Form bilden, ableiten.

vormêringe, Vermehrung; Zusatz.

vormerken, ersehen, bemerken, gewahr werden; v. ênen an, jem. weswegen tadeln.

vormerkinge, tadelnswerte, verkehrte Handlung.

vormetel, adj. = vormeten 1; adv. vormeteliken.

vormetelheit = vormetenheit.

vormeten, st. v. refl. abs. oder m. Gen. (to u. Inf., abhäng. Satz): sich vermessen, seine Kraft überschätzen, sich aufspielen, im Übermut zu thun oder behaupten wagen; ohne Tadel: sich fest entschliessen zu, kühnlich unternehmen; s. anheischig machen, sich erbieten zu; Anspruch erheben auf.

vormeten, partcp. adj. 1. vermessen, übermütig, verwegen, anmassend. 2. das gewöhnliche Mass überschreitend, gewaltig.

vormeten-, vormetenicheit, Vermessenheit, Waghalsigkeit; Selbstüberhebung, Anmassung, Übermut.

vormêtigen, ermässigen, verringern.

vormêtinge, presumptio.

vor-middach, m. Vormittag; im Gen. adv.

vormid(d)es, -middest u. -middels, -middelst, 1. adv. in der Mitte, mitten. 2. präp. m. Dat.: vermittelst, durch. 3. v. dat, conj. weil.

vormidelik, adj. zu vermeiden.

vormiden, st. v. trans. vermeiden, sich fern halten von; unterlassen, sich hüten vor.

vormidinge, Vermeidung.

vorminken, sw. v. (ndl.) verletzen, beschädigen, lähmen.

vorminnen, sw. v. in Güte scheiden, versöhnen.

vorminren, -minderen, vermindern, -kleinern, -ringern.

vorminringe, -minneringe, Verminderung; Schmälerung.

vormisquêmen, in Ungemach, Not verkommen.

vormissen, vermissen.

vormistalden, verunstalten, ent-, verstellen.

vormît, Vermeidung, Unterlassung.

vormits, -mitz = vormiddes.

vormoddelen, vermodern.

vormodelik, argwöhnisch.

vormoden (-moiden, -moͤden, -muden), sw. v. trans. und intrans.: ermüden, ermatten.

vormoden (-mouden, -muden), sw. v. meist refl. 1. m. Gen. oder abhäng. Satz: vermuten, auf etwas gefasst sein; mit uppe, Argwohn fassen gegen jem. 2. m. Gen. oder Acc.: sich zumuten, beanspruchen, begehren, wünschen.

vormoden, n. Vermutung; gût v., gute Meinung, Vertrauen.

vormodinge, Ermutigung.

vormoge, m. f. Vermögen, Kraft; na v. oder v., präp. m. Gen.: kraft, laut, nach Inhalt von; als Briefanfang: mit v. alles guden, mit Er-, Entbietung etc., = mit alle deme, dat ik gudes vormach.

vormogen, unreg. v. 1. intrans. vermögen, die Kraft haben, im Stande sein. 2. trans. vermögen, Gewalt haben über, bewältigen können, zwingen k., überreden k., veranstalten k., leisten k.; v. Gesetzen, Documenten etc.: rechtskräftig besagen. 3. refl. kräftig, geschickt sein, sich wohl befinden.

vormogen, n. Vermögen, Kraft, Macht.

vormogen, partcp. = vormogende, vermögend, begütert.

vormogen(t)heit, Vermögen, Kraft, Leistungsfähigkeit.

vormoginge = vormogentheit.

vormoien, quälen, plagen; refl. sich grämen.

vormorden, ermorden; vom Gelde: verthun.

vormorgen, -mornen, (auf den folgenden Tag) hinausschieben, procrastinare.

vormorwen, mürbe machen, erweichen.

vormôt, n. Vermutung, Erwartung; quât v., Argwohn.

vor-mo(u)we, f. Vorermel, Handkrause.

vormuckelen, in Armseligkeit verkommen.

vormulschen, verfaulen, verrotten, vermodern.

vor-munde, sw. m. -munder, der den Schutz über jem. übt, Rechtsbeistand, Vertreter; Verweser, Verwalter; Vorsteher (einer Innung); Testamentsvollstrecker; bes. Vormund über Verschwender, Frauen, Minderjährige.

vor-munden, den Schutz über jem. oder etwas ausüben, beschützen, vertreten, bevormunden.

vor-munderen = vormunden.

vormunderen, erwecken, zum Bewusstsein bringen; antreiben.

vormunderen, m. Gen. d. S.: jem. zurecht-, unterweisen, belehren, berichten.

vor-munde-, -munderschop, Schutz, Vertretung, Vormundschaft; des dôtslages, Recht und Pflicht, die Klage wegen eines Todschlages zu führen.

vor-mundich, unter Vormundschaft stehend.

vor-munt, m. -muntscap = vormunde, -mundeschop.

vormunten, (Metall) vermünzen, zu Münze prägen.

vor-mure, promurale.

vormuren, zumauern; einmauern.

vor-nacht, f. die Nacht vorher.

vornachten, 1. über Nacht bleiben, übernachten; 2. übernächtig werden, die Nacht über stehen bleiben (dauern, unterbleiben).

vornadeilen, benachteiligen.

vornagelen, (Laden, Truhen) durch Nageln herstellen (Ggs. leimen)?

vor-name, sw. m. prenomen.

vor-nâme, adj. = vor-nême.

vor-namen, -namicheit, -naten, s. -nom-, -noten.

vor(natten), -naten, sw. v. durch Nässe zu Grunde gehen.

vorne (vorn, vor), Forelle.

vorne, voren, adv. räuml.: vorne; zeitl.: vorher, früher; modal: s. tovoren; van voren, von neuem. Adj. Superl. vornest, räuml. u. zeitl.: vorderst, erst.

vornechtigen, refl. = vornachten 2.

vorneder (= vornederer), Erniedriger, Schmäher.

vornederen, -nedderen, -neddrigen, erniedrigen; herunter-, herabsetzen, verschlechtern; unterdrücken, in Verfall bringen, des Ansehens berauben; demütigen.

vornederinge, -nedderinge, Erniedrigung, Demütigung.

vornegelen, (Pferde) beim Nageln beschädigen.

vornêginge, Verneigung; Zustimmung.

vorn(e)-hovet, Vorderkopf, Stirn.

vorneien, -nêgen, durch Nähen (Zwirn etc.) verbrauchen; einnähen (in e. Sack).

vornêlen, jüngere Dialektform für vornielen.

vor-nême, vorzüglich, ausgezeichnet; autenticus.

vorneme, n.? Verständnis, Erkenntnis? l. vornemen?

vornemelicheit, Fassungskraft, Einsicht.

vornemelik, adj. vernehmlich, verständlich; verständig, einsichtig.

vor-nemeliken, adv. vornehmlich, hauptsächlich.

vor-nemen, st. v. beabsichtigen, planen; unternehmen.

vornemen, st. v. mit den Sinnen auffassen (bes. dem Gehör u. Gesicht), merken, wahrnehmen, erfahren; geistig verstehen, bes. e. Sprache, begreifen, fassen, deuten; refl. m. Gen.: sich woraus vernehmen, sich worauf verstehen, wissen.

vor-nement, n. Vornehmen, Absicht, Plan; Unternehmen, Handlung, Massregel.

vor-nemich, adv. vornehmlich, besonders.

vornemich, sagax.

vorneminge, Verstehn, Auslegung.

vornênen, verneinen, leugnen.

vornichtelheit, Nichtsein, Nichtigkeit.

vornichten, 1. trans. für nichtig erklären, annullieren; für nichts achten, misachten, erniedrigen; zu nichte machen, zu Grunde richten. 2. intr. zu nichte werden.

vornichticheit, Verfall, Vernichtung.

vornichtigen = vornichten 1.

vornichtinge, Annullierung, Abschaffung; Geringschätzung, Misachtung, Schande; Vernichtung, Schädigung.

vornidet, von Kampflust od. Wut erfüllt.

vornielen, -nilen, sw. v. vernichten, zerstören; verringern, schmälern, (mit nigel, nule zu nie, neu?)

vorni(g)en u. vorni(g)eren, erneuern; wiederherstellen, ausbessern; wiederholen.

vornigeren = (vornoigeren), refl. an, über etwas Verdruss empfinden, gegen etwas Widerwillen bekommen.

vorni(g)eringe, -niringe, Erneuerung, Neuerung, Wechsel.

vornigicheit, Erneuerung.

vorninge (-ô-?) = voringe?

fornis, fornisse = fernis.

fornissen, fornitzen, mit Firnis, Lack überziehen.

vornogen (-noigen, -nugen), befriedigen, zufrieden stellen, Genugthuung geben; zu Dank bezahlen; zahlen, entrichten.

vornogen, n. Befriedigung, Vergnügen.

vornoginge, Befriedigung, Bezahlung.

vornoy, n.? Widerwillen, Verdruss, Widerwärtigkeit (frz. ennui).

vornoiêren, -nogêren, -nuêren, refl. Renegat werden, vom Christentum abfallen (lat. renegare, afrz. renoier).

(vornômen, nennen;) vornôm(e)t, genannt, bekannt, berühmt.

vor-nomen u. vornomen? partcp. adj. vorzüglich, ausgezeichnet; Superl. auch: vornomest.

vor-nomenheit, -nomicheit, 1. Vornehmheit, Vorzüglichkeit, Vorzug. 2. Kühnheit, Dreistigkeit, Anmassung.

vornomenheit, Verständnis, Klugheit.

vornôm(e)theit, Berühmtheit, Namhaftigkeit.

vor-nones, adv. vor der None, vormittags.

vor-note, (Furchengenosse,) Acker-, Feldnachbar.

vornotelen, -nottelen, urkundlich (durch notula) ausstellen.

vornotelinge, -notulinge, urkundliche Aufzeichnung, Protokoll.

vornoten, adj. (partcp. v. vornêten) verwöhnt, wählerisch, eigen, blasiert, affectiert, geziert.

vornotende (pl. = vornotene? partcp. präs. v. vornoten?), adj. ausgewählt, kostbar, zierlich? v. Kleidung.

vornôtsaken = vornôtsinnen.

vornôtschuwen, sw. v. = vornôtsinnen.

vornôtsinnen, -sinnigen, mit der Not, einem legitimen Hindernis entschuldigen.

vornôtsinninge, legitime Entschuldigung.

vornuft (-nunft), f. Vernunft, Einsicht, Verstand.

vornuftich, vernünftig, verständig.

vornufticheit, Vernünftigkeit, Verständigkeit.

vornuftigen, ratiocinari.

vornunst, -num(e)st, -nust, -nost, f. = vornuft.

vornuwen, sw. v. = vornigen, erneuern.

(vorogen) verogen hebben, vor Augen haben, berücksichtigen.

vorogen, vor Augen stellen, zeigen? ins Auge fassen, besichtigen?

voroginge, Aussicht, Erwartung, Vermutung.

voroken, sw. v. vermehren, verbessern, bereichern.

vor(okinge), -oukinge, Vermehrung, Zunahme.

voroldelen, quälen, martern, schädigen (vgl. mhd. verultern?).

vorolden, altern, alt werden.

vorolien, mit der letzten Ölung versehen (den Sterbenden).

vorolmen, vermorschen, verrotten.

voronen (? Hallisch. Schöppenbuch) = vronen.

vorordêlen, verurteilen.

vorordêlinge, Verurteilung.

vorordenen, ordnen, in Ordnung bringen, bestellen; ver-, anordnen, vorschreiben.

vorordeninge, Verordnung, Befehl.

vororlogen, -ligen, -legen, mit Krieg überziehen oder heimsuchen; (Geld) zum Kriege verbrauchen.

vororloven, -leven, erlauben, gestatten.

vororsaken, veranlassen, zu einem Entschluss bewegen; refl. entstehen, herrühren.

vororsat, Ersatz.

vorosaten, ersetzen, Ersatz leisten.

vorosen, (ausschöpfen,) fig. (Pein) wegschaffen, -nehmen; jem. befreien von (van).

vorôtmodigen, demütigen; refl.

vororveiden, m. persönl. Obj.: jem. Urfehde leisten, auf Rache und Entschädigung feierlich verzichten.

vor-over, adv. vorüber, vorbei; dâr v. gân, gripen, mit Stillschweigen übergehen.

voroveren, (-offeren), 1. trans. erübrigen, übrig behalten, gewinnen; erobern, überwinden. 2. intrans. übrig sein, ü. bleiben.

voroveringe, Eroberung.

vorpachten, pachten, abpachten.

vorpacken, verpacken, -laden.

vor-pâl, (Furchen-,) Grenzpfahl.

vorpalen, 1. (e. Fahrwasser) durch Pfähle schliessen oder verengen. 2. ên schip, Hafengeld, Einfahrtzoll v. e. Schiff bezahlen.

vorpalinge, fig. Ausschluss, Beschränkung? Vereinbarung, Veranstaltung?

vorpanden, -penden, -pendigen, verpfänden, versetzen.

vorpandinge, Verpfändung.

vorpedden, sw. v. zertreten.

vorpennewerden, im Detail verkaufen.

vor-penninge, pl. im Voraus zu zahlende Gebühr.

vorpinegen, zermartern, bis zur Entkräftung peinigen.

vorpinen, refl. sich abmühen, sich anstrengen.

vorpitzêren, (mit Petschaft) besiegeln.

vorpladêren, durch Prozessführung verschwenden, verprozessieren.

vorplagen, sw. v. plagegelt verbrauchen.

vorplegen, st. v. m. Gen.: zu thun pflegen, sich mit etwas gewohnheitsmässig beschäftigen; m. Dat. d. P. u. Gen. (Acc.) d. S.: verpflegen, versorgen, versehen, zuteil werden lassen, gewähren; refl. sich verpflichten, sich haftbar machen.

vorpleger, (im Bergwerke) Gehülfe des werkplegers, Untermeister?

vorpleiten, -plêten = vorpladêren.

vorpletten, platt machen, erdrücken, zermalmen.

vorplicht, -plichte, f. Verpflichtung, Verbindlichkeit, Schuldigkeit.

vorplichten, verpflichten, mit einer Verbindlichkeit belasten; verschreiben, verpfänden; vorplicht(et) sîn, rechtlich oder sittlich verbunden, schuldig sein, m. Dat.: zustehen, von Rechts wegen zukommen; refl. sich verpflichten, sich verbinden; to, sich wozu entschliessen?

vorplichtes-breif, Verpflichtungs-Urkunde.

vorplichtich, vorplichtiget sîn = vorplichtet sîn.

vorplichtinge = vorplicht.

vorplogen: l. -ploggen, verpflöcken, mit e. Pflock befestigen oder verstopfen.

vorplucken, zerpflücken, verstreuen; im kleinen verkaufen; vgl. vorrucken.

vorplumpen, plump, ungeschickt werden oder machen.

vorposen, sw. v. trans. bedrängen, zusetzen?

vorpralen, verschwenden, verjubeln.

vor-prank, m. entw. = vor-kôp, oder Hausierhandel, w. zum Schaden der ansässigen Kaufleute u. Handwerker geübt wird.

vor-prise, Vorermel.

vor-provinge, conjectura.

vorpunden, Waren: das puntgelt dafür zahlen.

vorpuntschoten, Hufen Landes: die Abgabe des Pfundschosses davon geben.

vorpûsten, intr. u. refl. Atem schöpfen, sich erholen, ausruhen.

vorquaden, verschlechtern, -schlimmern; schlecht machen, herabsetzen, schmähen.

vorquasen, verprassen.

vorquelen, sw. v. zu Tode, um-bringen; (Blut) jem. abquälen, unter Qualen nehmen.

vor-querdelen den Schuhen: querdel daran setzen.

vorquester, Verschwender.

vorqueteren, (die Zeit) verschwatzen, überh. verderben?

vorquicken, sw. v. zum Leben bringen, auferwecken; zur Besinnung bringen; erquicken, laben; refl. sich erholen.

vorquickinge, Erquickung, Labung, Linderung.

vorquinen, sw. v. nach u. nach vergehen, dahin schwinden, sich verzehren.

vorquinent, n. ptisis (phthisis).

vorquisten, sw. v. vergeuden, verschwenden.

vor-raden, st. v. m. Dat. beraten, Fürsorge tragen, vorsorgen.

vorraden, st. (sw.) v. verraten; dit vorreit, diesen Verrat verübte etc.

vorradent, n. Verrat.

vor-rader, radman, consul.

vorrader = vorrêder.

vor-radich, vorsorglich.

vor-râm? vorrâm? m. n. Beschlussfassung, Festsetzung, Entscheidung, Beschluss; Entwurf.

vorramen, sw. v. m. Acc. anberaumen; m. Gen. oder Acc.: als Ziel ins Auge fassen, beschliessen, festsetzen, bestimmen, auch refl.; der tît, die Gelegenheit wahrnehmen, abpassen; up. wofür stimmen, sich wofür entscheiden.

vorraschen, überraschen, -rumpeln.

vor-rât, m. 1. Vorberatung, Vorbedacht, Ueberlegung, Vorsatz. 2. Versorgung, Anschaffung. 3. Vorrat; im vorrade, vorrätig. 4. concr. Berater, Vormund.

vorraten, jüngere Form f. vorroten.

vorrâtnisse = vorrêtnisse.

vorrechten, 1. eidlich aussagen, beweisen, bestätigen oder versprechen. 2. ein Lehn: den Lehnseid leisten? 3. jem. gegen das Recht behandeln, in seinem Rechte kränken, bekämpfen. 4. rechtsungültig machen, verwirken.

vorrechtigen = vorrechten 1.

vorrechtiget wesen, Anrecht haben, berechtigt sein.

vorrechtinge, (eidliche) Aussage.

vorrechtverdigen, in den richtigen Zustand bringen, bessern, ordnen.

vorrecken = vorreiken.

vor-rede, f. 1. Vorrede, Einleitung (des Buches etc.), Prolog (des Dramas); Vorwurf, Text (der Predigt). 2. Verhandlung; Verwahrung; Verabredung, Vertrag.

vorreden, sw. v. 1. schelten, tadeln. 2. versprechen, geloben; vorredet, verbunden, verpflichtet zu (Gen.); refl. Versprechungen eingehen, Vereinbarungen treffen, sich verabreden, spec. sich verloben.

vorrêder, Verräter; vorrêderinne, f.

vorreder, -redder, Tadler, Verleumder.

vorrêderie, -rige, Verräterei, Verrat.

vor-ref, n. Riff, Sandbank vor der Küste.

vorregelen, pessulare, verriegeln.

vorregelen, regeln, regulieren.

vor-rêger, Vorreiger, -Tänzer.

vor-rei, m. Vortanz; fig. Anführung, Leitung, Regiment.

vorreiken, -rêken, dar-, überreichen, ausliefern; austeilen, spenden.

vor-reise, f. frühere Reise.

vorreken, verurteilen, verfesten, ächten?

vor-reken(en), vorrechnen, aufzählen.

vorrekenen, refl. sich verrechnen.

vorrêkinge, Darreichung, Spendung.

vorremmen ein Schiff: die innere Beplankung legen.

vorrenten, Rente von oder für etwas zahlen; (Geld) verzinsen.

vorrês, Erhebung, Empor-, Aufkommen.

vorrêtlik, verräterisch; hinterlistig, heimtückisch; adv. vorrêtliken.

vorrêtnisse, -rêtenisse, Verrat, Verräterei.

vorrichten, 1. in Ordnung, zurecht bringen, ausrichten, -führen, (Krieg) beilegen, (Schaden) ersetzen; entrichten, bezahlen? 2. richten, verurteilen; absprechend beurteilen; hinrichten. 3. berichten; benachrichtigen. 4. = vorrechten 1.

vorrichter, dapifer.

vorrichtinge, Ausrichtung, Ausgleichung, Sühne, Vertrag.

vor-riden, st. v. voran reiten.

vorriden, st. v. 1. intrans. wegreiten, verreisen. 2. trans. (ein Pferd) übermässig, zu Schanden reiten; (ein Land) reitend verwalten, d. h. die für dasselbe nötigen Reisen machen; reitend jem. aufhalten, ihm den Weg versperren? (Geld) auf Reisen verausgaben. 3. refl. irre oder zu weit reiten.

vor-riders, pl. Vorreiter, Vortrab.

vorriken, reich werden.

vorringen u. -ringeren, verschlechtern; vermindern. Subst. vorringinge.

vor-ripe, adj. frühreif.

vorrisen, st. v. sich erheben, emporsteigen; auferstehen; entstehen, ausbrechen.

vorrisenisse, Auferstehung.

vorrisinge, Auferstehung; Steigung (des Geldwertes).

vorroden, rot färben, r. malen.

vorrokelosen, trans. (verruchlosen,) achtlos versäumen, vernachlässigen, verwahrlosen, durch Unbedachtsamkeit in Verfall kommen oder verloren gehen lassen; refl. unbesonnen, unvorsichtig handeln.

vorroken, sw. v. sich nicht um etwas kümmern, verachten; vorroket, verrucht.

vorromen, intrans., gew. refl. m. Gen.: sich berühmen, prahlen; m. Gen. oder to oder dat-Satz: sich prahlerisch anheischig machen; sich vor Gericht wozu erbieten.

vorromer, Prahler.

vor-ronnere, pl. Vortrab.

vor-rôp, erster Ruf: den v. hebben, den Vorrang haben. L. vorrey?

(vorropen), zerraufen, -zausen; Partcp. vorroft.

vorropen, -rupen, preconari; vorruper, preco; vorrupinghe, preconatus.

vor-roper, Vorrufer, d. i. Anführer, Rädelsführer?

vorrosdînsten ein Gut: Dienst zu Ross als Lehnspflicht dafür leisten.

vorrosticheit, Verrostetheit; bildl. Verhärtung in Sünden?

vorroten, -rotten, sw. v. verrotten, verfaulen; trans. verfaulen machen; vorrotet, faulig (v. Blut), beschädigt (v. Garn).

vorroven, berauben, ausrauben.

vor-rucken, vorwärts rücken, weiter ziehen.

vorrucken, 1. aus dem bisherigen Zustand, der gehörigen Lage bringen: verändern; verrenken, verstauchen. 2. von der Stelle nehmen, fort-, bei Seite schaffen; de benke, die Gerichtsbänke fortschaffen, das Gericht aufschieben; ver-, ausweisen, in der Verfestungsformel: verrucken, verplucken und verschêten. 3. vergehen: vorrukter wile, in vorruckeder tît, mittlerweile, unterdes; in kort vorrukten dagen, vor kurzem.

vorruckinge, Veränderung; Verzückung.

vorrusteren, verrosten.

vors = vorsch; Dem. vorsseken.

fors, f. = forse.

fors, adj. »forsch«, stark, kräftig, heftig, kühn, eigenmächtig, trotzig; adv. fors, forssen, forslik(en).

vorsachten, besänftigen, lindern.

vorsachtinge, Milderung, Linderung.

vorsachtmodigen, sanftmütig machen, besänftigen.

vorsaden, sw. v. sättigen; fig. stillen, befriedigen, erquicken; intrans. satt, befriedigt werden.

vorsadinge, Sättigung, Stillung, Befriedigung.

vor-sage, f. Voraussage, Prophezeiung.

vorsage, -tzage, adj. verzagt, mutlos, feige; adv. vortzageliken.

vor-sagen, divinare.

vorsagen = vorseggen, versagen; leugnen; etc.

vorsagen, -tzagen, verzagen, den Mut verlieren, verzweifeln.

vor-sak, Aussentasche an einer Stangentasche.

vorsake, f. Ver-, Ableugnung.

vorsaken, -seken, st. v. (Prät. -sôk; -sak? Partcp. -saken, -seken; -soken?) u. sw. v., abs. oder m. Gen. oder Acc.: (ab)leugnen, bestreiten, in Abrede stellen; verleugnen, abschwören; abschlagen, (ver)weigern; (oder m. Dat.) entsagen, verzichten; van, ablassen von.

vorsaker, Verleugner.

vorsakinge, Ab-, Verleugnung; Verzichtleistung.

vor-sale = orsale.

vorsal(e)wen, intrans. u. refl. schmutzig, trübe, dunkel werden.

vorsamelen, -sammelen, sammeln, zusammen bringen oder fassen, versammeln, vereinigen; refl. zusammen kommen, an deme echten state, in deme echte, sich ehelich verbinden.

vorsam(e)linge, -sammelinge, Sammlung, Versammlung, Zusammenkunft; Gesellschaft, Genossenschaft, Vereinigung; Schar, Menge; Summe.

vorsamen, -sammen = vorsamelen.

vorsat, n. rückständiger Zins, Miete etc.

vor-sat, n. (m.) vor-sate, st. f. Vorsatz, Absicht, bes. böswillige; jur.: eine mit Absicht verübte, bes. thätliche Mishandlung (ein v. slân) u. die darauf gesetzte Strafe.

vor-sate, sw. m. Vorgänger im Amte.

vorsaten, sw. v. in eine sate (Verfassung, gute Ordnung) bringen, einrichten; bes. vergleichen, vertragen, versöhnen.

vor-sateschen, adv. = vor-satliken.

vor-satich, 1. absichtlich, vorsätzlich; böswillig; aufsässig, widersetzlich. 2. vorsatich? v. wesen, werden m. Gen. oder an, in: absichtlich oder unabsichtlich versäumen, unterlassen, nicht achten, zuwider handeln, im Rückstande bleiben.

vorsatich, versöhnlich, milde.

vor-saticheit, Absicht, Ueberlegung.

vor-satigen, adv. = vor-satliken.

vor-satinge = vor-sat.

vorsatinge, Einrichtung, Festsetzung, Bestimmung.

vor-satlik, absichtlich, vorsätzlich; bös-, mutwillig; fälschlich, betrügerisch; adv. vor-satliken.

vorsch, m. Frosch, bes. der grüne?

vorsch, m. (an. fors) Wasserfall, Stromschnelle.

forsch = fors, subst. u. adj.; nu f., interj. jetzt drauf, wohlan.

vor-schacht, m. im Bergbau: Einfahrt, Vorkammer des Schachtes?

vorschaden, einen Schaden wieder gut machen, ersetzen; verzinsen.

vorschaduwen, -schadewen, beschatten, verdunkeln.

vorschaffen, an-, be-, verschaffen, ausrichten, veranlassen, bewirken; testamentarisch vermachen.

vorschalen, sw. v. schal werden, v. Getränken; vorschal(e)t, schal, v. Augen: trübe, blöde.

vorschalken, überlisten, betrügen; refl. auch: treulos werden, unrecht handeln.

vorschallen, in übeln Ruf bringen.

vorschamen = vorschemen.

vorschantzen, durch unglücklichen Zufall verlieren.

vorschapen, st. v. mislich gestalten, verunstalten, entstellen.

vorschapnisse, Misgestalt.

vorschaten = vorschoten.

vorschatten, 1. Geld erpressen, zusammen scharren. 2. Geld umsonst ausgeben, die Rückforderung ausgelegten Geldes verwirken.

vorschaven, st. v. abschaben, zernagen.

vorschêden, -scheiden, st. (sw.) v. 1. intr. weggehen, verscheiden, sterben. 2. trans. trennen, scheiden, absondern; Partcp. vorschêden van, entfernt von; entscheiden, bes. Streitende auseinander setzen, Streit beilegen, aussöhnen; mit e. Erb- oder Pflichtteil abfinden. 3. refl. van, sich entfernen von, sich enthalten.

vorschêdinge, -scheidinge, 1. Abscheiden, Tod. 2. Entfernung, Abstand. 3. Teilung, Sonderung; Grenze. 4. Rechtsentscheidung; Aussöhnung, Vergleich.

vorscheider, vorscheides-man, Entscheider, Schiedsrichter.

vorscheit, n. 1. Scheiden; des levens, Ende des Lebens, Tod. 2. Auseinandersetzung, Versöhnung.

forscheit, f. = forsheit.

vorschel, n. Unterschied, Differenz.

vorschelen mit, verschieden sein von, abweichen.

vorschelinge, Differenz, Zwistigkeit.

vorschelken = vorschalken.

vorschemen, sw. v. beschämen, in Scham und Schande bringen.

vorschemenisse u. -scheminge, Beschämung, Schimpf.

vorschen, (aus d. Hd.) forschen.

vor-schenke, f. die Bewirtung des zugewanderten Handwerksgesellen.

vorschenken, schenken, verschenken.

vorsche(p)pen, sw. v. umschaffen, verwandeln, verunstalten, entstellen.

vorscheren ein Schiff: die Spanten oder Rippen aufsetzen.

vor-schermen: ênem, jem. einen Schirm vorhalten, d. h. etwas vormachen, illudere.

vorschertzen, (aus d. Hd.) verscherzen.

vor-schêten, st. v. (jem. Gründe) vorstellen, vorhalten.

vorschêten, st. v. 1. trans. (Munition) verschiessen; (Korn) stürzen, umstechen; (Schiffstaue) splissen? fig. (Worte etc.) ausstossen, -streuen, -sprengen; (schlechte Ware) aufschiessen, verwerfen; durch Umstürzen der Lichter excommunicieren; ächten, s. vorrucken. 2. intrans. sich (schnell) entfernen; v. der Farbe: sich verlieren, bleich werden.

vorschicken, refl. sich fügen, sich gestalten.

vorschickinge, Beschickung, Zubereitung, Zurüstung.

vorschieren = vorsieren, -siren.

vor-schilt, fig. schützender Schild.

vorschimmelen, mit Schimmel überzogen werden, vermodern; fig. von Menschen: vergreisen.

vorschîn, Ableben, Tod.

vor-schinen, st. v. hervorleuchten, -stehen, -ragen; vor-schinende, vortrefflich, ausgezeichnet.

vorschinen, st. v. intrans. 1. erscheinen, ans Licht treten; auch refl.: sich zeigen. 2. verschwinden, unsichtbar werden; v. d. Zeit: verstreichen, verlaufen, vergehen; sterben; von Pacht etc.: fällig werden; verfallen, verwirkt sein; durch die Hitze verdorren, verwelken; überh. verfallen, seine Kraft verlieren. 3. trans. verbrechen, Brüche zu zahlen haben?

vor-schininge, Hervorleuchten, Vorzüglichkeit.

vor-schip, der vordere Teil des Schiffes.

vorschippen, sw. v. = vorscheppen.

vorschiten, st. v. besudeln, verunreinigen.

vorsch-kerle, pl. die Schiffer, w. Frachtschiffe über Stromschnellen bringen.

vorschodderen, in schwingende, schüttelnde, zitternde Bewegung geraten.

vor-schoigen? vorschoigen? trans. gropen unde schapen, überh. flicken (gleichsam vorschuhen, versohlen) oder spec. mit neuem Boden oder mit neuem Rande versehen?

vor-schone, preclarus.

vorschonen, sw. v. 1. verschonen; beschirmen. 2. verschönern.

vorschoninge, Verschonung, Gnade.

vorschoppen, verstopfen, obstruere.

vorschoren, sw. v. zerreissen.

vor-schot, n. eine für alle Bürger gleiche, mässige Stadtabgabe neben dem Schoss, der Haupt- oder Vermögenssteuer.

vorschoten, -schotten, sw. v. trans. versteuern, Schoss wovon geben.

vorschôten, sw. v. einem andern Land, Rente etc. als Eigentum feierlich übertragen, abtreten.

vorschôtinge, feierliche Eigentumsübertragung.

vorschouen holt, l. vorschonen? den Wald hegen, in Stand halten?

vor-schove, st. m.? Vorschub, Förderung.

vorschove, Unterschleif?

vorschreck(e)lik, -schrick(e)lik, adj. schrecklich, fürchterlich.

vorschrecken, -schricken, sw. v. in Schrecken setzen; refl. = vorschricken, st. v.

vorschreckinge, Erschreckung, Schrecken; abduxio.

vorschrek, n. Schrecken.

vorschricken, st. v. in Schrecken geraten.

vor-schrift, f. Empfehlungsschreiben.

vor-schriven, st. v. vorherschreiben; vor-(ge)schreven, vorher angegeben, oben genannt, beschrieben.

vorschriven, st. v. 1. schriftlich aufsetzen, abfassen, festsetzen. 2. schriftlich mitteilen, durch ein Schreiben wissen lassen. 3. jem. durch ein Schreiben schützen, schriftlich für jemand einkommen, sich verwenden. 4. schriftlich verpfänden. 5. durch Ausschreiben herbeirufen, einladen, bestellen, versammeln. 6. jem. auf die Liste der Verbrecher setzen, proscribieren; steckbrieflich verfolgen. 7. verkehrt schreiben oder ausdrücken. 8. refl. sich schriftlich verpflichten.

vorschrivinge, Verschreibung, schriftliches Versprechen, schr. Abmachung, Contract, schr. Verpfändung, Zuschreibung (des Hauses im Stadtbuch) zum Eigentum; Verfestung, Steckbrief.

vor-schroden? vorschroden? een olt kuven, an einer Kufe etc. die Kimme erneuern.

vorschrodinge, Zerschneidung, Verletzung.

vor-schroien, sw. v. vorblenden, z. B. Balkenköpfe erneuern.

vorschroien, sw. v. versengen, bes. die Haut an heissen oder glühenden Dingen verletzen; auch intrans.: versengt werden; bildl. des minschen gherochte, den guten Ruf schädigen.

vorschuchteren, auseinander jagen, verscheuchen, versprengen; intrans. versprengt, scheu, flüchtig werden.

vorschudden, eventilare.

vorschuddinge, Schüttelung, Erschütterung.

vor-schûf = vor-schove.

vorschulden, sw. v. 1. m. Acc. oder Gen. verschulden, verdienen, schuldig werden. 2. m. Acc. vergelten, vergüten; wat v. willen, sich zu Gegendiensten schuldig erkennen.

vorschuldigen, 1. = vorschulden 1. 2. entschuldigen.

vorschult, Verschuldung.

vorschumen, sw. v. ausschäumen, kochen bis zur Erschöpfung des Schaumes.

vorschunden, sw. v. aufreizen, verführen.

vorschutten, beschützen.

vorschuven, st. v. bei Seite schieben, verstossen, verdrängen, geringschätzig behandeln.

vorschuwen, sw. v. scheu machen (Pferde); de ogen v.? l. vorschroien, verblenden?

forse, f. Kraft, Stärke, Gewalt; bi, mit, per f., gewaltsam, eigenmächtig; ênem to f., jem. zum Trotz.

vorsechtinge = vorsachtinge.

vorsêden, st. v. versieden, verkochen.

vor-sêer, provisor.

vorsegelen, -seggelen, besiegeln, durch Siegel bekräftigen (ein Versprechen, Bündnis, Schenkung etc.), durch Brief u. Siegel verleihen.

vorsegelen, trans. zu Schiff verlassen, durch Wegsegeln preisgeben und verlieren.

vorsegelinge, besiegelte Einung oder Verbindung.

vorsegen (-seggen), sw. v. besiegen.

vorsegenen, besegnen, durch Beschwörung bannen.

vorseggen, trans. m. Dat. d. P.: vorher sagen oder nennen; vorsagen, -sprechen; befehlen, fordern, verlangen; vorreden, vorlügen.

vorseggen, 1. versagen, abschlagen, verweigern; entsagen, verzichten, preisgeben, versprechen nicht zu thun; leugnen, ableugnen. 2. zusagen, versprechen zu thun; refl. sich verpflichten, Versprechungen leisten; sich verbürgen, gutsagen.

vor-seggen(t), n. Befehl, Herrschaft.

vorseggent, n. Weigerung.

vorseilen = vorsegelen.

vorsêken, sw. v. refl. e. Pferdekrankheit: an Blut- oder Lauterstall erkranken?

vorseken, s. vorsaken. vorseker = vorsaker.

vorsekeren, versichern, vergewissern; zusichern, versprechen, geloben.

vorsekeringe, Ver-, Zusicherung.

vor-sele, Vordersiele, Vordergeschirr des Pferdes.

vorsêlik = vorsênlik.

vorsellen, sw. v. in kleinem verkaufen.

vorsellen, sw. v. zugesellen, verbinden; refl. sich gesellen zu, s. verbinden mit.

vor-sên, -sein, st. v. 1. vorhersehen, vorauswissen. 2. vorherbestimmen. 3. m. Dat. vorsorgen, Fürsorge treffen für oder gegen. 4. refl. sich vorsehen gegen; sich umsehen nach, sich versehen mit; sich kümmern um.

vorsên, -sein, st. v. trans. 1. vorhersehen; besehen, ausspähen, -kundschaften; bemerken, wahrnehmen. 2. vorherbestimmen; in Bedacht nehmen, besorgen, beschaffen; versehen, versorgen mit. 3. über-, versehen, unterlassen, versäumen, verwahrlosen. – Refl. 1. sich umsehen nach etwas, sich versehen mit. 2. auf etwas gefasst sein, erwarten, hoffen oder fürchten, vermuten (meist m. Gen.). 3. sich versehen, einen Fehler machen.

vorsên, -sein, -sien, partcp. adj. v. wesen an, to, umme, up, bedacht sein auf, Fürsorge treffen für.

vor-senden, predestinare.

vorsenden, aussenden; wegschicken, in die Verbannomg senden.

vorsendinge, Wegsendung, Verbannung.

vorsengen, versengen, -brennen.

vor-senger, precentor.

vor-sênich, -seinich, vorhersehend; vorsorglich, vor-, umsichtig, klug.

vor-sênicheit, -seinicheit, Vorsehung; Fürsorge, Vor-, Umsicht; juwe v. als Titulatur.

vorsenken, versenken, untertauchen; ên water, e. Wasserstrasse durch versenkte Schiffe sperren.

vorsênlik, adj. voraussichtlich, mutmasslich, zu erwarten.

vorserden, st. v. beschädigen, verderben, ruinieren; vorsorden = vorhiet.

vorsêren u. -sêrigen, versehren, verletzen.

vorsêringe, Verletzung.

vorcertificêren, (eidlich) versichern, gewährleisten.

vor-set(e?), n.? Vorhaus, Flur?

vorset(e?), n.? = vorsat, rückständige Schuld.

vorseten, -setten, partcp. adj. gesessen, ansässig.

vorsetich, -settich werden, einer Verbindlichkeit, bes. zu zahlen, nicht nachkommen. Vgl. vor-satich.

vor-setlik, adj. vor-setliken, adv. s. vor-satlik etc.

vor-setten, sw. v. voranstellen, vorher mitteilen; vorher bestimmen; refl. sich vornehmen.

vorsetten, sw. v. trans. 1. hinsetzen, -legen; stên, Felssteine zu e. Mauer zusammenfügen; Edelsteine, Perlen etc. einsetzen, fassen. 2. mit, besetzen, versehen mit. 3. an e. andere Stelle bringen; nautisch: verschlagen, auf den Strand setzen. 4. ênen, jem. durch Setzen v. etwas behindern oder schädigen, z. B. den benachbarten Geschäftsgenossen durch zu hohe Stapelung der eigenen Ware. 5. etwas als Pfand versetzen; einen Schuldner verbürgen; jem. als Bürgen für sich stellen. 6. Schaden vergüten; Beamte etc. durch neue ersetzen. 7. Streit oder Streitende zurecht, auseinander setzen, vergleichen. 8. festsetzen; mit segelen, besiegeln.

vor-setter, Ansetzer der Kanone zum Einsetzen der Ladung.

vor-settinge, 1. Vorsatz-Mauer oder -Bohlenwand des Ufers an e. Wasser (vor einem Kai, unter einem Speicher, einer Brücke, auch am Rinnstein der Strasse). 2. grammat.: Präposition, prepositio. 3. propositio.

vorsettinge, Versetzung; Verpfändung, Verbürgung.

vor-settinge-dele, -pâl, Diele, Pfahl zur vor-settinge.

forsheit, f. Gewalt; Kühnheit, Frevelmut, Trotz.

vor-sicht, f. = vorsichticheit; adj. = vorsichtich.

vor-sichter, provisor, Vorsteher, Verweser.

vor-sichtich, vorsorglich, umsichtig; verständig, bedachtsam, besonnen, vorsichtig; vorbedacht, absichtlich; auch m. Gen.; adv. vor-sichtigen, -sichtichlik.

vor-sichticheit, Vorsehung; Voraussicht, Klugheit; Vorsorglichkeit, Vorsicht; Bedacht, Absicht; juwe v. als Titulatur.

vorsichtigen, besichtigen.

vorsiden, erniedrigen, fig. demütigen.

vorsieren = vorsiren.

vorsigen, st. v. versiegen, aufhören zu fliessen.

vor-sîn = vor-wesen.

vor-sin, m. Besinnung, Klugheit?

vor-singen, st. v. precinere, vorsingen, spec. beim Tanze; fig. den Anführer machen, vorangehen.

vorsingen, st. v. versingen; gelt v. laten, Geld für Singen ausgeben.

vor-singer, coraula vel coraules.

vorsinken, st. v. versinken, untergehen.

vorsinnen, st. v. 1. trans. bedenken, erwägen, überlegen. 2. refl. zur Besinnung kommen; zur Einsicht, Erkenntnis kommen; m. Gen.: sich erinnern.

vorsinnen, sw. v. 1. wat, merken, wahrnehmen, erkennen. 2. ênen to, jem. in den Sinn geben, zum Entschluss bringen.

vor-sinnich, besonnen, umsichtig; up, bedacht auf.

vor-sinnicheit, 1. Vorschung, Fürsorge. 2. Besinnung, Bedacht, Absichtlichkeit.

vorsinninge, deliberatio.

vorsiren, 1. verzieren, schmücken. 2. aussinnen, erdichten.

vorsisen, wat, die Accise wofür entrichten.

vorsitten, st. v. trans. versitzen, durch Sitzenbleiben versäumen, nicht leisten, unbezahlt lassen, schuldig bleiben.

vor-slach, Mantel-, Schauende des Tuchs.

vorslachsam, vorteilhaft, nützlich.

vorslachtinge, Tötung, Niedermetzlung.

vorslackeren, verschleudern, losschlagen, leichtsinnig weggeben.

vorslagen, partcp. adj. 1. niedergeschlagen, bestürzt. 2. schlau, verschlagen. 3. gût, herrenloses Gut.

vor-slân, st. v. (einen Stempel) vorne vorschlagen, draufsetzen.

vorslân, st. v. trans. 1. niederschlagen; erschlagen, töten; schlagen, besiegen; fig. einschüchtern, erschrecken, bestürzt machen. 2. zerschlagen; verwüsten, verheeren; auseinander, in die Flucht treiben. 3. wegschlagen, verthun, verschleudern; bei Seite schaffen, unterschlagen; vertreiben, verjagen; fig. aufschieben; ab-, ausschlagen, abweisen; verachten, in den Wind schlagen. 4. gût, Waren, Habe durch Missethat, bes. Totschlag oder Schlägerei verwirken. 5. beschlagen, zudämmen; versperren. 6. (Metalle) verarbeiten? 7. überschlagen: mit dem Mass oder auf der Wage untersuchen und bestimmen; fig. einen Überschlag worüber machen; überlegen, im Geiste abmessen, veranschlagen, berechnen; anschlagen, schätzen, erachten. – Intrans. ausfallen, -schlagen; ausreichen, helfen, nützen. – Refl. sich heimlich entfernen, sich verstecken.

vor-slâp, m. der erste tiefe Schlaf.

vorslapen, st. v. verschlafen, versäumen; intrans. u. refl. die Zeit verschlafen, zu lange schlafen.

vorslappen, sw. v. erschlaffen, schlaff werden.

vorslechtik (= vorslechtlik) = vorslachsam.

vor-sleger zu Geschützen: = vorsetter? = stempel?

vorslichten, schlichten, ebenen; fig. schlichten, beilegen, versöhnen.

vorslickeren, abligurire, durch Leckereien sein Geld verschwenden.

fors-lik(en), adv. mit Kraft, heftig; eigenmächtig, trotzig.

vorslimmen, sw. v. für schlecht erachten, geringschätzen.

vorslinden, st. (sw.) v. verschlingen, überschlucken; fig. vorslunden in, versunken, vertieft in.

vorslinder, Verschlinger, Verzehrer.

vorslindinge, Verschlingung; Gefrässigkeit.

vorslingen, st. (sw. v.) = vorslinden; vorslinginge = vorslindinge.

vorslipen laten, verstreichen lassen, vernachlässigen.

vorsliten, st. v. trans. 1. verschleissen, durch Gebrauch abnutzen, verbrauchen; (Zeit, Leben etc.) hin-, verbringen; vorsleten tît, verbrachte Zeit. 2. Waren absetzen, bes. im Einzelverkauf. 3. (Streit) beilegen, schlichten. – Intrans. sich abnutzen, aufgerieben, verbraucht werden. – Refl. sich versöhnen.

vorslômen, sw. v. verschlemmen, -prassen.

vorslomen, sw. v. entschlummern, einschlafen; fig. v. Streit etc.

vorslote (st. m.)? -slot (n.)? Verschluss, Schliessvorrichtung.

vorsluken, st. v. verschlucken, verschlingen.

vor-sluse, die äussere v. zwei Schleusen.

vorsluten, st. v. ver-, zuschliessen.

vorsmachten, 1. verschmachten, verhungern. 2. = vorsmechten. 3. durch Hunger ersparen, abdarben.

vorsmâd(e)lik u. -smalik, von geringem Ansehen oder Wert, verächtlich; schmählich, geringschätzig.

vorsmaden u. -smahen, -smân, sw. v. 1. intrans. m. Dat. d. P.: verächtlich dünken, misfallen, verdriessen. 2. trans. verschmähen, geringschätzen, verachten, als unwürdig ausstossen.

vorsmadicheit, Verächtlichkeit, Schmählichkeit.

vorsmâ(e)r u. -smader, Verschmäher, Verächter; profanus.

vorsmâ(h)eit u. -smâtheit, Verachtung, Verschmähung (sow. activ als passiv).

vorsma(g)inge u. -smadinge = vorsmaheit.

vor-smak, m. Vorschmack, -geschmack.

vorsmanisse u. -smadenisse = vorsmaheit.

vorsmât, partcp. adj., auch activ: geringschätzend, gleichgültig, trotzig.

vorsmechten, verschmachten lassen, aushungern.

vorsmechtinge, Aushungerung.

vor-smeckinge, prelibatio.

vorsmeden, schmiedend Material verarbeiten.

vorsmêlik = vorsmadelik.

vorsmelten, st. v. 1. intrans. zerschmelzen, vor Hitze zerfliessen oder vergehen. 2. trans. schmelzen, einschmelzen.

vorsmeren, ver-, beschmieren.

vorsmerten, sw. v. trans. jem. quälen, ihm Schmerz, Ungemach bereiten.

vorsmitten, sw. v. beflecken, beschmutzen.

vorsmoren, ersticken; auch fig.

vorsmoringe, Erstickung.

vorsnacken de tît, die Zeit verplaudern.

vorsnappen, sw. v. im Haschen verfehlen, aus Übereilung versehen.

vor-snel, -snel(leh)aftich, preceps.

vorsnellen, übereilen, überraschen; betrügen, übervorteilen; refl. sich übereilen.

vorsnellinge, Übereilung, Überhastung; Überraschung; Übervorteilung.

vor-sniden, st. v. vorschneiden (bei Tische).

vorsniden, st. v. abschneiden, zerschneiden; (Leder) zuschneiden, auch: im Ausschnitt verkaufen?

vorsnodegen = vorsnoden 2.

vorsnoden, 1. intrans. schnöde, gering, verächtlich werden. 2. trans. verächtlich machen; geringschätzen, verachten; schnöde behandeln.

vorsôk, Ersuchen, Gesuch.

vorsoken, sw. v. 1. suchen, nachsuchen, aufspüren. 2. auf-, besuchen. 3. untersuchen, erforschen, spec. gerichtlich verhören, verhandeln. 4. versuchen, probieren; refl. m. Gen. oder an, mit, zu erreichen, zu bewirken suchen, worin thätig sein, sich versuchen an, sich messen mit jem. 5. erproben, erfahren. 6. ersuchen, bitten.

vorsôk-iseren, n. Sonde des Wundarztes.

vorsolden, besolden. Subst. vorsoldinge.

vorsomen, besäumen, bordieren.

vorsonen, aus-, versöhnen; (Zorn) stillen, (Streit) schlichten.

vorsoner, Versöhner, Erlöser; vorsonerinne, f. (von Maria).

vorsoninge, Aus-, Versöhnung.

vorsopen, sw. v. ersäufen, ertränken.

vorsôren, 1. intrans. vertrocknen, verdorren, verwelken; fig. verkümmern, kraftlos werden, sich verzehren. 2. trans. ausdörren, ausmergeln, versengen; fig. entkräften, verzehren.

vorsorgen, 1. besorgen, ausführen. 2. versorgen, ausstatten.

vorsorginge, Versorgung, Ausstattung.

vorsorren = vorsoren.

vorsotten, zum Narren werden oder machen.

vorspâden, verspäten, zu spät thun, versäumen; hin-, aufhalten; übergehen, zurücklassen?

vorspaden, ein Land, das zu dem Deiche eines verarmten oder nachlässigen Deich-Consorten gehört, wegen versäumten Deichens nach dem spadenrecht für verfallen erklären und einziehen.

vorspaken, sw. v. vom Holz: undicht werden oder verstocken.

vor-span, n. Brustspange.

vorsparen, sparen, schonen; unterlassen, aufschieben; mit vorsparder wârheit, indem die Wahrheit verschwiegen wird.

vorsparinge der wârheit, Verschweigung des Thatbestandes.

vorspê(e)n, -spei(g)en, aus-, erspähen, auskundschaften, verraten.

vorspêer, -spei(g)er, Ausspäher, Kundschafter, Spion, Verräter.

vor-spel, n. Vorspiel; Vorzeichen, -bild; = vorspôk.

vorspelen, verspielen; refl. von Jungfrauen, die vor der Hochzeit ihre Jungfrauschaft verlieren.

vorspellen, erzählen, vermelden.

vorspellen, sw. v. = vorspilden, verderben, zu Grunde richten?

vorspender, dispensarius = Schaffner, Speisemeister?

vorspîen, despuere; verwerfen, misachten.

vorspilden (-spillen), sw. v. verbrauchen, verthun, bes. unnütz, vergeuden, verschwenden, verschütten, zu nichte machen, abhanden bringen. – Intr. (unnütz) umkommen, verloren gehen.

vorspilderen = vorspilden, trans.

vorspildericheit u. -spillunge, Verschwendung, Vergeudung.

vorspilen den hering, den Hering verpacken; drie, twie, drei-, zweimal umpacken; vgl. spilen.

vorspitzhoden, anschwärzen, verleumden.

vorspleteren, -splitteren, zersplitteren, zerstückeln.

vorspletter, Zersplitterer, Zerstückler, Verderber.

vorspliten, st. v. zerspleissen, zerstückeln.

vor-spodich, glücklich, erfolgreich, gedeihlich.

vor-spôk, n. -spoken(t), n. -spokerie, f. Vorspuk, Vorzeichen, Vorbedeutung.

vorsporen, verspüren, merken.

vor-spôt, n. (f.) glücklicher Fortgang, Glück, Erfolg, Gedeihen.

vor-sprake, sw. m., Fürsprech, Worthalter, Sachwalter, Verteidiger, Advocat.

vorspraken = vorspreken 2.

vor-sprakerinne = vorsprekerinne.

vor-sprank, Vorsprung, Vorgang, Anfang?

vorsprêden, ausspreiten, zerstreuen; (zu lange?) aufschieben, stunden.

vorsprêdinge, Verbreitung, Erweiterung, fig. Aufgeblasenheit.

vor-spreke, sw. m. = vorsprake.

vor-spreken, st. v. 1. pre-, proloqui, prefari; vor(ge)sproken, vorgenannt. 2. trans. verteidigen, vertreten; entschuldigen.

vorspreken, st. v. trans. 1. versprechen, zusagen; worüber bestimmen, verfügen. 2. beschuldigen, tadeln, schmähen, schelten, lästern, verleumden, mit Worten beleidigen. 3. abschlagen, ablehnen, zurückweisen, verschmähen. 4. verreden, leugnen, widersprechen. – Refl. 1. sich rühmen. 2. sich verreden, fehl, unrichtig, ungebührlich, sich zum Schaden sprechen.

vor-spreker = vorsprake; -sprekerinne, -sprekester, f. von Maria.

vor-sprekinge, Fürsprechung, Verteidigung, Schutz.

vorsprekinge, Lästerung, Verleumdung.

vorsprengen, sw. v. aussprengen; besprengen; bildl. unter die Leute bringen, ausplaudern.

vor-springen, st. v. prosilire.

vorst, m. Frost.

vorst, vōrst, m. Forst, Wald.

vorst, f. = verst, First.

vorst, conj. sobald als?

vorstaden, gestatten, zulassen.

vorstadinge, Erstattung, Ersatz.

vor-stâl, ein Stück der Rüstung (Ggs. achterstâl), paarweise genannt.

vorstalen, verstahlen.

vor-stân, unr. v. 1. als Pfand oder Schuld zur Lösung oder Bezahlung ausstehen; m. Dat., von Waren: zum Verkauf ausstehen, angestellt werden. 2. wert sein, gelten, bedeuten. 3. m. Acc., seltener Dat.: vorstehen, vertreten, schützen, verwalten, regieren.

vorstân, unr. v. 1. vom Pfande: über die rechte Zeit ungelöst ausstehen u. darum verfallen; von Waren: durch zu langes Liegen abstehen, die Güte verlieren; vom Pferde: sik, de knoken, sich lahm stehen. 2. etwas überstehen, aushalten. 3. in Anspruch nehmen, (mit den Rechten u. Pflichten) übernehmen, behaupten, behalten; mit sineme rechte, eidlich erhärten. 4. m. Acc. oder Gen. = vor-stân 3. 5. widerstehen, abwehren. 6. mit den Sinnen oder dem Geiste fassen, merken, vernehmen, einsehen, verstehen; v. laten m. Dat. (selten Acc.) d. P.: zu verstehen geben, wissen lassen, mitteilen, melden; refl. sik v. m. Gen. oder an, in, uppe: sich verstehen auf, erfahren sein in.

vorstânde, partcp. adj. verständig.

vorstandel, verständig.

vorstandelheit, -stand(e)licheit, Verständigkeit, Verstand.

vorstand(e)nisse, Verstand, -ständigkeit.

vorstandich = vorstendich.

vorstandinge, Verständlichkeit, Verständnis.

vor-stant, n. Vorstand, Vertretung, Führung, Regierung, Schutz.

vorstant, n. 1. Verstehen, Wissen, Einsicht, Verständnis; in v. krigen, erfahren; in v. nemen, begreifen, einsehen. 2. Verstand, Vernunft. 3. Sinn, Bedeutung eines Wortes, einer Rede. 4. Verständigung, (heimliches) Einverständnis: v. maken mit.

vorstarren, starr, blind werden (v. Auge).

vor-stat, f. Vorstadt, Vorort.

vorst-dink, n. Forst-, Waldgericht.

vorste, sw. m. Fürst.

vorste = verste, First.

vorstecke, Hinterlist, geheime Absicht.

vorsteden, ge-, verstatten.

vorsteinen, -stênen, intrans. fig.: versteinern, sich verstocken. – Trans. 1. besteinen, mit Grenzsteinen bezeichnen. 2. steinigen. 3. (unter einem Grabstein) beerdigen?

vorsteypen, sw. v. e. Art pfuscherhafter Weberei; l. vorstripen, die Streifen fehlerhaft dem Tuche einweben?

vorsteken, st. v. 1. (heimlich) hineinthun, untermengen; von Tischlerarbeit: fugen? 2. wegthun; nautisch: vom rechten Curs verschlagen; fig. verwerfen, bei Seite schieben, verachten. 3. verstecken, verbergen; oft refl.

vorstel, n. Verstopfung? (e. Krankheit).

vorstelen, st. v. 1. trans. stehlen, entwenden; durch Stehlen verwirken. 2. refl. sich heimlich entfernen, wegschleichen; sich zum Diebe machen.

vor-stellen, vorstellen, präsentieren; vorschlagen, proponieren.

vorsteltnisse, Entstellung.

vorstendel, verständig, einsichtig.

vor-stender, Vorsteher, Verweser, Administrator, Verwalter, Provisor.

vor-stendich, rückständig (v. Zins).

vorstendich, verständig, vernünftig, klug, geschickt.

vorstendicheit, Verstand, Verständigkeit, Einsicht.

vorstendigen, verständlich, deutlich machen, auseinander setzen; ênem wat v. laten, darlegen, mitteilen.

vor-stendinge, Vorstandschaft, Verwaltung, Vormundschaft.

vorsten-name, fürstlicher Name oder Rang.

vorstenken, trans. u. intrans. vor Gestank ersticken.

vorste(n)-dôm, m. n. die erste Stelle, Vorrang; Würde, Gewalt, Land eines Fürsten.

vorstentlik, verständlich, fasslich, deutlich.

vorstentnisse, -stentenisse, Verstand, Verständnis; Einverständnis, Verständigung.

vorster(e), Förster; vorster-ambet, officium forestarii; -hove, f. Försterhaus, Försterei.

vorsteren, (Wald) forstmässig hegen.

vorsterf, -sterfnisse, 1. Todesfall. 2. = vorsterf-gût, was durch Todesfall ledig oder fällig wird.

vorsterven, st. v. 1. sterben, verscheiden. 2. durch Tod erledigt werden oder heimfallen.

vorstervinge, Tod, Todesfall.

vor-steven, die Eidesformel vorsagen.

vorsteven, (ein Fass) mit neuen Dauben versehen.

vor-stick, m.? -stickels, n. Brusttuch, -latz.

vor-sticken, vorschlagen, proponieren?

vorsticken, trans. u. intrans. ersticken.

vorstil(le)ken, verschweigen, stillschweigends übergehen, nicht vor Gericht rügen.

vorstillen, stillen, zum Schweigen, zum Aufhören, in Vergessenheit bringen.

vorstinge = verstinge, Dach.

vorstink = vorstdink.

vorstinken, st. v. riechen, wittern.

vorstinne, Fürstin.

vorstiven, 1. trans. steif machen; stärken, widerstandsfähig machen. 2. intrans. steif werden; hartnäckig werden, sich verstocken.

vorstivicheit, Hartnäckigkeit, Verstocktheit.

vorstlik, fürstlich.

vorstocken, steif werden; fig. vorstocket, in Trotz, Bosheit verhärtet.

vorstoppen, verstopfen; versperren; stillen, aufhören machen.

vorstoppinge, Verstopfung; Versperrung.

vorstoren, stören, aufstören; sprengen, zerstreuen; zerstören, vernichten, verwüsten; vereiteln; im Gemüt verstören, verwirren; ausser sich bringen, erbittern.

vorstorer, Zerstörer, Verderber; vorstorersche, f.

vorstoringe, Zerstörung, Vernichtung.

vorstôrlik, exitialis.

vorstôrnisse, Störung.

vorstormen, in Sturm, fig. Zorn, Unwillen, bringen, aufregen.

vorstorten blôt, Blut vergiessen.

vorstortinge, Umstürzung, Verwirrung, Vernichtung.

vorstoten, st. u. sw. v. verstossen, vertreiben, entfernen, absetzen, zurückweisen.

vor-strant, m. der dem Wasser zunächst liegende Streifen des Strandes (auch an Binnenwässern); das Recht auf denselben und den Strandfund.

vorstra(u)wen, sw. v. = vorstrouwen.

vorstreck(e?): mit verstrecke kopen, auf Credit kaufen?

vorstrecken, (Geld etc.) vorstrecken, vorschiessen, leihen; hinausschieben, verlängern; refl. to, sich erstrecken bis zu, ausgedehnt werden bis auf, ausreichen zu.

vorstreien, vorstrei(g)inge = vorstroien etc.

vorstricken, sw. v. verstricken, binden, fesseln; bildl. verbinden, verpflichten; oft refl.

vorstrickes-bunt, m. = vorstrickinge 2.

vorstrickinge, 1. Verpflichtung. 2. Bündnis, Eidgenossenschaft.

vorstrickinges-breif, Verpflichtungs-, Bündnis-Urkunde.

vor-striden, n. = vor-strît.

vorstriden, sw. v. -stridden, sw. v. bestreiten, bekämpfen; im Streite besiegen.

vorstriken, st. v. verirren, sich verlaufen.

vor-strît, m. Vorstreit, erster Angriff, Vortritt im Kampfe.

vorstroicheit, Zerstreutheit; l. vorstroitheit?

vorstrouweliken, adv. auf zerstreute Weise, geteilt.

vorstro(u)wen u. -stroien, zerteilen, zerstreuen; in die Flucht schlagen; bildl. die Gedanken, Sinne zerstreuen, (van) abziehen, (in, to) verstricken, befangen.

vorstrouwenisse = vorstrouwinge.

vorstrouwer, Zerstreuer, dissipans.

vorstrouwinge, eig. u. bildl. Zerstreuung, Zerstreutheit.

vorstucken, zerstücken.

vorstummen, verstummen.

vorstûr, Verstörung, Verwüstung.

vorsturinge u. -stûrnisse, Zerstörung, Beschädigung; Verstörung des Gemütes, Unwille, Zorn, Erbitterung, Heftigkeit.

vorsturen, trans. stören, verstören, beunruhigen; zerstören, verwüsten, vernichten, aufhören machen; fig. aus der Fassung bringen, erregen, erbittern, ärgern. – Intrans. m. Dat., beschwerlich, lästig, störend sein.

vor-stutte, Stütze, Säule, worauf der Vorbau eines Hauses ruht.

vorsuchten, seufzen, aufseufzen; trans. verseufzen, verschmerzen.

vorsuffen, sw. v. die Besinnung verlieren, bestürzt, kleinmütig oder toll, närrisch werden; trans. der Besinnung berauben.

vorsuffinge, Kopflosigkeit, Bestürzung.

vorsuck(e)t, verzückt, bekümmert.

vorsuket, mit Seuche behaftet, krank.

vorsulfwolden, -woldigen (-welden), trans. jem. vergewaltigen, Selbsthülfe gebrauchen gegen jemand.

vorsûm, n.? = vorsumenisse.

vorsumelheit, -sûm(e)licheit = vorsumenisse.

vorsûm(e)lik, adj. = vorsumich.

vorsûm(e)lik, -like(n), adv. säumig, nachlässig, unachtsam, gedankenlos.

vorsumen, sw. v. 1. intrans. säumen, zögern; vorsumende u. vorsumet = vorsumich. 2. trans. versäumen, ausser Acht lassen, vernachlässigen; durch Saumseligkeit verlieren, unbenutzt lassen. 3. refl. säumig sein; an, sich durch Säumnis worin schädigen.

vorsûm(e)nisse, Nachlässigkeit; Versäumnis, Verwahrlosung, Versehen; daraus entstehender Nachteil.

vorsumerne, adj. geneigt zu versäumen, nachlässig.

vorsumich, säumig, nachlässig, lässig.

vorsunnen, partcp. adj. bei Sinnen, besonnen, vernünftig, klug; pass.: überlegt, wohlbedacht.

vorsupen, st. v. intrans. ersaufen, ertrinken; trans. versaufen, (Geld) vertrinken.

vorsuren, sauer werden (v. Bier); bildl.: versauern (an Fähigkeit oder im Gemüte).

vorsusteren, s. vorbroderen.

vorswaken, schwach werden.

vorswaren, sw. v. 1. m. Dat., schwer werden, lästig fallen. 2. = vorswêren.

vorswarten, schwarz, dunkel werden.

vorswecken, -swacken, schwächen; verringeren, im Ansehen herabsetzen.

vorsweckinge, -swackinge, -swekinge, Schwächung; Herabsetzung.

vorswelgen, st. v. verschlingen, verzehren; fig. in den gêste verswolgen sîn, vertieft, verzückt sein.

vorswelginge, Verschlingung, Verzehrung.

vorswenden, sw. v. (Partcp. vorswand) verschwenden.

vorswêren, sw. v. schwerer, grösser machen, erschweren; jem. beschweren.

vorsweren, st. v. verschwären, aufschwellen, vereitern; vorsworen, tumidus.

vorsweren, st. v. 1. falsch schwören. 2. ab-, verschwören, verleugnen, eidlich abgeloben oder auf etwas verzichten; vorsworen borger, Bürger, w. sich eidlich verpflichtet hat, verbannt zu bleiben; refl. von Ehegatten: eidlich einander entsagen.

vorsweringe, Ab-, Verschwörung, eidliche Entsagung.

vorswerken, st. v. (wie eine Gewitterwolke) verfliegen, verdampfen? sw. v. fig. benebeln, betäuben, den Geist verfinstern?

vorswigen, st. v. 1. intrans. verstummen, schweigsam sein. 2. trans. verschweigen, nicht sagen oder nennen, verhehlen; êgen unde erve, durch Unterlassung der rechtzeitigen Forderung den Anspruch auf Eigentum u. Erbschaft verwirken. 3. refl. an, ein Recht, einen Anspruch worauf nicht geltend machen und dadurch sein Recht einbüssen, überh. durch Schweigen sich benachteiligen.

vorswigunge, Verschweigung, Unterlassung einer Anzeige.

vorswinden, st. v. verschwinden; (zusammen) schwinden, abnehmen, kleiner werden.

vorswinden, sw. v. verschwinden machen, wegnehmen, vernichten.

vorswintlik, vanidus.

vort, m. 1. u. f. Furt, Durchgang durch ein Gewässer. 2. Pass, enger Zugang. 3. eine zum Fischen mit dem Schleppnetz geebnete u. von Steinen etc. gereinigte Strecke im Flusse; die Fischgerechtigkeit an solcher Strecke. 4. Förde, dän. fjord.

vort, m. Furz, bombus.

vort, adv. fort, weg, fürder, sodann, sofort, sogleich, fernerhin, fortan; ferner, weiter.

vort-an = vordan.

vortargen = vortergen.

vortart, verzärtelt; adv. vortartlike.

vortasten, an-, betasten, anfassen; fig. angreifen, versuchen, untersuchen.

vort-bat, adv. weiter hinaus, längerhin.

vort-bringen, -brengen, unr. v. 1. hervorbringen; fig. vorbringen, zur Kenntnis bringen. 2. aufziehen, grossziehen; fig. fördern; vollbringen, erreichen.

vort-dracht, Vorwärtskommen, Fortgang.

vort-driver, Betreiber, Förderer.

vortegeden, verzehnten.

vor-têken, Vorzeichen, prenosticum.

vortêken(en), auf-, verzeichnen; bestimmen.

vortêkinge u. -têkenisse, Aufzeichnung, Aufsatz, Darlegung, Bestimmung.

vor-teler, Vorfahre, Ahn.

vortellen (vortalde, -tellede; -talt, -tellet), erzählen, aussagen, mitteilen, hinterbringen.

vor-tellen, vorzählen; vor-, herrechnen.

vortellinge, Erzählung, Darstellung, Bericht.

vor-tên, -tein, st. v. intrans. 1. aufziehen, in Prozession ziehen. 2. verziehen, zögern, säumen. – Trans. 1. hervor-, herausziehen (Orgelregister); vorführen, an die Oeffentlichkeit bringen. 2. vorziehen, vor andern auszeichnen; vor(ge)togen, insignis, preditus. – Refl. sich hinziehen, sich verzögern.

vortên, -tein, st. v. intrans. abziehen, weggehen. – Trans. 1. entfernen, bei Seite schaffen; entziehen; vorenthalten, verweigern; verlassen, aufgeben. 2. hinziehen, hinhalten, verzögern, aufschieben. 3. verziehen, verhätscheln, verwöhnen. – Refl. 1. sich hinziehen, sich verzögern. 2. sich verziehen, allmählich verschwinden; sich wegbegeben, sich fortstehlen.

vortenen, -tennen, verzinnen.

vor-tênt, -teint, n. Verzug, Verzögerung.

vortênt, n. Wegzug, Vergang.

vorteren, sw. v. an-, überteeren.

vorteren, sw. v. verzehren, verbrauchen, vernichten; verdauen; intrans. sich verzehren, verdaut werden; refl. seine Habe aufzehren.

vorterer, Verzehrer, Verschwender.

vortergen, sw. v. necken, reizen, ärgern; verlocken.

vorteringe, Verzehrung, Verschwendung.

vortermen, insanire.

vort-gân, fortgehen, seinen Fortgang haben; durchgehen, zum Ziel kommen.

vort-gank, m. Fortgang, Verlauf; Fortschritt, Förderung.

vort-helper, Unterstützer, Förderer.

vortich (î?), m. Verzeihung; f. Verzicht.

vorticht, f. Verzicht, Entsagung.

vortichte, n.? = vorticht.

vorticht(e)nisse, Verzicht; repudium.

vortiden, sw. v. verweilen, warten.

vor-tides, adv. vor Zeiten, ehemals.

vortîen, -tigen, st. v. 1. ablassen; ein Ende nehmen, aufhören; m. Gen. (seltener Acc. oder van) verzichten auf, abstehen von, aufgeben, entsagen; im Stich lassen, sich lossagen, sich zurückziehen von; auch refl. 2. ênem wat, verzeihen, vergeben.

vortîenisse, repudium.

vorti(h)inge, -tiginge, -tigginge, 1. Verzichtleistung. 2. Verzeihung.

vortimmeren, zum Bau verbrauchen (auch Kalk u. Steine); auf-, erbauen.

vortinnen = vortenen.

vortinsen, verzinsen.

vor-tît, Vorzeit; in (to) vortiden = vortides.

vortitelt scrift, breviatura.

vort-komen, hervorkommen, auftreten; vorwärts kommen, es zu etwas bringen; spec. Meister werden, in die Zunft aufgenommen werden.

vort-mêr (-mêre), adv. darauf, fernerhin, fortan, in Zukunft; bei Aufzählung: ferner, weiter, item.

vor-toch, n. m. 1. Vortrab, Avantgarde. 2. Vorzug. 3. = d. folg. W.

vortoch, m. Verzug, Aufschub.

vortocken, foppen, zum Besten haben; verlocken, verleiten.

vortockeren, verzögern.

vor-toge, st. m. 1. Vorzug, Vorrang; Vorrecht im Fischfang. 2. Verzug, Aufschub. 3. Vorbereitung, (vorbereitende) Manipulation.

vortôgen, zeigen, anweisen; vorzeigen, aufweisen.

vortogen u. -togeren, hinhalten, verzögern.

vortogeringe, Verzögerung, Säumen.

vortogheit, Verzug.

vortoien, -togen, trans. ein Schiff vor zwei oder mehrere Anker legen, damit es bei der Ebbe und Flut nicht um seinen Anker schwenke.

vor-tolle, Vorzoll, primitivum theolonium.

vortolnen, -tollen, verzollen.

vortolk, n. Auslegung, Deutung? Schnack, Geschwätz?

vortolken, dolmetschen, übersetzen.

vortoninge, Darstellung, Erscheinung.

vortonen, zeigen, vor Augen stellen; lehren, andeuten, offenbaren.

vor-tonen, vorzeigen, sehen lassen.

vortoringe (?) = vortogeringe.

vortornen, erzürnen; refl. zornig werden.

vortornisse, offendiculum.

vortotelt, -tattelt (l. -tuttelt?) scrift, abbreviatura.

vortoven, 1. intrans. zaudern, warten. 2. trans. retardare; ab-, erwarten, auch refl. m. Gen.?

vortovinge, Zögerung, Zaudern, Verzug.

vor-towe = vorsele.

vortrachten, erwägen, überlegen.

vortragen, 1. intrans. träge sein oder werden, säumen, ermatten. 2. trans. aufschieben, versäumen, unterlassen. 3. m. Gen. oder van, aufgeben, ablassen von, verzichten. 4. mi vortraget, mich langweilt, verdriesst.

vor-trammêten, ênem, mit Trompetenschall vor jem. herziehen.

vortreck(e), n. 1. Wegzug, Abreise, Aufbruch. 2. Verlauf, Entwicklung. 3. Verzug, Aufschub.

vortrecken, sw. u. st. v. intrans. wegziehen, -reisen, aufbrechen. – Trans. 1. weg-, hinziehen, -führen, -bringen. 2. hinzögern, versäumen. 3. erzählen, berichten. – Refl. sich hinziehen, sich verzögern.

vor-trede, st. m. Vortritt, erstes Anrecht auf etwas vor anderen.

vor-treden, st. v. preculcare; refl. vom Hause: über die Grenze ausweichen, sich überneigen.

vortreden, st. v. 1. intrans. verlaufen, vergehen, enden. 2. trans. nieder-, zertreten; fig. mishandeln, zurücksetzen; den rentzel, den glücklichen Schluss einer Reise (s. rensel) mit e. Mahlzeit feiern? 3. refl. zur Erholung spazieren gehen; sich verschleissen, sich abnutzen; = intrans. vortreden.

vortreden, -tredden, sw. v. nieder-, zertreten, zerstampfen; refl. fehl treten, fig. sich versehen, sich vergehen.

vortredinge, Zertretung, Zerstampfung.

vortret, Uebertretung.

vortrôsten, trösten, ermutigen; refl. m. Gen. oder up, sich einer Sache getrösten, sich worauf verlassen.

vortrôstinge, Vertröstung, Versprechen; Unterstützung, Verstärkung.

vor-trumpen ênem wes, jem. etwas vormusicieren, vortrompeten; fig.: gewaltige Reden führen, jem. mit grossen, starken Worten anfahren.

vortruwen (-trouwen), m. Dat.: trauen, sein Vertrauen worauf setzen; und Acc.: jem. etwas anvertrauen; verloben, verheiraten, in die Ehe geben; kirchlich antrauen, copulieren; mit Acc. oder refl. m. Acc.: ehelichen, heiraten, sich verloben, sich verheiraten mit.

vortruwen, m. (?) -truwent, n. Vertrauen, Glauben, Zuversicht.

vortruwinge, 1. Verlobung, Verheiratung, Trauung. 2. Vertrauen, Zuversicht.

vorts, adv. sofort, sogleich, stracks.

vort-schîn, m. glänzender Fortgang, Glanz, Gedeihen.

vort-schînlik, sichtbar, glänzend.

vort-seggen, weiter sagen, jem. wiedererzählen.

vort-setten, sw. v. 1. vorbringen, auseinander setzen, darlegen. 2. vorwärts bringen, fördern, unterstützen; ins Werk, durchsetzen; im Pass.: vorwärts kommen, gedeihen.

vort-setter, Förderer, Helfer.

vort-settinge, Förderung, Unterstützung.

vort-spreken, st. v. aus-, heraussprechen; weiter sprechen, fortfahren.

vort-staden, -steden, trans. weiter helfen, befördern; spec. in die Zunft zulassen, gestatten Meister zu werden.

vort-treden, st. v. vorwärts, weiter gehen, vortreten.

vortugen, durch Zeugnis erweisen; ênen wes, jem. durch Z. wovon überführen.

vort-umme, adv. sogleich weiter, dann auch.

vortunen, einzäunen, mit einem Zaun umgeben.

vortûschen, verspielen, durch Spiel vergeuden.

vortussen, tus (still! st.!) über etwas rufen, vertuschen, verdecken.

vort-varen, st. v. vorwärts kommen, spec. in die Zunft kommen, Meister werden; mit, in, zu Werke gehen, verfahren.

vortwivelen, verzweifeln; vortwivelt, exspes, desperatus, verworfen, verrucht, verblendet, wahnwitzig böse; uppe, erpicht, versessen, sehr begierig auf.

vortwiveler, verruchter Mensch, Schurke.

vor-tzagen, -tziren, -tzisen, -tzucket = vor-sagen etc.

fortze = forse.

vorunderpanden, als Unterpfand geben.

vorunedelen, entehren, beschimpfen.

vorungelden, verausgaben, bezahlen.

vorungelimpen, verunglimpfen, ungerecht beschuldigen.

vorungelucken, unpers. m. Dat,: unglücklicherweise passieren, geschehen.

vorungnaden, ungnädig behandeln.

vorunhilligen, entheiligen, entweihen.

vorunhoveschen, refl. sich unhöflich, unfein benehmen.

vorunkostigen, (Geld) für Unkosten ausgeben, verausgaben.

vorunkûschen, mit Unkeuschheit verschwenden.

vorunledigen, mit, womit beschäftigen; refl. sich b., sich befassen.

vorunmechtigen, machtlos machen, schwächen.

vorunminschen, ab(h)ominari.

vorunraden, sw. v. verwahrlosen, vernachlässigen; unnütz ausgeben, »nicht zu Rate halten«.

vorunrechten, -unrechtigen, trans. jem. Unrecht anthun, vergewaltigen, kränken, unterdrücken.

vorunrechter, der Unrecht und Gewalt verübt, Bedrücker.

vorunreinen, -unreinigen, besudeln, beflecken; entehren, schänden.

voruntruwen, refl. treulos werden.

vorunvogen, ungebührlich behandeln.

vorunwerden, -werdigen, für unwert achten, mis-, verachten; refl. up, tegens, sich entrüsten, unwillig werden, indignari.

vorunwerdinge, Verachtung, abominatio.

vorunwillen, -unwilligen, trans. jemandes Unwillen erregen, ihn beleidigen; refl. sich entzweien, in Zwist geraten.

vor-ût, adv. voraus, vor andern; sik v. nemen, sich hervorthun, sich etwas herausnehmen; besonders, vornehmlich.

voruten, veräussern, verkaufen.

voruteren, veräussern; vorweg absondern?

vor-vader, 1. Vorfahr, Ahn. 2. Vorgänger im geistl. Amt.

vor-val, n. hindernder Vorfall, Hindernis, Ehehaften.

vorval, n. 1. Gefälle jeder Art (Brüche, Steuer, Pacht, Rente etc.), Einkommen. 2. verfallenes, confisciertes Gut. 3. Anfall von Erbgut. 4. Todesfall.

vor-vallen, st. v. m. Dat.: hindernd oder vermittelnd auf-, eintreten; jem. zuvorkommen, in die Rede fallen; aufstossen, sich darbieten, vorkommen, vorfallen, zur Besorgung obliegen.

vorvallen, st. v. ein-, nieder-, zusammen fallen, einstürzen; baufällig werden, verfallen; fig. in Verfall, in Abnahme geraten, verkommen; entfallen (vom Mute); van dodes wegen, auch bloss v.: sterben; v. Gut etc.: durch Todesfall erledigt werden, durch Erbschaft anheimfallen, an den Lehnsherren zurückfallen; v. Abgaben, Brüchen etc.: fällig werden; v. Menschen: vorvallen wesen = neddervellich w., m. Gen.: verlustig gehen, in Brüche, Busse verfallen.

vorvallunge, Verfall, Zusammensturz.

vorvalschen = vorvelschen.

vor-vân ênen = vorvân 2.

vorvân, -vangen, st. v. trans. 1. fangen, einschliessen; fig. begreifen, ausdehnen auf; gewinnen, erlangen, fördern, ausrichten, sichern. 2. ênen, überfassen, bei der Erbteilung einen Vorgriff thun vor jem., näheres Erbrecht haben, als jemand. 3. angreifend benachteiligen, Schaden u. Abbruch zufügen, z. B. an (mit) rove, brande, morde, wanden, vengnisse. – Refl. 1. sich vergreifen, sich aus Versehen schaden, sich benachteiligen. 2. v. Tieren: sik in watere, foder, winde v., sich verfangen.

vor-vank, m. 1. Vorrecht bei der Erbteilung; Vorgriff, um etwas zu hindern oder sich zu sichern. 2. u. vor-vank, Beschlagnahme; bes. Uebergriff, Schädigung, Beeinträchtigung, Eintrag, Abbruch; to vorvange, zum Nachteil, Schaden.

vorvanklik wesen m. Dat., zum Schaden handeln, beeinträchtigen. Vgl. -venkl.

vor-var(e), sw. (st.) m. 1. Vorfahr, Ahn. 2. Vorgänger im Amt.

vorvâren = vorvêren.

vorvaren, st. v. intrans. dodes, sterben. – Trans. 1. den tollen, den Zoll umfahren; gût, Waren durch Zollumgehung, verbotene Ausfuhr, Grundruhr etc. verfahren, verwirken; ên schip, abnutzen, aufbrauchen. 2. fig. recht, Recht erhalten, bekommen; in Erfahrung bringen, vernehmen, merken, erkennen; erforschen, untersuchen, fragen.

vorvaren, partcp. adj. 1. erfahren, kundig, geschickt. 2. gût, verwirkt, verfallen.

vor-varende u. -varen, partcp. subst. = vorvare.

vorvarenheit, Erfahrung, Erkenntnis, Erfahrenheit, Kenntnis.

vorvarent, n. Wahrnehmung, Erforschung, Erfahrung.

vor-varer = vorvare.

vorvarer, Untersucher, Ausforscher.

vorvaringe, Verfahren, Handlungsweise; Erforschung, Untersuchung; Erfahrung, Kunde, Kenntnis.

vorvaten, sw. v. in, fassen, hineinthun; fig. einbegreifen; vorvatet sîn in, enthalten sein in; de sake etc., abmachen, entscheiden, (Streit) beilegen; in schrift, in de veder, schriftlich fixieren, abfassen; sik vorfatet maken mit, sich versehen, sich ausrüsten mit.

vorvatinge, Vertrag, Beilegung eines Streites.

vor-vechten, st. v. (m. Dat.?) bekämpfen, anfechten.

vorvechten, st. v. trans. 1. verteidigen, kämpfen für, sich wehren gegen, einstehen für. 2. (Gut) durch Fechten, Schlägerei etc. verwirken.

vor-vechter, vorvechter, Verfechter, Beschützer.

vorvechtinge, Verteidigung, Beschirmung.

vor-veide, -vêde, frühere, bes. solche Fehde, w. bei Ausbruch einer neuen noch dauert.

vorvelen, sw. v. 1. vervielfältigen, vermehren. 2. mi vorvelt m. Gen., mir ist zu viel, es langweilt, verdriesst mich, fällt mir lästig.

vorvellen, sw. v. beschädigen, vernichten; dat vorvelde ome nicht, das schadete ihm nichts? nautisch: dat lant vorvellen, antreffen, finden, sichten?

vorvêligen, in Schutz (be)geben; ver-, zusichern.

vor-vellik wesen, sich ereignen, geschehen.

vorvelschen, fälschen, verfälschen, entstellen, verderben.

vorvelscher, Fälscher, Verderber.

vorvelscherie, Verfälschung (v. Waren).

vor-velt, n. Vorwende des Ackers.

vorvêmen, verurteilen, verfehmen, ächten.

vorvêminge, Verfehmung.

vor-venklik, vorvenklik, schädlich, nachteilig, gefährlich. Vgl. vorvanklik.

vorverdigen, abfertigen, hinsenden; refl. sich wohin begeben.

vorveren = vorvernen.

vorvêren, in Schrecken setzen, einschüchtern; in sik sulven oder refl.: in Schrecken geraten, sich entsetzen.

vorvêrlik, schrecklich, entsetzlich.

vorvernen u. vorverren, entfernen, abseit bringen; refl. sich entfernen, sich abwenden.

vorvêrnisse, Schrecken, Furcht, Angst.

vorverschen, erfrischen, erneuen, erquicken.

vorversten, fristen, aufschieben.

vorverstinge, Fristung, Aufschub.

vorveste-bôk, Buch, in w. die Namen der Verfesteten eingetragen werden.

vorvesten, 1. fest machen, fest legen, mit Beschlag belegen; verhaften?

vorvesten, (Land) in veste (dän. fæste) austhun.

vorvesten, verfesten, friedlos erklären, in die Acht erklären, ausweisen.

vorvester, der Geächtete.

vorvestinge, Verfestung, Aechtung.

vorvinden, st. v. ausfindig machen, erforschen, erfahren; jur. schuldig befinden, verurteilen.

vorvinsen: van em selven vervynset, verzückt?

vorvlêgen, st. v. weg-, auseinander fliegen; zerstieben.

vor-vlên u. vorvlên, st. v. weiter, weg fliehen, entfliehen.

vorvleseken, ventilare (1. Kön. 22, 11).

vorvlêten, st. v. wegfliessen; weggeschwemmt werden; überschwemmt werden? von der Zeit: verlaufen; von Zinsen: fällig werden u. auflaufen.

vorvligen, st. v. in Ordnung bringen.

vorvlohen, in die Flucht jagen, vertreiben.

vorvloken, sw. u. st. v. verfluchen, verwünschen.

vorvlomen, s. vorwlomen.

vor-vlôt, die erste Zeit der Flut des Meeres.

vor-vlucht, f. Flucht, Entweichung; der dât, wegen eines Verbrechens.

vorvluchten, in die Flucht schlagen? flüchten?

vor-vluchtich, flüchtig, weichhaft; v. dât = vorvlucht der dât.

vor-vluchticheit, profugio, profugium.

vor-vluchtiger, profugus, emansor.

vor-voderen = vor-vorderen.

vorvoderen = vorvorderen.

vorvôderen, ver-, auffüttern (z. B. Korn).

vorvogen, fügen, einrichten, in Ordnung bringen, ins Werk setzen; bezahlen; anordnen, verfügen; refl. sich wohin begeben.

vorvolch, n. 1. Folge, Verfolg; Verlauf, Ausfall. 2. Befolgung, Nachachtung; v. dôn, nachkommen, gehorsamen. 3. Rechtsverfolgung, -gang, spec. Klage; v. dôn. 4. Verfolgung.

vorvolchnisse = vorvolch 3.

vorvolgen, intrans. folgen, nach-, erfolgen. – Trans. 1. (Weg) verfolgen; (Werk, Unternehmen) betreiben, fortsetzen, ausführen; (Befehl, Bitte) befolgen, Folge leisten, nachkommen; jem. angehen, -sprechen um, auffordern. 2. jur.: e. Sache vor Gericht anhängig machen, betreiben; jem. verklagen, rechtlich in Anspruch nehmen, sein Recht suchen gegen jemand. 3. verfolgen, bedrängen. – Refl. auf einander folgen; erfolgen, geschehen; sich herausstellen, sich verhalten.

vorvolger, 1. (Rechts)nachfolger. 2. Ausführer, Executor. 3. Verfolger, Bedrücker, Widersacher.

vorvolginge, 1. Verfolg, Fortgang, Verlauf. 2. Rechtsverfolgung, -verfahren; Execution. 3. Verfolgung, Anfechtung.

vorvollich = vorvolch.

vor-vordegedingen ênem ênen, jem. gegen jem. schützen, verteidigen.

vorvordêlen, übervorteilen.

vor-vorderen, pl. Vorgänger, Vorfahren.

vorvorderen, 1. fordern, verlangen; einfordern. 2. fördern, begünstigen; betreiben; bewerkstelligen, erlangen, erreichen; antreiben, wozu veranlassen.

vorvorderinge, 1. Forderung, An-, Aufforderung. 2. Förderung, Unterstützung, Betrieb.

vorvoren, weg-, ent-, ausführen; confiscieren, einziehen; in die Verbannung schicken, ächten; zerführen, -stören; auf Irrwege führen, verführen, -leiten.

vorvorer, Verführer, Betrüger.

vor-vorholden, vorenthalten.

vorvoringe, Verführung, Verleitung.

vorvorisch, irreleitend, verführerisch.

vorvormunden, -munderen, bevormunden.

vorvôrnisse, provectio.

vorfornissen, mit Firnis überziehen.

vorvorschen, perquirere, indagare, extorquere.

vorvorworden, vereinbaren, verabreden.

vor-vôt, m. Vorderfuss.

vor-vôt, -vote, der obere Teil des Schuhs; der Füssling der Hose, die Socke des Strumpfes.

vor-votes, adv. auf der Stelle, vor sich her, der Reihe nach; zeitlich: sofort, stracks.

vorvrachten ên schip, ein Schiff ver-, befrachten, sowohl verheuern und heuern, als auch beladen.

vorvrachtinge, Befrachtung.

vorvragen, erfragen, erforschen.

vorvrentschapen, -schoppen, freundschaftlich schlichten und einigen; auch refl.

vorvrêschen, ausforschen, erfahren, vernehmen.

vorvrêsen, st. v. erfrieren; durchfrieren, vor Kälte erstarren.

vorvreten, st. v. auffressen; fig. verzehren, verprassen.

vorvrevelen, trans. frevelhaft misachten, e. Gebot übertreten.

vorvreveler des rechten, Frevler gegen das Recht.

vorvrolocken, erfreuen, frohlocken machen; refl. sich freuen, frohlocken.

vorvrom(e)den, entfremden; in fremde Hände bringen, veräussern; refl. sich fremd machen, nicht besuchen.

vorvroschen = vorvorschen, -vrêschen.

vorvrouwen, trans. erfreuen; intrans. u. ref., sich freuen.

vorvruchten = vorvrachten.

vorvruchten, refl. sich fürchten.

vorvrunden, freundschaftlich schlichten.

vorvuchtigen, befeuchten, bewässern.

vorvulborden, trans. genehmigen, einwilligen in; anheim, zur Verfügung stellen.

vorvulen, 1. intrans. verfaulen, -rotten, -wesen. 2. trans. versäumen, unterlassen.

vorvullen, intrans. sich füllen; vom Schiff: voll Wasser laufen. – Trans. 1. voll machen, anfüllen, überhäufen, -schwemmen. 2. nach-, auffüllen; den harinc, s. vorhogen; Mangel ergänzen, ersetzen. 3. erfüllen, vollziehen; jem. befriedigen, die Verbindlichkeit gegen ihn erfüllen.

vorvullinge, Erfüllung, Vollzug, Leistung; Ersetzung, Vergütung.

vor-wacht, f. die Wacht vor Mitternacht.

vorwachten, 1. m. Acc.: beaufsichtigen, in Acht nehmen. 2. oder m. Gen.: erwarten.

vorwachtinge, Erwartung.

vorwackeren, erwecken, ermuntern.

vorwackeringe, Erweckung, Ermunterung.

vor-wage, f. Deichselwage.

vor-wagen, m. Vordergestell d. Wagens.

vôr-wagen, m. Fuhr-, Fracht-, Lastwagen.

vorwaken, trans. bewachen.

vorwalden, (spät. W. aus d. Hd.), verwalten; Subst. vorwaldinge, Verwaltung, Amtsbezirk.

vorwalden, -waldigen, waldinge, s. vorwelden etc.

vorwallen, partcp. prät., von kranken Ohren: entzündet, verschwärt, zugeschwollen?

vorwandelen, 1. trans. umwenden, -kehren; ändern, wandeln, wechseln; dat levent, sterben; verwechseln, vertauschen. 2. refl. sich verändern, sich verwandeln; v. e. Corporation: sich (durch Wahl) erneuen oder ergänzen, die Aemter anders verteilen.

vorwandelinge, Veränderung, Umwandlung.

vorwanderen, refl. sich ergehen, spazieren gehen.

vorwanhoden, vernachlässigen, schlecht hüten u. dadurch verlieren oder verderben.

vorwannen, (Getreide) mit der Wanne umschütten.

vorwanraden, sw. v. verkehrt ausrichten, verwahrlosen.

vorwanschapen, sw. v. verunstalten, entstellen.

vorwant, partcp. adj. 1. in irgend einer Beziehung zu jem. stehend, zugehörig, verpflichtet, verbündet, unterthan, verwandt. 2. verkehrt, böse, schlimm.

vorwantnisse, -schop, Zugehörigkeit, Verbundenheit, Freundschaft, Verwandtschaft.

vorwar = vorwaringe.

vor-wâr, -ware, adv. fürwahr, wahrlich, sicherlich, gewiss.

vorwarborgen, verbürgen, Bürgschaft stellen.

vor-warde, f. = vorwort, n. 2.

vor-waren? vorwaren? sw. v. trans.: überdauern.

vorwaren, sw. v. 1. trans. verwahren, (auf)bewahren; besorgen, verwalten; überwachen, behüten, (m. folg. negat. Satz) verhüten; (be)schützen, sichern; ênen an, jem. einstehen, Gewähr leisten für; mit, versorgen mit; wol v. mit, den Käufer reell, mit guter Ware bedienen; sine êre = sik to den êren v.; ênes wort, für jem. plädieren. 2. refl. sich in Acht nehmen, sich hüten, sich vorsehen; sik to den êren, meist bloss sik v. an, jegen, mit ênem, seine Ehre wahren gegen jem., bes. durch Kriegserklärung, ehe man jem. befehdet.

vorwâren, als wahr erweisen, bewähren; mit rechte, eidlich erhärten (oder vorwaren = dem vor. W.?).

vorwarer, Aufseher, Verwalter, Verweser; Beschützer, Schirmherr.

vorwaringe, Hut, Aufbewahrung; Beaufsichtigung; Sicherung, Ver-, Zusicherung, Gewährleistung, Sicherheit; Verwahrung, bes. vor Eröffnung der Fehde, Aufkündigung des Friedens, daher fast synonym mit Kriegszustand.

vorwarlose, Verwahrlosung, Unachtsamkeit.

vorwarlosen, verwahrlosen, ausser Acht lassen.

vorwarmen, warm werden; trans. erwärmen; refl.

vor-warnen, premunire.

vorwarschoppen, versichern, gewährleisten.

vorwarschuwen, -schowen, warnen, verwarnen.

vorwart, partcp. adv. nach Aufkündigung des Friedens.

vor-warts, vorwärts, weiter ab.

vorwassen, st. v. aufwachsen; (übermässig) anwachsen, zunehmen; m. Dat.: jem. über den Kopf wachsen; zuwachsen, v. den Ohren: sich verstopfen.

vorwaten, st. (sw.) v. verfluchen, verdammen, in den Bann thun, verwünschen; Partcp. vorwaten, verflucht, ruchlos.

vor-water, das Mass Sole, w. jedem Salzsiedehause zuerst mit Sicherheit gegossen werden kann und soll.

vor-wech, adv. = vorvotes.

vorwecken, aufwecken; ins Leben rufen; fig. erwecken, erregen.

vorwedden, 1. verwetten; up, Geld worauf wettend aufsetzen oder verlieren. 2. zu geben versprechen, vergeben; refl. sich verheissen, sich verpflichten.

vorweddeschatten, als Pfand versetzen, verpfänden; to sik, als Pfandbesitz nehmen. Vgl. weddeschat.

vorwedewen, verwitwen.

vorwegen, den Harn lassen?

vorwegen, st. v. 1. trans. auf-, überwiegen, an Gewicht übertreffen; beschweren, niederdrücken. 2. refl. m. Gen.: sich wozu entschliessen, sich unterfangen, sich worauf gefasst machen; sich einer Sache begeben oder entschlagen, worauf verzichten, aufgeben, sich nicht kümmern um.

vorwegen, partcp. adj. überlegen, mächtig, gewaltig, auch v. Sachen; verwegen, kühn, entschlossen.

vorweien, -weigen, verwehen, zerblasen, zerstreuen; vorweiget, v. Wetter: stürmisch.

vorweigeren, refl. sich weigern.

vorweigerich wesen, sich weigern.

vorweigeringe, -wêgeringe, Verweigerung.

vorweisen = vorwêsen.

vor-weke, st. m. Entweichung, Flucht; den v. nemen.

vor-weke, f. Vorwoche.

vorwelden, -weldigen, trans. vergewaltigen, gewaltthätig behandeln; notzüchtigen.

vorweldinge, Gewaltthat, Überwältigung; Notzucht.

vorweligen, üppig, übermütig werden.

vorwelken, verwelken, dorren.

vorwellen, sw. v. eig. verschmieren? fig.: vorbloͤmen, vorbremen und vorwellen.

vorwellen, sw. v. wallen machen, sieden lassen, aufkochen; auch intrans. v. der gekochten Speise.

vorwelven, wölben, runden.

vor-wenden, sw. v. trans. anwenden, ausüben.

vor-wenden, n. Bemühung, Thätigkeit.

vorwenden, sw. v. trans. umkehren, -wenden; wenden, enden; verwandeln, -ändern; vertauschen, veräussern. – Refl. von den Augen: sich verdrehen, brechen.

vorwenen, -wennen, sw. v. verwöhnen, verziehen, verzärteln.

vorwent, -wenet, -weent, partcp. adj. verwöhnt, üppig, weichlich; (von vorwênen, wähnen, vermeinen?) prahlerisch, anmasslich, hochmütig; von Kleidern: kostbar, modisch, auch (durch Einfluss von vorwenden?) vorwendet.

vor(wentheit), -weentheit, Verwöhnung, Üppigkeit (v. Kleidung).

vorwentlike, adv. verwöhnt, verzärtelt, üppig.

vorwerden, st. v. abhanden kommen, verschwinden, verloren gehen; zu Grunde gehen, verderben; sittlich verkommen oder untergehen.

vor-werder, adv. compar.: weiter, ferner.

vorwerdigen, intrans. u. refl.: für wert erachten, sich wozu verstehen, sich wozu herablassen, geruhen.

vorweren, sw. v. = vorwaren II.

vorweren, sw. v. 1. schützen, verteidigen, 2. abwehren, -halten, hindern. 3. gût, eigen, have, Eigentumsrecht erwerben u. bewähren, beweisen. – Refl. sich wehren; m. Gen.: sich erwehren.

vorweren, sw. v. verwirren, -wickeln; fig. e. Angelegenheit. – Intrans. in, sich verwickeln, -schlingen.

vorwerer, Verteidiger; spec. der (sich verteidigende) Angeklagte.

vorwerf, n. Erwerb, Gewinn; Beschaffung, Ausführung.

vorweringe, 1. Verwehrung, Hinderung, rechtlicher Einspruch. 2. Erwerbung, Beweis u. Gewähr eines Eigentums.

vôr-werk, n. 1. Fuhrwesen, Beschäftigung damit: v. driven. 2. Fuhrwerk, Wagen etc.

vor-werk, n. 1. pecuaria domus, allodium, fundus, predium, urspr. ein abgesonderter Hof eines Gutes, spec. zur Viehzucht, dann überh. herrschaftliches, klösterliches, städtisches Landgut. 2. Aussenwerk einer Burg oder Festung.

vôr-werken, mit e. Fuhrwerk fahren.

vorwerken, sw. u. unreg. v. trans. 1. (Material) verarbeiten; er-, bewirken, bewerkstelligen, verursachen; erarbeiten, gewinnen, erlangen; jem. wozu bringen, veranlassen. 2. verderben, (Land) verwüsten, (Wege) zu nichte, ungangbar machen; gegen jem. sich vergehen, jem. ins Unglück stürzen, zu Grunde richten; bes. durch ein Vergehen sich verlustig machen oder verlieren, verwirken; he heft yd an uns groet vorwracht, er hat die Strafe reichlich um uns verdient. – Refl. sich vergehen, sich versündigen; sich ins Unglück stürzen; an sime rechte = s. r. v. – Partcp. vorwarcht, -worcht, -wracht, -wrocht, verbrecherisch, verrucht; friedlos gelegt, vogelfrei; verflucht, verdammt.

vorwerkinge, Vergehen, Verbrechen.

vorwernisse = vorweringe 1.

vor-werp, m. Riegel? Vorhängeschloss?

vor-werpen, obicere; vor-, hinwerfen.

vorwerpen, st. v. niederwerfen, -reissen; weg-, fortwerfen; (die Leibesfrucht) abortieren; absetzen, ver-, ausstossen; verwerfen, zurückweisen, verabscheuen. – vorworpene dage, uren, schlimme, gefährliche, Unglücks-Tage, -Stunden.

vorwerpinge, dejectio; fetucina; Verwerfung, Ausstossung.

vorwerren, st. v. verwirren; verwickeln (eig. u. bildl.); refl. mit, sich befassen, sich bemengen mit.

vorwerringe, Verwirrung, Behinderung.

vor-wert, adv. vorwärts.

vorwertelen, verwirren, verstricken.

vorwerven, st. v. erwerben, sich verschaffen; (Arbeiter) anwerben, in Dienst nehmen; be-, verschaffen, auswirken.

vor-wesen, unreg. v. 1. m. Dat. oder Acc., selten Gen.: sorgen für, einstehen für, vorstehen, beschirmen, behüten, verwalten. 2. m. Gen.: dagegen sein, nicht wollen; ênem wes, jem. woran hindern, wobei im Wege stehen.

vor-wesen, n. Verwaltung, Vorsteherschaft; concr. Verwaltungskreis, Amtsbezirk.

vorwêsen, sw. v. verwaisen.

vor-weser, Verwalter, Vorsteher, Verweser, Beschützer, Schirmherr.

vor-wesle, f. Wechselaufgeld, Agio.

vorweslen, -wesselen, verwechseln, austauschen; einwechseln.

vorwesteren, westwärts, vom Nordpol abweichend, weisen (v. d. Magnetnadel).

vor-wete, de = vorwetent.

vorwêten, sw. v. verstossen, verlassen: de armen verweetten, de to bedde liggen.

vor-weten, -wetten, vorauswissen; -wet(t)ende, prescius.

vorweten, -wetten, unreg. v. wissen. – Refl. sich verstehen, einig, einer Meinung sein; sik seker v. of, sich vergewissern ob; m. Gen.: sich bewusst sein; oder an, in: sich worauf verstehen; mit, sich vereinbaren, sich vertragen, sich in Einverständnis setzen, im E. sein mit.

vor-weten(t), n. vor-wetinge, prescientia, Vorwissen; mit v.

vorwetent, n. vorwetinge, Einvernehmen, Einverständnis, Vereinbarung.

vor-weter, -wetter, presagus.

vorweteren, durch Nässe verfaulen.

vor-wicken, vorhersagen, augurari.

vorwiden (-wideren), erweitern, verbreitern, -grössern.

vorwideringe, Aus-, Verbreitung.

vor-wiken, st. v. entweichen, flüchten.

vorwiken, st. v. 1. aus der Lage weichen, dem Drucke nachgeben. 2. = vorwiken.

vorwikinge, Entweichung, Flucht; v. dôn.

vorwilden, intrans. verwildern, ausarten. – Trans. unkenntlich machen; entfremden.

vorwil(le)koren, trans. 1. freiwillig zustimmen, -sagen, ein-, bewilligen. 2. freiw. verzichten, entsagen. – Refl. freiw. sich verpflichten, versprechen; m. Gen., in: gütlich übereinkommen über, sich entscheiden für.

vorwil(le)moden, 1. nach Belieben, Willkür behandeln. 2. mutwillig verscherzen, durch Eigenwillen verlieren.

vorwillen, sw. v. einwilligen, zustimmen; bewilligen, belieben; refl. sich wozu anheischig machen, sich bereit erklären, sich verpflichten.

vorwilligen, bewilligen, belieben.

vorwil(li)ginge, -willinge, Einwilligung, Zustimmung; Beliebung, Uebereinkommen.

vorwilven, sw. v. vertauschen.

vorwilunge, Zögerung, Säumen.

vorwimpelen, einhüllen, verdecken.

vorwinden, st. v. überwinden, besiegen.

vorwinden, sw. v. (schlesw.) bezeugen? (dän. vidne, an. vitna.)

vorwînkopen, trans. Weinkauf von etwas zahlen.

vorwinnen, st. v. trans.: gewinnen; überwinden, besiegen; übertreffen; jem. nötigen, wozu bringen; sik v. laten, sich überreden lassen; glücklich hinausführen oder überstehen; verwinden, -schmerzen; jur. m. Gen. d. S.: überführen. – Refl. sich überwinden, sich zwingen; m. Gen.: sich gefallen lassen, ruhig hinnehmen.

vorwinner, 1. Sieger, Besieger, Überwinder. 2. Verlierer, Besiegter.

vorwinninge, Sieg, Überwindung.

vor-winter, die erste Hälfte des Winters.

vorwiren, (Fenster) durch ein Drahtgitter schützen?

vorwisen, sw. v. 1. an-, über-, zuweisen; jur.: an einen anderen Herren, Lehnsherren weisen. 2. ver-, ausweisen, wegjagen, ausschliessen, verbannen. 3. verurteilen. 4. tadeln, schelten, Verweis erteilen.

vorwisent, n. -wisinge, 1. Anweisung, Verschreibung. 2. Weisung an einen anderen (Lehns)herren. 3. Verweisung, -stossung, -bannung.

vorwis(se)nen, -wissen, trans. vergewissern, sicher stellen, verbürgen, Sicherheit, Caution wofür stellen; jem. zur Sicherstellung nötigen.

vorwis(se)nisse = vorwissinge.

vorwisseren ênen wes, vergewissern, versichern.

vorwissinge, Sicherstellung, Gewährleistung, Caution, Gewissheit.

vor-wist, f. Lohnvorschuss auf Arbeit.

vorwît, n. m. -wite, n. u. sw. m. Vorwurf, Tadel, Verweis; Hohn, Schimpf.

vorwiten, st. v. m. Dat.: tadeln, Vorwürfe machen; hohnsprechen; u. Acc. d. S.: vorwerfen, -halten, -rücken; verweisen; refl. wat, sich selbst die Schuld für ein Ereignis beimessen, zuschreiben.

vorwitinge, -wîtnisse = vorwît.

vorwîtlik, tadelnd, beschimpfend.

vorwitliken ênem wat, kund machen, zu wissen thun.

vor-witschap, f. Vorwissen, Wissen.

vorwi(t)schoppen, zur Kundschaft bringen, versichern.

vor-witte, de, Vorwitz, Neugier.

vorwitten, -wittigen = vorwitliken.

vorwlomen, trüben; verwirren, stören.

vorwlominge, Trübung, Verwirrung.

vorwoden, wütend werden; von Sinnen kommen, z. B. vor Kummer; verwoet, wütig, jähzornig.

vorwolden, -woldigen = vorwelden.

vorwolkenen, umwölken, verdüstern.

vorwolthuren? de dat ver woelt huren magh; Lüb. UB. V S. 351.

vorwor, Verwirrung, Unruhe (des Gemütes).

vor-worde, f. = vorwort, n. 2.

vor-worden, unterhandeln, pactieren, Verabredungen treffen; trans. bedingen, vereinbaren; refl. sich verantworten, sich verteidigen; sik v. mit, mit jem. sich besprechen, sich verabreden, übereinkommen.

vorworden = vorwurden.

vorwordes-bôk, Protocoll-Buch über Rentenkäufe, Ehecontracte, Abfindungen etc.

vorworen? = vorwerren.

vorworen, -worren, partcp. adj. verwickelt, -wirrt, confus; mit, in, verstrickt, behindert; beschäftigt, vertieft.

vorworenheit, Verwicklung, -wirrung, -kehrtheit.

vorworgen, intrans. ersticken; trans. erwürgen; refl. sich abquälen.

vor-worp, m. 1. der erste Wurf, Entwurf, Anfang. 2. Vorwurf, d. i. der Gegenstand, w. sich jem. vor Augen stellt; Aussicht, Erwartung.

vorworpenheit, Verachtung, Niedrigkeit.

vor-wort, f. agrimonia. (aus vorchw., Furchwurz?)

vor-wort, n. 1. das vorher gesprochene Wort, die frühere Rede, Erzählung. 2. vorherige Verabredung, Vertrag, Pact; Bedingung, Vorbehalt; geven, Sicherheit, Waffenstillstand gewähren.

vorwortelen, refl. verwurzeln; fig. in, sich verzweigen, sich entwickeln zu.

vorwôsten, -wousten, -wûsten, trans. verwüsten, -heeren, -derben, -nichten; ênen vorwisen unde vorwôsten, exterminare. – Intrans. wüste werden.

vorwôsticheit, Zustand der Verwüstung, Einöde, Verlassenheit; fig. Wüstheit im Gehirn.

vorwôstinge, Verwüstung.

vorwoten = vorwoden.

vorwôtheit, Wut, Ingrimm.

vorwowen, mit Wau, e. gelben Farbe, färben.

vorwracht, -wrocht, s. vorwerken.

vorwreggen, sw. v. verstauchen, verrenken.

vorwreken, st. v. refl. 1. sich rächen. 2. sich vergehen, sündigen.

vorwrevelen = vorvrevelen.

vorwricken, sw. v. = vorwreggen.

vorwrogen, anklagen, rügen.

vorwunden, verwunden, -letzen.

verwunderen, m. Dat. d. P. u. Nom. oder Gen. d. S. oder abh. Satz: Wunder nehmen, wundern; pers. intrans. oder refl. m. Gen. oder abh. Satz: sich wundern. – Partcp. vorwunderende, wunderbar, -voll.

vorwunderinge, -wundernisse, Verwunderung; Wunder.

vorwundinge, Verwundung.

vorwurden de wurt, die Hofstelle verderben (durch Graben, Wasserspülung etc.).

vôs, papireus, (s)cirpeus.

vos (u. vôs, vois), m. Fuchs; Bezeichn. roter Pferde; Fuchspelz; fig. schlauer Mensch.

vos-listich, listig wie e. Fuchs; -mân, Februar; -pote, F-pfote; dat voss- unde fûstrecht mit ênem spelen, jem., so zu sagen, das Fell über die Ohren ziehen; -sta(g)gel (l. sc.? voss-tagel?), -stert, -swans, F-schwanz, -swantzen, fig. schmeicheln, betrügen.

vozhelle, f. an êner taschen, Borte, Einfassung? (sicher roman.)

vosse, alopex, vulpes.

fosse, f. Kanal, Passage, Sund.

vossen, adj. vom Fuchse; subst. n. Fuchspelz.

vossen u. vossit, von Pelzwerk: fussig, mit locker haftenden Haaren?

vosses-pote = vos-pote; -sagel, amaranthus (amarantus caudatus).

vossinne (vosinne), Füchsin.

voste = vuste.

vôt (vout, voet, voit), m. 1. Fuss des Menschen; up de vote komen, aufrecht zu stehen kommen, genesen, auf freien F. kommen; fig. under de vote komen, treden, bringen, krigen; ênem wat under de vote dôn, übergeben, unterstellen; ênem up de vote treden dat, jem. drängen, nötigen dass; sinen vôt darbî setten, seine Behauptung vertreten; vôt bi vôt, sinen vôt bî ênes anderen vôt setten, mit jem. e. Kampf eingehen, bes. e. Streit vor Gericht, auch: sich mit jem. gefangen setzen lassen; vôt vor (over) vôt, vor vote, v. v. lank, vor sich her, Schritt für Schritt, der Reihe nach, = uppe dem, uppe verscheme vote, êre des votes wandelinge, stândes votes, also votes (?), auf der Stelle, unverzüglich, augenblicklich; swares votes, mit swarem vote, schwanger; vluchteges votes, eilends. 2. Tierfuss; vote als Gericht: gesülzte Schweinsfüsse. 3. Unterteil, -satz, Basis, Fundament (am Berg, Altar, an Bauwerken, Gefässen etc.); am Wachsstück die untere Seite. 4. Längenmass von 12 Zoll. 5. agrarisches Flächenmass (ostfr.), = gras 3? 6. Stand, Beschaffenheit: up ênen guden vôt komen, in Ordnung, in die Reihe kommen.

vôt-angel (-angen), Fussangel, -eisen; -bank, F-bank; -dôk, pedale; -gang, semita; -gelt = vôttol; -genger (-ginger), F-gänger, -soldat; -helde, F-fessel; -holt, Holz zum F. des Spinnrades; -kiste, -lade, schmale, lange niedrige Truhe, worauf man ins Bett steigt? Truhe mit Füssen? -knecht, Infanterist; -lank, pedalis; -line, tormentum navis; -lude = vôt-knechte; -ovel, n. Podagra; -rost (fries. = vôtwriust), F-gelenk; -schemel, F-schemel; -sole, F-sohle; -span = vôtvat? -spor(e), n. (sw. m.?) F-spur; -stândes, stehenden Fusses, sofort; -stap(pe), sw. u. st. m.? F-stapfen, -spur; -stappen, Schritt vor Schritt gehen; -stîch, F-steig; -strepe, st. m. Berührung mit dem F.; -sucht, podagra; -tol, -lude-tol, pedagium, Zoll für Fussgänger; -trat, F-tritt, -spur; -val, m. F-fall; -vallende, fussfällig; -vaste maken, in Fesseln legen; -vat, Gefäss zum F-waschen; -volk, Infanterie; -wech, methodus; -were, f. Laufgang auf einer Befestigung.

voten, refl. sich stützen, fussen.

votes-tên, -tôn, m. Fusszehe.

votive, sw. f.? Weihgeschenk zu kirchlichen Zwecken.

vôtsel (vodessel), n. Nahrung.

vôtster = vodester.

vracht, f. Schiffsmiete, Frachtgeld; Vermietung od. Mietung des Schiffes; Befrachtung des Sch. mit Waren. Vgl. vrecht, vrucht.

vrachten den schiphêren, den Schiffer mit Fracht versehen, ihn und sein Schiff heuern.

vrachten, fragen, forschen.

vracht-lude, Befrachter (Kaufleute) des Schiffes.

vradem = vratem.

vrage, f. Frage; Forschung; dâr nâ is nein v., darum wird sich nicht gekümmert.

vragen, sw. v. m. Acc. oder Dat. d. P. u. Gen. oder Acc. d. S. oder na, umme oder abh. Satz: fragen, sich erkundigen, forschen; nicht v. na, sich nicht kümmern um, kehren an.

vrager, der Fragende.

vrage-stucke, Fragpunkt, -artikel.

vrak, habgierig, geizig; Subst. vrakheit.

vrame, vramen etc., s. vrome etc.

frank, frei (v. e. Reichsstadt, 16 Jh.).

Vranke, sw. m. 1. Francus, Franco; Vrankenland, Franconia; Vrankrike, Francia, Frankreich. 2. Frank, die franz. Münze.

Vranker, Francigena.

vrankesch: v. krone, e. franz. Münze.

frans, französisch.

frantzîn, francenum, franz. Pergament (= vélin?).

frantzôs, fransois, französich; subst. n. die franz. Sprache.

frantzosen, pl. morbus gallicus, Syphilis; Zss. -arste (Arzt).

Frantzoser, Fransolser (Frankzoser), Franzose.

vrât = vrâtz; vratich = vrâtzich.

vratem, m. Brodem, Dunst, Qualm; Hauch, Atem.

vratemen, dunsten; hauchen, atmen.

vrâtz, vrâs, m. 1. Übermass im Essen (u. Trinken), Völlerei, Schlemmerei. 2. Fresser, Schlemmer. (aus d. Hd.)

vrâtzen, vrâssen, vorare, crapulari.

vrâtzer = vrâtz 2.

vrâtzich, vrasich, 1. gefrässig, schwelgerisch. 2. von kranken Augen: zuckend, blinzelnd?

vrâtz(ic)heit = vrâtz 1.

vrecht (bes. ndl.) = vracht; vrechtlude = vrachtlude.

vrede, st. (sw.) m. das Aufhören der Feindseligkeiten, Friedensschluss; Waffenstillstand, Frieden; Sicherheit, Schutz, Unverletzlichkeit, bes. des Eigentums; Friedensgebot; v. beteren, Friedensbruch büssen, Friedensbusse bezahlen; bêden, auch: Ruhe, Stille gebieten; to (in, mit) vrede (vreden), in Ruhe (äussere oder innere), daher auch: zufrieden.

vrede-bot, Friedensgebot; -brâke, st. f. -broke (-brake), st. m. -breke? F-bruch; bes. die Störung des Landfriedens, Haus- u. Kirchenfriedens durch Angriff auf die Person; -brâken, F-bruch begehen; -breker, F-brecher, Verbrecher; -dach u. pl. -dage, treuga, fedus, inducie; im eig. Sinne die kirchl. Festtage, die Markttage, in jeder Woche Donnerstag bis Sonntag und sonst jede Zeit des Schutzes und Geleites; -grave, Einfriedigungs-, Scheidegraben; -gût, Erstattung des im Kriege erlittenen Schadens; -haten (aus hatende?), streitsüchtig; -hôp, eingefriedigtes Holz? Schonung? -hûs, asylum; -kogge, sw. m. = vrede-schip; -latinge, Übertragung v. Grundeigentum; -loysse, deutrum (grece) j. dubium carmen (Bitt-, Klagelied?); -maker, caduceator; -makinge, pacificatio; -misse, missa pro pace; -pâl, Grenzpfahl, z. B. des Weichbildes; -penninge, pl. Gerichtsgefälle bei Erkenntnis über Friedensbruch; -rode, d. Rute Landes, w. zur Einfriedigung des Grundstückes dient? -schillink, solidus pacis, Gebühr für gerichtliche vredelatinge, oder bei Aufhebung der Verfestung; -schilt, fig. Schutz und pers. Beschirmer; -schip, Kriegsschiff gegen Seeräuber, Geleitschiff, überh. Sch. zur Verteidigung; -stant, Zustand des Friedens; rechtl. Sicherheit, z. B. eines begnadigten Verbrechers; -swert, fig. Recht u. Pflicht, Frieden u. öffentl. Sicherheit aufrecht zu erhalten; -werken, Frieden wirken bei Hegung des Gerichtes, sicheren Besitzstand schaffen bei Auflassungen von Eigentum, überh. Schutz verschaffen; Subst. -werkinge; -wîn, Gebühr in Wein bei vredelatinge.

vrêdel-blomen, flos campi, oculus porci.

vred(e)lik, friedlich, ruhig; zufrieden; under sik, einig; adv. vredelike(n).

vred(e)lôs, friedlos: 1. feindlich; v. brêf, Fehdebrief. 2. verfestet, geächtet; rechtlos, vogelfrei (auch von Sachen); v. leggen, verfesten.

vredelôs, n. -lôslegginge, Verfestung, Ächtung.

vrêdels-tunge = vrêdelblome.

vreden, intrans. Waffenstillstand, Frieden schliessen. – Trans. 1. (Krieg) durch Waffenst., Fr. beilegen; jem. mit jem. in Frieden bringen; refl. Fr. mit einander schliessen, sich aussöhnen. 2. in Schutz nehmen, beschützen, verteidigen. 3. einfriedigen, umzäunen. 4. von Seiten des Richters bei Auflassungen dem neuen Eigentümer den sichern Besitz zuerkennen.

vrêder = vridel.

vredesam, -samich, 1. friedsam, -fertig. 2. befriedet, beschützt, unangefochten, ruhig. Adv. -sam(e)liken, -samelken.

vredesamen, -sammen, trans. zum Frieden bringen, aussöhnen; m. Dat.: Fr. verleihen, stiften.

vredesamheit, -sa(m)micheit, 1. Friedfertigkeit. 2. Friede, Ruhe.

vredes-man, Zeuge bei einem vrede.

vredich, in Frieden, ruhig; m. Gen. oder mit. zufrieden, einverstanden, befriedigt.

vredigen, befriedigen, zufrieden stellen.

vredinge, pacatio; Schutz; Be-, Einfriedigung; Zaun, Hecke, Knick.

vregen, sw. v. = vragen.

vrêgen? wert eme dat pert myt unmynne loset efte vreghet; Dithmarsch. Landrecht von 1447 § 126 f. = verêghe(n)t, alienatus, entführt? oder l. vrighet, befreit von der Fessel?

vreidich, herzhaft, kühn, keck, übermütig, hitzig.

vreidicheit, Mut, Übermut, Lebhaftigkeit.

vreischen = vrêschen.

vreischlik = vreislik, vrêslik.

vreise, Schrecken, u. Abl., s. vrêse.

vreisen, frieren = vrêsen.

vremede = vromede, fremd.

frense, Franse, frz. frange.

vrent, Freund, u. Abl., s. vrunt etc.

vrêsachtich, furchtsam.

vrêsch, n. e. Art Blattern: Hitzblattern?

vrêschen, vreschen, sw. v. ausforschen, erkunden; vernehmen, hören, erfahren.

vrêse, f. Furcht, Schrecken; Gefahr.

vrêse, Halskragen.

Vrêse, sw. m. Friese; adj. Vrêsch, friesisch; Vrêsch, n. = Vrêsland, Friesland.

vrêselôs, furchtlos, keck; unverschämt, frech.

vrêsen, st. v. frieren.

vrêsen(t), n. Fieberfrost, kaltes Fieber.

vrêslicheit, Fürchterlichkeit, Wildheit.

vrês-, vrêselik, schrecklich, gefährlich, Grauen erregend; adv. vrêslike, auch bloss verstärkend: gewaltig, sehr.

vrês-(s)am, schrecklich, fürchterlich.

vrês-samicheit, truculentia.

vressem, n. vresmen (Infin.?), n. cholera; effusio fellis, de zote walgheringhe; erisipila, emoiroide formice; orexis, tabes.

vressem-bleddere, f. Hitzblatter.

vrêssich, vrêssicheit = vrâtzich etc.

vreten, st. v. fressen, verzehren; prassen; refl. fig.: sich abhärmen.

vreter, Fresser, Schwelger.

vreterie, Fresserei, Frass.

vrêtesch u. vrêtich, gefrässig.

vreticheit, edacitas.

vretlink, Fresser, Schlemmer.

vretten, sw. v. 1. (Korn, Gras) fressen lassen, abweiden, verfüttern. 2. ätzen, füttern, nähren.

vrettinge (vretinge), Abweidung, Verfütterung; concr. Weide, Grasfutter, spec. das an einen Weg stossende Ende des Ackers, dessen Früchte vom vorübergehenden Vieh abgefressen werden; fig. Frass, Beute.

vret-weide, Viehweide, Weideplatz.

vrevel, 1. mutig, tapfer, kühn, rückhaltslos. 2. vermessen, frech, trotzig; leichtsinnig, mutwillig; böse, verrucht. Adv. vrevel(l)ike(n).

vrevel, m. 1. Kühnheit, Tapferkeit; Entschlossenheit, Unerschrockenheit; v. Gott: Ernst, Strenge, Zorn. 2. Rücksichtslosigkeit, Übermut, Leichtsinn; Trotz, Frechheit; Gewaltthätigkeit, Rechtsverletzung.

vrevel-drîst, trotzig, dreist, unverschämt; -môt, Übermut, Trotz; -moden sik = vrevelen; -wort, freche, trotzige Rede.

vrevelen, sich aus vrevel vergehen.

vrevelheit, Keckheit, Verwegenheit, Übermut, frivolentia.

vrevel(l)ik u. vrevel(e)sch, adj. = vrevel 2.

vrî, vrîg, vrig, frei, unabhängig; de frige hals, Freiheit; privilegiert, bevorrechtet; unbehindert, los; ungebunden, zügellos; sorglos, frisch; rücksichtslos, freimütig; v. Sachen: ledig von rechtlichen Verpflichten, sicher, erlaubt, unentgeltlich; to vrien bruken, als völliges Eigentum brauchen; in ênes vrige hogeste gripen, jem. in seine Freiheit, Rechte, Privilegien, Amtsgewalt etc. Eingriffe thun; bi sinem vrien hogesten, bei höchsten Criminalstrafen (an Freiheit, Heimat- oder Bürgerrecht, Leib und Leben).

vrî, n. Freiheit. vrî, adv. = vriliken.

vri-becker, belehnter Bäcker, der nicht in der Zunft ist; -boren, adelich; -brêf, Gnaden-, Adels-, Schutzbrief, Passierzettel; -buter, privilegierter Seeräuber im Kriege; -dach, Freitag; de gude, stille, Karfreitag; -dink, das westf. Fehmgericht; -geselle, Landstreicher, vagierender Spielmann etc.; -geven, -laten, -maken = vrien I; -gote, f. Gerinne zur Ablassung überflüssigen Wassers, bei Mühlen neben diesen? -greve, Fehmgraf, Vorstand des Fehmgerichts; -hêr(r)e, baro; -hof, atrium; -kôp, Kauf zu freiem Eigentum, Ggs. erfhure; -man, 1. freier Mann, später auch = gudeman, Adelicher; 2. Landstreicher? Vogelfreier? -modich, freimütig, beherzt, unerschrocken, unbesorgt, zuversichtlich, Subst. -modicheit, adv. -modigen, -modichlik; -schep(p)en, Fehmschöffe; -schutte, Wasserschoss zur Ablassung überflüssigen Wassers; -sluse, das Grundwerk zu solchen vrischutten; -stôl, Sitz des vridinges, = vridink; -vechter, privilegierter gewerbsmässiger Fechter; -vrone, Büttel des Fehmgerichts; -willich, adv. aus freier Entschliessung, ungezwungen.

vridel, m. 1. Liebling, Geliebter, Bräutigam, Gemahl. 2. = vridels-ouge, -oge, solis sponsa, flos campi.

vridôm, m. Freiheit, Stand des freien Mannes.

vrie, vrige, f. Brautwerbung, Freite, Heirat; fig. Erwerb, Gewinn? (Strauchräuber) de dar stunden na quader vrige (oder Freiheit?).

vrien, vrigen, sw. v. 1. frei machen, befreien, lösen, erlösen, erretten. 2. (Leibeigene) freigeben, von Dienstbarkeit u. Abgaben befreien, mit Privilegien u. Freiheiten begaben, später zieml. synonym mit adelen; Besitz zu freiem Eigentum übergeben, Einrichtungen (z. B. Märkte) als Privileg verleihen.

vrien, vrigen, sw. v. um e. Braut werben, freien, heiraten.

vrien, n. Freigericht?

vrier, vriger, Brautwerber, Freier, Bräutigam; vrigersche, Braut; Venus mach wol heten de vriger.

vriginge, Befreiung; Ablösung einer Pflicht.

vriheit, vrîgheit, Freiheit: Vergünstigung, Privileg, Recht, Vorrecht; privilegierte Zeit, z. B. des Freimarktes; Ort, w. irgend e. Immunität besitzt, daher sowohl der öffentliche Grund u. Boden einer Stadt, als auch ein nicht unter dem Stadtrecht stehender Bezirk, spec. auch Asyl für Verbrecher.

vriken, contrah. Form für vriliken.

vrilik, vrigelik, adj. frei, unbehindert; liberalis, libenter dans.

vrilike, vriel(i)ken, vrîg(e)liken, adv. frei, unbehindert; unbesorgt, furchtlos; dreist, frech; freiwillig, gerne. – freilich, allerdings.

vrilink, vrîglink, Freigelassener; freier Mann.

vrint, Freund, u. Abl., s. vrunt etc.

frizâl, mhd. fritschâl, mlat. fritsalum, ein Kleiderstoff.

vrisch, frisch, neu, jung; diese ältere Form für versch dauert bes. in den Bedeut.: hübsch, schön, stattlich; wohlgemut, munter, keck; adv. vrisch-, vrislik, frisches Mutes, kecklich.

vrisch-, vrislik, adj. frisch, jung, rüstig, gewandt.

vrist, f. Frist, Aufschub; Ruhezeit (zwischen der Arbeit).

vrist-dage, inducie, überh. = vrist.

vristen, sw. v. fristen, aufschieben; induciare, -ri.

vristinge, Fristung; Schonung, Erhaltung.

vrît-hof, m. atrium, hortus, umfriedeter Hof; Vorhof eines Tempels oder Palastes; Fried-, Kirchhof, bes. der innere, oft von Kreuzgängen umgebene, von Dom-, Stifts- u. Klosterkirchen; weil Asyl, erklärt als vriget hof, der vriheit hof.

vrô, m. Gen.: froh, vergnügt, zufrieden: adv. vrolik, -liken.

vrô, vrôch, adv. früh; (al)so v. alse, sobald als.

vrochte, vruchte, vorchte, sw. m. Furcht, Angst, Besorgnis, Befürchtung; Schrecken, Gefahr.

vrochten, vruchten, vorchten, intrans., trans., refl. oder (m. Dat. d. P.) impers.: fürchten, besorgt sein.

vrochterende, vruchterende = vrochterne.

vrochterne, vruchterne, vorchterne, vurchterne, besorgt, furchtsam; (gottes)fürchtig.

vrochtich, vruchtich = vruchterne.

vrochtlik, vrucht(e)lik, adj. adv. furchtbar; furchtsam.

vrocht-, vrucht-, vurchtsam, fürchterlich, furchtbar, strenge; furchtsam, besorgt, ängstlich.

vrodelike, adv. zu vrôt, vrodich.

vroden, sw. v. klug sein oder werden, zu Verstande kommen; m. Acc. oder Gen.: merken, einsehn, verstehn.

vrodich (vroidich) = vrôt; vrodicheit = vrôtheit.

vroi(e)de (vrode), f. Frühe; Tagesanbruch.

vroiken (vro(e)ken, froghen), froichen, jüngere F. für vroͤuken, n. Fräulein, bes. Prinzessin; -lant, Land Jever (genannt nach Maria v. J. † 1575).

froit = frût, subst.

vro-kost, f. Frühkost, -stück.

vro-lant, früh bestelltes Land.

vrolicheit, Fröhlichkeit; fröhl. Fest.

vrolik, adj. fröhlich, heiter, ausgelassen.

vro-locken, intrans. oder refl.: frohlocken, jubeln.

vrom-duchtich, strenuus, als Titulatur.

vrom(e), tüchtig, kräftig, tapfer; brav, redlich, rechtschaffen, fromm, gottesfürchtig; häufig als ehrende Bezeichnung in der Anrede: v. man, guter Freund!

vrom(e), sw. u. st. m. Nutzen, Gewinn, Vorteil.

vrome, st. f. Frömmigkeit.

vrom(e)de, vrom(e)t, adj. fremd, nicht eigen; auswärtig, nicht einheimisch; unbekannt, nicht vertraut; v. vrunt, entfremdeter Freund, der einem fremd geworden ist; befremdlich, wunderlich, seltsam; noch vrunt noch vromet schonen, sparen, niemand verschonen; mi dunket, nimt, heft, gift(?) v., mich befremdet.

vrom(e)ke, sw. m. (aus vromelike?) Biedermann, auch spöttisch, z. B. in der Anrede.

vromelik, adj. 1. tüchtig, rechtschaffen, redlich. 2. nützlich, vorteilhaft, hülfreich.

vromelik, -like, -liken, adv. 1. tüchtig, tapfer, brav, rechtschaffen, fromm. 2. hülfreich, förderlich, nützlich.

vromen, 1. intrans. helfen, nützen, förderlich sein. 2. trans. jem. vorwärtsbringen, fördern; etwas ausrichten, gewinnen, verschaffen.

vromer, pl. vromere, Held, Paladin, ausgezeichneter Mann.

vromheit, vromicheit, 1. Tüchtigkeit, Bravheit, Trefflichkeit, Tapferkeit. 2. Frömmigkeit, Tugend. 3. Nutzen, Vorteil.

vromich = vrome, adj.

vro-middach, Vormittag.

vro-misse, Frühmesse; Zss. vromissen-altâr.

vrom-man, Biedermann.

vro-moder aus vrode moder, Hebamme, frz. sage femme.

vro-morgen, der frühe Morgen, Morgenfrühe.

vrom-slâp, der erste, tiefste Schlaf.

vrôn(e), adj. was dem Herrn gehört, 1. bes. dem göttl. H.: heilig. 2. dem weltl. H.: herrschaftlich fürstlich, obrigkeitlich.

vrone, sw. m. Gerichtsdiener, Büttel, Scharfrichter.

vrôn(e)-amt, eins der Erbämter des Bremisch. Stifts; -bode, Büttel, Gerichtsdiener; -geist, Engel; -knecht, Henkersknecht; -meister, Scharfrichter; -scult = wort-, wurttins (in Goslar); -vaste, quatuortempora, Quatember.

vronen, mit Beschlag belegen, pfänden, verhaften.

vronerie, Büttelei, öffentl. Gefängnis.

vroninge, gerichtliche Beschlagnahme.

vro-ovet, n. früh reifendes Obst.

vrosch, m. Frosch.

vroschen, forschen, sich erkundigen.

vrost, m. Frost; Fieberfrost, kaltes Fieber.

vrostich, gelidus.

vrôt, durch Erfahrung klug, erfahren, verständig, weise; dôn alse de vrode, verständig handeln; vrôt oder compar. vroder wesen m. Gen., wissen, Kunde haben; werden, erfahren, Kenntnis bekommen; mâken (meist m. Dat. d. P.), in Kenntnis setzen, unterrichten, belehren, auch: einem etwas aufbinden, weismachen. – Adv. vrôtlik.

vrôtheit u. -schap, Erfahrung, Klugheit, Weisheit, Verstand.

vrôtsam, erfahren, klug.

vroude, vro(u)wede, f. Freude, Jubel; Seligkeit; v. unde wunne, e. Gewürz: Cardamom?

vrouden-maker, Lustigmacher, Hofnarr; -regel, Regel, Art u. Weise der Fröhlichkeit; -rîk, freudenreich, vergnügt; -schal, Jubel.

vro(u)we, Herrin, Gebieterin; Haus-, Ehefrau; überh. Frau; als Titel vor Namen oft doppelt gesetzt, auch verkürzt vro, vor, ver, Gen. -n; unse lêve v., die Jungfrau Maria; schone v., fumiterra (fumaria officinalis); s. auch schône, wîse, wit.

vrou(we)kîn, vrouken, vroͤuken, vrouwichen u. vro(u)welîn, vrowlîn, n. muliercula, femella, domicella, oft nur als Kosewort = vrouwe; Jungfrau, Fräulein, bes. Prinzessin. Zss. vroͤwken-lant, s. vroiken.

vro(u)welicheit, Gebärmutter, Schoss, uterus.

vro(u)welik, vroulik, zu Frauen gehörend, weiblich.

vro(u)wen-dornse, f. Frauengemach; -hâr, F-haar, auch e. Pflanze: adiantus, capillus Veneris; -heike, F-mantel; -hose, F-strumpf; -huld, -lêve, Liebe der F.; -hûs, Bordell; -kike, f. eine kike (s. d.), wie Frauen zu haben pflegen; -kosent, Liebeständelei; -krachter, -schender, Notzüchter; -kremer, Bordellwirt? -krenkt, menstruum; -kunne, F-geschlecht, die Weiber; -lage (? -lach?) = vrouwen-hûs; -lof, Lob auf die F.; -minsche, -name, -persone = vrouwesminsche etc.; -rade, f. n. = gerade; -rême, -gordel, F-gürtel; -schîn, F-glanz, -bild (v. Maria); -schô, auteri (? welche Pflanze?); -sede, F-sitte; -spel, Minnespiel; -timmer, n. 1. F-gemach; 2. eine Gesamtheit von Frauen, bes. das weibliche Hofgesinde; -varwe, Schminke; -wagen, Wagen für F.; -werk, weibl. Arbeit, Beschäftigung; -worte, feminella, F-wurz.

vro(u)wen, sw. v. froh machen, erfreuen; refl. sich freuen.

vro(u)wes-minsche, sw. m. f. -name, sw. f. -persone, sw. f. Frauensperson, Frau, Weib; vrouwesname auch i. d. Anrede.

froweil, frouwêlen = fluwêl, fluwêlen.

vrû, vrûch, früh, s. vrô.

vrucht, f. 1. Frucht der Pflanze; coll. spec. Getreide. 2. Leibesfrucht, Junges, Kind; coll. Nachkommenschaft. 3. Ertrag, Aufkunft wovon; v. Geld: Zins; überh. Einnahme; Nutzen. 4. ältere Form für vracht, Frachtlohn des Schiffers.

vruchtachtich, furchtsam.

vrucht-bar (-ber), fruchttragend, -bar; ergiebig.

vrucht-barheit, baricheit, Fruchtbarkeit; Nutzen.

vrucht-baringe, emissiones.

vrucht-brukinge, Nutzung.

vrucht-drechtlik, adv. fruchtbringend.

vruchte, Furcht, u. Abl., s. vrochte etc.

vruchten, fructificare, fecundare, germinare; die Frucht von etwas ziehen, (Ländereien) benutzen.

vruchtich = vruchtbar.

vruchticheit, Fruchtbarkeit, ubertas.

vruchtigen, mit Früchten bestellen, besäen; Frucht, Ertrag von etwas ziehen, benutzen.

vrucht-man, Befrachter.

vrucht-nuttinge, Niessbrauch.

vruchtsam, fruchtbar; erspriesslich.

vruchtsamigen, befruchten.

vrugen-ort, Acc. (brandenb.) Frühzeche, Frühstück, md. vrûorte.

vrunde-bede: to v. verkopen, etwas nur aus Freundschaft, weil darum gebeten, käuflich abstehen = sich teuer bezahlen lassen?

vrunde-hulpe, bundesfreundliche Hülfe.

vrundelink = vruntlink.

vrunden, intr. Freunde werden, Freundschaft schliessen; trans. zum Freunde machen, befreunden, aussöhnen; refl. sich befreunden, sich versöhnen.

vrundes-gewîs, adv. in der Weise eines Freundes, freundschaftlich.

vrundiken (aus frundliken?), freundlich sein, fr. thun, fr. sich gebärden.

vrundinne, vrendinne, Freundin.

vrunt, vrent, vrint, pl. vrunt, vrunde u., bes. in der Anrede, vrundes, 1. Freund. 2. Verwandter. 3. Zu-, Angehöriger; schepes v., Rheder, Befrachter; rades v., Ratsmitglied. – Coll. Freundschaft, Verwandschaft; buten vrundes, Ggs. binnen slachtes.

vruntheit, Freundschaft, Freundlichkeit.

vruntlicheit, vrentlicheit, Freundlichkeit; v. hebben to, Neigung, Belieben tragen zu; v. handelen, in Freundschaft verhandeln, sich zu vergleichen suchen.

vruntlik, vrentlik, freundlich, freundschaftlich, geneigt, günstig; v. dach, Sühne-, Vergleichstag; adv. -liken.

vruntlink, Verwandter, der mit zu demselben Geschlechte gehört, contribulis; auch noch von vrunden und magen als weiterer Verwandter unterschieden.

vrun(t)-, vren(t)-schap, -schop, -schup, 1. Freundschaft, freundliches Verhältnis; binnen v., während des Friedens; v. maken, freundlich, in gutem übereinkommen. 2. eine (kleine) freundschaftliche Gabe, e. Geschenk.

vrunt-, vrent-scha(p)pen, -schoppen, -schuppen, Freundschaft schliessen.

vrût = vrôt; klug; ebenso vruden etc.

frût, fructus auctumnalis, fructus arborum, pomum; bellaria, ea quae in secunda mensa apponuntur.

vruten = wroten, suffodere terram.

vruwe u. Abl. = vrouwe etc.

fu, interj. pfui.

vucht u. vuchtich, feucht, nass.

vuchte, st. f. vucht, n. Feuchtigkeit; Wasserdunst, Nebel.

vuchte, sw. f. Fichte.

vuchten u. vuchtigen, feucht machen, anfeuchten, bewässern, begiessen.

vuchticheit u. vucht(e)nisse, Feuchtigkeit, Nässe; Nass.

vuchtinge, rigatio.

vucken, fortgehen, fliehen.

fucker, Finanzmann, Banquier (nach der Familie Fugger).

vuden, vuder etc., s. voden, voder etc.

vuge, vugen etc., s. voge, vogen etc.

vuke, f. 1. Stellnetz, Fischreuse. 2. eine Art Weiberkleid, Unterrock.

vûl, faul: 1. eig. anbrüchig, durch Fäulnis verdorben, morsch; schmutzig, unrein; stinkend. 2. bildl. moralisch verkommen, nichtswürdig, elend, gemein, böse; unwahr, falsch; nautisch: unsicher zu befahren, gefährlich; faul, träge, lässig.

vûl, n. Schlechtigkeit, böse That; Unwahrheit, Falschheit.

vul, adj. voll, erfüllt (m. Gen. oder van); völlig, vollständig, ganz; in dat vulle lant komen, ins Innere des Landes; v. harink, mit Rogen oder Milch; v. sê, water, Hochwasser (v. d. Flut); vulle todrinken, ganze (Becher) kommen; berauscht; vuller wîs, trunkener Weise; vulle wort, in der Trunkenheit gesagte Worte.

vul, adv. völlig, gänzlich, vollends; zur Verstärkung eines Adj. oder Adv.: gänzlich, sehr, z. B. v. vro, sehr früh; v. drade, schleunigst; v. vaken, sehr häufig; vgl. vulna, vulnode.

vul-bedacht, wohlüberlegt, gründlich erwogen.

vul-begerlik, sehr begehrlich, eifrigst.

vûl-bodich, erbötig, bereit.

vûl-bôm, lentiscus, dicister, alnus nigra; adj. -bomen; verb, -bomen, fig. in den Sumpf, ins Elend geraten.

vul-borden (-barden), m. Dat. d. P., m. Dat. oder Acc. der S. oder an, in, to oder abh. Satz: jemandes Willen thun, folgeleisten, zustimmen, genehmigen, ein-, bewilligen, erlauben, zulassen.

vul-border, Gutheisser, Zustimmer, Genehmiger.

vul-bordich, einwilligend, zustimmend, willig.

vul-bort (-bert), f. n. (u. m.?) Zustimmung, Genehmigung, Einwilligung, Erlaubnis, Vollmacht.

vul-bort-sam, efficax; -samicheit, efficacia.

vul-boten, -buten, intrans. volle Busse leisten, v. Strafe zahlen.

vul-breiden lof, Lob völlig verbreiten, etwas genügend preisen.

vul-bringen, -brengen, 1. vollbringen, vollführen, erfüllen. 2. die Wahrheit wovon erweisen, vollen Beweis führen.

vul-bringinge, Ausführung, Erfüllung.

vul-broder, Bruder von demselben Vater u. derselben Mutter; vollberechtigter Gildebruder.

vul-brodich, crapulosus, gulosus, voluptuosus; -brodicheit, crapula.

vul-buwe, f. Vollhufe.

vol-buwen, sw. v. aus-, zu Ende bauen.

vul-dât, f. Genugthuung, satisfactio.

vulde, f. = vullede.

vul-dêdich, Genüge leistend, genügend, hinlänglich, zweckdienlich.

vul-dênen, Zeit aus-, zu Ende dienen.

vul-denken, völlig, zu Ende denken, ergründen.

vul-dôn, m. Dat. das Schuldige thun, Genüge leisten, genügen, befriedigen, bezahlen.

vul-doner, der Genüge leistet, Genugthuer; der sunden, für die Sünde (v. Christus).

vul-doninge, Vollziehung, Erfüllung.

vul-drinken, sich voll trinken, saufen.

vul-driven, st. v. vollenden, -führen.

vul-duren, ausharren, standhaft bleiben.

vûle, adv. zu vûl, faul, stinkend.

vulede, f. Fäulnis, Schmutz; auch bildl.

vul-eit, ein von 12 Eideshelfern geschworner Eid.

vulen, 1. faulen, verfaulen, putrere, putrefieri, putrescere. 2. träge, lässig werden oder sein, pigrescere, pigrere, torpere.

vulen, intrans. Schmutz machen, seinen Kot lassen; trans. schmutzig, faulig machen, beschmutzen; fig. moralisch verderben.

vul-enden, -endigen, vollführen, zu Ende bringen, vollenden, beendigen.

vulendich, unrein.

vulenisse = vûlnisse.

vuler, Faulpelz, Faulenzer.

vul-gân, 1. intrans. in Erfüllung gehn, zu Stande kommen, ans Ziel gelangen, sich vollziehen, geschehn. 2. trans. erfüllen, vollbringen.

vûl-geilicheit, gemeine Üppigkeit oder Begierde.

vul-gelden, trans. völlig bezahlen.

vulhaftich, affluus, habundans.

vûlheit, 1. Schmutz; fig. Gemeinheit, Unsittlichkeit; Faulheit, Trägheit.

vulheit, Fülle; Machtfülle, Amtsbefugnis; Trunkenheit.

vul-heidich, vollhaltig, aufgedunsen, corpulent, dick.

vul-heidicheit, Corpulenz.

vul-herden, -harden, beständig bleiben, ausdauern, ausharren.

vul-herdich, -hardich, standhaft, ausdauernd, beständig, fest, treu; hartnäckig; adv. -herdigen.

vul-herdicheit, Standhaftigkeit, Ausdauer, Beharrlichkeit, Treue.

vul-herdinge, Erhärtung, Begründung, Beweis; = vulherdicheit.

vul-hertlik, herzinnig; adv. -hertelike, aus ganzem Herzen.

vul-hoke, -hoker, der vollberechtigte, zünftige Höker, dessen Betrieb nicht auf bestimmte Markttage der Woche, noch auf einen oder wenige Handelsartikel beschränkt ist.

vul-holech, porosus.

vûl-holt, glos. faules, im Dunkeln leuchtendes Holz.

vulich, faulig, schmutzig.

vulicheit, Schmutz, Unreinheit; Faulheit, Trägheit.

vulik, vuliken, (aus vûl-l.) adv. zu vûl.

vul-kêsen, st. v. durch Wahl vervollständigen, ergänzen.

vul-komen, st. v. (v. Menschen) durchdringen, ans Ziel gelangen, (v. Dingen) vollendet werden, zu Stande kommen, (v. Weissag.) in Erfüllung gehn, (v. d. Zeit) völlig werden, ablaufen, enden; m. Gen. vollbringen, -führen, ausführen, (auch abs. ohne Gen.) den Beweis erbringen, gerichtlich beweisen, mit Behauptungen, Ansprüchen durchdringen, Recht behalten.

vul-komen, partcp. adj. vollkommen, vollendet; wirklich, völlig; ausgewachsen; vorzüglich, untadelhaft; an sime rechte, rechtsfähig, im Vollbesitze bürgerlicher Ehre; an (in) dem herscilde, ritterbürtig.

vulkom(en)heit, Vollkommenheit; jur.: sine v. dârto dôn, den Beweis führen, eidlich erhärten.

vulkomicheit, Vollkommenheit, Tüchtigkeit, Trefflichkeit.

vul-kominge, Begründung, Beweis.

vul-krokelich, voller Windungen oder Falten, tortuosus.

vulle, st. f. Fülle, Menge, Überfluss; das volle Mass; de v., adv. in Überfluss, z. B. dar wort gescenket wîn de fulle; to vulle = to vullen, s. vulle, sw. m.

vulle, sw. m. = vulle, st. f.; an den vullen leven, im Überfluss, in Völlerei leben; de mane an dem vollen, in erem vullen, in plenilunio; vullen, to (selten van) vullen, adv. völlig, vollständig, vollends, hinreichend, genug, durchaus, sehr, vollkommen.

vulle, adv. völlig, vollständig, ganz.

vulle-dôn, -broder, -suster, -macht, -mechtich, s. vul-.

vulle-bêr, -wîn, Bier u. Wein zum Nachfüllen der Fässer; -ketel, -kelle, -slêf, Küchengeräte (Kessel, Gelte, Löffel), aus oder mit welchen aufgefüllt wird.

vul-lechghelen, -legelen, n. kleineres Fässchen zum Auffüllen des Weins, zur Ergänzung des Schiesspulvers.

vullede, f. Fülle.

vul-leiden, vollführen, völlig producieren, beibringen.

vul-leist, -lêst, -lest (-lenst, -lust), f. m. vollständige Leistung, Vervollständigung, Vollendung, Fülle, Allmacht, bes. Hülfe, Beistand, Unterstützung; unrechte v., Beihülfe zu einem Verbrechen, concr. der oder die Helfershelfer.

vul-leisten, Beistand gewähren, unterstützen, helfen, fördern; gew. vulsten.

vul-leister, Mithelfer, Helfershelfer.

vullemunt, -met, -mate, n. m. = fundament.

vullen, füllen, an-, erfüllen; refl. sich (mit Speise) vollstopfen.

vullen, walken (Tuch, Leder), bes. tretend w.

vullen, vullene, adv. s. vulle, sw. m.

vullen- in Zss., s. vul-.

vullen-brachticheit, effectus.

vullenklik(e), adv. völlig, durchaus, sehr.

vullen-komen (-kome?), adj., gew. Form für vulkomen; subst. -komenheit; adv. -komenliken -komelik (-like, -liken), -komelken.

vuller, Walker.

vullich u. vul-lik, adj. völlig, vollständig; corpulent.

vullicheit, Völligkeit, Fülle; Völlerei.

vullichlike, adv. vollständig; nachdrücklich.

vulligen, adv. völlig.

vullik, -like, -liken, adv. = vullichlike.

vullinge, Füllung, Anfüllung; techn. in de v. muren, e. Art der Maurerarbeit; fig. Erfüllung (der Gebote, Prophezeiung etc.).

vul-loven, gebührend loben.

vul-macht, volle Macht oder Kraft; des lives, Gesundheit; guter Zustand eines Dinges; volle Gültigkeit; Bevollmächtigung, Vollmacht; concr. die Bevollmächtigten; = vulmachts-brêf, Vollmachtsurkunde.

vul-maken, füllen; vollenden; vollkommen machen; -maket, ganz fertig, fehlerfrei.

vul-maketheit, Vollkommenheit.

vul-mechtich, vollkräftig, -mächtig; vollgültig, mit vollem Rechte bestehend; mit Vollmacht versehen, bevollmächtigt, befugt; vom Gerichte: vollständig und ordnungsmässig besetzt.

vul-mechticheit, Vollgültigkeit.

vul-mechtige, sw. m. -mechtiger, st. m. Bevollmächtigter.

vul-mechtigen, 1. für gültig erklären, sanctionieren. 2. bevollmächtigen.

vul-modich, beherzt, entschlossen.

vul-modicheit, Übermut.

vul-moge: na v., in Vollmacht, kraft, laut.

vulmunt, -ment, -met(e), -mette, -mat(e), -man, n. m. = fundament.

vul-na, adv. ganz nahe, dicht dabei; beinahe, fast, ungefähr; sehr?

vulne = vullen(e), adv.

vûlnisse, f. Fäulnis; concr. Schmutz, Dreck; fig. Sündhaftigkeit, Gemeinheit, Sünde.

vul-node, adv. höchst ungern, mit Widerwillen; schwerlich, mit nichten.

vulre, Walker.

vul-richten, das Endurteil fällen.

vul-schên, vollständig geschehn; m. Dat.: Genüge geschehn, sein Recht werden.

vul-schepich in sineme rechte = vulkomen in s. r., mit vollem (Bürger-)Recht.

vul-schriven, zu Ende schreiben, völlig beschreiben.

vul-schuldich, 1. schuldigst, ganz ergeben. 2. vollhörig, zu allen Hofdiensten pflichtig; auch von Bauerhöfen.

vul-schult, f. völlige Eigenhörigkeit.

vul-seggen, vollständig sagen oder erzählen.

vulsel, n. Wurstfüllsel; Zeugwattierung, Polsterung.

vul-slacht, adj. von jeder Art, vollständig.

vul-spreken, völlig aussprechen oder beschreiben.

vulst, contrahirt aus vulleist.

vul-stadich, von Lehen: vollkommen, vollständig; adv. -stadichliken, rechtsbeständig, zur Genüge.

vul-stân, m. Gen.: wobei beharren, bleiben, wofür aufkommen, einstehen, etwas erhärten (mit sinem êde, m. rechte, mit der wârheit).

vul-standich, -stendich, ausdauernd, beharrlich, fest; von Münzen: vollwichtig.

vul-standicheit, -stendicheit, Ausdauer, Beständigheit, Festigkeit.

vul-stêdegen, bekräftigen, bestätigen.

vul-stêdes, adv. vollständig, gänzlich.

vul-stêdinge, stabilimentum, Stütze.

vulsten, contrahirt aus vulleisten.

vulstinge, Hülfe, Beistand.

vul-suster, Schwerter von demselben Vater u. derselben Mutter.

vul-talich, von Gütern, Höfen: vollständig.

vul-tellich, vollzählig, in voller Anzahl.

vul-tên, -tein, st. v. vollziehen, ausführen.

vul-togich werden, durch Erfüllung gewisser Vorschriften aufnahmefähig (für die Gilde, Zunft) werden.

vul-trecken, vollziehen, ausführen.

vul-vorderen, zu Ende, durchführen, bes. eine Klage vor Gericht.

vul-vordich, durch Erfüllung gewisser Bedingungen wozu berechtigt? l. -verdich? = -vorich?

vul-voren, aus-, voll-, zu Ende führen (Thaten, Krieg, gerichtl. Klage etc.); gerichtlich beweisen; dat rike, die Herrschaftsgewalt ausüben.

vul-warich, von Bauerhöfen: vollberechtigt zu allen Nutzungen der Gemarkung.

vul-weke, -wecke, f. die volle Woche.

vul-werdigen, genehmigen, bestätigen.

vul-wichtich, -wicht, vollwichtig (von Münzen).

vul-wordich, schwatzhaft (u. vûl-wordich, verleumderisch?).

vul-wort, entstellt aus vul-bort.

funducie, Stiftung; Stiftungsurkunde.

fundament (vundemat), n. Fundament, Grundfeste, -werk; Grund, Ursprung.

vundelink, Findling, Findelkind; ên kint to vundelinge leggen, ein Kind aussetzen.

vundel-kint, Findelkind.

vundeler, vunder: nie-v., der neue Funde, d. h. Betrügereien und Schelmstücke aussinnt.

vunder, Steg (über einen Graben), viale.

fundêren, gründen, stiften.

vundich, erfinderisch, schlau, listig.

vuncheyen, pl. eine Münze; l. wucheyen.

vunke, f. Funke; fig. ein kleiner Teil (z. B. der godliken leefte). Dem. vunkeken, n.

vunkelen, funkeln, glänzen, schimmern.

vunken, Funken sprühen; = vunkelen.

vunt, m. (f.) 1. das Finden, der Fund; to vunde komen, in Erfahrung bringen, zu seinem Vorteil oder Nachteil erfahren. 2. das Gefundene; vunde, gefundene, herrenlose Gegenstände. 3. Urteilsfindung, Urteil. 4. Erfindung, Anschlag, List; gerne im Pl. u. mit nie: neue Moden, bes. in schlimmem Sinne: Schelmstücke, Ränke, Pfiffe, Betrügereien.

funte, vunte, f. Taufstätte, -becken; funte-wigent, n. die Weihung der funte; funt-stên, Taufstein.

vunt-grove, f. Fundgrube im Bergwerk; auch bildlich.

vûr (viur, vuir, vuer), n. Feuer; auch bildl.; Feuersbrunst; v. unde rôk hebben, holden, eigne Haushaltung; dat wilde v., der Blitz, oder = dat hillige, helsche, bose, sunte Antonies (Tonnies) v., erysipelas, Rotlauf, Rose; dat mortlike v., die Pest; dat kolde v., der kalte Brand; dat êwige, helsche v., die Hölle, Verdammnis.

vûr-bake, f. Leuchtfeuer (für Schiffe); -bal (u. balch?), Zündkugel der Mordbrenner und der Artillerie; -blas, Feuerbrand; -boter, -buter, Ofenheizer; -brend, angebrannt, von Feuer beschädigt; -busse, Schiessgewehr, Pulvergeschütz; -deksel, repofocillum, Deckel zur Erhaltung der glühenden Herdkohlen während der Nacht; -hake, eiserner Haken zur Beseitigung von Balken, Mauern, Dächern bei Feuersbrünsten; -hêre, Ratsherr, w. das Feuerwesen beaufsichtigt; -hoder im Bergwerk, Aufseher über das Feuerwesen, aber auch mit weiterer Competenz; -isern, F-stahl z. F-anschlagen, von bestimmter Form, daher Wappenbild, und, wohl nach einem solchen oder ähnlichen Bilde genannt, e. Silbermünze (in Dortmund 1512 = 11 Pfg.), vgl. vûrstâl; -koneke, sw. m. Ofengabel, Feuerkrücke zum F-scharren; -krans, Pechkranz; -lade, Zunderlade; -leddere, Leiter für Feuersbrünste; -meister, F-aufseher; -morser, -moser, ein Geschütz; -mule? in e. Schmiede l. -mure? -nôt, Feuersnot; -panne, Feuerpfanne mit Stiel, zur Erwärmung von Räumlichkeiten, (auch des Bettes, also dann oben geschlossen,) zur festlichen Erleuchtung der Strasse; -pîl, Brandpfeil, brennendes Geschoss, Rakete; -pumpe, Löschpumpe, -spritze; -rake = vûrkoneke; -rôr, n. Schiessgewehr; -schape(n), m. Wärmepfanne ohne Stiel, mit Henkeln; -schot, n. die Masse zu vûrbellen, -pilen, diese selbst, Pulver etc. zu Geschützen; -schouwer, Aufseher über die Heizanlagen in der Stadt; -schutte, Soldat, w. mit Brandgeschossen oder mit Schiessgewehren schiesst; -spegel, Brennspiegel; -stâl = vûrisern, auch als Münze; -stat, f. der Ort, wo auf Tage- u. Kriegsfahrten Herberge genommen wird; -stede, f. Feuerstelle, Herd; -stên, Kiesel zum F-anschlagen; -stulpe = vûrdeksel; -tacke = vûrkoneke? -tange, F-zange; -tappe, sw. v. Hahn der Wasserleitung behufs F-löschung? -touwe, n. -tûch, n. F-zeug (Stahl u. Stein), Zunderlade; -vak, n. die Abteilung im Bauerhause, in welcher der Feuerherd ist; -vat, F-becken; -vinder = vûrschouwer; -flamme, F-flamme; -forke, F-gabel; -weiger, F-wedel, v. Menschen fig.: Hetzer; -werk, Feuerung = vuringe; -worm, noctilia (Leuchtkäfer?).

vurchte, vurchten etc., s. vrochte etc.

vurder = vorder, adj. adv.; v. – dan, mehr, besser – als. Auch die Abl. s. unter vorder-.

vure: berneholt soken tho syner fure, Feuerung?

vure, f. u. vuren, sw. v. vôre, vôren. Nachtrag: das Subst. bed. auch Frohnfuhre; dat an sine êre gheyt unde an sine vure, Aufführung = guter Name?

vurecht = vurich.

vuren, intrans. blitzen, wetterleuchten; trans. in Brand stecken, anzünden; refl. vom Schiessgewehr: sik nicht fueren, versagen.

vuren, adj. (v. nord. fura, Föhre) föhren; vorden, Lübeck. UB. 4, S. 378.

vures-nôt = vûrnôt.

vurich, feurig, brennend, glühend; fig. hitzig, eifrig, innig, beherzt; adv. -like(n).

vuricheit, fig. Hitze, Eifer, Begeisterung.

vuringe, 1. feurige Lufterscheinung; das Leuchten des Blitzes. 2. Feuerungsmaterial. 3. Feuersbrunst.

vûrken, kleines Feuer.

vûrliken, adv. = vurichliken.

vurste, Fürst, u. Abl., s. vorste.

vursten, fürsten, zum Fürsten machen.

vusken = vûstken? v. in, mit der Hand in etwas wühlen, fig. hantieren, regieren? fuschen?

vûst, f. Faust; vor der v., im Kampfe; tor v. komen, handgemein werden; dor de vûste lopen laten, prügeln; in de vûste lachen, heimlich, schadenfroh lachen; de v. van sik geven, sich verpflichten nicht davon zu gehen; de v. van ênem nemen, ihn dazu nötigen, arrestieren.

vûst-hamer, -kolve, Streithammer, -keule; -recht, Faustrecht; -slach, Faustschlag.

vuste, adv. sogleich, alsbald; bereits, soeben, grade; ohne weiteres, frischweg; getrost, gerne; in einem fort, beständig; durchaus, gänzlich; viel, sehr, desto (vor Comparativen); v. wat, ziemlich viel.

fustein, Parchent, frz. futaine.

vûsten, in die Faust nehmen.

vûstken-dreilink, e. Münze (= 2 Pfg.).

vûstlink, 1. Fausthandschuh. 2. ein kleines Schiessgewehr, Puffer, Pistole.

fustule, f. Gefäss, Fasswerk, frz. futaille.

fut, futte, f. cunnus, vulva.

vût = vôt, Fuss.

W

(w steht gegen Ausgang des Mittelalters bisweilen auch für v.)

wa, adv. wie = wo.

wach, interj. Ausruf des Schreckens, Schmerzes, Unwillens, Hohnes, Uebermutes. – Subst. Wehe, Leid.

wach, dial. = wech, weg, hinweg.

wach = wacht, wach; = wacht, Wache.

wachandele, Wacholder; Zss. wachandelen- (wachanderen-)bere, juniperus, juniperum; -bôm, -berenbôm; -berenlôf (Laub).

wacheldorn, Wacholder; Zss. wacheldoren-, wachaldaren-beren, archiodica, arciotida, juniperus, juniperum.

wach(g)en = wachten.

wâch-hûs, Wägehaus, Wage.

wâchlicheit, Gefahr, Unsicherheit.

wâchlik, waglich, gefährlich, unsicher, ungewiss; adv. wâchliken.

wachlik, beweglich.

wâch-mêster, der beeidigte Stadtwäger.

wâch-schale, Wagschale.

wâch-spê? w. holden, suspectum habere.

wacht, wach, munter, aufmerksam.

wacht, f. Wägen, Gewicht; Wage, Wägeinstrument.

wacht-bôm, Schlagbaum.

wacht(e), f. Wacht, Wache, Bewachung; Obhut, Hut; Lauer; Wachtdienst u. das Geld dafür; die Wächterschar. – m. Wächter; l. wachter?

wachtele, f. Wachtel; fig. Lüge.

wachtelen-wête, gith (melampyrum).

wachte-klocke, Glocke, w. den Beginn der Nachtwache angiebt.

wachten, sw. v. wachen; aufpassen, lauern; m. Gen. oder up, na, mit: warten; m. Gen. oder Acc.: warten, abwarten, lauern, jur.: Rechtsexspectanzen haben; m. Acc.: warten, hüten, bewahren; korn w. = k. wenden; wat warm w., warm halten; refl. mit vor, van, af: sich hüten.

wachte-penninge, pl. wacht-gelt, Abgabe für die Stadtbewachung durch Nachtwächter.

wachter, Wächter, Nachtw.; -lôn, Lohn dess.

wacht-hûs, Wachtgebäude.

wachtich, aufmerksam, studiosus.

wachtinge, Erwartung; Aufsicht.

wacht-schale, f. Wagschale, Wage; fig. in de w. hengen, aufs Spiel setzen; in der w. stân laten, unentschieden lassen.

wacht-schriver, ein Beamter (über die Bewachung der Stadtmauern durch die Bürger?)

wacke = wadeke.

wacke, f. u. wacke-setter (im Kloster)?

wackelen, wackeln, schwanken.

wacker, wachsam, munter; wacker, gewandt, hurtig; flink, fleissig; adv. wackerlik.

wackerheit, wackericheit, Wachsamkeit, Munterkeit.

wadder, dial. = wedder, wieder, wider.

wade, sw. m.? Wade, sura.

wade, f. grosses Zugnetz zum Fischen.

wadeke, waddeke, f. Käsewasser, Molken.

wadel, m. Vollmond; Vollmondszeit, galt als beste Zeit zum Holzfällen; daher überh. die rechte Zeit, Holz zu hauen?

wadel, m. Schwanz (aus d. Hd.).

waden, st. v. treten, stapfen, schreiten; bes. in Flüssigkeiten gehn, waten; ute, hervortauchen, -kommen aus; fig. in de ogen, in die Augen schlagen; in ungemake, in sunden. – Trans. w. dor, durchdringen, -bohren.

waden, mit waden fischen, befischen.

wade(n)-gelt, Abgabe für Fischerei mit waden; -mêster, W-Fischmeister; -line, f. -rêp, n. W-seil; -toge, st. m. W-fischerei.

waden-schinke, Unterschenkel?

wage, f. (u. wâch, m.?) wogende, Wellen-Bewegung; concr. bewegtes Gewässer u. die einzelne Welle, Woge; wilde wage, der oder die See (Ggs. gegrabener Teich u. fliessendes Gewässer).

wage, f. 1. Wage; als Sternbild; Ort, wo gewogen wird, Wägehaus; Wagegerechtigkeit; Wägegeld. 2. fig. de w. stunt up, das Vorhaben glückte; in de w. hengen, setten, to w. setten, aufs Geratewohl wagen; in w. stân, in der w. hangen, lopen, auf dem Spiele stehen, unentschieden sein; w. überh. ungewisser Ausgang, Wagnis. 3. Deichselwage. 4. ein bestimmtes Gewicht, nach den Waren verschieden, z. B. für nordische trockene Fische 36 Pfund, für Wachs 42 Pfund, für Wolle 105 oder 120 Pfund.

wage, beweglich, schwankend, unentschieden.

wage-gelt, Wägegeld.

wage-hals, waghalsiger, vermessener Mensch.

wagelen = waggelen.

wagen, st. v. sagen, erwähnen.

wagen, sw. v. sich bewegen, schwanken (vom Rohr), wackeln, lose sitzen (von Zähnen), wogen (vom Wasser), wandern, gehn (von Menschen). – Trans. in Bewegung, Schwankung setzen.

wâgen, sw. v. (Partcp. auch gewagen?) wagen, aufs Spiel setzen.

wagen (wage), m. Wagen; das Siebengestirn; de korte w., Mistwagen; de lange w., Erntewagen.

wagen-bant, Radband? aber auch am Schlitten (v. Eisen); -borch, die aus zusammengeketteten Wagen hergestellte Verschanzung; -bote, Ausbesserung des Wagens; -bret, (föhrene?) W-diele; -driver, -kerl, -knecht, -leider, -man, -menre, Fuhrmann; -gelt, -pennink, -schillink, -tol, W-zoll, redagium; -kede, W-kette; -korf, W-korb, -kasten; -lage, W-miete; -last, soviel ein W. tragen kann; -leise, -spor, -trade, orbita; -pert, Ggs. sadel-pert; -rat, W-rad; -rôf, Verdeck des Ws.; -rûm, Raum, soviel e. W. zum Fahren oder Wenden braucht; geven, fig. viele Freiheit lassen; -runge, die aufrecht stehende Stütze der Wagenleiter; -schene, Radschiene? Achsenblech? -schot, n. astfreies zu Blöcken von bestimmter Länge u. Dicke (nach der Länge des Stammes) gespaltenes Eichenholz, auch die aus den Blöcken geschnittenen Dielen, zum Schiffbau, Vertäfelungen, Mobilien etc. gebraucht, tabula undulata (geflammt, von wâge, Welle?); -schûr, n. W-schuppen; -smer, W-schmiere; -sper, n. Verdeck eines sperwagens; -stelle, W-gestell; -ter, W-teer; -touwe, n. zum W. gehöriges Gerät; -vleke, -vlocke, W-flechte, -leiter; -vore, W-fuhre, -fahrt; -wech, Fahrweg, spec, im Bergwerk, am Deich.

wagener, Wagner.

wage-schale, Wagschale.

wage-stert, loaphicus, Bachstelze.

wagge = mhd. wacke, sw. m. Felsblock? ein scharp diamant-wagge in einem Geschmeide. Vgl. wegge.

waggelen, wackeln, schwanken; auch fig. wanken, unstät, nicht beharrlich sein.

waginge, Bewegung, Schwanken.

wake, st. f. das Wachen, Wachbleiben; Wache, Wacht, Bewachung; Wachtdienst; spec. auch die Totenwache.

wake, st. sw. f. offenes Wasser im Eise, bes. ein ins Eis gehauenes Loch; to der w. varen, s. wakevare.

wakede, f. Wache, Wachtdienst.

wake-hêre, ein Ratsherr, 1. w. für die Mauer- u. Wallbewachung, 2. w. für die Strassenpolizei zu sorgen hat.

wak(e)-hûs, Wachthaus.

wakel, wakel-bere, -bôm, -doren, -deren, Wacholder.

wake-meister, Wachtmeister, städtischer Beamter über die Mauer- und Wallbewachung.

waken, sw. v. wachen; Wache halten, Wachtdienst leisten; na, lauern auf; trans. bewachen.

wak(e)-schriver, Diener des wakehêren, dann überh. Gerichts-, Polizeidiener.

wake-vare, -vart, to der wake varen, eine den Nowgorodfahrern verbotene Schiffahrt.

wak-haftich, wachsam.

wakinge, vigilia, excubie.

wal, m. Erddamm, Festungswall; nautisch: das feste Land.

wal, n.? eine Anzahl von 80.

wal, bullitus.

wal, adv. conj., s. wol.

wal-bant? vgl. wolstok, -touwe.

wal-bode = woltbode.

wal-bôm, Walnussbaum; adj. walbomen.

wal-broder, s. wolbroder.

walch, m.? Kampf, Gefecht.

walcheit, macies.

walde-meine, f. s. woldemeine.

walden, wolden, st. sw. v. abs.: herrschen; Gewaltthat üben (auch zus. walden unde wolden); m. Gen. (Acc.): walten, beherrschen, verwalten, besorgen; ênem lêdes w., jem. Leid zufügen.

waldener = weldener.

waldich = weldich; waldigen, sw. v. = weldigen.

waldinges, adv. mit Gewalt.

Wale, sw. m. Welscher, bes. Italiener und Wallone. Zss. Walen-lant.

walen, wälzen; refl. wühlen; walende distel, armica, iringus, cretamus marinus.

walgelik, walg(h)aftich, walgerichtich, Ekel erregend, widerlich; adv. walgaftigen.

walgen, (eig. sich wälzen) 1. mit, kämpfen, ringen, sich abmühen. 2. unpers. m. Dat. der P. und vor: übel werden, Ekel, fig. Widerwillen empfinden, nauseare.

walgeren = walgen 2, auch pers.: ik walger.

walginge, walgeringe, Aufstossen, Übelkeit, Ekel, fig. Widerwillen, Überdruss, nausea, fastidium.

walke, st. f. das Walken, die Walke.

walk(e)-hus, -mole, Walkmühle; -moller, Walkmüller, Walker.

walken, st. sw. v. rollend, wälzend durchkneten; stampfend waschen u. reinigen, walken.

walker, Walker.

walkuse, walkûsse = wolkuce.

wallacke, wallache, sw. m. f. eine Art Pferde: russische?

Wallant, Welschland, bes. Italien.

walle-ballen, sw. v. geschäftig umherlaufen, = wallen.

wallech-dorn, juniperus.

wallen, st. v. aufwallen, sieden.

wallen, sw. v. wallen, wandern, umherschweifen; wallfahrten.

wallinge, Wanderung, Umherstreifen.

wal-meister, -mêster, städtischer Ingenieur u. Fortificationsmeister.

wal-nut, -not, Walnuss; Zss. walnote-bôm, walnut-schelle (Schale).

wal-rât, m.? Walrat, Öl des Pottfisches.

walre, orrena (ein Fisch).

wal-spek, Walfischspeck.

Walsch (Wallesch), welsch, bes. italienisch.

wal-stat u. -stede, -stidde, f. Schlachtfeld, Kampfplatz; Richtstätte; fig. vom Saufgelage.

walt, wolt, m. f. welde, f. (u. n.?) Macht; Gewalt; Herrschaft; Befugnis; Gewaltthätigkeit; oft zus. walt unde wolt, welde u. walt, welde u. wolt.

walt, m., Pl. walde, welde, Wald; s. wolt.

walt-klage, Klage über zugefügte Gewalt; -modich, adj. gewaltthätigen Sinnes; -sam, gewaltsam; -sene, f. spina dorsi, Rückgrat. Andere Zss. s. unter wolt-.

walte, sw. f. walter, m. (Acker-, Tennen-) Walze.

walteren = welteren.

wal-varen, sw. v. -varden, wallfahren, pilgern. (Späte u. seltene Wörter.)

wal-vart, f. Wallfahrt, Pilgerfahrt. (Spätes W. statt bedevart, pelegrimacie.)

wal-visch, m. Walfisch. Zss. walvisch-smalt, ambra, Walrat; -tunge (Zunge, als Medicin).

wambois, -bôs, -bous, -bus, -bes, n. bombasium, diplois, thorax, Wams, e. Teil der Rüstung; dann überh. Kleid für Brust u. Leib, Camisol.

wammâl = wâtmâl.

wamme, f. omasum, palear, Bauch, Wanst; Magen u. Eingeweide von Schlachttieren; Wampe des Rindes; von Tierfellen: der Bauchteil.

wammes, -mas, -mis, wames, wams = wambois.

wan, semiplenus, semivacuus, nicht voll; leer; nicht völlig, mangelhaft; wane delen (Ggs. vulle), wahnkantige Bohlen; eitel, thöricht.

wan, wane, wanne, wande, wante; wen, wene, wenne, wende, wente, conj. auch m. folg. dat: nur, ausgenommen, aber, doch; nach Negat.: als nur, als, ausser, sondern; nach Compar. und compar. Begriffen (ander, anders etc.): als.

wan, wen, interrog. conj. wann, sobald als, nachdem; wenn, falls; wenn doch! w. – ôk, rêde, schôn(e), wenn gleich, obschon.

wan = wante, denn, weil.

wan, interrog. warum, weshalb.

wân, m. ungewisse Meinung, Ansicht, Vermutung, Berechnung; Erwartung, Vertrauen, Hoffnung; Argwohn, Verdacht; des wanes wesen dat, wöhnen, sich einbilden dass; ênem guden w. dôn, das Beste denken von jem.; ane, sunder w., sicherlich, gewiss; s. allen bosen w., ohne Arglist; bi, na wâne, vielleicht, vermutlich, wahrscheinlich; na rechtem wane, richtig, genau.

wan-bete, st. m. Koller (Pferdekrankheit).

wan-bordich, unehelich, ausser der Ehe erzeugt.

wan-bort, f. uneheliche Geburt.

wan-bûr, der sein Bürgerrecht nicht behaupten kann?

wan-dages, einst, vormals, ehedem, früher.

wande, st. f. Wende, Kehre; Grenze, Ende; Frist, Termin; Bedingung oder Vergünstigung etwas zu ändern, zurückzufordern, -kaufen etc.

wande, ältere Form für wante, denn, weil; selten Nebenf. für wante, bis, u. wan, nur, ausser.

wande-bôm, Grenzbaum.

wandel, n. m. Wandel, Veränderung; des Mondes w., Lauf und Wechsel? Verfinsterung? Änderung ins Schlechtere, spec. Untreue, überh. Gebrechen, Mangel, Tadel; Besserung, Abstellung eines Mangels, einer Beschwerde; jur.: Ersatz, Entschädigung; Busse, Strafgeld: w. dôn, leggen; ane, sunder w. bliven, ungeahndet bleiben; = wande, Frist: w. geven.

wandelbar, -bare, -bêre, veränderlich; w. werden in, sich verwandeln in; unzuverlässig, treulos, spec. ehebrecherisch; w. vrouwe, meretrix; mangel-, fehlerhaft, bes. von Arbeit, Waren; von Speisen: ungesund, verdorben.

wandelbarheit, -baricheit, Veränderlichkeit, Unbeständigkeit; Unzuverlässigkeit, Treulosigkeit.

wandel-broder, Pilgrim.

wandelen, 1. intrans. wandeln, wandern; sich veränderen; des lives, sterben; handelen unde w. mit ênem, Handelsgeschäfte machen mit jem. 2. trans. ändern, wechseln; den vôt, den Fuss vom Flecke setzen; de stede, de lucht, den Aufenthalt wechseln; vertauschen; veräussern, entziehen; verändern, verwandeln; bessern, büssen; m. Gen.: befreien von, überheben. 3. refl. sich verändern, sich verwandeln; spec. sich verheiraten; vom Stadtrat: sich durch Wahl und Umsetzung erneuen.

wandeler = wendeler.

wandelinge, 1. Wechsel, Änderung; des lives, Tod; êre des votes w., auf der Stelle; Um-, Verwandelung; des Mondes w., Verfinsterung, auch Mondwechsel; Umsturz, Revolution; Abstellung, Abschaffung; Ersatz, Entschädigung, Busse. 2. Lebenswandel; Umgang, Verkehr, Handel.

wandel-kêringe, Schadenersatz, Wiedererstattung.

wandel-kôp, Strafgeld oder Ablösungszahlung für Nichtbeachtung des Vorkaufsrechtes.

wandelsam, veränderlich, schwankend, anceps.

wande-lude = wantlude.

wandêr-dages = wannêrdages.

wanderen, 1. wandern, gehen, reisen; pelegrimasien w., wallfahrten; aus der Heimat, dem Dienste auf die Wanderschaft gehen. 2. wandeln, Lebenswandel führen, sich benehmen; under en anderen, mit einander umgehen.

wanderende, wanderne, partcp. adj. knecht, auf der Wanderschaft seiender Geselle; kôpman = lantvarink; man, Reisender; tunne bêrs trinken die ihren Dienst verlassenden Gesellen; vrouwe, wîf, Hure.

wanderer, Wanderer, Reisender.

wander-gelt, eine Abgabe (de certis agris, in Holstein); -rok, Reiserock; -sak, Reisesack; -stok, Wanderstab; -tît der Handwerksgesellen, um Ostern u. Michaelis; -wech, Reise.

wanderinge, 1. Wanderung, Gang, Reise. 2. Lebenswandel.

wanderlinge = wandelinge, wanderinge.

wanders-bonnit, Reisehut; -man = wanderer.

wandes-knôp, Knopf aus Tuch.

wande-stên, Grenzstein.

wandinges = wandages.

wane, conj. s. wan I; interj. s. wanne.

wâne, st. m.? = wân.

wânen, sw. v. wähnen, glauben, vermuten.

wanen (wânen?), sw. v. impers. m. Dat. d. P. u. ane: fehlerhaft dünken, beschwerlich, nicht genehm sein, fehlen (= schelen), bedenklich scheinen; dâr en schal mi nicht ane w., das ist mir einerlei, daran liegt mir nichts.

wanen, consuescere, habitare, u. Abl. s. wonen.

wan-êr = wannêr.

wange, sw. n. u. sw. st. f. Wange, Kinnbacke, auch von Säugetieren und Fischen; die beiden Seitenwände der Nase; fig. Beischlag, Sitzbank zuseiten der Haustüre, bes. die aufrecht stehenden Seitensteine (Wangelsteine) derselben; e. stehende Steinplatte (als Denkstein); überh. Seitenfläche, -Mauer, -Bau, z. B. an Festungswällen (Widerlage?), Türmen (Brüstung?), Kalköfen.

wangen-kussen, cervical; -slach, Backenstreich; -slagen, sw. v. trans.

wan-hagen, misfallen.

wan-hode, -hude, st. f. schlechte Bewachung, Unachtsamkeit, Verwahrlosung.

wan-hoden, schlecht hüten, unachtsam sein.

wan-hop(e), f. m. Mangel an Hoffnung, Kleinmut, Verzweiflung.

wan-hopen, verzweifeln.

wân-hopeninge, betrügerische, falsche Hoffnung.

wan-hopich, desperatus.

wank, m. Wanken, Schwanken; Wandel, Veränderung; Fehler, Leichtsinn; Bedenken, Zweifel; ane, sunder w., fest, beständig, stets, ohne Zögern, unerlässlich.

wankel, Veränderung, Abweichung; von einer Abschrift: alles wankels anech, dem Original gleichlautend.

wankel, schwankend, unbeständig, wankelmütig.

wankelaftich, von Waren: fehlerhaft, von schlechter, zweifelhafter Beschaffenheit.

wankelbar, veränderlich, unstät.

wankelen, nutare, vacillare, titubare.

wankel-golt, nicht vollwichtige Goldmünzen.

wankel-modich, wankelmütig; von Waren = wankelaftich.

wankel-môt, Wankelmut, Unbeständigkeit.

wankelsam, charakterlos, ohne sittlichen Halt, unzuverlässig.

wanken, sw. v. umher, hin u. her gehen, wandern, reisen (auch zu Schiffe), überh. gehen, von Geistern: umgehen; de wankende man, Reisender, bes. von Kaufleuten gesagt, auch Seereisender.

wânlik, vermutlich, wahrscheinlich; adv. wânlike.

wan-macht, Machtlosigkeit?

wan-mate, f. Untermass, falsches, unrichtiges Mass (abstr. u. concret.).

wanne, sw. f. vannus, pala, Getreideschwinge, Wanne.

wanne, adv. 1. zu irgend einer Zeit; früher, weiland; später einmal, einstmals. 2. u. conj. = wan, wann, wenn.

wanne, conj. nur, als etc., s. wan.

wanne, wane, Interj. der Verwunderung und des Vorwurfs, gerne wiederholt: w. w.; w. nein, o nicht doch, warum nicht gar.

wanne-dages = wandages.

wanne(n), wenne(n), adv. woher; in jüngerer Sprache meist van w.

wannen, Korn schwingen, worfeln, mit der Wanne reinigen.

wann-êr (-êre, -eir, -ee), 1. = wanne, adv. zu irgend einer Zeit, auch v. der Zukunft, 2. = wan, interrog. u. conj. wann, wenn.

wannêr-dages, adv. = wannêr 1.

wannes, interrog. woher.

wan(ne)s u. wannes-dages = wannêr 1.

wan-pawes, falscher, After-Papst.

wan-ruchtich, infamis, berüchtigt.

wan-sat, semiebrius.

wan-schapen, misgestaltet, unförmlich, hässlich.

wan-schapenheit (-schapenicheit), Misbildung, -gestalt, Hässlichkeit.

wan-schicht, -schickinge, unglücklicher Zufall.

wan-schichtlik, durch unglücklichen Zufall.

wan-sedich, ungesittet, ungebildet, ungezogen; v. Pferden: bösartig.

wan-sedicheit, Ungesittet-, Ungebildetheit, Unsitte.

wan-sinnich, wahnsinnig, toll. Subst. -sinnicheit. (16. Jh.)

wan-sprake, fehlerhafte Sprache (als Folge v. Verwundung).

want, f. Wand, Mauer; Scheidewand, Seite eines Teiles des menschlichen Körpers, z. B. der Brust, des Mundes, die Nasenwände.

want, n. Gewandstoff, Zeug, spec. wollenes Tuch; Gewand, Kleidung.

want, n.? Netz, Garn.

want bisw. = wan, wann, wenn; meist = wan it, w. es.

want-berêder, Tuchbereiter, Appreteur.

want-bode, Bude des Tuch- u. Leinenhändlers.

wante, wente (want, went), 1. präp. bis, zeitl. u. örtl., vor anderen Präp. (to, an, in etc.) oder Adv. (her, herto, toher, noch, nu, nuto, bisher, bis jetzt) oder Subst. (des avendes, allemanne vastinge, ûtgande winachten). 2. conj., auch mit dat: bis.

wante, wande, wente, wende, want, went, wan, wen, conj. 1. denn; erklärend: nemlich. 2. weil; zur Inhaltsangabe eines Satzes: dass, mlat. quod.

wante, bisw. = wan, nur, aber, als; selten = wanne, wann, wenn.

wante-garn, Schlepp-, Grundnetz.

wan-teystich: l. -trôstich, verzweifelt?

wanteke, sw. f. Handschuh?

want-hof, Gildehaus der Tuchhändler? = d. folg. W.?

want-hûs, Gewandhaus, Tuchhalle.

want-kenninge, Kenntnis in Tuchwaren.

want-kiste, Lade (u. Kauftisch) der Tuchhändler im Gewandhause.

want-kogge, sw. m. mit Tuch beladenes Schiff.

want-krage, sw. m. Tuchkragen.

want-lude, pl. Tuchhändler.

want-lûs, f. Wanze.

want-maker, -meker, Tuch-, Wollenweber.

want-mure, f. Hausmauer.

want-pape, Schreiber, Secretär eines Laien? so genannt, weil er von diesem d. Kleidung erhält? vgl. pilerpape.

want-rame, sw. m. das Gestelle, in w. die Tuchbereiter das Tuch spannen, um es zu trocknen u. zu bürsten.

wan-trôsten, mistrauisch machen, warnen?

wan-truwe, Verdacht, Mistrauen.

want-schap, capsa pannorum, Kleiderschrank.

want-schêre, f. Tuchschere.

want-scherer, Tuchscherer, Appreteur.

want-smide, n. Hausgerät aus Metall (Schalen, Teller, Kannen etc.), auf Börtern längs der Wand aufgestellt.

want-snede, st. m. Ausschnitthandel mit Tuch.

want-snider, Tuchhändler, w. im Ausschnitt verkauft.

want-stein = wandestên.

want-sworen, Geschworner, d. h. Ältermann der Gewandschneider?

want-telt, Tuchzelt = wantbode.

want-verwer, -varwer, Tuchfärber.

want-vinder, Besichtiger, Aufseher über die Güte der Tuchwaren.

want-worm, Wanze.

wa-nu, Interj. der (höhnischen) Aufforderung.

wan-vul, angetrunken, etwas berauscht.

wan-ware, unrichtige, falsche Ware.

wan-wetisch n. -wittich, semifatuus, semiprudens, wahnwitzig.

wapel-dopen(e), fries, -dêpene, st. f. die Wassertauche, das Stossen od. Werfen jemandes ins Wasser oder in einen Sumpf, wapel.

wapen, n. (f.) Pl. wapen(e), wêpene, Waffe; coll. Rüstung, Waffen; Wappen; Christi, Abbildung der Marterwerkzeuge Chr.; metonym. Bewaffneter; to dem w. geboren, ein knape van w., zu Schild u. Helm geboren, ritterbürtig. – w., wapene, intrj. ein Hülfe-, Weh- u. Weckruf.

wapen-dreger, -knecht, Knappe; -gerufte, -geruchte, -rochte, -(ge)schrei, -schrie, -schricht, Ruf zu den Waffen, Aufforderung zum Kampf oder zur Hülfeleistung, Feldgeschrei, Hülferuf; -han(t)sche, W-handschuh; -hûs, armarium; -klêt, Rüstung oder = wapenrok, Rock, w. über der Rüstung getragen wird; -lôs, unbewaffnet; -tûch, Waffenzeug, Rüstung, Waffe.

wapenen (wapen), sw. v. bewaffnen, rüsten; mit wapen(d)er hant, bewaffnet, mit Gewalt.

wapener = wêpener.

wapeninge, wapinge, armatura.

wapent, Pl. wapende, = wapen.

wapentlik: mit wapentliker vûst = mit wapender hant.

wapentûr(e), st. sw. m. = wapenknecht, wêpener (urspr. n. oder f. Waffnung, Wappnung?).

wappen, pl. Fruchtrispen (v. Schilf).

wâr, wahr; wahrhaftig; recht, richtig; wirklich, eigentlich; als Subst. n. Wahrheit, Recht; w. hebben, Recht haben; w. maken, beweisen; w. meinen, für wahr, richtig halten; w. seggen, die Wahrheit sagen, ênem mit, gegen jem. ehrlich verfahren in, ihm für die Wahrheit, Richtigkeit, Güte wovon einstehen; trans. bekräftigen; bi waren worden seggen, mit w. w. bekennen, warer worde loven, der Wahrheit gemäss, an Eidesstatt, eidlich, amtlich; vor w. hebben, seggen etc., als, für wahr halten etc., vor-wâr, adv. s. vorwâr; to wâre, s. twâr. Adv. ware.

war, n. Wehr, die ins Wasser von Pfählen, Steinen etc. hineingebaute Sperrung zur Fischerei, zum Mühlenbetriebe etc.

war, subst., s. ware.

war werden m. Gen., gewahr, ansichtig werden, merken, wahrnehmen, ersehen.

war, wor = wer, conj. ob.

war, wor, wur, adv. interr. u. relat.: wo, wohin, woher; indefin.: irgendwo; etwa, ungefähr; Zss. m. Adv.: w. hen, her, af, an(ne), mede etc.; so w., s. swar. 2. conj. wofern, wenn, falls.

war, conj. aber, doch, sondern, ausser.

waraftich, dauerhaft.

waraftich, eine ware (Anteil an der Mark) habend.

wâraftich, -achtich, v. Personen: wahrheitsliebend, aufrichtig; v. Sachen: wahrhaft, wahrheitsgemäss; wis unde w., sicher, gewiss; bi wâraftigen worden seggen, s. wâr. Adv. wâraftigen, wârachtlike.

warant, warand, st. m. ältere Form für warent.

war-bôm, Querbalken, Riegel, bes. zur Verbindung einer Reihe Pfähle.

war-borge, sw. m. Gewähr leistender Bürge.

warde, st. f. Warten, Lauer, Anstand (auf der Jagd); Hut, Wache; Wartung, Pflege; concr. Warte, Wartturm, Gebäude zum Ausspähen.

wârde, st. f. Wahrheit, Wirklichkeit; Gewissheit; Godes w., Gottesurteil; in der w., vor w. weten, als wahr, sicher wissen; tor w., uppe de w. komen m. Gen. oder van, Gewissheit bekommen über, erfahren; in der w., in Wahrheit, in der That.

wardebos, eine Art Wams oder Leibrock, frz. gardecorps, mlat. wardekorcium, mndl. wardecos, mhd. warkus. L. wardekos? vgl. workorse.

warde-hûs, specula, specular; -man = wartman.

wardein(e), wardeie? = werdeine.

warden, sw. v. aufpassen, Acht haben; warten; währen, dauern; m. Gen. warten auf, ab-, erwarten; rechnen auf, sich versehen zu, Anwartschaft haben auf; besorgen, wahrnehmen; to, visitare; uppe, jem. aufwarten, dienen, folgen; m. Acc. de vigende, spähen nach, beobachten; perde, besorgen, pflegen; refl. sich hüten, sich in Acht nehmen.

warden, vom Gelde: wardieren, taxieren.

warder, Wärter, Wächter.

wardêren = werdêren.

wardes-man = wartman.

wardinge, Wartung, Wache, concr. das Wachthaus; (m. Gen.) Erwartung; Anwartschaft.

wâre, st. f. Wahrheit; bi minen wâren = bi minen truwen, in Wahrheit, wahrlich, fürwahr; to wâre, to wâren, s. twâr.

ware, st. f. Ware, merx.

ware, st. f. 1. Aufsicht, Hut, Acht, Aufmerksamkeit; bi sinen waren nemen, in Obhut, Gewahrsam, Besitz nehmen; up der w. stân, aufpassen, auflauern; war(e) nemen m. Gen., auf etwas achten, lauern, wahrnehmen, bemerken, besorgen, verwalten. 2. w. dôn, Gewähr, Sicherstellung leisten, = were. 3. Anteil, Berechtigung zu einer Nutzung, bes. des Waldes, der Gemarkung, vor allem zur Beweidung (mit Schweinen) und zur Fischerei.

ware, sw. m. Gewährsmann, Bürge.

ware werden = war w., s. war, adj.

wâren, durch Eid, Zeugen oder sonstigen Beweis bewähren, beweisen.

waren, 1. währen, dauern; reichen, sich erstrecken. 2. up, achten, Acht haben auf, besorgen, auch: auflauern; m. Gen.: sorgen für, wahrnehmen, pflegen; m. Acc.: hüten, bewachen, erhalten, bewahren, verwahren, beaufsichtigen, besorgen, pflegen (perde, den garden); Korn (durch Umstechen) frisch halten; eine rechte voir, eine grade Furche, Pflugspur halten; sîn werk rechtverdich, seine Arbeit rechtschaffen machen; refl. sich hüten, sich vorsehen. 2. m. Gen. oder Acc. der S. und Dat. (Acc.?) der P., auch: wes warende wesen, Gewähr leisten, Garantie, Caution für etwas übernehmen, bes. beim Verkauf für Güte der Ware, richtiges Mass, Berechtigung zum Verkauf etc.; sik w. laten, sich Garantie geben lassen.

warent, warend, st. m. Garant, Gewährsmann, Bürge.

warer, Bewahrer, Hüter; = warent.

wares-man, 1. = wartman. 2. Gewährsmann.

war-êt, Verteidigungs-, Reinigungs-Eid.

warf, ältere u. wiederum jüngere F. f. das im 14., 15. Jh. gewöhnliche werf.

war-gelt, Wartegeld, Angeld.

wargingel, Würger, Neuntöter; vgl. worgel.

war- u. wârhaftich = war-, wâraftich.

wâr-hander, Gewährsmann (vgl. truwe-hander; oder aus warand entstellt?).

wârheit, f. (m.?) Wahrheit, Gewissheit, Wirklichkeit; bi w., gewiss, in der That; oft: Eid, Gelöbnis; Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit.

warich, wahr, wahrhaft.

waringe, 1. Dauer; von Tuchen: die Länge. 2. Hut, Obhut, Bewahrung, Gewahrsam. 3. Verwahrung, Versicherung. 4. Gewährleistung, Garantie. 5. Warnung, Nachricht, Kundschaft.

wark, warken = werk, werken.

warlik = werlik, wehrhaft, u. werltlik, weltlich.

wârliken, adv. wahrheitsgemäss, glaubwürdig; gewiss, wahrlich, fürwahr.

war-lôs, unbeachtet, versäumt, verwahrlost.

war-lôs = werlôs.

war-lose, st. f. -losicheit, -losinge, Unachtsamkeit, Nachlässigkeit, Verwahrlosung.

warlt = werlt, Welt.

warm (warem), warm; w. maken, calefacere.

wâr-maken, -meinen, s. wâr.

war-man. Sprichw.: warmans hûs steit gerne lange; Wortspiel mit wâr, wahr, oder waren, hüten etc., und waren, dauern?

warm-bêr, Warmbier, Biersuppe.

warmede, warmte = wermede.

warmelich(t), -lechtich, lauwarm; adv. warmlechtigen.

warmen, 1. warm werden. 2. = wermen.

warm-gar, vom Leder: bloss mit Lohe und in warmem Wasser bereitet, daher minder dauerhaft.

warmôd(e), warm(e)te, sw. st. f. = wermode.

war-môs, n. olus, Gemüse, Kohl; bes. grüner Kohl? (Dauergemüse? aus warm-môs, w. warm, gekocht, gegessen wird?)

war-nemen, s. ware.

warnen, wernen, sicher machen, rüsten, vorbereiten; mit, versehen mit; verhüten, abwenden; mahnen, benachrichtigen; m. Acc. der P. u. Gen. der S.: warnen; m. Dat. der P. u. Gen. oder Acc. der S.: abschlagen, verweigern, vorenthalten; refl. sich hüten, sich wahren; m. Gen.: sich versehen mit.

warninge, werninge, Schutz, Sicherung, Rüstung; Warnung, Mahnung.

warnisse, Schutz, Sicherheit.

warp, n. 1. Wurf; Auswurf, -fluss (aus Mund, Nase). 2. u. warpe, Kette oder Aufzug eines Gewebes.

warp-bîl, Wurfbeil; -isern, eisern. Werkzeug zum Werfen: Axt, Beil, Messer etc.; -rame, Weberahmen für das Tuch; -runt, cylinderrund, walzenförmig; -stripet, -stripich, webestreifig; -wulle, die als Streichwolle zu gewalkten Zeugen verbrauchte Wolle. Vgl. werp-, worp-.

warpe, sw. f. die Stelle im Bergwerk, wo gebrochenes Gestein zur Verladung aufgeschüttet wird?

warpen, s. werpen.

wâr-rede, veriloquium.

wâr-redunge, Bekräftigung, concr. beglaubigte Abschrift.

war-rêp, naut.: Reservetau?

wâr-sage, sw. m. 1. der die Aussage eines andern bekräftigt, Bürge, Gewährsmann. 2. u. -sager, Wahrsager, Prophet.

wâr-sage, st. f. -saginge, Wahrsagung, Prophezeiung.

wâr-sagen, divinare.

warschap, -schop, -schup, f. n. 1. Gewährleistung, Bürgschaft, Garantie; Vertretungspflicht. 2. rechtlicher Anteil an einer Nutzung, Markenanteil.

warschap, -schop, -schup, f. n. = wer-, wertschap.

war-schuwen, -schouwen, sw. v. warnen, (warnend) benachrichtigen, mahnen.

war-schuwinge, -schouwinge, Warnung, Mahnung; Verbot; w. dôn; Zss. war-schuwinges-brêf.

war-schuwlik, adv. durch eine Warnung.

wâr-seggen, 1. bekräftigen, s. wâr. 2. wahrsagen, prophezeien.

wâr-segger, 1. Zeuge, Gewährsmann. 2. Wahrsager, Prophet; -seggersche, f.

war-stad, (?) f. = warschap, werschap.

wart, wert (wort), adv. gerichtet, gewendet, -wärts; gew. m. to, na, in, z. B. to Rome ward, to water w., tor sê w., na hûs w., to uns w., to dem avende w.; sonst (auch wardes, warts) in Zss., z. B. achterw., darw., herw., vorw., tow., sudew.; auch die Lage bez., daher: in den middewart, to middewertz, in der Mitte; van nedenward, von unten.

war-tafel = wor-, worptafele.

wart-bêr, Anwartschafts- oder Wartebier, w. der die Aufnahme in die Zunft heischende Geselle bezahlt.

wart-bôm, Wacht-, Schlagbaum.

warte, anetarius, Enterich.

warte, sw. f. Warze, verruca, lentigo; Brustwarze, papilla, feminella.

wâr-têken, (war-?) Erkennungszeichen, Merkmal der Wahrheit, Echtheit, Wahrzeichen.

wart-gelt, auctoramentum, arrha.

wart-gût, Wachtgeld, Zahlung für die Unterhaltung der Bewachung.

wart-man, Pl. -lude, Wächter; beim Heere: Kundschafter, Spion, und Wacht-, Vorposten.

war-torn, Wachtturm, Warte.

warven = werven.

war-wakinge, excubie.

war-wart, -wert, adv. wohin, nach welcher Richtung.

wâr-wetter, prenosticus.

wâr-wordich, der wahre Worte spricht, sein Wort hält.

war-wulf, m. Werwolf; als Schelte verboten.

was, n. Wachs; = bodem wasses; z. B. 100 wasse (oder coll. wasses).

wasach = wâtsak?

wasche, sw. f. Mund, Plappermaul.

wasch(e)-bank, Wasch-, Spülbank; -botel, -holt, -spôn, platter Holzbleuel zum Klopfen der Wäsche; -erde, borith, Waschthon, Walkererde; -mole, lotrimola; -vat, Waschbalge, fig. geschwätziger Mensch, Verleumder.

waschege, Wäscherin (aus d. Ndl.).

waschen, 1. st. (sw.) v. waschen, spülen; fig. reinigen. 2. sw. v.? fig. schwatzen, viel sprechen.

wascher, wescher, Wäscher, fig. Schwätzer; f. waschersche, weschersche, wescherinne.

wascherie, wescherie, Geschwätz, Afterreden.

waschinge, Waschung, Spülung, Bad; fig. Reinigung.

was-dôk, m. Wachstuch.

was-dôm, Wachstum, Zuwachs, Zunahme, Vorteil.

wase, Base, d. h. des Vaters (seltener der Mutter) Schwester, amita.

wase, st. sw. f. 1. Marschboden, Schlamm, Schlick; dat schip up de wase leggen, das Schiff zur Reparatur oder Winterlage auflaufen lassen, aufs Land ziehen. 2. Erdscholle mit Graswuchs, Rasen, Soden. 3. Faschine, Bündel Holz oder Reisig, z. B. zu Wasserdämmen.

was(e)aftich, schlammig, schlickig, morastig.

wase-gelt, Ausgabe für Auflegung des Schiffes aufs Land?

wasel(e), sw. st. f. waselen, n.? Wiesel, mustela.

wasem, m. Wasserdampf, Dunst; Rauch.

wasemen, dunsten, aushauchen; vûr w.

wasen gân, wie toll umherlaufen, rasen (von Wütenden u. Hunden).

was-gelt, Beitrag oder Strafgeld zu Wachslichtern der kirchl. Brüderschaften.

was-kerse, f. -licht, n. Wachskerze, -licht; -perse, -parse, st. f. Honig-, Wachspresse.

wassak = watsak.

wasse-, s. was-, Wachs-; z. B. wasse-dôm, -kerse.

wassen, st. v. wachsen, entstehen, hervorkommen; grösser werden, anwachsen, zunehmen, sich mehren, steigen; wassen man, Erwachsener; wassende mâne, zunehmender Mond.

wassen, wessen, wächsern, von Wachs, mit Wachs getränkt; w. dôk, Wachstuch.

wassinge, Wachstum, Wuchs; Zunahme, Vermehrung; fig. arge w., Auswuchs, Ärgernis.

was-têken, Siegelabdruck; -tins, Abgabe in Wachs; -tinsich, wachszinspflichtig; -vinder, Aufseher über den W-verkauf; -wage, Wage für W.; -weger, der beeidigte W-wäger.

wât, n. Gewand, Kleidung.

wat, n. seichter Ort im Wasser, wo man waten kann; spec. der bei Ebbe trocken werdende Teil der Abflächung des Ufers oder des Meeresbodens, das Watt.

wat, 1. pron. interr. oder relat.: was; wat is dîn name? wat hêtestu? wie heisst du? = so wat, swat, was auch, was nur immer, wenn irgend etwas; wat ein êrbare man is, jeder ehrbare Mann; indefin.: irgend etwas. – wat, watte, wat vor, m. Gen. oder ohne Rection (z. B. wat ordêl, mit wat dode, in wat tît, van watte holte) oder adj. flectiert (mit watten luden; watter orsake, weshalb): was für einer, welcher, wie mancher, wie viel; concessiv: welcher auch; indefin. etlicher, mancher, etwas. – wat dan, wat denne, auch mit dat-Satz, was ist es denn? was schadet es? was liegt daran? einerlei; freilich, allerdings. 2. adv. interr.: warum, weshalb; wie; wat of, wie nun, wenn? vielleicht; indefin.: etwas, einigermassen, eine Zeitlang. 3. conj.: ob; wat allêne, wat dan, wat denne, obgleich, obschon. 4. interj.: traun, fürwahr, ja! wat dan, wat denne, s. oben 1. wat nên, o nicht doch, bewahre!

wate, Schärfe, Schneide, acies.

water, n. Wasser (als Element); Gewässer, Strom, See; hôch, lêge w., Flut und Ebbe; euphem. für Harn; als Krankheit: Wassersucht?

water-ammer, -emmer, Wassereimer; -beke, f. Bach; -borne, Brunnen; -broke, am-, aquefractus, alluvium; -bubbel, bulla, Wasserblase; -dam, Damm durch ein Gewässer, Deich; -dîk, Teich; -dopinge = wapeldopene; -dreger, lixa; -drift, f. W-lauf, Strom; -galle, unausgebildeter Regenbogen; -gank, W-leitung, aquagium; -gote, W-guss, Regenfall; -graft, f. Kanal; -hôn, n. larus, ficedula, curricula, gaia; -kalf, n. -klap(?), n. W-sucht; -kanne, W-kanne, Zeichen des Tierkreises; -kelle, f. W-gelte; -kemmede wulle, im W. gekämmte Wolle, den Tuchmachern zum Gebrauch verboten; -kerse, senecium, nasturcium; -krôs, -kruke, W-krug; -kunst, W-leitung mittelst Pumpwerks; -kuven, n. W-kufe; -lant, Marschland; -leide, -leidinge, W-leitung, Gosse, Abzugsgraben, Kanal; -lise, merle, lens aquatica (l. linse? lisc?); -lôp, W-lauf, fliessendes Gewässer; -losinge, Abzugsgraben; -man, das Zeichen des Tierkreises; -molde, naustra (= haustrum?); -mole, W-mühle; -molie, ipa, W-brotsuppe; -nôt, Bedrängnis durch W., auch im gefährdeten Schiffe; -ordêl, W-probe, ein Gottesurteil; -panne, ein Küchengerät; -pipe, aquagium; -pogge, W-frosch; -pôl, W-pfuhl; Viehtränke; -porte, W-thor; -prove = waterordêl; -rat, Rad zur Hebung des Wassers der W-leitung; -recht, Seerecht; -renne, jeder künstliche oder natürliche W-lauf bes. ein schmaler, enger; -rîs, superfluus frutex; -schutte, catarracta, Mühlenschoss; -sem, alga; -sîl, Siel (s. sîl); -slange, idra; -slinge, vorago; -spel, ein Spiel der Hansen in Bergen, bei dem die Neulinge ins Wasser geworfen wurden; -spenne, -spinne, capula, tipula; -sprink, Quelle; -stelte, Bachstelze; -stên, Gossenstein; -stok, Cisterne; -stowinge, W-stauung; -strît, Seekampf, -krieg; -strôm, W-strömung, -lauf; -sucht, -suchticheit, idropisis, intercus; adj. -suchtich; -swal, W-menge; -swamp, alga; -têken, das Zeichen des Wassermanns im Tierkreise; -toger, W-schöpfer; in Lüneburg ein Salinenarbeiter, wahrsch. bei der Süsswasserleitung; -toln, W-zoll; -towe, ein Schiffstau: W-stag? -tubbe, W-kübel; -tucht, -tocht, W-werk, -leitung; Abzugsgraben; -tuellege, ramus aquaticus; -vare, Schiffer, zur See fahrender Kaufmann; -vart, Schiffskanal; -varwe, Ggs. olievarwe; -vat, lavacrum, aqualis; -vlêt, W-lauf; -vlôt, W-flut, Überschwemmung, Gewässer; -vogel, W-vogel; -vorer, W-Fuhrmann; -wech, W.-, Seereise; concr. Schiffsgraben, -Kanal; W-leitung, -abzug in der Marsch, im Bergwerk; -weges, adv. zu Wasser; -were = waterstowinge; -wortel = swerdel.

wateren, 1. intrans. Wasser lassen; vom Lande, auch von Wasserläufen: seinen Abfluss haben; dat herte watert, das Herz ist wassersüchtig. 2. trans. eine Feuchtigkeit von sich geben, z. B. Blut; mit Wasser vermischen; mit Wasser spülen.

waterich, wässerig, z. B. vom Blut, vom Geschmack der Früchte; wasserreich, sumpfig; vom Wetter: regnerisch; adv. water(i)gen.

wateringe, Bewässerung, concr. Gewässer; Entwässerung, concr. Wasserzug, Abzugsgraben (in der Marsch).

wat-hande, -kunne, -lei(e), welcher Art, welcherlei.

watich, spitzig, scharf, acialis.

wât-mâl, -mel, n. wat-man, m. e. grobes Wollenzeug. Zss. watmans-bedde, -deken, -fallie, Bett, Decke, Mantel aus W.

wât-sak, m. Gewandsack, Reisetasche.

wât-schare, Zerreissung der Kleider.

wattan (wattant, wattenne), d. i. wat dan, denne (s. wat) mit denselben Bedeutungen; bes. (mit nochtan, doch im Nachsatze): obschon, wenngleich, wiewohl.

watte = wat, pron.

watter-hande, -lei(e), s. wat-.

wâtzschen, watzschen = wâtsak. (Deminutiv?)

wazschare, census arearum, in Goslar. (Aus wad-schare = wedde-schare? mhd. watschar.)

we (wei, wie, wi, wen), pron., Gen. wes (wemes, wems, wenes, wens), interr. u. relat.: wer; indefin.: irgend wer, irgend einer, auch mit Gen.: wenne vulmechtiges senden; we dar, we da, we de und so we, wer etwa, wer immer, wenn jemand, jeder welcher. Vgl. wes.

we = wi, wir.

wê, adv. weh, schmerzlich; Compar. wêger; wê dôn, werken, weh thun, Schmerz, Leid, Schaden verursachen; geschên m. Dat., Leid widerfahren; werden m. Dat., übel, unbehaglich, krank werden; wesen m. Dat., krank, elend sein, auch: leid sein, l. thun; weue (= wêwe?), male, bosliken, j. penaliter, we, ovele (Gloss.).

wê, n. wêwe, sw. m.? Weh, Schmerz, Leid.

wê, interj. vae, wehe, ach; m. Dat. der P. u. Gen. der S. oder abs. mit vorgesetztem o, oft m. owach oder owi verbunden.

wê, wie, auf welche Weise, als ob.

webbe, n. 1. Gewebe, spec. der Zettel, Aufzug; fig. w. des levens. 2. selbstgewebtes Wollenzeug geringer Güte.

webbe-dreger, Hausierer mit webbe 2? -snure, licia.

wech, m. Weg, Strasse; spec. Rinnsal der Salzsole (Lüneburg); Gang, Marsch, Reise; Entfernung, Strecke, ein Stück Weges; Richtung, Seite, Hinsicht; Art u. Weise, Mittel (oft: w. unde wise); ver weges, weit weg; ein(en) ander(en) wech, ein ander(en) wegen, in ander(en) wech, anderswo, anderwärts, sonst, einandermal; in den wech, entgegen; in unsen wech, unsererseits; ût dem wege, beiseite, fort; bi wege lank, längs des Weges, unterwegs; over wech, überland; to wege, auf die (der) Strasse (vgl. stech), fort, weg; zurecht, zu, (im) Stande; under wege, u. wegen, unterwegs, ungethan; vor wech, vor sich her, der Reihe nach, sofort; vgl. wech II, wege, wegene.

wech (aus in wech, en wech), adv. fort, weg, davon; w. unde weder, hin und her. In vielen Zss., z. B. wech-bringen, fortschaffen, dat lîf, sein Leben retten; -gân, davon gehn, aufbrechen; -gânt der tîd, Lauf der Zeit; -hangen, henken, durch Hängen beseitigen; -komen, entkommen; -leggen, bei Seite legen, entfernen, (Streit) beilegen; -malen, auf fremder Mühle mahlen lassen, sich dem Mühlzwang entziehen; -rapen, entwenden; -rumen, abziehen, weggehn; -slân, intrans. wegziehen; -spanen, abspänstig machen, weglocken; -staden, erlauben wegzugehn, entlassen; -vlote, st. m. Abfluss (des Wassers), Verlauf (der Zeit); -voren, weg-, ausführen; -wiken, entweichen.

wech-gelt, -penninge, Wegezoll; -lageren, nachstellen; -lik = wegelik; -panne, die am wege (s. wech) liegende Pfanne des Salzsiedehauses, Ggs. guncpanne am Gange; -schêde = wegeschêde; -schouwinge, obrigkeitliche Besichtigung der Landstrassen; -spise, Wegzehrung, fig. das Abendmahl; -tal: na w., nach der Länge des Weges (wird Fuhrlohn gezahlt); -verdich (-vardich), reisefertig, zur Reise gerüstet oder auf der Reise begriffen; -wendinge, Wegsperrung, Nötigung einen andern Weg einzuschlagen.

wechte, Gewicht; wechtich, gewichtig.

wechten = wachten, warten.

wechter, Wächter; Zss. wechter-lôn = wachterlôn; -klocke = wachteklocke.

wecke, weckene, s. weke, wekene.

wecken, wach machen, wecken.

wecker, Wecker; excitatorium (scil. horologium?); Wächter.

wedaftich = weddehaft.

wê-dage, urspr. pl. Wehtage, dann fem. Unglück, Elend, Schmerz, Krankheit.

wedde, f. = wede, restis.

wedde, 1. n. Pfand; Gewette, das dem Richter als Vertreter des Gemeinwesens zu erlegende Strafgeld, daher des vogedes w. (Ggs. bote, dem Verletzten zu erlegende Entschädigung), überh. Strafe, Strafurteil. 2. n. f. eine städtische Behörde: Polizeigericht. 3. f. Vertrag, Abmachung, Accord, z. B. Ehebund, bes. Wette, Wettstreit, Einsatz einer Wette: to w. rennen, eine w. tosamende slân, uprichten; up eine w., in de w. (certatim, um die Wette); korte w. maken, kurzen Process machen.

wedde-bank, Gerichtsbank; -bôk, Protokoll über die Polizeistrafen; -broke, mit w. zu strafendes Vergehen; -haft, adj. in w. verfallen; -hêren, -mêstere, städtische Polizeiherren aus dem Rat; -hûs, Polizeigebäude; -knecht, Polizeidiener; -lôp, Wettlauf; -loper, Wettläufer.

weddel, m.? Büschel, Wedel (aus d. Hd.).

wedde-mal, letar, leter = wedewale?

weddeme = wedeme.

wedden, sw. v. 1. Gewette, Strafgeld verwirken u. zahlen für (umme) ein Vergehen; m. Acc.: sinen broke, dree punt, blôt unde blaw mit twolf schillingen; durch Gewettezahlung lösen: sine tungen. 2. gût, hûs, rente, in Pfandbesitz nehmen, pfandweise erwerben. 3. umme (einen Einsatz): einen Vertrag eingehen, wetten (mit folg. Conditional- oder dat-Satze).

wedde-pant, vadimonium; -pert, verpfändetes Pferd.

wedder, weder, präp. m. Acc. oder Dat. 1. Richtung bez.: gegen, w. de erde bernen, niederbrennen; w. de want slân, werpen. 2. Gegenseitigkeit, Verhältnis bez.: sîn, sich benehmen gegen jem.; gegen, von, bei, mit, z. B. etwas w. jem. kopen, huren, vordobbelen, erwerven, bedingen, vordênen, dêlen; sik vorbinden. 3. feindlich: gegen, wider, z. B. wesen (sein, geschehen, sich verhalten), sik setten, orlogen, predigen; w. recht(e), wider Recht, Gesetz; m. Instrum., gemäss, nach: w. die, dê w., je nach dem wie; m. Gen. in adv. Zss.; s. wedder-dankes, -sinnes.

wedder, adv. 1. zurück; w. unde vort, wech u. w., hin u. her. 2. wiederum, abermals; w. unde echter, immer wieder, mehrmals. 3. m. Dat. (sîn, wesen, werden, bliven): entgegen, zuwider, feindlich; widerlich, verhasst; lästig, unangenehm.

wedder (Widder; Wetter; weder, ob), s. weder.

wedder-achten, m. Acc. (Dat.?) anders erkennen, anfechten, verwerfen, zurückweisen.

wedder-antworden, -antwarden, zurückliefern, wiedergeben.

wedder-bêden, st. v. 1. dagegen bieten, zeigen (die Zähne). 2. rückentbieten, zurückmelden, antworten. 3. aufkündigen, auf-, absagen, zurücknehmen, widerrufen. Subst. -bêdent, n. = wedderbot.

wedder-beklagen, trans. = wedderklagen up.

wedder-bellen, oblatrare; -bellinge, f. ungestüme Widerrede.

wedder-beringe, Wiedergeburt.

wedder-bete, st. m. Gegenbiss, fig. vom Nagen des Gewissens; -betesch, fig. trotzig, aufsässig; -biten, remordere.

wedder-bidden, repetere.

wedder-blik, m. n.? 1. Abglanz, Spiegelung, Reflex. 2. Aussehen, Anblick, Bild. 3. Rückblick, Spiegelfechterei, Einverständnis? -blickinge = wedder-blik 1.

weder-boge, (h)emispherium; -bogelik, reciprocus; -bogen, reflectere, incurvare, recurviare.

wedder-borstich, -burstich, obstinatus.

wedder-bot, n. Absage, Widerruf, Verbot.

wedder-boten, restaurare.

wedder-brêf, schriftliche Gegenversicherung, Verpflichtungsschein, Revers.

wedder-breidelen, zügeln, im Zaum halten; fig. hemmen, hindern.

wedder-bringen, wiederbringen; wieder gut machen, ersetzen; m. Gen. ab-, zurückbringen von; -bringerinne, reparatrix (von Maria).

wedder-bruchtich, rebellis.

wedderbuw, m.? -buwinge, Wiederaufbau; -buwen, sw. v. wiederaufbauen.

wedder-dane, st. m. Widerthon, wahrsch. asplenium trichomanes.

wedder-dankes, adv. wider Willen, ungern; -dankinge, regraciacio.

wedder-dât, Zurückgabe, Erstattung, Genugthuung.

wedder-dedinge, Widerspruch; -dedingen, sw. v. Widerspruch erheben; trans. anfechten, widerlegen.

wedder-dêl, -deil, Gegenteil; pers. Gegner, Gegenpartei, Widersacher.

wedder-dôn, -dûn, wieder-, zurückgeben; wieder gut machen, vergüten, ersetzen; vergelten; rückgängig machen, abstellen, -wenden.

wedder-dope, f. Wiedertaufe; -dopen, sw. v.; -doper; -doperie.

wedder-dragen, reportare; -dreginge, relativum.

wedder-driven, st. v. zurücktreiben; fig. zurück-, abweisen; widerlegen; rückgängig machen, hintertreiben.

wedder-drucken, obniti, retorquere.

wedderen, entgegen sein, sich widersetzen, weigern; auch refl.

wedder-êschen, -eschen, zurückfordern.

wedder-eve, sw. m. -evesch, adj. verkehrt, widerspenstig. (Vgl. mhd. ebech, mndl. avesch.)

wedder-gade, sw. m. -gadinge, consors, compar; von Sachen: von gleicher Gattung, Seinesgleichen, das Gleichartige; Gegenstück, -bild.

wedder-galm, echo; -gellen, resonare.

wedder-gân, zurückgehn, -kehren; -gank, Rückkehr, -weg.

wedder-gelden, st. v. vergelten; -geldinge, Vergeltung; -gelt, n. Vergeltung, Entgelt, Ersatz.

wedder-geven, zurückgeben; ausliefern; intrans. sich erbrechen; -gevinge, -gift, Zurückgabe; recompensa.

wedder-gripen, st. v. wiederergreifen; reciprocare; -gripich, -gripelik (in sik selves), reciprocus.

wedder-gût, Ersatz (für Landbesitz).

wedder-hake, subuncus.

wedder-holden, st. v. trans. das Gegenteil wovon behaupten, leugnen.

wedder-horich, ungehorsam, widerspenstig.

wedderich, widrig, feindlich, aufsässig; wedder(i)cheit, contrarietas, controversia, offensa.

wedder-instedinge, Wiedereinsetzung, restitutio.

wedder-invallen, recidivare; -inval, -invallunge, recidivacio, Rückfall (in Sünden).

wedder-kalle, st. f.? Widerspruch, controversia; -kallen, widersprechen.

wedder-kêr, -kâr, m. -kêre, -kare, f. -kêringe, -karinge, Um-, Wiederkehr, Zurückkunft; Zurückgabe, -erstattung, Auskehrung; Erstattung, Ersatz, Schadloshaltung.

wedder-kêren, um-, zurückkehren; auf etwas besprochenes zurückkommen; in sik selven, reciprocare; trans. zur Umkehr bringen, abwenden; zurückgeben, auskehren; wieder gut machen, ersetzen.

wedder-kêrich, -kêrlik (in sik sulves), reciprocus.

wedder-kêsen, st. v. wiederum (er)wählen; zum Nachfolger wählen.

wedder-kibbelen, -kibbelisch = wedder-kiven, -kivich.

wedder-kîf, m. -kivent, n. -kivinge, contradictio, rebellio, Widerspruch, Auflehnung.

wedder-kiven, widersprechen, -streiten, sich widersetzen, obniti, rebellisare; -kivich, widersprechend, -spenstig, rebellis.

wedder-klagen up ênen, eine Gegenklage, Reconvention gegen jem. anstellen.

wedder-klank, echo; sonus.

wedder-komen, wiederkommen, zurückkehren; m. jegen oder Acc. (? Dat.?): entgegentreten, zuwider handeln; m. Gen.: zurückkommen, -treten von, aufgeben, aufsagen. – wedder-kominge, Wiederkunft, Heimkehr.

wedder-kopen, zurückkaufen, einlösen; -kôp, m. -kopinge, Rückkauf, auch das Recht dazu; -kopich, wiederkäuflich, ablösbar, tilgbar.

wedder-kore, st. m. Gegenwahl.

wedder-krasen, -kratzen, m. Dat. reclamare, (zänkisch, trotzig) widersprechen; -kratz, -krassinge, Widerrede, -setzlichkeit.

wedder-krîch, m. Widersetzlichkeit, -spruch; -krigen, st. v. wiedererhalten, -gewinnen; (sw. v.?) gegenstreiten, rebellare.

wedder-krumme, st. f. Entgegnung? Einwand? -krummen, recurvare.

wedder-kumst, -komst, f. Wiederkunft, Rückkehr.

wedder-kundigen, renunciare.

wedder - kurren, m. Dat. entgegen murren, trotzen, widersprechen; -kurrich, störrisch, trotzig.

wedder-lach, n. -lage, f. Ersatz, Entschädigung, Vergütung; jur. Widerlage, was der Mann der Frau als Gegengabe für ihre Mitgift aussetzt, contrados.

wedder-leggen, trans. vergüten, zurückerstatten, bezahlen; testament, die Vermächtnisse e. Test. auszahlen; (durch Einspruch) rückgängig machen; ênem oder ênen, durch Einschuss (oder Vorschuss) eines Kapitals in Handelskompanie mit jem. treten; intrans. sich umlegen (v. d. Klinge).

wedder-legginge, oppositio; recompensatio, Vergeltung, Vergütung, Schadloshaltung; repositio, repositum, Einlage (oder Vorschuss) eines Kapitals zur Gründung eines Kompaniegeschäftes, eine solche Handelskompanie; to wedderleggunge des eegeldes, s. wedderlage.

wedder-liggen, m. Dat. sich widersetzen, (Gebot) übertreten.

wedderlik, widerspenstig; Subst. -licheit.

wedder-lofte, n. Gegengelöbnis, Bürgschaft.

wedder-lôn, Vergeltung, retributio.

wedder-lôp, recursus.

wedder-losen, (Pfand) einlösen, (Rente) zurückkaufen; -lose, f. -losinge, Wiedereinlösung, Rückkauf; -lose-brêf, Loskündigungsbrief.

wedder-luchten, relucere.

wedder-lust, Gegenverlangen, -liebe.

wedder-luden, reboare; -lût, n. m. -ludinge, echo, resonantia, Widerhall.

wedder-maken, wiederherstellen, ausbessern, erneuern; -makinge, reformatio, redintegratio.

wedder-man, Gegner; cestosus (?).

wedder-meten, remetiri.

wedder-mode, n. f.? -môt, m. 1. Unmut, Misstimmung, Widerwillen. 2. Ungemach, Widerwärtigkeit, Unglück, Trübsal. w.-modich, unmutig, un-, widerwillig.

wedder-moten, sw. v. begegnen; widerfahren.

wedder-nêden, (Nägel an der durchgetriebenen Spitze) krumm oder platt schlagen, nieten; Subst. -nêt (n.)? nêde (f.)?: neiden mit wedderneiden.

wedder-nemen, recipere, reciprocare; Subst. -neminge.

wedder-nigen, -niggen u. -nêgen, -neigen, reclinare.

weddernisse = weddermode 2.

wedder-part, n. (f.?) -parte, sw. m. Gegner, Widersacher, bes. vor Gericht; = -partie, f. Gegenpartei.

wedder-pawes, Gegenpapst.

wedder-persen, retorquere.

wedder-pral, Gen. -pralles, Gegenstoss, Anrennen (der feindl. Reiter).

wedder-proven, -pruven, reprobare, verwerfen.

wedder-quicken, recreare, refovere.

wedder-raden, st. v., m. Acc. d. S.: ab-, widerraten.

wedder-rede, st. f. Widerrede, Entgegnung, Verteidigung, Widerlegung; in e. Process nennt e. Partei ihre vier Acten in dieser Folge: unse tosprake, antwarde, jegenrede oft insage, wedder-rede; -reden, m. Acc. der S.: widerreden, Einspruch erheben gegen, in Abrede stellen.

wedder-reise, st. f. Rückreise, Heimkehr; Rückkehr von einem Feldzuge.

wedder-reppen, von neuem besprechen, wiederholen; Subst. -reppinge.

wedder-richten, (Kosten, Schaden) ersetzen; Subst. -richtinge.

wedder-riden, st. v. m. Dat. entgegen reiten, auf dem Ritt begegnen, jem. zu Pferde angreifen.

wedder-ropen, -rupen, st. v. m. Dat. zurückrufen; m. Acc. widerrufen, aufheben, zurücknehmen; -rôp, m. -ropinge, Widerruf, Annullierung.

wedder-sage, st. f. Widerspruch, Einrede, Strafrede, Abmahnung; -sagen, sw. v. = wedderseggen.

wedder-sake, sw. m. -saker, Widersacher, Feind; Gegner vor Gericht; -sakerinne, f.

wedder-sat, n.? m.? -sate, st. f. Widersetzung, -stand, Eingriff, Hinderung, Widersetzlichkeit, Aufruhr; Ersatz, Entgelt; -sate, sw. m. Widersacher, Feind, gerichtl. Gegner, feindl. Stein im Schach (König); -satich, widersetzlich, ungehorsam; Subst. -saticheit; -satink, Feind.

wedder-schal, echo.

wedder-schapen, st. v. rückgängig machen, aufheben.

wedder-schaw, Rückblick, Um-, Aufsicht? Wetterbeobachtung (fig.)? Chron. der deutsch. Städte XVI, 132, 24.

wedder-schêdere, Schiedsrichter.

wedder-schelden, widerschelten.

wedder-schicken, sw. v. wieder herstellen; wieder zustellen, ausliefern.

wedder-schîn, Wiederschein, objectum, recaltrum (?).

wedder-schriven, st. v. schriftlich antworten; schriftlich widerrufen; -schrivinge, -schrift, Antwortschreiben.

wedder-schult, f. schult unde w., Debit u. Credit, Soll u. Haben.

wedder-schut, Gegenwehr.

wedder-seggen, sw. v. widersprechen; widerrufen, aufkündigen, sich wovon lossagen; bes. m. Dat. Frieden und Freundschaft aufkündigen, Krieg ankündigen. Subst. -segginge, Widerspruch etc.

wedder-senden, relegare, remittere.

wedder-setten, widersetzen; oft refl.; -settich, -sêtich, -setz (= -settisch), widersetzlich, auch: widerwärtig? -settinge, opposicio; -setter, opponens.

wedder-sin(ne)s, -sinnich, -sinniges, adv. grade entgegengesetzt, umgekehrt, verkehrt, im Gegenteile.

wedder-sitten, residere.

wedder-slân, retundere.

wedder-sluten, recludere.

wedder-smecken, resipiscere.

wedder-snacken, widersprechen; -snak, m. Entgegnung, Antwort.

wedder-sparticheit, Widersetzlichkeit, Sträuben; -sportelen, recalcitrare, rebellisare, refragare, opponere.

wedder-spennich, -spannich, -spênich, -spônich, widerspenstig, rebellis, protervus; Subst. -spennicheit.

wedder-sperich, -sperrich, widerstrebend, -spenstig; -speringe, Gegenstreben, Feindschaft, Zwist.

wedder-spil, Gegenteil, das Entgegengesetzte.

wedder-spôt, n.? m.? -spodicheit, Widerwärtigkeit, Unglück.

wedder-sprake, st. f. Gegenrede, Widerspruch, Einrede, Einwand; -spraken, sw. v. m. Acc. d. S.: widersprechen.

wedder-spreken, st. v. antworten; widersprechen; trans. leugnen, jem. oder etwas verwerfen, nicht anerkennen wollen, Einsage erheben gegen; widerrufen, zurücknehmen; -spreker, wer Einrede erhebt; -spreklik, anfechtbar; -sprekinge, f. -sproke, st. m. contradictio, Widerspruch.

wedder-springen, resilire; -sprunk, m. Gegenstoss, Rückprall.

wedder-staden, erstatten, ersetzen, vergüten; to (in) -stade, -stede, als Ersatz, Entgelt, in Tausch; -stadich maken = wedderstaden; -stadinge, -stedinge, Erstattung, Vergütung.

wedder-stal, n. m. -stalt, n. (f.?) -stel, n. Widerstand, Anfeindung, Hinderung; Widerwärtigkeit, Ungemach.

wedder-stân, 1. unpers. m. Dat.: widerfahren, begegnen. 2. m. Dat. oder Acc. oder êneme wat (wes): widerstehn, Widerstand leisten, entgegentreten, hindern, zurückweisen, verweigern. 3. m. Acc.: ersetzen, vergüten.

wedder-standich, widersetzlich, hindernd, feindlich; -standicheit, -standinge, Widerstand, Widerstreben, Anfeindung, Widerwärtigkeit, Unglück.

wedder-stant, m. 1. Widerstand, Hinderung. 2. Vergütung.

wedder-staw beholden tigen, Stand halten gegen, erfolgreich abwehren; -sta(u)winge, Entschädigung, Ersatz.

wedder-stedich, stätisch (vom Pferde); Subst. -stedicheit.

wedder-stemme, st. f. gegenteilige Meinungsäusserung, Widerrede, Verteidigung; -stemmen, widerreden, gegen etwas sprechen.

wedder-stendich = wedderstandich; -stentnisse, obstaculum.

wedder-stiftinge, Wiederstiftung, -herstellung.

wedder-stôm, n. eig. Gegendunst, -qualm? liden, fig. Anfechtung, üble Nachrede erleiden?

wedder-storrich, distortus.

wedder-storts to, rückfällig, wieder geneigt zu, w. strebend nach.

wedder-stôt, m. Gegenstoss, fig. Widerwärtigkeit, Hindernis, Unfall, Nachteil; -stoten, retrudere.

wedder-strafen, redarguere, reprobare; -strafinge, Zurückweisung.

wedder-streven, widerstreben, ob-, resistere, rebellare; -strevich, -streve, adj. -strever, subst. widerstrebend, rebellis; -strevicheit, -strevinge, Widersetzlichkeit, rebellio.

wedder-stricken, wieder zusammen flechten, binden.

wedder-striden, m. Dat. wogegen streiten, entgegen treten, rebellisare, recalcitrare; -strider, Bekämpfer, Gegner; -stridich, widerspenstig, feindselig; -strît, Widerstreit, Kampf.

wedder-stromich, widerspenstig.

wedder-struven, refl. sich sträuben, sich widersetzen; -strubbeln, rebellare; -struvich, -strubbich, widerstrebend, -setzlich, störrisch; Subst. -struvinge, -strubicheit (l. struv-? strubb-?).

wedder-sturich, rebellis.

wedder-tale, f. Gegenrede, Widerspruch; Antwort.

wedder-temen, m. Dat. nicht geziemen, zuwider sein; -têmicheit, Unziemlichkeit; -temlicht, unziemlich.

wedder-tên, -tein, zurückziehen, heimkehren; in, an (auch trans. dat ordêl), appellieren; trans. zurückziehen, -nehmen; -toch, n. m. Rückzug, Heimreise; Zurücknahme, Widerruf, Vorbehalt.

wedder-tolne, m. teloneum in reditu.

wedder-treden, zurücktreten, -kehren.

wedder-tûch, Gegenzeugnis.

wedder-umme, wiederum, von neuem, zum andern Male; andrerseits, ebenso; umgekehrt, im Gegenteil.

wedder-utesche tene, nach auswärts stehende Zähne? l. -evesche?

wedder-val, Unfall, Misgeschick, Hindernis; -vallen, recidere, relabi.

wedder-vank, m. Rückgriff, -wendung, -kehr.

wedder-varen, st. v. unpers. m. Dat. widerfahren, zu teil werden, begegnen, geschehen; pers. m. Acc. (zurück)erhalten, erfahren; -vart, f. Heimfahrt, Rückreise; Rückgang, Umschlag der Verhältnisse.

wedder-vechten, st. v. wogegen kämpfen, widerstreben; rebellare; trans. anfechten, bestreiten; -vechtich, widerstreitend, entgegengesetzt, bestreitbar; -vechtinge, Widerstand, Gegen-, Abwehr; -vuchteger, rebellis.

wedder-vertich, (l. -verdich?) widrig, feindlich, adversus.

wedder-vlêten, -vliten, restagnare.

wedder-vogen, wieder zukommen lassen, zurückgeben.

wedder-vordênen, recompensare.

wedder-voren, -vuren, revehere.

wedder-vullen, refertire, refarcire.

wedder-vriginge, Einlösung (einer Rente).

wedder-wassen, oboriri.

wedder-wech, Rückweg (concr. u. abstr.).

wedder-wardich = wedderwerdich; -waringe, Widerwärtigkeit, Feindseligkeit.

wedder-wegen, aufwägen; mit golde, dem Golde an Wert gleichschätzen.

wedder-wegene? adv. = widerwegene.

wedder-wenden, sw. v. zurück-, abwenden, rückgängig machen; jem. zur Rückkehr bewegen; = wedder-winden; -wendich werden, sich rückwärts wenden, zurückgehen, rückgängig werden.

wedder-werdich, widerwärtig, aufsässig, widersetzlich, feindlich, v. Winde: widrig; -werdicheit, Widerwärtigkeit, Ungemach, Feindseligkeit, Zwietracht.

wedder-were, st. f. 1. Gegenwehr; Verteidigung, Einrede des Beklagten. 2. Gegenversicherung, -gewähr.

wedder-werken, -warken, 1. retexere. 2. e. Augenkrankheit der Pferde: de ogen wedderwarken van hette (Hitze).

wedder-werpen, opponere; zurückweisen, verwerfen, aufschiessen.

wedder-wer(r)ich, rebellis.

wedder-wert, rückwärts, zurück.

wedder-wesen, s. wedder, adv. 3; auch: entgegentreten, widerstehen.

wedder-wes(se)le, st. f. -wesselinge, Gegen-, Umtausch; in, mit, to wedder-wesle, als Aequivalent; oft vom Austausch der Leibeigenen durch ihre beiderseitigen Herren.

wedder-weven, retexere.

wedder-wîen, -wigen, de papen, absetzen, die ihnen erteilte Weihe ungültig machen; -wiginge, Wiedereinweihung.

wedder-wille, sw. m. Widersetzlichkeit, -willigkeit, -stand, Anfeindung; Unwillen, Aerger, Verdruss; Widerwärtigkeit, Ungemach; -willich, unwillig, abgeneigt, widerspenstig.

wedder-winden, st. v. um-, zurückkehren, ein Ende finden, aufhören.

wedder-winnen, recuperare.

wedder-wordich = wedderwerdich.

wedder-worstelen, -wrangen, reluctari.

wedder-wrake, st. f. Gegenrache, Wiedervergeltung; -wrakinge der consciencien, Anklage, Angst des Gewissens.

wedder-wrevelicheit, Frevel zur Wiedervergeltung, Rache verübt.

wedder-wrochtich, rebellis.

wedde-sat, (-â-?) m. Versatz, Unterpfand.

wedde-schat, m. emologium, als Pfand gegebenes Geld oder Gut, wiederlösbares Pfandgeld oder -gut, derartige Verpfändung, wiederkäuflicher Zins, ablösbare Rente; -schattes-brêf, Pfandurkunde, -recht, Pfandrecht; -schatten, to weddeschatte nehmen, kaufen.

wedde-tafele, sw. f. Gerichtstisch, -behörde.

wedde-vare, der zur Strafe für ein Vergehen fährt, reisen muss? Wortspiel mit bedevare, Wallfahrer? Der Betreffende soll wegen Teilnahme an einer Procession gestraft werden und flüchtet darum aus der Stadt.

weddich, straffällig.

wedde-wagen, e. Art Leiterwagen (dessen Seitenleitern aus weden geflochten sind? der mit lankwede = lankwagen, zur Verlängerung dienender Hinterdeichsel, versehen ist?).

wedde-wale, weddewe etc. s. wede-.

we-de, wer da, jeder welcher; s. we, wer.

wede, st. m. Wald, Hölzung; Holz, Brennholz.

wede, st. sw. f. restis, vimen, zum Binden oder Flechten dienende Rute, Gerte oder aus solchen gewundener Strick, Strang, bes. von Weidenreisern; w. vri, die Freiheit sich im Walde weden zum Binden des fortzuschaffenden geschlagenen Holzes zu nehmen; zum Hängen gebraucht: mit der w. richten; bi (bei Strafe) der w.; to der w. gân, an den Galgen kommen.

wêde, n. Kleidung, Ornat (des Kaisers, des Papstes); dat w. to Aken, die in Kleidungsstücken Jesu und der h. Jungfrau bestehenden Reliquien in Aachen.

wêde, st. m.? f.? = wêt, Waid; wêd(e)-asche, sw. f. Waidasche, die besten Arten der Pottasche, cineres clavellati.

wede-bên, -bein, n. Schlüsselbein, spatula, subursum, subarsa, subircus, crus.

wede-hagen: ein wedehaghen waghen; vgl. weddewagen?

wede-hoppe, sw. m. Wiedehopf, upupa, ictura.

wêdelik = weidelik.

wedeke? wedeke doke, mit Waid blau gefärbte Leinen?

wedeme, f. m. dos, dotalicium, Wittum, Leibgedinge, bes. das, welches der Mann seiner Frau aussetzt; Dotation der Kirche, bes. mit Grundeigentum, kirchl. Grund u. Boden, spec. das Pfarrhaus, plebania, domus parrochialis.

wedemen, stiften, ausstatten, dotieren.

wedem-hof, -hûs, Pfarrhof, -haus.

wêden, weiden, as. wiodôn, jäten, Unkraut ausraufen; auch bildl.; trans. (kôl, vlas), vom U. reinigen; leder, enthaaren? schwerlich, da im 13. Jh. wedhen geschrieben; vgl. weichen.

wêden, adj. von Waid; mit Waid gefärbt, garn, rok.

weden, adj. von Ruten, Gerten geflochten; korf; wede ruse (Reuse; l. weden? Zss.?).

wêden-dunk = wodendunk.

weden-winde, edera = wedewinde.

weder, wedder, m. Widder, Schafbock, aries, u. Hammel, vervex; spec. ein einjähriger: 30 vette wedere und dat heten se enthere; ein Zeichen des Tierkreises; eine Belagerungsmaschine.

weder, wedder, n. Wetter, Witterung; Ungewitter, spec. (auch dat hillige w.) Gewitter, Blitzschlag.

weder, wedder, 1. pron. wer oder welcher von beiden, m. folg, ir, er, uter eorum; er weder, jeder von beiden; an weder sît, nach, an beiden Seiten. 2. conj. (später meist contrah. wer) in directen oder indirecten Doppelfragen m. folg. eder (ider, oder) oder efte (ofte): ob – oder, utrum – an; sei es dass – oder; entweder – oder, aut – aut; mit oder ohne Negation, auch: weder – noch, weder – noch, neque – neque; weder in einfacher Frage, indirect: ob; direct: an, num.

weder, wieder, wider, zurück, u. Zss., s. wedder.

wederen, wedderen, wettern, gewittern.

weder-, weders-dage, pl. die Tage, an welchen besseres Wetter eintritt oder herrscht, Frühlings- u. Sommerzeit.

weder-hane, Wetterhahn, ceruchus, ventilogium; -makersche, Wetter-, Gewittermacherin, Zauberin; -wandelinge, Witterungswechsel, jur. die schmerzliche Einwirkung desselben auf eine zugeheilte Wunde; -wicker, aruspex.

weder-winde, herba volubilis.

wêde-scherne, wedesch here (?) = wode-scherne.

wede-wale, Pirol, Pfingsvogel, oriolus, galbula, ictura, icterus, galgulus, chlorion, tereus.

wedewe, weduwe, wedue, sw. f. Witwe; de kerke blêf w., ohne Bischof; wedewelik, witwenlich; wedewêr(e), Witwer; wedewesche, weduersche = wedewe; wedewe-, wedueschap, wedewen-dôm, -stôl, Witwenstand.

wedewe, Entstellung (16. Jh.) von wedeme.

wedewe, serpentina j. columbrina, naderwort, eyn crut to arstedie; l. wede-wen? weddewen (Acc.) van den bomen, wohl: Epheu.

wede-wene, cicuta; vgl. engl. whin? vgl. wedewinde.

wêde-werk = weidewerk.

wêde-wesle, -wisle, -wensle, -wsle (= wusle?), cicuta, consa; vgl. ags. wode-wistle.

wede-winde, sw. f. 1. (h)edera, Epheu. 2. herba volubilis, v. alba, v. minor, Zaunwinde. 3. li-, lugustrum, auch wedewinden-blomen, -glocken (l. kl-?), Rainweide? Zaunwinde? 4. caprifolium, perychmenon (= periclymenon), Geissblatt. 5. cicuta, Schierling. – wedewinden-sap, n. als Medicin.

(wedik,) wedich, anetarius, Enterich.

wêd-isern, eisernes Instrument zum Jäten.

(wê-dungele,) Schierling; Zss. wêdungelen-wortel.

weer, contrah. Form für weder (Widder, Wetter, ob, wieder, wider).

wefe, wefen etc. = weve etc.; weffel, stamen = wevel.

wege, adv. (aus en, in wege) weg, fort.

wêge, Schale, Becher; as. wêgi, n.

wege (wige) u. wêge (weige), st. sw. f. Wiege; Dem. wegeken.

wêge, adj. nur im Comp. wêger und Superl. wêgest; s. wêger.

wege-blede, -blader, -bleder, pl. arnoglossa = wegebrêde.

wege-bode, Wägehalle.

wege-brêde, -breide, sw. f. (m.?) plantago, plantigena, planta major, arnoglossa, Wegerich. Zss. wegebrêden-blade, -sap, -sât, -wortele.

wê-gedân, adj. wie beschaffen, welcher Art.

wege-gelt, Wägegeld, -lohn; -hûs, Wägehaus.

wêgel = weigel.

wege-lage, st. f. Wegelagerung, Auflauerung, Hinterhalt; -lagen, sw. v. m. Dat.: jem. den Weg verlegen, auflauern.

wege-lange, sw. f. Rain am Wege, an der Landstrasse?

wegelik, beweglich.

wêgelik, adj. vorteilhaft, trefflich.

wegen, st. v. 1. intrans. wiegen, schwer sein; fig. Wert haben. 2. trans. wägen, ab-, zuwägen; up, sich kümmern um, Bedacht nehmen auf; de wegene, wogene mark silvers, die Mark als Gewicht; fig. erwägen, achten, schätzen, bedenken; kleine, lichte, ringe, weinich w., parvi pendere, Ggs. hoge; bewegen, schütteln, fig. erregen. 3. refl. mit, sich in Gewicht, Wert messen mit; up, sich an Gewicht, Zahl belaufen auf; to, wedder, sich kehren zu, wider.

wegen, weggen, sw. v. bewegen, von der Stelle rühren; heben, tragen; herunterbewegen, drücken; hin und her bewegen, schütteln; intrans. wackeln, schwanken; refl. sich bewegen, sich rühren; sich regen, thätig sein.

wegen, sw. (st.?) v. m. Dat.: gewogen sein, beistehen, sich verwenden für; wegen wesen m. Dat., günstig sein (st. wegende? = wêge? vgl. wêger, wogen).

wegen u. wêgen, weigen, sw. v. wiegen, cunare.

wêgen = weien.

wegen(e), sw. Gen. Pl. von wech, m. Adj., Numer., Pron. in adv. Ausdrücken: an einer Stelle, in einer Weise, z. B. mit aller (alder, alre), ubique; beider, utrimque; ettelker (etliker), alicubi, diversis locis; veler, multis locis, m. modis; mit van (an, dorch, to), präp. von seiten, in Hinsicht, auf Veranlassung, wegen, z. B. van der êner w., van der andern w., einer-, andrerseits; an beider w., beiderseits; van der w., deshalb; van miner w., meinetwegen; bes. m. dazwischentretendem Gen.: van Godes w., van hungers w., dorch siner sunde w., to unser stad w. (zum Behufe, zum Besten unserer Stadt); m. folg. Gen.: van w. des landes; in menig wegene, vielerwärts.

wegen-, wêgen-bant, fascia, linicia; -deke, Wiegendecke.

wegener, Wagner, curri-, rotifex.

wegen-, wêgen- (weigen-)kolte = wegen-deke; -leit, Pl. -lêde, Wiegenlied; -prêster, -ridder, Priester, Ritter, w. es schon in der Wiege wird (durch Simonie).

weger, Wäger, Wagemeister.

wêger, (eig. Compar. v. wêge) geneigt, günstig; vorteilhaft, nützlich; Superl. de wêgesten, wêgersten, wêgensten, die trefflichsten, tüchtigsten, besten (Bürger, Krieger etc.).

wêger, 1. = weiger. 2. s. wê.

wêgeren, weigern, u. Abl., s. weigeren.

wegeringe? pl.? (gemahlen, Wundmittel gegen Natternbiss) = ringele, eliotropium, solsequium?

wege-schêde, -scheide, st. sw. f. -schêdinge, -scheidinge, Wegescheide, Kreuzweg.

wegester, Wegweiserin, Führerin.

wege-stech, Fusssteig? -sturinge, Wegelenkung, das Innehalten der Richtung; -trede, centinodia, septenodia, proserpina, poligonia; -warenblomen, dionisia.

wegge, st. sw. m. Keil, cuneus; ein keilförmiges Weizenbrot, Wecke; hêt w., e. Art Wecken, w. warm gegessen werden. Zss. wegge-bret, Brett, auf w. die Wecken ausgewirkt werden; -brî, Brei von Wecken.

weggen = wegen, sw. v.; weggeren = weigeren.

wê-hertich, töricht, unvernünftig; traurig, betrübt.

wei = wadeke, Molken.

wei = wê, weh; wei-dage = wê-dage.

wei = we, wer, jemand; wei-de = we-de.

weichen, ledder, Leder durch Beize oder Fett weichen, geschmeidig machen. (Aus d. Hd.)

weide, f. 1. Weide, Futter, Nahrung; Weideplatz. 2. mal; s. weit u. anderweide.

weide, n. Eingeweide.

weide-budel, Jagdtasche, Brotbeutel, Bettelsack; -gelt, Einnahme, Abgabe von Jagd u. Fischerei; -hunt, velter, Jagdhund.

weidelik, 1. u. wêdelik, jägermässig, zur Jagd gehörig. 2. u. weiderlik, schön, stattlich, herrlich, prächtig, lustig, frisch; adv. weideliken.

weid(e)link, Fischerkahn, cymba, barca, linter.

weide-lût, »laut« (vom blasenden Jäger, bellenden Jagdhunde); -man, Jäger, Fischer; pl. -lude; -mes, -mest, Jagdmesser.

weiden, sw. v. 1. weiden, pascere. 2. (mit Falken) jagen, Jagd machen auf (na). 3. ausweiden, die Eingeweide ausnehmen.

weiden, 1. jäten. 2. adj. v. Waid; s. wêden.

weide-osse, bos pascualis; -schep, Fischerkahn; -spil = weidewerk 1; -tûch, Jagdgerät; -vogel, Jagdfalke; -werk, 1. Weidwerk, Jagd, Fischerei; 2. Jagdtiere (Hunde, Falken); -werken, Jagd oder Fischerei ausüben.

weiderlik = weidelik 2.

weidunge, alimentum.

weien, weigen, wehen (intrans. u. trans.); fächeln, durch Fächeln scheuchen; (Heu) lüften, wenden, (Korn) stäuben, worfeln.

weiel, weigel, m. = weier 2.

weier, weiger, m. 1. (Fächerer,) Worfschaufeler. 2. Instrument, um Luftzug zu erregen: Fächer, Feuerwedel, Kornstäuber, Worfschaufel.

weifelen, hin u. her schwingen, herum drehen; weifeler, unstäter, unzuverlässiger Mensch; weifeleren, sich schnell hin u. her bewegen, gaukeln; weifelerent, n. Possenspiel, Gaukelei.

weig = wei, we, wer, jemand.

weige, weigen, Wiege, wiegen, s. wêge, wêgen.

weiger = wêger, adj.

wei(g)eren, sich weigern; m. Dat. d. P. u. Gen. (Acc.) d. S.: verweigern, abschlagen; pass. pers. geweigert wesen.

weigerhaftich wesen m. Gen., verweigern, nicht thun wollen.

wei(g)erich, wei(g)erlik sik maken, sik ertogen, sik holden, sich weigern, widerstreben, hartnäckig sein.

weigeringe, Weigerung; des gerichtes, Widersetzung gegen Vollstreckung der gerichtlichen Execution.

wei(g)inge, flatus.

wei(g)-wint, (stark wehender) Wind.

weik, weike, weiken = wêk etc.

wein-bote, -bute, Ausbesserung des Wagens.

weinen, s. wênen; weinlik, s. wênelik; wein(e?), n. weininge, weinlicheit, lamentatio, Weinen, Schreien.

weinich, wênich, 1. adj. gemebundus, lugubris; klein, schwach, unbedeutend, gering; de wêniger-tal = minnertal (s. minner). 2. unflect. n. subst.: wenig, wenige; ein w., etwas, eine kurze Zeit oder Strecke; oft m. Gen.: w. volkes, etc. 3. adv. wenig, in geringem Masse, kaum.

weinicheit, geringe Anzahl.

weise, Waise, u. Abl., s. wêse.

weise? segghe my sunder w.; l. vreise?

weit = wêt, Waid.

weit, mal; z. B. vêr w., vier mal.

weite, weiten, Weizen, weizen, s. wête etc.

wek, flect. weck-, wach, munter.

wek = welk, welcher.

wêk, weich, zart, nachgiebig; w. holt, Weichholz; vom Winter: milde, gelinde, ohne Frost; weichmütig, gerührt; einem eine weke siden vinden, jem. durch Bitten gewinnen.

wêke, weike u. weke (wecke)? st. sw. m. f. 1. das Linament zur Offenhaltung einer Wunde, Charpie, Wundpflaster. 2. Lunte. 3. Docht?

wêke, st. f. Ort oder Vorrichtung zum Erweichen, Geschmeidigmachen eines Dinges.

wêke, sw. f.? Düngung, Dünger im Acker u. seine Wirkung; auch wêken-gare? oder l.: wêken, gare?

weke, (wecke), st. m. Weichen, Flucht; den w. (unde rugge) geven, den w. nemen, fliehen; fig. weichen, nachgeben, nicht widersprechen; einen w. krigen, e. Ausflucht finden, e. Vorwand etwas zu unterlassen.

weke, Woche; s. wekene.

wêke-bank, Bank, Tisch der Fischweicher; -brôt, Brotschnitte, mit Fleischbrühe übergossen.

wek(e)lik, -likes, -l(i)ken u. wekelink, -linge, -linges, adv. wöchentlich.

wêken, sw. v. weich machen, erweichen; vische, getrocknete Fische zum Kleinverkauf aufweichen; de braden, den Braten weichen, fig. eine Sache reif werden lassen, seine Zeit abwarten; fig. erweichen, milde stimmen, besänftigen; intrans. weich werden; Tauwetter werden.

weken(e) (weckene), st. f. weke (wecke), sw. f. Woche; tor w., allwöchentlich; Pl. de (ses) w., das Kindbett; weke (wecke, weken) sees (seis), unfl. f. anord. vika sjôvar, ein nautisches Längenmass von etwa 1 Meile oder 4 Seemeilen bis (grote w. s.) 1¼ M. oder 5 Seem.; auch bloss weke? (Stralsund. Chron. 1,17.)

weke(n)-dêner, ebdomadarius, septimanarius; -gelt, -lôn, Wochenlohn; -hêre, Priester, w. den Wochendienst hat; -penninge, solidi ebdomadales; na, bi wekentale, nach Wochenrechnung, wochenweise; -woker, Zinsen, wochenweise berechnet.

wêk-holt, Weichholz.

weker, (Nacht)wächter.

wêke-wedder, Tauwetter.

wêkicheit, weikecheit, mollitia.

weklik = wekelik.

wêklik, adj. zart, milde; weichlich, schwach. Subst. wêklicheit.

wêklik, adv. zu wêk; w. salten, schwach salzen.

wêl, m. eine von Sturmflut hinter dem Deiche ausgespülte Tiefe, Kolk.

wêl, n. ? (u. wêle, f.?) Nonnenschleier, frz. voile, lat. velum.

wêl, n. Rad.

wel, wēl (westl.) = (östl.) wol, wer, jemand.

wēl, st. m. wele, f. welede, gew. wēlde, f. delicie, voluptas, abundancia, Wohlsein, -leben, -behagen, Lust, Vergnügen; Munterkeit, Ueppigkeit, Uebermut, Mutwillen.

welcheit, macies.

wēl-dage, pl. m. u. sing. f. gute Tage, herrliches, üppiges Leben.

welde, st. f. Gewalt, Gewaltthat, s. walt I.

wēldelik, Lust erregend, üppig, lecker.

welde-, woldel(i)ken = weldichliken.

welde-meister, Gewalt-, Befehlhaber.

weldenêr(e), waldener, woldener, 1. Gewalthaber, Herr. 2. u. welder, der sich Gewalt anmasst, mit G. etwas durchsetzen will, Gewaltthäter, Frevler.

weldich, waldich, woldich, gewaltig, mächtig; vornehm, einflussreich; v. Sachen: stark, gewaltig; de weldige hôp, hupe, Gewalthaufe, spec. das Hauptheer (Ggs. de verlorene h.); de w. hant, die gewaltthätige Hand, Gewaltthat.

wēldicheit = wēlde, s. wēl.

wēldicheit, woldicheit, Gewalt, Macht; als Titel: juwe w.

weldichlik, adj. gewaltsam.

weldich-, waldich-, woldichlike(n), adv. mit Gewalt, gewaltsam, eigenmächtig.

weldigen, adv. gewaltiglich.

weldigen, waldigen, über-, bewältigen; jur. ênen in ên gût (erve), ênen (ênem) wes (wat), in gerichtlichen Besitz geben, Eigentumsrecht zusprechen.

wēldigen, deliciari, delicias habere.

welek = welk, pron.

welen, sw. v. fröhlich, guter Dinge, ausgelassen sein.

welen, sw. v. welken, trocknen.

welen, sw. v. wählen (16. Jh., aus d. Hd.).

welfte, n. Gewölbe.

welich, wohlig, vollkräftig, munter; üppig, geil; übermütig, mutwillig, ausgelassen; welige dage = weldage; als Titel: w. knape, strenuus.

welich-lik, adj. üppig, mutwillig, leichtsinnig; -like, adv.

welicheit, Wohligkeit, Wohlbehagen, Munterkeit; Wollust, Mutwille, Ausgelassenheit.

weligen, kräftig, üppig sein oder werden.

welik = welk, pron.

welinge maken, Uebermut treiben?

welinge, das Welken, Dorren.

welinge, Wahl (16. Jh., aus d. Hd.).

wêlinge, Strudel, Wirbel im Wasser; als Name: der Mündungsstrom der Westerschelde an der flandrischen Küste.

welk, pron. interr. u. relat.: welch; ohne Subst. (ntr. welk, welket, welkent): wer, was; indefin.: irgend welch, i. wer, pl. einige. Selten m. Gen., nur häufig mit (selten vorhergehendem, meist) nachfolgendem ere (ire, ore), eorum, auch mit diesem zusammen wachsend; welker (welkir, -or, -ar, -ur), flect. welkeres etc.; so w. = swelk; oft vor dem relat. welk, welker noch de (ntr. auch twelke), ebenso nach (w. de, de dar, de de), selbst: de w. de, wobei beide oder alle drei Pron. flectiert werden; auffällig: des welke geist, cujus spiritus.

welk, welk, dürre; welken, welk werden.

welk-ent, (an welchem Ende) wo.

welkent, welker, pron. s. welk.

welker, Walker, fullo.

welkeren, volvere, volutare.

welker-hande, -lei(g)e, welcherlei, von welcher Art; welkerlei-wîs, auf welche Weise, wie.

welk-hent, (nach welcher Hand, Seite) wohin.

welkich = welk, pron.

welle, f. Rundholz, drehbarer Cylinder, Welle, Walze (in der Mühle, am Krahn, Schleifstein etc.); (cylinderförmiges?) Reisigbündel.

wellen, st. v.? intrans. rollen, sich wälzen; tosamende, gerinnen.

wellen, sw. v. 1. aufwallen machen, aufkochen, eben sieden lassen. 2. zusammen schweissen; wellet tuigh, zusammengesetztes Eisengerät.

wellen = willen, wollen.

wellen-holt, Wellbäume, Holz zu Wellen.

wellen-lepel, Herdspiess der Schmiede zur Beseitigung der Schlacken.

welleren, mit Holzstäben, Rohr oder Strohbüscheln, w. mit Lehm beschmiert oder getränkt sind, eine Balkenlage überziehen, ein Fachwerk ausfüllen; weller-want, eine so gefertigte Lehmwand.

wellik = welk, pron.

wellinge, Aufkochung, coctio; concr. Brühe, Brei, Suppe, jusculum, polenta, pulmentum, sorbicium.

welp, n. m. welpen, n. catulus, das Junge des Hundes, Wolfes, Löwen u. ähnlicher Tiere; Dem. welp(e)ken; welpes wise, wie ein Hündchen. Daher der Name Welpe, sw. m. Welfe.

wels, m. Wels, mullus.

welsch, welsch; platanus, lon vel welsche (Chytraeus, nomencl. Saxon.; es fehlt ahorn, alhorn?).

welte-blok = walte; gân als ein w., schwerfällig gehen.

welteren, walteren, wolteren, trans. wälzen, rollen; intrans. u. refl. sich wälzen.

welve, n. Gewölbe; -stên, Gewölbestein.

welven, sw. v. wölben.

welven = wilven.

weme = wedeme.

wemel (wemmel), m. e. Art Nagelbohrer, engl. wimble; wemelen, bohren.

wemen kriten, pemes, Kreide, Bims zerstossen, zerreiben. L. wriven? vgl. wemen, quetzen, wonden, vulnerare (Teuthonista).

wemmen, wimmeln, sich rasch durch einander bewegen, sich über einander wälzen, sich quetschen?

wê-modich, 1. tief betrübt, bekümmert, voller Schmerz. 2. kleinmütig, verzagt, schwach. Adv. -modigen, -modeliken.

wê-môt, m. -modicheit, Betrübnis, Traurigkeit; Weh-, Schwermut; Kleinmütigkeit; Kummer, Verdruss; trauriges Schicksal, Schmerz, Leid.

wen, wende, s. wan, wante; wen-dages, s. wandages.

wende-isern, epigarium, ferrum in quo veru vertitur.

wende-lage = windelage.

wendelen, rotare.

wendeler, Wanderer, Reisender; Pilger; Landstreicher.

wendel-mere, n. das rings um die Erde sich windende Weltmeer.

wenden, sw. v. 1. intrans. sich wenden, umkehren; ein Ende nehmen, aufhören, sein Bewenden haben; sich erstrecken, reichen; an m. Dat.: ein Ende machen mit, ablassen von; to, sich kehren zu, sich wohin richten, sich neigen zu. 2. trans. kehren, umwenden, den rugge; den haveren, umstechen; de braden, den Bratspiess drehen, fig. Handlangerdienste leisten; abwenden, aufhören machen; ovele, übel auslegen; in, to, verwenden auf, verdrehen zu, in eine andere Sprache übersetzen; van, abwendig machen von; gewant, eingerichtet, beschaffen, verfasst, beteiligt, an-, zugehörig. 3. refl. sich umwenden, weggehen; sich wenden, sich ändern.

wenden, wendene, woher; meist van w.

wende(n)-, (wendel-) hoike, -heike, sw. m. der den Mantel nach dem Winde dreht, ein (bes. in der Politik) wetterwendischer Mensch, vertitoga, versipellis.

wende-tît: in der wendtyd to deme roggen; vgl. d. folg. W.

wende-varen, offringere, strekeden Acker zum zweiten Male, der Quere nach pflügen.

wende-vlêsch, Rind- u. Schaffleisch, w. d. nichtzünftigen (urspr. wendischen) Schlachter oder Speckhöker von Michaelis bis Weihnachten in halben u. Viertel-Stücken (to wende-markede) verkaufen durften (Rostock, Stralsund).

wendich werden, umkehren, einkehren, aufbrechen; maken, zum Stillstand bringen, zur Umkehr bewegen.

wendinge, Wendung, Umkehr.

Wendinne, Wendesche, Wendin, Slavin.

Wendisch, wendisch, slavisch; im früheren Wendenlande belegen (von Hansestädten).

wene, struma, Geschwulst, Beule.

wene, s. wan, conj.

wene-holden: de richter ne schal nicht na w. unrechte sentencien gheven, nach Gunst, eig. Begünstigung von Freunden, Verwandten (as. wini); Dat. Pl. von -holde (-holt?), oder Infin.? Vgl. Germania 6, 285. 19, 54.

wênelik, adj. weinend, jämmerlich, kläglich, traurig.

wenen, wennen, sw. v. 1. gewöhnen. 2. entwöhnen (von der Mutterbrust).

wênen, sw. v. wähnen, mutmassen, irrtümlich meinen.

wênen, weinen, sw. v. weinen; beweinen, beklagen. Inf. subst. wênent.

wênendich, gemebundus, lugubris.

wênentlik, adj. = wênelik.

wen-êr = wannêr.

Wenet, Gen. Wenedes, ältere Form für Went.

wengelîn, wengel, n. Demin. zu wange.

wenger, Fensterbank, -brüstung? auch: scamnum prae foribus.

wen-holt: dat wart geholden na wenholte, na wenholte leep de schyve (d. Glücksrad); das W. ist aus wenholde entstellt, s. weneholden.

wênich, s. weinich; wênink, adv. wenig.

wêninge, weininge, fletus, vagitus, lamentatio.

wenke, s. wenneke.

wenken, sw. v. nutare, (con)nivere, (mit den ogen, vingeren) e. Zeichen geben, winken.

wenker, nictitator; wenkinge, nutus.

wênlik, weinlik = wênelik.

wenne, conj. s. wan, conj. I und wan, wanne, wann, wenn, u. wante, denn, weil.

wenne, wennen, woher; auch van w., van wene(nde).

wenne-gelt, »arrha des Schweinehirten, damit er die Schweine zur Weide gewöhne« (?); = winnegelt, An-, Handgeld?

wenneke (wenke), f. anabolodium, toga, lodix, penula, linea vestis, l. v. feminarum; es scheint ein weites, grobes Kleidungsstück zu bezeichnen, Männerkittel u. Frauenrock; auch Tracht der hinzurichtenden Verbrecher.

Went, st. m. fl. Wendes, Wende, Slave; Zss. Wentlant.

wennen, sw. v. = wenen.

wennêr(e) = wannêr.

wennink = winnink.

wente (went), spätere gew. F. f. wante, bis, u. denn, weil, dass; nicht selten auch f. wan, nur, aber, als; bisw. f. wan, wanne, wann, wenn.

wente-gût = ventegût, merx venalis.

wentelen, wälzen; intrans. rollen, sich wälzen. Subst. wentelinge.

wepe, f.? cyma (Schössling, Dolde?); Hagebutte, cornum (auch die Frucht des Weissdorns u. die Kornelkirsche?); wepeken, arbutum; wepeke, wepen-, wepeken-bôm, wepen-, wep-, wepich-dorn, cornus, bedegar, ramnus, vepres; wepen-dorn-busch, vepres.

wêpenen = wapenen, waffnen.

wêpener (wêper), armiger, decurio, pugnator, Gewaffneter, Knappe (= knape van wapene), Kriegsknecht, Krieger.

wep(e)-tzagelen, schwanz-, schweifwedeln.

weppe, sw. f. = wippe, Hebel der Thürklinke.

wer, s. weder u. were.

weraftich, -achtich, wehrhaft, bewaffnet, kriegstüchtig (v. Menschen u. Orten).

wer-broke, st. m. = weregelt, Wergeld.

werde, adv. wert, lieb; mi is w. to, mir ist angenehm, ich freue mich über.

werde, st. f. Wert, Preis, Gehalt; Trefflichkeit, Würdigkeit; Würde, hoher Stand; Geltung, Ansehen; Achtung, Verehrung; van werden, der Mühe wert; ringer werde, van gînre w., von geringem, keinem W.; bi, in werden, gültig, in Kraft; in guder w. holden, in gutem Zustande halten, nicht verkommen lassen; koninklike w. als Titel: Majestät.

werde, sw. m.? Insel: werden, ciclades.

werdein, sw. st. m., Pl. werdein(e)s u. -deien (l. -deinen?), Wardein, Wertbestimmer von Tuchwaren u. Münzwährung (u. Edellmetallwaren), (zwei städt. Beamte); ihr Amt: wardeinen-amt, wardeinschop.

werdel(i)ken, adv. = werdichliken.

werden, st. v. I. intrans. werden, entstehen, geschehen; m. Dat. zuteil werden, bekommen; m. präd. Subst. oder Adj. II. Hülfsverb: 1. m. Partcp. Präs. oder (nur das Präter.?) m. Infin. (auch mit to vor dem Infin.?), um den Anfang, Eintritt einer Handlung zu bez. 2. m. Partcp. Präs. oder Infin. zur Umschreibung des Futurs u. Conditional. 3. m. Partcp. Perf. zum Ausdruck des Passivs.

werden, sw. v. wert schätzen, achten.

werdenêre = werdein.

werder, m. n. Werder, Insel (ohne Unterschied der Grösse, z. B. von Cypern); Halbinsel.

werder = warder, Wärter.

werder-bort: navis que dicitur gewerderbordet; l. gewaterbordet, mit Wasser-, Setzbord?

werdêren, den Wert bestimmen, taxieren, schätzen, beurteilen; Wert verleihen, würdig, wertvoll machen.

werdêrer, Abschätzer, Taxator.

werdêringe, Abschätzung der Güte, des Wertes, Preises.

werdich, wert (m. Gen.), würdig, edel, angesehen; w. sîn = sik werdigen? oder: gewärtig, bereit, willfahrend? Adv. werdigen, werdich-, werdeliken.

werdicheit, Würdigkeit, innerer Wert, Bedeutung; äussere Würde, hoher Stand; Ansehen, Ehre, Auszeichnung; Feierlichkeit, Festlichkeit, Pomp; als Titel: juwe w.

werdie, f. Wert.

werdigen, den Wert schätzen und bestimmen, wardieren, taxieren; wert halten, ehren; refl. geruhen, die Gnade haben, dignari.

werdinge = werdêringe.

werdinne, Ehefrau, Gattin; Hausfrau, -herrin; Gastwirtin; hospita, materfamilias, matrona, iconoma.

wêre, adj. wahrhaft, sicher, zuverlässig, treu.

were, st. f. 1. Abwehr, Verteidigung, Widerstand; kriegerische Unternehmung; jur. Verteidigungsmittel, Einrede im Process, das Recht sich in eigener Sache durch Selbstzeugnis zu reinigen. 2. concr. alles was zum Widerstand dient; Rüstung, Waffe(n), Festungswerke, Flotte; Bewaffnete, Heer, Besatzung; ummelopende w., Brustwehr, Gallerie.

were, st. f. 1. Gewährleistung, z. B. keinen weiteren Anspruch zu erheben, zukünftige Handlungen (des Vormundes) zu genehmigen, bes. die Gewähr, w. der Verkäufer etc. dem Erwerber betreffs des Gegenstandes und seines Rechtes daran, w. der Kläger dem Beklagten betreffs der Durchführung des Processes u. der Sicherung d. Beklagten gegen etwaige Ansprüche Anderer leistet. 2. Geldwährung, Münzfuss. 3. das Innehaben, Gewahrsam, Besitz, Besitzrecht; in lênschen, pandeschen weren hebben, als Lehen, Pfand besitzen. 4. Besitz in concr. S., bes. Haus und Hof; Hofstelle; tenthaftich w., area decimalis. 5. m. Adj. zur Umschreibung eines Adv.: in stillen, hêmeliken weren, in der Stille, heimlich.

wer(e), n. Hinderung, Widerstand, Streit, Unruhe, Wirrung, Aufruhr; concr. Hindernis, spec. Stauwerk im Wasser, Fischwehr.

were, sw. m. Gewährsmann, Bürge.

were-bote, -bute, st. f. Strafe für Unrichtigkeit oder Bruch der were, Gewähr.

wer(e)-gelt, n. (eig. Preis des Mannes) Wergeld, Geldbusse für Totschlag oder Verletzung; auch gewisse Tiere haben ihr Wergeld.

wer(e)-gelt, n. Geld von richtiger, guter Währung; ebenso: -mark, -silver, -vêrdink.

wer(e)-haft, -haftich, ältere F. f. weraftich.

wer(e)-hûs, propugnaculum, befestigtes Gebäude, Bergfried etc.

werelt, ältere F. von werlt.

wer(e)-mark, s. weregelt II.

wêren, vereficare; wêrt, ghewêrt, vereficatus; sik w. in den hilligen, eidlich versichern.

weren, sw. v. 1. schützen, verteidigen. 2. wehren, hindern; verhindern, -wehren, abhalten, -wehren. 3. intr. stauen, ein Fischwehr anlegen; in dem magen, der blase, die Verdauung stören, den Harnfluss hindern. 4. refl. m. Dat. d. P. oder Gen. der S. (oder vor oder to u. Inf.): sich wehren, sich verteidigen, sich sträuben, sich weigern, sich erwehren. – mit werender hant, mit Waffengewalt.

weren, sw. v. 1. intrans. währen, dauern. 2. trans. jem. sicherstellen, ihm Gewähr leisten; êneme êner sake, jem. für etwas einstehen.

werent = warent, Gewährsmann.

werentlik = werltlik, weltlich.

werer, scismaticus.

wer(e)-silver, s. weregelt II.

were-wort, hindernder Einspruch, Widerspruch.

werf, warf, m. 1. Kreis, z. B. für das Gericht im Freien, zum Zweikampf. 2. die im Kreise zur Beratung, zum Gericht oder um den Kreis zum Schauen u. Hören versammelte Menge, überh. Versammlung, Schar, Haufe. 3. spec. Gericht.

werf, warf, m. (n.) Werft, von Erde aufgeworfener Hügel zur Sicherung gegen Ueberschwemmung, in der Stadt auch ein Damm, ein durch Bollwerk oder Mauer geschütztes Ufer; bes. die so erhöhte u. gesicherte Haus- oder Hofstelle.

werf, warf, n. Geschäft, Unternehmen, Vorhaben, Angelegenheit; Werbung, Anliegen, Gesuch, Bitte; Auftrag, bes. Botschaft; Gewerbe, Beruf; dat w. werven, die Bestellung ausrichten (auch dat w. naseggen), den Auftrag vollführen; sîn w. tên, auf e. Geschäftsreise gehen; des rades w. riden, in Geschäften des Rates ausreiten; euphem. sines werves gân, propter naturae suae commodum.

werf, warf, mal, s. werve.

werf-henge (-hange), pl. Drehhaspen? Riegelhaken? (am Hause; zu Thüren u. Fenstern?)

werf-stede, Haus- u. Hofstelle in der Marsch.

werft, Salweide; adj. werveten holt.

werften-bôm, Webebaum, liciatorium.

werf-vrede, Gerichtsfriede.

wer-gat, n. Durchfahrt in den Wehren, Stauwerken eines Flusses.

wer-gerichte, n. Gericht über Totschlag, Mord? vgl. vârrecht.

werich, 1. vom Gelde: die richtige, volle Währung habend. 2. w. unde weldich (woldich) m. Gen.: in rechtlichem, vollem Besitze seiend, die volle Gewalt, Befugnis habend.

weringe, 1. Geldwährung, Münzfuss. 2. warandia, Sicherstellung, Gewährleistung, z. B. des Kaufmanns für seine Ware. 3. Besitz, Besitzrecht; in lênscher werunge, als Lehen. 4. concr. probehaltige, gute Ware oder Münze.

weringe, Hinderung, Irrung, Streit, scisma.

werk, wark, n. Werk: 1. Tätigkeit, Arbeit, Verrichtung; dat w. des lesens, die Handlung des Lesens; theol. de guden werke; quade werke, böse Thaten; von der Begattung: natûrlik, echte, êlik w.; Angelegenheit, Amt; Mühe: ênem w. dôn, jem. zu schaffen machen; sîn vulle w. hebben mit, genug womit zu thun haben; gein w. maken af, van, kein Wesens, Aufhebens machen von; to werke bringen, betreiben, in Gang, zu Stande bringen: to w. komen, zur Ausführung kommen; zur Thätigkeit kommen, (auch: int w. k.) in Kampf geraten, handgemein werden; to werke gân mit, ans Werk, ins Zeug gehn. 2. concr. das Gearbeitete, Product der Arbeit, bes. der Handwerker (in Zss. glasewerk, malew. etc.), spec. das Meisterstück; Bau, Gebäude, Turm, auch Stockwerk; Belagerungswerkzeug, Kriegsmaschine, Geschütz; guldene w., Goldgerät, -schmuck; vom Leinen: brêt, smal w.; sneden w., s. sneden. 3. Arbeitsgerät, Werkzeug. 4. Material zur Arbeit, spec. Pelze, Felle; Werg, Hede; Metall (menged w.), in der Münzerei die zur Ausprägung einer bestimmten Anzahl Geldstücke gemischte Masse. 5. w. van honige, Bienenwerk, Honigwaben, Wachszelle. 6. Berg-, Hüttenwerk. 7. Gewerk, Amt, Innung, Zunft; to werke setten, in die Zunft aufnehmen; dat w. eschen, orloven, winnen, die Aufnahme in die Z. muten, gestatten, erlangen; to vullem werke, mit voller zünftigen Arbeits- u. sonstigen Berechtigung.

werkachtich, activum (grammat.).

werk-bode, -bade, sw. m. Amts-, Innungsbote.

werke, n. licium, filum innodatum tele.

werke, sw. m. Arbeiter; Innungsmitglied.

werkel-dach, Arbeits-, Wochentag; -dagesch, adj.; -dât, Arbeit oder Handlung, die man an Wochentagen verrichtet.

werken (warken), sw. (st.?) v. 3. Sg. Präs. werk(e)t, wirkt, wercht, wrecht, wracht; Prät. worchte, wrachte, wrochte, werkede, (Theophil. I, 822 st. wark); Partcp. (ge)wercht, -worcht, -wracht, -wrocht. 1. intrans. wirken, handeln, thätig sein, arbeiten. 2. trans. be-, er-, auswirken, schaffen, thun, machen, verfertigen, hervorbringen; spec. weben, sticken, schmieden, Teig wirken, den Acker bestellen, zäunen, einhegen. 3. refl. sich anstrengen, sich bemühen, streben.

werken, adj. von Werg, heden.

werke-note, s. werknote.

werker, 1. Thäter, Bewirker; Schöpfer. 2. Arbeiter.

werk(e)s-man, Zunftarbeiter, w. nicht Meister ist, Geselle.

werke-stein, s. werkstên.

werk-garn, Garn von gebrauchten und wieder aufgelösten Kabeltauen; -genote, s. werknote; -golt, Gold, w. aus alten Gefässen etc. zusammen geschmolzen ist? -hillich, werkheilig.

werkich, operosus.

werkinge, Thätigkeit, Wirksamkeit, Einwirkung.

werk-klocke, Arbeitsglocke; -knape, der öberste Bäckergeselle; -knecht, Handwerksgeselle; -koste, f. Meisterschmaus; -lôn, Stücklohn; -man, operarius, opifex, spec. Handwerksmeister; -mest, -metz, alisorium, Schustermesser; -mêster, 1. Innungsvorsteher, Aeltermann; 2. Kriegsingenieur, Zeugmeister; 3. Kirchenvorsteher, -rechnungsführer; -note, Innungs-, Zunftgenosse; -plegere, Aufseher einer Grube im Bergwerk? sein Amt: -plegerschup; -stede, f. Werkstätte; -stên, der gewöhnliche Bernstein mittlerer Grösse und Güte; -toln, der Zoll auf der Insel Neuwerk; -towe, n. Arbeitsgerät; -vat, Schwärzkübel der Schuster; Schmelztiegel? Fass für Waren; -vinster, Ladenfenster des Handwerkers.

werlde-lecht, das alles erhellende, strahlendste Licht (bildl. von Jesus).

werlik, bewaffnet, streitbar.

werlik, dauernd, eingewurzelt? hinderlich, störend? de olde werlike hoyste (Husten).

werlik = werltlik, weltlich.

wêrlik, -like, -liken, adv. wahrhaft, -lich, gewisslich.

wer-lôs, wehrlos, ohne Waffen oder kampfunfähig; sik w. geven, die Waffen niederlegen, sich ergeben.

werlt (werlde, werlit, werle), st. f. Welt: 1. Welt-, Zeitalter. 2. die Schöpfung, das Weltall. 3. die Erde; fig. Reichsapfel. 4. die Menschheit; al de w., jedermann; de mêne w., die Laienschaft. 5. das weltliche, sündliche Leben (Ggs. geistl., himmlisch. L.); sik der w. begeven, ins Kloster gehen.

werlt-kundich, allgemein bekannt.

werltlicheit, Weltlichkeit (Ggs. geistlicheit); weltl. Gerichtsbarkeit; Rechte, Würde weltlicher Fürsten.

werltlik, weltlich, irdisch; irdisch gesinnt, sündlich; de werltliken, die Laien.

werlt-wîs, vor allen Menschen, sehr weise.

wermen, 1. wärmen, calefacere. 2. = warmen.

wermede, st. f. wermenisse, st. f. Wärme.

werminge, Erwärmung, Wärme.

wermode, -mede, sw. f. -môt, n.? warmode, -m(e)te, -môt; wormode, -m(e)de, -m(e)te, Wermut; wermodes-, warmeten-, wormeten-bêr, Wermutbier; woͤrmeten-wîn, absinthites; wormeten-grose, frisch ausgepresster Wermutssaft.

wer-môs, s. warmôs.

wernen, werninge, s. warnen etc.

wernisse, Wirrnis, Verwirrung, Streit; Hindernis.

werpe, stamen, licium.

werpede, n. Einschlag, -trag d. Gewebes.

werp(e)-gelt, 1. Entschädigung für das Auswerfen von Ladung in Seenot. 2. Lohn für Kornumstechen.

werpe-gût, in Seenot über Bord geworfene Waren.

werpel-klôt, spinnenklôt, turbo.

werpen (warpen), st. v. werfen, schleudern, schmeissen; bewerfen (mit lungen, mit Zweigen, etc.); techn. die Kette des Gewebes machen; würfeln, ogen w.; gût, auch abs., Ladung in Seenot über Bord werfen; dat lôt, dat mestken (mittels Messerwurfes), losen; dat lôd, die Tiefe des Meeres, die Neigung einer nicht senkrechten Mauer messen; korn, worfeln, umstechen; van (up) der hût, das sog. Fuchsprellen; fig. die Ware im Preise heruntersetzen; sine ogen, sinen torn, unmôt, sine unhulde, êne ticht w. uppe; w. van, vertreiben, verstossen. Refl. to, sich anschliessen an; tohope, tosamene, sich versammeln, sich vereinigen; ute der havene, das Schiff mittels des Werpankers aus dem Hafen ziehen; wedder, sich auflehnen gegen.

werpinge (warpinge), die Erleichterung des Schiffes durch Ueberbordwerfen der Ladung; = werpegelt.

werp-ledder, f. Wurfleiter (zu Rettung bei Feuersbrunst).

werp-ût, das Spiel des Fuchsprellens.

werre, st. m. Hofbesitzer (vgl. were)? Ehrentraut, Fries. Archiv I, 465.

werre, n. sw. m. st. f. Verwirrung, Wirrnis, Hindernis, Zwietracht, Streit, Unruhe, Aufruhr.

werren, st. v. Partcp. (ge)-worren und -woren (-waren), m. Acc. oder Dat. verwirren, Wirrnis, Zwietracht schaffen, zuwider sein, schaden, hindern, stören, bekümmern; w. (werrende wesen) twischen, Entzweiung, Streit verursachen, oder ênem to ênem (up ênen), jem. Grund zur Klage, Erbitterung gegen jem. geben. Refl. in, sich worin verwickeln, sich womit zu thun machen; under einander, sich veruneinigen, sich erzürnen.

werrer, scismaticus.

werringe = werre, n.

wers, adv. comp. schlimmer, übler, schlechter, niedriger, geringer, weniger; also he wers oder Sup. werst kunde, so schlimm als ihm nur möglich war; weiter compar.: werscher.

werschap = warschap, Gewährschaft, Vertretungspflicht.

werschap, -schop, -schup = wertschap; bes. im Verb werschapen, -schopen ist die Elision des t gewöhnlich.

wer-stein, lapis militis (Belemnit?).

wert, m. Hausherr, -wirt; Ehemann; Herr, Meister, Principal; Gastwirt; hospes, paterfamilias, patronus, iconomus.

wert, n. Kaufpreis, Wert; Geltung, Ansehen; nicht des werdes dregen, nicht viel eintragen; bi wert, angesehen.

wert, adj. wert, geltend, kostend, verdienend (m. Gen.); wertvoll, kostbar; würdig, trefflich, edel; lieb, teuer, angenehm; Compar. m. instrum. dê: men sal en dê werder nicht holden. man soll ihn nicht desto höher schätzen, d. h. grade darum gering schätzen.

wert, to – wert, gerichtet; s. wart.

werte, wert, st. f. Würze, d. ist das Bier, bevor es »gestellt«, d. h. durch Gest oder Hefe zum Gären gebracht ist; es wird gefasst in dem wert-troch, dann gestellt in der bodene.

wertlik = werltlik, weltlich.

wert-man, Vornehmer, Mann von Stand u. Bedeutung.

wer(t)schap, -schop, -schup, f. n. 1. Bewirtung, Gastmahl, Festlichkeit, bes. Hochzeitsmahl, Hochzeit; fig. vom Abendmahl; de paschlike w., Osterfest; de w. des hilligen lîchams, Frohnleichnamsfest. 2. Wirtschaft, Haushaltung. 3. concr. weyrschep, Speiseschrank.

wer(t)schapen, -scho(p)pen, -schuppen, wirtschaften, eine Gasterei halten, Hochzeit feiern, schmausen, wohl, in Freuden, in Herrlichkeit leben.

wer(t)schapes-penninge, Festpfennige (zu St. Johannis Fest).

werve, warve, st. sw. f. vertebrum, glomellus est nodus iste qui intenditur fuso, spondylus est alabrum et est lapillus pendens in fusa, ger(n)odium, Wirtel an der Spindel u. Haspel, Weife, Garnwinde? Spuleisen?

werve, f. Werft; n. Gewerbe, Anliegen; s. werf.

werve, warve, f. eig. Drehung, Turnus; mal; meist apokop. werf, warf; eine, twê w., einmal etc.; ander, derde w., zum zweiten etc. Male; mennich w., oftmals; lest w., letztens, jüngst; volgender w., in der Folge, hernach; wo werve, wie oft; in Multiplicationszahlen werve(n): veer werven sesse, mit hundert werve dusenden.

werve-bôm, Webebaum, liciarium, liciatorium.

wervel, m. Wirbel im Wasser, gurges; Wirbelwind, turbo; Wirtel an der Spindel; ein Instrument der Reepschläger: die Haken (engl. whirls) der Krone? das Hoofd? compages, junctura, Gelenk: Wirbelbein (verticulum, spondylium)? Wirbel, Riegel an der Thür, vertinellum; an Kannen: Scharnier?

wervel, Salweide; adj. wervelen rode (Gerte).

wervel-top, cincinnus; das vordere Ende des Rückgrats? v. Pferden; -sêk, drehkrank? v. Schafen.

werven, st. v. thätig sein, handeln; verhandeln (twischen); sich bemühen um, trachten nach (umbe); ein Gesuch stellen, einen Auftrag, eine Botschaft ausrichten (an, to, mit jem.); trans. betreiben (sake vor Gericht, vgl. werf), sich bewerben um; ausrichten, vollführen, (sinen willen) durchsetzen; gewinnen, erwerben, anwerben; dat lant, Aufenthaltsrecht erlangen; bisw. verbunden winnen unde werven.

werver, werves-man, Geschäftsträger, Unterhändler, Sendbote.

wer-vêrdink, s. weregelt II.

wervesam, thätig, betriebsam.

werveten, adj. s. werft.

werve-vinster, Dreh-, Schiebefenster (im Kloster).

wervinge, warvinge, Geschäft, Thätigkeit; Werbung, Betrieb; Botschaft, Mitteilung; Erwerbung, Gewinn.

wer-wart = warwart.

wer-wulf, -wolf = warwulf.

wes, Gen. Sg. von wat, sehr häufig für Nom. u. Acc.: was, (irgend) etwas. (Der Grund dieses Gebrauches ist wohl im partitiv. Gen. u. bes. im von nicht abhäng. Gen. zu suchen.)

wesaftigen, adv. im Wesen, in Wirklichkeit, von Natur.

wesche = weseke.

wesche-minthe, costi (eine mentha? lysimachia nummularia?).

wescher = wâtsak.

wescher, weschersche, wescherie, wescherinne, s. wascher etc.

wêse, weise, sw. m. Waise; der Edelstein in der deutschen Königskrone.

wese, st. sw. f. Wiese, pratum (wird der wische gleichgestellt, aber auch davon unterschieden).

we-se = we-so.

wese-blome, anthemura, caninola (anthemis, chamomilla? vgl. canineca, colchicum, Gloss.).

wese-, wēs-bôm, Wiesbaum auf einem Fuder Heu, Stroh, Getreide, pratale.

wesecheit, orbitas.

weseke, sw. f. = wase, amita.

wêseke(n?), Dem. zu wêse.

wêse-kint, Waisenkind.

wesel(e), st. sw. f.? wese(l)ken, n. Wiesel.

weselik, wesen(t)lik, wesenthaft, wesentlich, wirklich; gebührlich, schicklich; durchschnittlich, mittelmässig, gewöhnlich; dauernd, beständig; w. older, gesetztes Alter; adv. wesel(i)ken, wesentlik.

wesemôt, -mût (-munt?), Wismut, plumbum cinereum.

wêsen, weisen, orbare.

wesen, unreg. v., Inf. wesen, sîn, Partcp. Prät. (ge)wesen, (ge)wes(e)t, d. zsges. Zeiten mit hebben oder wesen (sîn): sein, existieren, vorhanden sein, sich befinden; ênem wat w., schuldig sein, schulden; dem is so, das ist, verhält sich so; m. Gen. angehören, eigen sein; w. na, sich Mühe geben um, trachten nach; m. Dat. u. umme, woran gelegen sein; mi is wunderliken to, ich wundere mich über; vor(e), entgegen, nicht willens sein, verhüten, sorgen für; wêre dat, falls; w. mit Partcp. Präs. (auch mit Apokope des d oder de) zum Ausdruck der Dauer einer Handlung, z. B. ick bin seggen(de); m. Partcp. Prät. zur Bildung des Passivs; lât w. dat, wenngleich.

wesen, wesent, n. Wesen, Sein, Dasein; Zustand, Lage, Beschaffenheit; Benehmen, Gebahren; Bleiben, Aufenthalt; Wohnort, überh. Ort; Hauswesen, -haltung, Haus u. Hof; Subsistenz, Unterhalt; Bestand, Dauer.

wêsen-hûs, Waisenhaus (a. 1597).

wesent, m. Wisent, bubalus, bos silvester; -hût, W-fell.

wesen(t)lik, s. weselik.

wese(n)-was, n. Wiesenwachs, -ertrag.

wêsheit, orbitas.

wêsinne, Fem. zu wêse.

weske, f. 1. = wâtsak. 2. = weseke.

we-so, wer immer, jeder welcher.

wespe, Wespe; Zss. wespen-nest.

wessel-bank, Geld-, Wechselbank; -bôk, kaufmännisches Rechnungsbuch; -brêf, -cedule, Wechselbrief, Wechsel; -bred, Zahltisch des Wechslers.

wessel-, wissel-bere, Weichsel-, Holzkirsche; -bôm, Weichselbaum; -brunit, -bornit, weichselbraun (von Tuch).

wessele, wesle, st. f. 1. Wechsel, Tausch; Handel. 2. cambium, Geldwechsel, Wechsel-Geschäft, -Brief, -Bank, -Gebäude (privates oder öffentliches, Münzgebäude).

wesselen, weslen, austauschen; Leibeigene vertauschen, s. wedderwessele: spec. cambire.

wesselêre, weslêre, Geldwechsler, Banquier, campsor, trapezeta, auch monetarius, Münzer.

wesselinge, 1. Auswechslung, Umtausch; commercium. 2. cambium, Geldwechsel, Wechselbrief.

wesselink, der Leibeigene, w. gegen einen andern ausgetauscht wird, diesen vertritt.

wessel-rede, -wort, Wechselrede, Gespräch, Wortstreit; -schrift, Controversschrift, -schreiben.

wessen = wassen, wächsern.

west, f.? Westen; m.? Westwind; adj. adv. westlich; dat weste mer, oceanus: Zss. west-ende, -hûk (-hôk), -kost, -sê (s. wester), -side, -wint; westnortwest(en), -sûtwest(en), subst. adj. adv.; west ton (w. tegen, westen) norden, suden.

westelik, westlich.

westen, n. Westen; m. Westwind; adj. adv. westlich; ên westen mane (Mond); Zss. westen(e)-wint.

wester, adj. westlich; Zss. wester-half, auf der Westseite; -kost; -lant, spec. Westeuropa, -Deutschland, Lothringen; -Sassen-, -Sassenlant, Westfalen (u. Engern); -sê, spec. die Nordsee; -vursten, d. Könige von England u. Frankreich; -werk, Westbau e. Kirche.

wester-bar, Täufling; -hem(e)de, n. -huve, f. -wêde, n. Taufkleid, -haube, -gewand.

western, adj. westlich.

westert, adv. westwärts.

West-vâl, st. m. -vale, sw. m. -vêlink, Westfale; -vale(n)-, -vâlre-lant, Westfalen. Adj. -valesch, -vêl(i)sch gerichte, westf. Fehmgericht; ovel, e. Art des vallenden ovels.

west-wart, -wert, -wort, adv. westwärts; westlich.

wet, f. s. wette.

wêt, weit, m.? Waid, sandix (isatis tinctoria); wêt-asche, s. wêdeasche.

wêt-bêr, Weizenbier.

wete, 1. st. f. Mitteilung, Anzeige, Urkunde. 2. st. m.? Zeuge.

wête, weite, st. (sw.) m. Weizen; weite-klige, Weizenkleie.

wetelik, bekannt, bewusst.

weten (wetten), unreg. v. 1. wissen, kennen; to weten(d)e, to weten oder bloss weten, nemlich; to wetende dôn, kund thun, krigen, zur Kenntnis gelangen, werden m. Dat., bekannt werden; ênes beste weten, auf jemandes Vorteil denken, dafür streben; eins w. mit, im Einverständnisse stehen mit; sik dârna w., sich danach richten, verhalten, 2. beschwören, eidlich beweisen.

wêten, weiten, adj. von Weizen.

wêten-, weiten-blome, das zuerst gesiebte, feinste Weizenmehl; -brôt, Weizenbrot.

wetendes, wetens, adv. wissentlich, mit Wissen.

weten(e) (aus wetende), wissend, verständig, erfahren.

wetenhaftich, kundig, verständig.

weten-, wetenicheit, f. (m.?) Wissen, Kenntniss; Erkenntniss, Erfahrung; Wissbegierde.

wêten-, weiten-klie, -klei, f. Weizenkleie; -korn, W-korn; -mel, W-mehl; -molt, W-malz.

wetenschop, Kenntnis, Kunde.

wetent, n. Wissen, Kenntnis.

weten(t)lik, wissentlich, bekannt, kund.

wete-pennink, eine Recognitionsgebühr bei Eigentums-Verlassungen (verschieden von wînkôpes- u. vredepenningen).

wêteren, umherstreifen, -schweifen, -irren.

weteren (wetteren), 1. tränken; bewässern, begiessen, nässen, 2. abwässern, Abfluss haben.

weteringe (wetteringe), 1. Tränkung; Bewässerung. 2. Wasserlauf, bes. die Entwässerungsgräben der Marsch. 3. Ueberschwemmung, Wassersnot.

weterken (wetterken), n. ein kleines Gewässer, Bach; eine kleine Portion Wassers etc., Trünkchen, Süppchen.

wête-, weite-sât, f. Weizensaat, -feld; -semel, das zuletzt ausgesiebte, gröbste Weizenmehl.

wet-rat? Richtrad? l. molrat, Mühlenrad?

wetscher, wetzker, m. wetzke = wâtsak.

wette, wet, f. (mehr ndl., als ndd.) 1. Gesetz. 2. Stadtrat, Senat.

wetten, sw. v. wetzen, schärfen; auch fig.

wette-, wet-stên, Wetz-, Schleifstein.

wettich = wittich, verständig.

wêue, s. wê, adv. wêute, f. Weh, Schmerz.

weve, n. 1. Gewebe. 2. = wevel, n. 3. velum, Schleier; l. wêle? vgl. wêl. Dem. weveken: pro sindone to 2 w. datis soldatis, Fähnchen? vgl. md. webchîn (Lexer, Mhd. Handwb.)? l. veneken?

weve-iseren, texile; -kam, pecten, Blatt, Weberahmen.

wevel, m. Käfer, bes. Kornkäfer.

wevel, weffel, n. Einschlag, subtegmen.

wevelen, weffelen, d. Einschlag machen, liciare.

wevel-garn, subtegmen; -stripich, webestreificht.

wevels-bone, Wibbelbohne, kleine Saubohne.

wevelter, Bremse, asilus.

weven (wefen, weffen), st. sw. v. weben; flechten, knüpfen.

wever, Weber. Zss. -schot, n. e. Abgabe der W.; -schutte, pecten = wevekam; -spole = wevespole; -stel, Webstuhl, -gestelle (l. -stôl?).

weve-spole, Webspule, radius, panus.

wevete, n. Gewebe.

weve-tow(e), n. Webergerätschaft, Webstuhl.

wevinge, das Weben; Gewebe.

wêwe, s. wê, n.

we-winde-blome, ligustrum; vgl. wede-winde.

wî, pron. pers. wir; pron. interr. s. we.

wî, wîg, interj. wehe; oft mit o: o wi!

wibben(d)en-gût = wîkbeldegût; l. wîbbelede-?

wîch, m. n. Kampf, Schlacht; s. êwîch, volkwîch.

wîch-bel(e)de, -bilde = wîkbelede.

wîchber, (streitbar) mannbar.

wichele, sw. f. aus und = wilge; Zss. wichel-bôm.

wichelen, zaubern, hexen, beschwören, wahrsagen.

wicheler, Zauberer, Wahrsager; wichgelersche, f.

wichelie (wichgelie) u. wichelinge, Zauberei, abergläubischer Brauch, Wahrsagerei, observatio auspiciorum, supersticio; wichgelie-bôk, Zauberbuch.

wîchem(e)te, wîchimte, sw. m. (aus wîk-h., Stadthimten), ein grösseres Trockenmass.

wîch-got, Kriegsgott, Mars.

wîch-hûs, wîchûs, Gebäude zu Kriegszwecken, Festungsturm, fortalicium, propugnaculum; spec. erkerförmiger Halbturm in der Stadtmauer.

wichlinge, ältere F. für wichelinge.

wich-man, l. withman; s. witman.

wîch-schepel = wîkschepel.

wîch-spil, n. (Kriegsspiel) Scharmützel.

wicht, m. n. Pl. wicht(e), wichter(e), wichten, Wicht, Wesen, Geschöpf, verächtlich oder mitleidig gebraucht: bose, snode, lôs, valsch, grof, dul, dum, blode, arm; arme wichte auch: Arme, Unbemittelte; van kunst ên wicht, ungeschickt, unwissend; des duvels w., v. Abgöttern; w. auch = wichteken.

wicht, adj. gewichtig, schwer.

wicht, f. wichte, f. n. die Handlung des Wägens; die Schwere, das Gewicht; Last, Bürde, Masse; Gewichtstück für die Wage; ein bestimmtes Gewichtsmass.

wichteken, Dem. zu wicht, Geist, Kobold; gude w. = g. holden, penates.

wichte-tunge, das Zünglein der Wage.

wichtich, adj. 1. was gewogen, nach Gewicht verkauft wird. 2. u. wichticht, wiegend, gewichtig, schwer.

wicke, Wicke, orobus, vicia.

wicken, sw. v. weissagen, prophezeien; wahrsagen, beschwören, zaubern; on wart nicht wol ghewicket, es glückte ihnen nicht zum Besten.

wicker, Wahrsager, Beschwörer, Gaukler; wickersche, f.

wickerie, wickinge, Wahrsagerei, Wahrsagekunst; Beschwörung, Zauberei, Gaukelei, Betrug.

wicklôs, l. withlôs; s. witlôs.

widdem, wi(d)der, s. wedeme, wedder.

wide, wîdde, st. f. widecheit, Weite, Breite, Ausdehnung, Umfang.

wide, adv. weit, umfangreich, gross; fern, weithin, weither; zur Verstärkung: bei weitem, viel.

wide, sw. (st.) f. Weide, sow. die Buscharten, als der Weidenbaum; letzterer öfter = Galgen; fig. an de w. binden, an den Nagel hängen, aufgeben; achter widen holden, feige hinterm Busch halten, sich drücken; Weidengerte, -strick: widen, vitilia, restes, vincula.

widen, sw. v. weit machen, verbreitern, erweitern; fig. dat herte, aufgeblasen, übermütig machen.

widen, adj. von der Weide, von Weidenholz; fig. nachgiebig, kraft-, gehaltlos. Zss. widen-bôm, -holt, -lôf (Laub), -negele (pl., zu einem Prahm, l. winde-n.?)

widenghen, pl. Weiden, Weidengerten; l. wideghen? widoughen? vgl. ags. vîdige, engl. withy, südndl. wijdauw, wiedouw.

widerik, salicaria, lysimachia.

wideringe, -runge, Unannehmlichkeit, Widerwärtigkeit, Streit. (spät. W., ans mhd. widerunge? oder Weiterung, Folge, Entwicklung?)

wider-wegen(e), adv. weithin, vielerwegen, allenthalben, hin u. her; w. to weddescatte setten, Var. mêr luden.

widewe, widwer, s. wedewe, wedewer.

wie = we, wer.

wîe- = wige-, wigel-.

wîe, st. f. = wiginge.

wîe, wige, wigge, sw. f. m. Weihe, milvus.

wîel- (Weih-) = wigel-; wîelse = wigelse.

wîen, wigen, sw. v. weihen, heiligen, einsegnen, einweihen.

wîenge = wiginge.

wîf, n. Weib, Frauenzimmer; bes. Ehefrau; wîf nemen = wiven.

wîf-halve, f. die weibliche Seite, Linie; -kunne, n. das w. Geschlecht; -nôt, Notzüchtigung; -rât, muliebres reliquiae; -rôf, Frauenraub; -vôr(e), Weiberweise. Vgl. wive-.

wîflicheit, pudenda muliebria.

wîflik, weiblich; weibisch.

wigant, st. m. Kämpe, Held.

wîg-bel(e)de, -bolde = wîkbelede.

wi(g)el-, wî(e)-bischop, Weihbischof, suffraganeus.

wigel-brêf, gesegneter Brief, geschriebener Segen zum Schutz gegen allerlei Uebel? von wîen? wichelen?

wigel-brôt, geweihtes Brot, z. B. das von neuem Korn gebackene; bes. die Osterfladen, -kuchen.

wige(l)-ketel, Weihkessel; Dem. -ketelleken.

wige(l)-quast, Weihwedel, aspersorium.

wige(l)-schottel, f. Weihschüssel, die geweihten (weil nach den grossen Fasten ersten) österlichen Fleischgerichte, die Osterfestbraten samt Beigerichten (Käse, Butter, Eier); als Geld: Ostergratial.

wi(g)else, geistliche Weihe oder Würde, sacer ordo, deren es mit der letzten, der Priesterweihe, sieben giebt.

wigel-stein, Weihstein (im Kloster): für Weihwasser? Altar? Herd?

wigel-vlade, Osterfladen.

wigel-, wîg(e)-water = wiwater.

wigen, st. v. streiten, kämpfen.

wigen, sw. v. s. wîen.

wigge, s. wegge u. wîe, sw. f.

wiggel- (Weih-), s. wigel-.

wiggelen, schwanken, wanken, labascere.

wiggen, bewegen, rühren.

wi(g)inge, wi(g)unge, Weihe, Weihung, Einw., -segnung, = wigelse.

wîg-schepel, s. wîkschepel.

wik, fl. wick-, welch; s. welk.

wîk, m.? Weichen, Entweichung.

wîk, f. (wike, f. 16. Jh.), Seebucht.

wîk, n. f. (befestigter?) Ort, bes. Flecken, Stadt.

wîkaftich, entweichend, flüchtig.

wîk-belde, -belede, -bilede, -bilde, n. Weichbild. 1. Grenze des Stadtgebietes, terminus oppidalis. 2. Stadtgebiet, -mark. 3. fester Ort, Stadt, spec. Städtchen oder Flecken, auch Stadtteil mit selbständiger Gerichtsbarkeit. 4. = wîkbelderecht. 5. = wîkbeldegût. 6. = wîkbeldegelt.

wîkbelde-gelt, Weichbildsrente, urspr. städtische Grundrente = worttins, dann auch auf Immobilien geliehenes Geld und dessen halbjährlicher Zins (Ggs. lîfgelt).

wîkbelde-gût, innerhalb d. Stadtgebietes belegenes Grundeigentum = erve; auch = wîkbeldegelt.

wîk-belder, -bilder, Bürger, oppidanus.

wîkbelde-recht, Stadtrecht; spec. das Recht, nach welchem man wîkbeldegelt giebt oder nimmt; auch = wîkbeldegelt.

wîkbeldes-richte, n. Stadtgericht; -veltmarke, Landgebiet der Stadt; -gelt, -recht, s. wîkbelde-g., -r.

wîk-beldesch, von Grundeigentum: zur Jurisdiction der Stadt gehörig (Ggs. geistlik).

wike, st. f. Entweichung, Flucht.

wiken, st. (sw.) v. weichen, ausweichen; sich entfernen, entweichen, fliehen; Verzicht leisten; to, seine Zuflucht nehmen zu, sich halten an.

wiken-blok, Abweisepfahl? l. vinkenblok?

wikenisse u. wikenschop, Entweichung, Flucht; sik in êne w. geven.

wîkhaftich, entweichend, flüchtig.

wîk-hûs, spätere (umdeutende?) F. für wîchhûs.

wikinge, Weichen; Verzicht, Cession.

wîk-schepel, m. (eig. Stadtscheffel) Wispel, ein grösseres Trockenmass, mlat. chorus, corus = 10 modii oder Scheffel.

Wîk-side, sw. f. die Küste des südl. Norwegen (der Landschaft Wik).

wiksterisch, zauberisch, gauklerisch.

wîk-voget, Stadtvogt.

wîl, n. velum, Nonnenschleier.

wil-bêre, beneplacitum; vgl. willebar.

wil-brât, -brêde = wiltbrât.

wil-brêf = willebrêf.

wilde, wilt, wild, öde, wüst, bes. von Meer (haf, sê) u. Wald; vgl. wage; w. vlêsch einer Wunde; von Pflanzen: agrestis, silvestris; von Tieren: brutus, ferus, indomitus; von Menschen: vagus, dissolutus, unstät, irre, ungezügelt, sittenlos, ausschweifend; fremd, unbekannt, selten; sik wat w. maken, sich entfremden, sich entäussern; fremdartig, seltsam, sonderbar; w. wege, ungehöriges Verfahren; gelât, ungesittetes Betragen; loͤpe (Zeitläufte); fruwen, fahrende, öffentliche Frauen; vûr, s. vûr; int w. seggen, aufs Geratewohl, ohne Absicht sagen. Adv. wild, ungeordnet; w. lopen (toll hergehen).

wilde, st. f. Wildheit; mit w. lopen, heftig, ungestüm laufen.

wilde, sw. n. wildes Pferd; f. Mutterstute (weil oft in Wäldern u. Heiden frei laufen gelassen).

wilden, sw. v. umherstreifen, irren, vagari; fig. von Sinnen sein.

wildernisse = wiltnisse.

wilde-was(se?), m.? Rückgrat, spina dorsi, nervus colli.

wildicheit, Wildheit, Ausgelassenheit, Zuchtlosigkeit, Sittenlosigkeit.

wîl-dôk = wîl.

wil-dwâs, wer mit Absicht thöricht handelt.

wîle, st. f. Weile, Zeit, mora, pausa, intervallum; êne wîl(e) tides, eine Zeit lang, zeitweilig; levendes w., zeitlebens; al(le) wile, lange, geraume Zeit; de w., der w., al(le) de w., so lange, die Zeit über, unterdessen, als Conj. mit oder ohne dat: so lange als, während, bis. Vgl. wilen, adv.

wilen, sw. v. weilen, säumen, zögern.

wilen, (Dat. Pl.) adv. vor Zeiten, vormals, einst; ebenso: wilen-ê, -êr(e), -êrdages.

wilf, m. Tausch? einen wilff unde wessel maken; vgl. willeven.

wilfte, n. = welfte.

wilge, f. Weidenbaum, salix.

wilik, wilk, s. welk, welch.

wil-kome, -kore etc., s. willekome etc.

wille, sw. m. Wille, Wunsch, Verlangen, Absicht; Erlaubnis, Zustimmung, Ermächtigung; Zuneigung, Gunst; der vroude w., die Lust fröhlich zu sein; dat scal use gude w. wesen, wir sind damit zufrieden; gudes willen(s), gutwillig; ohne Zwang, auch: aus guter Absicht; ênes willen maken, jem. befriedigen, zufrieden stellen, sich ausgleichen mit, auch abs. w. m., meist = (Busse, Entschädigung) zahlen; ênes willen hebben, Erlaubnis haben von; w. h. mit, ausgesöhnt sein, friedlich stehen mit; na, to w., zur Zufriedenheit; wol to w., geneigt; to, vor w. nemen, sich gefallen lassen, gerne sehen; dor(ch) umme den willen dat, deshalb weil; dor(ch), umme (des) willen, um ... willen, wegen.

wille-bar, willig, gern; vgl. wilbêre.

wille-brêf, Consensbrief, Einwilligungsschein.

wille-kom(e), st. (sw.?) m. das Willkommensein; die Bewillkommnung; Willkommensgeld an den neuen Landesfürsten; Bewillkommnungstrunk (den w. drinken, todrinken, bringen); der grosse Becher dazu.

wille-kome, -komen, adj. willkommen, angenehm, lieb; sî w.! als Gruss; w. hêten, w. heissen; Compar. wil-komere oder lêver wilkome.

wille-komen, sw. v. bewillkommnen, begrüssen; auch ironisch: übel empfangen.

wille-kor(e), st. m. freier Wille, Belieben, freiwillige Entschliessung; Einwilligung, Zustimmung; e. durch gegenseitige Zusage entstandener Vertrag; überh. Beliebung, Bestimmung, Rechtssatzung, Statut: w. dôn, maken; festgesetzte Strafe, Brüche: w. geven.

willekor-brêf, Urkunde über einen wille-kore.

wille-koren, sw. v. freiwillig versprechen, geloben; freiwillig oder einträchtig erwählen, belieben, festsetzen, (als Schiedsrichter) entscheiden, seine Zustimmung wozu geben, bestätigen.

wille-korer, arbiter, arbitrator.

wille-koringe, Uebereinkommen, Vertrag, Beliebung.

wille-lôs, mit freiem Willen.

wille-mate geven, l. vulle mate?

wille-moden, nach eignem Gutdünken handeln.

wille-modes, gen. adv. freiwillig, bereitwillig, absichtlich, voluntarie, sponte, ultro, spontane, benivole.

wille-môt, m. freier Wille, Belieben, Gutdünken, Eigenwille; Wohlwollen?

willen, wellen, unreg. v. wollen, wünschen, verlangen, beabsichtigen; glauben, behaupten; als Hülfsverb zum Ausdruck des Futurs und Conditionals, auch um ein Pflegen, Gewohntsein zu bezeichnen.

willen (wellenen), sw. v. willigen, einwilligen.

willendes u. willendich, adv. freiwillig, absichtlich.

willens (willes), adv. freiwillig, mit Willen, Absicht; wetens unde willens, bewusst u. absichtlich.

willeven, welven, sw. v. tauschen? vgl. wilf, (vor)wilven. (eig. wil-lêven, willig belieben, gütlich übereinkommen?)

willich, adj. frei-, bereitwillig; willig, freundlich, geneigt; adv. willichlike(n), williglich, gern.

willichlik, adj. willig, freundlich; erwünscht.

willich-mêde, f. Geschenk, womit man sich jemandes guten Willen zu erwerben sucht; Laudemium; Bestechung.

willige, f. = wilge.

willigen, willig machen, wozu bewegen.

willigen, adv. zu willich, = willichliken.

willinge, Einwilligung.

willinges, adv. mit Willen, Absicht.

wil-môt u. Abl., s. willemôt.

wil-narre, absichtlicher, freiwilliger Narr.

wîlnê, wîlnêr(e), s. wilen, adv.

wils (wilsch), m. Wels, mullus.

wîl-sâlde (wil-s.?), sw. f. mehr ndl. Form für mndd. wissâlde; mhd. wîlsælde, Schicksalsgöttin, das durch die Stunde d. Geburt bestimmte Schicksal.

wil-sam, lieb, angenehm; adv. wilsamen, zu Willen, gern.

wilster, n. ein Schmuck zur Umhüllung der Hand (und der Schere? also Futteral?), oft goltwilster: von Goldstoff oder -leder? mit Perlen und Knöpfen; entw. (vgl. Wulst) zu wellen, runden, oder l. munster (Muster)?

wîlt (de wîlt, wîlt dat), conj. so lange als, während; vgl. wile.

wilt, n. Wild, fera.

wilt-ban, m. forestum; -bane, sw. f. Wildbahn, -gehege, lustrum; -brât, n. (f.?) -brêde, n. -brêt, n. Wildbret, fig. etwas kostbares, seltenes; -esel, onager; -gank = wiltbane; -honnich, Waldhonig; -hoppe, herba thurisorum; -katte, figus, cathus silvestris; -kerse, cardamus (lepidium campestre? ruderale?); -kervele, sarminia; -kome, carve; -krût, -crude, piganum; -leder, Wildleder; -loftich tyd, wilde Zeitläufte; -mân, codium; -merch (= -merk), butracion; -minte, menthastrium, canamomum, colocasia; -modich, unbändig, grausam; -more, berintia, pastinaca; -osse, bubalus; -rose, bedegar, Hundsrose; -rude, -rute, arviola, basara, piganum; -schuren(de) gân, umherschweifen (vgl. nhd. wildschur aus poln. wilczura, Wolfspelz; also eig. als Wehrwolf umgehen?); -schutte, sw. m. (Wildschütz) Jäger, Förster; -swîn, aper silvestris; -vank, Jagd, Jagdrecht; -vogel, Wildente; -forst, Wildgehege; -ware = wiltwerk 2; -werk, 1. Wild; 2. Pelzwerk von Wild (Ggs. buntwerk).

wiltlik, ferinus; wiltliken, adv. wild, öde, unbebaut.

wiltnisse (wiltenisse), Wildnis, Wüste.

wilven, s. willeven; wilvinge, Tausch?

wil-varinge, -vart, -varicheit, -vericheit, Willfährigkeit, Gefälligkeit.

wil-wicke, erobium; l. wiltwicke?

wiman = wînman.

wimbrane = winbrâe.

wime, sw. m. (wîm, st. m.) Latten-, Stangengerüst, z. B. Sitzstangen der Hühner; spec. auf der Diele, in der Küche, im Schornstein zur Aufbewahrung d. Fleisches, d. Würste etc.

wimet(e)ken, n. Ausschuss, schlechte Sorte, von Pelzwerk. (Aus d. Slav.)

wimmel = wemel.

wimpel, s. wumpel.

win, n. m. Gewinn, Erwerb, Vorteil, Nutzen, Sieg, Beute; w. und werf dôn, das (Hofes-)Recht in der vorgeschriebenen Weise erwerben.

wîn, m. Wein; kort w. (Ggs. Rheinwein), bes. franz., span. etc. Wein?

winachten, eig. Dat. Pl., dann auch Nom. Pl. (weil man veer hilge dage to w. rechnete, auch den Zeitraum von W. bis zum 6. Jan. in den w. nannte), gew. Sg. m. Weihnacht; Zss. winachten-dage, Pl.

wîn-arne, f. Weinernte; -berch, W-berg; -bere, W-beere, -traube, Zss. -ber(en)-blat, -kerne, -stên, acinus; -berme, W-hefen; -besnider, putator; -blat, pampinus; -blome, labrusca.

win-berch = wintberch.

win- (wîn-?) brâ(e), -brâwe, -brân(e), -brâm, sw. f. meist im Plur., Augbraue, supercilium; seltener: Wimper (wofür ogenbr. gewöhnlich ist); Zss. winbrâns-hâr.

wind-armbrust, -ar(m)borst, n. e. grosse Armbrust, w. mit einer Winde gespannt ward; -as, n. Windeblock, -rolle.

winde, sw. f. 1. Winde, trochlea, ergata, girale. 2. Schaukel? 3. e. Pflanze, convolvulus.

windechtich, windig; blähend, v. Magen.

winde-, windel-gelt, Lohn für Benutzung von Krähnen u. Windegerät, sowie für das Auf- oder Niederwinden der Waren, spec. Lohn des Schiffers u. des Schiffsvolkes für Ein- und Ausladen.

winde-lage, sw. f. (-lade?) Fensterladen, w. auch als Klapptisch zur Auslage der Waren an der Strasse diente.

windel-bant, m. Band, Strick zum Schnüren, Einwickeln, Windel; -dôk, volimentum, fascia, Windeltuch; -gelt = windegelt; -sêl = windelbant; -snôr, m. Schnur zum Binden, spec. Haarband der Frauen; -stên, 1. die gewundene Muschel, Schneckenhaus; 2. steinerne Wendeltreppe, Turm mit solcher Treppe; -touw, Windetau.

windelken, Holzwurm, teredo.

windelse, n. Gewinde, Geflecht; auch das Material dazu.

winde-mân, October.

winden, st. v. 1. trans. winden, drehen; gewundene hare, gekräuselt; fig. eine Sache wenden, darstellen; umwinden, bew., einwickeln; wickeln, flechten; aufwinden, in die Höhe ziehen; dat segel, das Segel aufhisen, beisetzen; armborste, spannen. 2. intrans. sich drehen, sich verschieben. 3. refl. in sich zusammenrollen zu.

winden, st. v. bisw. = winnen.

winden, sw. v. wehen, windig sein; ventilare.

winden, sw. v. (in Schleswig, aus anord. vitna, dän. vidne) aussagen, bezeugen.

winden-hovet, Windeblock, in welchem die Scheibe sich dreht; -vat, Gehäuse, Schutzdach über e. Winde? l. -rat?

winde-worp = wintworp, Maulwurf.

windich, windig, vom Wetter oder Ort.

windink, m. Binde, Band, Schnur? (ist Handelsware); vgl. winnink.

wîn-drank, Weintrank, -trunk; -droste, architriclinus; -drûf, -drufel, st. m. -druve, -drufele, sw. f. Weintraube.

wind-takel, Windegerät, Hebezeug.

wineken = winnen, werben, sich bemühen, auf Versuch arbeiten; l. winneken?

wineken-slâp, Schlaf infolge e. Rausches?

winelk, s. wînlik.

wîn-erne, f. Weinernte; -erner, Winzer; -etik, Weinessig; -garde, sw. m. Weingarten, -berg; -garden sniden, putare; -gelt, 1. Weinaccise; 2. Trinkgeld; 3. = wînkôp, Handgeld, spec. Bezahlung für den richteschîn; -gerdener, Winzer.

wingeren, sich krümmen, kriechen.

wîn-glas, Weinglas; -heffen = wînberme; -hêre, sw. m. Ratsherr, dem der städtische Weinkeller untersteht; -hof, Weingarten; -holt, Rebe, Rebholz; -hulse, vinacium; -hûs, Weinschenke, spec. die städtische; -kanne, Weinkanne.

winkel, m. Winkel, Ecke, (geheimer) Raum, Versteck; androna (Gang zwischen Häusern?); to winkele, beiseits; w. soken, List, Winkelzug, Ausflucht suchen.

winkel-altâr, Altar in Kapellen und an Pfeilern (Ggs. Hochaltar) u. in Hauskapellen; -holt, Winkelmass, Richtscheit; fig. wh. houwen = winkel soken.

winkelich, angularis.

wîn-keller, -kelre, -kelder, Weinkeller, bes. der städtische.

winkel-lofte, heimliche Verlobung; -mate = winkelholt; -misse, Messe im Verborgenen, vor Winkelaltären; -schole, nicht öffentliche, Privat-Schule; -stên, -slot-stên, Eck-, Schlussstein; -toge, st. m. Winkelzug, Ausflucht, Betrug; -vetich, l. -retich? mit winkligen Rissen.

winken, st. v.? die Augen schliessen; einschlummern, w. gân, schlafen gehen; selten = wenken.

wîn-kôp, m. Weinkauf, mercipotus, der Wein (das Bier), m. dessen Trunk man einen Vertrag, ein Kaufgeschäft, e. Dienstverhältnis bekräftigt; später durch Geld ersetzt, Handgeld; spec. die Zahlung d. Leibeigenen für seine Freilassung; die Mahlzeit (d. Geld), w. der neue Zunftgenosse bei der Aufnahme bezahlt. Zss. wînkopes-bêr, Bier als Wkf. -lude, Zeugen beim Wkf.; -penninge, Gebühren bei der Aufnahme in die Innung.

wîn-koper, Weinhändler, -schenk; -lach, Weingelage; -lesen, vindemiare; -leser, vindemiator.

winlik, gewinn-, besieg-, einnehmbar.

wînlik, weinlich (vom Geschmack).

win-made, bilio; vgl. wintworm.

wîn-man, pl. -lude, Winzer, Weinhändler, -schenk, Ratskellermeister; -mân, October; -merunge, vipa, Weinkaltschale? -mêster, 1. = wînhêre; 2. Verwalter d. städtischen Weinberges; -môs, -mous, Weinmus.

winne, st. f. Ackerland? Var. wunne, huve.

winne(l)-gelt, 1. An-, Handgeld; Recognition des neuen Meiers an den Gutsherrn. 2. = winde(l)gelt.

winnen, st. v. abs. gewinnen; gut fortkommen, zum Ziel gelangen; lant, beackern; korn, houw, ernten, einbringen; kôl, krude, wurte, brechen, sammeln; vogele, fangen; kint, jungen, zeugen, gebären; de herberge, einkehren; durch Arbeit, Kauf etc. erwerben; überh. erlangen, bekommen, sich zuziehen (hulde, unmôt, ungeval, schaden); soldeners, gesinde, anwerben, in Arbeit, Dienst nehmen; bêste int gras, gegen Lohn zu weiden annehmen; ên schip, mieten; viande, überwinden, besiegen; lant, stat, borch, erobern; jur. etwas auf dem Rechtswege erlangen, jem. überführen, als schuldig nachweisen, verurteilen; dat amt, de gilde, Mitglied einer Zunft, Gilde werden; dat mes, swert, nehmen, ziehen; lêf, lieb gewinnen, lieben; ênem wat, an-, herbei-, verschaffen, besorgen, porrigere; ênen ute sinem winne, durch Ueberbieten aus Kauf- oder Mietebesitz treiben?

winner, winre, Gewinner; Arbeiter (im Bergwerk; vgl. lantwinner); der in eines Andern Dienst steht.

winne-worp = wintworp.

winnich, lucratus.

winninge, Gewinn, Gewinst, Erwerb, Verdienst, Beute, Eroberung.

winnink, m. (nur im Pl. winninge), naut.: Windreep? Schiemannsgarn? vgl. windink.

wîn-pennink = wîngelt 1, winnelgelt 1.

wîn-perse, sw. f. Weinpresse, Kelter; in der w. ûtgedrucket werden, fig. von Leiden heimgesucht werden; de w. treden, fig. von schwerer Arbeit, Leiden, z. B. von Christi Marter; ênem de w. nâtreden moten, dasselbe erleiden müssen wie ein Anderer; winparszen-treder, Keltertreter.

wîn-rame, vitis, siler; -ranke, sw. m. Weinranke, -rebe; -raven, st. m. (-rave), Weinstock. Zss. wînravens-ranke; -roper, 1. Stadtdiener, w. den Weinverkauf ausruft, 2. caupo; -rude, -rute, Garten-, Weinraute, ruta.

winre = winner.

wîn-schale, scalum; -schenke, oenopula; -schrivere, Beamter der städt. Weinbehörde oder des Ratskellers; -schrodent, das Auf- u. Abladen der Weinfässer; -schrodere, -schrêdere, Weinschröter, -fuhrmann, -küfer.

winsen, sw. v. wiehern.

winshaftich (st. winsth.), victoriosus.

wîn-sise, f. Weinaccise; -soppe, vipa, vippa.

winst, m. n. (winste, f.?) Gewinn, Verdienst, Vorteil, Sieg, Beute; nênen w. schaffen, nichts ausrichten.

wîn-stam, m. Weinstock; -stavelen, pl. Stäbe, Pfähle z. Anbinden d. Reben; -stên, Weinstein, tartarum, arillus; -stok, m. 1. Weinstock, vitis; -stockel (l. stockes?) -telge, palmes; 2. siler, zum Anbinden des Weinstocks.

wint, m. 1. Wind; bi halvem winde se(g)gelen, fig. nicht richtig im Kopfe sein? betrunken sein? ik kome wes, mi kumt wat under den w., ich merke, mir wird kund; in den w. slân, nicht achten; gar ên w., so ên w., nichtig, einerlei, vergeblich, unnütz. 2. Blähung, crepitus ventris. 3. Windhund.

wint, n. = gewint.

wîn-tappe, broca (fistula doliaris); -tappere, Weinzapfer, -schenk, Ratskellermeister.

wint-armborst, -as, s. wind-.

wint-berch, m.? Mauerzinnen, -krönung; eine Arbeit der snitker an Pannelen u. Möbeln; -bracke, spartacus, ein Jagdhund; -brak (â?), n.? -brake, sw. m. -brocke, st. m.? Windbruch, vom Winde gefälltes Holz; adj. -brokich; -dwere, f.? Wirbelwind.

winte, bis, s. wente.

wîn-telge, sw. m. Rebzweig; -teppere = wîntappere.

winter, m. Winter; (des) winteres, im W., während des Winters.

winter-bede, st. f. Abgabe von jeder Hufe an den Landesherren, auf Martini fällig; -begengenisse, im Winter begangene Memorie; -blome, sticados (gnaphalium stoechas); -dach, Wintertag; adv. -dages, in den w.-dagen.

winteren, Winter werden, W. sein, frieren.

winter-gast = wintervare; -grôn(e), n. hedera; -kolt, winterlich kalt; -korn, W-korn; -krâe, Norica cornix, Nebelkrähe; -kulde, st. f. W-kälte; -lage, st. f. mora hiemalis, W-aufenthalt, spec. vom Liegen der Schiffe im Hafen oder auf dem Lande während des Winters: w. liggen, dat schip to w. upleggen; -lank, -linge, adv. in diesem W.

winterlik, adj. winterlich; im W. stattfindend.

winter-lôn, n. Lohn fürs Winterhalbjahr; -mân, November; -nacht, W-nacht; -rok, Ueberzieher; -sât, f. W-saat; -schat, e. städtische Abgabe in Dänemark; -stubbe, sw. m. Knast, Stumpf Brennholzes für den W.; -stucke, n. Wintermissale; -tît, W-zeit; adv. des -tides = in der w.-tît; -valge, st. f. das Herbstpflügen; adj. -vallich, verb. -valligen; -var(e), der im Winter reist, spec. der Kaufmann, w. zu Schlitten nach Nowgorod kommt u. den W. über dort kaufschlagt; -vart, f. W-reise; -visch, im W. gefangener Hering; -vogel up der zee, alcion (alcedo alcyon?); -voster (l. vûste) -hanschen, pl. W-fausthandschuhe; -wedderinge, W-wetter; -wulle, die bessere, im W. gewachsene, im Frühjahr geschorne Sorte der zweischürigen Wolle.

wint-hunt, Windhund; -iseren, n. Eisenstangen vor den Bleifenstern zum Schutz gegen den Wind; -kop, m. Schröpfkopf; -lust? eine Pflanze; -mole, W-mühle; -stôt, W-stoss, Sturmwind.

win- (wîn?) takel = windtakel.

wîn-treder, Kelterer; -tunne, Weintonne.

wint-vank, m. Instrument, um d. Wind aufzufangen, z. B. die hölzerne Schirmwand um den Küchenherd oder vor Thüren, die zweiflügelige Welle am Schlagwerk der Uhr.

wint-wake, cistarsis, wake, w. durch den Wind verursacht ist.

wint-worm, κυνόμυια (Exod. 8, 21 in der Halberstädter Bibel; Luther: Ungeziefer, ndd. Uebers.: boͤse woͤrme); -worp, bilio; vgl. winmade.

wint-worp (winde-, winne-, win-worp), m. Maulwurf, talpa (eig. der die Weide, Wiese, got. vinja, aufwirft?).

wîn-vat, Weinfass; -vinder, Beamter zur Untersuchung der W-verfälschung; -vlasche, W-flasche; -vore, W-fuhre, auch eine Abgabe (von der Weinernte?); -vrucht menniger hande, allerlei Sorten W-trauben; -was, W-wachs, -ernte; -water, avinum, W. mit Wasser; -werk, Weinbau? -handel der Stadt? -wort, alfecia (Pflanze? W-würze, -saft?); -wringe, Weinpresse.

wîp, st. m. (wipe?) Bund, Büschel von Reisig, Holz, bes. Schaub, Wisch von Stroh zum Durchseihen, Feueranmachen, als Fackel, Schenkzeichen des Wirtshauses, Grenzzeichen des Grundstücks.

wip-armborst, Armbrust, w. durch eine wippe gespannt wird.

wip-dorn, wipken, wipken-bôm = wepdorn, wepeken.

wipen ummeher, um sik, umher schleudern, um sich werfen, sprengen (Wasser, fig. Lügen).

wip-galge, Schnellgalgen, s. wippe.

wippe, f. 1. preceps, velox vel precipicium. 2. concr.: Brunnenschwengel; Maschine zur Hebung von Lasten ins oder aus dem Schiff, auf die Stellage beim Hochbau etc.; Schnellgalgen, Prelle, = schuppestôl; Hebel zur Spannung der Armbrust und der Schleudermaschinen; auch e. solche Maschine; ein Hebelwerkzeug des Webers, sappa; Kipp-, Stürzkarre.

wippen-hake, sw. m. Haken zu einer kriegerischen wippe.

wippen, sw. v. sich auf- und niederbewegen, schaukeln, schwanken; trans. auf- u. niederheben, vorwärts schnellen. Vgl. up-, ûtw.

wipper, der die Münzen auswägt, um die überwichtigen einzuschmelzen.

wipperive (wisperive), e. Pflanze, officinel verwendet. (wipper-ive? viell. ist d. W. aus dem lat. viperina, Natterwurz, polygonum bistorta, und dann wohl wipperine zu lesen.)

wire, sw. f. zona ferrea, Metalldraht, dünne Eisen-, Kupferstange.

wiren, mit wiren versehen, z. B. die Fenster.

wî-quast, m. Weihwedel.

wî-rôk, -rik, -rek, wîrk, m. Weihrauch; Zss. -bôm, -vat.

wî-roken, -reken, wîrken, Weihrauch brennen, räuchern.

wirs-bôm: nu wassen de wirsbome, halcedonia sunt apud forum; l. wiesb. = weseb.?

wis, gewiss, sicher, zurerlässig; w. bode, Bevollmächtigter; binnen wisser tît, innerhalb bestimmter Zeit; wis wesen m. Gen., sicher wissen, überzeugt sein, in sicheren Besitz haben; werden m. Gen., Bestätigung erhalten; maken m. Acc., Sicherheit geben für, unverbrüchlich machen; wisser maken ênen, certiorem facere.

wîs, weise, klug, verständig; de wisesten = de wittigesten; de wise frowe, Hebamme; wîs, wiser werden m. Gen. (Acc.), inne werden, erfahren; wîs maken ênen m. Gen., wovon Kenntnis geben, belehren; ênen oder ênem m. Gen. oder Acc., aufbinden, aufheften, vorlügen.

wîsaftich = wîshaftich.

wisch, m. Heu-, Strohbüschel zum Wischen, Reinigen, tersorium; als Fackel, facula; als Zeichen der Marktzeit.

wisch, wische, st. f. (auch Gen. wisches, Pl. wischen, wischene) Wiese, pratum.

wisch-, wis-blek, n. Wiesenfläche, -stück.

wische, st. f.? Pl. v. wisch? Kot des Abtritts.

wischel-dach, der 2. Januar.

wischen, sw. v. 1. u. wischeren, eilig gehen, schlüpfen, gleiten, streichen. 2. wischen, streichen; abwischen, reinigen, putzen.

wîschepel = wîkschepel.

wisch(e)-lant, Wiesenland; -tegede, W-zehnte.

wische-wort, eleborus (vgl. wisse-, witwort).

wischop = witschop.

wisch-tasche = wescher.

wîs(e), st. f. Art u. Weise; Lebensart, Sitte; Gestalt, Form; Mass, Melodie; oft zur Umschreibung von Adv.: in wat w., wie; in der vullen w., in der Trunkenheit; liker w., so to w., ebenso; sunder w., masslos; bes. m. e. Gen.: in richtes w., gerichtlich; in pelegrimes w., als Pilger; gastes w., als Gast; pandes w., pfandweise.

wîse, sw. m. (Weiser, Führer) 1. Weisel, rex apium. 2. = wêse, unio, der Edelstein d. deutsch. Krone (Sachsenspgl, Stendal 1488, Gloss, zu III, 60).

wise, adv. zu wîs, weise.

wiseachtich = wîshaftich.

wisel? m. Rotlauf?

wiselik, nachweisbar, beweislich.

wîs(e)lôs, führer-, herrenlos; von Schiffen: unlenkbar.

wisen, sw. v. intrans. weise werden. – trans. (selten st. v.) 1. (auch m. dopp. Acc.) weise machen; unterweisen, belehren; anzeigen, kundthun; darthun, beweisen. 2. jur. abs. m. Dat. der P.: e. Urteil finden oder sprechen, erkennen; trans., dat recht, de sake; jem. (tom dode) verurteilen; van, ab-, wegweisen (van der klage), jem. etw. aberkennen; in, up, einweisen in einen Besitz; an, an jem. als seinen Lehnsherrn verweisen. 3. vorzeigen, aufweisen; weisen, zeigen, leiten; to hûs, zurückschlagen. – refl. sich er-, ausweisen, sich zeigen als, sich ausgeben für.

wisende, indicativus.

wisere, 1. Weiser, Vorzeiger. 2. Zeigefinger.

wîshaftich, indicativus (modus, gramm.); nachweisbar, zuverlässig (oder wish.?).

wîsheit, Weisheit, Klugheit; concr. = de wisesten, wittigesten; juwe w., als Titel.

wisheit = wissenheit.

wisinge, wisunge, Weisung, Zeigung, indictio; Erweisung, Recognition; Urteil; spec. Verweisung des Lehnsmannes an seinen Herrn.

wisle, wislen, wisler = wessele etc.

wîslik, adj. klug, kundig, geschickt.

wîslik, -like, -liken, adv. weislich, klüglich.

wisliken, adv. = wisselik.

wîslôs = wiselôs.

wisneheit = wissenheit.

wispe, wispel, Wespe, Bremse, Hummel, Hornisse, vespis, oestrum, crecopolus.

wispel, m. spätere F. für wîkschepel; in Lüneburg (auch wispelgût), Rente der Pfannenherren aus der Saline.

wispel, m.? n.? wispelinge, Zischen, Zischeln.

wispelen, 1. vagari, divagari; w. lopen, geschäftig umherlaufen, nicht still sitzen können; w. mit dem starte, wedeln. 2. sibilare, zischen (Schlange), säuseln (Wind), pfeifen (zum Hohn, um zu locken), lispeln, flüstern.

wîs-redich, disertus.

wîs-sage, sw. m. -sager, -segger, Weissager, Prophet, der Weise, spöttisch: ein hochweiser Herr; -sagerinne, f.; -sagen, sw. v.; -saginge, -sagunge, -segginge. (Für î zeugt wiess. des Sachsenspiegels; daneben bestand wohl wiss., wie wischs. zu beweisen scheint.)

wis-sâlde? wîs-sâlde? sw. f. Schicksalsgöttin, das fest bestimmte Schicksal; vgl. wîlsâlde.

wisse, adv. sicher, fest, zuverlässig, gewisslich.

wisse, st. f. Gewissheit, (sichere) Kenntnis.

wissel, m. = wessele; ane allen w. kopen, umsonst.

wissel-bere, -bôm, s. wesselb.

wisselik, -liken, adv. sicher, fest, zuverlässig.

wissende (aus wisnede), st. f. = wissenheit.

wissene, st. f. = wissenheit.

wissenen, wissen, sw. v. ênem wat oder ênen wes, zu-, versichern, garantieren, verbürgen, beschwören, verbriefen.

wissenheit (wissenêt), feste Zusicherung, Garantie, Gewähr, Gewiss-, Sicherheit.

wisseninge, wissinge = wissenheit; Handfeste, Schuldverschreibung.

wis(se)-wort, diptannum, errosia (vgl. wische-, witwort).

wist, f. Kost, Nahrung; Lohn, Lohnvorschuss. (Für wist Goslarer Berggesetze § 211 lies aber vrist?)

wist, f. Wissen, Kenntnis.

wî-stên, steinerner Weihwasserbehälter.

wisterken, flüstern?

wisunge = wisinge.

wit, weiss; de witte donnerdach, Gründonnerstag; sondach, dominica in albis, Invocavit oder Judica oder Quasimodogeniti; stok, Amtsstab des Frohnboten, Abzeichen d. Hülfsbedürftigen, Bittflehenden, Begnadigung Heischenden; vrouwe, wîf, lamia, penas, weibl. Gespenst, Elfin, Fee, Unholdin, Hexe; w., von Silber: purus, fein, gar nicht oder nur gesetzmässig beschickt; von Münzen: weiss gesotten, mehr Silber als Kupfer enthaltend; wit gelt, (feinhaltiges?) Silbergeld; de witte pennink, meist bloss de, ein witte, sw. m. (im Pl. stark), albus, Weisspfennig von verschied. Wert, spec. = 4 Pf.; wit u. sw. witte, n. weisses Tuch; wit ane hebben, weiss gekleidet sein; mit dem witten beraden werden, wit mit krigen war in Lübek ein Vorrecht patricischer Bräute; dat witte van dem eie, eiges wit, albugo, Eiweiss; witte blomen, lugustrum.

wit, f. n. Gesetz.

wit, m.? = witte, f. Wissen, Verstand.

wît, n.? = wite, f.

wît, weit, breit, geräumig.

wit-ammecht, album officium, Amt eines Domherren (zur Beschaffung der vestes lineae, Chorhemden etc.); -backer, Bäcker des witbrodes, Weissbrots; -bruwer, Brauer des witbêres, Weissbiers.

wit-bên = wedebên.

wite, st. f. Strafe; w. leggen, eine Strafe, Busse, Brüche setzen; Tadel, Vorwurf, Verweis; ane, sunder w. wesen, bliven, ungeahndet, ungetadelt; in neiner w. hebben, jem. keinen Vorwurf machen, ihn nicht beschuldigen.

wite-busse, Büchse zu dem wite-gelt, Strafgeld; -hêre, Richtherr, Gerichtspräses? in Bremen die vier ältesten Ratsherren?

wit-êke, ilex.

witen, st. v. ênen, jem. strafen; wat ênem, schuldgeben, vorwerfen, vorrücken, ahnden, auch: an oder uppe.

wit-gerwer, -gerer, Weissgärber; -grauw, aschgrau.

wît-hame, lina, rethe piscium (z. B. zum Fang des Hechtes).

witheit, Weisse, albedo.

witheit (witticheit), Bürgerausschuss = de wittigesten.

wit-holt, Wald-, bes. Buchenholz, -bäume, Brennholz (Ggs. Eichenholz).

wit-hudich, weiss von Haut.

witink, witik, witeke, ein Weissfisch, aculeja (cyprinus alburnus); witink wird auch amia, asellus glossiert, vgl. witlink.

wit-kôl, brassica; -krût, 1. dyptamus, vgl. witwort; 2. weisses Confect.

witlicheit, Wissen, Kenntnis, Kunde; Kundgebung, Erklärung, Bezeugung, Zeugnis; Erkenntlichkeit, Recognition.

witlik, adj. 1. bekannt, kund, offenbar, notorisch; w. dôn = witliken. 2. klug, verständig.

witlike, -liken, adv. 1. bekanntlich, notorisch, nachweislich. 2. klüglich, weislich.

witliken, ênem wat, kundthun, bekannt geben, mitteilen.

witlink, m. Wittling, Weisslenge, gadus merlangus.

wit-lôs, unverständig, unwissend.

wit-lôk, affrodillus (weisser Affodill, asphodelus ramosus?); -lôt, Weissblei, Zinn.

wîtluft, -lofticheit, Weitläufigkeit; -luftich, -loftich, weitläuftig, langwierig; adv. -loftigen.

wit-man, ein Bürger aus der witheit, burgensis fidelior.

wit-mân, miconium.

wît-mêrich, weit bekannt; -mêricheit, famositas.

wit-milte(?), erro (atriplex?); -môs, Mandelmilch, -mus; -pennink, s. wit; -rude, eriniola.

witsamicheit, Weisheit, Verstand.

witsche = wescher, Reisesack.

witschap, -schop, -schup, Wissen, Vor-, Mitwissen, Kunde; Kenntnis, Verständnis, Klugheit, Einsicht; Bekundung, w. seggen, Zeugnis ablegen.

witschop-bôk, liber recognitionum (über vor dem Stadtrate bekannte Schuldverhältnisse, Zahlungsversprechen, Erb- u. Eheverträge, Wetten etc.).

witschupheit: gude w. geven = gude witlicheit dôn, nominare sub testimonio sufficienti.

wit-sêblome, nenuphar, ungula caballina (vgl. wizenblome); -senep, ententilla.

witte, adv. weiss; pûr w. lachen, frei ins Gesicht, laut auflachen, so dass die Zähne, zu sehen sind.

witte, st. f. Weisse, z. B. der Haut; von Münzen: Silber-, Feingehalt.

witte, st. f. 1. Wissen, Kenntnis, Kunde; Einsicht, Verstand, Besinnung; mit guden witten, mit Ueberlegung, klüglich, mit Anstand. 2. concr. = wete, Urkunde, Document.

wittelechtich, weisslich.

witteliken, adv. klug, verständig.

witten, 1. intrans. weiss sein oder werden. 2. trans. weiss machen; tünchen; in der Münzerei: weiss sieden; den Feingehalt von Gold u. Silber bestimmen.

witten- (wittel-) dach, eine Abgabe an die Pastoren u. Küster um Ostern an Eiern, Brot etc.

witten-nagel, Nagel zum Preise eines witten (s. wit).

witte-pennink, s. wit; wp-schult, kleine Schulden.

wittich, klug, verständig, weise, gelehrt; bi wittigen sinnen, bei voller Vernunft, testieren; de wittigesten borgere, prudentes, discretiores, die rechtsverständigsten, angesehensten, notabelsten Bürger; êne wittige sake, notorisch?

witticheit, Weisse; fig. Reinheit, Lauterkeit.

witticheit, Wissen, Kenntnis, Kunde; concr. = witheit II.

wittigen ênem wat = witliken.

wittik, witt(e)ke = witink.

wittinen, dromones, naves longae, die grossen flachen Flussfahrzeuge auf der Memel u. dem Pregel. (aus dem Litt.)

wittinge, Bestimmung des Feingehaltes.

wit-water, ein Wundwasser (aus Glätte, Schwefel, Alaun, Wein etc.).

wît-weidich, herumschweifend, unstät.

wit-werk, weisses Pelzwerk; -wort, sigillum S. Marie (convallaria polygonatum), elleboram, fragia, vgl. wische-, wissewort.

witzich = wittich (aus d. Hd.).

wîunge = wiginge.

wive-dedinge, -rede, Weibergeschwätz; -krîch, bulmago, marrubium, prassium, cardo; -krûth, bulmago; -ruwe, Weiberreue, zu späte Reue.

wiveken, Dem. zu wîf; Weibchen der Vögel.

wiven, sw. v. ein Weib nehmen, heiraten; refl. sich beweiben.

wiverich = wivekrîch?

wiverik, der unter dem Pantoffel steht.

wives-bilde, n. -name = vrouwesname; -kunne, -vôr = wîfkunne, -vôr; -streuinge, afrs. wîfstrewene, exspoliatio capitis feminae.

wivesch, muliebris.

wî-water, Weihwasser; -wort, Weihwurz, Räucherkraut, -pulver; fig. mit wiworten smoken, schmeicheln?

wizen-, vicen-blomen, neufar, camomillum; vgl. wese-, witsêblome.

wl- wird oft. st. wul- u. vul- geschrieben.

wlak, lau, tepidus, egelidus; fig. gleichgültig, lässig; wlacheit, tepor; wlak-warm, lauwarm.

wlaken, wlacken, lau werden, sich abkühlen.

wlame, Gebrechen, Sündhaftigkeit; vgl. lamen.

wlate, Ekel, Brechreiz.

wlaten, ekeln: mi wlatet wes.

wlete, sw. f. Wunde, Schmiss.

wlispen, wlispelen, lispeln, mit d. Zunge anstossen, balbutire. Subst. wlisper; adj. wlispich, wlispende, balbus, blesus.

wlôm, wloum (wlâm?), trübe, unrein (von Flüssigkeiten), turbidus.

wlomen, sw. v. 1. trans. trüben, (eine Flüssigkeit) aufrühren, turbare. 2. intrans. trübe sein.

wlomich, wlumich = wlôm; v. Meer: vom Winde aufgeregt.

wlominge (wlêminge?), turbatio, Trübung, Schüttelung, Aufrührung (des Wassers); fig. Beunruhigung: der zee, des Seehandels (durch Seeräuber).

wô, wû, adv. conj. 1. fragend und im Ausruf: wie; vor Adj. u. Adv.: wie sehr. 2. indefin.: irgendwie. 3. indirect fragend oder in Substantivsätzen, auch m. folg. dat: wie, wie dass, dass; wo – efte, ob – oder. 4. vergleichend: so wie, als; m. Conj. oder Condit.: als ob; wo ôk, als auch, und ebenso; wo – wo, je – desto. 5. concessiv, meist mit wol, doch: obgleich, wiewohl; mit ôk: wie auch immer. 6. bedingend: für den Fall dass, wofern, wenn.

wobbe, n. = webbe.

woch, o woch, interj. wehe! auch Ausruf des Hohnes, Uebermutes? vgl. wuchen.

wôch, verwegen, übermütig, frech, protervus, importunus.

wochten, warten = wachten.

wocke, sw. m. Spinnrocken.

wocken-blat, Papier, Tuch etc., um den Flachs auf dem Spinnrocken zusammenzuhalten, colifolium; -vôt, teretrum.

wô-, wû-dân, -dan, adj. wie beschaffen, qualis; adv. wô-dane, -danne u. wô-dane-, -danne-, denne-wîs, quomodo, quemadmodum, qualiter, per quem modum.

wô-dane, f. -dân(ic)heit, Beschaffenheit, Qualität.

wô-danich = wôdân.

woden, sw. v. wüten, rasen.

woden-dunk, -dungel, Schierling, cicuta, aconitum.

wodens- (woens-, wones-) dach, (Wodanstag,) Mittwoch, dies Mercurii.

woderik, Wüterich, Tyrann.

wode-scherne (woyde-schere) u. -wspele (= wispele? -wuspele?), Schierling, cicuta, ebenus.

wô-doch, s. wô.

wodunge, Toben, Wut, Raserei.

wô-gedân = wôdân.

wogen, partcp. adj. gewogen, geneigt.

woide-scherne, wois, woisten = wod., wôs, wôsten.

wokener, seltener wokerer, Wucherer, fenerator, usurarius.

woker, m. Ertrag von ausgeliehenem Gelde, Zins, spec. der unerlaubte, Wucher.

wokeren, intrans. 1. Zins nehmen, wuchern. 2. sich vermehren, sehr zunehmen.

wokerie, Wucher.

wokerlik, adj. wucherhaft, wucherisch.

woker-spêt, Wucherspiess, fig. mit dem w. tummeln, Wuchergeschäfte treiben.

wol, pron. interr., relat., indefin.: wer (nur Nominativ).

wol, wal, 1. adv. wohl, gut, bene; ênem is w. to, jem. behagt, ist lieb; w. dôn unde m. folg. Verb., die Güte haben, so freundlich sein, etwas zu thun; w. oft verstärkend: recht, sehr; w. so, ebenso, reichlich; w., leicht, sicherlich, gerne; vermutlich, wahrscheinlich, voraussichtlich; bei Zahlangaben etc.: etwa, ungefähr; w. êr, früher einmal, bereits. 2. conj. wol, auch m. folg. dat, dan, obgleich, obwohl, wenn auch; (allike)wol, gleichwohl, doch; also wol – alse, sowohl – als auch. 3. interj. mit Dat. (wol mi!) oder Adv.: dan, her(e), hen, hîran, an, umme, up.

wol, n. Wohl, Glück, Freude.

wôl, m. Unheil, Verderben, Aufruhr, Streit.

wol-bedacht, überlegt, klug, schlau; -behage, st. f. -behagede, Wohlbehagen, Gefallen; -beider, longanimus, der Langmütige; -beraden, reiflich erwogen; -beval, n. -bevellicheit, beneplacitum, Wohlgefallen, Zufriedenheit, Gnade; -bevallende, -bevellich, wohlgefällig, annehmbar; -boren = wolgeboren.

wol-broder, l. wal-b.? Wallfahrer, Pilgrim; = wolt-b.?

wol-brukinge, guter Gebrauch, richtige Anwendung; -dadich = woldêdich; -dage, pl. m. sg. f. Glück, Heil, Freude; -dan, s. wol; -dankes, adv. zu Dank, zur Genüge; -dât, f. treffliches Thun, rechtschaffene Handlung, spec. Wohlthun, -that; -dat, s. wol.

wolde, f.? Wau, ein gelber Farbestoff.

wol-dêder, Wohlthäter; f. -dêdersche; -dêdich, brav, müde, freundlich, gütig, auch als Titulatur, spec. wohlthätig, freigebig.

wolde-meine, -mêne, f. gemeinsame Waldtrift, überh. Gemeinweide und jeder Gemeindegrundbesitz (auch innerhalb der Stadtmauern) nebst dem Anrecht auf die Nutzung, sogar auf Flüsse u. die Fischerei darin.

wolden, s. walden.

wolde(n)-bergen, sw. v. Gewaltthätigkeiten verüben, übel hausen, Unruhe stiften, notzüchten.

wolden-berger, Gewaltthäter, Friedebrecher.

woldener = weldener.

wol-dênich, dienstfertig.

woldich, waldig, waldreich.

woldich, woldicheit etc., s. weldich etc.

wol-duchtich, strenuus, Titel f. Adeliche; -drechtlik, segensreich, heilsam.

wole = wol, wohl; wole-macht = wolmacht.

wolen, sw. v. 1. wühlen, aufrühren. 2. premere, stringere; naut. tosamende wolen, mit Tauen zusammen schnüren.

wol-êr, s. wol.

wolf, Wolf, u. Abl., s. wulf.

wolfte = welfte.

wol-gebêr(e), anständig, wohlgesittet; -geboren, von edler Geburt (Titel des Adels); als Subst.: Januar; -gedân, körperlich, sittlich oder geistig ausgezeichnet; -gedegen, wohlgeraten, trefflich; -gelaten, gut aussehend; -gemeit, fröhlich, vergnügt, ausgelassen; -gemôt, edel-, hochsinnig; als Subst.: origanum; -geraket = wolgedegen; -geschicket, in guter Verfassung, Beschaffenheit; Subst. wol-geschicketheit; -gesprake, sprachgewandt, beredt; -gestalt, wohlgestaltet, schön, lieblich; -geval, n. Wohlgefallen, Belieben; -gevôt, gutgefüttert, dick; -hebbende, wohlhabend, reich.

wolken, n. m. wolke, sw. f. 1. Wolke, Gewölk; Dem. wolkelîn. 2. Wolkenkragen, in Falten gelegter Halskragen von gesteifter Leinewand (16. Jh.).

wolken, bewölken.

wolken-borst, -brust, f. Wolkenbruch, fig. der gnade ein w.; ebenso d. gn. e. -star, l. -scar, -scer (Riss)? (: bîster, worauf volleister, -lîster besser reimen würde?); -sule Exod. 14, 19; -var, wolkenfarbig, bewölkt; -weder, nimbus.

wol-komen, adj. willkommen.

wolkuce, -ûtze, -ûsse, -use, turtur, ispergus (cottus scorpio, trigla hirundo; auch cottus gobio?); fig. von knurrigen, mürrischen Menschen.

wol-laten(d)e, was wohl lässt, anständig; -luchtende, hell glänzend; -ludich, wohlklingend; -lust, m. f. -luste, sw. m. hohe Freude, Herzenslust, Genuss, Wohlleben, Begier, Wollust; -lusten, m. Dat. wohlgefallen, belieben; refl. sich erfreuen, seine Lust haben an; -lustich, zur Freude reizend, liebreizend; -lusticheit = wollust; -lustigen, trans. ergötzen, erfreuen; intrans. sich vergnügen.

wolle, Wolle, u. Abl., s. wulle.

wol-macht, Wohlergehen, volles Vermögen; des lives, Gesundheit, Rüstigkeit; des gudes, Wohlhabenheit; -matich, masshaltend; -mechtich, dem es wohlergeht, spec. gesund, rüstig; -mênen, wohlmeinen, gute Absicht haben; -mênich, wohlmeinend, aufrichtig; -mêninge, gute, aufrichtige Meinung; -moge, Vermögen; na erem w., nach ihren Kräften; -mogelicheit = wolmoge; -mogen, valere; -mogende, vermöglich, gesund, glücklich; -nemen, wohl aufnehmen.

wolp, wolpeken, wolpen, s. welp.

wol-rad (?) = walrat.

wol-radich, wohl beraten, klug; -rede, guter Leumund, Lob; -reden(d)e, beredt; -ruken, fragrare, redolere; -rukende, -rukech, aromaticus, wohlriechend; -schinende, glänzend, herrlich; -slachticheit, Wohlgeartetheit; -smeckich, -smeckaftich, wohlschmeckend; -spreken(de), retoricus, beredt; -spreker, retor; -sprekinge, discretudo; -staldicheit, -staltenisse, Wohlgestaltheit, Schönheit; -stant, m. Wohlstand, -fahrt, gutes Einvernehmen.

wol-stok, Wellerholz zu wellerwenden?

wolt, f. Gewalt, s. walt.

wolt, walt, m. (n.) Wald.

woltaftich, waldig, bewaldet.

wolt-ape, Waldaffe; -bôm, W-baum; -broder, Einsiedler; -dink, Holzgericht; -distel, armica, iringus, eringus, cretamus marinus; -ekse, -exe, f. Holzaxt; -greve, Holzvogt; -haver, Haferabgabe für Waldnutzung; -man, Pl. -lude, Waldarbeiter, Forstmann; -mêster, asperula odorata, Waldmeister; -osse, Auerochse? -vire, Aufhören der Tagesarbeit der woltwerchten; -werchte, Waldarbeiter; -werk, das Arbeiten im Walde, Holzfällen etc.; -wespe, bombir, quoddam volatile.

wolt-bode, Gerichtsbote, -diener; -breker, Friedebrecher; -sene = waltsene; -voget = woltbode; -foringe, -fôrnisse, gewaltsame Gefangennahme, Entführung, überh. Gewaltthat; -water, Wassersgewalt. Andere Zss. s. unter walt-.

wolte-blok, -stên = walte.

wolteren = welteren.

wolteringe, Wälzung.

wolterken, lar domesticus.

woltink = wolt-dink.

woltlik, gewaltsam; bede, erzwungene, unrechtmässige Abgabe.

wol-tomate, adv. in richtigem Mass, in gehöriger Menge; auch adj. gemässigt; Mass haltend.

wol-touwe, ein Gerät der Maurer; vgl. walbant, wolstok.

wolt-vat, Fass zu od. m. Wau? vgl. wolde.

wol-var(e), st. f. -vart, f. Wohlfahrt, -ergehen, -leben, Gedeihen, Heil, Glück; -varen, st. v. Glück haben, sich wohl befinden, herrlich, üppig leben; -varen(de), glücklich; wv. dage, tide = wolvare; -varich, willfährig; -veile, wohlfeil; -vlitich, benivolus.

wolve, n. = welve.

wol-willich, wohlwollend, gütig; -willicheit, Wohlwollen, Güte.

wommelen, wimmeln, sich durch einander bewegen.

wôn, m. Wahn, Verdacht, s. wân.

wonaftich, -achtich, -echtich, 1. wohnhaft. 2. bewohnt, bewohnbar.

wonde, f. wonte, f. wone, f. (st. m.?) Gewohnheit, Brauch, Sitte.

wonde, wonden, wonder, wonderen = wunde etc.

wône, f. e. ins Eis gehauene Oeffnung.

wone, f. 1. Wohnung; mitter w. tên, den Wohnort wechseln. 2. Gewohnheit, s. wonde.

won(e)-bode, -hûs, -keller, Wohnbude, -haus, -keller; -hûs, fig. Aufenthalt.

wonehaftich, woneheit = wonh.

wonel(i)k = wonlik.

wonen, sw. v. 1. verweilen, bleiben, spec. wohnen, hausen; trans. bewohnen; dat wanende hûs, Wohnhaus. 2. sich gewöhnen, gewohnt werden oder sein.

wônen, sw. v. wähnen, meinen, glauben.

wonenthaftich = wonehaftich.

woner, wonre, Bewohner, Einwohner; ênes w., jemandes Unterthan, Dienstmann (vgl. afrs. wonir, wure, u. oben winner?)

wôn(e)s-dach = wodensdach.

won(e)-stat, -stede, Wohnstätte, Wohnung, Heimat.

wonhaftich, ältere Form f. wonaftich.

wonheit, 1. Aufenthalt, Wohnung. 2. Gewohnheit, Sitte.

woninge, wonunge, 1. Aufenthalt, Wohnung; bewohnbares Gebäude; Stockwerk; Abteilung, Fach e. Schrankes. 2. usus.

wonlik, 1. wohnlich, bewohnbar. 2. gewöhnlich, hergebracht; gewohnt; legalis; adv. wonliken, auf gewohnte Weise, regelmässig.

wonnaftich, -achtich, assimil. aus wonhaftich; na wonnede, nach Gewohnheit, ebenso aus wonhêt? = wonede (s. wonde)?

wonschen = wunschen; l. bisweilen wenschen (vgl. ndl. wenschen)?

wonte, s. wonde; wontheit, -lik = wonheit 2, wonlik 2.

wop(e)ken, s. wepeken.

wopen (Ditmarsch.), weinen, jammern.

wop-ende, Spitze der Kornähre; vgl. wappe.

wopse = wespe.

wor, wur (wore), 1. interrog. wo, wohin; auch relat. u. indefin.; so wor, s. swor; w. mit Adv., z. B, af, jegen, hen, her etc. 2. conj. wenn, falls; ob. 3. adv. etwa, vielleicht, ungefähr.

worde, wurde, st. f. = wort, area.

wordeken, n. Wörtchen.

worden, wurden, eine wort aufwerfen, auslegen.

wordener, Bewohner einer wort.

wordinge, das Aufwerfen, Auslegen einer wort; concr. die zum Ausbessern der wort oder des Dammes nötige Erde.

worgel, m. 1. Würger, Neuntöter. 2. = worgelinge.

worgelik, worgelhaftich, zusammenziehend, herbe (von Geschmack).

worgelinge, das Zusammenziehen des Schlundes, Würgen, oscireuma; Herbigkeit (von Speisen).

worgen, sw. v. 1. intrans. würgen, mühevoll schlucken, ersticken. 2. trans. würgen, die Kehle zusammenpressen; erwürgen, erdrosseln, überhaupt ermorden.

worger, Würger, Erdrosseler, Mörder.

worginge, suffocatio, strangulatio.

worken, wirken, weben.

workorse, sw. f. = wardebos. (l. warkorse?)

worm, m. jedes kriechende Geschöpf: Wurm, Insect, Käfer; brêde w., Kröte; Scorpion des Tierkreises; Schlange, Drache; Würmer wurden als Ursache vieler Krankheiten gedacht, daher solche so bezeichnet; vlêgende w., e. Pferdekrankheit. Dem. wormekîn, -ken, -lîn.

wormachtich, vermiculosus.

worme- in Zss., s. worm-.

wormerijc, centonica; vgl. wormkrût, -wort.

wormes-hovet, Schlangen-, Drachenkopf (als Zierat an Geschmeide).

worm(e)te, n. Gewürm, Ungeziefer.

worm-etich, wurmstichig; -hol, n. Wurmloch; -holt, wurmstichiges Holz; -krût, Wurmkraut, Zittwersamen, centonia, absinthium ponticum (artemisia, auch tanacetum vulgare?); -lage, st. f. Aufenthalt von Schlangen (Bezeichnung von Festplätzen im Freien); -mel(e), n. caries, teredo, Wurmmehl.

wormode, worm(e)te = wermode (mit Umdeutung auf worm).

worm-pulver, -remedie, Medicin gegen Würmer (vgl. worm); -side, sw. f. Seide der Seidenraupe (Ggs. bômside); -slagen, sw. v. sich wie ein Wurm winden; -steken, -vretich, wurmstichig; -stekent, n. -stekete, Wurmstich; -wort, f. frasia, d. i. eufrasia, centonica, subtufilla.

worp, m. n. Wurf, jactus, ictus; im Würfelspiel; Kette, Aufzug in der Weberei; Stelle, wo das Fischnetz ausgeworfen ist; was auf einmal geworfen wird, z. B. von der Geburt der Tiere, fetus; bestimmte Anzahl, bei der Zählung von Waren u. bes. von Münzen (meist 4 oder 3).

worpe (?), f.? = worp (von der Wurfrechnung).

worpel, m. 1. Würfel; fig. Glück, Schicksal. 2. ventilabrum.

worpelen, würfeln.

worpelêre, Würfelspieler.

worpel-stên, Würfel, überh. Spielstein.

worpe-nette, n. Wurfnetz.

worper-maker, Würfelspieler? Betrüger im Würfelspiel?

worp-leghelen, colater, vas ad aliquid referendum.

worp-schuffele, -schuvel, f. Wurfschaufel, vannus, ventilabrum.

worp-spon, armilla; l. -sper?

worp-, wor-tafel(e), -tafle, -taffel, (f.?) n. Würfel-, Trictrac-, Spielbrett; auch = worptafel(en)-spel, das Spiel selbst; worptafles spelen, wor(p)tafelen, auf dem Wurfbrett spielen.

worst, f. Wurst.

worst(e)-bogel, Instrument zum Wurststopfen; -maker, -meker, fartor; -menger, Wursthändler.

worstelen, ringen, kämpfen, sich balgen. Subst. worstelinge.

wort, -wärts, s. wart.

wort, wart, f. urspr. Boden, Grund, bes. der erhöhte oder eingehegte, spec. Hofstätte, Hausplatz, Grundstück, area; auch Garten, Feldstück, Waldmark.

wort, n. Wort; Ausdruck, Bezeichnung; Rede, Spruch; Zusage, Verabredung; gût w., Fürsprache; ein g. w. laten, guten Ruf hinterlassen; grôte w., Prahlerei; mit korten worden, mit ênem worde, kurz gesagt; ênem dat w. bevelen, jem. auftragen das Wort zu führen; dat w. holden, im worde sîn, Sprecher sein, den Vorsitz führen; ênes w. holden, spreken, das Wort für jem., seine Klage, Verteidigung führen, jem. vertreten; w. hebben, to worde komen, wesen mit, Worte wechseln, sich besprechen, verhandeln mit; êner sake w. hebben, zugestehen, sich wozu bekennen.

wort, wurt, f. Wurz, Pflanze, Kraut, Blume; sunte Johannes wort, herba perforata (hypericum perforatum); s. Peters wort, herba sancti Petri (primula veris?). Dem. worteken.

wortafele, s. worptafele.

worte, wurte, st. f. 1. = wort, f. 2. Gewürz, species, aroma.

worte, f. = warte, Warze, Knorpel.

worte-garde, -hof, Blumen-, Apothekergarten; fig. von Maria.

wortele, f. Wurzel; fig. Grund, Ursache; ên dorp von wilder wortelen besetten, begripen, ein Dorf in Neuland anlegen.

wortelen, wurzeln, einwurzeln; auch fig.

wort(e)-misse, f. Fest der Krautweihung, Himmelfahrt Mariä, 15. August.

worte-wîe, f. -wi(g)inge = wortemisse.

wort-gelt = worttins.

wort-gênd, n. litis contestacio; vgl. gên.

wort-hebbende, -holdende, präsidierend; -holden(t), n. Vorsitz, Präsidium; -helder, -holder, Wortführer, Sprecher; -lôs, wortbrüchig, treulos.

worthelinc, cicuta (vgl. hd. werczling, cicuta).

wortins = worttins.

wort-penninge, denarii areales = worttins.

wort-râm, Platz einer wort.

wort-seiger, seminator verborum, Schwätzer.

wort-sete, -sette, sw. m. -setelink, -settink, Wurt-, Brinksitzer, Neubauer, zwischen Hufnern u. Kötnern stehend (Holst., Schlesw.); -stede, Stelle einer wort, abgesondertes Stück Land.

wort-tins, m. urspr. e. Art Königszins, von der wort an den Landesherrn zu zahlen; dann überh. unablösbarer Grundzins u. von der grunthure verschieden; endlich auch ablösbar und = grunthure.

wort-vordrager, Wortführer.

wortze, species, aroma (aus d. Hd.).

wôs, n. jus, brodium, Absud, Brühe; fig. Unflat, von dem, was e. Betrunkener ausgespien hat.

wose, (Acc. de wosen, Pl.?) Schaum, Dunst von siedender Flüssigkeit.

wô-solk, welch, wie beschaffen.

wôst, m. Wust, Unrat, Schmutz.

wôste, wüst, öde; unbebaut, unfruchtbar; einsam, verlassen; leer; fig. v. Besitz, Amt: erledigt; v. Capitalien: keine Zinsen tragend.

wôsten, wüst machen, verwüsten, verheeren.

wôsteni(e), wôsteninge (-unge), wôstine, f. Wüste, Wüstenei, Wildnis, Einöde.

wôsticheit, Wüstheit, Wüste.

wôstinge, wôstunge, Verwüstung, Verheerung; = wôstenie.

wot, dialekt. = wat, was, etwas.

woten, wuten, wüten, u. d. Abl. wotenheit; wutinge, Wut; wûtrich, wütig, wild. (Formen des 16. Jhs. für woden etc.)

wôt-scherlink, ebenus, Schierling.

wô-wol, -wal, s. wô.

wracht, f. Wirkung, Thätigkeit.

wrachten, sw. v. wirken, thun, ausrichten.

wracke, wracken = wrake, wraken.

wrak, m.? Rache, Rächung.

wrak, adj. beschädigt, verdorben, untauglich; w. vor dem boddem, w. up den staf, wrakes w., hol w., hol wrakes w., Bezeichnungen für die verschied. Arten beschädigten Herings.

wrak, n. 1. Ware, w. wrak ist u. daher geringer taxiert oder aufgeschossen wird. 2. Schiffswrack. 3. schlecht gebrannte, zerschlagene Ziegel, als Mauerfüllung benutzt.

wrake, st. f. Prüfung u. Sonderung der Waren nach ihrer Güte.

wrâke, st. f. Rache, Vergeltung, Strafe, Bestrafung; w. ropen, nach Rache schreien, Strafe fordern; vloken, Böses anwünschen.

wrakelink, eiserne Klammer? Stange?

wraken, sw. v. Waren auf ihre Güte untersuchen u. das Schlechte aussondern; für unbrauchbar erklären, verwerfen, aufschiessen; jur. (einen Zeugen) beanstanden, zurückweisen.

wrâken, sw. v. rächen, strafen; foltern, quälen.

wraker, der Beamte, w. die Waren auf ihre Güte prüft.

wrakerie = wrake.

wrak-girich, rachgierig. Subst. wrackgiricheit.

wrak-gût, Ware, w. wrak ist; and. Zss. -dele (Bohle), -herink, -holt, -kêse, -stein (s. wrak, n. 3.), -visch.

wrak-stake, sw. m. mangelhafte Holzstange? überh. Holzstange? = wrakelink?

wrampachtich, tortuosus, gewunden, krumm? höckericht, knorrig?

wrange, st. f.? = wrank 3.

wrange, adj. adv., s. wrank, adj.

wrange, sw. f. 1. gebogenes Krumm-, Knieholz, bes. im Schiffbau verwendet; als Wappenbild. 2. cuscuta; convolvulus sepium.

wrangel-stede, Ring-, Kampfplatz.

wrangen, sw. v. ringen, kämpfen, sich balgen; fig. sich streiten, disputieren.

wrangen-krût = wrankkrût.

wranger, Ringer, Kämpfer, Athlet.

wranginge, Ringkampf, überh. Kampf, Streit.

wrank u. wrange? 1. sauer, herbe, bitter, strenge; fig. von Menschen. 2. von Schweinen: mit wrank behaftet.

wrank, m. 1. Ringen, z. B. der Hände. 2. Ringen, Kampf, Streit; Groll. 3. Bräune der Schweine, Rankkorn, angina, porrigo.

wrank-krût, Schwarz-, Niesswurz.

wranten, mürrisch, verdriesslich sein.

wrase, sw. m. Rasen, Soden, cespes.

wras-wolf, e. Pferdekrankheit: Wurm, frz. farcin?

wratte, f. = warte, Warze, Blatter, Pustel.

wrechte u. wrechtunge, Zaun, Befriedigung.

wrechten, wirken, bewirken, thun.

wrêde, st. f.? Grausamkeit, Gewaltthätigkeit.

wrêde, adj. = wrêt? oder adv.? wrêdeliken = wrêtliken.

wredel (wrêdel?), m. Knüppel, Knebel, womit ein Bündel zusammengedreht oder (vermittelst der Spannkette) das aufgeladene Holz auf dem Holzwagen festgebunden wird.

wreden (wrêden?), mit dem wredel befestigen.

wrêden, wreiden, wrêt sein oder werden.

wrêdich, wrêdicheit = wrêt, wrêtheit.

wreidelen, subulare (eine Nath im Zeuge durch einen Ueberschlag doppelt nähen?).

wreiden, wreit u. Abl., s. wrêden, wrêt.

wreke-lôs leggen, für fried-, schutzlos erklären.

wreken, st. v. trans. rächen, Vergeltung für etwas üben, strafen; refl. sich rächen; mit an, in ênem, over, uppe, wedder ênen.

wreker, Rächer, Vergelter.

wrekerne, adj. zur Rache geneigt, rachsüchtig; zur Strafe geneigt, strenge.

wreklik, rächend.

wrempen, sw. v. vultum pervervetere, also wenne me suren drank drinket.

wrempich, distortus, verdreht, entstellt, verdriesslich?

wren(e)sch, grimmig, zornig; von Pferden: brünstig.

wrengen, sw. v. quetschen, stossen, verwunden.

wrenschen, wrinschen, sw. v. wiehern, hinnire.

wrêt, eig. gedreht, gewunden; krumm, schief, knorrig; fig. wild, grimmig, grausam, böse; erbittert, erzürnt; heftig, strenge; stark, kräftig, tüchtig; vom Geschmack: herbe, sauer, bitter, widrig; übertragen: wrêde pine, schwere Leiden, schmerzhafte Strafen.

wret? wrêt? = wrît, Zank, Hader.

wrêtheit, Wildheit, Grausamkeit, Grimm, Härte, Strenge.

wrêtlik, -like, -liken, adv. zu wrêt.

wrevel u. Abl. sehr gewöhnlich st. vrevel etc.

wrîch, m. Ungerechtigkeit, Unredlichkeit, Büberei, Hinterlist, Bestechung.

wrîch u. wrige? verbogen, verdreht; starr, steif; fig. wirrig, verrückt; eigensinnig, trotzig; heimtückisch, treulos. Adv. wrige.

wrîf-stên, strigilis, pumex.

wrigen, favere; to, gestatten? fördern, unterstützen?

wrik: den wrik, den wrak gân, cursitare hac et illac, bald so bald so, kreuz u. quer gehen; vgl. vorwricken.

wrimp, mediastinus (= schuppestôl, wippe?).

wrimpen, st. v.? das Gesicht verziehen, rümpfen; in spotte, valgiare.

wringen, st. v. trans. drehen, winden (den stert, de hende); zusammendrehen, -pressen; mit lime tohope, zusammenleimen; pressen, drücken; schmerzen, quälen, peinigen, z. B. vom engen Schuh; fig. von Sorge, Kummer, Gewissensbissen; auswringen, auspressen, durchseihen; herausdrücken, hervortreiben, verursachen (bledderen, bulen); pressend bereiten (Käse, Most, Oel); refl. sich winden, sich krümmen, z. B. vor Schmerz.

wrinschen, s. wrenschen.

wrist, Hand-, Fusswurzel.

writ u. wrît, vrît, n., fl. writtes, writes, schriftliche Ausfertigung irgend einer Art, Dokument, Attest etc. (Aus d. Engl.)

wrît, m. dichter, krauser Busch oder Baum; êk-wride, pl. Eichengestrüpp.

wrît, f. Ellerngebüsch, -bruch?

wrît, Zank, Hader.

writen, st. v. ritzen, zeichnen, schreiben.

wrît-hof, atrium, Dom-, Klosterfriedhof (umgedeutet aus vrîthof).

wriven, st. v. reiben, wischen, scheuern, schleifen; zerreiben, reibend zerstossen, mahlen; vlas, mit einem eisernen Instrument schabend von der Schäbe reinigen; refl. sich scheuern, gegen einander stossen, z. B. von Schiffen; fig. von Menschen.

wriver, m. Reiber; Reibtuch, Wischlappen.

wrivinge, tritura.

wrocken = wroken.

wroge, st. f. wrôch, f.? Anklage, gerichtliche Anzeige; Rüge, Tadel, Vorwurf, Mahnung; Geldbusse für Pflichtverletzung; Prüfung der Münzen, Gemässe, Gewichte etc., Bestrafung der falsch befundenen.

wroge-, wrôchlik, rüg-, strafbar.

wrogen, wrugen, sw. v. an-, verklagen, beschuldigen; denuncieren, gerichtlich melden; gerichtlich untersuchen; rügen, tadeln; schelten, zanken; strafen; mitteilen, bekannt machen; von Amts wegen auf die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften achten u. eine Uebertretung anzeigen oder ahnden; Münzen, Gewichte, Gemässe etc. auf die Richtigkeit prüfen, aichen.

wroger, wruger, Rüger, Ankläger; Beamter, w. polizeiliche Aufsicht führt, z. B. roden-wr., Hopfenaufseher, send-wr. (s. sent); im schlimmen Sinne: Verräter; valsche wr., Verleumder.

wroginge = wroge.

wroidelinge, pl.? was man zum Wreudeln nötig hat, einer Befestigung der Dachlatten an die Sparren durch weden, welche durch kurze Stöcke zusammengedreht werden.

wrok, wruk, m. Hass, Feindschaft, Streit, Zwietracht.

wroken, sw. v. zanken, streiten, hadern.

wrokinge, Zank, Streit, Hader.

wrôse = wrase.

wrostelen = worstelen.

wrote, sw. m.? Maulwurf.

wroten, sw. v. wühlen, graben, bes. von Tieren: mit der Schnauze, dem Rüssel in der Erde.

wruchte = wrechte.

wû, wie, u. Zss., s. wô.

wuchen, jauchzen, jubeln? vgl. woch.

wûchei(e), sw. m.? eine (westfälische oder in Westfalen so benannte) kleine Silbermünze; es gab auch doppelte.

wudemete = wedeme, Pfarrhof.

wuker, wukener u. Abl., s. woker etc.

wul-boge = wullenboge.

wulf (wullef), m. 1. Wolf; Wolfsfell, -pelz; fig. ein gieriger, grausamer Mensch; de wulve van der helle, die Teufel. 2. ein Ostergebäck. 3. Namen von Hautkrankheiten (Entzündung, Geschwür, auch bei Pferden), spec. intertrigo. 4. in der Malzdarre der eig. Ofen; auch sonst eine (transportable?) Feuerungsanlage.

wulf-angel, Wolfsangel, -eisen; -drû, cassula, decipula; -fenger, lupiceps; -hunt, Wolfs-, Schäferhund; -lêvinge, die (Hinterlassenschaft.) Nachkommenschaft, die Jungen des Wolfes.

wulfellei = wulveleie.

wulfen, wulfinne, spätere Formen für wulven etc.

wulf-seisen, -valle = wulveseisene, -valle.

wulfte, n. = welfte.

wul-kemmer, Wollkämmer, frz. peigneur.

wulke(n), Wolke, s. wolken.

wulle, f. Wolle; in de w. gefarvet, fig. früh gewitzigt oder verderbt, sehr verschlagen oder durchtrieben; einander in der w. wesen, fig. sich zausen, sich raufen, sich Schaden zufügen.

wullen, sw. v. lanare; (ên schâp) die Wolle ausrupfen.

wullen, adj. wollen, von Wolle gemacht; in wollenes Buss-, Trauergewand gehüllt.

wullen-boge, sw. m. fullo, Gerät der Wollbereiter, eine 6-7 Fuss lange Stange mit Darmsaite zum Lockern u. Säubern der Wolle; -dôk, Tuch aus W.

wullene, st. f.? verbascum, tapsus barbatus.

wullener, wulner, Wollbereiter, Wollenweber.

wullen-garn, Wollgarn; -knape, Tuchmachergesell; -purer, officieller Sortierer oder Prüfer der W.? l. -purrer, -purner = d. f. W.? -sleger, Wollschläger, -bereiter; -slegersche, -slegerinne, f.; -welker, fullo; -werk, lani(fi)cium, auch das Gewerk, die Zunft der Wollenweber; -werkinge, lanificium; -wever, Tuchmacher; -weversche, f.

wulm, turbidus (aus wlûm, wlôm?).

wulmen, sw. v. wallen, sieden (l. walmen?)? = wlumen, wlomen? de zelen wulmeden uth dem vure, alze dat water in eynem gropen.

wulminne (?), lupa; l. wulwinne = wulvinne?

wulst = vulst, vulleist.

wulve-bone, lupinus; -herte, blutgieriges Gemüt; -jacht, Wolfsjagd; -kule, Wolfsgrube; -leie, 1. arnica; wolverlei-waterken, Arnica-Tinctur; 2. elesmon; -mân, December; -seisene, f. cassula, Wolfssense, -eisen; -valle, W-falle.

wulven, sw. v. sich wie ein Wolf benehmen, wüten, toben.

wulves-art, wölfische Art, Gesinnung; -dekene, -hare, villus, Decke v. Wolfshaaren; -distele, arnica, artinea; -hût, Wolfsfell; -kule = wulvekule; -melk, anthera, ancira, cardus silvanus, esula; -pils, Wolfspelz; -sap, ein Kraut: italica, italiace.

wulvich u. wulvisch, wölfisch, eig. u. fig.

wulvinne, sw. st. f. Wölfin.

wummen gades, gaten, gatken, gans = wunden godes, als Beteuerungsformel.

wumpel u. wimpel, 1. m. wumpele, st. sw. f. Kopftuch, Schleier, Haarbinde, vitta, peplum, redimiculum, ligatura, flammeolum, theristrum, (de)sponsatile. 2. m. n. lange, schmale Fahne, Banner.

wumpel-ule, sw. f. Schleiereule.

wunde (wundene), f. Wunde, Verletzung; same de (vîf) wunden godes, e. häufige Beteuerungsformel.

wunden, sw. v. verwunden; überh. verletzen, beschädigen (auch Sachen); de erde, die Erde umkehren, umgraben; fig. beleidigen, kränken.

wunden-arste, sw. m. chirurgus, cirologus; -arstedie, cirurgia; -drank, innerliche Medicin bei Verwundungen.

wunden-krût, bogula, consolida, cosmea, policaria; vgl. wuntkrût.

wunden-snider, incisor = w-arste.

wundrank = wundendrank.

wunder, n. Wunder, wunderbare, erstaunliche, ausgezeichnete, seltsame, thörichte Sache (Geschöpf) oder That; Wunderzeichen, -erscheinung; Verwunderung; Erstaunen; mi (Dat.) deit, dunket, gift, heft wat (wes) w., ik hebbe, neme wes (auch van, af) w., mich wundert, ich verwundere mich über.

wunder, adj. wunderbar; als adv. oft verstärkend, z. B. w. wolsprekende, erstaunlich, sehr beredt.

wunderaftich, wunderbar.

wunder-blint werden, durch e. Wunder, auf unerklärliche Weise blind werden; -dât, W-that, Wunder; -gelîk, erstaunlich, sehr gross.

wunderen als Verstärkung, z. B. w. grôt, ungemein gross.

wunderen, 1. unpers. m. Acc. oder Dat. d. P. u. Gen. oder Nom. d. S., pers. m. Gen. oder Acc., refl. m. Gen. (oder Präpos. oder abhäng. Satz): wunderbar scheinen, wunderlich dünken, sich verwundern über, bewundern. 2. intrans. Wunder thun; in, sich auszeichnen in; mit, seltsam, wunderlich verfahren mit.

wunderinge, Verwunderung, Erstaunen.

wunderlik, contrah. wunder(i)k, adj. wunderbar; erstaunlich, ungemein, grossartig; wunderlich, seltsam; w. hebben m. Dat. d. P., in Verwunderung setzen; adv. wunder(li)ken, wunderlik-wîs.

wunder-spil, wunderliches Thun und Treiben; -têken, -werk, Wundererscheinung, -that, -zeichen; -werlik(?), wunderbar; -wicht, lamia; -wîs, auf wunderbare Weise; als Adj. wunderbar, -lich.

wundigen, verwunden.

wundinge, Verwundung.

wunen = wônen, wähnen.

wunheit = wunnicheit.

wunlik, adj. wonniglich, wonnesam, herrlich, erfreulich, wünschenswert.

wunne, st. f. 1. (Var. huve) das zu einer Hufe gehörige Land? 2. Wonne, hohe Lust, grosse Freude.

wunnenbêre u. wunnentlik = wunlik.

wunnen-spil, Ergötzung, Unterhaltung.

wunnicheit = wunne 2.

wunnichlik = wunlik.

wunsachtich = wunschachtich, optativus.

wunsam, -samicheit = wunlik, wunne 2.

wunsch, m. wunsche, st. m.? Wunsch, Verlangen; Vollkommenheit, Ideal.

wunschen, sw. v. wünschen, ersehnen, wonach verlangen, begehren; Gutes oder Böses anwünschen; Partcp. wunschet, erwünscht, angenehm, passend, vollkommen.

wunscher, optator.

wunschinge, Wunsch; An-, Verwünschung.

wûns-dach = wodensdach.

wunt, adj. wund, verwundet.

wunt-arste, -arstedie, -drank = wunden-.

wunt-krût (-krude), bogula, centaria (= centaurea), euphrasia, filago, sulphurata; vgl. wundenkrût.

wunt-wort, policaria; vgl. wundenkrût.

wupperen, auf u. nieder gehen, wackeln.

wur, wo, u. Zss., s. wor.

wurde, wurt, f. area, s. worde, wort.

wurt, wurte, f. Wurz, Gewürz, s. wort.

wusch, m.= wisch, m.

wûste = wôste. wuten = woten.

wût-scherre, sw. m.? -scherlink = wôt-scherlink, wodescherne.

Z s. S.

Anmerkungen zur Transkription

Die folgenden Änderungen wurden vorgenommen:

In "be-holden, -halden, 1. festhalten, in Besitz behalten; abs. (die Pferde festhalten) still halten, 2. behaupten, behalten; aufbewahren, gefangen halten. 3. erhalten, bekommen; überwinden, erobern. 4. erhalten, beschützen; sik b., sich erhalten, sich nähren." stand ursprünglich "sik e." statt "sik b."

"olum galbani" wurde geändert zu "oleum galbani".

Im Eintrag "Häufig = daraf (wie mede = darmede)." ist nicht klar, ob zwischen "dar" und "af" ein Leerzeichen steht ("dar af"), aber entsprechend dem gegebenen Beispiel wurde dieses entfernt.

In "gran, Gewichtsstück (1 karat = 4 gran, 1 gran is 3 grên)." wurde der Akzent auf "gren" ergänzt.

In "kageden hoiken? (= kagelden h.) mit einem kagel, kogel?" wurde die schließende Klammer hinter h. ergänzt.

In "kovent, kavent (die vollere Form convent ist seltener), m. 1. die gesamten Bewohner eines Klosters. 2. Kofent, Nachbier, Dünnbier (für die gewöhnlichen Klosterbrüder und das Gesinde, für welche auch besonderes – gewöhnliches, tägliches – Brod gebacken wurde), conventes brôt." wurde die schließende Klammer hinter wurde ergänzt.

Statt "schöppenbar" stand "sehöppenbar".

In "schutsch, einfältig, grob, abgeschmackt, ndl. schots." stand "einfätig".

In "slîk u. slik, m. (u. n.?) Schlick, Schlamm, nam. der Uferschlamm." stand "Schliek" statt "Schlick".

In "slurren, sw. v. schlurfen, den Boden streifend gehen." stand "schlarfen" statt "schlurfen".

In "umme-schinen, st. v. umglänzen, umstrahlen." stand "stv. v." statt "st. v."

In "under-pant, Unter-, Sicherheitspfand." stand "unter-pant" (nicht passend zur alphabetischen Reihenfolge).

In "vaste, st. sw. f. vastene, st. f. das Fasten; die Fastenzeit, spec. von Aschermittwoch bis Ostern." stand Ascherwittwoch statt Aschermittwoch.

In "vasten-lager, Einkehr (in ein Kloster) zur Fastenzeit, Beherbergung des Herrn und seines Gefolges, auch die Pflicht, die Unterthanen zur Jagd zu stellen und die Hunde und Pferde des Herrn zu füttern." stand Beherbung statt Beherbergung.

In "vorderflik, Verderben bringend; verdorben, zu Grunde gerichtet, baufällig." stand baufällg statt baufällig.

In "vorklêninge, -kleininge u. -klêneringe, Verkleinerung, Schmälerung; fig. Geringschätzung, Schimpf, Hohn." wurde ein Bindestrich vor klêneringe ergänzt.

In "vor-sênicheit, -seinicheit, Vorsehung; Fürsorge, Vor-, Umsicht; juwe v. als Titulatur." wurde ein Bindestrich vor seinicheit ergänzt.

Unklare Worttrennungen: Der Herausgeber folgte hinsichtlich der Trennung von Wörtern innerhalb eines Eintrags keinem klaren System, was es erschwerte festzustellen, ob ein am Zeilenende getrenntes Wort auch nach Intention des Herausgebers an dieser Stelle einen Bindestrich haben sollte. Generell scheint er nicht kursiv gesetzte Wörter in einem Eintrag, welche Varianten eines mit Bindestrichen getrennten Hauptworts darstellen, ebenfalls mit Bindestrichen in ihre Bestandteile getrennt zu haben. Bei kursiv gesetzten mittelniederdeutschen Wörtern, z.B. innerhalb von Verweisen der Form "= [anderes Wort] ist keine Systematik zu erkennen, bei der Transkription wurden die Bindestriche am Zeilenende daher entfernt, wenn es sich nicht um Zusammensetzungen von Substantiven handelte. Nachfolgend sind alle am Zeilenende getrennten mittelniederdeutschen Wörter aufgelistet, mit der bei der Transkription getroffenen Entscheidung über die Entfernung oder Beibehaltung des Bindestrichs (und in Klammern der Alternative, die nicht in den Haupttext aufgenommen wurde).

Bei den folgenden über ein Zeilenende getrennten Wörtern wurde der Bindestrich beibehalten:
af-godinne (afgodinne); af-kesen (afkesen); af-schrapels (afschrapels); âlken-worde (âlkenworde); allent-liken (allentliken); ars-pillelen (arspillelen); becken-sleger (beckensleger); be-helpen (behelpen); be-kochelen (bekochelen); -ber(en)-blat (ber(en)blat); beren-tunge (berentunge); be-weringe (beweringe); blei-lêk (bleilêk); boden-rôf (bodenrôf); bracks-brack (bracksbrack); bretzen-maker (bretzenmaker); brût-lacht (brûtlacht); buw-achtich (buwachtich); carols-gulden (carolsgulden); cruce-weke (cruceweke); dinge-dach (dingedach); eint-valt (eintvalt); erf-sittende (erfsittende); erve-dêle (ervedêle); flet-forink (fletforink); funte-wigent (funtewigent); go-greven (gogreven); gront-werk (grontwerk); hant-gewin (hantgewin); hennep-bokemole(hennepbokemole); hovet-brêves (hovetbrêves); hove-ruter (hoveruter); hûs-becker (hûsbecker); koninges-lobben (koningeslobben); leddich-genger (leddichgenger); (Lehns)-mutung ((Lehns)mutung); lêmen-werchter (lêmenwerchter); lôt-werpinge (lôtwerpinge); man-slechtich (manslechtich); mark-grêvinne (markgrêvinne); meint-weke (meint-weke); monneke-stucke (monnekestucke); môr-bôm (môrbôm); morgen-gave (morgengave); na-nichte (nanichte); nêde-tange (nêdetange); nettelen-krût (nettelenkrût); nîr-hande (nîrhande); nôt-helpersche (nôthelpersche); nôt-troftich (nôttroftich); ôster-dach (ôsterdach); over-tal (overtal); papen-pint (papenpint); pâpheit-brêf (pâpheitbrêf); -penninges-knecht (-penningesknecht); plas-bove (plasbove); roke-lose(n) (rokelose(n)); sadel-pert (sadelpert); sake-wolde (sakewolde); salûns-deke (salûnsdeke); schat-kasten-hêre (schatkasten-hêre); schut-geverde (schutgeverde); schutte-koven (schuttekoven); schuve-stên (schuvestên); ses-tich (sestich); seven-tein(e) (seventein(e)); slê-bôm (slêbôm); sleper-lode (sleperlode); sluder-werper (sluderwerper); slûp-morderie (slûpmorderie); so-danen (sodanen); spinrade-maker (spinrademaker); strît-vorste (strîtvorste); sulves-hêre (sulveshêre); sulf-gerichte (sulfgerichte); sunnen-dach (sunnendach); sût-lik (sûtlik); sut-ôsten (sutôsten); to-komen(de) (tokomen(de)); tortisien-stake (tortisienstake); truwe-hander (truwehander); tubbeken-maker (tubbekenmaker); tunne-maker (tunnemaker); umme-dedingen (ummededingen); under-erdischen (undererdischen); un-rowich (unrowich); un-vorschuldichliken (unvorschuldichliken); up-rêten (uprêten); ût-gesecht (ûtgesecht); ût-trecken (ûttrecken); valken-vlucht (valkenvlucht); vangen-bolte (vangenbolte); vasant-vlêsch (vasantvlêsch); vedeme-swîn (vedemeswîn); velt-hêren (velthêren); velt-klocken (veltklocken); vigilien-penninge (vigilienpenninge); voder-dokes-mekeren (voderdokes-mekeren); vor-bladen (vorbladen); vordan-wert (vordanwert); vor-gedacht (vorgedacht); vor-(ge)schreven (vor(ge)schreven); vor-satlik (vorsatlik); vor-vank (vorvank); vôt-genger (vôtgenger); vrede-schip (vredeschip); vromissen-altâr (vromissenaltâr); vrouwen-hûs (vrouwenhûs); walnote-bôm (walnotebôm); walvisch-smalt (walvischsmalt); wardeinen-amt (wardeinenamt); war-schuwinges-brêf (warschuwinges-brêf); wasse-dôm (wassedôm); wedder-wesle (wedderwesle); wedder-winden (wedderwinden); wêd(e)asche (wêd(e)-asche); wede-winde (wedewinde); wegen-deke (wegendeke); weite-klige (weiteklige); wêken-gare (wêkengare); wert-troch (werttroch); wil-komere (wilkomere); wille-kore (willekore); wînkopes-bêr (wînkopesbêr); winparszen-treder (winparszentreder); wînravens-ranke (wînravensranke); wode-scherne (wodescherne); wode-wistle (wodewistle); wol-geschicketheit (wolgeschicketheit); wôt-scherlink (wôtscherlink)

Bei den folgenden Wörtern wurde der Bindestrich entfernt:
achtertreden (achter-treden); alleinzeln (all-einzeln); des dôtslages (des dôt-slages); -ketelleken (-ketel-leken); lêtliken (lêt-liken); lichtmakersche (licht-makersche); luckesamigen (lucke-samigen); -medekumpân (-mede-kumpân); missebêdinge (misse-bêdinge); mortgiricheit (mort-giricheit); naderwort (nader-wort); overheideschen (over-heideschen); overmodeliken (over-modeliken); pintader (pint-ader); predeginge (prede-ginge); richtestîch (richte-stîch); scharprichter (scharp-richter); schermbreker (scherm-breker); schorbuckswater (schorbucks-water); sêkenklapper (sêken-klapper); spadenrecht (spaden-recht); steinvarn (stein-varn); twêtlink (twêt-link); un(ge)limpliken (un(ge)-limpliken); uppe-allenthalven (uppe-allent-halven); verbloken (ver-bloken); vordreyed (vor-dreyed); vorsnellen (vor-snellen); vunkeken (vun-keken); winneken (win-neken)






End of the Project Gutenberg EBook of Mittelniederdeutsches Handwörterbuch, by 
August Lübben and Christoph Walther

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK MITTELNIEDERDEUTSCHES HANDWORTERBUCH ***

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